Quelle: Mitt. d. Österr. Bodenkundl. Ges., H. 60, Wien 2000 64 5.2 5.2.1 Ordnune:: Hvdromorphe Böden Klasse: Pseudogleye In diese Klasse sind jene Böden einzuordnen, bei denen das Sickerwasser (Tagwasser) entweder über einem nahezu undurchlässigen Horizont gestaut oder bei sehr gering durchlässigem Oberboden als Haftnässe zurückgehalten wird. Jener Horizont, über dem sich das Sickerwasser staut, wird Staukörper genannt. Bei größerem Wasserangebot wird der darüberliegende Boden, die Stauzone, mehr oder minder stark vernäßt. Während Trockenperioden verschwindet das Stauwasser infolge Evapotranspiration. Der Wechsel von Vemässungs- und Trockenphasen ist daher fiir den Wasserhaushalt dieser Böden charakteristisch: Während der Feuchtphasen herrschen in der Stauzone reduzierende Prozesse vor, in den Trockenphasen gelangt Sauerstoff in den Boden und es laufen Oxidationsprozesse ab. Dieser spezifische, sehr differenzierte und vom Jahresablauf der Witterung abhängige Bodenwasserhaushalt findet in der Gliederung der Pseudogleye seinen Ausdruck. 5.2.1.1 Bodentyp: TYPISCHER PSEUDOGLEY (PT) (von griechisch: "pseude" =falsch). Horizontfolge: A-P-S; Agd-P-S, AI,gd-S, A-Bgd-P-S Definition und diagnostische Merkmale: Es sind dies Böden mit einem vollständigem A-P-SProfil, d.h. charakterisiert durch eine Stauzone mit Rostflecken und Verfahlung sowie einen Staukörper mit Marmorierung. Lagebedingt ist die Wasserbewegung träge und kaum lateral, der Staukörper liegt in der Regel tiefer als 40 cm. Die Dauer und Intensität der Feucht- und Trockenphasen sind annähernd gleich, hängen jedoch von der Tiefe und von der Wirksamkeit des Staukörpers, von der Textur und vom Witterungsverlauf sowie vom Wasserverbrauch der Vegetation ab. Ausgangsmaterial: In der Regel sind es feine Sedimente mit hohem Schluff- oder Tonanteil oder glimmerreiche Gesteine, die deshalb zur Dichtlagerung neigen: vorwiegend Decklehme, tonreiche Flyschgesteine und tertiäre Sedimente. Das Auftreten von Pseudogleyen ist somit neben den Niederschlägen und deren Verteilung stark substratbedingt. Entstehung und bodenbildende Vorgänge: Der Staukörper kann ein ursprünglich vorhandener ton- und/oder scWuffreichen Horizont oder durch Toneinschlämmung aus darüberliegenden Horizonten entstanden sein. Dieser zeitweilige oberflächennahe Wasserstau bedingt den zeitlichen Wechsel von oxidierenden und reduzierenden Verhältnissen. Dies ist am Auftreten von mehr oder minder deutlichen Konkretionen erkennbar. Lage, Verbreitung und Vergesellschaftung: auf lehmbedeckten (älteren) Terrassen und in trockengefallenen (älteren) Tälern, z.T. auch auf Niederterrassen mit feinen Sedimenten der Nebengerinne sowie im tertiären Hügelland und in der Flyschzone. Nutzung, Vegetation und Umweltasoekte: Überwiegend mittelwertiges Ackerland, jedoch sind in klimatischen Gunstlagen bei Anbau von Mais Höchsterträge möglich. Wechselfeuchte _ Wasserverhältnisse bedingen Schwierigkeiten bei der Bewirtschaftung. Bei standortsange- Quelle: Mitt. d. Österr. Bodenkundl. Ges., H. 60, Wien 2000 65 paßter Bewirtschaftung sind hohe Erträge möglich. Im allgemeinen handelt es sich um "kalte" Böden, die einen verspäteten Vegetationsbeginn sowie überwiegend mittelwertiges Grünland bedingen. Ackernutzung bei Neigungen über 3° ergibt Erosionsgefahr. Die Böden stellen produktive Laubmischwald- bzw. Laub-Nadel-Mischwald-Standorte dar. Gefährdet sind vor allem seichtwurzelnde Fichten-Bestände bei fehlendem Aufschluß durch Tiefwurzler wie Tanne und Eiche. Auch Baumarten mit hohem Anspruch an die Bodendurchlüftung (Buche) sind auf diesen Standorten instabil. Bei stärkerer Hangneigung besteht Rutschungsgefahr. Abgrenzungskriterien: kein Staukörper ausgebildet, Wasserregime vom Grundwasser geprägt, Horizontfolge Go-Gr: Gley. Hanglage, hangparalleler Wasserzug, Staukörper höher als 40 cm: Hangpseudogley. Temporärer Wasseruberschuss in 10 bis 20 cm Tiefe, Pseudovergleyung nimmt nach unten ab; kein Staukörper erkennbar: Haftnässe-Pseudogley. Staunässe reicht bis an die Mineralbodenoberkante (AP-Horizont), Feuchtphase überwiegt: Stagnogley. P-Horizont weniger mächtig als 10 cm oder A-+P-Horizonte weniger mächtig als 20 cm: terrestrischer Bodentyp mit dem Zusatz "pseudovergleyt". WRB: Dystric Planosol, Haplic Planosol. Anmerkungen: charakteristische Merkmale bleiben lange erhalten und müssen oft nicht mehr der aktuellen Dynamik entsprechen. Subtypen: keine. Varietäten: carbonatfreier Typischer Pseudogley, carbonathaitiger Typischer Pseudogley, entwässerter Typischer Pseudogley, oberbodenverdichteter Typischer Pseudogley, reliktärer Typischer Pseudogley, verbraunter Typischer Pseudogley. 5.2.1.2 Bodentyp: STAGNOGLEY (PS) (von lateinisch: "stagno" = überschwemmen, versumpft sein). Horizontfolge: AP-P-S Definition und diagnostische Merkmale: Böden, bei denen eine langandauernde Vemässung und damit die Stauzone bis an die Mineralbodenoberkante reicht. Unter diesem Bereich mit Rostflecken liegt der nahezu undurchlässige Staukörper, der durch Marmorierung gekennzeichnet ist. Diese Böden sind eng an die Lage und das dadurch bedingte Zuschußwasser (wechselfeucht mit Überwiegen der feuchten und nassen Phasen) gebunden. Ausgangsmaterial: Es sind meist feine Sedimente mit hohem SchlufI- oder Tonanteil und glimmerreiche Gesteine, die deshalb zur Dichtlagerung neigen: vorwiegend Decklehme, tonreiche Flyschgesteine und tertiäre Sedimente. Das Auftreten von Stagnogleyen ist somit neben den Niederschlägen und deren Verteilung sowie der Geländeform auch stark substratbedingt.