Nuclear Magnetic Resonance Spectroscopy Magnetische Kernresonanzspektroskopie Nuclear ≢ Arbeitsprogramm o Vom Spektrum zur Struktur (fast ohne Theorie) • chemische Verschiebung • Signalgruppenzahl • Integral (Relaxation) • Multiplizität (Boltzmann-Statistik) • Kopplungskonstanten o Ein wenig Theorie • Energieniveaumodell • Vektormodell o Mehrdimensionale NMR • COSY, HSQC/HMQC, NOESY, TOCSY Arbeitsprogramm (Basis) o Detailliertere Ansichten • Spinsysteme • Strukturabhängigkeit von chemischen Verschiebungen und Kopplungskonstanten • DNMR • Relaxation • FT-NMR, Anwendung des Vektormodells o Kursbegleitend • Auswertung diverser Beispielspektren o Infrastruktur der NMR-Spektroskopie • Magnete, Helium, Gerätetechnik, … Arbeitsprogramm Unerläßliche Hilfsmittel Permanent nötige Hilfsmittel Weiterbildung Querschnitt durch mehrere Methoden unbedingt empfehlenswert Basisliteratur zum tieferen Einstieg perfekt, keine Neuauflage Weiter führende Literatur Verständliche Einführung in komplexe Experimente kapitelweise legal online verfügbar (http://www-keeler.ch.cam.ac.uk/lectures/) auch ein interessanter Ansatz zur Quantenmechanik Der leichteste Weg zur NMR-Theorie Für Interessenten o ca. 1,5 Stunden o 2 Studenten pro Gruppe o Termin und Themen nach Vereinbarung o Alternative zur Nutzung der Routine o was bedeuten „Lock“, „Shim“ für die Spektrenqualität? o nicht klausurrelevant Optionales Programm Spektrenbearbeitung o MestreNova • Campuslizenz, Lizenzaktivierung alle 90 Tage, frei (zu 50% aus Studiengebühren finanziert) • http://www.oc1.ch.tum.de -> Service -> MNovaCampuslizenz o TopSpin • Individuelle Prozessierungslizenz direkt von Bruker (3 Jahre, node locked, umfassend, 99 €) • http://www.bruker-biospin.com/topspin-student.html o SpinWorks • (Kirk Marat, völlig frei, für einfache Zwecke ausreichend) o Delta • (Jeol, extrem leistungsfähig, Lizenzierung zur Zeit unklar) Auswertesoftware Informationen rund um den Kurs o diese Präsentation o Übungsaufgaben o ergänzende Tabellen o Moodle o http://ia.nmrguide.info • • Kennung: ia Paßwort: ia o weitere online-Informationsquellen o alte Klausuraufgaben o Lösungen • Passwort: Die Welt ist hart, aber wenigstens ungerecht. o Termine (Spektrometer) Weitere Informationsquellen NMR im Vergleich Informationsgehalt IR NMR, MS Kosten (Gerät, Arbeitszeit) UV/VIS NMR MS Empfindlichkeit MS • wenige Signale • kaum verschlüsselt • einfache Signalselektion • quantitatives Verfahren • zerstörungsfrei NMR UV/VIS IR NMR Auswertbarkeit MS IR UV/VIS Einige spektroskopische Methoden im Vergleich UV/VIS, IR Basis o Einige Atomkerne verhalten sich wie magnetische Dipole o Beispiele: 1H, 13C, 15N (nicht jedoch 12C) o Die Größe der magnetischen Dipole ist charakteristisch für den jeweiligen Kern (etwa 1H: 100%, 13C: 25%, 15N: 10%) N 15 N 1 N 12 C S N 13 C S Voraussetzungen der Kernresonanzspektroskopie H S o Ein Ensemble magnetisch aktiver Kerne orientiert sich ohne äußeren Einfluß statistisch S 13 C 13 N N C N S 13 13 C N 13 S N C S N 13 13 S C C S N Voraussetzungen der Kernresonanzspektroskopie C S o Ein externes Magnetfeld zwingt die sehr schwachen Kerndipole in eine von n (n = 2, 3, 4, …) möglichen Orientierungen, (b.a.w. n = 2) N N S S N S N N N N S S S S S N N S Voraussetzungen der Kernresonanzspektroskopie S N o Durch externe Energiezufuhr kann die Orientierung der Kerndipole geändert werden. Dies geschieht bei einer meßbaren Frequenz. N E=h* N S S N S Voraussetzungen der Kernresonanzspektroskopie N Atom- 0 : 101000 MHz B0 : 1 25 T Erdmagnetfeld : 30 μT Empfänger Sender f (t ) kerne S I Praktische Realisierung Kazuyuki Takeda, J. Magn. Reson. 192 (2008) 218 – 229. Ein vollwertiges NMR-Spektrometer http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1952/bloch-lecture.pdf NMR-Signal von Wasser Einige Kerneigenschaften 1 N 13 N S z.B. : H C 15 N 19 E S F N P N S 31 E B0 S Im äußeren Magnetfeld richten sich die Kerndipole entweder in oder entgegen der Richtung des äußeren Magnetfeldes aus. Die beiden möglichen Anordnungen sind energetisch nicht gleichwertig. Kerndipole (stark vereinfachtes Modell) Royal Society of Chemistry Das einfachste Kernresonanzexperiment Wieso gibt es nur zwei Anordnungsmöglichkeiten für die Atomkerne im äußeren Magnetfeld? Berechtigte Frage … Die genaue Antwort ist bekannt Deep Thought in „The Hitchhiker‘s Guide to the Galaxy“ Es ist, wie es ist. Die Quantelung im Mikrokosmos widerspricht vollständig unserer alltäglichen Erfahrung. Wir können dieses Phänomen lediglich beobachten und versuchen, zu beschreiben. Um den wahren Grund für dieses Verhalten zu erfahren, müssten wir vermutlich 13 Milliarden Jahre in die Vergangenheit reisen. Und so ist es nicht! deutsche Wikipedia 18. 11. 2009, 20:03Uhr Ein wenig irdischer und wissenschaftlicher … N E ~ B0 N S E E S N N S B0 Die Energiedifferenz zwischen den beiden Orientierungen des Kernmagneten ist proportional zum äußeren Magnetfeld Einfache Proportionalität S E ~ E ΔEH>ΔEF 19 F B0 Die Stärke der Kernmagneten (gyromagnetisches Verhältnis ) bestimmt ebenfalls die Größe der Energiedifferenz zwischen den beiden Orientierungen Das gyromagnetische Verhältnis γ 1 H 15 N 13 C 31 1 P H [MHz) 0 100 200 300 400 500 B0 = 11.7 Tesla (ca. 500 000faches Erdmagnetfeld) Gyromagnetisches Verhältnis und typische Resonanzfrequenzen Das Empfindlichkeitsproblem der Kernresonanzspektrosopie o In Abwesenheit eines Magnetfeldes sind die Kernspins ungeordnet, und es gibt keinen Energieunterschied zwischen ihnen. Sie sind degeneriert: Ungeordnetes Ensemble von Atomkernen ohne Magnetfeld Da sie ein magnetisches Moment besitzen, richten sich die Kerne aus, wenn man ein externes Magnetfeld (Bo) anlegt, und zwar entweder in Feldrichtung oder entgegengesetzt. o Die Ausrichtung entgegen dem äußeren Feld ist etwas stabiler als parallel zum äußeren Feld, deshalb weisen immer mehr Spins gegen Feldrichtung als umgekehrt (Populationsüberschuss). Ausrichtung im äußeren Magnetfeld Bo > 0 E = h Bo = 0 Populationsdifferenz h Absorption induzierte Emission h h h Absorption und induzierte Emission sind gleich wahrscheinlich Boltzmann-Verteilung im thermischen Gleichgewicht: N N e E k BT e hB0 k BT kB = Boltzmann-Konstante = 1.3805 . 10 T = absolute Temperatur in K = 300 MHz (E = h ; B0 = 5.9 T) -34 h = 6.625 . 10 2 Ws Boltzmann-Verteilung -23 JK -1 Kern Spin nat. Häufig- rel. Empfindkeit [%] lichkeit [%] 1 H 2 H 3 H ½ 1 ½ 99.985 0.015 0 12 0 98.9 13 C ½ 1.108 1,59 14 N 1 99.63 0.101 15 N ½ 0.37 0.104 ½ 100 6.63 C 31 P Einige interessante Kerne 100 0.965 121 Anzahl an Protonen Anzahl an Neutronen I Gerade gerade 0 Ungerade ungerade 1, 2, 3, ... gerade ungerade ½, 3/2, 5/2, ... ungerade gerade ½, 3/2, 5/2, ... Vorhersage des Gesamtspins I Eine Zwischenbilanz o bei gleichem Kern Proportionalität von B0 und o bei gleichem B0 Kernabhängigkeit von o und … o da ist noch jemand … o zwischen äußerem Magneten und Kern befindet sich die Elektronenhülle gleiche Sonne über den Schirmen gleiches Magnetfeld außerhalb der Elektronenhülle individuelles Magnetfeld am Kernort (B0 – B`) individuell unter jedem Schirm Die Elektronenhülle macht den Unterschied Primäraussagen der Kernresonanzspektroskopie o Vom Spektrum zur Struktur (fast ohne Theorie) • chemische Verschiebung • Signalgruppenzahl • Integral (Relaxation) • Multiplizität (Boltzmann-Statistik) • Kopplungskonstanten Chemische Verschiebung B0 Chlorwasserstoff B0 B0 B0 ~B BHCl Methan BCH 4 Cl HCl CH CH3 4 Die Elektronenhülle schirmt das äußere Magnetfeld ab. Das Proton im Chlorwasserstoff sieht bei gleichem äußeren Magnetfeld ein stärkeres Magnetfeld als das Proton im Methan. Durch die Elektronenhülle werden die Protonen unterscheidbar. Die Resonanzfrequenz im Falle des Chlorwasserstoffprotons liegt höher als beim Methylproton. Die Elektronenhülle macht den Unterschied http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1952/purcell-lecture.pdf Die Protonensignale werden unterscheidbar (CH3-CH2-OH) 250130750 Hz 250130250 Hz 250130000 Hz Probensignale Probe Referenz [10 6 ] Referenz •Unabhängigkeit von B0 •Handliche Zahlen Winzige Unterschiede Referenz Referenz: • Tetramethylsilan Si(CH3)4 • für 1H, 13C, 29Si • leicht löslich • nur ein Signal • Signallage am Spektrenrand Alkohole, Protonen ständig zu Ketones Aldehyde Aromaten Amide Aliphaten Olefine Säuren ppm 15 10 7 5 2 Chemische Verschiebungen der Protonensignale 0 TMS Br - CH2 - CH3 ppm 3.6 3.2 2.8 2.4 Ein einfaches Protonenspektrum 2.0 1.6 1.2 Aromaten, Alkene C=O in Ketonen und Aldehyden Alkine aliphatische CH3, CH2, CH ppm 210 150 C=O in Säuren, Amiden und Estern 100 80 50 Kohlenstoff neben Sauerstoff (Alkohole) Chemische Verschiebungen der Kohlenstoffsignale 0 TMS CH 2 CH 3 O H O C H HC 3 180 C 140 100 ppm Ein einfaches Kohlenstoffspektrum 60 20 0 HO Phenole-OH Alkohole-OH Thioalkohole-SH Amine-NH2 HO C HS C C NH2 O Carbonsäuren-OH Aldehyde Heteroaromaten Aromaten Alkene H H HO C O CH N H N HC H CH2 HC O Alkohole O CH2 H3C O Alkine X-CH3 C CH H3C N S CH3 H3C O CH2 C CH2 H2C O CH3 C CH3 H3C H X C CH3 Cyclopropyl M-CH3 H H3C M (Si,Li,Al,Ge...) 12 11 10 9 8 7 6 Protonensignale im Detail 5 4 3 2 1 0 ppm Substituenten-Inkremente S zur Abschätzung der 1H-chemischen Verschiebungen von Alkenen entsprechend (H) = 5,28 + Igem + Icis + Itrans Substituent Igem Icis Itrans -H -CH3 (Alkyl) -F -Cl -Br -I -NR2 (aliph.) -OAlkyl -OCOCH3 -C6H5 -CH=CH 2 (konj.) -COOH (konj.) NO2 0 0,44 1,51 1,00 1,04 1,11 0,69 1,18 2,09 1,35 1,26 0 -0,26 -0,43 0,19 0,40 0,78 -1,19 -1,06 -0,40 0,37 0,08 0 -0,29 -1,05 0,03 0,55 0,85 -1,31 -1,28 -0,67 -0,10 -0,01 0,69 1,84 0,97 1,29 0,39 0,59 Ausgedehnte Analysen zur Chemischen Verschiebung in Abhängigkeit von …… entstammen der Anfangszeit der KernresonanzSpektroskopie und sind heute mit ganz wenigen Ausnahmen durch nD-Techniken obsolet. Die angegebenen groben Orientierungen genügen fast immer. Alternative: Inkrementschemata Anzahl der Signalgruppen Integral Kopplungskonstante J [Hz) Multiplizität m=4 (Quartett) ppm Multiplizität m=3 (Triplett) 2 Signalgruppen 3.6 3.2 2.8 2.4 2.0 chemische Verschiebung [ppm] Parameter der NMR-Spektroskopie: Signalgruppenzahl 1.6 1.2 m o Unterscheidung von Isomeren p 140 130 120 110 100 90 80 70 60 Unterscheidung von Isomeren 50 40 30 20 10 ppm Integral Integral Kopplungskonstante J [Hz) 2 Signalgruppen Multiplizität m=4 (Quartett) ppm 3.6 3.2 2.8 2.4 Multiplizität m=3 (Triplett) 2.0 chemische Verschiebung [ppm] Parameter der NMR-Spektroskopie: Integral 1.6 1.2 2.00 6.11 0.95 1.06 3.12 C4 H9 OH 1.00 alle Isomere 2.05 1.13 (500.13 MHz; CDCl3 ) 3.14 9.00 1.18 2.00 ppm 1.98 1.12 3.0 2.0 Unterscheidung von Isomeren 1.98 3.02 1.0 2.00 6.11 0.95 1.06 3.12 OH 1.00 3.14 2.05 1.13 OH OH OH 9.00 1.18 2.00 ppm 1.98 1.12 3.0 2.0 Unterscheidung von Isomeren 1.98 3.02 1.0 o Die Fläche unter einem NMR-Signal ist ohne Kalibrierung direkt proportional zur Anzahl der Kerne, die dieses Signal hervorrufen o aber: abhängig von den konkreten Messbedingungen können Abweichungen von dieser Regel auftreten o Protonenspektren lassen sich fast immer problemlos integrieren. o Ausnahmen • „einsame“ Protonen • Spektrenrandbereiche bei älteren Spektrometern o Kohlenstoffspektren erfordern spezielle Sorgfalt und lange Messzeiten für eine quantitative Auswertung o Grund: Relaxation und NOE • Kohlenstoffsignale mit gleicher Anzahl an gebundenen Protonen können meist untereinander verglichen werden Grundregeln zur Integration 4 3 CH2 OH 4 1 H C C CH2 2 4 Wiederholzeit: 5 Sekunden 3 2 1 2.029 0.640 0.860 2.000 Wiederholzeit: 60 Sekunden 1.994 0.987 0.997 ppm 4.6 4.2 3.8 3.4 3.0 2.6 2.000 2.2 Jede Messung zerstört die Gleichgewichtsmagnetisierung (Boltzmann-Verteilung). Die Rückkehr in den Gleichgewichtszustand erfolgt mit einer für jeden Kern individuellen Zeitkonstante (Relaxationszeit, Sekundenbereich) Protonenintegrale – Regel (unten) und Ausnahme (oben) 2.00 1.93 Wiederholzeit: 120 Sekunden !! 0.97 0.81 3 1 Wiederholzeit: 5 Sekunden 3 1.93 2 2 4 2.00 1 4 0.98 0.44 150 ppm 145 140 135 13 C 130 125 Quartäre C-Atome weisen eine lange Relaxationszeit auf. Integralverfälschend wirkt auch der NOE-Effekt Kohlenstoffintegrale – Regel (unten) und Ausnahme (oben) 120 Integral Kopplungskonstante J [Hz) Multiplizität m=4 (Quartett) ppm Multiplizität m=3 (Triplett) 2 Signalgruppen 3.6 3.2 2.8 2.4 2.0 chemische Verschiebung [ppm] Parameter der NMR-Spektroskopie: Multiplizität 1.6 1.2 Multiplizität Beobachtet wird der schwarze Kern. Der blaue Kern kann im äußeren Magnetfeld α- oder β-orientiert sein. Sein Magnetfeld wird winkelabhängig zum äußeren Magnetfeld B0 addiert oder von diesem subtrahiert. Je nach Orientierung des blauen Kernes sieht der schwarze Kern unterschiedliche Magnetfelder. Intramolekulare magnetische Wechselwirkungen Farbnomenklatur beobachteter Kern α-orientierter Nachbarkern β-orientierter Nachbarkern HA C C C HX() HA 1 C C HA C C HX() HX() HX() C HA C HX() C C HX() 2 A C HX() HX() HA HA HX() HX() 1: 2 :1 Alle Kerne liegen wegen der Boltzmann-Statistik zu fast gleichen Teilen in α- bzw. β-Orientierung vor. Bei identischen Nachbarkernen sind damit alle möglichen Permutationen nahezu gleichberechtigt. Die Wechselwirkung erfolgt nicht über den Raum (skalare Kopplung). Dublett (ein Nachbar) und Triplett (zwei Nachbarn) HX() HA C (und Permutationen) HX() C HX() HA HX() C C HX() (und Permutationen) HX() HX() HA C C HX() HX() HA C HX() C HX() HX() Allgemein bei n (Spin-1/2)-Nachbarn 1: 3 : 3 :1 n 0 1 2 3 4 5 6 Linien -----1 2 3 4 5 6 7 Mult. ----s d t q qi sext sept rel. Intens. -----------1 1 1 1 2 1 1 3 3 1 1 4 6 4 1 1 5 10 10 5 1 1 6 15 20 15 6 1 Quartett (drei Nachbarn) und höhere Multipletts o Chemisch äquivalente magnetisch aktive Kerne (z. B. 1H, 13C, 15N, 31P, 19F) koppeln nicht miteinander. o Magnetisch aktive Nachbarkerne rufen eine Signalaufspaltung hervor. o Die Art der Aufspaltung richtet sich nach der Zahl der chemisch äquivalenten magnetisch äquivalenten Nachbarkerne. o Die Anzahl der Linien des beobachteten Kerns ergibt sich aus der Zahl der magnetisch aktiven untereinander chemisch äquivalenten Nachbarkerne + 1. o Nachbarkerne sind in der Regel über eine, zwei oder drei Bindungen vom beobachteten Kern entfernt. Für die Kopplung von Protonen untereinander ist ein Abstand von drei Bindungen der Regelfall. Multiplizität = Anzahl der Nachbarn + 1 m=n+1 Multiplizität Cl H H H H C C H H C C Br Cl H H H 1 1 Dublett (d) 1 2 1 Triplett (t) Skalare Kopplung (Dublett und Triplett) H H H H H Br H C C Br C C C H H H H H 1 3 3 1 Quartett (q) 1 4 6 4 Quintett Skalare Kopplung (Quartett und Quintett) 1 Br H H H C H H C H H C 1 6 15 20 15 6 Skalare Kopplung (Septett) O C H H C H H C H H H 1 o Die Kopplung zu chemisch nicht äquivalenten Nachbarkernen kann man stufenweise betrachten. o Die einzelnen Kopplungsschritte sind voneinander unabhängig und kommutativ. o Beispiel: Ein magnetisch aktiver Nachbarkern A spaltet das Signal des Beobachtungskern zum Dublett auf. Zwei weitere zueinander äquivalente Nachbarkerne B1 und B2 spalten jede der beiden Linien des Dubletts zum Triplett auf. Man beobachtet insgesamt 6 Linien im Intensitätsverhältnis 1:2:1:1.2:1. m = (n + 1)(o + 1)(p + 1)... Skalare Kopplung (chemisch nicht äquivalente Nachbarn) H C C H Zusammengesetzte Multipletts (Dublett von Dubletts) H CH2 OH H C C CH2 Zusammengesetzte Multipletts (Dublett von Tripletts) H CH3 C C H H Zusammengesetzte Multipletts (Dublett von Dubletts von Quartetts) J2 < J1/2 J1 J2 Wandelbare Multipletts (Triplett von Tripletts – Version 1) J2 > J1/2 J1 J2 Wandelbare Multipletts (Triplett von Tripletts – Version 2) J2 = J1/2 J1 J2 Wandelbare Multipletts (Triplett von Tripletts – Version 3) Vereinfachung von Kopplungsmustern Lösungsmittelsignale (Beispiel DMSO-d6 / DMSO-d5) D D D D C S C H D C D O D D S C D D O D 1 JC,D 2 JH,D H = 2.49 ppm Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung C = 39.5 ppm WS 2010/2011 o DMSO-d6 • 13C: 39.5 ppm, Septett (1:3:6:7:6:3:1) o DMSO-d5 • 1H: 2.49 ppm, Quintett (1:2:3:2:1), HOD bei 3.3 ppm o CDCl3 • 13C: 77 ppm, Triplett (1:1:1) o CHCl3 • 1H: 7.26 ppm, Singulett, HOD bei ca. 1.7 ppm o Aceton-d6 • 13C: 29.5 ppm, Septett (1:3:6:7:6:3:1) o Aceton-d5 • 1H: 2.05 ppm, Quintett (1:2.3:2:1) o HOD • 1H: 4.7 ppm, Singulett (extrem temperatur- und pH-abhängig) Auswendig lernen! Gängige Lösungsmittel Kopplungskonstante Integral Kopplungskonstante J [Hz] 2 Signalgruppen Multiplizität m=4 (Quartett) ppm 3.6 3.2 2.8 2.4 Multiplizität m=3 (Triplett) 2.0 chemische Verschiebung [ppm] Kopplungskonstante 1.6 1.2 H(a) H(b) H(c) 3 J H ( a ), H (b ) 7 Hz 2 J H (b ), H ( c ) 14 Hz H(a) H(a) J H(a),H(b) 10 Hz 4 J H(a),H(c) 2 Hz 5 J H(a),H(d) 0.5 Hz H(b) H(c) J H(a),H(b) 10 Hz 3 J H(a),H(C) 16 Hz 2 J H(B),H(c) 1 Hz H(b) H(c) 3 3 H(d) Auswendig lernen! Typische Proton-Proton-Kopplungskonstanten -CH3 C7H7OCl 4x (1H; 250.13 MHz) 3 1 4 Doppelbindungsäquivalente ( Integration 2 2 Was fehlt? : -O- und -Cl mögliche Strukturen: Cl-C6H4-O-CH3 Cl-O-C6H4-CH3 kein direkter spektroskopischer Beleg ppm 7 6 Eine erste Spektrenanalyse 5 4 n-1: 2 Nachbarn C9H9OCl ( 1H; 250.13 MHz) 5 Doppelbindungsäquivalente n-1: 3 Nachbarn 2 2 ppm Cl-CO-C6H4-C2H5 Cl-C6H4-CO-C2H5 1.08 1 .06 1.00 Integral 4x 1 .57 2 3 -C2H5 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 Noch ein Beispiel Anmerkungen: Die dipolare Kopplung ist winkelabhängig. Summation über alle Winkel durch die Brownsche Molekularbewegung ergibt gerade 0. In modernen Experimenten versucht man einen Rest der dipolaren Kopplung zu erhalten (RDC) T1 (longitudinale Relaxationszeit) und T2 (transversale Relaxationszeit) werden aus dem Vektormodell sehr gut verständlich. Modell: Wasserglas im ersten Obergeschoß, T1 – Heruntertragen, T2 – Glas zerschlagen. Linienbreite invers proportional zu T2. Fragen am Wegesrand: dipolare und skalare Kopplung (äußeres Magnetfeld) P (Drehimpuls) B0 (Magnetisches Moment) P : gyromagnetisches Verhältnis Nicht vergessen: Das ist ein Modell! Atomkerne sind keine Kreisel! Atomkerne sind etwas Anderes. Der Atomkern als Kreisel I 1/ 2 I 1 z z z p I (I 1) m 1 m I , I 1, I 2,..., I cos() m I ( I 1) 1 m 2 m0 m 1 I: Spinquantenzahl m: Magnetquantenzahl p: Eigendrehimpuls Energieniveaus etwas mathematischer 1 m 2 pz m z m E m B 0 E m=-½ 0 p E z B 0 I: Spinquantenzahl m: Magnetquantenzahl p: Eigendrehimpuls : gyromagnetisches Verhältnis : magnetisches Moment 1 E B 0 2 m=-1 m=0 m=+½ 1 Ea B 0 2 m=+1 m 1 Energie der Kerne imMagnetfeld E 1 B 0 E0 0 E 1 B 0 E B 0 (äußeres Magnetfeld) P (Drehimpuls) B0 (Magnetisches Moment) P : gyromagnetisches Verhältnis Nicht vergessen: Das ist ein Modell! Atomkerne sind keine Kreisel! Atomkerne sind etwas Anderes. Der Atomkern als Kreisel 0 y 0 + „Spin“ x Summiert man über sehr viele präzedierende magnetische Momente, so beobachtet man o einen leichten Überschuß in Richtung des energetisch günstigen Zustandes (hier nach oben weisend) und o eine ausschließliche Ausrichtung der resultierenden Magnetisierung in z-Richtung (senkrechte Koordinate) Summation über viele Kerne z z 0 a y y x x B1 a = 0º B1 Sender ein B1 a = 90º Sender aus Zeit Lassen wir gedanklich ein Magnetfeld senkrecht zur summarischen Magnetisierung in z-Richtung einwirken. Es wird wieder eine Präzession zu beobachten sein. Aber: Die Präzession mit 0 war nur bei kolinearer Anordnung der Magnetisierung zum äußeren Magnetfeld nicht sichtbar, innerhalb der x,y-Ebene beobachtet man die Präzession. Wie wirkt B1 immer aus der gleichen Richtung? B1: on Rotierendes Koordinatensystem B1 schematisch, … ohne, und … Im Probenkopf … mit Probe B0 B1 o Die von der Probenkopfspule erzeugte elektromagnetische Strahlung besteht aus zwei Komponenten, von denen uns vom Standpunkt der NMR-Messung her nur die magnetische Komponente interessiert. o Dieses Magnetfeld oszilliert linear mit der Sendefrequenz senkrecht zum Hauptmagnetfeld Radiofrequenz Ein-und Ausgang Im Probenkopf o Die elektrische Komponente kommt bei Vorhandensein starker Dipole in der Probe unangenehm zum Tragen (Salzlösungen) Im Probenkopf Bx B1 cos(t ) Bx 1 1 Bx By 2 2 1 1 Bx By 2 2 y By B1 sin(t ) x Die „Kurbel“ im Probenkopf (Translation in Rotation) Nach der Anregung präzediert die Magnetisierung mit der Larmorfrequenz in der xy-Ebene Eine der Komponenten des B1-Feldes präzediert mit, die zweite Komponenten wird an dieser Stelle vernachlässigt z nn = n n a b y x Nach der Anregung 0 o Die Bewegung der Magnetisierung im Laborkoordinatensystem führt zu hohen Frequenzen und ist mathematisch ungünstig zu beschreiben. Zur Vereinfachung der Beschreibung wählt man daher oft ein sog. rotierendes Koordinaten-System. o Das Koordinatensystem selbst rotiert mit der Frequenz der Larmorfrequenz der Referenzsubstanz (o = 20). Ein Signal mit der Larmorfrequenz 1 (1 = 2 1) bewegt sich im rotierenden Koordinatensystem mit der Frequenz (0-1)=1. o Jedes NMR-Signal entspricht im rotierenden Koordinatensystem einem Vektor mit der Kreisfrequenz n, insgesamt erhält man eine Summe an Frequenzen 1, 2, …, n. Rotierendes Koordinatensystem z z o y Bo x Mxy y’ o x’ Labor-Koordinatensystem Übergang zum rotierenden Koordinatensystem Mxy Übergang zum rotierenden Koordinatensystem Laborkoordinatensystem rotierendes Kooordinatensystem o = 500.130 546 MHz 0 = 0 Hz 1 = 500.130 522 MHz 1 = - 24 Hz 2 = 500.130 547 MHz 2 = 1 Hz 3 = 500.130 556 MHz 3 = 10 Hz In diesem Beispiel wird die Frequenz des rotierenden Koordinatensystems mit 500. 130 546 MHz angenommen. Man beachte, daß je nach Wahl der Frequenz des rotierenden Koordinatensystems im rotierenden Koordinatensystem sowohl negative als auch positive Frequenzen auftreten können. Beispiele Technische Realisierung des rotierenden Koordinatensystems Die Summenfrequenz läßt sich leicht filtern 1 sin sin [sin( ) sin( )] 2 Praktische Umsetzung (Produktmischer) Was man davon hat: der FID (Free Induction Decay) o Manchmal kann man im FID einige der überlagerten exponentiell abklingenden Sinusschwingungen direkt erkennen o Der exponentielle Abfall resultiert aus der Relaxation FID Zeit Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Der FID enthält alle Signale zugleich CW: Ton für Ton (Frequenz für Frequenz) FT: alle Frequenzen zugleich Fehlte da vielleicht eine Saite? K. Zanier Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Sie nutzen den Umgang mit rotierenden Koordinatensystemen mit größter Selbstverständlichkeit jeden Tag. Sprache: 0… 20 kHz Sendefrequenz: 900 / 1800 MHz Am Rande … Vektormodell Wiederholung o Wir betrachten Atomkerne als Kreisel mit einer Achse nicht kolinear zum äußeren Magnetfeld o Dieser Kreisel präzediert im äußeren Magnetfeld (B0) o Die Präzessionsfrequenz erhält den Namen Larmorfrequenz und ist mit der Resonanzfrequenz aus dem Energieniveaumodell (oder dem Spektrum) identisch. Beispiel: 500.13 MHz o Kerne in verschiedenen chemischen Umgebungen weisen verschiedene Larmorfrequenzen auf Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 Vektormodell Wiederholung o Wir fassen alle Kerne mit gleicher Larmorfrequenz zu einem Ensemble zusammen. Ob die spezifische Larmorfrequenz durch unterschiedliche chemische Verschiebung oder Kopplung zustande kommt, spielt an dieser Stelle keine Rolle. o Die als Kreisel angenommenen Atomkerne verteilen sich auf zwei Kegelflächen, wobei in der energetisch günstigeren Anordnung () mehr Kerne aus dem Ensemble zu finden sind o Im Ensemble mitteln sich die x- und y-Komponenten der Magnetisierung aus, es verbleibt wegen der größeren Zahl der Kerne in -Orientierung eine z-Magnetisierung. o In dieser summarischen z-Magnetisierung sind sowohl die Eigendrehung als auch die Larmorfrequenz enthalten, aber nicht meßbar. Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 Vektormodell Wiederholung o Gelänge es, ein konstantes Magnetfeld senkrecht zur z-Magnetisierung einwirken zu lassen, so würde wiederum eine Präzession stattfinden, diesmal in Richtung x,y-Ebene o Der auf diese Weise in die x,y-Ebene bewegte Magnetisierungsvektor bewegt sich mit der Larmorfrequenz innerhalb der Ebene o Das oben erwähnte Magnetfeld müßte sich eigentlich mit der Larmorfrequenz mitbewegen. Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 Vektormodell Wiederholung o Die Sende/Empfangsspule erzeugt ein Magnetfeld senkrecht zu B0 und senkrecht zum z-Magnetisierungsvektor o Dieses Feld ist aber linear ausgerichtet und ändert fortlaufend seine Amplitude (z.B. mit der Larmorfrequenz) Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 Vektormodell Wiederholung o Ein linear oszillierende Feld, läßt sich in zwei zirkulierende Komponenten gleichbleibende Amplitude vektoriell zerlegen o Wählt man die Frequenz des B1-Feldes identisch mit der Larmorfrequenz eines Kernensembles, dann steht eine der zirkulierenden Komponenten gegenüber der z-Magnetisierung des ausgewählten Kernemsembles still o Die zweite Komponenten rotiert mit doppelter Larmorfrequenz und kann an dieser Stelle vernachlässigt werden. Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 Anregung bei Frequenzdifferenz o Annahmen: • 1=2000 Hz (4 ppm bei 500 MHz) • Zeitdauer B1 (t1): 10s • Startwinkel zwischen Magnetisierungsvektor und B1-Feld: 90° (/2) o = (2 * 1 * t1) = 0,04 o Nach 10 s B1-Feld : = (0,5+0,04) = 0,54 o Effektivität des B1-Feldes nach 10s: sin(0,54 ) = 0,992 o Zum Vergleich: Effektivität des B1-Feldes nach 30s: sin(0,62 ) = 0,930 Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 1 H 2D-NMR-Spektroskopie Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 1 CH3 1 3 2 CH 4 2 CH CH3 4 2-Butanol OH 1 (1H; 250.13 MHz; DMSO-d6) OH H 3 2 ppm 4 3 2 3.25 3.40 2.28 0.07 1.15 1.00 Integral DMSO-d5 1 1 3 Protonen, Dublett 3 2 Protonen, Multiplett (diastereotope Protonen!) 2 1 Proton, Multiplett (Dublett [OH] von Dubletts [2a] von Dubletts [2b] von Quartetts [1] (32 Linien) 4 3 Protonen, Pseudotriplett (eigentlich Dublett von Dubletts) 2D-NMR: Beispiel 2-Butanol (eindimensionales Protonenspektrum) ohne Entkopplung 1 CH3 3 2 CH 4 2 CH CH3 1 H OH 2-Butanol mit Protonenentkopplung 3 (13C; 62.9 MHz; DMSO-d6) 2 1 4 DMSO-d6 ppm 70 65 60 55 50 1 Quartett, tieffeldiger als 4 durch nähere OH-Gruppe 2 Dublett 45 40 35 30 25 20 15 10 2D-NMR: Beispiel 2-Butanol (eindimensionales Kohlenstoffspektrum) 5 ohne Entkopplung Wanted … Eindeutige Zuordnung von 1 und 4 1 H mit Protonenentkopplung 3 2 1 4 DMSO-d6 ppm 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 HMQC: Heteronuclear Multiple Quantum Coherence HSQC: Heteronuclear Single Quantum Correlation Spektroskopikerwunsch an den Weihnachtsmann, oder … 1 CH3 3,5/67ppm Die Koordinaten der Peaks geben die chemischen Verschiebungen der direkt gebundenen Protonen und C-Atome an. 3 2 CH 4 2 CH CH3 OH 1 4 3,5/67ppm 3 2 1H HMQC: zwei Frequenzdimensionen 13C 1 4 1 CH3 3 2 CH 4 2 CH CH3 2 3 1 OH H 10 4 20 1 30 F1 3 40 2-Butanol 50 (entkoppeltes HMQC; DMSO-d6; 1 H/13C; 250.13/62.9 MHz) 60 2 70 ppm ppm 4 3 F2 2D-NMR: Beispiel 2-Butanol (Standard-HMQC) 2 1 1 4 1 CH3 3 2 CH 4 2 CH CH3 OH 3 2 10 4 20 1 30 F1 3 1 2-Butanol JCH 40 (gekoppeltes HMQC; DMSO-d6; 50 1 H/13C; 250.13/62.9 MHz) 60 2 70 ppm ppm 4 3 F2 2 1 2D-NMR: Beispiel 2-Butanol (HMQC ohne Kohlenstoffentskopplung) o Das HSQC/HMQC selektiert hier 13C/1Hn-Paare (CH, CH2, CH3) o 12C/1H-Paare ergeben kein HSQC/HMQC-Signal o andere Kernkombinationen sind möglich, häufig beispielsweise 15N/1H o die detektierten Protonengruppen (CH, CH2, CH3) weisen immer einen magnetisch aktiven Nachbarkern auf Dublettaufspaltung (immer) o einfache Messung von C/H-Kopplungskonstanten o zur Auswertung „virtuell“ entkoppeln 2D-NMR: Beispiel 2-Butanol (HMQC) 1 CH3 1 3 2 CH 4 2 CH CH3 4 2-Butanol OH 1 (1H; 250.13 MHz; DMSO-d6) OH H 3 2 ppm 4 3 2 3.25 3.40 2.28 0.07 1.15 1.00 Integral DMSO-d5 1 2, 3: quo vadis … COSY: Correlation SpectroscopY DQF-COSY: Double Quantum Filtered COSY Beispiel 2–Butanol: so einfach erkennt man die Verknüpfung auch nicht 1 1 CH3 4 3 2 CH 4 2 CH CH3 OH 2 3 1 OH H 4 1 1 3 2 2-Butanol F1 (1H; DQF-COSY; 250.13 MHz; DMSO-d6) 3 2 4 OH ppm ppm 4 3 2D-NMR: Beispiel 2-Butanol (DQF-COSY) F2 2 1 Die alternative Darstellung 1 1 CH3 3 2 CH 4 2 CH CH3 OH OH 4 3 2 10 4 direkte Korrelation H-4 / C-4 1 20 30 F1 3 40 2-Butanol 50 (HMBC; 50 ms Evolution; DMSO-d6; 1 H/13C; 250.13/62.9 MHz) 60 2 70 ppm ppm 4 3 F2 2 HMBC: Heteronuclear Multiple Bond Correlation 2D-NMR: Das Puzzle unter den 2D-Methoden - HMBC 1 1 4 1 CH3 3 2 CH 4 2 CH CH3 OH 2 3 OH 4 1 1 3 2 2-Butanol (TOCSY; Mischzeit: 100 ms; 3 1 H; 250.13 MHz; DMSO-d6) 2 4 OH ppm ppm 4 3 2 1 o TOCSY: TOtal Correlation SpectrscopY o In Proteinen erhält man separate Protonenspektren jeder einzelnen Aminosäure 2D-NMR: Beim Butanol weniger hilfreich - TOCSY 13.4 21.0 34.5 77.7 77.2 76.6 133.0 158.3 193.6 C6H10O 13 1 C{ H} 62.9MHz 180 160 140 120 100 80 60 2D-NMR: Ein Beispiel - Kohlenstoffspektrum 40 20 ppm 2 Doppelbindungsäquivalente C6H10O keine Entartung (ein Signal für jedes C) 3 mal >C= 3 mal >C< Keton? Ester? Aldehyd? Lösungsmittel: CDCl3 180 160 140 120 100 80 60 2D-NMR: Ein Beispiel - Kohlenstoffspektrum 40 20 ppm 3 Aldehyd 2 C6H10O Olefine 2 1 H 1 9 8 7 6 5 4 2D-NMR: Ein Beispiel - Protonenspektrum 3 2 3.04 2.06 2.00 0.99 0.94 1 250.13 MHz 0.93 1 1 ppm 3 -CH3 2 2 1 aldehydisches Proton bei ca. 10 ppm -CH22 -CH2- 3 4 grobe Trennung zwischen sp2-und sp3hybridisertem Kohlenstoff bei 100 ppm 5 1 1 1 -CH= 6 -CH= 7 250.13/62.9 MHz 8 C,H-COSY 9 -CHO Integrale aus dem Protonenspektrum 10 180 160 140 120 100 80 60 40 20 ppm 2D-NMR: Ein Beispiel – C,H-Korrelation (Äquivalent zu HMQC/HSQC OHC-CH= OHC-CH=CH- DQF-COSY; 250.13 MHz -CH3 -CH2 - OHC-CH=CH-CH2- 1 2 -CH2 3 OHC-CH=CH-CH2-CH2- 4 5 =CH=CH- 6 7 OHC-CH=CH-CH2-CH2-CH3 8 9 -CHO 10 10 9 8 7 6 5 4 3 2D-NMR: Ein Beispiel – Protonenkorrelation (DQF-COSY) 2 1 ppm 21.0 (1.5) 193.6 (9.5) 133.0 (6.0) OHC H2 C C H C H 13.4 (0.9) Fertig? CH3 Wie sieht es mit der Konfiguration an der Doppelbindung aus CH2 34.5 (2.3) 158.3 (6.8) 7.9 Hz 6.2 Hz 1497.8 1499.3 1500.8 1505.7 1507.2 1508.7 1513.4 1514.9 1516.5 1521.3 1522.8 1524.3 Hz 1497.8 1499.3 1500.8 1505.7 1507.2 1508.7 1513.4 1514.9 1516.5 1521.3 1522.8 1524.3 Hier sollte es am einfachsten funktionieren (Dublett von Dublett von Triplets?) 15.6 Hz 6.1 6.0 5.9 ppm 6.2 2D-NMR: Ein Beispiel – finale Struktur 6.1 6.0 5.9 ppm o Vom Spektrum zur Struktur (fast ohne Theorie) • chemische Verschiebung • Signalgruppenzahl • Integral (Relaxation) • Multiplizität (Boltzmann-Statistik) • Kopplungskonstanten o Ein wenig Theorie • Energieniveaumodell • Vektormodell o Mehrdimensionale NMR • COSY, HSQC/HMQC, NOESY, TOCSY Bisher o Detailliertere Ansichten • Spinsysteme • Strukturabhängigkeit von chemischen Verschiebungen und Kopplungskonstanten • DNMR • Relaxation • FT-NMR, Anwendung des Vektormodells o Kursbegleitend • Auswertung diverser Beispielspektren o Infrastruktur der NMR-Spektroskopie • Magnete, Helium, Gerätetechnik, … Weiterführende Informationen Spinsysteme Miteinander koppelnde Kerne bilden ein Spinsystem. Beispiel: die fünf Protonen einer Ethylgruppe sind ein Fünfspinsystem. Mehrere Spinsysteme in einem Molekül, die nicht miteinander koppeln, können unabhängig voneinander behandelt werden (auch bei zufälliger Signalüberlagerung). Chemisch nicht äquivalente Kerne werden mit verschiedenen Großbuchstaben des Alphabets bezeichnet. Man beginnt mit A und ordnet die Signale von links nach rechts im Spektrum, d.h. von höheren zu tieferen Frequenzen. NH2 A H Phenyl CH3 COOH H X CH3 X X A CH3 O CH2 CH3 C O X A Spinsysteme - Nomenklatur CW-Beispielspektrum H (A) (B) OCH2CH3 H Cl N N 60 MHz-1H-NMR-Spektrum von 3-Chlor-6-ethoxy-pyridazin in CCl4 mit Integration; die aromatischen Protonen bilden ein AB-System (aus: Horst Friebolin, Ein- und zweidimensionale NMR-Spektroskopie, VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1988, Seite 98, Abbildung 4-5) AB-Spinsystem (1/2) AB-Spinsystem (2/2) Analytische Auswertung | J AB | | f 1 f 2 | | f 3 f 4 | H z |( f 1 f 4 )( f 2 f 3 )| Hz A Z 2 und B Z 2 AB-Spinsystem (2/2) JAX A M X JAM JAM JAX JAX JMX JMX JMX Styrol JMX 250 MHz-1H-NMR-Spektrum von Styrol in CDCl3. JAM = 17.6 Hz, JAX = 10.9 Hz, JMX = 1.0 Hz HA C C HX HM Dacheffekte! 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 AMX-Spinsystem ppm Beispielspektrum 60 MHz-1H-Spektrum (Spektrentyp ABX) von 3-Thiophencarbonsäure in DMSO-d6. Die Linie 1, 2, 3, 4 und 1', 2', 3', 4' bilden die zwei AB-Subspektren. ABX-Spinsystem (1/3) 0.99 Hz Hz 2030 2010 1990 X =100 Hz 130 90 C Fallgrube X-Teil 74.23 70 H C C -2 Hz 110 B=2000 Hz 7 Hz H 103.48 102.49 97.49 96.50 125.76 1986.13 1992.12 2002.13 2008.12 2015.38 2014.39 2031.38 2030.39 Hz 5.99 Hz 16 Hz H A =2020 Hz ABX-Spinsystem (2/3) Simuliertes ABX-Spektrum mit plausiblen Parametern für chemische Verschiebung und Kopplungskonstante. Die Auswertung des X-Teils nach Regeln erster Ordnung ergibt falsche Kopplungskonstanten. Die beiden sehr kleinen Linien gehören zum Spektrum und sind in realen Spektren meist im Rauschen verborgen. 2.55 Hz Hz 2030 2010 1990 X =100 Hz 110 90 B=2000 Hz 7 Hz H H C C 2 Hz C 16 Hz H A=2020 Hz ABX-Spinsystem (3/3) Fallgrube X-Teil 74.34 104.49 101.94 98.04 95.49 125.65 1985.95 1992.40 2001.95 2016.11 2013.56 2008.40 2032.11 2029.56 6.45 Hz 70 Auch mit einem veränderten Vorzeichen der long-range-Kopplungskonstante läßt sich der X-Teil nicht nach Regeln 1. Ordnung auswerten. Bedenken: Der AB-Teil könnte unter weiteren Signalen verborgen sein.. Etwas unerwartet? 0.2 Hz H H 4 H 5 3 6 H Hz 40 20 0 -20 -40 Magnetische und chemische (Nicht)äquivalenz Cl Cl 0.2 Hz H H 4 H 5 3 6 Cl Cl H Hz 40 20 0 -20 -40 Chemische Äquivalenz: Zwei Kerne i und k sind chemisch äquivalent, wenn sie gleiche Resonanzfrequenz aufweisen: i = k Beispiel: H-3 und H-6 bzw. H-4 und H-5 im o-Dichlorbenzol Magnetische und chemische (Nicht)äquivalenz 0.2 Hz H Hz 40 20 0 -20 H 4 H 5 -40 3 6 Cl Cl H Magnetische Äquivalenz: Zwei Kerne i und k sind magnetisch äquivalent, wenn - sie chemisch äquivalent sind (i = k) und - für alle Kopplungen der Kerne i und k mit anderen Kernen des Moleküls, zum Beispiel mit dem Kern l, gilt: Jil = Jkl. Beispiel: Wegen JH-3,H-4 ≠ JH-3,H-5 sind H-4 und H-5 magnetisch nicht äquivalent. Die Unterscheidung in der Spinsystemnomenklatur erfolgt durch Strich-Indices. Magnetische und chemische (Nicht)äquivalenz 60 MHz-1H-NMR-Spektren von (a) CH2F2 und (b) CH2=CF2. Im Fall von (a) kann wegen der chemischen und magnetischen Äquivalenz der Protonen nach 1. Ordnung ausgewertet werden, im Fall von (b) liegt wegen der magnetischen Nichtäquivalenz der Protonen ein System höherer Ordnung (AA´XX´) vor. (Die sehr schwachen Linien in (a) und (b) sind Rotationsseitenbanden bzw. eine Verunreinigung.) (aus: Edwin D. Becker, High Resolution NMR: Theory and Chemical Applications, Academic Press, New York, London, Toronto, Sydney, San Francisco, 1980, Seite 91, Abb. 5.3 Magnetische und chemische (Nicht)äquivalenz Aromatenteil des 250-MHz-Protonenspektrums von (2R)-(-)-4-Nitrobenzoesaeure-(2,3)epoxypropylester in CDCl3. Wegen der geringen erreichten Auflösung ähnelt das hier vorliegende AA´BB´-Spinsystem einem einfachen AB-System. Aromatenteil des 250-MHz-Protonenspektrums von p-Chloranisol in CDCl3. Durch die zusätzlich angewandte Lorentz-zu-GaußTransformation läßt sich die Feinstruktur des vorliegenden AA´XX´-Spinsystems nahezu ideal erkennen. Scheinbar einfache Spektren 0 Hz H C X 5 Hz H C 10 Hz H M B A´ C A Das AA´X-Spinsystem ist ein möglicher Grenzfall zwischen drei koppelnden Spins. Die scheinbare Kopplungskonstante im X-Teil ist der Mittelwert von JA´X (JBX, JMX) und JAX. Scheinbar einfache Spektren 3,4 NO2 6 Cl Cl 8.0 7.5 ppm 60 MHz-1H-NMR-Spektrum von 2,5-Dichlornitrobenzol in CDCl3. Das Tieffeld-Triplett gehört zu H-6, das Dublett zu H-3 und H-4 mit zufällig gleicher chemischer Verschiebung. Die beobachtete Kopplungskonstante von 1.6 Hz entspricht dem Mittelwert von Jmeta (3 Hz) und Jpara (0 Hz). (aus: Edwin D. Becker, High Resolution NMR: Theory and Chemical Applications, Academic Press, New York, London, Toronto, Sydney, San Francisco, 1980, Seite 163, Abb. 7.13) Scheinbar einfache Spektren 4 Hz 8 Hz H 13 C C C C 16 Hz abhängig von JH,H H 0 Hz ppm -20 0 +20 Falsche aus Kohlenstoffspektren extrahierte Kopplungskonstanten können eine Konformationsanalyse ad absurdum führen. Simulation mit den extrahierten Parametern ist sehr empfehlenswert. Scheinbar einfache Spektren CH2Br H-1 H-4 ppm 3.2 3.0 CH2 CH2 2.8 2.6 H-2 H-3 CH2Br 2.4 2.2 2.0 1.8 1.6 Eine Kopplung zwischen chemisch äquivalenten Protonen wird nicht beobachtet, wenn diese Protonen auch magnetisch äquivalent sind. Bei magnetischer Nichtäquivalenz beobachtet man ein Spinsystem höherer Ordnung. Wegen der scheinbar beobachteten zusätzlichen kleinen Kopplungskonstanten spricht man von „virtueller Kopplung“. Der Effekt tritt unabhängig von der verwendeten Spektrometerfrequenz auf. Virtuelle Kopplung CH2Br CH2 H-1 H-4 ppm H-1 H-5 ppm CH2 CH2Br H-2 H-3 100 MHz-1H-NMR-Spektrum von (a) 1,4-Dibrombutan und (b) 1,5-Dibrompentan. Virtuelle Kopplung tritt in (a), aber nicht in (b) 3.2 3.0 2.8 2.6 2.4 2.2 2.0 1.8 1.6 auf. Die Protonen in 2- und 3-Stellung des 1,4-Dibrombutans sind chemisch, aber nicht magnetisch äquivalent. CH2Br CH2 CH2Br Die Kopplungskonstante zwischen H-2 CH2 CH2 diesen Protonen beträgt etwa 7 Hz. H-4 3.2 3.0 2.8 H-3 2.6 2.4 2.2 2.0 1.8 1.6 Virtuelle Kopplung 250 bzw. 600 MHz-1H-NMRSpektren von (a) 2,5-Dimethylchinon CH3 und (b) 2,6-Dimethylchinon mit 250 MHz a) deutlicher virtueller Kopplung im Fall von (b). H3C Die olefinischen Protonen in beiden O Isomeren sind chemisch, aber nicht magnetisch äquivalent. Damit ist in ppm 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 beiden Isomeren die Voraussetzung für ein Spinsystem höherer Ordnung bzw. virtuelle Kopplung gegeben. Die 250 MHz Kopplungskonstante zwischen den b) olefinischen Protonen im 2,5-DiO methylchinon beträgt jedoch 0 Hz. H3C CH3 Damit kann der Effekt nicht beobppm 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 achtet werden. Die Effekt der virtuellen 600 MHz Kopplung ist feldstärkeunabhängig. Auch bei 600 MHz wird ein in etwa O identischer Effekt wie bei ppm 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 250 MHz beobachtet (b). O Virtuelle Kopplung Kopplung 1 J ~ 3 (3 cos 2 1) r o Größenordnung: 20 kHz!! o vorzeichenabhängig o isotrope Mittelung über alle : 0 Hz Relativ neue Entwicklungen: In manchen Medien (Phagen, Membranen, …) wird eine vollständig isotrope Mittelung verhindert und es verbleiben kleine Anteile dipolarer Kopplung. Daraus ist eine direkte Ableitung von möglich. Dipolare Kopplung (Festkörper) m=-1/2 m=-1/2 X m=-1 m=0 parallel antiparallel m=1/2 A antiparallel m=0 m=1/2 X m=1 parallel Skalare Kopplung im AX-system (J > 0) m=-1 X parallel m=0 antiparallel A antiparallel m=0 X m=1 parallel Skalare Kopplung im AX-system (J < 0) o Fermi: Elektronen in Kernnähe tendieren zu antiparalleler Ausrichtung zum Kernspin o Pauli: Elektronen im gleichen Bindungsorbital sind strikt antiparallel ausgerichtet (Fermionen …) o Hund: Elektronenspins in unterschiedlichen Orbitalen in der Nähe des gleichen Kerns tendieren zu paralleler Ausrichtung Informationsübertragung über die Bindungselektronen Hybridisierung C C H C H H 125 Hz 160 Hz 250 Hz Elektronegativität N N C N C N C H N C H H H 140 Hz 180 Hz 205 Hz O C H O O C C H 145 Hz O H 170 Hz 200 Hz Skalare Kopplung über eine Bindung 269 Hz Ringgröße und Elektronegativität H H C 161 Hz 134 Hz 129 Hz H H C H C H C 125 Hz C H C H C C O O O 176 Hz 150 Hz 145 Hz Skalare Kopplung über eine Bindung O 140 Hz H 15 15 H C H C 10 J [Hz] 10 H 3 3J H,H=A+B 5 0 5 o 0 o 90 o 180 Skalare Kopplung über drei Bindungen (Karplus) 0 cos+C cos2 H H H H H H +7 Hz +3 bis +4 Hz +1,1 Hz O H H O H H3C CH3 H + 0,9 Hz + 1,2 Hz Fernkopplung über Einfachbindungen < 0,5 Hz Spektrenvereinfachung Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Spektrenvereinfachung: Shiftreagenzien H H CH2OH H CH2 H H OH + 7mg Pr(hfc)3 CH2 Europium(III) tris[3(heptafluoropropylhyd roxymethylene)-lcamphorate] + 10mg Pr(hfc)3 * Protonensignale von Pr(hfc)3 * * * CH2 ** Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Spektrenvereinfachung: Shiftreagenzien H H CH2OH H CH2 H H OH + 14mg Pr(hfc)3 CH2 m 12.1Hz + 17mg Pr(hfc)3 o OH (gefaltet) p CH2 7 6 5 4 Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung 3 2 1 0 -1 WS 2009/2010 Spektrenvereinfachung: Meßfrequenz Beispielmolekül 6 HO 4 3 2 HO HN Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung OH 5 O 1 O Ala5 Ala2 Ala4 D-Pro WS 2009/2010 3 Spektrenvereinfachung: Meßfrequenz 250 MHz 500 MHz 600 MHz 750 MHz ppm 3.26 3.22 3.18 3.14 Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung 3.10 3.06 3.02 WS 2009/2010 Spektrenvereinfachung: Lösungsmittelabhängigkeit O (CH3)3C O OH N H OH (1H; 250.13 MHz) DMSO-d6 CDCl3 Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Spektrenvereinfachung: H/D-Austausch O (CH3)3C O OH N H OH CDCl3 CDCl3 nach D2O-Austausch ppm 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung 3.5 3.0 2.5 WS 2009/2010 Klausur Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 o Hauptfragestellung: Lösung eines spektroskopischen Problems o nutzbare Hilfsmittel: • im Prinzip: alle (mit Ausnahme eines direkten persönlichen Erfahrungsaustausches) • praktisch: alles Nötige bis auf Basisinfos (Kopplungskonstanten, Lösungsmittel, Basisbereiche der chemischen Verschiebung) im Anhang der Fragestellung o Für die schlechte Tagesform • ergänzende Fragen • Beispiel: woher rührt die miserable Empfindlichkeit der Kernresonanzspektroskopie • wie sähe das 31P-Multiplett in P(CH3)3 aus o Gaaaanz wichtig: Es zählen nur die Angaben auf den leeren Seiten. Jeglicher Verweis auf Notizen in der Aufgabenstellung geht nicht in die Bewertung ein. Ausnahmslos! Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Relaxation Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Relaxation im Überblick o T1 • longitudinale Relaxation • Spin-Gitter-Relaxation • Rückkehr ins thermische Gleichgewicht (Boltzmann) o T2 • transversale Relaxation • Zerfall der detektierbaren Magnetisierung • nicht notwendigerweise Rückkehr ins thermische Gleichgewicht o Typische Werte für Flüssigkeiten: Sekunden bis Minuten o Quelle: molekülinterne erzeugte Radiofrequenzen durch Umorientierung der Kerndipole als Folge der Brownschen Molekularbewegung Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Spin-Spin-Relaxation Verlust an Phasenkohärenz bedeutet, dass die einzelnen Kernspins nicht mehr in Phase präzedieren, sondern dass ein Teil langsamer und ein Teil schneller als mit Larmor-Frequenz präzediert. In der Darstellung im rotierenden Koordinatensystem sieht man ein Auffächern der Kernspins. Je weiter die Auffächerung fortschreitet, um so kleiner wird My und damit das in der Empfängerspule induzierte Signal. dM y dt My T2 My = M0 . e-(t/T2) 1/2 = 1/( * T2) Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Spin-Gitter-Relaxation Ruhezustand z y x nach 90°-Puls z y x M M0 dM z z dt T1 Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 Spin-Gitter-Relaxation Nach der Anregung durch einen 90°x-Puls kehrt die Magnetisierung durch Spin-Gitter-Relaxation (Abgabe der Überschussenergie an die Umgebung) wieder in den Gleichgewichtszustand zurück. Die z-Komponente der Magnetisierung, Mz, wächst dabei von Null auf den Gleichgewichtswert M0. Nach dem untenstehenden Geschwindigkeitsgesetz hat Mz nach t = T1 63.2% und nach t = 5T1 99.3% von M0. wieder erreicht. Nach 5T1 kann die Relaxation als vollständig angesehen werden. Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 DNMR Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2009/2010 dNMR H3C O H3C N H3C O N CCl3 H3C CCl3 Allerhand, Gutowsky (1964) Koaleszenz-Temperatur Tc = 18 °C (291 K) Verschiebungsdifferenz = 15 Hz (bei –8.5 °C) Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 dNMR Unter bestimmten Voraussetzungen läßt sich die Geschwindigkeitskonstante kc bei der Temperatur Tc ermitteln: Voraussetzungen: 1. 2. 3. Intensitätsverhältnis der koaleszierenden Signale = 1:1 Signale nicht spin-gekoppelt Signalbreite bei langsamem Austausch << kc = 0,707 = 2.22 (Gutowsky-Holm-Gleichung) Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 dNMR Für das vorgenannte Beispiel ergibt sich (unter der nicht bewiesenen Annahme, dass sich mit der Temperatur nicht ändert): k (291 K) = 2.22*15 Hz = 33.3 s-1. Die Eyring-Gleichung erlaubt die Berechnung der Freien Enthalpie der Aktivierung G** für den beobachteten Prozess (Rotation um die Amidbindung): k = k kB/h T exp(-G**/RT) k = Transmissionskoeffizient (= 1 bei Reaktionen ohne Zwischenprodukte) Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 dNMR Untersuchungsobjekte der dynamischen NMR: •gehinderte Rotation •Inversion •Keto- Enol Tautomerie •Protonenaustausch •Ringinversion •Valenztautomerie Kernresonanzspektroskopie organischer Verbindung WS 2010/2011 Magnetfeldhomogenität Informationen am Wegesrand überstehende Lösung 18 mm 40 mm Sende/Empfangsspule Homogenität (Füllhöhe) o Das Temperiergas (Luft, N2) und das Lösungsmittel sind diamagnetisch o Die Stärke des Diamagnetismus wird über die diamagnetische Volumensuszeptibilität χ beschrieben. 18 mm 40 mm o Die Volumensuszeptibilitäten zwischen Temperiergas und Lösungsmittel unterscheiden sind bis zu einigen ppm. o B0 im Temperiergas unterscheidet sich von B0 im Lösungsmittel um diesen Betrag o Im Grenzbereich ist das Magnetfeld nicht homogen. Homogenität (Füllhöhe) o Bei ausreichender Füllhöhe verbleiben die Inhomogenitäten in einem Probenvolumen von ca. 1 cm ober- und unterhalb der Sende/Empfangsspule o Das homogene Magnetfeld innerhalb des Meßbereichs führt zu einem einwandfreien Spektrum 18 mm 40 mm Homogenität (Füllhöhe) o bei zu kleiner Füllhöhe reichen die Inhomogenitäten bis in den aktiven Meßbereich o qualitativ hochwertige Spektren sind nicht mehr möglich o die asymmetrische Linien Form ist typisch für ein symmetrisch gestörtes Magnetfeld 18 mm 30 mm Homogenität (Füllhöhe) o Entfernung über einfachen Filter o Häufige Quelle von Mikropartikeln: neue HPLC-Säulen! Grenzflächen in der Probe: Mikropartikel o Parabelförmiger Feldverlauf im Magneten (nur ein unendlich langer Magnet ergäbe parallele Feldlinien) o Abweichungen von der kreisförmigen Geometrie des Magneten (10-9 !) o Zentrierung der Probe im Magneten (nicht vergessen: 10-9 !) o Kolinearität von Probe und Magnetachse o Umgebung des Magneten o Probenkopf o … Was tun? Quelle von Inhomogenitäten Es können bis zu 38 der hier stellvertretend entfernten zwei Mikrospulen existieren. Jede Spule erzeugt ein eigenes charakteristisch geformtes Korrekturfeld. Shimeinheit Shimeinheit im Magneten