SS06 Block 1

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Kommunikationstechnik für
behinderte und alte Menschen
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1
Willkommen bei
Kommunikationstechnik
für
behinderte
und
alte Menschen
Wolfgang Zagler
© 2003 Zagler
Für den Gebrauch im Unterricht an der TU Wien
Quellangaben für Zitate im Skriptum
Kommunikationstechnik für
behinderte und alte Menschen
1. BLOCK
1 Organisatorisches,
Kap 1: Behinderte und alte Menschen
Kap 2: Rehabilitationstechnik
2 Kap 3: Kommunikation
Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Sprache, Sprechen
3 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Ohr, motorische Kommunikationsbehinderungen
4 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Auge
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2
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behinderte und alte Menschen
1. BLOCK
1 Organisatorisches,
Kap 1: Behinderte und alte Menschen
Kap 2: Rehabilitationstechnik
2 Kap 3: Kommunikation
Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Sprache, Sprechen
3 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Ohr, motorische Kommunikationsbehinderungen
4 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Auge
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3
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.1: Definitionen
Q „Behinderte“ sind Menschen in allen
Altersgruppen, die durch einen angeborenen
oder erworbenen gesundheitlichen Schaden
in der Ausübung der im entsprechenden
Lebensalter üblichen Funktionen
beeinträchtigt sind.
Q Altern stellt einen komplexen, irreversiblen
Vorgang dar, der durch organisch bedingte
Veränderungen im Bereich der
Lebensfunktionen charakterisiert ist.
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.1: Definitionen
Q Bei der Alterung unterscheiden wir:
™den stetigen biologischen Alterungsprozeß
(Biomorphose)
™die im fortschreitendem Lebensalter wesentlich
stärker ausgeprägten degenerativen
Veränderungen und funktionellen Verluste
(Seneszenz)
Q Gerontologie
Q Gerontechnologie
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.2: Die Ebenen der Behinderung
Q WHO - ICIDH 1 (1980)
™International Classification of
ƒ Impairments
ƒ Disabilities and
ƒ Handicaps
Q Impairment = (gesundheitliche) Schädigung
Q Disability = Fähigkeitsstörung
Q Handicap = (soziale) Beeinträchtigung
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.2: Die Ebenen der Behinderung
Q ICIDH als Graphik
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.3: Statistik
Q Beispiel 1: USA (1992)
US Bevölkerung 1992
Gesamtbevölkerung > 6 Jahre (in T)
ohne Behinderung oder chron. Krankheit
von Behinderung betroffen / Behinderungen
Sehschädigung
Hörschädigung
Sprach-/Sprechschädigung
Intellektuelle Schädigung
Motorische Schädigung
Andere Schädigung
von chronischer Krankheit betroffen
nur Hauptursachen
alle Ursachen
,.
Schädigung.
%
Personen
237.000
%
100
199.265
10.922
84,1
4,6
16.327
100
558
654
315
1.389
7.762
244
26.813
0,2
0,3
0,1
0,6
3,3
0,1
11,3
1.294
1.175
545
1.575
11.367
371
44.716
7,9
7,2
3,3
9,6
69,6
2,3
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.3: Statistik
Q Beispiel 2: EU 12 (1992 - 1995)
EU-12 Bevölkerung 1992/1995
Personen
%
%
Gesamtbevölkerung
347.276
100,0
ohne Behinderung
282.285
81,3
64.991
18,7
100,0
Sehschädigung
8.665
2,5
13,3
Hörschädigung
9.955
2,9
15,3
10.715
3,1
16,5
8.460
2,4
13,0
27.195
7,8
41,8
von Behinderung betroffen
Sprach-/Sprechschädigung
Intellektuelle Schädigung
Motorische Schädigung
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.3: Statistik
Q Beispiel 3: Österreich (1995)
Österreich Bevölkerung 1995
Personen
%
Schädig.
%
Gesamtbevölkerung
7.119
100
ohne Behinderung oder chron. Kr.
4.994
70,1
von Behinderung betroffen / Behinderungen
1.355
19,0
1.595
100
Sehschädigung
407
5,7
532
33,4
Hörschädigung
456
6,4
506
31,7
15
0,2
15
1,0
476
6,7
541
33,9
1.663
23,4
2.556
877
12,3
Sprach-/Sprechschädigung
Motorische Schädigung
von chronischer Krankheit betroffen
davon Behinderung UND chronischen Kr.
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.3: Statistik
35,1%
motorische
Schädigung
1,1%
Srach-/ Sprechschädigung
30,1 %
Sehschädigung
33,7%
Hörschädigung
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.3: Statistik
Anteil in %
Anteil körperlich beeinträchtigter
Personen nach dem Alter 1976, 1986 und 1995
100
90
84,9
1976
1986
1995
80
70
78,7 80,3
71,9
59,8
60
48,7
50
40
34,8
49,5
37,5
29,3
30
18,3
20
10,9
10
46,9
62,4 63,4
4,8
19,2
21,8
12,2 12,9
6,0
0
bis 29
30-39
40-49
50-59
60-69
Alte r (in vo llen d e te n Ja h re n )
70-79
80+
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Kapitel 1: Behinderte und alte Menschen
1.3: Statistik
Körperlich beeinträchtigte Personen in % der
Bevölkerung: Beeinträchtigung und Bundesland
50,0
45,0
40,0
30,0
25,0
Chron. Krankheit
20,0
15,0
Motorische Schädigung
10,0
Hörschädigung
5,0
Sehschädigung
Ti
ro
l
Vb
g.
K
tn
.
S
bg
.
B
gl
d.
S
tm
k.
0,0
W
ie
n
Anteil in %
35,0
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.1: Rehabilitationstechnik als Disziplin
Q Einteilung der Biomedizinischen Technik
™Prävention
™Diagnostik
™Therapie
™Nachbehandlung (Rehabilitation)
™Rehabilitationstechnik (Technische Lebenshilfen)
Entwicklung, Bereitstellung und Anwendung von
technischen Geräten oder Systemen, die eine
Kompensation funktioneller Einschränkungen
bewirken können.
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.2: Aufgaben der Rehabilitationstechnik
Q Menschen mit ...
™Fähigkeitsstörung (disability) bzw.
™(sozialen) Beeinträchtigung (handicap) ...
Q Werkzeuge in die Hand zu geben, mit denen
die Fähigkeitsstörung bzw.Beeinträchtigung
ganz / teilweise überwunden werden kann.
Q Auswirkungen von Krankheit und
Behinderung überwinden, ohne an der
Krankheit oder der Schädigung selbst etwas
ändern zu können.
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.3: Ziele der Rehabilitationstechnik
Q Wiederherstellung oder Verbesserung einer
durch Schädigung betroffenen Funktion
™Der Ansatz erfolgt bei der Fähigkeitsstörung.
Durch Verwendung des Hilfsmittels wird die
Fähigkeitsstörung aufgehoben.
Q Überwindung der Auswirkungen einer
Schädigung ohne die Funktion
wiederherzustellen
™Der Ansatz erfolgt bei der (sozialen)
Beeinträchtigung. Trotz Weiterbestand der
Fähigkeitsstörung kann die gesellschaftliche Rolle
wieder wahrgenommen werden.
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.4: Kategorien technischer Hilfen
Q Augmentative (verstärkende) Hilfsmittel
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.4: Kategorien technischer Hilfen
Q Inserierende (einfügende) Hilfsmittel
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.4: Kategorien technischer Hilfen
Q Substituierende (ersetzende) Hilfsmittel
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.5: Das Prinzip des Vikariats
Q Sensorisches Vikariat
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.5: Das Prinzip des Vikariats
Q Bandbreiten der menschlichen Sinnesorgane
Sinnesorgan
Bandbreite in bit/s
Sehen (Auge)
106 bit/s
Hören (Ohr)
104 bit/s
Tasten (Haut)
102 bit/s
Riechen (Nase)
<101 bit/s
Schmecken (Zunge)
<101 bit/s
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.5: Das Prinzip des Vikariats
Q Aktuatorisches Vikariat
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Kapitel 2: Rehabilitationstechnik
2.5: Das Prinzip des Vikariats
Q Mentales Vikariat
™Das Hilfsmittel übernimmt für die Person eine
bestimme „Denkarbeit“ (z.B. Erinnern an einen
Termin, ein Medikament, einen Weg).
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1 Organisatorisches,
Kap 1: Behinderte und alte Menschen
Kap 2: Rehabilitationstechnik
2 Kap 3: Kommunikation
Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Sprache, Sprechen
3 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Ohr, motorische Kommunikationsbehinderungen
4 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Auge
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Die elementaren Komponenten (technischer
und biologischer) Kommunikationssysteme
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Wir unterscheiden zwischen
™der abstrakten Nachricht
™und dem zur Übertragung geeigneten Signal
Q Dieselbe Nachricht kann durch die
Verwendung unterschiedlicher Signalsender
durch unterschiedliche Signale übertragen
werden.
Q Auf der Empfängerseite müssen die Signale
wieder in die ursprünglich intendierte
Nachricht verwandelt werden.
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Ideales Kommunikationssystem
™Die von der Informationsquelle ausgehende und
die vom Informationsempfänger aufgenommene
Nachricht und ...
™das gesendete und das empfangene Signal
™sind identisch.
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Abweichungen von dieser Idealform
™Ein nicht-idealer (behinderter) Signalsender
™Das übertragene Signal unterliegt auf dem
Übertragungsweg Störungen
™Ein nicht-idealer (behinderter) Signalempfänger
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Erweitertes Kommunikationsmodell
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q „Sender“ besteht aus
™IQ = Informationsquelle
™EC = Encoder
™SS = Signalsender
Q Übertragunsstrecke mit StQ = Störquelle
Q „Empfänger“ besteht aus
™SE = Signalempfänger
™DE = Decoder
™IE = Informationsempfänger
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Beispiel:
Menschliche Spracherzeugung und Sprechen
im erweiterten Kommunikationsmodell
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Kapitel 3: Kommunikation
3.1: Kommunikationstheorie nach Shannon
Q Erster Schritt
™(gedankliche) Nachricht wird in Worte gefaßt und
in Phoneme encodiert.
Q Zweiter Schritt
™Artikulationsorgane werden angesteuert,
Phoneme als Luftschwingungen ausgesendet.
Q Encoder: aus der abstrakten Nachricht wird
eine Sequenz von Zeichen erzeugt.
Q Signalsender: Die Zeichen erhalten
physikalische Gestalt, sodaß sie sich zur
Übertragung eignen.
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Betrachtung der Endpunkte einer
Kommunikationsstrecke
Q Interpersonelle (Mensch-Mensch)
Kommunikation
™Endpunkte jeweils Menschen, auch wenn
dazwischen technische Einrichtungen verwendet
werden
Q Mensch-Maschine Kommunikation
™Ein Endpunkt von einer Maschine gebildet
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Direkte interpersonelle Kommunikation
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Sender (biologischer Sender)
™Die Person, die eine Nachricht an eine andere
Person übermittelt.
Q Codierung
™Vorgang, durch den Gedanken in symbolische
Formen (Zeichen, Codes) umgewandelt werden.
Q Biologischer Signalsender
™Jener Teil des (menschlichen) Organismus, der
zur Umsetzung der Codes in ein physikalisch
übertragbares Signal dient (z.B.
Artikulationsorgane, Hände und Finger)
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Nachricht
™Die Gesamtheit aller vom Sender übermittelten
Symbole.
Q Medium
™Darstellungsart der Nachricht (gesprochenes
Wort, geschriebener Text, gebärdete Handzeichen
etc.)
Q Kanal
™Der zur Übertragung herangezogene
physikalische Träger (Schall, Licht oder durch
Berührung übertragene Kraft sein).
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Biologischer Signalempfänger
™Teil des Organismus, der das übertragene Signal
in eine biologisch verarbeitbare Codierung
umwandelt (Sinnesorgan).
Q Decodierung
™Der Vorgang, durch den der (biologische)
Empfänger den vom Sender verschlüsselten
Symbolen eine Bedeutung zuordnet.
Q Empfänger (biologischer Empfänger)
™Die Person, an die die vom Sender übermittelte
Nachricht gerichtet ist.
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Antwort
™Die Reaktion des Empfängers auf die übermittelte
Nachricht.
Q Feedback
™Jener Teil der Antwort (Reaktion des
Empfängers), den der Empfänger an den Sender
zurückübermittelt.
Q Störung
™Jede während des Übermittlungsvorganges
auftretende unbeabsichtigte Unterbrechung oder
Verzerrung der Nachricht.
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Kapitel 3: Kommunikation
3.2: Begriffe und Aspekte der Kommunikation
Q Zweiwegkommunikation
™ein bidirektionaler Kanal - oder
™zwei unterschiedliche Kanäle für die beiden
Richtungen
Q Einwegkommunikation
™Kanal wird bewußt nur in einer Richtung
verwendet - oder
™Kanal kann nur in einer Richtung verwendet
werden
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1: Sprache und Sprechen
Q Zweistufiger Prozeß:
™Sprache (semantisches Repräsentationssystem)
™Sprechen (phonetisches Repräsentationssystem)
Q Sprache: Codierung von abstrakten
Denkmustern in eine Folge von Zeichen
™Phoneme
™geschriebene Buchstaben u.s.w.
Q Sprechen: Realisierung durch Laute
Q Schreiben: Manifestierung als Schriftzeichen
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Sprache ist …
Q … ein konventionelles (= auf Konventionen
basierendes) System von Zeichen zu
Kommunikationszwecken
Q … die Möglichkeit, aus einem beschränkten,
überindividuellen Zeichenvorrat (z.B.
Alphabet, Wortschatz) eine unbeschränkte
Zahl beliebiger Nachrichten produzieren und
verstehen zu können.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Q Tiere verfügen auch über „Kommunikation“
aber (nach heutigem Wissenstand) über
keine „Sprache“, die eine unbeschränkte Zahl
verschiedener Nachrichten zuläßt.
Q Sprache besteht aus:
™den bedeutungstragenden Elementen
(Morphemen), ...
™die nach den Regeln der Syntax zu
bedeutungsvollen Einheiten mannigfaltig
kombiniert werden können.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Martin Heidegger:
Q Der Mensch spricht
Q Wir sprechen, weil Sprechen uns natürlich ist
Q Man sagt, der Mensch habe die Sprache von
Natur.
Q Erst die Sprache befähigt den Menschen,
dasjenige Lebewesen zu sein, das er als Mensch
ist.
Q Als der Sprechende ist der Mensch: Mensch.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Q Sprachproduktion
™Zugriff auf den aktiven Wortschatz
™Anwendung syntaktischer Regeln
™Nachricht wird einer bestimmten „Modalität“
zugeführt (z.B. phonetische Artikulation, Schrift,
Gebärden, Körpersprache)
Q Monomodale, bimodale und multimodale
Kommunikation
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Q Spracherwerb
Q Chomsky sieht einen Widerspruch zwischen
™der Komplexität der menschlichen Sprache und
™der Leichtigkeit, mit der Kinder Sprache erwerben
Q Er postuliert daher:
™Principles - gemeinsame Grundzüge aller
Sprachen sind bereits biologisch angelegt
™Parameters - Erlernung jener „Parameter", die die
syntaktischen Unterschiede der einzelnen
Sprachen bestimmen
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Q Wortschatz
Q Deutsch: 300.000 bis 400.000 Wörter.
™60% Substantive (Hauptwörter)
™25% Verben (Zeitwörter)
™15% Adjektiva (Eigenschaftswörter) und
Adverbien (Umstandswörter)
Q Englisch: 600.000 bis 800.000 Wörter
Q Französisch ca. 100.000 Wörter
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Q Wortschatz erwachsener Menschen:
™Durchschnittlicher aktiver Wortschatz:
8.000 bis 16.000 Wörter.
™Durchschnittlicher passiver Wortschatz:
fast 100.000 Wörter.
Q Zum 90% Verstehen eines einfachen,
alltäglichen Textes reichen bereits 2.000
Wörter aus.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.1: Sprache
Q Entwicklung des Wortschatzes bei Kindern:
Q Mit 18 Monaten:
50 wortartige Ausdrücke.
Q Aktiver Wortschatz mit 2 1/2 Jahren:
400 Wörter
Q Aktiver Wortschatz mit 3 Jahren
700 Wörter
Q Passiver Wortschatz mit 6 Jahren:
ca. 23.000 Wörter
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.2: Sprechen, Stimmbildung und Sprechorgane
Q Stimmbildung (Phonation) entsteht durch
komplexes Zusammenwirken:
™Respiratorisches System (Lungen und Atemwege)
™Kehlkopf mit den Stimmbändern
™Artikulationssystem (Rachen, Mundhöhle,
Nasenhöhle)
™Alle Bewegungen von Kehlkopf und
Artikulationsorganen (Stellung von Zunge,
Gaumen, Kiefer, Lippen) werden vom motorischen
Sprachzentrum des Gehirns gesteuert.
™Gehör (Rückkopplung der eigenen Stimme)
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.2: Sprechen, Stimmbildung und Sprechorgane
Q Stellung der Stimmbänder
™a: bei ruhiger Atmung
™b: bei forcierter Atmung
™c: bei Stimmbildung
™d: bei Flüsterstimme
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.2: Sprechen, Stimmbildung und Sprechorgane
Q Technisches Äquivalent der Stimmbildung
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.2: Sprechen, Stimmbildung und Sprechorgane
Q Resonator, Formanten
™Kehlkopf, Rachen und
Mund bilden einen
Hohlraumresonator
™Formung durch Kehlkopf,
Zunge, Kiefer und Lippen
™Grundfrequenz etwa 500 Hz
™Die fünf Haupt-Resonanzfrequenzen werden
Formanten genannt
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.2: Sprechen, Stimmbildung und Sprechorgane
Q Vokale werden durch Schwingungen der
Stimmbänder erzeugt.
Q Unterscheidung einzelner Vokale nicht durch
unterschiedliche Grundfrequenzen der
Stimmbänder sondern durch typische
Formantfrequenzen
Q Konsonanten (stimmlose Laute) sind
Geräusche. Stimmlippen schwingen nicht.
Hörbare Wirbelbildungen durch Verengungen
im Artikulationstrakt.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.1.2: Sprechen, Stimmbildung und Sprechorgane
Q Lage der Formanten im
Schalldruck/Frequenzdiagramm
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.2: Behinderungen des Sprechens (1/2)
Q Schwaches respiratorisches System:
™Lautstärke und die Dauer der lautlichen
Äußerungen vermindert
Q Störungen im Kehlkopfbereich:
™hauchige, heisere, leise, flüsternde oder
verlangsamte Aussprache
Q Fehlfunktionen des weichen Gaumens:
™nasale Artikulation oder Fehlen von Nasallauten
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.2: Behinderungen des Sprechens (2/2)
Q Störungen im vorderen Artikulationssystem:
™verwaschene, langsame, unpräzise oder
unkoordinierte Aussprache.
Q Andere Artikulationsstörungen:
™unterschiedliche Tonhöhen
™schwankende Lautstärke
™zu hohe Sprechgeschwindigkeit
™Störungen im Sprechrhythmus (Poltern, Stottern)
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.2: Behinderungen des Sprechens
Q Gesamter Komplex Stimmbildungsstörungen
wird Dysarthrie genannt (engl.: dysarthria)
Q Dysarthrie als Folge von:
™ Zerebralparese
™ Muskeldystrophie
™ Apoplexie
(Gehirnschlag)
™ Parkinson Syndrom
™ Amyotrophische
Lateralsklerose (ALS)
™Multiple Sklerose (MS)
™Chorea Huntington
™Gehirntumore
™Myasthenia gravis
™Schädelhirntrauma
™Vergiftungen
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.3: Behinderungen der Sprache
Q Aphasie (wörtlich Sprachlosigkeit)
Störung der Sprache bei erhaltener Funktion der
zum Sprechen benötigten Muskulatur
™Amnesische Aphasie:
gutes Verständnis, richtige Artikulation, aber bestimmte
Wörter fallen nicht ein, können umschrieben werden.
™Motorische Aphasie
agrammatikalisches Sprechen in Stichworten
™Sensorische Aphasie: Flüssige Sprache, aber
Verdopplungen und Verschränkungen
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1 Organisatorisches,
Kap 1: Behinderte und alte Menschen
Kap 2: Rehabilitationstechnik
2 Kap 3: Kommunikation
Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Sprache, Sprechen
3 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Ohr, motorische Kommunikationsbehinderungen
4 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Auge
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Definitionen
Q Schallwellen sind Dichteschwingungen eines
elastischen Mediums (z.B. Luft).
™Ton: Sinusschwingung einer bestimmten
Frequenz
™Klang: Überlagerung endlich vieler Töne und
deren Obertöne.
™Geräusch: Überlagerung unendlich vieler Töne.
™Hörschwelle: Der zur Wahrnehmung eines Tones
mindestens erforderliche Schalldruck
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Meßgrößen
Q Schalldruck Ps (Sound Pressure Level = SPL)
™gemessen in Pascal (1 Pa = 1 N/m2)
Q Schalldruckpegel L
™in Dezibel angegebenes logarithmische Maß
Q Bezugsschalldruck Po
™p0 = 2·10-5 N/m2
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Beispiele für Schalldruckpegel:
Q 20 dB = Verzehnfachung des Schalldrucks
Q 6 dB = Verdopplung des Schalldruckes
Q Ein Hörverlust von 80 dB bedeutet, daß der
10.000-fache Schalldruck in bezug auf eine
normal hörende Person erforderlich ist.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Phon = Maß für die subjektiv empfundene
Lautstärke
Q Entspricht dem Zahlenwert des
Schalldruckpegels [dB] für einen gleich laut
empfundenen Ton mit 1000 Hz
Q Isophone = Menge aller gleich laut
empfundenen Töne
Q Schallimpedanz = Wellenwiderstand eines
Mediums (als Produkt aus Dichte und
Schallgeschwindigkeit)
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64
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Bewertung von Hörleistung bzw. Hörverlusten
Q Hörschwelle (audiometrischer Nullpunkt) als
Bezugspunkt für ein logarithmische Maß in
Dezibel: dB HV (Hörverlust)
Q Gibt an um wieviel dB die Hörleistung
gegenüber einer normalhörender Person
geringer ist
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65
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Dynamikbereich des Ohres
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66
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Anatomie des Ohres
Q 3 Bereiche
Q Äußeres Ohr
™Trommelfell
Q Mittelohr
™ovales Fenster
Q Innenohr
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Äußeres Ohr: Trichter (3 bis 3,5 cm lang),
leitet Schallwellen verstärkend aus der
Umgebung zum Trommelfell.
Q Bei der Resonanzfrequenz (ca. 2.500 Hz) tritt
eine Verstärkung von 20 dB auf.
Q Verstärkung in jenem Bereich, der für
Sprachverständnis wichtig ist.
Q Kleinkind: äußerer Gehörgang nur wenige
Millimeter lang, Resonanz bei höheren
Frequenzen.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Mittelohr - Schall-Leitung durch die
Paukenhöhle
Q Drei Gehörknöchelchen
™Hammer (Malleus)
™Amboß (Incus)
™Steigbügel (Stapes)
Q Übertragung vom Trommelfell zum ovalen
Fenster
Q Impedanzwandlung (Weg und Kraft) Druckverstärkung um Faktor > 35
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Schnitt durch das Ohr
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Funktionen des Mittelohrs
Q Impedanzanpassung (Druck Transformation)
™von Luft (äußeres Ohr) auf Flüssigkeit (Innenohr)
™Sonst würde durch Reflexion 98% der
Schallenergie verloren gehen
™Mit Impedanzanpassung wird 60% der
Schallenergie übertragen
Q Regelungsfunktion (bzw. Schutzfunktion)
™Ab 60 - 80 dB oberhalb der Hörschwelle
kontrahieren Mittelohrmuskeln und setzen die
Beweglichkeit der Gehörknöchelchen herab.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Innenohr
Q Hörorgan: Schnecke (Cochlea)
™spiralförmiger Gang im Schädelknochen
™mit Lymphflüssigkeit gefüllt
™horizontal geteilt durch schwingfähige „Scala
media“
™oben: Vorhoftreppe (Scala vestibuli)
™unten: Paukentreppe (Scala tympani).
™Ende der Schnecke: Helicotrema
Q Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat)
™Drei orthogonale Bogengänge
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Schnitt durch die
„Scala media“
häutiger
Schneckengang
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Mechanik des Schnecke
Q Einkopplung des Schalls vom Steigbügel auf
das ovale Fenster
Q Druckanstieg in der Vorhoftreppe
Q Flüssigkeit inkompressibel
Q Ausweichen des häutigen Schneckenganges
Q Auf- und Abbewegung mit den Schwingungen
Q Scherbewegung reizt Haarzellen im
Cortischen Organ
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Ausbildung einer Wanderwelle mit Resonanz
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Frequenzselektive Verstärkung
™Hohe Frequenzen (kurze Wellenlängen) nahe
beim ovalen und runden Fenster
™Tiefe Frequenzen (lange Wellenlängen) nahe
beim Helikotrema (Ende der Schnecke)
Q Ortstheorie (tonotopische Theorie)
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Verstärkungsvorgänge im Innenohr
™passiv durch Resonanzen
™aktiv durch Energiezufuhr (aktive Schwingungen)
der äußeren Haarzellen - Faktor 1000
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Frequenzselektivität des Ohres
Q Ortstheorie, Tonotopie: Lokale Resonanten
der passiven und aktiven Wanderwelle sind
nicht ausreichend, um die enorme
Frequenzselektivität des Ohres zu erklären
™Bei hohem Schalldruck fast alle Fasern des
Hörnervs aktiv
™Elektrostimulation an einer Stelle der Cochlea
erlaubt verschiedene Frequenzen zu übertragen
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Frequenzselektivität des Ohres
Q Mikrophonische Theorie: Frequenzen direkt
über Nervenbahnen übertragen
™Grenzfrequenz von Nervenfasern liegt bei rund
800 Hz
™Trotzdem kann das Ohr (beim Menschen) bis rund
20 kHz wahrnehmen
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.4: Ohr und auditive Wahrnehmung
Q Lösungsansatz zur Codierung der
Schallsignale: Salvenprinzip
™Technisch gesehen ein Sampling-Verfahren
™Ab einer bestimmten Frequenz teilen sich mehrere
benachbarte Nervenfasern die Signalleitung
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.5: Auditive Kommunikationsbehinderungen
Q Klassifikation von Hörschädigungen
Bezeichnung nach ICIDH
Hörverlust [in dB HV]
geringe Hörschädigung
26-40 dB HV
mäßige Hörschädigung
41-55 dB HV
mittelgradige Hörschädigung
56-70 dB HV
hochgradige Hörschädigung
71-91 dB HV
an Taubheit grenzende Hörschädigung
vollständiger Verlust des Gehörs
> 91 dB HV
––
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.5: Auditive Kommunikationsbehinderungen
Q Schalleitungs- (Konduktions)- Schwerhörigkeit
™Schall gelangt nur gedämpft an die Rezeptoren des
Innenohrs
™Pfropfen im äußeren Gehörgang
™Defekt am Trommelfell
™Versteifung oder Fehlen der Gehörknöchelchen
Q Schallempfindungs- (Perzeptions)- Schwerhörigkeit
™Schädigung des Innenohres, des Hörnervs oder des
Zentralnervensystems
™Hörsturz, Ototoxikose, Schalltrauma
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.5: Auditive Kommunikationsbehinderungen
Q Kombinierte Schalleitungs- und
Schallempfindungsschwerhörigkeit
™Im Tonschwellenaudiogramm sinken
sowohl die Luftleitungs- als auch
die Knochenleitungs-Kurven
gemeinsam ab
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.5: Auditive Kommunikationsbehinderungen
Q Lärmschwerhörigkeit
Q Lang andauernde Belastung mit über
90 dB SPL stellen ernsthafte Gefährdung dar.
Drei Mechanismen kommen zur Wirkung:
™Haarzellen werden mechanisch beschädigt
Schallbelastung (z.B. 15 Minuten bei 95 dB SPL
oder 30 Sekunden bei 115 dB SPL).
™Haarzellen haben bei Erregung erhöhten
Energiebedarf, der nicht gedeckt werden kann.
™Lärm führt zu Streßbelastung, die auch die
Sauerstoffversorgung des Ohres reduziert.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.5: Auditive Kommunikationsbehinderungen
Q Audiogramm bei Lärmschwerhörigkeit
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.5: Auditive Kommunikationsbehinderungen
Q Altersschwerhörigkeit – Presbyakusis
™mit zunehmendem Alter steigende Hörschwelle
bei höheren Frequenzen
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.6: Motorische Kommunikationsbehinderungen
Q Neben den bereits unter "Behinderungen des
Sprechens" erwähnten Einschränkungen
kommen noch Auswirkungen von
motorischen Behinderungen auf die Fähigkeit
zu schreiben (also im weitesten Sinn optische
Symbole herzustellen) hinzu.
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1. BLOCK
1 Organisatorisches,
Kap 1: Behinderte und alte Menschen
Kap 2: Rehabilitationstechnik
2 Kap 3: Kommunikation
Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Sprache, Sprechen
3 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Ohr, motorische Kommunikationsbehinderungen
4 Kap 4: Kommunikationsbehinderungen
Auge
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87
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Aufbau des Auges
™Der Augapfel (Bulbus) ist kugelförmig und hat einen
Durchmesser von ca. 25 mm.
™innen: durchsichtiger Glaskörper (Corpus vitreum),
von drei Hautschichten umgeben
ƒ Lederhaut (Sclera), dient der Formgebung, geht im vorderen
Teil in die durchsichtige Hornhaut (Cornea) über
ƒ Aderhaut (Choroidea), Blutgefäße, dient der Versorgung,
vorne Strahlenkörper mit Ziliarmuskel für Akkommodation und
die Regenbogenhaut (Iris)
ƒ Netzhaut (Retina), innen am Glaskörper, mit
Photorezeptoren
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Schnitt durch das Auge
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Die Netzhaut
™Träger der Photorezeptoren
™Mehrere Nervenschichten
™Rezeptoren auf der lichtabgewandten Seite "inverses" Auge
™120 Mio. Stäbchen (engl. rods) ermöglichen das
schwarz/weiß (hell/dunkel) Sehen
™6 Mio. Zäpfchen (engl. cones) reagieren auf drei
unterschiedliche Wellenlängen, dienen der
Farbenwahrnehmung
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Schnitt durch die Netzhaut
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Der Intensitätsbereich 1:1012
Q Vier Mechanismen der Adaptation
™Verwendung von zwei unterschiedlich
empfindlichen Rezeptor-Typen (Stäbchen und
Zäpfchen)
™Veränderung der einfallenden Lichtmenge durch
die Pupille (Verhältnis 1:16 – schneller Vorgang )
™Aufbau und Abbau von Sehfarbstoff in den
Rezeptoren (langsam)
™Adaptive räumliche und zeitliche Reizintegration in
der Netzhaut.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Stäbchen 2.000 mal empfindlicher als
Zäpfchen.
™Bei geringen Leuchtdichten (Dämmerung) liefern
die Zäpfchen keinen Beitrag
™Farbenwahrnehmung nur bei ausreichender
Beleuchtung möglich
Beleuchtungsstärke [lx]
10
-5
10
-4
10
-3
10
-2
10
-1
10
0
10
1
10
2
10
3
10
4
10
Stäbchen
Zäpfchen
Bereich
skotopisch
mesopisch
photopisch
5
10
6
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94
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Akkommodation (Scharfstellung)
™Scharfstellung (Akkommodation) erfolgt durch
Veränderung der Brechkraft der Linse
™Das fernakkommodierte Auge hat eine Brechkraft
von rund 60 Dioptrien ( = 17mm Brennweite
™Bei maximaler Nahakkommodation (Einstellung
auf 10 cm) erhöht sich die Brechkraft um rund 12
Dioptrien .
™Durch Kontraktion des Ziliarmuskels werden die
Zonulafasern entspannt. Die Linse wird zufolge
ihrer Elastizität dicker, die Brechkraft wird erhöht
und das Auge akkommodiert auf die Nähe
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.7: Auge und visuelle Wahrnehmung
Q Augenlinse und
Akkommodation
™oben: fern
™unten: nah
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Klassifikation von Sehschädigungen
Bezeichnung
Visus
Sehbehinderung
< 0,3
Hochgradige Sehbehinderung
< 0,05
Blind (vor dem Gesetz)
< 0,02
Q Gilt bei bestmöglicher Korrektur (Brille bzw.
Kontaktlinse) für das bessere Auge.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Ursachen für Sehbehinderungen - Überblick
USA
Weltweit
Kinder
Trachom
Onchozerkose
Xerophthalmie
Glaukom
Katarakt
Cortikal bedingt
Mißbildungen
Retinopathie
Atrophie
Katarakt
Erwachsene
Glaukom
Katarakt
Diabetische Retinopathie
Gefäßerkrankungen
Makula Degeneration
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Refraktionsanomalien –
Brechungsfehler des Auges
™Stimmt die Brechkraft der optischen Elemente des
Auges (Hornhaut und Linse) nicht mit der Länge
des Augapfels überein, kann auf der Netzhaut
kein scharfes Bild entstehen.
™Durch Brillen und Kontaktlinsen können 90% der
Refraktionsanomalien ausgeglichen werden.
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99
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Glaucom – Grüner Star
™Ursache: erhöhter Augeninnendruck
™Übermenge an Kammerwasser
™In den meisten Fällen liegt Verlegung der
Abflußwege
™Normaler Augeninnendruck: 13 bis 28 mbar;
™Bei Glaucom: 50 bis 80 mbar.
Q Binnen Stunden(!) kann es zu einer
Aushöhlung des Sehnervenkopfes kommen.
Q Unterbrechung der Blutversorgung und
irreversibles Absterben von Nervenzellen.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Katarakt – Grauer Star
™Trübung der Augenlinse
™Gründe: Verletzungen, Diabetes,
Hitzeeinwirkungen (bei Gießern und Glasbläsern),
Strahlenschäden, Elektrounfälle, Vergiftungen,
Virusinfekte während der Schwangerschaft,
Alterungsprozeß
™Sehvermögen durch Trübung des Bildes aber
auch durch Blendwirkung zufolge von
Lichtstreuung herabgesetzt
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101
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Makula Degeneration (MD)
™Weites Spektrum von Entartungen des Gelben
Flecks
™Auftreten sowohl erblich bedingt in jedem Alter als
auch altersbedingt.
™Mit „Laser-Disco-Makula“: Schädigungen durch
Laser-Einsatz in Discotheken
™Im weiteren Verlauf kommt es zu Gesichtsfeldausfällen im zentralen Bereich der Netzhaut
(zentrales Skotom), also gerade dort, wo die
größte Sehleistung liegt
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102
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Retinitis Pigmentosa (RP)
™Degenerative Netzhauterkrankung, meist erblich
bedingt, seltener durch Infektionskrankheiten oder
Vergiftungen
™Nachtblindheit durch Ausfall der für das
skotopische Sehen erforderlichen Stäbchen.
™Später ringförmiger Gesichtsfeldausfall
(ringförmiges Skotom), sodaß nur mehr ein
Gesichtsfeld von 10° bis 15° verbleibt.
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103
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Retinopathie, diabetische Retinopathie
™Retinopathie: zusammenfassender Begriff für alle
nichtentzündlichen Netzhauterkrankungen.
™Ursachen: Strahlenschäden (Sonne oder
Lichtbogen), Nierenerkrankungen, arterieller
Hochdruck (Hypertonie) oder Verletzungen.
™Diabetische Retinopathie: Netzhautschäden als
Spätfolge der Zuckerkrankheit.
™Es kommt zu Blutungen in der Netzhaut und im
Glaskörper, die zu unregelmäßigen
Gesichtsfeldausfällen führen.
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104
Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.8: Visuelle Kommunikationsbehinderungen
Q Hemianopie (Hemianopsie)
™halbseitiger Ausfall des Gesichtsfeldes.
™Ursache: Schädigungen der Sehbahn ab der
Sehnervenkreuzung (z.B. durch Tumore,
Schädelhirntrauma).
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.9: Kognitive / mentale Kommunikationsbehinderungen
Q Vor allem Produzieren und nach allem
Aufnehmen von Signalen liegt der mentale
Prozeß.
Q Störungen der mentalen Leistungsfähigkeit
können zu den unterschiedlichsten
Kommunikations-behinderungen führen.
Q z.B. trotz funktionsfähigen Augen und
visuellen Nervenbahnen funktionale Blindheit,
weil das Gehirn nicht in der Lage ist, visuelle
Reize zu verarbeiten.
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Kapitel 4: Kommunikationsbehinderungen
4.10: „Print - Disability“
Q Überbegriff für jene Personen, die
Einschränkungen beim Umgang mit
schriftlicher (üblicherweise gedruckter)
Information haben.
™Blinde und hochgradig sehbehinderte Personen
(einschließlich taubblinde Personen)
™Personen mit Leseschwächen (Dyslexie, Alexie)
™Motorisch behinderte Personen, die Probleme
beim Manipulieren von Schriftgut haben (z.B.
Umblättern)
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