Konkretes Beispiel: (bearbeitet von Eleonore Riedl, Jänner, 2004) Löse x ² − 2 x < 2 − x in G = R; Beim gegebenen Beispiel handelt es sich um eine quadratische Ungleichung. Die Aufgabenstellung besteht also darin, all jene reellen Zahlen (vgl. G = R !) zu finden, welche beim Einsetzen anstelle von x in die Ungleichung eine wahre Aussage ergeben. Mathematische Kompetenzen: Die Aufgabenstellung bei Ungleichungen verstehen; den Begriff der Grundmenge kennen und anwenden können; x2 –2x < 2 – x /+x x2 – x < 2 /-2 x2 – x – 2 < 0 Erläuterungen und mathematische Kompetenzen Wie kann man nun diese Zahlen finden ? Einfach durch Probieren ?! Oder können wir systematisch nach einem bestimmten Plan vorgehen ? Wenn ja, woran können wir uns orientieren ? Es gibt ein solches planvolles Vorgehen und dabei orientieren wir uns an folgender Idee: Im Gegensatz zu Additionen und Subtraktionen können wir bei Multiplikationen klare Kriterien dafür angeben, wann das Ergebnis positiv bzw. negativ ist. Bekanntlich gelten folgende „Vorzeichenregeln“: Haben die beiden Faktoren gleiches Vorzeichen, ist das Produkt positiv („+⋅+ = +“; „- ⋅ - = +“), haben sie hingegen verschiedenes Vorzeichen, ist ihr Produkt negativ („+⋅ - = -“; „- ⋅ + = -“). An diesem Fakt orientieren wir uns und versuchen deshalb, die Ungleichung so umzuformen, dass auf einer Seite ein Produkt und auf der anderen die Zahl Null steht ! In diesem Sinne beginnen wir damit, die Ungleichung mit Hilfe von Äquivalenzumformungen so umzuformen, dass auf einer Seite die Zahl 0 steht. Mathematische Kompetenzen: Zugrunde liegende Idee beim Lösen quadratischer Ungleichung kennen; Vorzeichenregeln beim Multiplizieren von Zahlen kennen; Äquivalenzumformungen kennen und anwenden können; 2 x –x–2<0 Als Produkt ?! Jetzt liegt die quadratische Ungleichung in der sogenannten „allgemeinen Form“ vor. Gemäß oben angeführter Überlegungen müssen wir jetzt nur mehr versuchen, die linke Seite der Ungleichung in Form eines Produktes anzuschreiben. Wie geht das ? Hier benötigen wir spezielles Wissen ! Weißt Du welches ? Zugegeben, ich konnte mich nicht daran erinnern, aber dann habe ich mich informiert: Es handelt sich um den (3.) Satz von VIETA. Dieser Satz besagt, dass wir einen (quadratischen) Ausdruck der Art x ² + px + q mit Hilfe jener Zahlen x1 und x2, welche beim Einsetzen in den Ausdruck Null ergeben, als Produkt zweier Linearfaktoren schreiben können. Das heißt: x2 + p⋅x+q = (x-x1)⋅(x-x2) Mathematische Kompetenzen: Satz von VIETA kennen und bei der Zerlegung eines Terms in Linearfaktoren anwenden können; Nebenrechnung: x1 / 2 1 = ± 2 x1 / 2 = 1 ± 2 1 + 2 4 9 4 Die Zahlen x1 und x2 müssen also die Gleichung x2 – x – 2 = 0 erfüllen, also den Lösungen dieser quadratischen Gleichung entsprechen. Im Rahmen einer Nebenrechnung können wir sie mit Hilfe der bekannten pq – Formel bestimmen: 2 p p ± −q x1 / 2 2 2 also: x1 = 2 und x2 = -1 Die dafür benötigten Zahlen p und q entsprechen den Koeffizienten bei x (Æ p = -1) sowie der alleine stehenden konstanten Zahl q (Æ q = -2). 1 3 = ± 2 2 x1 / 2 = − Mathematische Kompetenzen: Die Lösungen einer quadratischen Gleichung mit Hilfe der pq – Formel berechnen können; Grundlagen des Rechnens mit Brüchen beherrschen; Begriff der Wurzel kennen und anwenden können; Wurzel eines Bruchs gemäß der Formel a = b a b berechnen können; x2 – x – 2 < 0 (x-2) ⋅ (x- (-1)) <0 (x-2) ⋅ (x + 1) < 0 Gemäß des Satzes von VIETA können wir den Ausdruck x2 – x – 2 in der Form (x-2)⋅(x+1) schreiben. Das stimmt wirklich ! Wenn Du es nicht glaubst, kannst Du ja die Probe machen: (x-2)⋅(x+1) = x2 – 2x + x – 2 = x2 –x – 2 !! Im Sinne der eingangs erläuterten Grundidee können wir jetzt also anstelle der Frage „wann ist x2 – x – 2 kleiner als Null ?“ die Frage „wann ist (x-2) ⋅ (x+1) kleiner als Null ?“ beantworten. Und diese Frage ist wesentlich leichter zu beantworten. Denn jetzt handelt es sich ja um ein Produkt, welches kleiner als Null (also negativ) sein soll. Und im Sinne der bekannten Vorzeichenregeln ist das eben dann der Fall, wenn die beiden Faktoren [also (x-2) und (x+1)] verschiedenes Vorzeichen haben. In diesem Sinne müssen wir jetzt zwei Fälle unterscheiden. Entweder der erste Faktor (x-2) ist positiv und der andere (x+1) ist negativ, oder aber umgekehrt. Mathematische Kompetenzen: Notwendigkeit der Fallunterscheidung verstehen und entsprechend umsetzen können; x-2 > 0 ∧ x+1 < 0 x-2>0⇒x>2 x + 1 < 0 ⇒ x < -1 Im ersten Fall, nehmen wir an, dass der erste Faktor (x-2 ) positiv (also „>0“) ist und der zweite (x+1) eben negativ. Zahlen, welche beide Bedingungen erfüllen, sind Lösungen und bilden in ihrer Gesamtheit L1. Um diese Zahlen bestimmen zu können, empfiehlt sich eine graphische Darstellung der beiden Bedingungen auf der Zahlengeraden ! Offensichtlich müssen die in Frage kommenden Zahlen größer als 2 und gleichzeitig kleiner als –1 sein. Diese beiden Bedingungen schließen nun aber einander aus. Keine Zahl kann gleichzeitig größer als 2 und gleichzeitig kleiner als –1 sein. Also ist L1 die leere Menge: L1 = {} ! Mathematische Kompetenzen: Ein System von Ungleichungen durch „Und – Verknüpfung“ lösen können; Die Lösungsmenge von Ungleichungen auf der Zahlengeraden einzeichnen können; x-2 < 0 ∧ x+1 > 0 x-2<0⇒x<2 x + 1 > 0 ⇒ x > -1 Vielleicht haben wir im zweiten Fall mehr Glück ?! In diesem nehmen wir die andere Möglichkeit an, eben dass der erste Faktor kleiner als 0 und der zweite Faktor größer als 0 ist. Diese beiden Bedingungen können nun aber tatsächlich von Zahlen erfüllt werden, und zwar von allen Zahlen, welche größer als –1 und kleiner als 2 sind ! All diese Zahlen können wir zur Menge L2 = ]-1 ; 2 [ zusammenfassen (beachte: da die Randstellen selber keine Lösungen sind, zeigen die Klammern bei der Intervallschreibweise nach außen). Zur Gesamtlösungsmenge Lges gehören nun alle Zahlen, welche entweder zu L1 oder L2 gehören. Da im vorliegenden Beispiel L1 leer ist, gilt Lges = L2 ! Überlege was wir somit herausgefunden haben: Alle Zahlen zwischen –1 und 2 ergeben beim Einsetzen in die Ungleichung eine wahre Aussage, alle Zahlen außerhalb dieser Grenzen ergeben hingegen eine falsche Aussage. Mir persönlich hat es geholfen, hier wirklich die Probe zu machen. Vielleicht solltest Du das auch tun. ?! Setze eine Zahl zwischen –1 und 2 für x ein, etwa 1: das Ergebnis ist die wahre Aussage –1 < 1 ! Setzt Du hingegen eine beliebige Zahl links von –1 oder rechts von 2 ein, resultiert eine falsche Aussage: für x = 3 ergibt sich etwa die falsche Aussage 3 < - 1 !! Mathematische Kompetenzen: Eine Gesamtlösungsmenge durch Vereinigung von einzelnen Lösungsmengen bestimmen können; die Probe für die gefundenen Lösungen einer Ungleichung machen können;