Der Nachthimmel im Oktober 2015 Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten: Merkur bietet im Oktober die einzige Morgensichtbarkeit in unseren Breiten in diesem Jahr. Ende September stand er in unterer Konjunktion mit der Sonne. Rückläufig entfernt er sich rasch von ihr. Schon am 8. wird der sonnennahe Planet wieder rechtläufig. Am 16. erreicht er mit nur 18°07 ′ Winkelabstand seine größte westliche Elongation. Sie fällt so klein aus, da Merkur nur vier Tage vorher sein Perihel durchläuft, sich also in Sonnennähe aufhält. Unter sehr guten Sichtbedingungen kann man Merkur bereits am 10. am Morgenhimmel knapp über dem Osthorizont in der Morgendämmerung ausmachen - zumindest mit einem Fernglas. Im Teleskop zeigt das 8,6’’ große Merkurscheibchen eine Sichel. Am 10. geht Merkur um 5h 06m (= 6h 06m Sommerzeit) auf. Etwa zwanzig Minuten später hat sich der 0,5m helle Planet so weit über die horizontnahen Dunstschichten erhoben, dass er sichtbar wird. Bis 15. nimmt seine Helligkeit um eine ganze Größenklasse auf – 0,5m zu, der Merkuraufgang verfrüht sich auf 4h 58m (= 5h 58m Sommerzeit). An diesem Tag zeigt sich das 7,1’’ große Planetenscheibchen halb beleuchtet, die Merkurdichotomie tritt ein. Danach nimmt der Beleuchtungsgrad zu und das Merkurscheibchen wird kleiner. Bis 23. steigt die Merkurhelligkeit weiter auf –0,9m an, die Aufgänge von Merkur verspäten sich aber auf 5h 21m (= 6h 21m Sommerzeit). Gegen 6h 15m verblasst der flinke Planet in der zunehmenden Morgenhelle. Letztmals dürften erfahrene Beobachter Merkur am 29. am Morgenhimmel aufstöbern. An diesem Tag geht der inzwischen – 1,0m helle Merkur um 5h 52m (= 6h 52m Sommerzeit) auf. Einen netten Himmelsanblick kann man am 11. gegen 5h 30m (= 6h 30m Sommerzeit) erleben: Die extrem schmale Sichel des abnehmenden Mondes steht neben Merkur. Mit Jupiter, Mars und Venus bildet Merkur eine morgendliche Planetenparade am Osthimmel. Nur Saturn fehlt von den freisichtigen Planeten. Venus zieht am 8. Oktober an Regulus im Löwen vorbei. Morgendlicher Fernglasanblick bei 5° Gesichtsfelddurchmesser. Am 9. ergibt sich ein netter Himmelsanblick gegen 5h (= 6h Sommerzeit): Über dem Osthorizont leuchten Venus neben dem wesentlich lichtschwächeren Löwenhauptstern Regulus sowie die Sichel des abnehmenden Mondes, der schon am Vortag den Morgenstern passiert hat. Hinzu kommen noch Mars und Jupiter. Anblick des morgendlichen Osthimmels am 9. Oktober gegen 5h MEZ (= 6h MESZ). Zum Dreigestirn Venus – Mars – Jupiter im Sternbild Löwe gesellt sich die Sichel des abnehmenden Mondes. Venus, Mars und Jupiter sind gegen 5h 30m MEZ (= 6h 30m MESZ) am Osthimmel zu sehen. Knapp über dem Osthorizont hält sich Merkur auf, zu dem sich am 11. Oktober die extrem schmale Sichel des abnehmenden Mondes gesellt. Zwei Tage später, am 11., kommt noch der flinke Merkur hinzu, der neben der schmalen Sichel des abnehmenden Mondes steht. Damit sind bis auf Saturn alle freisichtigen Planeten am Morgenhimmel versammelt. Am 26. kommt es zur dritten Begegnung von Venus mit Jupiter, diesmal am Morgenhimmel. Auch Mars ist mit von der Partie. Enge Begegnung von Mars mit Jupiter. Ab 24. Oktober gesellt sich noch Venus hinzu. Morgendlicher Fernglasanblick. Scheinbare Merkurschleife im Sternbild Jungfrau. Venus ist strahlender Morgenstern vor Sonnenaufgang über dem Osthorizont. Am 26. erreicht sie mit 46°26 ′ ihre größte westliche Elongation von der Sonne. - 2 - Nahe Begegnung von Mars, Venus und Jupiter im letzten Oktoberdrittel. Morgendlicher Fernglasanblick. Die Venusaufgänge verspäten sich im Laufe des Oktober nur unwesentlich von 2h 29m (= 3h 29m Sommerzeit) auf 2h 49m am Monatsletzten. Die Venushelligkeit geht um 0,3m auf –4,4m zurück. Im Fernrohr zeigt sich das 24,5’’ große Venusscheibchen am 25. halb beleuchtet, die Dichotomie tritt ein. Danach erscheint Venus immer kleiner und rundlicher. Am Tag der größten westlichen Elongation ist Venus 104 Millionen Kilometer (= 0,695 AE) von der Erde entfernt. Mars, rechtläufig im Sternbild Löwe, erreicht am 13. mit 1°51 ′ seine größte Nordbreite. Von der Sonne aus gesehen befindet er sich somit knapp 2° nördlich der Erdbahnebene. Der rote Planet kann am Morgenhimmel aufgefunden werden. Zwar verfrühen sich seine Aufgänge im Laufe des Monats nur um eine Viertelstunde, aber durch die nun immer später einsetzende Morgendämmerung ergibt sich ein Gewinn an Sichtbarkeitsdauer von rund einer Stunde. Am 1. geht Mars um 3h 08m (= 4h 08m Sommerzeit) auf. Am 31. erfolgt der Aufgang des 1,8m hellen Mars um 2h 53m. Der scheinbare Marsdurchmesser nimmt nur unwesentlich auf 4,3’’ zu. Am 9. kommt es zu einem netten Himmelsanblick: Gegen 5h (= 6h Sommerzeit) sieht man neben Mars die abnehmende Mondsichel, wobei Mars zwischen den beiden hellen Planeten Venus und Jupiter steht. Die Änderungen der Planetenpositionen kann man jetzt gut am Morgenhimmel verfolgen. Am 11. gesellt sich knapp über dem Osthorizont zu dem Planetentrio Venus - Mars - Jupiter noch der flinke Merkur, an dem die schmale Sichel des abnehmenden Monds vorüberzieht. Mars und Venus kommen einander immer näher, zu einer Konjunktion kommt es aber erst Anfang November. Ende Oktober stehen beide Planeten schon nahe beieinander. Jupiter ist auch noch mit von der Partie; an ihm läuft Mars am 17. in 0,4° Abstand vorbei. Heliozentrischer Anblick des inneren Planetensystems im letzten Jahresviertel 2015. Eingetragen sind die Positionen der inneren Planeten für den 1. Oktober (10), den 1. November (11), den 1. Dezember 2015 (12) und den 1. Januar 2016 (1). Der zunehmende Mond begegnet am 16. Oktober dem Ringplaneten Saturn. Fernglasanblick gegen 18h 30m (= 19h 30m MESZ). Jupiter, rechtläufig im Löwen, kann am Morgenhimmel gesehen werden. Seine Aufgänge verlagert der Riesenplanet von 3h 49m (= 4h 49m Sommerzeit) zu Monatsbeginn auf 3h 09m zur Monatsmitte und auf 2h 23m Ende Oktober. Die Jupiterhelligkeit steigt leicht auf –1,8m an. Ein netter Himmelsanblick ergibt sich am 9., 10. und 11., wenn außer Jupiter, Venus und Mars auch die Sichel des abnehmenden Mondes gegen 5h (= 6h Sommerzeit) tief am Osthimmel zu sehen ist. Am 17. zieht Mars nur 25′ nördlich am Riesenplaneten vorbei und am 26. wird Jupiter von Venus 1°04 ′ südlich überholt. Saturn verabschiedet sich im letzten Monatsdrittel vom Abendhimmel und wird unsichtbar. Am 25. passiert er zum dritten Mal in diesem Jahr Acrab rund 1° nördlich. Mir nur 2,4 m scheinbarer Helligkeit ist β Sorpii (Acrab) allerdings freiäugig nicht mehr sichtbar. Am 17. wechselt Saturn aus der Waage in den Skorpion. Am 1. geht der Ringplanet um 20h 06m (= 21h 06m Sommerzeit) unter, am 15. um 19h 14m und am 20. bereits um 18h 56m. Am 25. erfolgt der Untergang des 0,6m hellen Saturn um 18h 38m. Nach diesem Tag wird man vergeblich nach dem Ringplaneten Ausschau halten. Am 16. zieht die Sichel des zunehmenden Mondes knapp 3° nördlich an Saturn vorbei. Der Fixsternhimmel Alle Herbstbilder sind inzwischen zur abendlichen Beobachtungsstunde in günstige Positionen gerückt. In der westlichen Himmelshälfte dominiert noch das Sommerdreieck. Arktur im Bootes ist schon untergegangen. Auch der ausgedehnte und lichtschwache Herkules nähert sich dem Nordwesthorizont. Der Himmelsanblick wird von der Andromeda-Gruppe charakterisiert. Diese Sternbildergruppe, die fast den gesamten Osthimmel einnimmt, setzt sich aus den Bildern Kassiopeia, Kepheus, Andromeda, Pegasus, Perseus und Walfisch zusammen. Zwar sind diese Herbstbilder längst nicht so hell wie die leuchtkräftigen Wintersternbilder, denn es fehlen Sterne erster Größenklasse. Aber sie haben ihren eigenen Reiz und sind mit Ausnahme des Walfischs alle verhältnismäßig leicht auszumachen. Die charakteristische Sternenfigur des Himmels-Ws, die Kassiopeia, steht zurzeit hoch über dem Beobachter, fast im Zenit. Die mittlere Spitze des W deutet ungefähr in Richtung des Polarsterns. Verlängert man diese Sichtlinie zum Nordhorizont hinunter, so trifft man auf den Großen Wagen, der jetzt seine tiefste Stellung knapp über dem Nordhorizont einnimmt. Deshalb ist er an Herbstabenden auch nicht so leicht zu entdecken. Kassiopeia und Kepheus Zwischen Polarstern und Zenit nimmt der Kepheus seinen Platz ein. König Kepheus ist der Gemahl der Kassiopeia. Im Gegensatz - 3 zur Kassiopeia ist die Figur des Kepheus nicht so leicht zu erfassen. Kassiopeia und Kepheus sind die Eltern der Prinzessin Andromeda, die jetzt ebenfalls am Herbsthimmel vertreten ist. Die Andromeda ist als Sternenkette südlich der Kassiopeia leicht zu erkennen. Die Sternenkette hängt gewissermaßen am Pegasusquadrat, dem Herbstviereck. Der Pegasus nimmt hoch im Süden seinen Platz ein. Sein markantes Sternenquadrat ist leicht zu erkennen. Die westliche Kante markiert zur Standardbeobachtungszeit ziemlich genau den Himmelsmeridian. Zum Pegasus gehört noch sein Kopf mit der Schnauze, der den Meridian schon passiert hat. Der heldenhafte Retter der Andromeda, der Perseus, mit dem Schwert in der einen und dem abgeschlagenen Haupt der Medusa in der anderen Hand, gehört ebenfalls zu den Herbstbildern. Perseus steht jetzt hoch im Osten zwischen der Andromeda und dem Hauptstern im Fuhrmann, der gelblichen Kapella, die unübersehbar im Nordosten strahlt. Am schwierigsten zu identifizieren von den Bildern um die Andromedasage ist sicher der Walfisch, lateinisch Cetus genannt. Der Cetus ist das schreckliche Meeresungeheuer vor der Küste Äthiopiens, dem die Prinzessin Andromeda geopfert werden soll. Zum Glück eilt Perseus mit seinen Flügelschuhen durch die Lüfte herbei und tötet den Cetus, indem er ihm das abgeschlagene Medusenhaupt präsentiert. Augenblicklich erstarrt der Cetus beim fürchterlichen Anblick der Medusa zu Stein. Im Walfisch findet sich unter anderem der berühmte veränderliche Stern Mira (ο Ceti), ein langperiodischer Pulsationsvariabler. Die unscheinbaren Fische Vom Herbstviereck (Pegasusquadrat) ausgehend findet man schnell die Kassiopeia, den Polarstern, Deneb und Fomalhaut, Hauptstern des Sternbildes Südlicher Fisch. Nördlich des Cetus und südlich von Andromeda und Pegasus sind die beiden Fische beheimatet. Als Tierkreisbild sind sie wohl bekannt, am Himmel entdeckt man sie nicht so leicht, da sie nur aus lichtschwächeren Sternen gebildet werden und deshalb am Firmament kaum auffallen. Vor allem beim aufgehellten Nachthimmel in unseren Städten sind die Sterne der Fische mit bloßen Augen kaum mehr zu sehen. Tief im Osten kündet der eben aufgegangene Stier (lat.: Taurus) vom nahen Winter. Außer Aldebaran, dem Hauptstern des Stieres (α Tauri), fällt noch das Siebengestirn, der offene Sternhaufen der Plejaden auf. Knapp über dem Südhorizont, noch in Meridiannähe, funkelt ein Stern erster Größe. Es handelt sich um Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch (lat.: Piscis Austrinus). Der Name Fomalhaut kommt aus dem Arabischen und heißt soviel wie „Maul des Fisches″.