U - Nachrichtentechnische Systeme, NTS

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Grundlagen der Elektrotechnik 3
Kapitel 7
Operationsverstärker
Prof. Dr.-Ing. I. Willms
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7.1 Eigenschaften von Operationsverstärkern
– Verstärker ist ein wesentlicher Bestandteil vieler elektronischer Geräte
– Signalverstärkung wird häufig mit Hilfe des Operationsverstärkers realisiert
– Dies ist durch integrierten Halbleiterschaltungen seit vielen Jahren möglich geworden
– Operationsverstärker (OP‘s) sind genügend preiswert herzustellen
– Sie finden einem sehr breiten Anwendungsbereich
– Die Bezeichnung Operationsverstärker stammt aus der Analog-Rechentechnik
– Die Anwendungen gehen über den Rahmen von Rechenoperationen weit hinaus
Schaltsymbol eines OP (ohne Spannungsversorgungs-Anschlüsse):
P

A
N
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
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7.1 Eigenschaften von Operationsverstärkern
Geeignete äußere Beschaltungen eines Operationsverstärkers erlaubt die Realisierung
nahezu jeder gewünschten Übertragungseigenschaft!
Das Schaltungsdesign mittels OP‘s ist vergleichsweise einfach!
Dies ergibt eine universelle Einsatzfähigkeit dieser Bauelemente
Die Beschaltungen beinhalten fast immer Rückkopplungen, meist Gegenkopplungen.
Damit die Eigenschaften eines so aufgebauten Verstärkers möglichst nur von der äußeren
Beschaltung abhängen, müssen an den OP einige Anforderungen gestellt werden.
Eigenschaften eines „idealen Operationsverstärkers“:
- Unendlich hohe Differenz-Spannungsverstärkung
- Unendlich hoher Eingangswiderstand
- Verschwindend geringer Ausgangswiderstand
Den „idealen OP“ gibt es in der Praxis natürlich nicht.
Abhängig z.B. vom Frequenzbereich kommen moderne Bauelemente diesem Ideal
aber schon recht nahe!
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7.1 Eigenschaften von Operationsverstärkern
Ein Operationsverstärkers ist im wesentlichen ein Differenzverstärker.
Steigt die Spannung am nicht-invertierenden Eingang P
relativ zum invertierenden Eingang N an, so nimmt auch die Spannung am Ausgang A zu.
Reale OP‘s weisen häufig weitere Anschlüsse auf:
- Positive und negative Betriebsspannung (incl. Masse).
- Weitere Anschlüsse zur Korrektur des Frequenzganges der Leerlaufverstärkung
- Zur Verbesserung der Stabilität
- Zur Nullpunkteinstellung (Kompensation von Offset-Strömen/Spannungen)
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7.1 Eigenschaften von Operationsverstärkern
Die Eingangsspannungs-Ausgangsspannungs-Kennlinie eines Operationsverstarkers
ändert sich nahezu linear mit der Eingangsspannung UD= UP-UN.
Wie bei jedem aktiven Bauelement ist jedoch die Aussteuerfähigkeit begrenzt.
Bei größerer Aussteuerung mündet die Kennlinie in die Sättigungswerte.
Der Verstärker wird also übersteuert.
Der maximale Aussteuerbereich ist immer etwas kleiner (Größenordnung 2 V)
als die Summe von positiver und negativer Versorgungsspannung.
UA
U Amax
+10V

UP
UD

UN
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-0.1mV
+0.1mV
U D = U P -U N
UA
-10V
U Amin
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7.1.1. Wechselstromeigenschaften
Mit Hilfe eines Ersatzschaltbildes können die wichtigsten Wechselstromeigenschaften
eines Operationsverstarkers beschrieben werden.
Kleine Buchstaben mit kleinen Indizes bezeichnen Wechselstromkomponenten, also Signale.
Komplexe Größen sind durch Unterstreichen gekennzeichnet.
ip

Za
ud
AC-Ersatzschaltbild des OP
Z ds
in
up
Z ps

~ ua 0
Z ns
un
ua
up
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7.1.1. Wechselstromeigenschaften
Wie beim Differenzverstärker gilt:
ud  u p  un
(7.1-1)
Den Mittelwert der Eingangsspannungen nennt man auch Gleichtakt-Eingangsspannung:
u gl 
Für die Ströme gilt:
id 
u p  un
2
i p  in
2
i gl  i p  i n
(7.1-2)
Differenz-Eingangsstrom
(7.1-3)
Gleichtakt-Eingangsstrom
(7.1-4)
Die Ausgangs-Wechselspannung u a hängt im wesentlichen von der Differenz-Eingangsspannung u d ab, jedoch hat auch die Gleichtakt-Eingangsspannung u gl einen nicht immer zu
vemachlässigenden Einfluß auf die Ausgangsspannung.
Man muß daher zwischen zwei verschiedenen Verstärkungen unterscheiden.
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7.1.1. Wechselstromeigenschaften
vd 
ua
ud
mit
u gl  0
(7.1-5)
ist die Differenz-Spannungsverstärkung.
Die Gleichtaktverstärkung ist wie folgt definiert:
ua
v gl 
u gl
mit
ud  0
(7.1-6)
Beide Definitionen gelten bei einem bestimmten Ruhepunkt und einer bestimmten Last.
Eine wichtige Kenngröße bei Operationsverstärkern ist die Differenz-Spannungsverstärkung
ohne äußere Last:
vd
Z L 
v
(7.1-7)
Diese Größe wird auch offene Spannungsverstärkung (Open Loop Gain) genannt.
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7.1.2. Gleichstrom-Eigenschaften
Die bisher erläuterten Kenngrößen für Wechselstrom sind konstant, solange man sich
im linearen Arbeitsbereich des Operationsverstärkers befindet.
Durch praktisch immer vorhandene Unsymmetrien in der Eingangsstufe (Differenzverstärker)
erhält man zusätzliche Fehler, welche außerdem temperaturabhängig sind.
a) Gleichstrom-Ersatzschaltbild,
b) Kompensation der Eingangsfehler

P
=
R1
2I B
U
P’ 0A
0A
N’
IP
0V
P 

N
= VU d
=
D
U0
=
IN
Ud
rd
R2
U0
IB
=
I0
2
=
ra
=
IB
A
Ua
U0
N

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Ua  0
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7.1.2. Gleichstrom-Eigenschaften
Beim realen Operationsverstarker ist die Ausgangsspannung UA auch dann nicht Null, wenn
Up= UN= 0 ist. Man definiert eine Offsetspannung U0 als die Spannungsdifferenz, die
zwischen den beiden Eingängen liegen muß, damit UA = 0 wird:
(7.1-12)
UA  0
bei
Die Offsetspannung läßt sich im Operationsverstärker selbst oder in einer
externen Schaltung kompensieren.
Störend macht sich dann nur noch die Offsetspannungsdrift bemerkbar:
U0  U P U N
U 0 ( , t , U B ) 
U 0

U 0
t
U 0
U B
U 0
U 0
U 0
 
t 
U B

t
U B
U0  U N  0
ist der Temperaturkoeffizient (Typische Werte: 1...100µV je Grad)
ist der Langzeitkoeffizient (Größenordnung: 10µV ... 1 mV je
Tag)
berücksichtigt den Einfluß der Betriebsspannungsschwankungen
(Größenordnung: 10 µV /V ... 1 mV/V)
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7.1.2. Gleichstrom-Eigenschaften
Weiterhin weist ein realer Operationsverstarker Eingangsruheströme auf. Sie sind durch
die Basisströme der Eingangstransistoren bedingt.
Ist IP der Eingangsruhestrom am nichtinvertierenden Eingang und IN der
Eingangsruhestrom am invertierenden Eingang, dann gilt für den Eingangsruhestrom
(input bias current):
I I
(7.1-13)
IB  P N
UA  0
bei
2
Die beiden Eingangsruhestrome sind normalerweise nicht genau gleich. Die Differenz beträgt:
I0  I P  I N
I 0  0.1I B
(7.1-14)
Diese Differenz wird Eingangsfehlstrom (Offsetstrom) genannt.
In Bild auf S. 9 ist das Gleichstrom-ErsatzschaItbild eines Operationsverstarkers
angegeben.
Mittels der dargestellten Kompensationsschaltung erhält man einenVerstärker,
dessen Eingangsfehlspannung und dessen Eingangsruheströme nahezu verschwinden.
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7. 2. Rückgekoppelte Operationsverstärker
Rückkopplungsschaltungen lassen sich je nach Abnahme und Einspeisung des
Rückkopplungssignals in vier Gruppen einteilen:
Das Rückkopplungssignal kann proportional zur Ausgangsspannung (spannungsgesteuert)
oder proportional zum Ausgangsstrom (stromgesteuert, eher seltene Anwendung) sein.
Die Einspeisung des Rückkopplungssignals kann parallel oder in Serie zum Eingang
erfolgen. Im ersten Fall summieren sich Eingangs- und Rückkopplungsstrom, im zweiten
Fall Eingangs- und Rückkopplungsspannung.


ue

Z1
ue
ua

iL
uL
ZL
S
Z0
Z0
Spannungsgesteuerte Spannungsrückkopplung
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ZL
Stromgesteuerte Spannungsrückkopplung
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7. 2. Rückgekoppelte Operationsverstärker
Durch Eingangs- und Ausgangsnetzwerke können die Schaltungen noch erweitert werden.
Die Rückführung kann an den invertierenden oder nichtinvertierenden Eingang
angeschlossen werden (Mit- oder Gegenkopplung).
Welche Art der Kopplung auftritt, hängt nicht nur von der Polung der Anschlußklemmen ab von grossem Einfluss ist auch der Phasenfrequenzgang.
Die Schaltungen (auf dieser und der vorigen Seite) sind so dargestellt, daß bei
Verwendung von Widerständen bei tiefen Frequenzen eine Gegenkopplung auftritt.
Z1
i1
Z0
ue
i0 i n
iL


Z0
ua
ZL
Spannungsgesteuerte Stromrückkopplung
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i0
in

uL
ZL
ue

Stromgesteuerte Stromrückkopplung
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7. 2. Rückgekoppelte Operationsverstärker
Spannungsgesteuerter Spannungsrückkopplung:
Der durch die Widerstände Z 0 und Z 1 fließende Strom ist proportional zur Ausgangsspannung. Die am Widerstand Z 0abfallende Spannung wird in den invertierenden
Eingang eingespeist. Die Eingangsspannung wird an den nichtinvertierenden Eingang
gelegt.
Stromgesteuerte Spannungsrückkopplung:
Die an Z 0 abfallende Rückkopplungsspannung ist proportional zum Laststrom.
Spannungsgesteuerter Stromrückkopplung:
Der Knotenpunkt S besitzt nahezu Massepotential.
Der der Ausgangsspannung proportionale Rückkopplungsstrom i1 addiert sich am Punkt
S zum Eingangsstrom i 0 .
Stromgesteuerter Stromrückkopplung:
Hier entspricht der Rückkopplungsstrom dem Laststrom. Am Knotenpunkt S summieren
sich wieder Eingangs- und Rückkopplungsstrom.
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7. 3. Invertierender Verstärker
In folgenden ist ein invertierenden Verstärkers mit reeller Beschaltung in
spannungsgesteuerter Stromrückkopplung angegeben.
Ein idealer Operationsverstärker (mit verschwindenden Offsets) ist durch folgende
Eigenschaften gekennzeichnet:
Offene Spannungsverstärkung
| v | V  
Gleichtaktunterdrückung
| G | ,| v gl | Vgl  0
Ausgangsimpedanz
Za  0
IP  IN  0
Eingangsruheströme
R0
ue
in
un
i1
R0
R1

un

ua  Vun
ua
Invertierender Verstärker
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Zur Berechnung der Spannung un
und der Ausgangsspannung ua
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7. 3. Invertierender Verstärker
Legt man an die Schaltung eine positive Eingangsspannung ue an, so wird sich
am invertierenden Eingang - da die Ausgangsspannung un im ersten Augenblick noch
Null ist - eine Spannung der folgenden Höhe einstellen:
R1
u n  ue
(7.3-1)
R1  R0
Diese Spannung wird verstärkt, und die Ausgangsspannung würde auf hohe negative Werte entsprechend der Beziehungua  Vun ansteigen. Da jedoch der Ausgang auf
den invertierenden Eingang zurückwirkt, wird die Spannung un gleichzeitig wieder verkleinert.
Es liegt also eine Gegenkopplung vor. Im Gleichgewichtszustand wird sich am Punkt S
die gegenüber dem Anfangszustand eine wesentlich kleinere Spannung einstellen:
u n  ue
R1
R1  R0 (1  V )
(7.3-2)
Wegen V >> 1 gilt dann:
u n  ue
R1
R1  VR0
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(7.3-3)
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7. 3. Invertierender Verstärker
Damit läßt sich die Größe der im Gleichgewichtszustand auftretenden Ausgangsspannung
berechnen:
u n  ue
R1
R1  VR0
ua  Vun  
Für V 
R1
R0
VR1
R1
ue  
ue
R1  R0V
R1 / V  R0
(7.3-4)
erhält man:
ua  
R1
ue
R0
ua
R1

ue
R0
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(7.3-5)
(7.3-6)
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7. 3. Invertierender Verstärker
Das Minuszeichen besagt, daß die Ausgangsspannung gegenüber der Eingangsspannung
invertiert ist. Bei großer offener Spannungsverstärkung V ist die Verstärkung des beschalteten
Operationsverstärkers nur noch durch das Verhältnis der Widerstände R1 und R0 gegeben.
Änderungen von V infolge vom Exemplarstreuungen, Temperaturänderungen und Nichtlinearitäten wirken sich auf den beschalteten Verstärker praktisch nicht aus.
ua


 0 wird, d.h.
u
Der Gleichgewichtszustand der Schaltung stellt sich so ein, daß n
V
der Punkt S in Bild 5.3-1 liegt praktisch auf Massepotential.
Er wird daher als .,virtuelle Masse" bezeichnet.
Damit lassen sich in der Regel die Operationsverstärkerschaltungen in vereinfachter Form
berechnen.
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7. 3. Invertierender Verstärker
Zusammenfassend kann man feststellen:
Bei jedem beschalteten Operationsverstärker muss geprüft werden, ob Mit- oder
Gegenkopplung vorliegt. Maßgeblich für eine Gegenkopplung ist, daß die
Ausgangsgröße der Eingangsgröße entgegenwirkt.
Bei Gegenkopplung kann man die sich einstellende Ausgangsspannung berechnen.
Bei Mitkopplung tritt in vielen Fällen eine Schwingneigung der Schaltung auf.
Dazu reicht jede auch extrem geringe phasenrichtige Einkopplung des
Ausgangssignals für V > 1.
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7. 3.1. Kompensation von
Eingangsruhestrom und Offsetspannung
Bisher wurden die bei einem realen Operationsverstärker die Eingangsruheströme
vernachlässigt: I P  I N  I B
Diese erzeugen je nach der Größe des jeweiligen Widerstandes am Eingang des
Operationsverstärkers eine Spannung, die wie eine zusätzliche Offsetspannung wirkt.
R1
R1
R0
ue
IN

IP

R0 // R1
Kompensation des
Eingangsruhestromes
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R0
ua


ue
U0 =
ua
Zur Berechnung der Auswirkung der
Offsetspannung auf den Ausgang
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7. 3.1. Kompensation von
Eingangsruhestrom und Offsetspannung
In der Schaltung nach obigem Bild bewirkt der Ruhestrom IN am N-Eingang einen Spannungsabfall I N ( R0 || R1 ) . Wird nun der P-Eingang des Verstärkers nicht direkt, sondern über einen
Widerstand R0 || R1 mit Masse verbunden, so fällt wegen I P  I N an diesem Eingang etwa
die gleiche Spannung ab. Damit kann die Wirkung des Eingangsruhestromes weitgehend
kompensiert werden. Lediglich der Offsetstrom I 0  I P  I N bewirkt noch eine kleine Spannungsdifferenz. Die auftretende Gleichtaktaussteuerung U Gl  I B ( R0 || R1 ) kann meistens vernachlässigt werden.
Ein weiterer Fehler entsteht durch die Offsetspannung U0, die eine überlagerte
Gleichspannung am Ausgang bewirkt. Aus dem obigen Ersatzschaltbild ergibt sich:
ue  U 0 u a  U 0
(ue  U 0 ) R1

 0  ua  U 0 
0
(7.3-24)
R0
R1
R0
R
R
ua   1 ue  (1  1 )U 0
R0
R0
Die überlagerte Gleichspannung hat also die Größe:
R
(7.3-25)
U a 0  (1  1 )U 0
R0
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7.3.2. Mit Vierpolen beschalteter
invertierender Verstärker
Bisher kamen als Eingangsbeschaltung und zur Rückkopplung Zweipole zur Anwendung.
In der Praxis werden aber auch Vierpole, und zwar meistens T-Glieder verwendet
Z 11
Z 01
Z 02
i1
i0
ue

S
Z 03

Z 12
Z 13
A
ua
Bei der Ermittlung des Frequenzganges der Schaltung wird ein idealer OP vorausgesetzt.
Der Punkt S liegt praktisch auf Massepotential.
Da in den idealen Verstärker kein Strom hineinfließt, gilt für den Summenpunkt S:
i 0  i1  0
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7.3.2. Mit Vierpolen beschalteter
invertierender Verstärker
Die Berechnung der Ströme ergibt:
i0 
i1 
Damit gilt:
ue
Z Z
Z 01  Z 02  01 02
Z 03

ue
Z 01  Z 02 
Z 01 Z 02
Z 03
ua
Z 11  Z 12 
Z 11 Z 12
Z 13
ua
Z Z
Z 11  Z 12  11 12
Z 13
Z 11 Z 12
u
Z 13
A( p)  a  
Z Z
ue
Z 01  Z 02  01 02
Z 03
Z 11  Z 12 
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(7.3-26)
(7.3-27)
(7.3-28)
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7.4. Nichtinvertierender Verstärker
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S. 24
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N T S
7.4. Nichtinvertierender Verstärker
Ein nichtinvertierenden Verstärker verwendet die spannungsgesteuerte
Spannungsgegenkopplung.
Die von der Ausgangsspannung ua abhängige Spannung un wird in den invertierenden
Eingang eingespeist.
Es liegt hier eine Gegenkopplung vor.
Beim idealen Operationsverstärker verschwindet die Differenzspannung.
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S. 25
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7.4. Nichtinvertierender Verstärker

Im nebenstehend skizzierten Fall gilt außerdem:
u p  ue
R0
u n  ue 
ua
R1  R0
ue

R1
ua
un
R0
(7.4-1)
Damit folgt:
ua  ue
ud
Nichtinvertierender Verstärker
R1  R0
R0
ua
R
 1 1
ue
R0
(7.4-2)

ue

(7.4-3)
ua
Spannungsfolger
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7.4. Nichtinvertierender Verstärker
Der nichtinvertierende Verstärker hat folgende Eigenschaften:
- Keine Invertierung des Eingangssignals
- Die Verstärkung ist größer bzw. im Grenzfall gleich Eins
- Unendlich großer Eingangswiderstand (bei Verwendung des idealen OP‘s)
Da der Ausgangswiderstand des Verstärkers sehr niederohmig ist, wird der nichtinvertierende Verstärker in der Praxis oft als Impedanzwandler eingesetzt.
In der folgenden Betrachtung soll der Einfluss einer endlichen Leerlaufverstärkung
untersucht werden:
un 
R0
ua
R1  R0
(7.4-4)
ua
 ue  u n
ud 
V
(7.4-5)
ue 1 u n 1
R0
   
ua V ua V R1  R0
(7.4-6)
Man erkennt, daß für V   dieses Ergebnis in Gl. (7.4-3) übergeht.
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7.4. Nichtinvertierender Verstarker
Beim nichtinvertierenden Verstärker mit realem OP tritt eine vergleichsweise hohe
Gleichtaktspannung auf.
Die folgende Rechnung zeigt, wie dadurch zusätzliche Fehler entstehen können.
Mit
un 
R0
ua
R1  R0
u gl  ue
u d  ue  u n
ua  Vud  Vgl u gl  V (ue  un )  Vgl u gl

R0 
u

V
1
resultiert: a 
  ue (V  Vgl )
R1  R0 

Nutzt man die Näherung
1
 1 x
1 x
(7.4-7)
VR0
R0
1

u
R1  R0 V R1  R0
 e 

Vgl
ua
V  Vgl
1
V
1
dann ergibt sich:
ue  1
R0   Vgl 
(7.4-8)
 
 1 

(7.4-9)
ua  V R1  R0  
V 
Der Vergleich mit Gl. (7.4-6) zeigt den Einfluss der endlichen Gleichtaktunterdrückung auf
die Verstärkung.
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7.5. Niederfrequenz-Verstärker
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7.5. Niederfrequenz-Verstärker
Die Kondensatoren C0 und C2 bilden hier für Wechselspannungen höherer Frequenz
einen Kurzschluß. Die Schaltung arbeitet dann als nichtinvertierenderVerstärker mit der
Verstärkung
ue
R
 1 1
(7.5-1 )
ua
C2
R0


ue
IB
R1
R2
R0
R2
ua
UN
UP


= U0
R1 I B
ua
C0
Niederfrequenz-Verstärker
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Zur Erläuterung der Gleichstromverhältnisse beim Niederfrequenz-Verstärker
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Nachrichtentechnische Systeme
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7.5. Niederfrequenz-Verstärker
Erläuterung der Gleichspannungsverhältnisse (Berücksichtigung der Eingangsruheströme):
Die Offsetspannung kann man sich in Reihe mit einem der beiden Eingänge des Verstärkers
geschaltet denken. Damit gilt:
U P   I B R2
U N  U a 0  U 0  I B R1
Damit erhalt man mit UP = UN für die Ausgangsoffsetspannung:
U a 0  U 0  I B  R1  R2 
(7.5-2)
Damit der Einfluss des Eingangsruhestromes klein bleibt, wählt man R1 » R2.
Der Eingangswiderstand der Schaltung ist praktisch gleich R2.
Bei UP= 1 V, IB= 1 µA ergibt sich z.B. R2 = 1 MW.
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S. 31
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7.5. Niederfrequenz-Verstärker
Für die Systemfunktion der Schaltung erhält man:
R2
pT2
 ue ( p )
u p ( p )  ue ( p )
mit T2  R2C2
1  pT2
R2  1/ pC2
un ( p )  ua ( p )
R0  1/ pC0
1  pT0
 ua ( p )
R1  R0  1/ pC0
1  pT1
u p ( p )  un ( p )
A( p ) 
1  pT1  pT2
ua ( p )

ue ( p ) 1  pT0 1  pT2 
T1  ( R1  R0 )C0
T0  R0C0
(7.5-3 )
Für p   ergibt sich wieder:
ua ( p ) pT1 pT2 T1
R1

  1
ue ( p ) pT0 pT2 T0
R0
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7.6. Analoge Rechenschaltungen
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S. 33
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7.6.1. Umkehraddierer
Da der Knotenpunkt S der folgenden Schaltung praktisch Massepotential hat, können
hier über Widerstände R0v weitere Spannungsquellen angeschlossen werden, ohne dass
eine gegenseitige Beeinflussung der Spannungsquellen auftritt.
Jede der Eingangsspannungen uev speist einen Strom in den Knotenpunkt S ein.
Die Schaltung eignet sich zum Addieren von Spannungen oder auch zum Summieren
von Strömen.
Beim Summieren von Strömen können die Widerstände R0v = 0 gesetzt werden.
Wendet man die Knotenregel auf den Summationspunkt S an, dann erhält man:
ue1 ue 2
u
u
u

   ev    en  a  0
R01 R02
R0 v
R0 n R1
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Grundlagen der Elektrotechnik 3
S. 34
Fachgebiet
Nachrichtentechnische Systeme
N T S
7.6.1. Umkehraddierer
Daraus folgt:
R1
R1
R1
R1
ua 
ue1 
ue 2   
uev   
uen
R01
R02
R0 v
R0 n
R0n
RN

R02
R01
uen
ue 2
(7.6-1)
RN
R1
S


RP
ue1


ue1

Umkehraddierer
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ua
ue 2
RP
ua
Subtrahierschaltung
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Nachrichtentechnische Systeme
N T S
7.6.2. Subtrahierer
In der Subtrahierer-Schaltung liegen die Eingänge des OP‘s nicht auf Nullpotential.
Zur Berechnung der Ausgangsspannung soll daher von den Spannungen am P- bzw.
N-Eingang ausgegangen werden. Für den idealen Operationsverstärker gilt dann:
up 
Rp
Rp 
Rp

Mit u p  un
folgt dann:
ue 2 
1
1
1

ue 2 

1
ue 2
un 
RN ue1 
RN
RN 
RN


ua

ue1 
1
1

ua
1

ua   (ue 2  ue1 )

 ue1  ua
1 
(7.6-3)
Die Schaltung bildet also die Differenz der beiden Eingangsspannungen und multipliziert
sie mit dem Faktor α.
Da die Eingänge des Verstärkers nicht auf Nullpotential liegen, muss überprüft werden,
ob der zulässige Gleichtaktbereich des Verstärkers nicht überschritten wird.
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N T S
7.6.3. Integrator
Das Bild zeigt die Schaltung eines Umkehrintegrators. Unter Voraussetzung eines
idealen Operationsverstärkers erhält man die folgenden Gleichungen:
C
i1
i0  i1  0
ue
i0 
R0
R0
i1  C1
i0
dua
dt
ue
du
du
u
 C1 a  0  a   e
R0
dt
dt
R0C1
1


ue
(7.6-19)
Daraus berechnet sich die Ausgangsspannung ua zu :
ua
Umkehrintegrator
t
1
ua  
ue dt  U a 0

R0C1 0
(7.6-20)
Ua0 ist die Spannung, die zu Beginn der Integration am Ausgang der Schaltung vorhanden
ist. Das Produkt R0C1 = T1 hat die Dimension einer Zeit (Integrierzeit).
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7.6.3. Integrator
Ist die Eingangsgröße ue(t) zur Zeit t=0 eine Sprungfunktion, so ist die Integrierzeit die Zeit,
bei der von Null an beginnend die Ausgangsspannung ua gerade die Größe der
Eingangsspannung ue erreicht hat:
ue
U E0
1
0 .5

t
ua
U E0
0 .5
T1
1
t
T1  R 0 C 1
Zeitlicher Verlauf der Ausgangsspannung bei sprungförmigem Verlauf am Eingang
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7.6.4. Differentiator
Hier ist die Prinzipschaltung eines Differentiators dargestellt. Bei idealem OP gilt:
i0  i1  0
i0  C0
due
dt
C0
u
i1  a
R1
ue
du u
C0 e  a  0
dt R1
ua   R1C0
R1
i1
due
dt
i0


ua
Prinzipschaltung des Differentiators
Die Systemfunktion des Differentiators hat die Form:
u ( p)
TD  R1C0
mit
A( p )   a
 pTD
ue ( p )
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7.6.4. Differentiator
Die angegebene Prinzipschaltung des Differentiators ist in dieser einfachen Form meistens
nicht brauchbar (z.B. nicht reeller Eingangswiderstand und Verstärkung des Rauschens bei
hohen Frequenzen).
Durch Einfügen eines Widerstandes R0 in Reihe zur Kapazität C0 erhält man eine besser
brauchbare Schaltung (mit niedrigerem Rauschen).
Für die Systemfunktion der Schaltung erhält man:
ua ( p ) Z1 ( p )


ue ( p ) Z 0 ( p )
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7.6.4. Differentiator
Mit R1C1=T1 und R0C0=T0 ergibt sich :
C1
R / pC1
R1
Z1 ( p )  1

R1  1/ pC1 1  pT1
Z 0 ( p)  R0  1/ pC0  R0
1  pT0
pT0
u ( p ) R1
pT0
 a
 .
ue ( p ) R0 (1  pT0 )(1  pT1 )
R1
R0
ue

C0

Für pT0  1 und pT1  1 gilt:

ua ( p ) R1
 . pT0
ue ( p) R0
Für p   gilt: 
ua
Verbesserte Schaltung des Differentiators
ua ( p) R1 1
 .
ue ( p) R0 pT1
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7.6.4. Differentiator
Die Schaltung arbeitet damit für Frequenzen 0 < w <w0= 1/T0 als Differentiator, darüber
hinaus integriert sie. Durch Zuschalten der Kapazität C1 parallel zum Widerstand R1 tritt
eine Absenkung der Verstärkung bei höheren Frequenzen auf, wodurch auch das Rauschen
verringert wird. Wählt man R0C0 = R1C1, dann sinkt die Verstärkung oberhalb w 0 ab.
Der zum Differenzieren nutzbare Frequenzbereich wird hierdurch aber nicht weiter
eingeschränkt als es durch den Widerstand R0 ohnehin schon der Fall ist.
Im Bild ist der zeitliche Verlauf der Ausgangsspannung eines Differentiators dargestellt,
wenn die Eingangsspannung einen sägezahnförmigen Verlauf hat.
ue
t
ua
t
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