Märkte Vorlesung Ökonomie 1 25.11.2005 Wie viel produzieren? Bis Grenzertrag gleich Grenzkosten Welche Güter produzieren und anbieten? Wie produzieren? Welche Technik? Mit kostenminimierender Technologie Zu welchem Preis anbieten? Angebotskurve = Grenzkostenkurve Kosten pro t Weizen Die langfristige Angebotskurve entspricht der Grenzkostenkurve, sobald diese über den Durchschnittskosten liegt. Grenzkosten 800 600 Durchschnittskosten 400 200 0 0 5 10 15 20 Weizen (t) Unternehmen A Unternehmen B Angebot B Angebot A Kosten pro Einheit Kosten pro Einheit 600 290 15 15 Weizen (t) Weizen (t) Markt A + B Angebot A Angebot A+B Preis Die Marktangebotskurve ist die horizontale Summe der einzelnen Angebotskurven. Solange ein Gewinn gemacht wird, besteht der Anreiz einzusteigen. 600 290 15 30 Weizen (t) Kosten pro Einheit Marktangebot bei identischen Unternehmen Angebot 800 600 400 200 Anzahl Unternehmen im Markt: 2 3 5 4 1 0 0 5 10 15 20 25 Weizen (t) Preis 800 640 600 490 410 400 340 290 200 Nachfrage 0 0 20 40 60 80 Weizen (t) Solange Gewinn gemacht wird, steigen neue UnternehmerInnen in den Markt ein UnternehmerInnen Markt A Gewinn Markt B Markt C Gewinn Markt D Langfristig ist der Gewinn null Preis, Kosten pro t Weizen Aber der volkswirtschaftliche Gewinn ist nicht gleich dem betriebswirtschaftlichen Gewinn. Durchschnittskosten Grenzkosten 800 600 400 200 langfristig sinkt der Preis auf das Minimum der Durchschnittskosten 0 0 5 10 15 20 Weizen (t) Die Annahme des gegebenen Preises gilt für die Marktform der vollständigen Konkurrenz Vielzahl von Nachfragern und Anbietern (keine Preisabsprachen möglich) Homogenes Gut (Produkt eines Anbieters unterscheidet sich nicht von dem seiner Konkurrenten) Neue Unternehmen können jederzeit in den Markt einsteigen (Extra-Gewinne verschwinden) Daraus folgt: Für das einzelne Unternehmen ist der Preis vom Markt gegeben. Wie viel produzieren? Bis Grenzertrag gleich Grenzkosten Welche Güter produziern und anbieten? Güter die einen Gewinn bringen Wie produzieren? Welche Technik? Mit kostenminimierender Technologie Zu welchem Preis anbieten? Preis vom Markt „gegeben“ Weissbrot-Markt Bei 7.3 Fr. pro kg ist die Nachfrage null. Preis in Fr. pro kg Angebot 8 Nachfrage 6 4 Minimum der Durchschnittskosten 2 Ertrag deckt variable Kosten Es wird kein Brot unter 0 1.8 Fr. angeboten. 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Weissbrot-Markt Marktpreis = 4 Preis in Fr. pro kg Angebot 8 Nachfrage 6 4 2 gehandelte Menge = 240 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Marktpreis = Gleichgewichtspreis Die Anbieterinnen können gerade die Menge verkaufen, die sie beim gegebenen Preis verkaufen wollen Angebot Preis in Fr. pro kg Die Nachfrager können gerade die Menge kaufen, die sie beim 8 kaufen wollen gegebenen Preis Nachfrage 6 Marktgleichgewicht 4 2 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Marktpreis = Gleichgewichtspreis Bei allen anderen Preisen gibt es ein Überangebot oder eine Übernachfrage. Marktmechanismen bringen den Preis wieder zum Gleichgewichtspreis. Marktpreis = Gleichgewichtspreis Ein Teil der Nachfrage kann nicht befriedigt werden. zu tiefer Preis Preis in Fr. pro kg Angebot 8 Übernachfrage bei Preis = 3 Fr. Nachfrage 6 4 3 2 Angebot bei Preis = 3 Fr. Nachfrage bei Preis = 3 Fr. 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Marktpreis = Gleichgewichtspreis Ein Teil der Nachfrage kann nicht befriedigt werden. zu tiefer Preis Preis in Fr. pro kg Angebot 8 Käufer stehen Schlange. Verkäufer können den Preis erhöhen, ohne Kunden zu verlieren. Nachfrage 6 4 3 2 Der Preis steigt die Übernachfrage geht zurück. 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Marktpreis = Gleichgewichtspreis Ein Teil des Angebots kann nicht verkauft werden. zu hoher Preis Preis in Fr. pro kg Angebot 8 Nachfrage 6 Überangebot bei Preis = 5 Fr. 5 4 Nachfrage bei 2 Preis = 5 Fr. Angebot bei Preis = 5 Fr. 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Marktpreis = Gleichgewichtspreis Ein Teil des Angebots kann nicht verkauft werden. zu hoher Preis Preis in Fr. pro kg Angebot 8 Die Unternehmen werden die Waren nur los, wenn sie den Preis senken. Nachfrage 6 5 4 Der Preis sinkt das Überangebot geht zurück. 2 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Preis in Fr. pro kg Marktpreis = Gleichgewichtspreis 8 Angebot Nachfrage 6 4 2 0 0 100 200 300 400 Menge (1000 kg) / Tag 500 Marktdynamik Beispiel: Einkommen steigt Preis in Fr./kg Nachfrage bei höherem Einkommen Angebot 8 6 langfristiges Angebot (mehr Unternehmen) Nachfrage 2 3 1 4 2 100 200 300 Menge (1000 kg) / Tag 400 500 Simulation Markteintritt Prognosen für Marktereignisse Wenn angebotene Menge > nachgefragte Menge Preis muss sinken Zum Beispiel wenn ... die Kakao-Ernte „gut“ ist der Irak wieder Erdöl exportieren kann Büro-Immobilien leer stehen (?) Arbteitssuchende keine Arbeit finden (?) Beispiel Marktanalyse: Markt für 3 Zimmerwohnungen in Zürich Einkommen Preis Preise von Substituten (z.B. von Eigentumswohnungen, 2 und 4 Zimmerwohnungen in der Stadt, 3 Zimmerwohnungen auf dem Land) 4000 Preise von Komplementen (z.B. Möbel) 3000 Wohngewohnheiten (Fläche pro Person) Grösse der Stadtbevölkerung 2000 und so weiter und so fort ... 1000 Nachfrage 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) kurzfristiges Angebot Preis kurzfristiges Angebot 4000 kurzfristig ist die Zahl der 3 Zimmer Wohnungen gegeben (heute 74‘000) die Grenzkosten für Vermietung bestehenden Wohnungen sind niedrig (nur Verwaltungskosten) 3000 2000 1000 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) langfristiges Angebot Preis langfristiges Angebot 4000 3000 langfristig wird Angebot von durchschnittlichen Baukosten bestimmt Baukosten steigen langfristig vor allem wegen steigenden Bodenpreisen (bei gleicher Bauqualität) 2000 1000 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) Markt für 3-Zimmerwohnungen ohne Regulierung Preis kurzfristiges Angebot 4000 Kurzfristig ist der Mietpreis durch die Nachfrage gegeben 3000 2 2000 Extragewinn Vermieter Nachfrage bei höherem Einkommen 1 Nachfrage 1000 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) Markt für 3-Zimmerwohnungen ohne Regulierung Angebot 2003 Preis Angebot 2006 langfristiges Angebot 4000 Langfristig ist der Mietpreis durch Nachfrage und Angebot gegeben 3000 2 3 2000 Nachfrage bei höherem Einkommen 1 Nachfrage 1000 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) Ist eine Mietpreisbindung sinnvoll? Beispiel: Mieten von 3-Zimmerwohnungen werden auf heutiges Niveau von 1‘700 Fr. fixiert Angebot 2003 Preis 4000 Einkommensumverteilung zugunsten der heutigen Mieter 3000 2000 Übernachfrage Extragewinn Vermieter 1700 Nachfrage bei höherem Einkommen 1 Nachfrage 1000 Übernachfrage 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) Ist eine Mietpreisbindung sinnvoll? Beispiel: Mieten von 3-Zimmerwohnungen werden auf heutiges Niveau von 1‘700 Fr. fixiert Angebot 2003 Preis langfristiges Angebot 4000 kein Anreiz Angebot auszudehnen 3000 Nachfrage bei höherem Einkommen 2000 1700 1 Nachfrage 1000 Übernachfrage 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) Ist eine Mietpreisbindung sinnvoll? Beispiel: Mieten von 3-Zimmerwohnungen werden auf heutiges Niveau von 1‘700 Fr. fixiert Wenn Mietpreisbindung nur Angebot 2003 Preis für alte Wohnungen gilt. Angebot 2006 langfristiges Angebot 4000 3000 neu Nachfrage bei höherem Einkommen 2000 alt Nachfrage können zu Neue Wohnungen höherem Preis vermietet werden. 1000 20 40 60 80 100 120 3 Zimmerwohnungen in Stadt Zürich (1000) Bei administrativ festgelegten Preisen überwiegt immer die kurze Marktseite Preis Angebot Höchstpreis Übernachfrage Angebot = gehandelte Menge Nachfrage Nachfrage Menge Bei administrativ festgelegten Preisen überwiegt immer die kurze Marktseite Preis Angebot Mindestpreis Überangebo t Nachfrage = gehandelte Menge Nachfrage Menge Angebot Märkte reagieren unterschiedlich schnell auf Veränderungen Auf manchen Märkten ist die Preisreaktion auf Angebots- und Nachfrageveränderungen relativ langsam (z.B. Arbeitsmärkte). Auf anderen erfolgt die Preisreaktion auf Angebotsund Nachfrageveränderungen fast augenblicklich. Auf Rohstoff- und Wertpapierbörsen ist dies besonders gut sichtbar. Kaffee-Futures an New York Board of Trade (Oktober 2005) cents ($) pro Pfund 110 105 100 95 Tages Höchstkurs 90 Tages-Endkurs Tages TiefstKurs 85 80 03.10.05 10.10.05 17.10.05 24.10.05 31.10.05 Quelle: http://www.nybot.com/ Die “Efficient-Market” Hypothese Hypothese: Die Börse ist ein effizienter Markt, es ist es unmöglich systematisch überdurchschnittliche Renditen zu erreichen. Begründung: Alle Informationen sind bereits in den gegenwärtigen Preisen enthalten. Empirischer Test: Im Durchschnitt hat ein zufällig ausgewähltes Portfolio die gleiche Rendite wie die Portfolios von professionellen Anlegern. Experiment: Ein Portfolio von zufällig ausgewählten Aktien (mit Wurfpfeilen auf Wall Street Journal) bestätigt die Hypothese über einen Zeitraum von 10 Jahren. Die Funktionen des Preises Preise sind Anreize für Anbieter und Nachfrager mehr zu produzieren (z.B. grosse Wohnungen) mehr zu kaufen (bei relativ niedrigem Preis) Preise sind Informationsträger Qualität des Gutes was gefällt den KonsumentInnen Kriterium der Paretooptimalität Eine Situation ist paretooptimal, wenn niemand besser gestellt werden kann, ohne jemand anderen schlechter zu stellen. Kriterium der Paretooptimalität gesamten Wohlfahrtsgewinn = Konsumentenrente + Produzentenrente Marktgleichgewicht ist paretopotimal, weil Konsumentenrente nicht vergrössert werden kann ohne Produzentenrente zu verringern (und umgekehrt). Preis Angebot Konsumentenrente = Zahlungsbereitschaft - Ausgaben Produzentenrente = Gewinn + Fixkosten Nachfrage Menge Die Grösse des Kuchens ist gegeben, nur die Aufteilung kann sich ändern. Weder die Konsumenten noch die Produzenten können besser gestellt werden, ohne die Situation eines Konsumenten oder Produzenten zu verschlechtern. Konsumenten Produzenten Wohlfahrtseffekte einer Steuer Kaffeepreis 10 Angebot bei Steuer (2 Fr. pro kg) neuer Preis 8 für Haushalte Angebot 6 4 Marktpreis steigt - wenn auch nicht um den ganzen Betrag der Steuer. Gehandelte Menge sinkt. neuer Preis für 2 Unternehmen Steuer von 2 Fr. Nachfrage 10 20 30 40 Kaffee (1000t) Wohlfahrtseffekte einer Steuer Kaffeepreis 10 neue Konsumentenrente Angebot bei Steuer (2 Fr. pro kg) 8 Angebot Wohlfahrtsverlust durch Steuer 6 Steuereinnahmen 4 Steuereinnahmen können umverteilt werden. 2 neue Produzentenrente 10 20 30 Nachfrage 40 Kaffee (1000t) Wieso ist die vollständige Konkurrenz die ideale Marktform? Paretooptimalität (Maximierung der Produzenten- und Konsumentenrenten) Im Marktgleichgewicht gilt: Preis = Grenznutzen = Grenzkosten Das freie und eigennützige Verhalten der Konsumenten und Unternehmerinnen steuert die Wirtschaft. Dank dieser dezentralen Organisation passt sich die Wirtschaft flexibel an neue Ereignisse, Produkte und Technologien an.