Pressekonferenz zur neuen S3-Prostatakarzinom-Leitlinie 16. September 2009, 14.00 – 15.00 Uhr 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) vom 16. bis 19. September 2009 in Dresden Inhalt der Pressemappe Te i l n e h m e r d e r L e i t l i n i e n - P re s s e k o n f e re n z Professor Dr. med. Dr. h. c. Manfred Wirth Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie Universitätsklinikum der TU Dresden, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. Professor Dr. med. Lothar Weißbach Leitender Arzt der Belegabteilung für Urologie an der EuromedClinic Fürth Dr. med. Martin Bloch Niedergelassener Urologe in Hamburg, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V. Professor Dr. rer. nat. Dr. med. Günter Ollenschläger Leiter des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin Professor Dr. med. Ina Kopp Stellv. Vorsitzende der Ständigen Kommission Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. Professor Dr. med. Thomas Wiegel Ärztlicher Direktor der Abteilung Strahlentherapie Radiologische Klinik Universitätsklinikum Ulm Professor Dr. med. Michael Laniado Direktor des Instituts und der Poliklinik für Radiologische Diagnostik Universitätsklinikum der TU Dresden Dr. med. Clemens Albrecht Leitender Arzt der Klinik für Radioonkologie und Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie Klinikum Nürnberg, Berufsverband Deutscher Strahlentherapeuten e.V. Professor Dr. med. Reinhard Büttner Direktor des Instituts für Pathologie Universitätsklinikum Bonn, Vorstand Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V. Dipl.-Ing. Jens-Peter Zacharias Patientenvertreter und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. S t a t e m e n t s – Te x t b e i t r ä g e Einführungsreferat Professor Dr. med. Lothar Weißbach Textbeitrag Dr. med. Martin Bloch Textbeitrag Professor Dr. med. Bernhard Wörmann Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Internistische Onkologie e. V. (nicht persönlich anwesend) Textbeitrag Professor Dr. med. Reinhard Büttner und Professor Dr. med. Nicolas Wernert (Letztgenannter nicht persönlich anwesend) Textbeitrag Dr. med. Clemens Albrecht Pressemitteilung des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. Pressemitteilung des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e. V. Die neue S3-Prostatakarzinom-Leitlinie DGU-Pressekonferenz am 16. September 2009 P ro f e s s o r D r. m e d . L o t h a r We i ß b a c h Einführung Die Leitlinie ist unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie über einen Zeitraum von 4 Jahren entstanden. Sie wurde gefördert von der Deutschen Krebshilfe. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Leitlinie unter Mitwirkung von 6 Fachgesellschaften, 2 Berufsverbänden des Dachverbandes der Selbsthilfegruppen und der Deutschen Krebsgesellschaft, die an der Diagnostik und Therapie von Patienten mit Prostatakrebs beteiligt sind. Die Leitlinie besitzt die Stufe S3, die eine formale Konsensusfindung und alle Elemente der systematischen Entwicklung mit Entscheidungsund Outcomeanalyse beinhaltet. Zu Beginn der eigentlichen Arbeit wurden die mitarbeitenden Ärzte am Ärtzlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) geschult. Dessen Mitarbeiter bewerteten die extrahierte Literatur und leiteten die Konsensusrunden, in denen um ärztliche Entscheidungen gerungen wurde. Insgesamt wurden 36 Arbeitsgruppen gebildet. Die Leitlinie befasst sich mit den Themenkomplexen Prävention, Diagnostik und Stadieneinteilung, Therapie des lokal begrenzten und lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms sowie mit der Rehabilitation und Nachsorge. Für wichtige Fragen der Versorgung werden Empfehlungen ausgesprochen. Das betrifft insbesondere die PSA-gestützte Früherkennung und die verschiedenen Verfahren zur Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms. Hier haben auch defensive Strategien, wie aktive Beobachtung und beobachtendes Abwarten neben den etablierten Verfahren wie Operation oder Bestrahlung, als Empfehlung ihren Platz gefunden. Ebenso werden die verschiedenen Professor Dr. med. Lothar Weißbach Maßnahmen zur Hormonbehandlung des fortgeschrittenen Tumors qualifiziert. Fragen zur intermittierenden Androgenblockade und zur maximalen Androgendeprivation werden beantwortet. Auch für den Umgang mit Rezidivtumoren werden Empfehlungen abgegeben. Einzelne Themen, die von besonderer Relevanz für die zu versorgenden Patienten sind, werden ergänzend abgehandelt. Das betrifft die Sorge, ein Prostatakarzinom durch Testosteronsubstitution auszulösen, die Behandlung der Harnstauungsniere im fortgeschrittenen Stadium und die technische Durchführung der Biopsie. Mit dem höchsten Empfehlungsgrad werden die Ärzte darauf hingewiesen, ihre Patienten über kurative und defensive Strategien aufzuklären. In einer solchen Empfehlung findet das neue Verständnis des Zusammenwirkens von Arzt und Patient als Partner im diagnostischen Stufenprogramm und im Therapieprozess seinen Ausdruck. Der Leitlinienentwurf stand 4 Wochen im Internet zur Diskussion. Viele Kollegen nahmen das Angebot zur Meinungsäußerung wahr; einige formulierten einen Kommentar. A l l g e m e i n e r Te i l S 3 - L e i t l i n i e P C A Die neu gefasste Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik und Behandlung des Prostatakarzinoms ersetzt die 10 Jahre alte Vorgängerin. Sie umfasst 600 Seiten. Derzeit wird an einer Kurzfassung und an einer Patientenleitlinie gearbeitet; beide sollen noch in diesem Jahr fertig gestellt werden. Es ist die Absicht, bei fortgesetzter Unterstützung eine sogenannte lebende Leitlinie entstehen zu lassen, die bei aktuellem Anlass einer ständigen Revision unterzogen wird. Das Bemühen, Patientenpräferenzen zu berücksichtigen und eine Aufklärung zu beanspruchen, zieht sich durch die gesamte Leitlinie und ist zumindest in der Urologie ein Novum. Hierunter fallen z. B. die Empfehlungen zur Therapieplanung, Professor Dr. med. Lothar Weißbach zur primären Hormontherapie, zur Behandlung der Harnstauung, zur Therapie des kastrationsunabhängigen Karzinoms und psychosoziale Aspekte. Das Inhaltsverzeichnis weist 13 Kapitel aus, wobei die Schwerpunkte auf folgenden Themen liegen: Epidemiologie Früherkennung und Biopsie Diagnostik und Stadieneinteilung Therapie des nicht metastasierten Karzinoms Diagnostik und Therapie des metastasierten oder rezidivierten Karzinoms Rehabilitation, Nachsorge und Lebensqualität Jedes Kapitel hat eine gleichartige strategische Gliederung, in dem zunächst Empfehlungen und Statements abgegeben, danach Hintergrundinformationen geliefert und schließlich die zugrundeliegenden aggregierten Evidenzen genannt werden. Ergänzt wird jedes Kapitel durch HTA-Berichte, systematische Reviews sowie Evidenzbewertung der Literatur. S3-Leitlinie PCA Früherkennung Bei der Aufklärung von Männern, deren Brüder und/oder Väter an einem Prostatakarzinom erkrankt sind, leitet sich aus dem genetischen Risiko die Empfehlung ab, sie auf ein 2-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko hinzuweisen. Durch die PSA-Bestimmung zur Früherkennung des Prostatakarzinoms hat sich die gesamte Charakteristik des Tumors geändert, indem der Anteil früher Stadien deutlich angestiegen ist (Stadienmigration). Zur Früherkennungsuntersuchung werden die PSA-Bestimmung (und eine digital-rektale Untersuchung) empfohlen. Mit diesen Maßnahmen sind diagnostische Risiken und therapeutische Konsequenzen verbunden, die nach den Professor Dr. med. Lothar Weißbach bisher vorliegenden Daten eine generelle Empfehlung für ein Screening nicht rechtfertigen. Es gibt keine bildgebenden Verfahren, die für eine Früherkennung geeignet sind. Die erste PSA-Bestimmung wird im Alter ab 40 Jahren empfohlen. Liegt der PSA-Wert unter 2 ng/ml, sollte in einem Intervall von 2 Jahren kontrolliert werden. Das Ziel dieser Empfehlung ist es, Organ begrenzte aggressive Tumoren bei asymptomatischen Männern mit einer Mindestlebenserwartung von 10-15 Jahren zu erkennen. Mutmaßlich nicht lebensbedrohende Karzinome sollten lediglich aktiv überwacht werden. Diese Empfehlungen werden der demografischen Entwicklung gerecht, die eine deutliche Zunahme der Prostatakrebserkrankung erwarten lässt. Der Paradigmenwechsel der Früherkennung besteht darin, nur die therapiebedürftigen Prostatakarzinome nachzuweisen. Mit der frühen PSA-Bestimmung in jüngeren Jahren lässt sich die Nutzbarkeit der PSA-Kinetik verbessern, d. h. man gewinnt 10 Jahre, in denen der PSA-Verlauf beobachtet werden kann. Damit lassen sich unnötige Biopsien und Therapien vermeiden. Möglicherweise nimmt die Zahl diagnostizierter nicht therapiebedürftiger Prostatakarzinome zu. Es ist Aufgabe der Community, mit diesen Tumoren richtig umzugehen. Eine generelle jährliche Früherkennungsuntersuchung wird nicht empfohlen. Männer mit einem PSA-Wert unter 2 ng/ml werden in einem 2-jährigen Intervall kontrolliert. Für die Biopsie konnten wichtige Qualitätsstandards festgelegt werden. S3-Leitlinie PCA Diagnostik und Therapie Diagnostik und Stadieneinteilung Zu den Methoden der pathomorphologischen Untersuchungen konnten Standards zwischen Urologen und Pathologen vereinbart werden. Evidenzbasierte Empfehlungen zum Professor Dr. med. Lothar Weißbach Einsatz von Computertomografie und Szintigrafie wurden abgegeben. Sie helfen, unnötige Untersuchungen zu vermeiden. Männer mit einem gut differenzierten Tumor (Gleason-Score ≤7) und einem lokal begrenzten Tumor erhalten keine bildgebende Diagnostik zur Stadienfestlegung. Nur bei PSA-Werten über 10 ng/ml oder lokal fortgeschrittenen Tumoren wird eine Skelettszintigrafie empfohlen. Therapie des nicht metastasierten P ro s t a t a k a r z i n o m s Diese Patienten sollen über die Möglichkeiten einer kurativen Intervention (Bestrahlung, Operation) und eines verzögerten Vorgehens (Active Surveillance) sowie einer palliativen Strategie (Watchful Waiting, Hormontherapie) informiert werden. Die Aufklärung über Active Surveillance wird gleichrangig mit der über die Operation, die perkutane Strahlentherapie und die Brachytherapie durchgeführt. Damit wird Active Surveillance erstmals in einer deutschen Leitlinie gebührend gewürdigt. Über unerwünschte Wirkungen und Therapiefolgen nach Operation oder Bestrahlung ist der Patient zu unterrichten. Vor einer kurativen Therapie sollten Betroffene eine Information vom Urologen und Strahlentherapeuten über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren erhalten. Bei niedrigem Risikoprofil des Tumors ist die interstitielle LDR-Monotherapie (Brachytherapie, Seeds) eine Behandlungsoption. Hoch intensiver fokussierter Ultraschall und Kryotherapie sind keine adäquaten Behandlungsalternativen. T h e r a p i e d e s l o k a l f o r t g e s c h r i t t e n e n Tu m o r s Die radikale Operation ist eine Option. Über ihre Vorund Nachteile ist sorgfältig aufzuklären, ebenso wie über die der Lymphadenektomie. Eine weitere Therapieoption ist die perkutane Bestrahlung in Kombination mit einer Hormonbehandlung. Es soll eine Dosis von 70-72 Gy appliziert werden. Entscheidet sich der Patient in diesem Professor Dr. med. Lothar Weißbach Stadium der Erkrankung gegen eine Behandlung mit Heilungsaussicht, dann soll er über Watchful Waiting und über den sofortigen Hormonentzug aufgeklärt werden. Damit liegt der Schwerpunkt auf einer individuellen Therapie mit Einbeziehung des Patienten. Für symptomatische Patienten mit metastasierter Erkrankung unter medikamentöser Kastration wird eine interdisziplinäre Beratung empfohlen. Es werden verschiedene Therapiemaßnahmen genannt, die neben der Chemotherapie auch die Gabe von Bisphosphonaten und die perkutane Strahlentherapie einschließen. Damit wird eine differenzierte und individuelle Herangehensweise unter Berücksichtigung der Patientenpräferenzen ermöglicht. Das Rezidiv nach Radikaloperation wurde definiert mit zwei bestätigten PSA-Werten über 0,2 ng/ml, das nach Strahlentherapie in zwei Messungen bestätigter PSA-Anstieg von mindestens 2 ng/ml über den PSA-Nadir. Es werden Empfehlungen zur Rehabilitation gegeben, die insbesondere Patienten mit Harninkontinenz und erektiler Dysfunktion betreffen. Die Nachsorge beschränkt sich bei asymptomatischen Patienten auf vierteljährliche (in den ersten 2 Jahren) bzw. halbjährliche Untersuchungen mit PSA-Bestimmung. Professor Dr. med. Lothar Weißbach Die neue S3-Prostatakarzinom-Leitlinie DGU-Pressekonferenz am 16. September 2009 D r. m e d . M a r t i n B l o c h , P r ä s i d e n t d e s B e r u f s v e r b a n d e s d e r D e u t s c h e n U ro l o g e n e . V. In jeder urologischen Praxis in Deutschland werden im Durchschnitt etwa 20 Prostatakarzinome jedes Jahr neu diagnostiziert. Anders als bei anderen Tumorentitäten, die im Rahmen einer stationären Behandlung entdeckt werden, ist es Aufgabe der niedergelassenen Urologinnen und Urologen, sich in besonderer Weise der Entdeckung und Behandlung des Prostatakarzinoms anzunehmen. Niedergelassene Urologinnen und Urologen tragen besondere Verantwortung für die sich ihnen anvertrauenden Patienten hinsichtlich Prävention, Vorsorge, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Nachsorge. Die neue S3-Leitlinie Prostatakarzinom ist die von den Kolleginnen und Kollegen in der Praxis seit Langem erwartete Orientierung. Sie konkretisiert nicht nur, zuweilen legitimiert sie im Nachhinein auch bereits praktiziertes ärztliches Handeln wie zum Beispiel watchful waiting, active surveillance und die intermittierende Therapie des Prostatakarzinoms. Die Behandlungssicherheit in den Praxen wird sich weiter zum Wohle unserer Patienten verbessern. Besonders erfreut ist der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. über die Inhalte der Leitlinie zur Vorsorge und dem Prostata Spezifischen Antigen/PSA. Bereits vor 10 Jahren wurde für die Mitglieder des BDU ein über das Angebot der Gesetzlichen Krankenkassen hinausgehendes Vorsorgekonzept als Individuelle Gesundheitsleistung entwickelt, dessen Richtigkeit sich durch die neue Leitlinie bestätigt. Dr. med. Martin Bloch Jeder Urologe ist ein Uroonkologe, ist doch jeder etwa sechste Behandlungsfall ein Tumorpatient in unseren Praxen. Der Aufgabe, für zeitnahe Umsetzung der Leitlinie zu sorgen, wird der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. sich engagiert annehmen, um die bereits vorhandene onkologische Kompetenz der Urologinnen und Urologen weiter zu fördern. Dem Vertreter des Berufsverbandes in der Leitlinienkommission, Herrn Dr. Bernt Göckel-Beining, Horn-Bad Meinberg, möchte ich an dieser Stelle für sein Engagement ausdrücklich danken. Dr. med. Martin Bloch Die neue S3-Prostatakarzinom-Leitlinie aus internistischer Sicht DGU-Pressekonferenz am 16. September 2009 P ro f e s s o r D r. m e d . B e r n h a rd W ö r m a n n , Deutsche Gesellschaft für Hämatologie u n d I n t e r n i s t i s c h e O n k o l o g i e e . V. Was ist das Beste an der Leitlinie?… … dass es die Leitlinie gibt. Die Krebserkennung und behandlung hat in den letzten 20 Jahren große Fortschritte gemacht, auch beim Prostatakrebs. Die neuen Erkenntnisse sind in der Leitlinie umfassend aufgenommen. Der Fortschritt hat aber auch beim Prostatakrebs dazu geführt, dass es manchmal mehrere Wege zum Ziel gibt. Das wirkt verwirrend, hier sind klare Stellungnahmen erforderlich gewesen. Was ist wichtig für Patienten? Der Patient ist autonom. Er steht im Mittelpunkt mit seinem individuellen Leiden, mit seiner Vorgeschichte und mit seinen eigenen Vorstellungen. Der Patient muss optimal informiert werden. Gerade wenn es mehrere mögliche Wege in der Behandlung gibt, kann er seine eigenen Einstellungen und Wünsche mit einbringen. Was ist neu? Die Erstellung der Leitlinie war eine Anstrengung vieler Fachdisziplinen. Krebspatienten werden immer von mehreren Ärzten betreut. Die Koordination ist wichtig. Wenn immer möglich, sollten Maßnahmen im Rahmen von Tumorkonferenzen mit allen beteiligten Fachdisziplinen diskutiert und abgesprochen werden. Professor Dr. med. Bernhard Wörmann Gibt es Hoffnung für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs? Die Heilungschancen von Prostatakrebs durch Operation oder durch Strahlentherapie sind hoch. Bei einigen Patienten treten aber Metastasen auf, am häufigsten im Knochen. Auch in diesem Stadium ist eine Verlängerung der Lebenszeit und die wirksame Linderung von Leiden möglich, durch Antihormon-Therapie, durch Bestrahlung, durch Chemotherapie und durch unterstützende Medikamente. Wie geht es weiter? Nach der Leitlinie ist vor der Leitlinie! Die Leitlinie muss regelmäßig aktualisiert werden, um neue Erkenntnisse zu bewerten. Professor Dr. med. Bernhard Wörmann Die neue S3-Prostatakarzinom-Leitlinie Statement zum pathomorphologischen Teil DGU-Pressekonferenz am 16. September 2009 P ro f e s s o r D r. m e d . N i c o l a s We r n e r t , P ro f e s s o r D r. m e d . R e i n h a rd B ü t t n e r, Institut für Pathologie der Universität Bonn Das Prostatakarzinom (PCA) gehört zu den häufigsten Malignomen. Dementsprechend liegt nun endlich auch zu diesem Tumor eine S3-Leitlinie vor. Ihr pathomorphologischer Teil orientiert sich an bereits existierenden internationalen Leitlinien (wie denen des College of American Pathologists und der WHO/UICC) sowie den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und des Berufsverbandes Deutscher Pathologen. Er ist damit in hohem Maße evidenzbasiert. Er soll nicht nur Orientierungshilfe für den diagnostisch tätigen Pathologen sein, sondern durch die Empfehlung von Standards auch zur Vergleichbarkeit klinischer und wissenschaftlicher Studien zum PCA beitragen. Für die primäre histologische Diagnose des PCA mit ihren therapeutischen Konsequenzen sind die optimale Einbettung und Aufarbeitung des wertvollen stanzbioptischen Materials besonders wichtig. Zur Diagnose und Differentialdiagnose des PCA wird ein Panel weniger immunhistochemischer Marker mit gesicherter Aussagekraft empfohlen. Für Befunde zweifelhafter Dignität geht die Empfehlung in Richtung einer Schärfung der diagnostischen Aussage durch Einordnung in die Kategorien „wahrscheinlich gutartig“, „wahrscheinlich bösartig“ oder „zweifelhafter Dignität“. Für radikale Prostatektomiepräparate und das Material sogenannter erweiterter Lymphadenektomien wird für optimale prognostische Aussagen eine Professor Dr. med. Nicolas Wernert, Professor Dr. med. Reinhard Büttner vollständige Aufarbeitung mit Bestimmung der Lymphknotenanzahl empfohlen. Als histologischer Prognoseparameter wird ausschließlich die Erstellung des Gleason-Scores (nach der jeweils aktuellen Fassung) nahe gelegt, der für den Urologen eine entscheidende Orientierungshilfe bei der Therapieplanung ist. Empfehlungen für die standardisierte Etablierung von Gewebebanken des PCA erschienen besonders im Hinblick auf molekulare Analysen wichtig. Die „living guideline“ zum PCA reflektiert den aktuellen Stand des Wissens und wird in Zukunft regelmäßig aktualisiert werden. Professor Dr. med. Nicolas Wernert, Professor Dr. med. Reinhard Büttner Die neue S3-Prostatakarzinom-Leitlinie DGU-Pressekonferenz am 16. September 2009 D r. m e d . C l e m e n s A l b re c h t , B e r u f s v e r b a n d D e u t s c h e r S t r a h l e n t h e r a p e u t e n e . V. Zweieinhalb Jahre intensive Diskussion und ehrenamtliche Arbeit von 50 Experten auf dem Gebiet der Prostata haben gegenüber den bisher vorliegenden europäischen und amerikanischen Leitlinien (NICE-, EAU-, und AUA-Guidelines) die umfassendste, genaueste und weitreichendste Leitlinie zum Thema Prostatakarzinom entstehen lassen. Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor beim Mann. Es macht bei den soliden Tumoren ungefähr 1/4 aller Tumorerkrankungen aus und stellt damit eine sehr wichtige Tumorentität dar. Die Radioonkologen fühlen sich gut aufgehoben in der verbindlichen, interdisziplinären Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms, an der eine Vielzahl von Fachdisziplinen mitgewirkt hat. Die jeweils notwendige, individuelle Behandlung ist komplexer und anspruchsvoller geworden. Sie ist nicht mehr nur eine Domäne eines Faches z. B. des Gynäkologen beim Brustkrebs, oder des Chirurgen beim Darmkrebs. Auch beim Prostatakarzinom besteht die Behandlung aus einem interdisziplinären Kreis an Kollegen, die in der Diagnostik und Therapie ein jeweils auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmtes Behandlungskonzept erarbeiten. Bereits bei der Eröffnung der Diagnose soll der Patient zukünftig alle Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten erhalten und hierzu von den jeweiligen Fachexperten, in unserem Fall der Strahlentherapie, über Behandlung und Alternativen aufgeklärt werden. Dr. med. Clemens Albrecht Um immer den jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft und Technologie sicherzustellen, hat die Steuergruppe das Konzept der „living guideline“ geschaffen – zum Wohle der uns gemeinsam anvertrauten Patienten. Dr. med. Clemens Albrecht Presseerklärung für den BPS aus Anlass des DGU-Kongresses in Dresden und der Fertigstellung der S3- Prostatakrebsleitlinie Wir freuen uns, dass nach 10 Jahren Nutzung nun wieder eine neue Leitlinie vorliegt. Wir sind überzeugt, dass es sich um eine sehr gute Leitlinie auf höchstem wissenschaftlichen Niveau handelt. Durch ihre Anwendung in der Praxis werden sich die Behandlungsergebnisse weiter verbessern, besonders im Bereich Lebensqualität. Hervorzuheben ist auch die Anleitung zur Früherkennung und dem qualifizierteren Umgang mit dem PSA-Test. Die in der S3-Leitlinie beschriebene Anleitung zur Früherkennung wird die Mortalitätsrate senken können, in Anlehnung an die Ergebnisse der großen European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC). Ein weiteres hervorragendes Ergebnis der Arbeit an der Leitlinie ist die Handlungsbeschreibung für verzögerte Therapien in einem Protokoll der aktiven Überwachung. Die zugehörige Patientenleitlinie wird Patienten verständlich und umfänglich informieren und ihnen helfen, ihre Situation besser einzuschätzen, damit sie die für sich richtige Therapieentscheidung zusammen mit dem Arzt treffen können. In den beiden Jahren der Erstellung haben wir drei Patientenvertreter mit der Ärzteschaft gut und vertrauensvoll zusammen- gearbeitet. Wir bedanken uns dafür bei allen Beteiligten, besonders jedoch bei der Deutschen Krebshilfe, die durch ihre Finanzierung den Prozess der Überarbeitung möglich machte. Wir möchten die Gelegenheit benutzen, vier Wünsche für die weitere Zusammenarbeit zu äußern: Wir erwarten, dass diese Leitlinie in spätestens einem Jahr Basis der Arbeit in allen Praxen der Urologen und der Praktischen Ärzte ist. (Wir werden die flächen deckende Einführung in den Praxen sorgfältig beobachten.) Wir möchten, dass die Leitlinie jährlich aktualisiert wird, bei besonderen Vorgängen sofort. (Die Halbwertzeit des medizinischen Wissens beträgt ca. 21/2 Jahre.) Wir möchten zukünftig an der Definition der Qualitätsindikatoren und der Auswertung der Ergebnisse beteiligt sein. Wir fordern, dass die Verantwortlichen, die Ärztekammer, die Krankenkassen und die Medizinischen Fachgesellschaften schnellstens einen Weg finden, den Prozess der Erstellung und Aktualisierung von Leitlinien zu etablieren, einschließlich seiner Finanzierung. Wir freuen uns über die neue Leitlinie und hoffen auf ihr erfolgreiches Wirken. Für den BPS, Jens Peter Zacharias Presseinformation Die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom – Kooperation zwischen DGU und Ärztlichem Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Das ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) ist eine gemeinsame Einrichtung von Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) mit Sitz in Berlin. Im Auftrag seiner Träger analysiert, initiiert und organisiert das Institut seit 1995 Projekte auf dem Gebiet der medizinischen Qualitätsförderung und Qualitätssicherung. Dabei kooperiert das ÄZQ mit in- und ausländischen Partnern. Die Arbeitsschwerpunkte des ÄZQ sind Analyse und Aufbereitung medizinischen Wissens, der sogenannten »Evidenz« und Bewertung bzw. Erarbeitung von Leitlinien, Qualitätsindikatoren und Patienteninformationen zu wichtigen medizinischen Themen Verbreitung und Implementierung evidenzbasierter Leitlinien Koordination von Maßnahmen zur Fehlerprävention und Förderung der Patientensicherheit Methodenentwicklung für Leitlinien und evidenzbasierte Gesundheitsversorgung · ·· · Kooperation ÄZQ und DGU 2006 wurde das ÄZQ von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) beauftragt, den Erstellungsprozess der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom methodisch zu begleiten. Dieser Auftrag umfasste die systematische Recherche der aktuellen wissenschaftlichen Literatur (Evidenzrecherche) die Bewertung der identifizierten Literatur nach Qualität und Relevanz die kondensierte Darstellung der relevanten Studien in Evidenztabellen die methodische Beratung der Autorengruppen die Organisation und Durchführung der Konsensuskonferenzen · ·· ·· Vorgehen Zu 42 Schlüsselfragen wurde in internationalen Datenbanken Literatur vorwiegend ab dem Publikationsdatum 2000 recherchiert. Danach wurden die relevanten Studien identifiziert und nach ihrer methodischen Güte bewertet, so dass das Literaturverzeichnis der Leitlinie jetzt mehr als 850 Publikationen listet. Die für die Leitlinie eingerichtete Datenbank enthält insgesamt fast 10.000 Literaturstellen. Die bewertete und in Evidenztabellen aufbereitete Literatur wurde den Autoren der jeweiligen Kapitel zur Verfügung gestellt und besprochen. Dabei war die Zusammenarbeit mit den Experten der beteiligten Organisationen effizient und zielführend. Auf der Grundlage der bewerteten Studien erarbeiteten die Autorengruppen dann ihre Empfehlungsvorschläge. Die Evidenztabellen für die einzelnen Kapitel sind der Leitlinie beigefügt, dadurch ist die Bewertungsgrundlage für alle Empfehlungen transparent. Die Konsensuskonferenzen wurden ebenfalls durch das ÄZQ organisiert. Alle Beteiligten erhielten zur Vorbereitung der Abstimmung bereits im Vorfeld die Empfehlungsvorschläge und Kapitelentwürfe zusammen mit der bewerteten Literatur. Die verabschiedeten Empfehlungen sind nicht nur nach der Empfehlungsstärke gekennzeichnet, sondern es ist auch nachvollziehbar, auf welcher methodischen Qualität die Empfehlung beruht – von systematischen Übersichtsarbeiten bis hin zur Expertenmeinung. Zahlen und Fakten Über einen Zeitraum von drei Jahren (Mai 2006 bis Juni 2009) wurden die Themenfelder Prävention und Risikofaktoren, Früherkennung und Biopsie, Diagnostik und Stadieneinteilung, Therapie des nicht metastasierten Prostatakarzinoms (unterteilt in lokal begrenzt und lokal fortgeschritten), Diagnostik und Therapie des rezidivierten oder metastasierten Prostatakarzinoms, Rehabilitation und Nachsorge sowie psychosoziale Aspekte und Lebensqualität von 36 Expertengruppen mit insgesamt über 70 Experten aus 10 Fachgesellschaften und Organisationen bearbeitet. In sechs Konsensuskonferenzen wurden 42 Statements und 153 Empfehlungen verabschiedet. Aktualität Empfehlungen, die auf dem besten derzeit verfügbaren Wissen beruhen, haben eine begrenzte Halbwertszeit. Neue Studienergebnisse erfordern unter Umständen neue oder modifizierte Empfehlungen. Die S3 Leitlinie zum Prostatakarzinom soll im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie kontinuierlich aktualisiert werden. Patienteninformation Begleitend zur S3-Leitlinie erscheint ein Patientenratgeber, der von Patientenvertretern und ärztlichen Experten erarbeitet und durch das ÄZQ methodisch sowie redaktionell begleitet wurde. Die Inhalte und Empfehlungen der ärztlichen Leitlinie wurden laienverständlich übersetzt und durch Hintergrundinformationen und weiterführende Literatur und Adressen ergänzt. Mit dem vermittelten Wissen können betroffene Patienten als kompetente Partner ihren Therapieprozess mitgestalten und die wichtigen Entscheidungen gut informiert treffen. Der Patientenratgeber zum lokal begrenzten Prostatakarzinom liegt bereits als Konsultationsfassung vor. Bis zum Jahresende soll auch der Ratgeber zum lokal fortgeschrittenen und metastasierten Prostatakarzinom abgeschlossen sein. Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin Wegelystr.3 / Herbert-Lewin-Platz 10623 Berlin (030) 4005 2500 www.aezq.de E-Mail: [email protected] Leiter: Prof. Dr. med Dr. rer. nat. Günter Ollenschläger Ansprechpartner für die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom: Dr. Monika Nothacker, MPH [email protected] Verantwortlich für die Pressemeldung: Corinna Schaefer [email protected] Leitlinien-Pressekonferenz, 61. DGU-Kongress, 16.09.09 Presseinformation Qualitätsentwicklung onkologischer Leitlinien in Deutschland: neue S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom erschienen Nach nahezu fünfjähriger Arbeit wird die erste Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms in Deutschland vorgestellt. Leitlinien erhalten nach dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) dann das Prädikat Stufe 3, wenn sie auf einer systematischen Analyse der wissenschaftlichen Belege aus klinischen Studien und einer strukturierten Konsensfindung eines repräsentativen Gremiums beruhen. Sie sollen damit den aktuellen Wissensstand wiedergeben. Zusätzlich müssen sie internationalen methodischen Standards gerecht werden. Die Kriterien hierfür sind im Deutschen Leitlinien-Bewertungs-Instrument zusammengefasst, das von der AWMF und dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) gemeinsam herausgegeben wird. Zu den Zielen und Aufgaben der AWMF im Bereich der Leitlinien gehören unter anderem die Verbesserung der Patientenversorgung durch Bereitstellung hochwertiger interdisziplinärer Leitlinien im Leitlinienregister der AWMF (www.awmf-leitlinien.de), die Unterstützung der Fachgesellschaften bei der Leitlinien-Erstellung und Fortschreibung und die Schaffung von LeitlinienKompetenzen in den Fachgesellschaften. Die Entwicklung der heute vorgestellten S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom wurde daher von Anfang an durch die AWMF begleitet. Die S3-Leitlinie soll evidenzbasierte Entscheidungshilfen für die Verbesserung der Versorgung von Patienten mit Prostatakarzinom und eine angemessene Gesundheitsversorgung im Bereich der Früherkennung vermitteln. Die Leitlinie richtet sich in erster Linie an die Berufsgruppen, die mit der Prävention und Früherkennung von Prostatakarzinom befasst sind und die Patienten mit Verdacht auf bzw. mit nachgewiesenem Prostatakarzinom jeglichen Stadiums behandeln sowie deren Angehörige betreuen. Sie soll aber auch Betroffenen und Rat suchenden Männern dienen, ihren Kenntnisstand zu verbessern, um dann gemeinsam mit ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu Entscheidungen finden können. Dies soll durch einen allgemeinverständlichen Patientenratgeber Prostatakrebs unterstützt werden. Krebs-Patienten haben das Recht auf eine bestmögliche Versorgung auf der Grundlage einheitlicher, methodisch hochwertiger, interdisziplinärer Leitlinien mit entsprechender wissenschaftlicher Evidenz. Bislang gibt es in der Onkologie noch zu wenige solcher S3-Leitlinien. Zudem müssten diese häufiger überprüft und fortgeschrieben werden, damit sie dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Um diese Situation zu verbessern, haben die AWMF, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe im Januar 2008 gemeinsam das „Leitlinienprogramm Onkologie“ ins Leben gerufen. Ziel ist, die Entwicklung, Fortschreibung und den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie systematisch zu fördern. Das Programm bietet eine bedarfsgerechte, qualitativ Leitlinien-Pressekonferenz, 61. DGU-Kongress, 16.09.09 hochwertige sowie finanziell gesicherte und dabei unabhängige Bearbeitung onkologischer Leitlinien in Deutschland. Um die Aktualität und Qualität der S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms langfristig zu gewährleisten, hat sich der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Urologie bereits jetzt für eine Fortschreibung der S3-Leitlinie im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie ausgesprochen. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Geschäftsstelle Ubierstr. 20 D-40223 Düsseldorf Tel.: (0211) 31 28 28 FAX (0211) 31 68 19 www.awmf-online.de Verantwortlich für die Pressemeldung: Prof. Dr. Ina B. Kopp Ständige Kommission Leitlinien der AWMF c/o Institut für Theoretische Chirurgie Philipps-Universität Baldinger Str. 35043 Marburg Tel. 06421 5862249 Fax: 06421 5868926 e-mail: [email protected] [email protected] Leitlinienprogramm der AWMF, DKG und DKH c/o Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Tiergarten Tower Straße des 17. Juni 106-108 10623 Berlin Tel: 030 3229 329 59 FAX 030 3229 329 66 [email protected] Presseerklärung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich der Vorstellung der S3-Leitlinie Prostatakarzinom in Dresden am 16.09.09 Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) begrüßt nachdrücklich die Erstellung der interdisziplinären S3-Leitlinie Prostatakarzinom, die für die Bundesrepublik Deutschland aus Sicht der Radioonkologie eine ganz wesentliche Verbesserung der Versorgungsstruktur- und Qualität im Bereich der Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms erbringen wird. Die neue S3-Leitlinie spiegelt die interdisziplinäre Behandlung des häufigsten bösartigen Tumors des Mannes wieder, wie sie inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland in großen Teilen der Realität entspricht. Die neue S3-Leitlinie zeigt aus Sicht der Radioonkologie wesentliche Verbesserungen durch gemeinschaftliche Darstellung der Standardtherapien des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms in Bezug auf die optimierte Kombination von Hormon- und Strahlentherapie. Zahlreiche randomisierte Studien, die interdisziplinär weltweit von Radioonkologen und Urologen aufgelegt wurden haben wesentlich zur Klärung dieser komplexen Fragen beitragen können. Dieses gilt insbesondere auch für die postoperative Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie. Neue Daten zur adjuvanten Strahlentherapie wurden ebenso in die Leitlinie eingearbeitet wie in Bezug auf das diagnostische und strahlentherapeutische Vorgehen bei Tumorprogress nach radikaler Prostatektomie gemessen am PSA-Wert. Hier wird durch die neue S3-Leitlinie, umfangreicher und präziser als in den bisher vorliegenden internationalen Leitlinien ein Spektrum an konsentierten Empfehlungen gegeben, die die Behandlungsergebnisse dieser Patienten in Deutschland noch weiter verbessern werden. Eindeutige Empfehlungen insbesondere zur gemeinschaftlichen Aufklärung und Therapie auch des lokal begrenzten Prostatakarzinoms runden die Leitlinie ab. Sie sollte aus der Sicht der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie sehr schnell bundesweit umgesetzt werden.