Ceratotherium simum, Diceros bicornis

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Factsheet
Afrikanisches Nashorn
(Ceratotherium simum,
Diceros bicornis)
Südliche Breitmaulnashörner (Ceratotherium s. simu,m), Martin Harvey / WWF-Canon
Ordnung
Unpaarhufer
Perissodactyla
Familie
Nashörner
Rhinocerotidae
Art
Breitmaulnashorn
Ceratotherium simum
Art
Spitzmaulnashorn
Diceros bicornis
Factsheet Afrikanisches Nashorn (Cerathotherium simum, Diceros bicornis)
Afrikanisches Nashorn
Systematik
Das Afrikanische Nashorn gehört zur Ordnung der
Unpaarhufer (Perissodactyla) in die Familie der
Nashörner (Rhinocerotidae). Die Familie der Nashörner umfasst vier Gattungen mit fünf Arten, von
denen zwei in Afrika (Breitmaul- und Spitzmaulnashorn) und drei in Asien (Java-, Indisches Panzer-,
Sumatra-Nashorn) vorkommen.
Aufgrund unterschiedlicher Merkmale, Verhaltensweisen und Erbsubstanzen wird das Breitmaulnashorn in zwei Unterarten untergliedert: das Nördliche
Breitmaulnashorn (C. s. cottoni) und das Südliche
Breitmaulnashorn (C. s. simum). Das Spitzmaulnashorn wird aus denselben Gründen in vier Unterarten
gegliedert: Südliches Spitzmaulnashorn (D. b. minor), Südwestliches Spitzmaulnashorn (D. b. bicornis), Westliches Spitzmaulnashorn (D. b. longipes)
und Östliches Spitzmaulnashorn (D. b. michaeli).
Das Westliche Spitzmaulnashorn gilt laut IUCN seit
2006 als ausgestorben.
Südliches Breitmaulnashorn (Ceratotherium s. simum),
Christian van der Hoeven / WWF Netherlands
Merkmale
Nashörner sind nach ihrem auffälligsten Merkmal
benannt: ihre Hörner. Diese haben allerdings keinen
knochigen Kern, sondern bestehen aus zusammengewachsenen Keratinfasern (Keratin: Hornsubstanz).
Die beiden afrikanischen Arten und das SumatraNashorn tragen, im Gegensatz zu den „einhornigen“
anderen Spezies, je zwei hintereinander angeordnete
Hörner, von denen das vordere meist das grössere
ist. Im Durchschnitt wird das vordere Horn beim
Breitmaulnashorn 60 bis max. 165 Zentimeter lang,
beim Spitzmaulnashorn 50 bis max. 135 Zentimeter
lang.
Nashörner haben einen ausserordentlich gut ausgeprägten Gehör- und Geruchssinn. Die Ohrmuscheln
lassen sich auf jedes Geräusch ausrichten. Das Volumen der Riechzellen in den Nasengängen wiederum
ist grösser als das ihres Gehirns. Solch gut ausge-
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prägten Sinne benötigen sie, da sie mit ihren seitlich
am Kopf sitzenden, kleinen Augen nicht sehr weit
sehen können.
Das Breitmaulnashorn ist nach dem Afrikanischen und Asiatischen Elefanten das drittgrösste
Landsäugetier der Erde und somit auch grösser als
das ebenfalls in Afrika vorkommende Spitzmaulnashorn.
Die schiefergraue bis bräunliche Haut der Breitmaulnashörner ist bis auf die Ohren- und Schwanzspitze unbehaart. Das Breitmaulnashorn weist im
Nacken einen deutlichen Buckel auf, der aus den
Bändern besteht, die seinen schweren Kopf halten.
Im Vergleich zu seinen Verwandten hat es nämlich
einen längeren und massiveren Schädel und sehr
breite Lippen. Das stattliche Gewicht der Breitmaulnashörner wird von kurzen, stämmigen Beinen mit je
drei Zehen an den Füssen getragen. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 1,90 Metern und einem Gewicht
von bis zu 3,6 Tonnen sind die Männchen deutlich
massiger als gleichaltrige Weibchen. Diese haben
eine Schulterhöhe von bis zu 1,80 Metern und werden nur bis zu 1,7 Tonnen schwer. Männchen werden
bis zu vier Meter und Weibchen bis zu 3,65 Meter
lang. Breitmaulnashörner können in freier Wildbahn
bis zu 40 Jahre alt werden.
Die Haut der Spitzmaulnashörner ist, je nach
Bodenfarbe ihres Lebensraums, dunkelgrau bis
bräunlich gefärbt. Bis auf die Ohren- und Schwanzspitze sind die Tiere unbehaart. Das Spitzmaulnashorn lässt sich vom Breitmaulnashorn gut durch
seine spitze, zum Greifen von Zweigen geeignete
Oberlippe unterscheiden. Die Art hat, im Gegensatz
zum Breitmaulnashorn, auch keinen deutlichen Buckel im Nacken und ist von der Statur her kleiner.
Doch sind auch die Spitzmaulnashörner stattliche
Tiere und ihr Gewicht muss von kurzen, stämmigen
Beinen getragen werden. Mit einer Länge von bis zu
drei Metern, einer Schulterhöhe von bis zu 1,80 Metern und einem Gewicht von bis zu 1,4 Tonnen bestehen kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Spitzmaulnashörner können in freier Wildbahn etwa
40 bis 50 Jahre alt werden.
Sozialverhalten und Fortpflanzung
Ausgewachsene Afrikanische Nashörner, vor allem
erwachsene Bullen, leben als Einzelgänger. Ausnahmen bilden Gemeinschaften von Kühen mit ihren
Kälbern. Halbwüchsige Junge (Breitmaulnashörner)
werden nach etwa zwei bis drei Jahren vertrieben –
kurz vor der Geburt des nächsten Kalbs. Mitunter
bilden aber auch heranwachsende Tiere beider Geschlechter oder mehrere Weibchen mit ihren Jungen
vorübergehend Gruppen von bis zu 12 bis 14 Tieren.
Ausgewachsene Bullen schliessen sich nur zur Paarung einem Weibchen an.
Factsheet Afrikanisches Nashorn (Cerathotherium simum, Diceros bicornis)
Das Revier der Nashornbullen ist bis zu drei Quadratkilometer gross und wird durch eine „persönliche
Duftmarke“ abgegrenzt, indem sie ihre Kothaufen
breitkratzen und so ihre „Duftspur“ über das Revier
verteilen. Die Revierinhaber verteidigen ihren Bereich vor männlichen Rivalen. Im Ernstfall gehen die
Bullen mit aufwärts gerichteten Hörnern aufeinander
los und fügen einander klaffende Wunden zu. Die
Rate der Rivalenkämpfe mit tödlichem Ausgang ist
bei den Spitzmaulnashörnern am höchsten. Fast 50
Prozent der Bullen sterben an ihren Verletzungen.
Im Vergleich zu asiatischen Panzernashörnern gelten
Breitmaulnashörner jedoch als relativ friedlich und
laufen vor Gefahren eher davon. Die Streifgebiete der
Weibchen beider Nashornarten überlappen sich,
müssen nicht verteidigt werden und sind daher deutlich grösser als die der Männchen. Je nach Lebensraumqualität und Populationsdichte umfassen sie
drei bis 90 Quadratkilometer.
Die Geschlechtsreife erreichen weibliche Tiere im
Alter von etwa vier bis fünf Jahren. Männliche Tiere
werden erst im Alter von zehn bis zwölf Jahren sexuell aktiv, pflanzen sich jedoch erst dann fort, wenn sie
ein Revier behaupten können. Die Paarung kann das
ganze Jahr über erfolgen. Nach einer Tragzeit von
etwa 16 Monaten bringt eine Nashornkuh normalerweise ein einzelnes Kalb zur Welt. Das durchschnittliche Intervall zwischen den Geburten beträgt zwei
bis drei Jahre Die Kälber wiegen bei der Geburt bereits etwa 65 Kilogramm (Breitmaulnashorn) bzw. 40
Kilogramm (Spitzmaulnashorn) und folgen ihren
Müttern schon am dritten Lebenstag. Die Jungtiere
werden bis zu ein Jahr lang gesäugt, können aber
schon ab dem dritten Monat zusätzlich pflanzliche
Kost fressen.
Geographische Verbreitung
Rund 98 Prozent aller Afrikanischen Nashörner
leben in vier Staaten: Südafrika (83 Prozent), Namibia, Kenia und Simbabwe.
Breitmaulnashorn: Beide Unterarten leben seit
mehreren tausend Jahren in zwei getrennten, mehr
als 2‘000 Kilometer auseinander liegenden Verbreitungsgebieten. Im 19. Jahrhundert umfasste das
Verbreitungsgebiet des Nördlichen Breitmaulnashorns Teile des Tschads, der Zentralafrikanischen Republik, des Sudans, der Demokratische
Republik Kongo und Ugandas. Die letzten vier wildlebenden Exemplare befanden sich im GarambaNationalpark der Demokratischen Republik Kongo,
welcher 1938 zum Schutz des Nördlichen Breitmaulnashorns gegründet wurde. Hier wurden sie allerdings seit 2006 nicht mehr gesichtet Die weltweit
letzten vier reproduktionsfähigen Tiere (zwei Männchen und zwei Weibchen) wurden Ende 2009 aus
dem Dvur Kralove Zoo in Tschechien in ein Privatschutzgebiet, Ol Pejeta, nach Kenia gebracht. 2014
starb von diesen allerdings ein Bulle. Jetzt versuchen
Veterinäre, durch künstliche Befruchtung diese Nashornunterart vor dem Aussterben zu bewahren.
Das Südliche Breitmaulnashorn kam in historischer Zeit gebietsweise in Angola, Mosambik, Simbabwe, Botswana, Namibia, Swasiland und Südafrika
vor. Heute befindet sich sein Verbreitungsschwerpunkt zu etwa 95 Prozent in Schutzgebieten und
privaten Wildtierfarmen Südafrikas. Kleinere Populationen wurden wieder in Botswana, Namibia, Swasiland und Simbabwe eingebürgert. In Kenia, Sambia
und Uganda wurde das Südliche Breitmaulnashorn
neu eingeführt.
Spitzmaulnashorn: Die Verbreitung der Spitzmaulnashörner ist im Vergleich zu den anderen vier
Nashornarten in absoluten Zahlen am stärksten
zurückgegangen. Noch in den 1960er Jahren war es,
mit Ausnahme der tropischen Wälder im Kongobecken, im gesamten Afrika südlich der Sahara verbreitet. Es kam in bergigen Regionen Kenias, in Höhen bis zu 3‘000 Metern, steinigen Wüsten Malis
und Namibias sowie im Buschland zwischen Sambia
und Mosambik vor. Heute leben die Bestände weit
verstreut – die meisten in bewachten Wildreservaten
oder Nationalparks. 98 Prozent der Spitzmaulnashörner leben heute in nur noch vier Ländern: Südafrika, Namibia, Simbabwe und Kenia. Dabei untergliedern sich die Verbreitungsschwerpunkte der
Unterarten wie folgt:
Das Westliche Spitzmaulnashorn war zu historischen Zeiten über Zentral- und Westafrika verbreitet. Bis vor einigen Jahren kam es nur noch im
Norden Kameruns vor. Bei der letzten Zählung von
2006 konnten allerdings keinerlei Spuren gefunden
werden, sodass diese Unterart laut IUCN als ausgestorben gilt.
Das Östliche Spitzmaulnashorn lebte einst im
Sudan, in Äthiopien, Somalia, Kenia und Tansania.
Heute ist der Hauptverbreitungsschwerpunkt fast
ausschliesslich in Kenia, mit 631 Tieren. Wenige
Individuen kommen noch in Tansania (100) und
Südafrika (68) vor.
Das Südliche Spitzmaulnashorn graste früher in
Tansania, Sambia, Zimbabwe, Mosambik, Swasiland
und Südafrika. Wahrscheinlich existierten auch Individuen im Kongo, in Angola und Botswana. Heute ist
Südafrika das Hauptverbreitungsgebiet, mit 1‘770
Individuen. Wenige Tiere kommen noch in Simbabwe (422), Swasiland (18), Tansania (27), Sambia (27)
und Malawi (26) vor. In Mosambik gilt es inzwischen
ebenfalls als ausgestorben.
Das Südwestliche Spitzmaulnashorn war zu
historischen Zeiten noch in Namibia, Angola, Botswana und Südafrika anzutreffen. Heute kommen 90
Prozent des Bestandes in Namibia (1‘750) vor. Nur
wenige Individuen existieren noch in Südafrika (206)
und Angola (1).
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Factsheet Afrikanisches Nashorn (Cerathotherium simum, Diceros bicornis)
Lebensraum
Vorzugsweise bewohnen Breitmaulnashörner die
Gras bewachsenen Savannen und Offenlandflächen
innerhalb der Buschvegetation. Ihr Lebensraum
muss ihnen dichte buschige Vegetation, relativ flaches Terrain, kurzes Gras und Wasserzugang bieten.
Spitzmaulnashörner bewohnen tropische und subtropische Grasflächen, Savannen, Buschvegeta-tionen und Wüsten. Sie sind gewöhnlich an Gebiete
gebunden, in denen in einem Umkreis von 25 Kilometern Wasser zu finden ist.
Während der Mittagshitze sucht sich das Afrikanische Nashorn schattige Plätze oder nutzt Wasserlöcher zur Abkühlung. Ein anschliessendes „Staubbad“
lässt eine dicke Lehmschicht als Schutz vor Fliegen
und Parasiten auf seiner Haut entstehen.
Südliche Breitmaulnashörner (Ceratotherium s. simum),
rBetty McLaughlin Meyer / WWF-US
Nahrung
Afrikanische Nashörner verfügen weder über
Schneide- noch über Eckzähne und setzen daher nur
die Lippen zum Grasen oder Äsen ein.
Das Breitmaulnashorn ist auch das einzige Nashorn,
welches sich ausschliesslich von Gräsern ernährt. Da
das Breitmaulnashorn einen langen Schädel hat,
kann das Maul den Boden ohne grosse Belastung
berühren und das Tier kann mit einer Art „Schaukelbewegung“ in einer breiten Bahn grasen.
Das Spitzmaulnashorn ernährt sich von Blättern und
Zweigen, vorzugsweise von Akazien und Wolfsmilchgewächsen. Mit seinen dicken, spitz zulaufenden
Lippen pflückt es sich die holzigen Stängel, Blätter
und krautigen Futterpflanzen.
Afrikanische Nashörner ruhen in der Mittagshitze
und sind zum Fressen vor allem in den frühen Morgenstunden und am Abend aktiv. Sie trinken täglich
bis zu 80 Litern Wasser. Während Dürreperioden
kommen sie aber vier bis fünf Tage ohne Flüssigkeit
aus.
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Bestandsgrösse und Gefährdungsstatus
Breitmaulnashorn: Ende des 19. Jahrhunderts
galt das Südliche Breitmaulnashorn als „ausgestorben“. Im Jahre 1895 wurde jedoch in Südafrika eine
kleine Population von schätzungsweise 20 Individuen wieder entdeckt. Nach über einem Jahrhundert
intensiver Schutzbemühungen gab es Ende 2012
wieder über 20‘400 Tiere.
Vor hundert Jahren noch lag der Bestand der Nördlichen Breitmaulnashörner über dem der südlichen
Verwandten. Bis 1960 schrumpfte die Population
jedoch auf 2‘250 Individuen. Und nur 24 Jahre später war der Bestand auf nur noch 15 Nördliche
Breitmaulnashörner zusammengeschrumpft. Durch
intensive Schutzbemühungen im kongolesischen
Garamba-Nationalpark gelang es, die Population
wieder auf 32 Tiere zu erhöhen (1993). Während
2005 noch vier Individuen gezählt wurden, sind seit
2006 in den vom Bürgerkrieg im Kongo betroffenen
Gebieten keine Nördlichen Breitmaulnashörner
mehr gesichtet worden. Gemäss IUCN sind sie dort
wahrscheinlich ausgestorben. Insgesamt ist der Bestand auf drei Individuen in freier Wildbahn gesunken, die sich im Ol Pejeta Reservat in Kenia befinden.
Das Nördliche Breitmaulnashorn wird daher in der
Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als
„vom Aussterben bedroht“ gelistet und das Südliche
Breitmaulnashorn als „potentiell gefährdet“. Insgesamt schätzt die IUCN den Entwicklungstrend der
Breitmaulnashornbestände aber als positiv ein. Besonders in Südafrika und Namibia sind die Bestände
der Breitmaulnashörner steigend.
Das Breitmaulnashorn ist im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna
and Flora) seit 1977 im Anhang I gelistet und somit
vom kommerziellen internationalen Handel ausgeschlossen. Aufgrund der positiven Bestandsentwicklung in Südafrika und Swasiland wurden die Südlichen Breitmaulnashornpopulationen dort 1994 in
Anhang II (CITES) herabgestuft, um die Trophäenjagd und den Verkauf lebender Tiere zu ermöglichen.
Diese Verkäufe sind streng kontrolliert: Die Anzahl
der zur Trophäenjagd freigegebenen Tiere wird jährlich festgelegt. Lebende Tiere dürfen nur in „zulässige und akzeptable Bestimmungsgebiete“, wie beispielsweise Zoos und Wiederansiedlungsgebiete,
verkauft werden. Die Erlöse fliessen teilweise direkt
in den Nashornschutz zurück oder kommen den
Menschen in der Region zugute.
In der europäischen Artenschutzverordnung (EGVerordnung 338/97) wird das Nördliche Breitmaulnashorn im Anhang A (Tiere und Produkte aus ihren
Körperteilen dürfen nicht gehandelt werden), das
Südliche Breitmaulnashorn in Anhang B (kontrollierter Handel erlaubt) gelistet. Somit besitzen beide
in der Europäischen Union einen hohen Schutzstatus
Factsheet Afrikanisches Nashorn (Cerathotherium simum, Diceros bicornis)
Spitzmaulnashorn: Besonders zwischen den
1960er und den späten 1990er Jahren wurden
Spitzmaulnashörner gnadenlos gejagt, und ihr Bestand dezimierte sich dramatisch. So wurden um
1960 noch etwa 70‘000 Spitzmaulnashörner gezählt.
Nur 33 Jahre später war ihre Zahl 1993 auf 2‘475
Exemplare gesunken. Bis Ende 2012 hatte sich der
Bestand an Spitzmaulnashörnern aufgrund intensiver Schutzbemühungen wieder auf über 5‘050 Tiere
(inklusive Jungtiere) erholt – mit positiven Bestandsentwicklungen vor allem in Südafrika und
Namibia. Auch Swasiland und Kenia können steigende Bestände nachweisen.
Die Bestandszahlen, untergliedert nach Unterarten,
variieren stark. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN 2012 liegen sie bei:
Westliches Spitzmaulnashorn: Es konnten keine
lebenden Individuen festgestellt werden.
Östliches Spitzmaulnashorn: in den letzten 50 Jahren ist der Bestand über 90 Prozent gesunken. Es
existieren nur noch 799 Tiere.
Südliches Spitzmaulnashorn: Der Bestand sank von
9‘090 Tieren (1980) auf 2‘299 Exemplare.
Südwestliches Spitzmaulnashorn: die Bestandszahl
hat sich seit 1980 wieder verdoppelt. Es existieren
jedoch nur etwa 1‘957 Individuen.
Das westliche Spitzmaulnashorn wird in der Roten
Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „ausgestorben“ gelistet. Das Östliche und Südliche Spitzmaulnashorn gilt als „vom Aussterben bedroht“ und
das Südwestliche Spitzmaulnashorn als „gefährdet“.
Das Spitzmaulnashorn ist ausserdem im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention
on International Trade in Endangered Species of
Wild Fauna and Flora) seit 1977 im Anhang I gelistet
und somit vom kommerziellen internationalen Handel ausgeschlossen. Auf der 13. CITES-Vertragsstaatenkonferenz wurde jedoch eine Resolution zur
Einführung von Exportquoten für Jagdtrophäen von
Spitzmaulnashörnern (Resolution Conf. 13.5) verabschiedetet. Damit dürfen Namibia und Südafrika
jährlich je fünf Jagdtrophäen von der Art Spitzmaulnashorn exportieren. Die Bestände des Spitzmaulnashorns sind in den beiden afrikanischen Staaten in
den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen.
Insgesamt betrifft die vereinbarte Exportquote weniger als 0,5 Prozent der jeweiligen Population. In der
europäischen Artenschutzverordnung (EG-Verordnung 338/97) wird das Spitzmaulnashorn im Anhang
A gelistet und besitzt somit in der Europäischen
Union den höchsten Schutzstatus: Es darf nicht gehandelt werden.
In den 1990er Jahren wurden in den Hauptverbraucherstaaten von Nashornprodukten, vor allem in
Asien, nationale Massnahmen und Gesetzesregelungen etabliert, um dem illegalen Handel entgegenzuwirken und die internationalen Handelsverbote von
CITES umzusetzen. Im Jahr 2009 wurde ausserdem
in Südafrika der nationale Verkauf von NashornHörnern verboten und die Strafen für Wilderei drastisch verschärft. Im Jahr 2012 suspendierte die südafrikanische Regierung ebenfalls die Vergabe von
Jagdlizenzen an Vietnamesen. Vietnam selbst hat
zwar seine Importbestimmungen von legalen
Jagdtrophäen verschärft, allerdings fehlt es im Land
an wirksamen Kontrollen und es kommen dort viele
illegale Hörner in den heimischen Handel.
Östliches Spitzmaulnashorn (Diceros b. michaeli),
Greg Armfield / WWF-UK
Bedrohung
Wilderei und illegaler Handel
Nashörner wurden über Jahrhunderte gejagt. Historisch gesehen zählten die unkontrollierte Jagd und
Wilderei zu den Hauptursachen des dramatischen
Bestandsrückgangs der Afrikanischen Nashörner. Sie
wurden abgeschossen oder mit Schlingen gefangen ihres Hornes, ihrer Haut oder ihres Fleisches wegen.
Der katastrophale Einbruch begann jedoch erst mit
der steigenden Nachfrage nach ihrem Horn in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihr Horn wurde
zu kunstvollen Griffen für Dolche verarbeitet, welche
besonders im Jemen als Statussymbol gelten. Das
Horn, zu Pulver verarbeitet, war ausserdem in der
traditionellen asiatischen Medizin sehr begehrt. Dem
Nashorn-Hornpulver wird beispielsweise fiebersenkende Wirkung, Heilkräfte gegen Epilepsie und Malaria sowie bei Vergiftungen und Abszessen zugesprochen. Die Hörner waren daher sehr begehrt und
wurden vor allem in den Jemen und nach Asien verkauft. In den 1970er Jahren führte die Nachfrage
nach Hörnern im Jemen zu einem zwanzigfachen
Anstieg des Verkaufspreises, was wiederum den
Anstieg der Jagd und Wilderei afrikanischer Nashörner zur Folge hatte. Erst Mitte der 1970er Jahre wurden wirksame internationale Schutzgesetze zum
Beispiel durch CITES erlassen, die den legalen internationalen Handel mit Nashornprodukten verboten.
Verschiedene Massnahmen wie die Vergabe von
Lizenzen durch die Regierung an Kunsthandwerker
zur Dolchherstellung sowie hohe Strafen für die
illegale Nutzung von Horn führte zu einer Abnahme
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Factsheet Afrikanisches Nashorn (Cerathotherium simum, Diceros bicornis)
des Handels in den Nord-Jemen, obwohl er auch
heute noch nicht völlig unterbunden ist. Seit 2008
hat die Wilderei auf afrikanische Nashörner wieder
massiv zugenommen, insbesondere in Südafrika,
obwohl dort die Wilderei mit Haftstraften von bis zu
12 Jahren geahndet wird. Während 2007 in Südafrika insgesamt 13 Tiere gewildert wurden, waren es
2012 schon 668. 2014 mussten bereits 1.215 Nashörner für ihr Horn ihr Leben lassen. Vietnam und
Mosambik gelten als Haupttreiber der Wilderei.
Häufig kommen die Wilderei über die offene Grenze
aus Mosambik. Die steigende Nachfrage kommt
hauptsächlich aus Vietnam, wo das Horn inzwischen
als Statussymbol und Wertanlage angesehen wird
und hauptsächlich aus gesellschaftlichen Gründen
von Geschäftsmännern, Prominenten und hohen
Beamten konsumiert wird. Es wird als Wundermittel
gegen Krebs und andere unheilbare Krankheiten vermarktet und ihm werden entgiftende Eigenschaften
nachgesagt, vor allem nach exzessivem Alkoholgenuss und schwerem Essen. Hornpulver wird als Luxusgut vermarktet und für diverse wohltuende Anwendungen empfohlen. Dabei besteht das Horn aus
dem gleichen Material wie etwa Pferdehufe oder
menschliche Fingernägel.
Zur illegalen Jagd werden heute Helikopter, Schnellfeuergewehre und hochmoderne Technologien (u.a.
Nachtsichtgeräte) eingesetzt. Schwarzmarktpreise für
ein Kilogramm Horn liegen im asiatischen Raum bei
30‘000 bis 60‘000 US Dollar (höher als Gold). Gehandelt wird das illegale Nashornpulver fast überall:
über das Internet, öffentliche Märkte, spezialisierte
Geschäfte, aber auch unter der Hand, beispielsweise
in Krankenhäusern.
Weitere Bedrohungen
Neben der Bejagung bedroht auch der Lebensraumverlust durch Ausbreitung menschlicher Siedlungen
und landwirtschaftlicher Flächen beide Nashornarten. Die starke Abnahme des SpitzmaulnashornBestandes hat auch eine Schrumpfung des Genpools
zur Folge. Ein genetischer Austausch zwischen den
kleinen, weit verstreut liegenden Populationen ist
schwer möglich. Somit stellt auch Inzucht und
dadurch verursachte Anfälligkeit für Krankheiten
eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben der Art
dar.
WWF-Engagement
Seit seiner Gründung setzt sich der WWF für den
Schutz der Nashörner ein. Dabei geht es vor allem
um die Bekämpfung der Wilderei und den Schutz der
natürlichen Lebensräume der Nashörner. Alle afrikanischen Staaten mit Spitzmaulnashorn-Populationen in freier Wildbahn werden vom WWF unterstützt. Auch die Erhaltungszucht in Zoos trägt zur
Rettung der Nashörner bei.
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1997 wurde vom WWF ein «Afrikanisches NashornProgramm» gegründet, um die Breitmaul- und
Spitzmaulnashörner vor dem Aussterben zu bewahren. Dabei sollen bestehende Schutzgebiete erweitert
und neue gegründet werden, deren Management
sowie die lokale und internationale Strafverfolgung
verbessert werden und gut geführter SafariTourismus gefördert werden. Dazu arbeitet der WWF
mit vielen Partnern zusammen, einschliesslich der
Regierung, dem Privatsektor und lokalen Gemeinden
zusammen.
Am blutigsten ist die Wilderei in Südafrika. Der
WWF unterstützt die südafrikanische Regierung
durch Beratung und Umsiedlungen dabei, die Wilderei zu bekämpfen. Seit 2003 hilft der WWF dort die
vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner in
neue Reservate umzusiedeln, seit 2015 mit neuer
Technik per Helikopter an den Füssen frei hängend.
Die neun Start-Populationen der bisher etwa 160
umgesiedelten Nashörner haben bereits Nachwuchs
von mindestens 50 Kälbern.
Gemeinsam mit TRAFFIC, dem Artenschutzprogramm von WWF und der Weltnaturschutzunion
IUCN, werden Massnahmen gegen den illegalen
Handel mit dem Nashorn-Horn durchgeführt. Der
WWF unterstützt die Ausbildung und Finanzierung
von Wildhütern und setzt sich auch für den Aufbau
von grenzüberschreitenden Anti-Wilderer-Einheiten
ein. Darüber hinaus hilft er bei der Schaffung von
organisationsübergreifenden Anti-Wilderei-Einheiten in den Elefanten- und Nashorn-Staaten Afrikas.
Daneben arbeitet er eng mit d anderen Partnern und
Regierungen zusammen, um die kriminelle Handelskette zwischen Afrika und Asien zu sprengen. In
kontinuierlicher Aufklärungsarbeit mit harten Zahlen
und Fakten informieren WWF und TRAFFIC Nashorn-Staaten und setzen Abnehmerländer politisch
unter Druck, die Nachfrage nach Nashorn-Produkten
zu bekämpfen. So haben Ende 2012 die Regierungen
von Südafrika und Vietnam eine Erklärung zur Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung von Wilderei
und zur Überwachung der Einhaltung der internationalen Gesetzgebung zum Handel mit bedrohten
Arten unterschrieben. Auf Ebene der Vereinten Nationen sind WWF und TRAFFIC ebenfalls aktiv und
kämpfen dafür, dass Wilderei und illegaler Handel
als schwerwiegendes und die Sicherheit von Staaten
bedrohendes Verbrechen entsprechend härter sanktioniert werden. Der WWF unterstützt auch den
Aufbau einer Nashorn-DNA-Datenbank in Pretoria,
Südafrika, mit der sich beschlagnahmtes Horn später
einem bestimmten Wildereiverbrechen zuordnen
lassen kann, was höhere Bestrafungen ermöglicht.
2013 waren bereits genetische Fingerabdrücke von
etwa 5.000 Nashörnern gespeichert.
Auch wird die Bevölkerung in den Verbraucherstaaten mit Hilfe von Aufklärungskampagnen zum Kauf
von alternativen Heilprodukten ohne Nashorn-Horn-
Factsheet Afrikanisches Nashorn (Cerathotherium simum, Diceros bicornis)
© 1986 Panda Symbol WWF ® «WWF» ist eine vom WWF eingetragene Marke
Bestandteilen ermutigt. Ein Beispiel ist die Chi-Kampagne zur Willensstärkung in Vietnam. Sie zeigt den
Männern, dass sie kein Nashorn-Hornpulver benötigen, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern oder ihren
geschäftlichen Erfolg zu zeigen. Eine Plakatkampagne wurde an gehobenen Restaurants, Wohnhäusern und Flughäfen lanciert und ebenfalls wurden
über 65 Millionen Handynutzer per SMS angesprochen.
In Kenia arbeitet der WWF mit dem Kenya Wildlife
Service zusammen, um die bedrohten Nashörner mit
einem Micro-Chip zu versehen. Dieser wird in das
Horn eingepflanzt und soll einerseits die Nashörner
überwachen und andererseits bei Wilderei helfen,
den Schuldigen auszumachen. Es sollen mehr als
1.000 Tiere so ausgestattet werden.
Der WWF engagiert sich auch an diplomatischer
Front und nahm 2015 an der internationalen Konferenz gegen illegalen Wildtierhandel in Botswana teil.
WWF Schweiz
Hohlstrasse 110
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Tel.: +41 (0) 44 297 21 21
Fax: +41 (0) 44 297 21 00
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