Statistisches Bundesamt revidiert VGR: Vergleiche mit den USA

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Economics
Themen international
15. Februar 2005
Nr. 314
Aktuelle Themen
Statistisches Bundesamt revidiert VGR:
Vergleiche mit den USA werden aussagekräftiger
Editor
Stefan Schneider
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DB Research Management
Norbert Walter
•
Am 28. April legt das Statistische Bundesamt die Ergebnisse einer umfassenden Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vor.
•
Neben Verbesserungen bei der Erfassung von Daten und buchungstechnischen Neuerungen stehen vor allem zwei grundlegende Änderungen in der
Methodik im Mittelpunkt.
•
So werden bei der Berechnung der realen Größen zum einen zunehmend
hedonische Preisindizes verwendet, zum anderen wird von der Festpreisbasis
auf Vorjahrespreisbasis umgestellt (Verkettung).
•
Mit der hedonischen Preismessung können Preiseffekte gemessen werden,
die indirekt durch eine verbesserte Produktqualität entstehen. Dies ist vor allem bei IT-Gütern der Fall und für die traditionelle Preismessung ein erhebliches Problem. In diesem Bereich weisen hedonisch ermittelte Preise oftmals
deutlich stärkere Rückgänge als traditionell berechnete auf, womit sich das
ausgewiesene reale Wirtschaftswachstum erhöht.
•
In den USA dürfte die hedonische Preismessung die reale Wachstumsrate um
etwa ¼ %-Punkt p.a. erhöht haben. In Deutschland sind allerdings geringere
Auswirkungen der Hedonik zu erwarten, da ein Großteil der positiven Effekte
auf die realen EDV-Investitionen durch die gegenläufigen Wirkungen der entsprechend höheren preisbereinigten Importe dieser Güter ausgeglichen wird.
Deutschland importiert weit mehr EDV-Güter als die USA.
•
Die Umstellung auf die Vorjahrespreisbasis berücksichtigt im Gegensatz zu
einer über Jahre konstant gehaltenen Preisbasis Substitutionseffekte. Güter,
deren Preise unterdurchschnittlich steigen bzw. sogar zurückgehen, werden in
der Regel stärker nachgefragt. Ihr Gewicht bei der Berechnung des realen
BIP sinkt, wenn anstatt einer festen, weit zurückliegenden Preisstruktur die
Vorjahrespreise verwendet werden. Dies senkt üblicherweise die ausgewiesene Wachstumsrate.
•
In den USA und Japan hat die Verwendung der Verkettungstechnik zu einer
um rund 1%-Punkt niedrigeren Wachstumsrate geführt. Modellrechnungen
des Statistischen Bundesamtes zeigen für 2001 nur einen wachstumsmindernden Effekt von 0,2%-Punkten.
•
Der anstehende Methodenwechsel ist sinnvoll. Die so berechnete VGR
zeichnet ein realistischeres Bild des tatsächlichen Wirtschaftswachstums und
lässt einen besseren Ländervergleich zu, da viele Länder, wie beispielsweise
die USA, Japan, Kanada, Australien, Frankreich und Großbritannien, teilweise
schon seit längerer Zeit diese Methoden anwenden.
Autor: Bernhard Gräf, +49 69 910-31738 ([email protected])
Aktuelle Themen
Am 28. April wird das Statistische Bundesamt die Ergebnisse einer
umfassenden Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
vorlegen. Die Revision ist zum einen notwendig, um die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung den geänderten Strukturen der deutschen Wirtschaft anzupassen, zum anderen, um Anschluss an internationale Standards in der Methodik zu halten. Rechtliche Grundlage dazu ist die Entscheidung der EU-Kommission über die internationale Harmonisierung der VGR vom 30. November 1998, die letztlich auf den Empfehlungen des „System of National Accounts“ (SNA
1993) der UN basiert. Entsprechende Revisionen stehen im laufenden Jahr auch in den Euroländern Österreich, Belgien, Finnland und
1
Italien an .
Die Änderungen der Methoden könnten zwar zunächst die Interpretation und Prognose der VGR erschweren. Sie haben allerdings den
entscheidenden Vorteil, dass Vergleiche zwischen einzelnen Euroländern bzw. des Euroraums insgesamt mit den USA, die schon seit
1996 ihre VGR nach der für Deutschland neuen Methodik berechnen und veröffentlichen, aussagekräftiger werden. Dies beschränkt
sich nicht nur auf den reinen Wachstumsvergleich, sondern reicht
von der Produktivitätsentwicklung bis hin zum Wachstumspotenzial.
Im Mittelpunkt der anstehenden VGR-Revision stehen vier Ände2
rungen :
1. In die Berechnung der VGR wird erstmals die seit 2000 erhobene
Dienstleistungsstatistik, die Statistik der Jahresabschlüsse öffentlich bestimmter Fonds, Einrichtungen, Betriebe und Unternehmen (ÖFEU), die Pflegestatistik, die Strukturerhebung im Bergbau, Verarbeitenden Gewerbe sowie im Baugewerbe integriert.
2. Die unterstellte Bankgebühr, künftig als „Finanzserviceleistung,
indirekte Messung (FISIM)“ bezeichnet, wird einzelnen Verwendungszwecken (Vorleistungen, Konsum, Export) zugeordnet und
nicht mehr als Vorleistung eines fiktiven Sektors gebucht.
3. Bei der Deflationierung werden hedonische Preisindizes (beispielsweise für PC und Gebrauchtwagen) sowie neue Erzeugerpreisindizes für Dienstleistungen erstmals vollständig berücksichtigt.
4. Sowohl bei der Jahres- als auch bei der Quartals-VGR erfolgt die
Berechnung der realen Werte künftig auf Basis der Vorjahrespreise (Kettenindizies) und nicht mehr mit festen Basisjahren.
Während die ersten beiden Punkte eher Verbesserungen bei der
Erfassung bzw. buchungstechnische Änderungen sind, stellen die
Verwendung hedonischer Preisindizes und die Umstellung auf Vorjahrespreise einen grundsätzlichen Methodenwandel dar.
Hedonik: Qualitätsbereinigung bei der Preismessung
Die hedonische Preismessung ist ein statistisches Verfahren, das es
erlaubt, Preisentwicklungen zu messen, die indirekt durch eine verbesserte Produktqualität bei in etwa gleich bleibenden Verkaufspreisen entstehen. Diese stellen für die traditionelle Preismessung ein
erhebliches Problem dar. Die Preise eines Gutes aus zwei Perioden
können nur dann aussagefähig miteinander verglichen werden,
wenn die Qualität des Gutes konstant bleibt. Dies ist aber insbesondere bei IT-Produkten und Computern nicht der Fall. So sind die
1
2
2
Vgl. Schreyer, Paul: Chain Index Number Formulae in the National Accounts, 8th
OECD – NBS Workshop on National Accounts, 6. – 10. Dezember 2004.
Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt 2004 für Deutschland, Informationsmaterialien zur Pressekonferenz am 13. Januar 2005 in Wiesbaden.
Economics
15. Februar 2005
15. Februar 2005
Aktuelle Themen
Preise für PCs zwar nahezu konstant, wenn man jeweils das top-ofthe-line-Produkt betrachtet. Diese sind aber qualitativ immer besser
ausgestattet – entsprechend muss die Preismessung um die Qualitätsänderung bereinigt werden. Dazu werden in den USA und zunehmend auch in Europa hedonische Methoden angewandt, wobei
die USA hierbei eine Vorreiterrolle spielten. So wurde dort schon
Mitte der 80er ein hedonischer Preisindex für Computer eingeführt.
In der Zwischenzeit wurde diese Methodik auf viele andere Güter
(u.a. auf Mieten, Bekleidung, Mehrfamilienhäuser, digitale Telefonanlagen, Fernseher, Videorecorder und Unterhaltungselektronik)
ausgeweitet. Heute werden in den USA schon gut 30% des Warenkorbes des Konsumentenpreisindexes hedonisch ermittelt.
Statistisches Bundesamt nutzt seit 2002 hedonische
Ansätze
Das Statistische Bundesamt begann erst 2002 mit der Nutzung hedonischer Verfahren. Im Juni 2002 wurde ein hedonischer Index für
3
Personalcomputer im Verbraucherpreisindex implementiert , im Mai
4
2003 für Gebrauchtwagen und seit Frühjahr 2004 geht ein solcher
Index für schlüsselfertiges Bauen in das Pilotprojekt Häuserpreisin5
dex auf europäischer Ebene ein .
Seit Mai 2004 verwendet das Statistische Bundesamt die hedonische Methode auch bei EDV-Investitionsgütern im Einfuhr-, Ausfuhrund Erzeugerpreisindex. Hierzu zählen Desktop-Computer, Notebooks, Server, Laserstrahldrucker, Tintenstrahldrucker, All-in-oneDrucker, Prozessoren, Speicherchips und Festplatten. Die Grundidee bei der hedonischen Preismessung ist, dass sich ein Gut und
dessen Preis durch die Kombination von einzelnen, wohldefinierten
Produkteigenschaften bestimmen. Liegen Preise für diese Eigenschaften vor, kann der Gesamtpreis für einen PC in Abhängigkeit
von diesen Eigenschaften, den erklärenden quantitativen und quali6
tativen Variablen, ermittelt werden . Das Statistische Bundesamt
verwendet beispielsweise für den hedonischen Preisindex eines PC
sechs erklärende Variablen: 1. die Prozessorleistung, 2. den Prozessortyp, 3. die Größe des Arbeitsspeichers, 4. die Graphikkarte, 5.
7
die Herstellermarke und 6. das Betriebssystem . Diese Methode
führt üblicherweise dazu, dass die ermittelten Preissenkungen für
solche Güter stärker sind als bei traditioneller Preiserhebung.
Dies zeigen die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen recht eindrucksvoll. So stieg der Einfuhrpreisindex für EDVInvestitionsgüter nach traditioneller Berechnung vom Januar bis
April 2004 um 0,5% an, während er hedonisch um 5,5% zurückging.
Damit erhöhte sich der gesamte Einfuhrpreisindex im angegebenen
Zeitraum lediglich um 1,2%, gegenüber 1,8% nach traditioneller
Methode. Aufgrund des hohen Gewichts der EDV-Investitionsgüter
von 8,8% im gesamten Warenkorb des Einfuhrpreisindexes sind hier
die hedonischen Effekte am stärksten, während sie beim Erzeuger-
3
4
5
6
7
Vgl. Linz, Stefan; Eckert, Gudrun: Zur Einführung hedonischer Methoden in die Preisstatistik, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 10/2002.
Vgl. Linz, Stefan; Dexheimer, Verena: Hedonische Preismessung bei Gebrauchtwagen, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2003.
Vgl. Behrmann, Timm: Zur Anwendung hedonischer Methoden beim Häuserpreisindex, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 5/2004.
Meyer, Helmut: Preis- und Volumenmessung in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen – Anforderungen und Perspektiven, Wirtschaft und Statistik, Statistisches
Bundesamt (Hrsg.), 12/2001.
Vgl. Linz, Stefan; Behrmann, Timm; Becker, Ulf: Hedonische Preismessung bei EDVInvestitionsgütern, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2004.
Economics
Hedonische Preismessung
am Beispiel für Desktop-Computer
Zur Berechnung der Preise für DesktopComputer verwendet das Statistische Bundesamt eine Regressionsgleichung in doppelt
logarithmischer Form.
Dabei wird der Preis (P) in Anhängigkeit von
folgenden Variablen geschätzt:
1. Leistung des Prozessors in MHz (L);
2. Dummyvariable für verschiedene Arbeitsspeichergrößen (DiR, i=1,2, mit D1R = 128
MB, D2R = 256 MB);
3. Dummyvariable für Graphikkarte (DG),
wobei unterschieden wird, ob PC eigene
Graphikkarte besitzt, oder über Chip auf
dem Motherbard gesteuert wird;
4. Dummyvariable für verschiedene Hersteller (DjM, k=1,2,3,4);
5. Dummyvariable
für
verschiedene
Prozessortyen (DkP, k=1,2, mit D1P =
Celeron, D2P = Athlon);
6. Dummyvariable für
Betriebssystems;
die
Software
des
7. Zufallsvariable (S).
Das Referenzmodell, bei dem alle Dummyvariable den Wert Null annehmen, besitzt einen
Intel Pentium 4 Prozessor, einen Arbeitsspeicher von 512 MB, stammt von der Marke FSC
und hat als Betriebssystem Windows 2000.
Die Regressionsgleichung lautet:
Ln(P) = ß0 + ß1 * ln(L) + ß2 * D1R + ß3 * D2R
+ ß4 DG + ß5 * D1M + ß6 * D2M
+ ß7 *D3M + ß8 D4M + ß9 * D1P
+ ß10 * D2P + ß11 * DS + S
Bei der Schätzung ergaben sich für die Variablen folgende Größen:
Variable Parameterschätzer
ß0
ß1
ß2
ß3
ß4
ß5
ß6
ß7
ß8
ß9
ß10
ß11
-5.667
1.567
-0.512
-0.089
-0.183
-0.196
0.162
0.215
0.296
-0.271
-0.153
0.110
Quelle: Statistisches Bundesamt
3
Aktuelle Themen
preisindex (mit einem Anteil der EDV-Investitionsgüter von lediglich
8
1,3%) relativ klein ausfallen.
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Preisänderung
April 2004 gg. Januar 2004, in %
Gesamtindex
Starke Preisrückgänge bei EDV-Investitionsgütern zu
beobachten
EDVTradi-
Hedo-
Tradi-
Hedo-
Hochgerechnet auf ein Jahr ergeben die hedonisch berechneten
Preisentwicklungen bei den EDV-Investitionsgütern Preisrückgänge
von 20% und mehr pro Jahr. Dies entspricht in etwa der mit der gleichen Methodik berechneten Preisentwicklung für Personalcomputer
im deutschen Verbraucherpreisindex in den Jahren 2002 und 2003
(-26% p.a.); das englische Pendant dazu weist im selben Zeitraum
einen Rückgang von durchschnittlich etwa 23% auf, und der amerikanische Erzeugerpreisindex für EDV-Güter ging im gleichen Zeit9
raum um durchschnittlich 22% zurück .
tionell
nisch
tionell
nisch
Ein Vergleich der Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden der
Preisermittlung seit 1991 verdeutlicht den großen Einfluss hedonischer Ansätze. Während die Computerpreise in den USA nach hedonischer Messung seit Anfang 1991 um insgesamt über 90% gesunken sind, sind sie in Deutschland nach traditioneller Preisermittlung lediglich um knapp 45%, also halb so stark wie in den USA,
zurückgegangen. Nun sind aber IT-Investitionsgüter auf der ganzen
Welt identisch und zumindest zwischen den USA und der EU frei
handelbar, so dass die Preise nur minimal, z.B. aufgrund von speziellen Abgaben, Transportkosten oder der Wettbewerbssituation,
differieren können. Der erhebliche Preisunterschied basiert daher
vor allem auf unterschiedlichen Methoden bei der Preismessung.
Dies zeigt sich an den Ergebnissen nach dem Übergang zur hedonischen Messung im deutschen Erzeugerpreisindex für Computer.
Nachdem der Preisrückgang im Schnitt der letzten Jahre rund 5%
betrug (das amerikanische Pendant dazu verbilligte sich zeitweise
um 30% gegenüber dem Vorjahr), hat sich der Preisrückgang seit
Einführung der hedonischen Methode in Deutschland merklich auf
zuletzt 12,5% beschleunigt und lag damit in etwa in der amerikanischen Größenordnung.
Investitionsgüter
Index
Einfuhrpreise
0,5
-5,5
1,8
1,2
Ausfuhrpreise
-1,5
-4,7
0,9
0,7
Erzeugerpreise
-3,7
-5,4
1,1
1,0
Quelle: Statistisches Bundesamt
Erzeugerpreise für Computer
Januar 1991 = 100
USA
(hedonische
Preismessung)
91
93
95
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Deutschland
(traditionelle
Preismessung)
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01
03
Quellen: Bureau of Labor Statistics, Statistisches Bundesamt
Erzeugerpreise für Computer
Deutschland
Landefeld/Grimm kommen in einer Untersuchung des Einflusses der
hedonischen Preismessung auf das Wirtschaftswachstum für die
USA auf ein im Durchschnitt des Zeitraums 1995-1999 rund ¼%10
Punkt höheres Wachstum . Die Deutsche Bundesbank schätzt,
dass das reale BIP-Wachstum in Deutschland von 1996-1999 um
knapp 0,2%-Punkte höher gewesen wäre, wenn die hedonische
Preismessung bei EDV-Gütern und das amerikanische Deflationie8
9
10
4
Die Preisentwicklung für die vom Statistischen Bundesamt für diesen Zweck ermittelte
Gruppe der EDV-Investitionsgüter wird nicht aktualisiert und veröffentlicht, sondern lediglich für bestimmte Untergruppen.
Statistisches Bundesamt, Hedonische Preismessung bei EDV-Investitionsgütern –
Erratum, Pressemitteilung vom 16. Juni 2004.
Vgl. Landefeld, Steven J.; Grimm, Bruce T.: A Note on the Impact of Hedonics and
Computers on Real GDP, Survey of Current Business, Dezember 2000.
Economics
5
0
-5
-10
Hedonische Methoden erhöhen das ausgewiesene
Wirtschaftswachstum
Die Verwendung hedonischer Methoden für die Qualitätsbereinigung
bei der Preisstatistik spielt auch eine wichtige Rolle bei der Ermittlung des realen Sozialprodukts, das durch Division des nominalen
Sozialprodukts durch den entsprechenden Preisindex ermittelt wird.
Sinken die Preise bei hedonischer Messung stärker als bei traditioneller, ergibt sich daraus bei unverändertem nominalen Sozialprodukt ein höherer realer Output.
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
-15
-20
-25
USA
% gg.Vj.
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-35
91
93
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97
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03
Quellen: Bureau of Labor Statistics, Statistisches Bundesamt
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Aktuelle Themen
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rungskonzept (Vorjahrespreise) angewandt worden wären . Allerdings berücksichtigt die Bundesbank bei ihrer Schätzung nicht die
amerikanischen Import- und Exportdeflatoren, so dass der wachstumssteigernde Effekt hedonischer Preismessung für Deutschland
wohl niedriger anzusetzen ist und eher kleiner als in den USA ausfallen dürfte. Dies bestätigt eine Analyse des Statistischen Bundesamtes. Danach sind die Wachstumseffekte hedonischer
Preismessungen
aufgrund
der
unterschiedlichen
Wirtschaftsstrukturen in den USA und Deutschland nicht in
ähnlichem Umfang wie in den USA zu erwarten, da in Deutschland
EDV-Investitionsgüter in deutlich größerem Umfang eingeführt
werden als in den USA. Dadurch wird ein Großteil der positiven
Effekte auf die realen Investitionen durch gegenläufige Wirkungen
12
auf die preisbereinigten Importe ausgeglichen .
Allerdings kann es zu merklichen Änderungen bei Teilaggregaten
der VGR, insbesondere bei den Investitionen in EDV-Güter, kommen. Nach einer Berechnung der Bundesbank wären die realen
Ausgaben für EDV-Ausrüstungen von 1991 bis 1999 um 27 ½% p.a.
gestiegen, wenn die amerikanische Preisbasis verwendet worden
wäre, gegenüber lediglich 6% nach dem traditionellen deutschen
13
Ansatz .
Verzerrungen durch festes Basisjahr bei starken
Preisbewegungen
Bisher wurde das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in konstanten Preisen einer Basisperiode ausgewiesen, die derzeit das
Jahr 1995 ist. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass es
einfach zu berechnen und interpretieren ist. Zudem sind die Ergebnisse additiv konsistent, d.h. die Summe der VGR-Komponenten
stimmt mit dem BIP überein. Dies muss allerdings mit erheblichen
Nachteilen erkauft werden. So ist die Veränderungsrate des realen
BIP von der Wahl des Basisjahres abhängig (siehe Beispielrechnung im Anhang I). Rückrechnungen sind damit ökonomisch eigentlich wenig aussagekräftig. Ändern sich überdies die relativen Preise
stark und nachhaltig, gibt es auch keine ökonomische Begründung
mehr, zur Berechnung des realen BIP weiterhin die Preisstrukturen
der Basisperiode zu verwenden, da diese immer weniger relevant
werden und die aktuellen Marktverhältnisse nicht mehr widerspie14
geln . Dies war beispielsweise während der Ölpreiskrisen in den
70er Jahren der Fall. Derzeit sprechen vor allem die (hedonisch
ermittelten) starken Preisrückgänge bei IT-Gütern für eine raschere
Anpassung des Basisjahrs bzw. für einen Übergang zu Vorjahrespreisen. Der Effekt auf das Wirtschaftswachstum ist zudem um so
stärker, je weiter das aktuelle Jahr vom Basisjahr entfernt ist. Kräftige Preisbewegungen, die bei Anwendung hedonischer Methoden zu
erwarten sind, bedingen somit die zweite Methodenänderung bei
der VGR-Revision, nämlich die Umstellung der Preisbasis von ei-
11
12
13
14
Scheuer, Manfred: Measurement and statistical issues related to the “new economy”
with IT equipment and software in Germany and the United States as a case in point,
April 20, 2001; Deutsche Bundesbank: Exkurs: Probleme internationaler Wachstumsvergleiche – eine ergänzende Betrachtung, Monatsbericht Mai 2001.
Vgl. Linz, Stefan; Behrmann, Timm; Becker, Ulf: Hedonische Preismessung bei EDVInvestitionsgütern, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2004
Deutsche Bundesbank: Internationales und europäisches Umfeld, Monatsbericht
August 2000.
Vgl. Nierhaus, Wolfgang: Wirtschaftswachstum in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen: Ein Vergleich Deutschland – USA, ifo Schnelldienst, 54. Jahrgang
3/2001.
Economics
5
Aktuelle Themen
nem festen Basisjahr auf das jeweilige Vorjahr, und verstärken ihre
Effekte.
Bei der beabsichtigten Rückrechnung der VGR (1970 bis 1991 für
das Frühere Bundesgebiet, ab 1991 für Gesamtdeutschland) will
das Statistische Bundesamt auch für den Zeitraum ab 1991 hedonische Preisindizes anwenden. Da hierfür keine Daten vorhanden
sind, sollen internationale Datensätze, beispielsweise der amerika15
nische Preisindex für Computer, benutzt werden . Dies ist zwar
angesichts insgesamt homogener internationaler Märkte solcher
Güter ökonomisch plausibel und sinnvoll, erhöht aber bei länderspezifischen Besonderheiten die Unsicherheit bei der Interpretation
der Ergebnisse.
Substitutionseffekte bislang unzureichend berücksichtigt
In der Regel werden diejenigen Waren und Dienstleistungen im
Zeitablauf stärker nachgefragt, deren Preise unterdurchschnittlich
steigen bzw. sinken. Bei einer laufenden Aktualisierung der Preisbasis erhalten solche Güter aufgrund des gesunkenen Preisniveaus
ein geringeres Gewicht, so dass die Wachstumsraten des BIP am
aktuellen Rand oftmals niedriger ausfallen als nach der Berechnung
auf der alten Festpreisbasis. Bislang hatte das Statistische Bundesamt in einem 5-Jahres-Rhythmus das Basisjahr aktualisiert. Die
Probleme des Substitution Bias werden zwar im Jahr der Basisumstellung beseitigt, wachsen aber mit jedem Folgejahr wieder an.
Ab 2005 Umstellung auf jährlich wechselnde Basisjahre
Mit der anstehenden Revision der VGR übernimmt Deutschland die
Methodik, die die USA seit 1996 anwenden. Seit 1996 wird in den
USA die Wachstumsrate des realen BIP auf Basis eines „chain-type
16
annual-weighted“ Index ermittelt . Dieser basiert auf einem verketteten Mengenindex mit jährlich wechselnder Gewichtung und somit
aktuellen Preisstrukturen, was Substitutionseffekten zeitnah Rechnung trägt. Langfristvergleiche sind mit dieser Methode wesentlich
aussagekräftiger, da sich die Preisstrukturen mit zunehmendem
Abstand von der Basisperiode tendenziell stärker ändern können.
Die Wahl des Referenzjahres, das zur Berechnung der Niveaugrößen des BIP benötigt wird, hat im Gegensatz zur Festpreisbasis
keinen Einfluss auf die Höhe des ausgewiesenen Wirtschaftswachstums (siehe Beispielrechnung im Anhang II). Vor der Umstellung
wurde das reale US-BIP auf Basis konstanter Preise von 1987 berechnet.
Umstellung auf Vorjahrespreisbasis: Rund 1%-Punkt
niedrigeres Wachstum in den USA und Japan
Beim Übergang auf die Methode der Vorjahrespreise in den USA
zeigte sich, dass das Wirtschaftswachstum durch die Verwendung
der alten und überholten Preisstrukturen stark überzeichnet wurde.
Die von der BEA (US Bureau of Economic Analysis) veröffentlichten
15
16
6
Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.2. Neue Deflationierungsmethoden.
Vgl. US Bureau of Economic Analysis: A Guide to the NIPA's Methodology, National
Income and Product Accounts, 1929-97, June 2001; Jones, Charles I.: Using ChainWeighted NIPA Data, FRBSF Economic Letter, Federal Reserve Bank of San Francisco, Nr. 2002-22, 2. August, 2002; Steindel, Charles: Chain-weighting: The New Approach to Measuring GDP, Current Issues in Economics and Finance, Federal Reserve Bank of New York, Volume 1 Number 9, Dezember 1995.
Economics
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Aktuelle Themen
Daten zum Wirtschaftswachstum auf Basis der Preise von 1987 und
auf Basis der neuen Vorjahrespreismethode liefern für beide Konzepte für den Zeitraum 1987 bis 1991 zwar nahezu gleiche Ergeb17
nisse , was angesichts der zeitlichen Nähe zum Basisjahr (1987)
nicht verwundert. Für Zeiträume aber, die weiter vom Basisjahr entfernt lagen, nahmen die Unterschiede merklich zu und erreichten im
1. Quartal 1995 über 2%-Punkte. Während nach der Festpreismethode das Wirtschaftswachstum in diesem Quartal 2,7% (gegenüber
dem Vorquartal auf Jahresbasis) betragen hätte, wurde es nach der
neuen „chain-weighted“ Methode lediglich mit 0,6% ausgewiesen.
Für das Gesamtjahr 1993 lag das „chain-weighted“ Wachstum mit
2,2% um 0,9%-Punkte unter dem Wert von 3,1%, der sich auf Basis
konstanter Preise von 1987 ergeben hätte. 1994 betrug Abstand
zwischen den beiden VGR-Konzepten 0,6%-Punkte.
Ähnliche Effekte hatte auch die kürzliche Umstellung der VGR auf
die Vorjahrespreise in Japan. Danach wird das Wirtschaftswachstum
im Jahr 2003 mit 1,3% und damit um 1,1%-Punkte niedriger ausgewiesen als nach der alten Festpreisbasis mit 1995er Preisstrukturen.
Dabei zeigt sich bei den Quartalsdaten, dass sich die Differenz seit
Mitte 2003 ausweitet.
USA: Reales BIP
3
6
2
4
1
2
0
0
-1
-2
-2
% gg.Vq., annualisiert
-4
-6
-3
90
91
92
93
94
95
Chain-weighted (rechts)
in 1987er USD (rechts)
Differenz Chain-weighted abzgl.
1987er USD (links)
Quelle: Bureau of Economic Analysis
3
Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes zur VGR auf
Vorjahrespreisbasis zeigen, dass die Richtung der Korrekturen nicht
immer eindeutig ist. Allerdings scheinen sich bei der Vorjahrespreisbasis überwiegend niedrigere Wachstumsraten zu ergeben. Die
Berechnungen legen zudem den Schluss nahe, dass die absoluten
Abweichungen zur bisherigen VGR auf Festpreismethode geringer
als in den USA ausfallen, wenngleich die relative Abweichung ähnlich hoch ist. So hätte das Wirtschaftswachstum im Jahr 2001 nach
der neuen Methodik lediglich um 0,2%-Punkte unter der ausgewiesenen Rate gelegen und diese in den Jahren 1999 und 2000 sogar
18
leicht um 0,1%-Punkte übertroffen .
Für die Berechnung der VGR auf Vorjahrespreisbasis sind drei
Schritte notwendig:
1. Zunächst werden die Wertangaben eines Jahres mit Preisindizes
deflationiert, die immer auf den Jahresdurchschnitt des Vorjahres
normiert sind.
2. Durch Verkettung (chaining) kann eine Zeitreihe erzeugt werden.
Damit liegen Kettenindizes für Volumenangaben und Preisindizes vor.
Vgl. US Bureau of Economic Analysis: Table 1A: Percent Change From Preceding
Period in Revised and Previously Published Estimates of Real Gross Domestic
Product and Real Disposable Personal Income, Survey of Current Business November/December 1995.
Vgl. Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.1. Einführung der Vorjahrespreisbasis.
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4
3
1
2
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0
0
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-1
-2
% gg.Vj.
-2
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03
-3
-4
04
Chain-weighted (rechts)
in 1995er JPY (rechts)
Differenz Chain-weighted abzgl.
1995er JPY (links)
Quelle: Cabinet office
Volumen des deutschen
Bruttoinlandsprodukts
in Preisen
von 1995
3. Vergleichbare Absolutwerte für die Volumenangaben ergeben
sich aus der Multiplikation der Kettenindizes mit den Werten eines Referenzjahres.
Während die USA für die Berechnung der jährlichen Volumenänderung einen Fisher-Index, also das geometrische Mittel aus Laspey-
6
%-Punkte
Der Berechnungsansatz
18
%-Punkte
Japan: Reales BIP
Geringere Effekte in Deutschland?
17
8
4
% gg.Vj.
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
-1,1
2,3
1,7
0,8
1,4
2,0
2,0
2,9
0,6
Differenz
Festpreisbasis
abzüglich
Vorjahresbasis
%-Punkte
0,0
0,0
0,0
-0,1
0,0
-0,1
0,1
0,1
-0,2
Quelle: Statistisches Bundesamt
7
Aktuelle Themen
15. Februar 2005
19
res- und Paasche-Index , verwenden, bleibt das Statistische Bundesamt wie schon bisher bei einem Laspeyres-Index. Der Laspeyres-Volumenindex misst die Veränderung des realen Sozialprodukts
bei konstant gehaltenen Preisen der Vorperiode, der Paasche-Index
dagegen auf Basis konstant gehaltener Preise in der Berichtsperiode. Ökonomisch gibt es keine Gründe, einen dieser Indizes zu bevorzugen. Lediglich die Verfügbarkeit der Daten spricht in gewissem
Maße für den Laspeyres-Index. Damit wird zwar eine volle internationale Harmonisierung nicht erreicht, die Vergleichbarkeit der VGR
diesseits und jenseits des Atlantiks wird aber gegenüber der bisherigen Situation merklich verbessert.
Nachteil der Vorjahrespreisbasis: Nichtadditivität der
Ergebnisse
Der wohl gravierendste Nachteil der Verkettung ist – mit Ausnahme
für das Referenzjahr – die Nichtaddidivität der Ergebnisse auf jeder
Aggregationsebene. Dies bedeutet, dass sich das BIP nicht mehr
als Summe seiner Komponenten errechnen lässt. Dies gilt auch für
alle Untergruppen (beispielsweise Bruttoanlageinvestitionen, Summe aus Ausrüstungen, Bauten und Sonstige Anlagen). Die Abweichungen zwischen dem BIP und der Summe seiner Komponenten
hängen vom Aggregationsgrad der Komponenten ab und sind üblicherweise um so größer, je weiter die Berichtsperiode vom Referenzjahr entfernt ist. Das BEA verwendet derzeit das Jahr 2000 als
Referenzjahr zur Berechnung der realen Größen, die es als „chained (2000) Dollar“ bezeichnet. Im Vergleich zu den publizierten BIPZahlen in chained (2000) USD betrug 2004 die Abweichung zu der
Summe aus privatem Konsum, Staatsausgaben, Investitionen und
Exporten abzüglich der Importe USD 3,2 Mrd. Die Differenz steigt
auf knapp USD 12 Mrd. an, wenn beispielsweise die Investitionen
tiefer (in Nonresidential, Residential und Lagerinvestitionen) aufgegliedert werden. Zudem können die Ergebnisse der chain-weightedMethode nicht mehr als Angaben in konstanten Preisen interpretiert
werden, da sie neben den reinen Mengenänderungen auch durch
die veränderten Preisstrukturen bestimmt werden.
Fazit: Revision der VGR notwendig und sinnvoll
Die anstehende Revision der deutschen VGR ist trotz der bei der
Vorjahrespreisbasis bestehenden Probleme (Nichtaddidivität) sowie
der Interpretations- und Prognoseschwierigkeiten sinnvoll. Sie trägt
den Substitutionseffekten Rechnung und gibt ein wohl realistischeres Bild des tatsächlichen Wirtschaftswachstums, wenn statt fester
Basisjahre das Vorjahr als Preisbasis verwendet wird. Überdies legt
die verstärkte Anwendung hedonisch ermittelter Preisindizes den
Übergang zur Vorjahrespreisbasis nahe, da sich dadurch die Preisstrukturen deutlich stärker verschieben und es somit zu merklichen
Verzerrungen bei der VGR auf Festpreisbasis kommen würde. Außerdem lässt sich mit der neuen Methodik ein realistischerer Ländervergleich bewerkstelligen, da viele Länder, u.a. die USA, Japan,
Kanada, Australien, Frankreich und Großbritannien, teilweise schon
seit längerer Zeit ihre VGR mit hedonischer Preismessung und auf
Vorjahrespreisbasis ermitteln.
Autor: Bernhard Gräf, +49 69 910-31738 ([email protected])
19
Nähere Angaben zur Definition und Berechnung von Laspeyres- und Paasche-Indizes
finden sich im Anhang.
8
Economics
BIP C D der Komponenten
200 0 200 1
20 02
2 003
200 4
B IP *)
… ..bn c ha ined ( 2000 ) US D … ..
981 7 989 1 100 75 10 381 1 083 7
B IP 1**)
B IP 2***)
B IP 3****)
981 7 989 0 100 70 10 375 1 083 4
981 7 988 9 100 70 10 373 1 083 1
981 7 988 9 100 67 10 368 1 082 6
A b w e ich u n g
B IP B IP 1
B IP 2
B IP 3
0,0
0,0
0,0
0,6
1,4
1,7
4,9
4,9
8,1
6 ,1
8 ,3
13 ,6
3,2
6,6
1 1,7
*) BIP p u b liz ie r t
**) BIP A g g r e g a t io n s g r ad 1 :
Pr iv ate c ons ump tio n, g ov er nme nt ex pen ditur es ,
gr os s pr iv ate Inv es tment, e x por ts , imp or ts
***) BIP A g g r e g at io n s g r ad 2:
Pr iv ate c ons ump tio n, g ov er nme nt ex pen ditur es ,
pr iv ate f ix ed In v es tment, c h ang e in inv e nto r ies ,
ex p or ts , impor ts
****) BIP A g g r e g at io n s g r ad 3:
Pr iv ate c ons ump tio n, g ov er nme nt ex pen ditur es ,
non r es id ential, r es iden tia l in v es tment
c ha nge in in v entor ies , ex po r ts , impor ts
Q uell e: B EA
15. Februar 2005
Aktuelle Themen
Literaturverzeichnis
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Jones, Charles I.: Using Chain-Weighted NIPA Data, FRBSF Economic
Letter, Federal Reserve Bank of San Francisco, Nr. 2002-22, 2. August
2002.
Landefeld, Steven J.; Grimm, Bruce T.: A Note on the Impact of Hedonics and Computers on Real GDP, Survey of Current Business, Dezember 2000.
Linz, Stefan; Behrmann, Timm; Becker, Ulf: Hedonische Preismessung
bei EDV-Investitionsgütern, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 6/2004.
Linz, Stefan; Dexheimer, Verena: Hedonische Preismessung bei Gebrauchtwagen, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt
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Linz, Stefan; Eckert, Gudrun: Zur Einführung hedonischer Methoden in
die Preisstatistik, Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt
(Hrsg.), 10/2002.
Lützel, Heinrich: Wachstumsrückstand in Deutschland? – Probleme der
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Meyer, Helmut: Preis- und Volumenmessung in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen – Anforderungen und Perspektiven, Wirtschaft
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Scheuer, Manfred: Measurement and statistical issues related to the
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Dezember 2004.
Statistisches Bundesamt, Hedonische Preismessung bei EDVInvestitionsgütern – Erratum, Pressemitteilung vom 16. Juni 2004.
Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.1.
Einführung der Vorjahrespreisbasis.
Statistisches Bundesamt, Sitzung des Fachausschusses Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen am 26. November 2003, TOP 2.1.2.
Neue Deflationierungsmethoden.
Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt 2004 für Deutschland,
Informationsmaterialien zur Pressekonferenz am 13. Januar 2005 in
Wiesbaden.
Steindel, Charles: Chain-weighting: The New Approach to Measuring
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National Income and Product Accounts, 1929-97, Juni 2001.
US Bureau of Economic Analysis:Table 1A: Percent Change From Preceding Period in Revised and Previously Published Estimates of Real
Gross Domestic Product and Real Disposable Personal Income, Survey
of Current Business, November/Dezember 1995.
Economics
9
Aktuelle Themen
15. Februar 2005
Anhang I: Wachstumsrate bei Festpreisbasis von Basisjahr abhängig
Annahmen
1. Geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat (BIP = Konsum + Investitionen).
2. Ausgangsniveaus für Konsum: Menge 100, Preis pro Stück 5,0.
3. Ausgangsniveaus für Investitionen: Menge 50, Preis pro Stück 4,0.
4. Menge der Konsumgüter steigt permanent um 2% pro Periode.
5. Menge der Investitionsgüter steigt permanent um 10% pro Periode.
6. Preise für Konsumgüter steigen permanent um 2% pro Periode.
7. Preise für Investitionsgüter sinken permanent um 15% pro Periode.
8. VGR wird nach bisherigem deutschen Verfahren (Festpreisbasis) ermittelt.
Das reale Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland bisher in konstanten Preisen einer Basisperiode ausgewiesen
und formal aus Division des nominalen Bruttoinlandsprodukt durch einen Paasche Preisindex ermittelt.
Paasche Preisindex zum Zeitpunkt t zur Basisperiode Pt,B:
PtB = ]i (Pi,t * Qi,t) / ]i (Pi,B * Qi,t)
mit
Pi,t = Preis für Gut i zum Zeitpunkt t
Qi,t = Menge von Gut i zum Zeitpunkt t
Pi,B = Preis für Gut i zum Zeitpunkt B=Basisperiode
Basis = Periode 3
Periode Konsum
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Investitionen
Menge
Preis
Umsatz
Menge
Preis
Umsatz
(1)
(2)
(3)=(1)*(2)
(4)
(5)
(6)=(4)*(5)
BIP nominal
Deflator
(Paasche
Preisindex)
BIP real
in Preisen
von Periode 3
(7)=(3)+(6)
(8)
(9)=(7)/(8)
100,0
5,0
500,0
50,0
4,0
200,0
700,0
105,3
664,7
102,0
5,1
520,2
55,0
3,4
187,0
707,2
102,6
689,6
104,0
5,2
541,2
60,5
2,9
174,8
716,1
100,0
716,1
106,1
5,3
563,1
66,6
2,5
163,5
726,6
97,6
744,4
108,2
5,4
585,8
73,2
2,1
152,9
738,7
95,4
774,6
….…………………...…………....…….% gg.Vorperiode. …………………...……...…………………
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,0
-2,6
3,7
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,3
-2,5
3,8
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,5
-2,4
4,0
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,7
-2,3
4,1
Ergebnis: Reales BIP-Wachstum in Periode 5: 4,1%.
Basis = Periode 5
Periode Konsum
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Investitionen
Menge
Preis
Umsatz
Menge
Preis
Umsatz
(1)
(2)
(3)=(1)*(2)
(4)
(5)
(6)=(4)*(5)
BIP nominal
Deflator
(Paasche
Preisindex)
BIP real
in Preisen
von Periode 5
(7)=(3)+(6)
(8)
(9)=(7)/(8)
100,0
5,0
500,0
50,0
4,0
200,0
700,0
108,4
645,6
102,0
5,1
520,2
55,0
3,4
187,0
707,2
106,0
666,9
104,0
5,2
541,2
60,5
2,9
174,8
716,1
103,9
689,4
106,1
5,3
563,1
66,6
2,5
163,5
726,6
101,9
713,3
108,2
5,4
585,8
73,2
2,1
152,9
738,7
100,0
738,7
….…………………...…………....…….% gg.Vorperiode. …………………...……...…………………
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,0
-2,2
3,3
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,3
-2,1
3,4
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,5
-1,9
3,5
2,0
2,0
4,0
10,0
-15,0
-6,5
1,7
-1,8
3,6
Ergebnis: Reales BIP-Wachstum in Periode 5: 3,6%;
d.h. der Wechsel der Preisbasis von Periode 3 auf Periode 5 verringert das Wachstum um 0,5%-Punkte.
10
Economics
15. Februar 2005
Aktuelle Themen
Anhang II: Chain-weighted Ergebnisse unabhängig vom Referenzjahr
Annahmen
Die im Anhang I getroffenen Annahmen 1-7 bleiben unverändert, lediglich die amerikanische
Berechnungsmethode (chain-weighted) wird statt der Festpreismethode angewandt.
In den USA wird die Veränderung des realen Sozialprodukts durch einen Fisher-Index,
dem geometrischen Mittel aus einem Laspeyres- und einem Paasche Volumenindex, berechnet.
Fisher-Volumen-Index:
FV = (LV * PV) 1/2
mit FV = Fisher-Volumen-Index, LV = Laspeyres-Volumen-Index, PV = Paasche-Volumen-Index
Laspeyres-Volumen-Index:
LV = ]i (Qi,t * Pi,t-1) / ]i (Qi,t-1 * Pi,t-1)
Paasche-Volumen-Index:
PV = ]i (Qi,t * Pi,t) / ]i (Qi,t-1 * Pi,t)
mit
Qi,t = Menge von Gut i zum Zeitpunkt t
Qi,t-1 = Menge von Gut i zum Zeitpunkt t-1
Pi,t
Pi,t-1 = Preis für Gut i zum Zeitpunkt t-1
= Preis für Gut i zum Zeitpunkt t
Reale Größen werden mit verkettetem Fisher-Volumenindex multipliziert mit dem absoluten Wert im
Referenzjahr berechnet.
BIPt = BIPRP * FVt
mit
BIPt = BIP in Periode t BIPRP = BIP in Referenzperiode FVt = Fisher-Volumenindex in Periode t
Referenzjahr = Periode 3
Periode Konsum
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Konsum real
PreisVolumenindex
index
Menge Preis Umsatz
P3 = 100
P3 = 100
100,0
5,0
500,0
96,1
96,1
520,2
102,0
5,1
520,2
98,0
98,0
530,6
104,0
5,2
541,2
100,0
100,0
541,2
106,1
5,3
563,1
102,0
102,0
552,0
108,2
5,4
585,8
104,0
104,0
563,1
….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...……..
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
Periode Investitionen
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Invesitionen
PreisVolumenreal
index
index
Menge Preis Umsatz
P3 = 100
P3 = 100
50,0
4,0
200,0
138,4
82,6
144,5
55,0
3,4
187,0
117,6
90,9
159,0
60,5
2,9
174,8
100,0
100,0
174,8
66,6
2,5
163,5
85,0
110,0
192,3
73,2
2,1
152,9
72,3
121,0
211,6
….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...……..
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
Periode BIP
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Fisher
BIP real
PreisVolumenindex
index
(chainedP3 USD)
Menge Preis Umsatz verkettet (P3 = 100)
150,0
9,0
700,0
105,9
92,3
661,2
157,0
8,5
707,2
102,7
96,2
688,7
164,5
8,1
716,1
100,0
100,0
716,1
172,7
7,8
726,6
97,7
103,8
743,5
181,4
7,5
738,7
95,8
107,6
770,9
….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...……..
4,7
-5,6
1,0
-3,0
4,2
4,2
4,8
-4,8
1,3
-2,6
4,0
4,0
4,9
-4,1
1,5
-2,3
3,8
3,8
5,1
-3,4
1,7
-2,0
3,7
3,7
Economics
BIP real
Summe der
Komponenten
664,7
689,6
716,1
744,4
774,6
Differenz
(chained P3
USD - Summe
Komponenten)
-3,5
-0,9
0,0
-0,9
-3,7
11
Aktuelle Themen
15. Februar 2005
Anhang II: Fortsetzung
Referenzjahr = Periode 5
Periode Konsum
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Konsum real
PreisVolumenindex
index
Menge Preis Umsatz
P5 = 100
P5 = 100
100,0
5,0
500,0
92,4
92,4
541,2
102,0
5,1
520,2
94,2
94,2
552,0
104,0
5,2
541,2
96,1
96,1
563,1
106,1
5,3
563,1
98,0
98,0
574,3
108,2
5,4
585,8
100,0
100,0
585,8
….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...……..
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
4,0
2,0
2,0
2,0
Periode Investitionen
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Invesitionen
PreisVolumenreal
index
index
Menge Preis Umsatz
P5 = 100
P5 = 100
50,0
4,0
200,0
191,6
68,3
104,4
55,0
3,4
187,0
162,8
75,1
114,8
60,5
2,9
174,8
138,4
82,6
126,3
66,6
2,5
163,5
117,6
90,9
139,0
73,2
2,1
152,9
100,0
100,0
152,9
….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...……..
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
10,0
-15,0
-6,5
-15,0
10,0
10,0
Periode BIP
1
2
3
4
5
2
3
4
5
Fisher
BIP real
PreisVolumenindex
index
(chainedP5 USD)
Menge Preis Umsatz verkettet (P5 = 100)
150,0
9,0
700,0
110,6
85,7
632,7
157,0
8,5
707,2
107,2
89,3
659,5
164,5
8,1
716,1
104,4
92,9
686,1
172,7
7,8
726,6
102,0
96,5
712,5
181,4
7,5
738,7
100,0
100,0
738,7
….…………...……..…….% gg.Vorperiode. …………………...……..
4,7
-5,6
1,0
-3,1
4,2
4,2
4,8
-4,8
1,3
-2,7
4,0
4,0
4,9
-4,1
1,5
-2,3
3,8
3,8
5,1
-3,4
1,7
-1,9
3,7
3,7
BIP real
Summe der
Komponenten
645,6
666,9
689,4
713,3
738,7
Differenz
(chained P5
USD - Summe
Komponenten)
-13,0
-7,4
-3,3
-0,8
0,0
Ergebnis: Reales BIP Wachstum ist unabhängig von der Wahl des Referenzjahres.
© 2005. Deutsche Bank AG, DB Research, D-60262 Frankfurt am Main, Bundesrepublik Deutschland (Selbstverlag). Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um
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Print: ISSN 1430-7421 / Internet: ISSN 1435-0734 / E-Mail: ISSN 1616-5640
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