Diagnose Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Dieser Artikel behandelt vorwiegend die medizinische Diagnose, weitere Bedeutungen siehe Diagnose (Begriffsklärung) Die Diagnose (griechisch διάγνωση, diágnose, wörtlich „die Durchforschung“ im Sinne von „Unterscheidung“, „Entscheidung“, aus δια-, dia-, „durch-“ und γνώση, gnóse, „die Erkenntnis“, „das Urteil“; jeweils heutige Aussprache) ist in Berufen der Gesundheit wie Medizin, Pflege, Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie oder der Psychologie die genaue Zuordnung von Befunden – diagnostischen Zeichen oder Symptomen – zu einem Krankheitsbegriff oder einer Symptomatik im Sinne eines Syndroms. Das festgestellte Syndrom ergibt zusammen mit der vermuteten Krankheitsursache und -entstehung (Ätiologie und Pathogenese) die Diagnose. Im weiteren Sinn handelt es sich bei der Diagnose um die Klassifizierung von Phänomenen zu einer Kategorie und deren Interpretation, etwa denen der „Gesundheit“ oder des „Krankseins“. Die Entscheidung für das Urteil einer bestimmten Krankheit oder Art von Verletzung (Kategorie) anhand der erhobenen, d. h. wahrgenommenen Befunde (Symptome und/oder Zeichen; Phänomene) muss in den medizinischen Berufen aus rechtlichen Gründen schriftlich dokumentiert werden. Bei der Erstellung einer Diagnose wird häufig explizit das Bayes-Theorem angewendet. Jedoch findet auch intuitiv eine Zuordnung von bekannten Symptombildern zu einer oder mehreren Kategorien statt. Die Methoden der Diagnosefindung (z. B. Anamneseerhebung, körperliche Untersuchung, Anwendung bildgebender Verfahren wie Röntgen/MRT oder Analytik mit Laborwerten des Bluts und anderen Körperflüssigkeiten) werden mit dem Begriff der Diagnostik zusammengefasst. Durch das diagnostische Vorgehen wird immer eine positive Diagnose angestrebt, die immer dann gestellt werden kann, wenn die Konstellation der erhobenen anamnestischen Angaben und/oder Befunde spezifisch für ein Krankheitsbild ist. Sind die erhobenen Befunde hierfür nicht ausreichend, werden in der Regel weitere medizinische Untersuchungen zur Diagnosesicherung notwendig. Einige Krankheiten sind lediglich durch unspezifische Symptome gekennzeichnet. In diesen Fällen wird die Menge möglicher Diagnosen immer stärker eingeschränkt, bis eine ausreichende Basis für die Entscheidung für eine bestimmte Ausschlussdiagnose oder zumindest ein bestimmtes therapeutisches Verfahren besteht. Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • • • • 1 Differenzialdiagnose 2 Verdachts- und Arbeitsdiagnose 3 Methoden 4 Weblinks 5 Einzelnachweise Differenzialdiagnose [Bearbeiten] Als Differenzialdiagnose (auf Befundschreiben abgekürzt DD) bezeichnet man die Gesamtheit aller Diagnosen, die alternativ als Erklärung für die erhobenen Symptome (Krankheitszeichen) oder medizinischen Befunde in Betracht zu ziehen sind. Während eine sichere Diagnose gestellt werden kann, wenn die Symptome und Befunde spezifisch für diese Diagnose sind, ist weit häufiger nur eine Differenzialoder Ausschlussdiagnose möglich, bei der durch weitere Untersuchungen alle anderen in Frage kommenden Erklärungen ausgeschlossen werden. Im praktischen Vorgehen berücksichtigt man gewöhnlich zuerst solche Diagnosen, die im Falle einer körperlichen Krankheit akut lebensbedrohlich wären. Anschließend richtet sich die Auswahl weiterer diagnostischer Maßnahmen nach der Wahrscheinlichkeit, Therapierbarkeit und Bedrohlichkeit der verbleibenden Differenzialdiagnosen und dem mit der Maßnahme verbundenen Aufwand und Risiko. Der Vorgang endet, wenn nur noch eine Diagnose in Frage kommt. Häufig wird der Vorgang vorher abgebrochen – und zwar vernünftigerweise, wenn die verbleibenden Differenzialdiagnosen nur noch Entitäten enthalten, die entweder • • • nicht therapierbar sind, nicht therapiebedürftig sind oder alle die gleiche (dann oft symptomatische) Therapie nahelegen. Verdachts- und Arbeitsdiagnose [Bearbeiten] Liefert weder Diagnose noch Differenzialdiagnose ein sicheres Ergebnis, dann wird der vermuteten Diagnose ein V. a. (Verdacht auf) vorangestellt. So ist beispielsweise die Diagnose grippaler Infekt immer eine Verdachtsdiagnose wenn keine virologische Untersuchung durchgeführt wird. Gründe, sich nur auf einen begründeten Verdacht zu beschränken sind vielfältig: meist sind es Kosten und Zeitaufwand. Manche Diagnosen können aber auch nur mit invasiven Verfahren sicher gestellt werden und bergen daher ein Gesundheitsrisiko. Auch wenn eine mögliche Therapie wenig Risiken birgt, kann diese aufgrund einer Verdachtsdiagnose eingeleitet werden. In der Notfallmedizin wird die Verdachtsdiagnose auch als Arbeitsdiagnose bezeichnet. Methoden [Bearbeiten] Die wichtigsten diagnostischen Methoden in der Medizin sind: • • • • • • • Anamnese zur Erhebung der Krankengeschichte, Befragung des Patienten, unter Einschluss der Aktualanamnese bis hin zur Sexual- und Sozialanamnese Körperliche Untersuchung des Patienten unter Einsatz der Sinne und einfacher Hilfsmittel, vor allem durch o Inspektion o Palpation o Perkussion o Auskultation Labordiagnostik als Untersuchung von Blut, Urin etc. Gewebs- und Zelldiagnostik mittels Histologie, Zytologie Bildgebende Verfahren ohne und mit Kontrastmittel o Sonografie o Endoskopie o Röntgen o CT o MRT o Nuklearmedizinische Bildgebung Messen elektrischer Felder des Körpers: EKG, EEG, EMG, ENG Funktionsuntersuchungen o Lungenfunktionstest o Druckmessungen in Gefäßen, Schließmuskeln etc. o Reflexuntersuchung o Provokations- und Belastungstests Leistungstests (Ergometrie) Glukosetoleranztest Die medizinischen Untersuchungsmethoden sind in den meisten Fällen hinreichend genau, um Krankheiten mit lebensbedrohlichen Konsequenzen erkennen oder ausschließen zu können. Trotzdem stellen sich in der medizinischen Diagnostik Herausforderungen: Viele Diagnosen müssen in Eile gestellt werden. Der Sinn einer diagnostischen Maßnahme muss sorgfältig abgewogen werden: Der erwartete Nutzen muss dem Risiko, den Kosten und der Beeinträchtigung des Patienten gegenübergestellt werden. Grundsätzlich ist Diagnostik nur „nützlich“ (wirtschaftlich und zumutbar), wenn die Diagnose Konsequenzen für die Behandlung des Patienten hat. Ausnahmen hiervon sind etwa Obduktionen zur Klärung von berufsgenossenschaftlichen oder rechtlichen Fragen oder zur Qualitätssicherung der zukünftigen Behandlung anderer bzw. das Feststellen genetischer Ursachen einer Erkrankung, um ggf. Angehörige frühzeitig behandeln zu können. Nur in seltenen Fällen ist eine diagnostische Maßnahme „um der Gewissheit willen“ berechtigt. Die Maßnahme als solche muss in diesen Fällen als Therapie gesehen werden. Ob die Diagnostik ihr Ziel erreicht, hängt auch von der Qualität der Definition der zugrundeliegenden Kategorien ab. Einer wohldefinierten Kategorie (zum Beispiel Knochenbruch am Unterarm) lässt sich ein Krankheitsbild anhand weniger Kriterien (Sturz in der Anamnese, Schmerzen, Funktionsausfall des betroffenen Arms, Diskontinuität des Knochens im Röntgenbild) zuordnen und damit einer adäquaten Therapie zuführen (z. B. Gipsschiene). Bei Krankheiten, deren Kategorien weniger scharf definiert, umstritten oder komplex sind, ist das Risiko einer Fehldiagnose und damit einer Fehlbehandlung größer. Dieses Problem betrifft vor allem die Psychiatrie. Insbesondere die Persönlichkeitsstörungen sind hier problematische Kategorien. Gewöhnlich muss die Aussagekraft eines Diagnoseverfahrens einer Überprüfung nach wissenschaftlicher Methode standhalten können, um von der Hochschulmedizin als anerkannt zu gelten (siehe auch: Evidenzbasierte Medizin). Dennoch werden, vor allem außerhalb von Krankenhäusern und Arztpraxen, oft Methoden eingesetzt, die diese Forderung nicht erfüllen. Siehe hierzu: Alternativmedizin, Naturheilkunde. Auch in der Psychiatrie (DSM-IV) und Psychologie (Psychologische Diagnostik) wird Diagnose verwendet. Im pflegerischen Bereich wird als Pflegediagnose ein Zustand oder ein gesundheitliches Problem bezeichnet, das Pflegemaßnahmen begründet oder beeinflusst. DSM-IV aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Wechseln zu: Navigation, Suche DSM-IV ist die Abkürzung für die vierte Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen).[1] Dieses Klassifikationssystem wurde von der American Psychiatric Association (Amerikanische Psychiatrische Vereinigung) das erste Mal 1952 in den USA herausgegeben. Seither gibt es auch Ausgaben in anderen Ländern. Seit 1996 beispielsweise gibt es die deutsche Publikation des DSM-IV. Aktuell liegt die Version DSM-IV-TR vor (Stand: März 2007).[2] Der Inhalt des DSM wird von Experten festgelegt, um Diagnosen reproduzierbar zu gestalten. Die Klassifikation wurde erstellt, um die Diagnose und Heilung zu erleichtern, weswegen die Nomenklatur heute in Kliniken und Versicherungsgesellschaften gebräuchlich ist. Das DSM-IV ist im Gegensatz zur ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) ein nationales Klassifikationssystem (siehe auch DSM/ICD). Es muss daher nicht die zahlreichen Kompromisse und Ergänzungen der ICD-10 berücksichtigen und beinhaltet speziellere und genauere diagnostische Kriterien. Das macht es für die Forschung sehr interessant. Die ICD-10 hingegen setzt ihren Schwerpunkt intensiver auf die interkulturelle Perspektive und die Anwendbarkeit vor allem auch in den Ländern der Dritten Welt. DSM-IV berücksichtigt im Gegensatz zur ICD-10 geschlechtsspezifische Unterschiede. Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • • • • • • • 1 Geschichte 2 Multiaxiale Einteilung 3 Kategorien 4 Kritik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Quellen und Anmerkungen Geschichte [Bearbeiten] 1840 wurde in den Vereinigten Staaten bei einer Volkszählung eine Kategorie für Schwachsinn/Wahnsinn erhoben. 40 Jahre später gab es schon sieben Kategorien für schwere Geisteskrankheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Soldaten, die wegen weniger schweren psychischen Störungen behandelt werden mussten. So entwickelten die Veteranenverbände und die US-Armee eine umfassendere Klassifikation. Schließlich übernahm 1952 die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung die Ausarbeitung des DSM. Dabei versuchten sie, die Codierungsziffern mit der damaligen ICD 6 abzustimmen. 1968 erschien die zweite Ausgabe des DSM. Aber erst beim DSM-III (1980) wurden die von der WHO geforderten genauen Definitionen der psychischen Störungen berücksichtigt. Die dritte Ausgabe stellte dabei einen Einschnitt in die bisherige Klassifizierung dar, unter anderem aufgrund der multiaxialen Einteilung (siehe unten) und der weitestgehenden Loslösung von ätiologie- und theoriebezogener Terminologie. Klerman bezeichnete das DSM-III als „Paradigmen-Wechsel“. 1987 folgte eine Revision dieser Auflage (DSM-III-R) und bereits 1994 das DSM-IV. Die Textrevision der vierten Auflage (DSM-IV-TR) wurde 2000 veröffentlicht. 1984 lag das DSM-III auch in deutscher Publikation vor; seit 1996 das DSM-IV; nur zwei Jahre nach der amerikanischen Version. Die deutsche Übersetzung des DSMIV-TR erschien 2003. Multiaxiale Einteilung [Bearbeiten] Das DSM, zur Zeit in der vierten Version erhältlich (DSM-IV-TR, 2000), [3] systematisiert psychologische Diagnosen seit der dritten Version (DSM-III, 1980) in fünf Achsen. Zu einer Diagnose gehört die Angabe des Zustandes auf jeder dieser fünf Achsen: • • • • • Achse I: Klinische Störungen und andere klinisch relevante Probleme. Hauptsächlich Zustandsstörungen, schwere mentale Fehlstörung und Lernunfähigkeiten (Beispiele: Schizophrenie, Angststörungen, Störungen der Impulskontrolle, Essstörungen). Achse II: Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderungen (Beispiele: Borderline, schizoide oder paranoide Persönlichkeitsstörungen, anti-soziale Persönlichkeiten). Achse III: Medizinische Krankheitsfaktoren. Diese Achse umfasst körperliche Probleme, die bedeutsam für die psychische Erkrankung sein können. Achse IV: Psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme. Achse V: Globale Beurteilung des Funktionsniveaus. Auf einzelnen dieser Achsen kann die Angabe auch "keine" oder eine mehrfache sein. Kategorien [Bearbeiten] Insgesamt hat der DSM für die Achsen I und II 16 diagnostische Kategorien: 1. Störungen, die in Kindheit und Jugend auftreten 2. Substanzinduzierte Störungen 3. Schizophrene und andere psychotische Störungen 4. Affektive Störungen 5. Angststörungen 6. Somatoforme Störungen 7. Dissoziative Störungen 8. Sexuelle Störungen und Störungen der Geschlechtsidentität 9. Schlafstörungen 10. Essstörungen 11. Vorgetäuschte Störungen 12. Anpassungsstörungen 13. Störungen der Impulskontrolle 14. Persönlichkeitsstörungen 15. Andere klinisch relevante Probleme 16. Delir, Demenz und andere kognitive Störungen Kritik [Bearbeiten] Es wird kritisiert, dass das DSM-IV unwissenschaftlich sei. Ebenso beanstandet wird, dass alle Autoren des DSM-IV Geld von der Pharmaindustrie bekämen, während gleichzeitig DSM-IV-Diagnosen Voraussetzungen für viele USVersicherungsgesellschaften seien, Medikamente für Patienten zu bezahlen.[4] Die Internetpräsenz des DSM-V Prelude Project schreibt über Defizite des DSM-IV und welche Verbesserungen für das DSM-V diskutiert und erforscht werden sollen.[5] Otto F. Kernberg kritisiert an verschiedenen Stellen in seinen Werken den Ansatz der DSM-IV, denn er hält die Klassifikation für falsch und wissenschaftlich nicht haltbar.[6] Siehe auch [Bearbeiten] • DSM-IV-Codes (englische Liste aller DSM-Codes) • • Psychiatrie zur Kulturgeschichte: Wahnsinn Literatur [Bearbeiten] • American Psychiatric Association (2000), Diagnostic and Statistical Manual of Mental disorders, 4th Edition Text Revision. Weblinks [Bearbeiten] • • DSM-IV-TR (text revision) online – Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fourth Edition, Text Revision DSM-Internetpräsenz bei APPI Quellen und Anmerkungen [Bearbeiten] 1. ' The Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV-TR) – englisch 2. ' [APA – American Psychiatric Association: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders – DSM-IV-TR (4th edition, Text Revision). American Psychiatric Association, Washington, DC 2000. deutsch: Saß, H. et al.: Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – Textrevision – DSM-IV-TR. Hogrefe, Göttingen 2003.] 3. ' The Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders 4. ' Siehe auch Quellen im Abschnitt „Criticism“ im englischen Wikipedia-Artikel: „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ 5. ' „DSM-V Prelude Project“ der „American Psychiatric Association“ - englisch 6. ' Otto F. Kernberg im Interview: „Wahrscheinlich werden in der nächsten Generation schwere Persönlichkeitsstörungen häufiger sein“ (PDF) in der Fachzeitschrift „Psychotherapie im Dialog“ (2000) Von „http://de.wikipedia.org/wiki/DSM-IV“ Kategorien: Klassifikationen | Psychiatrie | Psychopathologie | Handbuch | Abkürzung Strukturniveau Der in der Klinischen Psychoanalyse verwendete Begriff Strukturniveau wurde von Heinz Kohut (1913–1981) im Rahmen der von ihm entwickelten Selbstpsychologie geprägt,[1] die in den 1960er und 70er Jahren als Weiterentwicklung der klassischen Psychoanalyse entstand. Auch die psychoanalytischen Objektbeziehungstheorien verwenden den Begriff. Die Erfassung des Strukturniveaus einer Persönlichkeit lässt eine erweiterte Beschreibung psychischer Störungen zu, über die Konfliktpathologie - also die Unfähigkeit, unbewusste Konflikte adäquat lösen zu können - hinausgehend. Auf Kernberg geht die Unterscheidung in hohes, mittleres und niedriges Strukturniveau zurück, womit jeweils ein unterschiedlicher Entwicklungsstand bzw. Reifegrad der psychischen Funktionen und der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen beschrieben wird. Als Strukturelle Störungen werden psychische Störungen bezeichnet, in denen die Verfügbarkeit über psychische Funktionen eingeschränkt ist, die für die Organisation des Selbst und seine Beziehungen zu inneren und äußeren Objekten erforderlich sind, meistens als Folge frühkindlicher Beziehungsstörungen. Die Beschreibung des Strukturniveaus einer Persönlichkeit und die Diagnose von Strukturpathologien, wie sie beispielsweise in der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik entwickelt wurde, stellt eine wichtige Grundlage der aktuellen psychodynamischen Diagnostik dar. Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • • • 1 Aspekte des Strukturniveaus 2 Differenzierung des Strukturniveaus 3 Literatur 4 Quellen Aspekte des Strukturniveaus [Bearbeiten] Für die Diagnose von strukturellen Störungen sind nach OPD-1 die folgenden sechs Strukturdimensionen von Bedeutung: • Selbstwahrnehmung als die Fähigkeit sich als ein eigenes Selbst wahrzunehmen und kritisch betrachten zu können, in sein Inneres schauen und unterschiedliche Gefühle erkennen zu können. (Selbstreflexion, Selbstbild, Identität, Affektdifferenzierung) • Selbststeuerung als Fähigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse, Gefühle, Selbstwertgefühl selbst steuernd Einfluss nehmen zu können. (Affekttoleranz, Selbstwertregulierung, Impulssteuerung, Antizipation) • Abwehr (Siehe auch Abwehrmechanismus) als Fähigkeit, das seelische Gleichgewicht in Konflikten durch eigene Schutz- und Abwehrmechanismen aufrecht zu erhalten. (Internale versus interpersonale Abwehr, Flexibilität der Abwehr) • Objektwahrnehmung als Fähigkeit zwischen innerer und äußerer Realität sicher unterscheiden zu können, Einfühlungsvermögen, den anderen Menschen ganzheitlich und als mit eigenen Rechten ausgestattet wahrzunehmen. (Selbst-Objekt-Differenzierung, Empathie, ganzheitliche Objektwahrnehmung, objektbezogene Affekte) • Kommunikation als Fähigkeit auf den anderen zuzugehen, ihn zu verstehen, sich ihm mitzuteilen und gefühlsbezogene Signale zu verstehen. (Kontaktaufnahme, Verstehen von Affekten, Mitteilung von Affekten, Reziprozität) • Bindung als Fähigkeit, innere Repräsentanzen des anderen zu errichten und längerfristig mit Empfindungen zu besetzen, Bindungen zu lösen und die Fähigkeit sich auf Bindungen einzustellen, die nicht gleichmäßig verlaufen. (Internalisierung, Loslösung, Variabilität der Bindung) Differenzierung des Strukturniveaus [Bearbeiten] Bei der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) werden vier Niveaus der strukturellen Integration unterschieden: Desintegration Die Desintegration wird der „Struktur-Pathologie“ zugeschrieben, die als schwere Störung gilt. Es ist das Ergebnis einer Störung der bedeutenden Interaktion in der frühen sensorischen und Individuation. Ich-Funktionen mit differenzierenden und integrativen Fähigkeiten sind nur mangelhaft ausgebildet und die grundlegenden Fähigkeiten der Selbst- und Beziehungsregulation weisen Defizite auf. Nicht integrierte Selbst- und Objektanteile sind vorhanden und führen zu wechselnden Selbst-Zuständen und der Bezug zur Realität ist labil. Die Belastbarkeit durch Affekte, Impulse, zwischenmenschliche Spannungen und Probleme ist gering. Der bevorzugte Abwehrmechanismus ist die Spaltungsabwehr. (klinisch häufig als Borderline-Persönlichkeitsstörung) Geringes Strukturniveau (auch niederes Strukturniveau) Dieser Zwischenbereich bezieht sich auf Störungen, die in der Schwellenphase der Autonomieentwicklung auftreten und sich überwiegend als eine „Konflikt-Pathologie“ darstellen. Die Ich-Funktionen sind einigermaßen intakt, jedoch Selbst-Objekt-Repräsentanzen sind mäßig integriert. Bevorzugter Abwehrmechanismus ist Idealisierung bzw. Entwertung, welche zwischen Spaltung und Verdrängung steht. (depressive und Selbstwert-Pathologie oder depressive Persönlichkeit) Mäßiges Strukturniveau (auch mittleres Strukturniveau) Das mäßige Strukturniveau wird mit dem Abschluss der Individuationsentwicklung überwunden. Treten Entwicklungsstörungen in der folgenden Phase auf, sind es nicht mehr die schweren Struktur-, sondern die leichteren „Konflikt-Pathologien“. Das Ich hat eine relative Reife und stabile Funktionsfähigkeit entwickelt mit gut integrierten Selbst-Objekt-Repräsentanzen. Der bevorzugte Abwehrmechanismus ist die Verdrängungsabwehr. (reifere, „klassische“ Neurosen) Gutes Strukturniveau (auch reifes bzw. hohes Strukturniveau) Ein gutes Strukturniveau können Menschen erreichen, wenn keine nachhaltigen Entwicklungsstörungen auftraten. Bei späten Traumatisierungen oder Belastungen können solche Menschen ebenfalls Störungen entwickeln. (reaktive oder posttraumatische Störungen) Literatur [Bearbeiten] • • • • Michael Ermann: Psychosomatische Medizin und Psychotherapie : ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage. 5., überarb. Aufl., W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019664-3 . (S. 87-115, Kapitel 4: Psychoanalytische Entwicklungs- und Strukturdiagnostik) Gerd Rudolf: Strukturbezogene Psychotherapie : Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Störungen. 2., überarb. Aufl., Schattauer Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3794525317 . Ernest S. Wolf: Theorie und Praxis der psychoanalytischen Selbstpsychologie. 1. Aufl., Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998, Reihe: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft Nr. 1395, ISBN 3-518-28995-0. (dt. Übers.; engl. Originaltitel: Treating the self) Arbeitskreis zur Operationalisierung Psychodynamischer Diagnostik - Arbeitskreis OPD (Hrsg.): Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2 : das Manual für Diagnostik und Therapieplanung. 1. Aufl., Huber Verlag, Bern (Schweiz) 2006, ISBN 3-456-84285-6. Quellen [Bearbeiten] 1. P Heinz Kohut: Die Heilung des Selbst. 1. Aufl. (Nachdruck; dt. Ausg. wurde vom Autor überarb. und ergänzt), Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002, Reihe: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft Nr. 373, ISBN 3-518-27973-4. (dt. Übers.; engl. Originaltitel: The restoration of the self) • • Buchbesprechung - Thema: „Psychoanalyse und Narzissmus“, hier: Ernest S. Wolf: „Theorie und Praxis der psychoanalytischen Selbstpsychologie“ (auf literaturkriktik.de, Nr. 10, Oktober 2001, Buchkritik von: Laslo Scholtze) Ermann, Übersicht einer Fortbildung 2004 zu Narzissmus (PDF-Datei; 206 kB) Kategorien: Allgemeine Psychologie | Psychoanalyse | Entwicklungspsychologie Global Assessment of Functioning Die Global Assessment of Functioning-Skala ist eine psychologische Skala zur Erfassung des allgemeinen Funktionsniveaus einer Person. "Die psychischen, sozialen und beruflichen Funktionen werden dabei auf einem hypothetischen Kontinuum von psychischer Gesundheit bis Krankheit gedacht. Die Skala findet Anwendung innerhalb der Achse V des DSM-IV und innerhalb der Achse 1 des OPD-2. Der Zeitraum der Beurteilung im OPD bezieht sich auf die letzten 7 Tage. [1] Wertebereich Beschreibung[2] 100 - 91 Optimale Funktion in allen Bereichen 90 - 81 Gute Leistungsfähigkeit auf allen Gebieten 80 - 71 Höchstens leichte Beeinträchtigungen 70 - 61 Leichte Beeinträchtigung 60 - 51 Mäßig ausgeprägte Störung 50 - 41 Ernsthafte Beeinträchtigung 40 - 31 Starke Beeinträchtigung in mehreren Bereichen 30 - 21 Leistungsunfähigkeit in fast allen Bereichen 20 - 11 Selbst- und Fremdgefährlichkeit 10 - 1 Ständige Gefahr oder anhaltende Unfähigkeit 0 Unzureichende Information Quellen [Bearbeiten] Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) ist ein psychodynamisches Diagnosesystem, welches vorwiegend für psychoanalytisch und tiefenpsychologisch fundiert arbeitende Psychotherapeuten konzipiert ist. Das diagnostische Manual wurde als Ergänzung zu den bestehenden psychiatrischen Diagnosemanualen (dem DSM-IV und dem ICD-10) mit dem Ziel entwickelt, ein verlässliches und valides diagnostisches Instrumentarium zur Verfügung stellen zu können und so der reinen Deskription bzw. Phänomenologie der internationalen Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV eine Alternative zur Seite zu stellen.[1] Durch die Operationalisierung, das heißt Messbarmachung, der wesentlichen Variablen für psychodynamische Theorien, nämlich Übertragungsmuster, innere Konfliktkonstellationen und strukturelle Bedingungen wird eine bessere Objektivität, Reliabilität und Validität der Diagnose möglich. Damit versucht die OPD den Gütekriterien psychodiagnostischer Verfahren gerecht zu werden. Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • • • • • • • • • • • 1 Geschichte 2 Autoren 3 Sprecher und Kontaktpersonen 4 Klassifikation der Diagnostik 5 Achse I - Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen 6 Achse II - Beziehung 7 Achse III – Konflikt 8 Achse IV - Struktur 9 Achse V – Psychische und psychosomatische Störungen 10 Zusätzliche Informationen 11 Quellen 12 Literatur Geschichte [Bearbeiten] Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik wurde Anfang der 90er Jahre entwickelt und das erste diagnostische Manual wurde 1996 veröffentlicht.[2] Seither sind weit über 100 Veröffentlichungen[3] in Fachbüchern und Fachzeitschriften erschienen. Etwa 40 Kliniker und Forscher arbeiten an der Weiterentwicklung des diagnostischen Instrumentariums. 2006 erschien ein weitgehend neu überarbeitetes und ergänztes Manual mit der Bezeichnung OPD-2.[4] In dieser Version werden auch Instrumente für die Psychotherapieplanung zur Verfügung gestellt. Aktuell werden von der Arbeitsgruppe zusätzlich die Bereiche Forensik, Rehabilitation, Abhängigkeitssyndrom und weitere bearbeitet. Autoren [Bearbeiten] Markus Burgmer, Manfred Cierpka, Reiner W. Dahlbender, Stephan Doering, Matthias Franz, Harald J. Freyberger, Tilman Grande, Karsten Hake, Gereon Heuft, Sven Olaf Hoffmann, Thorsten Jakobsen, Paul L. Janssen, Marianne Junghan, Joachim Küchenhoff, Reinholde Kriebel, Elmar Mans, Claudia Oberbracht, Doris Pouget-Schors, Gerd Rudolf, Henning Schauenburg, Gudrun Schneider, Wolfgang Schneider, Gerhard Schüßler, Michael Stasch, Matthias von der Tann. Sprecher und Kontaktpersonen [Bearbeiten] • OPD gesamt: Manfred Cierpka, Heidelberg • • • • • Achse I: Wolfgang Schneider, Rostock Achse II: Manfred Cierpka, Heidelberg Achse III: Gerhard Schüßler, Innsbruck Achse IV: Gerd Rudolf, Heidelberg Achse IV: Harald J. Freyberger, Greifswald • • • Arbeitsgruppe Forensik: Matthias von der Tann, London Arbeitsgruppe Rehabilitation: Reiner W. Dahlbender, Bad Saulgau Arbeitsgruppe Abhängigkeit: Thorsten Jakobsen, Basel Klassifikation der Diagnostik [Bearbeiten] Das diagnostische Manual ermöglicht, die individuelle seelische Konstitution des Patienten auf fünf unterschiedlichen Achsen zu beschreiben, bzw. einzuschätzen. Dazu werden Erhebungsbögen [5] [6] für jede Achse zur Verfügung gestellt, auf denen der Diagnostiker vorgegebene Items beurteilen kann. Zum Beispiel Item 17 auf der Achse I: Persönliche Ressourcen des Patienten = nicht vorhanden (0)/ = niedrig (1)/ = mittel (2)/ = hoch (3)/ = nicht beurteilbar (9) Die Erhebungsbögen enthalten insgesamt über 40 solcher Einschätzungsskalen und frei formulierbare Felder. • Achse I erfasst das Krankheitserleben und die Behandlungsvoraussetzungen. • • • • Achse II erfasst die Beziehungsdiagnostik wobei neben der Übertragung und Gegenübertragung zwischen Therapeut und Patient im Schwerpunkt Beziehungsepisoden analysiert werden. Achse III erfasst lebensbestimmende unbewusste innere Konflikte des Patienten. Achse IV erfasst das Strukturniveau, das heißt grundsätzliche Fähigkeiten des psychischen Funktionierens. Achse V erfasst psychische und psychosomatische Störungen in Bezug auf die etablierte deskriptiv-phänomenologische Diagnostik (ICD-10, DSM-IV) Achse I [Bearbeiten] [7] Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen Die Achse I besteht aus einem Basismodul, das mit weiteren nach Bedarf mit spezifischen Zusatzmodulen verzahnt werden kann. 1. Gegenwärtige Schwere der Störung/des Problems 1.1 Schwere der Symptomatik 1.2 GAF 1.3 EQ-5D Summe 2. Dauer der Störung/des Problems 2.1 Dauer der Störung 2.2 Alter bei Erstmanifestation der Störung 3. Krankheitserleben und -darstellung 3.1 Leidensdruck 3.2 Darstellung körperlicher Beschwerden und Probleme 3.3 Darstellung psychischer Beschwerden und Probleme 3.4 Darstellung sozialer Probleme 4. Krankheitskonzepte des Patienten 4.1 An somatischen Faktoren orientiertes Krankheitskonzept 4.2 An psychischen Faktoren orientiertes Krankheitskonzept 4.3 An sozialen Faktoren orientiertes Krankheitskonzept 5. Veränderungskonzepte des Patienten 5.1 Gewünschte Behandlungsform: körperliche Behandlung 5.2 Gewünschte Behandlungsform: psychotherapeutische Behandlung 5.3 Gewünschte Behandlungsform: sozialer Bereich 6. Veränderungsressourcen 6.1 Persönliche Ressourcen 6.2 (Psycho-)Soziale Unterstützung 7. Veränderungshemmnisse 7.1 Äußere Veränderungshemmnisse 7.2 Innere Veränderungshemmnisse Zusätzlich gibt es hierzu noch ein gesondertes Psychotherapiemodul. Achse II - Beziehung [Bearbeiten] Mithilfe einer Itemliste, werden den nachfolgenden 4 Erlebensperpektiven je eine Position in einem Zirkumplexmodell zugeordnet. Den jeweils 16 Items liegt ein Zirkumplexmodell interpersonellen Verhaltens zugrunde, das sich an Benjamin (1974; 1993) anlehnt. [8] Perspektive A: Das Erleben des Patienten Patient erlebt sich Patient erlebt andere Perspektive B: Das Erleben der anderen (auch des Untersuchers) Andere erleben den Patient Andere erleben sich Beziehungsdynamische Formulierung … wie der Patient andere immer wieder erlebt: … wie er in seinem Erleben darauf reagiert: … welches Beziehungsangebot er anderen mit dieser Reaktion (unbewusst) macht: … welche Antwort er anderen damit (unbewusst) nahe legt: … wie es der Patient erlebt, wenn andere so wie ihnen nahe gelegt antworten: Achse III – Konflikt [Bearbeiten] [9] Fragen zur Abklärung der Voraussetzungen der Konfliktbeurteilung A) Konflikte sind nicht zu raten, diagnostische Sicherheit fehlt. B) Aufgrund geringer struktureller Integration handelte es sich […] nicht um distinkte […] Konfliktmuster […] als vielmehr um Konfliktschemata. C) Wegen abgewehrter Konflikt- und Gefühlswahrnehmung […] nicht beurteilbar. D) […] (Aktualkonflikt) ohne wesentliche dysfunktionale repetitive Konfliktmuster. Repetitiv-dysfunktionale Konflikte: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Individuation versus Abhängigkeit Unterwerfung versus Kontrolle Versorgung versus Autarkie Selbstwertkonflikt Schuldkonflikt Ödipaler Konflikt Identitätskonflikt In der klinischen Anwendung werden die beiden wichtigsten lebensbestimmenden Konflikte markiert. Zeitfenster ist das letzte Jahr, wobei die im Schwerpunkt die konkrete Aktualisierung eingeschätzt werden soll. Hauptkonflikt: Zweitwichtigster Konflikt: Modus der Verarbeitung des Hauptkonfliktes: (1)vorwiegend aktiv (2) gemischt (3) gemischt eher passiv (4) vorwiegend passiv (9) nicht beurteilbar Achse IV - Struktur [Bearbeiten] "Struktur kann [...] auf vier Dimensionen beschrieben werden, welche jeweils den Bezug zum Selbst und den Bezug zu den Objekten unterscheiden." (S.118) [10] Bezug zum Selbst Bezug zum Objekt 1a Selbstwahrnehmung 1b Objektwahrnehmung 2a Selbstregulierung 2b Regulierung des Objektbezugs 3a Kommunikation nach innen 3b Kommunikation nach außen 4a Bindung an innere Objekte 4b Bindung an äußere Objekte 5 Struktur gesamt Achse V – Psychische und psychosomatische Störungen [Bearbeiten] [11] Va: Psychische Störungen Vb: Persönlichkeitsstörungen Welche Störung steht klinisch im Vordergrund? (Achse Va oder Vb) Vc: Körperliche Erkrankungen Zusätzliche Informationen [Bearbeiten] Zusätzlich werden noch demografische Daten von Patient und Diagnostiker erhoben und aufgrund des Datenschutzes mit einem Code anstelle des Namens versehen. Patient: Code, Alter, Geschlecht, Erhebungsdatum Diagnostiker: Code, Alter, Geschlecht, Zentrum Quellen [Bearbeiten] 4. Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006, ²2009 1. P Rolf Adler (Hrsg.): Psychosomatische Medizin. Modelle ärztlichen Denkens und Handelns. Begründet von Thure von Uexküll. Urban & Schwarzenberg, München 2003, 1564 Seiten, Kap. 24 Kritische Stellungnahme zum Gebrauch der Internationalen Disgnoseschlüssel, Abs. 6, Seite 394 2. P Arbeitskreis OPD (Hrsg.). (1996). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik. Grundlagen und Manual. Bern: Huber. 3. P http://www.opd-online.net 4. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006 5. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD-2) Erhebungsbogen im PDF-Format 6. P OPD-2 Bogen für die Fokusauswahl im PDF-Format 7. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006, (S. 145-189 und S. 61-82) 8. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006, (S.189-206 und S. 82-95) 9. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006 ,(S. 206-255 und S. 95-113) 10. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006, (S.255-280 und S. 113-123) 11. P Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung von Arbeitskreis OPD von Huber, Bern 2006, (S.123-132) Literatur [Bearbeiten] • • • • Arbeitskreis OPD: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung Huber, Bern 2006 ISBN 9783456842851, ²2009 ISBN 978-3-456-84753-5 Rudolf, G./ Horn, H.: Strukturbezogene Psychotherapie. Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Störungen Stuttgart: Schattauer 2004 ISBN 978-3794525317 Jaeggi, E./ Gödde, G./ Hegener, W./ Möller, H.: Tiefenpsychologie lehren Tiefenpsychologie lernen Stuttgart: Klett-Cotta 2003, ISBN 978-3608940602 Leichsenring, Falk (Herausgeber): Lehrbuch der Psychotherapie, Bd. 2 Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie 2004 ISBN 3-93209632-0 Kategorien: Psychoanalyse | Psychotherapie | Psychologische Diagnostik Grundkonflikt Der Grundkonflikt ist ein Fachbegriff aus der Psychoanalyse und der Tiefenpsychologie, und beschreibt einen „zentralen“ Konflikt in der Lebensentwicklung eines Menschen. Der Begriff wurde von Sigmund Freud gebildet. Um einen solchen Konflikt zu bewältigen ist es erforderlich, zwischen zwei Zielen zu entscheiden, die sich gegenseitig ausschließen und zueinander im Widerspruch stehen. Da es sich bei diesen Grundkonflikten immer darum handelt, sich mehr für die eine oder mehr für die andere Seite des Konfliktes zu entscheiden, werden sie auch „Ambivalenz-Konflikte“ genannt. Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • • • • • • 1 Beschreibung 2 Grundkonflikte nach der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) 3 Unterschiedliche Modelle der Grundkonflikte o 3.1 Nach der Triebtheorie o 3.2 Im Rahmen der Selbstpsychologie o 3.3 Beschreibung mittels Motivationssystemen 4 Siehe auch 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks Beschreibung [Bearbeiten] Innere Konflikte zwischen widersprüchlichen Bedürfnissen sind etwas ganz normal Menschliches und Alltägliches. So mag es eine Seite geben, die sich Nähe zum Partner wünscht und eine andere, die abgegrenzt und für sich allein sein möchte, oder eine Seite wünscht sich Freiheit und Unabhängigkeit, während eine andere Seite Geborgenheit und Häuslichkeit sucht, oder eine Seite möchte sich anpassen und unauffällig sein, während eine andere sich auflehnen und wehren will. Psychodynamische Theorien beschäftigen sich mit Störungen bei der Lösung solcher innerer Konflikte. Belastungen oder Störungen treten auf, wenn der Mensch zur Lösung eines Konfliktes keine angemessene Strategie entwickeln konnte. In diesem Fall ist das Strukturniveau nicht reif genug entwickelt. Wenn ein Anteil des Konfliktes nicht bewusst wahrgenommen werden kann, weil er zum Schutze der noch wenig ausgereiften Persönlichkeit verdrängt werden musste, besteht das Problem, dass der Konflikt nicht bewusst gelöst werden kann. Das bedeutet, wenn ein Mensch in der Kindheit z. B. nie sichere Geborgenheit erfahren hat oder in diesem Grundbedürfnis schwer enttäuscht wurde, kann/muss er den Wunsch danach sehr gut verdrängen. Möglicherweise taucht das Bedürfnis nach Geborgenheit nie wieder in einem bewussten Konflikt auf, doch der Erwachsene leidet später darunter, keine Momente tiefer Sicherheit und Ruhe erleben zu können. Seit Freud wurden in der Weiterentwicklung der Psychoanalyse immer wieder neue Konzepte vorgestellt, in denen die Grundkonflikte des Menschen differenziert und spezifiziert wurden. Die Entwicklung neuer Konflikttheorien ist eng verknüpft mit der Erforschung von Grundbedürfnissen und zunehmenden Erkenntnissen aus der Entwicklungspsychologie. Das differenzierteste und heute anerkannteste Modell der Grundkonflikte wird in der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) beschrieben. Grundkonflikte nach der Operationalisierten Diagnostik (OPD) [Bearbeiten] Psychodynamischen Die psychodynamische Betrachtungsweise sieht die Grundkonflikte als Bestandteil der menschlichen Entwicklung unter dem Blickwinkel der Konfliktverarbeitung. Dabei unterscheidet die OPD acht Grundkonflikte [1] [2], nach denen acht Konflikttypen bestimmt werden können. Um eine Behandlungs-Diagnose zu stellen, wird der Patient gemäß dem Stand seiner Entwicklung und Reifung in die vorgegebenen und umschriebenen/operationalisierten Konflikttypen eingeordnet. Eine eindeutige Zuordnung eines Menschen zu einem einzigen Konflikttypus ist oft nicht möglich, weil häufig mehrere Grundkonflikte gleichzeitig noch unzureichend bewältigt wurden. 1. Abhängigkeit/Autonomie: In einem Extrem würde ein Mensch mit diesem Grundkonflikt eine Abhängigkeit erzeugende Beziehung suchen als „willkommene Abhängigkeit“. Im anderen Extrem eine emotionale Unabhängigkeit aufbauen und die Bindungswünsche unterdrücken. 2. Unterwerfung/Kontrolle: In einem Extrem nimmt der Mensch die Gegebenheiten hin als Schicksal, dem er sich fügt, dabei sind Erleben und Verhalten geprägt von Gehorsam und Unterwerfung. Im anderen Extrem bestimmen Kontrolle und Auflehnung („Bekämpfen“) das Erleben und Verhalten. 3. Versorgung/Autarkie: In einem Extrem führen Versorgungs- und Geborgenheitswünsche zu starker Abhängigkeit und der Mensch wirkt passiv und anklammernd. Im anderen Extrem nimmt der Mensch keine Hilfe an und wehrt die Wünsche nach Hilfe ab, indem er sich als anspruchslos darstellt. In einer altruistischen Konfliktverarbeitung bekommen Andere die Versorgung, nach der er sich selbst unbewusst sehnt. 4. Selbstwert/Objektwert: Es bestehen Selbstwertkonflikte, die im einen Extrem als Minderwertigkeit erlebt werden, während Andere aufgewertet oder idealisiert werden. Im anderen Extrem werden kompensatorische Anstrengungen erbracht, die das Selbstbild bis hin zum Größenwahn stützen, während Andere abgewertet werden. 5. Über-Ich- und Schuldkonflikte: Im einen Extrem führt die Schuldübernahme bis zur masochistischen Unterwerfung. Im anderen Extrem sieht der Mensch die Schuld nur beim anderen, wobei ihm jegliche Form eines eigenen Schuldgefühls fehlt. 6. Ödipal-sexuelle Konflikte: Im einen Extrem nimmt der Mensch seine Erotik und Sexualität nicht wahr, im anderen Extrem bestimmt sie alle Lebensbereiche, ohne dass eine Befriedigung gelingt. Dies meint nicht sexuelle Funktionsstörungen anderer Herkunft. 7. Identitätskonflikte: Bei sonst hinreichenden Ich-Funktionen übernimmt der Mensch die Geschlechts-, Rollen oder Gruppenidentität anderer oder überspielt die Identitätsambivalenz kompensatorisch. 8. Fehlende Konflikt- und Gefühls- Wahrnehmung: Bei diesem Grundkonflikt werden Konflikte, Gefühle und Bedürfnisse bei sich und anderen nicht wahr genommen oder sie werden durch sachlich-technische oder philosophische Beschreibungen ersetzt. Unterschiedliche Modelle der Grundkonflikte [Bearbeiten] Kurze Übersicht über unterschiedliche aufeinander folgende theoretische Auffassungen zum psychoanalytischen Verständnis intrapsychischer Konfliktlagen: Nach der Triebtheorie [Bearbeiten] Sigmund Freud entwickelte seine Triebtheorie in mehreren Phasen (etwa 1905 bis 1914 für die erste Phase) und konstruierte dabei immer ein dualistisches Modell, wobei das neue jeweils das vorige ersetzte: • • • Hunger und Liebe (Selbsterhaltung versus Arterhaltung) Liebe und Hass (libidinöse versus aggressive Triebe) Lebenstrieb und Todestrieb Der Konflikt beschreibt hier einen körperlichen Spannungszustand, der Unlust bereitet und aufgehoben werden soll, statt dessen soll ein „Lustgefühl“ hervor gerufen werden. Diesem sogenannten Lustprinzip wird das Realitätsprinzip gegenüber gestellt, welches aufgrund äußerer Umstände für den Aufschub einer unmittelbaren Befriedigung plädiert oder sich dem Lustprinzip gänzlich entgegenstellt. Nach Freuds Strukturmodell der Psyche wird menschliches Verhalten wesentlich von den unbewussten Konflikten zwischen den triebhaften Impulsen des Es, dem strengen bewertenden Über-Ich und dem realitätsorientierten Ich bestimmt. Im Rahmen der Selbstpsychologie [Bearbeiten] Stavros Mentzos definiert fünf phasentypische Konflikte der psychischen Entwicklung des Kindes, wobei er die Objekt-Beziehungs-Psychologie (Selbstpsychologie) von Heinz Kohut zugrunde legt[3]: • • • • • Symbiotische Verschmelzung gegen Subjekt-Objekt-Differenzierung (1. Lebensjahr) Abhängigkeit gegen Autonomie (2. – 3. Lebensjahr) Dyadische gegen triadische Beziehung (ödipaler Konflikt) (4. – 6. Lebensjahr) Sicherheit in der Familie gegen Chancen und Risiken der Peergroup (Pubertät, Latenz, Adoleszenz) Infantile Bindungen gegen Genitalität und Identität (in der Ablösung von den Eltern) Beschreibung mittels Motivationssystemen [Bearbeiten] Lichtenberg unterscheidet fünf verschiedene Motivationssysteme,[4] die miteinander in Konflikt treten können, auf die er durch Ergebnisse der Säuglingsbeobachtung schließt: • • • die biologische Notwendigkeit, physiologische Bedürfnisse zu befriedigen ein elementares Bedürfnis nach Bindung, das sich später zu einem Bedürfnis nach Zugehörigkeit erweitert das Bedürfnis, Dinge zu erforschen und sich selbst zu behaupten • • das Bedürfnis, auf unangenehme Stimuli aversiv zu reagieren, durch Widerspruch oder Rückzug das Bedürfnis nach sinnlichem Vergnügen, Zärtlichkeit und sexueller Erregung Siehe auch [Bearbeiten] • • • • • Vermeidungsverhalten Abwehrmechanismus Das Unbewusste Entwicklungspsychologie Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung nach Erikson Quellen [Bearbeiten] 1. P *Arbeitskreis OPD: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung Huber, Bern 2006 ISBN 9783456842851 2. P Leichsenring, Falk (Herausgeber): Lehrbuch der Psychotherapie, Bd. 2 Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie; 2004, ISBN 3-93209632-0 3. P Mentzos, Stravos: Neurotische Konfliktverarbeitung. Fischer, Frankfurt/Main (1982,1984), ISBN 3-596-42239-6 4. P Lichtenberg, J. D./ Lachmann, F. M./ Fosshage, J. L. Das Selbst und die motivationalen Systeme Brandes&Apsel Frankfurt am Main 2000 ISBN 3-86099-1612 Buchbesprechung • Ermann, Michael (S.87-115 Psychoanalytische Entwicklungs- und Strukturdiagnostik) Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (1995/2007) 5te überarbeitete Auflage, W. Kohlhammer GmbH Stuttgart ISBN 978-3-17-019664-3 Literatur [Bearbeiten] • • Michael Wolf (Hrsg.): Selbst, Objekt und der Grundkonflikt. Brandes & Apsel Verlag, 2001, ISBN 3860993054 Gerd Rudolf: Der depressive Grundkonflikt und seine Verarbeitungen. Krankheitsbilder in der Folge des depressiven Grundkonflikts. In: Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik. 2000, Stuttgart, S. 149-207 Weblinks [Bearbeiten] • Elgeti, Herrmann (2004) Medizinische Hochschule Hannover: Einführung in die Tiefenpsychologische Anamneseerhebung und die Erstellung eines Berichts zum Psychotherapie-Erstantrag