Praxisfall Oktober - AG für Tiergesundheit

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Praxisfall Oktober 12 Pyelonephritis bei Muttersauen
Auf einem Schweinezuchtbetrieb stehen etwa 100 Muttersauen. Die Galtsauen werden
auf Tiefstreu gehalten, fressen können sie an der Abruffütterung. Dort wird das Futter
trocken in den Trog gegeben, das Wasser wird erst da zugemischt. Der Kot- und
Aktivbereich ist mit einem Vollspaltenboden ausgestattet.
Ich wurde zu einer More gerufen, welche relativ plötzlich nicht mehr gefressen hatte
und jetzt umgestanden ist. Sie hatte kein Fieber auf eine vom Bauern selbst
durchgeführte Behandlung hatte sie nicht angesprochen. Es war schon die dritte More,
welche so verendet ist.
Die Sektion ergab, dass die More eine Nierenbeckenentzündung hatte und zwar
beidseits. Sie starb an einer Harnstoffvergiftung, weil die Nieren nicht mehr
funktionierten.
Krankheit:
Ab und zu bekommen wir Muttersauen vorgestellt, welche einen relativ schlechten
Allgemeinzustand haben, nicht mehr fressen, aber eine normale bis zu tiefe
Körpertemperatur aufweisen. Die Sauen setzen häufig blutigen Harn ab, was aber
selten von den Tierbesitzern beobachtet wird.
Wieso haben die Tiere kein Fieber, wenn sie doch eine Nierenbeckenentzündung oder
eben eine Pyelonephritis haben, ist dann häufig die Frage.
Zuerst entwickelt sich bei den Sauen eine Blasenentzündung, welche langsam über
die Harnleiter in die Niere aufsteigt. Bis da fressen die Sauen noch einigermassen,
obwohl sie Fieber haben und der Tierhalter bemerkt nichts. Ist die Infektion in der
Niere angelangt, geht es relativ schnell. Durch die Entzündung in der Niere kommt es
zu einer Funktionsstörung, eventuell auch zu einer Blutvergiftung. Erst jetzt fressen die
Sauen nicht mehr und der Organismus wird lahmgelegt, was die Untertemperatur
erklärt. Jetzt eine Behandlung durchzuführen mit vernünftigem Aufwand ist oft
aussichtslos.
Ursachen:
Blasenentzündungen bei Mutterschweinen sind häufig, eine aufsteigende Infektion
kommt ab und zu vor.
Die Ursachen dafür sind dementsprechend auch vielfältig:
Die Bakterien können in die Scheide eintreten, wenn der Verschluss der Schamlippen,
der Vulva nicht gut ist. Die Ursache dafür sind Verletzungen der Vulva bei der Geburt,
durch Bisse der anderen Tiere oder durch andere mechanische Einflüsse.
Liegen die Sauen häufig auf kalten, nicht isolierten Böden oder verunreinigten
Unterlagen, kann eine Infektion der Harnwege stattfinden. Diese Gefahr besteht auch
im Deckzenter, wenn die Tiere in Kastenständen stehen. Dort sind die klimatischen
und hygienischen Verhältnisse für die Sauen häufig ungenügend.
Trinken die Tiere zuwenig Wasser, weil nicht vorhanden, eingefroren, verschmutzt
oder zum Beispiel zu kalkig, werden die Harnwege wenig durchgespült. Die Erreger
können sich eher festsetzen.
Fressen die Tiere ständig Schimmelpilze, wird die Abwehr durch die Toxine dieser
Pilze schlechter und die Sauen werden so anfälliger auf Infektionen.
Zuletzt hat die Fütterung auch noch einen Einfluss. Werden die Tiere ausschliesslich
vegetarisch ernährt, ist der Säuregrad des Harns hoch und die Bakterien können sich
in den Harnwegen besser festsetzen und vermehren.
Therapie:
Die Sauen müssen beobachtet werden beim Harnabsatz. Scheiden sie nicht klaren
Harn aus, muss man reagieren. Wenn sie Symptome zeigen hilft eine Antibiotikagabe
und Schmerzmittel über längere Zeit.
Hat sie schon Untertemperatur und frisst nicht mehr, kommt eine Behandlung oft zu
spät.
Prophylaxe:
Die oben genannten Ursachen müssen regelmässig kontrolliert und ausgeschlossen
werden. Sehr häufig trinken die Tiere viel zu wenig Wasser, weil etwas nicht stimmt.
Die Menge ist immer ein Thema. Die Nippel haben oft zuwenig Durchfluss oder dann
wieder zuviel Druck, so dass die Tränke eher einer Zahnspülung gleicht.
Sauen, welche häufig draussen liegen müssen, weil sie zuunterst in der Rangordnung
stehen, neigen eher zu einer Blasenentzündung.
Beim Bau des Deckzenters werden viele Fehler gemacht, vorallem bei Umbauten.
Diese Sauen müssen häufig im Zug liegen auf einem unisolierten Boden. Die
abgesetzten Muttersauen haben ein grosses Wärmebedürfnis, weil sie aus dem
warmen Abferkelstall kommen, keine Fettreserven haben und über das pralle Euter
viel Wärme verlieren. Zusätzlich können sie sich nicht an der Nachbarin wärmen, weil
sie eingestandet sind.
Der Harn kann über das Futter angesäuert werden, entweder mit tierischem Eiweiss
oder über anorganische Mineralstoffe. Beides ist aber nur beschränkt einsetzbar.
Um die Sauen zum Trinken zu animieren, kann man die Salzkonzentration im Futter
erhöhen. Dadurch bekommen sie Durst und produzieren deshalb mehr Harn.
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