Proseminar: Theoretische Physik und Astroteilchenphysik Thermodynamisches Gleichgewicht Fermi- und Bose Gase Inhalt 1. Entropie 2. 2ter Hauptsatz der Thermodynamik 3. Verteilungsfunktion 1. Bosonen und Fermionen 2. Fermi – Dirac – Statistik / Bose – Einstein Statistik 3. Anwendungen 4. Bose – und Fermigase 1. Beispiele Entropie • beschreibt die Zahl der Mikrozustände des beobachteten Makrozustands des Systems • extensive Zustandsgröße (S = Ʃi Si) • kann als Funktion der extensiven Parameter eines Systems ausgedrückt werden • stetig und differenzierbar, proportional zur Energie (monoton wachsend) • im Gleichgewichtszustand: Entropie S = maximal (vgl. klassische Mechanik) • nimmt bei irreversiblen Zustandsänderungen zu • bleibt bei reversiblen Zustandsänderungen konstant • • • • Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik zwei Formulierungen (Clausius, Kelvin) Clausius: „Es gibt keine Zustandsänderung, die allein darin besteht, dass Wärme von einem kälteren auf ein wärmeres System übergeht.“ Kelvin: „Es gibt keine Zustandsänderung, die allein darin besteht, dass eine Wärmemenge einem Wärmespeicher entzogen und vollständig in Arbeit umgesetzt wird.“ (Verbot Perpetuum Mobile 2ter Art) implizieren sich gegenseitig: Clausius → Kelvin, Kelvin → Clausius • • • • • Verteilungsfunktion alle Teilchen & Moleküle sind entweder Fermionen oder Bosonen → keine gleichzeitige Beschreibung möglich (s. SUSY - Theorien): separate Behandlung für Bosonen: Bose – Einstein – Statistik: f(i) = 1 / (exp(- β (εi – µ)) - 1), mit εi = (p² + mi²)½ für Fermionen: Fermi – Dirac – Statistik: f(i) = 1 / (exp(- β (εi – µ)) + 1), mit εi = (p² + mi²)½ zusammengefasst: f(i) = 1 / (exp(- β (εi – µ)) ∓1), mit εi = (p² + mi²)½ basiert auf Statistik idealer Quantengase: System im großkanonischen Ensemble Fermionen • beliebig elementar oder zusammengesetzt (Quarks und Leptonen) • bilden Materie (p, n, e,…) • halbzahliger Spin → ungerade Anzahl von Teilchen mit Spin S = ½ • Pauli – Prinzip gilt → keine gleichen Quantenzustände • gehorchen der Fermi – Dirac - Statistik • mögliche Zustände I = {0,1} Bosonen • beliebig elementar oder zusammengesetzt (z.B.. H – Atom) • Austauschteilchen der Wechselwirkungen (Eichbosonen, Carriers): - Photonen für EM - WW - W – Z – Bosonen für schwache WW - Gluonen für starke WW - Graviton für Gravitation • Spin ganzzahlig (auch S = 0) → gerade Anzahl von Teilchen mit S=½ Pauli – Prinzip gilt nicht folgen der Bose – Einstein – Statistik mögliche Zustände I = {0,1,2,3…,∞} absoluter Nullpunkt.: Grundzustand mit allen Teilchen besetzt angeregte Niveaus besitzen relativ kleine Anzahl Teilchen • • • • • Anwendungen der Verteilungsfunktion • behandelt eigentlich nur Mittelwerte (kb und chemisches Potenzial häufig vernachlässigt bzw. = 1 gesetzt) • Teilchendichte: ni = gi / (2π)³ ∫ f(p) d³p • Energiedichte: ρi = gi / (2π)³ ∫ E(p) f(p) d³p • Druck: Pi = gi /(2π)³ ∫ |P|² /(3Ei(P)) f(p) d³p • gi abhängig von Polarisation der Teilchenart (Photon = 2, Neutrinos = 1, Elektronen & Muonen = 2) • nicht - relativistischer Ansatz liefert für beide Statistiken: - nnon-rel = gi (mT / 2π)2/3 exp(-m/T) - ρnon-rel = m · nnon-rel • voll relativistischer Ansatz liefert: - nrel = ζ(3) / π² gi T³, für Bose – Einstein; Riemann Zeta Funktion ζ(3) = 1,20206… - nrel = ¾ (ζ(3) / π² gi T³) , für Fermi – Dirac ∞ - ρrel = gi / (6 π²) ∫0 E³ / (exp (E/T) ± 1) dE = π² / 30 gi T4 , für Bose - Einstein ∞ - ρrel = gi / (6 π²) ∫0 E³ / (exp (E/T) ± 1) dE = 7/8 (π² / 30 gi T4) , für Fermi - Dirac • • • • • • • • Fermigas besteht aus Fermionen hohe kinetische Energie (auch bei T = 0) geringe Wärmekapazität niedrige Stoßrate zwischen Teilchen entartet wenn T < εf (bzw. TFermi) Energiezustände mit E < εf (fast) ganz besetzt, Energiezustände mit E > εf (fast) leer hat bei T = 0 einen Druck ungleich null (Entartungsdruck) → Gegensatz zum idealen Gas Pauli – Prinzip hält Teilchen auseinander und in Bewegung → keine Bose – Einstein - Kondensation Beispiele eines Fermigases • Weißer Zwerg: - entartetes Elektronengas 1 Sonnenmasse, Erdradius Dichte 1.5 x 106 größer als in der Sonne Entartungsdruck wirkt Gravitation entgegen → kein Kollaps erst bei Überschreitung von bestimmter Masse (Chandrasekhar – Limit: 1.44 Sonnenmassen) Kollaps zum Neutronenstern bzw. schwarzen Loch • Neutronenstern: - entartetes Neutronengas - 1.3 – 2.1 Sonnenmassen, 12 km Radius - gleiches Prinzip wie beim Weißen Zwerg • Leitungselektronen in (Alkali-)Metallen: TFermi > 10³ Kelvin • flüssiges He³ Bosegas • besteht aus Bosonen (ursprünglich für Photonen, dann auf massive Teilchen ausgeweitet) niedrige kinetische Energie Pauli – Prinzip gilt nicht hohe Teilchenkonzentration im Grundzustand höhere Zustände kaum/nicht besetzt • • • • Bose – Einstein – Kondensation • das Beispiel für Bosegas, Anwendung in Atomphysik (ILP) • ab kritischer Temperatur Tc (fast) alle Teilchen im niedrigsten Quantenzustand → nur möglich mit Bosonen • Quanteneffekte sichtbar im makroskopischen Bereich • Teilchen vollständig delokalisiert: Aufenthaltswahrscheinlichkeit für jedes Teilchen gleich • Beschreibung durch eine Wellenfunktion möglich: - Suprafluidität - Supraleitung - Kohärenz (Interferenz, Atom – Laser)