Composite Fermionen und Bosonen Eine qualitativ einfache und quantitativ genaue Beschreibung von 2D-Systemen wechselwirkender Elektronen in starken Magnetfeldern Annerose Helmer 02.07.2003 Einleitung (echte) Quasiteilchen • Ausgangslage: System von bekannten Teilchen (z.B. Elektronen oder Atome), die im allgemeinen miteinander wechselwirken 1. Grenzfall: betrachtetes Phänomen durch nicht ww Teilchen hinreichend genau beschreibbar: einfache mathematische Behandlung möglich, lösbar 2. Grenzfall: zu erklärende Eigenschaft des System beruht im wesentlichen auf dieser WW; die Teilchen können nur noch in ihrer Gesamtheit (einschließlich der WW) betrachtet werden, verhalten sich also nicht mehr wie echte Teilchen; einige Systeme auch störungstheoretisch dann nicht mehr behandelbar • Lösung: Übergang von dem System stark ww Ausgangsteilchen zu einem System nicht ww Quasiteilchen, wobei beide Systeme gleiche Eigenschaften besitzen, also dasselbe Phänomen beschreiben sollen Beispiele für dieses Vorgehen: Elektronen im Supraleiter Cooper-Paare ⇔ schwingende Atome im Gitter ww 2D-Elektr. in starkem B-Feld Phononen Composite Fermionen/Bosonen ⇒ • im Falle vernachlässigbarer WW sind Eigenschaften der Quasiteilchen mit denjenigen der Ausgangsteilchen nahezu identisch Das Phänomen und seine bisherigen Erklärungen Bereits geklärt: e2 1. IQHE: ν ganzzahlig σ yx = ν h nicht ww Elektronen lokalisierte WF → Plateaus ν = ne h = ne φ0 = N e φ0 = φ0 eB B AB φ / Ne 2. FQHE: ν gebrochenzahlig WW muß berücksichtigt werden a) Laughlins WF (für Grundzustand) ν= 1 2p +1 b) über das Hierarchie-Schema aus a) abgeleitet ν= 2p (q ungerade) 2 pq ± 1 c) wegen Elektron-Loch-Symmetrie jeweils 1-ν Bisher nicht erklärbar: 1. ν = n 2 pn ± 1 2. ν = 1 (kein QHE, dennoch Anomalie), auffälliger Spezialfall: ν=1/2 2p 3. Warum sollten ähnliche Resultate desselben Experiments nur mit gänzlich unterschiedlichen Theorien erklärbar sein? Theorie Compositer Fermionen und Bosonen Idee und Leistung des Konzepts Zwei äquivalente Wege der Erzeugung: 1) jedes Elektron fängt 2p Flußquanten des äußeren Magnetfeldes ein und wird dadurch zu einem Compositen Fermion (CF) 2) an jedes Elektron wird ein fiktiver Flußschlauch mit 2p Flußquanten in entgegengesetzter Richtung zum äußeren Feld angehängt (d.h. jedes Elektron wird durch ein entsprechendes CF ersetzt) → dieser Flußschlauch erzeugt ein Chern-Simons-Magnetfeld, welches in Mean-Field-Näherung das äußere Magnetfeld ganz oder teilweise kompensiert Werden analog an jedes Elektron (2p+1) Flußquanten angehängt, entstehen Composite Bosonen (CB). In beiden Fällen 1) und 2) ergibt sich ein reduziertes effektives Magnetfeld: B* = B − dneφ0 mit d = Anzahl der angehängten Flußquanten und ne = (räumlich gemittelte) Elektronendichte Analog zum Füllfaktor für Elektronen φ n ν = e φ0 = 0 B φ / Ne wird ein effektiver Füllfaktor für CT definiert: n φ ν * = e* φ 0 = * 0 |B | | φ | / Ne Daraus ergibt sich (B und B* gleichgerichtet +, entgegengerichtet – ): ν* ν= * dν ± 1 Composite Fermionen • d=2p (mit B*≠0) → nicht ww CF im effektiven Feld B* → IQHESystem für ganzzahlige effektive * Füllfaktoren ν tritt also IQHE auf, was gleichbedeutend ist mit einem FQHE für die rationalen ν* ν= * dν ± 1 Der FQHE für Elektronen kann auf den IQHE für CF zurückgeführt werden. d=2: 1/3 ≤ ν < 1/2 d=4: 1/5 ≤ ν < 1/4 (+) und 1/3 ≤ ν < 1/4 (−) d=6: 1/7 ≤ ν < 1/6 (+) und 1/5 ≤ ν < 1/6 (−) ν=1/d Grenzfälle für ν*→ ∞ • d=2p0 so gewählt, daß sich CSMagnetfeld und äußeres B-Feld gerade kompensieren, d.h. B*≈0, also ν*→ ∞ und damit ν → 1/d=1/2p0 (z.B. bei ν=1/2 werden 2 Flußquanten angehängt) wegen B*≈0 kein IQHE-System (Quantenflüssigkeit) (tatsächlich werden keine Plateaus beobachtet), sondern Composites Fermigas Der exp. Vergleich eines Elektronensystems im Magnetfeld * B=Bν=1/2 (also B ≈0) mit einem Elektronensystem ohne äußeres B-Feld, beide in einem Antidot-Übergitter, zeigt gute Übereinstimmung