Klinikum Spezial-Schrittmacher für schwache Herzen Kardiologen wenden neue Therapie an Bundesweit zweithöchste OP-Zahlen Eine neuartige Schrittmacher-Therapie setzen Ärzte am Jenaer Uni-Klinikum erfolgreich bei Patienten mit chronischer Herzmuskelschwäche ein. Mit so genannten biventrikulären Herzschrittmachern kann eine verzögerte elektrische Reizleitung in beiden Herzkammern resynchronisiert und damit die mechanische Arbeit des Herzens verbessert werden. Prof. Dr. Hans-Reiner Figulla und sein Team an der Klinik für Innere Medizin III haben bislang zwölf Patienten mit einem solchen SchrittmacherSystem versorgt. Wir sind damit bei dieser Behandlungsform nach Magdeburg die Klinik mit den meisten OP-Zahlen in Deutschland und die einzige in Thüringen, erklärt Figullas Oberarzt PD Dr. Helmut Kühnert. Allerdings eigne sich diese Therapie nicht für alle Patienten mit chronischer Herzmuskelschwäche. Figulla: Vielen, die von dieser häufigen und zunehmenden letztlich tödlich verlaufenden Herzkrankheit befallen sind, bleibt nur das qualvolle Warten auf ein Spenderherz. Bevor die Jenaer Mediziner zu der aufwändigen Therapieform greifen, werden die Herzkranken eingehend auf die Erfolgsaussichten der Operation hin untersucht. Infrage kommen nur solche Patienten, deren Hauptproblem auf hochgradigen Leitungsstörungen beruht, d. h. die elektrische Stimulation ihres Herzmuskels aus dem Lot geraten ist. Der zwei- bis sechsstündige Eingriff zählt selbst für erfahrene Kardiologen nicht zum Alltag, weil neben den üblichen Elektroden im rechten Vorhof und der rechten Herzkammer auch eine dritte Elektrode in einem Nebenast der großen Herzvene positioniert und fixiert werden muss. Das ist technisch sehr schwierig; allerdings stehen in Zusammenarbeit mit der Industrie weitere Vereinfachungen in Aussicht. Bei drei ihrer Patienten setzten die Jenaer Operateure außerdem einen Defibrillator ein, um die Gefahr eines lebensbedrohlichen Herzrasens zu bannen. Mit den Ergebnissen sind wir bislang hoch zufrieden, resümiert PD Dr. Helmut Kühnert. Bei acht Patienten hat sich die Leistungsfähigkeit des Herzens erheblich verbessert, sie können sogar wieder Treppensteigen, nachdem sie vorher bettlägrig waren. Bei zwei weiteren Patienten hat sich der Zustand stabilisiert, einer ist allerdings verstorben. Trotzdem gehen wir davon aus, dass sich die Überlebensprognose für unsere Patienten deutlich verbessert, erklärt Oberärztin Dr. Gudrun Dannberg, die die meisten Patienten mit schwerer Herzschwäche an der Jenaer Uni-Klinik betreut. Am liebsten wäre es den Jenaer Kardiologen indes, wenn die hohen Fallzahlen in Thüringen durch eine entsprechende Vorsorge abnähmen. Als Hauptursache für eine chronische Herzmuskelschwäche gelten Verengungen der Herzkranzgefäße, die zu einem Herzinfarkt führen. wh Im Kontrollzentrum des Jenaer Katheterlabors: die beiden Implanteure HansPeter Pohl (li.) und Dr. Ralf Surber. Foto: Hirsch Hoffnung für Patienten mit Mucoviszidose Doppelseitige Lungentransplantation bei 13-Jährigem geglückt Glücklich nach der schweren OP: der 13jährige Sebastian mit Prof. Thorsten Wahlers (l.) und Oberarzt Dr. Ulrich Fricke. Foto: Prager/OTZ Bereits zwei Wochen nach erfolgreicher Lungentransplantation am 17. Juni konnte Sebastian Tueckhardt die Uni-Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie schon wieder verlassen. Der 13-Jährige hat seit seiner Geburt Mucoviszidose, die häufigste erbliche Stoffwechsel- Uni-Journal Jena 10/00 krankheit in Mitteleuropa. Allein in Deutschland leiden etwa 6 000 bis 8 000 Kinder und jugendliche Erwachsene daran. Kennzeichen sind eine Eindickung der körpereigenen Sekrete, in deren Folge die betroffenen Organe Lunge und Bauchspeicheldrüse ihre Funktionsfähigkeit verlieren. Noch vor wenigen Jahren erreichte nur eine Handvoll Patienten das Erwachsenenalter. Der schwer kranke Sebastian wurde schon 1999 auf die Warteliste für eine Transplantation beider Lungenflügel gesetzt. Seine Betreuung erfolgte in der Wartezeit in Zusammenarbeit mit der Erfurter Klinik. Die Operation fand neun Tage nach seinem Geburtstag statt. Die beiden neuen Lungenflügel übernahmen sofort die Sauerstoffversorgung für den Körper des kleinen Patienten, so dass Sebastian schon bald von der künstlichen Beatmung entwöhnt werden konnte. Mit der Etablierung eines Lungentransplantationsprogramms unter Leitung von Prof. Dr. Thorsten Wahlers und seinen Mitarbeitern gibt es nun Hoffnung für die vielen jungen Mucoviszidosepatienten und deren Angehörige in Thüringen und den umliegenden Bundesländern. Patienten wie Sebastian, die zuvor nur wenige Treppenstufen steigen konnten, ohne zu verschnaufen, wird durch die Transplantation ein weitgehend normales Leben ermöglicht. Obwohl er lebenslang Medikamente einnehmen muss, die eine Abstoßung der Lunge verhindern, wird sich sein Leben nicht wesentlich von dem seiner Altersgenossen unterscheiden. Während eine ganze Reihe von Kliniken Nieren, Lebern und Herzen verpflanzen, können Lungentransplantationen nur einige wenige hochspezialisierte Zentren durchführen deutschlandweit nur ca. 75 Operationen im Jahr. tw/wh 17