Vortrag Christian Mueller

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eh nur kiffen
was ist noch normal
und wo beginnt das
Risiko?
ÎSP pro mente oö
2013
ch. müller
Auseinandersetzung mit dem „Wesen Jugendlicher“ - Das Terrain
(bio-psycho-sozio-kulturelle Betrachtungsweise)
unter
“Normalentwicklungskriterien”
Biologische Entwicklungsmarker
somatische Reifungsprozesse, hormonelle Achsen, genderAspekte
Entwicklungspsychologie
frühkindliche Entwicklung, Ausstattung d. individuellen
Persönlichkeit,
Aufgaben der Adoleszenz, psychosexuelle
Entwicklung, Spannungsfeld
„innere u. äußere Räume“,
Risikoverhalten und „Unverletzbarkeit“
Sozio-kulturelle Hintergründe
Herkunftsfamilie, Kulturen u. Subkulturen, soziales Umfeld
ch müller 2013
Die Aufgaben – schwierig genug
Körperliche Veränderungen
• Wachstumsschub
• Entwicklung der Geschlechtsmerkmale
• Geschlechtsreife
Psychische (Seelische) Veränderungen
• Affekttoleranz
• Übernahme der Verantwortung für eigenes Verhalten
• Aufbau eines autonomen Wertesystems
• Identitätssuche
Soziale Veränderungen
• Peer-group (Gleichaltrige als primäre Bezugsgruppe)
• Ablösung von Elternfiguren
• Ggf. Berufseintritt
• Partnerschaften und sexuelle Beziehungen
ch müller 2013
Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen
Identität
Selbstwert
Realitätsbewusstsein:
Identifikation
Selbstbehauptung
Individualität
Selbstwahrnehmung
Intimität
Integrität
Nach: Resch et al.
ch müller 2013
Ausgleich schaffen zwischen Inneren
und äußeren Räumen
Entwicklungskrisen in der
Gegenüberstellung zu Entwicklungsaufgaben
Krisen
Identitätskrisen
Rollenkonfusion
Narzisstische Krisen
Ablösungskrisen
Beziehungskrisen
Rivalitätskrisen, Autonomiekrise
Krankheit, Verletzung, Unfall
Entwicklungsaufgaben
Identität
Identifikation
Selbstwert
Individualität
Intimität
Selbstbehauptung
Integrität
Nach: Resch et al.
ch müller 2013
Verstehen als Voraussetzung
• „Für das …Verstehen von
abweichenden Verhalten
gilt, dass dieses …
…Verhalten in seinem Kern
auch als
Bewältigungsverhalten, als
subjektives Streben nach
situativer und
biographischer
Handlungsfähigkeit und
psychosozialer Balance in
kritischen
Lebenssituationen und konstellationen erkannt
wird.“ L. Böhnisch
ch müller 2013
Was macht Jugendliche so merkwürdig?
Orte der Entstehung von positiven (Nucleus accumbens, ventrales tegmentales Areal), und negativen Gefühlen
(Amygdala), der Gedächtnisorganisation (Hippocampus), der Aufmerksamkeits- und Bewusstseinssteuerung
(basales Vorderhirn, Locus coeruleus, Thalamus) und der vegetativen Funktionen (Hypothalamus). (Aus Roth,
2001, nach Spektrum/Scientific American, 1994, verändert).
ch müller 2013
Neuronale Netzwerke konkurrieren –
ein neuronales Dilemma
Beide Nervensysteme, das kognitive wie auch das
emotionale, sind während der Pubertät noch nicht
ausgereift. Das emotionale Netzwerk ist im Beisein
der Freunde überaktiv und kann noch nicht
ausreichend von dem heranreifenden kognitiven
System kontrolliert werden. Deshalb sind Entscheidungen
von Jugendlichen oft irrational.
Kognitives Netzwerk
Emotionales Netzwerk
„Der Risikotest“: Gas geben oder anhalten?
ch müller 2013
Multikausalität - Mehrdimensionalität
Ungünstige
Umgebungsfaktoren
Transitorische Krisen
in der Adoleszenz
Psychische Störungen
Elterlicher
Substanzmissbrauch
Beziehungsabbruch
Liebeskummer
Störungen des Sozialverhaltens,
Anpassungsstörungen,
Substanzmissbrauch
der peers
Leistungsversagen
Kränkung
Emotionale
soziale
Verwahrlosung
und
Instabile,
wechselnde
Beziehungsangebote
PTSD
Angststörungen, Depressive Episoden, Dissoziative
Störungen
Verlusterlebnisse
Verletzung der
körperlichen
Integrität
„Rigider“
Erziehungsstil
Gewalterfahrungen
und sexuelle Gewalt
(Genetik, Epigenetik, Dynamik)
KRISEN sind
AUSLÖSER und
KEINE URSACHEN
Psychotische Episoden
Störungen der psychosozialen- u. sexuellen
Persönlichkeitsentwicklung:
(narzisstische, dependente, haltlos-unreife, borderline
Entwicklungsstörungen)
Hyperkinetische Störungen
Impulskontrollstörungen
ch müller 2013
Wir sind sehr darauf bedacht, dem ambitionierten Hobbygärtner und
Rauchsportfreund nur bewährte Produkte zu fairen Preisen anzubieten und
diese schnellstmöglich zu liefern - mit dem Ziel, Euren Rauchgenuss zu
vollenden und Euren grünen Lieblingen von der Anzucht bis zur Verarbeitung
nur das Beste zukommen zu lassen...
eh nur kiffen
ch müller 2013
verführung
ch müller 2013
Das Dopaminsystem im Gehirn
Dopamin wird ausgeschüttet, wenn etwas
"Belohnendes"
geschieht oder bei Signalen, die "Belohnung"
vorhersagen.
ch müller 2013
Sucht und Serotonin - Noradrenalin
Das dopaminerge Anreizsystem steht in Wechselwirkung
mit dem übergeordnete Serotonin - Noradrenalinsystem.
Sucht bedeutet nach neuesten Theorien (Tassin e.a)
eine Entkoppelung zwischen diesen beiden Systemen..
Einfach ausgedrückt: Hunger schlägt Moral
ch müller 2013
Psychische Abhängigkeit
• Entsteht über Aktivierung des
Belohnungssystems
• Angenehme Substanzwirkungen sind
sekundär
• Anreizcharakter des Suchtmittels bleibt
erhalten,
auch wenn der Konsum nicht mehr als positiv
erlebt wird
• Konditionierte Reize, die in Verbindung mit
früherer Drogeneinnahme stehen, können
Suchtverlangen auslösen
ch müller 2013
a propos Belohnung…
ch müller 2013

(bio-psycho-sozio-kulturelle Betrachtungsweise)
unter
“Normalentwicklungskriterien”
 Entwicklungsaufgaben des
Jugendlichen
 Verstehen von auffälligem
Verhalten
 Was macht Jugendliche so
merkwürdig? – Baustelle Gehirn
 Multikausalität - Mehrdimensionalität
Psychische Störungen
(Genetik, Epigenetik, Dynamik)
verführung
 Das Dopaminsystem im Gehirn
ch müller 2013
 Sucht und Serotonin - Noradrenalin
to do:
„Typologisierung“
und
Funktionen des
Drogenkonsums
Kinder suchtkranker Eltern
ch müller 2013
„Typologisierung“ nach der Funktion des
Konsums
Gruppe 1:
Vorübergehender Ausdruck
von abweichendem Verhalten
als normative Krise der
Adoleszenz und daher als
phasenspezifisch zu werten.
ch müller 2013
„Typologisierung“ nach der Funktion des
Konsums
Gruppe 2:
Ausdruck eines
Risikoverhaltens und
Grenzerfahrung, sowie
bewusstes Erleben von
Kontrollverlusten und
Bewusstseinserweiterung.
ch müller 2013
„Typologisierung“ nach der Funktion des
Konsums
Gruppe 3:
Pathologischer
Abwehrmechanismus einer
akuten oder chronischen
Belastungssituation und
daher als Anpassungskrise zu
werten.
ch müller 2013
„Typologisierung“ nach
Substanzkonsummuster
•
•
KlientInnen mit polytoxikomanem Konsum: (n=43)
Früher Einstieg (ab dem 12. Lj.), rascher Risikokonsum mit Opiaten / ret. Morphinen und
Benzodiazepinen, häufig auch i.v.), fehlende oder massiv gestörte soziale Bindungen, frühe
Beziehungsstörungen
•
•
KlientInnen mit reinem Opiatkonsum: (n=16)
Späterer Einstieg (14.Lj), Opiate eher geraucht, gezogen, Buprenorphin gezogen, bestehende
soziale Bindungen (Fam., WG-BetreuerInnen)
•
KlientInnen zur Schulweisungsabklärung: (n=15)
•
•
KlientInnen mit psychischen Störungsbildern: (n=29)
Vorwiegend Opiate und Cannabis als Selbstmedikation. Beginn zu meist ab 15.Lj.
(Essstörungen, Affektive Störungen, juvenil-psychotische Störungsbilder, PTSD)
•
•
KlientInnen „an der Weichenstellung“: (n=16)
recht inhomogene Gruppe mit hauptsächlich Probierkonsum (Cannabis, XTC, Opiate) und
wenig Risikobereitschaft, große Altersstreuung bei Beginn (13. – 16.Lj): Weichenstellung
sowohl in Richtung der Entwicklung einer psychischen Störung als auch Entwicklung zur
Opiatabhängigkeit / Polytoxikomanie
ch müller 2013
Systemisch-konstruktivistische
Betrachtungen
Drogenkonsum
… als Lösungsversuch
… als Überlebensstrategie
… als Selbstmedikation
(psychiatrische Komorbiditäten)
… als Vehikel der Ablösungsphase
… als Regulierungsversuch
ch müller 2013
Drogenkonsum als Regulierungsversuch
• auf einer individuellen,
emotionalen Ebene
ch müller 2013
Drogenkonsum als Regulierungsversuch
• auf der
Beziehungsebene
(Partnerschaft,
Familie)
ch müller 2013
Drogenkonsum als Regulierungsversuch
• Auf der
Gesellschaftsebene
ch müller 2013
Sub-Gruppen – Überblick
„Familiär
Eingebunden“
(N=30) ♀=46%
„Familiäre
Gewalt“
(N=15)♀=47%
„Broken
Home“
„Psychiatrisch
Auffällig“
(N=33)♀=79%
(N = 9) ♀=44%
fam. Gewalt
43%
67%
91%
22%
Obsorge MA11
10%
37%
56%
37%
+ Fam.- Anam.
(0)
++
+++
+
Psychiatrische
Diagnosen
11% PTSD
71% PTSD
12% PTSD
100% depr.
Episode,
67% PEST
Risikokonsum
+
(0)
++
+++
Mult. Konsum
(7%)
36%
(9%)
(17%)
Bedürfnisse
(Selbsteinsch.)
+ Wohnsituation
+ fam. Kontakte
+ fam. Kontakte
- Hohe
Unzufriedenheit
- fam. Kontakte
- soz. Kontakte
Unterstützungs Bedarf (MKP)
+
+
+++
++
Typen
A „Gut Verankert“,
C „Orientierungslos“
A „Gut Verankert“
B „Verlassen“
C „Orientierungslos“
ch müller 2013
Kinder suchtkranker Eltern
ch müller 2013
Paradigmen
• 1.) Kinder suchtkranker Eltern sind eine Risikogruppe
• 2.) Die Risiken ergeben sich aus „erblichen“ und
psychosozialen Belastungen
• 3.) Die Risiken sind realistisch einzuschätzen (keine
Überbetreuung, aber adäquate Interventionen ermöglichen)
• 4.) Die Interventionen richten sich nach Bedarf und
Bedürfnissen der KlientInnenfamilien
(nach: Remschmidt u. Mattejat)
ch müller 2013
Risikogruppe
•
•
•
•
•
•
•
Schwangerschaft
Geburt
Entzugssyndrom des Neugeborenen / Intensivmedizin
Möglichkeiten der Störung biologischer Reifungsprozesse
Störungen der psychosexuellen und psychosozialen Entwicklungsprozesse
Risiko hinsichtlich einer Suchtentwicklung
Risiko der Entwicklung einer psychischen Störung
ch müller 2013
„erbliche“ und psychosoziale
Belastungen
•
„Vulnerabilität“
• wahrscheinlich „erblich
verursachte erhöhte Anfälligkeit“ für
psychische und psychosomatische Symptome u. Erkrankungen
Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung
• Erhöhte Stressanfälligkeit
•
Erschwerte Lebensbedingungen:
• Häufige Abwesenheit eines der beiden Elternteile oder beider, häufig wechselnde
Bezugspersonen
• Isolation der Familie
• Finanzielle Belastung
• Stigmatisierung
• Gewaltbereites Umfeld – traumatische Erlebnisse und sexuelle Gewalt
• Inadäquate Beziehungsangebote und gestörte familieninterne Kommunikation und Interaktion
•
Verzerrtes Realitätsbild
ch müller 2013
Bedarfs- u. bedürfnisorientierte
Interventionen
•
Mehrdimensionale, multiprofessionelle Diagnostik
erhebt:
– Bedarf: „objektive“ Einschätzung, was notwendig ist:
ExpertInnenzentriert
– Bedürfnis: „subjektiv“ Gewünschtes:
KlientInnenzentriert
und legt Behandlungs-/Betreuungsplan fest. (gemeinsam mit KlientInnen)
(nach: Remschmidt u. Mattejat)
ch müller 2013
ch müller 2013
ch müller 2013
mit besonderem dank
an all jene kids,
von denen ich lernen durfte
ch müller 2013
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