Experimentalphysik II TU Dortmund SS2012 Shaukat . Khan @ TU - Dortmund . de Kapitel 1 Gaußsches Gesetz in Materie: die dielektrische Verschiebungsdichte Im inhomogenen E-Feld entstehen Polarisationsladungen nicht nur an der Oberfläche, sondern auch im Volumen des Dielektrikums div P pol (das E-Feld zeigt von der positiven zur negativen Ladung, P von der negativen zur positiven Ladung. Durch diese Definition zeigen beide Vektoren im polarisierten Dielektrikum in dieselbe Richtung) frei pol frei div P div E 0 0 div 0 E P div D frei D dA Q frei A D = dielektrische Verschiebung, ein "Hilfsfeld" das für manche Anwendungen praktisch ist, aber in vielen Lehrbüchern gar nicht behandelt wird. Einheit: D E 1 C 0 D 0 E P 0 E 0 ( 1) E D 0 E m2 D und E sind sehr verschieden: - es gibt für D kein Coulombsches Gesetz - die Rotation von D ist i.d.R. ungleich null - es gibt für D kein elektrostatisches Potenzial Verhalten des E-Felds an den Oberflächen von Dielektrika Wenn das elektrische Feld senkrecht auf der Oberfläche steht, verkürzt sich E um den Faktor . Dies ist also für die Normalkomponente von E sicher richtig ED EV Wenn aber das Feld schräg auf der Oberfläche steht (was bei Nichtmetallen ok ist), bleibt die Tangentialkomponente (parallel zur Oberfläche) konstant, weil die Rotation null sein muss. ED|| EV|| S rot E 0 E ds 0 S Ohne Begründung: Die Normalkomponente des D-Felds bleibt gleich, die Tangentialkomponente erhöht sich um . 1 Experimentalphysik II TU Dortmund SS2012 Shaukat . Khan @ TU - Dortmund . de Kapitel 1 Energie des elektrischen Felds in Dielektrika Die Kapazität eines Kondensators erhöht sich um den Faktor . Energie bei konstanter Spannung: 1 1 WD CD U 2 CV U 2 WV 2 2 1 WD 0 E 2 V 2 1 1 wD 0 E 2 E D 2 2 Experimente - Eine dielektrische Kugel im inhomogenen Feld wird in Richtung des stärkeren Felds gezogen. - Eine dielektrische Flüssigkeit steigt in einem Plattenkondensator (Versuch nicht durchgeführt, s. aber Übungsblatt 2). - Blasen in einer dielektrischen Flüssigkeit werden in Richtung des schwächeren Feld gezogen (Versuch an der Uni HH). - Experiment zur Spiegelladung: eine geladene Kugel vor einer geerdeten Platte erfährt die gleiche Kraft wie gegenüber einer entgegengesetzt geladenen Kugel im doppelten Abstand 2 Experimentalphysik II TU Dortmund SS2012 Shaukat . Khan @ TU - Dortmund . de Kapitel 1 2. Der elektrische Strom 2. 1 Einführung Ladungstransport Während für den Zusammenhalt der Materie die Gesetze der Elektrostatik ausreichend zu sein scheinen (eine vollständigere Erklärung benötigt man allerdings die Quantenmechanik), basieren die meisten Anwendungen der Elektrotechnik und Elektronik auf dem elektrischen Strom, d.h. der Beweglichkeit von Elektronen in Metallen und Halbleitern. André-Marie Ampère (1775-1836) Es gibt aber noch andere Arten des Ladungstransports. Im Allgemeinen bezeichnet man mit "Strom" die Ladungsmenge, die pro Zeiteinheit durch eine gedachte Fläche tritt, egal wie die Bewegung der Ladung verursacht wird: I dQ Q dt I 1 C 1 A s (Ampere) Ladungstransport - Bewegung von Elektronen in Metallen und Halbleitern - Bewegung von Ionen z.B. in wässrigen Lösungen - Bewegung von Elektronen und Ionen in Plasmen - Bewegung von Ladung durch mechanischen Transport (van-de-Graaf-Generator) - Bewegung von geladenen Teilchen als Teilchenstrahl in Beschleunigern Zur Erinnerung: 1 A ist die Stromstärke, bei der zwei parallele Leiter (unendlich dünn, unendlich lang) pro Meter eine Kraft von 2∙10-7 N aufeinander ausüben. "Technische" Stromrichtung = Richtung der Bewegung positiver Ladungen ≠ Bewegungsrichtung der Elektronen in einem Leiter 3 Experimentalphysik II TU Dortmund SS2012 Shaukat . Khan @ TU - Dortmund . de Kapitel 1 Beispiel DELTA: Strahlstrom 130 mA Geschwindigkeit ≈ c Umfang 115,2 m. Wieviele Elektronen sind unterwegs? 115,2 m s 3,84 10 7 s 3 108 m C Q I T 0,13 3,84 10 7 s 5 10-8 C s -8 Q 5 10 C N 3,11011 Elektronen -19 e 1,6 10 C T Umlaufzeit = Umfang/c Ladung = Strom·Umlaufzeit Elektronenzahl = Ladung/e 2. 2 Das Ohmsche Gesetz Angenommen, der Strom wird durch ein elektrisches Feld bewirkt (kein mechanischer Transport, kein Teilchenstrahl). Dann ist die Stromdichte j (Strom/Fläche) dem elektrischen Feld proportional: j el E el 1 A2 As 1 A2 m 1 m N m V A Vm elektrische Leitfähigkeit "Technische" Stromrichtung = Richtung der Bewegung positiver Ladungen ≠ Bewegungsrichtung der Elektronen in einem Leiter Georg Simon Ohm (1789-1854) 4 Experimentalphysik II TU Dortmund SS2012 Shaukat . Khan @ TU - Dortmund . de Kapitel 1 Leiter mit Querschnitt A und Länge L I jA U EL I el A 1 A U U L el L 1/ R el 1 el R el I U R L A el 1 V m 1 m spezifischer Widerstand (z.B. Kupfer 1,7∙10-8 m) R 1 V 1 elektrischer Widerstand A A U RI (Ohm) R U I Experimente zum Ohmschen Gesetz - der Strom durch einen 1000-Ohm-Widerstand ist der angelegten Spannung proportional (10 mA bei 10 V). - der Strom halbiert sich beim Durchgang durch zwei in Reihe geschaltete 1000-Ohm-Widerstände. - der gemessen Widerstand durch zwei in Reihe geschaltete 80-Ohm-Widerstände beträgt 160 Ohm. - der gemessene Widerstand durch zwei parallel geschaltete 80-Ohm-Widerstände beträgt 40 Ohm. Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstands el T 0 1 T T 2 0 1 T0 T z.B. Kupfer = 4∙10-3 1/K (T0 = 0C) Experiment: Der Widerstand von Kupfer sinkt deutlich in flüssigem Stickstoff (77 K), der von Konstantan sinkt nur wenig, der eines sog. NTC-Widerstands steigt. 5