Mittelaltervisionen. Story, Bild und Klang im Mittelalterfilm 04.03.13 Einführung „Auch Zeitalter haben ihre Konjunkturen“ MA hat im 19. Jhd. großen Zuspruch, auch im 20. Jhd. Umberto Eco „Der Name der Rose“, Mittelaltermärkte, Oper, Theater … überall Mittelalter … Beziehung zw. Gegenwart u. Vergangenheit … keine konstante Größen, v. versch. Variablen abhängig Geschichtswissenschaft musste einsehen, dass sie nicht objektiv sein kann Literaturwissenschaft hat diese Meinung schon früher durchgesetzt: Doderers „Die Dämonen“: Ganz so müssen Sie Geschichte sehen, wie eine erweiterte eigene Vergangenheit. Diese eigene Vergangenheit ist Ihnen aber mit ihren einzelnen Teilen auch näher oder ferner, je nachdem, und dabei muß keineswegs immer das Jüngere gerade auch das Nähere sein – ich meine, wenn Sie durch Ihre eigenen Jahre zurückblicken, so gibt es da sicher Zeiten, die Ihnen heute ganz fremd und gleichgültig sind, während irgend eine andere Zeit, die vielleicht noch viel weiter zurückliegt, in hohem Grade Ihr Interesse erweckt. In einem Jahre etwa oder früher oder später hat sich das vielleicht wieder verändert, und Sie haben wieder zu einem anderen Teile Ihrer Vergangenheit eine lebendigere Beziehung gewonnen, und andere Teile sind jetzt nicht wieder gleichgültig geworden. […] So aber ist es auch im Großen und Ganzen der Menschheit. […] Gebärden und Fühlweisen und Denkweisen kehren wieder und selbst die Landschaft wird in der wiedererwachenden Art von ehemals gesehen: jedoch auch diesmal ist’s ja etwas gänzlich Neues, Frisches – und so wird es auch erlebt! – denn eigentliche Wiederholungen gibt es nicht. Jedes Mal aber muß die ganze Vergangenheit neu geordnet und gesichtet werden […]. Deshalb ist jede echte Geschichtsschreibung […] Geschichte der Gegenwart, mag sie auch jeweils mit Römerzeiten oder dem hohen Mittelalter oder irgendeiner anderen Zeitspanne sich befassen. Nein, die Vergangenheit ist nichts Festliegendes, wir gestalten sie immer neu. Die ungeheuren Massen ihrer Tatsachen sind nichts, unsere Auffassung davon aber ist alles. Darum muß jede Zeit von neuem Geschichte schreiben; und dabei wird sie immer die toten Tatsachen gerade jener Perioden wieder erwecken und zum Leben durchglühen, deren wiederkehrende Gebärden ihr das verwandt anklingende Innere bewegen. Was sagt uns das? Vergangenheit = nichts Festliegendes … wir gestalten sie immer neu nicht fragen, was objektiv ist, sondern Funktion v. Maler d. Bilder u. Publikum bestimmen gleichzeitig v. eigener Kultur geprägt u. anderen Blick auf Vergangenheit (Mythen, Texte) Vergangenheit wird immer anders aktualisiert u. auch unser Blick d. Vergangenheit prägt sie o in Vergangenheit einfühlen aus bestimmtem Selbstgefühl heraus o was wird gerade aus dem MA wann aktualisiert u. in welcher Form? 1 „Wenn es das Mittelalter nicht gegeben hätte, hätte man es erfinden müssen“ Warum MA so interessant? fehlende Selbstdefinition d. MA viele Epochen haben Namen f. sich gefunden o Renaissance = Wiedergeburt d. griechisch-römischen Antike in Gegenwart o Klassik etc. o Rom => Bewusstsein v. seiner Wichtigkeit o gilt auch f. Karl d. Großen (Frankenreich) politische Selbstbehauptung v. Trägern d. geistigen u. geistlichen Elite => nicht in dem Maße o viele Gelehrte d. MA haben sich als Zwerge auf Schultern v. Riesen verstanden o eher Bild d. Zwerge im Gedächtnis geblieben, statt Zwerg auf Riese => sieht mehr als der … Renaissance => kulturelles Selbstbewusstsein im MA wird Antike schon wiederentdeckt, aber nicht so explizit MA = Zwischenzeit v. Antike zur Renaissance … finstere Zwischenzeit … Romantik … Rückprojektion auf das Mittelalter seither kann man das MA aus d. Europäischen Kultur nicht mehr wegdenken gibt mind. 4 wesentliche bestimmende Mythen im Mittelalter, die das 19. u. 20. Jhd. prägen: 1. Mythos von der ehebrecherischen Liebe Tristans u. Isoldes o Dingsymbol d. Minnetranks 2. Mythos v. König Artus, der f. perfekten Herrscher steht o guter König, Tafelrunde o Dingsymbol d. Tafelrunde … im 16. Jhd. sekundär gebaut, Anknüpfung an mittelalterlichen Mythos 3. Mythos d. Grals: Parzival = der ewige Sucher o sucht, bis er gefunden hat, was ihn verankert o für die Suche => Gral als Symbol 4. Mythos d. Untergangs o Nibelungenhort … Punkt 4 behandeln wir aber nicht … Film anders als Literatur: zeigt Bilder und klingt Klang u. Musik: Evokationen d. Mittelalters, verändern sich … und wie die im Gesamtkunstwerk (Film) rezipiert werden Wie ist unser Bild vom Mittelalter? … unser Blick? o „Bild“ … Musik im Mittelalterfilm geht nicht um tatsächliche mittelalterliche Musik Klangimaginationen … nicht viel m. eigentlichem Mittelalter zu tun … aber prägen unsere Idee o jeder Film: Tanzszene, Mönchschöre o im MA beginnt man damit, Musik im großen Stil aufzuschreiben das ist nicht unwichtig, weil d. Großteil unserer traditionellen Musikkultur auf dieser musikalischen Schrift beruht Medium Notenschrift u. Wissen über mittelalterliche Musik … spielen eine Rolle 2 Musik in d. Filmen – Übersicht Excalibur (John Boorman) o interessant, weil bis auf obligate Tanzszene (Schleiertanz) … keine Versuche, mittelalterliche Musik zu evozieren o lebt davon, dass er Musik aus früheren Jhd. (spätes 19. u. frühes 20. Jhd.) zitiert (Musik v. Richard Wagner und Carl Orff) Robin Hood (E. W. Korngold) o Korngold nach Hollywood emigriert während Nationalsozialismus o spätromantische Beschwörung d. Mittelalters o super Musik, v. Wagner kommende Tradition … MA im spätromantischen Idiom zu denken El Cid (M. Rósza) o Rósza => Musikwissenschaftler … Recherchen betrieben o eigene Musik … wir nähern uns Mittelalterrezeption, die versucht, real klingende mittelalterliche Musik miteinzubeziehen das ist auch bei Becket u. Jungfrau v. Orleans der Fall greifen auf mittelalterliche Musik zurück … wollen das narrativ einsetzen o Wie wird die Musik eingesetzt? wie werden bestimmte Idiome eingesetzt, um d. Handlung fortzutreiben, illustrieren, kontra-karrieren? über große Lokalfrage u. Geschichtsfrage hinausgehend … wird im Film dramatisch wirksam Becket Jeanne la pucelle o … sehr bemüht, authentisch zu sein A Knight’s Tale o … wieder totaler Stilbruch Klausur je nachdem, was man studiert … Schwerpunkt auf Germanistik od. Musikwissenschaft Termin muss noch festgemacht werden Excalibur Regie u. Produzent: John Boorman Drehbuch: Rospo Pallenberg, John Boorman nach Thomas Malory: „Le Morte d’Arthur“ (1485) Darsteller: o Nigel Terry (Arthur) o Helen Mirren (Morgane) o Paul Geoffrey (Percival) o Nicholas Clay (Lancelot) o Nicol Williamson (Merlin) o Cherie Lunghy (Guinevere) Musik: Trevor Jones Kamera: Alex Thomson Uraufführung: 10. April 1981 140 Min. (gekürzt v. ca. 180 Min.) Kosten: ca. 11 Mio. Dollar, Einspielergebnis 34.967.437 Dollar 3 … wie in allen mythischen Geschichten: In Anfangsszenen ist d. ganze Geschichte drinnen Schwert aus See, Kampf Chaos – führt zu Ordnung „One land, one king“ o Zivilisationsmythos gebunden an ein Dingsymbol: Schwert Excalibur „The sword of power, Excalibur, forged when the world was young, and man was one with bird and beast, and death was but a dream.“ (Merlin) Merlin kommt aus d. Feuer, ist aber nicht verbrannt Farbsymbolik: grün Moos, Schwert leuchtet grün … immer wieder grüne Reflexe auf d. Rüstungen … Merlin ist in der mittelalterlichen Stofftradition ein Sohn d. Teufels Feuerinszenierung: geht die auf mittelalterliche Stofftradition zurück? o obwohl John Boorman Quellen gekannt hat, wo das drin steht o eher an Wagner orientiert: Mythos d. Götterdämmerung … aus Weltenbrand entsteht etwas Neues Merlin steht m. Naturkräften in Verbindung symbolische Ambivalenz … zeitverhaftet u. nicht konsequent inszeniert: o Schwert hat einerseits m. Sehen u. Natur zu tun o andererseits auch Zivilisationsprozess (wer das gemacht hat, sagt niemand … im MA wird immer gesagt, wer das gemacht hat) o auch phallisches Symbol + Zivilisation + Natur Was ist Excalibur für ein Film? Low-Budget-Film (trotz 11 Mio. Kosten) klassischer Autorenfilm … Drehbuch ist v. Regisseur u. Produzenten verfasst basiert auf Le Morte d’Arthur (gedruckt v. William Caxton 1485) außer Helen Mirren keine bekannten Schauspieler gedreht: Irland u. Umgebung v. Boorman Le Morte d’Arthur v. Thomas Malory (1485)… in mehrere Bücher unterteilt The birth and rise of Arthur: „From the Marriage of King Uther unto King Arthur that Reigned After Him and Did Many Battles“ o beginnt m. Zeugung Arthurs King Arthur’s war against the Romans: “The Noble Tale Between King Arthur and Lucuis the Emperor of Rome“ o Krieg d. Königs gegen die Römer u. Befreiung d. römischen Vorherrschaft o häufig im englischsprachigen Raum thematisiert The book of Lancelot: „The Tale of Launcelot Du Lac“ The book of Gareth (brother of Gawein): „The Tale of Sir Gareth“ Tristan u. Isolde: „The Book of Sir Tristrams de Lyons“ The Quest of the Holy Grail: „The Noble Tale of the Sangreal“ o Heiliger Gral The affair between Lancelot and Guinevere: „Sir Launcelot and Queen Gwynevere“ The breaking of the Knights of Round Table and the death of Arthur: „Le Morte D’Arthur“ 4 Artussage/Artusroman … lange Vorgeschichte, über die man viel spekulieren kann liegt daran, dass Figur eigentlich für uns erst handfest wird in einem Geschichtswerk: 1. Geoffrey of Monmouth: „Historia Regum Britanniae“ (ca. 1136, über 200 Hss.) o lateinischer Text o zum ersten Mal wird von König Artus erzählt davor nur kurze Erwähnungen v. Artus … Kriegsführer Geoffrey of Monmouth erfindet Artus … in Volkssprachen übersetzt: 2. Wace: „Brut“ (ca. 1160) o Troja-Genealogie: Briten leiten sich v. Trojaner ab … in dem Fall „Brutus“ 3. Chrétien de Troyes … historische Erfindung wird zu literarischen Erfindung o nach 1160 o „Erec et Enide“, „Cligés“, „Le Chevalier de la charrette“, „Le Chevalier au lion“ u. „Perceval“ 4. Hartmann v. Aue („Iwein“ u. „Erec“) Wolfram v. Eschenbach (Parzival) o bringen das in den dt.-sprachigen Raum … außerdem: Prosafassungen: … das bedeutet, dass Historizität v. Artus hervortritt, trotz riesiger Stofffülle 1. Robert de Boron: „Estoire du Graal” (Wende 12. zum 13. Jhd.) 2. Vulgata-Zyklus (ca. 1215-1235) o Estoire del Saint Graal (Geschichten v. Heiligen Gral) Suche nach Hl. Gral … doch wenn der Gral gefunden wird: Untergang, weil es keine Abenteuer mehr gibt o Merlin + Suite du Merlin (Fortsetzung v. Merlin) o Lancelot del Lac (Lancelot vom See) = Lancelot u. Ginover-Ehebruchsliebe nur wegen Ginover bleibt Lancelot am Hof Arthurs, nur deswegen kann er so erfolgreich sein, weil Lancelot d. beste Ritter ist Lancelot als illegitimer Liebhaber => treu … nur 1x untreu aufgrund v. Täuschung … zeugt keuschen Galahad o Mort le Roi Artu (Tod des Königs Artus) Wie geht John Boorman damit um? … radikal kürzen! Handlung: Zeugung v. Arthur: Uther entbrennt in Lust zu Frau … erotischer Schleiertanz, Feuer, Begehren Kind wird geboren … Merlin nimmt Kind, Uther wird erschlagen (hat Schuldigkeit getan) Turnier … in dem Arthur das Schwert, das Uther sterbend in Stein gerammt hat, herauszieht o territorialer Mythos: Land + König Erziehungsmaßnahmen Merlins: so wie Star Wars … auch Sprache v. Merlin = Parodie auf Yoda 5 … Arthur kehrt als König zurück … nur Kalogrenant ist auf seiner Seite Belagerung: Arthur hilft ihm ohne Rüstung … da wird Arthur als König akzeptiert … vom Knappen zum Ritter zum König o Unterlegenheit d. Verteidiger … Arthur, der nur im Lederwams kämpft … klassische Helden-Hyperbolik o Arthur setzt auf sein Charisma o homosoziale Gesellschaft … erotische Elemente auch in Überwältigung d. männl. Gegners … aber wird sofort heterosexuell m. Arthur + Ginover Ginover ist die überlegene Frau, nur 1x ist sie unterlegen u. muss gerettet werden o jetzt ist sie überlegen (Arthur verletzt, pflegt ihn) … aber sie bleibt die Überlegene … synkretistisches Mittelalterbild … „das mystische Mittelalter“ germanisch höhlenartige Burg Tintagel Burg v. König Arthur (Camelot) … wirkt eher römisch, in Silber gebaut monströse Turnierrüstungen (aus d. 15. u. 16. Jhd.) Ritter tragen beim Essen Rüstungen, beim Sex (Uther) … also da, wo sie sie nie getragen hätten Mittelaltermarkt in Camelot … Evokation u. nicht historische Wahrheit Film ist klar strukturiert … alle Szenen tauchen mind. 2x auf Naturszene entspricht Szene zw. Lancelot u. Ginover o da verwundet sich Lancelot auch … im Kampf gegen sich selbst … nun tritt Lancelot auf (hat die glänzendste Rüstung) Arthur kann ihn knapp besiegen o Excalibur bricht, Lady of the lake gibt’s ihm wieder heil zurück im MA taucht Lancelot auf, nach d. Hochzeit v. Artus u. Ginover o wichtig, dass Ginover Königin ist, als sie Lancelot sieht o Lancelot verliebt sich in Ginover … Ginover sieht d. Ritter u. nicht d. Person … sie agiert als Königin, nicht als Person andere Liebesgeschichte im Mittelalter: Tristan u. Isolde o Lancelot- u. Ginovergeschichte ist also irgendwie Tristan- u. Isoldegeschichte o Lancelot verliebt sich in Ginover, als er sie zur Hochzeit m. König Arthur führen soll … Tafelrunde … wie Eucharistie „Ihr sollt euch immer daran erinnern“ Tafelrunde erhält sakralen Status … aber am Schluss steht nicht Tafelrunde, sondern Excalibur o alle anderen Symbole, die der Film haben könnte, werden nicht ausgemalt … Schwert bleibt das Wichtigste Anspielung auf Herr d. Ringe Arthur „It is your fellowship that forged this ring.“ o wollte Herr d. Ringe Film machen, aber gelang nie Natur Schlacht immer im Nebel blühende Landschaft o wenn es Artushof besonders gut geht 6 wüstes Land … karg o nachdem Arthur verwundet worden ist … Hochzeit v. König Arthur: Morgane tritt als Gegenspielerin v. Merlin auf Morgane, nachdem sie Merlin eingekapselt hat: „I shall find a man to create a God“ (später Inzuchtsszene) Perceval kommt auch noch vor, Gral muss auch hinein … geht recht schnell Perceval => bestimmte Eigenheiten o Narr … weil er so jung ist, kann er den Gral finden (Gral ist kein religiöses Objekt) o wird eingeführt, als Lancelot weg ist u. Ginover sich Angriffen erwehren muss gegen Gawein (der beschuldigt sie des Ehebruchs m. Lancelot) … er verteidigt Ginover u. will sogar im Turnier f. sie kämpfen (aber dann kommt Lancelot noch rechtzeitig) Lancelot stirbt fast im Kampf m. Gawein (hat sich aber zuerst selbst im Halbtraum verwundet … kommt schon blutend zum Turnier) … u. wird von Merlin aus d. Tod zurückgeholt Arthur bittet Merlin, ihn zurückzuholen: „Whatever the cost, bring him back“ wiedererstandene Lancelot taucht auf, verschwindet … Liebesbegegnung Lancelot u. Ginover o Arthur stößt Schwert zwischen die beiden … gibt Schwert auf (Königreich muss untergehen, Arthur wird krank) o tötet damit Merlin dazwischen: Morgane will Merlins müde Kräfte wegnehmen (in mythischer Grotte) … dann kommt wüstes Land … Welt, die verwundet ist, wie Arthur verwundet ist Arthur wird v. Blitz getroffen, nachdem Morgane den im Inzest gezeugten Sohn geboren hat (Morgane hat sich als seine Frau getarnt) o Ein Priester bei d. Messe nach d. Geburt von Mordred: „God save us from Morgane and this unholy child.“ Büßerherden … Gral wird nicht eingeführt als bekanntes Symbol o Perceval findet ihn dann o Gral nicht als christliches Symbol sondern sagt, dass Land u. König eins sind o Arthur trinkt aus Gral, wird geheilt … Frühlingsnatur da reitet er aus Schlacht, Arthur wird v. seinem Sohn getötet u. tötet den Sohn o Untergangsmythos eigentlich o aber hier nicht: Schwert in Natur entrückt und wird aufgehoben f. jemandem, der würdig ist … Artusstoff war immer ein politischer Stoff britische Könige … Herrschaft legitimieren Geoffrey of Monmouth erfindet Arthur f. anglo-normannischen Herrscher neu o Prozess wird immer weiter getrieben o Grab Arthurs wird im 12. Jhd. gefunden in Glastonbury großer Mythos … auch Liebe zw. Lancelot u. Ginover = politische Liebe bester Ritter muss am Hof gehalten werden 7 … Herkunft-Theorien d. Gralsmythos: keltische Vorstellung m. d. Trinken aus d. Gral vollzieht Herrscher heilige Hochzeit m. d. Land aber das wird im Film nicht konsequent durchgeführt, immer christliche Symbole im Hintergrund … Film lebt v. Merlin u. Morgane archetypisches Duell zw. rational-ironisch-männl. u. dämonisch-weibl. … Zivilisationsmythos: eigentliche Intention Boormans … aber das wird nicht wirklich ausgeführt Verfallsmythos erzählen … Sündenfall (Schlange kommt oft im Film vor) … v. Abfall d. Natur u. ihren Kräften ausgelöst Geburt d. Individuums im Christentum … wollte Boorman o aber das wird nicht durchgeführt Naturmystik: Symbol d. Drachen … rein optisch siegt dieser Themenstrang o grün als Farbe o Zauberduelle v. Morgane u. Merlin … eindringlicher als Ritter, die alle gleich aussehen Boorman war in Bayreuth u. hat Wagner geschaut … kurz vor Filmdreh 18.03. Excalibur – Mittelalterträume v. Wagner u. Orff heute geht’s besonders um den Klang 3 verschiedene Sichtweisen auf das Mittelalter: originale eigens f. d. Film komponierte Musik v. Trevor Jones eindrücklichste Musik, besonders in Szene gesetzt (macht Film wie Stummfilm) o Kunstmusik, Klassik … Musik, die es schon vorher gab o orchestrale Ausschnitte aus Richard Wagner u. Eröffnungschor v. Carl Orffs Carmina Burana bewusste Musikwahl … Wagner + Orff setzen sich in ihren Werken m. d. Mittelalter auseinander o tlw. auf gebrochene Art u. Weise … sind an etwas anderem interessiert o besonders Wagner: nicht nur musikalische, sondern auch Handlungsmotive … Variation v. Themen, die Wagner vorgegeben hat, wird thematisiert im Film Verhältnis v. Verheißung, apokalyptischer Untergang, Erlösung Liebe Texte sind mittelalterlichen Ursprungs … keine beliebige Untermalung, was gut passt o durch Texte, Sujets, ursprüngliche Kontexte … im besonderen Bezug zu der Handlung gesetzt … musikalische Reflexion über das Mittelalter grundsätzliche Möglichkeiten … jeder Musikmensch verhält sich anders, das sind die 3 Sichtweisen 8 Trevor Jones 1949 in Kapstadt geboren Stipendium m. 17. Jahren studiert Musik in London, New York National Film School in England besucht … Komponisten treffen oft erst ein, wenn Film schon recht fertig ist … selten in Entstehungsprozess integriert erst später im Filmmusikgeschäft etabliert o nie für was nominiert andere Filmmusiken: o Time Bandits (1981) o G. I. Jane (1997) o The Dark Crystal (1982) o Dark City (1998) o Labyrinth (1986) o Notting Hill (1999) o Angel Heart (1987) o From Hell (2001) o Mississippi Burning (1988) o The League of o Sea of Love (1989) Extraordinary Genlemen o Arachnophobia (1990) (2003) o The Last of the Mohicans (1992) o z.B. f. Fernsehserien „Merlin“, „Cleopatra“, etc. Excalibur: Jones Aufgabe war undankbar … pathetischen Momente d. Films werden m. d. Musik v. Wagner u. Orff unterlegt … hat nur das andere machen dürfen selbst versucht, Querverbindungen herzustellen versucht (das ist üblich im Film) Musik zu schreiben, die Teil der Handlung ist … also im Film gehört wird o Musik gehört selten zur Filmhandlung … also kein Orchester, das im Film spielt o erzeugt Stimmung, vermittelt Gefühle, unterstützt, transformiert, kommentiert, etc. o wir sind das so gewöhnt, dass es uns irritiert, wenn keine Hintergrundmusik erklingt beim Tanz ist es anders o Schallquelle sieht man oft, also z.B. Musiker man unterscheidet: source music = diegetische Musik diegetisch = Erzählung Musik erklingt als Teil d. Handlung innerhalb d. filmischen Universums, Klangquelle (source) ist oft zu sehen underscore = extradiegetische Musik Musik erklingt nicht als Teil d. Handlung, unterstützt sie f. d. Publikum emotional, illustriert, transformiert, kommentiert, etc. 9 … Unterscheidung ist aber nicht so einfach z.B. Wagner … spielt m. Grenzen zw. Musik, die Teil d. Handlung ist u. Musik, die Teil d. Orchesters ist, das versch. Perspektiven auf Handlung entwickelt o Tristan: alle 3 Akte beginnen m. Musik, die v. außen kommt (Seemannslied, Jagdhörner, Hirtenmelodie) o die gehören zur Handlung, werden v. Orchester aufgegriffen u. wachsen o Frage d. Wahrnehmung … source music versucht, mittelalterliches Feeling zu entwickeln „mittelalterlich“ … also was wir glauben, was mittelalterlich ist, nicht authentisch, darum geht’s aber auch gar nicht … Klischees d. Mittelaltermusik: fromme Gesänge v. Mönchschören frohe Festmusik v. Sängern, Dudelsackspielern, etc. evtl. Minnesänger m. Laute Bsp. Friedensschluss zw. Uther Pendragon u. Herzog Schlüsselszene, weil Herzog seine Frau auffordert, zu tanzen o das macht Uther geil u. kündigt Friedensschluss auf … will Herzogs Frau erobern erotischer Tanz … im Mittelalter gibt’s die Tänzerin o Bilder v. Salomes Tanz … die tanzt vor Herodes, damit sie den Hl. Kopf bekommt o akrobatische Aufführungen o hat nix mit Erotik zu tun, keine Kurtisanen o niedriger sozialer Status … Musik v. Jones: Stilbruch auch musikalisch (Königin hätte nie so getanzt u. schon gar nicht erotisch) Chromatik … das kennen wir aus d. Mittelalter nicht o den Unterschied hört man o „Umfärbung“ der Tonstufen einer diatonischen Skala durch Erhöhen od. Erniedrigen um einen Halbton (z.B. f => fes oder fis) Bsp. fromme Mönchsgesänge Natur hat fast religiösen Aspekt in d. Film nicht in Kirche wird geheiratet, sondern draußen (Arthur + Ginover) Männerchor singt lateinische Texte … sieht man aber nicht o Teile aus d. Mess-Liturgie … Jones muss sich auf bestimmte Bereiche zurückziehen, weil d. wichtigen Momente schon besetzt sind Magie … Frauenchöre singen Thema d. Magie o wiedererkennbare Effekte kein dramatisches Ganzes Leitmotivik bestimmte/r Person, Ort, Situation, Erinnerung od. Idee o wird v. Klanglichkeit, melodischen Prägung, Instrumentation begleitet o bestimmter musikalischen Gestalt zugeordnet , die im außermusikalischen Bereich steht u. sie musikalisch charakterisieren kann 10 z.B. besonderer Held: Marschhafter Charakter, Idee v. Männlichkeit (z.B. Indiana Jones) z.B. Horrorfilme: Blechbläser, Kontrabässe … D. Weiße Hai … Leitmotivik => Gefühlsverstärker kann man subtil machen od. nicht o Gefühle d. Personen wiedergeben … z.B. traurig, Schwermut … zartere Klanglichkeit z.B. Star Wars … wollte Orchestermusik … Rückgriff auf z.B. Robin Hood o Wiederbelebung d. symphonischen Soundtracks o das zeigt sich auch in Excalibur Carl Orff 1895-1982 in München Musikpädagoge u. Komponist Hauptwerke: Ein Sommernachtstraum (191764) Carmina burana (1934-36) Der Mond (1936-38) Die Kluge (1941-42) Catulli carmina (1951-43) Die Bernauerin (1944-46) Antigonae (1940-49) Trifonfo die Afrodite Oedipus der Tyrann (1951-58) Prometheus (1960-67) De temporum fine comoedia (1970-71) … Carmina Burana: Cantiones profanae cantoribus et choris cantandae comitantibus instrumentis atque imaginibus magicis Codex Buranus als Musikhandschrift gedacht (Platz frei, Noten hätten reinkommen können) Säkularisierung => in Münchner Staatsbibliothek umfasst 400 primär lateinische Texte (fast ausschließlich weltlich) o setzen sich m. religiösen Aspekten auseinander, fast ironisch 1887 zum ersten Mal editiert u. herausgebracht o lange einzig vollständige Ausgabe Nachdruck hat Orff in Hände bekommen o wird v. d. Klanglichkeit d. lat. Verse in d. Bann gezogen o hat sich an Rechtshistoriker gewandt wg. Latein o Textauswahl zusammengestellt statische Architektonik o blockweise Strophen aneinandergesetzt … Rhythmus motorisch, treibt Dinge voran, wenig Entwicklung, nur Lautstärkesteigerung wollten Stücke szenisch realisieren o langer Titel … weltliche Gesänge, die v. Chören zu singen sind, begleitet v. Instrumenten u. magischen Bildern o magische Bilder … Film z.B. Heilungsszene durch Gral Verwüstung … Arthur ist seiner Kraft beraubt durch d. Inzest, ganzes Land verfällt König siecht an Wunde dahin … König u. Land => eins, als es König besser geht => Frühlingsbeginn skandierende Chöre + Text + Kontext verwoben 11 O Fortuna Text O Fortuna Sors immanis Sors salutis velut luna et inanis, et virtutis statu variabilis, rota tu volubilis, michi nunc contraria, semper crescis status malus, est affectus aut decrescis; vana salus et defectus vita detestabilis semper dissolubilis, semper in angaria nunc obdurat obumbrata Hac in hora et tunc curat et velata sine mora ludo mentis aciem, michi quoque niteris; corde pulsum tangite; egestatem, nunc per ludum quod per sortem potestatem dorsum nudum sternit fortem, dissolvit ut glaciem. fero tui sceleris. mecum omnes plangite! … Bild m. Rad d. Fortuna korrespondiert m. Text Kreislauf d. Königs … regiert, fällt runter, hat regiert, klettert wieder rauf, wird regieren zerstörerische Macht d. Schicksals trägt zur Handlung v. Excalibur bei Arthur wird gesund, reitet in seinen Tod hinein o stirbt nicht unwürdig, sondern gibt Excalibur weiter u. schmeißt es zur Lady of the lake zurück, bis neuer König auftreten wird Idee v. Rad d. Fortuna wird hier überblendet m. d. Idee d. mythischen Kreislaufs Aspekt d. Frühlings o gibt zunächst Fortuna-Chor … dann plango vulnara … dann beginnt „primo vere“ (erster Frühling) Chor wird später f. Arthurs Heer eingesetzt, fast diegetisch o in d. Auseinandersetzung m. Mordred Bsp. Mordreds Truppen fragt, wo die sind und dann „listen“ … Chor ist im Grunde d. Heer v. Arthur Carmina burana = großer Erfolg in Populärkultur: (erst nach Excalibur) sogar Michael Jackson hat Musik Carl Orffs (O-Fortuna-Chor) verwendet (Lizenzstreit) Werbung Richard Wagner Götterdämmerung – Tristan – Parsifal der hat die Technik d. Leitmotivs erfunden Ausschnitte sind Stücke v. Opern, die m. Leitmotivik m. d. Handlungen d. Oper verknüpft sind o aber im Film werden mythische Handlungsmotive v. Wagner aufgegriffen o nicht nur die Musik … sondern Motive v. Wagner im Film o Palimpsest … alten Text abschaben, schimmert durch neuen … so schimmern Wagners „Urszenen“ durch 12 z.B. Erste Begegnung zw. Lancelot u. Ginover Boorman weicht v. Lancelot-Mythos ab o sie begegnen sich erst nach d. Hochzeit in „Wirklichkeit“ aber hier ist Lancelot d. Brautwerber … von Anfang an klar, dass sich da was abspielt (durch die Musik ganz deutlich) Warum? o anderer Mythos im Hintergrund: der von Tristan u. Isolde … da läuft das auch so, Tristan wirbt f. seinen Oheim um Isolde Tristan-Akkord o 3te Anlauf d. Sehnsuchtsmotivs o Motiv d. unerfüllten Liebe, quälendes Verlangen o Musik kann man auch melancholisch deuten o Bsp. Lars v. Triers Melancholia … Vorspiel wird immer wieder an bestimmten Stellen gebracht kein Optimismus, etc. z.B. Andere Begegnung zw. d. beiden Blick-Motiv aus Tristan u. Isolde z.B. Parzivals 2te Gralsfrage Parzival = Schnittstelle zw. Kosmos v. Boorman u. Wagner Wagners Parsifal hat kaum was m. ihm gemein, außer: o beschränkter junger Mensch o er ist der einzige, der den Gral finden kann Arthur: Gralskönig Amfortas, der aufgrund eines sexuellen Vergehens Wunde empfangen hat … kann nicht sterben u. muss leben auch bei Wagner Idee d. Verfalls o Gemeinschaft d. Gralsritter verfällt … Parsifal rettet König auch Musik punktgenau zu Bildern gesetzt bewusste Inszenierungen z.B. erste Szene Traummusik f. Sigfried in d. Götterdämmerung Ring d. Nibelungen Sieg u. fehlendes Schwert o simpler 3-Klang … steht bei Wagner in einem bestimmten Zusammenhang o Idee d. siegenden Schwertes, Held … wird betont Wagner geht selber sehr subtil m. seinen Leitmotiven um Ring d. Nibelungen Nibelungen = Zwergenvolk o Alberich entwendet d. Zwergengold, weil er d. Liebe entsagt o kann Ring daraus schmieden … wird Herrscher d. Nibelungen u. bedrohlicher Fürst (wie bei Herr d. Ringe) o Wotan entwendet d. Ring, muss aber Bezahlung f. Burg Wallhall loswerden (Riesen bauen Wallhall) o Vertrag m. Riesen … politischer Gott … kann Ring d. Riesen nicht wegnehmen Wotan: kann Ring nicht zurückerobern u. auch nicht d. Auftrag dazu geben o schafft einen Helden 13 08.04. Robin Hood – Serielles Erzählen, soziale Mythen u. Hollywood 1. Wie man ein Mythos wird … archetypische Ausbreitung 1938 mit dem Film „The adventures of Robin Hood“ nicht vorher … überall seit daher, sogar in Werbung sehr bekannt … Bilder: Robin Hood immer mit Pfeil dargestellt Akteure Robin Hood … angelsächsische Abstammung, Robin von Locksley meist in der Zeit d. Gefangennahme v. Richard Löwenherz … der ist der gute aber abwesende König die Bösen Johann / John: nützt Abwesenheit seines Bruders dazu, das Königreich an sich zu reißen Sheriff v. Nottingham: böse, oft inkompetent Sir Guy of Gisborne o Lady Marian soll ihn heiraten die Guten im Sherwood Forrest Robin of Locksley Friar Tuck Little John Will Scarlet Much, the Miller’s Son (die letzten 2 können auch fehlen) das trifft auch auf Star Wars zu: schwarz/weiß gezeichnet Kirche u. Staat => Glaube wird nicht angezweifelt Arme … oft selbst in Wald geflüchtet, müssen gerettet werden, etc. immer wieder neue Mitglieder werden gewonnen = Spezifik d. Robin Hood Geschichte: Aufnahme = nach festgefügtem Schema m. Auffälligkeit: o jmd. begegnet Robin Hood in Kampfsituation … maximal unentschieden, meistens unterliegt Robin Hood o der bittet dann den, der ihn besiegt hat, in die Gruppe hinein aber Robin Hoods Führerschaft wird nicht angezweifelt … obwohl andere stärker sind od. mind. so stark wie er dazu wird Liebesgeschichte eingebunden Robin + Marian (von den Bösen gefangen genommen) immer wieder muss jmd. v. d. Rebellenseite zur Herrschaftsseite, Wechsel … muss ausgelöst werden o durch Unrecht, das gesühnt werden muss o Gefangennahme o Liebende müssen zueinander kommen endloses Erzählmuster 14 Ende: nur 2 Möglichkeiten die Bösen werden gut (das ist meistens so) o Richard taucht auf, wird wieder Herrscher die Guten sterben o historische Varianten … da stirbt Robin meistens … außerdem: wenn die Bösen gut werden, müssen Robin und Marian heiraten das ist gar nicht vorgesehen, Ende wird nicht erzählt ... so wie wenn Romeo u. Julia geheiratet hätten … klingt sehr archetypisch, man denkt sofort an literarische alte Erzählmodelle … ist aber ganz modern in dieser Art u. Weise entsteht im 18. Jhd., frühes 19. Jhd. => moderner Mythos Robin Hood => Outlaw-Mythos … Rebellen-Zyklus Textsorte, die starke Tradition im Amerika d. 19. u. 20. Jhd. hat o archetypische Variationen sind amerikanische Filme o Jesse James, etc. … spielt hier auch eine Rolle, darum die Prägung erst so spät u. gelungen in diesem Genre literarische Outlaw-Mythen: o z.B. „Die Räuber vom Liang Schan-Moor“ … aus dem 14. Jhd. … enge Parallele zur Entstehung d. Robin Hood Geschichte o keine vollständige Übersetzung ins Deutsche (ins Englische schon) … großer Romanzyklus: Biografien v. Leuten, die als Räuber zusammenkommen, Outlaws werden, etc. o endet letztlich auch mit Aussöhnung, böse Herrschaft wird gut Robin Hood beginnt nicht so kompliziert weder als Text, noch als historische Figur Robin-Hood-Forschung umfangreich kaum in akademischen Bibliotheken vertreten 2 Positionen: o historische Basis d. Robin Hood-Figur o sowie skeptisch 2. Wer war Robin Hood? … verschiedene Antworten der Name „Robert Hood“ ist kein seltener Name … gibt viele Dokumente Rob Hod (Hobbehod = Gesetzesbrecher, fug. (fugitive, Flüchtling), 13. Jh., Yorkshire o ob er das war? weiß man nicht Robert Fitzooth, Earl of Huntington (12. Jhd.), geb. in Loxley o wird Aufständischer … das war im MA normal, wenn man sich m. Autorität nicht gut stellt, mal 2 Jahre oder so in Verbannung, etc. Robert de Kyrne (13. Jhd.) o soll in d. Sherwood Forrest geflohen sein Robert Godbert (13. Jh.) u.a. in Nottinghamshire Robert Hood (14. Jh., Yorkshire) o evtl. identisch m. Robyn Hood, kurze Zeit später Kammerdiener d. Königs 15 ... Suche führt zu keinem Ergebnis momentan wird Robert Godbert favorisiert (David Baldwin) 3. Wie wurde Robin Hood? … berühmter mittelalterlicher Text v. William Langland: ca. letztes Viertel d. 13. Jhd.: „Piers Plowman“: I kan noght partiftly my Paternoster as the preest it syngeth. But I kan rymes of Robyn hood and Randolf Erl of Chestre Ich weiß das Vater Unser nicht, wie es ein Priester singen müsste, aber ich kann Reime v. Robyn Hood u. Randolf, Earl of Chestre, (negative Priesterfigur) sagen Vision … schläft … Figur, der er folgt, führt ihn in Landschaft zeigt Gefängnis u. Schloss … Hölle u. Himmel darin (typisch f. mittelalterliche Visionsdichtung): Moraldidaktik … oft auch satirisch Parallele: Alcuin and den Bischof von Lindisfarne (797): „Quid enim Hinieldus cum Christo?“ (Was hat Inge mit Christo zu tun?) Andrew of Wyntoun: „Orygynale Chronicle” Litil Johun and Robert Hude Waythmen war commendit gud; In Ingilwode and Bernysdaile Thai oyssit al this tyme that travail Little John u. Robin Hood waren als Geächtete im Wald sehr gelobt in Ingilwode und Bernysdaile lebten sie zu dieser Zeit (1283) und vollbrachten ihre Taten Schottische Chronik v. Walter Bower: „Scotichronicon” eine d. frühesten Geschichten, die wir m. Robin Hood verbinden Robin Hood hört Messe, wird v. Sheriff umzingelt, seine Leute fliehen, aber er bleibt bis zum Schluss der Messe u. kann dann alle vernichten Robin Hood => sehr fromm … keine Lady Marian o Robin Hood als religiöse Figur andere Quellengattungen sind Gerichtsprotokolle: Tutbury 1439: One Piers Venables, of Aston, gentleman, gadered and asembled unto hym many misdoers … and, in maner of insurrection, wente into the wodes in that contre, like as it hadde be Robyn Hode and his meyne Gentleman hat sich um Taugenichtse geschert, geht in die Wälder u. macht es so wie Robin Hood u. seine Leute: Robin Hood + Rebellion später: poetische Zeugnisse im 15. Jhd. 1. Handschrift in Kathedrale v. Lincoln Robin Hood in scherewood stod Hodud and hathed, hosut and schod Ffour and thurti arrows he bar in his hondus Robin Hood ist in Sherwood Forrest, hat Hut, Kapuze, Strumpfhosen, 34 Pfeile längeres Erzählgedicht … Robin Hood bekommt Geschichte „Robin Hode Inne Greenwode Stode Godeman Was he.” (Wiltshire, 14. Jhd.) evtl. Anfang eines Gedichtes Parallele zur germanischen Heldenepik: Ekkenlied o 1. Strophe haben wir nicht überliefert in HS, sondern in Carmina Burana o Strophe 69 … und sowas haben wir hier auch 16 Sprichwörter und Redewendungen „Many men speak of Robin Hood, who never drew his bow”. o über etwas reden, das es nicht gibt „Good even, good Robin Hood“ o zu einer guten Tat „gezwungen“ „Robin hood mile, Robin Hood pennorths, to go around by Robin Hoods barn” o Robin Hood wird mit etwas Gutem in Verbindung gebracht „Tales of Robin Hood are good for fools” Spiele Robin-Hood-Spiele: 1. Beleg: Exeter 1426/27: „Iusoribus Iudentibus lusum Robyn Hode“ o wir wissen nicht, ob es Spiel im Sinn v. Theaterspiel ist oder Wettkampf o immer im Mai od. Juni o haben immer etwas mit Wald zu tun o entlocken Bürgern d. Stadt Geld … auch im Sinne v. „Umverteilen“ … f. öffentliche Arbeiten verwenden Balladen 1. Robin Hood and the Monk (nach 1450) 2. Robin Hood and the Potter (um 1500) 3. Robin Hood and Guy of Gisborne (aufgezeichnet um 1650, sicher älter) Anfang v. „Robin Hood and the Monk” In summer, when the shaws be sheen, To see the deer draw to the dale and leaves be large and long, And leave the hilles hee It is ful merry in fair forest And shadow them in leaves green to hear the foules song; Under the greenwood tree … Robin Hood will zur Messe, Little John kommt mit, Schießduell, Robin Hood verliert, Little John bekommt Geld nicht, geht weg, Robin Hood wird gefangen genommen Mönch wird getötet (hat Brief, der Robins Tod bewerkstelligen soll), Little John + jmd. anderes reisen stattdessen zum König Robin Hood gerettet, Little John kann Führung haben, lehnt ab „Robin Hood and Guy of Gisborne” das ist ein bezahlter Killer, wird auf Robin angesetzt treffen zw. d. beiden … Killer weiß nicht, wer er ist … Robin tötet ihn, zerstört sein Gesicht u. er zieht seine Kleider an geht zum Sheriff u. gibt sich als Gisborne aus (der hat Gisborne beauftragt) … da ist Little John gefangen will als Lohn d. Hinrichtung Little Johns beiwohnen … rettet ihn, schießt von weiter Entfernung Sheriff ins Herz … kein Grund für sein Outlaw-tum … kein „den Reichen nehmen, den Armen geben“, gewalttätig, etc. zum ersten Mal wird Marian erwähnt: Adam de la Halle: „Le Jeu de Robin et Marion“ (ca. 1283) Schäferroman … man weiß nicht, ob das was mit Robin Hood zu tun hat irgendwann 1509 taucht Marian in Robin Hood Thematik auf zur Frau gewordene Mary (Jungfrau Maria) 17 Outlaw tradition (yeoman) vs. noble tradition (Robin of Locksley, Earl of Huntington) zum Einen Robin-Hood-Balladen o Action, tut was o Jahrmarktunterhaltung zum Anderen: adeliger Robin Hood … König Artus im Wald o neue Leute, die ihm was erzählen o Robin Hood frühstückt nicht, ohne dass ein neuer Mensch zu ihm gebracht wurde, der ihm was erzählen kann => wie König Artus, der nix isst, wenn ihm keine âventiure erzählt wird o wartet passiv o Opern aus d. 17. u. 18. Jhd. Sir Walter Scott: Ivanhoe o kreiert Robin Hood, so wie wir ihn heute kennen o lange Schlachtengemälde hemmen Handlung noch ein bisschen … beginnt im 5. Jhd. in germanischer Heldenepik und geht dann weiter mit Artus und Robin Hood! o ändert sich seit dem Mittelalter nicht mehr ... hat bis in Gegenwart Bestand Film: The Adventures of Robin Hood … schon 1922 gab es eine einflussreiche Verfilmung 1938: The adventures of Robin Hood … schreibt Bild v. Robin endgültig fest Regie: Michael Curtiz / William Keighley o Curtiz = in Ungarn geboren … weiß etwas über Europa Produzent: Hal B. Wallis, Henry Blanke Drehbuch: Norman Reilly Raine, Seton F. Miller „nach alten Legenden“ Warner Brothers … sehr bekannt f. Gegenwartsthemen (Krimis) o versuchen ihr Image zu ändern: erster Versuch: Midsommernightsdream (1934) o großes Studio o kurz vor Drehbeginn wird entschieden, dass Film nicht s/w sein soll sondern bunt … gab nur 11 Kameras in Hollywood, die das konnten (Technicolor) Darsteller: o Eroll Flynn o Basil Rathbone o Olivia de Havilland o Claude Rains Musik: Erich Wolfgang Korngold (österr. Komponist) Inhalt: Robin wird zum Outlaw, wird kurz geschildert historisch ungenau, so wie alles andere in dem Film auch o berühmter Brief eines erbosten Professors, der lange Mängelliste geschrieben hat … u. Antwort v. WB: „Thank you“ Robin ist an sich schon ein historisch falscher Mythos … Erfindung d. 19. Jhd., dass Robin Hood ins späte 12. Jhd. gesetzt wird alles, was da historisch genannt wird, ist falsch … aber darum geht’s nicht wichtigste Neuerung aus Robert-Hood-Operette d. späten 19. Jhd: erotisches Dreieck: Guy of Gisborne – Robin Hood – Marian 18 Robin Hood … wird amerikanisch ausgesprochen m. Betonung auf ROBIN Hood, statt RObin HOoD … aber das amerikanische reimt sich auf „Hollywood“ ;) 2 Welten … Königliches und Wald m. Robin Hood (immer heroisch, erster Auftritt mit Pferd reitend) … politisch könnte man das so sehen: o Umgang d. Normannen m. Sachsen vgl. Umgang d. Nazis m. jüdischen Geschäftsleuten o Normannen: nicht nur m. großen normannischen Architektur … geometrische Aufmärsche, etc. vs. Lebendiges Organisches v. Robin Hood Überinterpretation? o Film vllt. zu viel „Ehre“ od. zu viel Interpretation … Film möchte unterhalten u. das ist ihm gelungen … Rezipiert als Dokument d. Eskapismus (Realitätsflucht) war bei amerikanischen Truppen am beliebtesten im 2. WK o immer wieder neu aufgeführt in ökonomisch schlechten Zeiten o 1938 gings Amerika auch nicht so super Resonanzebene: Verhalten d. Normannen wird doch m. Unterdrückungsversuchen gleichgesetzt Bsp. 2ter toller Auftritt v. Robin Hood => mit Hirsch auf d. Schultern vorausgesetzter Widerspruch zw. Sachsen u. Normannen (Walter Scott-Erfindung … stimmt historisch nicht, den gab’s in der Zeit schon gar nicht mehr u. auch nicht unter Adeligen) Robin ist King Richard treu (der ist auch Normanne wie John) wird quasi dazu gezwungen, zum Outlaw zu werden, weil John die Herrschaft an sich reißt … immer wieder Gegenschnitte neue Unterdrückungsmaßnahmen, neue Racheaktionen was passiert im Imperium – was passiert im Wald wie Robin Hood (lustig) gegen Little John kämpft, später kommt Friar Tuck dazu o Männerbande Bsp. 2. Akt: Wald, endet m. Liebesszene politische Rechtfertigung u. Beginn d. Liebesaffäre zw. Marian u. Robin nicht Liebesgeschichte, sondern politisch o Robin zeigt Marian die armen Leute, die für jedes Stück Brot dankbar sind o waren einst glücklich, aber unter d. Herrschaft v. John geht das nicht Liebesgeschichte wird ein weiterer Grund dafür, dass Robin immer wieder nach Nottingham muss erotische Präsenz v. Eroll Flynn u. Olivia … die ist dem Meyer völlig entgangen o wird deutlich in der zentralen Liebesszene m. Balkon o reden, küssen sich u. dann taucht Richard auf Bsp. 3. Akt: Bischof eines Klosters (gibt nur Abt …) erkennt den inkognito-reisenden Richard u. gibt Nachricht an Prinz John, der will ihn töten lassen, Marian bekommt das mit, sendet Boten aus, wird erwischt, zum Tode verurteilt Richard tarnt sich als einfacher Mönch … alle knien nieder, als sie ihn erkennen 19 Marian soll am nächsten Tag hingerichtet werden, muss gerettet werden o Schluss wurde umgeschrieben, hätte in Schlacht ausarten sollen o stattdessen schleicht man sich ins Schloss … Abschlusskampf, Todeskuss Robin u. Guy Robin reitet m. Marian in die Burg … das sah man im Trailer o das kommt im Film gar nicht mehr vor, das wird weggelassen essentiell u. wesentlich in Robin Hood Geschichte, die sie v. anderen mittelalterlichen Mythen unterscheidet: völlig asexuelle Geschichte … obwohl da genug Möglichkeiten wäre nur politische Spannungen Beziehung u. Blicke in d. Szenen zwischen den einzelnen Protagonisten: auf der gleichen Intensitätsebene Tristan u. Isolde => erotische Spannung, ganz wichtig Excalibur (Film) => auch immer wieder erotisch das hier fehlt alles in diesem Film nicht nur zeitgebunden o hätten durch Burgtor einreiten können oder so als erotisches eindeutiges Symbol endet m. Zitat v. Stephen Knight (Robin Hood. A mythic biography, Cornell 2009, S. 151) versucht zu ergründen, warum der Film so erfolgreich ist: In film „a new and authoriative image of the hero was created. Drawing on the earlier versions but clearly different in a number of ways. Less aggressive than the social bandit, more active than the displaced lord, more leaderly than the rural esquire, Robin Hood of Hollywood strides, smiles, leaps on and off his horse, brandishes his bow, speaks with large gestures and noble sentiments, and always, unlike both the social bandit and the distressed gentleman, dominates the scene entirely. Adressing his men from on high, swinging through the air to menace the Normans, taunting his enemies from a battlement, standing with arrow ominously poised, he is a theatrical figure, but one that the magic of cinema can make, in one swift cut, both potent at a distance and intimately esciting in close-up. … Film can combine the two aspects of Robin, not only an active man, a fighter, a leader of men but also gentle and understanding in personal relations with the poor, with his male friends, with Marian.“ 15.04. Robin Hood (Erich Wolfgang Korngold) – Ein Österreicher in Hollywood (Robin Hood im Wienerwald) Korngold nach Hollywood emigriert während Nationalsozialismus spätromantische Beschwörung d. Mittelalters super Musik, v. Wagner kommende Tradition … MA im spätromantischen Ideom zu denken … Musik: einer der klassischen Hollywood-Scores (Score = Partitur) für den Film bestimmte Partitur, also die „Musik für den Film“ 20 Korngold (1897 in Brünn, gest. 1957 in Hollywood) Just as I do for the operatic stage, I try to invent for the motion picture dramatically melodious music with symphonic development and variation of the themes“ (1940, „Some Experiences in Film Music“) = bedeutendster Komponist, den Hollywood je hatte bedeutend: im klassischen Musikbereich schon bekannt o ist oft erst so, dass Komponisten zuerst via Filmmusik bekannt werden u. dann erst Aufsehen erregen durch Konzertmusik Phänomen, dass Komponisten fast exklusiv arbeiten in Hollywood, hängt m. d. Unterhaltungsaspekten zusammen o technische Spezialisierung im Komponieren ist notwendig … war entsprechend ein Ausnahmefall (in Russland ist das nicht so, Komponisten, die Rang u. Namen haben bei Konzertmusik, sind auch bei Filmmusik tätig) Industrie Hollywood … im Vgl. zu Max Steiner (Wr. Komponist, auch jüdischer Abstammung) luxuriösen Vertrag: künstlerische Autonomie innerhalb v. 3 Jahren 2 Filme o nicht Weisungsgebunden, konnte nebenher Konzerte machen o künstlerische Autonomie (hat Robin Hood zuerst abgelehnt) Korngold behauptet, dass er auf Cuesheet (Einsatzplan) verzichtet o wird innerhalb v. Szene aufgezeichnet im Mikrosekunden genau ... wie lange Einstellung dauert, wann etwas Dramatisches geschieht (also wie die Musik sich an d. Film orientieren soll) o er sagt, dass er, während Film spielte, m. Komponieren begann, Ideen entwickelte, etc. o Kollegen, die weniger Zeit haben => orientieren sich an Cuesheet … müssen auf d. Punkt kommen sagt, er arbeitet so wie f. Symphonie … stimmt nicht ganz, aber ist auch nicht verfehlt Zeit- u. Finanzzwänge: Widersprüche … Ben Winters: A film score guide eigene Monografie zu seiner Musik (das gibt’s nur ganz selten) Entstehung, dramaturgische Verwendung, etc. wird da angeschaut postmoderne Theorien (Tod d. Autors, Pluralität d. Textes) Produktionsbedingungen in Hollywood WB, MGM, Universal, etc. … teilen Macht unter sich auf Komponisten durch Verträge an sie gebunden (auch Regisseure, Schauspieler) o man wollte Robin Hood m. James Cagney besetzen … Gangsterfilme … wäre völlig anderer Film geworden … der ist aber aus Vertrag ausgestiegen tragische Biografie … obwohl er u. seine Familie d. Nazis entkommen konnten weniger in politischen als in musikhistorischen Umbrüchen, die im 20. Jhd. so geschehen sind, wie in keinem davor o vllt. auch nicht unabhängig v. d. Politischen 21 1897-1957 „The last Prodigy“ … das letzte Wunderkind (Standardbiografie) hat mit 11 Jahren Ballett f. großes Orchester komponiert („Der Schneemann“) => 1910 (da war er 13) an Wr. Staatsoper uraufgeführt nur möglich weil Korngolds Vater Einfluss hatte (Julius Korngold … Musikkritiker d. Neuen Freien Presse) o Torberg berichtet, dass Vater Korngold nicht nur bei d. Proben anwesend war, sondern Kapellmeister dauernd dreinredet o hat ihn auch geprägt Lehrer: Robert Fuchs u. Alexander Zemlinsky o Korngold … musikalisch romantisch o Harmonik (verlässt niemals Grenzen d. Formalität bei aller Freiheit) o Traditionen d. 19. Jhd. treu geblieben … und das ist schon problematisch, weil diese Entwicklung gerät in Dissonanz nach d. 1. WK Tendenz zu einem härteren Orchesterklang bis dahin … große Erfolge: „Der Ring des Polykrates / Violante“ (Operneinakter, 1916) „Sursum corda“ (Ouvertüre, 1919) … sehr erfolgreich „Die tote Stadt“ (Oper, 1920) … musikalischer Umbruch: antiromantisch, sarkastisch, neoklassizistischer Ton das macht Korngold nicht mit zunächst Operettenarrangements ab 1923 o vollendet Werk v. Leo Fall: „Rosen aus Florida“ o Johann Strauß: „Eine Nacht in Venedig“, „Die Fledermaus“ (Berlin 1929): Regie Max Reinhardt Berlin in 20er: Trend zur Operette, die oft als große Show inszeniert wurde o Jacques Offenbach: „Die schöne Helena“ … kommt über Max Reinhard nach Hollywood „Midsummers Night’s Dream“ o 1934 Filmmusik, arr. Felix Mendelssohn Bartholdy 3 verschiedene Aufnahmeverfahren: o Teile vorweg aufgenommen, über Lautsprecher während Szenen gedreht wurden als Hintergrund laufen lassen (war im Stummfilm auch so) … Musik als Gefühlsverstärker f. d. Aufführung o on stage o im Nachhinein aufgenommen u. im Film hinterlegt (traditionell) WB versuchten in den Prestigemarkt einzusteigen … künstlerischer Anspruch o da kommt ihnen Korngold genau recht o erster wirklicher Film komponiert: „Captain Blood“ (1935) Teile v. Liszt symphonischen Dichtungen ... aus Zeitmangel … aber Großteil d. Musik stammt von ihm o 2ter Film: „Anthony Adverse“ (1936): Oscar dafür bekommen daneben Opernkarriere verfolgt: o 1938: „Die Kathrin“ … sollte an Wr. Staatsoper uraufgeführt werden 22 sonst noch: „The Prince and the Pauper” (1937) „The Adventures of Robin Hood” (1938) „The Private Lifes of Elzabeth and Essex” (1939) „The Sea Hawk” (1940) „The Sea Wolf; King’s Row” (1941) o King’s Row: … besonders, soll Star Wars Musik inspiriert haben … während d. Krieges: wenig komponiert (Psalm) wollte nach d. Krieg Fuß fassen … aber Musik hat sich dann noch mehr abgewandt v. der Musik, die er komponiert hat o serielle Musik … völlig anderer Planet als Korngold große Symphonie (einzige) … extra nach Wien zurückgereist … u. dann wieder zurück nach Hollywood mit 60 Jahren gestorben ... gibt Hollywood bis in 50er Jahre nostalgischen Glanz … die Art von Musik kann woanders gar nicht mehr weiterleben, aber da schon „News has come from Vienna“: zur Entstehungsgeschichte v. Korngolds Musik zu „The Adventures of Robin Hood“ Löwenherz wird während Kreuzzüge gefangen genommen (das sind die News) … News, die Korngold während d. Begegnung m. Robin Hood erfuhr, waren andere – aber auch schlecht Die Kathrin (Oper 1938) soll in Wien uraufgeführt werden o Libretto: Ernst Decsey o Dirigent: Bruno Walter o Francois: Jan Kiepura / Richard Tauber (steht erst später zur Verfügung) o Kathrin: Jarmila Novotna Besetzungsprobleme … jüdisch … Korngold bekommt Brief, dass er Musik für Robin Hood schreiben soll macht er, weil wenn er zurückkommt, ist Richard Tauber f. d. Oper verfügbar ist nach 6 Tagen in NY, dann weiter nach Kalifornien … Film ist schon fertig, er soll Musik dazu machen Vater sagt, er solle einen Teil aus d. Kathrin nehmen u. da einfügen Korngold sagt, dass er den Film nicht vertonen kann … sagt ab (Feb. 38) … seine Frau (Luzi)schreibt die erste Biografie über ihn o befreit vom Zwang: schreibt dann alle Themen auf, die ihm einfallen o romantische Tradition, Gefühle, Psychologie, Leidenschaft … als wahre Musik u. nicht Untermalung v. Action auf d. Bühne … währenddessen: Schuschnigg trifft Hitler: Berchtesgadener Abkommen Produzent kommt zu ihnen nach Hause, sagt, dass er den Film machen muss o Korngold überlegt u. sagt dann zu, aber nur, wenn er jederzeit abspringen kann o unklar, ob ihm d. politische Situation bewusst war (viele dachten, dass man sich arrangieren konnte, u. man das noch richten kann, z.B. Adorno) 23 komponiert Robin Hood o holt bevor Hitler einmarschiert seine restliche Familie nach Hollywood o sein Sohn „Schurli“ => George … produziert später auch Filmmusik hat der Film politische Botschaften? … wurde vor Einmarsch d. Nazis gedreht romanische Usurpatoren vs. germanisches „Ur“volk o kann man so sehen, wenn man will … gibt halt einfach die Guten u. Bösen 3 Fragen anhand d. Musik: führen in Technik v. Filmmusik ein 1. Mittelalter-Musik? oder. Zwischen Diegese u. Extra-Diegese … versucht nicht, mittelalterliche Klänge zu imitieren tlw. gabs Versuche (vor d. Arrangement Korngolds), mittelalterliche Musik zu recherchieren … Unterschied: source music u. underscore source music = diegetisch (Diegese = Bericht, Erzählung, Darstellung) o Musik erklingt als Teil d. Handlung innerhalb d. Films … Klangquelle oft zu sehen underscore =extradiegetisch o Untermalungsmusik … ist nicht so einfach zu unterscheiden! (pseudodiegetische Musik) z.B. großes Fress-Fest v. Prinz John o zuerst sieht man Musiker … und daraus entwickelt sich Orchestermusik! o man sieht Musiker, aber die spielen nicht z.B. Kampf zw. Robin Hood u. Little John (siehe unten) … Mittelalter-Musik: Sommerkanon (HS aus Abtei v. Reading) … wurde überlegt, ob das f. Film verwendet werden sollte (bevor Korngold herangezogen wurde) … Memo an William Keighley (1. Regisseur): One song of the period, or to be exact, composed in 1225 has been preserved and we have the music and the words. It is evidently well known and while the words of our copy are in Old English the music is decipherable and there are instructions that will make it possible for it to be played. The title is „Summer is icumen in“ klanglich reizvoll, eines d. wenigen klanglichen Stücke, die überliefert sind ca. 1225 … m. Kuckuck etc. Bsp. Little John pfeift das, bevor er zur Brücke kommt (Szene: Kampf zw. Robin Hood u. Little John) Will Scarlet hat Laute (eigentlich hat Robin Hood Sänger bei sich) man hört aber gar nicht d. Laute, sondern Orchester ist lustig, man sieht, dass es kein ernster Kampf ist … Korngold hat sich selbst m. alter englischer Musik beschäftigt hat schon in Wien Recherchen betrieben u. Stück aus d. 16. Jhd. notiert 24 Stück v. Thomas Ravenscroft: „Three Country Dances in one” o charakteristisch wiegenden Rhythmus, 3er Takt das gibts beim Thema v. Maid Marian (in Dur gewendet) … sicher davon inspiriert o das ist immer, wenn sie da ist, bis sie ein Liebespaar werden … da kommt dann eigenes Liebesthema Warum sind denn die nicht verwendet worden? WB war unglücklich m. d. ersten Entwicklungen d. Films (Story) MGM … hat anderen Robin Hood Plot entwickelt … Deal m. WB o WB bekommt Story, dafür treten sie Rechte f. Robin Hood-Operette an sie ab Film v. Erol Flynn war so ein Erfolg (schon bei sneak-Previews), dass MGM das nicht weiter gemacht hat 2. Romantischer Künstler u. industrielle Produktion, od.: das geniale AutoPlagiat Bild v. o o o Short Score = wichtigste musikalische Substanz eine Art Skizze man sieht, dass HS von dem, der hier tätig ist, danebensteht Orchestratoren: HWK = Hugo W. Friedhofer, MR = Milan Roder nur Ausschnitte … sind das Eigenkompositionen? ist nicht ungewöhnlich Hugo Friedhofer hat selbst einige Szenen v. „Vom Winde verweht“ komponiert o hauptsächlich v. Max Steiner … aber halt nicht nur … Arbeitsteilung … Korngold hat nicht seine eigenen Sachen orchestriert … also die Feinheiten hat er seinen Orchestratoren überlassen, v.a. Hugo Friedhofer (war selber bedeutender Komponist) … man sieht Einflüsse v. Korngolds früheren Kompositionen „Die Kathrin“ (1937, 38) Leo Fall u. Korngold: „Rosen aus Florida” (1925/29) o „Marsch der fröhlichen Männer“ (Beginn d. Films m. Main Title) o stammt aus Rosen aus Florida aber nicht in Marschgestalt, sondern als Walzer Schönheitswettbewerb … f. Miss Austria: Walzer spielt adaptiert „Sursum corda!“ (1919) o Thema wurde 1:1 für Robins Thema übernommen (Ouvertüre op. 13) o Vorbild f. Richard Strauß … Freude o Titel: „Erhebet die Herzen“ … 1919 komponiert … Aufmunterung, dass Landleute sich nicht ins Schicksal ergeben sollen (verlorener 1. WK) „geräuschvoller Misserfolg“ Brückenschlag zw. ernsthafter Konzertmusik u. Filmmusik geschafft 25 Robin Theme: hat beide Themen aus denselben Intervallschritten genommen Robin Theme u. Brückenmusik (Jollity) o sehr auf das Rhythmische eingestellt Variante, wie Richard Strauß das auch gemacht hat … fast bis zur Unkenntlichkeit transformiert 3. Leitmotiv-Technik, Mickey-Mousing u. Bedeutungsproduktion bestimmte Figuren, Ideen, etc. => werden Themen zugeordnet o Robin-Hood-Theme, Jollity, Marsch d. fröhlichen Männer (march of the merry men) … Techniken, von denen Korngold behauptet hat, er könnte es nicht gut od. es hätte keinen Spaß gemacht: Action-Musik Mickey-Mousing … Synchronisation m. Bild u. Bewegung o präzise Synchronisation v. Bewegungen auf Leinwand u. Musik o das gibt’s oft in Filmen dieser Epoche (Korngold od. z.B. Max Steiners „King Kong“) Swashbuckling – Mantel & Degen Film o Überfall auf Geldtransport o Gegenschnitte, es kämpfen schon welche u. nach u. nach werden alle angegriffen … Musik wechselt auch entsprechend o Bewegung v. Robins Leuten, die aus Bäumen kommen => wird auch musikalisch untermalt komplexer angelegt, nicht einfach eine Figur, sondern ganzer Ideenkomplex o klingt schon im Main Title an … wird niemandem zugeordnet kommt, wenn Robin von England od. Gerechtigkeit spricht „Justice – King Richard – England“ König Richard gibt sich zu erkennen … u. dann wird klar, dass hinter d. Thema d. gute König u. England vereint steckt 22.04. L’éternel retour – Tristan in der „Gegenwart“? = s/w-Film … ästhetisch erfolgreichster Tristan-Film überhaupt … aber trotzdem problematisch Texte, die mythischen Status erreichen, entstehen aus verschiedenen Quellen … so auch bei Tristan u. Isolde o Liebespaar, Liebestrank, keine legitime Liebe => das weiß jeder, der schon mal was von Tristan gehört hat Grundgerüst … stark variiert … Liebestrank verbindet die falschen u. doch richtigen Leute miteinander falsch: Isolde ist schon längst verheiratet m. König Marke (Tristan ist sein Neffe) richtig: Tristan + Isolde gehören zusammen 26 … heimliche Liebe wird immer thematisiert … bis es aufbricht u. sie sich trennen Tristan trifft auf andere Isolde, die er heiratet od. zumindest enge Beziehung eingeht, aber physisch nicht vollziehen kann (je nach Version) Versuch, Isolde wiederzusehen … misslingt, Tristan stirbt u. Isolde aus Liebe auch Stoffgeschichte Entstehung = unterschiedl. … Parallelen zu anderen epischen Texten: z.B. Akhr-od-Din As’ad Gorgani: „Wis u. Ramin“ (Persischer Autor) hier geht die Geschichte gut aus … älterer Bruder stirbt, d. jüngere kann sie heiraten genetischer Zusammenhang? => sieht Meyer sehr zweifelhaft … v.a. wenn man sich überlegt, was die Parallele ist: höfische Geschichte o Adelsschicht folgt bestimmten Gesetzen, Liebeskultur … das gibt’s in verschiedenen Gesellschaften zu verschiedenen Zeiten in Europa u. Indien o Was kann in solchen Gesellschaften überhaupt erzählt werden? o z.B. Dt. => dauert lange, bis man v. Arbeitern, etc. erzählt o also gibt’s große Einschränkung v. Geschichten, die überhaupt erzählt werden können … Geschichte v. ehebrecherischen Liebe am Königshof … das gibt’s überall o Strukturparallele, aber hat nix m. Genetik zu tun eher in d. näheren Umgebung finden Genetische Zusammenhänge: „aithed“ (Aithed Gráinne re Diarmait) – Mann entführt Frau o leben im Wald (Nicht-Zivilisation) einige Zeit zusammen o auch Tristan u. Isolde leben im Wald in einigen Versionen „imram“ – Seefahrergeschichte o Seefahrt ins Ungewisse … manchmal m. bestimmten Ziel aber oft in ungewisse Richtung o Hl. Vita d. Hl. Brendan … der zu Fahrt aufbricht und div. Jenseitswelten erfährt o erfolgreicher Erzähltyp d. irischen Literatur … irgendwann kamen aithed u. imram zusammen => Wunschstruktur, die ähnlich wie Tristanstruktur ist u. die zu dem wird, was uns im Mittelalter relativ fest geformt als Tristanstoff entgegenführt DRVSTANVS (Inschrift, 6. Jhd.) o Stele in Irland … das könnte eine latinisierte Form sein eines Namens, der auf Tristan hinweist … wir haben hier (für uns nicht rekonstruierbar) eine Geschichte wie wir sie schon v. Robin Hood kennen viele Erzählungen werden zusammengefügt vermutlich im 11./12. Jhd. entsteht dann Tristan u. Isolde 27 2 unterschiedliche Tristan-Fassungen existieren parallel: dahinter zeigt sich evtl. eine Entwicklung … aber das hält Meyer für falsch o weil wir haben keine nachweisbare Belege, dass es eine Chronologie d. beiden Texte gibt o beide Texte sind f. höfisches Publikum gedacht o entstanden um 1100, aber später überliefert, alles nur Fragment u. sekundäre Übersetzungen gibt es nicht spielmännische Fassung = popularisierende o altfrz. v. „Beroul“ (Fragment) o mhd.: Version v. Eilhart v. Oberge höfische Fassung = aristokratisierend o altfrz. Fragment v. Thomas, der aus England kommt = Thomas d’Angleterre den gibt’s nur als Fragment … ist uns im Altisländischen überliefert (Tristrams Saga ok Isondar, Bruder Robert; Sir Tristrem) o dt. Fassung v. Gottfried v. Straßburg … schönste Fassung d. Tristans … ist auch nur ein Fragment Gottfrieds Tristan = kennen wir nur unvollständig Ulrich v. Türheim u. Heinrich v. Freiberg setzen es fort Tristan-Stoff ist im MA europaweit verbreitet … obwohl ehebrecherische Liebe im MA nicht erlaubt ist o frz. Fassungen sind vermutlich die ersten Texte o darauf aufbauend: deutsche Fassungen o englische u. nordische Fassungen basieren auf d. Frz. o Italien: Tristan-Stoff sehr erfolgreich: Prosa-Zyklus o italienische Fassung ist Basis f. tschechische, spanische u. (im 16. Jhd.) weißrussische Fassungen Lanzelot + Ginover = auch politische Liebe (hält ihn am Artushof), entsteht natürlich Tristan + Isolde = keinen politischen Zweck, entsteht durch Magie (Zaubertrunk) popularisierend Fassung ist komischer, spielen Komik deutlich aus: Hauptteil d. Tristan-Romane besteht darin, dass sie sich heimlich treffen müssen … das bietet Möglichkeiten f. Komik Liebestrank: da steht genau, wie das wirkt (z.B. 4 Jahre besonders stark, müssen sich 1x in d. Woche sehen, sonst sterben sie, danach nimmt Wirkung ab, nach Eilhart) o also es kann zu Trennungen kommen Wald meist sehr karg vs. aristokratisierend Liebestrank: keine abgestufte Wirkung: absoluter Liebestrank … problematisch o muss erklären, wieso sie sich trennen können o Gottfried v. Straßburg muss das Problem nicht lösen, weil sein Text abbricht o Ulrich v. Türheim ignoriert d. Problem, Heinrich v. Freiberg: Sterne f. Liebestrank stehen schlecht … so kann er sich abwenden 28 Grundstruktur Vorgeschichte d. Eltern Tristans: Riwalin u. Blanscheflur sind ein tragisches Liebespaar o sie verlieben sich, haben Sex, sie wird schwanger, sie fliehen … Blanscheflur ist m. Marke verheiratet o Tristan wird zu früh geboren, Legitimität steht in Frage … wird v. Zieheltern aufgezogen Tristan wird entführt (immer m. Seefahrten verbunden) … kommt zum Hof seines Onkels Marke (Cornwall) o linearer Aufstiegsweg: Tristan macht Karriere am Hof … Aufstiegsstruktur v. Vaterlosen zum Karrierehöfling … wird perfekt, bringt Kultur Marke will Tristan als Nachfolger das ist den anderen ein Dorn im Auge Tristan besiegt Tötschläger u. Morholt (mythisch gefährliches Irland … entführt Kinder aus Cornwall) o Tristan zieht Isolde (Schwester v. Morholt) sich zum Ebenbild … die wird auch perfekt aufgezogen, so werden sie aufeinander hinbewegt o Tristan schlägt Marke vor, er soll Isolde heiraten so ist das in der aristokratischen Version o in der anderen ist das mythischer politische Aspekte: o politische Ehe v. Marke u. Isolde … Befriedung o gefährlich f. Isolde, weil sie weg v. ihrem eigenen Reich muss … eigenes Reich = Schutz f. sie o darum gibt Mutter (die kann Schwerter vergiften u. Tränke brauen) Liebestrank … das ist f. Hochzeitsnacht zwischen Isolde u. Marke Liebestrank auf dem Schiff: Verkettung vieler Zufälle … Hofdame gibt Tristan u. Isolde das Getränk o Liebe wird vollzogen … sie kommt nicht als Jungfrau in Cornwall an verschiedene Betrugsszenen … 2 Episoden kommen immer vor: o Bsp. vereinbartes Stelldichein bei Nacht in Baumgarten … Marke sitzt am Baum Tristan sieht Spiegelung v. Marke, weiß nicht, was er machen soll, steht versteinert da Isolde kommt, sieht d. Spiegelung auch u. beginnt wunderbaren Dialog … wieso sie denn hier hergebeten wurde, sie ist nur dem Mann treu, dem sie ihre Jungfernschaft gegeben hat … etc. o Bsp. Gottesurteil: Isolde wird angeklagt u. muss Gottesurteil fälschen, damit sie es bestehen kann Isolde lässt sich v. Tristan (ist als Pilger verkleidet) aus dem Boot heben … fällt um, auf ihn … sagt, sie habe noch nie in anderen Armen gelegen als in denen v. ihrem Mann u. d. Pilger 29 weitere Baumgartenszene … bei hellem Tage … Marke überrascht die beiden Tristan flieht, trifft andere Isolde nach längerem Weg … geht Ehe m. d. anderen Isolde ein (sie heißt auch so … Namensmagie) o kann Ehe nicht vollziehen … wird deutlich, weil sie m. ihrem Bruder reitet, Wasser spritzt an d. Schenkeln d. Isolde hoch u. sie sagt, dass das Wasser kühler als Tristan ist o Bruder ist entsetzt … Tristan bekennt sich zu Isolde I kommt zu einer Verwundung … meistens durch „Tristan den Zwerg“ o die führt zum Tod, Isolde kommt nicht mehr rechtzeitig (meistens durch List v. Isolde II) … enden verschieden: Rebe wächst auf 1 Grab, Weinstock auf anderem o weit voneinander weg … Wurzeln wachsen trotzdem zusammen manchmal ist die Geschichte aber auch einfach aus … Stoff ist bis in Frühe Neuzeit sehr erfolgreich 50er: Denis de Rougement: „Die Liebe und das Abendland“ o These vertreten: Tristan-Text ist so etwas wie ein Sündenfall im Mittelalter … in der abendländischen Kultur o seit d. Tristan => perfekte Liebe nur als ehebrecherische Liebe denkbar o geht auf frz. Literatur ein (Mdm. Bovary) o starke Tradition, die Liebe u. Ehebruch zusammenbringt Andreas Capellanus: „De amore libri tres” Tragödie v. Hans Sachs (16. Jhd.) Richard Wagner: 1859 => „Tristan u. Isolde“ o Handlung in 3 Aufzügen o die Fassung reduziert Episodenreichtum auf nur 3 Szenen (Handlung in 3 Aufzügen) Liebestrank auf Schiff Tristan u. Isolde treffen sich geheim, weil sie glauben, dass Marke zu Jagd ausgeritten ist … ist aber Finte, werden ertappt … müssen sich trennen … Tristan stürzt sich in Schwert seines Freundes / Gegners (der ist eifersüchtig auf d. Liebe) sterbender Tristan u. Isolde, die ankommt … Isolde II kommt gar nicht vor, Tristan stirbt, bevor Isolde ankommt Tristan u. Isolde danach immer wieder aktualisiert … Richard Wagner sehr prägend Joseph Bedier:1900 => Der Roman d. Tristan u. Isolde („Le Roman de Tristan et Iseut“) o gibt Quellen an o ist oft f. weitere Tristan-Fassungen in d. Moderne verwendet worden Thomas Mann: (1901) „Tristan“ o geht auf Sehnsuchtsmotiv v. Wagners Tristan zurück 30 … Tristan hat es als Film schwer Wagner hatte schon im Festspielhaus unsichtbares Orchester (klanglicher + optischer Vorteil … man wird nicht v. Bühne abgelenkt) => unsichtbare Bühne weitergedacht … weil er hatte das Gefühl, dass er das, was er m. d. Musik aussagt über d. Liebe d. beiden nie auf die Bühne bringen kann o Problem: was man zeigen / sagen kann … hängt immer hinterher L’éternel retour … Film wird 1943 uraufgeführt … politische Situation Zeit d. Besitzung, in besetzte Zone (Paris, Bordeaux, etc.) u. unbesetzte Zone geteilt (Vichy) o Vichy-Regime politisch völlig entmachtet o anti-jüdische Politik, Deportationen, etc. Wirtschaft: erstaunlich gut … vor d. Besetzung waren Arbeitslosenzahlen extrem hoch, sinken v. 1 Mio. auf 125.000 … als es befreit wird => Vollbeschäftigung o Renault ver5fachte Umsatz zwischen 1940 u. 45 Problem d. Kollaboration m. Nazideutschland Resistance organisiert sich aus England (General de Gaulle) Film Regie: Jean Delannoy o hatte 1942 großen Erfolg m. „Pontcarral, colonel d’empire“ o Historienschinken … weil damit kann man dt. Zensur leichter umgehen … auch wenn man was Aktuelles machen wollte (Widerstand) Drehbuch u. Dialoge: Jean Cocteau o bezeichnet sich als Surrealist … aber die Surrealisten mochten ihn nicht o große Erfolge als Dramatiker … einige experimentelle Filme gedreht o politisch ambivalente Figur … jüdischen Künstler geholfen, andererseits Nazi-Monomentalbildhauer Arno Breker … Liebeserklärungen an den veröffentlicht => Kritik eingebracht o war jmd., der offensiv zu seiner Homosexualität stand, verteidigte die o Verhältnis m. Jean Marais … haben zusammen gewohnt Musik: Georges Auric => dazu gibt’s nächstes Mal mehr Besetzung: nicht sehr hochkarätig o Jean Marais (Patrice) wird Star d. frz. Kinos durch d. Film o Madeleine Sologne (Nathalie (die Blonde)) o Jean Murat (Marc) o Pieral (Achille Frossin) o Yvonne de Bray (Gertrude Frossin, seine Mutter) 31 o o o o o Roland Toutain (Lionel, Patrices Freund) Junie Astor (Nathalie (die Brünette)) Jean d’Yd (Amédée Frossin) Alexandre Rignault (Morholt) Jeanne Marken (Anne) Frisur v. Madeleine Sologne ständig imitiert ... Pulli v. Jean Marais wird total bekannt o Leute stehen Schlange, um Film zu sehen … Bezug auf Nietzsches Konzept d. ewigen Wiederkehr im Vorspann sehr oberflächlich … Geschichten wiederholen sich, Wiederaufnahme d. Tristan u. Isolde Geschichte o Basis: Wagner u. Joseph Bediers Roman … Film erzählt angeblich Tristan u. Isolde Geschichte neu in der Gegenwart die wirkt eigentümlich zeitlos gibt mittelalterliches Schloss (eher wie aus Gothic Novel) klar erkennbar (das macht ihn schwierig) Dichotomie / Dualismus zwischen gut u. böse o die Guten = blond, die Bösen nicht o Vorwurf: nationalsozialistische Ästhetik nicht von der Hand zu weisen … aber so einfach ist es auch nicht u. geht so nicht auf Es spielen mit … Großgrundbesitzer namens Marc Neffe von ihm = Patrice (Tristan) einige andere Verwandten, so wie Hofstaat bei Tristan u. Isolde in mittelalterlichen Fassungen Isolde, die blond ist … u. die v. Tristan Marke zugeführt wird heißt hier Nathalie das Böse = sehr aktiver Zwerg (Achille Frossin) o der ist m. mittelalterlichen Fassungen kompatibel Bsp. Beginn: … wir erhalten Einblicke in disfunktionale Familie Gertrud, Mann, Achille (Zwerg, Sohn) sind Verwandte des Burgherren (soziale Hintergründe weiß man nicht) o sind geduldet … Gertrud hat 2 Schwestern, eine davon Mutter v. Patrice, die andere war m. Mark verheiratet (ist gestorben) o sind die ältesten … haben Sohn, der mind. so alt ist wie sein Gegenspieler (ca. 24) o Achille tritt als bösartiges Kind auf, wird v. d. Mutter auch so behandelt o Vater hat Gewehrsammlung, die benutzt er nie … aber sein Sohn schon u. tötet damit Leute wir sehen Bild v. Patrice (in seinem Zimmer) … das stößt Achille weg u. nimmt Zigaretten v. ihm weg u. Schlips aus d. Schrank (Symbol d. Männlichkeit) eindeutig, dass der Aktive, Souveräne der Zwerg ist o Patrice ist zwar schön u. Bedrohung f. d. Zwerg => aber wird als passive Figur in Film eingeführt … das geht in gewisser Weise so weiter 32 … dann kommt Patrice das erste Mal reitet v. Hund begleitet m. Pferd, tobt m. Hund Patrice ist dauernd in Bewegung … Männlichkeit … hat auch etwas Bösartiges o Wagners Sigfried ist auch so … kommt m. Bär u. quält Zwerg (so wie Patrice das mit Achille macht) Zwerg will eh in Schrank, muss Schlips zurückbringen u. nutzt Situation f. sich (bekommt dann Mitleid v. Mutter, zerrupft sich, etc.) sehr überlegt, wie Figuren eingeführt werden o Assoziationen zum Tristanroman u. Wagner Bsp. Onkel Marc kommt m. Auto, ist der Herr furchtbares Familienabendessen (scheint aus Gothic Novel zu kommen … düsteres Familiengeheimnis) o Präsenz d. Bösen … verbunden m. d. Zwerg u. Gertrude Ruhepunkt: Spiegelung, was auch in mittelalterlichen Fassungen vorkommt: privilegiertes Verhältnis zwischen Marc u. Tristan Brautwerbung … Tristan schlägt Onkel vor, dass er Frau haben müsse … die sucht er jetzt für ihn … m. d. Schiff o anders als in mittelalterlichen Fassungen: Isolde u. Marc = gleichgestellt Bsp. Morholt u. Nathalie in Kneipe … Prügelei zw. Patrice u. Morholt (der behandelt Nathalie schlecht) o Patrice wird wie Leiche hinausgetragen … wird Objekt d. Blicks v. ihr … Schenkelwunde durch Messer (Kastrationssymbol) o wird zur Ziehmutter v. d. beiden gebracht … hochgepeppelt (das gibt’s in mittelalterlichen Versionen auch) Patrice macht Antrag f. seinen Onkel … sie ist enttäuscht, kommt aber mit Hochzeitsszene Liebestrankszene … Nathalie bekommt Liebestrank v. Ziehmutter, die ist wie Kräuterweib o wird getrunken in regnerischer Nacht (Gothic-Novel-Szene) o Cocktail … Zwerg vertauscht, weil er glaubt, dass Liebestrank Gift ist o sie will nicht trinken, aber er überredet sie (wie in mittelalterlichen Version) Minnegrottenszene (einsam am See auf Berg) Rückkehr-Abenteuer o Nachtigall-Motiv … damit verständigen die Liebenden sich gibt böse dunkelhaarige Nathalie II Tristan stirbt 10min lang am Ende d. Films Riesiger Erfolg … Warum? Eskapismus man kann die Protagonisten leicht nachmachen (Frisur, Pulli) Massenhysterie nach Ende d. Naziherrschaft: Verruf v.a. in England narzisstische Imagination arischer Rassen o blondes Haar (extra gefärbt worden, damit es besonders blond wirkt) d. Protagonisten 33 nicht stimmig Liebespaar ist oft im Bild, schaut sich kaum an o schauen in gleiche Richtung, oder d. andere schaut woanders hin o Blicke d. Zuschauer werden häufig auf Patrice gelenkt … der bleibt das zentrale Element wichtige Liebe u. Leidenschaft => wirkt merkwürdig o viel leidenschaftlicher: Beziehung zw. Patrice u. seinem Freund Lionel od. m. Marc o die berühren sich … agieren permanent miteinander ausdrucksloses Gesicht, lange Kleidung v. Nathalie o bis auf wenige Szenen fast aus Handlung ausgeschlossen o Gegenteil d. aktiven handlungsbestimmenden Isolde auch Nathalie II bleibt distanzierte Figur o homosexueller Subtext, der hineingebracht wird o u. arische Komponente Bsp. 1. Auftritt Patrice => Militärstiefel, etc. … sieht super aus darin perfekter Mann + Aussage d. Films o wir sehen zunächst nur sein Bild, das er in seinem eigenen Zimmer hat o Narzissmus … Nathalie schaut ihm sehr ähnlich Männlichkeit Patrices o heroische Bootsfahrten … agiert, bleibt aber Spielball v. Zwerg o Objekt v. Blicken … schwitzt, weint … Nathalie: nur 1 Träne o kann sich nicht durchsetzen keine positive Figur … ihm gelingt eigentlich nichts wird 2x verwundet, duldet, leidet o kein Sieger wurde m. d. Ästhetik v. Leni Riefenstahl verglichen o Körper als Massenphänomen inszeniert (Leni R.) o heroischer Körper … muss zerstört werden (Film) … radikale Entpolitisierung d. Tristanstoffs Wahl d. Stoffs u. Einfluss Wagners … wirkt auf d. ersten Blick wie Nazigeschichte o Wagners „Tristan“ nicht beliebt bei Nazis gibt nur Tod … keine Verklärung d. Liebenden o schon im Mittelalter so o auch in Minnegrotte erzählen sie sich tragische Liebesgeschichten … Film endet offen nicht Tristan u. Isolde – Patrice u. Nathalie werden als Liebende idealisiert Leben + Tod = recht sinnlos … Liebesgeschichte o erfolgreicher romantischer Eskapismus o Verweigerung einer Trivialisierung d. Tristanstoffs 34 29.04. L’éternel retour (Georges Auric) – Die Filmmusik als schöne und als politische Kunst kulturhistorisch u. beeinflussend f. d. Musikgeschichte wichtigste Fassung ist die v. Richard Wagner (1859) (hat auch Nietzsche beeindruckt) Tristan Mythos v. Wagner: Inbegriff d. décadence f. Nietzsche George Auric => völlig entgegengesetzte Meinung o nicht m. Tod sympathisieren, auch Jean Cocteau nicht o keine Querverweise zu Tristan … wollte alles vermeiden, was mit Wagner zu tun hat o mochte den nicht Film ist einschneidend f. Aurics Musikentwicklung Georges Auric (1899-1983) Mitgliedschaft v. Groupe des Six (ca. 1918-25) ab 1931: erstmals Filmmusik, ab 1937 hauptsächlich Filmkomponist 1954-1978: Präsident d. SACEM (Société des auteurs, compositeurs et éditeurs de musique; frz. Verwertungsgesellschaft) 1962-1968: Direktor d. Pariser Opéra u. Opéra-Comique Groupe des Six od. Les Six … Freundeskreis, der bestimmte Art Musik zu verstehen teilte .. hat sich später auseinanderentwickelt Musiker: Georges Auric Darius Milhaud Louis Durey Francis Poulnec Arthur Honegger außerdem: Germaine Tailleferre (einzige Frau in d. Gruppe) Mentor: Jean Cocteau (kein Musiker) Vorbild f. Ästhetik: Erik Satie (älterer Komponist) Mitarbeiter: Picasso Paul Valéry Fernand Léger Guillaume Georges Braque Apollinaire Paul Claudel Bild v. Le Six: Georges Auric fehlt, man sieht nur Zeichnung, das ist vermutlich v. Cocteau (z.B. Bild (Federzeichnung) v. Jean Cocteau stellt Georges Auric dar … ist sein Stil) 35 Zeitgeist nach 1. WK: Abkehr v. großen pompösen Werken u. Musikdramen Weltanschauungsmusik (Wagner), große Orchestermassen, etc. gibt’s nicht mehr unsentimentale, oft rhythmisch beschwingte Musik o vgl. Korngold: antiromantische Wende … weg v. d. Opern, bei dem war es nach d. 1. WK auch vorbei in Wien (=> Filmmusik) … Georges Auric studierte schon m. 14 Jahren Musik Jean Cocteau => ästhetisches Fundament f. ganze Gruppe gelegt (v.a. in „Le Coq et l’arlequin“ = der Hahn u. d. Harlekin) 1919: Es ist genug mit Wolken, Wellen, Aquarien, Wassergeistern und den Düften der Nacht, wir brauchen Musik auf der Erde (musique dans la terre), eine Musik für den Alltag. Satie lehrt unserer Epoche die größte Kühnheit: schlicht zu sein. Hat er nicht den Beweis geliefert, dass er raffinierter sein könnte als jeder andere? Er deckt jedoch den Rhythmus auf, befreit und entblößt ihn. … spricht v. d. neuen Jugendlichen unter d. Komponisten, Auric kommt am besten weg französische Musik od. Musikästhetik gegen Einfluss d. dt. Musik, besonders Wagner, keine deutsch-frz. Musik, keine frz.-russische Musik … will nur französische wendet sich gegen Komponisten, die vor d. 1. WK frz. Musik begründet haben Tendenz zur Vereinfachung o will was „erdiges“ (musique dans la terre) … keine Rückkehr zum Alten, Klassizistischen, neue Musiksprache soll es sein o Alltagsmusik, soll v. d. populären Pariser Musik inspiriert sein (Zirkus, Jahrmarkt, etc.) o Mechanisierung (Futuristen mochten das vor d. 1. WK auch) antiromantische Wende => auch nationalistisch geprägt (musique frances de France) prägt Begriff v. musique à l’emporte-piéce (Ausstanzmusik) o schnelle, scharf konturierte Elemente o statt wie Wagner große klanglich opulente Phrasen o rhythmisch bestimmt, prägnante Melodien o harmonisch bei scharfen Dissonanzen Hörbeispiel v. Georges Auric: „Sonatine“ per pianoforte 1923 Bürgerschrecksmusik, hat was v. musique à l’emporte-piéce … zackig, rhythmisch, ein bisschen motorisch, versteckt auch Tradition v. frz. Musik Kurt Weil, Hans Eisler machen auch sowas u. konnten nach d. 1. WK richtig Fuß fassen … USA als Vorbild, Jazz, etc. Ballett: Erik Satie: „Parada“ (1919), (Szenario: Cocteau, Kostüme: Picasso) o Zusammenschnitt aus Filmklischees: Untergang d. Titanic, Westernhelden, Charly Chaplin, Paul White (erste amerikanischer Actiondarsteller im Stummfilm) Ballett v. Darius Milhaud: „Le Boef sur le toit“ (1920) o Filmsymphonie … meint das wäre passende Begleitung f. Charly Chaplin (der steht f. das amerikanische Kino) Les Six (koll.): „Les Mariés de la Tour Eiffel” (1921) 36 Lyonel Robert: „Les Enquetes du Film. La Musique et le cinema”, Le Film 6, no. 162 u. no. 163 (1919) Was kann Filmmusik sein? eigene Kunstform? … neue Leute, die das machen nicht wie Bühnenmusik, wird was anderes sein relativ abstraktes Statement … Auric sieht sich als Partner d. Regisseurs o erst nach 1930: Filmmusik (Tonfilm) … Auric geht immer v. Gleichberechtigung d. Partner aus Aurics frühere Filme: … erste Filmmusik v. Auric = Zusammenarbeit m. Jean Cocteau („Le Sang d’un poète“ (1930)) 2 künstlerische Konzepte, wie Musik u. Film zusammenkommen können, prallen aufeinander Auric hatte m. Tonmeister Probleme (technische Schwierigkeiten) Cocteau: akzidentielle Synchronisation o nahm Musik v. Auric auseinander, zerschnippselte sie u. brachte sie in ganz andere Szene … aber nimmt irgendeine Verbindung an o die Originalpartitur ist nicht erhalten frustrierend f. Auric anderer Film v. René Clair: „Le milllion“ (1931): Musik v. Armand Bernard, Philippe Parès, Georges Van Parys akzidentielle Synchronisation (z.B. Lotterielos … und da kommt statt Musik Radiosprecher v. Match) Paar … Streit, dann versöhnt sich: statt da was vom Gespräch mitzubekommen hört man Opernmusik (befinden sich in der Dekoration … und es wirkt so, als würden sie es singen, obwohl sie Mund nicht öffnen, aber passt einfach) o reagieren auf alles, was gesungen wird René Clair: „A nous, a liberté!” (1931) alle Geräusche wurden durch Aurics Musik ersetzt … Traum f. jeden Komponisten o Auric wird gleich nach d. Regisseur genannt o Idee eines populären Songs als Auskopplung erst in 50er Jahren 2 Sträflinge, die entkommen … einer kauft Phonografenfirma u. d. andere ist ein Hallodri o wollen dann dem entsagen u. ins Grüne, Freie zu ziehen … Szenen anschauen: Beginn + Vorspann: klingt, als wäre es diegetische Musik, als würde Chor d. Gefangenen singen … ist es aber nicht o reale Hintergrundmusik m. d. Funktion zw. Übergang v. diegetisch u. extradiegetische Musik spielen Clairs Filme immer wieder eine Rolle nächste Szene: Fließbandproduktion im Gefängnis u. in Phonografenfabrik => kein großer Unterschied, auch nicht musikalisch o Marschmusik, Mechanik … Interesse an d. Fordismus (Arbeitsteile zerlegen in kleine Schritte), wird musikalisch eingesetzt Arbeitswelt fast wie Musical dargestellt … haben aber sonst nicht weiter zusammengearbeitet Auric war politisch links (Association des Ecrivains et Artistes, Revolutionnaires, Maison de Culture, Front populaire in 30er Jahren) hat sich dann auch f. Filme eingesetzt, die v. d. linken Ästhetik geprägt sind 37 Fédration musicale populaire … andere Mitglieder: o Romain Rolland (Kunst- u. Kulturhistoriker) o Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud => die waren in Les Six o Jacques Ibert, Albert Roussel, Charles Koechlin andere Ästhetik als Rene Claires Filme o realistisch u. trüb … ganz wenig Musik (nur 10%) populist modernism Christopher Lee Moore, Music in France and the Popular Front: “Politics, Aesthetics and Reception”, Dss. McGill Univ. 2006 populist nationalism: nicht so weit weg v. Aurics Ideen Roust: „Sounding French“ Besetzung Frankreichs 1940 durch nationalsozialistisches Heer … Frankreich nur z.T. v. dt. Heer besetzt … „freie Zone“ = nicht wirklich frei, aber Künstler haben da bevorzugt gelebt (unter dem Pétain-Regime) Zentrum d. freien Zone f. Filmproduktion = Nizza unter Nazibesatzung: frz. Filmleben erlebt Aufschwung, während in 30er Jahren seit grand pupulaire frz. Kino Niedergang erlebte o man investierte viel Geld in Filmindustrie, um Volk v. politischen Problemen abzulenken (Dt. Reich + Pseudo freies Frankreich unter Pétain) o Goebbels-Zitat (Tagebücher): „leichte, seichte, womöglich kitschige Unterhaltungsfilme erwünscht“ … „wahrscheinlich wird das französische Volk auch damit zufrieden sein“ … in ersten Jahren: Auric kaum Gelegenheit, etwas zu komponieren dann: Regierung sagt, dass Komponisten, die im nichtbesetzten Gebiet leben, nicht öffentlich aufgeführt werden durften (ab 1942/43) … durfte nicht im Konzert gespielt werden Résistance: Front National de lutte piur l’independence de la France (kommunistische Bewegung innerhalb d. Résistance) Front National du Théâtre, du Cinéma etc. Front National de la Musique (Comité des musiciens du Front national etc.) Gruppe auch m. ehem. Mitglieder v. Les Six (Auric, Honegger, Durey, Jacques Chailley) Zeitschrift „Musiciens d’aujoud’hui“ wurde heimlich veröffentlicht … Auric hat da auch geschrieben u. wurde sogar Herausgeber … das heißt nicht, dass Auric nicht auch m. d. Nazis zusammengearbeitet hatte (musste ja von was leben) 38 Aurics Filme während d. Krieges Opera-Musette (1942, Regie: René Lefèvre / Claude Renoir) L’Assin a peur la nuit (1942, Regie: Jean Delannoy) Monsieur la Souris (1942, Regie: Georges Lacombe) Les Petits Riens (1942, Regie: Raymond Leboursier) La Belle Aventure (1942, Regie: Marc Allégret) L’éternel retour (1943, Regie: Jean Delannoy) Le Bossu (1944, Regie: Jean Delannoy) Farandole (1945, Regie: André Zwoboda) L’éternel Retour (1943) britischer Kritiker: Richard Winnington: „Love Eternal“ In: News Chronicle 16 (Feb. 1946) When I saw Love Eternal fresh from France […] I got a mixed reaction of pleasure and repulsion which sharpened on the second viewing. Pleasure because, for the first half hour at least, the film has a filmic logic which flows serenely over words and music. (The words are by Jean Cocteau, who conceived and wrote the film, the music is by Georges Auric.) Repulsion because the trance-like atmosphere of doom and despair swept me into a nightmare of Titonic mysticism in which the only missing element was Wagner’s music. But the pervading mood of defeatism sublimationg itself in death and the pristine blondness and humourlessness of the two leading actors must, though, have made it a pleasure for the Nazis to give permission for the production as well as to view the picture. It is right up the Nordic street. These two woodenly beautiful creatures, Madeleine Sologne (a marbled Veronica Lake) and Jean Marais (his knighthood symbolised by windswept hair and pennecked shirt and riding boots), are rendered even more remote from life by M. Pieral’s ugly, evil but utterly vivid dwarf, their mortal enemy, the encompasser of their gorgeous mutual death, the representative of all that is earthy and wicked, dark-haired and (could it be?) Gallic. It is he who gives balance to the masochistic monotony of love eternal. Well, there it is, the whole dolorous bag of tricks, the island, the love potion, the scarf on the mast, the dark tower, the aching rejection of life, valid according to its intentions, often superbly beautiful in its execution, but rotted. … lobt Musik v. Aurel, aber bringt ihn in Alptraum d. teutonischen Mystizismus … einzig fehlendes Element war Wagners Musik hat Film als Wagner ohne Tristan-Akkord gesehen Blondheit, Humorlosigkeit, hölzerne Schönheit d. Hauptdarsteller die bösen sind die dunkelhaarigen … das sind die „eigentlichen Franzosen“ … Cocteau fand das lächerlich … Tristan u. Isolde kann man sich nicht anders als blond vorstellen schreibt, dass er gegen Wagnerismus gekämpft hat, aber lässt sich v. Wagners Wellen mitreißen u. erlaubt d. Magie, zu arbeiten kein Antigermanismus sondern Respekt vor Wagners Werk … darum hat er nichts davon übernommen … Auric selbst: Musik verweist klar auf d. Tradition d. frz. Impressionismus (Orchestersprache), besonders in Musik v. Debussy, evtl. Ravell-Anklänge … schimmert v.a. in Liebesszenen durch („spätromantisch“, lakonische Motive, solistische Holzbläser). Auric-Zitat (1920): Aufgewachsen in der Mitte des wagnerianischen Debakels, habe ich inmitten der Ruinen des Debussyismus zu schreiben begonnen, und Debussy nachzuahmen scheint mir heute nichts mehr als die schlimmste Form der Nekrophagie. Aber Pelléas bleibt nichtsdestoweniger das Hauptwerk, mit dem das 20. Jhd. begonnen hat – es hat Rossetti, Materlinck und die Verzauberungen der Nacht den Rest gegeben. 39 Debussy galt als Musiker, dem man Nazireich entgegen stellen konnte o war selber Patriot (oder Nationalist, starb 1918) o Debussy: da was nachzuahmen ist für ihm schlimmste Form d. Nekrophagie o Bewunderung f. Debussy ist immer da … aber wird erst 1943 in dem Film umgesetzt Aurics Distanz zum künstlerischen Impressionismus … war aber keine Ablehnung … erste Filmmusik Aurics m. großem Orchester das ist etwas völlig anderes … so ein großes Orchester, wie wir das in Hollywood kennen … hat nicht sowas Herausstechendes wie in diesem Film Dominanz d. Streicherapparats … Weich, man kann sich „hineinfallen lassen“ gibt eine Reihe v. Leitmotiven … werden nicht so klar zugeschrieben wie bei Korngold … eher als Variantentechnik Assoziation m. Meer, wenn Patrice am Meer ist, u. Verbindung m. Patrice u. Nathalie (gedehnte Version d. Motivs … auch noch bevor sie sich lieben) … lang gezogene Melodie, Bezug ist da völlig ohne Dialog u. Worte u. keine Geräusche … funktioniert teilweise fast wie ein Stummfilm o Achille Frossin = Zwerg … agiert wie Stummfilm-Darsteller, Mimik u. rollende Augen … pantomimische Momente o Transposition einer Stummfilmfigur Musik relativ sparsam eingesetzt, gibt lange, musiklose Szenen o spätestens in d. letzten 20. Min. => sehr bewusst eingesetzt viel Dialog zw. Nathalie u. Patrice => da kommt zum ersten Mal viel Musik vor o Gespräch zwischen den beiden, die füreinander bestimmt sind, wird in Musik eingebettet o wie bei Wagner: Spannung zwischen diesen beiden jungen blonden Leuten ist spürbar … kommen einander so nahe, so wie sein Onkel das nie macht, gleichzeitig sehen sie sich aber nie an (wie Statuen, die nebeneinander stehen) … die Musik versucht, die Beziehung zwischen den beiden zu knüpfen Musik als Sprache d. Herzen (anders als Ausschnitt v. René Clair: „Le million“ … da sind die, die Liebeslieder singen eigentlich zerstritten, nur das andere Paar versöhnt sich) … dazwischen: Passagen d. Schweigens aber auch Soundscape (Geräusche wie Gewitter, bevor die eigentliche Musik kommt) … bevor sie d. Liebestrank zu sich nehmen: o andere betreten d. Raum => Musik verstummt wieder Georges Aurics Filmmusiken nach 1945 (Auswahl) Jean Cocteau: „La belle et la bête“ Jean Cocteau: „Orphée“ Jean Cocteau: „Le Testament d’Orphée“ AAVV: „Dead of Night“ (Traum ohne Ende) Jean Delannoy: „Notre-Dame de Paris“ (Der Glöckner v. Notre-Dame) William Wyler: „Vacanze romane“ (Ein Herz und eine Krone) John Huston: „Moulin Rouge“ Otto Preminger: „Bonjour tristesse“ 40 06.05. El Cid – Das spanische Mittelalter und der Kalte Krieg … monumentaler Film, Bsp. über Verflechtung v. Film u. Politik Regie Anthony Mann Genre: Monumentalfilm sind für uns heute ungewöhnlicher, obwohl es viele Monumentalfilme gibt heute („Herr der Ringe“ z.B.) … moderne Monumentalfilme: Alexander Kingdom of Heaven Troy „Herr d. Ringe“ m. „Hobbit“ vergleichen: monumentale Länge d. Films … gerechtfertigt durch literarische Vorlage bei „HdR“ o Leute reisen v.a. herum … über breite Leinwand, das braucht Zeit, generiert optisch schöne Bilder, aber nicht unbedingt Handlung das sieht man z.B. beim „Hobbit“ … 3D-Technik aufgerüstet, aber Vorlage ist schmales, unbedeutendes Buch … bietet nicht ausreichend Stoff f. Trilogie o Handlung sehr dünn gewalzt o das ist wiederkehrendes Phänomen d. Monumentalfilms … lebt in 50er 60er Jahren wieder auf: kommerzielle Gründe Quo vadis (1951) … Sandalen-Geschichte Krieg u. Frieden (1956) … genretypische Napoleon-Filme Die 10 Gebote (1956) … Cecille B. DeMille (seit 30er Jahren dreht der Monumentalfilme) Der stille Don (1957) … auf beiden Seiten d. eisernen Vorhangs wurden Filme gedreht Ben Hur (1959) … Wagenrennen, Armbanduhr Spartacus (1960) … v. Stanley Kubrick, … Versuch, dem Fernsehen etwas entgegenzusetzen großes Breitbild in überlanger Präsentation bunte Farben nicht wie s/w-Fernsehen Kinofilm als Ereignis … z.B. El Cid hat Ouvertüre … nur 1 Standbild, Zwischenmusik f. Pause, Exit-Music, die nach Schlusstitel abläuft Wendepunkt: kommerziell noch erfolgreich, aber liegt hinter d. hochgesteckten kommerziellen Erwartungen zurück Kulminationspunkt: viele Traditionstendenzen werden gezeigt Produktion d. Films: Samuel Bronston (Produzent) o King of Kings (1961) o El Cid (1961) o 55 Days of Peking (1963) o The fall of the Roman Empire (1964) (waren seine eigenen Produktionen => das war dann auch sein Untergang) in Spanien produziert … das war viel billiger als in d. USA 41 Europäische Filmförderungen gibt’s o ein bisschen in Italien gedreht o Spanien: Entwicklung d. Tourismus … Franco-Regime ließ das erst so richtig aufleben Politische Entwicklung Spaniens Anfang d. 30er: Spanischer König tritt zurück, Demokratie in Spanien wird eingeführt 1936: v. Marokko ausgehend: in Melilla u. Ceuta: rechtsgerichteter Putsch, greift über aufs Land … gegen demokratisch gewählte Regierung Spaniens spanischer Bürgerkrieg bis 1939 1937: General Franco kann sich als Chef etablieren … blieb bis 1975 diktatorischer Herrscher in Spanien … nach d. 2. WK: politisch völlig isoliert Achsenmacht, keine Unterstützung od. diplomatische Kontakte m. europ. Staaten, keinen Sitz in d. UNO, nur Kontakte zu Diktatur in Argentinien u. afrikanischen Staaten (die haben Existenz Israels nicht anerkannt) das ändert sich dann m. Beginn d. Kalten Krieges o Botschafter d. europ. Länder, etc. o USA durfte Stützpunkte auf span. Territorium haben wichtig, weil dort USA Stützpunkte außerhalb sowj. Waffen haben konnte Nachfolgeregelung Francos (ab 1947) o wollte nach seinem Tod Monarchie wieder einführen o schlug Otto v. Habsburg vor … der wollte aber nicht o Juan Carlos als König eingesetzt, war vorher „Prinz v. Spanien“ wurde unter Francos Leitung erzogen u. so Francos Nachfolger Franco nennt sich „Der Führer“ (El Caudillo) … Spanien erholt sich in 60ern wirtschaftlich wieder, v.a. Tourismus Samuel Bronston: viel Geld in Spanien gesteckt scheiterte an mangelndem Kassenerfolg d. Films Tendenz, sowas in Europa zu drehen u. nicht in Hollywood: praktische Gründe o in Italien gabs z.B. ähnliche Tendenzen o relativ günstig produzieren … breite Landschaftsaufnahmen (v.a. in Provinz, archaisch, keine Retusche-Arbeiten wg. Telefonleitungen od. sowas) Außenaufnahmen: an Originalschauplätzen Innenaufnahmen: alles Studioaufnahmen o weil das spezielle Colour-Filmverfahren (3 Filmschichten) braucht ganz viel Licht o Elektrik gabs in d. Schlössern nicht … darum alles aufwendig nachgebaut nicht so erfolgreich, weil z.B. „Die Bibel“ am Karfreitag immer wieder gezeigt werden kann … so eine Tradition gibt’s hier nicht 42 … anders als bei Tristan u. Isolde (keine historische Realität) u. Robin Hood (vllt. historischen Hintergrund), haben wir hier eine historische Figur + literarische Quellen Don Rodrigo Díaz de Vivar, geb. ca. 1030, gest. 10.7.1099, genannt „El Cid“ (von arab. assayyid, „der Herr“) o Sohn eines Kleinadeligen wird bei König Ferdinand v. Kastilien u. Leon aufgezogen Söhne d. Königs: Sancho (der ist zunächst Nachfolger, stirbt dann aber) u. Alfonso (der wird der neue König nach Sancho) ist Campeador d. Königs o als Kämpfer bei Schiedsgerichten … Campeador = sowas wie Champion um 1075 Ehe m. Dona Jimena Díaz … + Landbesitz Asyl beim Emir al-Mu’tamin v. Saragossa o gründet eigenständiges Söldnerheer … ist Raubritter Eroberung Valencias 1094, gehalten als Bollwerk gegen d. vorrückenden Almoraviden (arabische Heere … andere politische Ziele als spanisch-maurische Herrscher) … hält das bis zu seinem Tod … gibt einerseits christl. Fürsten, die kl. Königreiche leiten andererseits maurische Fürsten, die arabisch-islamische Reiche in Spanien leiten afrikanische Araber, die z.T. großen Dynastien angehören u. immer wieder in Wellen versuchen, Spanien zu erobern o so wie die Christen versuchen, Spanien zu halten … historischer Cid: zwischen Spanier (christlich) u. Mauren (islamisch) zu wechseln => durchaus typisch keine tolerante Herrscherfigur, relativ starkes Polizeispitzelsystem wurde etabliert imposante Figur: beginnt als Sohn eines Kleinadeligen, endet als König v. Valencia o großer Aufstieg, der 1 Manko hat: Sohn d. Cid stirbt vor ihm in Schlacht o Cid hat nur noch Töchter, kein direkter Nachfolger, niemand kann Stadt Valencia verteidigen … das fällt 1102 u. schließlich den Arabern in Hände (Beginn einer arabischen Eroberungswelle) Legenden (vermutlich posthum) Legende 1: Reinigungseid: evtl. schon zu Lebzeiten: Sancho (König, mit dem wird er aufgezogen … der stirbt) … sein Bruder Alfonso wird neuer König soll König Alfonso Reinigungseid abnehmen … dass er sagt, er hat nichts mit dem Tod v. Sancho zu tun Bsp. Filmausschnitt: Cid kniet sich als einziger nicht vor d. König hin … zwingt ihn, bei d. Bibel zu schwören, dass er nichts m. d. Tod seines Bruders zu tun hat … erst dann kniet auch er sich v. d. König nieder Breitbandformat voll genutzt o spannungsgeladene u. textreiche Szene … dauert lange, bis etwas gesagt wird … oft Schnitte v. Personen, die sich anschauen (typisch f. d. Erzählweise) 43 Legende 2: Tod als Apotheose d. Kämpfertums (Erhebung eines Menschen zu Gott od. Halbgott) stirbt vermutlich im Bett Legende: bei Verteidigung v. Valencia verwundet … weiß, dass er am nächsten Morgen ausreiten muss, wenn er siegreich d. Leute in d. Kampf führen will o wird tot od. fast tot auf sein Pferd angenagelt u. reitet als Leiche in d. Rüstung vor seinem Heer in d. Schlacht u. führt die Leute in den Sieg o das wird hier auch am Ende zu sehen sein … die gibt’s schon recht früh: „Historia Roderici“ (Gesta Roderici Campi Docti = Taten v. Roderich d. Kämpfer), ca. 1125 … also nur 25 Jahre nach seinem Tod wichtigste literarische Überlieferung: El Cantar del Mio Cid (spanischer Chanson de geste) unikale HS 1215 Entstehung d. Textes: ca. 1140 (alte Theorie) … aber vermutlich 1200 (neue Theorie) Tipp: http://www.laits.utexas.edu/cid/index2.php?v=pal o Transkription d. Seite o normalisierte Fassung o englische Übersetzung o und sogar vorgelesen auf altspanisch o ausführlicher Kommentar dazu … eine d. wichtigen Quellen d. Films (so wird geworben im Film, aber das stimmt gar nicht) Text ist super langweilig o erfolgreiche Geschichte, nur kurzer Ausschnitt o Film sehr viel länger … und endet tragisch Chanson de Geste = „Lieder v. d. Taten“ Kämpfe zw. Mauren-Araber u. Christen o klassisch = „Rolandslied“ … oder in nächsten Generation: „Ludwig d. Fromme“, Wolframs „Willeheim“ historisches Ereignis: das ist viel komplexer als d. Geschichte, die erzählt wird o vernichtende Niederlage (politisch unbedeutend) einer Nachhut v. Karls d. Großen Nachhut = nicht Heiden (wie im „Rolandslied“) sondern christl. Basten … kommen Mauren zu Hilfe (gegen andere Mauren) Karl kämpft erfolgreich gegen Heiden in Spanien u. kann Christentum retten … aber seine Nachhut wird geschlagen, er kehrt zurück u. kann Heiden erneut besiegen (Rolandslied) wichtig als Gattung: Kreuzzuggedanke ist mit verflochten o das findet sich nicht in El Cantar 44 … Was wird denn erzählt? 1. Teil: unspektakulär … eigenmächtiges Handeln v. El Cid … wird verbannt (hat sich evtl. Land oder sowas angeeignet, das ihm nicht gehört zu Beginn schon verheiratet, hat 2 Töchter verlässt Kastilien, etabliert Söldnertruppe teilt Teil d. Gewinns m. König u. seinen Leuten o wiederholt sich immer wieder etwas gesteigert o der, der in glücklichen Stunde geboren wurde = El Cid … das wird immer wieder erwähnt (typisches Erzählschema v. mündl. Erzählungen) 2ter Teil: bringt König immer mehr Geld darf Frau + Kinder nach Valencia holen (die heiraten gut … wird v. König arrangiert) Brüder d. Königs: große Geschenke … Schwerter, die Cid erobert hat, viel Geld, etc. Löwe bricht aus (Cid schläft) … alle geraten in Panik, Brüder d. Königs sind besonders ängstlich, verstecken sich … nur Mannen d. Cid stehen da o Cid steht auf, schaut Löwe an, verneigt sich vor ihm o das ist wieder typisch f. Chanson de Geste o Brüder = untendurch, weil sie sich versteckt haben … planen Rache großer Kampf … Töchter entführt, etc. 3ter Teil große Gerichtsverhandlung: El Cid will seine Rechte wiederhergestellt haben o will Schwerter zurück … ok o will Geld zurück … schon problematischer o will Gerichtskampf (also indirekt ihr Leben) … Brüder müssen zustimmen Töchter werden an spanische Könige verheiratet, viel besser als 1. Ehe Gerichtskampf: Brüder werden getötet absolute Königstreue (Film): anders als historischer Cid mündlich tradierte Romanzen, Lieder in denen auch Liebesthematik vorkommt nächster Schritt f. d. Verfestigung d. Geschichte: Drama: Pierre Corneille: „Le Cid“ 1636 o Corneille wurde als Resultat d. erfolgreichen Uraufführung sofort in d. Adelsstand erhoben o Corneille ganz auf Liebesgeschichte fokussiert letzte Quelle d. Films = wissenschaftliches Buch Beginn d. 20. Jhd.: Experte f. span. Mittelalter u. El Cid: Ramón Menédez Pidal: „La Espana del Cid” (1929) o Pidal war historischer Berater f. Film … evtl. wichtig als Aushängeschild … aber man sieht Schwerter, Turniere, die ins Spätmittelalter gehören o Kathedrale v. Burgos => stammt aus d. 13. Jhd. … ist nicht historisch korrekt 45 FILM: El Cid 1961, gedreht in Spanien, USA, Italien Regie: Anthony Mann o erfolgreicher Westernregisseur Drehbuch: Philip Yordan, Frederic M. Frank (Ben Barzman – zumindest nach Mark Jancovich u. IMDB) o Ben Barzman: viel f. Skript von El Cid gearbeitet … jmd. der als Kommunist in Amerika keine Aufträge bekommen hat, hat das hier übernommen durch P. Yordan Produktion: Anthony Mann, Samuel Bronston Musik: Miklos Rósza Kamera: Robert Krasker Schnitt: Robert Lawrence Schauspieler: o El Cid: Charlton Heston o andere Schauspieler: aus versch. Ländern John Fraser: König Alfonso (England) Sophia Loren: Jimena (Italien) Raf Vallone: Graf Ordóñez Geneviève Page: Prinzessin Urraca John Fraser: König Alfonso Gary Raymond: König Sancho Douglas Wilmer: Al Mutamin Herbert Lom – Yusuf Massimo Serato – Fanez … vergleichsweise wenig Erotik (in anderen Monumentalfilmen kommt das öfter vor) Bibel: Pharaos Tochter, die nackt herumrennt … sowas gibt es hier nicht auch kaum männliche Körper gezeigt (Ben Hur z.B.) hochgeschlossene Damen, Männer in Rüstungen … typisch f. Monumentalfilm: das Altern Charlton Heston: spielt in „Die Bibel“ Moses zu Beginn bis Ende o altert … auch in El Cid … Narbe übers Gesicht, m. Bart gealtert o Sophia Loren altert nicht … Breitband m. Tiefenstaffelung dialogarmer Film … gibt oft Szenen, in denen nichts gesagt wird … gut inszenierbare Schauspieler, aber evtl. spielen nicht gut … christlich: keine s/w-Zeichnung … aber wird schon immer wieder El Cid als Christus stilisiert z.B. kommt in niedergebranntes Dorf (Mauren haben das getan) … trifft Mönch, dem er hilft o Kreuz v. d. brennenden Kirche nimmt er ab u. rettet es auch z.B. hilft in seiner Verbannung armen Leprakranken (heißt Lazarus), der durstig ist u. bei Kreuzen steht … gibt ihm was von seinem Getränk o seine Frau hat sich ihm bis jetzt immer verweigert, aber jetzt nicht mehr … knutschen direkt vor Golgota-Kreuzen 46 eigenwilliger Umgang m. d. Zeit 1. Teil: Begründung einer Männerfreundschaft ausführlich u. dann wieder schnelles Raffen Tod d. alten Königs, Sancho als der Gute, der v. Cid erzogen wird El Cid wird nie König, aber er ist immer der, der als Vorbild dient o das entspricht d. Selbstbild Francos (der als Erzieher seines Nachfolgers Juan Carlos fungiert) Film musste Zensur bestehen o musste f. d. USA nicht kommunistisch sein o musste in Spanien Franco-Zensur bestehen … Film nicht an s/w-Gegensätzen interessiert z.B. Graf Ordóñez will El Cid töten … Hinterhalt scheitert … immer wieder Gegenspieler => aber am Schluss rettet er Töchter v. Cid, damit er in Valencia bleiben kann o bekommt heldenhaften Märtyrertod am Andreaskreuz o Ben Yusuf (Sultan) zeigt hier das einzige Mal sein Gesicht … sonst sieht man nur d. Augen einzig böse Figuren: maurische Seite: Emir v. Valencia u. eben Ben Yusuf o Urraca (Frau) … die flüstert immer böse Sachen ein Pause … m. Pausenmusik 2. Teil: jetzt ist El Cid gealtert m. Bart Eroberung Valencias o El Cid sagt, dass er Frieden bringt, Stimme hallt über ganze Stadt, schießen Brot hinein Film: neues Oppositionspaar: liberal-antiliberal … v.a. gut/böse => nicht essentialistisch gibt böse Spanier, aber nicht nur, gibt gute u. böse Mauren nur die nicht aus Europa Stammenden sind eindeutig böse … bleiben gesichtslos, Dämon, nicht Mensch (Ben Yusuf) … Wie kommt es zu dieser differenzierten Aussage? nicht alle Mauren sind böse? kein Zufall, absichtlich in Film eingespielt 2 politische Faktoren: 1. Kalter Krieg … spätestens Beginn 1947 … Stellvertreterkriege (Korea, Vietnam) o div. Entspannungsinitiativen, Abrüstungsinitiativen in 50ern Eden-Plan, Rapacki-Plan (scheitert, weil Westen atomare Abrüstung einseitig betreibt) o Friedensgipfel Paris 1960: scheitert ... Kuba Krise 1961 o 1961: parallel zur Vermarktung d. Films: heikle Lage o Stützpunktabkommen Spanien-USA 1953: Spanien seit 1955 wieder Mitglied d. UNO egal, was vorher war … kann vergeben werden, wenn man sich auf d. Seite d. richtigen Leute stellt (also die nicht-Kommunisten) o politisch isoliertes Spanien … das sich v. d. Bösen löst => kann auf Seite d. Sieger aufgenommen werden 47 o Ungläubige (Kommunisten) sollen hinausgetrieben werden die Bösen sind die Fremden, nicht-Europäer … andere Botschaft: 2. Inszenierung Francos => Franco = El Cid (der hat seinen Nachfolger ja auch erzogen) wirtschaftliche Interessen: Tourismus gestärkt z.B. Ausschnitt: Turnier immer wieder Blicke v. d. Leuten dazwischengeschaltet … trotz Gewaltszenen schauspielerische Leistung … recht gering, aber super inszeniert o viele Kreuze sind zu sehen … dichtes Symbolgewebe trotz Aktualisierung: Generalvorwurf an Genre kann es nicht entkräften o bei aller Monumentalität … durch Charaktere vorangetriebene Handlung wird nicht eingelöst … zu sprunghaft, etc. Zitat New York Times (Uraufführungskritik zu El Cid, 1961 zitiert nach Jancovich): If the worth of a big historical movie were measured solely by its wealth of spectacle, by the castles and crowds and battles in it, and by the amount of noise it makes, then Samuel Bronston’s latest epic … would easily command attention as the worthiest historical movie ever made. 13.05. El Cid (M. Rósza) – Das Zeitalter des Breitwandepos (Melodien aus dem spanischen Mittelalter auf der orchestralen Breitwand) Rósza => Musikwissenschaftler eigene Musik … wir nähern uns Mittelalterrezeption, die versucht, real klingende mittelalterliche Musik miteinzubeziehen o das ist auch bei Becket u. Jungfrau v. Orleans der Fall o greifen auf mittelalterliche Musik zurück … wollen das narrativ einsetzen Wie wird die Musik eingesetzt? wie werden bestimmte Idiome eingesetzt, um d. Handlung fortzutreiben, illustrieren, kontra-karrieren? o über große Lokalfrage u. Geschichtsfrage hinausgehend … wird im Film dramatisch wirksam Bsp. Ouvertüre zu El Cid gehört dazu gibt’s keine Bilder, wurde z.B. im Kino im Dunkeln gespielt, bevor das Intro begonnen hat o Zwischenspiel in der Pause o nach Abspann: Postludium (Nachspiel) … Chornummer => erst auf DVD auch Schallplattenaufnahme: nicht Originalsoundtrack, sondern Neuaufnahme m. anderem Orchester … enthielt den Schluss auch nicht m. Blick auf kommerzielle Verwertung entworfen Filmgeschichtlich steht El Cid auf einer Art Wasserscheide 48 musikalische Ausstattung m. rein musikalischen Vor-, Zwischen- und Nachspiel … war zu der Zeit recht ungewöhnlich, kam aber manchmal vor Sinn dieser Maßnahme: neben Massenszenen, überlange Handlungen, Technicolor zusätzlicher Anreiz: pompöse Musik o man muss sich bewusst sein, dass alles echte Menschen sind, nichts mit Computer gemacht, auch Musik nicht (gab ja die Möglichkeiten noch nicht) „Sandalenkino“ passt nicht, hat ja in dem Film niemand an o trotzdem: Musik sehr opulent … Strategien gegen das Fernsehen (so wie 3D heute) stilistische Mittel v. Rósza erkennbar (war Ungar) man erkennt seine Musik immer wieder, hat unverkennbaren Stil o dazu gehört eine Neigung zu modernistischem Einsatz musikalischer Mittel hatte zunächst Schwierigkeiten in Hollywood, seine Tonsprache durchzusetzen o gab immer einen Musical-Director, dem er erklären musste (z.B. bei einem Film Noir, den er gemacht hat), warum er dissonanten Akkord hat … od. ob er das nicht abschwächen könnte Bsp. ähnlich wie die hier klingende Fanfare 5 übereinandergeschichtete Terzen (normaler 3klang hat 2 Terzen übereinander, ein Septakkord (fast das oberste an herkömmlicher Harmonielehre) hat 3) o das macht diese beißende Ambivalenz d. Fanfare zu Beginn aus … klingt weder eindeutig nach Dur noch Moll Fanfare beginnt m. klingenden Insignien d. Macht … immer, wenn es um spanischen König geht (Fernandez, Alfonso, Sancho) o verweist auf konservative politische Haltung v. El Cid … der immer royalistisch ist o berühmte Szene, die auch in Legenden eine Rolle spielt, in der er König Sancho zwingt, auf die Bibel zu schwören, dass er nix m. d. Tod seines Bruders zu tun hat, verläuft ganz ohne Musik o erst als König „befreit“ ist, wird Musik eingesetzt … schildert Hassausbruch v. Sancho m. unheilverkündendem Motiv o Cid … ist auch hier legitimationsgläubig … will, dass König ein unangefochtener König ist, darum muss der sich freisprechen Ouvertüre im Sinn einer Oper … ist das hier nicht hat zwar Fanfare, die in versch. musikalischen Varianten eine große Rolle spielt aber die anderen Motive sind weniger ausschlaggebend … das liegt vermutlich an kuriosen Doppelstruktur, dass es zuerst Ouvertüre gibt u. dann Main-Title o Main-Title: da präsentiert Komponist seine wichtigsten Themen Held El Cid u. Liebe zu Jimena o Funktion dieser Ouvertüre … zeichnet (wie in Vorspielen Wagners, z.B. Ring) koloriert … Ton … Musik ist unverkennbar spanisch (lebt v. Klischee) 49 Hauptteil m. Rhythmik o andere Stimme wiederholt Motiv immer wieder andererseits: Rhythmus m. Kastagnetten, Gitarre => entspricht Spanien-Klischee o u. gleichzeitig hat Mittelteil arabeske Windungen (pseudo-orientalisch … auch Klischee, ist wirkungsmächtig) o das haben v.a. frz. Komponisten entwickelt (z.B. Ravell od. Chabrier (Bsp. „Espana“ v. Chabrier)) dazu kommt etwas anderes: mittelalterliche Melodie auch einverwoben (dazu später mehr) Rósza hat musikwissenschaftliche Kurse besucht spezialisiert sich auf historische Monumentalfilme nach d. Art v. El Cid o weil er Sinn f. bombastische musikalische Formulierungen hatte o und auch weil er scheinbare historische Dignität verleiht … scheinbar „authentische“ Melodien o Lokalkolorit … zur Charakterisierung d. Spanischen od. MaurischArabischen u. andererseits auch zum Mittelalter Miklós Rósza: 1907-1995 … spätindustrieller Adeliger, in Budapest geboren bäuerliche Gegend schreibt in seiner Autobiografie seine Begeisterung f. d. Musik von einem ungarischen Stamm im Land, der sich da angesiedelt hatte o von der Musik begeistert … hat Melodie in Notizbuch geschrieben … hat ihn total beeinflusst o das ist auch ein Klischee … Mythos d. Sturm u. Drang u. Romantik … fängt an bei Herder, geht bis zu Blut- u. Boden-Ideologie d. Nazis o Vorstellung v. Verhältnis zwischen Volks- u. Kunstmusik Rósza bleibt dabei nicht stehen, strebt musikalische Ausbildung an o beginnt, Chemie zu studieren … aber nebenher: abends musikwissenschaftl. VO u. Kompositionsstudium begonnen … 1925-30 Studium in Leipzig: studiert Komposition (bei Hermann Grabner) daneben immer wieder musikwissenschaftl. VO (bei Theodor Kroyer) Autobiografie: „Double-Life“ veröffentlicht schnell etwas als seriöser Komponist bei anerkanntem Verlag war auch in Nazideutschland sehr erfolgreich … „Opus 13“ wurde überall aufgeführt o nicht nur v. ungarischen Emigranten, sondern auch v. Bruno Walter, Bernstein, etc. … wie kommt der seriöse, junge Komponist zur Filmmusik? gerade, weil er so seriös war verdankt es einem Komponisten: Arthur Honegger … sagt, dass man v. ernsthafter Musik nicht leben kann => lebt v. Filmmusik o Rósza kennt „Der blaue Engel“ m. Marlene Dietrich … war total entsetzt, dass der sowas macht … keine richtige Vorstellung davon, was das eigentlich heißt, Filmmusik zu machen 50 Honegger sagt, dass er durchaus ernste Musik f. d. Film (z.B. „Les Miserables“ vertont) o Rósza begeistert, will Filmmusik machen … rutscht zufällig hinein o 1939: London => USA erste Filmmusiken (emigriert da hin, wg. 2. WK) Knight without Armour (1939) The Thief of Bagdad (1940) ½ seiner Zeit: ernsthafte Musik, ½ Filmmusik => Doppelleben (darum der Buchtitel) Filme: SpellboundDouble Indemnity (1944) The Lost Weekend (1944) o Mann, der sich nur betrinkt … also so psychomäßig u. hat nichts mit historischer Musik zu tun o elektronisches Instrument eingesetzt … um unheimliche psychodelische Effekte zu erzielen Spellbound (Regie: Hitchcock, 1945) The Killers (1946) o da erkennt man, dass er zunächst in Hollywood Schwierigkeiten hatte, Fuß zu fassen o in der Szene passiert nix, Leute fahren m. Auto u. betreten Diner o aber unheilvolle Atmosphäre durch Musik wird suggeriert … m. typischen Mitteln o synkopische schneidende Akkorde, Melodie, die ganze Zeit kanonisch geführt ist (was in Hauptstimme erklingt, wird v. anderen Stimmen weiter gemacht) The Naked City (1948) Brute Force (1947) The Asphalt Jungle (1950) … in 50er Jahren m. Vertrag m. MGM wird er in Monumentalfilmschiene hineingezogen Quo Vadis (1951) Ivanhoe (1952) Knights of the Round Table (53) King of Kings (1961) Ben Hur (1959) El Cid (1961) o letzte große Leistung v. ihm … danach wendet Hollywood sich lebensnäheren Stoffen zu und sucht somit lebensnähere Musik Sodom and Gomorrha (1962) … von 1945-64 R. Filmmusik an der University of California … dann nur noch 11 Filme vertont The Private Life of Sherlock Holmes (1970) The Golden Voyage of Sinbad (1973) Providence (1977) Time After Time (1979) Eye of the Needle (1980) Dead Men Don’t Wear Plaid (1981) o letzter Film im Stil v. Film Noir d. 40er … Steve Martin spricht mit toten Leuten o Rósza hört auf, obwohl er erst 1995 stirbt 51 El Cid kam 1961 wie gerufen f. Rósza … hätte eigentlich „Die Meuterei auf d. Bounty“ vertonen sollen (aber das fand er grässlich) Rósza meint, er müsse spanisches Flair in sich aufsaugen o Komponist muss Land in sich aufnehmen (so wie wirs im Ungarischen schon gesagt haben) o reist nach Spanien, lebt in Haus in Madrid m. seiner Familie o Rósza bekommt alles bezahlt Produzent bekommt div. Geld aus Italien … wird gezwungen, italienisches Personal zu nehmen => so wird ein Italiener in italienischen Fassung genannt, obwohl der gar nix komponiert hat o dubbing => in London … dabei wurde Geräuscheffekten großer Raum gegeben o im Film musste m. Holzschwertern gekämpft werden … alles musste nachsynchronisiert werden o Rósza wird wütend, weil seine Musik manchmal plötzlich aufhört, dass man Schwerter lauter hört … manchmal gibt’s auch gar keine Musik, obwohl er eine dazu gemacht hat gibt 2 digitale Neuaufnahmen o komplette Aufnahme d. Soundtracks inkl. aller Passagen, die im Film nicht zu hören sind da kann man Musik ohne Bilder u. Handlung hören u. sehen, wie Musik d. Handlung erzählt … Musik ohne Bilder hören: Thema d. Helden El Cid … nicht martialische Züge, die Charlton Heston oft ausstrahlt … kann die enthalten, aber kann auch ganz anders klingen kämpferisch, martialisch aber auch elegisch, einsam … m. ein bisschen Spanien-Klischee o weite Landschaft lyrisches Thema als heroisches … aber gedämpft, verzögert, melodische Höhepunkte werden nicht so angesteuert (nachdenklich) Feinheiten, die man im Film nicht hören kann, weil in der Szene m. Dialog geht das verloren Thema: Liebesthema (zw. Jimena u. El Cid) Main Title-Version o aufrauschendes Streichorchester (Liebesklischee in Hollywood) nachdem er ihren Vater umgebracht hat o v.a. an Harmonie zu hören, dass Sache nicht so gut steht o klingt dunkler … immer noch Streicher Versöhnung o Szene, die Themen erfasst u. verarbeitet … trifft Aussätzigen, Jimena versöhnt sich m. El Cid (den sie vorher sogar umbringen wollte) o heilige Akkorde … El Cid als Erlöser, der Leprakrankem Wasser gibt o Impressionismus … rauscht im Orchester, alles blüht auf … Sophia Lauren steht da u. erklärt, dass sie wieder versöhnt ist 52 Thema: Jimena tritt auf, wenn Jimena erscheint hat etwas Höfisches, Arabeskes … aber weniger leidenschaftlich u. breit ausgearbeitet o Oboe: unschuldig … dann verdunkelt es sich, wird dunkler in Klangfarben o sie glaubt zunächst, dass El Cid da ist, aber das ist er nicht … dann ist sie enttäuscht u. mutlos (das hört man hier auch) Thema: El-Cid-Marsch am Ende d. 1. Teils u. steht f. Gruppen, die sich ihm anschließen u. ins Exil gehen Brücke v. 1. zum 2. Teil (hin zum Zwischenspiel) o Thema, das wir schon kennen, ist eingewoben: El Cid-Thema Mittelalter-Rezeption in El Cid … scheinhafte Authentizität u. Recherche => das war ein Verkaufsargument v. allen historischen Filmen beginnt m. Quo Vadis v. 1951 … da hatte MGM einen historischen Experten engagiert: Ramon Menéndez Pídal (damals schon 92) o alle Source-Music basiert Rósza zufolge auf authentischem Material d. Zeit (fraglich, wie man sich das vorzustellen hat … kaum Noten aus d. Zeit enthalten) o Pídal hat schon 1924 Arbeit geschrieben (Poiesía juglaresca y orígines de la literaturas románicas, Madrid) so ging das weiter … Rósza war mit seiner Leistung zufrieden, behauptet, dass er nach Quo Vadis wissenschaftl. Arbeiten, etc. erwartet hätte (war enttäuscht, weil da gar nichts kam) o haben wir z.B. schon bei Robin Hood gesehen, zumindest englische Musik d. frühen Neuzeit wurde eingearbeitet Ivanhoe: Kreuzzugslied v. Richard Löwenherz hat Rósza adaptiert … Idee, dass der Komponist sich vollsaugt m. Atmosphäre d. Landes, dass er nun auch spanische Musik komponieren kann soll nicht nur spanische Musik sein, sondern die des spanischen Mittelalters außerdem als Berater neben Pídal: Higinío (Higini) Anglès o = katalanischer Musikwissenschaftler zur Franco-Zeit o edierte die „Cantigas de Santa Maria“ in mensualer Übertragung … Quellen, auf die sich Rósza bezieht: „Llibre vermell de Montserrat“ o rotes Buch v. Montserrat zw. 1336-1399 zusammengestellt worden o also 300 Jahre nachdem El Cid gelebt hat … aber immerhin Mittelalter u. Cantigas de Santa Maria v. König „Alfonso X el Sabio“ Llibre vermell de Montserrat (zw. 1336-99), „rotes Buch von Montserrat“ Pilger, die nach Monte Serrato kommen (Marienkirche), hatten kein Hotel haben in Kirche übernachtet … nicht geschlafen … wollten singen u. tanzen u. auch tagsüber auf d. Platz (festliche Wahlfahrt) anständige u. fromme Gesänge singen => darum hat man diese Stücke zusammengestellt in diesem Buch … dass die verwendet wurden u. keine obszönen Lieder gesungen werden 53 die Stücke sollen angemessen verwendet werden, dass sie andere Pilger nicht stören (die z.B. beten oder so) Quia interdum peregrini quando vigilant in ecclesia Beate Marie de Monte Serrato volunt cantare et trepudiare, et etiam in plates de die, et ibi non debeant nisi honestas ac devotas cantilenas cantare, idcirco superius et inferius alique sunt scripte. Et de hoc uti debent honeste et parce, ne perturbent perseverantes in prationibus et devotis contemplationibus. Bild: Lied über die 7 Freuden Marias Musik kommt uns bekannt vor … kein Tempo, keine Lautstärke, keine Instrumentationsangaben, etc. (das ist im Mittelalter so) was man weiß ist, dass Tonhöhen stehen u. Rhythmus darzustellen ist … geht weit auseinander, wie man das zu singen hat … verschiedene Interpretationsweisen: rhythmische Interpretation mensurale Interpretation o die kennen wir aus der Ouvertüre v. El Cid o also eigentlich Travestie v. dem, was den Sinn ausmacht (ist ja kirchliches Marienlied) Cantigas de Santa Maria (Alfonso X el Sabio, 1221-1284) Abbildungen … Melodien, die auch bei El Cid verwendet wurden o Palast-Musik beim ersten Einblick in königlichen Palast o auch eine Kultur des Zitierens, die m. Zusammenbruch d. monumentalen Historienfilms zusammenbricht 27.05. Becket – Mittelalterliche Politik als Sex and Crime (Liebe u. Mord als Politikum) … anders als die bisherigen Filme, die doch irgendwie zumindest ein bisschen m. mittelalterlicher Literatur zu tun hatten (selbst bei El Cid gab es ein großes spanisches Heldenepos, das sich m. d. Helden beschäftigt) Mittelalterlicher Heiliger … über sein Leben sind wir gut informiert o hat im 12. Jhd. gelebt, nach seinem Tod heiliggesprochen worden o das zeigt schon seine Bedeutung 54 Thomas Becket (Thomas of London), ca. 21.12.1128-29.12.1170 = Erzbischof v. Canterbury im MA nicht unbedingt literarisch sehr produktiv (im Sinne, dass sich viel Literatur um ihn gebildet hat), aber hat sich schnell ein Heiligenkult gebildet o dementsprechend gibt’s Legenden über ihn Augenzeugenbericht über die Ermordung Beckets das ist selten im MA, aber wir haben wenig Grund dazu, an diesem Bericht substantiell zu zweifeln o im Detail wird das literarisch überformt, aber prinzipiell stimmen die Tatsachen lateinischer Text, gibt’s in englischer Übersetzung „Vita Sancti Thomae, Cantuariensis Archepiscopi et Martyris” v. Edward Grim After the monks took [Thomas] through the doors of the church, the four aforementioned knights followed behind with a rapid pace. A certain subdeacon, Hugh the Evil-clerk, named for his wicked offense and armed with their malice, went with them – showing no reverence for either God or the saints because by following them he condoned their deed. When the holy archbishop entered the cathedral the monks who were glorifying God abandoned vespers – which they had begun to celebrate for God – and ran to their father whom they had heard was dead but they saw alive and unharmed. They hastened to close the doors of the church in order to bar the enemies from slaughtering the bishop, but the wondrous athlete turned toward them and ordered that the doors be opened. “It is not proper”, he said, “that a house of prayer, a church of Christ, be made a fortress since although it is not shut up, it serves as a fortification for his people; we will triumph over the enemy through suffering rather than by fighting – and we come to suffer, not to resist.” … Thomas Becket ist am 29.12.1170 in seiner Kirche u. 4 Ritter d. Königs greifen ihn an Hugh = böser Kleriker … hat sich gegen Thomas gestellt o er u. d. Ritter zeigen keine Achtung f. Gott u. d. „Heiligen“ beim Abendgebet … rennen die Mönche nun zum Bischof, um ihn zu schützen … wollen Tür schließen „athlet“ = Bischof … besonders herausragender Kämpfer: wendet sich an d. Mönche u. sagt, dass die Türen geöffnet werden sollten o im Film passiert das genau so Kirche Christi soll nicht zu einer Festung gemacht werden … sie werden über Feinde durch Leiden u. nicht durch Kampf siegen o was sich hier zeigt (ist auch in der Zeit schon nicht ganz unproblematisch) ist, dass er wohl gerne Märtyrer werden möchte … das ist theologisch nicht einwandfrei Männer kommen in das Haus d. Friedens u. Versöhnung m. gezogenen Schwertern … suchen nach Thomas Becket, Verräter d. Königs u. Königreichs o niemand antwortet … dann kommt d. Erzbischof in einem großen Auftritt d. Treppen hinuntergestiegen … fragt, warum sie ihn suchen … sagt, dass er bereit ist, zu leiden f. Gott … schon hier merkt man, dass es in dieser Auseinandersetzung um eine zw. König / Staat u. Kirche geht 55 geht darum, dass Bischof seine Macht gebraucht hat … er hat Barone exkommuniziert u. er hat v. König eingesetzte Kleriker suspendiert Thomas sagt, warum er das gemacht hat … gab keine Buße, will Entscheidung nicht zurücknehmen o will heldenhaft sterben o u. dann sagt er etwas, das v. Biografen als zusätzliches Heiligenmerkmal gezeichnet wird: „Ihr könnt mich verletzen, aber nicht meine Leute … seien es Kleriker od. Laien“ das wird im Film u. Theaterstück (auf dem basiert der Film) anders dargestellt dann wird Hinrichtung im Detail geschildert o alles wird m. Blut besudelt o auch d. Schreiber wird verletzt o lange Todesszene … alle 4 Ritter u. 1 Kleriker schlagen ihn, damit er 5 Wunden erhält (imitatio Christi) … dramatisches u. politisches Ereignis … schon nach 3 Jahren wird Thomas Becket v. Papst Alexander III (1159-1181 Papst) heiliggesprochen 1173 Konflikt, für den Becket steht, ist auch f. englische Geschichte wichtig von hier aus: direkte Linie d. Ausgliederung d. anglikanischen Kirche v. d. katholischen o darum geht’s im Film nicht historische Situation, f. d. d. Geschichte v. Thomas Becket d. Hintergrund abliefert wir erinnern uns an Robin Hood … da haben wir gemerkt, dass in Robin HoodFilmen d. Gegensatz zw. Sachsen u. Normannen etwas ist, das Erfindung d. Zeit ist u. zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr real war auch hier wird man Gegensatz v. Sachsen u. Normannen wiederfinden o historisch sehr unpräzise seit 1154: Henry II Plantagenet (5.3.1133-6.7.1189) regiert (Vorgänger: Henry I 1100-1135, Stephen 1135-1154) verheiratet m. Eleanor v. Aquitanien (vormals m. Louis VII v. Frankreich verheiratet) seit 1152 das führt zu Herrschaft in England, die nicht nur aus anderen Kaste v. Herrschenden – Beherrschenden besteht … sondern auch sprachlicher Gegensatz englischer Hof = sehr lange französisch … Sprache, etc. o hier kann man d. unterschiedl. Eroberungszeiten durch d. sprachliche Entwicklung gut sehen … Konflikte: innerhalb d. regierenden Oberschicht m. Henry II ist d. Hof nicht mehr normannisch, sondern er kommt aus d. Anjou o seine Mutter ist Normannin, heiratet aber einen Anjou o sie wollte Königin v. England werden o aber inzwischen gibt es König Stephen … Periode d. „anarchy“ eingegangen … herrscht während 20jährigem Bürgerkrieg 56 20jähriger Bürgerkrieg wird erst beendet, als Henry II zum nächsten König ernannt wird u. Stephens Nachkommen auf d. Thron verzichten o Stephen selbst stirbt wie zufällig 1 Jahr nach d. Friedensschließung, sodass Henry II König wird) … in den nächsten Jahren sterben alle Kronanwärter … sodass seine Herrschaft unangefochten ist Wales 1153: Wales u. Schottland (grau u. grün) = relativ autark blau = Henry II kontrolliert das … später dann auch alles andere außer grau + grün o außerdem: Normandie, Anjou, Bretagne u. nachdem er Eleanor v. Aquitanien geheiratet hat, auch Aquitanien o König v. England hat also 2/3 v. Frankreich unter seiner Regierung … schwierige politische Verhältnisse zw. Frankreich u. England … und in dieser Situation spielt d. Geschichte, in der es hier geht Eleanor war zuvor m. König v. Frankreich verheiratet … der Ehe annullieren lässt wg. zu naher Verwandtschaft (offiziell) inoffiziell: sie hat Liebhaber gehabt, u.a. König v. Jerusalem dann heiratet Henry II Eleanor nach 6 Wochen nach d. Annullierung (es gab verschiedene Entführungsversuche, da musste es schnell gehen) o sie u. ihre Tochter (Marie de Champagne) = wichtigste Mäzene f. frz. Literatur (Andreas Capellanus schreibt f. s. 3 Bücher über d. Liebe u. Chretien de Troyes ebenfalls vermutlich f. sie) bekommt viele Kinder, Söhne, etc. o Ehe recht stürmisch, wird in Verbannung geschickt … versucht immer, mitzuregieren Thomas Becket = Karrierist 21.12. ca. 1128-29.12.1170 Sohn eines Kaufmanns geht in Schule (man weiß nicht wann u. wo) … lernt Latein war m. 20 1 Jahr in Paris Studien gingen nicht über Grundstudien, die Studium d. Theologie erst ermöglichen, hinaus reiche Verbindungen seiner Familie … wird höher als sein eigener Stand erzogen Familie verarmt … nimmt dienstbare Positionen an o wird Schreiber … erfolgreich, steigt auf, mehrere Reisen f. Erzbischof v. Canterbury (mehrfach in Rom) wird 1154 zum Erzdiakon ernannt dann wird Posten d. Lordkanzlers frei (bewahrt Siegel u. Kasse) o Erzbischof v. Canterbury schlägt Thomas Becket vor … u. es passiert o wichtig, dass Erzbischof das sagt, später wird oft behauptet, dass Henry II das machen wollte 57 nach d. Tod d. Erzbischofs v. Canterbury => wird er es (wurde gerade erst zum Priester geweiht) o höchstes Amt v. England … in Canterbury wurden englischen Könige gekrönt … Lordkanzler wird zum Erzbischof => sicher eine politische Entscheidung v. König Henry II. Kirche: viele Privilegien in Rechtsprechung an sich gerissen o Ämterbesetzung o auch zivilisatorischen Charakter … man konnte feststellen, dass in d. Zeit, in der sich Kirche in Rechtsprechung eingemischt hat, Anzahl d. Todesurteile deutlich gesunken ist (weniger Blutsgerichtbarkeit) eher geistliche Strafen verhängt, erst beim 2. Mal wurden Mörder zum Tod verurteilt … zuerst exkommuniziert u. alle Rechte verloren reales politisches Problem: Kirche hat in freigiebiger Art u. Weise Schutz gespendet denen, die sich anderen Verhältnissen entzogen haben o Lehensabhängige, die m. Lehensherren in Konflikt geraten sind o Leibeigene ins Kloster gegangen o Kirche nimmt sie auf, ohne m. Lehensherren Rücksprache zu halten … das alles angeblich in großem Maße praktischer Hintergrund: Kirche immer wieder Reformbestrebungen: Reformklöster werden größer … brauchen mehr Wirtschaftspersonal, das wird so akquiriert Legenden u. Verfilmungen, Theaterstücke … aber wohl auch historisch so: Plan v. Henry II ging nicht auf o wollte jmd. der ihm Kirche zu Füßen legt Becket verschenkt seinen Besitz angeblich an d. Armen … tritt als Unterstützer d. Armen auf o das ärgert den König o Auseinandersetzungen, in denen als eines seiner Druckmittel d. Bischof mehrfach d. Exkommunikation ausspricht einige Adelige u. Beamte, die gegen d. Politik d. Kirche vorgehen wollen … führt letztendlich zur Flucht v. Becket aus England flieht schon 1164, nachdem es vorher Friedensversuch gegeben hat: „Constitution of Clarendon“ 1. If a controversy arise between laymen, or between laymen and clerks, or between clerks concerning patronage and presentation of churches, it shall be treated or concluded in the court of the lord king. 2. Churches of the lord king’s fee cannot be permanently bestowed without his consent and grant 3. Clerks charged and accused of any matter, summoned by the king’s justice, shall come into his court to answer there to whatever it shall seem to the king’s court should be answered there; and in the church court to what it seems should be answered there; however the king’s justice shall send into the court of holy Church for the purpose of seeing how the matter shall be treated there. And if the clerk be convicted or confess, the church ought not to protect him further 58 4. It is not permitted the archbishops, bishops, and priests of the kingdom to leave the kingdom without the lord king’s permission. And if they do leave they are to give security, if the lord king please, that they will seek no evil or damage to king or kingdom in going, in making their stay, or in returning. 16. Sons of villains should not be ordained without the consent of the lord on whose land it is ascertained they were born. … Konflikte zw. Kirche u. Staat … die sollen am Königshof geklärt werden Kirchen d. Königs (und somit Pfründe) können nicht ohne seine Zustimmung vergeben werden wenn Kleriker angeklagt werden => müssen zum Königshof kommen o geht um Frage d. Gerichtsbarkeit … König will das wieder an sich reißen … wird v. Bischöfen nicht gut aufgenommen … wird letztlich v. allen englischen Bischöfen unterzeichnet auch Becket stimmt mündlich zu, unterschreibt sie aber nie … flieht deswegen ist in Zisterzienserkloster, schreibt böse Briefe, reist nach Rom da will der Papst vermitteln u. Kompromiss erzielen o weil der ist auf Seite v. Becket o aber andererseits soll englischer König gestärkt werden, damit der deutsche nicht zu mächtig wird Kompromiss soll erzielt werden, doch Becket stichelt indirekt weiter gegen König o König lässt seinen Sohn nicht in Canterbury krönen, sondern in anderem Kloster … damit will er Becket ärgern … aber schadet sich selbst (seine Söhne rebellieren gegen ihn … ist ja wichtig, in Canterbury gekrönt zu werden) “What miserable drones and traitors have I nourished and brought up in my household, who let their lord be treated with such shameful contempt by a low-born cleric?“ das soll Henry II angeblich gesagt haben, soll zur Ermordung Beckets geführt haben was habe ich für 0en in meinem Haushalt erzogen, die ihren König mit einer solchen beschämenden Verachtung v. einem Kleriker, der von nicht-adeliger niedriger Geburt ist, behandeln o Film: “Will noon rid me of this meddlesome priest.“ … einer d. Mörder v. Thomas Becket (wird auch im Film vorkommen) ist f. dt. Literaturgeschichte wichtig: Ugh v. Morville .. einer d. Geißeln, die f. d. Befreiung f. Richard Löwenherz gestellt werden kommt an Hof d. Kaisers u. hat Manuskript dabei das ist die Vorlage d. „Lanzelet“ v. Ulrich v. Zatzikhoven Ermordung erfolgt auf d. Höhepunkt d. Rebellion, wo Henry II dringend Unterstützung d. Kirche braucht, kommt es zu einer Versöhnung posthum o Zeremonie am Grab v. Becket 59 … literarisch ist Thomas Becket in Legenden, Chroniken immer wieder aufgearbeitet worden: taucht d. 1. Mal in „Canterbury Tales“ v. Geoffrey Chaucer auf … Theaterstücke, v. 19. u. 20. Jhd. Alfred Lord Tennyson: „Becket“ T. S. Eliot: „Murder in the Cathedral“ (1935) o dazu: Oper v. Ildebrando Pizzetti (1958) Jean Anouilh: „Becket ou l’Honneur de Dieu” (1959) o dazu gibts den Film „Becket”, 1964 Paul Corcoran (Paul Webb): „Four Nights in Knaresborough“ (1999) o Wortspiel, weil es 4 Ritter waren, die nach der Ermordung Beckets nach Knaresborough geritten sind … wurden übrigens nie verurteilt Film: Becket Regie: Peter Glenville Produzent: Hal B. Wallis Drehbuch: Edward Anhalt Schauspieler: o Richard Burton: Thomas Becket o Peter O’Toole: Heinrich II o John Gielgud: König Ludwig VII v. Frankreich o Donald Wolfit: Bischof Folliot o Pamela Brown: Eleonore von Aquitanien o Paolo Stoppa: Papst Alexander III o Gino Cervi: Kardinal Zambelli Musik: Laurence Rosenthal Uraufführung: 11.3.1964 Film ist sehr nach d. Theaterstück (4 Akte) inszeniert … kaum ein Satz, der da nicht vorkommt … Theaterstück ist schon v. d. Anlage sehr filmisch gedacht trotzdem guter Film … tolle Schauspieler o auch d. Anweisungen sind sehr klar u. filmisch Bsp. Szenenwechsel traumhafte Übergänge … Leute treten aus d. Kulissen, plötzlich 30 Jahre früher u. dann später Beginn: König spricht m. Grab v. Becket um seinen Frieden zu bekommen er erinnert sich an d. Vergangenheit o Becket beschreibt sich als „servant“ o König sieht Becket als seinen Freund … guter Freund … mit dem er nächtlich bei einer Frau ist u. dann reiten sie gemeinsam weg, bevor sie v. d. Eltern d. Mädchens entdeckt werden Entstehung d. Theaterstücks (da wird die Szene erzählt, nicht gezeigt) Jean Anouilh … hat Buch aus d. 19. Jhd. über Becket in d. Hand bekommen u. daraus Theaterstück gemacht in dem Buch wird dieser Gegensatz: Sachsen – Normannen stark ausgeführt o wusste, dass das nicht stimmt, muss nicht historisch korrekt sein o Robin-Hood-Tradition … im 19. Jhd. erfunden u. hat sich stark durchgesetzt 60 in Amerika am Broadway erfolgreich aufgeführt worden … das hat auch d. Regisseur gesehen o O‘Toole sollte im Theaterstück spielen … der hat aber Film gedreht zu der Zeit, spielt dafür im Film mit o gemeinsam m. Richard Burton = erfolgreich Becket wird als Figur gezeichnet, der etwas fehlt … ein Zentrum dessen, das das moralische Zentrum sein kann nicht Liebe zu Gott sondern Ehre Gottes geht nicht darum, dass jmd. Gott entdeckt u. liebt … sondern jemand möchte Ehre Gottes durchschreiten politische Verflechtungen zw. Papst u. Frankreich – England werden auch im Film übernommen Exil v. Becket wird geschildert ebenso d. Auseinandersetzungen d. Kirche o da wird es historisch inkorrekt o wird so geschildert … wg. Freundschaft (Becket ist eine Art Erzieher v. Henry II) o ist immer Henry II, der Becket in d. Positionen bringt (Lordkanzler z.B. … obwohl er das auf Betreiben d. Kirche wird u. nicht v. König) Komik … einer d. wenigen witzigen Monumentalfilme wird nicht viel dazu erfunden zum historischen Becket Geschichte d. Intimität zw. Becket u. Henry = nicht historisch o Frauen o aber auch physische Intimität … Becket reibt Henry m. Handtuch nach Bad ab z.B. Einführung d. Gabel o Barone wissen nicht so recht, was eine Gabel ist … werden dann damit konfrontiert o geht wüst zu, sie bewerfen sich m. Sachen … stecken Gabel in Rücken v. d. anderen, etc. o König zeigt, wie es richtig geht … ist zum Essen Liebe / Freundschaft zwischen Becket u. Henry => Jugendgefährten o mögliche sexuelle Aspekte werden nicht erwähnt enge Beziehung zw. König u. seinem Freund => zieht sich durch den ganzen Film findet ihr Ende bei d. misslingenden Versöhnung, die am Strand v. Frankreich stattfindet o Becket will „the honor of the god and the honor of the king will be one” o Henry II will das nicht … sieht sich als alleinherrschender König o trennen sich voneinander … dramatisch (wie von Liebenden) Liebe 2er Männer … wie man sie in mittelalterlichen Texten immer wieder findet 61 … Jaeger, C. Stephen nennt es „Ennobling Love“ (adelig, edel) Männerpaare o Gawein u. Iwein viel mehr Intimität als zw. Iwein u. Laudine o Lanzelot u. Galahad Frage d. Sexualität wird in d. MA Texten nicht berührt Gayle Rubin: Beziehungen über Männer werden durch Austausch v. Frauen geregelt d. Beziehung d. Männer funktioniert über Frauen (bis Becket „Ehre Gottes“ sucht) sächsische Frau (Gwendolen) … Becket schützt sie, indem er sagt, dass er sie will König ist zunächst wütend … Becket ist ihm Gefallen schuldig o König will Beckets Freundin o Becket sagt, dass das ok ist ... hat sie eh nie geliebt, sie bringt sich um o König gibt Becket andere Frau … aber die will er nicht Henry II schläft im Bett v. Becket u. sie verbringen die Nacht gemeinsam o das zeigt deutlich die Verflechtung zw. Erotik, Sexualität u. Freundschaft o das sieht man eben in mittelalterlichen Texten immer wieder im Theaterstück wird das nicht so intensiv gezeigt o in einer Szene sagt d. Mutter v. Henry II, dass er eine unnatürliche Beziehung zu Becket hätte, spricht v. Liebe, etc. das steht nicht im Theaterstück … geht um 2 Figuren König, der Liebe hat zu Becket König, der Liebe hat zu seiner eigenen Macht Becket hat keine Liebe zu König, braucht ihn aber, um Karriere zu machen Bsp. Becket entdeckt die „Ehre Gottes“ Becket entdeckt seine Liebe dann aber doch überraschend … liebt nicht Gott, aber die Ehre Gottes o Überraschungseffekt, der ihm diese Entdeckung zeigt, wird besonders deutlich in Szene im Kloster: Mönch bekommt Bekehrung v. Becket mit (anderer Mönchsbruder John ist weg, das hat Becket gerade erfahren) o sagt zu Jesus, dass es schwierig f. ihn ist, mit ihm zu reden o bittet Gott, seine wahre Ehre zu finden, indem er zu ihm betet, etc. und er ihn würdig macht o keine Musik … still o dann ironische Wegwendung v. Becket … geht in dem Film mehr als um Mensch d. in korrupten Welt einen moralischen Weg findet (das wollte Anouilh in seinem Theaterstück zeigen) wird deutlich, wer die Bösewichte sind in dem Film Bischof v. London o hat nur seine eigene Karriere u. Neid auf Thomas Becket, der mächtiger als er geworden ist, im Kopf o herausstechend negativ Papst => wird nur lächerlich gemacht, ist nicht böse 62 … Warum wird hier auf das MA zurückgegriffen? Theaterstück: Mensch d. in korrupten Welt einen moralischen Weg findet Film: Entstehung d. Gewissens durch Ehre Gottes o Konflikt wird aufgebaut, der so nicht da ist … Kirche – Staat wäre da gewesen, das interessiert ihn nicht o sondern Eroberungssituation … Becket beginnt als Kollaborateur u. endet als Held d. Unterdrückten Figur wird ins Zentrum gestellt, die etwas darstellt, das in frz. Gesellschaft durchaus Resonanz gehabt haben dürfte (politische Situation wie bei L’éternel retour) o viele seiner Besucher dürften sich evtl. wiedererkannt haben f. d. Film ist das weniger wichtig … auch wenns verschoben u. ins Allgemeine gewendet ist o Becket arrangiert sich, bis er sein eigenes Thema: „Ehre Gottes“ gefunden hat o englische Perspektive … englische Herrschaft wird verhandelt o wird im Film in d. Krise gezeigt … aber am Schluss d. Films: ganz England liegt Henry II zu d. Füßen … triumphierende englische Herrschaft … 1964: Beitrag Englands zur Freihandelszone abgeschlagen … hat viele Kolonien in Unabhängigkeit entlassen kompensatorischer Reiz … endet ja in übergroßer Herrschaft Englands 03.06. Becket (Musik: Laurance Rosenthal) – Ein amerikanischer Blick auf eine englische Tragödie … Freundschaft, Liebe und die Ehre Gottes Rückblick … Filme werden historisch immer konkreter, orientieren sich an hist. Personen u. belegbaren Ereignissen während Tristan-, Artusstoff, etc. was Legendenumwobenes haben gleichzeitig konzentrieren sich d. Komponisten immer mehr an historischem Material o Excalibur: gar nicht … fiktive Mittelaltermusik, klingt esoterisch o das ändert sich bei El Cid: tatsächliche mittelalterliche Melodien werden verwendet … aber werden in neue Kontexte gestellt z.B. Mariengesang … bei Becket funktioniert es ähnlich … gibt tatsächliche mittelalterl. Musik die als solche verwendet u. zitiert wird aber Laurance „Larry“ Rosenthal geht auf andere Art u. Weise damit um … Musik wird in ihren ursprüngl. Kontext gestellt o m. einer gewissen dramaturgischen Freiheit … aber immerhin o während in „El Cid“ d. mittelalterl. Musik eher als Hintergrundmusik fungiert … wie Requisit … soll gewisse Glaubwürdigkeit haben (diegetischer Charakter) extradiegetische Musik (begleitet Handlungen d. Protagonisten u. interpretiert d. Gefühlszustände) o bei El Cid völlig erfunden, sollen spanisch klingen, aber nicht mittelalterlich 63 … Wie ist es bei Becket? auf historische Musik wird in stärkerem Maße zurückgegriffen: Gregorianischer Choral o in Karolingerzeit gab es d. Legende, dass Papst Gregor bestimmte Choralmelodien diktiert wurden, die in Gottesdienst gesungen werden müssen … Bestandteil d. Liturgie wie Gewänder, etc. Musik, die erst nach d. Karolinger Ära komponiert wurde, aber ebenso in Liturgie verwendet wurde: Sequenzen (Stücke, die nach d. Halleluja d. Messe gesungen werden … darum heißen sie sequentiae) o Melodien, die im 12., frühen 13. Jhd. entstanden sind o also nach d. Tod Beckets 2 Sequenzen: Veni Sancte Spiritus: Stephen Langton … war einer d. Nachfolger Beckets, der ja 1170 ermordet wurde evtl. diese Sequenz erst nachher komponiert das hat Rosenthal vermutlich gar nicht gewusst Dies irae, dies illa … diese Musik stellt nicht nur bloßes Requisit dar, sondern wird tatsächlicher dramaturgischer Faktor Laurance Rosenthal … bekam weniger prestigeträchtige Filme … TV-Musik v.a. trotzdem eine interessante Persönlichkeit Zitat John Williams: Larry Rosenthal is a composer of music in every bar of which we can find much to admire. His exquisite craftsmanship rests on the rock of a rich natural gift and his achievements throughout his long and distinguished career place him firmly among the greatest contributors of his generation. enthusiastische Äußerung v. John Williams (einer d. großen Komponisten d. Gegenwart) Rosenthal geb. 1926 in Detroit Kompositionsstudium an Eastman School o Howard Hanson, Bernard Roger o in Paris (Nadia Boulanger) o und in Salzburg (Mozarteum) Bühnenmusik für Broadway-Stücke: Rashomon, Becket, Balettmusiken, etc. Filmographie (Auswahl) March of Time (Dokumentarfilm, erste Filmmusik bei US-Luftwaffe während d. Korea Kriegs) Yellowneck (1955) A Raisin in the Sun (1961) The Miracle Worker (1962) o Autobiografie v. taubstummen u. blinden Frau: Helen Keller o Musik spielt eine besondere Rolle, um das Innenleben dieses Mädchens darzustellen Becket (1964) The Comedians (1967) Hotel Paradiso (1966) A Gunfight (1971) 64 The Return of a Man Called Horse (1976) o Fortsetzung eines anderen Spielfilms o jmd. wird in Indianerstamm eingegliedert … Musik v. diesem Stamm integriert The Island of Dr. Moreau (1977) Meteor (1980) Clash of the Titans (1981) The Bourne Identity (1987) o letzter Film v. großem Stop-Motion-Künstler (Sindbad z.B.) o Austausch am Filmset … Interesse d. Komponisten f. d. Produktion d. Films das wird auch f. Becket v. Bedeutung sein … Rosenthal wird Spezialist f. Historisches: Peter d. Große, Hitler, Billy the Kid, Jesus Christus, etc. TV-Arbeiten: Peter the Great (1986), Anastasia (1987), The Young Indiana Jones Chronicles Becket: A tapestry of Music (Dokumentation m. Laurence Rosenthal) theoretische Äußerung v. Rosenthal über d. Filmmusik: neue Dimension: wenn Musik im Film ist … auch ihre Abwesenheit ist wichtig … so bedeutend, wie d. Beginn v. Musik das kann Szene extrem verändern sehr gezielter Einsatz v. Musik in Becket, sehr genau dossiert … Film ist Medium zum Schauen u. Hören statt Begreifen über d. Wort zwar Gemeinsamkeiten, aber Film ist grundlegend anders beschaffen o Ton erhält > Ausdrucksgrad im Film Bsp. Robin Hood od. El Cid => sind m. Musik voll … selten gibt’s Passagen, in denen keine Musik erklingt (meistens Dialog) … Musik oft brutal abgeschnitten L’éternel retour od. Becket: ganz besonderer Einsatz v. Musik o Kommentarfunktion, Unterstreichung, Interpretation o dafür büßt sie Charakter einer unwirklichen Umkleidung aller Geschehnisse ein klangliche Entscheidungen d. Komponisten: Rosenthal bemerkt: Streicher können nicht ständig im Film spielen … wirken viel sentimentaler als im Musiksaal, haben bestimmten Effekt, aber den will man ja nicht dauernd leitmotivisches Einsetzen v. Musik Motive gregorianisch … Musik d. Kirche darum eröffnet er m. Veni Sancte Spiritus d. Film o echten kirchl. Chor benutzt Doku im Theater ist Musik weniger ausgearbeitet als in Film … gab zuerst Theaterstück Becket (broadway score) o nicht vergleichbar m. Filmarbeit lässt sich v. Set inspirieren o walisische Volkslieder … Theme f. Gwendolen o sie singt es sogar selbst u. spielt auf Laute im Film Becket muss wirklich singen, bevor er umgebracht wird in d. Kirche 65 … geht um das Gefühl d. Mittelalters, nicht 1:1 Rekonstruktion … darum viele gregorianische Gesänge Mehrstimmigkeit: Organum … aber gibt auch Musik d. 20. Jhd. z.B. zu dramatisch, nichts Mittelalterliches passt … „Musik ist aus sich selbst entstanden“ z.B. Kostümbildnerin: hässliche Gewänder in der Zeit => 75 Jahre viel besser, dementsprechend halt die gemacht … so geht’s Rosenthal m. d. Musik geht um den Effekt d. Musik Thema v. Becket u. König: heiter, Freundschaft Wallis wollte triumphales Ende … aber das passt nicht wirklich, ist ja Heuchelei v. König, der d. Tod Beckets bewerkstelligt hat ironischer Unterton im Thema bleibt Motive im Film anschauen, ohne Film … ist alles in den ersten 10min enthalten Beginn: Choral: Veni Sancte Spiritus + Glocken Jagdsignale, Herrschaftssignale Begegnung Beckets m. sächsischen Herkunft Gwendolin Theme König betritt Kirche: Dies irae, dies illa Dialog König m. Becket o sehr sparsam, aber trotzdem interessant, wie da die Musik eingesetzt wird Anspielung auf Freundschaftsmotiv m. Flöten Rückblende schelmenhafte Episode zu Beginn, Nacht m. Mädchen verbringen u. lustig davonreiten o dieses Thema ist f. beide komponiert … stellt Verbindung v. Becket u. seinem König dar Qualität v. Rosenthals Musik: nicht nur musikalische Themen, sondern die sind dramatische Handlungsmotive … Leitmotiv auf einer übergeordneter Ebene beginnt m. Glocke … strukturiert d. Alltag d. Menschen dann Veni Sancte Spiritus … Sequenz zum Halleluja v. Pfingstsonntag erste Strophen v. Veni Sancte Spiritus Veni, Sancte Spiritus Komm, Heiliger Geist, Et emitte caelitus und sende vom Himmel Lucis tuae radium Deinen Lichtstrahl. Veni, pater pauperum, Komm, Vater der Armen, Veni, dator, munerum, Komm, Bringer der Gaben, Veni lumen cordium. Komm, Licht der Herzen Consolator optime, Bester Trostspender, Dulcis hospes animae, Süßer Gastgeber der Seele, Dulce refrigerium. Süße Erfrischung … d. Hl. Geist kommt v. Himmel hernieder, erfüllt uns Hl. Geist geht auf Apostel nieder (Pfingsten) … diese Erfüllung m. d. Geist wird zu Beckets Bischofsweihe suggeriert o ganz bewusst breit inszeniert … Liturgie 66 entgegen d. sonstigen Treue d. Films: entscheidende Worte auf Englisch, nicht Latein Becket wird v. Bischof v. London geweiht … ist sein Todfeind o Film entscheidet sich dafür, dass durch d. Bischof v. London (macht es widerwillig) d. Hl. Geist niedergeht o nach d. Bischofsweihe kein lockerer Umgangston mehr … seine Spiritualität u. Ehrlichkeit werden nicht in Frage gestellt Orchester: Sprachrohr d. Kommentators od. Bewusstsein d. Protagonisten: implantiert … gewinnen andere Bedeutung als nur ein Requisit zu sein .. bekommen inhaltliche Bedeutung o wenn das stichhaltig ist, ist das Veni Sancte Spiritus ein Schlüssel zum Verständnis d. Ganzen auch d. anderen Choräle sind bewusst gewählt: Dies Irae Totenmesse … u. als Becket heiliggesprochen wurde: eigene Liturgie f. ihn komponiert bis heute im Sancturale f. d. 29.12. (Tag seines Todes) vorgesehen Choral auch an anderen Stellen: unblutige Eroberung d. frz. Stadt tedeum laudamus: wenn es einen Sieg gibt … wird das im Mittelalter immer gesungen, das ist authentisch … dem Film kann man sein Entstehungsdatum genau ablesen .. in der Art u. Weise wie der Choral abgelesen wird jeder d. Töne ist gleich lang: equalis (alles rhythmisch gleich) o kann man auf verschiedene Arten u. Weisen singen … ist nicht eindeutig festgelegt, gibt verschiedene Theorien, wie man das machen kann … das wird v. Orchester an verschiedenen Stellen übernommen, um Beckets Bewusstsein darzustellen interessanter Punkt u. zentrale These: Becket ist enigmatische Erscheinung … man weiß nie, was er fühlt, meistens maskenhaft Becket ist keine eigenständige Persönlichkeit, definiert sich über seine sozialen Beziehungen, sein Verhältnis zu anderen o das ist zunächst d. König o andererseits d. Geliebte Gwendolen, die auch d. sächsischen Volk entstammt, und das er scheinbar verrät o nach d. Priesterweihe: definiert sich nur mehr durch Gott Drama d. Stücks: gibt keinen echten Becket, der ist immer nur das, mit dem er gerade in Beziehung steht ... f. d. König v.a. tragisch 2 wichtigste Themen 1. Choralthemen beziehen sich auf d. Verhältnis zu Gott 2. Freundschaftsthema: Verhältnis Becket und König … gibt kein einzelnes Thema d. beiden sondern nur die Beziehung d. beiden scherzhaft, fröhlich m. d. wachsenden Entfremdung driftet dieses Thema ab u. wird melancholisch abgewandelt 67 Bsp. Strandszene: Musik schweigt beim Dialog … sie verstehen sich nicht mehr Musik erklingt erst wieder am Ende verhalten … König schreit auf, dann orchestraler Aufschrei => Entfremdung d. beiden wird deutlich zusammengefasst wird es bei Beckets Ermordung zunächst Choral … katholische junge Priester aus Priesterseminar singen „Gott komme mir zu Hilfe“ singt Becket o Türen öffnen, damit die Gläubigen daran teilhaben können o m. Gottesdienst fortfahren, obwohl Ritter eindringen in Kirche u. Becket bedrohen nicht nach d. 1. Schwertstoß kommen die dissonanten Akkorde … nur noch ein Fetzen d. ursprüngl. Beziehung … so als ob Beckets Tod ein letzter Akt d. Königs wäre, der ihn liebt letzte Worte, die Becket auf d. Lippen hat, bevor er stirbt: „poor Henry“ 10.06. Rivette: Jeanne la pucelle – Historie als Historie „Dokumentarisches aus dem Jahr 1429: Jeanne la Pucelle von Jacques Rivette“ … das ist zu unterscheiden von allem, was wir bis jetzt besprochen haben für das Mittelalter ist es der am besten dokumentierteste Fall o Johanna v. Orleans … wir haben sowohl Unterlagen zum Prozess, in dem sie als Ketzerin verurteilt wurde, als auch den Revisionsprozess … knapp 25 Jahre später wurde das Urteil wieder aufgehoben ausführliche Dokumentation, Zeugenaussagen, Briefe (z.T. nur genannt, aber teilweise auch die „Originale“ erhalten) o so haben wir z.B. die original Unterschrift „Jehanne“ (jmd. der nicht besonders gut schreiben kann … das sieht man) o sie war ein Mädchen aus einer reichen bäurischen Familie … aber kaum schreiben gelernt … scheint auf d. ersten Blick aus wie ein Parallelfall f. Becket beides Heilige beide politisch aktiv Konflikt in englischen Königshaus … gestorben Gottes Werk / Ehre … im Auftrag Gottes vollbracht Komponente d. sozialen Aufstiegs sind in einer Zeit, in der englische König weite Teile v. Frankreich besitzt politische Grundsituation englischer König besitzt große Teile d. frz. Bereiches (Bild zeigt Situation um 1154) 68 … was das für einzelne Personen bedeutet: Doppelvasallität: einzelne Adelige haben Lehen v. König v. Frankreich u. England relativ breite Überschneidungslinie gibt theoretisch politische Mechanismen, die zur Neutralität führen … aber alles sehr heikel o z.B. Herzog d. Normandie (= König v. England) … wäre Lehensmann v. König v. Frankreich Erbrechtlicher Konflikt entsteht durch d. Tod Karls IV (frz. König … letzter Kapetinger) o Frankreich ohne direkten männl. Nachkommen England (bis heute): Möglichkeit einer weiblichen Erbfolge o das gibt’s in Frankreich nicht … das führte dazu, dass es nach d. Tod Karls IV unterschiedl. Erbansprüche gab englischer König Edward III (Plantagenet): meint, dass er d. nächste männl. Verwandte v. ihm wäre o Frankreich verhindert das: Verwandtschaft nicht gültig, weil sie über d. weibliche Linie läuft – nur männliche gültig o der nächste in d. männl. Linie: Philipp VI (Valois) Folge: 100jähriger Krieg 1337-1453 (dauert länger als 100 Jahre) Beginn: Generalmobilmachung in Frankreich beide Seiten glauben sich legitimiert o englischer König wollte Usurpator v. frz. Thron stoßen o frz. König wollte aufständischen Vasallen reglementieren das Verhältnis bleibt d. ganzen 100jährigen Krieg bestehen … bleibt knapp bis ins 19. Jhd. bestehen (ohne kriegerische Auseinandersetzungen) denn bis dahin haben englische Könige nie d. Anspruch auf d. frz. Thron aufgegeben erst im Zuge d. frz. Revolution … Anspruch explizit aufgegeben kriegerische Aktionen … die sind zumindest bis zum Auftreten d. Jeanne d’Arc im Jahr 1429 fast immer so, dass sie d. Engländern große Erfolge beschaffen kein kontinuierlicher Krieg … Waffenstillstand u. Frieden (halten über 10 Jahre manchmal … politische u. militärische Gründe) o sehr opferreicher Krieg o immer wieder kann eine Seite d. Krieg nicht weiterführen (keine Leute mehr) vor d. Mitte d. 14. Jhd.: schwierige Zeit in Europa: im 13. Jhd. wars wesentlich besser (super soziale Situation, Wetter, Ackerbaumöglichkeiten etc.) das verschlechtert sich zu Beginn d. 14. Jhd. o Bevölkerungswachstum im 13. Jhd. o Veränderungen d. Felderwirtschaft o aber gibt sicher noch viel mehr Faktoren o wirkt sich auf d. Gesundheit u. Mentalität d. Menschen aus 69 Pest ab 1347 … breitet sich in Europa extrem schnell aus o sehr abweichende Zahlen … 50-60% d. Bev. stirbt innerhalb v. 3 Jahren … aber manche Schätzungen sind auch 70-80% o dauert bis weit ins 16. Jhd. hinein, bis Bev.dichte die Zahl d. 13. Jhd. wieder erreicht … und zusätzlich gibt’s diesen verlustreich geführten 100jährigen Krieg da passiert militärisch einiges z.B. Schilderungen v. Schlachten, die alle sehr verlustreich sind, z.B. Schlacht v. Azincourt (1415) o triumphaler Sieg d. Engländer … Zahlen schwer ermittelbar o Frz. kämpfen auf traditionelle mittelalterliche Weise Fußvolk, Kavallerie, Bogenschützen, verschiedene Führer o Engländer: zentral organisiert … die meisten: Langbogenschützen (Distanzwaffe) … mähen Franzosen nieder obwohl Briten zerrieben sind, kommt es zu katastrophalen Niederlage d. Frz. o alle frz. Gefangenen werden getötet (wurden nicht nach Lösegeldzahlungen freilassen … das wäre sonst üblich) das führt zum Vertrag v. Troyes … Frankreich wird extrem verkleinert grün = Burgund = Hauptallianzpartner Englands Frankreich ist kurz davor, aufzuhören zu existieren Karl VII ist gar kein König mehr … weil er ist nicht in Reims gekrönt wurde … sonst gilt er nicht als König o mittelalterliche Symbolkultur … englischer König muss in Canterbury gekrönt werden, dt. König in Aachen Reims liegt aber im Gebiet d. Engländer … da kann d. frz. König nicht hin Belagerung v. Orléans … wenn das fällt, können die Engländer den Rest überrennen (Grenzfestung) 70 Jehanne Darc (Jeanne d’Arc; Jeanne la Pucelle) vermutlich 6.1.1412 in Domrémy, Lothringen – 30.5.1431 in Rouen verbrannt (nach Ketzerprozess) verschiedene Schreibweisen … das d’Arc zeigt, dass sie adelig wurde mit dem Stricherl wichtige Personen Mutter trägt dazu bei, dass Prozess für nichtig erklärt wird (Isabelle Romée) und Vater Jacques Tarc Karl VII ist Dauphin … wird dann 1429 in Reims zum König gekrönt endlich Hauptmann in Vaucouleurs (Nähe d. Geburtsorts v. Jehanne) = Robert de Baudricourt … aus d. Prozessakten erfahren wir, dass Jehanne im Alter v. 12, 13 ihre ersten Visionen hatte 3 Heilige erscheinen ihr: Katharina, Erzengel Michael, Margareta Geburtsort Domrémy: gehört Herzog v. Burgund aber wenig südlich davon liegt Vaucouleurs … und diese Stadt ist eine politisch interessante Stadt Land ist Lothringen … Gegend, die traditionell (historisch) lange zw. Dt. u. Fr. umstritten war o als Lothringen frz. wurde, wurde frz. Hauptmann in Vaucouleur eingesetzt o es blieb französisch … darum ist Jehanne dorthin gereist, um d. Hauptmann zu überzeugen, dass sie einen geistlichen Auftrag hat, den Dauphin zum König v. Frankreich zu machen 20km entfernt … zu Fuß (mehrfach, weil sie konnte d. Hauptmann zunächst nicht überzeugen, erst später) 450km in Begleitung einer kleinen Truppe durch feindliches Gebiet und dann an d. Grenze d. frz. Gebiets nach Châtellerault … da war der König zu dieser Zeit weitere Stationen: Orléans, Reims, wo König gekrönt wird Jehanne versucht dann, Paris einzunehmen (misslingt) wird in Rouen verbrannt Geheimaudienz bei Karl VII da kann sie d. König davon überzeugen, dass sie in einer Mission Gottes unterwegs ist Beredsamkeit, die weit über das, was man von ihr erwarten könnte, hinausgeht … das zeichnet sie aus u. das zeigt ihr Verhalten im Prozess o rhetorisch äußerst versiert … kaum Angriffsfläche geboten f. d. Inquisitoren entspricht nicht dem, was man v. ihrem Geschlecht erwartet o aber sie schafft d. Übergang v. weiblichen Geschlecht in ein männliches Gender o tritt die meiste Zeit als Heerführer auf … setzt sich offenkundig erfolgreich durch in der Männergesellschaft 71 als ihr d. Prozess gemacht wird, bleiben von etwa 67 Anklagepunkten nur 10-12 übrig manche sind so böswillig, dass die schon während d. Prozess f. Aufsehen sorgten z.B. Dämonenverehrung … weil sie während d. Visionen niederkniet, wird ihr das so ausgelegt 5facher Mord vorgeworfen … Frau darf kein Soldat sein u. keinen Krieg führen … jeden, den sie umgebracht hat => Mord permanentes Tragen v. Männerkleidung => unangemessen, Häresie Widerruf v. Jehanne: damit hat sie sich zunächst d. Verurteilung entzogen gehabt … weil sie wird nun nicht mehr als Ketzerin angeklagt prozessführende Bischof hat ihr verweigert, dass sie v. Nonnen bewacht wird (geistliches Gefängnis), sondern er brachte sie in ein militärisches Gefängnis hat englische Adelige u. Truppen angewiesen, sie zu vergewaltigen o hat sich männl. Kleidung angezogen, um sich zu schützen … 2 Hosen u. 2 Hemden angezogen u. viele Knoten gemacht, dass man sie nicht so leicht ausziehen kann o da war dann klar, dass sie eine wiederholte Ketzerin ist => dann konnte sie verurteilt werden … eine Frau unter Männern ist etwas, das natürlich an sich eine schwierige Situation ist im Mittelalter auffällig wird in mittelalterlichen Texten immer wieder erwähnt o Jungfrau reitet m. Ritter eine gewisse Strecke o wird kommentiert v. Erzähler: früher ging das, weil die Menschen anders waren, aber heute ginge das nicht mehr Bsp. Film: Nachtritt durch feindliches Gebiet (ganz am Anfang d. Karriere d. Jehanne) Begleiter unterhalten sich, wollen sie vergewaltigen … aber reden nur groß … liegen dann neben ihr o haben Angst vor d. Engländern … aber sie beruhigt sie, dass sie schlafen können ungebildete Frau in Land, das kurz vor Selbstaufgabe ist, bringt so viel Überzeugungskraft auf, dass man ihr folgt Christine de Pizan (1365-1430): „Le Livcre de la Cité des dames“ (Stadt d. Frauen), Zitat: Diejenigen, die Frauen aus Missgunst verleumdet haben, sind Kleingeister, die zahlreichen ihnen an Klugheit und Vornehmheit überlegenen Frauen begegnet sind. Sie reagierten darauf mit Schmerz und Unwillen, und so hat ihre große Mißgunst sie dazu bewogen, allen Frauen Übles nachzusagen… Da es aber kaum ein bedeutendes Werk eines angesehenen Verfassers gibt, das nicht Nachahmer fände, so gibt es gar manche, die sich aufs Abschreiben verlegen. Sie meinen, das könne gar nicht schiefgehen, da andere bereits in ihren Büchern das gesagt haben, was sie selbst sagen wollten – wie etwa die Frauenverunglimpfung; von dieser Sorte kenne ich eine ganze Menge gegen diese Form d. Frauenverunglimpfung setzt Christine eine allegorische Rahmenerzählung o baut eine Stadt d. Frauen auf … die gibt wichtigen historischen u. literarischen Frauen eine Herberge o gleichzeitig sind die Frauen die Bausteine, aus denen die Stadt gebaut ist o Erzählungen herausragender Frauen 72 das war an einigen frz. Höfen … Atmosphäre erzeugt, auf die Jehanne zurückgreifen kann Boccaccios Decamerone (Novellen) waren eine mögliche Vorlage ihr letztes Werk: „Dictié en l’honneur de la Pucelle“ (1429/30) Lobeshymne auf Jehanne König ruft theologische Kommission ein, die Jehanne prüfen soll dauert mehrere Tage, Jehanne besteht sie in herausragend positiver Weise Ausschnitte v. Film: ist der historisch akkurateste Film, den wir in der VO sehen Prozessakten u. historische Standardwerke v. frz. Historiker sind die Basis, auf denen der Film beruht Bsp. Wahrheitsgehaltprüfung Erzählart d. Films dokumentarischer Stil o Zeugen sprechen dazwischen in die Kamera o Kamera wird ausgeblendet … keine Schnitte, nur Kameraeinstellungen 1. komplett erhaltener Brief ca. 22.3.1429: richtet sich an d. König v. England endet m. „Jesus, Maria“ (das ist f. Jehanne typisch) das wurde ihr vorgeworfen … das ist die klassische dominikanische Grußformel (die meisten beim Prozess waren Dominikaner) King of England, and you, Duke of Bedford, who call yourself Regent of the Kingdom of France; you, William de la Pole, Earl of Suffolk; John, Lord of Talbot; and you, Thomas, Lord Scales, who call yourselves Bedford’s lieutenants, do right by the King of Heaven. Hand over to the Maiden, who is sent here by God the King of Heaven, the keys to all the towns which you have taken and violated in France. She has become here in the name of God to support the Royal family. She is quite prepared to make peace, if you are willing to do right, so long as you give up France and make amends for occupying it. And you, archers, soldiers both noble and otherwise, who are around the town of Orléans, in God’s name go back to your own lands. And if you will not do so, await word of the Maiden, who will go to see you soon to your very great misfortune. King of England, if you do not do so, I am a commander, and wherever I come across your troops in France, I shall make them go, whether willingly or unwillingly; and if they will not obey, I will have them wiped out. I am sent here by God the King of Heaven – an eye for an eye – to drive you entirely out of France. And if they are willing to obey, I shall have mercy on them. And do not think otherwise, for you will never hold the kingdom of France from God the King of Heaven, the Son of Saint Mary; King Charles, the true heir, will hold it, for God the King of Heaven wills it; and this has been revealed by the Maiden to him [i.e., Charles], who shall enter Paris with a fine contingent of troops. If you do not believe the tidings sent by God and the Maiden, wherever we find you we will strike against you, and will cause such a great clash of arms there that not for a thousand years has France seen one as great, if you do not do right. And firmly believe that the King of Heaven will send greater force to the Maiden than you would be able to bring against her and her good men-at-arms in all of your assaults. And in the fighting we shall see who has the better right [whether God of Heaven or you]. Duke of Bedford, the Maiden asks and requests that you will not cause your own downfall. If you will do right, you could yet come in her company to where the French will do the noblest deed which has ever been done for Christianity. And reply if you wish to make peace in the city of Orléans; and if you do not do so, you will shortly contemplate your great misfortunes." Written this Tuesday [in] Holy Week. 73 sie spricht von sich in der 3. Person (das ist mittelalterlicher Schreibstil) inwieweit das v. Diktat geändert wurde (sie konnte ja nicht schreiben) … weiß man nicht alle Briefe kann man nachlesen unter http://archive.joan-of-arc.org sehr selbstbewusster Brief … Briefe wurden zurückgehalten darauf reagiert Jehanne böse (5.5.1429) You, men of England, who have no right to this Kingdom of France, the King of Heaven orders and notifies you through me, Joan the Maiden, to leave your fortresses and go back to your own country; or I will produce a clash of arms to be eternally remembered. And this is the third and last time I have written to you; I shall not write anything further. Jesus, Mary; Joan the Maiden I would have sent you my letter more properly, but you detain my heralds for you have detained my herald called 'Guyenne'. Please send him back to me, and I will send some of your men captured in the fortress of Saint Loup, for they are not all dead. gibt sogar PS (das klingt mehr nach Jehanne) auch das wird wortwörtlich im Film nachgespielt ihre große Leistung: Aufhebung d. englischen Belagerung v. Orléans Weg nach Reims wird frei o bis dahin: militärisches Wunderkind, gesandter Retter … weil erfolgreich o Mission erreicht => König ist gekrönter König Jehanne scheitert (will Paris befreien) … militärische Verwundung o sie gerät in die Schwierigkeiten d. Hofpolitik (ist kein Höfling, kann sich nicht durchsetzen) o ist inaktiv am Hof schreibt Briefe an verschiedene Leute o bekommt kl. militärische Aufträge, die sie teilweise erfüllt o und währenddessen wird sie v. d. Gegnern gefangengenommen Gefangennahme vor Compiègne v. Grafen v. Luxemburg (Jean) Festsetzung in Beauvoirs Verkauf an die Engländer (im Auftrag v. Philipp v. Burgund) o dieses Ausliefern kann erfolgen, weil der frz. König sich viel Zeit gelassen hat m. d. Lösegeldzahlung od. es gar nicht wollte (od. konnte) o darum wurde sie an Engländer verkauft, für recht hohe Summe Engländer überstellen sie nach Beauvoirs: da führt d. Bischof (Pierre Cauchon) d. Prozess gegen sie der war gut gewählt: sehr bestechlich, schon im Konzil v. Konstanz eingesetzt, um dort Mordprozess positiv zu beeinflussen o jetzt brauchten sie jmd., der Inquisitionsprozess gegen sie führt u. sie soll verurteilt werden das wurde alles aktenkundig im Rehabilitationsprozess auch der Aufruf zur Vergewaltigung ist aktenkundig … da floss viel Geld Hauptanklagepunkt: Tragen v. Männerkleidung das ist etwas, das theologisch ein Problem ist (cross-dressing) aber unter bestimmten Bedingungen ist es ok o und eine solche Ausnahme ist eigentlich bei Jehanne vorgelegen 74 Gerichtsverfahren als Inquisitionsverfahren … sollte Papst unterstehen u. v. unparteiischen Richter durchgeführt werden das war nicht der Fall … Jehanne hat das auch angemerkt Beweisaufnahme 21.2.-Ende März 1431 bei ihrer Hinrichtung kam es zu Aufständen gibt detaillierte Berichte v. ihrer Hinrichtung englischer Soldat hat sich ihrer erbarmt u. ihr ein Kreuz vorgehalten (darum hat sie gebeten), während d. Flammen hochschlugen hat Namen Jesu mehrfach ausgerufen, bevor sie starb sofort fielen Sätze wie „wir haben eine Heilige verbrannt“, Henker bekam Angst, sein Seelenheil verloren zu haben … Engländer konnten das Kriegsglück d. Franzosen nicht mehr abbremsen Engländer komplett aus Frankreich vertrieben o auf das Auftreten v. Jehanne zurückzuführen 1449: Engländer weg v. Reims … Prozess als Null u. Nichtig erklärt … zur Märtyrerin erklärt wäre gute Grundlage f. d. Legendenbildung im Mittelalter o passiert aber nicht 1909: Seligsprechung, 1920: Heiligsprechung o Basis dieser Heiligsprechung ist der 1. WK … Allianz zw. England u. Frankreich => hat das vllt. bewerkstelligt außer dem literarischen Text u. Prozessunterlagen haben wir keine anderen Zeugnisse keine Legendenbildung wie bei El Cid od. Becket literarisch ist Jehanne (auch wenn wir Schillers Jungfrau v. Orleans haben) keine große literarische Figur geworden aber im 20. Jhd. wird sie plötzlich berühmt im Kino beginnt im Stummfilm o Carl Dreyer: La Passion de Jeanne d’Arc, 1928 einer d. ersten u. wichtigsten Filme ist ein Stummfilm … geht um d. Prozess v. Jehanne http://www.youtube.com/watch?v=CxJSGMK9yRE o Robert Bresson: Procès de Jeanne d’Arc (1962) http://www.youtube.com/watch?v=hr0anFEyP2U beginnt m. Mutter d. Jeanne u. Rehabilitation Jacques Rivette geb. 1928 … macht Filme, die nicht dem Mainstream entsprechen (ruhiger Film, keine Kameraschnitte) Jeanne la Pucelle: 2 teilig, 1994 uraufgeführt I: Les Batailles o bis zur Befreiung v. Orléans … am Schluss fällt Jehanne in Schlaf II: Les Prisons o alles bis zum Prozess beide sehr lang 75 Personen Produzenten: Marine Marignac, Maurice Tinchant Drehbuch: Christine Laurent u. Pascal Bonitzer Musik: Jordi Savall Kamera: William Lubtchansky Schnitt: Nicole Lubtchansky Ausstattung: Emmanuel de Chauvigny Kostüme: Christine Laurent Jeanne: Sandrine Bonnaire … Monumentalfilm v. d. Länge her … aber dokumentarischer Stil, etc. Schwarzblenden, die die einzelnen Sequenzen trennen, kein epischer Fluss direkte Zeugenbefragung was auch fehlt: was man erwartet: Erklärung, wie es zum Phänomen Jehanne kommen kann o wir folgen ihr d. ganzen Film über … aber z.B. warum sie plötzlich keinen Erfolg mehr am Hof hat, etc. … muss man sich selbst zusammenreimen o nichts über d. Innenleben … nur das, was sie sagt wir sehen nirgends eine Vision Low Budget Verfilmung … nicht viele Personen, das merkt man bei Belagerungsszenen … was d. Film auch zeigt, ist wie Jehanne einerseits in politische Machenschaften gerät u. andererseits zeigt er so etwas wie eine Solidarität d. Frauen an überraschenden Stellen das ist historisch zumindest einigermaßen korrekt Bsp. Jehanne ist gefangen beim Grafen v. Luxemburg in dieser Gefangenschaft wird sie wieder in Obhut d. Frauen gegeben wird behandelt wie Adelige (wurde mittlerweile auch v. frz. König geadelt) alte Frau lässt nicht zu, dass sie verkauft wird … aber dann stirbt sie u. so wird Jehanne an d. Engländer verkauft Bsp. Unterschreiben d. Widerrufs Unterschrift u. wie sie erlernt wird, wird im Film mehrmals gezeigt sie will schreiben lernen … das wird thematisiert sie unterschreibt d. Widerruf mit einem Kreis u. X, also nicht mit ihrem Namen (den könnte sie aber schreiben) … und da lacht sie sehr merkwürdig o was soll das? o wichtige Stelle f. d. Interpretation d. Films unterschreibt nicht m. ihrem Namen … warum? o sie legt alles ab, was m. ihrer bisherigen Person zu tun hat o oder gefälschter Widerruf: sie kann ja schreiben, aber unterschreibt nicht m. ihrem Namen … meint es nicht ernst o oder ist es Hysterie, in einer Situation d. völligen Ohnmacht u. Überforderung? … einziger Jehanne-Film, in dem es kein Overacting gibt … spielt sehr gefasst u. kontrolliert, das macht d. Film besonders authentisch Inwieweit verändert sich d. Film, je mehr man weiß über Jehanne? 76 Bsp.: Szene m. Stoffen Klischee … Frauen unter sich, nähen, reden über Kleider aber auch politische Bedeutung: wird gefangengenommen, fängt an, sich wieder in Frau zu verwandeln aber viel wichtiger: Jean v. Luxemburg (hält sich gefangen)= Burgunder = auf d. Seiten d. Engländer o Warum? => Burgunder sind die Textilzentrale in Europa o in Gold illuminierte Stundenbücher … alles burgundische Produkte o Textilverarbeitende „Industrie“ im frühen 15. Jhd. => großer Reichtum o importieren Schafe aus England, darum können sie das das spielt da alles mit o das erzählt der Film nicht, die Elemente sind aber da … werden nicht erklärt o Film regt dazu an, sich weiter einzulesen in das Schicksal u. im Abspann steht große Literaturliste … wenn man das weiß, wirkt alles anders Dokumentarfilm, der nur dokumentiert u. nicht erklärt Phänomen d. Jehanne wird vorgestellt, aber nicht erklärt …das ist die spezifische Machart d. Films (jenseits seiner Langsamkeit) Jehanne bleibt ein Rätsel, so wie sie es f. d. Historiker bleibt ebenfalls: bei allen anderen Filmen gab es These, warum es diesen Film zu dieser Zeit gab … das gibt’s hier nicht, warum 1994 diese Filme gedreht wurden Maurice Tinchant (Produzent) ist da geboren, wo Jehanne hingerichtet wurde … aber das ist keine hinreichende Erklärung 17.06. Rivette, Jeanne la pucelle: La femme armé Johanna, die Jungfrau, und die Musik des 15. Jhd. … langer Film beide Teile: 338min … fast 6h o kein Rekord, ein anderer Film v. Jaques Rivette dauert fast 13h Erzählweise: fragmentarisch, wesentliche Teile durch historische Zeugenaussagen zwischenkonstruiert o dokumentarisch, realistisch Distanz zu seinem Gegenstand o Kameraeinstellung: Halbtotale, wenige Nahaufnahmen, wenige Totale o Kamera … wie Person, die zusieht o wenig schnelle Schnitte zugleich moderner und mittelalterlicher als alle anderen Filme … es gibt kaum Musik in diesem Film v. d. 338min sind etwa 5- max. 10% mit Musik unterlegt längere Strecken m. Musik: o Haupt- u. Endtitel o Krönung v. Karl VII in Reims 77 … das Fehlen v. Musik verstärkt d. Wirkung d. Films Musik wird deutlich als ein Mittel d. Realismus … wird etwas Erhöhtes Spannung u. Sog werden durch Abwesenheit v. Musik verstärkt Musik erklärt uns meistens, wie wir eine Szene zu verstehen haben o z.B. bedrohlich, gefühlvoll, etc. … das zeigt die Musik uns in d. meisten Filmen od. amerikanischen Serien sehr verunsichernd ohne Musik … keine emotionale Perspektive o nicht klar, ob jetzt ein entscheidender Angriff stattfindet, etc. Wann wird Musik in diesem Film eingesetzt? … man könnte vermuten, dass Musik eingesetzt wird, wo sie in Wirklichkeit auch vorkommen würde (diegetisch) Kriegsfanfaren Krönungsgesänge … auch diegetisch aber sonst: sehr arm an diegetischer Musik … trotz vieler Hofszenen o da gibt’s eigentlich viele Möglichkeiten, Musik einzusetzen keine Klischees d. Mittelalterfilms, z.B. großes Festgelage findet ohne Musik statt o Leute stehen herum, unterhalten sich sogar bei diegetischer Musik: kein Musiker wird gezeigt, selbst in d. Kathedrale sieht man nicht, wo die Gesänge herkommen o Purismus v. Rivette auch extradiegetische Musik … sparsam, nur am Rande kein professioneller Filmmusikkompositeur sondern Musiker: Jordi Savall 1941 in Igualada (Katalonien) geboren Spezialist v. Musik im Mittelalter bis ins 17. Jhd. er ist selbst Katalane … besonders auf spanische Musik spezialisiert tänzerischer Zugang … Pauken u. Glöckchen … hat er entwickelt seine Frau: Montserrat Figueras: expressiver Gesang (Sopran) … hat zu seiner Popularität beigetragen über 100 Platten aufgenommen, eigene Plattenfirma (Alia Vox = die andere Stimme) gegründet eigenes Format: o Buch-CD: Doppel-CDs, m. Buch in großem Schuber … Gegenmodell zum Zeitalter d. mp3-Downloads o Themen: traditionelle alte europäische Musik, Barockmusik, etc. o andererseits: Grenzbereich zw. Orient u. Okzident Jeanne D’Arc Batailles & Prisons … ist eine CD davon teilweise Musik v. Film Erzählstimme berichtet Handlung Bsp. Ausschnitt v. Sandrine Bonnaire (Schauspielerin, die Jehanne gespielt hat) fast 20 Jahre nach d. Film … sie liest Teile v. Film Ausschnitte aus d. Prozessakten http://www.citedelamusiquelleve.tv/Convert/0977235.html 78 Filme v. Savall: „Die siebente Saite“ (Tous les Matins du Monde) historische Figur d. 17. Jhd. in Frankreich o v. Gerhard Depardieu gespielt u. als jüngerer sein Sohn Savall … spielt selbst Viola da gamba … der nächste Film v. ihm ist dann schon Jehanne la pucelle Spezialist f. Musik d. 15. Jhd. … auch f. Film engagiert, der in der Zeit spielt originale Musikarrangements aus dieser Zeit verwendet o das ist nicht wie bei Becket, der ist nicht so „authentisch“ historische Musik prägt sowohl diegetische als auch extradiegetische Musik o das ist wieder wie bei Becket … fließen ineinander über Bsp. Main Title anhören 3 Abschnitte: 1. Eigenkomposition Savalls … im Stil d. 15. Jhd. gehalten ruhig, meditativ wird nochmal angespielt, bevor Jehanne m. ihrem Gefolge aufbricht das ist typisch f. diesen Musikeinsatz o gibt vorher eine lange Dialogpassage … sie schneidet sich d. Haare o Totale: Kameraschwenk … dazu erklingt f. ein paar Sek. diese Melodie o dann kommt d. nächste Szene 2. kurzes Stück f. Chor v. Guillaume Du Fay wird v. Savall immer m. „die Stimmen“ überschrieben soll f. d. Stimmen stehen, die Jehanne in ihren Visionen hört o gibt keine Visionsszenen selbst im Film … wird nie übereinander geblendet kommt in d. Szene, in der Jehanne m. ihrem Gefolge nach Chinon reitet o Totale über Winterlandschaft … statisch Musik sehr diskret eingeblendet, scheint dazu im Bezug zu stehen, aber versucht nicht, uns eine bestimmte Lesart aufzudrängen Veni Sancte Spiritus … auch bei Becket => aber klingt völlig anders mehrstimmige Fassung, Melodie zwar übernommen, aber liegt in d. Mitte, während die höchste Stimme (Sopran) nur eine Begleitstimme ist Guillaume du Fay Bild v. Guille: ist Kleriker aber hat Musikinstrument bei sich stehen o der stand nie im Dienst d. Gegner v. Jehanne, darum kommt seine Musik im Film vor ca. 1400-74 unehelicher Sohn v. Kleriker … großes Hindernis in dieser Zeit o darum Weg eines Klerikers eingeschlagen an Kathedrale v. Cambrai aufgenommen o Kathedrale war f. ihre prunkvolle Kirchenmusik berühmt … hat eigene Ausbildungsstätte, da wurde Guillaume aufgenommen an oberitalienischen Fürstenhöfen u. in päpstlicher Kapelle tätig 79 Guillaume hat Musik bewusst genutzt, um Karriere (Kanoniker) zu machen … das hätte er sonst nie machen können als unehelich geborenes Kind zu der Zeit, als Jehanne der Prozess gemacht wurde, war er nicht in Frankreich o er war in Italien: Rimini, Bologna, Florenz … dann in Rom als Sänger d. päpstlichen Chors o das war ihm zu langweilig … kommt zum Hof v. Savoyen wieder nach Cambrai, stirbt dort dieses Wissen ist nicht viel, aber viel mehr als wir von allen anderen mittelalterlichen Musikern wissen o historische Hinweise in Musik u. auch Stationen seiner Biografie darin ersichtlich Bild v. HS aus d. 15. Jhd. umfangreiche Musikhandschrift … da ist auch seine Komposition drinnen Melodie ist eingebettet in 2 Begleitstimmen o man kann bei dieser Aufnahme v. Savall die Melodie heraushören das Verfahren ist v. d. Engländern übernommen o Engländer haben Musikgeschichte Europas einen großen Impuls gegeben im frühen 15. Jhd. contenance angloise o hat europäische Musik extrem geprägt Alternatim-Vertonung (Aufführung v. liturgischer Musik) o 1. Strophe: mehrstimmig, die 2. wieder einstimmig, wie wir sie am Anfang gehört haben o das wechselt sich so ab 3. zuletzt: f. Trommeln u. Fanfaren: L’homme armé das ist eine d. bekanntesten Stücke aus dieser Zeit … darauf kommen wir noch zu sprechen (siehe weiter unten) militärisch klingend kommt mehrfach in verschiedenen Bearbeitungen in d. Film zum Einsatz am ehesten als Leitmotiv zu betrachten o auf Jehanne angewandt Bsp. Jehanne versenkt sich ins Gebet Belagerung von Compiègne (Bild) das ist eine d. zahlreichen Schlachten wichtig, weil Jehanne hier gefangen genommen wird Lied vom bewaffneten Mann (L’homme armé) o rhombenförmige Notenzeichen, keine Taktstriche Text: Den Mann in Waffen soll man fürchten. Überall hat man ausrufen lassen, Dass jeder sich bewaffnen solle Mit einem eisernen Kettenpanzer [Denn] den Mann in Waffen soll man fürchten … einfache Melodik erinnert an Fanfaren, Trompetensignale v.a. im Main Title voll ausgeführt … nimmt Bezug auf d. Krieg, auf d. bewaffneten Mann 80 Lied taucht erst 1450 zum ersten Mal auf o zu spät für Jehanne … aber das kann man Sevall gestatten, weil das Stück wunderbar passt einer d. berühmtesten Melodien d. 15. Jhd. weil es immer wieder v. Komponisten bearbeitet wurde o so wie Veni Sancte Spiritus o f. Grundlage v. Messen angelegt große Liste: who-is-who d. Komponistenszene d. 15. u. 16. Jhd. … alle haben diese Melodie bearbeitet Kämpferisches … was lässt sich m. d. Melodie machen, die schon so viele Komponisten bearbeitet haben? damit kann man sich als Komponist profilieren … ausgerechnet dieses simple kriegerische Liedchen … warum gerade das? besonders religiös ist es nicht im 16. Jhd., als sich nach d. Reformation die Perspektiven verschärft haben … hat sich ein Reformer (Giovanni Pierluigi da Palestrina) darüber geäußert Erklärung im außermusikalischen Bereich: religiöse Symbolik o lange Tradition, das Leben d. Christenmenschen als Kampf gegen die Versuchungen d. Teufels zu sehen religiöser Symbolismus: eglesia militans (kämpfende Kirche) u. eglesia triumphans (die im Himmel bereits triumphierende Kirche) o Buch: Andrew Kirkman: “The Cultural Life of the Early Polyphonic Mass: Medieval Context to Modern Revival”, Cambridge 2010 o viele Bezüge … einerseits Christus als Bekämpfer gegen Tod u. Teufel o aber auch jeder Priester ist ein Krieger, weil er Christus am Altar nachahmt an besonderen Festtagen in Kirche wurde wirklich Rüstung getragen … und Schwert gezogen Johannes Regis: frühe Komposition … verbindet Melodie m. Festgesängen d. Hl. Erzengel Michael St. Katharina o Attribut: Schwert o weil sie enthauptet wurde St. Margarethe o Drachen (Teufel) besiegt St. Michael (auch Drache besiegt … genau die sind Jehanne erschienen, alle kriegerisch + 2 Frauen als besonderes Zeichen Geniestreich Savalls … weibliches Geschlecht + männlicher Auftritt (Jehanne muss sich ja wie ein Mann kleiden) Kampf v. Jehanne … allerdings nicht gegen die Türken (wie das im 15. Jhd. möglicherweise f. d. l’hommes armé der Fall gewesen ist) o auch nicht Engländer od. Burgunder … alle nur Hindernisse auf d. Weg nach Riems … Karl VII soll ja dort zum König gekrönt werden o als ihr das gelingt: Sinnkriese 81 Rituale wie das einer Königskrönung sind nicht das, was wir uns heute unter „Ritual“ vorstellen eher sinnentleert, repräsentativ pompös aber in Ritualen geschieht etwas, das auf andere Weise nicht geschehen kann o auch heute nur: Testament m. Zeugen unterschrieben … auch eine Art v. Ritual Mittelalter: Rituale sind der Legitimationsakt selbst … Verträge gewinnen erst jetzt Gültigkeit u. Wahrheit Geste, Worte, Gesänge, Handlungen od. Ort Riems war d. traditionelle Krönungskirche d. frz. Könige … Krönung musste dort stattfinden o Jehanne spricht Karl VII nicht als König an, sondern als Dauphin … bis er in Riems gekrönt wurde bis ins Zeitalter d. Aufklärung o gekrönter König kann dann sogar v. Skrofeln heilen (Halsdrüsenkrankheit) o auch der englische König kann das (englisch: „the kings evil“) Gottesgnadentum, Legitimität … rechtmäßig am rechten Ort vollziehen o auch später Kaiser Maximilian I. … wollte sich in Rom v. Papst zum Kaiser krönen lassen, konnte es nie, hat m. Tradition gebrochen, die seit Karl d. Großen bestand Krönungszeremonie ganz wichtig f. diesen Film so wie bei Becket d. Priesterweihe aber bei Jehanne wird nur Latein gesprochen o bei Becket hatten wir die entscheidenden Sätze auf Englisch längste zusammenhängende Szene d. ganzen Films da wird auch am meisten Musik gespielt o spektakulär ins Bild gesetzt … weil an dieser Zeremonie d. Krönung d. ganze Existenz d. Jehanne hängt … genauer Vollzug Königskrönungen … in Ordines beschrieben u. festgelegt (Ordnung) o Texte, die wie Drehbücher funktionieren o steht genau, wer was wann macht, was er anhat etc. o Vorbilder f. Ordines: Ordo Missae … festgelegt, wie Messe abläuft Buch: mittelalterliche Ordines v. Richard Jackson editiert wir wissen, welches Formular 1429 zugrunde lag, nämlich d. letzte Ordo der Kapetinger Ordo in Manuskript überliefert: Protocolle de la chancellerie royale sous le règne de Charles VII im Film aber vermutlich anderer Ordo genommen … einer d. zeitlich Krönung Karl V viel näher steht (1364) o das liegt an einem bestimmten Detail, das wird später noch zur Sprache kommen 82 Bild: König in Kirche ... empfangen v. Bischof … Buch wie Comic alles, was d. König durchführen muss, ist bebildert u. aufgezeichnet König legt Schwert, Krone, Zepter, Reichsapfel etc. auf d. Altar Schluss: Ornat wieder angelegt, König kniet nieder dann: Mächtige u. Hofstaat stützen die Krone v. König o das gibt’s leider nicht bei Rivette o alle Handlungen haben symbolischen Hintergrund König kommt in Büßergewand, legt alle Insignien weg … tritt als Büßer an, damit er besser zum König gesalbt werden kann und zwar am Kopf, Brust u. Schultern … im Film nicht so, hat auch was anderes an dazu wird das Te deum laudamus gesungen … dazu muss sich d. König hinlegen Ölung das Öl hat im Jahre 496 eine Taube v. Himmel gebracht bei d. Taufe d. 1. Merowinger, der zum christlichen Glauben übertrat (Chlodwig I) o dieses Öl wird in Kloster aufbewahrt, das jeweils in feierlicher Prozession zum Ritual zur Krönung gebracht wird Paste aus Öl + Salbe gemischt … m. goldener Nadel, mit der der König gesalbt werden solle Erzbischof muss bestimmte Gebete lesen … Litanei wird gesungen v. 2 Erzbischöfen od. Bischöfen (Kyrieleison) o im Film ist d. Text ein anderer (Marienlitanei) dazu gibt’s immer wieder Gebet o immer wenn rex regum genannt wird => König wird gesalbt (bei Rivette) … Gottesgnadentum o bei in Nomine Patris, et Filii et Spiritus Sancti … immer Kreuz gemacht das ist das Detail von oben in der HS … das zeigt, dass Ordo eher aus d. 14. Jhd. stammt, als originalgetreu zu Jehannes Zeiten es folgt Vivat rex in aeternum Guillaume du Fay, Missa L’homme armé Bsp. Sanctus, Osanna I + II hören wir im Film gibt eine Stimme, die heißt Tênor (nicht Tenôr) … die werden gehalten Oberstimme instrumental bei Savall … dann setzt d. Melodie sehr gedehnt ein, fast unhörbar durch d. anderen Stimmen gerade diese Messe, die historisch nicht ganz in den Zeitraum passt, wird bei Krönung v. Karl VII gespielt sagt aus, dass hier Jehannes Mission ihren Abschluss od. ihre Überhöhung gefunden hat l’homme armé – femme armé … wird v. d. Ritual, das sich hier vollzieht, überhöht o Johanna sagt selbst, dass ihre Mission jetzt zu Ende ist o diese Musik erklingt dann nicht mehr … und danach auch sonst kaum noch Musik o hier ist ihre historische Bedeutung zusammengefasst 83 24.06. Ritter aus Leidenschaft (A Knight’s Tale) oder: Die 70er sind überall / Rock auf dem Turnierplatz … Alle 70er sind gleich: Brian Helgelands „A Knight’s Tale“ Fuhrmann hat es letzte Woche als „Satyrspiel“ angekündigt eindeutig u. absichtlich kaum etwas m. Mittelalter zu tun o aber tlw. sehr korrekt u. detailgetreu dargestellt (verblüffend) Turnier … kommt aus Frankreich, breitet sich nach Europa aus zeitgleich literarisch u. tatsächlich, evtl. literarisch sogar ein bisschen früher … alle Formen d. Waffenübungen: Schwertkampf, Lanzenstechen, Massenkampf hat entsprechend ein großes Vokabular o buhurt (klassischer Massenkampf) o tjost (Zweikampf m. Lanze zu Pferde) Pferd-tummeln … ein Pferd wenden => „Turnier“ … ist eine Erscheinung, die aus d. Militärischen kommt, aber bleibt nicht da u. entwickelt sich weiter Messen v. herausragenden Rittern … wird aber auch zu kommerzialisierten Erscheinung („Leistungssport“) … man denke an d. gigantischen Rüstungen aus d. Zeit extremer Kostenfaktor o wenn ein Ritter v. Pferd gestoßen wird, bekommt d. Gegner sein Pferd Turniere entwickeln sehr früh ein Reglement findet spätestens seit d. 13. Jhd. regelmäßig statt o Voraussetzung: adelige Herkunft wird zu einer Art Sport … der m. stumpfen Waffen ausgeführt wird o aber dennoch (sieht man im Film) gewollte / ungewollte Verletzungen … das ist auch historisch korrekt so o sehr kritisch v. d. Kirche gesehen wg. Todesfolge, die oft auch angestrebt wird Turniere nicht immer gern gesehen in d. Orten, weil ein Turnier auch in Belagerung ausarten kann man ist m. großer Gruppe da … und kann das auch ausnützen Turniere bleiben bis ins 16. Jhd. hinein ein viel genutzter adeliger Sport m. statusrelevanten Funktionen … es gibt immer wieder die Darstellung der tjost in d. Literatur dass die so gesittet ausgeführt wird, wie in der Literatur … hat prägende Kraft als Darstellungsmuster o hat Rückwirkung auf höfische Realität, die die Literatur nachspielt o d. ersten Turniere sind ausdrücklich „Artusturniere“ 84 … Stammbaumfixiertheit Kaiser Maximilian lässt sich einen meterlangen Stammbaum malen, der bis Troja zurückreicht … wg. Turnier … da kann man seinen alten Adel ausstellen o der Film nimmt das sehr realistisch auf … Film kreist genau um diese Formen u. Funktionen d. Turniers finanzieller Wert statusbezogen literarisches Beispiel: Parzival (II. Buch) Turnier vor Kanvoleis eine d. klassischen Turnierinszenierungen: jungfräuliche Dame Herzeloyde schreibt Turnier aus … wer gewinnt, darf sie heiraten bevor das Turnier stattfinden soll, kommt es zu einem Vorabendkampf … da zeichnet sich Gamured als der Beste aus … alle anderen können nicht mehr o Turnier findet nicht statt u. er wird Sieger … aber er will gar nicht heiraten u. schlägt d. Preis aus … muss dann aber schon Ruhm + Ehre + Frau creative anachronism … Stilprinzip d. Films aber ist erstaunlich realistisch… gibt kaum einen Mittelalterfilm (außer ein paar Szenen in Robin Hood u. El Cid), in dem es so viele hässliche Leute gibt ist betont anachronistisch gehalten o Musik d. 70er Jahre (dazu später mehr) wird manchmal überstrapaziert o Sprache … keine echte mittelalterliche Sprache in d. anderen Filmen wird hier besonders ausgestellt o Kleider d. Damen … Film stellt das ganz klar als Anachronismus aus Genre? Historienfilm, Mittelalterfilm … evtl. nicht so überzeugend Entstehungszeit: 2001 … aktuell romantic feelgood-Comedy o boy-meets-girl-gets-her-in-the-end o Erwachsenwerden … coming-of-age-Movie o honor, friendship and identity das charakterisiert auch d. mittelalterliche Literatur Film: A Knight’s Tale Regie: Brian Helgeland Produzenten: Todd Black, Brian Helgeland, Tim Van Darsteller: o Heath Ledger (William Thatcher) o Rufus Sewell (Count Adhemar) o Mark Addy (Roland) o Alan Tudyck (Wat) o Shannyn Sossamon (Lady Jocelyn) 85 … spielt in 1370er Jahren Helgeland sagt auf d. DVD „Alle 70er Jahre sind gleich“ … darum Musik aus dem 1970ern Inhalt beginnt m. Verlustszene: es fehlt nur noch 1 Waffengang, dann hätte der Ritter gewonnen … stirbt aber er tritt als Toter quasi auf (ähnlich wie El Cid), also seine Rüstung trägt jmd. anderes, dass das Turnier beendet werden kann o auch Parzival trägt Rüstung v. Ritter, den er getötet hat eine Art Vaterverlust o seit 10 Jahren ist die Hauptfigur William Thatcher als Knappe bei diesem Ritter angestellt … u. der nimmt jetzt seinen Platz im Turnier ein … William Thatcher findet eine neue Identität wie im Perceval v. Chrétien de Troyes o William behauptet, er wäre Ulrich v. Liechtenstein … genau so findet Perceval seinen Namen, wird nach seinem Namen gefragt und da sagt er, dass er glaubt, er heißt Perceval Ulrich v. Liechtenstein (ca. 1200-1275) o Steirischer Ministerale (Frauendienst, Minnelieder, Frauenbuch) o im Frauendienst schreibt Ulrich sich eine Biografie als Minneritter (inszeniert sich selbst, erfindet sich … wie im Film) o kämpft selbst 2x im Turnier … als Venus u. als König Artus (ganz genau beschrieben) Chaucer schreibt Adelspatent f. diesen Ritter … kommt als Ausrufer mit u. erfüllt eine zentrale Funktion Szene: Ausrufen o Dame auf d. Podium m. Audrey Hepburn-Kostüm (Ulrich bekommt sie am Schluss) = Lady Jocelyn o Konkurrent Adhemar: neben ihr => Gegenspieler o Thomas Calvill … gegen den Ulrich kämpft, stellt sich als Prince of Wales heraus im Film der ermöglicht als deus ex machina den Schluss o dann kommt noch Witwe (Schmiedin) … die die perfekte Rüstung schmieden wird nach mittelalterlichem Zunftrecht ist es üblich, dass Witwe das Geschäft ihres Mannes weiterführen darf, sofern sie kann … bis sie wieder heiratet tatsächlicher Anachronismus: Nike-Zeichen als ihr Firmenzeichen … weitere Handlung: William verliebt sich in Lady Jocelyn Turniere … Ulrich wird immer besser, muss zunächst viel üben, bis er überhaupt auf d. Pferd sitzen kann einziger Gegner, der noch bleibt: Adhemar 86 völlig anachronistisches Ereignis: Einzug nach London zur Weltmeisterschaft in Turnieren o Weg wird nach London als Rückblende f. d. Aufstieg Ulrichs erzählt (Sohn eines Dachdeckers u. wurde Knappe … will sein Leben verändern) Szene: Alle Träume v. allen Beteiligten brechen zusammen o Film wird plötzlich kurz ernst u. verkündet seine (oberflächliche) Botschaft o Detail: mittelalterliches London m. Riesenrad aus Holz o alle wollen, dass William davonläuft, weil er keine Papiere hat, die seinen adeligen Status bezeugen können (den hat er ja auch nicht) William wird an Pranger gestellt u. öffentlich gedemütigt … weil Adhemar herausfindet, wer er wirklich ist Edward (1330-1376) = Prince of Wales (Black Prince), als Ritter d. Hosenbandordens (datiert auf 1453) wird als turnierbesessener Adeliger dargestellt (das war in Wirklichkeit eher sein Vater als er selbst) wird immer erkannt, darum kämpft niemand gegen ihn … aber William macht das o verhält sich wie ein Ritter … das imponiert Edward Edward sieht William am Pranger o zeigt sich, wer er wirklich ist … wie Richard Löwenherz (der sich als Mönch verkleidet u. dann zurückkehrt) o erhebt William in den Adelsstand gibt dann noch ein Turnierversuch … William wird verletzt o aber auch ohne Rüstung kann er seine Frau erobern Vorwurf: oberflächlicher Film … geht um das Finden d. eigenen Identität, Erwachsenwerden, romantische Komödie … wird in Prag produziert in den Barrandov-Studios hat sich einen Hauch v. d. Anarchie aus d. 70ern bewahrt holt Spätmittelalter nah an d. Zuschauer heran … deren (2001er Generation) Musikgeschmack ist ja auch ein anderer in d. 70ern o also das klingt für die fast „mittelalterlich“ … Mittelalter an eigene Wirklichkeit wird herangemorpht … Meyer fühlt sich als Mediävist weniger beleidigt v. d. Film als v. El Cid alles mittelalterliche Themen o z.B. Artusroman: erste archetypische Ausbreitungen … werden dort entdeckt od. wiederentdeckt Hartmanns Iwein ist Komödie, in der es eigentlich auch nur um d. Liebe geht o Erwerb v. Tugenden, etc. => mittelalterliche Erfindung Parceval, Wigamur, Lancelot freie Umgang m. Mittelalter: ganz speziell o macht Mittelalter lächerlich, aber zerstört es nicht … es stimmt zu viel, als dass es Zufall sein könnte 87 Bsp. Eingangsszene d. Films Queen-Song am Beginn: „We will rock you“ … alle machen d. Rhythmus mit u. klatschen m. Händen, etc. Helgeland sagt im Audiokommentar, dass die Idee als Eröffnungssequenz gar nicht v. ihm kam … sondern v. d. 2nd Unit (2. Start … Regieteam, das weniger wichtige Statistenaufnahmen macht) o hatten Schlecht-Wetter-Phase … dachten sich, dass sie diese Szene drehen könnten o Helgeland so begeistert davon, dass er das in Identität d. Films mit aufgenommen hat v. d. Film gibt es 2 Soundtrack-Alben Rockige Musik o viele bekannte, aber auch unbekannte Musiker (David Bowie, Heart, Eric Clapton, Thin Lizzy, Third eye blind, etc.) Autor ist selbst Jahrgang 1961 … 70er-Jahre-Musik war seine eigene Jugendmusik o in den nächsten Turnieren gibt es noch „richtige“ Fanfaren … für diese Eingangsmusik stammt alles v. Queen … Kommentar zum Soundtrack-Album v. Helgeland: Rock&Roll. From the very start, it was what A KNIGHT’s TALE and the characters of William Thatcher and his Medieval band mates were all about. Youth, Identity, Freedom Buddy you’re a boy make a big noise Playin’ in the street gonna be a big man someday … I couldn’t say it any better than Queen did way back when. So why even try? Just get out of the way and let these boys rock. Because what they have to say holds as true today as it ever did. Rock & Roll is the musical voice if this movie. It celebrates the youth in all of us. It makes us feel instead of think. It forces feet to move and hands to come together. It’s the music you change your stars by. And it always will be. … Helgeland: Produktion + Regie gemacht … u. Musik selbst ausgesucht das ist sehr ungewöhnlich f. eine Hollywoodproduktion, dass 1 Person alles macht seine Beobachtung trifft völlig ins Schwarze neben historischer Detailtreue enthält er jede Menge Anachronismen Shannyn Sossamon als Lady Jocelyn o Kostüme u. Frisuren vgl. Hans Holbein: Dame m. Eichhörnchen u. Star o Inszenierung so, wie mittelalterliche Dichter das in Minneliedern machen Frauen sind was völlig anderes … die eine Dame ist etwas Irreales … und diese Irrealität dieser einen Dame wird thematisiert m. d. verrückten Kostümen also das könnte ganz gut passen, aber evtl. auch Überinterpretation sie kommt von Turnier zu Turnier mit … wie mittelalterlicher Groupie Fuhrmann versteht d. Film als eine Art Re-Enactment amerikanische Bürgerkriegsspiele, etc. … spielen ja auch was Historisches nach u. so wirkt das ein bisschen nach o wenn man z.B. Dokumentation sieht … sind meistens Re-EnactmentGroups, die engagiert werden für Massenszenen 88 … aber nicht nur Re-Enactment moderne Themenaspekte, die im Mittelalter bloß gespiegelt werden, z.B. Männlichkeitsrituale o Adoleszenz in Mannbarkeit o Ausbildung einer eigenen Identität als Mann … brachialer Kampf symbolisch als Kampf gegen andere Männer o Auseinandersetzung m. merkwürdigen Wesen „Frau“ und in der Hinsicht sind vielleicht wirklich alle 70er Jahre gleich sozialer Konflikt: „man könne seine Sterne neu ordnen“ (Helgeland) kommt zunächst in der Szene, in der William sagt, dass er als Dachdeckersohn Ritter werden will o da könne man lieber gleich Sterne neu ordnen … in dem Zusammenhang wird das gezeigt o jmd. versucht, seine Sterne neu zu ordnen … Stand wird nicht anerkannt u. man will ausbrechen das ist auch ein Thema v. Helgeland Brian Helgeland 1961 auf Road Island geboren hat viel als Drehbuchautor gearbeitet Robin Hood-Verfilmung m. Russel Crowe … da hat Helgeland auch d. Drehbuch geschrieben o Robin Hood ist kein Adeliger, sondern Sohn eines Steinmetzes o schlüpft in Identität v. jmd. anderen durch dessen plötzlich verursachten Tod … das finden wir auch in A Knight’s Tale amerikanisches-demokratisches Egalitätsdenken … Held darf kein Aristokrat sein o bei El Cid ist es ganz klar, dass alle aus d. Aristokratie kommen o neuere Filme: Klassenkonflikte werden aufgehoben o das trifft auf d. Klassenbewusstsein d. britischen Gesellschaft, in der dieser Film spielt das wird in gewisser Weise symbolisiert Edward als Thronfolger steht außen, kann William d. Zugang geben, die ein Adhemar ihm nicht zugestehen will (Adhemar will seinen eigenen Stand verteidigen u. William immer lächerlich machen) … f. d. We-will-rock-you-Szene ist es bezeichnend, dass Adelige zunächst nur mokiert schauen, dann doch etwas mitwippen alle Ständegrenzen werden aufgehoben Szene: Tanzen Ulrich wird v. Jocelyn bzw. ihrer Dienerin eingeladen, bei einem Ball mitzumachen u. mit ihr zu tanzen o aber er kann gar nicht tanzen o 2-h-Crashkurs m. Schmiedin Ulrich ziemlich aufgeschmissen … Adhemar merkt das u. schlägt ihm vor, einen Tanz aus seiner Heimat vorzuführen 89 pseudo-mittelalterliche Tanzmusik o daraus wird Rockmusik (David Bowie: Golden Years) o aus ritueller Kultur, in der es peinlich ist, wenn man nicht tanzen kann u. nicht d. Regeln entspricht … wird eine Kultur, in der es Freestyle-Dancing gibt 2tes Album: v. Carter Burwell bekannt geworden als Co-operator d. Filme d. Brüder Coen (Joel und Ethan) o Fargo, The Big Lebowski, Burn After Reading, etc. Spike Jonze (Being John Malkovich) In Bruges (2008) Twilight (2008) Breaking Dawn Part 1 (2011) Mainstream-Komponist, aber jmd., der sich Ruf am linken Flügel d. Mainstream-Films gemacht hat (also da, wo es in Kunstfilmrichtung hineingeht) … ist Erbe eines großen Tabakkonzerns, aber hat darauf verzichtet hat als Computer-Animator gearbeitet o computergenerierte Bilder, Modelle hergestellt Studium in Harvard … als Karikaturist gearbeitet … vielfältige Persönlichkeit, die sich gar nicht so f. Musik interessiert hat erst über Blues zur Musik der einzige, der keine klassische Ausbildung in dem Sinne gemacht hat aus dieser Vorlesungsreihe o lässt alle möglichen Musikstile in seiner Arbeit miteinfließen o gehört zu Generation, die stärker auf Kollaboration setzt Szene: Moment d. Wahrheit William ist nicht Ulrich … alle wollen, dass er flieht (aber er macht es nicht) Musik: insgesamt relativ traditioneller Soundtrack o könnte v. traditionellem Komponisten stammen Musik tiefer gestimmt als Sprechstimmen o ist leise aber hörbar wird ganz dramatisch u. triumphal o ikonische Szene … man sieht d. Helden v. vorne in Zeitlupe, dazu majestätische Musik aber Carter Burwell kann auch ganz anders Szene: 1. Begegnung m. Lady Jocelyn William summt Lied, reitet durch Stadt u. erblickt Jocelyn Musik, die keltisch-pseudo-mittelalterlich beginnt, dann aber schnell einen anderen Charakter übernimmt o wird rockig mit E-Gitarren verfolgt sie … dann kommt etwas, das klingt wie real mittelalterlich klingende Musik o das ist so ziemlich das einzige Mal, dass es authentisch klingt 90 Fazit: Meyer unterschiedliche Filme untersucht Gattung Film = sehr schnelllebig Realität vergessen … das leisten alle Filme, sollen u. wollen das auch gleichzeitig wollen Filmemacher über d. Realität flektieren u. Handlungsweisen vorgeben o Robin Hood: mögliche Bezüge zu Hitlerdeutschland o L’éternel retour: Resistance od. besetztes Frankreich o El Cid: politische Situation in Spanien o Excalibur: Umweltbewegung (wg. d. Grün) aber bei d. letzten Filmen gibt es diese politische Komponente nicht mit dem Doderer-Zitat haben wir angefangen (Geschichte ist „erweiterte Vergangenheit“) kann man ergänzen u. erweitern o gilt nicht nur für Zeiten, sondern auch Stoffe u. Motive … was man im Mittelalter als „Materie“ bezeichnet hätte mittelalterliche Geschichten werden oft verfilmt, gibt auch Fernsehserien genauer hätte man vergleichen können, was jeweils geändert u. angepasst wurde aber VO wäre nicht unterhaltsamer geworden dadurch neben banalem Faktum, dass mittelalterliche Stoffe nicht totzukriegen sind (sind besser, meint Meyer) archetypische Qualität mittelalterlicher Motive u. Stoffe … erklärt aber nicht alles o gibt andere Antworten auf d. Frage, warum die Geschichten gerade jetzt so neu erzählt werden o Bezug auf Produktionsbedingungen, Schauspieler, Regisseure, Politik, etc. hätte man nehmen können Fuhrmann Leitmotive, die ihm auch im Verlauf d. VO erst so richtig klar geworden sind Filme sieht man nicht nur, sondern man hört sie auch aus d. musikalischen Tonspur kann man eine neue u. aufregende Lesart eines vertrauten Films gewinnen … deutlich wurde: Konvention, der wir in Hollywood begegnet sind: (trifft auf El Cid u. in gewisser Weise auch auf L’éternel retour zu) o Orchester scheint permanent gegenwärtig zu sein u. Geschehen wird leitmotivisch kommentiert, begleitet diese Konvention ändert sich ab d. 60er Jahren o Einsatz v. Stille wird deutlich o die Stille gibt Einsatz v. Musik neue Qualitäten Wo Musik einsetzt u. womit die Musik einsetzt => wichtig 91 Auseinandersetzung m. mittelalterlichen musikalischen Quellen zeigen, wie u. warum Regisseure, Komponisten meinen, mittelalterlichesmusikalisches Material einsetzen zu müssen, wann sie es tun u. woher sie ihre Informationen beziehen große Spannweite an Musik o El Cid: pseudo-spanisches-Mittelalter o bis zu Jordi Savall, der musikalische Quellen d. 15. Jhd. benutzt hat wieweit das historisch stichhaltig ist, beschränkt sich nicht nur auf Filmmusik Einsatz bewusster Anachronismen hat jeden unserer Filme gekennzeichnet o auch Jeanne la Pucelle bewusster u. schräger Bruch m. Konventionen … zeigt, wie ungewöhnlich Musik im Film eigentlich ist … die sonst alles kommentiert etc. narrative Funktion v. Musik gehört zum Film dazu Prüfung Di, 25.06. 16:45-18:15 im HS 47 (schriftlich) unterschiedl. Aufgabenzettel … einen f. Musikwissenschaftler, 1 f. Germanisten mündlich kann man vereinbaren 2 Blöcke => davon 3 auswählen u. die beantworten + 1 Essayartiges 1. Allgemeiner Bsp.-Teil wird bei beiden gleich bleiben 2. Erläutern Sie anhand eines selbst gewählten Bsp. die Transformationsprozesse zw. mittelalterl. Stoff u. Filmbeispiel o selbstgewähltes Bsp. … Verhältnis eines Filmes zu dem mittelalterlichen Vorbild … welche Bearbeitungsprinzipien wie wird damit umgegangen, zu welchem Zweck? Literaturliste wird’s auch geben o gibt zu allen Filmen wichtige Aufsätze, die man sich anschauen kann 92