Der neue Lehrplan für das Fach Education morale et sociale (EMS) erstellt von Prof. Dr. Barbara BRÜNING Erziehungswissenschaftlerin/ Didaktikerin « Philosophieren mit Kindern » Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe EMS im MENFP Luxemburg Warum ein neuer EMS - Lehrplan? 1. Neue schulpolitische Richtlinien für einen kompetenzorientierten Unterricht (erwartete Lernergebnisse stehen im Mittelpunkt) 2. Fächerübergreifende / transversale Dimension der in EMS erworbenen Kompetenzen 3. Fachdidaktische Begründung + Methodentraining 4. Anpassung der Themenkreise an kulturelle und religiöse Heterogenität der Schülerinnen und Schüler in Luxemburg 5. Betonung der Menschenrechte als Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft 6. Bedarf an Unterrichtsmaterialien 7. Kohärenz EMS / Grundschule und FMS / Sekundarschule Warum dieser Lehrplan? 1. Ziele des Fachs EMS: - sich in der Welt besser zurecht finden (Orientierung, Kompass) - gemeinsam mit anderen eigene Lebensperspektive suchen (kultureller und religiöser Pluralismus) - Sinnfragen (Gegensatz: Wissensfragen) formulieren und Antworten suchen - - Wieso gibt es Menschen? Warum fällt die Erde nicht runter? Woher kommt die Angst? Warum gibt es die Zeit? Was ist nach dem Tod? Wann hören Kriege auf? friedliches und tolerantes Zusammenleben fördern (cohésion sociale) 2. Kohärenz mit dem Lehrplankonzept „Praktische Philosophie“ (PPH) für FMS, roter Faden EMS (Zyklen 1, 2, 3, 4) → FMS (ES/EST), insbesondere auch Einbindung der Vorschule in das neue kompetenzorientierte Lehrplankonzept, dies ist ein Novum in Europa: kein strikt moralpädagogisches oder lebenskundliches Modell, sondern Nachdenklichkeitsmodell (Aneignung und kritische Prüfung von Werten und Normen, in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft selbständige Orientierung im Sinne einer Urteilsbildung) 3. EMS + FMS haben jetzt kompetenzorientierte, innovativintegrative ( → Einheitsfach) Spiral-Kernlehrpläne basierend auf dem Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen nach verschiedenen Methoden, die auch transversal in anderen Fächern eingesetzt werden können 3.1. Phänomenologische Methode: beobachten und differenziert wahrnehmen Phänomenologische Kompetenz: Die Welt wahrnehmen 3.2. Hermeneutisch-analytische Methode: Begriffe, Gedanken und kurze Texte verstehen Hermeneutisch-analytische Kompetenz: Die Welt verstehen 3.3. Dialektische Methode: Sokratische Gespräche führen und begründet argumentieren lernen Dialektische Kompetenz: In der Welt handeln 3.4. Spekulative Methode: Gedankenexperimente durchführen Spekulative Kompetenz: Über die Welt nachdenken 3.2 Hermeneutisch-analytische Kompetenz: Die Welt verstehen Elfchen zum Begriff « Freunde » Termin Im Wirtshaus Am gleichen Tisch Eins, zwei, drei, vier Bier Akrostichon zum Begriff « Freunde » Freundlich Respektvoll Einfühlungsvermögend Umgänglich Nachsichtig Dynamisch Empfindlich 3.3 Dialektische Kompetenz: In der Welt handeln 3.4 Spekulative Kompetenz: Über die Welt nachdenken Was wäre, wenn… 3.1 Die phänomenologische Kompetenz: Die Welt wahrnehmen « Über die drei genannten reflexiven Kompetenzen hinaus beinhaltet eine ethische Urteilskompetenz auch die Entwicklung einer sozialen und kulturellen Wahrnehmungs-Kompetenz. (…) Vor dem eigentlichen Reflexionsprozess müssen spezifische Merkmale von Gemeinschaften und ihren Wertvorstellungen wahrgenommen werden: Muslimische Mirgantinnen und Migranten feiern andere Feste als katholische Christen und essen andere Speisen. Erst nach dieser Wahrnehmung kann ein Reflexions- und Dialogprozess über die Differenz und das Gemeinsame stattfinden ». (Brüning, 2008) 4. Das didaktische Prinzip des Philosophierens mit Kindern kommt zum Einsatz bei Fragen von Kindern, die sich mit fundamentalen Problemen menschlicher Existenz beschäftigen, und für die es keine eindeutigen, allgemein verbindlichen und ewig gültigen Antworten gibt. Diese Fragen beziehen sich auf wichtige Disziplinen der Philosophie: Logik: Was ist eine Zahl? Ethik: Was man denkt, i st unsichtbar, weil es nur im Kopf passiert. Jan, 9 Jahre Können Blumen glücklich sein? Dass man glücklich ist, merkt man meistens erst hinterher. Sarah, 7 Jahre Man kann auch glücklich sein, ohne es zu wissen. Ästhetik: Anthropologie: Frederick, 8 Jahre Haben alle Menschen den gleichen Geschmack? Woher weiß ich, wer ich bin? Metaphysik: Hat der Himmel ein Ende? Als Kind bin ich wie jedes andere Kind, aber als Linda bin ich etwas Besonderes. Linda, 10 Jahre Der Himmel hat kein Ende, denn sonst müsste ja noch etwas dahinter kommen. Janique, 8 5. Inhalte und Methodik berücksichtigen neue Erkenntnisse der Lernund Kognitionswissenschaften, der Neurobiologie (z.B. das Zusammenwirken von kognitiven und emotionalen Prozessen). 6. Diverse Möglichkeiten der Leistungsbewertung im Bereich der moralischen Urteilsbildung (z.B. Portfolio, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Ausrichtung an der Kompetenzskala) 7. Kohärenz : Lehrplan + Fort- bzw. Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer + Erstellung der Lehrbücher, Lehrerbegleitbücher und Unterrichtsmaterialien unter Expertenleitung Übersicht über die verschiedenen Kompetenzen Zyklus Die Welt wahrnehmen Die Welt verstehen In der Welt handeln Über die Welt nachdenken 1 Himmel und Erde entdecken; belebte und unbelebte Welt unterscheiden Über die Welt staunen und Fragen stellen Verschiedene Tätigkeiten beschreiben und bewerten (das gefällt mir/ gefällt mir nicht) Wunschgeschichten über verschiedene Dinge auf der Welt erzählen 2 Äußere Merkmale, Eigenschaften und Verhaltensweisen von Menschen beschreiben Symbole als Merkmale von Verhaltensweisen deuten Nach überlieferten Traditionen handeln: Feste feiern; Bräuche haben In Natur und Gesellschaft etwas Neues en 3 Menschen als Mitglieder von Gemeinschaften wahrnehmen Nach Werten und Normen handeln; Kinderrechte beachten Sich in eine andere Person hineindenken und fühlen 4 Menschen als Mitglieder unterschiedlicher Kulturen wahrnehmen Eine religiöse Überzeugung haben; verschiedene Weltreligionen und Weltanschauungen unterscheiden Ideen für die Zukunft entwerfen Eine eigene Meinung vertreten und die Meinungen anderer Menschen deuten; die unterschiedlichen Bedeutungen von Begriffen hinterfragen Gedanken von anderen Menschen als überlieferte Tradition kennen lernen und deuten EMS bietet… - Raum zur Selbstreflexion - Raum zum gemeinsamen Nachdenken in der Klassengemeinschaft - Dialog mit Andersdenkenden und Andersglaubenden - Raum zur ethischen Urteilsbildung - Auseinandersetzung mit den Grundwerten, die für ein friedliches und glückliches Zusammenleben in einer freien Gesellschaft Voraussetzung sind - Werte erörtern, abwägen, überdenken - Grundwissen über Religionen und Weltanschauungen - Existenzielle Fragen verhandeln (Beispiele)↓ Wer bin ich? Was will ich? Was ist mir wichtig? Was ist dem anderen wichtig? Was kann Toleranz leisten? Wo hört Toleranz auf? Bei den Menschenrechten? Materialien Lehrbücher (für Zyklen 1 – 4) 1. Lehrerhandreichungen (für Zyklen 1 – 4) Arbeitsmappen (für Zyklen 1 – 4 ) 2. 3. 4. Zyklus 2: Wir sind Freunde Zyklus 3: Gedankenflieger Zyklus 4: Brücken bauen – zusammen leben Zyklus 2: Mein Freundschaftsbuch Zyklus 3: Mein Gedankenbuch Zyklus 4: Mein Ideenbuch zum « Brücken bauen » Neuer Flyer MERCI