Fütterung Wasser, der vergessene Nährstoff Dr. E. Kornblum, PIC Deutschland GmbH, Schleswig Leben ohne Wasser ist nicht vorstellbar. Der Verlust von nur 10 % des im Organismus gebundenen Wassers würde den Tod bedeuten. Wasser ist Lösungsmittel, Transportmedium, Regulator des Zellinnendruckes und der Körpertemperatur zugleich. Alle chemischen Prozesse im tierischen Organismus verlaufen in einem wässrigen Medium. Der Versorgung aller Tiere mit Wasser, sowohl in ausreichender Menge als auch Qualität, kommt unter den heutigen Haltungs- und Produktionsbedingungen höchste Bedeutung zu. Grundsätzliches zum Wasserbedarf von Schweinen Mit Hilfe des Aqualevels kann den Sauen jederzeit genügend Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden 46 Schweine sollen jederzeit freien Zugang zu einer Wasserquelle haben. Das verabreichte Wasser muss der Trinkwasserqualität entsprechen. Selbst bei ad libitum Versorgung der Tiere mit Wasser trinken die Tiere individuell unterschiedlich viel. Maßgeblichen Einfluss auf den Wasserbedarf übt dagegen insbesondere die Menge aufgenommenen Trockenfutters und die Umgebungstemperatur aus. Die tatsächlich aufgenommene Menge an Trinkwasser wird gerade bei Selbsttränken durch deren Bauart, die Durchflussmenge und die Anordnung bestimmt. Neben der Aufnahme an Tr i n k w a s s e r wird jedoch der Gesamtwasserbedarf der Tiere auch über den Restgehalt an Wasser in den Futtermitteln sowie durch das im Stoffwechsel aus Oxydationsprozessen entstehende Wasser gedeckt. Wie wird die richtige Wasseraufnahme gesichert Die Durchflussmenge der Tränken ist mit einem einfachen Messgefäß und einer Uhr mit Sekundenzeiger schnell bestimmt. Sie sollte bei Absatzferkeln ca. 500 bis 700 ml pro Minute betragen. Bei Mastschweinen und Tieren in der Aufzucht ist eine Durchflussmenge von 700 bis 1000 ml pro Minute anzustreben. Für säugende Sauen wird eine Durchflussmenge von 1.5 bis 2 l pro Minute empfohlen. Eine verringerte Wasseraufnahme hat direkt auch eine verringerte Futteraufnahme zur Folge. So sind z.B. nicht funktionierende Nippel an Breifutterautomaten einer Rationierung gleichzusetzen. Mehrere Nippel in einer Bucht müssen räumlich versetzt und in einer unterschiedlichen Höhe angebracht werden (nach Möglichkeit pro 10 Tiere eine Selbsttränke vorsehen !). Die Verwendung von Steinen oder Holzbohlen, um die Erreichbarkeit von Tränken zu verbessern, ist ein Provisorium. Es ist stets darauf zu achten, dass auch rangniedere Tiere freien Zugang zu Wasser haben. Andernfalls wachsen die Tiere auseinander. Schalentränken werden grundsätzlich besser angenommen als Tränkenippel. Hygienisch gelten sie aber als nachteilig. Sogenannte 'Impulstränken' (bzw. -nippel) sind von der Durchflussmenge her kritisch zu sehen. Sie sind aber in der Lage, zu einer Verringerung des Gülleanfalls beizutragen. Wie hoch ist der Wasserbedarf Bei einer zu hohen Durchflussmenge kann das Wasser nicht ausreichend getrunken werden. Der starke Druck in der Maulhöhle provoziert Unwohlsein der Tiere, sie meiden anschließend die Tränken. In der praktischen Beratungstätigkeit konnten sogar Ferkeltränken beobachtet werden, wo die Ferkel bei jedem Trinkversuch erst einmal ‚duschen' mussten. Der erhöhte Gülleanfall ist hier nur ein sekundäres Problem. Tragende Sauen trinken aufgrund der restriktiven Fütterung und des damit verbundenen geringen Sättigungsgefühls zum Teil sehr große Wassermengen. Der physiologische Wasserbedarf von tragenTop-Genetik 05 / 2002 den Sauen, der mit ca. 10 bis 20 l pro Tag angegeben wird, wird auch bei der häufig anzutreffenden restriktiven Wasserversorgung (Abstellen der Wasserzufuhr zwischen den Mahlzeiten) gedeckt; oberstes Ziel der Sauenhaltung sollte jedoch nicht die Reduktion des Gülleanfalls sein. Bei durchgängigen Trögen im Haltungsbereich für tragende Sauen haben sich Systeme, die den Wasserstand im Trog automatisch auf einem vorgegebenen Niveau halten, sehr bewährt. Hier werden nicht nur die Vorgaben der Schweinehaltungsverordnung eingehalten, es kann auch als eine Prophylaxe gegenüber aufsteigenden Harnwegsinfektionen angesehen werden. Die Sicherstellung des Wasserbedarfs von säugenden Sauen bzw. von Sauen um den Geburtszeitpunkt herum ist essentiell. Um den Geburtszeitpunkt herum sollte sich ständig frisches Wasser im Trog befinden. Die Sauen sind in dieser Phase oft träge. Zusätzlich sind die Umgebungstemperaturen vom Wärmeanspruch der Sau her oft zu hoch. Nach Möglichkeit sollte hier eine zusätzliche Wasserversorgungsmöglichkeit mit z.B. einem Kugelhahn pro Abferkelbucht vorhanden sein. Schwer zu betätigende und mit einer zu geringen Durchflussmenge ausgestattete Tränkenippel können nicht den Wasserbedarf säugender Sauen decken. Säugende Sauen trinken in Einzelfällen bis zu 50 l pro Tag. Läge die Durchflussmenge des Tränkenippels nur bei 1 l pro Minute, müsste diese Sau beinahe 1 Stunde pro Tag permanent den Tränkenippel betätigen. Die vorhandenen Nippel müssen leichtgängig, sicher zu erreichen und mit der richtigen Durchflussgeschwindigkeit ausgestattet sein. Dass einzelne Sauen das freie Wasserangebot auch missbrauchen, darf nicht dazu führen, allen anderen Sauen den 'Hahn abzudrehen'. Orientierungswerte für den Wasserbedarf von Schweinen können der Übersicht 1 entnommen werden. Übers.1: Orientierungswerte für den Wasserbedarf von Schweinen 6 bis 20 kg Lebendgewicht 20 bis 130 kg Lebendgewicht tragende Sauen säugende Sauen Top-Genetik 05 / 2002 (Futteraufnahme plus Futteraufnahme * 5) l pro Tag (Futteraufnahme * 5) l pro Tag 10 bis 20 l pro Tag 25 bis 50 l pro Tag So haben Sie die Nase vorn Mit Ferkelstartern Vorteile sichern! Ferkelstarter von SCA sorgen für den optimalen Milchersatz nach dem Absetzen. Sie zeichnen sich durch einen hohen Magermilchpulver- und Vitaminanteil aus. Weitere Vorteile der Alleinfutter Startrite, Multiwean und höchste Bonus, Econogrow: Verdaulichkeit und optimale Futterverwertung. Rufen Sie an! Info-Telefon: D 0 25 72 - 9 84 17 A 0 31 52 - 33 12 SCA, Mühlenstraße 8, 48282 Emsdetten Fax: 0 25 72 - 9 74 63 47 Fütterung Die angegebenen Werte können in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur, der Menge an über den Urin zu entgiftenden Stoffen (z.B. Harnstoff als Abbauprodukt bedarfsübersteigender Proteinversorgung oder Kochsalz bei der Fütterung von Brotresten) und bei Durchfall erheblich variieren. Wasser und Medikamente Die Wasserhärte ist die Summe der als Carbonate, Sulfate, Chloride, Nitrate und Phosphate gebundenen Erdalkalien. 1 deutscher Härtegrad (°dH).entspricht 10 mg CaO pro Liter. säure. Zum Einen kann dadurch der pH- Wert gesenkt werden, zum Anderen bindet die Zitronensäure die Kationen (z.B. Ca++, Mg++). Das Antibiotikum kann dementsprechend keine Komplexe mehr bilden und in Form von Schlieren ausfallen. 1 g Zitronensäure pro Liter senkt den pH- Wert um ca. 2 pH. 250 mg Zitronensäure senken die Härte des Wassers um 10°dH. Weiterhin sollte aber auch bei medizinierten Futtermischungen darauf geachtet werden, dass von der Futtermittelseite der Gehalt an Kationen minimiert wird. Bei mehr als ca. 5 mg Eisen/l (Fe3+) wird Oxytetracyclin inaktiv. Übers.2: Härtegrad °dH bis 4 4 bis 8 8 bis 18 18 bis 30 größer 30 Wasserhärte sehr weich weich mittel hart sehr hart Übers.3: Normen für die Wasserqualität Konzentration in mg/l Nitrat Nitrit Eisen Ammoniak Härtegrad (OD) Chlorid KMnO4-Zahl Sulfat Sulfide Mangan pH-Wert max. Anz. E.-coli-Bakt./ml Salz (als Na+) Anzahl Keime/ml geeignet < 25 < 0,1 < 0,2 <1 < 15 < 250 < 50 < 100 (3) =0 <1 5-8 < 100 < 1000 < 100.000 ungeeignet > 100 >1 (1) > 2 (2) > 25 (3) > 1000 > 100 > 250 >0 >2 > 9 und < 4 > 2000max. Ein hoher Gehalt an mehrwertigen Metallionen (z.B. Ca++, Mg++) setzt die Wirksamkeit von Antibiotika herab. Ab einer Wasserhärte von > 18°dH ist deshalb mit einer verringerten Wirksamkeit vieler Antibiotika zu rechnen. Bei gleichzeitig hohen pH- Werten bilden Antibiotika (insbesondere Neomycin und Tetracykline) Komplexe und fallen als Schlieren aus. Bei einer Trinkwassermedikation verstopfen in solchen Fällen dann als erstes die Tränken. Abhilfe kann geschaffen werden durch die Supplementierung von Zitronen48 Angaben zur Wasserqualität Auch die Wasserqualität kann die Wasseraufnahme beeinflussen. Das eingesetzte Wasser sollte grobsinnlich ohne besonderen Befund sein, d.h. es sollte farb-, geruchs- und geschmacklos sein. Gerade in Niederdrucksystemen, wo mit einem Vorlaufbehälter gearbeitet wird, ist der Frischezustand oft bedenklich. Grobsinnlich betrachtet wäre dieses Wasser muffig, es riecht abgestanden. Bakteriologisch untersucht wäre vermutlich die Keimzahl überhöht. Zusätzlich könnte eine erhöhte Ammoniakkonzentration festgestellt werden. Wo die Grenzwerte für geeignete und nicht geeignete Wasserqualität liegen, ist in Übersicht 3 dargestellt. Gutes Trinkwasser sollte nicht mehr als 0.2 mg Eisen pro l enthalten. Höhere Gehalte sind zwar nicht toxisch, aber ab ca. 0.3 mg/l verstopfen die Nippel, spätestens ab mehr als 10 mg/l wird dieses Wasser nur noch sehr ungern aufgenommen. Auch hartes Wasser ist nicht schädlich, die Nippel können aber leichter verstopfen. Wasser mit einer Härte über 15 °dH bei gleichzeitigen Chloridwerten über 200 mg/l führt zu Schäden am Beton. Die Kaliumpermanganat-Zahl ist ein Maß für die Oxidierbarkeit des Wassers. In diesem Zusammenhang steht die KMnO4- Zahl für die Anwesenheit organischer Stoffe im Wasser. FA Z I T Wenn es darum geht, Leistungsreserven im Betrieb zu erschließen, wird niemand darum herumkommen, sich mit dem eingesetzten Wasser zu beschäftigen. Dass dieser Punkt nicht nur eine Frage von Untersuchungsinstituten ist, dazu soll dieser Artikel einen Beitrag leisten. Top-Genetik 05 / 2002