Schnelle Elektronendynamiken an Grenzflächen untersucht mit einer NOPA-basierenden Femtosekunden-Lichtquelle Diplomarbeit angefertigt im Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin Daniel Wegkamp Juli 2009 Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis v Symbolverzeichnis ix 1 Einleitung 1 2 Grundlagen 5 2.1 2.2 2.3 2.4 Grundlagen der Optik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.1 Beschreibung kurzer Laserpulse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1.2 Doppelbrechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Grundlagen der nichtlinearen Optik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2.1 Differenzfrequenzerzeugung und optische parametrische Verstärkung 18 2.2.2 Phasenanpassungsbedingung bei optischer parametrischer Verstärkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2-Photon-Photoemissions-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.3.1 Anregungsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.3.2 Energiespektren und Energieachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.3.3 Zeitaufgelöste 2PPE-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Das Adsorbat-Substrat-System Na auf Cu(111) . . . . . . . . . . . . . . 29 3 Der nichtkollineare optische parametrische Verstärker (NOPA) 3.1 35 Allgemeines Funktionsprinzip eines OPAs . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.1.1 Phasenanpassungsbedingung in nichtkollinearer Geometrie . . . . 38 3.1.2 Optische parametrische Fluoreszenz . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Komponenten des Femtosekunden-Lasersystems . . . . . . . . . . . . . . 43 3.2.1 Ti:Sapphire Oszillator MIRA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.2.2 Regenerativer Verstärker RegA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.3 Optimierung des vorgefundenen NOPA-Aufbaus . . . . . . . . . . . . . . 47 3.4 Betrieb des NOPAs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.4.1 Signal-Pfad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.4.2 Pump-Pfad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.4.3 Einstellung der Winkel für die optische parametrische Verstärkung 50 3.2 iii 3.4.4 3.5 Einstellung des räumlichen und zeitlichen Überlapps von Pumpund Signal-Pulsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Pulskompression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4 Charakterisierung des NOPAs 57 4.1 Autokorrelationsmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.2 Ergebnisse der Charakterisierung: Spektren, Pulsenergien und Pulsdauern 61 5 2PPE-Spektroskopie an Na/Cu(111) 5.1 Präparation der Probe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Elektronische Struktur von Na/Cu(111) in Abhängigkeit von der Na- 65 65 Bedeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.3 Zeitaufgelöste Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 5.4 Diskussion des beobachteten Verhaltens von Na/Cu(111) . . . . . . . . . 74 6 Zusammenfassung und Ausblick 77 Literaturverzeichnis 79 Danksagung 83 iv Abbildungsverzeichnis 2.1 a) elektrisches Feld einer ebenen Welle und b) eines gaußförmigen Wellenpakets (mit Intensität I = |E|2 ) als Funktion der Zeit . . . . . . . . . 2.2 Spektrale Intensität eines transform-limitierten gaußförmigen Laserpulses in Abhängigkeit von der Frequenz ω . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 8 Elektrisches Feld eines gaußförmigen Pulses mit quadratischer Zeitabhängigkeit der Phase (positiver linearer Chirp) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 7 11 Zur Veranschaulichung von Gleichung 2.35 und 2.36 für doppelbrechende uniaxiale Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.5 Nichtlineare Prozesse zweiter Ordnung im Teilchenbild . . . . . . . . . . 16 2.6 Abhängigkeit von ordentlichem (blau) und effektivem außerordentlichen (rot) Brechungsindex vom Winkel θ zwischen Ausbreitungsrichtung und optischer Achse in polarer Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 a) Signal-Intensität abhängig vom Interaktionsweg z im nichtlinearen optischen Medium b) Idler-Intensität abhängig von z. . . . . . . . . . . . . 2.8 17 20 Signal-Intensität (blau) und Idler-Intensität (rot) abhängig vom Phasenanpassungsfehler ∆k bei festem Interaktionsweg z im nichtlinearen optischen Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9 21 Dispersionskurve des ordentlichen (no ) und des außerordentlichen (ne ) Brechungsindexes eines BBO-Kristalls in Abhängigkeit von der Wellenlänge λ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.10 Phasenanpassung-Kurve für einen in kollinearer Geometrie betriebenen OPA berechnet aus Gleichung 2.73 mit Gleichung 2.75. . . . . . . . . . . 23 2.11 Mögliche 2PPE-Anregungsmechanismen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.12 Modellvorstellung der untersuchten Probe und Zustandekommen des gemessenen 2PPE-Spektrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.13 Prinzip der zeitaufgelösten 2PPE-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 v 2.14 Typischer 2D-Plot als Ergebnis einer zeitaufgelösten 2PPE-Messung . . 30 2.15 Schema der elektronischen Oberflächen-Struktur von Cu(111) als Funktion von kk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.16 Vergleich der Oberflächen-Bandstruktur von Cu(111) bei kk = 0 links mit den angeregten Zuständen des Na/Cu(111)-Systems in Abhängigkeit von der Na-Bedeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.17 Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen nach Anregung in die CsResonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.1 Prinzipskizze eines optischen parametrischen Verstärkers . . . . . . . . . 36 3.2 Gemessene spektrale Intensität des mit dem Saphir-Substrat erzeugten Weißlichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 36 Zeitliche Verteilung der spektralen Komponenten des, mit Sapphir erzeugten, Weißlichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.4 k-Vektoren von Pump-, Signal- und Idlerstrahl in nichtkollinearer Geometrie 39 3.5 Phasenanpassungs-Kurven für verschiedene Winkel Ψ zwischen den kVektoren von Pump- und Idler-Strahl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 40 a) Verstärkung von grünem Anteil des Weißlichts durch den Pump-Puls (blau) bei einer bestimmten Zeitverzögerung τ1 , b) Verstärkung von orangenem Anteil des Weißlichts bei einer anderen Zeitverzögerung τ2 , c) größere Verstärkungsbandbreite bei längerem Pump-Puls aufgrund größerem Überlapps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.7 Vergleich der relativen Ausbreitung von Signal- und Idler-Puls. . . . . . 42 3.8 Schema zur Entstehung der OPG-Ringe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.9 Relevante Bestandteile des Femtosekunden-Lasersystems. . . . . . . . . 44 3.10 Absorptions- und Emissionsspektrum von Ti:Al2 O3 . . . . . . . . . . . . 45 3.11 Draufsicht auf das NOPA-Design. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.12 Vergleich des durch den alten Verstärkungs-BBO (3 mm Dicke) verursachten Astigmatismus im verstärkten Licht a) und b) mit dem runden Strahlprofil des, mit dem neuen BBO (1,5 mm Dicke) verstärkten Lichts. 49 3.13 Herleitung der Brechungswinkel bei der Doppelbrechung an uniaxialen vi Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.14 OPG-Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 3.15 Anpassung des räumlichen Überlapps von Weißlicht- und Pump-Strahl: a) Rückreflex des Weißlichts auf Vorder- und Rückseite des NOPA-BBOs, b) Rückreflex des Pump-Lichts, c) Weißlicht und Pump-Licht zusammen. 54 3.16 Prinzipskizze des Prismenkompressors. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 4.1 Prinzipskizze des Autokorrelators der Firma APE (Typ: Mini) . . . . . . 59 4.2 Autokorrelationsdaten und Vergleich des Fits durch Gauß- und sech2 Funktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.3 Messdaten des Autokorrelators der Firma APE . . . . . . . . . . . . . . 60 4.4 Autokorrelationsmessung bei zwei verschiedenen Abtastbereichen. . . . . 61 4.5 Exemplarische Spektren des mit dem NOPA verstärkten Lichts unter Verwendung des 3 mm dicken BBOs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6 62 Exemplarische Spektren des mit dem NOPA verstärkten Lichtes unter Verwendung des neuen 1,5 mm dicken BBOs. . . . . . . . . . . . . . . . 63 5.1 2PPE-Spektrum einer nicht-zeitaufgelösten Messung. . . . . . . . . . . . 66 5.2 Vergleich der gemessenen Abhängigkeit von Austrittsarbeit und Position von Na-Resonanz und Oberflächenzustand des Systems Na/Cu(111) mit Literaturwerten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 68 Schema des Strahlengangs nach NOPA und Prismenkompressor bei der zeitaufgelösten 2PPE-Messung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.4 Typische 2D-Darstellung zeitaufgelöster 2PPE-Daten. . . . . . . . . . . 70 5.5 Normierte 2PPE-Intensität in Abhängigkeit der Zeitverzögerung. . . . . 71 5.6 Drei 2PPE-Spektren zu verschiedenen Verzögerungszeiten (τ = 0, −25, −50fs) in Abhängigkeit von der Zwischenzustandsenergie E − EF . . . . . . . . . 5.7 Energetische Position der Na-Resonanz in Abhängigkeit von der Zeitverzögerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8 72 73 Gemäß Abbildung 5.6 gefittete energetische Position der Na-Resonanz in Abhängigkeit von der Verzögerungszeit mit den zeitaufgelösten Daten aus Abbildung 5.4. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9 74 Gemäß Abbildung 5.6 gefittete Intensität des Oberflächenzustands a) und der Na-Resonanz b) in Abhängigkeit von der Zeitverzögerung. . . . . . . 75 5.10 Schema zur Na-Resonanz, [Pet00] entnommen und modifiziert . . . . . . 76 vii viii Symbolverzeichnis 2PPE Zwei-Photonen-Photoemission AC engl. autocorrelation, Autokorrelation BBO β-Barium-Borat-Kristall DFG engl. difference frequency generation, Differenzfrequenz-Erzeugung FWHM engl. full width at half maximum, volle Halbwertsbreite GD engl. group delay, Gruppen-Delay GDD engl. group delay dispersion, Dispersion des Gruppen-Delays GVD engl. group velocity dispersion, Gruppengeschwindigkeits-Dispersion ML Monolage NOPA Nichtkollinearer optischer parametrischer Verstärker SFG engl. sum frequency generation, Summenfrequenz-Erzeugung SHG engl. second harmonic generation, Erzeugung der zweiten Harmonischen TOD engl. third order dispersion, Dispersion dritter Ordnung TOF engl. time of flight, Flugzeit-Spektrometer UHV Ultrahochvakuum ix x 1 Einleitung Um schnell ablaufende dynamische Prozesse aufzunehmen, benötigt man einen entsprechend schnellen Detektor. Möchte man ein Photo machen, so genügt es die Belichtungszeit zu verkürzen. Aufnahmen von schnellen Bewegungen (z.B. Sportaufnahmen) verlangen Belichtungszeiten in der Größenordnung von einigen tausendstel Sekunden. Will man jedoch Elektronendynamiken an Grenzflächen untersuchen, so kann man gepulste Laser einsetzen. Die dabei generierten Lichtpulse können Pulsdauern von wenigen Femtosekunden erreichen. Dies entspricht 10−15 s. Eine Femtosekunde verhält sich also ungefähr so zu einer Sekunde, wie eine Stunde zum Alter des Universums. Solche extrem kurzen Lichtpulse ermöglichen die direkte zeitaufgelöste Untersuchung extrem schneller Dynamiken der gleichen Größenordnung, wie z.B. der Lebensdauer angeregter Moleküle und Elektronen an Festkörperoberflächen. Das Interesse im Umfeld dieser Arbeit liegt vor allem auf Untersuchungen der Oberflächen von Festkörpern und deren Eigenschaften bei Aufbringung von Adsorbaten. Auch molekulare Schalter lassen sich über Laserpulse untersuchen und steuern. Elektromagnetische Wellen eignen sich hervorragend dazu oberflächennah Elektronen im Festkörper anzuregen und zu untersuchen. Die Photoelektronen-Spektroskopie bietet dabei einen ausgezeichneten Zugang zur Austrittsarbeit und zu besetzten elektronischen Zuständen. Um kurze Laserpulse experimentell auszunutzen, bedienen wir uns eines Pump-ProbeVerfahrens und führen Zwei-Photon-Photoemissions-Spektroskopie durch (2PPE). Hierbei werden Elektronen aus dem Festkörper mit zwei Photonen zur Emission angeregt. Ein erster sogenannter Pump-Puls regt Elektronen an und ein zweiter sogenannter ProbePuls fragt die so entstandene angeregte Elektronenverteilung nahe der Festkörperoberfläche nach einer bestimmten Zeitverzögerung ab. Die Variation dieser Zeitverzögerung erlaubt zeitaufgelöste Messungen und liefert somit Information über die Zerfallsdynamik der durch den Pump-Puls angeregten Elektronenverteilung. Damit können Relaxationskanäle und Mechanismen der Energiedissipation untersucht werden. Je kürzer Pump- und Probe-Puls sind, eine desto bessere Zeitauflösung kann im Experiment erzielt werden. Weiterhin besteht bei der systematischen Untersuchung solcher Systeme die Notwendigkeit, mit verschiedenen Energien anzuregen (Pump) und abzufragen (Probe), da so gezielt bestimmte Zustände populiert werden können und ein umfassendes Verständnis entsteht. Es ist also eine Lichtquelle erforderlich, welche sehr kurze Pulse produziert und deren Wellenlänge durchstimmbar ist. 1 Da die gepulsten Lasersysteme die Leistung des kontinuierlichen Lasers in einige Femtosekunden kurzen Pulsen bündeln, können hier extrem hohe Feldstärken generiert werden. Werden zum Beispiel 1W kontinuierliche Leistung in Pulse bei einer Repetitionsrate von 300 kHz umgewandelt, entspricht dies einer Pulsenergie von 3.33 µJ. Berechnet man darüber eine Puls-Leistung für einen Puls von 50fs Dauer, entspräche dies knapp 700000 W. Dies führt dazu, dass Materie auf die elektromagnetische Welle nicht mehr linear antwortet. Die Berücksichtigung nichtlinearer Terme in der Materialantwort führt in das Gebiet der nichtlinearen Optik. Vor allem nichtlineare Effekte zweiter Ordnung, wie die Erzeugung der zweiten Harmonischen, Summen- und Differenzfrequenzerzeugung, ermöglichen den Aufbau verschiedener durchstimmbarer Lichtquellen. Optische parametrische Verstärker stellen je nach Bauart durchstimmbare breitbandige Laserpulse in einem Wellenlängenbereich von 460 bis 1600 nm zur Verfügung [Rie00]. In nichtkollinearer Geometrie ermöglicht dieses Gerät die Erzeugung von sub-20-fs Lichtpulsen im sichtbaren Wellenlängenbereich. In der AG-Wolf werden seit mehreren Jahren kommerzielle optische parametrische Verstärker der Firma Coherent verwendet um sowohl molekulare Schalter [Hag09], als auch die elektronische Struktur und Dynamik von reinen und adsorbatbedeckten Proben [Mey07, Ret08, Kir09] zu untersuchen. Die Pulsdauer der OPA-Pulse ist dabei im sichtbaren Bereich auf 60fs beschränkt. Zu Beginn dieser Arbeit existierte bereits ein selbstgebauter nichtkollinearer optischer parametrischer Verstärker (NOPA), der jedoch nicht funktionstüchtig war. Das Ziel dieser Arbeit war nun der Betrieb und die Optimierung dieses NOPAs, der aufgrund einer höheren Verstärkungsbandbreite kürzere Pulse von unter 20 fs ermöglicht. Im Rahmen dieser Arbeit ist es gelungen, den NOPA bei einer Repetitionsrate von 300 kHz stabil zu betreiben und die erzeugten Pulse mit Hilfe eines Prismenkompressors auf unter 20 fs Pulsdauer zu komprimieren. Um den NOPA unter 2PPE-Bedingungen zu testen und zu charakterisieren, wurde das System Na/Cu(111) ausgewählt, also auf der (111)-Oberfläche eines Kupferkristalls adsorbiertes Natrium. Dieses System zeigt interessante Dynamiken, da eine Kernbewegung der adsorbierten Na-Atome durch die Anregung mit den NOPA-Pulsen induziert werden konnte. Diese zeigt sich durch eine Verschiebung der energetischen Position einer adsorbat-induzierten Resonanz, wie sie von Petek et al. schon für das System Cs/Cu(111) beobachtet wurde [Pet00]. Die mit dem NOPA produzierten Pulse, ermöglichen zugleich eine präzise Vermessung dieses Effekts und die direkte Bestimmung der Lebensdauer der Na-Resonanz. Zunächst sollen in dieser Arbeit die theoretischen Grundlagen, die zum Verständnis des optischen parametrischen Verstärkers notwendig sind, dargelegt werden. Dabei liegen die Schwerpunkte auf dem nichtlinearen Prozess der optischen parametrischen Verstärkung, auf der mathematischen Beschreibung kurzer Laserpulse und ihrer Propagation. 2 In Kapitel 3 wird der NOPA-Aufbau und die Kompression der Laserpulse auf die Dauer von 20 bis 30 fs beschrieben. Im Anschluss daran beschäftigen sich die Kapitel 4 und 5 mit der Bestimmung von diesen kurzen Pulsdauern mit Hilfe von Autokorrelationsmessungen und der Messung am System Na/Cu(111). 3 4 2 Grundlagen Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den im Zusammenhang dieser Diplomarbeit notwendigen physikalischen Grundlagen. Entscheidend ist hier das Verständnis des Funktionsprinzips des nichtkollinearen optischen parametrischen Verstärkers (NOPA) und dessen Vorteile gegenüber kollinearer OPAs. Dazu werden in Abschnitt 2.1 allgemeine Grundlagen der Optik und einige lineare optische Phänomene betrachtet. Dies umfasst die Beschreibung kurzer Laserpulse und deren Ausbreitung sowie die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in doppelbrechenden Medien. Abschnitt 2.2 beschäftigt sich mit nichtlinearen optischen Phänomenen, wie z.B. dem Prozess der optischen parametrischen Verstärkung. Zuletzt wird die experimentelle Methode der zeitaufgelösten 2-PhotonPhotoelektron-Spektroskopie und das untersuchte System - Na/Cu(111) - vorgestellt, da der Einsatz des NOPA unter realistischen Experimentierbedingungen an diesem System getestet wurde. Weil der Schwerpunkt dieser Diplomarbeit auf dem Aufbau und der Charakterisierung des NOPA liegt, wird auch bei der Behandlung der Grundlagen Wert auf die dafür relevante Punkte gelegt. 2.1 Grundlagen der Optik Da es sich beim NOPA um einen reinen optischen Aufbau handelt, für dessen Verständnis diverse Fragestellungen der Optik beitragen, möchte ich zunächst einige Grundlagen erläutern. Zunächst wird die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen - insbesondere kurzer Laserpulse - in isotropen und anisotropen Medien betrachtet, um Phänomene wie Doppelbrechung und Dispersion zu erklären. Aus den Maxwellgleichungen [Jac02] folgt nach [Boy08] die folgende Wellengleichung, welche die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen in nichtmagnetischen Medien ohne freie Ladungen und Ströme beschreibt: ∇ 2 E − µ 0 0 ∂2E ∂2P = µ 0 ∂t2 ∂t2 (2.1) Um sie zu lösen, muss man jedoch die Abhängigkeit der Polarisation P des Mediums vom elektrischen Feld E der elektromagnetischen Welle kennen. Weiß man also, wie die Materie und vor allem deren Elektronen genau auf das elektrische Feld reagieren, 5 so kann man dessen Ausbreitung beschreiben. Allgemein sinnvoll erscheint der folgende Potenzreihenansatz für die einzelnen Komponenten der Polarisation: Pi (E) = 0 X (1) χij Ej + 0 X j (2) χijk Ej Ek + 0 jk X (3) χijkl Ej Ek El + ... (2.2) jkl Beschränkt man sich auf den ersten Summanden von Gleichung 2.2, so befindet man sich auf dem Gebiet der linearen Optik: (1) Pi = 0 X (1) χij Ej (2.3) j Die Wellenausbreitung wird hier allgemein durch den linearen Suszeptibilitätstensor χ(1) beschrieben, der für isotrope Medien in eine skalare Größe übergeht. Da die Suszeptibilität zweiter Ordnung χ(2) bereits 1012 mal kleiner ist als die erster Ordnung [Boy08], beobachtet man nichtlineare Prozesse in der Natur nicht. Erst extrem hohe Feldstärken, wie sie mit gepulsten Lasersystemen erreicht werden können, ermöglichen die Beobachtung und Ausnutzung nichtlinearer optischer Prozesse. So werden in diesem Kapitel vorerst auch nur die linearen Phänomene, die sich durch Gleichung 2.3 beschreiben lassen, untersucht. Die nichtlinearen optischen Effekte werden dann in Abschnitt 2.2 behandelt. Setzt man Gleichung 2.3 in Gleichung 2.1 ein, kommt man auf die lineare Wellengleichung, welche die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in isotropen Medien beschreibt: ∇2 E − ∂2E =0 c2 ∂t2 (2.4) Die Dielektizitätskonstante = 1 + χ ist hier aufgrund der Isotropie eine skalare Größe. Weiterhin wurde die Identität 1 c2 = µ0 0 benutzt. Diese lineare Wellengleichung für isotrope Medien wird durch den folgenden Ansatz der ebenen Welle gelöst: E(x, t) = Ẽ(k, ω)e−i(kx−ωt) (2.5) Ausgehend von dieser Wellengleichung kann man nun mögliche Lösungen diskutieren, die kurze Laserpulse beschreiben. 2.1.1 Beschreibung kurzer Laserpulse Eine ebene Welle ist die einfachste Lösung einer Wellengleichung. Sie ist eine Schwingung mit genau einer Frequenz ω. Sie erstreckt sich über den gesamten Raum und wie man an Abbildung 2.1 a) erkennen kann analog dazu auch über die gesamte Zeit. Für monochromatische kontinuierliche Lichtquellen ist dies eine sinnvolle Näherung. Betrachtet man jedoch kurze Laserpulse, so muss man die Beschreibung abändern. Die 6 E E, I t t b) a) Abb. 2.1: a) elektrisches Feld einer ebenen Welle und b) eines gaußförmigen Wellenpakets (mit Intensität I = |E|2 ) als Funktion der Zeit Zeitabhängigkeit an einem Ort x lautet dann: 2 E(t) = E0 e−Γt eiω0 t (2.6) Gleichung 2.6 beschreibt ein sogenanntes gaußsches Wellenpaket, da die Einhüllende, also der erste Exponentialterm, einer Gaußkurve entspricht. Die Pulsdauer, also die Breite der gaußförmigen Einhüllenden, wird dabei durch den Parameter Γ bestimmt. Je größer Γ ist, umso schmaler ist die Gaußkurve und umso kürzer ist der Puls. Es werden abhängig von den realen experimentellen Bedingungen auch andere Formen der Einhüllenden wie z.B. sech2 (t) verwendet. Dabei ist im Einzelfall zu prüfen, welche Pulsform die experimentellen Umstände zutreffend beschreibt. Im Gegensatz zur ebenen Welle besteht ein solches Wellenpaket aus nicht nur einer einzigen Frequenz. Um dies zu zeigen, betrachten wir die Fourier-Transformierte von Gleichung 2.6: Z +∞ E(ω) = E(t)e−iωt dt (2.7) −∞ Z +∞ = E0 2 e−Γt eiω0 t e−iωt dt (2.8) −∞ √ π (ω−ω0 )2 = E0 √ e− 4Γ Γ (2.9) Das resultierende Spektrum ist in Abbildung 2.2 abgebildet und man erkennt an Gleichung 2.9, dass es sich bei E(ω) um ein gaußförmiges Spektrum handelt. Als Maß der Breite für Spektrum und Pulsdauer bietet sich die FWHM (Full Width at Half Maximum) der jeweiligen gemessenen spektralen und zeitlichen Intensitäten (I ∝ |E|2 ) an. Die FWHMs lassen sich aus den Gleichungen 2.9 und 2.6 über die jeweiligen Intensitäten 7 Intensität FWHM ω0 ω Abb. 2.2: Spektrale Intensität eines transform-limitierten gaußförmigen Laserpulses in Abhängigkeit von der Frequenz ω (I ∝ E 2 ) ausrechnen und werden hier mit dem griechischen Buchstaben ∆ gekennzeichnet: r ln 2 ∆t = 2 2Γ √ ∆ω = 2 2Γ ln 2 ∆t∆ω = 2, 77259 (2.10) (2.11) (2.12) (2.13) bzw. wegen ω = 2πν: ∆t∆ν = 0, 441271 (2.14) Dieses Zeit-Bandbreiten-Produkt drückt aus, dass je kleiner ∆t wird (kurzer Puls), umso größer muss die spektrale Bandbreite ∆ν des Pulses sein. Einen Puls, der diese Relation erfüllt, nennt man transform-limitiert. Nimmt man statt der gaußförmigen Einhüllenden eine Einhüllende der Form sech2 an, so ist das Produkt ∆t∆ω = 1, 978 [Rul98]. Betrachtet man also kurze Licht-Pulse, muss man immer mit einem Frequenzspektrum der Breite ∆ω arbeiten. Dabei stellt sich die Frage, ob der Übergang von Gleichung 2.1 zu Gleichung 2.4 gelten kann, wenn χ frequenzabhängig ist. Die Wellengleichung einer linear polarisierten Welle, die sich in z-Richtung ausbreitet, lautet: ∂ 2 E(t, z) 1 ∂ 2 E(t, z) ∂ 2 P (1) (t, z) − = µ 0 ∂z 2 c2 ∂t2 ∂t2 (2.15) Versteht man nun die linear vom elektrischen Feld abhängige Polarisation P (1) (t, z) als 8 lineare Antwort der Materie auf das elektrische Feld, so lässt sie sich mit der linearen Antwortfunktion R(1) (τ ) formal folgendermaßen schreiben: P (1) Z t R(1) (τ )E(z, t − τ )dτ (z, t) = 0 (2.16) −∞ Dies entspricht einer Faltung der Antwortfunktion R(1) (τ ) mit der elektrischen Feldstärke des einfallenden Lichts. Definiert man die frequenzabhängige elektrische Suszeptibilität als Fouriertransformierte der Antwortfunktion, also folgendermaßen: χ (1) Z (ω) = ∞ R(1) (τ )eiωτ dτ , (2.17) 0 so lässt sich Gleichung 2.16 mit dem Faltungstheorem umschreiben: Das Faltungstheorem besagt, dass eine Faltung nach Fouriertransformation der einzelnen Bestandteile in eine Multiplikation übergeht. Es folgt also: P (1) (z, ω) = 0 χ(1) (ω)E(z, ω) (2.18) Dabei sind P (1) (z, ω) und E(z, ω) auch die Fouriertransfomierten der entsprechenden zeitabhängigen Größen. Ist χ(1) unabhängig von ω, so entspricht dies (nach FourierRücktransformation) wieder Gleichung 2.3. Weiterhin lässt sich die Wellengleichung 2.1 fouriertransformieren: ∂2 ω2 − 2 E(ω, z) = −µ0 ω 2 P (ω, z) ∂z 2 c (2.19) Setzt man Gleichung 2.18 ein und formt um, erhält man schließlich die Wellengleichung im Frequenzraum: ∂2 2 + ω µ0 (ω) E(z, ω) = 0 ∂z 2 (2.20) Diese wiederum wird gelöst durch den folgenden Ansatz: E(z, ω) = E(0, ω)e−ik(ω)z (2.21) Für die Lösung muss lediglich gelten: k(ω)2 = µ0 ω 2 (ω) Diese Dispersionrelation enthält die Auswirkungen des Mediums auf das Frequenzspektrum des propagierenden Pulses. Um weiterrechnen zu können, ohne sich auf einen bestimmten Fall zu beschränken, kann man k(ω) um die zentrale Frequenz des Laserpulses entwickeln: 1 k(ω) = k(ω0 ) + k 0 (ω0 )(ω − ω0 ) + k 00 (ω0 )(ω − ω0 )2 + ... 2 (2.22) Nimmt man eine durch Gleichung 2.9 beschriebene gaußförmige spektrale Verteilung des Pulses am Ort z = 0 an, so gilt für diese am Ort z nach Gleichung 2.21 und Gleichung 9 2.22, wenn man die Entwicklung nach der zweiten Ordnung abbricht: 1 −ik(ω0 )z−ik0 (ω0 )z(ω−ω0 )− 4Γ + 2i k00 (ω0 )z (ω−ω0 )2 E(z, ω) = e (2.23) Dies kann man nun fouriertransformieren, um zur zeitlichen Entwicklung des Pulses bei dessen Propagation durch ein Medium zu gelangen: 2 1 z z 1 +iω0 t− v (ω − α(z) t− v (ω ) ) g 0 0 Φ E(z, t) = √ p e π α(z) 1 mit α(z) = + 2ik 00 (ω0 )z Γ dω (Gruppengeschwindigkeit) vg (ω0 ) = dk vΦ (ω0 ) = ω0 ω0 k(ω0 ) (2.24) (2.25) (2.26) (Phasengeschwindigkeit) (2.27) Es wurden als Abkürzungen die Definitionen für Gruppen- und Phasengeschwindigkeit benutzt. Da die Breite der gaußförmigen Einhüllenden in Gleichung 2.24 durch den Parameter α(z) bestimmt wird, ist es sinnvoll, diesen noch genauer zu betrachten und seinen Kehrwert in Real- und Imaginärteil aufzuspalten: 1 = A(z) − iB(z) α(z) Γ A(z) = 1 + (2Γk 00 (ω0 )z)2 2Γ2 k 00 (ω0 )z B(z) = 1 + (2Γk 00 (ω0 )z)2 (2.28) (2.29) (2.30) Somit kann man Gleichung 2.24 ein weiteres mal umschreiben und anschließend diskutieren: −A(z) 1 E(z, t) = √ p e π α(z) z t− v (ω g 0) 2 +i z ω0 t− v (ω Φ 0) +B(z) z t− v (ω g 0) 2 (2.31) Der erste Term im Exponenten von Gleichung 2.31 beschreibt die gaußförmige Einhüllende. Sie wird zusammen mit den Vorfaktoren als Amplitude Ẽ(z, t) bezeichnet und ihre Breite ist proportional zu 1/A(z), also größer oder gleich der ursprünglichen Breite Γ. Dies bedeutet, dass der Puls aufgrund der Propagation durch ein Medium länger geworden ist. Die Einhüllende bewegt sich des Weiteren mit der Gruppengeschwindigkeit vg (ω0 ) fort. Den gesamten Imaginärteil des Exponenten bezeichnet man als zeitliche Phase Φ(z, t) des Pulses. Sie beschreibt die Schwingung des elektrischen Feldes, insbesondere die zeitliche Verteilung der verschiedenen Frequenzen: E(z, t) = Ẽ(z, t)eiΦ(z,t) 10 (2.32) t Abb. 2.3: Elektrisches Feld eines gaußförmigen Pulses mit quadratischer Zeitabhängigkeit der Phase (positiver linearer Chirp) verdeutlicht durch die Einfärbung der Kurve. Die langwelligen Anteile des Pulses liegen zeitlich früher als die kurzwelligen. Auch im Frequenzraum kann man die spektrale Intensitätsverteilung in eine spektrale Amplitude E(z, ω) und eine spektrale Phase Φ(z, ω) aufteilen: E(z, ω) = Ẽ(z, ω)eiΦ(z,ω) (2.33) Die instantane Frequenz des Pulses zu einem Zeitpunkt t ergibt sich aus der zeitlichen Ableitung der Phase Φ(z, t) [Rul98]. Ist die Phase also linear von der Zeit abhängig, so ist die instantane Frequenz konstant. Ist die Phase jedoch quadratisch oder in höheren Potenzen von der Zeit abhängig, wie es in Gleichung 2.31 der Fall ist, ergibt sich auch eine zeitabhängige instantane Frequenz. Dieser Umstand wird im allgemeinen als Chirp (von engl.: zwitschern) bezeichnet. Bestimmte Frequenzen liegen also zeitlich früher als andere, wie in Abbildung 2.3 zu sehen ist. Steigt die Frequenz linear mit der Zeit an, so spricht man von positivem Chirp, fällt sie mit der Zeit ab von negativem. Medien mit normaler Dispersion führen zu positivem Chirp. Seine Ursache hat der Chirp, wie wir an der vorangegangenen Rechnung gesehen haben, in der Art der Abhängigkeit der Wellenzahl k von der Frequenz ω. Allgemein werden in der Literatur die folgenden Größen benutzt um die Ausbreitung eines Pulses und dessen spektrale Phase zu charakterisieren: 11 Größe Beschreibung c n(ω) Phasengeschwindigkeit (engl. Phase Velocity). Frequenzabhängige Ge- ∂ω ∂k Gruppengeschwindigkeit (engl. Group Velocity). Ausbreitungsge- schwindigkeit der einzelnen Frequenzanteile des Pulses. schwindigkeit der Einhüllenden des Pulses. ∂2ω ∂k 2 !−1 ∂3ω ∂k 3 !−1 Gruppengeschwindigkeitsdispersion (engl. Group Velocity Dispersion, GVD) Dispersion dritter Ordnung (engl. Third Order Dispersion, TOD) Entscheidend ist nun, dass die Größe A(z) aus Gleichung 2.29 zu einer Verlängerung des Pulses führt und die Größe B(z) zu einem linearen Chirp. Beides resultiert daraus, dass die zweite Ableitung der Wellenzahl k 00 nicht verschwindet, die durch die Entwicklung in Gleichung 2.22 eingeführt wurde. Diese ist jedoch genau der Kehrwert der Gruppengeschwindigkeitsdispersion. Sie ist in erster Näherung der Grund für die Verlängerung von propagierenden Pulsen. Die Dispersionen dritter und höherer Ordnung tragen in geringerem Maße auch zur Pulsverlängerung bei. Erst bei sehr kurzen Pulsdauern (unter 20fs) muss man auch diese höheren Ordnungen berücksichtigen. 2.1.2 Doppelbrechung In Kapitel 2.2 werden Energie- und Impulserhaltung im Zusammenhang nichtlinearer optischer Effekte betrachtet. Die Erfüllung der Impulserhaltung und damit das Auftreten nichtlinearer optischer Phänomene ist jedoch oft nur in doppelbrechenden Medien möglich. Aus diesem Grund soll die Doppelbrechung im Folgenden beschrieben werden: Bei der Doppelbrechung handelt es sich um einen Effekt der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in anistropen Medien. In solchen ist der Brechungsindex n bzw. die Permitivität richtungsabhängig und somit ein Tensor. Diese Richtungsabhängigkeit folgt aus der Abhängigkeit der Polarisation P des Mediums vom elektrischen Feld E der elektromagnetischen Welle. Für nichtmagnetische, verlustfreie Medien ist der Permittivitätstensor symmetrisch [Rei97]. 12 Man kann sich somit in ein Koordinatensystem begeben, in dem er Diagonalform hat: x 0 = 0 y 0 0 0 (2.34) 0 z Dabei gilt für die Brechungsindizes des Mediums ni = √ i . Wir beschränken uns in der weiteren Diskussion auf sogenannte uniaxiale Medien, d.h. solche, in denen im Hauptachsensystem zwei Brechungsindizes gleich sind und nur der dritte von ihnen verschieden ist. Dabei ist die geläufige Namensgebung nx = ny = n0 für den sogenannten ordentlichen Brechungsindex und nz = ne für den außerordentlichen Brechungsindex. Löst man die Wellengleichung Gleichung 2.4 für den anistropen Fall mit dem Exponentialansatz (Gleichung 2.5), folgt ein lineares Gleichungssystem, welches durch zwei Gleichungen für die Komponenten des Wellenzahlvektors gelöst wird [Rei97]: ky2 kx2 kz2 + + = k02 n2o n2o n2o ky2 kz2 kx2 + + = k02 n2e n2e n2o (2.35) (2.36) Gleichung 2.35 definiert hier eine Kugel im k-Raum und Gleichung 2.36 ein Ellipsoid. Die Oberfläche der Kugel bzw. des Ellipsoids definiert alle möglichen k-Vektoren. Dies ist in Abbildung 2.4 zu sehen. Es gibt im Falle uniaxialer Medien, wie der Name schon sagt, eine ausgezeichnete Achse, die als optische Achse bezeichnet wird. Die Problemstellung verhält sich rotationssymmetrisch zu dieser. Ohne Einschränkung der Allgemeinheit kann man sich auf die y-z-Ebene beschränken und somit kx = 0 setzen. Der Vektor k kann in dieser Ebene über den Winkel θ, den er mit der optischen Achse einschließt, beschrieben werden. Will man einen effektiven Brechungsindex definieren, der für jede Komponente von k einzeln gilt (k = n(θ)k0 ), muss man den folgenden Ansatz wählen: ky = n(θ)k0 sin θ (2.37) kz = n(θ)k0 cos θ (2.38) Setzt man Gleichung 2.37 und Gleichung 2.38 in Gleichung 2.36 ein (mit kx = 0) kommt man auf das Ergebnis für den effektiven Brechungsindex für außerordentlich Strahlen: 1 cos2 θ sin2 θ = + n2e (θ) n2o n2e (2.39) Setzt man analog dazu Gleichung 2.37 und Gleichung 2.38 in Gleichung 2.35 ein, so erhält man den Brechungsindex für die ordentlichen Strahlen, der einfach dem ordentlichen 13 Brechungsindex entspricht und nicht winkelabhängig ist: no (θ) = no (2.40) Ob die elektromagnetische Welle dem ordentlichen Brechungsindex oder dem winkelabhängigen effektiven außerordentlichen Brechungsindex (Gleichung 2.39) gehorcht, hängt von ihrer Polarisationsrichtung relativ zur Ebene, die durch den Wellenvektor und die optische Achse aufgespannt wird, ab [Rei97]. Ist die elektromagnetische Welle senkrecht zu dieser Ebene polarisiert, so breitet sie sich gemäß dem ordentlichen Brechungsindex aus, ist sie parallel zu dieser Ebene polarisiert, so breitet sie sich gemäß Gleichung 2.39 aus. Entspricht die Ausbreitungsrichtung der optischen Achse, so breitet sich die Welle unabhängig von ihrer Polarisation mit dem ordentlichen Brechungsindex aus. Im folgenden Kapitel ist das Ergebnis aus Gleichung 2.39 wichtig, da es oft die Impulserhaltung in nichtlinearen optischen Medien - und damit das Auftreten nichtlinearer optischer Effekte - erst ermöglicht. ky/k0 ne Rotationssymmetrie n0 n0 optische Achse kz/k0 n0 ne kx/k0 Abb. 2.4: Zur Veranschaulichung von Gleichung 2.35 und 2.36 für doppelbrechende uniaxiale Medien: Alle möglichen k-Vektoren der ordentlichen Welle in einem doppelbrechenden Medium zeigen nach Gleichung 2.35 vom Koordinatenursprung auf die Oberfläche der Kugel (rot). Alle k-Vektoren der außerordentlichen Welle sind nach Gleichung 2.36 durch das Ellipsoid (blau) definiert. Ob die elektromagnetische Welle dem ordentlichen oder außerordentlichen Brechungsindex folgt, hängt von ihrer Polarisation ab (siehe Text). In Richtung der optischen Achse (kz /k0 ) sind die k-Vektoren gleich, die Propagation in dieser Richtung folgt unabhängig von der Polarisation dem ordentlichen Brechungsindex no . 14 2.2 Grundlagen der nichtlinearen Optik Teilt man Gleichung 2.2 in einen linear und einen nichtlinear mit dem elektrischen Feld skalierenden Term auf: NL Pn = P(1) n + Pn , (2.41) so gelangt man zu einer Wellengleichung der nichtlinearen Optik: (1) −∇2 En (r, t) + L (1 + χn ) ∂ 2 En (r, t) ∂ 2 PN n (r, t) = −µ 0 c2 ∂t2 ∂t2 (2.42) Der Index n steht dafür für eine harmonische Schwingung bei einer bestimmten Frequenz ωn , es sind also allgemein n + 1 Wellengleichungen zu lösen [She03]. Gleichung 2.42 lässt sich bei harmonischer Zeitabhängigkeit (∝ e−iωn t ) weiter vereinfachen [Boy08]: −∇2 En (r) − ωn2 (1) L (ωn )En (r) = µ0 ωn2 PN n (r) c2 (2.43) Die rechte Seite kann dabei als Quellterm für neue Schwingungen des elektrischen Feldes angesehen werden. Dadurch entstehen von der ursprünglichen einfallenden Welle verschiedene Frequenzanteile. Direkt am Ausdruck für die nichtlineare Polarisation lassen sich die auftretenden Effekte qualitativ beschreiben. Beschränkt man sich auf die erste nichtlineare Ordnung der Polarisation P N L ∼ P (2) , genügt es von einer elektromagnetischen Welle auszugehen, die zwei Frequenzanteile enthält. Diese werden im Folgenden als „fundamentale” Frequenzanteile bezeichnet: E(t) = E1 e−iω1 t + E2 e−iω2 t + c.c. (2.44) Mit c.c. wird dabei das komplex Konjugierte des Vorangehenden bezeichnet. Damit folgt direkt aus der folgenden (vereinfachten, weil skalaren) Definition der nichtlinearen Polarisation zweiter Ordnung: P (2) (t) = E(t)2 0 χ(2) (2.45) = E12 e−i2ω1 t + E22 e−i2ω2 t + c.c. + 2E12 e−i(ω1 +ω2 )t + c.c. + 2E1 E2∗ e−i(ω1 −ω2 )t + c.c. + 2E1 E1∗ + 2E2 E2∗ Die ersten zwei Terme beschreiben Schwingungen des elektrischen Feldes mit der jeweils doppelten Frequenz der Fundamentalen. Man bezeichnet den zugrunde liegenden Pro- 15 ω2 ω2 ω3=ω1-ω2 SFG SHG ω3=2ω c) ω2 ω1 b) ω1 ω2 DFG a) ω ω ω3=ω1+ω2 Abb. 2.5: Nichtlineare Prozesse zweiter Ordnung im Teilchenbild: a) aus zwei Photonen der Frequenz ω wird die zweite Harmonische der Frequenz 2ω erzeugt. b) Summenfrequenzerzeugung eines Photons der Frequenz ω3 aus einem der Frequenz ω1 und einem der Frequenz ω2 . c) Differenzfrequenzerzeugung: Ein Photon der Frequenz ω3 = ω1 − ω2 wird erzeugt. Die Energieerhaltung erfordert zusätzlich zwei Photonen der Frequenz ω2 . zess als SHG (von engl.: Second Harmonic Generation) bzw. als Erzeugung der zweiten Harmonischen. Der Dritte beschreibt eine Schwingung mit eine Frequenz, die die Summe aus den beiden fundamentalen Frequenzen ist. Man bezeichnet den Prozess somit als Summenfrequenzerzeugung oder SFG (von engl.: Sum Frequency Generation). Der vierte wird analog als Differenzfrequenzerzeugung oder DFG (von engl.: Difference Frequency Generation) bezeichnet. Die letzten zeitunabhängigen Terme werden als Optical Rectification bezeichnet und interessieren uns im Weiteren nicht. Die Energieerhaltung im Teilchenbild für diese drei Prozesse ist in Abbildung 2.5 veranschaulicht. Meist lässt sich jedoch höchstens einer dieser Terme gleichzeitig beobachten, da zusätzlich zur Energieerhaltung eine Phasenanpassungsbedingung, die der Impulserhaltung entspricht, erfüllt sein muss. Zum Beispiel muss für die Erzeugung der zweiten Harmonischen gelten: 2k(ω) = k(2ω) (2.46) Mit der Dispersionrelation k(ω) = n(ω)ω/c folgt direkt: 2n(ω)ω/c = n(2ω)2ω/c (2.47) n(ω) = n(2ω) (2.48) In normalen transparenten Medien ist die Dispersionsrelation n(ω) jedoch monoton fallend mit der Frequenz und Gleichung 2.48 kann damit nicht erfüllt werden. Da in doppelbrechenden Medien der außerordentliche Brechungsindex gemäß Gleichung 2.39 vom Winkel des ihm gehorchenden Strahls zur optischen Achse abhängt, lässt sich Gleichung 2.48 jedoch erfüllen, wenn ein Winkel θ existiert, für den eine der folgenden beiden 16 1.5 ne(θ) 1.0 0.5 29.2° 1.5 1.0 0.5 0.5 no 1.0 1.5 0.5 1.0 1.5 Abb. 2.6: Polare Darstellung der Abhängigkeit von ordentlichem (blau) und effektivem außerordentlichen (rot) Brechungsindex vom Winkel θ zwischen Ausbreitungsrichtung und optischer Achse. Der Winkel θ ist von der Ordinate gegen den Uhrzeigersinn aufgetragen. Gleichung 2.49 ist für den Winkel erfüllt, unter dem sich beide Kurven schneiden. Der eingezeichnete Winkel von θ ∼ 29, 2◦ gilt für die Erzeugung der zweiten Harmonischen bei einer Wellenlänge von 400nm aus einer Fundamentalen der Wellenlänge von 800nm in einem BBO-Kristall. Dabei ist die Fundamentale p-polarisiert und die zweite Harmonische s-polarisiert (Phasenanpassung Typ 1). Gleichungen gilt: no (ω) = ne (θ, 2ω) (2.49) oder no (2ω) = ne (θ, ω) (2.50) Um Gleichung 2.49 zu erfüllen, benötigt man einen sogenannten negativ-uniaxialen Kristall, bei dem der außerordentliche Brechungsindex kleiner ist als der ordentliche. Entsprechend kann Gleichung 2.50 erfüllt werden, wenn es sich um positiv-uniaxiale Kristalle handelt, in welchen der außerordentliche Brechungsindex größer ist als der ordentliche. Durch Drehung des nichtlinearen optischen Kristalls kann die Phasenanpassungsbedingung gewährleistet werden, wenn Gleichung 2.49 erfüllt werden kann. Zur Veranschaulichung ist in Abbildung 2.6 die Abhängigkeit von no (ω) und ne (θ, 2ω) vom Winkel θ dargestellt. 17 2.2.1 Differenzfrequenzerzeugung und optische parametrische Verstärkung Betrachten wir nun die Differenzfrequenzerzeugung genauer, da über sie der für den NOPA wichtigen Prozess der optischen parametrischen Verstärkung erklärt werden kann. Die einfallenden Wellen werden ab jetzt mit dem Namen Pump-Welle der Frequenz ω1 und Signal-Welle der Frequenz ω2 bezeichnet. Die entstehende Differenzfrequenz wird als Idler-Welle ω3 = ω1 − ω2 bezeichnet. Wir beschränken uns zunächst auf eine skalare Betrachtung: die Wellen mögen sich alle in z-Richtung ausbreiten. Das elektrische Feld der drei Wellen sieht demnach folgendermaßen aus: Ei (z, t) = Ai (z)ei(ki z−ωi t) + c.c. (2.51) Gemäß Gleichung 2.2 und Gleichung 2.45 sei der nichtlineare Quellterm für die Differenzfrequenz: P3 (z, t) = 20 χ(2) E1 E2∗ = 20 χ(2) A1 A∗2 ei (2.52) (k1 −k2 )z−(ω1 −ω2 )t (2.53) Dies muss nun in Gleichung 2.42 eingesetzt werden, die einzelnen Terme lauten dann: ∂ 2 E3 ∂ 2 A3 i(k3 z−ω3 t) ∂A3 i(k3 z−ω3 t) = − e − 2ik3 e + A3 k32 ei(k3 z−ω3 t) 2 2 ∂z ∂z ∂z 1 + χ(1) ∂ 2 E3 = − 2 A3 ω32 ei(k3 z−ω3 t) 2 2 c ∂t c ∂ 2 P3 −µ0 2 = µ0 0 χ(2) A1 A∗2 (ω1 − ω2 )2 ei (k1 −k2 )z−(ω1 −ω2 )t ∂t − Auf Grund der Dispersionrelation (ω3 )ω32 c2 (2.54) (2.55) (2.56) = k32 heben sich Gleichung 2.55 und der letzte Term von Gleichung 2.54 genau auf. Des Weiteren 2 benutzt man die slowly-varying ∂ A3 ∂A3 amplitude-approximation [Boy08] als Näherung: ∂z 2 k3 ∂z . Diese Näherung ist legitim, wenn sich die Amplitude A3 über die Distanz einer Wellenlänge nur wenig ändert [Boy08]. Man vernachlässigt also zusätzlich den ersten Term auf der rechten Seite von Gleichung 2.54. Übrig bleibt: −2ik3 ∂A3 i(k3 z−ω3 t) = µ0 0 χ(2) A1 A∗2 (ω1 − ω2 )2 ei e ∂z (k1 −k2 )z−(ω1 −ω2 )t (2.57) Nimmt man weiterhin an, dass die Energieerhaltung genau erfüllt ist (ω1 = ω2 + ω3 ) und die Impulserhaltung bis auf einen Wert ∆k = k1 − k2 − k3 (genannt wave-vectormismatch) gilt, so folgt schließlich: 18 ∂A3 iµ0 0 χ(2) ω32 A1 A∗2 ei∆kz = ∂z 2k3 (2.58) Analog zu dieser Herleitung kann man auch die Differentialgleichungen für die anderen Feldamplituden herleiten: ∂A1 iµ0 0 χ(2) ω12 A2 A3 e−i∆kz = ∂z 2k1 ∂A2 iµ0 0 χ(2) ω22 A1 A∗3 ei∆kz = ∂z 2k2 (2.59) (2.60) Wenn die Intensität des Pump-Strahls die beiden anderen Intensitäten (Signal/Idler) weit übersteigt, so ist es zulässig die Pump-Amplitude A1 als konstant anzunehmen (undepleted pump approximation). Für perfektes Phase-matching, also ∆k = 0, kann man das gekoppelte Differentialgleichungssystem aus Gleichung 2.60 und Gleichung 2.58 leicht lösen und bekommt mit den Anfangsbedingungen A2 (0) = const. und A3 (0) = 0 die folgenden Abhängigkeiten der Signal- und Idleramplituden: A2 (z) ∝ cosh κz (2.61) A3 (z) ∝ sinh κz (2.62) Das entspricht asymptotisch einem exponentiellen Anstieg von sowohl Idler- als auch Signal-Intensität mit dem Interaktionsweg z. Die Intensitäten steigen also exponentiell mit der Dicke des nichtlinearen Kristalls an. Der Parameter κ ist dabei eine Kopplungskonstante, deren Größe abhängig von Signal- und Idler-Frequenzen ωi , deren k-Vektoren ki und der nichtlinearen Suszeptibilitätskonstante zweiter Ordnung χ(2) , ist. Der eigentliche Unterschied zwischen Differenzfrequenzerzeugung (DFG) und optischer parametrischer Verstärkung (OPA) liegt in der Intensität der fundamentalen Wellen. Ist Pump-Intensität und Signal-Intensität vergleichbar, so spricht man von Differenzfrequenzerzeugung. Ist jedoch die Pump-Intensität viel größer als die Signal-Intensität, so spricht man von einem parametrischen Verstärkungsprozess, da sowohl Signal- als auch Idler-Welle verstärkt werden (Gleichung 2.61 und 2.62). Veranschaulichen kann man sich diesen Sachverhalt folgendermaßen: Ein Pump-Photon und ein Signal-Photon werden bei diesem Prozess in zwei Signal- und ein Idler-Photon umgewandelt, wie in Abbildung 2.5 c) dargestellt. Im weiteren Prozess können die drei entstandenen Photonen mit jeweils einem Pump-Photon durch Differenzfrequenzerzeugung somit in insgesamt neun Signal- und Idler-Photonen umgewandelt werden. Pro Schritt verdreifacht sich also die Anzahl von Signal- und Idler-Photonen in diesem einfachen Modell-Bild. Ist die Phasenanpassungsbedingung nicht erfüllt (∆k 6= 0), so lauten die Lösungen für 19 I2 a) I3 Δk=0 b) Δk=Δk1 Δk=Δk2>Δk1 z z Abb. 2.7: a) Signal-Intensität abhängig vom Interaktionsweg z im nichtlinearen optischen Medium b) Idler-Intensität abhängig von z. Die verschiedenen Farben stellen verschieden große Abweichungen von der Phasenanpassungsbedingung dar. blau: ∆k = 0, rot und grün: ∆k > 0, wobei bei grün der Phasenanpassungsfehler ∆k größer ist. das Gleichungssystem bei gleichen Anfangsbedingungen [Boy08]: A2 (z) ∝ cosh gz − A3 (z) ∝ g= 1 sinh gz g r k1 k2∗ − i∆k sinh gz 2g (2.63) (2.64) ∆k 2 4 (2.65) Die Intensität der verstärkten Signal- und Idler-Wellen nimmt also mit schlechter werdender Phasenanpassung stark ab. Dies ist in einer Darstellung der Signal- und IdlerIntensitäten in Abhängigkeit der Dicke des nichtlinearen optischen Kristalls für verschiedene Phasenanpassungfehler in Abbildung 2.7 deutlich zu sehen. Für ∆k = 0 steigen beide Intensitäten exponentiell an. Dieser Anstieg wird abgeschwächt wenn ∆k > 0 ist. Für große Abweichungen (∆k 0) ist praktisch keine Verstärkung mehr zu erkennen. Um einen effektiven Verstärkungsprozess zu betreiben, muss also die Phasenanpassungbedingung relativ genau erfüllt sein. In Abbildung 2.8 ist die Signal- und Idler-Intensität abhängig vom Phasenanpassungsfehler ∆k für einen festen Interaktionsweg z dargestellt. Es ist gut zu erkennen, dass nur bei sehr kleinem ∆k hohe Signal- und Idler-Intensitäten erreicht werden. Die Erfülllung der Phasenanpassungsbedingung entscheidet somit darüber, ob ein nichtlinearer optischer Effekt auftritt oder nicht. Im folgenden Kapitel wird sie für den Prozess der optischen parametrischen Verstärkung genau betrachtet. 20 Intensität Signal Idler Phasenanpassungsfehler Δk Abb. 2.8: Signal-Intensität (blau) und Idler-Intensität (rot) abhängig vom Phasenanpassungsfehler ∆k bei festem Interaktionsweg z im nichtlinearen optischen Medium 2.2.2 Phasenanpassungsbedingung bei optischer parametrischer Verstärkung Für die optische parametrische Verstärkung in kollinearer Geometrie, also wenn Pump-, Signal- und Idlerstrahl parallel verlaufen, muss für die Phasenanpassungsbedingung im nichtlinearen optischen Kristall gelten: kp = ks + ki n(ωp )ωp = n(ωs )ωs + n(ωi )ωi (2.66) (2.67) Mit der Energieerhaltung (ωp = ωs + ωi ) folgt sofort: n(ωp ) − n(ωi ) ωp = n(ωs ) − n(ωi ) ωs (2.68) bzw. Aωp = Bωs (2.69) mit A = n(ωp ) − n(ωi ) (2.70) und B = n(ωs ) − n(ωi ) (2.71) Definiert man ωp > ωs > ωi , so folgt für den Brechungsindex im isotropen Medium mit normaler Dispersion: n(ωp ) > n(ωs ) > n(ωi ) (2.72) Damit folgt A > B, was mit ωp > ωs in Gleichung 2.69 zum Widerspruch führt. Dieser lässt sich nur auflösen, wenn n(ωp ) < n(ωs ) gilt. Wie in Abbildung 2.9 zu sehen, ist der außerordentliche Brechungsindex eines BBO-Kristalls für kleine Wellenlängen also große Frequenzen - kleiner als der ordentliche. Pflanzen sich der Pumpstrahl al- 21 n 1.70 no 1.65 1.60 ne 1.55 300 400 500 600 700 λ/nm Abb. 2.9: Dispersionskurve des ordentlichen (no ) und des außerordentlichen (ne ) Brechungsindexes eines BBO-Kristalls in Abhängigkeit von der Wellenlänge λ so gemäß dem außerordentlichen Brechungsindex und Signal- und Idlerstrahlen gemäß dem ordentlichen Brechungsindex in diesem doppelbrechenden Medium fort, besteht die Möglichkeit Gleichung 2.69 zu lösen: Aus Gleichung 2.39 für den effektiven außerordentlichen Brechungsindex folgt direkt: 2 cos θ = n2o (ωp )n2e (ωp ) n2e (θ,ωp ) n2e (ωp ) − − n2o (ωp ) n2o (ωp ) (2.73) und weiterhin folgt aus Impuls und Energieerhaltung bei kollinearer Geometrie: kp c ωp (ks + ki )c = ωp ωs no (ωs ) + (ωp − ωs ) · no (ωp − ωs ) = ωp ne (θ, ωp ) = (2.74) (2.75) Setzt man also Gleichung 2.75 in Gleichung 2.73 ein, so kann man den Winkel θ zwischen optischer Achse und den drei kollinear verlaufenden Strahlen als Funktion der zu verstärkenden Signal-Wellenlänge auftragen (Abbildung 2.10). Dabei wurde eine PumpWellenlänge von 400nm angenommen, wie sie auch in unserem Aufbau vorliegt. An dieser Kurve kann man bereits gut erkennen, dass für einen bestimmten Winkel nur ein sehr kleiner Wellenlängenbereich verstärkt werden kann, da die Kurve im gesamten 22 abgebildeten Bereich eine endliche Steigung hat. Das führt dazu, dass in einem (kollinearen) OPA immer der BBO-Winkel an die gerade zu verstärkende Wellenlänge angepasst werden muss. Da man bei der Verstärkung eines einzelnen Pulses natürlich auf einen bestimmten Winkel festgelegt ist, bedeutet das eine Einschränkung der Bandbreite des verstärkten Pulses. Das Frequenzspektrum kann eine bestimmte Bandbreite, abhängig von der Position in Abbildung 2.10, nicht überschreiten. Das bedeutet wiederum, dass die Pulsdauer der verstärkten Pulse nach unten begrenzt ist und minimal ∼60fs-Pulse mit einem OPA in kollinearer Geometrie erreicht werden können. θ/° 35 30 450 500 550 600 650 700 λ/nm Abb. 2.10: Phasenanpassung-Kurve für einen in kollinearer Geometrie betriebenen OPA berechnet aus Gleichung 2.73 mit Gleichung 2.75. Die Kurve gibt an, welche Wellenlänge λ bei welchem Winkel θ zwischen optischer Achse des BBO-Kristalls und der Richtung des k-Vektors des Pump-Pulses verstärkt wird. Ausgehend von den bis jetzt besprochenen Grundlagen lässt sich das Funktionsprinzip eines NOPAs und in diesem Zusammenhang die Beschreibung kurzer Laserpulse darstellen. Im folgenden Abschnitt geht es nun um das Verständnis der Messmethode in deren Zusammenhang der NOPA in unserem Labor eingesetzt werden soll: Die 2-Photon-Photoemissions-Spektroskopie. 2.3 2-Photon-Photoemissions-Spektroskopie Um den NOPA unter realen Bedingungen zu testen, wurde unter anderem ein 2-PhotonPhotoemissions-Experiment durchgeführt. Aus diesem Grund wird diese experimentelle Methode im folgenden Kapitel beschrieben. Allgemein ist die Photoemissions-Spektroskopie eine verbreitete Methode zur Untersuchung von Oberflächen von Festkörpern. Bei den verwendeten Energien von ∼ 4eV 23 beträgt die mittlere freie Weglänge der Elektronen im Festkörper ungefähr 5nm. Somit werden sowohl oberflächenspezifische als auch das Volumen betreffende Effekte sichtbar sein [Kir09]. Ein Photon regt dabei ein Elektron nahe der Oberfläche des Festkörpers an und hebt es über das Vakuum-Niveau. Es ist nun frei und die überschüssige kinetische Energie kann von einem Detektor (z.B. Flugzeitspektrometer) gemessen werden. Misst man diese kinetische Energie, so kann man Rückschlüsse auf die energetische Position des Elektrons vor der Anregung innerhalb des Festkörpers ziehen, sofern die Photonenenergie bekannt ist. Die 1-Photon-Photoemmission erlaubt es, die besetzte elektronische Struktur des Festkörpers zu untersuchen [Hüf96]. Beim absoluten Temperaturnullpunkt wären die Zustände des Festkörpers genau bis zur Fermi-Energie besetzt. Für real erreichbare, endliche Temperaturen beschreibt die Fermi-Verteilungsfunktion die Verteilung der Elektronen um die Fermi-Energie. In einem 2PPE-Experiment können auch unbesetzte Zustände, also (bei T= 0◦ K) solche zwischen Fermi- und Vakuum-Niveau, untersucht werden. Die Photonen-Energie wird dabei meist kleiner als die Austrittsarbeit der Probe gewählt, sodass ein einzelnes Photon keine Emission eines Elektrons bewirken kann.1 Ein erstes Photon kann jedoch zunächst ein Elektron aus einem besetzten Zustand unterhalb des Fermi-Niveaus in einen unbesetzten Zustand zwischen Fermi- und Vakuum-Niveau anregen. Dieser Zustand kann durch ein zweites Photon abgefragt werden, welches das Elektron über das Vakuum-Niveau hebt, wo es detektiert werden kann. Dieser Anregungs-Abfrage-Prozess wird auch oft als Pump-Probe-Technik bezeichnet. Der Anregungspuls heißt dementsprechend Pump-Puls, der Abfragepuls wird Probe-Puls genannt. Verschiedene Anregungsmechanismen sind in Abbildung 2.11 zu sehen. Die kinetische Energie der Elektronen wird in unserem Labor mit einem Flugzeitspektrometer, kurz TOF (engl.: time of flight), über die benötigte Flugzeit und die daraus errechnete Geschwindigkeit gemessen. Dabei ist zu bemerken, dass bei senkrechter Orientierung der Probe vor dem Flugzeitspektrometer nur Elektronen, die innerhalb des Akzeptanzwinkels2 des Flugzeitspektrometers senkrecht aus der Probenoberfläche austreten (deren Parallelimpuls kk also entsprechend dem Akzeptanzwinkel nahe Null ist), detektiert werden. 2.3.1 Anregungsmechanismen Die Möglichen Anregungsmechanismen in einem 2PPE-Experiment sind in Abbildung 2.11 aufgezeigt. Grundsätzlich nennt man den zuerst stattfindenden Anregungs-Schritt „Pump“ und den darauffolgenden Abfrage-Schritt „Probe“. Ein Elektron wird also durch 1 Ein-Photon-Photoemission ist somit nicht möglich. Da sie viel wahrscheinlicher ist, als Zwei-PhotonenProzesse, würde ihr Signal das 2PPE-Signal überdecken. 2 Im Falle des für diese Arbeit verwendeten Flugzeitspektrometers beträgt der Akzeptanzwinkel 7.6◦ 24 ΔE EVakuum hνprobe hνpump EFermi a) b) c) Abb. 2.11: Mögliche 2PPEAnregungsmechanismen: a) resonante Anregung: Ein Elektron wird durch den Pump-Puls der Energie hνpump in einen realen Zwischenzustand angeregt. Von diesem wird es durch den Probe-Puls der Energie hνprobe in den detektierten Endzustand abgefragt. b) das Elektron wird über inelastische Streuprozesse in den Zwischenzustand angeregt. c) nichtresonante Anregung über virtuelle Zwischenzustände. Variation der Pump-Photon-Energie führt zu einer Verschiebung der Signatur im Spektrum um den gleichen Betrag. ein Photon des Pump-Pulses in einen Zwischenzustand angeregt. Ist dieser Zwischenzustand real, so nennt man dies eine resonante Anregung. Sie ist in Abbildung 2.11 a) Ekin schematisch dargestellt. Handelt es sich lediglich um einen virtuellen Zwischenzustand, Fermi-Kante so bezeichnet man die Anregung als nicht-resonant, wie in Abbildung 2.11 c) zu sehen A ist. Wenn man bei der Anregung in den Zwischenzustand zusätzlich Streuprozesse B berücksichtigt, ist auch eine indirekte Anregung möglich. Diese ist in Abbildung 2.11 b) sek. Kante abgebildet. EVakuum 2PPE-Signal In jedem Fall wird das System nach der ersten Anregung durch ein Photon des ProbePulses abgefragt.3 Die Unterscheidung zwischen B resonanten und nicht-resonanten Anregungen ist durch genauere Analyse der Peak-Positionen bei Variation der Pump-Energie Austrittsarbeit � möglich [Mey07]. Die Peak-Position eines realen Zustands ändert sich im Gegensatz zu EFermi der eines virtuellen Zustandes nicht, wenn man A nur die Pump-Photonen-Energie verän- d) den NOPA, da damit die dert. Dies erfordert eine durchstimmbare Lichtquelle wie z.B. Photonenenergie einfach variiert werden kann. Somit ist die Unterscheidung von virtuellen und realen Zwischenzuständen erst möglich. 2.3.2 Energiespektren und Energieachsen Die gesamte mit dem Flugzeitspektrometer gemessene Energie setzt sich folgendermaßen zusammen: Ẽkin = Ekin + eUbias + ∆Φ 3 (2.76) Im Zusammenhang dieser Arbeit wurden gleiche Pump- und Probe-Photonenenergien verwendet, um die zeitaufgelöste Pulscharakterisierung zu vereinfachen. Im Allgemeinen sind jedoch unterschiedliche Pump- und Probe-Photonenenergien möglich und auch sinnvoll. 25 Dabei ist Ekin die eigentliche kinetische Energie der Elektronen. eUbias ist ein durch die sogenannte Bias-Spannung, die zwischen Spektrometer und Probe angelegt werden kann, entstandener Beitrag und ∆Φ entspricht dem Unterschied zwischen der Austrittsarbeit des Spektrometers und der Probe. Über die Bias-Spannung können Elektronen im Spektrometer beschleunigt oder abgebremst werden. Sie dient zum einen dazu, den Unterschied der Austrittsarbeiten von Spektrometer und Probe ∆Φ auszugleichen, zum anderen lässt sich über die Variation der Bias-Spannung der Zeitpunkt des Auftreffens der Lichtpulse auf der Probe und somit der Zeitnullpunkt für die Flugzeitmessung im Spektrometer bestimmen [Mey07]. Die Entstehung eines Flugzeit-Spektrums ist in Abbildung 2.12 veranschaulicht. Die Elektronen, welche durch die Absorption von Pump- und Probe-Puls gerade so über die Vakuum-Energie gehoben werden, resultieren im Spektrum in der sekundären Kante. Ein besetzter Zustand A führt im Spektrum zu einem Peak PA, dessen Position von Pump- und Probe-Photonen-Energie abhängt.4 Im allgemeinen erfolgt diese Anregung über einen virtuellen Zwischenzustand, wenn die Photonenergie nicht genau so gewählt wird, dass Elektronen resonant vom besetzten in einen realen unbesetzten Zustand angeregt werden. Ein realer unbesetzter Zustand B, der durch den Pump-Puls populiert werden kann, führt zu einem Peak PB, dessen Position nur von der Probe-Photonenenergie abhängt. Die Elektronenverteilung um die Fermi-Energie (Fermi-Dirac-Verteilung) spiegelt sich in der sogenannten Fermi-Kante, welche das gemessene Spektrum als hochenergetische Abbruchkante abschließt, wieder. Die Austrittsarbeit Φ der Probe berechnet sich aus der Breite des gemessenen Spektrums (Ẽkin (F K) − Ẽkin (SK)) und der verwendeten Photonenenergie hν: Φ = 2hν − (Ẽkin (F K) − Ẽkin (SK)) (2.77) Der Abstand des unbesetzten Zwischenzustands B zum Fermi-Niveau, den wir mit E−EF bezeichnen, entspricht nach Abbildung 2.12 genau der Differenz aus der Austrittsarbeit Φ plus Position vom Peak PB im Spektrum und Photonenenergie plus Versatz: E − EF = Φ + Ẽkin (P B) − hνprobe − eU − ∆Φ (2.78) Mit Gleichung 2.77 und Gleichung 2.76 und wenn man berücksichtigt, dass Ẽkin = eU + ∆Φ gilt, lässt sich dies in folgendes Ergebnis umschreiben: E − EF = Ẽkin (P B) + hν − ẼFK 4 (2.79) Die Peak-Position hängt weiterhin vom Versatz durch Bias-Spannung und dem Unterschied in den Austrittsarbeiten von Spektrometer und Probe ab. 26 Modellvorstellung gemessenes Spektrum Ẽkin Fermi-Kante PA PB sekundäre Kante Ẽkin(PB) EVakuum B 2PPE-Signal Φ hνprobe Versatz= eU+ΔΦ EFermi A hνpump a) b) c) d) Abb. 2.12: Modellvorstellung der untersuchten Probe und Zustandekommen des gemessenen 2PPE-Spektrums: a) Pump- und Probe-Puls-Energie reichen zusammen gerade aus, das Elektron über die Vakuum-Energie zu heben. Ein Versatz vom Betrag eU + ∆Φ kommt gemäß Gleichung 2.76 immer hinzu. Die im Spektrum gemessene kinetische Energie entspricht an dieser Position genau diesem Versatz. Diese niederenergetische Abbruchkante heißt sekundäre Kante. b) Existiert ein realer Zwischenzustand B, so spiegelt sich das in einem Peak PB wieder, wenn dieser vom Pump-Puls bevölkert und vom Probe-Puls abgefragt werden kann. c) Ein besetzter Zustand A, der in diesem Fall über einen virtuellen Zwischenzustand abgefragt wird, resultiert in einem weiteren Peak PA. d) Mit der sogenannten Fermi-Kante, die die Fermi-Verteilung um EFermi wiederspiegelt, endet das Spektrum zu großen Energien hin. Der Versatz lässt sich über eine, im fortlaufenden Text beschriebene, Verschiebung der Energieachsen eliminieren. Der exponentiell mit steigender kinetischer Energie abfallende Hintergrund ist auf Sekundärelektronen, die aufgrund von Elektron-Elektron-Streuung auftreten, zurückzuführen. Diese sogenannten „heißen“ Elektronen und ihre Dynamik ist z.B. in [Oga97] beschrieben, und wird bei der Diskussion der Ergebnisse in Kapitel 5 genauer betrachtet. Im Allgemeinen beeinflusst die Zustandsdichte der Elektronen im Kupfer-Volumen unterhalb EF auch die Struktur des Spektrums. In dem hier relevanten Bereich ist diese jedoch nahezu konstant (sp-Band von Cu). 27 Um die sogenannte Zwischenzustandsenergie E − EF direkt aus dem Spektrum ablesen zu können, muss man also die energetische Position der Fermi-Kante Ẽkin (F K) von der kinetischen Energie der Elektronen abziehen und die Photonenenergie hν addieren. Damit hat man den Energienullpunkt bezüglich eines Zwischenzustands auf die FermiEnergie gelegt. Interessiert man sich für die energetische Position eines Anfangszustands A in Bezug auf die Fermi-Energie, so muss man die Photonenenergie wieder abziehen.5 2.3.3 Zeitaufgelöste 2PPE-Messung Ekin Ekin hνprobe TOF-Spektrometer EVakuum hνpump Δt EFermi 0 Δt t Abb. 2.13: Prinzip der zeitaufgelösten 2PPE-Messung: Anregung eines Elektrons aus einem besetzten Zustand unterhalb des Fermi-Niveaus durch den Pump-Puls in einen unbesetzten Zustand zum Zeitpunkt t = 0. Nach einer Zeitverzögerung ∆t wird die Population des ursprünglich unbesetzten Zustandes durch einen Probe-Puls abgefragt. Die Überschussenergie bezüglich des Vakuum-Niveaus EVakuum wird als kinetische Energie des Elektrons im Flugzeitspektrometer nachgewiesen. Ein zusätzlicher Vorteil der 2PPE-Messung im Gegensatz zu einfachen PhotoemissionsMessungen ist die Möglichkeit der zeitaufgelösten Messung. Wie in Abbildung 2.13 dargestellt, populiert zunächst der Pump-Puls einen (virtuellen oder realen) Zwischenzustand, der nun nach einer Verzögerungszeit (engl.: delay) ∆t von einem Probe-Puls über das Vakuum-Niveau angeregt und somit abgefragt wird. Ist der Zwischenzustand real, so hat er eine endliche Lebensdauer, die über die Analyse der Population als Funktion von ∆t vermessen werden kann. Handelt es sich um einen virtuellen Zwischenzustand, besitzt dieser keine Lebensdauer. Der gemessene Intensitätsverlauf abhängig von ∆t entspricht dann der Autokorrelationsfunktion (AC) des Licht-Pulses6 : 5 6 Die Überlegungen gehen wieder davon aus, dass Pump- und Probe-Photonenenergien gleich sind. Bei unterschiedlichen Pump- und Probe-Pulsen spricht man von einer Kreuzkorrelationsfunktion (XC). 28 Z ∞ f (t)f (t − τ )dt IAC = (2.80) −∞ Zeitskalen für die Lebensdauer von Zwischenzuständen reichen dabei von unter einer fs für z.B. Bildladungszustände vor Metalloberflächen [Her96] bis weit in den ps-Bereich für beispielsweise solvatisierte Elektronen [Mey07] in polaren Adsorbatschichten. Die Lebensdauer hängt dabei von der Anzahl und Wahrscheinlichkeit möglicher Zerfallskanäle für das angeregte Elektron ab. Um diese Lebensdauern direkt zeitaufgelöst zu messen, darf die Pulsdauer der verwendeten Laserpulse die Größenordnung der Lebensdauer nicht überschreiten. Eine Quelle durchstimmbarer kurzer Pulse mit einer Dauer von ∼ 20 fs, wie der NOPA, ist also für die vollständige Charakterisierung solcher Systeme sehr gut geeignet. Die zeitaufgelösten Messdaten werden meist zweidimensional in einem sogenannten „2D-Plot” dargestellt. Ein solcher ist in Abbildung 2.14 zu sehen. Die Farbe gibt, gemäß der abgebildeten Skala, die relative Intensität des 2PPE-Signals wieder. Die Abhängigkeit dieser Intensität von der Zeitverzögerung zwischen den zwei Laser-Pulsen ist auf der horizontale Achse dargestellt. Die Abhängigkeit von der (gemäß Abschnitt 2.3.2 bestimmten) Zwischenzustandsenergie E − EF auf der vertikalen Achse. Unterhalb des 2D-Plots sind Summationen der 2PPE-Intensität zwischen den farblich entsprechenden horizontalen Hilfslinien abgebildet. Sie entsprechen den bereits erwähnten Autokorrelationskurven. Rechts vom 2D-Plot befindet sich eine Summation über den Bereich zwischen den beiden vertikalen Hilfslinien des 2D-Plots. Dies entspricht einem nicht zeitaufgelösten 2PPE-Spekrum. 2.4 Das Adsorbat-Substrat-System Na auf Cu(111) Die Wahl des Systems, an dem der NOPA unter „realen Bedingungen“ getestet werden sollte, fiel auf eine Cu(111)-Oberfläche mit darauf adsorbiertem Natrium. Die Austrittsarbeit dieses Systems lässt sich über die Größe der Natrium-Bedeckung verändern und so weit absenken (unter 3 eV), dass die Energie von zwei mit dem NOPA erzeugten Photonen bei je ∼ 2 eV ausreicht, um gemäß Kapitel 2.3.2 ein ausreichend breites Spektrum zu erzeugen. Weiterhin lässt sich bei dieser Photonenenergie ein besetzter Oberflächenzustand über einen virtuellen Zwischenzustand abfragen. Dieser besitzt somit keine Lebensdauer und eignet sich gut, um die reine Pulsdauer des Laserpulses zu bestimmen. Auch eine Adsorbat-Induzierte Natrium-Resonanz mit einer theoretisch berechneten Lebensdauer von unter 7fs [Gau07] existiert, an welcher getestet werden kann, ob solch kurze Lebensdauern mit dem vorhandenen Aufbau gemessen werden können. Weiterhin hilfreich war die Tatsache, dass der Cu(111)-Kristall schon lange als bewährtes System in unserem Labor in Benutzung und auch das Wissen über die Präparation von Na-Adsorbaten in der Arbeitsgruppe bereits vorhanden ist. 29 002_e10 (intermediate) E-EF [eV] 2.5 2.0 Peak 1 1.5 Peak 2 1.0 0.5 2PPE Intensität Peak 1 Peak 2 -300 -200 -100 0 100 Zeitverzögerung [fs] 200 2PPE Intensität 0 20 40 60 80 100 rel. Intensität [%] 300 Abb. 2.14: Typischer 2D-Plot als Ergebnis einer zeitaufgelösten 2PPE-Messung. Die relative 2PPE-Intensität ist als Funktion der Verzögerungszeit zwischen Pump- und ProbePuls und Zwischenzustandsenergie E − EF in Falschfarbendarstellung dargestellt. Das 2PPE-Spektrum ohne Zeitabhängigkeit rechts vom 2D-Plot entspricht der Summation der 2PPE-Intensität zwischen den beiden vertikalen Linien im 2D-Plot. Es sind zwei sogenannte Peaks in diesem Spektrum zu sehen, deren Ursprung in Kapitel 5 diskutiert wird. Eine horizontale Summation über die Energiebereiche dieser beiden Peaks (zwischen den blauen bzw. roten Hilfslinien) resultiert in den, unter dem 2D-Plot abgebildeten, Autokorrelationskurven. Besitzt der Zwischenzustand, über den die Anregung stattfand, eine Lebensdauer, so spiegelt sich das in einer Verbreiterung der Autokorrelationskurve wieder, die weiter analysiert werden kann. 30 Die Idee einer vollständigen Charakterisierung des NOPA schloss eine Autokorrelationsmessung auf einer Probe in der UHV-Kammer ein. Dies entspricht einem üblichen zeitaufgelösten 2PPE-Experiment.7 Mit Autokorrelationsmessung ist hier gemeint, dass Pump- und Probe-Pulse aus über einen Strahlteiler aufgeteilten, mit dem NOPA erzeugten Licht bestehen. Das Ultrahochvakuum (∼ 10−10 mbar) garantiert dabei eine saubere Probenoberfläche, die für die oberflächensensitive Photoelektronenspektroskopie unabdinglich ist [Hüf96]. Des Weiteren ist Alkali auf Cu(111) kein gänzlich unbekanntes System, die Performance des NOPA lässt sich also mit bereits vorhandenen Messungen vergleichen. Das System wird z.B. beschrieben in [Bor02], [Gau07] und [Chu06]. Die elektronische Struktur eines allgemeinen Alkali/Cu(111) Systems ist in Abbildung 2.15 schematisch dargestellt. Dabei ist zu sehen, dass Cu(111) bei kk = 0 eine sogenannte Orientierungsbandlücke besitzt. Zusätzlich zu den, an der reinen Cu(111)-Oberfläche vorhandenen Zuständen (Oberflächenzustand, Bildladungszustände, projizierte Volumenbänder), tritt bei dem adsorbatbedeckten System ein allgemein als Alkali-Resonanz bezeichneter Zustand, mit einer vom Adsorbat abhängigen Lebensdauer zwischen 7 und 30 fs [Gau07], auf. Dieser Zustand hat seinen Ursprung im Valenzelektron des Adsorbats. Im untersuchten Fall von Natrium entspricht dies dem 3s-Orbital. In Abbildung 2.16 sind einige charakteristische Effekte bei Änderung der Bedeckung des Na-Adsorbates auf der Cu(111)-Oberfläche dargestellt. Zunächst fällt eine starke Änderung der Austrittsarbeit auf. Diese Änderung wird dadurch erklärt, dass eine Verschiebung des Ladungsschwerpunktes vom Adsorbat zur Substratoberfläche stattfindet, deren Ursache in der Änderung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit des 3s-Elektrons des Natriums liegt. Dies führt zu einer Dipolschicht, deren Dipolmoment so lange mit der Bedeckung an Stärke zunimmt, bis Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Dipolen zu einer Sättigung und schließlich Abschwächung des Effektes führen. Die Austrittsarbeit nimmt deshalb zunächst mit der Bedeckung ab, bis sie ab ∼ 0, 4ML wieder leicht ansteigt, um sich bei dem Wert für die Austrittsarbeit von reine Natrium (2,28 eV) zu stabilisieren. Analog zur Änderung der Austrittsarbeit verschieben sich die Bildladungszustände, da diese an das Vakuum-Niveau gebunden sind. Auch die energetische Position des Oberflächenzustands ändert sich, bis dieser bei einer Bedeckung von unter 0,2ML verschwindet. Zusätzlich zur Veränderung der bereits vorhandenen elektronische Zustände sind jedoch auch drei neue zu erkennen: Bei weniger als 0,1ML Bedeckung existiert ein besetzter Zustand B direkt unter der Fermi-Energie. Dann ist bis ca. 0,4ML eine unbesetzte Na7 In unserem Labor sind Zwei-Farben-Experimente häufiger vertreten. Dabei werden z.B. mit dem OPA erzeugte Laserpulse verdoppelt und dienen als Pump-Pulse. Als Probe-Pulse werden die unverdoppelten OPA-Pulse verwendet. Zur Charakterisierung einer neuen Lichtquelle würde dies jedoch weitere Freiheitsgrade und Fehlerquellen einführen und wurde in dieser Arbeit vermieden. 31 Cu(111) 0.00 0.02 0.04 IS Energie [eV] Abb. 2.15: Schema der elektronischen Oberflächen-Struktur von Cu(111) als Funktion von kk . Die schraffierten Bereiche stellen die in [111]-Richtung auf die Oberfläche projizierte Volumenbandstruktur von Cu dar. Des Weiteren existiert aufgrund der Oberfläche ein bei kk = 0 besetzter Oberflächenzustand (SS = Surface State) und ein unbesetzter Bildladungszustand (IS = Image State). Eine sogenannte Orientierungsbandlücke um kk = 0 ist zu erkennen. Das Alkali-Adsorbat lässt zusätzlich noch einen als Alkali-Resonanz bezeichneten Zustand auftreten. Dieser zeigt keine Dispersion in Abhängigkeit von kk , da es sich um Zustände handelt, die an den Adsorbatatomen lokalisiert sind. Das Schema wurde [Bor02] entnommen. Alkali Resonanz Orientierungsbandlücke SS Cu(111) Na/Cu(111) EVac n=2 n=2 4 n=1 n=1 Energie [eV] 3 n=3 n=2 Austrittsarbeit 2 sp-gap n=1 Bildladungszustände IS 1 0 A Natrium Resonanz EFermi B F n=0 n=0 Oberflächezustand SS -1 k//=0 0.0 0. 0.2 0.4 0.6 Na Bedeckung [ML] 32 EFermi 0.8 1.0 Abb. 2.16: Vergleich der Oberflächen-Bandstruktur von Cu(111) bei kk = 0 links mit den angeregten Zuständen des Na/Cu(111)-Systems in Abhängigkeit von der Na-Bedeckung. Zu sehen ist die Änderung der Austrittsarbeit (rot), aufgrund der Entstehung von adsorbatinduzierten Dipolen. Parallel zu dieser ändert sich die Position einer neu entstandenen Na-Resonanz (blau) und die Position des ShockleyOberflächenzustandes (grün). Die Abbildung wurde [Gau07] entnommen (Zuerst publiziert in[Fis94]). Resonanz (A) zu beobachten, die ihren Ursprung im 3s-Orbital der einzelnen Na-Atome hat. Ihre Position verändert sich ungefähr parallel zur Änderung der Austrittsarbeit. Ab 0,4ML liegt dieser Zustand (F) unterhalb der Fermi-Energie und ist somit besetzt. Das Na-Adsorbat wird hier metallisch. In dieser Arbeit wurde bei Bedeckungen von ungefähr 0,1ML gearbeitet, somit interessiert vor allem die unbesetzte Na-Resonanz (A). Die Lebensdauer eines angeregten Zustands hängt von der Anzahl und Wahrscheinlichkeit möglicher Zerfallskanälen, also der Möglichkeit Anregungsenergie wieder abzugeben, ab. Allgemein wird angenommen, dass Elektronen, die in die Na-Resonanz angeregt wurden, über die folgenden drei Kanäle relaxieren können: • RCT (resonant charge transfer) Der Resonante-Ladungs-Transfer ist ein Tranferprozess des angeregten Elektrons aus der Alkali-Resonanz in einen angeregten Zustand des Substrats. Die Anregungsenergie bleibt dabei erhalten. Normalerweise ist dies ein sehr schneller (sub-fs [Gau07, Chu06]), und damit auch dominanter Prozess, da es sich um einen EinPhoton-Prozess handelt. Weil er, aufgrund der Orientierungsbandlücke von Cu im Alkali/Cu(111)-System, jedoch weitgehend blockiert ist (in Abbildung 2.17 ist dies für das System Cs/Cu(111) beschrieben und mit einem Cs/„freies-Elektron-Metall” verglichen: Für Cs/Cu(111) gibt es bei der Energie der Alkali-Resonanz und kk = 0 keine Volumenzustände im Substrat), können die folgenden beiden Zerfallskanäle eine signifikante Rolle spielen: • Inelastische Elektron-Elektron-Streuung Die angeregten Adsorbat-Elektronen wechselwirken mit Substrat-Elektronen niedrigerer Energie. Sie streuen unter Anregung eines Elektron-Loch-Paares und geben dabei Energie ab. Da es sich um einen Mehr-Teilchen-Prozess handelt, ist er normalerweise nicht so wahrscheinlich wie der RCT-Prozess. Er spielt jedoch eine wichtige Rolle bei der Relaxation „heißer“ Elektronen, die als Hintergrund im 2PPE-Spektrum auftreten und in Kapitel 5 diskutiert werden. • Elektron-Phonon-Streuung Die Streuung von Elektronen mit Phononen entspricht einem Energietransport zum Atomgitter der Probe. Sie ist stark abhängig von der Entfernung der Lokalisierung des angeregten Zustandes von der Oberfläche. Da die angeregte Elektronenwolke im Alkali/Cu-System der Oberfläche abgewandt ist, spielt dieser Prozess hier nur eine untergeordnete Rolle [Bor02]. Andererseits kann man die, in Kapitel 5 diskutierte, durch die Anregung von Elektronen in die Alkali-Resonanz induzierte, Bewegung der Alkali-Atome in diese Kategorie zählen. Diese Arbeit wird zeigen, 33 dass dieser Effekt dann keinesfalls zu vernachlässigen ist. Cs/Cu(111), Z = 2.5 a0 b) Cs/Cu “Freies Elektron”, Z = 10 a0 Metall Vakuum Parallel zur Oberfläche [a0] Senkrecht zur Oberfläche [a0] Energie [eV] Senkrecht zur Oberfläche [a0] 4 2 0 IS SS -2 SR Metall -4 c) 4 IS -6 -8 Energie [eV] a) 2 0 -2 -4 -6 -8 freies Vakuum Cu(100)-10 Cu(111) Elektron -12 -12 0 0.2 0.4 0.6 0.8 0 0.2 0.4 0.6 0.8 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 -10 k|| [arb.] k|| [arb.] Parallel zur Oberfläche [a0] k|| [arb.] Abb. 2.17: In [Chu06] berechnete Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Elektronen nach Anregung in die Cs-Resonanz von a) Cs/Cu(111), b) Cs/Cu „Freies-Elektron-Metall“ und c) die elektronische Oberflächen-Bandstruktur des „Freien-Elektron-Metalls“ in Abhängikeit von kk . Die Abbildungen wurden [Chu06] entnommen. Für den Fall des Freien-Elektron-Metalls ist der resonante Ladungstransfer von der Alkali-Resonanz bei -2eV und kk = 0 möglich. Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons im „Freien-Elektron-Metall“ ist senkrecht zur Oberfläche maximal. Dies führt hier zur sub-fs Lebensdauer der Na-Resonanz [Chu06]. Die Oberflächen-Bandstruktur der Cu(111)-Oberfläche aus Abbildung 2.15 erlaubt diesen Übergang nicht. Das Elektron muss über Zustände mit kk 6= 0 relaxieren. Deshalb ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit bei a) in der Richtung senkrecht zur Oberfläche geringer als bei b). Für kk ∼ 0.6, wo sich Oberflächenresonanz und projizierte Bandstruktur in Abbildung 2.15 schneiden ist ein Anstieg der Aufenthaltswahrscheinlichkeit in a) zu erkennen. Das Elektron propagiert also nicht mehr senkrecht, sonder unter einem Winkel ungleich 0◦ in das Substrat. Dies führt zu einer Reduktion der RCT-Zerfalls-Rate um zwei Größenordnungen [Chu06]. Dies entspricht einer Blockade dieses Zerfallskanals und Mehr-Elektronen-Zerfalls-Prozesse können eine Rolle spielen. 34 3 Der nichtkollineare optische parametrische Verstärker (NOPA) Optische parametrische Verstärker werden zur Erzeugung durchstimmbarer (z.B. 460nm - 760nm) kurzer Laserpulse eingesetzt. Mit einem kommerziellen Gerät von Coherent (OPA 9450) wurden bereits zahlreiche Messungen in unserem Labor durchgeführt [Mey07, Ret08, Kir09]. Bei zeitaufgelösten Messungen spielt die Dauer der generierten Laserpulse eine große Rolle. Einfach gesagt, führt eine kürzere Pulsdauer zu einer besseren (zeitlichen) Auflösung, sowohl, wenn es um die direkte Bestimmung von Lebensdauern geht, als auch um durch Modellannahmen modellierte. Das untere Limit für die Pulsdauer der mit dem vorhandenen OPA generierten Pulse liegt bei ca. 60fs. Die erreichbaren Pulsdauern lassen sich jedoch weiter verkürzen, wenn man den optischen parametrischen Verstärker in einer nichtkollinearen Geometrie betreibt, da dieser eine größere spektrale Bandbreite verstärken kann. Man bezeichnet ihn dann als nichtkollinearen optischen parametrischen Verstärker (engl. Noncollinear Optical Parametric Amplifier), kurz NOPA [Rie00, Cer03]. Das hauptsächliche Ziel dieser Arbeit war nun die Optimierung, Charakterisierung und schließlich auch die Verwendung eines bereits bestehenden NOPA-Aufbaus in einem exemplarischen 2PPE-Experiment im UHV. 3.1 Allgemeines Funktionsprinzip eines OPAs Ich habe bereits in Abschnitt 2.2.1 den nichtlinearen Prozess der optischen parametrischen Verstärkung beschrieben. Das Funktionsprinzip eines, im sichtbaren Wellenlängenbereich arbeitenden, OPAs ist in Abbildung 3.1 skizziert. Betrieben wird der OPA mit einem Teil des, durch den regenerativen Verstärker (RegA, siehe Abschnitt 3.2) zur Verfügung gestellten, Lichts. Dabei handelt es sich um Pulse mit einer zentralen Wellenlänge von ∼ 800 nm, einer Repetitionsrate von 300 kHz, bei einer Pulsenergie von 2 bis 2,4 µJ und einer Bandbreite von ∼ 10 THz, welche transform-limitierte Pulse von einer minimalen Dauer von 30-40 fs ermöglicht. 35 800nm BS ~460-710nm WL Stretcher SHG OPA BBO 400nm delay Abb. 3.1: Prinzipskizze eines optischen parametrischen Verstärkers. Eingangspulse der mit 800nm zentraler Wellenlänge werden am Beamsplitter (=Strahlteiler) BS aufgeteilt. Ein Teil wird zur Weißlichterzeugung WL verwendet, der Rest zur Erzeugung der zweiten Harmonischen SHG (800nm→400nm). Im OPA BBO findet der Prozess der optischen parametrischen Verstärkung statt. Über die Zeitverzögerungsstrecke (delay) kann man einstellen, mit welchem spektralen Teil des linear gechirpten Weißlichts der 400nm Puls gleichzeitg im OPA BBO ankommt. Der optionale Stretcher verlängert den Pump-Puls. Weißlicht A Weißlicht B Weißlicht C Fundamentale (800nm) norm. Intens. [arb.] 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 500 600 700 Wellenlänge [nm] 800 Abb. 3.2: Gemessene spektrale Intensität des mit dem Saphir-Substrat erzeugten Weißlichts in Abhängigkeit von der Wellenlänge. Das Weißlichtspektrum konnte aufgrund seiner Breite nicht in einer einzelnen Messung aufgenommen werden, sondern in drei (blau bis grün) mit jeweils verschiedenen Ausrichtungen des Beugungsgitters im Spektrometer. Die dadurch variierende Transmissionsfunktion des Spektrometers führt zu den unterschiedlichen Intensitäten der einzelnen Messungen in den Überschneidungsbereichen. Die obere Kante bei ∼710nm ist durch einen Filter um 800nm bedingt, der die Fundamentale nach der Weißlichterzeugung aus dem Weißlicht entfernt. In rot ist die Fundamentale dargestellt (separate Messung). 36 Wie in Abbildung 3.1 zu sehen ist, wird mit einem Beamsplitter ein kleiner Teil der 800nm (typischerweise 10-20%) reflektiert und zur Weißlichterzeugung verwendet. Dieser Arm des Aufbaus stellt den Signal-Puls (vgl. Kapitel 2.2.1) für den Prozess der optischen parametrischen Verstärkung bereit. Weißlichterzeugung (engl. „supercontinuum generation” SCG bzw. „whitelight generation”) in transparenten Medien wurde zuerst von Alfano und Shapiro [Alf70] beobachtet. Sie findet in einem transparenten Medium (z.B. Saphir, CaF2) aufgrund des Prozesses der Selbstphasenmodulation (SPM) statt. Die Selbstphasenmodulation basiert auf der Intensitätsabhängigkeit des Brechungsindex, welche wiederum auf der nichtlinearen-Suszeptibilität dritter Ordnung beruht. Dann gilt für eine sich zeitlich ändernde Intensität I(t) [Rul98]: 1 n(t) = n0 + n2 I(t) 2 (3.1) Ist die Intensitätsabhängigkeit räumlicher Natur, so führt dies zum Kerr-Linsen-Effekt. Betrachtet man zeitliche Intensitätsverteilungen, genauer die Zeitabhängigkeit der In2 tensität kurzer gaußförmiger Laserpulse gemäß Gleichung 2.6 mit I(t) = e−Γt , so folgt mit dem Ansatz der ebenen Welle für deren Phase: ω0 n(t) c (3.2) ∂Φ(t) ω0 n2 ∂I(t) = ω0 − x ∂t 2c ∂t (3.3) Φ(t) = ω0 t − k(t)x = ω0 t − Und mit Gleichung 3.1 für die instantane Frequenz: ω(t) = Dies enstpricht der Erzeugung neuer Frequenzen abhängig von der Intensitätsänderung [Rul98]. Weiterhin spielt bei der Weißlichterzeugung auch Vier-Wellen-Mischung eine Rolle [Kar08]. Resultat dieser Prozesse ist eine spektrale Verbreiterung des fundamentalen 800nm-Pulses mindestens über den ganzen sichtbaren Bereich. Ein Spektrum eines solchen durch Fokusierung in ein Sapphir-Substrat erzeugten Weißlichts ist in Abbildung 3.2 zusammen mit dem Spektrum der Fundamentalen gezeigt. Wichtig hierbei ist, dass bei der Selbstphasenmodulation neu entstanden Wellenlängenanteile im sichtbaren Bereich näherungsweise linear zeitlich versetzt zur Fundamentalen liegen (Abbildung 3.3). Der hier gezeigte Group Delay GD = Kapitel 2.1.1) über GD = x vg ∂Φ(ω) ∂ω ist mit der Gruppengeschwindigkeit vg (vgl. verknüpft, wenn x der zurückgelegte Weg ist. Er gibt an um wieviel Zeit die spektralen Komponenten eines Pulses zueinander versetzt sind. Das Weißlicht ist hier also im Bereich von 500nm bis 750nm in erster Linie linear gechirpt [Cer97]. Der andere Teil (typischerweise 80-90%) der Fundamentalen (800nm) wird, wie in Abbildung 3.1 zu sehen ist, meist in einem BBO- oder LBO-Kristall über den SHG-Prozess frequenzverdoppelt. Somit steht ein Pump-Puls mit einer Wellenlänge von 400nm (∼3eV) 37 Group Delay [fs] 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -250 500 600 700 800 900 Wellenlänge [nm] Abb. 3.3: Zeitliche Verteilung der spektralen Komponenten des, mit Sapphir erzeugten, Weißlichts. Group Delay entspricht der Zeitverzögerung des Pulses nach einem bestimmten zurückgelegten Weg. Diese Zeitverzögerung ist frequenzabhängig, die verschiedenen Frequenzanteile zwischen 500nm und 750nm sind nahezu linear zeitlich versetzt. Dies entspricht einem linearen Chirp. Abbildung wurde [Cer97] entnommen für den Prozess der optischen parametrischen Verstärkung zur Verfügung (vgl. Kapitel 2.2.1). Die Pump-Pulse haben ungefähr eine um einen Faktor 100 größere Pulsenergie als die Weißlicht-Pulse. Über die Zeitverzögerungsstrecke - zum Beispiel im Pump-Pfad - des OPAs kann man nun den zeitlichen Versatz zwischen Pump- und Signal-Puls einstellen. Damit bestimmt man, welcher spektrale Anteil des Signal-Pulses (Weißlicht), gleichzeitig mit dem 400nm Pump-Puls in einem weiteren BBO (BBO2) ankommt. Dieser Teil des Signal-Pulses kann dort mit Hilfe des Pump-Pulses über den Prozess der optischen parametrischen Verstärkung, der in Kapitel 2.2.1 beschrieben wurde, verstärkt werden. Wie man dort sehen konnte, muss bei einem OPA in kollinearer Geometrie zusätzlich der Winkel des zweiten BBOs angepasst werden, um die verstärkte Wellenlänge einzustellen. Dies begrenzt die Verstärkungsbandbreite. Betreibt man den optischen parametrischen Verstärker jedoch in einer nichtkollinearen Geometrie, so entfällt diese Notwendigkeit teilweise. Dies soll im nächsten Kapitel betrachtet werden. 3.1.1 Phasenanpassungsbedingung in nichtkollinearer Geometrie Eine nichtkollineare Geometrie wurde zuerst von Gale et al. [Dri94] vorgeschlagen und in einem optischen parametrischen Oszillator eingesetzt. Betrachten wir also die Phasenan- 38 op tis ch e Ac h e s kp B ki A θ Ψ Ω ks Abb. 3.4: k-Vektoren von Pump-, Signal- und Idlerstrahl in nichtkollinearer Geometrie passungsbedingung, wenn die k-Vektoren von Pump-, Signal- und Idler-Welle nichtkollinear in einer Ebene durch den BBO verlaufen: Die Phasenanpassungbedingung muss nun in Vektorschreibweise kp = ks + ki lauten und ist in Abbildung 3.4 dargestellt. Einfache geometrische Überlegungen führen dann zunächst auf: A = ks cos Ψ q B = ki2 − (ks sin Ψ)2 (3.4) (3.5) kp = A + B = ks cos Ψ + q ki2 − (ks sin Ψ)2 (3.6) Dies kann man nun wieder in Gleichung 2.74 einsetzen: ne (θ, ωp ) = = ks cos Ψ + q ki2 − (ks sin Ψ)2 c ωp ωs no (ωs ) cos Ψ + p (ωp − ωs )2 · n2o (ωp − ωs ) − (ωs no (ωs ) sin Ψ)2 ωp (3.7) Mit Gleichung 2.73 folgt daraus ein allgemeiner Zusammenhang zwischen verstärkter Wellenlänge ωS und dem Winkel θ (zwischen k-Vektor des Pump-Strahls und optischer Achse). Der Winkel Ψ ist ein weiterer Parameter, über den die Nichtkollinearität in die Problemstellung eingeht. Wie an Abbildung 3.5 zu sehen ist, wird die PhasenanpassungsKurve für einen Winkel zwischen Pump- und Signal-Puls von Ψ = 3.7◦ ab einer Wellenlänge λ = 500 nm sehr flach. Für einen Winkel θ ∼ 32◦ lässt sich also über einen weiten Bereich oberhalb von 500nm Verstärkung erzielen. Dies bedeutet zum einen, dass der BBO-Winkel bei dieser Konfiguration nicht mehr angepasst werden muss, wenn man 39 θ [°] Ψ=5° 35 30 25 Ψ=4.5° Ψ=3.7° Ψ=3° Ψ=2° Ψ=0° 450 λ [nm] 500 550 600 650 700 Abb. 3.5: Phasenanpassungs-Kurven für verschiedene Winkel Ψ zwischen den kVektoren von Pump- und Idler-Strahl. Der Winkel θ zwischen optischer Achse und k-Vektor des Pump-Strahls ist in Abhängigkeit der zu verstärkenden Wellenlänge λ dargestellt. Kollinearer Fall der optischen parametrischen Verstärkung: Ψ = 0◦ (blau), optimaler nichtkollinearer Fall mit flacher Phasenanpassungs-Kurve ab λ = 500 nm: Ψ = 3, 7◦ (grün). Hier ist die Phasenanpassung für einen Winkel θ ∼ 31◦ über einen weiten Wellenlängenbereich erfüllt. andere Wellenlängen verstärken will, und zum anderen, dass die Bandbreite der Verstärkung nicht mehr vom Winkel abhängt, sondern lediglich vom zeitlichen Überlapp von Pump-und Signal-Puls: In Abbildung 3.6 a) wird der grüne Anteil des Weißlichts verstärkt, da sich dieser Gleichzeitig mit dem Pump-Puls im Verstärkungs-BBO befindet, in Abbildung 3.6 b) entsprechend der orangene Anteil. Ist die Phasenanpassung also für einen weiten Wellenlängenbereich erfüllt, so hängt die Bandbreite des verstärkten Pulses, innerhalb dieses Bereichs, nun in erster Linie vom Verhältnis der Pulsdauer des Weißlicht-Pulses und des Pump-Pulses ab: Ist der PumpPuls viel kürzer als der Weißlicht-Puls, so überdeckt er zeitlich nur einen kleinen spektralen Bereich des Weißlicht-Pulses (Abbildung 3.6 a) und b)). Hat der Pump-Puls eine mit dem Weißlicht-Puls vergleichbare Dauer (Abbildung 3.6 c)), so überdeckt er zeitlich einen breiteren spektralen Bereich des Weißlichtpulses, die Bandbreite der Verstärkung kann also größer sein. Um den Pump-Puls im experimentellen Aufbau zu verlängern, kann optional ein sogenanter Stretcher, wie in Abbildung 3.1 gezeigt, eingesetzt werden. Eine weitere, für die effektive optische parametrische Verstärkung mit großer spektraler Bandbreite, nötige Voraussetzung ist, dass die Gruppengeschwindigkeiten von Signalund Idler-Puls angepasst sind. Dass diese Voraussetzung erfüllt ist und was sie genau bedeutet wird im Folgenden erklärt: Mathematisch lässt sich die Bedingung für breitbandige Phasenanpassung (broadbandphase-matching) analog zur Phasenanpassungsbedingung ∆k = 0 folgendermaßen for- 40 a) b) τ1 c) τ2 Abb. 3.6: a) Verstärkung von grünem Anteil des Weißlichts durch den Pump-Puls (blau) bei einer bestimmten Zeitverzögerung τ1 , b) Verstärkung von orangenem Anteil des Weißlichts bei einer anderen Zeitverzögerung τ2 , c) größere Verstärkungsbandbreite bei längerem Pump-Puls aufgrund größerem Überlapps mulieren: ∂∆k =0 ∂ωs (3.8) Dies entspricht auch in λ einer flachen Phasenanpassungskurve und führt zu folgendem Effekt: Spaltet man ∆k = kp − ki − ks in eine Komponente parallel und eine senkrecht zu ks auf, erhält man: ∆kk = kp cos Ψ − ks − ki cos Ω ∆k⊥ = kp sin Ψ − ki sin Ω (3.9) (3.10) Weiterhin folgt mit der Definition der Gruppengeschwindigkeit aus Abschnitt 2.1.1: ∂ks −1 = vgs ∂ωs ∂ki ∂ki ∂ωi −1 ∂ωp − ωs −1 = = vgi = −vgi ∂ωs ∂ωi ∂ωs ∂ωs (3.11) (3.12) und schließlich: ∂∆kk ∂ks ∂ki ∂Ω =− − cos Ω + ki sin Ω =0 ∂ωs ∂ωs ∂ωs ∂ωs ∂∆k⊥ ∂ki ∂Ω = − sin Ω − ki cos Ω =0 ∂ωs ∂ωs ∂ωs (3.13) (3.14) Multipliziert man nun Gleichung 3.13 mit cos Ω und Gleichung 3.14 mit sin Ω, addiert beide und ersetzt gemäß Gleichung 3.11 und Gleichung 3.12 erhält man: vgi cos Ω = vgs (3.15) 41 Die linke Seite von Gleichung 3.15 entspricht nach Abbildung 3.4 der Projektion von vgi (der Gruppengeschwindigkeit des Idler-Pulses, die in Richtung ki zeigt) auf die Ausbreitungsrichtung des Signal-Pulses. Diese Projektion ist genau gleich der Gruppengeschwindigkeit des Signal-Pulses vgs . Dies verhindert ein auseinanderlaufen von Signalund Idler-Puls im BBO in Richtung von ks , wie in Abbildung 3.7 a) zu sehen und wie sie beim OPA in kollinearer Geometrie der Fall ist. Das Auseinanderlaufen von Signal und Idler führt zu einer Verringerung der spektralen Bandbreite und somit einer Verlängerung der Pulsdauer [Cer03]. Die nichtkollineare Geometrie ermöglicht also abgesehen a) kollinear vgi>vgs b) nichtkollinear vgicosΩ=vgs Ω Abb. 3.7: Vergleich der relativen Ausbreitung von Signal- und Idler-Puls: a) Auseinanderlaufen von Signal- (grün) und Idler-Pulsen (rot) aufgrund unterschiedlicher Gruppengeschwindigkeiten in kollinearer Geometrie. b) In nichtkollinearer Geometrie sind Projektion der Idler-Gruppengeschwindigkeit auf die Ausbreitungsrichtung des Signal-Pulses (vgi cos Ω) und Gruppengeschwindigkeit des Signal-Pulses gleich. Die Pulse laufen bezüglich der Signal-Ausbreitungsrichtung nicht auseinander. von der Breitband-Phasenanpassung auch durch diese Anpassung der Gruppengeschwindigkeiten von Signal- und Idler-Puls eine große spektrale Verstärkungsbandbreite. Nach wie vor stellt sich jedoch das Problem, dass die verstärkten Pulse stark gechirpt sind und noch komprimiert werden müssen. Dazu jedoch mehr in Kapitel 3.5. 3.1.2 Optische parametrische Fluoreszenz Ein für die Justage des NOPA wichtiger und der optischen parametrischen Verstärkung verwandter Effekt ist die optische parametrische Fluoreszenz. Etwas vereinfacht kann man sie als optische parametrische Verstärkung ohne Signal-Strahl bezeichnen. Die Rolle der zu verstärkenden Signal-Photonen übernehmen hier statistisch in Wellenlänge und Ausbreitungsrichtung verteilte Photonen aus dem Quantenrauschen bzw. aus dem Streulicht der Umgebung [Pen07]. Diese Signal-Photonen können dann verstärkt werden, wenn Phasenanpassung gemäß Kapitel 3.1.1 gewährleistet ist. Dazu sind in Abbildung 3.8 Phasenanpassungskurven für verschiedene Winkel Ψ zwischen Signal- und Pump-Strahl zu sehen. Schließt der Pump-Strahl mit der optischen Achse des BBOs einen Winkel von 42 z.B. θ ∼ 29◦ ein, so führt dies zu den in Abbildung 3.8 a) angedeuteten Verstärkungen verschiedener Wellenlängen unter verschiedenen Pump-Signal-Winkel Ψ1 , Ψ2 und Ψ3 . Es entstehen Kreisförmige OPG-Ringe mit wellenlängenabhängigen Radien, die den unterschiedlichen Winkeln entsprechen. Dreht man den BBO und damit dessen optische Achse zu einem Winkel von θ ∼ 31◦ , so werden Photonen über einen weiten Wellenlängenbereich unter dem Winkel Ψ ∼ 3, 7◦ verstärkt. Es entsteht ein OPG-Ring in dem alle verstärkten Farben auftreten. Dies entspricht dem im letzten Kapitel hergeleiteten Breitband-Phasenanpassungs-Winkel. a) b) θ [°] optische Achse Ψ2 Ψ1 θ Ψ3 BBO Ψ=3.7° 35 30 θ~29° 25 c) optische Achse θ~31° Ψ~3.7° Ψ3=3° Ψ2=2° Ψ1=0° 450 θ BBO λ [nm] 500 550 600 650 700 Abb. 3.8: Schema zur Entstehung der OPG-Ringe. Beträgt der Winkel zwischen optischer Achse und Pump-Strahl θ ∼ 29◦ , so schneiden verschiedene Phasenanpassungskurven (b) diesen Winkel bei verschiedenen Wellenlängen. Diese werden alle unter einem verschiedenen Pump-Signal-Winkel Ψ verstärkt (a). Die Fluoreszenzringe weisen eine hohe räumliche Dispersion auf. Beträgt der Winkel θ jedoch ∼ 31◦ , so wird ein großer Wellenlängenbereich unter einem einzigen Breitband-Phasenanpassungs-Winkel verstärkt (c). Man beobachtet nun einen Ring, der alle verstärkten Farbkomponenten enthält. 3.2 Komponenten des Femtosekunden-Lasersystems Um den NOPA betreiben zu können, benötigt man z.B. Femtosekunden-Laserpulse bei 800nm. Diese werden bereitgestellt von einem, zu Beginn dieser Arbeit bereits funktionstüchtigen, kommerziellen fs-Lasersystem der Firma Coherent [mir97, reg99]. Es wird auch für andere Zwecke schon lange in unserem Labor verwendet (z.B. in [Mey07, Ret08, Kir09]). Die relevanten Teile des Lasersystems sind in Abbildung 3.9 skizziert. Sie bestehen aus einem Ti:Saphir Oszillator (Coherent MIRA Seed) und einem regenerativen Verstärker (Coherent RegA 9050), die beide von einem Dauerstrich-Festkörperlaser (Coherent Verdi-V18) gepumpt werden. Des weiteren existieren zwei optische parametrischen Verstärker in kollinearer Geometrie (Coherent OPA 9450 und 9850). Zusätzlich gibt es diverse Verdopplungsstrecken hinter dem RegA und dem OPA um jeweils die zweiten Harmonischen (SHG) zu generieren. In einer sogenannten Switch-Box (SB) kann der vom RegA zur Verfügung gestellte Strahl über Klappspiegel und Strahlteiler zu den jeweiligen 43 460-760nm OPA 9450 150nJ/Puls <60fs Mira SEED 800nm, 76MHz 3nJ/Puls, <40fs 6W 10W Stretcher SHG 230-380nm 800nm SB Compressor 400nm SHG 200nm SHG Verdi V18 532nm 16 W, CW NOPA RegA 9050 800nm, 300kHz 6μJ/Puls 480-620nm ~2-2.6eV Prismenkompressor UHV Probe 480-620nm (komprimierter NOPA Output) AutokorrelationsMessung Verzögerungsstrecke Abb. 3.9: Für diese Arbeit relevante Bestandteile des Femtosekunden-Lasersystems und Prinzipskizze der Autokorrelationsmessung auf einer Probe in der UHV-Kammer. Der, in Kapitel 3.5 beschriebene, Prismenkompressor dient zur Kompression der gechirpten Pulse des NOPA (In den OPA-basierenden und durch SHG aus den RegA-Pulsen gewonnenen Strahlwegen befinden sich weitere Prismenkompressoren, welche hier nicht explizit eingezeichnet sind.). Für die in Kapitel 5 beschriebene Autokorrelationsmessung auf einer Probe im Ultrahochvakuum wurden die NOPA-Pulse mit einem reflektiven Prisma (verwendet als Spiegel mit einer geraden Kante) räumlich im Verhältnis 50:50 aufgeteilt. Die Zeitverzögerung zwischen den beiden Teil-Pulsen kann über eine Verzögerungsstrecke eingestellt werden. Aufbauten geleitet werden. Es folgt eine Beschreibung dieses Lasersystems. 3.2.1 Ti:Sapphire Oszillator MIRA Es handelt sich bei dem Oszillator MIRA Seed um ein kommerzielles Gerät der Firma Coherent, welches in [mir97] beschrieben wird. Als aktives Medium wird ein Ti:Al2 O3 Kristall verwendet, also ein mit Titan-Ionen dotierter Saphirkristall. Das Einbetten von Titan-Ionen in den Saphir-Kristall bewirkt eine Kopplung mit den Gitterschwingungen des Saphirs und führt zu einer Aufspaltung der Titan-Orbitale in dicht zusammenliegende Vibrationszustände. Ein Absorptions- und Emissionspektrum dieses Materials ist in Abbildung 3.10 abgebil- 44 det. Das Absorptionsspektrum reicht über einen Bereich von ungefähr 400nm bis 600nm, Das Emissionsspektrum über einen von 650nm bis 900nm. Dabei beträgt die Lebensdauer der Fluoreszenz gut 3µs [Mou86]. Gepumpt wird das System durch einen Teil des von Verdi-V18-Dauerstrich-Lasers zur Verfügung gestellten Lichts, dessen Wellenlänge 532nm beträgt. Die zentrale Wellenlänge des Mira-Oszillators kann zwischen 780nm und 840nm mit durch einen im Resonator befindlichen doppelbrechenden Filter eingestellt werden. Wirkungsquerschnitt [arb.] a) Absorptionsspektrum b) Emissionsspektrum E Absorption Emission Intensität [arb.] 2 T2 2 400 450 500 550 600 650 700 Wellenlänge [nm] 600 700 800 900 1000 Wellenlänge [nm] Abb. 3.10: a) Absorptions- und b) Emissionsspektrum von Ti:Al2 O3 . Mit π und σ sind die Polarisationen des absorbierten bzw. emittierten Lichtes parallel und senkrecht zu einer Referenzrichtung gekennzeichnet. Die vibronisch verbreiterten Energieniveaus der Titan-Ionen c) führen zu den spektral breiten Absorptions- und Emissionsspektren. Abbildung ist [Mou86] entnommen. Des Weiteren wird der Oszillator in einem passiv modengekoppelten Modus betrieben, um kurze Pulse zu generieren. Im Ti:Al2 O3 -Kristall wird der Strahl aufgrund des optischen Kerr-Effektes intensitätsabhängig fokussiert. Dies liegt begründet in einem intensitätsabhängigen Brechungsindex, der vereinfacht folgendermaßen beschrieben werden kann (vgl. Abschnitt 3.1): n(I) = n0 + n2 I (3.16) Der räumliche Verlauf des Strahls (das Strahlprofil) bewirkt dabei über den intensitätsabhängigen Brechungsindex die Entstehung der sogenannten Kerr-Linse. Des Weiteren ändert diese Linse ihre Brennweite, wenn entlang des Resonators Intensitätsschwankungen auftreten. Wird nun eine Apertur eingeführt, die schwach fokussierte Anteile abschneidet und nur die stark fokussierten Anteile passieren lässt, so wird intensiveres Licht weniger abgeschwächt als schwächeres Licht. Bringt man eine Störung z.B. in Form einer Erschütterung in das System ein, so wird zu irgendeinem Zeitpunkt aufgrund der zufälligen Schwankung besonders gut verstärkt. Dieses Intensitätsmaximum wird immer 45 weiterverstärkt, da es aufgrund der höheren Intensität besser fokussiert wird und somit die erwähnte Apertur besser passieren kann. Die entsprechende Bandbreite, die zur Formung kurzer Pulse notwendig ist, wird durch den Prozess der Selbstphasenmodulation zur Verfügung gestellt, wie er schon für die Weißlichterzeugung in Abschnitt 3.1 beschrieben wurde. Aufgrund schneller Intensitätsschwankungen entstehen dabei neue Frequenzanteile und die spektrale Bandbreite nimmt zu. Die gesamte Gruppengeschwindigkeitsdispersion (GVD) des Resonators (Verursacht durch Spiegel, Ti:Al2 O3 -Kristall und doppelbrechenden Filter) wird mit einem Prismenkompressor innerhalb des Resonators bei jedem Umlauf kompensiert (siehe Abschnitte 2.1.1 und 3.5). Ein Teil des Lichts wird an einem Ende des Resonators über einen teilweise durchlässigen Endspiegel ausgekoppelt. Die Repetitionsrate des Oszillators ergibt sich bei einer einfachen Resonatorlänge von 1.97m unter Berücksichtigung der Lichtgeschwindigkeit zu 76 MHz. 3.2.2 Regenerativer Verstärker RegA Auch beim RegA handelt es sich um ein kommerzielles Gerät der Firma Coherent, welches dafür konzipiert ist, die durch den Mira-SEED zur Verfügung gestellten Pulse regenerativ zu verstärken. Dieser bedient sich der Technik der chirped pulse amplification [Str85]. Um den Verstärker nicht zu beschädigen, werden die Pulse in einem sogenannten Stretcher auf eine Dauer von 50-100ps verlängert. Im Stretcher durchlaufen die Laserpulse eine Anordnung mit Dispersionsgitter, die eine positive GVD bewirkt und den Puls in die Länge zieht. Die Pulse werden nun über einen akusto-optischen cavity dumper aus SiO2 mit einer Repetitionsrate von 300kHz in den RegA-Resonator eingekoppelt. Dort durchläuft der Puls ungefähr 27 Mal den Resonator und wird dort bei jedem Durchgang wieder durch Ti:Al2 O3 als aktives Medium verstärkt. Gepumpt wird der RegA genau wie der MiraSEED durch einen Teil des durch den Verdi-V18 zu Verfügung gestellten Lichts bei 532nm. Nach 27 Umläufen wird der verstärkte Puls wieder durch den cavity dumper ausgekoppelt und in einem Gitterkompressor, der analog zum Stretcher funktioniert, wieder komprimiert. Die Gitteranordnung ist im Gitterkompressor so aufgebaut, dass GVD und TOD kompensiert werden. In der Zeit, in der kein Puls verstärkt wird, sorgt ein Güteschalter (Q-Switch) dafür, dass kein spontanes Lasen im RegA-Resonator stattfindet und dabei die Besetzungsinversion abräumt. Somit steht für den eingekoppelten Mira-Puls eine maximale Besetzungsinversion zur Verstärkung zur Verfügung. Ein Beispiel für Pulsdauer und Bandbreite ist z.B. in [Mey07] nachzulesen. Die Pulsdauer der verstärkten Pulse beträgt dort nach Komprimierung 45fs (gemessene Pulsdauer in [Mey07]). 46 3.3 Optimierung des vorgefundenen NOPA-Aufbaus BBO2 seitliche Ansicht ψ nichtkollineare Geometrie BS BBO2 delay SM SM stretcher L2 S L1 B L3 L4 BBO1 Abb. 3.11: Draufsicht auf das NOPA-Design. Die RegA Pulse (Wellenlänge: 800 nm) werden an einem Strahlteiler (BS) in Weißlicht- und Pump-Pfad aufgeteilt. Die Fokussierung in den Saphir-Kristall (S) zur Weißlichterzeugung erfolgt durch die Linse L1. Mit der Irisblende (B) kann Intensität und Strahlprofil der zur Weißlichterzeugung verwendeten Fundamentalen eingestellt werden. Das Weißlicht wird dann durch die Linse L2 auf den BBO-Kristall (BBO2), in dem der Verstärkungsprozess stattfindet, fokussiert. Zur Pumplichterzeugung wird der durch den Strahlteiler transmittierte Anteil (∼ 80%) mit einer Linse (L3) in einen BBO-Kristall (BBO1) fokussiert, wo über den SHG-Prozess Pulse mit 400 nm Wellenlänge erzeugt werden. Diese werden mit der Linse (L4) vorfokussiert und über einen Spiegel, der zugleich als Zeitverzögerungsstrecke (delay) dient, schräg nach unten (seitliche Ansicht) auf den sphärischen Spiegel (SM) geworfen. Dieser fokussiert den Pumpstrahl auf den BBO-Kristall (BBO2), wo er einen spektralen Teil des Weißlichts optisch parametrisch verstärkt. Grau unterlegt ist die Seitenansicht des durch den Kasten angedeuten Bereichs, welcher die nichtkollineare Geometrie beschreibt. Der zu Beginn dieser Arbeit vorgefundendene NOPA-Aufbau war grundsätzlich funktionstüchtig und ist in Abbildung 3.11 schematisch abgebildet. Als Eingangsleistung wurden zu Beginn der Arbeit ca. 1.2W benötigt, also nahezu die gesamte vom RegA zur Verfügung gestellte Leistung. Dies entspricht bei 300 kHz Repetitionsrate einer Pulsenergie von 4µJ. Von diesen wurden 15% an einem Strahlteiler (BS) des Herstellers Optoteka für die Weißlichterzeugung abgezweigt. Die Fundamentale konnte hier durch eine Irisblende (B) in Intensität und Strahlprofil geändert werden. Nach drei Spiegeln wurde dazu der Strahl mit einer Linse (L1, f=30mm) des Herstellers Optoteka auf ein 1mm dickes Saphir-Substrat (S), in dem die Weißlichterzeugung stattfindet, fokussiert. Eine zweite Linse (L2, f=30mm) desselben Herstellers rekollimiert bzw. fokussiert das im Saphir entstandene Weißlicht in Richtung BBO2, in welchem der optisch parametrische Verstärkungsprozess stattfindet. Mit einem optionalen Filter nach der Linse L2 konnte die Fundamentale (800nm) aus dem Weißlicht gefiltert werden. Für den Pump-Strahlengang wurden die restlichen 85% nach dem Strahlteiler mit einer 47 Linse (L3, f=200mm) auf den BBO1 (unbekannte Dicke) fokussiert. Der entstandene 400nm-SHG-Puls ist aufgrund des SHG-Prozesses s-polarisiert, da nur so die, in Kapitel 2.2 und auf Abbildung 2.6 dargestellte, Phasenanpassungbedingung des Typs 1 erfüllt sein kann. Mit einer weiteren Linse (L4, f=100mm) wurde der Pumpstrahl vorfokussiert. Mit einem Verschiebetisch unter dem darauf folgenden Spiegel konnte die Zeitverzögerung (delay) zwischen 400nm-Pump-Puls und Weißlicht-Signal-Puls eingestellt werden. Zusätzlich dazu wird hier die kollineare Geometrie verlassen, indem der Pumpstrahl nach unten gelenkt wird (zu erkennen auf Abbildung 3.11 im grau hinterlegten Kasten), um dann vom sphärischen Spiegel (SM, r=1000mm) unter dem gewünschten Winkel Ψ zum Weißlicht (und zur optischen Achse von BBO2) in den BBO2 (Dicke: 3mm) fokussiert zu werden. Hier findet nun der Prozess der optischen parametrischen Verstärkung statt. Das verstärkte Licht kann nun mit einem Spiegel unterhalb des übrigbleibenden Pump-Lichtes abgezweigt werden und steht zunächst der Kompression und danach für Messungen zur Verfügung. Während der Arbeit für diese Diplomarbeit wurde der NOPA mehrfach teilweise und einmal komplett umgebaut. Zunächst war das Ziel, ihn auch mit halber RegA-Ausgangsleistung zu betreiben, sodass gleichzeitig der Coherent-OPA benutzt werden kann. Dies entspricht einer Pulsenergie von ∼ 2.3µJ. Dazu mussten vor allem die Spiegel im Weißlichtpfad getauscht werden, da diese um 800nm eine hohe GVD aufwiesen und die fundamentalen Pulse dadurch in die Länge gezogen wurden. Die Peak-Intensität reichte dann nicht zur Weißlichterzeugung aus. Weiterhin erwies sich eine Linse mit f=50mm zur Fokussierung in das Saphir-Substrat als effizienter. Vor allem die Optimierung und Neu-Justage des Weißlichtpfades ermöglichten es nun den NOPA tatsächlich mit halber RegA-Ausgangsleistung und parallel zum kommerziellen OPA zu betreiben. Die Zeitverzögerungsstrecke an dieser Position im Pumplicht-Pfad hat zur Folge, dass bei Änderung der Zeitverzögerung ein Strahlversatz einhergeht. Dies führt zum Verlust des räumlichen Überlapps von Pump- und Signal-Strahlengang im Verstärkungs-BBO. Dieser muss somit bei Änderung der Zeitverzögerung ständig korrigiert werden. Ein solcher Aufbau wurde einem versatzfreien Aufbau dennoch vorgezogen, da dazu ein weiterer Spiegel benötigt worden wäre. Dies führt zu einem Ungleichgewicht an optischen Elementen in beiden Pfaden, was sich, bei räumlichen Schwankungen der Fundamentalen aus dem RegA-System, negativ auf die Stabilität des Verstärkungsprozesses auswirken kann: Signal- und Pump-Strahl könnten im Verstärkungs-BBO in entgegengesetzte Richtungen schwanken, anstatt synchron. Des Weiteren wurde der, zur eigentlichen Verstärkung benötigte, 3 mm dicke BBO2 gegen einen 1,5 mm dicken ausgetauscht. Dies verbesserte das Strahlprofil immens. Die Verstärkungsleistung mit dem dünneren BBO ist jedoch durchschnittlich ungefähr um einen Faktor 3 niedriger (vgl. Signal-Intensität bei der optischen parametrischen Verstärkung in Abhängigkeit vom Interaktionsweg z in Abbildung 2.7 a)). 48 a) b) c) 1cm Abb. 3.12: Vergleich des durch den alten Verstärkungs-BBO (3 mm Dicke) verursachten Astigmatismus im verstärkten Licht a) und b) mit dem runden Strahlprofil des, mit dem neuen BBO (1,5 mm Dicke) verstärkten Lichts. Im Fernfeld reflektiv (auf einem weißen Schirm) aufgenommenes Strahlprofil: a) Strahlprofil des divergenten verstärkten NOPA-Lichtes ohne Rekollimierung (alter BBO). b) Strahlprofil nach Durchgang durch Brennpunkt (alter BBO). Der Unterschied in der Orientierung des länglichen Strahlprofils ist auf einen Astigmatismus zurückzuführen. c) rundes Strahlprofil nach Durchgang durch Brennpunkt (neuer BBO). Die Längenskala bezieht sich auf Bild c), die Aufnahmen a) und b) haben dieselbe Größenordnung. Zur besseren Darstellung wurden die Aufnahmen invertiert. Ein Vergleich exemplarischer Strahlprofile mit altem und neuen BBO ist in Abbildung 3.12 zu sehen. Das Strahlprofil ohne Rekollimierung a) ist horizontal verbreitert, wohingegen das rekollimierte Strahlprofil b) vertikal in die Länge gezogen ist. Dieser Effekt konnte durch Justage nicht ausgeschaltet werden und ich vermute, dass der 3 mm dicke BBO diesen Astigmatismus verursacht. In Abbildung 3.12 c), also unter Verwendung des 1,5 mm dicken BBOs, ist kein Astigmatismus zu erkennen. Auf den Stretcher wurde nun verzichtet, da ohne Stretcher höhere Ausgangsleistungen erzielt werden können. Vermutlich hat der Stretcher den Pump-Puls länger gemacht als notwendig und dieser konnte nur teilweise zur Verstärkung beitragen. Da die verstärkte spektrale Bandbreite dennoch für Pulsdauern unter 20 fs ausreicht, sollte dies für den Aufbau kein Problem darstellen. Sollte sich herausstellen, dass die Bandbreite für zukünftige Anwendungen nicht genügt, kann man die Dicke des Stretchers anpassen, um ein optimales Verhältnis der Pulsdauer von Pump- und Signal-Puls zu erreichen. 3.4 Betrieb des NOPAs Dieser Abschnitt soll die Justage-Möglichkeiten und Fortschritte im Betrieb des NOPAs darstellen. Um die nichtlinearen Prozesse (Weißlichterzeugung, SHG, optische parametrische Verstärkung) im NOPA effizient zu betreiben, muss zuerst eine ausreichende Eingangsleistung gewährleistet werden. Diese sollte 610 mW (entspricht bei 300 kHz Re- 49 petitionsrate einer Pulsenergie 2µJ) nicht unterschreiten. Mit dem zum RegA gehörigen Gitterkompressor müssen die Eingangspulse weiterhin optimal komprimiert werden, damit sie am Ort des NOPAs möglichst kurz sind.1 Damit sind die Grundvoraussetzungen zum Betrieb des NOPAs gegeben. 3.4.1 Signal-Pfad Zur Weißlichterzeugung werden, wie in Abbildung 3.11 dargestellt, 15% der Eingangsleistung auf ein Saphir-Substrat (S) fokussiert. Eine minimale Pulsenergie von 0.3 nJ wird somit benötigt, um ein stabiles Weißlicht zu erzeugen. Mit der Irisblende (B) kann Strahlprofil und Intensität der Fundamentalen verändert werden. Dabei verändern sich die Intensitätsverhältnisse der verschiedenen spektralen Anteile des Weißlichts. Weiterhin lässt sich die Position des Saphir-Substrats entlang der Strahlrichtung verschieben, um es so in die optimale Fokus-Position zu bewegen. Je später im Saphir-Substrat das Weißlicht erzeugt wird, desto weniger GVD verlängert die Weißlichtpulse. Somit ist eine Fokus-Position möglichst weit hinten im Saphir (bei stabiler Weißlichterzeugung) optimal. 3.4.2 Pump-Pfad 85% der NOPA-Eingangsleistung, also eine Pulsenergie von 1, 7µJ, werden zur PumpLicht-Erzeugung verwendet. Eine Linse (Abbildung 3.11: L3) fokusiert das Licht dabei in einen BBO (BBO1), in welchem die zweite Harmonische erzeugt wird. Um den SHGProzess zu optimieren, kann der BBO-Winkel in zwei Richtungen senkrecht zum Strahlverlauf und seine Position entlang des Strahlweges eingestellt werden. Dabei lässt sich die Phasenanpassungsbedingung über den BBO-Winkel und die optimale Position im Fokus über die Verschiebung optimieren. 3.4.3 Einstellung der Winkel für die optische parametrische Verstärkung Um den Prozess der optischen parametrischen Verstärkung zu betreiben müssen drei Grundvoraussetzungen erfüllt sein: Erstens müssen Signal- und Pump-Puls zeitgleich im Verstärkungs-BBO (BBO2) ankommen (zeitlicher Überlapp), zweitens muss der räumliche Überlapp in diesem BBO gegeben sein, und drittens müssen die Winkel zwischen Signal-Strahl, Pump-Strahl und der optischen Achse des BBOs korrekt eingestellt sein. 1 Die Dispersion aufgrund der zurückgelegten Weglängen vor dem NOPA und der Spiegel bis zum NOPA stimmt ausreichend mit den Dispersionen der anderen Aufbauten im Labor überein, sodass auch die anderen Experimente (RegA→SHG und OPA bzw. OPA→SHG) bei gleichen Kompressoreinstellungen betrieben werden können. 50 Die in Abbildung 3.4 und Abbildung 3.11 eingezeichneten Winkel gelten jedoch nur innerhalb des Kristalls. Somit ist für den Pump-Strahl gemäß Kapitel 2.1.2 der effektive außerordentliche Brechungsindex zu beachten. In Abbildung 3.13 sind die möglichen k-Vektoren für ordenlichen und außerordentlichen Strahl bei der Brechung an doppelbrechenende Medien eingezeichnet. k|| Oberfläche k|| kin α in θ αo αe optische Achse ko ke ordentliche Welle außerordentliche Welle Abb. 3.13: Herleitung der Brechungswinkel bei der Doppelbrechung an uniaxialen Medien. Der einfallende k-Vektor eines beliebig polarisierten Lichtstrahls ist mit kin bezeichnet. Die Komponente des k-Vektors, die parallel zur Oberfläche verläuft kk ist eine Erhaltungsgröße. Der k-Vektor des ordentlichen Strahls wird sich dann unter einem Winkel von αo im doppelbrechenden Medium ausbreiten, der des außerordentlichen Strahls unter dem Winkel αe . Damit ergibt sich für den ordentlichen Strahl das Snelliussche Brechungsgesetz Gleichung 3.21. Der außerordentlich Strahl wir gemäß Gleichung 3.22 gebrochen. Die Kreise bzw. Ellipse beschreiben den (gegebenenfalls richtungsabhängigen) Betrag der k-Vektoren gemäß Gleichung 3.17 Allgemein gilt für den Betrag des k-Vektors eines, sich in einem Medium mit einem Brechungsindex n fortpflanzenden, Strahls: |k| = k0 n (3.17) Somit gelten gemäß Abbildung 3.13 folgende Zusammenhänge: 51 kk = nVakuum k0 sin αin = k0 sin αin (3.18) kk = no k0 sin αo (3.19) kk = ne (θ)k0 sin αe ◦ mit θ = 90 − β + αe (3.20) Aus Gleichung 3.18 und Gleichung 3.19 folgt direkt das Snelliussche Brechungsgesetz: sin αin = no sin αo (3.21) Analog kann man aus Gleichung 3.18 und Gleichung 3.20 folgern: sin αin = ne (90◦ − β + αe ) sin αe (3.22) Diese Gleichungen ermöglichen die Berechnungen aller Winkel für eine erste Justage. Ist der Verstärkungs-BBO dabei so geschnitten, dass der Pump-Strahl bei senkrechtem Einfall unter einem Winkel von ∼ 31◦ zur optischen Achse verläuft, so muss die komplizierte Gleichung 3.22 nicht benutzt werden, da der k-Vektor des Pump-Strahls bei der Brechung nicht die Richtung ändert.2 Der erwünschte Breitband-PhasenanpassungsWinkel im BBO von 3,7◦ wird gemäß Gleichung 3.21 durch einen Einfallswinkel des Weißlichts von 6,2◦ erreicht, wenn der Pump-Strahl senkrecht auf den BBO auftrifft. Diese Winkel können aus dem Abstand von Rückreflexion zu einfallendem Strahl gemessen und eingestellt werden. Da diese Einstellungsmöglichkeit relativ ungenau ist, bedient man sich zur Justage des OPG-Prozesses, der in Abschnitt 3.1.2 beschrieben wurde. Ist der Winkel zwischen Pump-Strahl und optischer Achse des BBO richtig eingestellt (vgl. Kapitel 3.1.1: θ ∼ 31◦ ), so müssen die OPG-Ringe für alle Wellenlängen den gleichen Radius haben (vgl. Kapitel 3.1.2).3 Auf einem Schirm aus weißem Papier sind die in meinem Aufbau entstandenen OPG-Ringe gut zu erkennen. Zu sehen sind sie in Abbildung 3.14. Die Aufnahme erwies sich als schwierig, da der verbleibende Pump-Strahl viel intensiver ist, als die OPG-Ringe. Wie in Abbildung 3.14 a) zu erkennen, musste an der Stelle, wo der Pump-Strahl auf den Schirm fällt, Papier entfernt werden, damit nur wenig Pump-Intensität von der Kamera aufgenommen wird. Die Optimierung erfolgt nun durch Verkippung des Verstärkungs-BBOs so lange, bis die OPG-Ringe möglichst wenig räumliche Dispersion aufweisen. 2 Nicht zu verwechseln mit der auch bei senkrechtem Einfall vohandenen Änderung der Ausbreitungsrichtung, die in doppelbrechenden Medien nicht zwingend mit dem k-Vektor übereinstimmt. 3 Die Austrittswinkel der OPG-Ringe weisen auch aufgrund der Brechung beim Austritt aus dem BBO eine räumliche Dispersion auf, sie ist jedoch viel schwächer, als die durch die Phasenanpassung verursachte. 52 optische Achse Ψ θ BBO Abb. 3.14: OPG-Ringe: Wenn der Winkel zwischen optischer Achse und Pump-Strahl richtig eingestellt ist (θ ∼ 31◦ ), um breitbandige Phasenanpassung zu ermöglichen, können Photonen aus dem Quantenrauschen bzw. dem Streulicht, anstelle des Signal-Strahls, zufällig die Phasenanpassungsbedingung erfüllen (vgl. Kapitl 3.1.2). Diese ist nur durch den Winkel zwischen Signal- und Pump-Strahl festgelegt (vgl. Abbildung 3.4). Unter diesem Winkel beobachtet man so genannte OPG-Ringe, wie sie hier gezeigt sind. Justiert man das Weißlicht nun so, dass es denselben Winkel mit dem Pump-Strahl einschließt wie die OPG-Ringe, so hat man die Phasenanpassungsbedingung genügend gut erfüllt, um den Verstärkungsprozess zu beobachten. Vor allem beim Aufbau des NOPAs, also einer ersten Justage, sind die OPG-Ringe sehr hilfreich. Da im Quantenrauschen viel weniger Photonen zur Verstärkung zur Verfügung stehen als im Weißlicht, sind die OPG-Ringe viel schwächer als die eingentliche NOPA-Verstärkung. Deshalb kann man sie auch nur mit dem, ursprünglich im Aufbau befindlichen, dicken (3 mm) BBO beobachten. Die Verstärkungsleistung des 1,5 mm dicken BBOs reicht dazu nicht aus. Man kann jedoch die erste Justage mit dem dicken BBO vornehmen und diesen später leicht durch den 1,5 mm BBO austauschen, ohne die Verstärkung zu verlieren. 3.4.4 Einstellung des räumlichen und zeitlichen Überlapps von Pumpund Signal-Pulsen In Abbildung 3.15 ist der Verstärkungs-BBO zu sehen. Streulicht auf Vorder- und Rückseite des BBOs lässt die räumliche Position von a) Weißlicht (Signal) und b) Pump-Licht erkennen. Gut zu erkennen ist auch, dass das Weißlicht parallel zum Lasertisch verläuft, da der Reflex vorne und hinten am BBO auf gleicher Höhe liegt, das Pump-Licht jedoch schräg von unten kommt, da der Reflex vorne am BBO weiter unten liegt als der hinten (vgl. grauer Kasten in Abbildung 3.11). Mit dem sphärischen Spiegel (Abbildung 3.11: 53 SM) wird der Pump-Strahl mit dem Weißlicht im BBO zum Überlapp gebracht. Das Resultat ist in Abbildung 3.15 zu sehen. Weißlicht, im Vergleich zum Pump-Licht sehr schwach zu erkennen, und Pump-Licht überlappen im BBO räumlich. Der zeitliche Überlapp wird bei einer ersten Justage (z.B. nach dem ersten Aufbau des NOPAs) mit einer schnellen Photodiode vermessen. Die Weglängen der beiden Pfade werden so grob angepasst. Dann muss die Zeitverzögerungsstrecke (Abbildung 3.11: delay) langsam abgefahren werden, bis die optische parametrische Verstärkung zu sehen ist. Dabei muss der räumliche Überlapp ständig nachkorrigiert werden. a) WL-Reflex (vorne) (hinten) b) Pump-Reflex (vorne) c) räumlicher Überlapp (hinten) BBO Abb. 3.15: Anpassung des räumlichen Überlapps von Weißlicht- und Pump-Strahl: a) Rückreflex des Weißlichts auf Vorder- und Rückseite des NOPA-BBOs, b) Rückreflex des Pump-Lichts, c) Weißlicht und Pump-Licht zusammen. Die Verstärkungsleistung weiter zu optimieren, ist nun ein iterativer Prozess, bei dem Überlapp, Fokussierung von Weißlicht und Pump-Licht und BBO-Winkel optimiert werden. Dabei müssen verstärkte Leistung und spektrale Bandbreite der verstärkten Pulse optimiert werden. Wie bereits erwähnt, ist das mit dem NOPA verstärkte Licht stark gechirpt (vor allem aufgrund des Chirps des Weißlichts und der Dispersion im Verstärkungs-BBO). Im folgenden Kapitel soll deshalb die Kompression der mit dem NOPA verstärkten Pulse beschrieben werden. Diese Kompression wird durch einen Prismenkompressor realisiert. 3.5 Pulskompression Wie in Kapitel 2.1.1 beschrieben, wirkt sich die Gruppengeschwindigkeitsdispersion stark auf die Pulsdauer aus. Der starke lineare Chirp des Weißlichtes und die Dispersion in weiteren optischen Komponenten (Linsen, NOPA-BBO) machen es unabdinglich, die Ausgangspulse aus dem NOPA zu komprimieren. Ihre Pulsdauer kann unkomprimiert mehrere hundert Femtosekunden betragen. Die einfachste Möglichkeit (vor allem linearen) Chirp auszugleichen, stellt ein Prismenkompressor dar. Anschaulich ist der Prismenkompressor ein Aufbau aus Dispersionsprismen, in welchem das rote Licht mehr (optischen) Weg zurücklegen muss als das blaue und damit wieder zeitgleich mit dem 54 a gechirpter Puls Symmetrieachse Puls ohne chirp d Spiegel Abb. 3.16: Prinzipskizze des Prismenkompressors. Der optische Weg des roten Pulsanteils ist länger als der des blauen. Somit braucht der rote Anteil länger zum Durchlaufen der Anordnung. Dies entsprichte einer negativen GVD. Da der Aufbau aus vier Prismen symmetrisch ist, kann ein Spiegel auf der Symmetrieachse angebracht werden. Dies vereinfacht die Justage des Aufbaus und es werden nur zwei Prismen benötigt. Einfallender und ausfallender Strahls sind vertikal leicht versetzt (einzustellen mit dem Endspiegel auf der Symmetrieachse) und können somit räumlich getrennt werden. Negative GVD (und negative Dispersion höherer Ordnung) können über den Prismenabstand d eingestellt werden. Verschiebt man das erste Prisma senkrecht zur Basis (a) kann man die Glasmenge, die der Puls durchläuft, variieren und somit eine Feineinstellung vornehmen. blauen liegt. Dies entspricht einer negativen GVD, welche die positive GVD des Aufbaus kompensieren kann. Die erste Berechnung dazu wurde von Fork, Martinez und Gordon gemacht [For84]. Resultat ist tatsächlich eine negative GVD des Prismenkompressors. Der Aufbau ist schematisch in Abbildung 3.16 abgebildet. Die Prismen müssen im Winkel minimaler Ablenkung für die zentrale Wellenlänge des zu komprimierenden Pulses betrieben werden. Dies gewährleistet, dass der zentrale Wellenlängenanteil beide Prismen symmetrisch zur Basis durchläuft. Weiterhin ist es sinnvoll, den Apex-Winkel der Prismen so zu wählen, dass für eine zentrale Wellenlänge (im sichtbaren Bereich z.B. 550 nm) der Einfallswinkel bei Brechung an den Prismenoberflächen dem Brewsterwinkel entspricht. Dies vermindert Reflexionsverluste an den Prismenoberflächen. Der Apexwinkel der in diesem Aufbau verwendeten Prismen beträgt 69◦ . Die Größe der negativen GVD lässt sich über den Abstand der beiden Prismen einstellen. Verschiebt man das erste Prisma senkrecht zur Basis, variiert man die Glasmenge, die der Puls durchläuft. Damit wird über die Dispersion des Prismenmaterials (in diesem Aufbau wurden Fused-Silica Prismen verwendet) mehr oder weniger positive GVD 55 eingeführt, die es ermöglicht den Prismenkompressor fein einzustellen. Der Prismenkompressor besitzt auch negative TOD. Da das Verhältnis der negativen GVD zur negativen TOD des Prismenkompressors (Parameter: d) im allgemeinen ein anderes ist als das der positiven GVD und TOD des Prismenmaterials (Parameter: a), muss durch Ausprobieren das richtige Verhältnis von Prismenabstand d und Glasmenge a gefunden werden. 56 4 Charakterisierung des NOPAs Zur Charakterisierung des NOPAs sind in erster Linie folgende drei Dinge interessant: Das Wellenlängenspektrum (und damit auch die spektrale Bandbreite) des verstärkten Lichts, die wirkliche Pulsdauer nach der Kompression und die Ausgangsleistung bzw. die Pulsenergie. Die Wellenlängenspektren wurden mit einem Gitterspektrometer aufgenommen. Die Intensitäten des wellenlängenabhängig in verschiedene Richtungen gebeugten Lichts werden mit einer CCD-Kamera gemessen. Die Pulsenergie wird über die durchschnittliche Leistung P mit einem Leistungsmesser ermittelt. Bei einer Repetitionsrate R gilt für die Energie eines einzelnen Pulses Epulse : Epulse = P R (4.1) Der nächste Abschnitt beschreibt die Messung der Pulsdauer mit einem Autokorrelator. 4.1 Autokorrelationsmessungen Die Reaktionszeiten von schnellen Photodioden liegen im Pikosekundenbereich, sie wären also zu lange, um die Dauer eines einige Femtosekunden langen Pulses aufzulösen. Tatsächlich ist dies ja auch einer der Gründe für die Generierung solch kurzer Pulse: Die Messung von Dynamiken, die sich auf einer der Pulsdauer ähnlichen Zeitskala abspielen. Somit liegt es auch nahe, die Pulsdauer des kurzen Laserpulses wiederum mit einem kurzen Laserpuls zu vermessen. Den kürzesten Laserpuls in unserem Labor liefert aber im Optimalfall der NOPA selbst. Deshalb bietet sich eine sogenannte Autokorrelationsmessung, die in diesem Abschnitt beschrieben werden soll, an, um die Pulsdauer zu bestimmen. Zwei Pulse, deren Zeitverzögerung untereinander eingestellt werden kann, fallen auf einen Detektor. Als Detektor benötigt man ein physikalisches System (BBO, 2-PhotonPhotodiode), dessen Signal vom Produkt der beiden einfallenden Puls-Intensitäten abhängt. Wenn beide Pulse gleich sind, kann das korrelierte Signal durch die folgende Autokorrelationsfunktion ([Die06] und [Rul98]) definiert werden: 57 Z ∞ f (t)f (t − τ )dt IAC = (4.2) −∞ Diese beschreibt die Korrelation eines Laserpulses mit sich selbst. Es gibt zusätzlich einen von der Zeitverzögerung unabhängigen Hintergrund aufgrund der unkorrelierten Einzelsignale. Das Verhältnis zwischen Signal und Hintergrund beträgt nach [Rul98] 3:1. Der Intensitätsverlauf des Pulses f (t) kann aus einer Autokorrelationsmessung allerdings nicht mehr eindeutig bestimmt werden, denn verschiedene f (t) können zur selben Autokorrelationsfunktion IAC führen. Man muss also eine Annahme für den Intensitätsverlauf des Pulses machen. Es bietet sich dabei nach Kapitel 2.1.1 ein gauß- bzw. sech2 (t)-förmiger Verlauf an. Hier konzentriere ich mich auf die Bestimmung der Pulsdauer: es stellt sich also die Frage wie die Autokorrelationsfunktion eines gaußförmigen Pulses, vor allem in Abhängigkeit von dessen Breite, aussieht. Unter der Annahme eines gaußförmigen Pulsprofils gemäß Gleichung 2.6 folgt für den Intensitätsverlauf: 2 f (t) = Ae−Γt und damit für die Intensitäts-Autokorrelationsfunktion: Z ∞ 2 2 2 IAC (τ ) = A e−Γt e−Γ(t−τ ) dt (4.3) (4.4) −∞ Γ 2 ∝ e− 2 τ (4.5) Das Ergebnis ist also wieder ein gaußförmiger Intensitätsverlauf. Vergleicht man die FWHM von Gleichung 4.3 und Gleichung 4.5 folgt nach Gleichung 2.10: √ ∆τ = 2 ∼ 1.414 ∆t (4.6) Eine analoge Rechnung führt auf die Intensitäts-Autokorrelationsfunktion eines sech2 förmigen Pulses [Rul98]: IAC (τ ) = 3 τ cosh τ − sinh τ sinh3 τ (4.7) Der Quotient aus FWHM der Autokorrelationsfunktion und FWHM des Pulses beträgt hier: ∆τ = 1.543 ∆t (4.8) Als Autokorrelator stand ein Gerät des Typs „Mini“ der Firma APE zur Verfügung. Auf Abbildung 4.1 ist eine Prinzipskizze des Gerätes zu sehen. Über ein Piezoelement wurde 58 Photodiode BS Verzögerungsstrecke Abb. 4.1: Prinzipskizze des Autokorrelators der Firma APE (Typ: Mini). Der einfallende Strahl wird an einem Strahlteiler (BS) aufgeteilt. Eine Hälfte wird transmittiert (in der Zeichnung rot), der andere Teil reflektiert (in der Zeichnung blau). Der blaue Teil wird über eine variable Verzögerungsstrecke (realisiert durch ein Piezoelement) geleitet, durch den Strahlteiler transmittiert und trifft dann auf eine Zwei-Photon-Photodiode. Der rote Anteil wir über einen Retroreflektor und eine Reflexion am Beamsplitter auf die Photodiode gelenkt. die Zeitverzögerung eines der beiden durch einen Strahlteiler (BS) getrennten Pulse eingestellt. Über eine Zwei-Photon-Photodiode konnte das korrelierte Signal als Funktion der Verzögerung gemessen werden. Wie in Abbildung 4.2 gut zu erkennen ist, kann ein Fit mit der, durch Gleichung 4.7 beschriebenen, Funktion die gemessenen Daten besser wiedergeben. In Abbildung 4.3 a) sind die Messwerte bei 6-fachem Durchfahren der Zeitverzögerung zu sehen. In Abbildung 4.3 b) ist ein Histogramm der Messwerte in a) angefergtigt. Dies entspricht der Mittelung über die sechs Einzelmessungen. Weiterhin wurde ein Fit gemäß Gleichung 4.7 vorgenommen. Die resultierende Pulsdauer beträgt (21, 9±0, 3)fs. Der hier angegebene Fehler ist die Standardabweichung des Fit-Koeffizienten und wird vom Auswertungsprogramm bereitgestellt. Es stellt sich allerdings die Frage, wie groß der Fehler der die Abtastposition angebenden Spannung ist. Eine Analyse der Schwankung des ausgegebenen Spannungsbereichs hat dabei ergeben, dass der relative Fehler des gesamten Abtastbereichs einen Wert von 0,02 nicht übersteigt. Der gemessenen Pulsdauer von 22fs kann demnach einen absoluter Fehler von 0,44 fs zugeordnet werden. Wie genau der Autokorrelator den eingestellten Wert für den Abtastbereich einhält, ist jedoch leider nicht überprüfbar. Die Abtastgenauigkeit soll laut Hersteller jedoch mindestens eine Auflösung von 1fs ermöglichen und die Linearität 1% betragen. Zu berücksichtigen ist, dass der Autokorrelator abweichende Pulsdauern anzeigt, je nachdem welchen Abtastbereich man eingestellt hat. Dies ist bei einem Vergleich der Autokorrelationen in Abbildung 4.4 gut zu erkennen. Bei kleinerem Abtastbereich wird der Puls 2fs kürzer. Eine genauere Angabe der Puls- 59 4.55 4.4 4.2 4.45 4.0 AC-Intensität [V] AC-Intensität [V] 4.50 Messdaten Gauß-Fit Sech2-Fit 3.8 3.6 3.4 4.40 4.35 245 250 255 260 Zeitverzögerung [fs] 3.15 3.10 3.05 3.2 3.00 2.95 3.0 2.90 50 100 150 200 250 Zeitverzögerung [fs] 300 350 fs 260 280 300 320 340 Zeitverzögerung [fs] Abb. 4.2: Autokorrelations-Daten und Vergleich des Fits durch Gauß-und sech2 Funktion: Die mit dem Auutokorrelator gemessene Intensität ist in Abhängigkeit der Zeitverzögerung dargestellt. Zusätzlich wurden diese Messdaten sowohl mit Gleichung 4.5 als auch mit Gleichung 4.7 gefittet. Vor allem in den vergrößerten Ausschnitten auf der rechten Seite ist gut zu erkennen, dass die sech2 -Autokorrelationsfunktion (grün) besser zu denn Messdaten passt, als die gaußförmige Autokorrelationsfunktion (blau). b) AC Intensität [V] a) Daten Fit 4.5 (sech2-AC-Funktion) Pulsdauer: 22fs 4.0 3.5 3.0 0 100 200 300 400 Zeitverzögerung [fs] 500fs Abb. 4.3: Messdaten des Autokorrelators der Firma APE: a) Die mit der Zwei-Photon-Photodiode des Autokorrelators gemessene Intensität in Abhängigkeit von der Zeitverzögerung. Beide Werte werden von der Steuer- und AusleseElektronik des Autokorrelators als Spannung in V ausgegeben. b) Mit der Photodiode gemessene Intensität in Abhängigkeit von der Zeitverzögerung nach Mittelung über die sechs einzelnen Messungen von a). Die Zeitverzögerung wurde gemäß dem am Autokorrelator eingestellten Abtastbereich skaliert und in Femtosekunden angegeben. Ein Fit gemäß Gleichung 4.7 führt auf eine Pulsdauer von ∼22 fs. 60 b) 4.5 4.5 4.0 Daten Fit 3.5 AC Intensität [V] AC Intensität [V] a) 4.0 Daten Fit 3.5 3.0 3.0 0 100 200 300 400 500 Zeitverzögerung [fs] 20 40 60 80 100 140 Zeitverzögerung [fs] Abb. 4.4: Autokorrelationsmessung bei zwei verschiedenen Abtastbereichen. Die Intensität des Autokorrelationssignals ist in Abhängigkeit von der Zeitverzögerung dargestellt. Es wurde jeweils über 37 Messungen gemittelt. a) Abtastbereich: 500 fs, die aus dem Fit resultierende Pulsdauer beträgt 20,9 fs. b) Abtastbereich: 150 fs, Pulsdauer: 18,7 fs. dauer als den auf ganze fs gerundeten größeren Wert ist somit nicht sinnvoll.1 Im nächsten Abschnitt sind die Ergebnisse der Charakterisierung des NOPAs bezüglich spekraler Intensität, Pulsenergie und Pulsdauer zusammengefasst. 4.2 Ergebnisse der Charakterisierung: Spektren, Pulsenergien und Pulsdauern Da in dieser Arbeit mit zwei verschiedenen Verstärkungs-BBO-Kristallen gearbeitet wurde, die sich in der Dicke unterscheiden, werden die zugehörigen Ergebnisse für beide BBOs getrennt dargestellt. Exemplarische Spektren des mit dem alten BBO (3mm Dicke) verstärkten Lichts sind in Abbildung 4.5 dargestellt. Bandbreite, Pulsenergie und gemessene Pulsdauer zu den einzelnen Spektren sind in Tabelle 4.1 angegegeben. 1 Ein weiteres Problem der Autokorrelationsmessungen ist, dass sie nicht vollständig symmetrisch sind, obwohl sie es per Definition nach Gleichung 4.2 sein müssten. Dies kann eigentlich nur daran liegen, dass der Autokorrelator nicht perfekt justiert ist, was sich jedoch in einigen Fällen nicht vermeiden ließ. 61 1.0 479 nm 488 nm 498 nm 511 nm 520 nm 536 nm 555 nm 582 nm 612 nm 649 nm norm. Intensität 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 400 450 500 550 600 Wellenlänge [nm] 650 700 Abb. 4.5: Exemplarische Spektren des mit dem NOPA verstärkten Lichtes unter Ver1.0 wendung des 3 mm dicken BBOs. Insgesamt konnte über einen Wellenlängenbereich von Pa_norm 479nm L_norm 479 nm bis 649 nm488nm Verstärkung erzielt werden. norm. Intensität 0.8 0.6 H_norm 498nm F_norm 511nm Ea_norm 520nm Kb_norm 555nm Ia_norm 582nm Nb_norm 612nm O_norm 649nm bla536_norm Tabelle 4.1: Weitere Messwerte zu den in Abbildung 4.5 gezeigten Spektren. Die Dicke 0.4 des Verstärkungs-BBOs beträgt 3mm. Eph bezeichnte die aus der Wellenlänge berechnete 0.2 Photonenenergie. ∆ν ist die spektrale Bandbreite der Spektren. Aus dieser wurde, unter der Annahme von transform-limitierten sech2 Pulsen (∆νtmin = 0, 315), die 0.0 minimal mögliche Pulsdauer berechnet. Epuls550ist die aus600der Leistung über Gleichung 400 450 500 650 700 Wellenlänge [nm] 4.1 berechnete Pulsenergie. Wenn eine Messung der Pulsdauer mit dem Autokorrelator durchgeführt wurde, ist diese unter tac aufgeführt. Schließlich wird unter ∆νtac das experimentell bestimmte Zeit-Bandbreiten-Produkt berechnet, um es mit dem Minimalen (0.315) zu vergleichen. 62 tac [fs] ∆ν · tac 200 32 0,402 25 203 30 0,367 12,647 25 133 32 0,405 2,31 18,241 17 73 555 2,23 46,103 7 140 21 0,968 582 2,13 29,661 11 80 29 0,860 612 2,03 24,681 13 80 649 1,91 35,990 9 47 λ [nm] Eph [eV] ∆ν [THz] tmin EPuls [nJ] 479 2,59 18,366 17 26 488 2,54 31,941 10 63 498 2,49 12,571 25 511 2,43 12,250 520 2,38 536 Da der Fehler bei der Angabe der Wellenlänge in Tabelle 4.1 viel kleiner ist als die Bandbreite der Spektren, wurde dieser hier nicht angegeben. Die Pulsdauern wurden auf ganze Femtosekunden gerundet und ihr Fehler hängt in erster Linie von der Stabilität des Aufbaus und damit auch des RegA-Systems ab. Da die Werte für die Pulsdauer direkt an der Auslese-Elektronik des Autokorrelators abgelesen wurden, konnte ein Fehler von 1 bis 2 fs über die Schwankung dieses Wertes abgeschätzt werden. Ähnliches gilt für die Pulsenergie, die abhängig von der „Tagesform“ des gesamten Lasersystems um 2-10% schwankt. Pulse mit verhältnismäßig schmaler Bandbreite von ∼ 12 THz, wie sie für die Spektren bei 498 nm, 511 nm und 520 nm gemessen wurden, ließen sich nahe an das Transform-Limit komprimieren. Dies sieht man daran, dass ∆νtac nahe an dem minimal möglichen Wert von 0,315 liegt. Pulse deren spektrale Bandbreite größer war, wie das bei 555 nm, konnten zwar auf eine kürzer Dauer komprimiert werden, ihr ZeitBandbreiten-Produkt weicht jedoch stärker vom minimal möglichen Wert ab. Aus Zeitgründen wurden mit dem neuen BBO von 1,5 mm Dicke weniger Spektren aufgenommen. Drei exemplarische Spektren zu diesem BBO sind in Abbildung 4.6 zu sehen. Die dazugehörigen Werte für Bandbreite, Pulsenergie und Pulsdauer sind in Tabelle 4.2 angegeben. normierte Intensität 1.0 515nm 534nm 618nm 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 450 500 550 600 Wellenlänge [nm] 650 700 Abb. 4.6: Exemplarische Spektren des mit dem NOPA verstärkten Lichtes unter Verwendung des neuen 1,5 mm dicken BBOs. 63 Tabelle 4.2: Entsprechend Tabelle 4.1 weitere Messwerte zu den in Abbildung 4.6 gezeigten Spektren unter Verwendung des 1,5 mm dicken BBOs. Die gemessene Pulsdauer tac wurde, wie in Kapitel 4.1 beschrieben, ausgewertet. Der angegebene Fehler entspricht der von der Fit-Routine ausgegebenen Standardabweichung. λ [nm] Eph [eV] ∆ν [THz] tmin EPuls [nJ] tac [fs] ∆νtac 515 2,41 19,642 16 50 21, 6 ± 0, 2 0,424 534 2,32 25,098 13 73 24, 2 ± 0, 4 0,607 617 2,01 53,750 6 33 18, 7 ± 0, 5 1,005 Die Messungen mit dem Autokorrelator haben gezeigt, dass es mit diesem Aufbau möglich ist, Pulse von geringerer Dauer als 20fs zu erzeugen. Dies gelingt - im Gegensatz zur Erzeugung von Pulsdauern unter 30 fs - allerdings noch nicht routinemäßig. Die Bandbreite ist dabei vermutlich nicht der limitierende Faktor. In Frage kommen: Fehlerhafte Messungen mit dem Autokorrelator, zu ungenau gefertigte Prismen, nicht perfekt justierter Prismenkompressor und räumliche Inhomogenitäten der 800nm Einganspulse in den NOPA. Da kein anderer Autokorrelator zu Verfügung stand, die Prismen im Zeitraum der Arbeit nicht ausgetauscht werden konnten, die Justage nach bestem Wissen wiederholt wurde und das Problem des horizontalen räumlichen Chirps der 800nm aufgrund des RegA-Kompressor-Stretcher-Designs nicht behoben werden konnte, musste man sich mit diesem Ergebnis vorerst zufrieden geben. Es stellt sich sowieso die Frage, ob und wie diese kurzen Pulse in einem realen Experiment zum Einsatz kommen können. Im nächsten Kapitel wird deshalb ein erstes Experiment mit dem NOPA-Licht an einem physikalischen System in einer Ultrahochvakuumkammer, wie es in unserem Labor routinemäßig durchgeführt wird, vorgestellt. 64 5 2PPE-Spektroskopie an Na/Cu(111) Das System Na/Cu(111) wurde in Kapitel 2.4 bereits beschrieben. Zunächst wurden statische Messungen durchgeführt, um die Probe und Adsorbatbedeckung zu charakterisieren. Die zeitaufgelösen Messungen sollten zunächst nur eine schnelle Dynamik zur Pulscharakterisierung aufweisen, es zeigte sich jedoch, dass mittels des NOPA eine Reihe interessanter dynamischer Effekte zu beobachten sind 5.1 Präparation der Probe Die Vorbereitung des Cu(111) Substrats im Ultrahochvakuum (∼ 10−10 mbar) erfolgt durch Ionenätzen und thermisches Ausheilen der Oberfläche. Es wurde dazu für fünf Minuten ein Ar-Ionenstrom von 1, 8 µA auf die Probe gerichtet. Die Beschleunigungsspannung betrug 1 kV. Die Probe konnte dann für 20 Minuten auf 700◦ K thermisch ausheilen. Die Na-Atome zur Adsorption werden von einem kommerziellen Verdampfer der Firma saes getters zur Verfügung gestellt. Dort wird über eine thermisch aktivierte chemische Reaktion Natrium freigesetzt. Als Trägermaterial dient Natriumchromat (Na2 CrO4 ). Das Aufheizen erfolgt über einen elektrischen Strom, dessen Stromstärke die Temperatur und somit die Menge des pro Zeit freigesetzten Natriums bestimmt. Die Bedeckung der Cu(111)-Oberfläche kann nach Abbildung 2.16 über die Austrittsarbeit der Probe bestimmt werden. Diese wiederum lässt sich aus einem 2PPE-Spektrum nach Gleichung 2.77 bestimmen. Aufgrund vorhandener Erfahrung über die Präparation von Na-Adsorbaten konnten nach wenigen Versuchen die Parameter bestimmt werden, um eine Na-Bedeckung auf der Cu(111)-Oberfläche von ungefähr 0,1 ML zu erreichen. Es wurde bei einem Strom von I = 9 A für 7,5-10 Minuten aufgedampft. 5.2 Elektronische Struktur von Na/Cu(111) in Abhängigkeit von der Na-Bedeckung In diesem Abschnitt werden die energetischen Positionen von Na-Resonanz und Oberflächenzustand, die mit dem NOPA gemessen wurden, mit bereits vorhandenen Daten aus 65 Amplitude: 53771 der E-Position: 1.8914 Literatur verglichen. Dies ist wichtig, da man zwischen der unbesetzten Na-Resonanz mit kurzer, aber vorhandener Lebensdauer und dem besetzten Oberflächenzustand, der 2PPE Intensität überPeak einen 1: virtuellen Zustand ohne Lebensdauer abgefragt wird, unterscheiden muss. Amplitude: 11256 In Abbildung 5.1 ist ein 2PPE-Spektrum für eine Photonenenergie hν = 2.30 eV abE-Position: 1.4889 FWHM: 0.25722 gebildet. Die sekundäre Kante begrenzt das Spektrum dabei am linken Rand und die Fermi-Kante am rechten. Über diese beiden Abbruchkanten und die verwendete Photonenenergie wird die Austrittsarbeit der Probe gemäß Gleichung 2.77 zu Φ = 2.96 eV bestimmt. Die beiden zu sehenden Zustände wurden mit Gauß-Funktionen modelliert und gefittet. Diese konnten die aufgenommenen Daten besser als z.B. Lorentz-Kurven beschreiben. Der gesamte Fit schließt auch noch einen konstanten Hintergrund (In der 0.5 2PPE Intensität [arb.] Abbildung gelb) ein.1 1.0 1.5 2.0 2.5 2.0 2.5 E-EF [eV] gesamter Fit A B konst. Hintergrund 2PPE-Daten 0.5 1.0 1.5 E-EF [eV] Abb. 5.1: 2PPE-Spektrum einer nicht-zeitaufgelösten Messung. Die 2PPE-Intensität wird in Abhängigkeit der Zwischenzustandsenergie E − EF dargestellt. Ein Fit aus zwei Coefficient values für ± one standard deviation Gauß-Funktionen die sichtbaren Zustände und einem konstanten Hintergrund konnw_0 =5056.1 ± 96.6 w_1 =0 ± 0 te im angegebenen Bereich (0.83 bis 2.21 eV) die experimentell ermittelten Daten am w_2 =0 ± 0 w_3 =0 ± 0 w_4 =11073 ± 197 Peak A wird hier der Na-Resonanz zugeordnet, Peak B dem Besten wiedergeben. Der w_5 =1.4861 ± 0.00288 w_6 =0.2509 ± Oberflächenzustand des0.00654 Na/Cu(111)-Systems. w_7 =53539 ± 175 w_8 w_9 =1.8912 ± 0.000738 =0.38112 ± 0.00201 Über die aus den Messdaten bestimmte Austrittsarbeit konnte mit den Literaturwerten in Abbildung 5.2 die Na-Bedeckung der Probe ermittelt werden. Aus Abbildung 5.1 ergibt sich für Zustand A eine energetische Position bezüglich des Fermi-Niveaus von 1,89eV und von Zustand B eine von 1,49eV. Identifiziert man Zustand A mit der Na-Resonanz und Zustand B mit dem besetzten Oberflächenzustand 1 Physikalisch realistischer wäre z.B. ein Shirley-Hintergrund [Shi72, Veg06] welcher durch inelastische Streuung von Valenzbandelektronen aus dem Volumen motiviert wird. Da in der weiteren Auswertung (insbesondere der zeitaufgelösten Daten) vor allem die relativen Positionen der spektralen Signaturen untersucht werden sollten, erschien ein konstanter Hintergrund im gefitteten Bereich sinnvoller. Dies vermindert die Anzahl der Parameter für den Fit und beschreibt die Messdaten gut. 66 des Na/Cu(111)-Systems, kann man die energetische Position gemäß Abschnitt 2.3.2 bei der zuvor bestimmten Bedeckung in Abbildung 5.2 eintragen. Die resultierenden energetischen Positionen stimmen gut mit den vorherigen Messungen [Fis94] überein. Der größte Fehler liegt in der Bestimmung der Fermi-Kante, da deren Position im Spektrum oft schwer festzulegen ist. Bei einer geschätzten Unsicherheit in ihrer Bestimmung von 0.05 eV wären die Fehlerbalken in Abbildung 5.2 jedoch lediglich in der Größenordnung der eingezeichneten Punkte. Im Vergleich zur Streuung der Referenzwerte aus Abbildung 5.2 selbst sind die Messergebnisse in guter Übereinstimmung mit den Referenzwerten. 5.3 Zeitaufgelöste Messungen Als zeitaufgelöste Messung bezeichnet man eine solche, in der ähnlich dem Prinzip eines Autokorrelators, ein Pump- und ein Probe-Puls mit variabler Zeitverzögerung auf der Probe auftreffen. Die resultierenden Spektren werden als Funktion dieser Zeitverzögerung (engl. delay) aufgenommen. Der einfallende Strahl wurde mit einem „right angle prism mirror“ der Firma Thorlabs räumlich geteilt. Die eine Hälfte des Strahls wird reflektiert, der Rest läuft am Spiegel vorbei, wie in Abbildung 5.3 zu sehen ist. Die räumliche Aufteilung hat den Vorteil, dass in beiden Pfaden gleich viel Glas durchquert wird.2 Ein Arm enthält eine computergesteuerte Zeitverzögerungsstrecke der Firma PI (Modell: M505.4DG), die die Weglänge des einen Pfades auf 0.1µm - und somit die Zeitverzögerung der beiden Pulse auf 0.3 fs - genau variieren kann. Ein typischer zeitaufgelöster Datensatz, im folgenden 2D-Plot genannt, ist in Abbildung 5.4 abgebildet. Horizontale Schnitte entsprechen einer Faltung aus Autokorrelationsfunktion der Laserpulse mit der Zerfallsdynamik bzw. der Antwortfunktion R(t) des untersuchten Systems: Z +∞ IAC (τ − t)R(t)dt I2PPE (τ ) = (5.1) −∞ In Bereichen ohne realen Zwischenzustand kann die Systemantwort als unendlich schnell angenommen werden (R(t) ∼ δ(t)). Dies ist für den besetzten Oberflächenzustand der Fall, da Elektronen aus diesem bei den verwendeten Photonenergien in keinen realen Zustand gelangen können. Die Summe der horizontalen Schnitte in diesem Bereich sollte also genau der Autokorrelation der Laserpulse entsprechen. Des Weiteren wurde zunächst die Annahme gemacht, dass ein Zustand mit Lebensdauer wie z.B. die Na-Resonanz durch einen einfachen exponentiellen Zerfall modelliert werden 2 Bei einem Transmissions-/Reflexions-Strahlteiler durchquert der transmittierte Anteil des Lichtes das Glas-Substrat, der reflektierte Anteil jedoch nicht. 67 Cu(111) Na/Cu(111) EVac n=2 4 n=1 Energie [eV] 3 n=3 n=2 Austrittsarbeit 2 sp-gap n=1 Bildladungszustände IS 1 0 A Natrium Resonanz EFermi B F n=0 n=0 Oberflächezustand SS -1 k//=0 0.0 0. 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 Na Bedeckung [ML] Abb. 5.2: Vergleich24.02.09 der gemessenen Abhängigkeit von Austrittsarbeit und Position von Na-Resonanz und Oberflächenzustand des Systems26.02.09 Na/Cu(111) mit Literaturwerten: In 25.02.09 Graustufen sind dieA:Ergebnisse von [Fis94] (vgl. Abbildung Die eigenen a=tudi0012.16) zu sehen. T08 26.02.09 Messwerte sind durch verschiedene farbige Symbole gekennzeichnet. Aus b=tudi002 B: tudi001 T07den undaufgenomT08 men Spektren wurde zunächst die Austrittsarbeit bestimmt, über diese die Bedeckung C: tudi002 abgelesen, und dann an der entsprechenden Position die Zustände (Na-Resonanz A und Oberflächenzustand SS) eingetragen. Die roten Kreise sind Messungen mit frequenzverdoppeltem RegA-Licht (∼3eV), für die restlichen wurde der NOPA eingesetzt. 27.02.09 some 2D-Plots 68 Probe delay PM Abb. 5.3: Schema des Strahlengangs nach NOPA und Prismenkompressor bei der zeitaufgelösten 2PPE-Messung. Der einfallende Strahl wird an der Kante des „right angle prism mirrors“ (PM) geteilt. Der reflektierte Teil läuft in Richtung der zu untersuchenden Probe. Der Anteil, welcher am Spiegel vorbei läuft, kann über eine Zeitverzögerungsstrecke (delay) verzögert werden. Das ermöglicht zeitaufgelöste Pump-Probe-Messungen. kann. Für die Antwortfunktion gilt dann: R(t) ∝ e−t/τ (5.2) Diese Funktion nimmt jedoch an, dass die Bindungsenergie der Na-Atome zeitlich unabhängig ist. In einem ähnlichen Experiment mit adsorbiertem Cäsium auf der Cu(111) Oberfläche wurde von Petek et al. jedoch eine Zeitabhängigkeit der Bindungsenergie der Cs-Atome festgestellt [Pet00]. Bei der Auswertung der Daten ergaben sich somit zwei Schwierigkeiten. Die erste betrifft die soeben gemachte Modellannahme. Der in Abbildung 5.4 unter dem Stichwort „heiße Elektronen“ markierte Bereich hat seinen energetischen Ursprung in den Volumenbändern der Kupfer-Probe. Wie z.B. in [Kno98] beschrieben wird, ist die anfängliche Elektronenverteilung durch die Bandstruktur bestimmt, ihre zeitliche Entwicklung jedoch durch die möglichen Relaxations- und Streuprozesse. Diese sind zu verstehen, wenn man die projezierte Bandstruktur von Cu(111) (Abbildung 2.15) auch für kk 6= 0 betrachtet. Elektronen streuen elastisch und quasielastisch von Bereichen mit kk 6= 0 in Bereiche mit kk = 0. Die Lebensdauer τ dieser Elektronen kann in erster Näherung durch die „Theorie der Fermiflüssigkeiten“ beschrieben werden. Sie nimmt mit steigender Energie ab [Ech00]: τ∝ 1 (E − EF )2 (5.3) Nach [Kno97] lässt sich die Autokorrelationskurve im Falle einer Lebensdauer, die die Laserpulsdauer weit übersteigt, nicht mehr einfach durch eine Faltung von Autokorrelation des Laserpulses mit der Systemantwort (Gleichung 5.2) beschreiben. Ein RatengleichungsModell mit drei diskreten Zuständen führt zu einem weiteren Anteil im 2PPE-Signal. Es handelt sich dabei um einen Anteil, der in erster Näherung der Autokorrelationsfunktion 69 2.5 002_e10 (intermediate) E-EF [eV] 2.0 Na-Resonanz Oberflächenzustand 1.5 1.0 “heiße” Elektronen 0.5 Oberflächenzustand 2PPE Intensität Na-Resonanz 2PPE Intensität 0 20 40 60 80 100 rel. Intensität [%] “heiße” Elektronen -300 -200 -100 0 100 Zeitverzögerung [fs] 200 300 Abb. 5.4: Typische Darstellung einer zeitaufgelösten 2PPE-Messung an dem System Na/Cu(111) bei einer Bedeckung von 0.12 ML und einer Probentemperatur von ∼ 100 ◦ K. Die Farben im 2D-Plot spiegeln die gemessene 2PPE-Intensität wieder. Die x-Achse entspricht den verschiedenen Zeitverzögerungen zwischen Pump- und Probe-Puls. Die Zwischenzustandsenergie relativ zur Fermi-Energie E − EF ist auf der y-Achse aufgetragen. Bei der Messung wird der Zeitverzögerungsbereich (hier -300 fs bis 300 fs) wiederholt abgefahren, um die Statistik zu verbessern. Dabei werden die Daten an einer jeweilgen Zeitverzögerungsposition summiert. Ein konstante Verringerung des Signals über die gesamte Messdauer führt zu einer minimalen Asymmetrie in den Daten (vgl. der helle Streifen bei 2,0 eV zwischen 100 fs und 300 fs). Diese wird bei der weiteren Auswertung als linearer Hintergrund in den Autokorrelationskurven berücksichtigt. Die Summe horizontaler Schnitte zwischen den horizontalen Linien einer Farbe ergeben die unter dem 2D-Plot abgebildeten Autokorrelationskurven. Die Summe der vertikalen Schnitte zwischen den beiden vertikalen Linien ergeben das rechts abgebildete 2PPE-Spektrum. Die verwendete Photonenenergie betrug 2.30 eV. 70 des Laser-Pulses entspricht und zur Charakterisierung des NOPA unter experimentellen Bedingungen geeignet ist. Die gesamte 2PPE-Intensität ist dann: Z +∞ I2PPE (τ ) ∝ A · IAC (τ ) + B · IAC (τ − t)R(t)dt (5.4) −∞ Bei einem Verhältnis dieser Anteile von 1:1 (A = B in Gleichung 5.4) ergibt sich der in Abbildung 5.5 a) gezeigte Intensitätsverlauf. Im Vergleich dazu sind in Abbildung 5.5 b) gemessene Daten und ein Fit, basierend a) AC Signal gesamt 0.8 norm. Intensität 1.0 0.6 0.4 norm. Intensität 1.0 b) 0.8 Daten AC Signal gesamt 0.6 0.4 0.2 0.2 0.0 0.0 -200 -100 0 100 200 Zeitverzögerung [fs] -300 -200 -100 0 100 200 Zeitverzögerung [fs] 300 Abb. 5.5: Normierte 2PPE-Intensität in Abhängigkeit der Zeitverzögerung. a) Aus Gleichung 5.4 berechneter theoretische Verlauf bei einem Verhältnis von Signal mit Lebensdauer (Signal) zu Autokorrelations-Anteil (AC) von 1:1. b) gemessener Intensitätsverlauf und Fit. Das Verhältnis der einzelnen Anteile beträgt hier sin 6 : 4. Die Pulsdauer wurde auf 30fs gesetzt, damit ergibt sich eine Lebensdauer der heißen Elektronen von 120 ± 10 fs. auf dem in Abbildung 5.5 a) gezeigten Modell und einer Pulsdauer von 30fs, dargestellt. Die resultierende Lebensdauer der heißen Elekronen bei einer Zwischenzustandsenergie von E − EF = 0, 78 ± 0, 05 eV, die aus dem Anteil des Fits für das eigentliche Signal abgelesen wurde, beträgt 120 ± 10fs. Der Fehler ist dabei die Standardabweichung, welche aus der Fit-Routine resultiert. Verglichen mit dem Literaturwert von ∼ 60fs [Kno98] weicht dieser Wert deutlich ab. Die Abweichung könnte zum einen daran liegen, dass die Messungen in [Kno98] an einer reinen Cu(111) Oberfläche ohne Adsorbat vorgenommen wurden. Des weiteren ist der abgetastete Zeitverzögerungsbereich der Messung, die zu Abbildung 5.5 b) führte, zu klein gewählt um solch verhältnismäßig langsame Dynamiken ausreichend darzustellen. Die langen Zerfallszeiten der heißen Elektronen können somit nur schwierig gefittet werden. Dennoch erkennt man gut eine qualitative Übereinstimmung zwischen theoretischem Modell und gemessenen Daten. Schließlich bietet sich die Unterteilung des 2D-Plots in folgende drei energetische Bereiche an: 71 • Realer Zustand (Na-Resonanz) Es existiert eine einfache Lebensdauer, welche durch einen einfachen exponentiellen Zerfall, gemäß Gleichung 5.2, modelliert wird. In Abbildung 5.4 liegt dieser Bereich1.98 zwischen E − EF = 1,83 und 2,16 eV (blau). E-EF [eV] 1.96 • Virtueller Zustand Der virtuelle Zwischenzustand besitzt keine Lebensdauer. 2PPE Intensität [arb.] 200 -50fs 0fs 1.94 Daten (0fs) In diesem Bereich ist die Laserpuls-Autokorrelation direkt sichtbar. Er(-25fs) eignet sich Daten 1.92 Daten (-50fs) gut zur Bestimmung der Pulsdauer. In Abbildung 5.4 ist dieser Bereich durch rote 1.90 -25fs Fit (0fs) 150 Linien markiert, er liegt zwischen E 1.88 − EF = 1,38 und 1,62 eV. Fit (-25fs) 1.86 Fit (-50fs) • Heiße Elektronen Aus den Volumenbändern des Cu angeregteNa-Res. Elektronenvertei(0fs) -50 0 50 100 Na-Res. (-25fs) 100 [fs] lung um dieZeitverzögerung Fermikante herum, deren Lebensdauer nach einem einfachen Modell Na-Res. (-50fs) mit der Energie abnimmt (Gleichung 5.3). In der Nähe der sekundären Kante kann dieser langlebige Anteil einen beträchtlichen Beitrag zum zeitaufgelösten 2PPE50 Spektrum ausmachen. Der langlebige Anteil kann dabei weiterhin mit einer einfachen Exponentialfunktion modelliert werden, nach [Kno97] kommt allerdings noch 0 ein Beitrag hinzu, welcher in guter Näherung der Autokorrelation des Laserpulses 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 entspricht. Dieser Bereich liegt energetisch zwischen E − EF = 0,68 und 1,01 eV. E-EF [eV] Daten bei 0 fs Daten bei -25 fs Daten bei -50 fs Fit bei 0 fs Fit bei -25 fs Fit bei -50 fs Na-Res. bei 0 fs Na-Res. bei -25 fs Na-Res. bei -50 fs 2PPE Intensität [arb.] 200 150 100 50 0 0.5 1.0 1.5 E-EF [eV] 2.0 2.5 Abb. 5.6: Drei 2PPE-Spektren zu verschiedenen Verzögerungszeiten (τ = 0, −25, −50fs) in Abhängigkeit von der Zwischenzustandsenergie E − EF . Die Daten wurden, wie in Kapitel 5.2 beschrieben wurde, gefittet. Der Anteil des Fits, welcher die Na-Resonanz modelliert, ist angegeben (gestrichelte Linie). Die zeitabhängige Verschiebung der energetischen Position der Na-Resonanz sollen die senkrechten Linien verdeutlichen. Die gezeigten Daten enthalten jedoch noch weiter Informationen über einen sehr schnell ablaufenden Prozess. Die energetische Position der Na-Resonanz ändert sich mit der Zeitverzögerung, wie es auch bei dem System Cs/Cu(111) der Fall ist [Pet00]. Um dies 72 weiter zu untersuchen, wurden viele einzelne Spektren bei verschiedenen Verzögerungszeiten (analog zu Abbildung 5.1) gefittet. Drei Beispieldatensätze sind inklusive Fit in Abbildung 5.6 gezeigt. Die energetische Position der Na-Resonanz bei einer Zeitverzögerung von 0 fs liegt bei E − EF ∼ 1, 98 eV, bei -25 fs bei E − EF ∼ 1, 96 eV und bei -50 fs bei E − EF ∼ 1, 91 eV. In Abbildung 5.7 sind die Postionen der Na-Resonanz für einige Verzögerungszeiten aufgetragen. 1.98 -25 fs Position der Na-Resonanz linearer Fit E-EF [eV] 1.96 1.94 0 fs 1.92 1.90 1.88 -50 fs 1.86 -50 0 Zeitverzögerung [fs] 50 100 Abb. 5.7: Zu sehen ist die energetische Position der Na-Resonanz in Abhängigkeit von Coefficient values ± one standard deviation der Zeitverzögerung. Zu den markierten Zeitpunkten =2.0107 ± 0.00227(0 fs, -25 fs, und -50 fs) wurden a ± 4.66e-005 b die Daten in Abbildung 5.6 aufgenommen.=-0.0019512 Zusätzlich wurde ein linearer Fit durchgeführt, dessen Steigung der Verschiebungsgeschwindigeit der energetischen Position der Na-Resonanz entspricht. Sie beträgt−1, 95 ± 0, 05 meV/fs. Die eingezeichneten vertikalen Balken entsprechen dabei den aus dem Fit gewonnenen Standardabweichungen. In Abbildung 5.8 ist die Position der Na-Resonanz direkt in eine 2D-Abbildung der zeitaufgelösten Meßdaten eingetragen. Hier stellen die Fehlerbalken die Breite der Na-Resonanz dar. Es ist also deutlich eine Verschiebung der Na-Resonanz um ∼ 0, 1 eV zu erkennen. Ein ähnlicher Effekt wurde im Falle eines Cäsium Adsorbates auf einer Cu(111)-Oberfläche von Petek et. al. [Pet00] beobachtet. Diese energetische Verschiebung muss bei der Analyse der zeitlichen Dynamik berücksichtigt werden. Dies geschieht, indem man eine Autokorrelationsfunktion (mit bzw. ohne Lebensdauer) nicht mehr durch horizontale Schnitte aus dem 2D-Plot extrahiert, sondern die Intensitäten der Resonanzen aus Abbildung 5.6 in Abhängigkeit der Zeitverzögerung darstellt. Dies wurde für den Oberflächenzustand in Abbildung 5.9 a) und für die Na-Resonanz in Abbildung 5.9 b) dargestellt. In Abbildung 5.9 a) wurde keine weitere Lebensdauer angenommen, da der Oberflächenzustand über einen virtuellen Zwischenzustand ohne Lebensdauer abgefragt wird. Die 73 Abb. 5.8: Gemäß Abbildung 5.6 gefittete energetische Position der Na-Resonanz in Abhängigkeit von der Verzögerungszeit mit den zeitaufgelösten Daten aus Abbildung 5.4. Die Breite der Gauß-Kurve, mit der die Na-Resonanz gefittet wurde, ist über die eingezeichneten vertikalen Balken dargestellt. somit aus dem Fit nach Gleichung 4.7 resultierende Pulsdauer beträgt 29, 9 ± 0, 3 fs. Der angegebene Fehler entspricht der durch die Fit-Routine berechneten Standardabweichung. In Abbildung 5.9 b) wurde diese Pulsdauer als fest angenommen und damit über den Fit die Lebensdauer der Na-Resonanz bestimmt. Für die Fit-Funktion wurde die Autokorrelationsfunktion, gemäß Gleichung 5.1 und Gleichung 5.2, mit einem exponentiellen Zerfall gefaltet. In dem einfachen Modell der Faltung von Lebensdauer mit Pulsdauer kann aus dem Fit eine Lebensdauer von 8, 1 ± 0, 3 fs abgelesen werden. Dies stimmt mit der in [Bor02] theoretisch berechneten Lebensdauer (bei 0◦ K) für das System Na/Cu(111) von 7 fs gut überein. Die Temperatur geht in die theoretischen Rechnungen nicht ein. 5.4 Diskussion des beobachteten Verhaltens von Na/Cu(111) Als Erklärung für das Verhalten des Na/Cu(111)-Systems bietet sich eine analoge zu der in [Pet00] an: Die 3s Elektronen der Natrium-Atome hybridisieren bei der Adsorption mit den darüberliegenden 3p Orbitalen zu einem bindenden 3s-3pz Orbital, welches besetzt 74 a) Oberflächenzustand Fit 40 Pulsdauer: 30fs 30 20 10 -50 0 50 Zeitverzögerung [fs] 100 2PPE Intensität aus Fit [arb.] 2PPE Intensität aus Fit [arb.] 50 b) 200 Na-Resonanz Fit 150 Lebensdauer: τ = 8.1fs 100 50 -50 0 50 Zeitverzögerung [fs] 100 Abb. 5.9: Gemäß Abbildung 5.6 gefittete Intensität des Oberflächenzustands a) und der Na-Resonanz b) in Abhängigkeit von der Zeitverzögerung. Der Oberflächenzustand wird über einen virtuellen Zustand abgefragt, welcher keine Lebensdauer besitzt. Deshalb wurden die Daten in a) mit der Autokorrelationsfunktion der sech2 -Funktion Gleichung 4.7 gefittet. Die resultierende Pulsdauer beträgt ∼ 30 fs. Da in die Daten in b) die Lebensdauer der Na-Resonanz eingeht, wurde Gleichung 5.1 mit Gleichung 5.2 als Fit-Funktion benutzt. Als Pulsdauer wurden gemäß a) 30 fs angenommen. Die, in den exponentiellen Zerfall eingehende, Lebensdauer beträgt nach diesem Fit ∼ 8 fs. ist, und zu einem unbesetzten antibindenden 3s+3pz Orbital. Die Na-Resonanz entsteht nun durch die Kopplung dieser beiden Orbitale durch den Laserpuls. Schematisch ist dies in Abbildung 5.10 abgebildet. Durch den Pump-Puls werden Elektronen aus dem Potentialminimum des bindenden Orbitals, welches den Gleichgewichtsabstand zwischen Cu(111)-Oberfläche und Na-Atomen festlegt, in das antibindende angeregt. Das angeregte System versucht nun zunächst die potentielle Energie zu minimieren, indem sich der Abstand zwischen Oberfläche und Adsorbat-Atomen RCu-Na vergrößert. Die durch den Probe-Puls abgefragte energetische Position verringert sich somit mit der Zeit. Dies erklärt das Absinken der energetischen Position der Na-Resonanz in Abbildung 5.8 und Abbildung 5.6. Diese Adsorbat-Bewegung entspricht in der Größenordnung den in [Pet00] veröffentlichten Ergebnissen für Cs, die Verschiebung der energetischen Position der Na-Resonanz nach ca. 75fs beträgt ungefähr 0,1 eV. Extrahiert man aus den Daten in [Pet00] eine Energieverschiebungsgeschwindigkeit, analog zu der in Abbildung 5.7, erhält man eine Steigung von ve = −1, 6 meV/fs. Die energetische Position der Cs-Resonanz verschiebt sich also etwas langsamer, als die der Na-Resonanz (ve = −1, 95 meV/fs). Das Cs-Atom hat eine fast sechsmal größere Masse als das Na-Atom. Das bedeutet, dass die Potentialfläche für Natrium ein anderes Aussehen (zumindest eine andere Steigung bzw. Krümmung) haben muss, als die für Cäsium. 75 Pump Potential energy [arb.] Probe Cu + Na Cu-+Na+ RCu-Na [arb.] Abb. 5.10: Schema zur Na-Resonanz, [Pet00] entnommen und modifiziert. Durch den Pump-Puls wird das System vom Grundzustand (roter Potentialverlauf, angedeutet durch das Wellenpaket im Minimum der roten Kurve) in einen angeregten antibindenden Zustand angeregt (blaue Kurve). Das Wellenpaket propagiert nun entlang der Potentialfläche des angeregten Zustands zu kleineren Energien. Dies entspricht einer Vergrößerung des Abstandes RCu-Na zwischen Natrium-Atom und Cu(111)-Oberfläche. 76 6 Zusammenfassung und Ausblick Gegenstand dieser Arbeit war die Optimierung eines vorhandenen optischen parametrischen Verstärkers in nichtkollinearer Geometrie und die Komprimierung der mit diesem Aufbau erzeugten Femtosekunden-Laserpulse und deren Charakterisierung. Schließlich wurden die mit dem NOPA generierten Pulse in einem zeitaufgelösten Zwei-PhotonPhotoemissions(2PPE)-Spektroskopie-Experiment verwendet, um die schnelle Elektronendynamik des Systems Na/Cu(111) zu untersuchen. Der Aufbau dient in unserem Labor als neue Lichtquelle, die eine verbesserte Zeitauflösung in 2PPE-Experimenten ermöglicht, da sie Pulse um 20fs generiert. Bisher waren mit dem kommerziellen OPA generierte Pulse mit Pulsdauern von 60fs im sichtbaren Bereich das Minimum. Der ursprünglich vorhandene NOPA-Aufbau zeigte keine zufriedenstellenden Eigenschaften. Der Aufbau wurde erfolgreich optimiert und funktioniert jetzt mit ungefähr der Hälfte der ursprünglich benötigten Eingangsleistung (∼ 1, 2 W) bei ∼ 650 mW (Pulsenergie: ∼ 2.3 anstatt ∼ 4 µJ). Dies ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb anderer optischer Aufbauten (kommerzieller OPA, SHG-Strecke, etc.) zusammen mit dem NOPA. Die mit dem NOPA generierten Pulse konnten mit einem Prismenkompressor auf 20-30 fs komprimiert werden. Der spektrale Bereich des mit dem NOPA verstärkten Lichtes reicht von 480 bis 650 nm (2,6 bis 1,9 eV). Die erzeugten Spektren und Pulsdauern der Pulse wurden mit einem Gitterspektrometer und einem Autokorrelator charakterisiert. Diese neue durchstimmbare Lichtquelle hat erste Experimente am System Na/Cu(111) ermöglicht, welches schnelle zeitliche Dynamiken aufweist. Die Lebensdauer der durch das Na-Adsorbat verursachten Natrium-Resonanz wurde mit Hilfe des NOPA auf 8.1±0.3 fs bestimmt. Weiterhin wurde eine Energieverschiebung der Na-Resonanz abhängig von der Zeitverzögerung gemessen, wie so von Petek et al. bereits für das System Cs/Cu(111) beobachtet wurde [Pet00]. Als Ursache wurde eine Bewegung der Na-Atome weg von der Oberfläche vorgeschlagen, wie auch für das Cs/Cu(111) System. Diese Bewegung wiederum hat ihre Ursache in einer Anregung von Adsorbat-Elektronen von einem bindenden in einen antibindenden Zustand. Als mögliche Erweiterungen des Aufbaus bieten sich eine Modifikation des Kompressors an. Dabei scheint die Kompression mit „chirped mirrors“ (auch in Kombination mit dem Prismenkompressor) sehr vielversprechend zu sein. 77 Der Austausch möglichst vieler transmittiver Optiken (Linsen) durch reflektive Optiken (sphärische Spiegel) würde zusätzlich in geringerer GVD resultieren, die es zu kompensieren gilt. Vor allem bedeutet dies auch weniger Dispersion höherer Ordnung, welche nicht einfach kompensiert werden kann. Eine weiteres Ziel für die Zukunft wäre eine Verdopplungsstrecke hinter dem NOPA. Diese könnte einen Wellenlängenbereich von ungefähr 240 bis 325 nm abdecken. Nach [Bau04] wäre bei entsprechendem Aufbau nach der Verdopplung nichtmal ein weiterer Kompressor nötig. Für das System Na/Cu(111) bleibt z.B. noch die Frage offen, inwiefern die elektronische Anregung in die Na-Resonanz zur Desorption der Na-Atome führt. Es wurde zwar nach längerem Beleuchten eine Änderung der Austrittsarbeit festgestellt, die durch eine Verminderung der Na-Bedeckung oder Diffusion der Na-Atome auf der Oberfläche erklärt werden kann. Sie wurde jedoch im Zusammenhang dieser Arbeit nicht systematisch untersucht. 78 Literaturverzeichnis [Alf70] R. R. Alfano & S. L. Shapiro. Emission in the Region 4000 to 7000 Å via Four-Photon Coupling in Glass. Physical Review Letters 24, 11, (1970) 584. [Bau04] P. Baum, S. Lochbrunner, & E. Riedle. Generation of tunable 7-fs ultraviolet pulses: achromatic phase matching and chirp management. Applied Physics B 79, (2004) 1027. [Bor02] A. G. Borisov, J. P. Gauyacq, E. V. Chulkov, V. M. Silkin, & P. M. Echenique. Lifetime of excited electronic states at surfaces: Comparison between the alkali/Cu(111) systems. 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Die Rahmenbedingungen für wissenschaftliches Arbeiten waren hier optimal. Uwe Bovensiepen möchte ich für die stets motivierende Betreuung dieser Arbeit danken, welche durch seine konstruktive Kritik und die zahlreichen Verbesserungsvorschläge die schöne vorliegende Form bekommen hat. Marcel Krenz danke ich für die unermüdliche Unterstützung beim praktischen Teil dieser Arbeit. Mit guter Laune und motivierenden Worten gelang es ihm immer, mir die Arbeit mit Lasersystem und NOPA nahezubringen. Ohne seine Erfahrung bezüglich optischer Aufbauten und Lasern hätte ich das bestimmt alles nicht so schnell und gut hinbekommen. Für die Hilfe beim Umgang mit der UHV-Kammer und den 2PPE-Messungen, die gute Zusammenarbeit am Lasertisch und für beste Laborunterhaltung bedanke ich mich bei Michael Meyer. Auch den anderen Kollegen im 2PPE-Labor Felix Leyßner, Sebastian Hagen, Patrick Kirchmann, Petra Tegeder, Laurentz Rettig und Erwan Varene danke ich für die Unterstützung und Hilfsbereitschaft. Dies schließt jedoch die nicht genannten Mitglieder der Arbeitsgruppe keineswegs aus, auf deren Unterstützung man immer zählen konnte. Peter West und Dietgard Mallwitz danke ich für die Hilfe in organisatorischen und bürokratischen Dingen. Ein weiterer Dank geht an Patrick Waxmann, in dessen Gesellschaft ich mein gesamtes Physikstudium verbracht habe. Hoffentlich klappt das mit der letzten Diplomprüfung auch noch so gut wie bisher. Eberhard Riedle und Ralph Ernstorfer möchte ich für die hilfreichen Tipps zum NOPAAufbau und zur Pulskompression danken. Meiner liebsten Familie danke ich für die moralische Unterstützung und nicht zuletzt für die Finanzierung meines Studiums. Danke Anna, dass du mich auch in den letzten Monaten ertragen und unterstützt hast: minä rakastan sinua! 83