Partielle Orientierung durch gestreckte Gele in organischen Lösungsmitteln zur Messung dipolarer Restkopplungen in der NMR Spektroskopie Luy, B., Kobzar, K., Freudenberger, J.C., Knör, S., Heckmann, D., Spiteller, P., Paululat, T., Bauer, R., Kessler, H. Dr. Burkhard Luy, Department Chemie, Lehrstuhl Organische Chemie II der Technische Universität München, Lichtenbergstr. 4, 85747 Garching. Dipolare Restkopplungen (Residual Dipolar Couplings, RCDs) sind aus der NMRSpektroskopie von Biomakromolekülen nicht mehr wegzudenken. Die leichte Messung der Kopplungen und deren besonderen Eigenschaften, wie etwa der Abhängigkeit vom Winkel zum statischen Magnetfeld, haben die Methode schnell zum Standardverfahren werden lassen. Zur Bestimmung von RDCs braucht man eine partielle Orientierung der Moleküle, quasi einen Zustand zwischen fest und flüssig, der durch sogenannte Orientierungs- oder Alignmentmedien hervorgerufen werden kann. Während es für wässrige Lösungen eine ganze Reihe von Alignmentmedien gibt, so standen bis vor kurzem lediglich flüssigkristalline Medien wie z.B. (Poly-γ-benzyl-L-glutamat (PBLG)) für Chloroform und Lösungsmittel mit ähnlichen Löslichkeitsparametern zur Verfügung. Durch die Einführung von gestreckten Gelen aus z. B. Polystyrol [1,2] konnten nun einige der nachteiligen Eigenschaften der flüssigkristallinen Orientierungsmedien beseitigt werden. So erlaubt die für organische Lösungsmittel neue Klasse von Orientierungsmedien etwa die freie Skalierung der induzierten Anisotropie und die Größe der RDCs kann der erforderlichen Linienbreite der Spektren beliebig angepasst werden. In der Weiterentwicklung Gel-basierter Orientierungsmethoden konnten wir schließlich mit durch β-Strahlung vernetztem Polydimethylsiloxan (PDMS) Spektren von äußerst guter Qualität erreichen, da neben dem NMR-Signal bei 0.1 ppm keinerlei Verunreinigungen durch den Polymer sichtbar sind [3]. Unabhängig voneinander haben schließlich die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. C. Griesinger MPI Göttingen) und wir jeweils Gele gefunden, die die Lücke im Lösungsmittelbereich von Orientierungsmedien für polare organische Lösungsmittel geschlossen haben [4,5]. Die Methode der partiellen Orientierung mit Hilfe verschiedener gestreckter Gele und erste Anwendungsbeispiele sollen vorgestellt werden. [1] B. Luy, K. Kobzar, H. Kessler, Angew. Chem. 116, 1112-1115 (2004); Angew. Chem. Int. Ed. 43, 1092-1094 (2004). [2] B. Luy, K. Kobzar, S. Knör, D. Heckmann, J. Furrer, H. Kessler, J. Am. Chem. Soc. 127, 6459-6465 (2005). [3] J. C. Freudenberger, P. Spiteller, R. Bauer, H. Kessler, B. Luy, J. Am. Chem. Soc. 126, 14690-14691 (2004). [4] P. Haberz, J. Farjon, C. Griesinger, Angew. Chem. Int. Ed. 44, 427-429 (2005). [5] J. C. Freudenberger, S. Knör, K. Kobzar, D. Heckmann, T. Paululat, B. Luy, Angew. Chem. Int. Ed. 44, 423-426 (2005).