Das liberale Judentum

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Das liberale Judentum
Das progressive Judentum in seiner liberalen und reformorientierten Ausprägung ist
als Alternative zum orthodoxen Judentum die vorherrschende Richtung innerhalb
der jüdischen Religionsgemeinschaft. Seine Ursprünge sind vor allem in
Deutschland des 18. und 19. Jahrhunderts zu finden und gehen auf Ideen von
Moses Mendelssohn, Israel Jacobsohn, Leopold Zunz, Abraham Geiger und
Zacharias Frankel zurück. Dabei wird die Offenbarung nicht als ein einmaliger Akt
verstanden, bei dem Moses durch Gott wörtlich die Thora ("schriftliche Lehre")
sowie alle Auslegungen ("mündliche Lehre", später im Talmud niedergeschrieben)
erhalten hat, sondern als ein fortdauernder, von Gott ausgehender und durch
Menschen vermittelter dynamischer und fortschreitender ("progressiver") Prozess
begriffen. Die jüdische Tradition verpflichtet daher sowohl zur Bewahrung als auch
zur Erneuerung. Die Texte der hebräischen Bibel sind einer historisch-kritischen
Erforschung nicht entzogen.
Das progressive Judentum bildete in Deutschland bis zur Schoa die Mehrheit
innerhalb der "Einheitsgemeinden". Heute ist das progressive Judentum die
Hauptrichtung im angelsächsischen Judentum. Organisiert sind die jüdischen
reformorientierten, liberalen und progressiven Gemeinden in der World Union for
Progressive Judaism, die 1926 unter maßgeblicher Mitwirkung des großen
deutschen Rabbiners Dr. Leo Baeck gegründet wurde. Mehrere Gemeinden der
deutschsprachigen Union progressiver Juden gehören der World Union an.
Kennzeichnend für das progressive Judentum sind:
Liturgie in Hebräisch und in der Landessprache.
Verwendung von Musik in der Liturgie.
Vermeidung von Gebeten, deren Inhalt der Betende heute nicht mehr teilt (zum
Beispiel die Bitte um Wiedereinführung des Tieropfers).
Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen religiösen Angelegenheiten
einschließlich der Ordination von Frauen zu Rabbinern. Gleichwertigkeit aller
Menschen unabhängig von ihrem Familienstand oder sexueller Orientierung.
Vorrang des inhaltlichen Sinns der Gebote (Mizwot) vor ihrer verbindlichen
Festlegung als "Zeremonialgesetz". Dabei werden auch die Speisegesetze und
die Vorschriften zur Einhaltung der Schabbatruhe nicht außer Kraft gesetzt;
deren Kenntnis wird den Mitgliedern der Gemeinden vermittelt, ihre Ausführung
aber der verantwortlichen Entscheidung des Einzelnen überlassen.
Bekenntnis zur Demokratie und sozialer Gerechtigkeit innerhalb und außerhalb
der jüdischen Gemeinschaft.
Eine offene Haltung gegenüber der nichtjüdischen Gesellschaft.
Homepage der „Union progressiver Juden in Deutschland e.V.“
www.liberale-Juden.de
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