Institut für Baubetriebslehre der Universität Stuttgart Exkursion 03. – 06. Juni 2014 Institut für Baubetriebslehre Universität Stuttgart Pfaffenwaldring 7 70569 Stuttgart www.ibl.uni-stuttgart.de Hamburg 2014 Exkursion 03. - 06. Juni 2014 Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Hamburg 2014 jay-han.com jay-han.com Vorwort Im Frühjahr 2014 erfolgte in einem Gespräch die Anregung, die Elbphilharmonie zu besichtigen. Über einen ehemaligen Studenten, inzwischen in führender Position, wurde der Kontakt zu Hochtief aufgenommen und der Besichtigungstermin war schnell vereinbart. Herzlichen Dank für die prompte Unterstützung und Zusage. Das Ziel war bestimmt. Es war eine sehr gute Entscheidung. Fachlich haben wir viel gesehen und gelernt. Hamburg und die dortigen Persönlichkeiten haben uns begeistert. Oktober 2014 Bearbeitung: Valerie Nierbauer, Dr. Wolfgang Paul Die Berichte wurden von den Studierenden verfasst. Nicht anders gekennzeichnete Abbildungen stammen von den Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmern. 2 Die 24 freien Plätze waren innerhalb von zwei Tagen vergeben. Die meisten teilnehmenden Studierenden besuchten das Mastermodul „Bauprozessmanagement in der Praxis”. Ein sehr interessierter Jahrgang und immer pünktlich. Die vom Institut für Bau- betriebslehre der Universität Stuttgart vom 03.06. - 06.06.2014 veranstaltete Exkursion führte die Studiengänge Bauingenieurwesen und Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft auf interessante Baumaßnahmen und ermöglichte durch die kompetenten und hoch interessanten Gesprächspartner einen tiefen Einblick in die Bau- und Immobilienwelt. aber auch mehr über berufliche und gesellschaftliche Gegebenheiten in Hamburg informieren. Intention unserer Exkursionen war und ist es, die theoretischen und universitären Kenntnisse durch praktische Besichtigungen vor Ort verständlich zu machen. Die zugehörigen Erläuterungen der uns empfangenden Bauund Projektverantwortlichen vertiefen das Wissen. Viele Studierenden nutzten die Chance, Fragen zu stellen. Diese wurden kompetent beantwortet. Die Studierenden konnten sich direkt über fachliche Themen austauschen, In diesem Exkursionsbericht sind die Erfahrungen und Eindrücke der Exkursionsteilnehmerinnen und –teilnehmer in Wort und Bild zusammengefasst und geben so einen Gesamtüberblick der durchgeführten Exkursion wieder, mit all ihren fachlichen und gesellschaftlichen Erlebnissen. Hamburg war eine sehr schöne und interessante Exkursion. Ermöglicht wurde diese Exkursion wieder durch zahlreiche Unternehmen und viele einzelne Personen, die uns großzügig unterstützt haben. Wir sprechen ihnen an dieser Stelle nochmals unseren herzlichen Dank aus. Stuttgart, im September 2014 3 Inhalt Vorwort.................................................................. 3 Wir bedanken uns................................................. 7 Teilnehmende...................................................... 11 Programm............................................................ 13 Architekturführung .............................................. 17 Hafen City............................................................ 25 Alsterufer 1-3....................................................... 33 Hotelbau in Grömitz............................................. 39 Bürogebäude und Stadttor Lübeck...................... 45 Tanzende Türme.................................................. 51 Elbphilharmonie................................................... 57 Impressionen der Exkursion................................ 63 4 5 Wir bedanken uns Für ihre großzügige Unterstützung danken wir den folgenden Unternehmen und Institutionen: BAM Deutschland AG Gottlob Rommel GmbH und Co. KG Herrenknecht AG Hochtief MEVA SchalungsSysteme GmbH Netzwerk Baubetrieb und Immobilie e.V. Wilma Wohnen WOLFF & MÜLLER Ed. Züblin AG 6 7 Wir bedanken uns Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienreise 2014 und das Institut für Baubetriebslehre bedanken sich außerdem ganz herzlich bei: ▪▪ Herrn Torsten Stern, a-tour ▪▪ Frau Bettina Klenk, Niederlassungsleitung WILMA ▪▪ Herrn Markus Münzenmaier, Oberbauleiter, Max Bögl ▪▪ Frau Anja Forstreuter, Leiterin Bereich Business Development, Drees & Sommer ▪▪ Herrn Michael Düngen, Kaufmännischer Leiter, BAM Deutschland ▪▪ Herrn Matthias Mottl, Gesamtprojektleiter, BAM Deutschland ▪▪ Herrn Thomas Weber, Technischer Leiter, BAM Deutschland ▪▪ Herrn Stephan Löhr, Bauleiter, WOLFF & MÜLLER ▪▪ Herrn Klaus-Dieter Rieke, WOLFF & MÜLLER ▪▪ Herrn Tobias Oertel, Züblin ▪▪ Frau Kamilla Guttmann, Stadtführung Lübeck ▪▪ Herrn Volker Kormann, technischer Bereichsleiter, Züblin ▪▪ Herrn Christian Krause, Senior Advisor PWC ▪▪ Herrn Dr. Steffen Pekrul, Leiter Business Development, Hochtief ▪▪ Frau Ekin Delavarkhan, Hochtief ▪▪ Herrn Hassibulla Assif, Hochtief ▪▪ Herrn Florian Wetzel, Hochtief Für die Bereitstellung von Gastgeschenken danken wir ganz herzlich: Doka GmbH MEVA Schalungssysteme GmbH Peri GmbH 8 9 Teilnehmende Institut für Baubetriebslehre Dr.-Ing. Wolfgang Paul Studierende Gruppenfoto vor der Elbphilharmonie 10 Sebastian Beck Sarah Maier Ina Schröder Mirjam Fesseler Martin Markert Dominik Spieth Julia Gerold Valerie Milcinovic Oliver Storz Nikolas Gruss Roman Müller Simone Susenbeth Michael Huchler Valerie Nierbauer Julia Syceva Olga Jung Daniel Pipek Nadine Vogel Andreas Kettler Oleg Scharapow Inga Weber Sarita Lieber Dominic Schilling Ines Werle 11 Programm Dienstag, 03. Juni 2014 07:25 Uhr 08:25 Uhr 09:40 Uhr 14:30 Uhr 15:00 Uhr 18:15 Uhr Treffen Flughafen Stuttgart Abflug mit Air Berlin Ankunft in Hamburg 20 Min. Fußweg zum Designhotel Side, Drehbahn 49 Architekturführung Alster, Hr. Stern Einladung Wilma Gröninger Privatbrauerei, Willy-Brandt-Str. 47 Mittwoch, 04. Juni 2014 09:00 Uhr Abmarsch Hotel 09:30 Uhr Büro Drees & Sommer Hamburg und Rundgang Hafencity, Fr. Forstreuter 12:00 Uhr Abmarsch zum Bauleitungsbüro BAM, Alsterufer 20 12:30 Uhr Einladung zum Mittagessen durch BAM Deutschland AG Baustellenbesichtigung Alsterufer 1-3 BAM Deutschland AG Herr Düngen, Kaufmännischer Leiter Herr Mottl, Gesamtprojektleiter 16:30 Uhr Einladung BAM Hafenrundfahrt mit Barkasse Nina + Käpt‘n Schwarz Donnerstag, 05. Juni 2014 08:00 Uhr Abfahrt mit Bus nach Grömitz 10:15 Uhr Ankunft Hotel Baustellen-Besichtigung, 30 m hinter der Grömitzer Welle Woff & Müller GmbH & Co. KG Hr. Löhr (Bauleiter) 13:00 Uhr Weiterfahrt nach Lübeck 14:00 Uhr Ed. Züblin AG Besichtigung des größten Bürogebäudes, das zurzeit in Europa in Holzbau- weise errichtet wird. 16:00 Uhr Besichtigung Lübeck 12 13 Freitag, 06. Juni 2014 08:30 Uhr Checkout Hotel, Gepäckabgabe 09:00 Uhr Besichtigung „Tanzende Türme“ Reeperbahn 1 Techn. Bereichsleiter Hr. Volker Kormann Ed. Züblin AG 13:45 Uhr Elbphilharmonie 18:20 Uhr Abflug 19:35 Uhr Ankunft in Stuttgart © OpenStreetMap contributors 14 15 Architekturführung 03.06.2014 Mirjam Fesseler Ina Schröder Dominik Spieth Ines Werle Design Hotel SIDE Emporio Tower 16 17 Die Exkursion nach Hamburg startete am Dienstagmorgen, den 3. Juni 2014 mit einem angenehmen Flug ab Stuttgart. In Hamburg angekommen machten wir uns gemeinsam mit S- und U-Bahn auf den Weg zu unserer Unterkunft „Motel One“. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren und jeder sein Zimmer bezogen hatte, trafen wir uns zur „Classic Architekturführung Alster“ am noblen Design Hotel SIDE. Unser Guide, Herr Stern, bietet seit längerer Zeit Architekturführungen in Hamburg an. Design Hotel SIDE 18 Besonders seit der Entwicklung der Hafen-City stoßen diese Führungen auf reges Interesse. Das Design Hotel SIDE wurde 2001 eröffnet und positioniert sich im hochpreisigen Hotelsegment. Es bietet 178 Zimmer, Konferenzräume und einen großzügigen Wellnessbereich. Der Architekt Jan Störmer wurde Ende der 90er Jahre damit beauftragt, auf einem aufgrund der Lage und der beengten Platzverhältnisse unattraktiv erscheinenden Grundstück, eines der ersten Designhotels in Deutschland zu konzipieren. Dies gelang ihm, indem er das nach außen schlicht wirkende Gebäude bis zu 17 Meter tief unterbaute. In diesem Bereich befinden sich nun ein Spa-Bereich, Konferenzräume sowie eine Tiefgarage. Das Innere der oberirdischen Geschosse wird durch ein 28 m hohes Atrium durchbrochen. Dies erzeugt ein außergewöhnliches Raumerlebnis. Die zeitlos und bunt gehaltene Innenarchitektur wurde von dem Designer Matteo Thun erbracht. Design Hotel SIDE 19 Gängeviertel Gängeviertel Emporio Tower Herr Stern führte uns weiter zum Emporio Tower (ehemalige Unilever-Hauptverwaltung). Dies war eines der ersten Hochhäuser in Hamburg und wurde in den späten 50ern erbaut. Die Grundstruktur, ein Y-förmiger Aufbau, sowie die Fassade, stehen unter Denkmalschutz. In den 80er-Jahren wurde das Gebäude von Union Investment aufgekauft und an Unilever vermietet. Ein großer Nachteil des Gebäudes war, dass es keine öffenbare Flügelfenster und keinen außenliegenden Sonnenschutz besaß. Dies führte zwangsläufig zu einer exorbitanten Kühlung der Räume im Sommer und einem CO2-Ausstoß von 2.700 Tonnen. Aufgrund der sich daraus ergebenden hohen Nebenkosten entschied sich Unilever für einen Umzug in die Hafen-City. Ein Abriss war aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich. Daher wurde das Gebäude aufwändig ertüchtigt und an 20 die Anforderungen moderner Bürogebäude angepasst. Das äußere Erscheinungsbild der Fassade musste erhalten bleiben. Daher entschied man sich für eine Doppelfassade, bei welcher die äußere Struktur möglichst identisch bleibt und der innere Fassadenteil energetischen Ansprüchen und den Ansprüchen moderner Büroraster gerecht wird. Dadurch konnte der Energieverbrauch um 61 % auf 158 kWh/m²a reduziert werden und die Suche nach neuen Mietern fiel deutlich leichter. niger Häuser durch einen holländischen Investor, der diese abreißen wollte, wurden sie besetzt. Aufgrund zahlreicher Kritik in der Bevölkerung und den Medien sah sich die Stadt gezwungen, die Gebäude rückzukaufen. Die Initiative „Komm in die Gänge“ zielt auf eine eigene Verwaltung der Häuser im Gängeviertel ab. Es soll zu einem nichtkommerziellen, politischen, künstlerischen sowie sozialen Ort für alle werden. Arbeiten und Wohnen sollen sich vereinen und ein zentraler Treffpunkt entstehen. Im Anschluss besichtigten wir das Gängeviertel. Die Besonderheit des Viertels besteht in einer sehr engen Bebauung mit schmalen Straßen und zahlreichen labyrinthartigen Hinterhöfen. In diesem Viertel kann man das Leben in Hamburg im 17. Jahrhundert nachempfinden. Die zu Wohnzwecken genutzten Quartiere werden auch heute noch von Hamburgern bewohnt. Nach dem Kauf ei21 Unsere Führung ging weiter zur Handelskammer. Hier wurde ein besonders raffinierter Bau realisiert um zusätzliche Fläche im rund 170 Jahre alten Gebäude zu schaffen. 2003 wurden hierzu innerhalb der bestehenden Börsenhalle zusätzliche Geschossebenen von Behnisch Architekten verwirklicht. Dabei achtete man besonders darauf, die historische Struktur zu respektieren und dem Denkmalschutz gerecht zu werden. Das Resultat ist ein 5-geschossiges sogenanntes „Haus im Haus“ mit hochwertiger Ausstattung sowie modernsten LEDBeleuchtungssystemen, was einen harmonischen Kontrast zum Altbau bildet. Die nächste Station war das Stadtzentrum an der Binnenalster. Dort umriss Herr Stern geschichtliche Eckdaten Hamburgs. So erfuhren wir, dass sich der Name „Hamburg“ von einer im 8. Jahrhundert errichteten „Hammaburg“ ableitet. Diese befand sich ursprünglich an der Stelle, an der im 13. Jahrhundert der Dom erbaut wurde. Heute wird die Fläche als öffentliche Grünfläche genutzt. Nachts leuchtende Kuben dienen als Sitzgelegenheit und sind an den Stellen positioniert, an denen sich ursprünglich die Säulen des Doms befanden. Handelskammer Hamburg Das 1922 erbaute Chilehaus bildete den Abschluss der spannenden Führung. Mit einer „relativ“ geringen Grundfläche von 36.000 Quadratmetern ist dieses Gebäude eines der imposantesten Bauten der Hansestadt. Der damalige Grundstücksbesitzer gab dem Architekten die Vorgabe, die verfügbare Fläche bis auf das Äußerste auszureizen. Das östliche Ende des Klinkerbaus ist ein unverkennbares Merkmal, da die spitz zulaufende Architektur den Anschein eines Schiffsbugs erweckt. Bei den insgesamt zehn Stockwerken bilden die zurückgesetzten Terrassen der obersten Etagen einen schönen Abschluss. Besonders beeindruckend ist, dass der damalige Architekt und Baumeister, Fritz Höger, kein Hochschulstudium absolviert hatte und sich das Bauhandwerk autodidaktisch beigebracht hat. Mit einem kleinen Präsent verabschiedeten wir Herrn Stern vor dem Chilehaus und marschierten gemeinsam zum Abendessen. Von der Wilma Wohnen Süd GmbH wurden wir ins urige Gröninger Brauhaus in der alten Speicherstadt eingeladen. Mit einem deftigen Abendessen und Bier vom Fass beendeten wir einen gelungenen Exkursionsauftakt. Ein herzlicher Dank gilt unseren Sponsoren, dem Organisator sowie Herrn Stern für eine hervorragende Führung. Grünfläche der ehemaligen Hammaburg 22 Chilehaus 23 Hafen City 04.06.2014 Julia Gerold Valerie Milcinovic Oleg Scharapow Hafen City Hamburg 24 25 Hafen City Hamburg Pünktlich um 9:00 Uhr trafen wir uns alle zum Abmarsch vor dem Hotel. Trotz eines langen Abends in der Gröninger Privatbrauerei waren alle Studierenden anwesend und motiviert. Um 9:30 Uhr wurden wir dann von Frau Forstreuter im Drees & Sommer Büro Am Sandtorkai 68 in Empfang genommen. Im Büro bekamen wir einige Informationen über die Tätigkeiten sowie über die laufenden Projekte, welche Drees & Sommer in der Hafencity betreuen bzw. betreut haben. Zu diesen zählen u. a. die Elbphilharmonie, Unilever Hafencity, die Ericus Spitze, der Brooktorkai, das Hamburg America Center und das International Coffee Plaza. Im Anschluss an den Vortrag durften wir auf die Dachterrasse des Drees & Sommer Büros und dort die Aussicht über die Hafencity bei wundervollem Wetter genießen. Anschließend ging es mit Fr. Forstreuter weiter zu 26 Fuß durch die Hafencity. Wir kamen an dem Musterpavillion der Elbphilharmonie, dem Marco Polo Haus sowie dem Unilever Haus vorbei bis wir unser Ziel, die HafenCity Universität (HCU), erreichten. Die HCU ist in Europas größtem innerstädtischem Stadtentwicklungsprojekt entstanden. 27 Die HCU ist europaweit einzigartig, da sie die einzige Universität ist, die lediglich auf Bauen und Metropolenentwicklung fokussiert ist. Es werden die Bachelorstudiengänge mit konsekutivem Master Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und Stadtplanung angeboten. Weiterhin gibt es den Bachelorstudiengang Kultur der Metropole und den Masterstudiengang Urban Design und Resource Efficiency in Architecture and Planning. Zurzeit sind ca. 2.000 Studierende immatrikuliert. Durch einen zweistufigen internationalen Architekturwettbewerb hat die Hansestadt Hamburg im Jahr 2006 ausgelobt, mit dem Ziel eine städtebauliche Lösung für das Grundstück des Neubaus zu finden sowie eine Realisierung des Gebäudes. Gewonnen hatte das Büro Code Unique aus Dresden. Entwickelt wurde eine innovative Universität, welche von Ressourcenschutz und Wirtschaftlichkeit geprägt ist. Im Jahr 2009 wurde letztendlich von der Hamburger Bürgerschaft der Bau der HafenCity Universität beschlossen. Anforderungen waren eine überdurchschnittlich nachhaltige Architektur, welche über den gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf Energieeinsparung und Arbeitsbedingungen liegen sollte. Fertigstellung des Baus war im Frühjahr 2014, so dass seit dem Sommersemester 2014 Lehrveranstaltungen stattfinden können. Die Grundstücksgröße der HCU beträgt rund 4.000 m². Das fünfgeschossige Gebäu- de besitzt eine 24.000 m² große Geschossfläche von welcher in etwa 14.000 m² als Hauptnutzungsfläche genutzt werden. Die Kosten des Projektes beliefen sich auf 85 Mio. € von welchen 19,5 Mio. € auf das Grundstück fielen. Die HCU ist ein Vorbild für Energie-Effizienz und Nachhaltigkeit: Die HafenCity GmbH entwickelte im Jahr 2007 das erste goldene Umweltsiegel für Gebäude und ist somit auf diesem Gebiet Vorreiter in Deutschland. Gekennzeichnet ist das goldene Umweltsiegel vom Energiebedarf, von der Verwendung umweltschonender Baustoffe, von einem nachhaltigem Gebäudebetrieb sowie die Berücksichtigung von Gesundheit und Komfort der Gebäudenutzer. HafenCity Universität (HCU) 28 29 Gegliedert ist die HCU in zwei Teile, welche durch eine transparente mehrgeschossige Halle vertikal und horizontal eng vernetzt ist. Eingebaut wurden innovative Systeme der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wie zum Beispiel Nachtauskühlung, Geothermie, Betonkernaktivierung, 3-fach Verglasung, wassersparende Sanitäreinrichtungen, integrierte Photovoltaik in der Fassade zur Stromerzeugung, Solarthermie zur Wärme- und Kälteerzeugung sowie Steuerung der Raumbeleuchtung in Abhängigkeit von Tageslicht und Personenanwesenheit. Der Standort der HCU ist von großer Bedeutung, da dieser im Stadtentwicklungsprojekt HafenCity liegt, und die Studierenden von diesem Projekt lernen in dem sie jeden Tag Planung, Gestaltung und Baufortschritt live miterleben können. Guten Anschluss an die Universität hat man mit der U-Bahn. In unmittelbarer Nähe sind Studentenwohnheime geplant. HafenCity Universität (HCU) 30 Gruppenbild auf dem Dach der HCU Präsentation in der HCU 31 Alsterufer 1-3 04.06.2014 Roman Müller Daniel Pipek Dominic Schilling Oliver Storz Baustelle Alsterufer 1-3 32 33 Arbeiten am Stahlfachwerk An diesem Nachmittag waren wir zu Gast bei der BAM Deutschland AG, um das Bauvorhaben Alsterufer 1-3 zu besichtigen. Wir wurden von Herrn Matthias Mottl im sehr schönen Baustellenbüro, unweit von der Baustelle, herzlich in Empfang genommen. Zur Begrüßung gab es direkt einen kleinen Snack und kühle Getränke. Herr Mottl gab uns zuerst eine allgemeine Vorstellung der BAM Deutschland AG. Diese beinhaltete die Standorte, Tätigkeitsbereiche sowie vergangene und aktuelle Bauprojekte der BAM Deutschland AG. Bauherr des Projektes ist die Alsterufer 1 – 3 Immobilien GmbH & Co. KG, welche durch die Gator Beteiligungsgesellschaft mbH vertreten wird. Das Grundstück befindet sich in einer sehr zentralen Lage und gehört zu den repräsentativsten Adressen Hamburgs. Es ist direkt am Wasser gelegen und nur wenige Meter vom Jungfernstieg entfernt. Das entstehende Gebäude soll ein Büro und Geschäftsgebäude werden. Im 34 Erdgeschoss werden sich Gastronomie-Betriebe und Verkaufsstätten niederlassen. In den Geschossen darüber sind Büroflächen vorgesehen. Das Bauvorhaben ist in zwei Bauabschnitte unterteilt. Einen Neubau und einen Ersatzbau. Neubau: Ersatzbau: 8 OGs, 4 UGs 8 OGs, 4 UGs Insgesamt entsteht eine Bruttogeschossfläche von 51.000 m². Der Aushub stellte das Bauteam vor eine Herausforderung. Auf Grund der großen Tiefe des Neubaus war ein besonderer Verbau nötig. Es wurde eine Schlitzwand hergestellt. Allerdings konnte diese aufgrund der Nachbarbebauung nicht mit Ankern rückverankert werden. Als Alternative entschied sich die Projektleitung für ein Stahlfachwerk, welches die Baugrube aussteifen soll. Das Stahlfachwerk wurde im ersten Untergeschoss ausgeführt, sprich es befindet sich über der Decke des zweiten Untergeschosses. Das Stahlfachwerk brachte Baustellenführung einige Schwierigkeiten mit sich: Nach der Installation des Fachwerkes musste der Aushub unterhalb fortgesetzt werden. Das bedeutet, die Bagger mussten unter dem Stahlfachwerk arbeiten ohne dieses zu beschädigen. Zudem ist der Stahl sehr temperaturempfindlich. Bei einem Anstieg der Außenlufttemperatur dehnt sich der Stahl aus. Auf einer solch großen Länge kann die Ausdehnung mehrere Zentimeter betragen. Um die Spannungen im Fachwerk zu überwachen wurden mehrere Drucksensoren angebracht. Die Drucksensoren geben an, wenn die Spannung innerhalb des Fachwerkes zu groß ist und somit eine Gefahr für die in der Baugrube tätigen Mitarbeiter entsteht. Um die Stahlträ- ger gegen die ansteigenden Temperaturen im Frühling und Sommer zu schützen, wurden die Träger abgedeckt, damit keine direkte Sonneinstrahlung vorliegt. Da dies nicht ausreichte, musste das Stahlfachwerk zusätzlich mit Wasser gekühlt werden. Das benötigte Wasser wurde aus der angrenzenden Alster entnommen und mit einem Bogen über die Straße auf das Baufeld geführt. Allgemein wird bei der BAMGruppe sehr viel Wert auf die Sicherheit gelegt. Hierfür gibt es dieses Jahr eine SafetySafari. Das ist ein Sicherheitstag auf allen Baustellen der BAM-Gruppe, an dem die 5 großen Themen rund um die Arbeitssicherheit näher betrachtet werden. Auf der Baustelle war eine große Tafel aufgestellt, auf der die Baustellenführung Schäden am Beton 35 Ersthelfer mit Foto abgebildet waren. Zudem waren Informationsblätter zum richtigen Umgang mit Maschinen und dem korrektem Verhalten im Unglücksfall ausgehängt. Typisch für Hamburg sind Pfahlgründungen, da häufig ein schlechter, nicht tragender Boden vorgefunden wird. Eine Pfahlgründung war bei diesem Projekt nicht nötig. Hier wurde eine Flachgründung ausgeführt. Die Bodenplatte / Fundament hat an manchen Stellen eine beachtliche Höhe von über zwei Metern. Fassaden (Ersatzbau): Der Ersatzbau „ersetzt“ ein bisher dort bestehendes Gebäude. Deshalb müssen stilistische Elemente aus denkmalschutzrechtlichen Gründen dem vorherigen Gebäude entsprechen. Dies bedeutet, dass der Ersatzbau eine Lochfassade bekommt. Ein direkt an der Fassade / Fenster angeordneter BodenKonvektor wird die Heiz- und Kühlleistung des Gebäudes übernehmen. Fassaden (Neubau): Der Neubau erhält eine moderne Alu-Elementfassade. Ein Fassadenmodul besteht aus Naturstein, Fensterflügel und Sonnenschutz. Die Fassadenmodule werden komplett fertig montiert auf die Baustelle angeliefert und direkt vom LKW aus mit Hilfe des Krans eingebaut. Da auf der Baustellenfläche so gut wie keine Lagerflächen vorhanden sind, müssen die Module etwas außerhalb gelagert und von den LKW’s just in time angeliefert werden. Für den Neubau war auf der Baustelle bereits ein Musterfassadenelement ausgestellt. An diesem konnte man sofort die für Hamburg typischen hohen 36 Sockelgeschosse feststellen. Die Musterfassade bestand aus verschiedenen Natursteinen in unterschiedlichsten Farbtönen sowie verschiedenen Beschaffenheiten. Hier möchte die Stadt entscheiden, welcher Naturstein am Besten zur Umgebungsbebauung und zum Stadtbild passt. Weitere Schwierigkeiten der Baustellen waren: - Die Kräne mussten nachträglich in ihrer Höhe verlängert werden, da sie beim Aufstellen nicht in voller Höhe aufgebaut werden konnten, aufgrund eines anderen Kranes auf einem Nachbargrundstück. - Aufgrund des Platzmangels finden sich auch kaum Flächen für die Baustelleneinrichtung. So mussten die Sozial- und Wohncontainer der Bauarbeiter auf eine ca. 10 Gehminuten entfernte öffentliche Grünfläche ausgelagert werden. Hafenrundfahrt Hamburg - Das Gebäude muss so flexibel wie nur möglich ausgebildet werden, da die zukünftigen Mieter mit ihren unterschiedlichen Anforderungen noch nicht feststehen. Dies ist in der heutigen Zeit eher unüblich. Da der Bauherr sehr wohlhabend ist, konnte der Bau jedoch bereits beginnen, denn ein Objekt in dieser Lage wird sicherlich seine Mieter finden. Untergeschoss Alsterufer 1-3 Im Anschluss an die Baustellenbesichtigung wurden die Studierenden der Universität Stuttgart noch zu einer sehr schönen Hafenrundfahrt mit Verpflegung eingeladen. Los ging es an den Landungsbrücken, vorbei an den Trockendocks zu verschiedenen Kreuzfahrt- und Containerschiffen, quer durch die alte Speicherstadt über den Sportboothafen wieder zurück zu den Landungsbrücken. Ein absolut gelungener Abschluss. Baustellenführung 37 Außenansicht Hotelbau in Grömitz Hotelbau in Grömitz 05.06.2014 Michael Huchler Valerie Nierbauer Simone Susenbeth Nachdem wir die letzten Tage wunderschönstes Wetter hatten, ereilte uns am Donnerstag die angekündigte steife Brise mit grauem Himmel und Regen. Pünktlich um 8:00 Uhr morgens ging es mit einem Reisebus von unserem schönen Hotel in Hamburg los nach Grömitz an der Ostsee. Nach einer 1,5 stündigen Busfahrt, die für die meisten Exkursionsteilnehmenden viel zu kurz war, um sich von der noch kürzeren Nacht zu regenerieren, kamen wir staufrei und mehr oder weniger erholt an der Zielbaustelle in der 38 Strandallee an. Durch das Bauunternehmen WOLFF & MÜLLER soll hier für die a-jaGruppe ein neues Ferienhotel direkt an der Kurpromenade an der Ostsee entstehen. Ein weiteres Highlight des Standorts ist das ErlebnisMeerwasser-Brandungsbad „Grömitzer-Welle“, zu dem die Hotelgäste einen direkten Zugang haben werden. Nach unserer Ankunft auf der Baustelle nahm uns der Bauleiter Herr Löhr in Empfang. Zu Beginn bekamen wir einige Informationen zu dem Bauvorhaben. Dann ging es mit der Führung durch das 6-geschossige Gebäude, das aufgrund der direkten Nähe zum Meer nicht unterkellert ist, los. Im Foyer des Hotels wurden uns zuerst einmal die grundlegenden Fakten über den Neubau mitgeteilt. Nach dem Abbruch des Gebäudebestands auf dem Grundstück wurde im Oktober 2013 mit dem Bau des zukünftigen Ferienhotels begonnen. Der Untergrund ist Sandboden, dieser trägt die Lasten gleichmäßig ab und eignet sich sehr gut, um darauf zu bauen. Das Hotel ist als 2-Sterne Hotel geplant, bei dem alle Extras wie zum Beispiel Frühstück, 39 Baustellenpräsentation Herr Rieke an gleichen Zimmern bietet die Möglichkeit einige Komponenten vorzufertigen, um den Bauablauf zu beschleunigen und vor Ort auf der Baustelle manche Schnittstellen zwischen Gewerken zu umgehen. Als Beispiel hierfür ist vor allem die Trennwand zwischen dem Bad und dem Flur zu nennen, die als Modul mit allen Sanitärleitungen schon vormontiert auf die Baustelle geliefert wurde. Die Wiederholbarkeit der Arbeiten in allen Zimmern ermöglicht eine gute Taktung des Ausbaus in Abstimmung der einzelnen Gewerke. Da der Ausbau unten begann und dann stockweise nach oben geführt wurde, konnten wir den Fortschritt des Ausbaus perfekt mitverfolgen, da Herr Rieke uns entgegengesetzt von oben nach unten durch den Rohbau führte. Sehr interessant war auch das schon vollständige Musterzimmer, in dem die Bauherren mit WOLFF & MÜLLER jeden einzelnen Gegenstand in Form, Farbe und Qualität bemustern konnten. Hier wurde auch das Konzept der Zimmer erkennbar: die Zimmer werden mittels Vorhänge in verschiedene Bereiche eingeteilt. Aufgrund dessen erhält man eine Vielzahl von Möglichkeiten für jede Anforderung an den Raum. Blick auf die Ostsee einzeln zu buchen sind, um den Grundpreis relativ gering zu halten. Der Gast bezahlt nur die Leistungen, welche er auch in Anspruch nimmt. Zu den möglichen Extras gehören ein Fitnessbereich und mehrere verschiedene Wellnessangebote. Insgesamt wird das Hotel über 220 Zimmer verfügen, wobei zwei dieser Zimmer barrierefrei ausgebildet sind. Neben 41 PKW-Stellplätzen im Inneren gibt es weitere 23 Plätze außen, sowie 28 Fahrradabstellplätze für die Besucher. Dann ging es weiter in das oberste Stockwerk, in welches das Hotelrestaurant mit Panoramablick über die 40 Ostsee kommt und einen Zugang zu einer einladenden Dachterrasse hat. Damit die bis zu 60 Personen auf der Dachterrasse bei dem windigen Wetter am Meer in Ruhe essen und trinken können, ist sie ringsum von hohen Glasscheiben umgeben. Da das Hotel in einem Kurort liegt ist die Terrasse nur bis 22:00 Uhr geöffnet. Im Restaurant begann gerade der Ausbau mit der Verlegung von Doppel-T-Stahlträgern als Unterkonstruktion für den Fußbodenaufbau. Auf diese Träger kommen dann Trapezbleche und darauf der Estrich. Der gesamte Hohlraum des Fußbodens ist nicht revisi- onierbar, weshalb der Verlegung der Stromkabel und sonstiger Leitungen besondere Beachtung geschenkt werden musste. Ab dem vierten OG abwärts befinden sich die Hotelzimmer, die fast alle exakt die selbe Größe und Ausstattung haben. Einzige Ausnahme hiervon waren Verbindungstüren zwischen manchen Zimmern, um die Möglichkeit zu haben auch größere Familien ohne Trennung über den Flur unterzubringen. Des Weiteren gibt es die bereits erwähnten behindertengerechten Zimmer, die sowohl größer sind, als auch eine andere Badausstattung bekommen. Die große Anzahl TGA-Ausbau in den Hotelzimmern 41 Estricharbeiten in den Hotelzimmern Dadurch, dass gerade an dem Tag unseres Besuches die Bemusterung der Zimmer stattfinden sollte, hatten einige Interessierte die Möglichkeit das Musterzimmer näher zu begutachten. Im gleichen Stockwerk wurden soeben die Estricharbeiten ausgeführt. In Gruppen von drei bis fünf Personen durften die Studierenden sich die Ausführungsarbeiten dieses Gewerks ansehen. Mit Hilfe einer Pumpe wird der Estrich in die Zimmer geschossen und muss dort durch einen Arbeiter glattgezogen werden. Anschließend ist der Raum für 3 Tage nicht betretbar, damit der Estrich aushärten kann. Im ersten OG wurde gerade mit dem Einbringen des Estrichs begonnen. Während im Rohbau nur ca. 50 Arbeiter auf der Baustelle tätig waren, sind im Ausbau zwischen 80 – 100 Arbeiter da. Dies wirkt sich vor allem auf den Arbeitsschutz und die Anzahl der Sanitäranlagen aus. Wie wir bereits auf anderen Exkursionen erfahren durften, gewinnt die Arbeitssicherheit auf Baustellen immer mehr an Bedeutung. Es ist wichtig, dass regelmäßig Schulungen stattfinden, dass ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator auf der Baustelle auf der Baustelle tätig ist sowie dass dieser einen entsprechenden, auf die Baumaßnahme abgestimmten, Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan ausarbeitet. Zum Zeitpunkt der Besichtigung war die Baustelle im geplanten Terminrahmen. Das gesamte Hotel soll Ende 2014 schlüsselfertig übergeben werden und im Januar 2015 in Betrieb genommen werden, um das bevorstehende Ostergeschäft mitnehmen zu können. Zum Abschluss wurden wir von Herrn Löhr in die Technikzentrale des Hotels geführt. Hier lassen sich die Dimensionen der späteren Lüftungsanlage erahnen. Um auf die beruflichen Möglichkeiten bei der Firma WOLFF & MÜLLER hinzuwei- sen bekamen wir eine Tasche mit Giveaways und Informationsbroschüren. Ganz herzlich bedanken wir uns bei Herrn Löhr und der Firma WOLFF & MÜLLER für die Führung. Systemwand im Hotelzimmer 42 43 Bürogebäude und Stadttor Lübeck 05.06.2014 Sebastian Beck Andreas Kettler Martin Markert 44 45 Am Donnerstagmittag fuhren wir nach Lübeck um dort die Baustelle der Firma Züblin zu besichtigen. Das dort entstehende Bürogebäude für die Stadtwerke Lübeck ist zurzeit das größte Gebäude Europas, das in Holzbauweise errichtet wird. Das Bauvorhaben befindet sich zum Zeitpunkt der Besichtigung bereits im Trockenausbau. Große Teile der Holzfassade sind schon installiert. Das Gebäude besteht aus zwei L-förmigen Baukörpern und besitzt eine Bruttogeschossfläche von 13.700 m² auf 4 Etagen. Der Großteil des Gebäudes ist nicht unterkellert. Insgesamt ist das Bürogebäude für ca. 400 Angestellte der Stadtwerke Lübeck ausgelegt. Die Holzbauarbeiten fanden von Januar bis Mai statt und es waren während des Ausbaus ca. 40 – 50 Arbeiter zur selben Zeit mit dem Bau beschäftigt. Bei Regen wurden die Holzbauteile mit Folien vor Staunässe geschützt, um ein Aufquellen des Holzes zu verhindern. Das so anfallende Regenwasser wurde dann bis zur Errichtung des baulichen Schutzes punktuell abgepumpt. Der Bürokomplex ist in 400 m² große Brandschutzabschnitte gegliedert, um den strengen Brandvorschriften gerecht zu werden. Die Brandschutzabschnitte werden durch tragende Sichtbetonwände der Sichtbetonklasse 3, voneinander getrennt. Dadurch soll ein Überschlagen der Flammen in andere Gebäudeteile verhindert werden. Die Stahlbetonwände sind durch Einbauteile mit den Holzunterzügen kraftschlüssig verbunden. Die Innenkonstruktion, beste46 hend aus Stützen, Decken und Unterzügen, wird komplett aus Holz gefertigt. Die Stützen werden in der Bauphase durch eine Kartonummantelung vor Schäden geschützt. Aussparungen für Installationen in den Unterzügen werden durch örtliche, angeschraubte Verstärkungen ermöglicht. Durch diese Verstärkungen können die Unterzüge in geringer belasteten Bereichen schlanker und somit wirtschaftlicher gehalten werden. Maßnahmen dieser Art müssen jedoch vom Bauherrn genehmigt werden, da die Verstärkungen im Endzustand sichtbar sein werden und diese somit das Gesamt­ erscheinungsbild beeinträchtigen. Die Unterzüge sind größtenteils aus einem Stück gefertigt, wodurch sich der der Transport auf die Baustelle erschwerte. Dadurch waren aber weniger kraftschlüssige Verbindungen der einzelnen Unterzüge notwendig. Bis zu einer Länge von 25 Metern konnten die Brettschichtholzträger mit LKW geliefert werden. Bei allen längeren Teilen musste eine spezielle Verbindung eingebaut werden. Auf die Stützen wirken Lasten von bis zu 100 t. Die Lasten jedes Stockwerkes werden über die Unterzüge in die Stützen eingeleitet. Die Stützen geben ihre Belastung jeweils an die Stützen des darunterliegenden Stockwerkes ab. Da die Unterzüge als Durchlaufsysteme ausgebildet sind, müssen sie auch die Vertikalkräfte der Stützen weitergeben können. Der Stützendurchgang durch eine Decke muss aus Brandschutzgründen extra abgesichert werden. Die Decken bestehen aus Sichtholz. Eine Splittschüttung mit Harz in den Decken erhöht das Eigengewicht der Deckenkonstruktion um den Schallschutz zu gewährleisten. Der Cafeteriabereich des Bürogebäude in Holzbauweise Innenkonstruktion aus Holz Präsentation vor dem Bürogebäude für die Stadtwerke Lübeck 47 Anschließende Stadtführung durch Lübeck Holzkonstruktion Gebäudes bildet eine Ausnahme zum restlichen Gebäude. Er ist als einziger Bereich des Bürokomplexes in Stahlbeton gefertigt. Außerdem ist dies der einzige Bereich des Gebäudes der unterkellert wurde. Dieser Keller wurde als „Weiße Wanne“ gefertigt, da der Grundwasserstand 1,8 m unter dem Erdgeschoss liegt. In diesem Keller sind auch die Anschlüsse für die zentrale Klimatisierungsanlage. Zur Wärmeversorgung dient ein nahegelegenes Blockkraftwerk. Der Anschluss für das Fernwärmenetz liegt ebenfalls im Keller. Der Großteil der Fassade besteht aus unbehandeltem Lerchenholz. Während des Lebenszyklus des Gebäudes werden die Holzelemente der direkten Witterung ausgesetzt. Im Laufe der Zeit wird sich das Erscheinungsbild des Gebäudes aufgrund des ökologischen Baustoffes leicht verändern, da auch keine Behandlung im Nachhinein vorgesehen ist. Die Außenwände hinter der Fassade sind in Rahmenbauweise gefertigt. Sie sind mit einer dicken Kerndämmung versehen, um somit dem angestrebten Passivhausstandard gerecht zu werden. Im Inneren werden die Wände mit OSB-Platten und Gipskarton verkleidet. Die Fenster sind aufgrund der Energieeffizienz 3-fach verglast und besitzen einen Holz-Alu-Rahmen. Der erreichte Passivhausstandard wird jedoch nicht zertifiziert. Durch die Einteilung der Fassade kann mittels Trockenbau eine auf den Gebrauch angepasste Aufteilung der Räume erfolgen. Dadurch kann beliebig zwischen Einzel-, Doppelund Großraumbüros variiert werden. Die Kabelschächte in den Fluren wurden bündig mit dem Estrich verlegt, um während der Nutzung des Gebäudes einen Austausch oder eine zusätzliche Verlegung von Kabeln zu ermöglichen. Um Kosten zu sparen wäre es auch möglich die Kabel direkt in den Estrich zu legen, dies würde aber bei z.B. einer Erneuerung der Kabel einen Aufbruch des Estrichs zur Folge haben. Durch die Ausführung in Holzbauweise anstatt einem konventionellen Massivbau, wird das Bauvorhaben ca. 1 Mio. € teuer werden lassen. Die gesamten Baukosten werden sich auf ca. 18,5 Mio € belaufen. Die Mehrkosten von ca. 6 % wurden von den Stadtwerken eingeplant, um danach ein besonderes Gebäude für die Angestellten bereitzustellen. Die Studenten möchten sich recht herzlich für die sehr interessante und kurzweilige Führung auf der Baustelle bedanken. Weiterer Dank gilt der Ed. Züblin AG, die den Besuch Europas größter Büroholzbaustelle ermöglichte. Blick in den Innenhof 48 49 Tanzende Türme 06.06.2014 Nikolas Gruss Sarah Maier Nadine Vogel Blick auf die Tanzenden Türme Quelle: http://downloads.psd-tutorials.de/contest_submission-submissionImage/24745-c0db859d36c4d00/ contest_submission-submissionImage-24745.jpg 50 51 Die Tanzenden Türme 52 Züblin AG befindet sich in Duisburg. 1919 etablierte sich das Unternehmen in Stuttgart. Seit 2005 gehört die Ed. Züblin AG zu STRABAG, dem Marktführer des deutschen Verkehrswegebaus. Schlüsselfertigbau, Konstruktionsbau, Tief- und Tunnelbau bilden die Direktionen Züblins. Das Unternehmen glänzt durch ihre zentrale Technik und ihrem technischen „Know-how“. Daher ist es nicht allzu verwunderlich, dass Züblin gerade bei technisch großen und anspruchs- vollen Bauvorhaben führend ist. Die Direktion Nord, bestehend aus MecklenburgVorpommern und Schleswig Holstein, wird in der Regel mit dem Schlüsselfertigbau beauftragt. Hier erreicht das Unternehmen einen Strukturumsatz von etwa 60 - 70 Mio. €. 69 % und somit 2.122 Mio. des jährlichen Gesamtumsatzes regeneriert Züblin aus dem Schlüsselfertigen Hochbau. Die „Tanzenden Türme“ bilden durch ihre attraktive Lage das „neue Tor“ zur Reeperbahn. Hinter der Idee der „Tanzenden Türme“ steckt nach dem Hamburger Architektenbüro BRT (Bothe, Richter, Teherani) ein Tango tanzendes Paar. Der nördliche Turm stellt dabei den Mann mit 24 Stockwerken und der südliche Turm die Frau bzw. die Tanzpartnerin mit 22 Stockwerken dar. Das Hochhaus nimmt eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungsarten in sich auf. In ca. 100 m Höhe befindet sich auf dem Dach des Hochhauses die Sky-Bar „Clouds“. In den Untergeschossen befindet sich neben einer Tiefgarage der gefragte „Mojo-Club“. Ein wesentliches Ziel des Nutzungskonzeptes der „Tanzenden Türme“ lag auf der Zusammenführung der Tochterfirmen, um den Synergieeffekt zu nutzen. Das Gebäude ist von der 1. Etage bis zur 16. Etage mit STRABAG Konzerneinheiten besiedelt. Die übrigen Etagen wurden zur freien Vermietung für diverse Händler und Anwälte etc. angeboten. Mit dem Bauvorhaben wurde gleichzeitig ein angrenzendes ARCOTEL Hotel Onyx realisiert. Nach unterschiedlichsten Nut- zungskonzepten wurde das Grundstück im Frühjahr 2008, mithilfe eines Joint Venture von JP Morgan Stanley und PIRELLI RE, an den Konzern STRABAG veräußert. Mit einer Grundstücksgröße von 5.400 m² besaß das Bauprojekt ein Investitionsvolumen von 180 Mio. €. Das Gebäude hat eine Netto-Gesamthöhe von 108 m. Es zählt somit zu den wenigen Hochhäusern in Hamburg. Die Projektziele waren zu Beginn des Bauprojekts von Züblin klar definiert: Wirtschaftlicher Erfolg, Realisierung einzigartiger Büroflächen, Transparenz, Qualitätssicherung durch geeignete Baupartner und Vermeidung von mehrfachen Risiko- und Budgetansätzen durch offene Bücher. Einer der wichtigsten Aspekte stellte dabei die Qualitätssicherung des Hamburger Stadtteils und Vergnügungsviertels St. Pauli durch eine attraktive Neubebauung dar. Im Herbst 2009 wurde mit der Unterfangung begonnen. Hierbei musste zunächst einmal das bestehende Bestandsgebäude, die stillgelegte Bowlingbahn, abgebrochen werden, um die Türme errichten zu können. Am 6. Mai 2010 fand die Grundsteinlegung statt. Die Lage ermöglichte eine optimale Zugänglichkeit der Baustelle in der Bauphase. Der Boden erlaubte ein tiefes Eindringen, ohne Wasserhaltungsmöglichkeiten vorsehen zu müssen. Mit einer 3 m dicken Betonsohle unter den Türmen war eine passgenaue Planung und Ausführung erforderlich. Das Gebäude ist auffällig für seine geometrischen Details, die Knicke bzw. Neigungen. Aufgrund Präsentation Herr Kormann (im 15. OG) Quelle: www.google.de/maps Am vierten Tag unserer Exkursion ging es zu den „Tanzenden Türmen“ auf der Reeperbahn 1. Um 9:00 Uhr wurden wir in der Eingangshalle von dem technischen Bereichsleiter Herr Volker Kormann in Empfang genommen und in das 15. OG mit Besprechungspools geleitet. In zwei interessanten Vorträgen bekamen wir einen Einblick in das Bauvorhaben „Tanzende Türme“ und die Geschichte des internationalen Unternehmens Züblin. Der älteste Standort der Ed. Luftbild die Tanzenden Türme 53 der Knicke, im Nord-Turm im 7. OG und im Süd-Turm im 17. OG, waren spezielle Schrägstützen im Untergeschoss notwendig. Die Stützen bestehen aus speziellem hochfesten Bewehrungsstahl, hergestellt durch den Hersteller „Annahütte“. Die Stäbe weisen einen Durchmesser zwischen 43 und 57,5 mm bei einer Tragfähigkeit von 160 t je Stab auf. Sie besitzen einen Bewehrungsgrad von bis zu 13 % nach DIN 1045. Durch die Knicke bzw. die Neigung von über 7 Grad kommt es zu einer Verschiebung von bis zu 3 m. Im angrenzenden Hotel „ARCOTEL“ wurde die Neigung durch eine geneigte Fassade aufgegriffen. Der Grundriss der Türme ist in allen Etagen identisch. Beide Türme sind mit einer einzigartigen mehrschichtigen Elementfassade, bei der sich die inneren zu den äußeren Fronten drehen, ummantelt. Eine ausreichende Frischluftzufuhr ist Schnitt Club Mojo 54 sichergestellt. Durch die an der Glasfassade angebrachte Prallscheibe ist es möglich, die Fenster ohne Probleme zu öffnen. Die oberste Etage wurde als sogenanntes Blindgeschoss ausgeführt. Die Ausführung der Dächer der beiden Türme sowie des Hotels und des Mojo-Clubs erfolgte als sogenannte WU-Dächer. Die Wasserdichtigkeit wird dabei durch die Kompaktheit und Wasserundurchlässigkeit der tragenden Stahlbeton-Konstruktion erzielt. Im zentralen Bereich des Gebäudes befinden sich sechs Aufzüge. Durch eine spezielle Aufzugssteuerung im Eingangsbereich ist ein unkompliziertes und schnelles Erreichen der gewollten Etagen erreicht worden. Nach knapp drei Jahren wurden dann am 31.8.2012 schlussendlich die „Tanzenden Türme“ fertiggestellt. Die Fertigstellung des Hotels erfolgte am 31.04.2012. Angrenzend an den Grundriss der „Tanzenden Türme“ liegt im Untergrund der „Mojo-Club“. 8 Tonnen schwere Flügeltüren im Boden bilden den Eingang zum Club. Diese werden durch Hydraulikzylinder betrieben. Bei der Umsetzung dieser Türen wurden die vielen Vorbilder aus dem Wasserbau, zum Beispiel Schleusen etc., herangezogen. Aufgrund des hohen Schallpegels im Mojo-Club war es bauphysikalisch notwendig, diesen von den „Tanzenden Türmen“ und dem „ARCOTEL“ schallschutztechnisch abzugrenzen. Erreicht wurde dies durch ein „Box in Box - System“. Der Club bildet ein eigenes Gebäude, welches durch den Einbau von Entkopplungsmatten vom restlichen Gebäude der Türme abgetrennt wird. Ein Kontakt zum Hauptgebäude wird dadurch vermieden. Der „Mojo-Club“ feierte am 03.02.2013 seine Eröffnung. Zu Beginn der Bauarbeiten der „Tanzenden Türme“ wurde das Bauprojekt von den Anwohnern des Stadtteils St. Pauli nicht akzeptiert. Der Stadtteil gilt mit seinem geschichtlichen Hintergrund als Arbeiterviertel. Die Bewohner sind auf die günstigen Mieten des Viertels angewiesen. Durch den Bau von großen und attraktiven Bürokomplexen in den letzten Jahren ist St. Pauli zu einer interessanten Adresse auch für die wohlhabendere Bevölkerung geworden. Der Zuwachs lässt die Mieten steigen. Diese Umstrukturierung der Bevölkerung ist unter dem Begriff „Gentrifizierung“ bekannt. Darunter versteht sich der Wandel eines Stadtviertels, von einer „armen“ zu einer „reicheren“ Bevölkerung. Der Bau der „Tanzenden Türmen“ brachte keine neuen Wohnmöglichkeiten für das Viertel. Schließlich gab es soziale Widerstände der Anwohner gegen die Realisierung der „Tanzenden Türme“ und somit gegen eine Gentrifizierung des Stadtteils. Der Entwurf des Gebäudes wurde jedoch schon von Beginn an genehmigt und der Bau konnte somit nicht mehr gestoppt werden. Durch die Öffentlichkeitsarbeit des Bauherrn konnten die Anwohner jedoch nach und nach von dem Bau überzeugt werden. Heute werden die „Tanzenden Türme“ von den Anwohnern akzeptiert und gelten jeher als „Beginn“ der Reeperbahn. Eingang Club Mojo Quelle: http://www.mopo.de/image/view/2013/0/30/21600358,17689053,highRes,20130130ROEER-HH-7645.jpg 55 Elbphilharmonie 06.06.2014 Fassade Elbphilharmonie Olga Jung Sarita Lieber Silvia Syceva Inga Weber Die letzte Baustellenbesichtigung am Freitag, den 06.06.2014 unserer Exkursion nach Hamburg stellte die Elbphilharmonie dar. Nach kurzer Einführung am Kaiserkai begann die Besichtigung um kurz nach 14:00 Uhr. Die Elbphilharmonie ist ein, seit April 2007, im Bau befindliches Konzerthaus in der HafenCity in Hamburg. Damals regierte die CDU mit absoluter Mehrheit und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust war der festen Überzeugung mit diesem Riesenprojekt in 56 seiner Stadt ein neues Wahrzeichen zu errichten. Wie dieser Wunsch in der Praxis aussieht, zeigt sich bis heute durch negative Schlagzeilen seitens der Presse. Gerne auch als Millionengrab bezeichnet, wird das eigentliche Prestige-Projekt mit seiner Individualität und Raffinesse in den Hintergrund gedrängt. Das spektakuläre Gebäude mit einer oberen Glasfassade, nach den Entwürfen der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron gestaltet, wurde auf einem denkmal- geschützten Kaispeichers A gebaut und vereint hierdurch die Historie und die Moderne Hamburgs. Das ca. 110 Meter hohe Gebäude wird vom Baudienstleister Hochtief verwirklicht. Nach seiner Fertigstellung soll es insgesamt 26 Geschosse haben, wobei es bis zum sechsten Obergeschoss von der Fassade des Kaispeichers A umschlossen wird. Die Geschichte des ursprünglichen Speichers geht bis in das Jahr 1875 zurück, in dem mit rund 19.000 m² ein Kai- serspeicher am Hamburger Hafen entstand, welcher sich damals schnell zu dessen Wahrzeichen entwickelte. Im 2. Weltkrieg wurde dieses durch Bombenhagel zerstört und erst durch den Architekten Werner Kallmorgen, an dieser Stelle als Kaispeicher A auf über 1.000 Stahlbetonpfählen, wieder errichtet. Der Kaispeicher A diente bis weit in die 80er Jahre zur Lagerung von Kakao, Tabak und Tee, verlor jedoch seine eigentliche Nutzung durch den vermehrten Gebrauch von Containertransporten am Hafen und stand schließlich leer. Erst 2003 entwarf der Hamburger Projektentwickler Alexander Gérard ein Konzept für den leerstehenden Speicher. Durch die Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron entstand ein Projekt für ein neues Konzerthaus auf dem Dach des alten Kaispeichers, sowie für verschiedene luxuriöse Wohnungen und ein innenliegendes Fünf-SterneHotel. Zur dessen Umsetzung musste der Kaispeicher komplett entkernt werden. Aufgrund der früheren Nutzung für Stückgüter verliefen die Wege recht engmaschig, weshalb ein Fahrzeug heutiger Zeit hier nicht parken hätte können. Daher musste der Kern von Innen mittels spiralförmiger Betonkonstruktionen neu aufgebaut werden. Stehen blieb nur die Backsteinfassade und im Inneren entstand so eine Tiefgarage mit insgesamt 500 Stellplätzen. Davon gehen 200 Parkmöglichkeiten an den Hotelbetreiber und 90 an die Wohnungsbesitzer. Auf 57 Blick über die Stadt dem Dach des Speichers folgt die Plaza, die einen Übergang zwischen dem Kaispeichers und dem darüber liegenden Glasaufbau darstellt. Die Plaza, mit ca. 4.000 m², ist als öffentlicher Platz für alle Besucher der Elbphilharmonie zugänglich. Bis zu dieser Höhe entsteht ein Restaurant, samt Wellnessbereich und Baustellenführung 58 dem Eingang zur Hotellobby. Die Fahrstühle sind ausreichend dimensioniert, um auch größere Gegenstände auf die Plaza zu befördern, wie etwa zur Präsentation neuer Luxus-Karosserien. Von der Plaza aus führt eine freitragende Foyertreppe in das Herzstück der Elbphilharmonie, dem großem Konzertsaal. Der große Konzertsaal liegt, wie ein Ei im Gebäude und bietet rund 2.150 Plätze für Zuschauer. Er ist als ein komplett freitragendes Bauwerk ausgeführt, um den Schall zu entkoppeln und somit dem extern auftretenden Lärm keinen Weg ermöglicht, in den Saal einzudringen oder von innen nach außen zu gelangen. Für diesen akustischen Zweck liegt die Konstruktion auf 360 Federn, welche sich ungefähr vier Millimeter senken werden, wenn der Saal inklusive Instrumente voll besetzt ist. Eine weitere Besonderheit, die speziell für den Konzertsaal angefertigt wurde, besteht in der Innenverkleidung: die sogenannte weiße Haut. Hier handelt es sich um tausende verschiedene Gipsplatten, die eine Oberflächenstruktur wie Wellen auf stürmischer See erzeugen, mit dem Effekt den Klang optimal zu reflektieren. Die 20 cm dicken Platten werden auf allen Flächen, außer dem Boden, angebracht und sollen, neben dem akustischen Vorteil, dem Raum Individualität verleihen. Durch die baubegleitende Planung hat sich das Gebäude während des Baus stark verändert. So war anfangs nur die große Konzerthalle konzipiert. Später folgte ein zweiter Saal, der für 550 Gäste Platz bietet und auch als Ballsaal genutzt werden kann. Dieser Konzertsaal ist ebenfalls, wie der große Saal, auf Federn gelagert, da er sich direkt an dem Hotelbereich befindet. Der dritte Saal, mit insgesamt 170 Sitzplätzen, ist auf Antrag der Grünen Partei genehmigt worden und soll in Zukunft besonders pädagogischen Zwecken dienen. So können Schulklassen den Saal das ganze Jahr über buchen. Neben dem großen Konzertsaal sind im Glasaufbau, mit dem Blick zur Landungsbrücken, ca. 45 Wohnungen untergebracht. Wobei die Zahl der Wohnungen noch variieren wird, da einige Käufer an zwei Objekten Interesse haben und diese später zusammengelegt werden könnten. Der Wohnraum umfasst 120 bis 130 m² pro Einheit und liegt bei einem Kaufpreis von ca. 20.000 bis 30.000 € pro Quadratmeter. Momentan gibt es rund 200 Interessenten, an die durch das Höchstbieterprinzip die Wohnungen vergeben werden. Die meisten Bieter kommen aus Deutschland bzw. direkt aus Hamburg. Die späteren Eigentümer verzichten auf viele ihrer Rechte. Sie werden bei der Mitgliederversammlung alle zusammen nur eine Stimme erhalten, somit können sie das Gebäude nachhaltig nicht verändern. Außerdem werden sie in ihrer Gestaltungsfreiheit der Wohnräume eingeschränkt sein, zum Beispiel wird ihnen das Anbringen von Vorhängen untersagt, um das Bild der Fassade nicht zu verändern. Die Besitzer müssen sich an viele Regeln halten, hierfür wird ihnen jedoch einiges an späteren Kosten erlassen. Sollte eine Fensterscheibe zu Bruch gehen, wird ein Lasthubschrauber aus Berlin bestellt, welcher die riesige Scheibe in solch einer Höhe austauschen kann. Diese Kosten, die sich auf bis zu einer halben Millionen Euro belaufen können, werden dem Besitzer erlassen und von der Stadt getragen. Von außen betrachtet dominiert der gläserne Aufbau der Elbphilharmonie mit einer gewölbten Dachform. Die Kosten für die Glasfassade belaufen sich auf 53 Millionen Euro. Sie besteht aus individuell gewölbten, bedruckten einzelnen Glasscheiben mit unterschiedlichen Beschichtungen. Der punktuelle Aufdruck auf den Scheiben wirkt von innen schwarz, von außen wird durch sie das Licht immer in einem anderen Winkel gebrochen, so dass die Fassade bei Sonnenschein zu funkeln scheint. Nach Aussage des Architekten soll so der Eindruck eines riesigen Kristalls, der den Himmel, das Struktur der Fenster Balkon einer Wohnung 59 Bauarbeiten im großen Konzertsaal Baustellenführung Wasser und die Stadt immer wieder anders reflektiert, erweckt werden. Dabei hat die Wölbung der Scheiben einen rein architektonischen Zweck, der Außenaufdruck dient jedoch neben der Optik noch dem Sonnenschutz. Im Februar dieses Jahres wurde die Glasfassade fertig gestellt. Nach einem längeren Baus- Eingang zum Konzertsaal 60 topp wird nun mit Hockdruck an der Fertigstellung des Projektes gearbeitet. In den Hochzeiten rechnet Hochtief mit bis zu 1.000 Arbeitern auf der Baustelle. Die Elbphilharmonie ist das erste Bauwerk weltweit, welches mit vier Dimensionen geplant wurde. Es existiert als ein 3D-Modell mit zugehöriger Zeitachse. Auch die Fassade und die weiße Haut sind komplette Neuentwicklungen, die für Ihre Realisierung eine Menge Geld in Anspruch genommen haben. Die Stadt wollte dieses Projekt von Beginn an, nicht nur als ein Bauwerk sondern als ein Kunstwerk erstellen. Daher wurde mehr geleistet, was zu Kostenerhöhungen und Zeitverzögerungen führte. Der neue Fertigstellungstermin ist für Ende 2016 vorgesehen. Anfang 2017 soll das Gebäude in seine Betriebs­ phase übergehen. Durch neue klare Zeitpläne konnte bereits jetzt der Rohbau Termin vier Wochen vorher abgeschlossen werden. Auch der Termin zur Abdichtung des Daches bis zum Sommer kann allem Anschein nach eingehalten bzw. unterschritten werden. Momentan läuft bei dem Baudienstleister Hochtief alles nach Plan, so dass sich die Hamburger schon bald über ein neues Wahrzeichen freuen können. Zu guter Letzt möchten wir uns an dieser Stelle für die Möglichkeit der Besichtigung bedanken, sowie für die gut organisierte und informationsreiche Führung durch die Elbphilharmonie. Fassade von innen 61 Anreise & Architekturführung Hamburg Architekturführung Hamburg Impressionen der Exkursion 62 63 Gröninger Braukeller Hafen City Hamburg Hafen City Hamburg 64 65 66 Alsterufer 1-3 Tanzende Türme & Elbphilharmonie Lübeck Gruppenbild 67 Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Institut für Baubetriebslehre Universität Stuttgart Pfaffenwaldring 7 70569 Stuttgart www.ibl.uni-stuttgart.de