eh nur kiffen was ist noch normal und wo beginnt das Risiko? ÎSP pro mente oö 2013 ch. müller Auseinandersetzung mit dem „Wesen Jugendlicher“ - Das Terrain (bio-psycho-sozio-kulturelle Betrachtungsweise) unter “Normalentwicklungskriterien” Biologische Entwicklungsmarker somatische Reifungsprozesse, hormonelle Achsen, genderAspekte Entwicklungspsychologie frühkindliche Entwicklung, Ausstattung d. individuellen Persönlichkeit, Aufgaben der Adoleszenz, psychosexuelle Entwicklung, Spannungsfeld „innere u. äußere Räume“, Risikoverhalten und „Unverletzbarkeit“ Sozio-kulturelle Hintergründe Herkunftsfamilie, Kulturen u. Subkulturen, soziales Umfeld ch müller 2013 Die Aufgaben – schwierig genug Körperliche Veränderungen • Wachstumsschub • Entwicklung der Geschlechtsmerkmale • Geschlechtsreife Psychische (Seelische) Veränderungen • Affekttoleranz • Übernahme der Verantwortung für eigenes Verhalten • Aufbau eines autonomen Wertesystems • Identitätssuche Soziale Veränderungen • Peer-group (Gleichaltrige als primäre Bezugsgruppe) • Ablösung von Elternfiguren • Ggf. Berufseintritt • Partnerschaften und sexuelle Beziehungen ch müller 2013 Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen Identität Selbstwert Realitätsbewusstsein: Identifikation Selbstbehauptung Individualität Selbstwahrnehmung Intimität Integrität Nach: Resch et al. ch müller 2013 Ausgleich schaffen zwischen Inneren und äußeren Räumen Entwicklungskrisen in der Gegenüberstellung zu Entwicklungsaufgaben Krisen Identitätskrisen Rollenkonfusion Narzisstische Krisen Ablösungskrisen Beziehungskrisen Rivalitätskrisen, Autonomiekrise Krankheit, Verletzung, Unfall Entwicklungsaufgaben Identität Identifikation Selbstwert Individualität Intimität Selbstbehauptung Integrität Nach: Resch et al. ch müller 2013 Verstehen als Voraussetzung • „Für das …Verstehen von abweichenden Verhalten gilt, dass dieses … …Verhalten in seinem Kern auch als Bewältigungsverhalten, als subjektives Streben nach situativer und biographischer Handlungsfähigkeit und psychosozialer Balance in kritischen Lebenssituationen und konstellationen erkannt wird.“ L. Böhnisch ch müller 2013 Was macht Jugendliche so merkwürdig? Orte der Entstehung von positiven (Nucleus accumbens, ventrales tegmentales Areal), und negativen Gefühlen (Amygdala), der Gedächtnisorganisation (Hippocampus), der Aufmerksamkeits- und Bewusstseinssteuerung (basales Vorderhirn, Locus coeruleus, Thalamus) und der vegetativen Funktionen (Hypothalamus). (Aus Roth, 2001, nach Spektrum/Scientific American, 1994, verändert). ch müller 2013 Neuronale Netzwerke konkurrieren – ein neuronales Dilemma Beide Nervensysteme, das kognitive wie auch das emotionale, sind während der Pubertät noch nicht ausgereift. Das emotionale Netzwerk ist im Beisein der Freunde überaktiv und kann noch nicht ausreichend von dem heranreifenden kognitiven System kontrolliert werden. Deshalb sind Entscheidungen von Jugendlichen oft irrational. Kognitives Netzwerk Emotionales Netzwerk „Der Risikotest“: Gas geben oder anhalten? ch müller 2013 Multikausalität - Mehrdimensionalität Ungünstige Umgebungsfaktoren Transitorische Krisen in der Adoleszenz Psychische Störungen Elterlicher Substanzmissbrauch Beziehungsabbruch Liebeskummer Störungen des Sozialverhaltens, Anpassungsstörungen, Substanzmissbrauch der peers Leistungsversagen Kränkung Emotionale soziale Verwahrlosung und Instabile, wechselnde Beziehungsangebote PTSD Angststörungen, Depressive Episoden, Dissoziative Störungen Verlusterlebnisse Verletzung der körperlichen Integrität „Rigider“ Erziehungsstil Gewalterfahrungen und sexuelle Gewalt (Genetik, Epigenetik, Dynamik) KRISEN sind AUSLÖSER und KEINE URSACHEN Psychotische Episoden Störungen der psychosozialen- u. sexuellen Persönlichkeitsentwicklung: (narzisstische, dependente, haltlos-unreife, borderline Entwicklungsstörungen) Hyperkinetische Störungen Impulskontrollstörungen ch müller 2013 Wir sind sehr darauf bedacht, dem ambitionierten Hobbygärtner und Rauchsportfreund nur bewährte Produkte zu fairen Preisen anzubieten und diese schnellstmöglich zu liefern - mit dem Ziel, Euren Rauchgenuss zu vollenden und Euren grünen Lieblingen von der Anzucht bis zur Verarbeitung nur das Beste zukommen zu lassen... eh nur kiffen ch müller 2013 verführung ch müller 2013 Das Dopaminsystem im Gehirn Dopamin wird ausgeschüttet, wenn etwas "Belohnendes" geschieht oder bei Signalen, die "Belohnung" vorhersagen. ch müller 2013 Sucht und Serotonin - Noradrenalin Das dopaminerge Anreizsystem steht in Wechselwirkung mit dem übergeordnete Serotonin - Noradrenalinsystem. Sucht bedeutet nach neuesten Theorien (Tassin e.a) eine Entkoppelung zwischen diesen beiden Systemen.. Einfach ausgedrückt: Hunger schlägt Moral ch müller 2013 Psychische Abhängigkeit • Entsteht über Aktivierung des Belohnungssystems • Angenehme Substanzwirkungen sind sekundär • Anreizcharakter des Suchtmittels bleibt erhalten, auch wenn der Konsum nicht mehr als positiv erlebt wird • Konditionierte Reize, die in Verbindung mit früherer Drogeneinnahme stehen, können Suchtverlangen auslösen ch müller 2013 a propos Belohnung… ch müller 2013 (bio-psycho-sozio-kulturelle Betrachtungsweise) unter “Normalentwicklungskriterien” Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen Verstehen von auffälligem Verhalten Was macht Jugendliche so merkwürdig? – Baustelle Gehirn Multikausalität - Mehrdimensionalität Psychische Störungen (Genetik, Epigenetik, Dynamik) verführung Das Dopaminsystem im Gehirn ch müller 2013 Sucht und Serotonin - Noradrenalin to do: „Typologisierung“ und Funktionen des Drogenkonsums Kinder suchtkranker Eltern ch müller 2013 „Typologisierung“ nach der Funktion des Konsums Gruppe 1: Vorübergehender Ausdruck von abweichendem Verhalten als normative Krise der Adoleszenz und daher als phasenspezifisch zu werten. ch müller 2013 „Typologisierung“ nach der Funktion des Konsums Gruppe 2: Ausdruck eines Risikoverhaltens und Grenzerfahrung, sowie bewusstes Erleben von Kontrollverlusten und Bewusstseinserweiterung. ch müller 2013 „Typologisierung“ nach der Funktion des Konsums Gruppe 3: Pathologischer Abwehrmechanismus einer akuten oder chronischen Belastungssituation und daher als Anpassungskrise zu werten. ch müller 2013 „Typologisierung“ nach Substanzkonsummuster • • KlientInnen mit polytoxikomanem Konsum: (n=43) Früher Einstieg (ab dem 12. Lj.), rascher Risikokonsum mit Opiaten / ret. Morphinen und Benzodiazepinen, häufig auch i.v.), fehlende oder massiv gestörte soziale Bindungen, frühe Beziehungsstörungen • • KlientInnen mit reinem Opiatkonsum: (n=16) Späterer Einstieg (14.Lj), Opiate eher geraucht, gezogen, Buprenorphin gezogen, bestehende soziale Bindungen (Fam., WG-BetreuerInnen) • KlientInnen zur Schulweisungsabklärung: (n=15) • • KlientInnen mit psychischen Störungsbildern: (n=29) Vorwiegend Opiate und Cannabis als Selbstmedikation. Beginn zu meist ab 15.Lj. (Essstörungen, Affektive Störungen, juvenil-psychotische Störungsbilder, PTSD) • • KlientInnen „an der Weichenstellung“: (n=16) recht inhomogene Gruppe mit hauptsächlich Probierkonsum (Cannabis, XTC, Opiate) und wenig Risikobereitschaft, große Altersstreuung bei Beginn (13. – 16.Lj): Weichenstellung sowohl in Richtung der Entwicklung einer psychischen Störung als auch Entwicklung zur Opiatabhängigkeit / Polytoxikomanie ch müller 2013 Systemisch-konstruktivistische Betrachtungen Drogenkonsum … als Lösungsversuch … als Überlebensstrategie … als Selbstmedikation (psychiatrische Komorbiditäten) … als Vehikel der Ablösungsphase … als Regulierungsversuch ch müller 2013 Drogenkonsum als Regulierungsversuch • auf einer individuellen, emotionalen Ebene ch müller 2013 Drogenkonsum als Regulierungsversuch • auf der Beziehungsebene (Partnerschaft, Familie) ch müller 2013 Drogenkonsum als Regulierungsversuch • Auf der Gesellschaftsebene ch müller 2013 Sub-Gruppen – Überblick „Familiär Eingebunden“ (N=30) ♀=46% „Familiäre Gewalt“ (N=15)♀=47% „Broken Home“ „Psychiatrisch Auffällig“ (N=33)♀=79% (N = 9) ♀=44% fam. Gewalt 43% 67% 91% 22% Obsorge MA11 10% 37% 56% 37% + Fam.- Anam. (0) ++ +++ + Psychiatrische Diagnosen 11% PTSD 71% PTSD 12% PTSD 100% depr. Episode, 67% PEST Risikokonsum + (0) ++ +++ Mult. Konsum (7%) 36% (9%) (17%) Bedürfnisse (Selbsteinsch.) + Wohnsituation + fam. Kontakte + fam. Kontakte - Hohe Unzufriedenheit - fam. Kontakte - soz. Kontakte Unterstützungs Bedarf (MKP) + + +++ ++ Typen A „Gut Verankert“, C „Orientierungslos“ A „Gut Verankert“ B „Verlassen“ C „Orientierungslos“ ch müller 2013 Kinder suchtkranker Eltern ch müller 2013 Paradigmen • 1.) Kinder suchtkranker Eltern sind eine Risikogruppe • 2.) Die Risiken ergeben sich aus „erblichen“ und psychosozialen Belastungen • 3.) Die Risiken sind realistisch einzuschätzen (keine Überbetreuung, aber adäquate Interventionen ermöglichen) • 4.) Die Interventionen richten sich nach Bedarf und Bedürfnissen der KlientInnenfamilien (nach: Remschmidt u. Mattejat) ch müller 2013 Risikogruppe • • • • • • • Schwangerschaft Geburt Entzugssyndrom des Neugeborenen / Intensivmedizin Möglichkeiten der Störung biologischer Reifungsprozesse Störungen der psychosexuellen und psychosozialen Entwicklungsprozesse Risiko hinsichtlich einer Suchtentwicklung Risiko der Entwicklung einer psychischen Störung ch müller 2013 „erbliche“ und psychosoziale Belastungen • „Vulnerabilität“ • wahrscheinlich „erblich verursachte erhöhte Anfälligkeit“ für psychische und psychosomatische Symptome u. Erkrankungen Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung • Erhöhte Stressanfälligkeit • Erschwerte Lebensbedingungen: • Häufige Abwesenheit eines der beiden Elternteile oder beider, häufig wechselnde Bezugspersonen • Isolation der Familie • Finanzielle Belastung • Stigmatisierung • Gewaltbereites Umfeld – traumatische Erlebnisse und sexuelle Gewalt • Inadäquate Beziehungsangebote und gestörte familieninterne Kommunikation und Interaktion • Verzerrtes Realitätsbild ch müller 2013 Bedarfs- u. bedürfnisorientierte Interventionen • Mehrdimensionale, multiprofessionelle Diagnostik erhebt: – Bedarf: „objektive“ Einschätzung, was notwendig ist: ExpertInnenzentriert – Bedürfnis: „subjektiv“ Gewünschtes: KlientInnenzentriert und legt Behandlungs-/Betreuungsplan fest. (gemeinsam mit KlientInnen) (nach: Remschmidt u. Mattejat) ch müller 2013 ch müller 2013 ch müller 2013 mit besonderem dank an all jene kids, von denen ich lernen durfte ch müller 2013