Leitlinien GLIEDERUNG DER LEITLINIEN II. Grundwissen über den Islam und Muslime Grundlagen des Islam Islamischer Glaube und Glaubenspraktiken Kulturelle Errungenschaften durch Muslime Historische Entwicklung: Vom klassischen zum modernen Islam Islam im Alltag III. Grundwissen über das Christentum und Christen Historische Entwicklung des Christentums Christlicher Glaube und Glaubenspraktiken Einfluss des Christentums auf die gesellschaftliche Entwicklung IV. Grundwissen über das Judentum, Juden und jüdische Geschichte Ursprünge und Grundlagen des Judentums Jüdischer Glaube und und jüdische Glaubenspraxis Historische Entwicklung des Judentums Judentum im Alltag Kulturelle Errungenschaften durch Juden V. ,Kritisches’ Wissen in Bezug auf Juden und Judentum, Christen und Christentum, Muslime und den Islam Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Muslimen Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Juden Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Christen Wissensvermittlung zum wechselseitigen Einfluss, den die drei Glaubenstraditionen auf dem Gebiet theologischen und philosophischen Denkens aufeinander hatten 50 52 53 54 55 57 59 61 61 66 67 68 69 70 72 74 75 77 78 79 81 83 Gliederung der Leitlinien Wissensvermittlung zum Einfluss,Transfer oder zur Verbreitung von Wissens- und Kulturflüssen zwischen den drei Glaubenstraditionen am Beispiel Sprache, Kunst,Architektur Wissensvermittlung zum Einfluss,Transfer oder zur Verbreitung von Wissens- und Kulturflüssen zwischen den drei Glaubenstraditionen in bestimmten Bereichen auf den Gebieten ritueller Praktiken, Ernährung, Kleidung und soziales Brauchtum Wissensvermittlung zu verschiedenen oder vergleichbaren Lesarten historischer Ereignisse Vermittlung historischer Stoffe, die den Schülern helfen, die Gründe für Vorurteile gegen Juden, Christen und Muslime zu verstehen und aufzulösen Vermittlung literarischer Stoffe, die den Schülern helfen, stereotype Darstellungen von Juden, Christen und Muslimen zu hinterfragen und anzuzweifeln Vermittlung literarischer Stoffe zu Konflikten oder Kooperationen zwischen Juden, Christen und Muslimen Vermittlung literarischer Stoffe, die den Schülern helfen, kritisches Selbstbewusstsein zu entwickeln 84 85 86 87 88 89 90 51 Leitlinien II. Grundwissen über den Islam und Muslime 1. Grundlagen des Islam a. Werdegang des Propheten Mohammed von der Geburt bis zum Tod i. Erste Offenbarungen ii. Entstehung der Gemeinde in Mekka iii. Hidschra nach Medina and die Entstehung des dortigen islamischen Gemeinwesens b. Die Entstehung des islamischen Staates nach dem Tod des Prophete c. Wichtige Einrichtungen des klassischen islamischen Staates 2. Islamischer Glaube und Glaubenspraktiken a. Koran und Sunna b. Die zentralen Glaubenssätze i. Zentrale Glaubenspraktiken: ,Die fünf Säulen des Islam‘ ii. Soziale Verpflichtungen c. Unterschiedliche Rechtsauslegungen 3. Kulturelle Errungenschaften durch Muslime a. Beiträge zur Wissenschaft b. Beiträge zu Kunst und Architektur c. Beiträge zum urbanen Leben d. Beiträge zur Landwirtschaft e. Beiträge zu Handel und Wirtschaft 4. Historische Entwicklung: Vom klassischen zum modernen Islam a. Entwicklung neuer Richtungen: Unterschied zwischen Traditionalisten, Konservativen, Reformern and Modernisierern b. Religiöse Erneuerung in der Geschichte des Islam durch Individuen c. Reaktionen auf die Verbreitung in Europa 52 Grundwissen über den Islam und Muslime 5. Islam im Alltag a. Aufnahmeriten b. Das Begehen von Festtagen c. Kleidung (Männer und Frauen) d. Zusätzliche Kultformen e. Die Rolle von ,Heiligen‘ und ,religiösen‘ Persönlichkeiten f. Unterschiedliche Praktiken bei Männern und Frauen, Stadt- und Landbewohnern, Gebildeten und Ungebildeten Grundlagen des Islam Allgemeine Leitlinie A 1. Werdegang des Propheten Mohammed von der Geburt bis zum Tod 2. Erste Offenbarungen 3. Entstehung der Gemeinde in Mekka 4. Hidschra nach Medina und Entstehung des dortigen islamischen Gemeinwesens Zentrale Stoffe B 1. Kenntnisse über die Entstehung des islamischen Staates nach dem Tod des Propheten 2. Wesen des islamischen Staates: Wichtige Einrichtungen des klassischen islamischen Staates: Kalif, Sultan, geistliche Gelehrte, Gerichtswesen, Hochschule/Universität, religiöse Stiftung (waqf) A 1. Kampf (Dschihad) im Namen Gottes 2. Die klassische Unterscheidung zwischen dem ,Territorium des Islam‘ und dem ,Territorium des Krieges‘ SchwerpunktThemen B 1. Die Verbreitung des Islam in der Bevölkerung und der Beitrag von Judentum und Christentum 2. Die Stellung von Juden und Christen auf islamischem Territorium Zu Quellenmaterial über das Leben des Mohammed und seine Beziehungen zu Juden und Christen siehe Francis E. Peters, Muhammad and the Origins of Islam, Albany: SUNY Press, 1994 Empfohlenes Quellenmaterial 53 Leitlinien Allgemeine Leitlinie Zentrale Stoffe Islamischer Glaube und Glaubenspraktiken 1. Die zentralen Glaubenssätze: a. Die Einheit und Einzigkeit des Schaffens und Erhaltens durch Gott/Allah b. Die Unterwerfung der Schöpfung unter den göttlichen Willen c. Gehorsam und Ungehorsam der Menschheit und Vertrauen in die göttliche Offenbarung bezüglich des Wissens um Gottes Willen, wie er durch Propheten übermittelt wurde d. Die endgültige und vollständige Offenbarung durch den Propheten, die wortgetreu im arabischen Koran erhalten ist, das Wort Gottes, das zusammen mit der Anleitung (Sunna) der Sprüche und Taten des Propheten im Hadith erhalten ist, bildet die Grundlagen der Scharia, Gottes Unterweisung für das Verhalten der Menschen, das mit seinem Willen in Einklang stehen soll. e. Die Stellung anderer Religionen als ältere Offenbarungen 2. Gemeinschaft und ,Gesetz‘ Methodische Grundlagen, speziell Diskussion und Konsens der Gemeinde. Die von ihren Gelehrten geführte Gemeinde arbeitet aus, was Gottes Unterweisung in der Praxis je nach Zeit und Ort bedeutet – dies bildet das so genannte islamische Gesetz (Scharia). 3. Zentrale Glaubenspraktiken: ,Die fünf Säulen‘ a. Das Glaubensbekenntnis b. Die Verrichtung regelmäßiger ritueller Gebete c. Die Gabe von Almosen d. Das jährliche Fasten im Monat Ramadan e. Eine Wallfahrt nach Mekka wenigstens einmal im Leben 4. Soziale Verpflichtungen a. Organisation der Familie (Heirat, Scheidung, Nachlass) b. Kenntnis über die anderen wichtigen ,Kapitel‘ der Scharia: Handel, Eigentum und Finanzen, Verbrechen und öffentliche Ordnung c. Ordentliches Verfahren 54 Grundwissen über den Islam und Muslime d. Einstellungen zu anderen Religionsgemeinschaften 5. Unterschiedliche Gesetzesauslegungen Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten und zwischen exoterischen (Legalismus) und esoterischen (Mystizismus, Spriritualität) Richtungen, Behandlung von Fragen wie freier Wille und Vorherbestimmung, Glaube und Werke, religiöse und politische Befugnisse, äußerliche Taten und innere Absichten Vielfalt von Praktiken und Glaubensrichtungen (weitere Einzelheiten im Abschnitt über Islam im Alltag) Schwerpunkt- Michael Cook, Der Koran – eine kurze Einführung, Stuttgart: Reclam, 2002 Muhammad Abdulla Draz, Introduction to the Qur ‚an, London: I. B. Tauris, 2000 John Renard, Seven Doors to Islam – Spirituality and the Religious Life of Muslims, Berkeley: University of California Press, 1996 John Renard, Windows on the House of Islam, Berkeley: University of California Press, 1998 John Renard, In the Footsteps of Muhammad: Understanding the Islamic Experience, New York: Paulist Press, 2002 Neal Robinson, Discovering the Qur ‚an, London: SCM Press, 1996 Neal Robinson, Islam – A Concise Introduction, Surrey: Curzon Press, 1999 Empfohlenes Kulturelle Errungenschaften durch Muslime Allgemeine Leitlinie 1. Beiträge zur Wissenschaft, z. B.: a. Ibn Sina (Avicenna) und sein Werk über Medizin und Anatomie b. Ibn Al-Nafis Entdeckung des Blutkreislaufs c. Al-Birunis Berechnung des Erdumfangs d. Ibn Rushd (Averroes) und sein philosophisches Erbe bei den europäischen Scholastikern (z.B. Thomas von Aquin) Zentrale Stoffe Themen Quellenmaterial 55 Leitlinien e. Die Erfindung der ,arabischen‘ Ziffern durch die Nordafrikaner f. Die Erfindung der Algebra (Al-Khawarizmi) g. Astrologie und Astronomie – Begriffe arabischer Herkunft: ,Azimut‘ (al-sumut), ,Nadir‘ (nazir), ,Zenit‘ (al-samt). Wichtige Persönlichkeiten: Albumasar, 805 v. Chr., Alcabitus, 950 v. Chr., Albohazen, 1040 v. Chr. h. Alchemie: A. D. Jabir und Zakariya Raz 2. Beiträge zu Kunst und Architektur: a. Minarette und eckige Türme, Spitzbogenstil und Gotik, mehrfarbiges Dekor, Kuppelgewölbe 3. Beiträge zum urbanen Leben a. Türkische Bäder und Hygiene b. Der Einfluss des arabischen Modells der landwirtschaftlichen Bewässerung (qanats) auf die unterirdische Kanalisation städtischer Wasserversorgungssysteme in Europa 4. Beiträge zur Landwirtschaft: Die muslimische Welt führte den Reis und das Zuckerrohr in Europa ein. 5. Beiträge zu Handel und Wirtschaft: a. Europäische Münzen entstanden nach dem Vorbild islamischer Münzen, so waren z. B. Abassid-Münzen die Vorlage für Offa-Münzen. b. Einführung aller möglichen Materialien und Güter, zum Beispiel Damaststoffe SchwerpunktThemen 56 1. Muslimische Beiträge zur Vermittlung und Entwicklung der klassischen Wissenschaft, Medizin und Philosophie, beispielsweise bauten muslimische Wissenschaftler (Ibn Sina) weitgehend auf dem Werk von Galen, Hippokrates und Ptolemäus auf; 2. die Erhaltung klassischer wissenschaftlicher Texte durch die Araber: bis zum 18. Jahrhundert lag z. B. Euklids Text über Mathematik nur in Arabisch vor; einige der wichtigen Werke von Aristoteles und Plato wurden erst über das Arabische bekannt; Grundwissen über den Islam und Muslime 3. frühere Fortschritte in der Wissenschaft als in Europa: z. B. ging die Entdeckung des Blutkreislaufs durch Ibn Al-Nafis der von Harvey voraus; 4. die Verwendung islamischer Kunst- und Architektur-Formen: Bögen, Minarette, gotische Gewölbe; 5. das arabische/muslimische Spracherbe: Basar (persisches Wort), Scheck (aus dem Arabischen). Das französische Wort ,douane‘ kommt aus dem Arabischen. J. Schacht/C. E.Bosworth (Hrsg.), Das Vermächtnis des Islams, München: dtv, 1987 J. R. Hayes (Hrsg.), The Genius of Arab Civilization: Source of Renaissance, New York University Press, 1992 Khalil Semaan (Hrsg.), Islam and the Medieval West – Aspects of Intercultural Relations, Albanay: SUNY Press, 1980 Anwar G. Chejne, Muslim Spain – its History and Culture, Minneapolis: University of Minnesota Press, 1974 Muhammed und Karl der Grosse. Die Geburt des Abendlandes, 2. Auflage, Stuttgart: Belser, 1993 Franz Rosenthal, Das Fortleben der Antike im Islam, Zürich/Stuttgart: Artemis, 1965 Empfohlenes Historische Entwicklung: Vom klassischen zum modernen Islam Allgemeine Leitlinie Entwicklung neuer Richtungen. Unterschied zwischen Traditionalisten, Konservativen, Reformern und Modernisierern: Zentrale Stoffe Quellenmaterial A 1. Theologische Unterschiede in Bezug auf das Verständnis und die Auslegung von Koran, Sunna und Scharia 2. Unterschiedliche Einstellungen zum politischen Radikalismus 3. Unterschiedliche Einstellungen zu ,Anderen‘ B Definitionen: Die Mehrheit der ,gemäßigten Mitte‘ mit einer pragmatischen Einstellung zum Alltag, Interesse an den Grund57 Leitlinien lagen der Scharia, Wunsch nach einer offeneren und demokratischeren Gesellschaft im islamischen Sinne C. Beispiele, wie sich unterschiedliche Ansätze ausdrücken: 1. Muslimische Sichten des Staats: Traditionalisten möchten vielleicht die politische Organisation Medinas zur Zeit des Propheten neu etablieren, Konservative denken wahrscheinlich in Begriffen des mittelalterlichen Kalifats und Modernisierer in Begriffen islamischer Ideale (Gerechtigkeit und Fairness, gute Regierungsführung und Verantwortlichkeit, Konsultation, Rechtsstaatlichkeit) und interessieren sich weniger für formale Strukturen. 2. Muslimische Sichten und Praktiken in Bezug auf die Stellung der Frau, die von strikter Geschlechtertrennung und Rollenteilung bis zur vollständigen Integration in die öffentliche Sphäre reichen; teils begründet durch theologische/gesetzliche Schulrichtungen/Traditionen, teils durch regionale kulturelle Traditionen. Fakultative Stoffe 1. Religiöse Erneuerung in der Geschichte des Islam durch Individuen: Z. B. Ibn Taymiyyah, Rumi, Shah Waliullah, Muh Abd alWahhab, Muhammad Abduh, Rashid Rida, Syed Ahmad Khan, Muhammad Iqbal, Hasan al-Banna, Maududi, Syed Qutb, Ayatollah Khomeini 2. Reaktionen auf die Verbreitung in Europa: a. ,Ablehnung‘: z. B. die Wahhabiten/Saudis im 18. Jahrhundert b. ,Selektive Übernahme europäischer Ideen‘: z. B. in Indien, Persien, der arabischen Welt und dem Osmanischen Reich SchwerpunktThemen Empfohlenes Quellenmaterial 58 1. Problem der Kategorisierung der verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen 2. Vielfalt von Meinungen in der muslimischen Welt 3. Vielfalt von Reaktionen auf die nicht-muslimische Welt Gudrun Krämer, Gottesstaat als Republik, Baden-Baden: Nomos, 1999 Grundwissen über den Islam und Muslime Islam im Alltag Allgemeine Leitlinie 1. 2. 3. 4. 5. 6. Zentrale Stoffe Aufnahmeriten Begehen von Festtagen Kleidung Zusätzliche Kultformen Die Rolle von ,Heiligen‘ und ,religiösen‘ Persönlichkeiten Unterschiedliche religiöse Praktiken bei Männern und Frauen, Stadt- und Landbewohnern, Gebildeten und Ungebildeten 1. Die Mischung aus regionaler Kultur/regionalem Brauchtum und islamischen Geboten erzeugt weltweite Unterschiede in der Ausprägung des Islam und im Lebensstil von Muslimen. 2. Brauchtum als formelle und informelle Quelle lokaler islamischer Praxis 3. Unterschiedliche religiöse Praktiken bei Männern und Frauen, Stadt- und Landbewohnern, Gebildeten und Ungebildeten 4. Abweichungen bei den Aufnahmeriten: Beispielsweise ist bei Männern die Beschneidung zwingend, findet jedoch in den verschiedenen Kulturen in unterschiedlichem Alter statt und wird von unterschiedlichen und unterschiedlich vielen Festivitäten umrankt. So erfolgt z. B. bei Südasiaten in Birmingham, Großbritannien, der Eingriff ohne großen Wirbel gleich nach der Geburt im Krankenhaus, während türkische Jungen unter großen Feierlichkeiten im Alter von fünf bis acht Jahren beschnitten werden. Die Niltalkulturen und ihre Ableger sehen die Beschneidung von Frauen als religiöses Erfordernis, während derartiges in Syrien, im Irak oder auf dem indischen Subkontinent unbekannt ist. 5. Abweichungen bei der Kleidung: Koran und Sunna rufen explizit zu ,Sittsamkeit‘ bei der Kleidung auf und stellen sich gegen jegliche Form von Extremen. Doch manche Kulturregionen bestehen auf weiblicher Kleidung, wie sie sie im Koran vorgeschrieben zu sehen meinen (der Körper wird außer Händen, Füßen und Gesicht bedeckt); diese Vorgaben lassen jedoch noch immer breiten Raum für Variationen. Andere vertreten einen Standpunkt, der allgemeiner gehalten ist (die Kleidung soll sittsam sein) und der dann kulturell noch flexibler ausgelegt wird, da die Vorstellungen von Sittsamkeit variieren. Männer können sich SchwerpunktThemen 59 Leitlinien beliebig kleiden, müssen jedoch vom Nabel bis zu den Knien bedeckt sein; auch hier hat das Brauchtum Einfluss, und es werden Traditionen als islamisch verteidigt, speziell, wenn es um die Frage moderne Kleidung als Teil der generellen Nachahmung des Westens geht, auch wenn sie sich eher lokaler Gewohnheit verdanken. 6. Unterschiedliche zusätzliche Kultformen 7. Abweichungen beim Begehen von Festivitäten etc. Der Geburtstag des Propheten etwa, ist in manchen Regionen eine wichtige öffentliche Feierlichkeit, während dies anderenorts, vor allem in Saudi-Arabien, auf Missbilligung stösst. Ashura, das Hochfest zum Tod des Märtyrers Hussein, ist ein zentrales schiitisches Fest, wird jedoch auch in einigen Teilen der sunnitischen Welt begangen, während dies in anderen Teilen der sunnitischen Welt auf Missbilligung stösst. 8. Unterschiedliche Rolle der Familie beim Arrangieren von Heiraten, die von völlig ,westlichen‘ Formen individueller Wahl über die alleinige Zuständigkeit des Vaters bis hin zu Zwangsheiraten reicht – doch hinter den Kulissen spielen die Frauen eine zentrale Rolle, weil sie die einzigen sind, die beide Parteien tatsächlich begutachten können. Empfohlenes Quellenmaterial 60 Felice Dassetto et al., Convergences musulmanes – aspects contemporains de l’islam en l’Europe élargie, Louvain-la-Neuve: L’Harmattan, 2001 Gerhard Endress, Der Islam, 3. überarb. Auflage, München: Beck, 1997 John L. Esposito (Hrsg.), Voices of resurgent Islam, Oxford University Press, 1983 Fazlur Rahman, Islam, University of Chicago Press, 1979 Anne S. Roald, Women in Islam – The Western Experience, London: Routledge, 2001 Grundwissen über das Christentum und Christen III. Grundwissen über das Christentum und Christen 1. Historische Entwicklung des Christentums • Frühe Entwicklungen • Das Konstantinische Zeitalter • ‘Das Zeitalter der Christenheit‘ • Christentum weltweit 2. Christlicher Glaube und Glaubenspraktiken • Kulturelle Errungenschaften durch Christen Angesichts des extrem weitläufigen Umfangs dieses Themas, das sich nur schwer von der Kulturgeschichte Europas insgesamt abgrenzen lässt, kamen wir überein, hier einen Abschnitt einzufügen über den 3. Einfluss des Christentums auf die gesellschaftliche Entwicklung Historische Entwicklung des Christentums Allgemeine Leitlinie A Frühe Entwicklungen: 1. Die Wurzeln des Christentums im Judentum und der hebräischen Bibel, dem hellenistischen Judentum und der griechischen Bibel (Septuaginta) 2. Die Rolle Jesu, des Jakobus, des Petrus und des Paulus 3. Die Bedeutung von Verfolgung und Märtyrertum, z. B. der Märtyrertod des Polycarp, Bischof von Smyrna, im Jahr 155; Petrus und Paulus 4. Allmähliche Trennung vom Judentum 5. Geographische Verbreitung: Mittelmeerraum, später bis nach Indien und China Zentrale Stoffe B Das Konstantinische Zeitalter: 1. Christentum als offizielle Religion des römischen Reichs; enge Zusammenarbeit zwischen Christentum, Staat und der Regierungselite 2. Christentum im Nahen Osten: östliche und orientalische Kirchen (z. B. Kopten, Syrer und Armenier) 3. Askese und Entstehung des Mönchtums 61 Leitlinien C Das Zeitalter der Christenheit: 1. Seine Entstehung und die geographische Verbreitung des Christentums nach Nord- und Osteuropa im frühen Mittelalter und in späterer Zeit nach Amerika 2. Merkmale des ,Zeitalters der Christenheit‘: • Gesellschaft, in der die Kirche mächtig und reich war; • Gewaltanwendung zur Unterdrückung sowohl nicht christlicher Religionen als auch ,häretischer‘ oder ,schismatischer‘ Formen von Christentum; • Kunst und Literatur waren von christlichen Stoffen durchdrungen. Beispiele: Christus in Emmaus, wie der Protestant Rembrandt und sein katholischer Zeitgenosse de Champaigne ihn sahen, Dantes Göttliche Komödie, Manzonis Die Verlobten, Dostojewskis Die Brüder Karamasow, Dichter wie John Donne, John Milton, Gerard Manley Hopkins oder T. S. Eliot; • das Bild der Städte und Dörfer wurde von Kirchenbauten beherrscht; (Hier können spezifische Beispiele für die jeweiligen Länder aufgezeigt werden); • jeder Aspekt des Alltags spiegelte den christlichen Einfluss wider, z. B. im Katholizismus und bei den Orthodoxen die Verehrung von Heiligen, die sich in den Ikonen an den Wänden von Wohnungen und Häusern der Menschen zeigte, Prozessionen (speziell in Zeiten von Seuchen oder an Feiertagen) und Wallfahrten. Im Protestantismus war die Frömmigkeit oft weniger augenscheinlich, obzwar sie sich in der Ausstattung der Haushalte spiegelte (z. B. Darstellungen biblischer Szenen oder Texte an der Wand, die Wichtigkeit der Familienbibel) oder in Familien die sich zum Gebet oder zum Singen von Kirchenliedern zusammenfanden (vor allem im 19. Jahrhundert verbreitet, als viele Familien Klaviere erwarben). In allen drei Traditionen kann man auf die Rolle der Kirche bei Geburt, Eheschließung und Tod verweisen. • Das Auftauchen unterschiedlicher Konfessionen im Christentum: Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus 62 Grundwissen über das Christentum und Christen • Erläuterung der historischen Verhältnisse, in denen diese Konfessionen aufkamen • Die zentralen Unterschiede zwischen diesen Konfessionen: – Die Rolle des Papstes im Katholizismus, die Wichtigkeit der Überlieferung in der Orthodoxie, die vorrangige Bedeutung der Bibel im Protestantismus; – die radikalen Unterschiede innerhalb des Protestantismus; – die ethischen Unterschiede: der Kontrast zwischen der Schmucklosigkeit vieler protestantischer Gebetsstätten und den üppig geschmückten orthodoxen Kirchen; – die zentrale Rolle der Geistlichkeit in Katholizismus und Orthodoxie und die Neigung des Protestantismus, die Rolle des Laien zu stärken – bis zur Konsequenz, dass die Rolle des Klerus insgesamt in einigen Konfessionsrichtungen überflüssig wurde; – die zentrale Rolle Marias und der Heiligen überhaupt im Katholizismus und in der Orthodoxie und deren Marginalisierung oder gar Ausschluss im Protestantismus. 3. Gründe für diese Unterschiede: • Unterschiede zwischen Ost und West. • Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken: Die Bibel als höchste und allein gültige Instanz gegenüber dem Gewicht der Autorität der Kirchentradition, die sich über viele Jahrhunderte entwickelt hatte. • Unterschiede unter Protestanten: Zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, wie die Bibel ausgelegt werden kann. • Die Rolle politischer Gegebenheiten: wachsende Toleranz im 18., 19. und 20. Jahrhundert machte die Gründung neuer Sekten leichter. D Entwicklungen seit ca. 1700 – Christentum weltweit: 1. um 1600: Verbreitung des Christentums duch erzwungene Christianisierung in Nord- und Südamerika; Missionen in Japan und China 63 Leitlinien 2. 19./20. Jahrhundert: Amerika verdrängt Europa als wichtigstes Zentrum des Protestantismus. Sowohl Protestantismus als auch Katholizismus gewinnen große Mengen Konvertiten in Afrika, dem Pazifikraum und einigen Teilen Asiens. Abnehmende Bedeutung Europas innerhalb des Weltchristentums. 3. Wachsende religiöse Toleranz ab dem späteren 17. Jahrhundert, allmähliche Entwicklung einer ,pluralistischen‘ Gesellschaft, in der das Recht des Einzelnen auf die Wahl der Religion wichtig wird, unterschiedliche Arten von Christen leben Seite an Seite mit Juden verschiedener Ausprägungen und mit Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften, Agnostikern, Atheisten und Menschen, die religiös indifferent sind. 4. Die christliche Reaktion auf den Pluralismus seit dem 18. Jahrhundert: Inklusiv – betont die dieser Situation inhärenten Chancen, zieht die Grenzen zulässigen Glaubens ziemlich weit; gewillt, auch Einsichten anderer religiöser Gemeinschaften oder aus ,säkularem‘ Wissen heranzuziehen. Exklusiv – betont die Risiken, zieht die Grenzen zulässigen Glaubens ziemlich eng; Neigung, auf der alleinigen Gültigkeit der eigenen Form von Christentum zu beharren. SchwerpunktThemen 64 • Die Wurzeln des Christentums im Judentum und der hebräischen Bibel, im Hellenismus und der griechischen Bibel (Septuaginta) • Verhältnis zwischen Christentum und Staat • Christentum als ,Weltreligion‘ von Beginn an • Christliche Diversität – Unterschiedliche Ausdrucksformen christlicher Kunst können als Beispiele für diese Diversität herangezogen werden, z. B. Rembrandt mit seiner Verwendung jüdischer Vorbilder und seinem Versuch, biblische Szenen so darzustellen, wie sie sich abgespielt haben könnten. Ganz anders Künstler wie Breughel oder im 20. Jahrhundert Buffet, die explizit zeitgenössische Schauplätze und Personen verwendeten oder die, wie die Künstler Grundwissen über das Christentum und Christen in der russischen Ikonentradition, die biblischen Figuren und Geschehnisse aus jedem spezifischen Kontext von Zeit und Raum lösten. Zu den Anfängen des Christentums: Stuart G. Hall (Hrsg.), Doctrine and Practice in the Early Church, 2. Aufl., London: SPCK, 1992; Carl Andresen/Adolf Martin Ritter, Geschichte des Christentums I/1.2, Stuttgart: Kohlhammer, 1995 Für Beispiele zu Kirchentexten, speziell in Bezug auf den Märtyrertod des Polycarp, Bischof von Smyrna, und die Anwendung von Gewalt durch die Kirche bei der Unterdrückung Andersdenkender siehe Henry Bettenson (Hrsg.), Documents of the Christian Church, 3. Aufl., Oxford University Press, 1999; J. Stevenson (Hrsg), A new Eusebius. Documents illustrating the history of the Church to AD 337, hrsg. v. W.H.C. Frend, London: SPCK, 1987 H. A. Obermann/A. M. Ritter/H.-W. Krumwiede (Hrsg.), Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen. Ein Arbeitsbuch, 4 Bde in 5 Teilen, Neukirchen-Vluyn, 1991 Empfohlenes Quellenmaterial Siehe auch die gerade genannten Quellensammlungen zu Texten in Bezug auf das Verhältnis von Kirche und Staat im ,Zeitalter der Christenheit‘. Diese illustrieren die Theorie, dass Kirche und Staat eng zusammenarbeiten sollten. Zu Einzelheiten über die christliche Unterstützung des Toleranzprinzips und die christlichen ,Wurzeln‘ der Aufklärung, über christliche Kunst und die Rolle der Kirche bei der urbanen Entwicklung siehe John McManners (Hrsg.), Oxford Illustrated History of Christianity, 2. Aufl., Oxford University Press, 2001; Adrian Hastings (Hrsg.), A World History of Christianity, London: Cassell, 1999 Beispiele für den Einfluss der Kirche auf die urbane Entwicklung und das Vorherrschen religiöser Bauwerke in vielen Stadtbildern Europas finden sich bei Mark Girouard, Die Stadt, Frankfurt/M: Büchergilde Gutenberg, 1992. 65 Leitlinien Allgemeine Leitlinie Zentrale Stoffe Christlicher Glaube und Glaubenspraktiken • Christlicher Glaube: – Leben, Tod, historische Figur Jesu und seine Deutung als Menschensohn und Sohn Gottes – Entstehung des Glaubens an die Auferstehung Christi – Glaube an den einen Gott – Entstehung der Lehre von der Trinität • Christliche Praktiken: – Zentrale Riten und Festkalender: Zusammenkunft zum Gebet, die Feier am Sonntag, Taufe und Eucharistie, das Begehen von Ostern, bald auch von Weihnachten und Pfingsten Schwerpunkt- Charakteristika der Entwicklung des Christentums: Themen • Das Aufkommen bestimmter zentraler Riten und Feste, darunter die Zusammenkunft zum Gebet und die Feier am Sonntag, Taufe und Eucharistie, das Begehen von Ostern, bald auch von Weihnachten und Pfingsten. • Die Auseinandersetzung um das rechte Verständnis der Person Jesu und das wachsende Interesse an der Definition dogmatischer Orthodoxie und die daraus resultierende Multiplikation von Konflikten zwischen Gruppen, die diese auf unterschiedliche Art definierten. • Das Entstehen des Kanons heiliger Schriften (Altes und Neues Testament). • Die Tatsache, dass das Neue Testament bei ethischen Fragen generelle Prinzipien und keine detaillierten Vorschriften überliefert, so dass es für Christen beträchtlichen Freiraum gab und nach wie vor gibt, die ethischen Anforderungen ihrer Religion auf unterschiedliche Art zu interpretieren. • Das fast völlige Fehlen von Speisevorschriften und die Aufhebung der Unterscheidung zwischen den religiösen Pflichten von Männern und Frauen. 66 Grundwissen über das Christentum und Christen Einfluss des Christentums auf die gesellschaftliche Entwicklung Allgemeine Leitlinie • Einfluss auf das wirtschaftliche Leben: – Missionare und Handel – Die Rolle der Kirche bei der Verbreitung von Informationen über landwirtschaftliche Techniken (z. B. im 18. Jahrhundert in Finnland) – Kirchensteuern – Die Rolle des ,Sonntags-‘Markts oder -Jahrmarkts; jährliche Ausstellungen oder Jahrmärkte in der Nähe von Klöstern und Abteien. – Protestantismus und das Aufkommen des Geistes des Kapitalismus • Einfluss auf das kulturelle Leben: – Buchdruck – Literatur und die Reformation – Schulwesen – Kirchenmalerei (z. B. die Schule der Kathedrale von Turku, Bildhauerei, Architektur – Christliche Musik (Monteverdi, Bach, Händel), Kirchenlieder (vor allem im Protestantismus wichtig), afroamerikanische Gospelmusik – Filme: Christliche Stoffe finden sich in den Werken von Bergman, Bresson, Buñuel, Kieslowski, Pasolini, Tarkowskij – Infragestellung des Klerus in der Literatur: Dickens, Ibsen • Einfluss auf das soziale Leben: – Moral und Ethik/Wandel des gesellschaftlichen Denkens – Demokratie – Fürsorge für Kranke und Arme – Klöster im gesellschaftlichen Leben des Mittelalters Zentrale Stoffe • Lokale Unterschiede • Die enge Beziehung zwischen der Kirche und der breiteren Gesellschaft, vor allem im Mittelalter • Der Ausdruck interner Unterschiede in der Musik, z. B. Monteverdi (katholisch), Bach und Händel (protestantisch) Schwerpunkt- Zu Beispielen christlicher Malerei, Bildhauerei, Architektur, Musik siehe John McManners (Hrsg.), Oxford Illustrated History of Christianity, 2. Aufl., Oxford University Press, 2001 Empfohlenes Themen Quellenmaterial 67 Leitlinien IV. Grundwissen zu Juden, Judentum und jüdischer Geschichte 1. Ursprünge und Grundlagen des Judentums a. Judentum: Religion, Kultur, Zivilisation b. Quellen des Judentums: Hebräische Bibel und rabbinische Literatur c. Prophezeiung, Propheten und prophetische Religion; grundlegende Konzepte des Judentums d. Geschriebene und mündlich überlieferte Tora, Haggada und Halacha e. Gott – Menschen – Land 2. Jüdischer Glaube und jüdische Glaubenspraxis a. Zentrale jüdische Glaubenslehren b. Gebet und das Studium der Tora c. Leben gemäß der Tora – die Mizwot : Befolgen der Gebote Gottes d. Die Gemeinde Israel 3. Historische Entwicklungen des Judentums a. Vom biblischen zum nachbiblischen Israel: das Aufkommen des (rabbinischen) Judentums b. Judentum als Matrix für Christentum und Islam c. Die jüdische Diaspora im Laufe der Epochen d. Unterschiedliche Richtungen im Judentum: Aschkenasim und Sefardim e. Unterschiedliche Richtungen im Judentum: Mystizismus, kabbalistische Traditionen und chassidische Gemeinden f. Ghetto und Ghettoisierung g. Jüdische Aufklärung und Reaktionen auf die Moderne: neo-orthodoxe, liberale und reformerische Bewegungen h. Geschichte des neuzeitlichen Antisemitismus bis zum Holocaust i. Der Staat Israel 4. Judentum im Alltag a. Synagogen-Gottesdienst b. Begehen des Sabbats und von Feiertagen c. Familienleben: Pflichten von Männern, Frauen und Kindern 68 Grundwissen zu Juden, Judentum und jüdischer Geschichte d. e. f. g. Kaschrut: Zubereitung und Verzehr koscheren Essens Aufnahmeriten: Brit Mila (Beschneidung), Bar/Bat Mizwa Trauung, Heirat und Scheidung Die Chewra Kadischa und Bestattungsbräuche 5. Kulturelle Errungenschaften durch Juden a. Beiträge von Juden zur Entwicklung der Geistes- und Naturwissenschaften b. Beiträge von Juden zu Kunst und Architektur c. Beiträge von Juden zu Wirtschaft und Handel Ursprünge und Grundlagen des Judentums Allgemeine Leitlinie 1. Judentum: Religion, Kultur, Zivilisation 2. Quellen des Judentums a. Hebräische Bibel (Tanach) – von den Anfängen bis zur Kanonisierung der Heiligen Schrift b. Rabbinische Literatur: Mischna, Tosefta, Talmudim, Midraschim Zentrale Stoffe 3. Prophezeiung, Propheten und prophetische Religion; grundlegende Konzepte des Judentums 4. Geschriebene und mündlich überlieferte Tora, Haggada und Halacha 5. Gott – Menschen – Land: i. Auserwählte Menschen – das Entstehen und Wachsen des (biblischen) Israel ii. Gottes Bündnis mit Menschen und Land 1. Religiöse Identität und ethnische Zugehörigkeit: Wer ist ein Jude? 2. Bedeutung des Glaubens an den einen Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde 3. Die Idee der göttlichen Offenbarung und das Aufkommen des Monotheismus 4. Idee, Bedeutung, Relevanz und verbindlicher Charakter der Heiligen Schrift SchwerpunktThemen 69 Leitlinien 5. Idee, Bedeutung und Prinzipien des religiösen Gesetzes 6. Israels Stellung unter den Staaten auf der Welt Empfohlenes Quellenmaterial Allgemeine Leitlinie Zentrale Stoffe 70 Emil Fackenheim, Was ist Judentum? Eine Deutung für die Gegenwart, Berlin: Institut Kirche und Judentum, 1999 Leo Trepp, Die Juden. Volk, Geschichte, Religion, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1998 Norman Solomon, Judentum – Eine kurze Einführung, Ditzingen: Reclam, 1999 Norman Solomon, Judaism and World Religion, Basingstoke/London: Macmillan, 1991 James Kugel, The Bible as it was, Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1997 James Kugel, Traditions of the Bible – A Guide to the Bible as it was at the Start of the Common Era, Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1998 Barry W. Holtz (Hrsg.), Back to the Sources – Reading the Classic Jewish Texts, New York: Simon & Schuster, 1984. Jeffrey H. Tigay, The JPS Torah Commentary, 5 Bde, Philadelphia, Jewish Publication Society, 1989–1996 Gunther Plaut, Die Tora. Hebräisch-Deutsch, 5 Bände, Gütersloher Verlagshaus, 1999ff. Günter Stemberger, Einführung in Talmud und Midrasch, 7. Aufl., München: Beck, 1992 Ze‘ev W. Falk, Law and Religion, Jerusalem, 1981. Jüdischer Glaube und und jüdische Glaubenspraxis 1. Zentrale i. ii. iii. iv. jüdische Glaubensinhalte Alleinigkeit und Einzigkeit Gottes Schöpfung und Erlösung Tora vom Himmel, übermittelt durch Moses Mensch – geschaffen nach Gottes Ebenbild und ihm ähnlich v. Kommen des Messias – Erneuerung und Vollendung der Welt vi. Die künftige Welt und die Auferstehung der Toten vii. Rechtschaffenheit und Sünde – göttliche Strafe und Vergebung Grundwissen zu Juden, Judentum und jüdischer Geschichte 2. Gebet und Studium der Tora i. Die drei täglichen Gebete ii. Die Bedeutung des Sabbat iii. Das jüdische Jahr und seine Feiertage 3. Leben gemäß der Tora – die Mizwot: Befolgen der Gebote Gottes i. Moralische Pflichten – barmherzige Taten ii. Soziale Pflichten – das Führen eines ,jüdischen Hauses‘ und Gemeinschaft iii. Männer und Frauen in der jüdischen Gesellschaft 4. Die Gemeinde Israel: i. Institutionen: Kongregation, Synagoge, Bet Midrasch (,Lehrhaus‘) und Bet Din (,Rabbinisches Gericht‘) ii. Repräsentanten: Rabbi, Chasan, Mohel, Melammed, Schochet 1. Grundlegende Artikel des jüdischen Glaubens 2. Bedeutung von Tora und Mizwa 3. Prinzipien jüdischer Ethik – Verantwortung und soziale Gerechtigkeit 4. Bedeutung des Gebets 5. Vielfalt jüdischer Glaubensrichtungen und -praktiken 6. Männer und Frauen in der jüdischen Gesellschaft SchwerpunktThemen siehe auch unter Judentum im Alltag Emil Fackenheim, Was ist Judentum? Eine Deutung für die Gegenwart, Berlin: Institut Kirche und Judentum, 1999 Michael Wyschogrod, Gott und das Volk Israel. Dimensionen jüdischen Glaubens, Stuttgart: Kohlhammer, 2001 Barry W. Holtz (Hrsg.), Back to the Sources – Reading the Classic Jewish Texts, New York: Simon & Schuster, 1984 Jacob Neusner (Hrsg.), Understanding Jewish Theology – Classical Issues and Modern Perspectives, New York: Ktav, 1973 R. P. Scheindlin, Jewish Liturgy – A Comprehensive History, Philadelphia: JPS, 1993 Philipp Sigal, Das Judentum, Stuttgart: Kohlhammer, 1996 Empfohlenes Quellenmaterial 71 Leitlinien Raphael Loewe, The Position of Woman in Judaism, London: SPCK, 1976 Mark Zborowski/Elizabeth Herzog, Das Schtetl – Die untergegangene Welt der osteuropäischen Juden, München: Beck, 1991 Menahem Elon, Jewish Law – History, Sources, Principles, 4 Bde, Philadelphia, 1994 siehe auch unter Judentum im Alltag Allgemeine Leitlinie Zentrale Stoffe Historische Entwicklung des Judentums 1. Vom biblischen zum nachbiblischen Israel: das Aufkommen des (rabbinischen) Judentums 2. Judentum als Matrix für Christentum und Islam 3. Die jüdische Diaspora im Laufe der Epochen: i. Juden im Altertum ii. Juden in der christlichen Welt – von der jüdischen Sklaverei im Mittelalter bis zur Gleichberechtigung iii. Juden in der islamischen Welt – Juden als Dhimmis 4. Unterschiedliche Richtungen im Judentum: Aschkenasim und Sefardim 5. Unterschiedliche Richtungen im Judentum: Mystizismus, kabbalistische Traditionen und chassidische Gemeinden 6. Ghetto und Ghettoisierung 7. Jüdische Aufklärung und Reaktionen auf die Moderne: neo-orthodoxe, liberale, reformerische Bewegungen 8. Geschichte des neuzeitlichen Antisemitismus bis zum Holocaust 9. Der Staat Israel SchwerpunktThemen 72 1. Die Idee der Galut (,Zerstreuung‘) – Leben als Minderheit 2. Leiden und das Konzept des jüdischen Martyriums: Juden als Opfer 3. Vom religiösen Vorurteil und der Stigmatisierung zur Rassendiskriminierung und -verfolgung Grundwissen zu Juden, Judentum und jüdischer Geschichte 4. Der Einfluss des Holocaust auf die Ausbildung heutiger jüdischer Identität 5. Juden und Nichtjuden: von der Apologetik und Polemik zum interreligiösen Dialog 6. Das Bekehren anderer und die Ideologie der Konversion 7. Messianische Ideen und messianische Bewegungen 8. Vielfalt jüdischer Reaktionen auf historische Erfahrungen 9. Säkulares Judentum 10. Assimilierung, Emanzipation, Integration: Minderheiten in westlichen und östlichen Gesellschaften 11. Zionismus: Ideale und Realität 12. Judentum zwischen dem Staat Israel und der Diaspora: die Raison d‘être eines jüdischen Staates Hayim Josef Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und Jüdisches Gedächtnis, Berlin: Wagenbach, 1996 Amos Funkenstein, Jüdische Geschichte und ihre Deutungen, Frankfurt/M: Jüd. Verl. 1995 Julius Höxter (Hrsg.), Quellenbuch zur jüdischen Geschichte, 5 Teile in 2 Bänden, Zürich: Morascha, 1983 Jacob J. Petuchowski/Clemens Thoma, Lexikon der jüdischchristlichen Begegnung, Freiburg: Herder, 1989 Haim Hillel Ben-Sasson (Hrsg.), Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München: Beck, 1995 Elke-Vera Kotowski/Julius H. Schoeps/Hiltrud Wallenborn (Hrsg.), Handbuch zur Geschichte der Juden in Europa, 2 Bände, Darmstadt: WB, 2001 Jacob Katz, Exclusiveness and Tolerance. Studies in Jewish-Gentile Relations in Medieval and Modern Times, New York, 1983. Jacob Katz, Aus dem Ghetto in die bürgerliche Gesellschaft. Jüdische Emanzipation 1770 –1870, Frankfurt/M: Athenäum, 1988 Jacob Katz, Vom Vorurteil bis zur Vernichtung. Der Antisemitismus 1700 –1933, Berlin: Union, 1990 Paul Mendes-Flohr/Jehuda Reinharz, The Jew in the Modern World – A Documentary History, New York, 1995 Empfohlenes Quellenmaterial 73 Leitlinien Esther Benbassa, Sephardi Jewry. A History of the JudeoSpanish Community 14 th–20 th Centuries, Berkeley: University of California Press, 2000 Norman Stillman (Hrsg.), The Jews of Arab Lands. A History and a Sourcebook, Philadelphia, 1979 Norman Stillman (Hrsg.), The Jews of Arab Lands in Modern Times, Philadelphia, 1984 Bernard Lewis, Die Juden in der islamischen Welt, München: Beck, 1995 Heinz Schreckenberg, Die Juden in der Kunst Europas. Ein Bildatlas, Freiburg: Herder, 1996 Jüdisches Museum der Stadt Wien (Hrsg.), Die Macht der Bilder. Antisemitische Vorurteile und Mythen, Wien, 1995 Léon Poliakov, Geschichte des Antisemitismus, 8 Bände, Bodenheim: Athenäum, 1991 Arthur Hertzberg, The Zionist Idea. A Historical Analysis and Reader, Philadelphia: JPS, 1997 Yisrael Gutman, et al. (Hrsg.), Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Oldenburg: Isensee, 1996 Allgemeine Leitlinie Zentrale Stoffe SchwerpunktThemen 74 Judentum im Alltag 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Synagogen-Gottesdienst Begehen des Sabbat und von Feiertagen Familienleben: Pflichten von Männern, Frauen und Kindern Kaschrut: Zubereitung und Verzehr koscheren Essens Aufnahmeriten: Brit Mila (Beschneidung), Bar/Bat Mizwa Trauung, Heirat und Scheidung Die Chewra Kadischa und Bestattungsbräuche 1. Leben gemäß der Tradition 2. Das Respektieren von Minderheitenkulturen und das Wahren religiöser Unterschiede 3. Bedeutung religiöser Riten und Symbole 4. Rolle von Brauchtum und Traditionen für die Wahrung religiöser und kultureller Identität Grundwissen zu Juden, Judentum und jüdischer Geschichte Friedrich Thieberger (Hrsg.), Jüdisches Fest – Jüdischer Brauch, Königstein/Taunus: Athenäum, 1989 S. Ph. De Vries, Jüdische Riten und Symbole, Reinbek: Rowohlt 1990 Israel Me’ir Lau, Wie Juden leben – Glaube, Alltag, Feste, Gütersloher Verl.-Haus, 1993 Jacob J. Petuchowski, Beten im Judentum, Stuttgart, 1976 Jacob J. Petuchowski, Gottesdienst des Herzens, Freiburg: Herder, 1981 Leo Trepp, Der jüdische Gottesdienst – Gestalt und Entwicklung, Stuttgart, 1992 Philipp Sigal, Das Judentum, Stuttgart: Kohlhammer, 1996 Empfohlenes Kulturelle Errungenschaften durch Juden Allgemeine Leitlinie 1. Beiträge von Juden zur Entwicklung der Geistes- und Naturwissenschaften a. Übersetzungen aus dem Arabischen ins Hebräische und Lateinische durch Juden (z. B. la escuela de los traductores de Toledo, die Übersetzerschule von Toledo) b. Große jüdische Ärzte (z. B. Moses ben Maimonides’ psychosomatische Theorie) c. Beiträge jüdischer Reisender zur Entwicklung geographischer Kenntnisse (z. B. Benjamin von Tudela, Estori ha-Parhi) Zentrale Stoffe Quellenmaterial 2. Beiträge von Juden zu Kunst und Architektur a. Entwicklung der Synagogenarchitektur, die häufig lokale Traditionen aufnimmt b. Jüdische Maler: Amedeo Modigliani, Camille Pissarro, M. D. Oppenheimer, Marc Chagall, Nathan Altman, Chaim Soutine, Isidor Kaufman, Max Weber, Ben Shan, El Lissitzky, Isaac Levitan c. Jüdische Schrifsteller: Isaac B. Singer, Primo Levi, Franz Kafka, Stefa Zweig, Marcel Proust 3. Beiträge von Juden zu Wirtschaft und Handel 75 Leitlinien a. Jüdische Kaufleute als Organisatoren des internationalen Handels im Mittelalter (z. B. die Radaniten) b. Geldverleih und Bankwesen c. Jüdische Unternehmer d. Juden als Schankwirte in Osteuropa SchwerpunktThemen Empfohlenes Quellenmaterial 76 1. Rolle und Bedeutung von Juden als Übersetzer und Übermittler mittelalterlicher arabischer Werke über Philosophie und Wissenschaft im Mittelalter 2. Juden als Übersetzer, Gesandte, Diplomaten in der Funktion von Vermittlern zwischen ,christlichen‘ und ,muslimischen‘ Gerichten 3. Rolle und Bedeutung der Juden als Hofärzte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit 4. Jüdische Präsenz in Kunst und Literatur: Was ist jüdische Kunst und Literatur? 5. Geldverleih als Stigma in der frühen europäischen Geschichte der Neuzeit 6. Rolle und Bedeutung der Hofjuden und jüdischen Finanziers in der Geschichte der christlichen und islamischen Welt 7. Die gesellschaftliche Funktion jüdischer Schankwirte vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert und ihre Instrumentalisierung als antijüdisches/antisemitisches Symbol 8. Das Problem ,jüdische‘ Kunst und Literatur zu definieren Elie Kedourie (Hrsg.), The Jewish World. History and Culture of the Jewish People, New York: Harry N. Abrams, 1979 Haim Hillel Ben-Sasson (Hrsg.), Geschichte des jüdischen Volkes – Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München: Beck, 1995 ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam V. ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Juden und Judentum, Christen und Christentum, Muslime und den Islam 1. Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Muslimen 2. Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Juden 3. Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Christen 4. Wissensvermittlung zum wechselseitigen Einfluss, den die drei Glaubenstraditionen auf dem Gebiet theologischen und philosophischen Denkens aufeinander hatten und haben 5. Wissensvermittlung zum Einfluss, Transfer oder zur Verbreitung von Wissens- und Kulturflüssen zwischen den drei Glaubenstraditionen am Beispiel Sprache, Kunst, Architektur 6. Wissensvermittlung zum Einfluss, Transfer oder zur Verbreitung von Wissens- und Kulturflüssen zwischen den drei Glaubenstraditionen in bestimmten Ländern auf den Gebieten ritueller Praktiken, Ernährung, Kleidung und soziales Brauchtum 7. Wissensvermittlung zu verschiedenen oder vergleichbaren Lesarten historischer Ereignisse 8. Vermittlung historischer Stoffe, die den Schülern helfen, die Gründe für Vorurteile gegen Juden, Christen und Muslime zu verstehen und aufzulösen 9. Vermittlung literarischer Stoffe, die den Schülern helfen, stereotype Darstellungen von Juden, Christen und Muslimen zu hinterfragen und anzuzweifeln 10. Vermittlung literarischer Stoffe zu Konflikten oder Kooperationen zwischen Juden, Christen und Muslimen 11. Vermittlung literarischer Stoffe, die den Schülern helfen, kritisches Selbstbewusstsein zu entwickeln 77 Leitlinien Allgemeine Leitlinie Stoffe und Beispiele Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Muslimen • Unterschiedliche Kleidung: Nicht alle muslimischen Frauen tragen Kopftücher • Unterschiedliche Heiratssitten • Unterschiedliche Aufnahmeriten, z. B. Beschneidung • Unterschiedliche Moscheenarchitektur, z. B. Vergleich der Architektur in der Westsahara mit der in Borneo • ‘Säkulare‘ Muslime 1. Unterschiedliche Auslegungen des Koran, die Scharia und die Stellung der Frauen 2. Unterschiede zwischen der ,religiösen‘ und der ,bürgerlichen‘ Kultur des Islam 3. Unterschiedliche Auslegungen des Islam – Sunni und Schia 4. Unterschiede zwischen nordafrikanischen, asiatischen und arabischen Traditionen im Islam 5. Unterschiedliche Lebensweise in den verschiedenen Ländern: ein Vergleich der Stellung muslimischer Frauen im Iran und Frauen in ländlichen Gegenden Marokkos Hervorzuhebende Themen • Notwendigkeit, das Eingebettetsein dieser Unterschiede in lokale Traditionen hervorzuheben. Lehrer sollten die diversen Sitten und Gebräuche mit den unterschiedlichen kulturellen Wurzeln und der unterschiedlichen soziokulturellen Umgebung in Zusammenhang bringen und möglichst zeigen, dass manche davon lokale Gemeinsamkeiten über die Religionen hinweg aufweisen. • Notwendigkeit, die Identifizierung des Islam mit bestimmten Kulturzonen aufzulösen. Wird z. B. der Islam ausschließlich mit der Türkei identifiziert, sollten Beispiele aus dem malaysischen/indonesischen Islam geliefert werden. Quellenmaterial 78 Fazlur Rahman, Islam, University of Chicago Press, 1979 John L. Esposito (Hrsg.), Voices of resurgent Islam, Oxford University Press, 1983 ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Juden Allgemeine Leitlinie • Die geographische Verbreitung der Juden und die daraus resultierenden Unterschiede: Aschkenasim, Sefardim, ,orientalische‘ Juden. Der Einfluss örtlicher nicht-jüdischer Glaubensformen und -praktiken auf die Praxis des Judentums • Die Gründung des Staates Israel und die daraus resultierenden Unterschiede: ,Israelis‘ und Juden in der Diaspora • Unterschiedliche Lebensstile als Folge unterschiedlich enger Anlehnung an die Moderne: streng orthodox, orthodox, konservativ, reformiert, säkular • Unterschiedlicher Stellenwert und unterschiedliche Auslegung der Bibeltexte: neo-orthodox, orthodox, konservativ (Schule des positiv-historischen Judentums), reformiert, rekonstruktionistisch • Unterschiedliche Kleidung: ,streng orthodox‘, ,modern orthodox‘ und ,traditionell‘; unterschiedliche Kleidung innerhalb der ,Orthodoxie‘ je nach geographischer Herkunft, Ideologie und Bibel-Auslegung • Unterschiedliche Küchengewohnheiten • Unterschiedliche kirchliche und säkulare Musik, in der sich oft lokale Einflüsse spiegeln • Unterschiedliche Durchführung der Aufnahmeriten, zum Beispiel Sitten und Gebräuche rund um die Beschneidung; Hochzeitsbräuche, Kleidung und Rituale • Unterschiedliche Sprachen: ,jüdisches Spanisch‘, ,jüdisches Italienisch‘, ,Jiddisch‘ • Unterschiedliche ,rituelle‘ Praktiken: Verehrung von ,Heiligen‘ • Unterschiedliche politische Orientierungen: Zionisten, Nicht-Zionisten, Anti-Zionisten Stoffe und Beispiele (Dieser Abschnitt, d. h. die Punkte 1–5, wurden von den Schulen als Stoffbeispiele angeführt) 1. Unterschiede zwischen der ,religiösen‘ und ,bürgerlichen‘ Kultur des Judentums 2. Unterschiedliche jüdische Sekten und gesellschaftliche Gruppen im vorchristlichen Zeitalter 3. Orthodoxes, reformiertes, liberales und progressives Judentum 79 Leitlinien 4. Juden als weltweites Volk: regionale Unterschiede (Aschkenasim, Sefardim, amerikanisches Judentum) 5. Vergleich der Rolle der Frau in der orthodoxen Synagoge mit der in konservativen, liberalen und progressiven Synagogen 6. Chassidismus und andere Linien Hervorzuhebende Themen Quellenmaterial 80 • Mannigfaltige, sich zum Teil überschneidende Kategorien, in denen sich Unterschiede ausdrücken: Ausmaß der Anlehnung an die Moderne, politische Orientierung, geographische Lage, Ideologie • Juden als eine Reihe ,regionaler Gruppen‘ a. Gleichsetzung der Juden mit ihrem Wohnort/Herkunftsort: deutsche Juden (Jekkes), litauische Juden (Litvaks) b. Einfluss lokaler Sitten und Gebräuche, speziell auf die Durchführung der Aufnahmeriten c. Einfluss lokaler religiöser Glaubensrichtungen und -praktiken: die Verehrung von Heiligen, der Glaube an Engel und die Übernahme lokalen Aberglaubens d. Übernahme einheimischer Sprachen e. Übernahme einheimischer Küchengewohnheiten Nicholas de Lange (Hrsg.), Illustrierte Geschichte des Judentums, Darmstadt: WB, 2001 Joseph L. Blau, Modern Varieties of Judaism, New York: Columbia University Press, 1972 Jonathan Webber (Hrsg.), Jewish Identities in the New Europe, London: Littman Library, 1994 Hirsch Jakob Zimmels, Ashkenazim and Sephardim: their relations, differences, and problems as reflected in the rabbinical responsa, Oxford University Press, 1958 Harvey E. Goldberg (Hrsg.), The Life of Judaism, Berkeley: University of California Press, 2001 Harvey E. Goldberg, Jewish Passages. Cycles of Jewish Life, Berkeley: University of California Press, 2003 Herbert Dobrinsky, A treasury of Sephardic laws and customs and the ritual practices of Syrian, Moroccan, JudeoSpanish and Spanish and Portuguese Jews of North America, New York: Ktav/Yeshiva University Press, 2001 Ruth Gay, Geschichte der Juden in Deutschland, Frankfurt/M.: Büchergilde Gutenberg, 1995 ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam Wissensvermittlung zur kulturellen Vielfalt von Christen Allgemeine Leitlinie • Die Unterteilung der europäischen Christenheit in Orthodoxe, Katholiken und Protestanten und in die vielen Formen des Protestantismus und die zentralen Unterschiede zwischen diesen Richtungen: Stoffe und Beispiele – Die Rolle des Papstes im Katholizismus, die Wichtigkeit der Tradition in der Orthodoxie, die herausragende Stellung der Bibel im Protestantismus – Die radikalen Unterschiede innerhalb des Protestantismus – Die Unterschiede im Ethos: der Kontrast zwischen der Schmucklosigkeit vieler protestantischer Gebetsstätten und den üppig geschmückten orthodoxen Kirchen – Die zentrale Rolle der Priesterschaft in Katholizismus und Orthodoxie und die Tendenz im Protestantismus, die Rolle des Laien zu stärken bis hin zur Folge, dass bei einigen Richtungen der Klerus ganz abgeschafft wurde – Die zentrale Rolle Marias und der Heiligen überhaupt in Katholizismus und Orthodoxie und deren Marginalisierung oder gar Ausschluss im Protestantismus • Aufteilung in ,Inklusiv‘ und ,Exklusiv‘ Orientierten • Dissidenten innerhalb des ,Systems‘ – Las Casas im 16. Jahrhundert, Wesley im 18. Jahrhundert, Arbeiterpriester im 20. Jahrhundert – Skeptiker – Menschen, die sich einer christlichen Gesellschaft einfügten, welche jedoch in den meisten Lebensbereichen von ihnen entgegengesetzten Werten geleitet werden • Geographische Verbreitung des Christentums und die daraus resultierenden Unterschiede – Die Integration des Christentums in lokale vorchristliche ,heidnische‘ Kultrichtungen und -praktiken, vor allem in ländlichen Gebieten – Einfluss und Integration lokaler nicht christlicher Praktiken auf und in christliche Praktiken – Die Übernahme lokaler Sprachen 81 Leitlinien 1. Regionale Unterschiede: Vergleich der Praktiken von Christen in der Karibik und im Pazifikraum mit denen von Christen in Europa; Christentum in Lateinamerika 2. Theologische Unterschiede aufgrund der Auslegung der Schrift, liturgische Unterschiede, verheiratete Priester, Rolle und Verehrung von Ikonen, Festtagsdaten, Taufriten 3. Unterschiede, die sich z. B. in den Kirchenbauten und in der Kunst ausdrücken 4. Unterschiedliche christliche Einstellungen zu Heirat, Scheidung, Fragen der Ethik (Umweltverschmutzung, Umweltschutz); Vielfalt christlicher Reaktionen auf gesellschaftliche und moralische Fragen 5. Unterschiedliche Kultformen: sakramental, liturgisch, meditativ, charismatisch 6. Unterschiedliche Lebensführung von Katholiken, Protestanten und Orthodoxen 7. Sekten und Häresien Hervorzuhebende Themen 82 • Unterschiedliche Einstellungen in Bezug auf fundamentale Fragen: moralische Vertretbarkeit von Krieg, Beziehung zwischen den Geschlechtern, Wesen sozialer Gerechtigkeit, Sexualmoral. • Diversität zeigt sich nicht nur in den Unterschieden zwischen religiösen Traditionen oder Theologien, sondern auch in der unterschiedlichen Beziehung zum Glauben. • Unterschiede drücken sich z. B. in Folgendem aus: – Kirchenarchitektur: Von Quäkern und Laienbrüdern am einen Ende über Calvinisten, Lutheraner und Anglikaner und diverse Formen des römischen Katholizismus bis hin zur Orthodoxie am anderen Ende. Bei den Architekturformen gibt es auch erhebliche regionale Unterschiede, vor allem bei Katholiken und Lutheranern. – Malerei: Der realistische Ansatz protestantischer Künstler in Bezug auf biblische Figuren und Szenen kontrastiert mit der völligen Ablehnung von Realismus in der orthodoxen Ikonentradition; Vergleich von Christus in Emmaus, wie Rembrandt und sein katholischer Zeitgenosse de Champaigne ihn sahen. ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam – Unterschiedliche Lebensstile (heute weniger auffallend als früher) in Nord- und Südeuropa können in Zusammenhang gebracht werden mit Protestantismus in Ersterem und Katholizismus in Letzterem. Auch die Volksbildung wurde in Nordeuropa viel eher erreicht, die Emanzipation der Frauen begann früher. John McManners (Hrsg.), Oxford Illustrated History of Christianity, 2. Auflage, Oxford University Press, 2001 Frederick Norris, Christianity. A short global history, Oxford: One World, 2002 Quellenmaterial Wissensvermittlung zum wechselseitigen Einfluss, den die drei Glaubenstraditionen auf dem Gebiet theologischen und philosophischen Denkens aufeinander hatten Allgemeine Leitlinie • Einflüsse auf die Theologie/Philosophie: – Der Einfluss von Averroes auf Thomas von Aquin; Averroes und Avicenna bei Meister Eckhart – (Spanische Route) – Der Einfluss des arabisch-islamischen Denkens auf das Aufkommen des europäischen Humanismus im 11. bis 13. Jahrhundert und die Finanzierung der europäischen Universitäten – (Sizilianische Route) Stoffe und Beispiele • Interaktion zwischen Mitteleuropa und den Osmanen • Fromme Dichtung und Literatur: Ähnlichkeiten zwischen sufischer Dichtung und christlicher und jüdischer frommer Dichtung; Jesus’ ,Hadith‘ • Wechselseitiger, nicht einseitiger Einfluss • Ähnlichkeiten in Stil und Inhalt frommer Dichtung Diskussions- George Makdisi, The Rise of Humanism in Classical Islam and the Christian West, Edinburgh University Press, 1990 Beispiele sufischer Dichtung bei Constance E. Padwick, Muslim Devotions – A Study of Prayer-Manuals in Common Use, Oxford: One World, 1996 Quellenmaterial themen 83 Leitlinien Beispiele für Jesus’ ,Hadith‘ bei Tarif Khalidi, Der muslimische Jesus – Aussprüche Jesu in der islamischen Literatur, Düsseldorf: Patmos, 2002 Allgemeine Leitlinie Stoffe und Beispiele Hervorzuhebende Themen 84 Wissensvermittlung zum Einfluss, Transfer oder zur Verbreitung von Wissens- und Kulturflüssen zwischen den drei Glaubenstraditionen am Beispiel Sprache, Kunst, Architektur • Kunst und Architektur: Direkte Vergleiche und Verbindungen können zwischen Bauwerken in verschiedenen Kulturzonen hergestellt werden: Merkmale arabischer Bauten, die in einigen Monumentalbauten in Florenz, Venedig und anderen Renaissancestädten wieder auftauchen; die Ähnlichkeiten zwischen dem Aachener Dom und dem Felsendom in Jerusalem, der kontinuierliche Einfluss andalusisch-islamischer Architektur auf die spanische Architektur insgesamt, der sich nach Norden zu jeweils abschwächte; französischer Barock, der in der Muhammad-Ali-Moschee in Kairo wieder auftaucht, der Einfluss der europäischen Hofmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts auf die Kunst an den Höfen der Mogule, Safaviden und Osmanen, ,Orientalismus‘ in der europäischen Kunst (auch in der Musik – Mozart) und Architektur (der Pier von Brighton, die Gärten von Tivoli); Militärarchitektur, speziell zur Zeit der Kreuzzüge. • Artefakte des Alltags: Ottomane und Diwan • Sprache und Linguistik: die schlichte Übernahme von Wörtern im Zeitalter der europäischen Christenheit, vor allem in den Bereichen Mathematik (Algebra, Ziffer), Finanzwesen (Scheck) und Heereswesen (Admiral) sowie die in Nordafrika erfundenen arabischen Ziffern • Religiös-linguistischer Mix: arabische Schrift in hebräischen oder syrischen Schriftstücken (Garschuni); die ,Islamisierung des christlichen Arabisch‘ • Die Geniza von Kairo. Soziales Brauchtum, kulturelle und wirtschaftliche Interaktion in Kairo und im gesamten Mittelmeerraum • Notwendigkeit, zu unterstreichen, wie der wechselseitige Einfluss in ,lokale‘ Stile mündete, die über die drei Religio- ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam nen hinweg Gemeinsamkeiten aufweisen. Die armenische Kathedrale in Isfahan, alte armenische Kirchen in Dhaka sowie alte Moscheen im pazifischen China können als Beispiel für architektonische Ähnlichkeiten herangezogen werden, die über unterschiedliche Gruppen hinweg in einer gemeinsamen Kulturzone existieren. George Makdisi, The Rise of Humanism in Classical Islam and the Christian West, Edinburgh University Press, 1990 S. D. Gotein, A Mediterranean Society – the Jewish Communities of the Arab World as portrayed in the Cairo Geniza, 5 Bände, Berkeley: University of California Press, 1999 Willim M. Watt, Der Einfluss des Islam auf das europäische Mittelalter, Berlin: Wagenbach, 2001 Beispiele für die Islamisierung des christlichen Arabisch bei Samir K. Samir, The earliest Arab apology for Christianity (c.750), in: S. K. Samir/J. S. Nielsen (Hrsg.), Christian Arabic Apologetics during the Abbasid period, Leiden: Brill, 1994, S. 57–114 Quellenmaterial Wissensvermittlung zum Einfluss, Transfer oder zur Verbreitung von Wissens- und Kulturflüssen zwischen den drei Glaubenstraditionen in bestimmten Bereichen auf den Gebieten ritueller Praktiken, Ernährung, Kleidung und soziales Brauchtum Allgemeine Leitlinie • Rituelle Praktiken: Der Einfluss der Beschneidung im Judentum auf den Islam; der Einfluss der rituellen Waschungen im Judentum auf die Taufe und rituelle Reinigungen in der Liturgie im Christentum und auf rituelle Reinigungen im Islam; der Einfluss der Festbräuche auf liturgische Feiern im Christentum (Passah – Ostern; Eucharistie); Heiligenverehrung in Judentum – Christentum – Islam • Ernährung: Der Einfluss der Speisevorschriften im Judentum auf den Islam • Kleidung: Der Einfluss der Kleidung im orientalischen Judentum auf die liturgische Kleidung bzw. die Gewänder im Mönchtum im Christentum • Soziales Brauchtum: Die Idee der sozialen Gruppierung in Synagogen-Gemeinden im Judentum, Kirchen-Gemeinden Stoffe und Beispiele 85 Leitlinien im Christentum und Moschee-Gemeinden im Islam; ZedakaVorschriften im Judentum und Almosenwesen in Christentum und Islam; Kranken- und Alterspflege und die Sorge um Begräbnis in allen drei Glaubenstraditionen Hervorzuhebende Themen 1. Parallelen in verschiedenen Ländern. Die Ähnlichkeiten gehen über die Unterschiede weit hinaus. 2. Die Art und Weise, in der sich Unterschiede ausdrücken und erhalten. Quellenmaterial S. D. Gotein, A Mediterranean Society – the Jewish Communities of the Arab World as portrayed in the Cairo Geniza, 5 Bände, Berkeley: University of California Press, 1999 Ivan G. Marcus, Rituals of Childhood – Jewish Acculturation in Medieval Europe, New Haven: Yale University Press, 1999 Matthias Rohe, Der Islam – Alltagskonflikte und Lösungen, Freiburg: Herder, 2001 Erziehung zur Kulturbegegnung: Modelle für das Zusammenleben von Menschen, Hamburg: EBV Rissen, 1986 Allgemeine Leitlinie Wissensvermittlung zu verschiedenen oder vergleichbaren Lesarten historischer Ereignisse Stoffe und Beispiele • • • • Die Kreuzzüge Die Schlacht bei Tours/Poitiers Der Fall Konstantinopels Mohammeds Zusammenkunft mit dem Mönch Bahira: Vergleich der islamischen mit der syrisch-christlichen Version • Muslimische Reflexionen zur Kreuzigung Christi • Präsentation diverser Quellen, Illustrationen und Karten in Bezug auf die Kreuzzüge. Die Schüler sollen diese Quellen hinterfragen und darüber nachdenken, wer sie verfasste und von welchem Standpunkt aus sie geschrieben sind. Vergleich des Aufrufs Urbans II. zu den Kreuzzügen 1095 mit einer Sure über den Dschihad: beide versprechen denjenigen, die für die heilige Sache kämpfen, großen Lohn im Himmel. 86 ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam • Die Schüler sollen die ihnen vorgelegten Fakten hinterfragen • Die Schüler sollen die Wichtigkeit der Interpretation und die daraus resultierende Bandbreite der Deutung von historischen ,Fakten‘ erkennen. • Den Schülern soll bewusst werden, dass bei einer ausschließlichen Interpretation Vorurteile und Fehldeutungen entstehen können. Diskussions- Vermittlung historischer Stoffe, die den Schülern helfen, die Gründe für Vorurteile gegen Juden, Christen und Muslime zu verstehen und aufzulösen Allgemeine Leitlinie • Die Kreuzzüge • Verfolgung der Juden im Mittelalter: Pogrome, Vertreibung; der Holocaust • Die Kreuzzüge; ,Dschihad‘; Schlacht bei Poitiers Stoffe und themen Beispiele • Vorurteile gegen Juden Kontexte: Verfolgung der Juden durch die Nazis; Verfolgung der Juden im Mittelalter (1348); die ,spezielle‘ Position der Juden im Mittelalter Untersuchung von Vorurteilen durch das Herausstellen abträglicher Stereotype wie ,Kommunisten‘, ,Jesusmörder‘, ,profitgierig‘, ,schlau‘, ,wollen sich nicht anpassen‘ • Vorurteile gegen Christen Christen als Missionsbesessene; als Kollaborateure mit den Machthabern des Landes, Kontext: Christenverfolgung in den ersten Jahrhunderten • Vorurteile gegen Muslime Kontexte: Kreuzzüge, islamischer Expansionismus, Terroranschläge der Gegenwart, umstrittene Vorfälle im Zusammenhang mit muslimischen Frauen, Immigration Untersuchung der Vorurteile durch: – Untersuchung der Gründe für antimuslimische Vorurteile zur Zeit der Kreuzzüge – Untersuchung des Bildes der Araber als ,Räuber‘ (Schlacht von Poitiers) 87 Leitlinien – Ausloten der Gründe für einen Dschihad – Erläuterung der Geschichte des Tschador – Erklärung der Ursachen von Immigration Diskussionsthemen Quellenmaterial Allgemeine Leitlinie Stoffe und Beispiele 88 • Erkennen des Vorurteils • Hinterfragen der Natur des Vorurteils durch die Untersuchung der historischen Tatsachen • Untersuchung der Gründe für die Ursprünge des Vorurteils. Stehen diese in Zusammenhang mit umfassenderen kulturellen Praktiken oder mit den Ängsten der Mehrheit? Zu Lesarten zur Schlacht von Tours/Poitiers siehe Bernard Lewis, The Muslim Discovery of Europe, London: Phoenix, 2000 Zu verschiedenen Lesarten der Kreuzzüge: Elizabeth Hallam, Chronicles of the Crusades – eye-witness accounts of the wars between Christianity and Islam, New York: Welcome Rain, 2000 Amin Maalouf, Der heilige Krieg der Barbaren – die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber, München: Hugendubel, 2001 Internet Islamic History Sourcebook: www.fordham.edu/halsall/islam/islamsbook.html Internet Medieval Sourcebook: www.fordham.edu/halsall/sbook.html Internet Jewish History Sourcebook: www.fordham.edu/halsall/jewish/jewishsbook.html Vermittlung literarischer Stoffe, die den Schülern helfen, stereotype Darstellungen von Juden, Christen und Muslimen zu hinterfragen und anzuzweifeln • Identifizieren der Hauptmerkmale der Stereotype. – Juden als ,Geldverleiher‘, Shakespeares Kaufmann von Venedig – ,Ideale Christen‘ wie in den Darstellungen Manzonis und Dostojewskis – ,Heuchlerische oder fanatische Christen‘ wie in den Darstellungen von Molière, Stendhal, Dickens • Untersuchung der möglichen Gründe für solche Darstellungen • ,Insider‘-Schilderungen der jeweiligen Gruppen, um ,Outsider‘-Klischees zu konterkarieren ,Kritisches‘ Wissen in Bezug auf Judentum, Christentum und den Islam • Behandlung ,positiver‘ Figuren jüdischer Personen aus dem Alten und Neuen Testament (z. B. Moses und Joseph) als Möglichkeit, stereotype Darstellungen von Juden in Frage zu stellen. • Heranziehen journalistischer Berichte über die ,positive Integration‘ muslimischer Immigranten in bestimmten Gebieten. • Bitte an muslimische Schüler in der Schule, über Aspekte ihrer Religion zu sprechen und traditionelle Geschichten aus ihren Herkunftsländern zu erzählen. • Diskussion zum Thema ,Christen ohne Religion‘ • Auswahl von Texten, die benutzt wurden: Fred Uhlman, Erinnerungen eines deutschen Juden Josep Lorman, La aventura de Saïd Fernando de Roja, La Celestina Stratis Doukas, A prisoner of War’s Story William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig Rafik Schami, Eine Hand voller Sterne Max Frisch, Andorra Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise • Lokale und europäische Stereotype • Notwendigkeit, die Natur des Vorurteils zu ergründen: Juden als ,Opfer‘, Muslime als ,Gewalttäter‘ • Herausstellen interner Diversität und interner Streitpunkte als Mittel, das Klischee in Frage zu stellen. Diskussions- Nagib Machfus, Die Kinder unseres Viertels, (Die große Kairoer Familie im Buch ist eine Metapher für die Kinder Abrahams) – Verschiedene Werke von Fatima Mernissi Quellenmaterial Vermittlung literarischer Stoffe zu Konflikten oder Kooperationen zwischen Juden, Christen und Muslimen Allgemeine Leitlinie 1. Konfliktsituationen: Kreuzzüge, Holocaust, Christenverfolgung 2. Kooperationssituationen: das mittelalterliche Spanien (die Dichtung Jarchas) Stoffe und • Untersuchung der Gründe, weshalb religiöse Kulturen sich für gewalttätige Aktivitäten vereinnahmen lassen: der kausale Zusammenhang zwischen Verwundbarkeit/Unsicherheit und Intoleranz/Aggression. Diskussions- themen Beispiele themen 89 Leitlinien • Untersuchung der Gründe für die Ursprünge von Feindseligkeiten Quellenmaterial Allgemeine Leitlinie Stoffe und Beispiele Diskussions- Literarisches Material zu den Kreuzzügen siehe Evan S. Connell, Deus Lo Volt – Chronicle of the Crusades, London: Secker & Warburg 2000 Walter Scott, Ivanhoe; Der Talisman; Tales of the Crusaders Usamah ibn Munqidh, Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usamah ibn Munqidh, München: Beck, 1985 Vermittlung literarischer Stoffe, die den Schülern helfen, kritisches Selbstbewusstsein zu entwickeln • Renaissance-Epen: Ludovico Ariostos Rasender Roland, Torquato Tassos Befreites Jerusalem, das Rolandslied • Ramon Lull, Buch vom Heiden und den drei Weisen • Ibn Tufail, Der Ur-Robinson • Shimon Peres, Shalom – Erinnerungen • Tahor Ben Jelloun, Papa, was ist ein Fremder? • Anne Frank, Das Tagebuch • Primo Levi, Ist das ein Mensch? • Werke von ,Autoren des Widerstands‘ oder ,Kindern des Widerstands‘, z. B. Desnos, Claude Vigee, Primo Levi, Robert Antelme, Jorge Semprun, Robert Bober • Edith Hahn Beer, Ich ging durchs Feuer und brannte nicht • Lyrische Dichtung aus dem Mittelalter, z. B. die Jarchas • Kurze Erläuterung der ,Übersetzerschule von Toledo‘. • Maro Loizou, The Smiling Cloud (Kurzgeschichte über die friedliche Koexistenz von Muslimen und Christen) • Max Frisch, Andorra • Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise • Der ,Andere‘ als Spiegel, der das eigene Bild reflektiert. themen Quellenmaterial 90 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise Gullivers Reisen ist eines der vielen Beispiele, die das Selbst aus dem Blickwinkel des Anderen zu sehen versuchen. Usamah ibn Munqidh, Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usamah ibn Munqidh, München: Beck, 1985 DANKSAGUNG Unser herzlicher Dank gilt den Teilnehmern zweier Workshops, die im Rahmen des Projektes durchgeführt worden sind. Der erste fand im Juni 2000 im Kaiser Wilhelm Bad, Bad Homburg v. d. Höhe, statt und hatte folgende Teilnehmer: Prof. Dr. John Hull, Universität Birmingham Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, Universität Tübingen Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Universität Erlangen-Nürnberg Rabbi Prof. Dr. Jonathan Magonet, Leo Baeck College, London Pfarrer Dr. Friedhelm Pieper, Generalsekretär, Internationaler Rat der Christen und Juden, Heppenheim Prof. Dr. Anne-Sophie Roald, Universität Malmö Der zweite Workshop fand im März 2002 an der Universität Birmingham statt und hatte folgende Teilnehmer: PD Dr. Hansjörg Biener, Universität Erlangen-Nürnberg Dr. Falk Pingel, Georg-Eckert-Institut für interationale Schulbuchforschung, Braunschweig Prof. Dr. Stefan Schreiner, Universität Tübingen Weiterhin möchten wir danken: Dr. Salwa El-Awa, Theologische Fakultät, Universität Birmingham Dr. Marius Felderhof, Theologische Fakultät, Universität Birmingham Prof. Hugh McLeod, Theologische Fakultät, Universität Birmingham Dr. Michael Snape, Theologische Fakultät, Universität Birmingham Prof. Robert Swanson, Universität Birmingham Dr. David Taylor, Theologische Fakultät, Universität Birmingham Prof. Jonathan Webber, Theologische Fakultät, Universität Birmingham Schließlich gilt unser Dank all denjenigen, die bei der Beschaffung des Datenmaterials mitwirkten: Andrea Bertonasco Dr. Maria Teresa Cabie Mathieu Monique Chauvet David Cocksey Miguel Angel Comas Parra Lena Geijer Kennet Granholm Cecile Hatier Dr. Harald Klein Dimitris Kokoris Fui Lee Luk Dr. Elizabeth McQuillian Dr. Triantafyllos Petridis Dr. Abdullah Sahin Dr. Wim Westerman 91 LITERATURVERZEICHNIS Benbassa, Esther, Sephardi Jewry – A History of the Judeo-Spanish Community 14 th–20 th Centuries. Berkeley: University of California Press, 2000 Ben-Sasson, Haim Hillel (Hrsg.), Geschichte des jüdischen Volkes – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München: Beck, 1995 Bettenson, Henry (Hrsg.), Documents of the Christian Church. 3. Aufl., Oxford University Press, 1999 Blau, Joseph L., Modern Varieties of Judaism. New York: Columbia University Press, 1972 Chejne, Anwar G., Muslim Spain – its History and Culture. Minneapolis: University of Minnesota Press, 1974 Connell, Evan S., Deus Lo Volt ! Chronicle of the Crusades. London: Secker & Warburg, 2000 Cook, Michael, Der Koran – eine kurze Einführung. Stuttgart: Reclam, 2002 Das Leben des Lanzarillo de Tormes. Leipzig: Dieterich, 1971 Dassetto, Felice, et al., Convergences musulmanes – aspects contemporains de l’islam en l’Europe élargie. 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Oxford University Press, 1958 Internet Islamic History Sourcebook: www.fordham.edu/halsall/islam/islamsbook.html Internet Medieval Sourcebook: www.fordham.edu/halsall/sbook.html Internet Jewish History Sourcebook: www.fordham.edu/halsall/jewish/jewishsbook.html 95 AUTOREN Jorgen S. Nielsen Jorgen S. Nielsen ist Professor für Islamwissenschaft am Centre for the Study of Islam and Christian-Muslim Relations und Direktor des Graduate Institute for Theology and Religion an der Theologischen Fakultät der Universität Birmingham. Nach dem Studium der Orientalistik sowie der Geschichte und Kultur des Nahen Ostens an der Universität London wurde er an der Amerikanischen Universität Beirut mit einer Arbeit zur arabischen Geschichte promoviert. Im Rahmen einer umfangreichen Beratertätigkeit hat er unter anderem den Europarat zu Fragen religiöser Minderheiten und das schwedische Außenministerium zum Thema Islam und Europa beraten. Seit 1992 amtiert er als Mitglied im Beirat und Vorstand des International Center for Minorities and Intercultural Relations (IMIR) in Sofia. Seine Forschungsschwerpunkte liegt derzeit auf der Debatte über religiösen Pluralismus in der islamischen Welt und dem Verhältnis des Islam zur westlichen Welt. Zu seinen Werken gehören u. a.: Muslims in Western Europe, 2. Aufl., Edinburgh University Press, 1995; The Christian-Muslim Frontier (Hrsg.), London: I. B. Tauris, 1998; Arabs and the West: Mutual Images (Hrsg.), Amman: University of Jordan Press, 1998; Towards a European Islam, London: Macmillan, 1999; Muslim networks and transnational communities in and across Europe (Hrsg.), Leiden: Brill, 2003. 96 Markus Vinzent Markus Vinzent ist Inhaber des H. G. Wood-Lehrstuhls für Theologie und Direktor des Centre for Intercultural Communication and Human Resource Management der Universität Birmingham. Nach Abschluß seines Diplomstudiums an der Katholischen Universität Eichstätt wurde er an der Universität München promoviert (1991) und habilitierte sich an der Universität Heidelberg in Historischer Theologie (1995). Nach einem Ordinariat an der Universität zu Köln, wurde er 1999 Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Birmingham. Seit 2000 amtiert er zugleich als Vorstand der JobContact AG. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: Intercultural Diversity Management, Higher Education and International Human Resource Management sowie die Geschichte der Begegnung von Kulturen in Europa. Zu seinen Werken gehören u. a.: Markell von Ankyra, Die Fragmente. Der Brief an Julius von Rom, Leiden: Brill, 1997; Tauffragen und Bekenntnis (Hrsg.), Berlin: de Gruyter, 1998; Metzler Lexikon Christlicher Denker (Hrsg.), Stuttgart: Metzler, 2000; Theologen im Exil – Theologie des Exils?, Mandelbachtal, Cambridge: edition cicero, 2001; uni-gateway, in: Professionelles ERecruitment, hrsg. v. Christoph Beck, Neuwied: Luchterhand, 2002. Lisa Kaul-Seidman Lisa Kaul-Seidman ist Edward Cadbury Research Fellow an der Theologischen Fakultät der Universität Birmingham. Nach dem Studium der Soziologie an der Universität Delhi in Indien kam sie als Rhodes Scholar nach England und wurde an der Universität Oxford mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Social and Cultural Anthropology promoviert. Von 2000 bis 2002 war sie Herbert Quandt Research Fellow an der Theologischen Fakultät der Universität Birmingham. Derzeit arbeitet sie an einer vergleichenden Studie zur Konstruktion jüdischer Identität bei ultraorthodoxen, antizionistischen Juden und religiösen Zionisten in Israel. 97