Handout - ATZ MG

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Autismus und Pubertät
3. Mönchengladbacher Fachtagung Autismus Spektrum Störung
30.05.2015
Susanne Wagener-Jarusch
© Susanne Wagener-Jarusch
Autismus und Pubertät
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Pubertät
- Ideen zum Umgang mit möglicherweise aufkommenden Problemen
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät – biologische Faktoren
•
Entwicklung analog neurotypischer Pubertät (Körperbehaarung, Wachstum,
Geschlechtsmerkmale)
•
Mehr Selbstsorge in Bezug auf sensorische Fragen, Bewertung,
feinmotorischen Fähigkeiten
•
Hunger
•
Verbesserte Motorische Fähigkeiten und körperliche Kraft
•
Größeres Schlafbedürfnis
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät und Autismus - biologisch
•
Epilepsien können erstmalig auftreten und konstante wie auch episodische
Verschlechterungen zur Folge haben
•
Das Verstehen und die Kommunikation über körperliche Veränderungen und
Ereignisse, wie Menstruation, nächtlicher Samenerguss ist erschwert.
•
Neue körperliche Sensationen (Haare, Brüste, erigierter Penis, Körpergeruch,
Blut, Samenerguss)
•
Körperliche Veränderungen können verspätet oder frühzeitig einsetzten
•
Wirkt nicht mehr „süß“ wie ein kleines Kind
•
Körperliche Bedürfnisse ändern sich (Hunger, Müdigkeit)
•
Unterstützungsbedarf in Bezug auf neue Hygienetätigkeiten
© Susanne Wagener-Jarusch
Strategien, die die biologischen Faktoren
berücksichtigen
•
Aufklärung über körperliche Veränderungen
•
Nutzen von Bildern und Beispielen aus der Familie, um körperliche
Veränderungen bei anderen zu zeigen
•
visuellen Checkliste für die Körperpflege nutzen; wenn angemessen:
Hinzufügen von Rasieren, Binde benutzen.
•
Strukturierungshilfen einsetzen zur Kompensation von Problemen mit der
Bewertung
•
Körperschema erlernen, Körperteile benennen und zeigen wo etwas weh tut
•
Überprüfung des Schlafbedürfnis
•
Körperliche Betätigung, Sport
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät - psychologisch
•
Gesteigerte Bedürfnis nach Autonomie und Unabhängigkeit
•
Bedürfnis nach Mitbestimmung bei Entscheidungen über alltägliche
Aktivitäten (Kleidung, Essen, Freizeit…)
•
Wunsch nach Erweiterung des Horizonts, Risiken eingehen
•
Gesteigertes Interesse an neuen Erfahrungen bezogen auf Wachstum und
Erweiterung des Umfelds
•
Wunsch nach eigenem, privatem Bereich
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät und Autismus-psychologisch
•
Schwierigkeiten mit Unvorhergesehenem umzugehen
•
Altersangemessene Fähigkeiten bedürfen Beurteilungsfähigkeit und
Sequenzierung
•
Probleme mit der Generalisierung von Fertigkeiten
•
Aktivitäten haben oft kein klares Ende
•
Schlechtes Konzept von Zeit
•
Schwierigkeiten Bedürfnisse auszudrücken
•
Schwierigkeiten zu verstehen, was andere sagen
© Susanne Wagener-Jarusch
Strategien, die die psychologischen Faktoren
berücksichtigen
•
Anbieten von visuellen Hilfsmitteln um die Auswahl zu erleichtern
•
Bereitstellen von visuellen Hilfen um Vorhersehbarkeit zu ermöglichen
•
Größere Vielfalt, mehr Abwechslung von Aktivitäten, Menschen und Orten
anbieten
•
Strategien zur Bewertung einüben
•
Bereitstellen von Rückzugsmöglichkeiten
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät - emotional
•
Rigidität
•
Launisch
•
Beunruhigt
•
Sexuelle Anspannung, Hormone
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät und Autismus - emotional
•
Schwierigkeiten Gefühle auszudrücken und mit ihnen umzugehen
© Susanne Wagener-Jarusch
Strategien, die die emotionalen Faktoren
berücksichtigen
•
Angebote zum Spannungsabbau im Laufe des Tages
•
Negative Gefühle kontrollieren lernen
•
Warnsignale im Verhalten erkennen lernen und Rückzugsmöglichkeiten
anbieten
•
Entspannungstechniken einüben
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät- sozial
•
Möchte dazu gehören
•
Möchte Freunde außerhalb der Familie
•
Gesteigertes Bewusstsein für und Interesse an Anderen
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät und Autismus - sozial
•
Peer Group hat weniger Bedeutung
•
Jugendsprache und Feinheiten in der Sprache werden nicht verstanden
•
Die vertrauten Kontaktrituale funktionieren häufig nicht mehr
•
Neue altersgemäße Erwartungen und Regeln werden nicht erkannt (auf dem
Schoß sitzen…)
•
Unterscheidung öffentlich - privat – intim
•
Ablösung schwierig
•
Entwicklung einer neuen Rolle schwierig
•
Situative Anpassung des Verhaltens schwierig
•
(sensorische Sensationen. Geruch, Interesse am Körper)
•
Fehlende Empathie für Beziehungsgestaltung
•
Sexuelles Verhalten
© Susanne Wagener-Jarusch
Strategien, die die sozialen Faktoren
berücksichtigen
•
Mehr soziale Möglichkeiten anbieten:
•
Sozialgruppe
•
Kontaktmöglichkeiten schaffen
•
Soziale Regeln erklären und visualisieren
•
„Nein-Sagen“
•
Möglichkeit zur Sexualität
© Susanne Wagener-Jarusch
Zitate
•
„Die Partys habe ich nie begriffen, da hockt man schon den ganzen Tag
in der Schule zusammen und dann will man am Abend noch freiwillig
zusammen abhängen.“
•
„Wenn man den Eindruck erweckt, seinen Arsch nicht von seinem
Ellenbogen unterscheiden zu können, muss man ganz schön aufpassen,
dass man nicht völlig untergebuttert wird. Darum wurde ich zuerst Grufti,
da war ich knapp 14, denn schwarze Sachen muss man nicht
kombinieren können..“
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät - kognitiv
•
Schwarz-weiß denken
•
Intoleranz, Probleme Kompromisse einzugehen
•
Komplexeres, abstraktes Denken
•
Größere Perspektivübernahme
© Susanne Wagener-Jarusch
Pubertät und Autismus - kognitiv
•
Gründe und Ursachen für die Intoleranz können verschieden sein
•
Schwierigkeiten mit Abstraktem Denken
•
Generalisierungsschwierigkeiten
•
Probleme Sachverhalte zu durchdenken und Verbindungen herzustellen
© Susanne Wagener-Jarusch
Strategien, die die kognitiven Faktoren
berücksichtigen
•
Vermeiden von Machtspielen, Versuch der Umlenkung, Unterbrechung oder
weggehen und später neu beginnen (Low Arrousal)
•
Auswahl und Anweisungen visualisieren
•
Sozialgeschichten und Comic Strip Conversation
© Susanne Wagener-Jarusch
Autismus und Pubertät Zusammenfassung
•
Es gibt keine Rezepte für die Unterstützung autistischer Menschen in der
Pubertät!
•
Notwendig ist es, die vielfältigen Aspekte dieser Phase und das
Fähigkeitsprofil der Person zu kennen.
•
Auf dieser Grundlage sollte ein Unterstützungssystem aufgebaut
werden, das auf die Person, seine Bezugspersonen und die
Rahmenbedingungen zugeschnitten ist.
© Susanne Wagener-Jarusch
Autismus und Pubertät Zusammenfassung
•
An Interessen und Fähigkeiten orientiert
•
Orientiert an den persönlichen Zielen
•
Einbeziehung der Angehörigen
•
Förderung sollte frühzeitig vor Beginn der Pubertät beginnen
•
Plan B und C
© Susanne Wagener-Jarusch
Literatur
•
Autism in Adolescents and Adults , Schopler und Mesibov
•
Sexual Behavior in Adults with Autism, van Bourgondien, Reichle, Palmer
in The Journal of Autism and Developmental Disorders
•
Social Stories, Carol Gray
•
Pederson und Haracopos, Dänische Studie, 1993
© Susanne Wagener-Jarusch
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
Dipl. Soz.-Päd.
Susanne Wagener-Jarusch
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© Susanne Wagener-Jarusch
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