Bericht (PDF-Datei) - Institut für Baubetriebslehre

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Institut für Baubetriebslehre der Universität Stuttgart
Exkursion 03. – 06. Juni 2014
Institut für Baubetriebslehre
Universität Stuttgart
Pfaffenwaldring 7
70569 Stuttgart
www.ibl.uni-stuttgart.de
Hamburg 2014
Exkursion 03. - 06. Juni 2014
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner
Hamburg 2014
jay-han.com
jay-han.com
Vorwort
Im Frühjahr 2014 erfolgte in
einem Gespräch die Anregung, die Elbphilharmonie
zu besichtigen. Über einen
ehemaligen Studenten, inzwischen in führender Position,
wurde der Kontakt zu Hochtief
aufgenommen und der Besichtigungstermin war schnell
vereinbart. Herzlichen Dank
für die prompte Unterstützung
und Zusage. Das Ziel war
bestimmt. Es war eine sehr
gute Entscheidung. Fachlich
haben wir viel gesehen und
gelernt. Hamburg und die dortigen Persönlichkeiten haben
uns begeistert.
Oktober 2014
Bearbeitung: Valerie Nierbauer, Dr. Wolfgang Paul
Die Berichte wurden von den Studierenden verfasst.
Nicht anders gekennzeichnete Abbildungen stammen
von den Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmern.
2
Die 24 freien Plätze waren
innerhalb von zwei Tagen
vergeben. Die meisten teilnehmenden Studierenden
besuchten das Mastermodul
„Bauprozessmanagement in
der Praxis”. Ein sehr interessierter Jahrgang und immer
pünktlich.
Die vom Institut für Bau-
betriebslehre der Universität Stuttgart vom 03.06.
- 06.06.2014 veranstaltete
Exkursion führte die Studiengänge Bauingenieurwesen
und Immobilientechnik und
Immobilienwirtschaft auf interessante Baumaßnahmen und
ermöglichte durch die kompetenten und hoch interessanten Gesprächspartner einen
tiefen Einblick in die Bau- und
Immobilienwelt.
aber auch mehr über berufliche und gesellschaftliche
Gegebenheiten in Hamburg
informieren.
Intention unserer Exkursionen war und ist es, die theoretischen und universitären
Kenntnisse durch praktische
Besichtigungen vor Ort
verständlich zu machen. Die
zugehörigen Erläuterungen
der uns empfangenden Bauund Projektverantwortlichen
vertiefen das Wissen. Viele
Studierenden nutzten die
Chance, Fragen zu stellen.
Diese wurden kompetent beantwortet. Die Studierenden
konnten sich direkt über fachliche Themen austauschen,
In diesem Exkursionsbericht
sind die Erfahrungen und
Eindrücke der Exkursionsteilnehmerinnen und –teilnehmer
in Wort und Bild zusammengefasst und geben so einen
Gesamtüberblick der durchgeführten Exkursion wieder,
mit all ihren fachlichen und
gesellschaftlichen Erlebnissen. Hamburg war eine sehr
schöne und interessante
Exkursion.
Ermöglicht wurde diese Exkursion wieder durch zahlreiche Unternehmen und viele
einzelne Personen, die uns
großzügig unterstützt haben.
Wir sprechen ihnen an dieser Stelle nochmals unseren
herzlichen Dank aus.
Stuttgart, im September 2014
3
Inhalt
Vorwort.................................................................. 3
Wir bedanken uns................................................. 7
Teilnehmende...................................................... 11
Programm............................................................ 13
Architekturführung .............................................. 17
Hafen City............................................................ 25
Alsterufer 1-3....................................................... 33
Hotelbau in Grömitz............................................. 39
Bürogebäude und Stadttor Lübeck...................... 45
Tanzende Türme.................................................. 51
Elbphilharmonie................................................... 57
Impressionen der Exkursion................................ 63
4
5
Wir bedanken uns
Für ihre großzügige Unterstützung danken wir den folgenden Unternehmen und Institutionen:
BAM Deutschland AG
Gottlob Rommel
GmbH und Co. KG
Herrenknecht AG
Hochtief
MEVA SchalungsSysteme GmbH
Netzwerk Baubetrieb
und Immobilie e.V.
Wilma Wohnen
WOLFF & MÜLLER
Ed. Züblin AG
6
7
Wir bedanken uns
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienreise 2014 und das Institut für Baubetriebslehre bedanken sich außerdem ganz herzlich bei:
▪▪ Herrn Torsten Stern, a-tour
▪▪ Frau Bettina Klenk, Niederlassungsleitung WILMA
▪▪ Herrn Markus Münzenmaier, Oberbauleiter, Max Bögl
▪▪ Frau Anja Forstreuter, Leiterin Bereich Business Development, Drees & Sommer
▪▪ Herrn Michael Düngen, Kaufmännischer Leiter, BAM Deutschland
▪▪ Herrn Matthias Mottl, Gesamtprojektleiter, BAM Deutschland
▪▪ Herrn Thomas Weber, Technischer Leiter, BAM Deutschland
▪▪ Herrn Stephan Löhr, Bauleiter, WOLFF & MÜLLER
▪▪ Herrn Klaus-Dieter Rieke, WOLFF & MÜLLER
▪▪ Herrn Tobias Oertel, Züblin
▪▪ Frau Kamilla Guttmann, Stadtführung Lübeck
▪▪ Herrn Volker Kormann, technischer Bereichsleiter, Züblin
▪▪ Herrn Christian Krause, Senior Advisor PWC
▪▪ Herrn Dr. Steffen Pekrul, Leiter Business Development, Hochtief
▪▪ Frau Ekin Delavarkhan, Hochtief
▪▪ Herrn Hassibulla Assif, Hochtief
▪▪ Herrn Florian Wetzel, Hochtief
Für die Bereitstellung von Gastgeschenken danken wir ganz herzlich:
Doka GmbH
MEVA Schalungssysteme GmbH
Peri GmbH
8
9
Teilnehmende
Institut für Baubetriebslehre
Dr.-Ing. Wolfgang Paul
Studierende
Gruppenfoto vor der
Elbphilharmonie
10
Sebastian Beck
Sarah Maier
Ina Schröder
Mirjam Fesseler
Martin Markert
Dominik Spieth
Julia Gerold
Valerie Milcinovic
Oliver Storz
Nikolas Gruss
Roman Müller
Simone Susenbeth
Michael Huchler
Valerie Nierbauer
Julia Syceva
Olga Jung
Daniel Pipek
Nadine Vogel
Andreas Kettler
Oleg Scharapow
Inga Weber
Sarita Lieber
Dominic Schilling
Ines Werle
11
Programm
Dienstag, 03. Juni 2014
07:25 Uhr
08:25 Uhr
09:40 Uhr
14:30 Uhr
15:00 Uhr
18:15 Uhr
Treffen Flughafen Stuttgart
Abflug mit Air Berlin
Ankunft in Hamburg
20 Min. Fußweg zum Designhotel Side, Drehbahn 49
Architekturführung Alster, Hr. Stern
Einladung Wilma Gröninger Privatbrauerei, Willy-Brandt-Str. 47
Mittwoch, 04. Juni 2014
09:00 Uhr
Abmarsch Hotel
09:30 Uhr
Büro Drees & Sommer Hamburg und Rundgang Hafencity, Fr. Forstreuter
12:00 Uhr
Abmarsch zum Bauleitungsbüro BAM, Alsterufer 20
12:30 Uhr Einladung zum Mittagessen durch BAM Deutschland AG
Baustellenbesichtigung Alsterufer 1-3
BAM Deutschland AG
Herr Düngen, Kaufmännischer Leiter
Herr Mottl, Gesamtprojektleiter
16:30 Uhr
Einladung BAM
Hafenrundfahrt mit Barkasse Nina + Käpt‘n Schwarz
Donnerstag, 05. Juni 2014
08:00 Uhr
Abfahrt mit Bus nach Grömitz
10:15 Uhr
Ankunft
Hotel Baustellen-Besichtigung, 30 m hinter der Grömitzer Welle
Woff & Müller GmbH & Co. KG
Hr. Löhr (Bauleiter)
13:00 Uhr
Weiterfahrt nach Lübeck
14:00 Uhr
Ed. Züblin AG
Besichtigung des größten Bürogebäudes, das zurzeit in Europa in Holzbau-
weise errichtet wird.
16:00 Uhr
Besichtigung Lübeck
12
13
Freitag, 06. Juni 2014
08:30 Uhr
Checkout Hotel, Gepäckabgabe
09:00 Uhr
Besichtigung „Tanzende Türme“
Reeperbahn 1
Techn. Bereichsleiter Hr. Volker Kormann
Ed. Züblin AG
13:45 Uhr
Elbphilharmonie
18:20 Uhr
Abflug
19:35 Uhr
Ankunft in Stuttgart
© OpenStreetMap contributors
14
15
Architekturführung
03.06.2014
Mirjam Fesseler
Ina Schröder
Dominik Spieth
Ines Werle
Design Hotel SIDE
Emporio Tower
16
17
Die Exkursion nach Hamburg
startete am Dienstagmorgen, den 3. Juni 2014 mit
einem angenehmen Flug
ab Stuttgart. In Hamburg
angekommen machten wir
uns gemeinsam mit S- und
U-Bahn auf den Weg zu unserer Unterkunft „Motel One“.
Nachdem alle Formalitäten
geklärt waren und jeder sein
Zimmer bezogen hatte, trafen
wir uns zur „Classic Architekturführung Alster“ am noblen
Design Hotel SIDE. Unser
Guide, Herr Stern, bietet seit
längerer Zeit Architekturführungen in Hamburg an.
Design Hotel SIDE
18
Besonders seit der Entwicklung der Hafen-City stoßen
diese Führungen auf reges
Interesse.
Das Design Hotel SIDE wurde 2001 eröffnet und positioniert sich im hochpreisigen
Hotelsegment. Es bietet 178
Zimmer, Konferenzräume und
einen großzügigen Wellnessbereich. Der Architekt Jan
Störmer wurde Ende der 90er
Jahre damit beauftragt, auf
einem aufgrund der Lage und
der beengten Platzverhältnisse unattraktiv erscheinenden
Grundstück, eines der ersten
Designhotels in Deutschland zu konzipieren. Dies
gelang ihm, indem er das
nach außen schlicht wirkende Gebäude bis zu 17 Meter
tief unterbaute. In diesem
Bereich befinden sich nun ein
Spa-Bereich, Konferenzräume sowie eine Tiefgarage.
Das Innere der oberirdischen
Geschosse wird durch ein
28 m hohes Atrium durchbrochen. Dies erzeugt ein
außergewöhnliches Raumerlebnis. Die zeitlos und bunt
gehaltene Innenarchitektur
wurde von dem Designer
Matteo Thun erbracht.
Design Hotel SIDE
19
Gängeviertel
Gängeviertel
Emporio Tower
Herr Stern führte uns weiter
zum Emporio Tower (ehemalige Unilever-Hauptverwaltung). Dies war eines
der ersten Hochhäuser in
Hamburg und wurde in den
späten 50ern erbaut. Die
Grundstruktur, ein Y-förmiger
Aufbau, sowie die Fassade,
stehen unter Denkmalschutz.
In den 80er-Jahren wurde
das Gebäude von Union
Investment aufgekauft und
an Unilever vermietet. Ein
großer Nachteil des Gebäudes war, dass es keine
öffenbare Flügelfenster und
keinen außenliegenden
Sonnenschutz besaß. Dies
führte zwangsläufig zu einer
exorbitanten Kühlung der
Räume im Sommer und einem CO2-Ausstoß von 2.700
Tonnen. Aufgrund der sich
daraus ergebenden hohen
Nebenkosten entschied sich
Unilever für einen Umzug
in die Hafen-City. Ein Abriss
war aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich.
Daher wurde das Gebäude
aufwändig ertüchtigt und an
20
die Anforderungen moderner
Bürogebäude angepasst.
Das äußere Erscheinungsbild
der Fassade musste erhalten bleiben. Daher entschied
man sich für eine Doppelfassade, bei welcher die äußere
Struktur möglichst identisch
bleibt und der innere Fassadenteil energetischen Ansprüchen und den Ansprüchen
moderner Büroraster gerecht
wird. Dadurch konnte der
Energieverbrauch um 61 %
auf 158 kWh/m²a reduziert
werden und die Suche nach
neuen Mietern fiel deutlich
leichter.
niger Häuser durch einen holländischen Investor, der diese
abreißen wollte, wurden sie
besetzt. Aufgrund zahlreicher
Kritik in der Bevölkerung
und den Medien sah sich die
Stadt gezwungen, die Gebäude rückzukaufen. Die Initiative „Komm in die Gänge“ zielt
auf eine eigene Verwaltung
der Häuser im Gängeviertel
ab. Es soll zu einem nichtkommerziellen, politischen,
künstlerischen sowie sozialen
Ort für alle werden. Arbeiten und Wohnen sollen sich
vereinen und ein zentraler
Treffpunkt entstehen.
Im Anschluss besichtigten
wir das Gängeviertel. Die
Besonderheit des Viertels
besteht in einer sehr engen
Bebauung mit schmalen
Straßen und zahlreichen
labyrinthartigen Hinterhöfen.
In diesem Viertel kann man
das Leben in Hamburg im 17.
Jahrhundert nachempfinden.
Die zu Wohnzwecken genutzten Quartiere werden auch
heute noch von Hamburgern
bewohnt. Nach dem Kauf ei21
Unsere Führung ging weiter
zur Handelskammer. Hier
wurde ein besonders raffinierter Bau realisiert um zusätzliche Fläche im rund 170 Jahre
alten Gebäude zu schaffen.
2003 wurden hierzu innerhalb
der bestehenden Börsenhalle
zusätzliche Geschossebenen
von Behnisch Architekten verwirklicht. Dabei achtete man
besonders darauf, die historische Struktur zu respektieren
und dem Denkmalschutz
gerecht zu werden. Das Resultat ist ein 5-geschossiges
sogenanntes „Haus im Haus“
mit hochwertiger Ausstattung
sowie modernsten LEDBeleuchtungssystemen, was
einen harmonischen Kontrast
zum Altbau bildet.
Die nächste Station war das
Stadtzentrum an der Binnenalster. Dort umriss Herr Stern
geschichtliche Eckdaten
Hamburgs. So erfuhren wir,
dass sich der Name „Hamburg“ von einer im 8. Jahrhundert errichteten „Hammaburg“ ableitet. Diese befand
sich ursprünglich an der Stelle, an der im 13. Jahrhundert
der Dom erbaut wurde. Heute
wird die Fläche als öffentliche
Grünfläche genutzt. Nachts
leuchtende Kuben dienen als
Sitzgelegenheit und sind an
den Stellen positioniert, an
denen sich ursprünglich die
Säulen des Doms befanden.
Handelskammer Hamburg
Das 1922 erbaute Chilehaus bildete den Abschluss
der spannenden Führung.
Mit einer „relativ“ geringen
Grundfläche von 36.000 Quadratmetern ist dieses Gebäude eines der imposantesten
Bauten der Hansestadt. Der
damalige Grundstücksbesitzer gab dem Architekten
die Vorgabe, die verfügbare
Fläche bis auf das Äußerste
auszureizen. Das östliche
Ende des Klinkerbaus ist ein
unverkennbares Merkmal, da
die spitz zulaufende Architektur den Anschein eines
Schiffsbugs erweckt. Bei den
insgesamt zehn Stockwerken
bilden die zurückgesetzten Terrassen der obersten
Etagen einen schönen Abschluss. Besonders beeindruckend ist, dass der damalige
Architekt und Baumeister,
Fritz Höger, kein Hochschulstudium absolviert hatte und
sich das Bauhandwerk autodidaktisch beigebracht hat.
Mit einem kleinen Präsent
verabschiedeten wir Herrn
Stern vor dem Chilehaus und
marschierten gemeinsam
zum Abendessen. Von der
Wilma Wohnen Süd GmbH
wurden wir ins urige Gröninger Brauhaus in der alten
Speicherstadt eingeladen. Mit
einem deftigen Abendessen
und Bier vom Fass beendeten wir einen gelungenen
Exkursionsauftakt.
Ein herzlicher Dank gilt unseren Sponsoren, dem Organisator sowie Herrn Stern für
eine hervorragende Führung.
Grünfläche der ehemaligen Hammaburg
22
Chilehaus
23
Hafen City
04.06.2014
Julia Gerold
Valerie Milcinovic
Oleg Scharapow
Hafen City Hamburg
24
25
Hafen City Hamburg
Pünktlich um 9:00 Uhr trafen
wir uns alle zum Abmarsch
vor dem Hotel. Trotz eines
langen Abends in der Gröninger Privatbrauerei waren
alle Studierenden anwesend
und motiviert. Um 9:30 Uhr
wurden wir dann von Frau
Forstreuter im Drees &
Sommer Büro Am Sandtorkai
68 in Empfang genommen.
Im Büro bekamen wir einige Informationen über die
Tätigkeiten sowie über die
laufenden Projekte, welche
Drees & Sommer in der Hafencity betreuen bzw. betreut
haben. Zu diesen zählen u. a.
die Elbphilharmonie, Unilever
Hafencity, die Ericus Spitze,
der Brooktorkai, das Hamburg America Center und das
International Coffee Plaza.
Im Anschluss an den Vortrag
durften wir auf die Dachterrasse des Drees & Sommer
Büros und dort die Aussicht
über die Hafencity bei wundervollem Wetter genießen.
Anschließend ging es mit
Fr. Forstreuter weiter zu
26
Fuß durch die Hafencity. Wir
kamen an dem Musterpavillion der Elbphilharmonie,
dem Marco Polo Haus sowie
dem Unilever Haus vorbei bis
wir unser Ziel, die HafenCity
Universität (HCU), erreichten. Die HCU ist in Europas
größtem innerstädtischem
Stadtentwicklungsprojekt
entstanden.
27
Die HCU ist europaweit
einzigartig, da sie die einzige
Universität ist, die lediglich
auf Bauen und Metropolenentwicklung fokussiert ist.
Es werden die Bachelorstudiengänge mit konsekutivem
Master Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und
Stadtplanung angeboten.
Weiterhin gibt es den Bachelorstudiengang Kultur der
Metropole und den Masterstudiengang Urban Design
und Resource Efficiency in
Architecture and Planning.
Zurzeit sind ca. 2.000 Studierende immatrikuliert.
Durch einen zweistufigen
internationalen Architekturwettbewerb hat die Hansestadt Hamburg im Jahr 2006
ausgelobt, mit dem Ziel eine
städtebauliche Lösung für
das Grundstück des Neubaus zu finden sowie eine
Realisierung des Gebäudes.
Gewonnen hatte das Büro
Code Unique aus Dresden.
Entwickelt wurde eine innovative Universität, welche
von Ressourcenschutz und
Wirtschaftlichkeit geprägt ist.
Im Jahr 2009 wurde letztendlich von der Hamburger
Bürgerschaft der Bau der
HafenCity Universität beschlossen. Anforderungen
waren eine überdurchschnittlich nachhaltige Architektur,
welche über den gesetzlichen
Bestimmungen in Bezug
auf Energieeinsparung und
Arbeitsbedingungen liegen
sollte. Fertigstellung des
Baus war im Frühjahr 2014,
so dass seit dem Sommersemester 2014 Lehrveranstaltungen stattfinden können.
Die Grundstücksgröße der
HCU beträgt rund 4.000 m².
Das fünfgeschossige Gebäu-
de besitzt eine 24.000 m²
große Geschossfläche von
welcher in etwa 14.000 m² als
Hauptnutzungsfläche genutzt
werden. Die Kosten des
Projektes beliefen sich auf 85
Mio. € von welchen 19,5 Mio.
€ auf das Grundstück fielen.
Die HCU ist ein Vorbild für
Energie-Effizienz und Nachhaltigkeit: Die HafenCity
GmbH entwickelte im Jahr
2007 das erste goldene Umweltsiegel für Gebäude und
ist somit auf diesem Gebiet
Vorreiter in Deutschland. Gekennzeichnet ist das goldene
Umweltsiegel vom Energiebedarf, von der Verwendung
umweltschonender Baustoffe, von einem nachhaltigem
Gebäudebetrieb sowie die
Berücksichtigung von Gesundheit und Komfort der
Gebäudenutzer.
HafenCity Universität
(HCU)
28
29
Gegliedert ist die HCU in
zwei Teile, welche durch
eine transparente mehrgeschossige Halle vertikal und
horizontal eng vernetzt ist.
Eingebaut wurden innovative
Systeme der Energieeffizienz
und Nachhaltigkeit wie zum
Beispiel Nachtauskühlung,
Geothermie, Betonkernaktivierung, 3-fach Verglasung,
wassersparende Sanitäreinrichtungen, integrierte
Photovoltaik in der Fassade
zur Stromerzeugung, Solarthermie zur Wärme- und
Kälteerzeugung sowie Steuerung der Raumbeleuchtung in
Abhängigkeit von Tageslicht
und Personenanwesenheit.
Der Standort der HCU ist von
großer Bedeutung, da dieser
im Stadtentwicklungsprojekt
HafenCity liegt, und die Studierenden von diesem Projekt
lernen in dem sie jeden Tag
Planung, Gestaltung und
Baufortschritt live miterleben
können. Guten Anschluss an
die Universität hat man mit
der U-Bahn. In unmittelbarer
Nähe sind Studentenwohnheime geplant.
HafenCity Universität
(HCU)
30
Gruppenbild auf dem
Dach der HCU
Präsentation in der
HCU
31
Alsterufer 1-3
04.06.2014
Roman Müller
Daniel Pipek
Dominic Schilling
Oliver Storz
Baustelle Alsterufer 1-3
32
33
Arbeiten am Stahlfachwerk
An diesem Nachmittag waren
wir zu Gast bei der BAM
Deutschland AG, um das
Bauvorhaben Alsterufer 1-3
zu besichtigen. Wir wurden
von Herrn Matthias Mottl im
sehr schönen Baustellenbüro, unweit von der Baustelle,
herzlich in Empfang genommen. Zur Begrüßung gab es
direkt einen kleinen Snack
und kühle Getränke. Herr
Mottl gab uns zuerst eine
allgemeine Vorstellung der
BAM Deutschland AG. Diese
beinhaltete die Standorte,
Tätigkeitsbereiche sowie vergangene und aktuelle Bauprojekte der BAM Deutschland AG.
Bauherr des Projektes ist die
Alsterufer 1 – 3 Immobilien
GmbH & Co. KG, welche
durch die Gator Beteiligungsgesellschaft mbH vertreten
wird. Das Grundstück befindet sich in einer sehr zentralen Lage und gehört zu den
repräsentativsten Adressen
Hamburgs. Es ist direkt am
Wasser gelegen und nur wenige Meter vom Jungfernstieg
entfernt.
Das entstehende Gebäude soll ein Büro und Geschäftsgebäude werden. Im
34
Erdgeschoss werden sich
Gastronomie-Betriebe und
Verkaufsstätten niederlassen.
In den Geschossen darüber
sind Büroflächen vorgesehen. Das Bauvorhaben ist in
zwei Bauabschnitte unterteilt.
Einen Neubau und einen
Ersatzbau.
Neubau:
Ersatzbau:
8 OGs, 4 UGs
8 OGs, 4 UGs
Insgesamt entsteht eine
Bruttogeschossfläche von
51.000 m². Der Aushub stellte
das Bauteam vor eine Herausforderung. Auf Grund
der großen Tiefe des Neubaus war ein besonderer
Verbau nötig. Es wurde eine
Schlitzwand hergestellt. Allerdings konnte diese aufgrund
der Nachbarbebauung nicht
mit Ankern rückverankert
werden.
Als Alternative entschied
sich die Projektleitung für ein
Stahlfachwerk, welches die
Baugrube aussteifen soll.
Das Stahlfachwerk wurde
im ersten Untergeschoss
ausgeführt, sprich es befindet sich über der Decke des
zweiten Untergeschosses.
Das Stahlfachwerk brachte
Baustellenführung
einige Schwierigkeiten mit
sich: Nach der Installation
des Fachwerkes musste der
Aushub unterhalb fortgesetzt
werden. Das bedeutet, die
Bagger mussten unter dem
Stahlfachwerk arbeiten ohne
dieses zu beschädigen.
Zudem ist der Stahl sehr
temperaturempfindlich. Bei
einem Anstieg der Außenlufttemperatur dehnt sich der
Stahl aus.
Auf einer solch großen Länge
kann die Ausdehnung mehrere Zentimeter betragen. Um
die Spannungen im Fachwerk
zu überwachen wurden mehrere Drucksensoren angebracht. Die Drucksensoren
geben an, wenn die Spannung innerhalb des Fachwerkes zu groß ist und somit
eine Gefahr für die in der
Baugrube tätigen Mitarbeiter
entsteht. Um die Stahlträ-
ger gegen die ansteigenden
Temperaturen im Frühling
und Sommer zu schützen,
wurden die Träger abgedeckt,
damit keine direkte Sonneinstrahlung vorliegt. Da dies
nicht ausreichte, musste das
Stahlfachwerk zusätzlich
mit Wasser gekühlt werden.
Das benötigte Wasser wurde
aus der angrenzenden Alster
entnommen und mit einem
Bogen über die Straße auf
das Baufeld geführt.
Allgemein wird bei der BAMGruppe sehr viel Wert auf die
Sicherheit gelegt. Hierfür gibt
es dieses Jahr eine SafetySafari. Das ist ein Sicherheitstag auf allen Baustellen
der BAM-Gruppe, an dem die
5 großen Themen rund um
die Arbeitssicherheit näher
betrachtet werden. Auf der
Baustelle war eine große
Tafel aufgestellt, auf der die
Baustellenführung
Schäden am Beton
35
Ersthelfer mit Foto abgebildet
waren. Zudem waren Informationsblätter zum richtigen
Umgang mit Maschinen und
dem korrektem Verhalten im
Unglücksfall ausgehängt.
Typisch für Hamburg sind
Pfahlgründungen, da häufig
ein schlechter, nicht tragender Boden vorgefunden wird.
Eine Pfahlgründung war bei
diesem Projekt nicht nötig.
Hier wurde eine Flachgründung ausgeführt. Die Bodenplatte / Fundament hat an
manchen Stellen eine beachtliche Höhe von über zwei
Metern.
Fassaden (Ersatzbau):
Der Ersatzbau „ersetzt“ ein
bisher dort bestehendes
Gebäude. Deshalb müssen
stilistische Elemente aus
denkmalschutzrechtlichen
Gründen dem vorherigen
Gebäude entsprechen. Dies
bedeutet, dass der Ersatzbau
eine Lochfassade bekommt.
Ein direkt an der Fassade /
Fenster angeordneter BodenKonvektor wird die Heiz- und
Kühlleistung des Gebäudes
übernehmen.
Fassaden (Neubau): Der
Neubau erhält eine moderne Alu-Elementfassade. Ein
Fassadenmodul besteht aus
Naturstein, Fensterflügel und
Sonnenschutz. Die Fassadenmodule werden komplett
fertig montiert auf die Baustelle angeliefert und direkt
vom LKW aus mit Hilfe des
Krans eingebaut. Da auf der
Baustellenfläche so gut wie
keine Lagerflächen vorhanden sind, müssen die Module
etwas außerhalb gelagert und
von den LKW’s just in time
angeliefert werden. Für den
Neubau war auf der Baustelle bereits ein Musterfassadenelement ausgestellt. An
diesem konnte man sofort die
für Hamburg typischen hohen
36
Sockelgeschosse feststellen.
Die Musterfassade bestand
aus verschiedenen Natursteinen in unterschiedlichsten
Farbtönen sowie verschiedenen Beschaffenheiten. Hier
möchte die Stadt entscheiden, welcher Naturstein am
Besten zur Umgebungsbebauung und zum Stadtbild
passt.
Weitere Schwierigkeiten der
Baustellen waren:
- Die Kräne mussten nachträglich in ihrer Höhe verlängert werden, da sie beim
Aufstellen nicht in voller Höhe
aufgebaut werden konnten,
aufgrund eines anderen
Kranes auf einem Nachbargrundstück.
- Aufgrund des Platzmangels finden sich auch kaum
Flächen für die Baustelleneinrichtung. So mussten die
Sozial- und Wohncontainer
der Bauarbeiter auf eine ca.
10 Gehminuten entfernte
öffentliche Grünfläche ausgelagert werden.
Hafenrundfahrt Hamburg
- Das Gebäude muss so
flexibel wie nur möglich
ausgebildet werden, da die
zukünftigen Mieter mit ihren
unterschiedlichen Anforderungen noch nicht feststehen. Dies ist in der heutigen
Zeit eher unüblich. Da der
Bauherr sehr wohlhabend
ist, konnte der Bau jedoch
bereits beginnen, denn ein
Objekt in dieser Lage wird
sicherlich seine Mieter finden.
Untergeschoss Alsterufer 1-3
Im Anschluss an die Baustellenbesichtigung wurden die
Studierenden der Universität
Stuttgart noch zu einer sehr
schönen Hafenrundfahrt mit
Verpflegung eingeladen.
Los ging es an den Landungsbrücken, vorbei an
den Trockendocks zu verschiedenen Kreuzfahrt- und
Containerschiffen, quer durch
die alte Speicherstadt über
den Sportboothafen wieder
zurück zu den Landungsbrücken. Ein absolut gelungener
Abschluss.
Baustellenführung
37
Außenansicht Hotelbau
in Grömitz
Hotelbau in Grömitz
05.06.2014
Michael Huchler
Valerie Nierbauer
Simone Susenbeth
Nachdem wir die letzten Tage
wunderschönstes Wetter hatten, ereilte uns am Donnerstag die angekündigte steife
Brise mit grauem Himmel und
Regen.
Pünktlich um 8:00 Uhr morgens ging es mit einem Reisebus von unserem schönen
Hotel in Hamburg los nach
Grömitz an der Ostsee. Nach
einer 1,5 stündigen Busfahrt,
die für die meisten Exkursionsteilnehmenden viel zu
kurz war, um sich von der
noch kürzeren Nacht zu regenerieren, kamen wir staufrei
und mehr oder weniger erholt
an der Zielbaustelle in der
38
Strandallee an. Durch das
Bauunternehmen WOLFF &
MÜLLER soll hier für die a-jaGruppe ein neues Ferienhotel
direkt an der Kurpromenade
an der Ostsee entstehen.
Ein weiteres Highlight des
Standorts ist das ErlebnisMeerwasser-Brandungsbad
„Grömitzer-Welle“, zu dem
die Hotelgäste einen direkten
Zugang haben werden.
Nach unserer Ankunft auf
der Baustelle nahm uns der
Bauleiter Herr Löhr in Empfang. Zu Beginn bekamen wir
einige Informationen zu dem
Bauvorhaben. Dann ging es
mit der Führung durch das
6-geschossige Gebäude, das
aufgrund der direkten Nähe
zum Meer nicht unterkellert
ist, los. Im Foyer des Hotels
wurden uns zuerst einmal die
grundlegenden Fakten über
den Neubau mitgeteilt. Nach
dem Abbruch des Gebäudebestands auf dem Grundstück
wurde im Oktober 2013 mit
dem Bau des zukünftigen
Ferienhotels begonnen. Der
Untergrund ist Sandboden,
dieser trägt die Lasten gleichmäßig ab und eignet sich sehr
gut, um darauf zu bauen. Das
Hotel ist als 2-Sterne Hotel
geplant, bei dem alle Extras
wie zum Beispiel Frühstück,
39
Baustellenpräsentation
Herr Rieke
an gleichen Zimmern bietet
die Möglichkeit einige Komponenten vorzufertigen, um
den Bauablauf zu beschleunigen und vor Ort auf der
Baustelle manche Schnittstellen zwischen Gewerken zu
umgehen. Als Beispiel hierfür
ist vor allem die Trennwand
zwischen dem Bad und dem
Flur zu nennen, die als Modul
mit allen Sanitärleitungen
schon vormontiert auf die
Baustelle geliefert wurde. Die
Wiederholbarkeit der Arbeiten in allen Zimmern ermöglicht eine gute Taktung des
Ausbaus in Abstimmung der
einzelnen Gewerke. Da der
Ausbau unten begann und
dann stockweise nach oben
geführt wurde, konnten wir
den Fortschritt des Ausbaus
perfekt mitverfolgen, da Herr
Rieke uns entgegengesetzt
von oben nach unten durch
den Rohbau führte.
Sehr interessant war auch
das schon vollständige Musterzimmer, in dem die Bauherren mit WOLFF & MÜLLER
jeden einzelnen Gegenstand
in Form, Farbe und Qualität
bemustern konnten. Hier
wurde auch das Konzept der
Zimmer erkennbar: die Zimmer werden mittels Vorhänge
in verschiedene Bereiche
eingeteilt. Aufgrund dessen
erhält man eine Vielzahl
von Möglichkeiten für jede
Anforderung an den Raum.
Blick auf die Ostsee
einzeln zu buchen sind, um
den Grundpreis relativ gering
zu halten. Der Gast bezahlt
nur die Leistungen, welche
er auch in Anspruch nimmt.
Zu den möglichen Extras
gehören ein Fitnessbereich
und mehrere verschiedene
Wellnessangebote. Insgesamt wird das Hotel über 220
Zimmer verfügen, wobei zwei
dieser Zimmer barrierefrei
ausgebildet sind. Neben 41
PKW-Stellplätzen im Inneren
gibt es weitere 23 Plätze außen, sowie 28 Fahrradabstellplätze für die Besucher.
Dann ging es weiter in das
oberste Stockwerk, in welches das Hotelrestaurant
mit Panoramablick über die
40
Ostsee kommt und einen
Zugang zu einer einladenden
Dachterrasse hat. Damit die
bis zu 60 Personen auf der
Dachterrasse bei dem windigen Wetter am Meer in Ruhe
essen und trinken können, ist
sie ringsum von hohen Glasscheiben umgeben. Da das
Hotel in einem Kurort liegt ist
die Terrasse nur bis 22:00 Uhr
geöffnet.
Im Restaurant begann gerade
der Ausbau mit der Verlegung
von Doppel-T-Stahlträgern
als Unterkonstruktion für den
Fußbodenaufbau. Auf diese
Träger kommen dann Trapezbleche und darauf der Estrich.
Der gesamte Hohlraum des
Fußbodens ist nicht revisi-
onierbar, weshalb der Verlegung der Stromkabel und
sonstiger Leitungen besondere Beachtung geschenkt
werden musste. Ab dem
vierten OG abwärts befinden
sich die Hotelzimmer, die fast
alle exakt die selbe Größe
und Ausstattung haben. Einzige Ausnahme hiervon waren
Verbindungstüren zwischen
manchen Zimmern, um die
Möglichkeit zu haben auch
größere Familien ohne Trennung über den Flur unterzubringen. Des Weiteren gibt es
die bereits erwähnten behindertengerechten Zimmer, die
sowohl größer sind, als auch
eine andere Badausstattung
bekommen. Die große Anzahl
TGA-Ausbau in den
Hotelzimmern
41
Estricharbeiten in den
Hotelzimmern
Dadurch, dass gerade an
dem Tag unseres Besuches
die Bemusterung der Zimmer
stattfinden sollte, hatten einige Interessierte die Möglichkeit das Musterzimmer näher
zu begutachten.
Im gleichen Stockwerk wurden soeben die Estricharbeiten ausgeführt. In Gruppen
von drei bis fünf Personen
durften die Studierenden
sich die Ausführungsarbeiten
dieses Gewerks ansehen.
Mit Hilfe einer Pumpe wird
der Estrich in die Zimmer
geschossen und muss dort
durch einen Arbeiter glattgezogen werden. Anschließend
ist der Raum für 3 Tage nicht
betretbar, damit der Estrich
aushärten kann.
Im ersten OG wurde gerade mit dem Einbringen des
Estrichs begonnen. Während
im Rohbau nur ca. 50 Arbeiter
auf der Baustelle tätig waren,
sind im Ausbau zwischen
80 – 100 Arbeiter da. Dies
wirkt sich vor allem auf den
Arbeitsschutz und die Anzahl der Sanitäranlagen aus.
Wie wir bereits auf anderen
Exkursionen erfahren durften,
gewinnt die Arbeitssicherheit
auf Baustellen immer mehr
an Bedeutung. Es ist wichtig,
dass regelmäßig Schulungen
stattfinden, dass ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator auf der
Baustelle auf der Baustelle
tätig ist sowie dass dieser einen entsprechenden, auf die
Baumaßnahme abgestimmten, Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan ausarbeitet.
Zum Zeitpunkt der Besichtigung war die Baustelle im
geplanten Terminrahmen.
Das gesamte Hotel soll Ende
2014 schlüsselfertig übergeben werden und im Januar
2015 in Betrieb genommen
werden, um das bevorstehende Ostergeschäft mitnehmen
zu können.
Zum Abschluss wurden wir
von Herrn Löhr in die Technikzentrale des Hotels geführt.
Hier lassen sich die Dimensionen der späteren Lüftungsanlage erahnen.
Um auf die beruflichen
Möglichkeiten bei der Firma
WOLFF & MÜLLER hinzuwei-
sen bekamen wir eine Tasche
mit Giveaways und Informationsbroschüren.
Ganz herzlich bedanken wir
uns bei Herrn Löhr und der
Firma WOLFF & MÜLLER für
die Führung.
Systemwand im Hotelzimmer
42
43
Bürogebäude und
Stadttor Lübeck
05.06.2014
Sebastian Beck
Andreas Kettler
Martin Markert
44
45
Am Donnerstagmittag fuhren
wir nach Lübeck um dort die
Baustelle der Firma Züblin zu
besichtigen. Das dort entstehende Bürogebäude für die
Stadtwerke Lübeck ist zurzeit
das größte Gebäude Europas,
das in Holzbauweise errichtet wird. Das Bauvorhaben
befindet sich zum Zeitpunkt
der Besichtigung bereits im
Trockenausbau. Große Teile
der Holzfassade sind schon
installiert.
Das Gebäude besteht aus
zwei L-förmigen Baukörpern
und besitzt eine Bruttogeschossfläche von 13.700 m²
auf 4 Etagen. Der Großteil des
Gebäudes ist nicht unterkellert. Insgesamt ist das Bürogebäude für ca. 400 Angestellte
der Stadtwerke Lübeck ausgelegt.
Die Holzbauarbeiten fanden
von Januar bis Mai statt und
es waren während des Ausbaus ca. 40 – 50 Arbeiter
zur selben Zeit mit dem Bau
beschäftigt.
Bei Regen wurden die Holzbauteile mit Folien vor Staunässe geschützt, um ein
Aufquellen des Holzes zu
verhindern. Das so anfallende
Regenwasser wurde dann bis
zur Errichtung des baulichen
Schutzes punktuell abgepumpt.
Der Bürokomplex ist in 400 m²
große Brandschutzabschnitte
gegliedert, um den strengen
Brandvorschriften gerecht zu
werden. Die Brandschutzabschnitte werden durch tragende Sichtbetonwände der
Sichtbetonklasse 3, voneinander getrennt. Dadurch soll ein
Überschlagen der Flammen in
andere Gebäudeteile verhindert werden. Die Stahlbetonwände sind durch Einbauteile
mit den Holzunterzügen kraftschlüssig verbunden.
Die Innenkonstruktion, beste46
hend aus Stützen, Decken
und Unterzügen, wird komplett
aus Holz gefertigt. Die Stützen
werden in der Bauphase durch
eine Kartonummantelung vor
Schäden geschützt.
Aussparungen für Installationen in den Unterzügen
werden durch örtliche, angeschraubte Verstärkungen
ermöglicht. Durch diese
Verstärkungen können die
Unterzüge in geringer belasteten Bereichen schlanker und
somit wirtschaftlicher gehalten
werden. Maßnahmen dieser
Art müssen jedoch vom Bauherrn genehmigt werden, da
die Verstärkungen im Endzustand sichtbar sein werden
und diese somit das Gesamt­
erscheinungsbild beeinträchtigen.
Die Unterzüge sind größtenteils aus einem Stück gefertigt, wodurch sich der der
Transport auf die Baustelle
erschwerte. Dadurch waren
aber weniger kraftschlüssige
Verbindungen der einzelnen
Unterzüge notwendig.
Bis zu einer Länge von 25 Metern konnten die Brettschichtholzträger mit LKW geliefert
werden. Bei allen längeren
Teilen musste eine spezielle
Verbindung eingebaut werden.
Auf die Stützen wirken Lasten
von bis zu 100 t. Die Lasten
jedes Stockwerkes werden
über die Unterzüge in die Stützen eingeleitet. Die Stützen
geben ihre Belastung jeweils
an die Stützen des darunterliegenden Stockwerkes ab.
Da die Unterzüge als Durchlaufsysteme ausgebildet sind,
müssen sie auch die Vertikalkräfte der Stützen weitergeben
können. Der Stützendurchgang durch eine Decke muss
aus Brandschutzgründen extra
abgesichert werden.
Die Decken bestehen aus
Sichtholz. Eine Splittschüttung
mit Harz in den Decken erhöht
das Eigengewicht der Deckenkonstruktion um den Schallschutz zu gewährleisten.
Der Cafeteriabereich des
Bürogebäude in Holzbauweise
Innenkonstruktion aus
Holz
Präsentation vor dem
Bürogebäude für die
Stadtwerke Lübeck
47
Anschließende Stadtführung durch Lübeck
Holzkonstruktion
Gebäudes bildet eine Ausnahme zum restlichen Gebäude.
Er ist als einziger Bereich des
Bürokomplexes in Stahlbeton gefertigt. Außerdem ist
dies der einzige Bereich des
Gebäudes der unterkellert
wurde. Dieser Keller wurde als
„Weiße Wanne“ gefertigt, da
der Grundwasserstand 1,8 m
unter dem Erdgeschoss liegt.
In diesem Keller sind auch die
Anschlüsse für die zentrale
Klimatisierungsanlage. Zur
Wärmeversorgung dient ein
nahegelegenes Blockkraftwerk. Der Anschluss für das
Fernwärmenetz liegt ebenfalls
im Keller.
Der Großteil der Fassade
besteht aus unbehandeltem
Lerchenholz. Während des
Lebenszyklus des Gebäudes
werden die Holzelemente der
direkten Witterung ausgesetzt. Im Laufe der Zeit wird
sich das Erscheinungsbild
des Gebäudes aufgrund des
ökologischen Baustoffes leicht
verändern, da auch keine
Behandlung im Nachhinein
vorgesehen ist.
Die Außenwände hinter der
Fassade sind in Rahmenbauweise gefertigt. Sie sind mit
einer dicken Kerndämmung
versehen, um somit dem
angestrebten Passivhausstandard gerecht zu werden. Im
Inneren werden die Wände mit
OSB-Platten und Gipskarton
verkleidet. Die Fenster sind
aufgrund der Energieeffizienz
3-fach verglast und besitzen
einen Holz-Alu-Rahmen. Der
erreichte Passivhausstandard
wird jedoch nicht zertifiziert.
Durch die Einteilung der Fassade kann mittels Trockenbau
eine auf den Gebrauch angepasste Aufteilung der Räume
erfolgen. Dadurch kann beliebig zwischen Einzel-, Doppelund Großraumbüros variiert
werden. Die Kabelschächte
in den Fluren wurden bündig
mit dem Estrich verlegt, um
während der Nutzung des Gebäudes einen Austausch oder
eine zusätzliche Verlegung
von Kabeln zu ermöglichen.
Um Kosten zu sparen wäre
es auch möglich die Kabel
direkt in den Estrich zu legen,
dies würde aber bei z.B. einer
Erneuerung der Kabel einen
Aufbruch des Estrichs zur
Folge haben.
Durch die Ausführung in
Holzbauweise anstatt einem
konventionellen Massivbau,
wird das Bauvorhaben
ca. 1 Mio. € teuer werden
lassen. Die gesamten Baukosten werden sich auf ca. 18,5
Mio € belaufen. Die Mehrkosten von ca. 6 % wurden von
den Stadtwerken eingeplant,
um danach ein besonderes
Gebäude für die Angestellten
bereitzustellen.
Die Studenten möchten sich
recht herzlich für die sehr
interessante und kurzweilige
Führung auf der Baustelle bedanken. Weiterer Dank gilt der
Ed. Züblin AG, die den Besuch
Europas größter Büroholzbaustelle ermöglichte.
Blick in den Innenhof
48
49
Tanzende Türme
06.06.2014
Nikolas Gruss
Sarah Maier
Nadine Vogel
Blick auf die Tanzenden Türme
Quelle: http://downloads.psd-tutorials.de/contest_submission-submissionImage/24745-c0db859d36c4d00/
contest_submission-submissionImage-24745.jpg
50
51
Die Tanzenden Türme
52
Züblin AG befindet sich in
Duisburg. 1919 etablierte sich
das Unternehmen in Stuttgart. Seit 2005 gehört die
Ed. Züblin AG zu STRABAG,
dem Marktführer des deutschen Verkehrswegebaus.
Schlüsselfertigbau, Konstruktionsbau, Tief- und Tunnelbau bilden die Direktionen
Züblins. Das Unternehmen
glänzt durch ihre zentrale
Technik und ihrem technischen „Know-how“. Daher ist
es nicht allzu verwunderlich,
dass Züblin gerade bei technisch großen und anspruchs-
vollen Bauvorhaben führend
ist. Die Direktion Nord,
bestehend aus MecklenburgVorpommern und Schleswig
Holstein, wird in der Regel
mit dem Schlüsselfertigbau
beauftragt. Hier erreicht das
Unternehmen einen Strukturumsatz von etwa 60 - 70 Mio.
€.
69 % und somit 2.122 Mio.
des jährlichen Gesamtumsatzes regeneriert Züblin aus
dem Schlüsselfertigen Hochbau.
Die „Tanzenden Türme“
bilden durch ihre attraktive
Lage das „neue Tor“ zur
Reeperbahn. Hinter der
Idee der „Tanzenden Türme“
steckt nach dem Hamburger
Architektenbüro BRT (Bothe,
Richter, Teherani) ein Tango
tanzendes Paar. Der nördliche Turm stellt dabei den
Mann mit 24 Stockwerken
und der südliche Turm die
Frau bzw. die Tanzpartnerin
mit 22 Stockwerken dar. Das
Hochhaus nimmt eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungsarten in sich auf. In ca.
100 m Höhe befindet sich auf
dem Dach des Hochhauses
die Sky-Bar „Clouds“. In den
Untergeschossen befindet
sich neben einer Tiefgarage
der gefragte „Mojo-Club“.
Ein wesentliches Ziel des
Nutzungskonzeptes der
„Tanzenden Türme“ lag auf
der Zusammenführung der
Tochterfirmen, um den Synergieeffekt zu nutzen. Das Gebäude ist von der 1. Etage bis
zur 16. Etage mit STRABAG
Konzerneinheiten besiedelt.
Die übrigen Etagen wurden
zur freien Vermietung für
diverse Händler und Anwälte
etc. angeboten. Mit dem Bauvorhaben wurde gleichzeitig
ein angrenzendes ARCOTEL
Hotel Onyx realisiert. Nach
unterschiedlichsten Nut-
zungskonzepten wurde das
Grundstück im Frühjahr 2008,
mithilfe eines Joint Venture
von JP Morgan Stanley und
PIRELLI RE, an den Konzern
STRABAG veräußert. Mit
einer Grundstücksgröße von
5.400 m² besaß das Bauprojekt ein Investitionsvolumen
von 180 Mio. €. Das Gebäude hat eine Netto-Gesamthöhe von 108 m. Es zählt somit
zu den wenigen Hochhäusern
in Hamburg. Die Projektziele
waren zu Beginn des Bauprojekts von Züblin klar definiert:
Wirtschaftlicher Erfolg, Realisierung einzigartiger Büroflächen, Transparenz, Qualitätssicherung durch geeignete
Baupartner und Vermeidung
von mehrfachen Risiko- und
Budgetansätzen durch offene
Bücher. Einer der wichtigsten Aspekte stellte dabei
die Qualitätssicherung des
Hamburger Stadtteils und
Vergnügungsviertels St. Pauli
durch eine attraktive Neubebauung dar.
Im Herbst 2009 wurde mit
der Unterfangung begonnen.
Hierbei musste zunächst
einmal das bestehende
Bestandsgebäude, die stillgelegte Bowlingbahn, abgebrochen werden, um die
Türme errichten zu können.
Am 6. Mai 2010 fand die
Grundsteinlegung statt. Die
Lage ermöglichte eine optimale Zugänglichkeit der
Baustelle in der Bauphase.
Der Boden erlaubte ein tiefes
Eindringen, ohne Wasserhaltungsmöglichkeiten vorsehen
zu müssen. Mit einer 3 m
dicken Betonsohle unter den
Türmen war eine passgenaue
Planung und Ausführung
erforderlich. Das Gebäude
ist auffällig für seine geometrischen Details, die Knicke
bzw. Neigungen. Aufgrund
Präsentation Herr Kormann (im 15. OG)
Quelle: www.google.de/maps
Am vierten Tag unserer
Exkursion ging es zu den
„Tanzenden Türmen“ auf der
Reeperbahn 1. Um 9:00 Uhr
wurden wir in der Eingangshalle von dem technischen
Bereichsleiter Herr Volker
Kormann in Empfang genommen und in das 15. OG mit
Besprechungspools geleitet.
In zwei interessanten Vorträgen bekamen wir einen
Einblick in das Bauvorhaben
„Tanzende Türme“ und die
Geschichte des internationalen Unternehmens Züblin.
Der älteste Standort der Ed.
Luftbild die Tanzenden
Türme
53
der Knicke, im Nord-Turm
im 7. OG und im Süd-Turm
im 17. OG, waren spezielle
Schrägstützen im Untergeschoss notwendig. Die Stützen bestehen aus speziellem
hochfesten Bewehrungsstahl,
hergestellt durch den Hersteller „Annahütte“. Die Stäbe
weisen einen Durchmesser
zwischen 43 und 57,5 mm
bei einer Tragfähigkeit von
160 t je Stab auf. Sie besitzen einen Bewehrungsgrad
von bis zu 13 % nach DIN
1045. Durch die Knicke bzw.
die Neigung von über 7 Grad
kommt es zu einer Verschiebung von bis zu 3 m. Im
angrenzenden Hotel „ARCOTEL“ wurde die Neigung
durch eine geneigte Fassade
aufgegriffen. Der Grundriss
der Türme ist in allen Etagen
identisch. Beide Türme sind
mit einer einzigartigen mehrschichtigen Elementfassade,
bei der sich die inneren zu
den äußeren Fronten drehen,
ummantelt. Eine ausreichende Frischluftzufuhr ist
Schnitt Club Mojo
54
sichergestellt. Durch die an
der Glasfassade angebrachte
Prallscheibe ist es möglich,
die Fenster ohne Probleme
zu öffnen. Die oberste Etage wurde als sogenanntes
Blindgeschoss ausgeführt.
Die Ausführung der Dächer
der beiden Türme sowie des
Hotels und des Mojo-Clubs
erfolgte als sogenannte
WU-Dächer. Die Wasserdichtigkeit wird dabei durch die
Kompaktheit und Wasserundurchlässigkeit der tragenden Stahlbeton-Konstruktion
erzielt. Im zentralen Bereich
des Gebäudes befinden sich
sechs Aufzüge. Durch eine
spezielle Aufzugssteuerung
im Eingangsbereich ist ein
unkompliziertes und schnelles Erreichen der gewollten
Etagen erreicht worden. Nach
knapp drei Jahren wurden
dann am 31.8.2012 schlussendlich die „Tanzenden
Türme“ fertiggestellt. Die Fertigstellung des Hotels erfolgte
am 31.04.2012.
Angrenzend an den Grundriss der „Tanzenden Türme“
liegt im Untergrund der „Mojo-Club“. 8 Tonnen schwere
Flügeltüren im Boden bilden
den Eingang zum Club. Diese
werden durch Hydraulikzylinder betrieben. Bei der Umsetzung dieser Türen wurden
die vielen Vorbilder aus dem
Wasserbau, zum Beispiel
Schleusen etc., herangezogen. Aufgrund des hohen
Schallpegels im Mojo-Club
war es bauphysikalisch notwendig, diesen von den „Tanzenden Türmen“ und dem
„ARCOTEL“ schallschutztechnisch abzugrenzen.
Erreicht wurde dies durch
ein „Box in Box - System“.
Der Club bildet ein eigenes
Gebäude, welches durch
den Einbau von Entkopplungsmatten vom restlichen
Gebäude der Türme abgetrennt wird. Ein Kontakt zum
Hauptgebäude wird dadurch
vermieden. Der „Mojo-Club“
feierte am 03.02.2013 seine
Eröffnung.
Zu Beginn der Bauarbeiten der „Tanzenden Türme“
wurde das Bauprojekt von
den Anwohnern des Stadtteils
St. Pauli nicht akzeptiert. Der
Stadtteil gilt mit seinem geschichtlichen Hintergrund als
Arbeiterviertel. Die Bewohner
sind auf die günstigen Mieten des Viertels angewiesen.
Durch den Bau von großen
und attraktiven Bürokomplexen in den letzten Jahren
ist St. Pauli zu einer interessanten Adresse auch für die
wohlhabendere Bevölkerung
geworden. Der Zuwachs lässt
die Mieten steigen. Diese
Umstrukturierung der Bevölkerung ist unter dem Begriff
„Gentrifizierung“ bekannt.
Darunter versteht sich der
Wandel eines Stadtviertels,
von einer „armen“ zu einer
„reicheren“ Bevölkerung. Der
Bau der „Tanzenden Türmen“
brachte keine neuen Wohnmöglichkeiten für das Viertel.
Schließlich gab es soziale
Widerstände der Anwohner
gegen die Realisierung der
„Tanzenden Türme“ und
somit gegen eine Gentrifizierung des Stadtteils. Der
Entwurf des Gebäudes wurde
jedoch schon von Beginn an
genehmigt und der Bau konnte somit nicht mehr gestoppt
werden. Durch die Öffentlichkeitsarbeit des Bauherrn
konnten die Anwohner jedoch
nach und nach von dem Bau
überzeugt werden.
Heute werden die „Tanzenden Türme“ von den Anwohnern akzeptiert und gelten
jeher als „Beginn“ der Reeperbahn.
Eingang Club Mojo
Quelle: http://www.mopo.de/image/view/2013/0/30/21600358,17689053,highRes,20130130ROEER-HH-7645.jpg
55
Elbphilharmonie
06.06.2014
Fassade Elbphilharmonie
Olga Jung
Sarita Lieber
Silvia Syceva
Inga Weber
Die letzte Baustellenbesichtigung am Freitag, den
06.06.2014 unserer Exkursion nach Hamburg stellte die
Elbphilharmonie dar. Nach
kurzer Einführung am Kaiserkai begann die Besichtigung
um kurz nach 14:00 Uhr.
Die Elbphilharmonie ist ein,
seit April 2007, im Bau befindliches Konzerthaus in der HafenCity in Hamburg. Damals
regierte die CDU mit absoluter Mehrheit und Hamburgs
Bürgermeister Ole von Beust
war der festen Überzeugung
mit diesem Riesenprojekt in
56
seiner Stadt ein neues Wahrzeichen zu errichten. Wie
dieser Wunsch in der Praxis
aussieht, zeigt sich bis heute
durch negative Schlagzeilen
seitens der Presse. Gerne
auch als Millionengrab bezeichnet, wird das eigentliche
Prestige-Projekt mit seiner
Individualität und Raffinesse
in den Hintergrund gedrängt.
Das spektakuläre Gebäude
mit einer oberen Glasfassade, nach den Entwürfen der
Schweizer Architekten Herzog & de Meuron gestaltet,
wurde auf einem denkmal-
geschützten Kaispeichers A
gebaut und vereint hierdurch
die Historie und die Moderne
Hamburgs.
Das ca. 110 Meter hohe Gebäude wird vom Baudienstleister Hochtief verwirklicht.
Nach seiner Fertigstellung
soll es insgesamt 26 Geschosse haben, wobei es bis
zum sechsten Obergeschoss
von der Fassade des Kaispeichers A umschlossen wird.
Die Geschichte des ursprünglichen Speichers geht bis in
das Jahr 1875 zurück, in dem
mit rund 19.000 m² ein Kai-
serspeicher am Hamburger
Hafen entstand, welcher sich
damals schnell zu dessen
Wahrzeichen entwickelte. Im
2. Weltkrieg wurde dieses
durch Bombenhagel zerstört
und erst durch den Architekten Werner Kallmorgen, an
dieser Stelle als Kaispeicher
A auf über 1.000 Stahlbetonpfählen, wieder errichtet.
Der Kaispeicher A diente bis
weit in die 80er Jahre zur
Lagerung von Kakao, Tabak
und Tee, verlor jedoch seine
eigentliche Nutzung durch
den vermehrten Gebrauch
von Containertransporten am
Hafen und stand schließlich
leer. Erst 2003 entwarf der
Hamburger Projektentwickler
Alexander Gérard ein Konzept für den leerstehenden
Speicher. Durch die Zusammenarbeit mit Herzog & de
Meuron entstand ein Projekt
für ein neues Konzerthaus auf
dem Dach des alten Kaispeichers, sowie für verschiedene
luxuriöse Wohnungen und ein
innenliegendes Fünf-SterneHotel.
Zur dessen Umsetzung musste der Kaispeicher komplett
entkernt werden. Aufgrund
der früheren Nutzung für
Stückgüter verliefen die Wege
recht engmaschig, weshalb
ein Fahrzeug heutiger Zeit
hier nicht parken hätte können. Daher musste der Kern
von Innen mittels spiralförmiger Betonkonstruktionen neu
aufgebaut werden. Stehen
blieb nur die Backsteinfassade und im Inneren entstand
so eine Tiefgarage mit insgesamt 500 Stellplätzen. Davon
gehen 200 Parkmöglichkeiten
an den Hotelbetreiber und 90
an die Wohnungsbesitzer. Auf
57
Blick über die Stadt
dem Dach des Speichers folgt
die Plaza, die einen Übergang
zwischen dem Kaispeichers
und dem darüber liegenden
Glasaufbau darstellt. Die
Plaza, mit ca. 4.000 m², ist
als öffentlicher Platz für alle
Besucher der Elbphilharmonie zugänglich. Bis zu dieser
Höhe entsteht ein Restaurant,
samt Wellnessbereich und
Baustellenführung
58
dem Eingang zur Hotellobby.
Die Fahrstühle sind ausreichend dimensioniert, um auch
größere Gegenstände auf die
Plaza zu befördern, wie etwa
zur Präsentation neuer Luxus-Karosserien. Von der Plaza aus führt eine freitragende
Foyertreppe in das Herzstück
der Elbphilharmonie, dem
großem Konzertsaal.
Der große Konzertsaal liegt,
wie ein Ei im Gebäude und
bietet rund 2.150 Plätze für
Zuschauer. Er ist als ein komplett freitragendes Bauwerk
ausgeführt, um den Schall zu
entkoppeln und somit dem
extern auftretenden Lärm keinen Weg ermöglicht, in den
Saal einzudringen oder von
innen nach außen zu gelangen. Für diesen akustischen
Zweck liegt die Konstruktion auf 360 Federn, welche
sich ungefähr vier Millimeter
senken werden, wenn der
Saal inklusive Instrumente
voll besetzt ist. Eine weitere
Besonderheit, die speziell für
den Konzertsaal angefertigt
wurde, besteht in der Innenverkleidung: die sogenannte
weiße Haut. Hier handelt
es sich um tausende verschiedene Gipsplatten, die
eine Oberflächenstruktur wie
Wellen auf stürmischer See
erzeugen, mit dem Effekt den
Klang optimal zu reflektieren.
Die 20 cm dicken Platten werden auf allen Flächen, außer
dem Boden, angebracht und
sollen, neben dem akustischen Vorteil, dem Raum
Individualität verleihen. Durch
die baubegleitende Planung
hat sich das Gebäude während des Baus stark verändert. So war anfangs nur die
große Konzerthalle konzipiert.
Später folgte ein zweiter
Saal, der für 550 Gäste Platz
bietet und auch als Ballsaal
genutzt werden kann. Dieser
Konzertsaal ist ebenfalls, wie
der große Saal, auf Federn
gelagert, da er sich direkt an
dem Hotelbereich befindet.
Der dritte Saal, mit insgesamt
170 Sitzplätzen, ist auf Antrag
der Grünen Partei genehmigt
worden und soll in Zukunft
besonders pädagogischen
Zwecken dienen. So können
Schulklassen den Saal das
ganze Jahr über buchen.
Neben dem großen Konzertsaal sind im Glasaufbau, mit
dem Blick zur Landungsbrücken, ca. 45 Wohnungen
untergebracht. Wobei die Zahl
der Wohnungen noch variieren wird, da einige Käufer an
zwei Objekten Interesse haben und diese später zusammengelegt werden könnten.
Der Wohnraum umfasst 120
bis 130 m² pro Einheit und
liegt bei einem Kaufpreis von
ca. 20.000 bis 30.000 € pro
Quadratmeter. Momentan gibt
es rund 200 Interessenten, an
die durch das Höchstbieterprinzip die Wohnungen vergeben werden. Die meisten Bieter kommen aus Deutschland
bzw. direkt aus Hamburg. Die
späteren Eigentümer verzichten auf viele ihrer Rechte. Sie
werden bei der Mitgliederversammlung alle zusammen nur
eine Stimme erhalten, somit
können sie das Gebäude
nachhaltig nicht verändern.
Außerdem werden sie in ihrer
Gestaltungsfreiheit der Wohnräume eingeschränkt sein,
zum Beispiel wird ihnen das
Anbringen von Vorhängen
untersagt, um das Bild der
Fassade nicht zu verändern.
Die Besitzer müssen sich an
viele Regeln halten, hierfür
wird ihnen jedoch einiges an
späteren Kosten erlassen.
Sollte eine Fensterscheibe
zu Bruch gehen, wird ein
Lasthubschrauber aus Berlin
bestellt, welcher die riesige
Scheibe in solch einer Höhe
austauschen kann. Diese
Kosten, die sich auf bis zu
einer halben Millionen Euro
belaufen können, werden
dem Besitzer erlassen und
von der Stadt getragen.
Von außen betrachtet dominiert der gläserne Aufbau der
Elbphilharmonie mit einer
gewölbten Dachform. Die
Kosten für die Glasfassade
belaufen sich auf 53 Millionen
Euro. Sie besteht aus individuell gewölbten, bedruckten
einzelnen Glasscheiben mit
unterschiedlichen Beschichtungen. Der punktuelle Aufdruck auf den Scheiben wirkt
von innen schwarz, von außen wird durch sie das Licht
immer in einem anderen Winkel gebrochen, so dass die
Fassade bei Sonnenschein
zu funkeln scheint. Nach Aussage des Architekten soll so
der Eindruck eines riesigen
Kristalls, der den Himmel, das
Struktur der Fenster
Balkon einer Wohnung
59
Bauarbeiten im großen
Konzertsaal
Baustellenführung
Wasser und die Stadt immer
wieder anders reflektiert,
erweckt werden. Dabei hat
die Wölbung der Scheiben
einen rein architektonischen
Zweck, der Außenaufdruck
dient jedoch neben der Optik
noch dem Sonnenschutz. Im
Februar dieses Jahres wurde
die Glasfassade fertig gestellt.
Nach einem längeren Baus-
Eingang zum Konzertsaal
60
topp wird nun mit Hockdruck
an der Fertigstellung des
Projektes gearbeitet. In den
Hochzeiten rechnet Hochtief
mit bis zu 1.000 Arbeitern auf
der Baustelle.
Die Elbphilharmonie ist das
erste Bauwerk weltweit,
welches mit vier Dimensionen
geplant wurde. Es existiert als
ein 3D-Modell mit zugehöriger
Zeitachse. Auch die Fassade und die weiße Haut sind
komplette Neuentwicklungen,
die für Ihre Realisierung eine
Menge Geld in Anspruch
genommen haben. Die Stadt
wollte dieses Projekt von
Beginn an, nicht nur als ein
Bauwerk sondern als ein
Kunstwerk erstellen. Daher
wurde mehr geleistet, was zu
Kostenerhöhungen und Zeitverzögerungen führte.
Der neue Fertigstellungstermin ist für Ende 2016 vorgesehen. Anfang 2017 soll das
Gebäude in seine Betriebs­
phase übergehen. Durch
neue klare Zeitpläne konnte
bereits jetzt der Rohbau
Termin vier Wochen vorher
abgeschlossen werden. Auch
der Termin zur Abdichtung
des Daches bis zum Sommer
kann allem Anschein nach
eingehalten bzw. unterschritten werden. Momentan läuft
bei dem Baudienstleister
Hochtief alles nach Plan, so
dass sich die Hamburger
schon bald über ein neues
Wahrzeichen freuen können.
Zu guter Letzt möchten wir
uns an dieser Stelle für die
Möglichkeit der Besichtigung
bedanken, sowie für die gut
organisierte und informationsreiche Führung durch die
Elbphilharmonie.
Fassade von innen
61
Anreise & Architekturführung Hamburg
Architekturführung Hamburg
Impressionen der Exkursion
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63
Gröninger Braukeller
Hafen City Hamburg
Hafen City Hamburg
64
65
66
Alsterufer 1-3
Tanzende Türme & Elbphilharmonie
Lübeck
Gruppenbild
67
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner
Institut für Baubetriebslehre
Universität Stuttgart
Pfaffenwaldring 7
70569 Stuttgart
www.ibl.uni-stuttgart.de
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