Zuerst ersch. in: Nachrichten aus der Chemie 50 (2002), S. 1122-1127 1122 Valentin Wittmann Neues von der Suzuki-Reaktion Gut zwei Dekaden nach ihrer Entdeckung erfreut sich die Suzuki-Reaktion immer größerer Beliebtheit. Neue Katalysatoren verkürzen den Zugang zu den Edukten und ermöglichen die Reaktionsführung bei Raumtemperatur. Abb. 1. a) Die SuzukiMiyaura-Reaktion und b) der zugrundeliegende Katalysezyklus. Die PdKomplexe sind ohne Hilfsliganden formuliert. Die Knüpfung von C-C-Bindungen bildet das Fundament der organischen Synthese. Hierbei sind katalytische Varianten1) aus ökonomischer und ökologischer Sicht besonders bedeutend. Die Suzuki-Miyaura- oder kurz Suzuki-Reaktion,2) die zusammen mit Heck- und Stille-Reaktion zu den gebräuchlichsten Kreuzkupplungen zählt, wurde Ende der siebziger Jahre entwickelt und gestattet die Kupplung von Aryl- und Alkenylhalogeniden, -triflaten und Enolphosphaten mit Aryl-, Alkenyl- und Alkylboranen in Gegenwart einer Base und eines Pd0-Katalysators (Abbildung 1a). Im Gegensatz zu Heck- und Stille-Reaktion sowie zu anderen Kreuzkupplungen mit metallorganischen Verbindungen er- laubt sie neben der Knüpfung von (Csp2)-C(sp2)- auch die von C(sp2)-C(sp3)-Bindungen. Diese Variante, bei der primäre Alkylborane zum Einsatz kommen, nennt man Eine B-Alkyl-Suzuki-Reaktion.3) weitere Stärke der Suzuki-Reaktion liegt in den vielseitigen und zumeist schonenden Verfahren zur Darstellung von Organoborverbindungen sowie deren Eigenschaften. Insbesondere Boronsäureester sind unkompliziert zu handhaben und thermisch sehr stabil. Aufgrund ihrer schwachen Nucleophilie sind sie mit zahlreichen funktionellen Gruppen kompatibel, was sie gerade zur Konstruktion komplexer Moleküle attraktiv macht. Einschränkend sind in diesem Zusammenhang allerdings die basischen Reaktionsbedingungen und die oft hohen Reaktionstemperaturen der Suzuki-Kupplung. Schließlich schlägt die Toleranz der Reaktion gegenüber Wasser sowie die geringe Toxizität der Bor-Nebenprodukte positiv zubuche. Jüngste Publikationen über eine direkte Darstellung von Arylboronsäureestern durch katalytische C-H-Aktivierung sowie neue Katalysatoren für die Suzuki-Reaktion waren der Anlass, diese Kreuzkupplung zum Thema des „Blickpunkts“ zu machen. Der Katalysezyklus Wie auch bei anderen Kreuzkupplungen besteht der Katalysezyklus2) (Abbildung 1b) aus der Abfolge von drei Prozessen: oxidative Addition des Halogenids R1-X an den Palladium(0)-Katalysator (1) unter Bildung der Palladium(II)Spezies (2), Transmetallierung zur Organopalladium(II)-Verbindung (3) sowie reduktive Eliminierung unter Bildung des Kupplungsprodukts R1-R2 und Regeneration des Katalysators (1). Alkylhalogenide sind keine gebräuchlichen Substrate für die Suzuki-Reaktion, da die oxidative Addition mit ihnen langsam verläuft. Während die oxidative Addition und die reduktive Eliminierung recht gut verstanden sind, ist über den Mechanismus der Transmetallierung, die durch Zugabe einer Base wie Natriumhydroxid oder -alkoxid beschleunigt wird, weniger bekannt. Die Base kann dabei an verschiedenen Stellen in die Reaktion eingreifen. Einerseits kann sie das Boran 2 1 R BY2, das selbst nicht mit R PdX (2) reagiert, in den at-Komplex [R2B(OR)Y2]– überführen. Hierdurch wird die Nucleophilie der organischen Gruppe R2 so weit erhöht, dass eine Übertragung auf Palladium unter Bildung von (3) erfolgt (Weg A). Andererseits kann das Halogen X in (2) durch Hydroxid oder Alkoxid substituiert werden, wodurch der hoch reaktive Palladium(II)-Komplex (4) gebildet wird. Dieser reagiert aufgrund seiner Basizität und der hohen Oxophilie des Borans mit letzterem ohne weitere Unterstützung durch Base zu (3) (Weg B). Welcher Weg dominiert, ist abhängig von den Substituenten am Bor und in vielen Fällen nicht geklärt. Alkoxyreste am Bor beispielsweise Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2008/5544/ URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-55448 1123 verringern dessen Lewis-Acidität und damit die Tendenz zur Bildung des at-Komplexes. In diesen Fällen dominiert Weg B. Abb. 2. Anwendung der Suzuki-Reaktion zur Totalsynthese von a) Palytoxin4) und b) CP-263,114.6) Einsatz in der Naturstoffsynthese Obwohl mechanistisch nicht in allen Details verstanden, kam die Suzuki-Reaktion in vielen Naturstoffsynthesen zum Einsatz. Ein mittlerweile schon klassisches Beispiel ist die Verknüpfung der Fragmente (5) und (6) zu (7) im Verlauf von Kishis Palytoxinsynthese (Abbildung 2a).4) In dieser Arbeit wurde auch der positive Effekt der Base Thalliumhydroxid auf die SuzukiReaktion beschrieben. Für die Herstellung von CP-263,114,5) einem Pilzmetabolit, der sowohl die Squalensynthase als auch die Farnesyltransferase inhibiert, erarbeiteten Danishefsky et al.6) eine Synthesesequenz unter Einsatz der B-AlkylSuzuki-Reaktion (Abbildung 2b). Zunächst wurde das terminale Alken (8) mit 9-BBN hydroboriert und anschließend an Vinyliodid (9) mit [PdCl2(dppf)] als Katalysator gekuppelt. Katalysatoren mit derartigen Bisphosphin-Liganden haben sich oft in Fällen bewährt, in denen in der Spezies (3) Palladium an ein sp3-C-Atom gebunden ist, das über Wasserstoffatome in b-Stellung verfügt und in denen somit eine b-Hydrid-Eliminierung in Konkurrenz zur reduktiven Eliminierung steht. Der Bisphosphin-Ligand erzwingt eine cis-Stellung der Reste R1 und R2 im quadratisch-planaren Komplex (3). Hierdurch sowie aufgrund des in derartigen Komplexen besonders großen (P-Pd-P)-Winkels, der R1 und R2 einander näher bringt, wird die reduktive Eliminierung begünstigt. (9-BBN = 9-Borabicyclo[3.3.1]nonan, dppf = 1,1'-Bis(diphenylphosphino)ferrocen, PMB = p-Methoxybenzyl, TBS = tert-Butyldimethylsilyl, Teoc = 2-(Trimethylsilyl)ethyloxycarbonyl) Darstellung der Borane Während sich Alkyl- und Alkenylborverbindungen leicht durch Hydroborierung von Alkenen und Alkinen erhalten lassen, ist die Darstellung von Arylborverbindungen aufArylboronsäureester wendiger.7) werden üblicherweise ausgehend von Halogenaromaten über die entsprechenden Grignard-Verbindungen oder – besonders effizient8) – Aryllithiumverbindungen und deren Reaktion mit einem Trialkoxyboran synthetisiert (Abbildung 3a). Die Arbeitsgruppen um Smith III9) sowie Ishiyama, Miyaura und Hartwig,10) die sich schon seit längerem mit der Übergangsmetall-katalysierten Aktivierung von C-H-Bindungen beschäftigen, haben nun unabhängig voneinander eine Abkürzung für den aufgezeigten Weg gefunden. Mit Iridium-Katalysatoren gelang es, Benzolderivate in einem Schritt ohne Lösungsmittel in guten bis aus- 1124 Abb. 3. a) Konventionelle und b) Iridiumkatalysierte Borylierung von Aromaten nach Smith III.9) c) Eintopfsequenz aus Borylierung und Suzuki-Reaktion.9) (COD = 1,5-Cyclooctadien, dppe = 1,2-Bis(diphenylphosphino)ethan, Ind = Indenyl, Pin = -OC(Me)2C(Me)2O-) Abb. 4. Iridium-katalysierte Borylierung von Aromaten nach Ishiyama et al.10) (bpy = 2,2‘-Bipyridin, COE = Cycloocten, dtbpy = 4,4'-Di-tert-butyl2,2'-bipyridin) gezeichneten Ausbeuten in die entsprechenden Arylboronsäureester zu überführen (Abbildungen 3 und 4). Smith et al.9) führten die Reaktionen mit Pinakolboran (12) in Gegenwart von 2 Mol-% einer Mischung aus einem Iridium(I)-Vorläufer, meist (4-1,5-Cyclooctadien)(5-indenyl)iridium, und einem Bisphosphin-Liganden, meist 1,2-Bis(diphenylphosphino)ethan (dppe) aus (Abbildung 3b). Für die Derivatisierung von Benzol (11a) konnte die Dosierung des Katalysators bis auf 0,02 Mol-% reduziert werden. Nach einer verlängerten Reaktionszeit von 61 h betrug die Ausbeute hier immer noch 90 %, woraus sich eine beachtliche Umsatzzahl (turnover number = TON) von 4500 berechnet. Den mechanistischen Vorstellungen der Autoren zufolge ist der Iridium(III)Komplex (14) die für die C-H-Aktivierung verantwortliche Spezies. Substituenten in (11) verhindern aus sterischen Gründen die Zweitsubstitution in ortho-Stellung. Die Iridium-katalysierte Borylierung ist hoch chemoselektiv für ArylC-H-Bindungen. Viele andere funktionelle Gruppen, darunter benzylische C-H-Bindungen, C-HalogenBindungen, Arylether sowie Ester sind stabil unter den Reaktionsbedingungen. Iridium-Nebenprodukte sollten also nicht bei Folgereaktionen der Arylboronverbindungen stören, was Smith et al. ermöglichte, die Borylierung im Eintopfverfahren mit einer Suzuki-Reaktion zu koppeln (Abbildung 3c). Zunächst wurde Dichlorbenzol (11b) zu (13b) boryliert und dann mit 3-Bromtoluol in das Biphenyl (15) überführt, das in einer Ausbeute von 80 % isoliert wurde. Das Ishiyama-Miyaura-Hartwig10) Team setzte Diboran (17) als Borylierungsreagenz in Verbindung mit [{IrCl(COD)}2] und 2,2‘-Bipyridin (bpy) ein, um Benzolderivate wie (16a) – (16d) in die Arylboronsäureester (18a) – (18d) zu transformieren (Abbildung 4, Bedingung A). Die Chemo- und Regioselektivitäten decken sich mit den Befunden von Smith. Konkurrenzexperimente zeigten, dass elektronenarme Aromaten reaktiver als elektronenreiche sind. 1125 Einer NMR- und GC/MS-Studie mit deuteriertem Benzol zufolge ist der Reaktion eine Induktionsphase vorgelagert, in der Cyclooctadien zu Cycloocten reduziert wird. Daher ersetzte das Team Cyclooctadien im Katalysatorvorläufer durch Cycloocten und verwendete 4,4‘-Di-tertbutyl-2,2‘-bipyridin (dtbpy) anstelle von Bipyridin zur Steigerung der Löslichkeit. So wurde ein noch aktiverer Katalysator erhalten, mit dem die Borylierung zum ersten Mal bei Raumtemperatur in weniger als fünf Stunden gelang (Abbildung 4, Bedingung B). Bei 100 °C werden Umsatzzahlen von 8000 erreicht. Schließlich glückte auch die Isolierung und Kristallisation der für die C-H-Aktivierung vermutlich verantwortlichen Iridium(III)-Spezies (19), die stark dem von Smith postulierten Iridium(III)-Komplex (14) ähnelt. Neue Liganden für die SuzukiReaktion Der vielfach bei Suzuki-Kreuzkupplungen eingesetzte Katalysator [Pd(PPh3)4] ist mit einer Reihe von Nachteilen behaftet. Der Komplex ist luft- und lichtempfindlich, und aufgrund seiner begrenzten Reaktivität sind oft hohe Katalysatormengen (1– 10 Mol-%) notwendig. Bei Verfahren im industriellen Maßstab bringt dies immense Kosten und Probleme bei der Katalysatorrückgewinnung mit sich. Auch eignet sich [Pd(PPh3)4] nur bedingt für Abb. 5. a) Einsatz von TrialkylphosphinLiganden zur chemoselektiven Suzuki-Reaktion nach Fu et al.14) b) Sterisch gehinderte Suzuki-Kupplung nach Buchwald et al.15) (Cy = Cyclohexyl, dba = trans,transDibenzylidenaceton) Umsetzungen mit den ökonomisch attraktiven, aber reaktionsträgen Chloraromaten, z. B. zur Darstellung von pharmazeutisch bedeutsamen Biaryl-Derivaten. Die Suche nach neuen elektronenreichen Liganden für Palladium, die zu hoch reaktiven Katalysatoren führen, 11) hat mittlerweile zu Kombinationen aus einer PdII-Vorstufe und sterisch gehinderten basischen Liganden wie Tri-tertbutylphosphin, Dialkylarylphosphinen und N-heterocyclischen Carbe- nen, aber auch zu Palladacyclen geführt. Man geht davon aus, dass die PdII-Vorstufe unter Bildung von koordinativ ungesättigten Komplexen mit 16 (PdL3), 14 (PdL2) und 12 Elektronen (PdL), die die eigentlichen Katalysatoren bilden, reduziert wird.12) Im Folgenden werden einige neuere Arbeiten dazu vorgestellt. 1126 Abb. 6. Neue Pd-Katalysatoren für die Suzuki-Reaktion.16–18) Einsatz des N-heterocyclischen Carbenkomplexes (30) in einer Kreuzkupplung bei Raumtemperatur.19) Auf der Suche nach einem allgemein anwendbaren Protokoll für Suzuki-Reaktionen bei Raumtemperatur setzten Fu et al. die Trialkylphosphine PtBu3 und PCy3 ein.13) Später fanden sie heraus, dass sich unter bestimmten Bedingungen Arylchloride neben Aryltriflaten (und umgekehrt) umsetzen lassen,14) ein bemerkenswertes Ergebnis, da Aryltriflate normalerweise, ähnlich Arylbromiden, wesentlich reaktiver als die Chloride sind. So ließ sich das Chlorphenyltriflat (20) mit Boronsäure (21) in sehr guten Ausbeuten wahlweise in das Triflat (22) oder das Chlorbiphenyl (23) überführen (Abbildung 5a). Buchwald et al. entwickelten eine Reihe von Dialkylarylphosphin-Liganden, die sich als sehr effizient bei Umsetzungen mit Arylchloriden bei Raum- Gefährliche KaliumhydroxidMonohydrat-Kruste Wir sind vor kurzem beauftragt worden, ehemals im Handel erhältliches Kalium zu untersuchen, dessen Manipulation und Handhabung vor einigen Jahren einen tödlichen Unfall verursachte. Das Kaliummetall wurde vakuumverpackt geliefert (eingeschweißt in Polyethylen(PE), high-density, 0,2 mm Stärke) und nicht unter Öl, wie sonst meist üblich. Der Unfall (starke Explosion) ereignete sich, als das Kalium in Petroleum-Benzin gegeben und bei ungefähr 90°C unter Argon geschmolzen wurde. Das Metall war von einer mehrere Millimeter starken gelblich-weißen Kruste bedeckt (10 – 70 Gew.-%!). Die Vermutung lag nahe, dass die explosive Reaktion des Kaliums mit dem organischen Petroleum-Benzin auf Peroxid-Anteile in der Kruste – dafür gibt es eine Reihe von Präzedenzfällen – Kaliumbrocken (ca. 4 x 3 x 2 cm), überzogen mit einer gefährlichen Kruste aus Kaliumhydroxid-Monohydrat (KOH·H2O) und Kaliumhyperoxid (KO2). zurückzuführen sei. Jedoch zeigten unsere vollständigen Untersuchungen durch chemische Analyse (Titration, ICP), IR- und Raman-Spektroskopie, Massenspektrometrie, DTA-Analyse sowie Röntgenpulver-Diffraktometrie, dass die Kruste zu ca. 80 – 90 % aus Kaliumhydroxid-Monohydrat (KOH·H2O) und Kaliumhydroxid (KOH) bestand und zu ca. 10 – 15 % aus Kaliumhyperoxid (KO2, sowohl CaC2-Typ als auch NaCl- temperatur erwiesen. Jüngst stellten sie nun den Phenanthren-basierten Liganden (26) vor,15) mit dem z. B. die Kreuzkupplung von Mesitylbromid (24) und Boronsäure (25) zum sterisch gehinderten tetra-ortho-substituierten Biphenyl (27) in einer Ausbeute von 82 % gelingt (Abbildung 5b). Erwähnenswert im Zusammenhang mit den Buchwald-Liganden ist auch der von Beller et al. beschriebene (1,6-Dien)palladium(0)monophosphin-Komplex (28) (Ab16) bildung 6). Durch das Dien wird ein molekular definierter Palladium(0)-Komplex mit genau einem Phosphinliganden stabilisiert. Da der mit Nebenreaktionen behaftete Schritt zur Bildung koordinativ ungesättigter Pd0-Spezies entfällt, ist dieser Katalysator effizienter als PdIIPräkatalysatoren. Palladacyclen17) und N-heterocyclische Carbenkomplexe (NHCKomplexe)18) wie (29) bzw. (30) sind relativ neue Klassen von Palladiumkatalysatoren, die sich nicht Typ, Hochtemperaturphase). Die Menge an Kaliumperoxid (K2O2) lag unterhalb der Nachweisgrenze. Daraus folgern wir: Kalium kann, wenn es in unzulänglicher Weise gelagert wird, mit einer gefährlichen Peroxidkruste bedeckt sein. Selbst wenn diese Kruste fehlt, kann das Metall aber mit einer sehr gefährlichen Kruste aus Kaliumhydroxid-Monohydrat (KOH·H2O) überzogen sein, die Wasser nach dem Schmelzen bei ungefähr 110 – 140 °C freisetzt, das mit dem flüssigen Kalium dann explosiv reagieren kann. Fazit: Die Vakuumverpackung von Kalium in PE-Beuteln ist keine sichere und empfehlenswerte Methode für die Lagerung und den Transport dieses Materials. Jürgen Evers, Thomas M. Klapötke, Gilbert Oehlinger Department Chemie, Universität München (LMU) [email protected] 1127 nur bei Suzuki-Reaktionen bewährt haben. Beide zeichnen sich durch hohe thermische Stabilität und große Umsatzzahlen aus. Die Palladacyclen durchlaufen vermutlich einen PdII/PdIV-Katalysezyklus. Der NHCKomplex (30) ist das bisher aktivste Kupplungsreagenz, um Chlorarene in der Suzuki-Reaktion zu Biphenylen umzusetzen.19) So reagiert Chlortoluol (31) bei Raumtemperatur in weniger als sechs Stunden mit Phenylboronsäure (32) in quantitativer Ausbeute zu Biphenyl (33) (Abbildung 6). Zusammenfassung und Ausblick Wie die zahlreichen Anwendungen zeigen, ist die Suzuki-Reaktion außerordentlich nützlich zur Konstruktion von Kohlenstoffgerüsten. Gegenüber vergleichbaren Kreuzkupplungen zeichnet sie sich durch eine einfache Zugänglichkeit der benötigten Borane, deren Kompatibilität mit zahlreichen funktionellen Gruppen und die Toleranz gegenüber Feuchtigkeit aus. Die Iridiumkatalysierte Borylierung von Aromaten könnte für Arylboronsäureester dieselbe Bedeutung erlangen wie die Hydroborierung für Alkyl- und Alkenylborane. Nahe liegende Entwicklungen sind die weitere Verbesserung der Borylierungs- und Kreuzkupplungskatalysatoren, um zu noch höheren Umsatzzahlen und Umsatzfrequenzen, insbesondere bei sterisch gehinderten Substraten, zu gelangen sowie die Ausweitung der B-Alkyl-Suzuki-Reaktion auf sekundäre oder sogar tertiäre Alkylborane. 1) F. Diederich, P. J. Stang, Metal-catalyzed Cross-coupling Reactions, Wiley-VCH, Weinheim, 1998. 2) Übersichten: N. Miyaura, Top. Curr. Chem. 2002, 219, 11–59; W. A. Herrmann in Applied Homogeneous Catalysis with Organometallic Compounds, Vol. 1, 2nd Ed. (Hrsg.: B. Cornils, W. A. Herrmann), Wiley-VCH, Weinheim, 2002, S. 591–598; J. Hassan, M. Sevignon, C. Gozzi, E. Schulz, M. Lemaire, Chem. Rev. 2002, 102, 1359–1469; A. Suzuki, J. Organomet. Chem. 1999, 576, 147–168. Zum Reaktionsmechanismus siehe K. Matos, J. A. Soderquist, J. Org. Chem. 1998, 63, 461 – 470. 3) S. R. Chemler, D. Trauner, S. J. Danishefsky, Angew. Chem. 2001, 113, 4676–4701. 4) J. Uenishi, J.-M. 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Die Rubrik erscheint von Februar bis Dezember alle zwei Monate und wird dieses Jahr von Dr. Valentin Wittmann, Institut für Organische Chemie der Universität Frankfurt, betreut.