46 48 Kornblum

Werbung
Fütterung
Wasser, der vergessene Nährstoff
Dr. E. Kornblum, PIC Deutschland GmbH, Schleswig
Leben ohne Wasser ist nicht vorstellbar. Der Verlust von nur 10 % des im
Organismus gebundenen Wassers würde den Tod bedeuten. Wasser ist
Lösungsmittel, Transportmedium, Regulator des Zellinnendruckes und der
Körpertemperatur zugleich. Alle chemischen Prozesse im tierischen Organismus verlaufen in einem wässrigen Medium. Der Versorgung aller Tiere mit
Wasser, sowohl in ausreichender Menge als auch Qualität, kommt unter
den heutigen Haltungs- und Produktionsbedingungen höchste Bedeutung zu.
Grundsätzliches zum
Wasserbedarf von Schweinen
Mit Hilfe des
Aqualevels kann
den Sauen jederzeit
genügend Trinkwasser
zur Verfügung
gestellt werden
46
Schweine sollen jederzeit freien Zugang zu
einer Wasserquelle haben. Das verabreichte
Wasser muss der Trinkwasserqualität entsprechen. Selbst bei ad libitum Versorgung der
Tiere mit Wasser trinken die Tiere individuell
unterschiedlich viel. Maßgeblichen Einfluss auf
den Wasserbedarf übt dagegen insbesondere
die Menge aufgenommenen Trockenfutters
und die Umgebungstemperatur aus. Die
tatsächlich aufgenommene Menge an Trinkwasser
wird
gerade
bei
Selbsttränken
durch deren
Bauart,
die
Durchflussmenge und die
Anordnung
bestimmt.
Neben
der
Aufnahme an
Tr i n k w a s s e r
wird
jedoch
der Gesamtwasserbedarf
der Tiere auch
über den Restgehalt an Wasser in den Futtermitteln sowie durch das
im Stoffwechsel aus Oxydationsprozessen entstehende Wasser gedeckt.
Wie wird die richtige
Wasseraufnahme gesichert
Die Durchflussmenge der Tränken ist mit
einem einfachen Messgefäß und einer Uhr mit
Sekundenzeiger schnell bestimmt. Sie sollte
bei Absatzferkeln ca. 500 bis 700 ml pro
Minute betragen. Bei Mastschweinen und
Tieren in der Aufzucht ist eine Durchflussmenge von 700 bis 1000 ml pro Minute anzustreben. Für säugende Sauen wird eine
Durchflussmenge von 1.5 bis 2 l pro Minute
empfohlen. Eine verringerte Wasseraufnahme
hat direkt auch eine verringerte Futteraufnahme zur Folge. So sind z.B. nicht funktionierende Nippel an Breifutterautomaten einer
Rationierung gleichzusetzen. Mehrere Nippel
in einer Bucht müssen räumlich versetzt und in
einer unterschiedlichen Höhe angebracht werden (nach Möglichkeit pro 10 Tiere eine
Selbsttränke vorsehen !). Die Verwendung von
Steinen oder Holzbohlen, um die Erreichbarkeit von Tränken zu verbessern, ist ein
Provisorium. Es ist stets darauf zu achten, dass
auch rangniedere Tiere freien Zugang zu
Wasser haben. Andernfalls wachsen die Tiere
auseinander. Schalentränken werden grundsätzlich besser angenommen als Tränkenippel.
Hygienisch gelten sie aber als nachteilig.
Sogenannte 'Impulstränken' (bzw. -nippel)
sind von der Durchflussmenge her kritisch zu
sehen. Sie sind aber in der Lage, zu einer
Verringerung des Gülleanfalls beizutragen.
Wie hoch ist der Wasserbedarf
Bei einer zu hohen Durchflussmenge kann das
Wasser nicht ausreichend getrunken werden.
Der starke Druck in der Maulhöhle provoziert
Unwohlsein der Tiere, sie meiden anschließend die Tränken. In der praktischen
Beratungstätigkeit konnten sogar Ferkeltränken beobachtet werden, wo die Ferkel bei
jedem Trinkversuch erst einmal ‚duschen' mussten. Der erhöhte Gülleanfall ist hier nur ein
sekundäres Problem. Tragende Sauen trinken
aufgrund der restriktiven Fütterung und des
damit verbundenen geringen Sättigungsgefühls zum Teil sehr große Wassermengen.
Der physiologische Wasserbedarf von tragenTop-Genetik 05 / 2002
den Sauen, der mit ca. 10 bis 20 l pro Tag
angegeben wird, wird auch bei der häufig
anzutreffenden restriktiven Wasserversorgung
(Abstellen der Wasserzufuhr zwischen den
Mahlzeiten) gedeckt; oberstes Ziel der Sauenhaltung sollte jedoch nicht die Reduktion des
Gülleanfalls sein. Bei durchgängigen Trögen
im Haltungsbereich für tragende Sauen haben
sich Systeme, die den Wasserstand im Trog
automatisch auf einem vorgegebenen Niveau
halten, sehr bewährt. Hier werden nicht nur
die Vorgaben der Schweinehaltungsverordnung eingehalten, es kann auch als eine Prophylaxe gegenüber aufsteigenden Harnwegsinfektionen angesehen werden.
Die Sicherstellung des Wasserbedarfs von säugenden Sauen bzw. von Sauen um den
Geburtszeitpunkt herum ist essentiell. Um
den Geburtszeitpunkt herum sollte sich ständig frisches Wasser im Trog befinden. Die
Sauen sind in dieser Phase oft träge.
Zusätzlich sind die Umgebungstemperaturen
vom Wärmeanspruch der Sau her oft zu hoch.
Nach Möglichkeit sollte hier eine zusätzliche
Wasserversorgungsmöglichkeit mit z.B. einem
Kugelhahn pro Abferkelbucht vorhanden
sein. Schwer zu betätigende und mit einer zu
geringen Durchflussmenge ausgestattete
Tränkenippel können nicht den Wasserbedarf
säugender Sauen decken. Säugende Sauen
trinken in Einzelfällen bis zu 50 l pro Tag. Läge
die Durchflussmenge des Tränkenippels nur
bei 1 l pro Minute, müsste diese Sau beinahe
1 Stunde pro Tag permanent den Tränkenippel betätigen. Die vorhandenen Nippel müssen leichtgängig, sicher zu erreichen und mit
der richtigen Durchflussgeschwindigkeit ausgestattet sein. Dass einzelne Sauen das freie
Wasserangebot auch missbrauchen, darf
nicht dazu führen, allen anderen Sauen den
'Hahn abzudrehen'.
Orientierungswerte für den Wasserbedarf von
Schweinen können der Übersicht 1 entnommen werden.
Übers.1:
Orientierungswerte für den Wasserbedarf von Schweinen
6 bis 20 kg Lebendgewicht
20 bis 130 kg Lebendgewicht
tragende Sauen
säugende Sauen
Top-Genetik 05 / 2002
(Futteraufnahme plus
Futteraufnahme * 5) l pro Tag
(Futteraufnahme * 5) l pro Tag
10 bis 20 l pro Tag
25 bis 50 l pro Tag
So haben Sie
die Nase vorn
Mit Ferkelstartern
Vorteile sichern!
Ferkelstarter von SCA sorgen
für den optimalen Milchersatz
nach dem Absetzen. Sie zeichnen sich durch einen hohen
Magermilchpulver- und Vitaminanteil aus. Weitere Vorteile der
Alleinfutter
Startrite,
Multiwean
und
höchste
Bonus,
Econogrow:
Verdaulichkeit
und
optimale Futterverwertung.
Rufen Sie an!
Info-Telefon:
D
0 25 72 - 9 84 17
A
0 31 52 - 33 12
SCA, Mühlenstraße 8,
48282 Emsdetten
Fax: 0 25 72 - 9 74 63
47
Fütterung
Die angegebenen Werte können in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur, der
Menge an über den Urin zu entgiftenden
Stoffen (z.B. Harnstoff als Abbauprodukt
bedarfsübersteigender
Proteinversorgung
oder Kochsalz bei der Fütterung von Brotresten) und bei Durchfall erheblich variieren.
Wasser und Medikamente
Die Wasserhärte ist die Summe der als
Carbonate, Sulfate, Chloride, Nitrate und Phosphate gebundenen Erdalkalien. 1 deutscher
Härtegrad (°dH).entspricht 10 mg CaO pro Liter.
säure. Zum Einen kann dadurch der pH- Wert
gesenkt werden, zum Anderen bindet die
Zitronensäure die Kationen (z.B. Ca++,
Mg++). Das Antibiotikum kann dementsprechend keine Komplexe mehr bilden und in
Form von Schlieren ausfallen. 1 g Zitronensäure pro Liter senkt den pH- Wert um ca. 2
pH. 250 mg Zitronensäure senken die Härte
des Wassers um 10°dH. Weiterhin sollte aber
auch bei medizinierten Futtermischungen darauf geachtet werden, dass von der Futtermittelseite der Gehalt an Kationen minimiert
wird. Bei mehr als ca. 5 mg Eisen/l (Fe3+) wird
Oxytetracyclin inaktiv.
Übers.2:
Härtegrad °dH
bis 4
4 bis 8
8 bis 18
18 bis 30
größer 30
Wasserhärte
sehr weich
weich
mittel
hart
sehr hart
Übers.3:
Normen für die Wasserqualität
Konzentration in mg/l
Nitrat
Nitrit
Eisen
Ammoniak
Härtegrad (OD)
Chlorid
KMnO4-Zahl
Sulfat
Sulfide
Mangan
pH-Wert
max. Anz. E.-coli-Bakt./ml
Salz (als Na+)
Anzahl Keime/ml
geeignet
< 25
< 0,1
< 0,2
<1
< 15
< 250
< 50
< 100 (3)
=0
<1
5-8
< 100
< 1000
< 100.000
ungeeignet
> 100
>1
(1)
> 2 (2)
> 25 (3)
> 1000
> 100
> 250
>0
>2
> 9 und < 4
> 2000max.
Ein hoher Gehalt an mehrwertigen Metallionen (z.B. Ca++, Mg++) setzt die Wirksamkeit von Antibiotika herab. Ab einer Wasserhärte von > 18°dH ist deshalb mit einer verringerten Wirksamkeit vieler Antibiotika zu
rechnen. Bei gleichzeitig hohen pH- Werten
bilden Antibiotika (insbesondere Neomycin
und Tetracykline) Komplexe und fallen als
Schlieren aus. Bei einer Trinkwassermedikation
verstopfen in solchen Fällen dann als erstes die
Tränken. Abhilfe kann geschaffen werden
durch die Supplementierung von Zitronen48
Angaben zur Wasserqualität
Auch die Wasserqualität kann die Wasseraufnahme beeinflussen. Das eingesetzte Wasser
sollte grobsinnlich ohne besonderen Befund
sein, d.h. es sollte farb-, geruchs- und geschmacklos sein. Gerade in Niederdrucksystemen, wo mit einem Vorlaufbehälter gearbeitet
wird, ist der Frischezustand oft bedenklich.
Grobsinnlich betrachtet wäre dieses Wasser
muffig, es riecht abgestanden. Bakteriologisch
untersucht wäre vermutlich die Keimzahl
überhöht. Zusätzlich könnte eine erhöhte
Ammoniakkonzentration festgestellt werden.
Wo die Grenzwerte für geeignete und nicht
geeignete Wasserqualität liegen, ist in Übersicht 3 dargestellt.
Gutes Trinkwasser sollte nicht mehr als 0.2 mg
Eisen pro l enthalten. Höhere Gehalte sind
zwar nicht toxisch, aber ab ca. 0.3 mg/l verstopfen die Nippel, spätestens ab mehr als 10
mg/l wird dieses Wasser nur noch sehr ungern
aufgenommen. Auch hartes Wasser ist nicht
schädlich, die Nippel können aber leichter verstopfen. Wasser mit einer Härte über 15 °dH
bei gleichzeitigen Chloridwerten über 200
mg/l führt zu Schäden am Beton. Die
Kaliumpermanganat-Zahl ist ein Maß für die
Oxidierbarkeit des Wassers. In diesem
Zusammenhang steht die KMnO4- Zahl für die
Anwesenheit organischer Stoffe im Wasser.
FA Z I T
Wenn es darum geht, Leistungsreserven im
Betrieb zu erschließen, wird niemand darum
herumkommen, sich mit dem eingesetzten
Wasser zu beschäftigen. Dass dieser Punkt
nicht nur eine Frage von Untersuchungsinstituten ist, dazu soll dieser Artikel einen Beitrag
leisten.
Top-Genetik 05 / 2002
Herunterladen