Economics Themen international 15. Februar 2005 Nr. 314 Aktuelle Themen Statistisches Bundesamt revidiert VGR: Vergleiche mit den USA werden aussagekräftiger Editor Stefan Schneider +49 69 910-31790 [email protected] Publikationsassistenz Pia Johnson +49 69 910-31777 [email protected] Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland Internet: www.dbresearch.de E-Mail: [email protected] Fax: +49 69 910-31877 DB Research Management Norbert Walter • Am 28. April legt das Statistische Bundesamt die Ergebnisse einer umfassenden Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vor. • Neben Verbesserungen bei der Erfassung von Daten und buchungstechnischen Neuerungen stehen vor allem zwei grundlegende Änderungen in der Methodik im Mittelpunkt. • So werden bei der Berechnung der realen Größen zum einen zunehmend hedonische Preisindizes verwendet, zum anderen wird von der Festpreisbasis auf Vorjahrespreisbasis umgestellt (Verkettung). • Mit der hedonischen Preismessung können Preiseffekte gemessen werden, die indirekt durch eine verbesserte Produktqualität entstehen. Dies ist vor allem bei IT-Gütern der Fall und für die traditionelle Preismessung ein erhebliches Problem. In diesem Bereich weisen hedonisch ermittelte Preise oftmals deutlich stärkere Rückgänge als traditionell berechnete auf, womit sich das ausgewiesene reale Wirtschaftswachstum erhöht. • In den USA dürfte die hedonische Preismessung die reale Wachstumsrate um etwa ¼ %-Punkt p.a. erhöht haben. In Deutschland sind allerdings geringere Auswirkungen der Hedonik zu erwarten, da ein Großteil der positiven Effekte auf die realen EDV-Investitionen durch die gegenläufigen Wirkungen der entsprechend höheren preisbereinigten Importe dieser Güter ausgeglichen wird. Deutschland importiert weit mehr EDV-Güter als die USA. • Die Umstellung auf die Vorjahrespreisbasis berücksichtigt im Gegensatz zu einer über Jahre konstant gehaltenen Preisbasis Substitutionseffekte. Güter, deren Preise unterdurchschnittlich steigen bzw. sogar zurückgehen, werden in der Regel stärker nachgefragt. Ihr Gewicht bei der Berechnung des realen BIP sinkt, wenn anstatt einer festen, weit zurückliegenden Preisstruktur die Vorjahrespreise verwendet werden. Dies senkt üblicherweise die ausgewiesene Wachstumsrate. • In den USA und Japan hat die Verwendung der Verkettungstechnik zu einer um rund 1%-Punkt niedrigeren Wachstumsrate geführt. Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen für 2001 nur einen wachstumsmindernden Effekt von 0,2%-Punkten. • Der anstehende Methodenwechsel ist sinnvoll. Die so berechnete VGR zeichnet ein realistischeres Bild des tatsächlichen Wirtschaftswachstums und lässt einen besseren Ländervergleich zu, da viele Länder, wie beispielsweise die USA, Japan, Kanada, Australien, Frankreich und Großbritannien, teilweise schon seit längerer Zeit diese Methoden anwenden. Autor: Bernhard Gräf, +49 69 910-31738 ([email protected]) Aktuelle Themen Am 28. April wird das Statistische Bundesamt die Ergebnisse einer umfassenden Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vorlegen. Die Revision ist zum einen notwendig, um die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung den geänderten Strukturen der deutschen Wirtschaft anzupassen, zum anderen, um Anschluss an internationale Standards in der Methodik zu halten. Rechtliche Grundlage dazu ist die Entscheidung der EU-Kommission über die internationale Harmonisierung der VGR vom 30. November 1998, die letztlich auf den Empfehlungen des „System of National Accounts“ (SNA 1993) der UN basiert. Entsprechende Revisionen stehen im laufenden Jahr auch in den Euroländern Österreich, Belgien, Finnland und 1 Italien an . Die Änderungen der Methoden könnten zwar zunächst die Interpretation und Prognose der VGR erschweren. Sie haben allerdings den entscheidenden Vorteil, dass Vergleiche zwischen einzelnen Euroländern bzw. des Euroraums insgesamt mit den USA, die schon seit 1996 ihre VGR nach der für Deutschland neuen Methodik berechnen und veröffentlichen, aussagekräftiger werden. Dies beschränkt sich nicht nur auf den reinen Wachstumsvergleich, sondern reicht von der Produktivitätsentwicklung bis hin zum Wachstumspotenzial. Im Mittelpunkt der anstehenden VGR-Revision stehen vier Ände2 rungen : 1. In die Berechnung der VGR wird erstmals die seit 2000 erhobene Dienstleistungsstatistik, die Statistik der Jahresabschlüsse öffentlich bestimmter Fonds, Einrichtungen, Betriebe und Unternehmen (ÖFEU), die Pflegestatistik, die Strukturerhebung im Bergbau, Verarbeitenden Gewerbe sowie im Baugewerbe integriert. 2. Die unterstellte Bankgebühr, künftig als „Finanzserviceleistung, indirekte Messung (FISIM)“ bezeichnet, wird einzelnen Verwendungszwecken (Vorleistungen, Konsum, Export) zugeordnet und nicht mehr als Vorleistung eines fiktiven Sektors gebucht. 3. Bei der Deflationierung werden hedonische Preisindizes (beispielsweise für PC und Gebrauchtwagen) sowie neue Erzeugerpreisindizes für Dienstleistungen erstmals vollständig berücksichtigt. 4. Sowohl bei der Jahres- als auch bei der Quartals-VGR erfolgt die Berechnung der realen Werte künftig auf Basis der Vorjahrespreise (Kettenindizies) und nicht mehr mit festen Basisjahren. Während die ersten beiden Punkte eher Verbesserungen bei der Erfassung bzw. buchungstechnische Änderungen sind, stellen die Verwendung hedonischer Preisindizes und die Umstellung auf Vorjahrespreise einen grundsätzlichen Methodenwandel dar. Hedonik: Qualitätsbereinigung bei der Preismessung Die hedonische Preismessung ist ein statistisches Verfahren, das es erlaubt, Preisentwicklungen zu messen, die indirekt durch eine verbesserte Produktqualität bei in etwa gleich bleibenden Verkaufspreisen entstehen. Diese stellen für die traditionelle Preismessung ein erhebliches Problem dar. Die Preise eines Gutes aus zwei Perioden können nur dann aussagefähig miteinander verglichen werden, wenn die Qualität des Gutes konstant bleibt. Dies ist aber insbesondere bei IT-Produkten und Computern nicht der Fall. So sind die 1 2 2 Vgl. Schreyer, Paul: Chain Index Number Formulae in the National Accounts, 8th OECD – NBS Workshop on National Accounts, 6. – 10. Dezember 2004. Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt 2004 für Deutschland, Informationsmaterialien zur Pressekonferenz am 13. Januar 2005 in Wiesbaden. Economics 15. Februar 2005 15. Februar 2005 Aktuelle Themen Preise für PCs zwar nahezu konstant, wenn man jeweils das top-ofthe-line-Produkt betrachtet. Diese sind aber qualitativ immer besser ausgestattet – entsprechend muss die Preismessung um die Qualitätsänderung bereinigt werden. Dazu werden in den USA und zunehmend auch in Europa hedonische Methoden angewandt, wobei die USA hierbei eine Vorreiterrolle spielten. So wurde dort schon Mitte der 80er ein hedonischer Preisindex für Computer eingeführt. In der Zwischenzeit wurde diese Methodik auf viele andere Güter (u.a. auf Mieten, Bekleidung, Mehrfamilienhäuser, digitale Telefonanlagen, Fernseher, Videorecorder und Unterhaltungselektronik) ausgeweitet. Heute werden in den USA schon gut 30% des Warenkorbes des Konsumentenpreisindexes hedonisch ermittelt. Statistisches Bundesamt nutzt seit 2002 hedonische Ansätze Das Statistische Bundesamt begann erst 2002 mit der Nutzung hedonischer Verfahren. Im Juni 2002 wurde ein hedonischer Index für 3 Personalcomputer im Verbraucherpreisindex implementiert , im Mai 4 2003 für Gebrauchtwagen und seit Frühjahr 2004 geht ein solcher Index für schlüsselfertiges Bauen in das Pilotprojekt Häuserpreisin5 dex auf europäischer Ebene ein . Seit Mai 2004 verwendet das Statistische Bundesamt die hedonische Methode auch bei EDV-Investitionsgütern im Einfuhr-, Ausfuhrund Erzeugerpreisindex. Hierzu zählen Desktop-Computer, Notebooks, Server, Laserstrahldrucker, Tintenstrahldrucker, All-in-oneDrucker, Prozessoren, Speicherchips und Festplatten. Die Grundidee bei der hedonischen Preismessung ist, dass sich ein Gut und dessen Preis durch die Kombination von einzelnen, wohldefinierten Produkteigenschaften bestimmen. Liegen Preise für diese Eigenschaften vor, kann der Gesamtpreis für einen PC in Abhängigkeit von diesen Eigenschaften, den erklärenden quantitativen und quali6 tativen Variablen, ermittelt werden . Das Statistische Bundesamt verwendet beispielsweise für den hedonischen Preisindex eines PC sechs erklärende Variablen: 1. die Prozessorleistung, 2. den Prozessortyp, 3. die Größe des Arbeitsspeichers, 4. die Graphikkarte, 5. 7 die Herstellermarke und 6. das Betriebssystem . Diese Methode führt üblicherweise dazu, dass die ermittelten Preissenkungen für solche Güter stärker sind als bei traditioneller Preiserhebung. Dies zeigen die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen recht eindrucksvoll. So stieg der Einfuhrpreisindex für EDVInvestitionsgüter nach traditioneller Berechnung vom Januar bis April 2004 um 0,5% an, während er hedonisch um 5,5% zurückging. Damit erhöhte sich der gesamte Einfuhrpreisindex im angegebenen Zeitraum lediglich um 1,2%, gegenüber 1,8% nach traditioneller Methode. Aufgrund des hohen Gewichts der EDV-Investitionsgüter von 8,8% im gesamten Warenkorb des Einfuhrpreisindexes sind hier die hedonischen Effekte am stärksten, während sie beim Erzeuger- 3 4 5 6 7 Vgl. Linz, Stefan; Eckert, Gudrun: Zur Einführung hedonischer Methoden in die Preisstatistik, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 10/2002. Vgl. Linz, Stefan; Dexheimer, Verena: Hedonische Preismessung bei Gebrauchtwagen, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2003. Vgl. Behrmann, Timm: Zur Anwendung hedonischer Methoden beim Häuserpreisindex, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 5/2004. Meyer, Helmut: Preis- und Volumenmessung in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen – Anforderungen und Perspektiven, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 12/2001. Vgl. Linz, Stefan; Behrmann, Timm; Becker, Ulf: Hedonische Preismessung bei EDVInvestitionsgütern, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2004. Economics Hedonische Preismessung am Beispiel für Desktop-Computer Zur Berechnung der Preise für DesktopComputer verwendet das Statistische Bundesamt eine Regressionsgleichung in doppelt logarithmischer Form. Dabei wird der Preis (P) in Anhängigkeit von folgenden Variablen geschätzt: 1. Leistung des Prozessors in MHz (L); 2. Dummyvariable für verschiedene Arbeitsspeichergrößen (DiR, i=1,2, mit D1R = 128 MB, D2R = 256 MB); 3. Dummyvariable für Graphikkarte (DG), wobei unterschieden wird, ob PC eigene Graphikkarte besitzt, oder über Chip auf dem Motherbard gesteuert wird; 4. Dummyvariable für verschiedene Hersteller (DjM, k=1,2,3,4); 5. Dummyvariable für verschiedene Prozessortyen (DkP, k=1,2, mit D1P = Celeron, D2P = Athlon); 6. Dummyvariable für Betriebssystems; die Software des 7. Zufallsvariable (S). Das Referenzmodell, bei dem alle Dummyvariable den Wert Null annehmen, besitzt einen Intel Pentium 4 Prozessor, einen Arbeitsspeicher von 512 MB, stammt von der Marke FSC und hat als Betriebssystem Windows 2000. Die Regressionsgleichung lautet: Ln(P) = ß0 + ß1 * ln(L) + ß2 * D1R + ß3 * D2R + ß4 DG + ß5 * D1M + ß6 * D2M + ß7 *D3M + ß8 D4M + ß9 * D1P + ß10 * D2P + ß11 * DS + S Bei der Schätzung ergaben sich für die Variablen folgende Größen: Variable Parameterschätzer ß0 ß1 ß2 ß3 ß4 ß5 ß6 ß7 ß8 ß9 ß10 ß11 -5.667 1.567 -0.512 -0.089 -0.183 -0.196 0.162 0.215 0.296 -0.271 -0.153 0.110 Quelle: Statistisches Bundesamt 3 Aktuelle Themen preisindex (mit einem Anteil der EDV-Investitionsgüter von lediglich 8 1,3%) relativ klein ausfallen. 15. Februar 2005 Preisänderung April 2004 gg. Januar 2004, in % Gesamtindex Starke Preisrückgänge bei EDV-Investitionsgütern zu beobachten EDVTradi- Hedo- Tradi- Hedo- Hochgerechnet auf ein Jahr ergeben die hedonisch berechneten Preisentwicklungen bei den EDV-Investitionsgütern Preisrückgänge von 20% und mehr pro Jahr. Dies entspricht in etwa der mit der gleichen Methodik berechneten Preisentwicklung für Personalcomputer im deutschen Verbraucherpreisindex in den Jahren 2002 und 2003 (-26% p.a.); das englische Pendant dazu weist im selben Zeitraum einen Rückgang von durchschnittlich etwa 23% auf, und der amerikanische Erzeugerpreisindex für EDV-Güter ging im gleichen Zeit9 raum um durchschnittlich 22% zurück . tionell nisch tionell nisch Ein Vergleich der Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden der Preisermittlung seit 1991 verdeutlicht den großen Einfluss hedonischer Ansätze. Während die Computerpreise in den USA nach hedonischer Messung seit Anfang 1991 um insgesamt über 90% gesunken sind, sind sie in Deutschland nach traditioneller Preisermittlung lediglich um knapp 45%, also halb so stark wie in den USA, zurückgegangen. Nun sind aber IT-Investitionsgüter auf der ganzen Welt identisch und zumindest zwischen den USA und der EU frei handelbar, so dass die Preise nur minimal, z.B. aufgrund von speziellen Abgaben, Transportkosten oder der Wettbewerbssituation, differieren können. Der erhebliche Preisunterschied basiert daher vor allem auf unterschiedlichen Methoden bei der Preismessung. Dies zeigt sich an den Ergebnissen nach dem Übergang zur hedonischen Messung im deutschen Erzeugerpreisindex für Computer. Nachdem der Preisrückgang im Schnitt der letzten Jahre rund 5% betrug (das amerikanische Pendant dazu verbilligte sich zeitweise um 30% gegenüber dem Vorjahr), hat sich der Preisrückgang seit Einführung der hedonischen Methode in Deutschland merklich auf zuletzt 12,5% beschleunigt und lag damit in etwa in der amerikanischen Größenordnung. Investitionsgüter Index Einfuhrpreise 0,5 -5,5 1,8 1,2 Ausfuhrpreise -1,5 -4,7 0,9 0,7 Erzeugerpreise -3,7 -5,4 1,1 1,0 Quelle: Statistisches Bundesamt Erzeugerpreise für Computer Januar 1991 = 100 USA (hedonische Preismessung) 91 93 95 97 Deutschland (traditionelle Preismessung) 99 01 03 Quellen: Bureau of Labor Statistics, Statistisches Bundesamt Erzeugerpreise für Computer Deutschland Landefeld/Grimm kommen in einer Untersuchung des Einflusses der hedonischen Preismessung auf das Wirtschaftswachstum für die USA auf ein im Durchschnitt des Zeitraums 1995-1999 rund ¼%10 Punkt höheres Wachstum . Die Deutsche Bundesbank schätzt, dass das reale BIP-Wachstum in Deutschland von 1996-1999 um knapp 0,2%-Punkte höher gewesen wäre, wenn die hedonische Preismessung bei EDV-Gütern und das amerikanische Deflationie8 9 10 4 Die Preisentwicklung für die vom Statistischen Bundesamt für diesen Zweck ermittelte Gruppe der EDV-Investitionsgüter wird nicht aktualisiert und veröffentlicht, sondern lediglich für bestimmte Untergruppen. Statistisches Bundesamt, Hedonische Preismessung bei EDV-Investitionsgütern – Erratum, Pressemitteilung vom 16. Juni 2004. Vgl. Landefeld, Steven J.; Grimm, Bruce T.: A Note on the Impact of Hedonics and Computers on Real GDP, Survey of Current Business, Dezember 2000. Economics 5 0 -5 -10 Hedonische Methoden erhöhen das ausgewiesene Wirtschaftswachstum Die Verwendung hedonischer Methoden für die Qualitätsbereinigung bei der Preisstatistik spielt auch eine wichtige Rolle bei der Ermittlung des realen Sozialprodukts, das durch Division des nominalen Sozialprodukts durch den entsprechenden Preisindex ermittelt wird. Sinken die Preise bei hedonischer Messung stärker als bei traditioneller, ergibt sich daraus bei unverändertem nominalen Sozialprodukt ein höherer realer Output. 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 -15 -20 -25 USA % gg.Vj. -30 -35 91 93 95 97 99 01 03 Quellen: Bureau of Labor Statistics, Statistisches Bundesamt 15. Februar 2005 Aktuelle Themen 11 rungskonzept (Vorjahrespreise) angewandt worden wären . Allerdings berücksichtigt die Bundesbank bei ihrer Schätzung nicht die amerikanischen Import- und Exportdeflatoren, so dass der wachstumssteigernde Effekt hedonischer Preismessung für Deutschland wohl niedriger anzusetzen ist und eher kleiner als in den USA ausfallen dürfte. Dies bestätigt eine Analyse des Statistischen Bundesamtes. Danach sind die Wachstumseffekte hedonischer Preismessungen aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen in den USA und Deutschland nicht in ähnlichem Umfang wie in den USA zu erwarten, da in Deutschland EDV-Investitionsgüter in deutlich größerem Umfang eingeführt werden als in den USA. Dadurch wird ein Großteil der positiven Effekte auf die realen Investitionen durch gegenläufige Wirkungen 12 auf die preisbereinigten Importe ausgeglichen . Allerdings kann es zu merklichen Änderungen bei Teilaggregaten der VGR, insbesondere bei den Investitionen in EDV-Güter, kommen. Nach einer Berechnung der Bundesbank wären die realen Ausgaben für EDV-Ausrüstungen von 1991 bis 1999 um 27 ½% p.a. gestiegen, wenn die amerikanische Preisbasis verwendet worden wäre, gegenüber lediglich 6% nach dem traditionellen deutschen 13 Ansatz . Verzerrungen durch festes Basisjahr bei starken Preisbewegungen Bisher wurde das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in konstanten Preisen einer Basisperiode ausgewiesen, die derzeit das Jahr 1995 ist. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass es einfach zu berechnen und interpretieren ist. Zudem sind die Ergebnisse additiv konsistent, d.h. die Summe der VGR-Komponenten stimmt mit dem BIP überein. Dies muss allerdings mit erheblichen Nachteilen erkauft werden. So ist die Veränderungsrate des realen BIP von der Wahl des Basisjahres abhängig (siehe Beispielrechnung im Anhang I). Rückrechnungen sind damit ökonomisch eigentlich wenig aussagekräftig. Ändern sich überdies die relativen Preise stark und nachhaltig, gibt es auch keine ökonomische Begründung mehr, zur Berechnung des realen BIP weiterhin die Preisstrukturen der Basisperiode zu verwenden, da diese immer weniger relevant werden und die aktuellen Marktverhältnisse nicht mehr widerspie14 geln . Dies war beispielsweise während der Ölpreiskrisen in den 70er Jahren der Fall. Derzeit sprechen vor allem die (hedonisch ermittelten) starken Preisrückgänge bei IT-Gütern für eine raschere Anpassung des Basisjahrs bzw. für einen Übergang zu Vorjahrespreisen. Der Effekt auf das Wirtschaftswachstum ist zudem um so stärker, je weiter das aktuelle Jahr vom Basisjahr entfernt ist. Kräftige Preisbewegungen, die bei Anwendung hedonischer Methoden zu erwarten sind, bedingen somit die zweite Methodenänderung bei der VGR-Revision, nämlich die Umstellung der Preisbasis von ei- 11 12 13 14 Scheuer, Manfred: Measurement and statistical issues related to the “new economy” with IT equipment and software in Germany and the United States as a case in point, April 20, 2001; Deutsche Bundesbank: Exkurs: Probleme internationaler Wachstumsvergleiche – eine ergänzende Betrachtung, Monatsbericht Mai 2001. Vgl. Linz, Stefan; Behrmann, Timm; Becker, Ulf: Hedonische Preismessung bei EDVInvestitionsgütern, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2004 Deutsche Bundesbank: Internationales und europäisches Umfeld, Monatsbericht August 2000. Vgl. Nierhaus, Wolfgang: Wirtschaftswachstum in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen: Ein Vergleich Deutschland – USA, ifo Schnelldienst, 54. Jahrgang 3/2001. Economics 5 Aktuelle Themen nem festen Basisjahr auf das jeweilige Vorjahr, und verstärken ihre Effekte. Bei der beabsichtigten Rückrechnung der VGR (1970 bis 1991 für das Frühere Bundesgebiet, ab 1991 für Gesamtdeutschland) will das Statistische Bundesamt auch für den Zeitraum ab 1991 hedonische Preisindizes anwenden. Da hierfür keine Daten vorhanden sind, sollen internationale Datensätze, beispielsweise der amerika15 nische Preisindex für Computer, benutzt werden . Dies ist zwar angesichts insgesamt homogener internationaler Märkte solcher Güter ökonomisch plausibel und sinnvoll, erhöht aber bei länderspezifischen Besonderheiten die Unsicherheit bei der Interpretation der Ergebnisse. Substitutionseffekte bislang unzureichend berücksichtigt In der Regel werden diejenigen Waren und Dienstleistungen im Zeitablauf stärker nachgefragt, deren Preise unterdurchschnittlich steigen bzw. sinken. Bei einer laufenden Aktualisierung der Preisbasis erhalten solche Güter aufgrund des gesunkenen Preisniveaus ein geringeres Gewicht, so dass die Wachstumsraten des BIP am aktuellen Rand oftmals niedriger ausfallen als nach der Berechnung auf der alten Festpreisbasis. Bislang hatte das Statistische Bundesamt in einem 5-Jahres-Rhythmus das Basisjahr aktualisiert. Die Probleme des Substitution Bias werden zwar im Jahr der Basisumstellung beseitigt, wachsen aber mit jedem Folgejahr wieder an. Ab 2005 Umstellung auf jährlich wechselnde Basisjahre Mit der anstehenden Revision der VGR übernimmt Deutschland die Methodik, die die USA seit 1996 anwenden. Seit 1996 wird in den USA die Wachstumsrate des realen BIP auf Basis eines „chain-type 16 annual-weighted“ Index ermittelt . Dieser basiert auf einem verketteten Mengenindex mit jährlich wechselnder Gewichtung und somit aktuellen Preisstrukturen, was Substitutionseffekten zeitnah Rechnung trägt. Langfristvergleiche sind mit dieser Methode wesentlich aussagekräftiger, da sich die Preisstrukturen mit zunehmendem Abstand von der Basisperiode tendenziell stärker ändern können. Die Wahl des Referenzjahres, das zur Berechnung der Niveaugrößen des BIP benötigt wird, hat im Gegensatz zur Festpreisbasis keinen Einfluss auf die Höhe des ausgewiesenen Wirtschaftswachstums (siehe Beispielrechnung im Anhang II). Vor der Umstellung wurde das reale US-BIP auf Basis konstanter Preise von 1987 berechnet. Umstellung auf Vorjahrespreisbasis: Rund 1%-Punkt niedrigeres Wachstum in den USA und Japan Beim Übergang auf die Methode der Vorjahrespreise in den USA zeigte sich, dass das Wirtschaftswachstum durch die Verwendung der alten und überholten Preisstrukturen stark überzeichnet wurde. Die von der BEA (US Bureau of Economic Analysis) veröffentlichten 15 16 6 Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.2. Neue Deflationierungsmethoden. Vgl. US Bureau of Economic Analysis: A Guide to the NIPA's Methodology, National Income and Product Accounts, 1929-97, June 2001; Jones, Charles I.: Using ChainWeighted NIPA Data, FRBSF Economic Letter, Federal Reserve Bank of San Francisco, Nr. 2002-22, 2. August, 2002; Steindel, Charles: Chain-weighting: The New Approach to Measuring GDP, Current Issues in Economics and Finance, Federal Reserve Bank of New York, Volume 1 Number 9, Dezember 1995. Economics 15. Februar 2005 15. Februar 2005 Aktuelle Themen Daten zum Wirtschaftswachstum auf Basis der Preise von 1987 und auf Basis der neuen Vorjahrespreismethode liefern für beide Konzepte für den Zeitraum 1987 bis 1991 zwar nahezu gleiche Ergeb17 nisse , was angesichts der zeitlichen Nähe zum Basisjahr (1987) nicht verwundert. Für Zeiträume aber, die weiter vom Basisjahr entfernt lagen, nahmen die Unterschiede merklich zu und erreichten im 1. Quartal 1995 über 2%-Punkte. Während nach der Festpreismethode das Wirtschaftswachstum in diesem Quartal 2,7% (gegenüber dem Vorquartal auf Jahresbasis) betragen hätte, wurde es nach der neuen „chain-weighted“ Methode lediglich mit 0,6% ausgewiesen. Für das Gesamtjahr 1993 lag das „chain-weighted“ Wachstum mit 2,2% um 0,9%-Punkte unter dem Wert von 3,1%, der sich auf Basis konstanter Preise von 1987 ergeben hätte. 1994 betrug Abstand zwischen den beiden VGR-Konzepten 0,6%-Punkte. Ähnliche Effekte hatte auch die kürzliche Umstellung der VGR auf die Vorjahrespreise in Japan. Danach wird das Wirtschaftswachstum im Jahr 2003 mit 1,3% und damit um 1,1%-Punkte niedriger ausgewiesen als nach der alten Festpreisbasis mit 1995er Preisstrukturen. Dabei zeigt sich bei den Quartalsdaten, dass sich die Differenz seit Mitte 2003 ausweitet. USA: Reales BIP 3 6 2 4 1 2 0 0 -1 -2 -2 % gg.Vq., annualisiert -4 -6 -3 90 91 92 93 94 95 Chain-weighted (rechts) in 1987er USD (rechts) Differenz Chain-weighted abzgl. 1987er USD (links) Quelle: Bureau of Economic Analysis 3 Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes zur VGR auf Vorjahrespreisbasis zeigen, dass die Richtung der Korrekturen nicht immer eindeutig ist. Allerdings scheinen sich bei der Vorjahrespreisbasis überwiegend niedrigere Wachstumsraten zu ergeben. Die Berechnungen legen zudem den Schluss nahe, dass die absoluten Abweichungen zur bisherigen VGR auf Festpreismethode geringer als in den USA ausfallen, wenngleich die relative Abweichung ähnlich hoch ist. So hätte das Wirtschaftswachstum im Jahr 2001 nach der neuen Methodik lediglich um 0,2%-Punkte unter der ausgewiesenen Rate gelegen und diese in den Jahren 1999 und 2000 sogar 18 leicht um 0,1%-Punkte übertroffen . Für die Berechnung der VGR auf Vorjahrespreisbasis sind drei Schritte notwendig: 1. Zunächst werden die Wertangaben eines Jahres mit Preisindizes deflationiert, die immer auf den Jahresdurchschnitt des Vorjahres normiert sind. 2. Durch Verkettung (chaining) kann eine Zeitreihe erzeugt werden. Damit liegen Kettenindizes für Volumenangaben und Preisindizes vor. Vgl. US Bureau of Economic Analysis: Table 1A: Percent Change From Preceding Period in Revised and Previously Published Estimates of Real Gross Domestic Product and Real Disposable Personal Income, Survey of Current Business November/December 1995. Vgl. Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.1. Einführung der Vorjahrespreisbasis. Economics 5 2 4 3 1 2 1 0 0 -1 -1 -2 % gg.Vj. -2 00 01 02 03 -3 -4 04 Chain-weighted (rechts) in 1995er JPY (rechts) Differenz Chain-weighted abzgl. 1995er JPY (links) Quelle: Cabinet office Volumen des deutschen Bruttoinlandsprodukts in Preisen von 1995 3. Vergleichbare Absolutwerte für die Volumenangaben ergeben sich aus der Multiplikation der Kettenindizes mit den Werten eines Referenzjahres. Während die USA für die Berechnung der jährlichen Volumenänderung einen Fisher-Index, also das geometrische Mittel aus Laspey- 6 %-Punkte Der Berechnungsansatz 18 %-Punkte Japan: Reales BIP Geringere Effekte in Deutschland? 17 8 4 % gg.Vj. 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 -1,1 2,3 1,7 0,8 1,4 2,0 2,0 2,9 0,6 Differenz Festpreisbasis abzüglich Vorjahresbasis %-Punkte 0,0 0,0 0,0 -0,1 0,0 -0,1 0,1 0,1 -0,2 Quelle: Statistisches Bundesamt 7 Aktuelle Themen 15. Februar 2005 19 res- und Paasche-Index , verwenden, bleibt das Statistische Bundesamt wie schon bisher bei einem Laspeyres-Index. Der Laspeyres-Volumenindex misst die Veränderung des realen Sozialprodukts bei konstant gehaltenen Preisen der Vorperiode, der Paasche-Index dagegen auf Basis konstant gehaltener Preise in der Berichtsperiode. Ökonomisch gibt es keine Gründe, einen dieser Indizes zu bevorzugen. Lediglich die Verfügbarkeit der Daten spricht in gewissem Maße für den Laspeyres-Index. Damit wird zwar eine volle internationale Harmonisierung nicht erreicht, die Vergleichbarkeit der VGR diesseits und jenseits des Atlantiks wird aber gegenüber der bisherigen Situation merklich verbessert. Nachteil der Vorjahrespreisbasis: Nichtadditivität der Ergebnisse Der wohl gravierendste Nachteil der Verkettung ist – mit Ausnahme für das Referenzjahr – die Nichtaddidivität der Ergebnisse auf jeder Aggregationsebene. Dies bedeutet, dass sich das BIP nicht mehr als Summe seiner Komponenten errechnen lässt. Dies gilt auch für alle Untergruppen (beispielsweise Bruttoanlageinvestitionen, Summe aus Ausrüstungen, Bauten und Sonstige Anlagen). Die Abweichungen zwischen dem BIP und der Summe seiner Komponenten hängen vom Aggregationsgrad der Komponenten ab und sind üblicherweise um so größer, je weiter die Berichtsperiode vom Referenzjahr entfernt ist. Das BEA verwendet derzeit das Jahr 2000 als Referenzjahr zur Berechnung der realen Größen, die es als „chained (2000) Dollar“ bezeichnet. Im Vergleich zu den publizierten BIPZahlen in chained (2000) USD betrug 2004 die Abweichung zu der Summe aus privatem Konsum, Staatsausgaben, Investitionen und Exporten abzüglich der Importe USD 3,2 Mrd. Die Differenz steigt auf knapp USD 12 Mrd. an, wenn beispielsweise die Investitionen tiefer (in Nonresidential, Residential und Lagerinvestitionen) aufgegliedert werden. Zudem können die Ergebnisse der chain-weightedMethode nicht mehr als Angaben in konstanten Preisen interpretiert werden, da sie neben den reinen Mengenänderungen auch durch die veränderten Preisstrukturen bestimmt werden. Fazit: Revision der VGR notwendig und sinnvoll Die anstehende Revision der deutschen VGR ist trotz der bei der Vorjahrespreisbasis bestehenden Probleme (Nichtaddidivität) sowie der Interpretations- und Prognoseschwierigkeiten sinnvoll. Sie trägt den Substitutionseffekten Rechnung und gibt ein wohl realistischeres Bild des tatsächlichen Wirtschaftswachstums, wenn statt fester Basisjahre das Vorjahr als Preisbasis verwendet wird. Überdies legt die verstärkte Anwendung hedonisch ermittelter Preisindizes den Übergang zur Vorjahrespreisbasis nahe, da sich dadurch die Preisstrukturen deutlich stärker verschieben und es somit zu merklichen Verzerrungen bei der VGR auf Festpreisbasis kommen würde. Außerdem lässt sich mit der neuen Methodik ein realistischerer Ländervergleich bewerkstelligen, da viele Länder, u.a. die USA, Japan, Kanada, Australien, Frankreich und Großbritannien, teilweise schon seit längerer Zeit ihre VGR mit hedonischer Preismessung und auf Vorjahrespreisbasis ermitteln. Autor: Bernhard Gräf, +49 69 910-31738 ([email protected]) 19 Nähere Angaben zur Definition und Berechnung von Laspeyres- und Paasche-Indizes finden sich im Anhang. 8 Economics BIP C D der Komponenten 200 0 200 1 20 02 2 003 200 4 B IP *) … ..bn c ha ined ( 2000 ) US D … .. 981 7 989 1 100 75 10 381 1 083 7 B IP 1**) B IP 2***) B IP 3****) 981 7 989 0 100 70 10 375 1 083 4 981 7 988 9 100 70 10 373 1 083 1 981 7 988 9 100 67 10 368 1 082 6 A b w e ich u n g B IP B IP 1 B IP 2 B IP 3 0,0 0,0 0,0 0,6 1,4 1,7 4,9 4,9 8,1 6 ,1 8 ,3 13 ,6 3,2 6,6 1 1,7 *) BIP p u b liz ie r t **) BIP A g g r e g a t io n s g r ad 1 : Pr iv ate c ons ump tio n, g ov er nme nt ex pen ditur es , gr os s pr iv ate Inv es tment, e x por ts , imp or ts ***) BIP A g g r e g at io n s g r ad 2: Pr iv ate c ons ump tio n, g ov er nme nt ex pen ditur es , pr iv ate f ix ed In v es tment, c h ang e in inv e nto r ies , ex p or ts , impor ts ****) BIP A g g r e g at io n s g r ad 3: Pr iv ate c ons ump tio n, g ov er nme nt ex pen ditur es , non r es id ential, r es iden tia l in v es tment c ha nge in in v entor ies , ex po r ts , impor ts Q uell e: B EA 15. Februar 2005 Aktuelle Themen Literaturverzeichnis Behrmann, Timm: Zur Anwendung hedonischer Methoden beim Häuserpreisindex, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 5/2004. Deutsche Bundesbank: Exkurs: Probleme internationaler Wachstumsvergleiche – eine ergänzende Betrachtung, Monatsbericht Mai 2001. Deutsche Bundesbank: Internationales und europäisches Umfeld, Monatsbericht August 2000. Jones, Charles I.: Using Chain-Weighted NIPA Data, FRBSF Economic Letter, Federal Reserve Bank of San Francisco, Nr. 2002-22, 2. August 2002. Landefeld, Steven J.; Grimm, Bruce T.: A Note on the Impact of Hedonics and Computers on Real GDP, Survey of Current Business, Dezember 2000. Linz, Stefan; Behrmann, Timm; Becker, Ulf: Hedonische Preismessung bei EDV-Investitionsgütern, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2004. Linz, Stefan; Dexheimer, Verena: Hedonische Preismessung bei Gebrauchtwagen, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2003. 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Statistisches Bundesamt, Hedonische Preismessung bei EDVInvestitionsgütern – Erratum, Pressemitteilung vom 16. Juni 2004. Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.1. Einführung der Vorjahrespreisbasis. Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.2. Neue Deflationierungsmethoden. Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt 2004 für Deutschland, Informationsmaterialien zur Pressekonferenz am 13. Januar 2005 in Wiesbaden. Steindel, Charles: Chain-weighting: The New Approach to Measuring GDP, Current Issues in Economics and Finance, Federal Reserve Bank of New York, Volume 1 Number 9, Dezember 1995. US Bureau of Economic Analysis: A Guide to the NIPA's Methodology, National Income and Product Accounts, 1929-97, Juni 2001. US Bureau of Economic Analysis:Table 1A: Percent Change From Preceding Period in Revised and Previously Published Estimates of Real Gross Domestic Product and Real Disposable Personal Income, Survey of Current Business, November/Dezember 1995. Economics 9 Aktuelle Themen 15. Februar 2005 Anhang I: Wachstumsrate bei Festpreisbasis von Basisjahr abhängig Annahmen 1. Geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat (BIP = Konsum + Investitionen). 2. Ausgangsniveaus für Konsum: Menge 100, Preis pro Stück 5,0. 3. Ausgangsniveaus für Investitionen: Menge 50, Preis pro Stück 4,0. 4. Menge der Konsumgüter steigt permanent um 2% pro Periode. 5. Menge der Investitionsgüter steigt permanent um 10% pro Periode. 6. Preise für Konsumgüter steigen permanent um 2% pro Periode. 7. Preise für Investitionsgüter sinken permanent um 15% pro Periode. 8. VGR wird nach bisherigem deutschen Verfahren (Festpreisbasis) ermittelt. Das reale Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland bisher in konstanten Preisen einer Basisperiode ausgewiesen und formal aus Division des nominalen Bruttoinlandsprodukt durch einen Paasche Preisindex ermittelt. Paasche Preisindex zum Zeitpunkt t zur Basisperiode Pt,B: PtB = ]i (Pi,t * Qi,t) / ]i (Pi,B * Qi,t) mit Pi,t = Preis für Gut i zum Zeitpunkt t Qi,t = Menge von Gut i zum Zeitpunkt t Pi,B = Preis für Gut i zum Zeitpunkt B=Basisperiode Basis = Periode 3 Periode Konsum 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Investitionen Menge Preis Umsatz Menge Preis Umsatz (1) (2) (3)=(1)*(2) (4) (5) (6)=(4)*(5) BIP nominal Deflator (Paasche Preisindex) BIP real in Preisen von Periode 3 (7)=(3)+(6) (8) (9)=(7)/(8) 100,0 5,0 500,0 50,0 4,0 200,0 700,0 105,3 664,7 102,0 5,1 520,2 55,0 3,4 187,0 707,2 102,6 689,6 104,0 5,2 541,2 60,5 2,9 174,8 716,1 100,0 716,1 106,1 5,3 563,1 66,6 2,5 163,5 726,6 97,6 744,4 108,2 5,4 585,8 73,2 2,1 152,9 738,7 95,4 774,6 ….…………………...…………....…….% gg.Vorperiode. …………………...……...………………… 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,0 -2,6 3,7 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,3 -2,5 3,8 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,5 -2,4 4,0 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,7 -2,3 4,1 Ergebnis: Reales BIP-Wachstum in Periode 5: 4,1%. Basis = Periode 5 Periode Konsum 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Investitionen Menge Preis Umsatz Menge Preis Umsatz (1) (2) (3)=(1)*(2) (4) (5) (6)=(4)*(5) BIP nominal Deflator (Paasche Preisindex) BIP real in Preisen von Periode 5 (7)=(3)+(6) (8) (9)=(7)/(8) 100,0 5,0 500,0 50,0 4,0 200,0 700,0 108,4 645,6 102,0 5,1 520,2 55,0 3,4 187,0 707,2 106,0 666,9 104,0 5,2 541,2 60,5 2,9 174,8 716,1 103,9 689,4 106,1 5,3 563,1 66,6 2,5 163,5 726,6 101,9 713,3 108,2 5,4 585,8 73,2 2,1 152,9 738,7 100,0 738,7 ….…………………...…………....…….% gg.Vorperiode. …………………...……...………………… 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,0 -2,2 3,3 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,3 -2,1 3,4 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,5 -1,9 3,5 2,0 2,0 4,0 10,0 -15,0 -6,5 1,7 -1,8 3,6 Ergebnis: Reales BIP-Wachstum in Periode 5: 3,6%; d.h. der Wechsel der Preisbasis von Periode 3 auf Periode 5 verringert das Wachstum um 0,5%-Punkte. 10 Economics 15. Februar 2005 Aktuelle Themen Anhang II: Chain-weighted Ergebnisse unabhängig vom Referenzjahr Annahmen Die im Anhang I getroffenen Annahmen 1-7 bleiben unverändert, lediglich die amerikanische Berechnungsmethode (chain-weighted) wird statt der Festpreismethode angewandt. In den USA wird die Veränderung des realen Sozialprodukts durch einen Fisher-Index, dem geometrischen Mittel aus einem Laspeyres- und einem Paasche Volumenindex, berechnet. Fisher-Volumen-Index: FV = (LV * PV) 1/2 mit FV = Fisher-Volumen-Index, LV = Laspeyres-Volumen-Index, PV = Paasche-Volumen-Index Laspeyres-Volumen-Index: LV = ]i (Qi,t * Pi,t-1) / ]i (Qi,t-1 * Pi,t-1) Paasche-Volumen-Index: PV = ]i (Qi,t * Pi,t) / ]i (Qi,t-1 * Pi,t) mit Qi,t = Menge von Gut i zum Zeitpunkt t Qi,t-1 = Menge von Gut i zum Zeitpunkt t-1 Pi,t Pi,t-1 = Preis für Gut i zum Zeitpunkt t-1 = Preis für Gut i zum Zeitpunkt t Reale Größen werden mit verkettetem Fisher-Volumenindex multipliziert mit dem absoluten Wert im Referenzjahr berechnet. BIPt = BIPRP * FVt mit BIPt = BIP in Periode t BIPRP = BIP in Referenzperiode FVt = Fisher-Volumenindex in Periode t Referenzjahr = Periode 3 Periode Konsum 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Konsum real PreisVolumenindex index Menge Preis Umsatz P3 = 100 P3 = 100 100,0 5,0 500,0 96,1 96,1 520,2 102,0 5,1 520,2 98,0 98,0 530,6 104,0 5,2 541,2 100,0 100,0 541,2 106,1 5,3 563,1 102,0 102,0 552,0 108,2 5,4 585,8 104,0 104,0 563,1 ….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...…….. 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 Periode Investitionen 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Invesitionen PreisVolumenreal index index Menge Preis Umsatz P3 = 100 P3 = 100 50,0 4,0 200,0 138,4 82,6 144,5 55,0 3,4 187,0 117,6 90,9 159,0 60,5 2,9 174,8 100,0 100,0 174,8 66,6 2,5 163,5 85,0 110,0 192,3 73,2 2,1 152,9 72,3 121,0 211,6 ….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...…….. 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 Periode BIP 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Fisher BIP real PreisVolumenindex index (chainedP3 USD) Menge Preis Umsatz verkettet (P3 = 100) 150,0 9,0 700,0 105,9 92,3 661,2 157,0 8,5 707,2 102,7 96,2 688,7 164,5 8,1 716,1 100,0 100,0 716,1 172,7 7,8 726,6 97,7 103,8 743,5 181,4 7,5 738,7 95,8 107,6 770,9 ….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...…….. 4,7 -5,6 1,0 -3,0 4,2 4,2 4,8 -4,8 1,3 -2,6 4,0 4,0 4,9 -4,1 1,5 -2,3 3,8 3,8 5,1 -3,4 1,7 -2,0 3,7 3,7 Economics BIP real Summe der Komponenten 664,7 689,6 716,1 744,4 774,6 Differenz (chained P3 USD - Summe Komponenten) -3,5 -0,9 0,0 -0,9 -3,7 11 Aktuelle Themen 15. Februar 2005 Anhang II: Fortsetzung Referenzjahr = Periode 5 Periode Konsum 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Konsum real PreisVolumenindex index Menge Preis Umsatz P5 = 100 P5 = 100 100,0 5,0 500,0 92,4 92,4 541,2 102,0 5,1 520,2 94,2 94,2 552,0 104,0 5,2 541,2 96,1 96,1 563,1 106,1 5,3 563,1 98,0 98,0 574,3 108,2 5,4 585,8 100,0 100,0 585,8 ….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...…….. 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 2,0 2,0 2,0 Periode Investitionen 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Invesitionen PreisVolumenreal index index Menge Preis Umsatz P5 = 100 P5 = 100 50,0 4,0 200,0 191,6 68,3 104,4 55,0 3,4 187,0 162,8 75,1 114,8 60,5 2,9 174,8 138,4 82,6 126,3 66,6 2,5 163,5 117,6 90,9 139,0 73,2 2,1 152,9 100,0 100,0 152,9 ….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...…….. 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 10,0 -15,0 -6,5 -15,0 10,0 10,0 Periode BIP 1 2 3 4 5 2 3 4 5 Fisher BIP real PreisVolumenindex index (chainedP5 USD) Menge Preis Umsatz verkettet (P5 = 100) 150,0 9,0 700,0 110,6 85,7 632,7 157,0 8,5 707,2 107,2 89,3 659,5 164,5 8,1 716,1 104,4 92,9 686,1 172,7 7,8 726,6 102,0 96,5 712,5 181,4 7,5 738,7 100,0 100,0 738,7 ….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...…….. 4,7 -5,6 1,0 -3,1 4,2 4,2 4,8 -4,8 1,3 -2,7 4,0 4,0 4,9 -4,1 1,5 -2,3 3,8 3,8 5,1 -3,4 1,7 -1,9 3,7 3,7 BIP real Summe der Komponenten 645,6 666,9 689,4 713,3 738,7 Differenz (chained P5 USD - Summe Komponenten) -13,0 -7,4 -3,3 -0,8 0,0 Ergebnis: Reales BIP Wachstum ist unabhängig von der Wahl des Referenzjahres. © 2005. Deutsche Bank AG, DB Research, D-60262 Frankfurt am Main, Bundesrepublik Deutschland (Selbstverlag). Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Eine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen, und keine Aussage in diesem Bericht ist als solche Garantie zu verstehen. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers/der Verfasser wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen dar. Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Weder die Deutsche Bank AG noch ihre assoziierten Unternehmen übernehmen irgendeine Art von Haftung für die Verwendung dieser Publikation oder deren Inhalt. 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