Das Nashorn Vortragsdossier des WWF Schweiz Ein Spitzmaulnashorn in Namibia © naturepl.com / Tony Heald / WWF Steckbrief Kurz nachdem die Dinosaurier ausgestorben waren, trampelten bereits die ersten Nashörner über die Kontinente. Das war vor 50 Millionen Jahren. Einer dieser Urahnen war das grösste Landsäugetier, das je auf der Erde gelebt hat. Es hiess «Paraceratherium», war 8 Meter lang und wog fünfmal so viel wie ein ausgewachsener Elefant, nämlich 25 Tonnen. Von den insgesamt 170 Nashornarten überlebten bis in unsere Zeit nur gerade fünf: 2 afrikanische und 3 asiatische. Die afrikanischen Nashornarten heissen Spitzmaulnashorn und Breitmaulnashorn. Zu den asiatischen Nashörnern rechnen wir das Sumatra-Nashorn, das Java-Nashorn und das Panzernashorn. Das Nashorn heisst auch Rhinozeros. Nashörner sind Unpaarhufer wie zum Beispiel das Pferd. Nashörner sind – je nach Art – zwischen 600 und 3500 Kilogramm schwer. Ihre Schulterhöhe ist maximal 1,9 Meter. Nashörner werden 30 bis 40 Jahre alt. Das Horn der Nashörner ist meist nicht länger als 50 Zentimeter. In Ausnahmefällen kann es aber auch bis zu 1,5 Meter lang werden. Nashörner wirken zunächst schwerfällig und langsam, sie können jedoch urplötzlich mit hohem Tempo loslaufen, um Rivalen oder Feinde zu vertreiben. Nashörner hören und riechen sehr gut. Allerdings sehen sie sehr schlecht. Im Gegensatz zu ihrem gefährlichen Aussehen sind Nashörner in der Regel friedliebende Weidetiere. Sie weiden vorwiegend am frühen Morgen und Abend. Nashörner suhlen sich regelmässig im Schlamm, um ihre Haut gegen Insekten, Parasiten und die Sonnenstrahlen zu schützen und um sich abzukühlen. Spitzmaulnashorn Spitzmaulnashörner leben in Busch-Savannen, die verstreut in ganz Afrika vorkommen. Heute kommen die Tiere nur noch in kleinen Gebieten im östlichen und südlichen Afrika vor. Spitzmaulnashörner halten sich an feste Reviere. Diese Reviere enthalten mindestens ein bis zwei Wasserstellen, denn die Tiere trinken täglich und suhlen gerne im Schlamm. Spitzmaulnashörner haben zwei Hörner. Sie ernähren sich vor allem von Zweigen und Blättern, die auf Kopfhöhe wachsen. Mit ihrer spitzen Oberlippe können sie die Zweige wie mit einem Finger umschliessen und abreissen. In ganz Afrika gibt es nur noch etwa 4'840 Spitzmaulnashörner (Stand 2010). Vor allem Südafrika und Namibia setzen sich für den Schutz der Tiere ein. Breitmaulnashorn Das Breitmaulnashorn ist das neben dem Indischen Panzernashorn das grösste Nashorn. Es wiegt bis 3'500 Kilo, ist fast 2 Meter hoch und lebt in den offenen Savannen des südlichen und östlichen Afrika. Die Haut der Nashörner erscheint dick und lederartig, ist aber sehr gut durchblutet und wird deshalb oft von Zecken und Insekten befallen. Verhalten Nashörner untereinander Das Nashorn braucht ein Revier von etwa 4'000 Quadratmetern, das es allerdings nicht strikt verteidigt. «Öffentliche Plätze» wie Suhlen oder Wechsel (Trampelpfade) durchs hohe Gras teilen sie sich friedlich. Manche Nashörner benutzen gemeinsame Dunghügel (Misthaufen), die auf einen Durchmesser von einigen Metern anwachsen können. Die afrikanischen Nashörner brauchen ihr Horn zur Verteidigung. In Asien setzen es die Nashörner als Werkzeug ein und graben damit Futterpflanzen aus. Alle Nashörner – ausser dem Breitmaulnashorn – sind eher Einzelgänger. Nur Nashornmütter sind mit ihrem Kalb unterwegs. Nashörner markieren ihren Lebensraum mit Kot und Urin oder, wie bei den drei asiatischen Arten, mit einer Drüsenflüssigkeit. Die Drüse befindet sich am Fussballen. Nashörner «reden» miteinander über Körpersprache. Dazu gehören das Vor- und Zurücklaufen, das Heben und Senken des Kopfes, das Bewegen der Ohren und der Gesichtsausdruck. Unterstützt wird die Körpersprache durch schnaubende, quiekende und kreischende Laute. Das Breitmaulnashorn frisst vor allem Gras. Mit seinen breiten Lippen kann es gut Grashalme einklemmen. Die Bullen leben als Einzelgänger, die Weibchen hingegen weiden und ruhen oft in kleinen Gruppen. Zurzeit gibt es in Afrika dank strengem Schutz wieder etwa 20'150 Breitmaulnashörner (Stand 2010). Sumatra-Nashorn Das Sumatra-Nashorn ist die älteste Nashornart, die bis heute überlebt hat. Das Sumatra-Nashorn lebt in Asien in den Wäldern Sumatras und vereinzelt auf Borneo, in Burma und Thailand. Das kleinste aller Nashörner ist gut an seinen Lebensraum angepasst und kann mit seiner geringen Grösse gut durchs Unterholz streifen. Das Sumatra-Nashorn ernährt sich vor allem von Zweigen und Stauden. Wie die afrikanischen Nashörner trägt das Sumatra-Nashorn zwei Hörner, die aber eher klein sind. Das Sumatra-Nashorn trägt ein dichtes Fell mit dunklen Haaren, was ihm unter örtlichen Jägern den Namen «Büffel-Nashorn» eingetragen hat. Der Bestand an SumatraNashörnern wird auf zirka 200 Tiere geschätzt. Neben der Jagd sind auch die immer kleiner werdenden Waldflächen ein Grund für den starken Rückgang des Bestandes. Java-Nashorn Das Java-Nashorn lebt in Asien und dort nur noch an zwei Orten: an der Westspitze der Insel Java und in einem kleinen Gebiet in Vietnam. Es lebt im Wald. Das Java-Nashorn hat ein Horn, das eher klein ist. Seinen Hunger stillt es vor allem mit Zweigen und Stauden. Das Java-Nashorn ist stark gefährdet: Zurzeit gibt es nur noch etwa 40 Tiere auf Java, in Vietnam wurde es 2011 ausgerottet. Panzernashorn Panzernashörner besitzen im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten nur ein Horn. Ihren Namen verdanken die Tiere ihrer sehr massig wirkenden Haut, die eigentlich gar nicht so dick ist, wie sie erscheint. Paarung und Aufzucht Nashörner kennen keine bestimmte Paarungszeit. Sie bringen immer nur ein Junges zur Welt. Bei der Geburt wiegt ein junges Nashorn bis zu 40 Kilogramm. Das Junge kann sofort nach der Geburt laufen. Das Jungtier saugt zu Beginn seines Lebens rund 20 bis 25 Liter Milch am Tag, beginnt aber schon nach zwei Wochen, sich für feste Nahrung zu interessieren. Die Mutter säugt das Kleine ein ganzes Jahr lang. Während 2 bis 4 Jahren begleitet das junge Nashorn seine Mutter ständig. Erst wenn sich erneut Nachwuchs ankündigt, muss das nun erwachsene Jung-Nashorn wegziehen. Kälber von Spitzmaulnashörnern laufen hinter ihren Müttern, die ihnen den Weg durch dichten Bewuchs bahnen. Junge Breitmaulnashörner dagegen laufen meist voraus. Nashorn und Mensch Heute ist die Gefahr gross, dass der Mensch das Nashorn ausrottet. Wilderei und die Vernichtung von Lebensraum haben dazu geführt, dass in den letzten Jahren der Nashornbestand fast völlig vernichtet wurde. Die orientalische Medizin ist ein wichtiger Grund, weshalb das Nashorn gejagt wird. In der chinesischen Medizin mahlt man das Horn des Nashorns zu Pulver und schreibt ihm Heilkraft bei allen möglichen Krankheiten zu. Die Wilderer verdienen an diesem Aberglauben. Auf dem Schwarzmarkt wird viel Geld für ein Kilogramm Nashorn-Horn gezahlt. In Jemen, einem arabischen Land, sind Dolche mit Griffen aus geschnitztem Nashorn-Horn ein Zeichen für Reichtum. Auch hier werden Unsummen für ein Nashorn-Horn bezahlt. Der Anreiz für die Wilderer ist gross. Die Nashörner zählen zu den bedrohtesten Tierarten überhaupt. Sie sind deshalb seit 1975 weltweit geschützt. Der Handel mit Nashornprodukten ist verboten. Doch leider halten sich längst nicht alle Staaten an den Schutzvertrag. Nashorn und WWF Seit 1975 sind alle Nashornarten durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) geschützt. Der Handel mit Nashorn-Hörnern ist verboten. Der WWF unterstützt weltweit die Organisation TRAFFIC (Trade Record Analysis of Flora and Fauna in Commerce), die den Handel mit wilden Tier- und Pflanzenarten auf der Grundlage des Washingtoner Artenschutzabkommens überwacht. Der WWF bildet Wildhüter für die Nationalparks und Schutzgebiete Afrikas aus, zusammen mit den Regierungen der betroffenen Länder und anderen Organisationen. Die Haut des Panzernashorns ist durch tiefe Falten an Schulter, Brust, Bauch und Schwanz in grosse «Platten» aufgeteilt, die wie ein umgehängter Panzer wirken. Die Nahrung der Tiere besteht aus Gräsern, Schilf, Bambus und Elefantengrastrieben sowie aus Sumpfkräutern und Wasserpflanzen. Die Tiere brauchen Wasserstellen, denn sie suhlen und baden sich täglich mehrere Stunden lang. Obwohl man es ihnen wegen ihrer Körperform nicht zutrauen würde, können Panzernashörner ausgezeichnet schwimmen und tauchen. Das Panzernashorn lebt vor allem im offenen Gelände. Man findet es in Nordindien und Nepal. Es gibt noch rund 2’870 Panzernashörner. Zur Arbeit von TRAFFIC gehört: TRAFFIC-Fahnder decken in geheimen Aktionen verbotene Handelswege auf. Regierungen werden beraten, wie sie Artenschutzgesetze formulieren und besser anwenden können. Zollbeamte werden ausgebildet, damit sie Produkte (Felle, Leder, Hörner usw.) von bedrohten Arten erkennen können. In Reisebüros und Flughäfen werden die Touristen aufgeklärt, damit sie keine Souvenirs kaufen, die aus bedrohten Arten hergestellt wurden (zum Beispiel Dolche mit Griffen aus Nashorn-Horn). Die vom WWF unterstützten TRAFFIC-Büros haben Schmugglerringe auf der ganzen Welt entlarvt. Sie haben Berge von Tigerknochen, Elfenbein, Nashorn-Horn beschlagnahmt und unzählige Lieferungen mit lebenden Papageien, Schildkröten, Menschenaffen und anderen Tieren gestoppt. Spitzmaulnashörner in Tansania © Philippe Oberle / WWF Panzernashörner in Nepal © Michel Gunther / WWF-Canon Weitere Informationen Internet Bücher www.wwf.ch/nashorn WWF-Seite mit vielen Infos über Nashörner. Pott, E. (2005): Ravensburger Tierlexikon von A-Z. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag. wwf-arten.wwf.de Seite vom WWF Deutschland mit vielen Infos über die Rhinos. Seitre, J.; Seitre R. (2005): Komm, Nashorn, nimm ein Bad mit mir. Ullstein GmbH, Verlag: Berlin. www.tierenzyklopaedie.de Infos und Fotos zum Panzernashorn. Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Schweiz 2012 WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich