Belegarbeit 5. Praxismodul

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Berufsakademie Dresden
Studienrichtung Agrarmanagement
LfULG Abt. 9 Referat 91
Am Park 3
04886 Köllitsch
Belegarbeit 5. Praxismodul
Thema: Untersuchungen zum Haptoglobinnachweis
mittels dem Analysegerät „eProCheck®“ in
der Milch von Holstein-Friesian Kühen
Themengebiet: Milchviehhaltung
eingereicht von:
Frau Constance Nagler
Geboren am:
Seminargruppe:
16.06.1988
BA09AM1
Bewertungsvorschlag Unternehmen:
Kriterium
Mögliche Punktzahl
Lösung der Aufgabe
Erreichung der Zielsetzung
055
Selbstständigkeit und
Systematik
015
Eigeninitiative, Zeitaufwand
010
Sorgfalt der Bearbeitung
010
Sorgfalt der Ausarbeitung
010
Summe
100
Erreichte Punktzahl
Bemerkungen:
Betreuer:.................................... Unterschrift:........................................Datum:..............
Name
Notenvorschlag*: ...............................................
* Der Notenschlüssel ist im Internet unter www.badresden, in der Rubrik Service, Dokumente,
Dokumente für Gutachter (Empfehlung zur Bewertung von Studien und Diplomarbeiten) zu finden
Inhaltsverzeichnis
1
Anlass und Zielsetzung der Arbeit ....................................................................... 4
2
Funktionsweise des Immunsystems .................................................................... 5
2.1
Angeborene und adaptive Immunität............................................................ 5
2.2
Bestandteile des Immunsystems .................................................................. 5
2.3
Entzündungsvorgang ................................................................................... 7
2.4
Akute-Phase-Reaktion ................................................................................. 7
2.5
Haptoglobin .................................................................................................. 8
3
Zellen in der Milch ............................................................................................... 9
4
Material und Methoden ...................................................................................... 10
5
4.1
Tiermaterial ................................................................................................ 10
4.2
Milchproben ................................................................................................ 11
4.3
eProCheck® ................................................................................................ 11
4.4
Sandwich-ELISA ........................................................................................ 12
4.5
Statistische Auswertung ............................................................................. 13
Ergebnisse ........................................................................................................ 14
5.1
Überblick – Hp-Konzentrationen in der Milch ............................................. 14
5.2
Wiederholbarkeit des Verfahrens ............................................................... 16
5.3
Nachweisbarkeit von Hp in Viertel- und Sammelproben ............................ 17
5.4
Korrelation zwischen SCC und Hp in SP.................................................... 19
5.5
Betrachtung von Einzeltierbeispielen ......................................................... 20
5.5.1
Tier 13 ................................................................................................. 20
5.5.2
Tier 6 ................................................................................................... 21
5.5.3
Tier 14 ................................................................................................. 21
6
Diskussion ......................................................................................................... 22
7
Zusammenfassung und Ausblick ....................................................................... 24
8
Literatur ............................................................................................................. 25
9
Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 27
10 Tabellenverzeichnis ........................................................................................... 27
11 Anlagenverzeichnis ........................................................................................... 27
12 Anlagen ............................................................................................................. 28
12.1
Übersicht Einzeltiere .................................................................................. 28
12.2
Hp-Konzentrationen Tier 13 ....................................................................... 29
12.3
Hp-Konzentrationen Tier 6 ......................................................................... 29
12.4
Hp-Konzentrationen Tier 14 ....................................................................... 30
2
Abkürzungsverzeichnis
aktLakt
aktuelle Laktation
aktMT
aktueller Melktag
APP
Akute-Phase-Proteine
BCS
Body-Condition-Score
HL
Euterviertel hinten links
Hp
Haptoglobin
HR
Euterviertel hinten rechts
ID
Identifikationsziffer
LCS
Locomotion-Score
Mes
Messung(en)
MW
Mittelwert
SCC
Somatic-Cell-Count
SP
Sammelgemelksprobe
VL
Euterviertel vorn links
VP
Viertelgemelksprobe
VR
Euterviertel vorn rechts
3
1
Anlass und Zielsetzung der Arbeit
Im Rahmen des Projektes „Entwicklung und Nutzung neuer On–Farm–Verfahren zur
Leistungsprüfung auf Gesundheitsstabilität und Fruchtbarkeit beim Deutsch Holstein
– (On–Farm–Recording)“ wird beabsichtig, neue innovative Verfahren für die
Leistungsprüfung beim Deutschen Holstein in den Merkmalskomplexen Fruchtbarkeit
und Gesundheit zu erschließen. Diese Merkmalskomplexe sollen auf den
Zuchtbetrieben
(On–Farm)
erfasst
und
in
die
IT–Infrastruktur
des
Herdenmanagements integriert werden können. Ein Ziel des Projektes ist die
Ermittlung und züchterische Nutzung von Parametern der Gesundheitsstabilität auf
der
Grundlage
einer
teilautomatisierten
Bestimmung
von
immunologischen
Parametern in der Milch. Die Möglichkeit der Verwendung von verschiedenen
immunologischen
Parametern
für
diagnostische
Zwecke
des
allgemeinen
Gesundheitsstatus der Kuh oder lokaler Erkrankungen ist in mehreren Studien (HISS
et al. 2004; ECKERSALL et al. 2006; LAI et al. 2009) belegt. Dafür bietet sich die
Bestimmung des Akute–Phase–Proteins Haptoglobin an, welches im Zuge des
Projektes ausgewählt wurde. Nach HISS et al. kann eine erhöhte Konzentration von
Haptoglobin in der Milch binnen drei Stunden nach einer Infektion nachgewiesen
werden.
Diese Arbeit befasst sich mit der Erschließung des Entzündungsparameters
Haptoglobin in der Milch. Für den Nachweis der Haptoglobin–Konzentrationen in der
Milch wird das Analysegerät „eProCeck“ (Stallgerät) der Firma FrimTec GmbH
genutzt. Der bei diesem Gerät hinterlegte ELISA–Test wurde für die Messung der
Haptoglobinkonzentration neu entwickelt. Ziel dabei ist es, Aufschluss über das
Verfahren der Milchprobenverarbeitung zu geben, ob viertelgenaue Proben nötig
sind oder ob Sammelmischproben dafür ausreichend sind. Folglich sollen die
Ergebnisse als Grundlage für die Erstellung des Versuchsplanes des Projektes
genutzt werden.
4
2
2.1
Funktionsweise des Immunsystems
Angeborene und adaptive Immunität
Der Organismus eines jeden Säugetieres besitzt eine angeborene und eine
sogenannte adaptive bzw. erworbene Immunität gegen verschiedenste Pathogene.
Den entscheidenden Anteil für die Immunreaktion bei der angeborenen Immunität
bilden sogenannte phagozytische Zellen. Diese können ihnen unbekannte,
zahlreiche verschiedene Pathogene aufnehmen und vernichten. Dazu zählen
insbesondere die Makrophagen und Granulozyten.1
Reagiert der Organismus mit der Produktion von Antikörpern auf ein spezifisches
Pathogen, handelt es sich um eine adaptive Immunantwort. Diese basiert auf
Lymphozyten und gegen eine erneute Infektion mit genau demselben Pathogen ist
der Organismus zu meist mit einer lebenslangen Immunität gerüstet.2
Beide Immunreaktionen basieren auf den Reaktionen von Leukozyten, den weißen
Blutzellen. So bilden die angeborene und die adaptive Immunität gemeinsam ein
wirksames Abwehrsystem gegen eine ganze Reihe verschiedenster Pathogene.
Infektionen, die von der angeborenen Immunität nicht beseitigt werden können,
aktivieren die adaptive Immunität.3
2.2
Bestandteile des Immunsystems
Ihren Ursprung haben alle Zellen des Immunsystems in hämatopoetischen
Stammzellen, sogenannten Vorläuferzellen im Knochenmark. Diese pluripotenten
Zellen teilen sich und erzeugen zwei spezialisierte Typen von Stammzellen. Zum
einem eine gemeinsame lymphatische Vorläuferzelle, aus der sich T- und B –
Lymphozyten bilden. Und zum anderen, eine gemeinsame myeloide Vorläuferzelle
aus der u.a. die verschiedenen Typen der Leukozyten (z.B. Granulozyten,
Makrophagen,
dendritische
Zellen)
hervorgehen.
Über
das
Blut
und
das
lymphatische System zirkulieren diese Zellen im Organismus und überwachen die
peripheren Gewebe.
Lymphozyten, die bei der adaptiven Immunreaktion gebildet werden, können in zwei
Hauptgruppen eingeteilt werden, in B-Lymphozyten und T-Lymphozyten. Durch die
1
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 2
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 2
3
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 2
2
5
Aktivierung von B-Lymphozyten, die im Knochenmark reifen, differenzieren diese zu
Plasmazellen, setzen anschließend Antikörper frei und aktivieren T-Lymphozyten.
Vom Blut in periphere oder sekundäre, lymphatische Organe wandern gereifte
Lymphozyten fortwährend und kehren über Lymphgefäße in den Blutkreislauf zurück.
Ihre Fähigkeit, gegen fremde Antigene eine spezifische Immunantwort zu entwickeln,
ist ein besonderes Merkmal. Durch eine patrouillierende T-Lymphozyte, die ein
spezifisches Antigen an der Oberfläche einer dendritischen Zelle erkennt, werden die
meisten adaptiven Immunantworten ausgelöst.4
Granulozyten, die eine Komponente der angeborenen Immunreaktion darstellen,
entstehen während einer Immunantwort und sind vergleichsweise kurzlebig.5 Bis sie
aktiviert werden, zirkulieren sie im Blut, um dann als Effektorzellen an Infektions- und
Entzündungsherden im Gewebe zu agieren.6 Die wichtigste und umfangreichste
zelluläre Komponente der angeborenen Immunantwort bildet dabei die zu den
Granulozyten zählenden neutrophilen Zellen. An einem Entzündungs- oder
Infektionsherd werden sie von Makrophagen dazu aktiviert, Bakterien durch
Phagozytose aufzunehmen. 7
Makrophagen lösen im Gewebe Entzündungen aus, indem sie Bakterien durch
Phagozytose aufnehmen und anschließend im Blut neutrophile Zellen aktivieren.
Über das Blut wandern unreife dendritische Zellen in periphere Gewebe ein, wo sie
Antigene aufnehmen. Infolgedessen reifen diese Zellen zu antigenpräsentierenten
Zellen und wandern in das Lymphgewebe. Dort treten sie in Wechselwirkung mit den
Lymphozyten und aktivieren diese.
Makrophagen und neutrophile Zellen sind eine erste Verteidigung des Organismus
gegen viele Mikroorganismen und für die Bekämpfung häufiger bakterieller
Infektionen von großer Bedeutung. Da nicht immer alle infektiöse Organismen
beseitigt werden können und auch Erreger vorkommen, die nicht erkannt werden
können,
dienen
die
B-Lymphozyten
und
T-Lymphozyten
des
adaptiven
8
Immunsystems als flexiblerer Abwehrmechanismus.
4
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 3 - 12
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 3 - 4
6
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 12
7
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 3 - 4
8
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 12
5
6
2.3
Entzündungsvorgang
Bei einer Entzündung kommt es zur Erweiterung und erhöhten Durchlässigkeit der
Blutgefäße, wodurch ein stärkerer Blutfluss und ein Austreten von Flüssigkeit
entsteht, die dann zu einer Rötung, Schwellung und Erwärmung führen. Die
neutrophilen Zellen sind die prävalenten Zellen während der ersten Phase einer
Entzündungsreaktion. Sie nehmen die eindringenden Mikroorganismen auf und
zerstören diese. Monozyten erreichen aus der Blutbahn kommend kurz nach den
Neutrophilen den Entzündungsherd und differenzieren im Gewebe zu Makrophagen.
Aus diesen Gründen, werden neutrophile Zellen und Makrophagen auch als
Entzündungszellen bezeichnet. Ausgelöst wird der Entzündungsvorgang von
Cytokinen und Chemokinen, die zuvor von Makrophagen als Reaktion auf bakterielle
Bestandteile freigesetzt werden.9
Für die Erhöhung der Körpertemperatur sind die durch Makrophagen und neutrophile
Zellen freigesetzten Cytokine TNF-α, IL-1 und IL-6 verantwortlich. Sie lösen Fieber
aus, was im Allgemeinen der Immunabwehr nützt, da adaptive Immunantworten bei
höheren Temperaturen intensiver sind. Eine weitere Wirkung der Cytokine ist das
Auslösen der Akuten-Phase-Reaktion.10 Gereifte dendritische Zellen aktivieren im
Lymphsytem durch die Präsentation der Antigene die Lymphozyten. Jeder
Lymphozyt trägt nur Antigenrezeptoren einer einzigen Spezifität. Aber die
Spezifitäten der einzelnen Lymphozyten unterscheiden untereinander. So kann jeder
einzelne Krankheitserreger spezifisch angegriffen und eliminiert werden.11
2.4
Akute-Phase-Reaktion
Aufgrund der Wirkung von Cytokinen auf die Leberzellen verändern sich die in das
Blutplasma abgegebenen Proteine. Dabei sinkt die Konzentration bei einigen
Plasmaproteinen ab, während bei anderen der Spiegel in wenigen Stunden (HISS et
al. 2004) deutlich steigt. Folglich werden diese Proteine auch als Akute-PhaseProteine (APP) bezeichnet, weil deren Synthese durch die Cytokine TNF-α, IL-1 und
IL-6 angeregt wird.12
9
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seiten 13 -14
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 83-84
11
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 15
12
vgl. JANEWAY et al. (2002): Seite 84
10
7
Diese Reaktion zählt zur angeborenen Immunabwehr gegen jegliche Pathogene. Die
APP
lassen
sich
in
mehrere
Gruppen
unterteilen:
Gerinnungsfaktoren,
Komplementfaktoren, Kallikrein – Kinin – System, Proteinaseinhibitoren, Opsonine
und Transporter. Zur Gruppe der Transporter zählt unter anderem Haptoglobin, das
als Radikalfänger und Hämoglobinbinder fungiert.13
Infektionen, Entzündungen, Traumata und Tumorbildungen können mittels APP
angezeigt werden. Es sind besonders sensible Indikatoren für Entzündungen, die
den ganzen Körper betreffen. Dessen Sekretionsmuster sind artspezifisch. Serum
Amyloid A und Haptoglobin werden oft kombiniert in den meisten Messungen von
APP genutzt, um bei Rindern in Versuchen Entzündungsvorgänge im Organismus
nachzuweisen.14
2.5
Haptoglobin
Haptoglobin (Hp) ist ein APP, welches auf Entzündungen und Infektionen reagiert.15
Es gehört zu der Gruppe der Transportproteine und kann freies Hämoglobin binden.
Der gebildete Haptoglobin–Hämoglobin-Komplex wird aus der Blutzirkulation über
das retikuläre Bindegewebe oder über die Leber eliminiert.16 Die Bindung des bei
einer exzessiven Hämolyse freigesetzten Hämoglobin zählt zu den Hauptaufgaben
von Hp. Des Weiteren beseitigt es die vom Hämoglobin freigesetzten freien Radikale
während oxidativen Stresses. Bovines Hp ist eines der am sensibelsten reagierenden
APP während einer bakteriologischen Infektion, obwohl es nur eingeschränkt im
Plasma zur Verfügung steht. Verschiedene Studien (HISS et al. 2004; ECKERSALL
et al. 2006; LAI et al. 2009) zeigen, dass die Hp–Konzentration im Plasma und in der
Milch während einer Mastitis drastisch ansteigt. Nach ca. drei Stunden einer
Infektion, ist die Konzentration in der Milch schon bis zu 35fach höher gegenüber der
Ausgangssituation. Innerhalb von 12 Stunden nach einer Infektion kann die
Konzentration bis zum 160fachen ansteigen.17
Im Zuge der Akuten–Phase–Reaktion gelangt Hp über die Leukozyten direkt aus
dem Blut- und Lymphsystem nach dem Überwinden der Milch–Blut-Barriere in die
Milch.18 Die Synthese des Hp findet anschließend in der Milchdrüse statt. Hohe Hp–
13
vgl. SCHÜTT et al. (2011): Seiten 14 - 15
vgl. KUJALA, M. (2010): Seite 1
15
vgl. LAI et al. (2009): Seite 1
16
vgl. RENZ, H. (2009): Seite 166
17
vgl. LAI et al. (2009): Seite 1
18
vgl. SAUERWEIN, MÜLLER (2005): Seite 20
14
8
Konzentrationen gehen einher mit einem hohen Vorkommen an neutrophilen Zellen.
Bei einer Mastitiserkrankung wurden besonders in den Epithelzellen hohe
Konzentrationen von Hp lokalisiert. Es wird angenommen, dass Epithelzellen des
Euters die Fähigkeit besitzen, Hp endogen zu synthetisieren und in die Alveolen
auszuscheiden. Weiterhin wird beschrieben, dass Plasma-Hp hepatischen Ursprungs
direkt in die Epithelzellen eintritt und von dort in die Alveolen ausgeschieden wird. Als
vierter möglicher Weg, wird durch LAI et al. (2009) die passive Diffusion von Hp aus
dem Blutplasma über das vaskuläre System des Euters angenommen. Für die
Unterscheidung zwischen gesunden und subklinisch erkrankten Eutervierteln wird
von LAI et al. einen Grenzwert von 0,23 µg / ml Magermilch angegeben.19
3
Zellen in der Milch
Die Anzahl der somatischen Zellen und deren Differenzialbild werden in gesunden
Drüsenkomplexen
von
physiologischen
Einflussgrößen
wie
Rasse
und
Laktationsstadium bestimmt. In Abhängigkeit der Eutergesundheit setzt sich die
Zellzahl
aus
Gewebszellen
(Epithelzellen)
und
Immunzellen
(Makrophagen,
Lymphozyten, neutrophile Granulozyten) zusammen. Im gesunden Euter sind
Makrophagen die dominierenden Zellen, ihr Anteil beträgt ca. 58 %. Neutrophile
Granulozyten machen einen Anteil von etwa 12 – 16 % aus, dabei steigt deren Anteil
zum Ende der Laktation, der von Lymphozyten sinkt. Dabei bestimmt die Gesamtzahl
und Aktivität der Leukozytenpopulation die Art und Dauer intramammärer Infektionen.
Der Anteil an abgestoßenen Epithelzellen beträgt im gesunden Euter 2 %.
Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Milchdrüse und auf die Dauer der
Infektion lässt die Differenzierung der Milchzellen zu.20 Bei einer Infektion mit
Pathogenen verändert sich die Zusammensetzung der Zellen in der Milch erheblich,
wie das beispielsweise bei einer klinischen oder subklinischen Mastitis der Fall ist.
19
20
vgl. LAI et al. (2009): Seite 1 - 2
vgl. WINTER, P. (2010): Seite 21
9
In Tabelle 1 wird ersichtlich, dass insbesondere der Anteil neutrophiler Granulozyten
mit steigender Zellzahl zunimmt. Wie in Abschnitt 2.3 beschrieben, sind neutrophile
Granulozyten
prävalente
Zellen
während
der
ersten
Phase
einer
Entzündungsreaktion, was deren starker Anstieg begründet.
Zellen
Gesunde Milch
< 100.00/ml
SCC
Neutrophile
Granulozyten
Lymphozyten
Verteilung in %
Mastitismilch
100 – 400.000/ml
>400.000/ml
12
63
87
28
11
9
Makrophagen
58
25
3
Epithelzellen
2
1
1
Tabelle 1- Milchzellen in Milch und Mastitismilch - Quelle: WINTER, P. (2010)
Aus biologischer Sicht, liegt die Bedeutung der somatischen Zellen in der Beteiligung
an der Infektabwehr des Euters. Mit steigender Zellzahl steigt die Wahrscheinlichkeit
einer immunologischen Reaktion des Organismus.21 Von verschiedenen Autoren
(ECKERSALL et al. 2006; LAI et al. 2009, WINTER 2010) wird eine Grenze von <
100.000 Zellen / ml Milch für als gesund geltende Euter angegeben.
4
Material und Methoden
4.1
Tiermaterial
Für die Beprobung werden 19 laktierende Holstein – Friesian – Kühe gezielt
ausgewählt. Die Tiere befinden sich zwischen dem 43. und 214. Melktag (m = 143).
Das Laktationsstadium (m = 1,9) reicht von der ersten Laktation (n = 8) bis zur
sechsten Laktation (zweite Laktation n = 7; dritte Laktation n = 3, sechste Laktation n
= 1) und die durchschnittliche Herdenleistung liegt bei 9.500 kg Milch je Kuh und von
17.000 / Jahr. Der somatische Zellgehalt der Milch beträgt im Mittel 288.000/ml und
variiert von 17.000 bis 2.529.000 / ml. Zunächst werden die Tiere in 4 Gruppen
anhand ihres Zellgehaltes in der Milch eingeteilt, die sich wie folgt in Tabelle 2
untergliedern:
Zellgehalt der Milch je ml
Anteil
<100.000
100.000 – 200.00.
200.000 bis 400.00
>400.000
n Tiere
9
4
4
2
in %
47,4
21,1
21,1
10,5
Tabelle 2 - Gruppeneinteilung
21
vgl. WOLTER, W. et al. (2001): Seite 13
10
Weiterhin wird zeitnah an den Tieren eine Monitoring durchgeführt, bei dem der
Bodyconditionscore (BCS), der Locomotionscore (LCS) und der Gesamteindruck des
Einzeltieres eingeschätzt wird. BCS und LCS sind im Einzelnen in Anlage 1 auf Seite
28 aufgeführt.
4.2
Milchproben
Die Vollmilchproben werden zur gewöhnlichen Melkzeit im Fischgrätenmelkstand
viertelgenau je Tier genommen. Zunächst werden je 2 Strahlen pro Viertel
vorgemolken und verworfen. Anschließend werden ca. 8 ml Vorgemelk je Viertel
abgemolken Direkt im Anschluss des Melkens werden die Proben aufbereitet. Aus
den Viertelgemelksproben (VP) pro Tier werden je 1 ml entnommen und in vier SP zu
je
0,25
ml
in
Eppendorf-Reaktionsgefäßen
gepoolt,
sodass
eine
Sammelgemelksprobe (SP) insgesamt 1 ml ergibt. Im Anschluss werden pro VP je
vier Rückstellproben à 1,5 ml hergestellt. Insgesamt stehen 372 Rückstellproben für
die 19 Tiere zur Verfügung, davon sind 296 VP und 76 SP. Von der Aufbereitung bis
hin zur Analyse der Proben lagen bis zu 24 Stunden. Zwischengelagert werden die
zu analysierenden Rückstellproben in einer Kühlung mit konstanten 4 °C. Die übrigen
Rückstellproben werden bei -20 °C gelagert.
Mittels dem On-Farm Gerät „eProCheck®“ wird je Tier eine Rückstellprobe von jedem
einzelnen Viertel und die SP auf die Haptoglobinkonzentration analysiert. Dafür
wurden von den einzelnen Rückstellproben je 50 µl Milch in dafür vorgesehene Well
zu je 2 Messungen pipettiert. Gleichzeitig können so Proben von 2 Tieren analysiert
werden.
4.3
eProCheck®
Der eProCheck® ist ein Analysegerät, das vor allem zum Progesteronnachweis
eingesetzt wird. Im Zuge des Projektes wird das Gerät zur Erstellung von
Progesteronprofilen
der
Kühe
genutzt.
Für
die
Messung
der
Haptoglobinkonzentration in den Milchproben wurde ein für diese Messung
entwickelter Sandwich-ELISA verwendet. Dazu wurde ein Labor ELISA auf das Gerät
angepasst. Gleichzeitig können 22 Einzelproben analysiert werden. Das Verfahren
dauert ca. 70 Minuten, das Gerät liefert folglich sofortige auswertbare Ergebnisse.
Die Ergebnisse werden in einer Access-Datenbank zusammengefasst und
anschließend statistisch ausgewertet.
11
4.4
Sandwich-ELISA
Der ELISA-Test (Enzyme-Linked-Immuno-Sorbent-Assay) dient zum Nachweis
bestimmter
Moleküle,
hauptsächlich
Proteine,
mittels
einer
empfindlichen
immunologischen Methode. Dabei werden die Mechanismen des Immunsystems
genutzt, hier ist die Antikörper-Antigen-Reaktion von Bedeutung. Für den Nachweis
eines bestimmten Proteins (Antigen) müssen die passenden Antikörper vorhanden
sein, die in einem vorherigen gentechnischen oder zellulären Verfahren hergestellt
werden. Wenn ein Protein in der Probe vorhanden ist, binden sich die aufgebrachten
Antikörper an dem Protein und dies führt zu einer messbaren Farbveränderung.
Bei einem Sandwich-ELISA wird der primäre Antikörper (Ab1) auf eine spezielle
Oberfläche in einer Mikrotiterplatte (BSA) gebunden (Abbildung 1). Die zu
messenden Proben werden in die Wells gegeben. Daraufhin kommt es in der
Inkubationsphase zu einer Bindung zwischen dem Ab1 und dem in der Probe
befindlichen Antigenen. Im vierten Schritt wird der sekundäre Antikörper (Ab2-POD)
zugegeben, welcher an ein Enzym (POD: Peroxidase) gekoppelt ist. Auch dieser
Antikörper bindet sich an die Antigene der Probe. Dadurch entsteht ein AntikörperAntigen-Antikörper-Komplex, was auch zu der Bezeichnung „Sandwich-ELISA“ führt.
Abbildung 1 - Aufbau eines Sandwich-ELISA. Quelle: HOFMANN et. al. (2005)
Nun wird ein zu dem Enzym passendes Substrat (z.B.: OPD – ortho-Phenylendiamin)
zugegeben. Das Substrat wird im letzten Schritt des ELISA’s als Raktionsprodukt des
12
Enzyms umgesetzt, was zu einer Farbveränderung (Abs at 492 nm) führt. Durch die
Farbentwicklung und die verwendete Standardreihe können verschiedene Proben
quantitativ oder qualitativ auf den Gehalt des gesuchten Proteins (Antigen), z.B.
Haptoglobin, untersucht werden.22
4.5
Statistische Auswertung
Die gewonnen Daten zur Messung der Hp-Konzentration in den Milchproben werden
durch die eProCheck-Software in eine Access (Version 2003) Datenbank übertragen.
Anschließend werden die Datensätze in ein Excel (Version 2003) Tabellenblatt
eingepflegt. Daraufhin werden die Daten mittels Excel und SPSS (Version 17.0)
aufbereitet und statistisch ausgewertet.
Mit Excel werden aus den einzelnen Wiederholungspaaren Mittelwerte gebildet.
Mittels des Varianzschätzers in SPSS wird anschließend die Wiederholbarkeit des
Testes berechnet. Zudem wird die Korrelation nach PEARSON mit SPSS zwischen
Zellgehalt der Milch und den gemittelten Sammelmischproben sowie den gemittelten
Viertelproben berechnet. Außerdem wird die absolute Abweichung, die Spannweite,
die Varianz (empirische Streuung), empirische Standardabweichung und der
Variationskoeffizient mit Excel ermittelt. Weiterhin werden mittels Excel Diagramme
für eine bessere Übersicht erstellt.
22
HOFMANN, W. (2005): Seite 1
13
5
Ergebnisse
5.1
Überblick – Hp-Konzentrationen in der Milch
Für die 19 verschiedenen Tiere ergeben sich insgesamt 197 Datensätze. In Tabelle 3
ist die Verteilung der gewonnenen Proben veranschaulicht. Je zwei Messungen pro
Tier und Viertel gibt es, sodass insgesamt 148 Messungen zur Verfügung stehen.
Zwei Tiere sind sogenannte Dreistriche, wodurch vier Messungen entfallen. Für die
SP ergaben sich drei Messungen für 11 Proben und zwei Messungen für acht
Proben. Sodass hier insgesamt 49 Messungen für SP in die Auswertung einbezogen
werden können.
Viertelproben (VP)
Sammelmischproben (SP)
nges
148
49
je 2 Messungen
148
16
je 3 Messungen
-
33
xmin in µg
0,001
0,001
xmax in µg
20,0
19,0
Ø
2,4
4,2
Tabelle 3 - Probenübersicht
Die Hp-Konzentrationen variieren von xmin = 0,001 bis xmax = 20,0 µg / ml Milch in
allen Messungen. Wobei der Wert xmax durch die Software von eProCheck zu >200,0
µg / ml Milch herausgegeben wurde. Dabei handelt es sich um einen Fehler des
Programms. Der Wert wurde deshalb auf 20,0 µg / ml Milch korrigiert. Dies ergibt
eine Spannweite R von 19,999 µg bei allen Messungen und eine absolute
Abweichung von 4,6 innerhalb der Messungen. Im Mittel liegt die Abweichung bei
0,35. Untereinander korrelieren die Messungen mit r = 0,995, was für eine stark
positive Korrelation spricht. Zwischen den Messungen der Mittelwerte von VP und
den dazugehörigen Mittelwerten der SP besteht ebenso eine stark positive
Korrelation von r = 0,910.
Auffällig sind insbesondere die Abweichungen (Abw) zwischen den je 3 Messungen
(Mes) der SP in Tabelle 4, hier ergaben sich mitunter die größten Abweichungen.
14
Die Differenzen werden wie folgt berechnet:
Abw1 = Mes1 – Mes2
Abw2 = Mes2 – Mes3
Abw3 = Mes1 – Mes3
Im Bezug zur Mes1 ergaben sich stets die größten Differenzen. Mes2 und Mes3
hingegen, waren in 7 von 11 Fällen (63,6%) identisch, die größte Differenz betrug
hier nur 0,8 µg. Diese Übersicht (Tabelle 4) soll die Genauigkeit des Verfahrens
verdeutlichen, denn nur in wenigen Fällen bestehen hohe Abweichungen.
Tier
Mes1
Mes2
Mes3
Abw1
Abw2
Abw3
µg Hp / ml Milch
1
15,2
10,9
10,6
4,3
0,3
4,6
2
13,4
12,6
12,3
0,8
0,3
1,1
3
14,6
14,5
13,7
0,1
0,8
0,9
4
19,0
18,3
18,1
0,7
0,2
0,9
5
13,9
13,5
13,5
0,4
0,0
0,4
6
1,3
1,0
1,0
0,3
0,0
0,3
7
0,2
0,0
0,0
0,2
0,0
0,2
8
1,3
1,2
1,2
0,1
0,0
0,1
9
0,8
0,7
0,7
0,1
0,0
0,1
10
1,0
0,9
0,9
0,1
0,0
0,1
11
0,5
0,4
0,4
0,1
0,0
0,1
Tabelle 4 - Vergleich der je 3 Messungen innerhalb der Sammelmischproben
15
5.2
Wiederholbarkeit des Verfahrens
Um die Genauigkeit des Testverfahrens mit dem im eProCheck hinterlegen ELISA zu
bestimmen, wurde die Wiederholbarkeit innerhalb der ersten und zweiten Messung
berechnet. Die Berechnung der Wiederholbarkeit ergab 0,993.
In Abbildung 2 lässt sich eine klare Wiederholbarkeit der Proben (n = 93 x 2)
erkennen. Die Streuung nimmt bei steigender Hp-Konzentration insbesondere ab 5,1
µg / ml Milch zu. Der Anteil der Proben >5,1 µg Hp / ml Milch liegt bei 16,2 % (n = 15
x 2).
Abbildung 2 - Vergleich der Messungen von Viertel- und Sammelproben
16
Wird der Bereich von < 5,1 µg Hp / ml Milch in Abbildung 3 näher betrachtet, zeigt
sich eine noch deutlichere Konzentration der Messungen, besonders im Bereich <
2,0 µg Hp / ml Milch. Der Anteil der Proben von < 2,0 µg macht 73,1 % (n = 68 x 2)
aller Proben aus. Auch hier ergibt sich erwartungsgemäß eine hohe Wiederholbarkeit
von 0,959. Jedoch streuen auch hier die erhöhten Konzentrationen von Hp in der
Milch, wie in Abbildung 2.
Abbildung 3 - Vergleich der Messungen Viertel- und Sammelprobe < 5,1 µg Hp / Milch
5.3
Nachweisbarkeit von Hp in Viertel- und Sammelproben
Einzelne
Viertelproben
zeigten
in
Mes1
und
Mes2 deutlich
erhöhte
Hp-
Konzentrationen (Xmin = 0,001 µg; xmax = 20,0 µg). Aber auch in den SP schlugen die
erhöhten Werte aus den einzelnen VP durch (Xmin = 0,001 µg; xmax = 19,0 µg).
gesund
Einteilung
immunologische Reaktion
n <0,21 µg Hp /ml
in %
n >0,2 µg Hp /ml
in %
alle VP
60
40,5
88
59,5
alle SP
11
22,4
38
77,6
Tabelle 5 - Übersicht zur Verteilung der Hp-Konzentrationen in den Proben
Aus Tabelle 5 geht hervor, dass der größte Anteil aller Messungen über dem
Normwert von 0,2 µg Hp / ml Milch liegen. Prozentual gesehen lässt sich erkennen,
dass gleich wie die VP auch die SP einen hohen Anteil an allen Messungen (VP 59,5
17
%; SP 77,6 %) im Bereich von > 0,2 µg ausmachen, insbesondere die SP. Dies kann
als erstes Indiz angenommen werden, dass eine erhöhte Hp-Konzentration in einem
Viertel sich auch auf die SP auswirkt.
Vergleicht man nun die Einzeltiere untereinander ergibt sich ein ähnliches Bild. Dafür
werden nur die Proben der VP verwendet, bei denen mindestens ein Wert innerhalb
einer einzelnen Messung den Grenzwert von 0,2 µg / ml überschreitet. Anschließend
werden aus den verwendeten VP-Proben und bei den dazugehörigen SP-Proben die
Mittelwerte gebildet.
In Abbildung 4 wird deutlich, das bei erhöhten Hp-Konzentrationen, auch wenn nicht
alle Viertel betroffen sind, gleichfalls die SP erhöhte Werte über der Norm anzeigen.
Selbst bei nur einem einbezogen Viertel (Tier 13) schlägt die SP deutlich durch. Bei
hohen Hp-Konzentrationen auf allen Vierteln kann insbesondere bei extremen Fällen
(Tier 12, 14, 15, 16) der mittlere SP-Wert auch höher ausfallen als der mittlere Wert
der VP-Wiederholung. Einzige Ausnahme dabei bilden die mittleren Werte von Tier 1
und Tier 2. Bei beiden Tieren wurde in je einem Viertel eine erhöhte Hp-
r = 0,830
Abbildung 4 - Vergleich der Mittelwerte von VP (>0,2) und SP
18
Konzentration gemessen (0,3/0,2 und 0,4/0,4 µg Hp / ml Milch), doch schlagen beide
nicht bei der SP durch (0,1/0,1 und 0,2/0,2 µg Hp / ml Milch). Doch zeigen sich bei
den restlichen 14 Tieren stets erhöhte Werte auch in der SP. Untermauern lässt sich
dies noch mit einer Korrelation von r = 0,830 (n = 16), was für einen deutlichen
Zusammenhang zwischen SP und VP spricht.
5.4
Korrelation zwischen SCC und Hp in SP
Zu den konventionellen Parametern zur Einschätzung des Gesundheitsstatus der
Kuh zählt auch der Zellgehalt (SCC = Somatic-Cell-Count) in der Milch. Um mögliche
Zusammenhänge zwischen den Hp-Konzentrationen in den SP und dem SCC
nachzuweisen, wird im folgenden Abschnitt die Korrelation zwischen beiden
Parametern berechnet.
Zwischen allen Mittelwerten der SP und der jeweiligen individuellen SCC des Tieres
besteht eine positive Korrelation von r = 0,551 (VP r = 0,658). Weiterhin werden die
vier Zellzahlgruppen herangezogen und Mittelwerte des SCC und SP gebildet sowie
das Minimum und Maximum der mittleren SP Messungen je Gruppe in Tabelle 6
aufgeführt.
SCC
<100.000
100.001 bis
200.000
200.001 bis
400.000
>400.001
n
MW
Zellzahlen
je ml
Min
Mw SP
µg / ml
Max
Mw SP
µg / ml
9
30.900
0,1
1,1
0,4
4
157.000
0,7
18,5
5,5
4
276.000
0,4
13,6
6,9
2
1.735.000
12,2
14,3
13,3
Tiere
MW SP
µg / ml
Tabelle 6 - Vergleich SCC und MW SP
Die Maxima der Tiere mit erhöhten Zellzahlen (> 100.000 je ml Milch) heben sich
deutlich von den als gesund geltenden Tieren mit weniger als 100.000 SCC ab
(+12,5 µg Hp / ml Milch mehr) ab. Dagegen steigen die Minima erst im Bereich von >
400.000 SCC. erheblich. Doch liegen erhöhte Werte über der Norm von Hp schon im
Bereich >100.000 SCC vor. Deutlich machen das die mittleren SP-Werte, die schon
bei >100.000 und < 200.000 SCC akute Werte (5,5 µg Hp / ml Milch) aufweisen.
Aber auch der mittlere Hp-Gehalt in der Milch bei vermeintlich gesunden Kühen
(<100.000 SCC) ist leicht erhöht mit 0,4 µg Hp / ml Milch. Setzt man nun den
mittleren SCC der Zellgruppen in linearen Zusammenhang mit den mittleren SPWerten dieser, ergibt sich eine stark positive Korrelation von r = 0,906.
19
In Abbildung 5 ist dieser Zusammenhang deutlich zu erkennen. Der Verlauf der
Kurve steigt erheblich gleichzeitig mit den erhöhten SCC.
r = 0,906
Abbildung 5 - Linearer Zusammenhang zwischen mittleren SCC und mittleren SP
5.5
Betrachtung von Einzeltierbeispielen
Um die nun schon aufgezeigten Ergebnisse zu untermauern, werden 3 Tiere
ausgewählt, die die erläuterten Ergebnisse besonders belegen.
5.5.1 Tier 13
Dieses Tier weist einen erhöhten SCC (278.000 / ml Milch) auf, was auf
konventionellen Weg auf eine Erkrankung oder Entzündung schließen lässt. Vom
Bestandtierarzt wurden keine Auffälligkeiten notiert, auch äußerlich macht das Tier
einen gesunden Eindruck. Jedoch zeigt ein Viertel (MW HL) einen erhöhte HpKonzentration (16,0 µg / ml)
20
Tier
SCC
MW SP
MW HR
je ml Milch
13
278.000
MW HL
MW VL
MW VR
0,2
0,1
µg Hp / ml Milch
12,8
0,1
16,0
Tabelle 7 - Tier 13: SCC und Hp-Konzentrationen
In Tabelle 7 ist deutlich, dass bei diesem Tier ein Viertel akut betroffen ist. Auch ist
der Wert in der SP deutlich erhöht, obwohl die anderen Viertel alle im Normbereich
liegen. Hier schlägt ein krankes Viertel deutlich in der SP durch. In Anlage 2 auf Seite
29 sind die Hp-Konzentrationen in einer Grafik aufgeführt. Ein zusätzlicher Indikator
wäre hier der Versorgungsstatus des Tieres mit Eiweiß und Energie. Denn der
Harnstoffgehalt in der Milch liegt mit 340 mg / kg Milch über der oberen Grenze, in
Verbindung
mit
dem
Eiweißgehalt
von
3,56
%
hat
das
Tier
einen
Rohproteinüberschuss. Auch das Fett-Eiweiß-Verhältnis (F/E) liegt an der Grenze
zum Normbereich mit 1,10. Zusammen zeigen diese Werte eine unzureichende
Versorgungslage der Kuh.
5.5.2 Tier 6
In der gesamten Versuchsreihe weist dieses Tier den geringsten SCC (17.000 je ml
Milch) aus. Dennoch hat es auf allen Vierteln erhöhte Hp-Werte, wie In Tabelle 8
aufgeführt. Auch die mittlere SP zeigt sich erhöht. In Anlage 3 auf Seite 29 sind die
Hp-Konzentrationen in einer Grafik aufgeführt.
Tier
SCC
MW SP
MW HR
je ml Milch
6
17.000
MW HL
MW VL
MW VR
1,6
1,7
µg Hp / ml Milch
0,9
0,3
0,8
Tabelle 8 - Tier 6: SCC und Hp-Konzentrationen
Äußerlich zeigt das Tier keine Auffälligkeiten, auch vom Tierarzt liegt kein Befund
vor. Der Versorgungsstatus des Tieres liegt auch hier auf der Grenze von 300 mg /
kg Milch mit Harnstoff. So hat auch dieses Tier einen Rohproteinüberschuss. Auch
das F/E liegt an der unteren Grenze mit 1,15.
5.5.3 Tier 15
Mit 2.529.000 Zellen / ml Milch weist dieses Tier den weit aus höchsten Wert der
Versuchsreihe auf. Rein äußerlich befindet sich dieses Tier in einer schlechten
Verfassung. Der BCS ist kritisch tief, die Augen sind eingefallen.
Der
Versorgungsstatus des Tieres weißt auf einen deutlichen Energiemangel hin (280 mg
21
Harnstoff / kg Milch bei 2,95 % Eiweiß) und wird weiter Stoffwechselprobleme nach
sich ziehen. Die Hp-Konzentrationen (Tabelle 9) sind in allen Vierteln erhöht sowie
auch in der SP. In Anlage 4 auf Seite 30 sind die Hp-Konzentrationen in einer Grafik
aufgeführt.
Tier
SCC
MW SP
MW HR
je ml Milch
15
2.529.000
MW HL
MW VL
MW VR
4,4
5,0
µg Hp / ml Milch
14,3
6,9
15,6
Tabelle 9 - Tier 15: SCC und Hp-Konzentrationen
Weiterhin wurde bei dem Tier bereits 24 Tage vor der Probenahme eine klinische
Mastitis diagnostiziert, was den hohen SCC und auch die erhöhten HpKonzentrationen erklärt. Das Tier befand sich zum Zeitpunkt der Probenahme noch
in Behandlung
6
Diskussion
Das Akute-Phase-Protein Haptoglobin wird von ECKERSALL et al. (2006) als ein
Biomarker für an Mastitis erkrankte Kühe bezeichnet. Auch über die Schwere der
Erkrankung kann nach ECKERSALL et al. (2006) durch die Hp-Konzentration eine
quantitative Einschätzung gegeben werden. Weiterhin zeigt es signifikante
Unterschiede zwischen gesunden und klinisch kranken Tieren. Auch in dieser
Untersuchung zeigte der immunologische Parameter Hp zwischen Tieren mit SCC im
Normbereich (< 100.000 je ml Milch) und Tieren mit erhöhten SCC-Werten deutliche
Unterschiede. Aber schließt nicht immer ein niedriger Zellgehalt eine immunlogische
Reaktion des Organismus auf Pathogene aus. HISS et al. (2004) wies bei Kühen mit
einem SCC im Normbereich Pathogene nach, deren hohe Konzentration zu einer
Erkrankung führen könnte. Anhand des Tierbeispiels 6 mit nur 17.000 Zellen lässt
sich hier eine ähnliche Beobachtung bestätigen. Doch liegen für das Tier keine
pathologischen Nachweise vor, sodass ein immunlogischer Vorgang bei diesem Tier
anhand der erhöhten Hp-Konzentrationen nur vermutet werden kann.
Die hohe Wiederholbarkeit von 0,993 des Testverfahrens mittels des eProCheck und
dem im Gerät hinterlegten Sandwich-ELISA verspricht eine hohe Genauigkeit des
Verfahrens zum Hp-Nachweis. Die hohen Korrelationen zwischen den Mes1 und
Mes2 von r = 0,995 untermauern diese Aussage. Genauso aussagekräftig ist die
hohe Korrelation zwischen den VP und den SP von r = 0,910. Somit kann davon
ausgegangen werden, dass das Verfahren auch für den Einsatz auf dem Betrieb
geeignet ist.
22
Als Indikator für eine Erkrankung dient in der klassischen Anwendung nach wie vor
der SCC. Bei Tieren mit mehr als 500.000 Zellen in der Milch wurden bei LAI et al.
zehnmal höhere Hp-Konzentrationen nachgewiesen, als bei Tieren mit einem in der
Norm befindlichen SCC von weniger als 100.000 Zellen. In dieser Untersuchung sind
die mittleren Hp-Konzentrationen bei Tieren mit mehr als 400.000 Zellen 33mal höher
als bei Tieren mit Normwerten. Aber auch die Tiere mit >100.000 bis 200.000 SCC
zeigen mit im Mittel von 5,5 µg / ml Milch schon deutlich erhöhte Konzentrationen an
Hp. Einzeltiere im Bereich von <100.000 SCC haben auch erhöhte Hp-Konzentration
in der Milch, doch sind dies Einzelfälle. Der lineare Zusammenhang zwischen HpKonzentration in der Milch und der SCC mit einer Korrelation von r = 0,551 deutet auf
einen Verbindung zwischen den beiden Parametern hin. Auch andere Autoren
fanden signifikante Zusammenhänge zwischen Hp und SCC. So fand MEDVID et al.
(2011) eine Korrelation zwischen SCC und Hp von r = 0,62, LAI et al. von r = 0,742
und HAGHKAH et al. (2009) von r = 0,659. Doch muss ein niedriger Zellgehalt nicht
gleichzeitig auch eine niedrige Hp-Konzentration bedeuten. Was anhand von
Tierbeispiel 6 schon erläutert wurde.
Anhand der Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass die SP als
ausreichend eingestuft werden kann. Die Gewinnung von VP ist daher nicht
notwendig. Denn wie bei Tier 13 erläutert wurde, schlägt hier ein einzelnes Viertel
(16,0 µg) in der SP (12,8 µg) durch, obwohl die anderen Viertel alle unter einem Wert
von 0,2 µg blieben. Auch wenn nur eine VP (>0,2 µg Hp /ml Milch) in die Betrachtung
einbezogen wir, schlägt die SP deutlich durch (siehe Abbildung 4 in 5.3).
Auch andere Autoren (KOVAC et al. (2006); HAGHKHAH et al. (2009); MEDVID et
al. (2011)) konnten anhand von Poolproben ausreichend Hp nachweisen, um
Rückschlüsse auf immunologische Prozesse ziehen zu können. Die hohe Korrelation
zwischen VP und SP von r = 0,910 sowie die prozentuale Verteilung (Tabelle 5) von
VP (59,5 %) zu SP (77,6 %) bei einer Hp-Konzentration von > 0,2 µg / ml Milch
deuten auf eine hohe Sicherheit der SP, erhöhte HP-Konzentrationen in der Milch
zuverlässig anzuzeigen.
23
7
Zusammenfassung und Ausblick
Nach Studien vorhandener Literatur und nach Auswertung dieses Versuches kann
Haptoglobin als besonders sensibler Biomarker bei immunologischen Reaktionen
verstanden werden. Selbst Tiere, die klinisch als gesund gelten, können erhöhte HpKonzentrationen in der Milch haben. So können subklinische Erkrankungen, wie eine
subklinische Mastitis, frühzeitig erkannt werden. Dies untermauert die Sensibilität von
Hp als Marker für immunlogische Vorgänge im Organismus insbesondere im Euter
durch Hp in der Milch.
Anhand der Ergebnisse bei den SP, kann die Anwendung von SP als ausreichend
eingestuft werden, um bei den Tieren erhöhte HP-Konzentrationen nachzuweisen.
So müssen für den weiteren Projektverlauf keine Viertelgemelksproben verwendet
werden. Der Aufwand der Probenahme reduziert sich dadurch erheblich
24
8
Literatur
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25
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26
9
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Aufbau eines Sandwich-ELISA. Quelle: HOFMANN et. al. (2005) ..... 12
Abbildung 2 - Vergleich der Messungen von Viertel- und Sammelproben ................ 16
Abbildung 3 - Vergleich der Messungen Viertel- und Sammelprobe < 5,1 µg Hp /
Milch ................................................................................................... 17
Abbildung 4 - Vergleich der Mittelwerte von VP (>0,2) und SP ................................ 18
Abbildung 5 - Linearer Zusammenhang zwischen mittleren SCC und mittleren SP . 20
10 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1- Milchzellen in Milch und Mastitismilch - Quelle: WINTER, P. (2010) ....... 10
Tabelle 2 - Gruppeneinteilung .................................................................................. 10
Tabelle 3 - Probenübersicht...................................................................................... 14
Tabelle 4 - Vergleich der je 3 Messungen innerhalb der Sammelmischproben ........ 15
Tabelle 5 - Übersicht zur Verteilung der Hp-Konzentrationen in den Proben ........... 17
Tabelle 6 - Vergleich SCC und MW SP .................................................................... 19
Tabelle 7 - Tier 13: SCC und Hp-Konzentrationen ................................................... 21
Tabelle 8 - Tier 6: SCC und Hp-Konzentrationen ..................................................... 21
Tabelle 9 - Tier 15: SCC und Hp-Konzentrationen ................................................... 22
11 Anlagenverzeichnis
Anlage 1 - Übersicht der Einzeltiere ......................................................................... 28
Anlage 2 - Hp-Konzentrationen Tier 13 .................................................................... 29
Anlage 3- Hp-Konzentrationen Tier 6 ....................................................................... 29
Anlage 4 - Hp-Konzentrationen Tier 15 .................................................................... 30
27
12 Anlagen
12.1 Übersicht Einzeltiere
Tier ID
aktLakt
aktMT
SCC in
Tausend
BCS
LCS
Mw_VP
MW_SP
1
2
119
23
3,5
2
0,1
0,1
2
2
71
18
2,75
3
0,2
0,2
3
1
102
62
3,0
2
0,7
0,3
4
1
175
219
3,5
1
0,5
0,4
5
1
128
159
2,5
4
0,8
0,7
6
2
117
17
3,5
2
1,1
0,9
7
3
202
300
3,5
2
1,0
1,0
8
2
159
46
2,75
4
1,1
1,1
9
2
102
27
3,0
1
1,7
1,1
10
3
199
123
2,75
2
1,1
1,2
11
1
149
174
3,5
2
1,5
1,5
12
6
158
941
3,5
4
10,3
12,2
13
1
106
278
3,25
1
4,1
12,8
14
3
191
307
3,25
2
7,4
13,6
15
2
36
2529
3,25
2
7,9
14,3
16
1
207
172
4,0
1
6,6
18,5
17
1
92
33
2,5
1
0,1
0,1
18
1
126
34
4,25
2
0,1
0,1
19
2
145
18
3,25
2
0,1
0,1
Anlage 1 - Übersicht der Einzeltiere
28
12.2 Hp-Konzentrationen Tier 13
Anlage 2 - Hp-Konzentrationen Tier 13
12.3 Hp-Konzentrationen Tier 6
Anlage 3- Hp-Konzentrationen Tier 6
29
12.4 Hp-Konzentrationen Tier 15
Anlage 4 - Hp-Konzentrationen Tier 15
30
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