1 Freitag, 5.6.2009, 19.30 Uhr, Brucknerhaus, Großer Saal

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Freitag, 5.6.2009,
19.30 Uhr, Brucknerhaus, Großer Saal
Bruckner Orchester Linz
Dennis Russell Davies Dirigent
Marianne Faithfull Stimme
Hudson Shad
Mark Blecke, Tenor
Eric Edlund, Bariton
Peter Becker, Bariton
Wilbur Pauly, Bass
Aaron Copland
1900-1990
Music for the Theatre
Prolog
Dance
Interlude
Burlesque
Epilogue
Igor Strawinsky
1882-1971
Der Feuervogel
Introduktion
Der Feuervogel und sein Tanz
Variation: Der Feuervogel
Reigen der Prinzessinnen
Höllentanz des Königs Kastschei
Wiegenlied
Finale
Pause
Kurt Weill
1900-1950
Die sieben Todsünden
Prolog: Andante sostenuto
Faulheit: Allegro vivace
Stolz: Allegretto, quasi andantino
Zorn: Molto agitato
Völlerei: Largo
Unzucht: Moderato
Habsucht: Allegro giusto
Neid: Allegro non troppo; Alla marcia, un poco tenuto
Epilog: Andante sostenuto
Für viele Musikkritiker ist Aaron Copland, Sohn eines litauischen Einwanderers, der
erste wirklich große amerikanische Komponist einer Zeit, als die klassische Musik der
Neuen Welt in Europa noch überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurde. Die
Darstellung, seine Musik würde aus „borrowed melodies“ bestehen, sozusagen ein
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bisschen von allem beinhalten, ist eine Bewertung, die den Kern seines Werkes nicht
trifft. Aaron Copland wuchs in Brooklyn auf, besuchte die dortige Highschool und
studierte dann Harmonielehre und Kontrapunkt. Seine musikalische Unabhängigkeit
machte sich bereits auf dieser frühen Stufe bemerkbar: Das erste veröffentlichte
Stück („Cat and Mouse“, Scherzo für Klavier, 1920) lässt den Einfluss der
Impressionisten erahnen. Zeigten diese frühen Arbeiten also einen ausgesprochen
französischen Einfluss, so brachte ein Studienaufenthalt in Frankreich den
Amerikaner in Copland zum Vorschein. In Paris hatte Copland Unterricht bei Nadia
Boulanger und traf auch mit Igor Strawinsky zusammen. Hier entdeckte er zum
ersten Mal den Jazz und verwendete diesen neuen Klang gleich für seine eigenen
Kompositionen, darunter die Music for the Theatre (1925) und das Klavierkonzert von
1926; diesen Stil gab er jedoch bald wieder auf.
Auf die Frage, ob er denn nun Komponist, Dirigent oder Pianist sei, antwortete Aaron
Copland 1980 in einem Interview: „Als Dirigent bin ich ein Spätzünder. Ich hätte
vielleicht früher begonnen, doch mein guter Freund Serge Kussewitzkij, der Leiter
des Boston Symphony Orchesters, zeigt immer auf mich und sagte: ‘Du sollst Deine
Zeit nicht mit Dirigieren vergeuden. Bleibe zu Hause und komponiere.’ Doch nach
seinem Tod begann ich dann zu dirigieren.“ Er war auch als Lehrer und Musikkritiker
tätig und verband beide Rollen in seinem berühmt gewordenen Buch What to Listen
for in Music von 1939. Bereits mit 27 Jahren hielt Aaron Copland Vorlesungen an der
New School for Social Research und mit 35 Jahren sogar in Havard – eine
erstaunliche Karriere für jemanden, der selbst nie ein College besucht hatte.
Auch Konzerte veranstaltete Copland selbst und erklärte, dass für ihn ein ideales
Konzert drei Arten von Werken beinhalten sollte: „ein klassisches Stück, ein
zeitgenössisches Stück, das zu einem klassischen werden sollte, und ein Werk eines
amerikanischen Komponisten.“ Viele Werke, insbesondere solche, in denen Copland
auf Elemente der amerikanischen Musik zurückgreift, erfreuen sich großer
Beliebtheit: Die Ballette Billy the Kid (1938), Rodeo (1942) und Appalachian Spring
(1944) sind in der jeweiligen Konzertfassung Klassiker geworden. Das gleiche gilt für
Lincoln Portrait für Sprecher und Orchester von 1942 und für El Salón México.
1925 schrieb Copland auf Anregung von Serge Koussevitsky Music for the Theatre.
Copland verwendete Jazz-Elemente, um den zu „europäischen“ Charakter seines
Kompositionsstils hinter sich zu lassen. Koussevitsky dirigierte im November 1925
die Uraufführung in Boston und wenig später zwei weitere Aufführungen in New York.
Wer war Serge Koussevitzky,
der im Zusammenhang mit Komponisten des 20. Jahrhunderts immer wieder
auftaucht? Ob Béla Bartóks Konzert für Orchester, Alexander Skrjabins Poéme de
l’Extase, Schönbergs Überlebender aus Warschau oder Ravels Orchesterversion der
Bilder einer Ausstellung: Ohne den 1951 verstorbenen Dirigenten, Mentor und
Verleger Serge Koussevitzky würde es diese Meisterwerke vielleicht gar nicht geben,
genauso wenig wie gut 100 weitere Kompositionen. Kein Dirigent gab so viele Werke
in Auftrag, brachte sie zur Uraufführung und spielte sie so oft, bis sie bekannt und
anerkannt waren. Damit prägte Koussevitzky über vier Jahrzehnte das Musikleben in
Ost- und Westeuropa genauso wie in den USA. In seiner Heimat führte der 1874 tief
in der russischen Provinz geborene Musiker die französische Moderne und die
deutsche Romantik ein, im Frankreich der wilden Zwanzigerjahre dann seine
avantgardistischen Landsleute. Er gründete die Edition Russe de Musique, die sich
der Herausgabe von Werken junger russischer Komponisten verschrieb. Als Chef
des Boston Symphony Orchestras wiederum erweckte Koussevitzky die
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amerikanische Sinfonik zum Leben. Auch die heute so beliebten „Boston Pops“
gehen auf seine Initiative zurück. „Wir Amerikaner stehen in seiner Schuld!“, wies
Aaron Copland schon 1941 auf die Bedeutung des Dirigenten hin. Da war dessen bis
1949 andauernde 25-jährige Regentschaft in Boston noch gar nicht abgelaufen, und
die Koussevitzky-Foundation, die Jahr für Jahr Kompositionsaufträge vergeben
sollte, noch nicht einmal ins Leben gerufen. Zum 50-jährigen Bestehen des
Klangkörpers indes hatten schon 1931 nahezu alle namhaften Komponisten von
Strawinsky bis Hindemith, von Respighi bis Ravel, von Copland bis Gershwin
bedeutende Auftragswerke geliefert.
Angesichts des Faibles der Pariser für Exotik entwickelte Sergej Diaghilew, Direktor
der russischen Tanzkompanie „Les Ballets russes“, 1909 die Idee zu einem
orientalischen Ballett Der Feuervogel. Den Stoff entnahm er der 1822 entstandenen
gleichnamigen Oper des damals in Russland lebenden italienischen Komponisten
Catterino Cavos. Der Choreograf Michail Fokin verband diesen Stoff mit dem schon
von Rimsky-Korsakow verwendeten Volksmärchen vom düsteren Herrscher
Kaschtschei, den er zum Gegenspieler des Feuervogels machte.
Als Komponisten hatte Diaghilew zunächst Anatolij Ljadow vorgesehen, aber dieser
sah sich außerstande, innerhalb weniger Monate eine so umfangreiche Partitur
abzuliefern. Daraufhin wandte sich der Impresario an den jungen Igor Strawinsky,
von dessen außergewöhnlicher Begabung er überzeugt war. Der nahm trotz des
Zeitdrucks den Tausend-Rubel-Auftrag freudig an, zumal er ohnehin einen Wechsel
von St. Petersburg nach Paris ersehnte.
Im November 1909 begann er die Arbeit, im März 1910 hatte er den Klavierauszug
beendet, im April die Orchestrierung. Ende Mai reiste der Komponist zum ersten Mal
in die französische Hauptstadt, wo er Debussy, Ravel, Satie und de Falla begegnete.
Die Uraufführung am 25. Juni 1910 mit dem Russischen Ballett an der Großen Oper
war eine Sensation und machte den 27-jährigen Russen über Nacht berühmt. Auch
Claude Debussy kam auf die Bühne und beglückwünschte seinen jungen Kollegen.
Gemeinsam mit dem Choreografen Michail Fokin ging Strawinsky inhaltlich einen
ganz eigenen Weg: Die Bühnenhandlung ihres Balletts hat mit den alten russischen
Sagen vom Feuervogel und dem bösen, menschenfressenden Zauberer Kaschtschei
nicht mehr viel zu tun. Die Komposition öffnet am Anfang die Tore zum Ort des
Geschehens, dem verwunschenen Garten Kaschtscheis, und somit zur Welt der
Magie: Das Reich des bösen Zauberers erscheint in düsteren und bedrohlichen
Klängen, die aus der Mitte der Erde zu kommen scheinen. Dagegen ist die Welt des
Feuervogels in eine schillernde, vibrierende und tänzelnde Atmosphäre getaucht.
Magisch klingt diese Musik nicht nur durch brillante Klangfarben; Strawinsky hat für
die unsterblichen Wesen außerdem Melodien geschaffen, die nicht auf den
klassischen Tonleitern der abendländischen Musik basieren, sondern vor allem aus
Tönen bestehen, die zwischen den einzelnen Schritten der Dur- oder Mollskala
liegen. Diese Tonfolgen klingen für viele zunächst geheimnisvoll und exotisch; bereits
die ersten vier Noten, die das Werk eröffnen, tragen diesen Geist in sich. Sie sind die
Keimzelle, aus der Strawinsky die musikalischen Motive Kaschtscheis entwickelt und
vor allem die des Feuervogels. Jedes Mal, wenn er auftaucht, erklingen „seine“ vier
Töne – aber meistens so verwandelt, dass man sie nicht sofort identifizieren kann: im
Hintergrund, verlängert, verkürzt, auf den Kopf oder um sich selbst gedreht, als
Begleitung, Melodie oder – wie ganz am Schluss – als strahlende Fanfare. Egal in
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welcher Form: immer wieder färbt dieser Grundbaustein die Musik hörbar magisch
ein.
Die Musik der Sterblichen hingegen ist anders aufgebaut: Die Themen und Motive
des Prinzen und der Prinzessinnen basieren überwiegend auf den klassischen
westlichen Tonleitern. Strawinsky hat sich außerdem für viele Melodien der
menschlichen Charaktere der Volksmusik als Vorlage bedient. Aus einer Sammlung
von 100 russischen Volksliedern wählte er mehrere Melodien aus und setzte sie an
zentralen Szenen des Balletts ein, in denen die Menschen im Mittelpunkt stehen. So
werden im idyllischen Reigen der Prinzessinnen der ursprünglichen Version zwei
Volkslieder nahezu unverändert zitiert. Anders dagegen im großen Finale: Als sich
das Happy End abzeichnet, spielt das Solo-Horn – das Instrument des Prinzen – das
Volkslied von der Kiefer vor dem Tor, zunächst in der Original-Gestalt. Kurz darauf
aber, als sich die Handlung ihrem großartigen Ende zuneigt, verwandelt Strawinsky
die Vorlage in etwas völlig anderes: Der Rhythmus und die friedliche Grundstimmung
des Originals verschwinden; übrig bleiben die einzelnen, gleichmäßigen Töne des
Volkslieds – einen triumphaleren Schluss kann man sich wohl kaum vorstellen.
In diesen letzten Minuten entfesselt Strawinsky die gesamte Kraft des riesigen
Orchesterapparats, wie auch im Höllentanz wenige Minuten zuvor: Wenn 100
Musiker gleichzeitig und auf einen Schlag sfff – sforzando fortissimo – spielen (stark
betont und besonders laut), werden ungeheure Energien freigesetzt. Sie sind
direktes Abbild der Verzweiflung und der Gewalt, mit welcher der ewige Kampf
zwischen Gut und Böse auf der Bühne ausgetragen wird. Der Feuervogel spiegelt
aber auch die Sehnsucht nach dem Märchenhaften und Fantastischen, sowie den
Traum von einer Magie, die Wünsche wahr werden lässt. Strawinskys Musik hat bis
heute die Kraft, uns diesen Traum erleben zu lassen.
Für seine Orchestersuiten hat Strawinsky später die Feuervogel-Partitur für eine
kleinere Besetzung umgearbeitet.
Wie alle Bühnenwerke Kurt Weills sind auch Die sieben Todsünden eine Mischung
aus verschiedenen Gattungen: eine Kombination von Tanz und Musik, die von zwei
verschiedenen Personen vorgetragen wird. Anna I singt und Anna II tanzt. (Obwohl
es heißt, die beiden seien „nur eine Person“.) Doch wie sollte man diese Gattung
bezeichnen? Bei der Uraufführung am 7. Juni 1933 in Paris wurde das Werk als
Spectacle sur des poèmes de Bert Brecht angekündigt. Weill selbst bezeichnete es
als ballet chanté. Kritiker fanden weitere „Zuordnungen“ wie cantate pantomime,
Kurzoper oder immorality play.
Als Hitler am 30. Jänner 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, begriff der jüdische
Komponist Kurt Weill, in welch akuter Gefahr er sich befindet. In höchster Eile packt
er seine Koffer und flieht über die Grenze nach Frankreich. Am 23. März 1933 trifft er
in Paris ein, wo er kein Unbekannter ist: Seine Oper Aufstieg und Fall der Stadt
Mahagonny hatte internationale Wirkung erzielt, und so war es Weill bereits Ende
1932 gelungen, Aufführungen einiger seiner Musiktheaterwerke in der französischen
Hauptstadt zu realisieren: neben Mahagonny die Opern Der Jasager und Die
Bürgschaft sowie Georg Kaisers Schauspiel mit Musik Der Silbersee.
In Paris fand ein Treffen zwischen Weill und dem finanzkräftigen Engländer Edward
James statt, ermöglicht durch den Kontakt von Boris Kochno, dem künstlerischen
Leiter der von George Balanchine gegründeten Tanzformation Les Ballets 1933.
James wünschte sich für seine Frau, die Tänzerin Tilly Losch, eine Rolle in einem
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neuen Ballett, mit dem er Weill beauftragte und das in London herauskommen sollte.
Weill stimmte diesem Wunsch zu, stellte aber eine Bedingung: Er könne kein
„gewöhnliches Ballett“ schreiben und benötige deshalb einen Textdichter seiner
Wahl. Der von ihm favorisierte Jean Cocteau sagte wegen Zeitmangels ab, daraufhin
wurde, auf Anregung von James, Brecht verpflichtet. Brecht und Weill hatten den
Kontakt zu einander verloren. Hatte Brecht doch den Komponisten während der
Proben zu Mahagonny als „falschen Richard Strauss“ beschimpft und gedroht, ihn „in
voller Kriegsbemalung“ die Treppe herunterzuwerfen. Für die Rolle der Anna I wurde
Lotte Lenya, die Ehefrau des Komponisten, engagiert. Sie hatte sich vor kurzem von
ihm getrennt, und das Scheidungsverfahren lief bereits. Eine schwierige Situation,
doch ließen die Ereignisse in Deutschland persönliche Ressentiments in den
Hintergrund treten.
Komponist und Financier einigten sich, und in kurzer Zeit entstanden von Mitte April
bis Anfang Mai 1933 Die sieben Todsünden. Am 7. Juni wurde das Ballett mit
Gesang im Théâtre des Champs-Élysées in der Choreografie Balanchines und unter
der musikalischen Leitung von Maurice Abravanel uraufgeführt; Brechts Texte
wurden auf Deutsch vorgetragen. Wie schon bei der Oper Mahagonny machte
Caspar Neher die Ausstattung; Lotte Lenya und Tilly Losch übernahmen die
(gesungenen und getanzten) Partien der gedoppelten Anna-Figur. Doch das Werk
hatte nicht den gewünschten Erfolg. Nur die in Paris lebenden deutschen Emigranten
reagierten enthusiastisch. Walter Mehring berichtete: „Eine Elite feierte Künstler und
Interpreten, wie man sie aus der großen Epoche der deutschen Theaterkunst
gewohnt war.“
Die Handlung des Balletts – sie gliedert sich in sieben Bilder (vulgo: sieben
Todsünden) und wird von einem jeweils songartigen Prolog und Epilog gerahmt –
spielt im Land der (scheinbar) unbegrenzten Möglichkeiten. Eine Familie aus
Louisiana schickt Tochter Anna in die großen Städte, um ihr eine Karriere als
Tänzerin zu ermöglichen, die wiederum dazu dienen soll, dass man daheim ein
schmuckes Heim errichten kann. Anna ist keine einfache Person, sondern eine in
zwei Sphären gespaltene Frau (Brecht hatte diese Idee einer gleichsam durch die
Verhältnisse zerrissenen Persönlichkeit schon für sein Stück Die Ware Liebe
entwickelt, aus dem dann später Der gute Mensch von Sezuan wurde). Anna I, die
Sängerin, figuriert als das Prinzip Vernunft; sie ist diejenige, die als Mahnerin und
Managerin auftritt. Anna II, die Tänzerin, hingegen ist das zur Ware degradierte
Mädchen. Faulheit, Stolz, Zorn, Völlerei, Unzucht, Habsucht und Neid – das sind sie
Lebens- und Leidensstationen der jungen Anna, die sich für ihre Familie aufopfert.
Zum Schluss hat Anna zwar das Ziel, das kleine Haus in Lousiana erreicht, doch ist
sie glücklich? Die Musik des Epilogs klingt eher schwerfällig und resigniert und
erinnert an einen Trauermarsch. Vergebens wartet man auf einen Dank der Familie
an Anna.
Musikalisch nimmt Weill in den Sieben Todsünden auf Mahagonny Bezug. Doch
markieren drei wesentliche Änderungen den Unterschied: Ist Mahagonny in Teilen
noch auffällig kammermusikalisch konzipiert, so verwendet Weill für sein Ballet
chanté ein großes Orchester. Und in diesem Klangkörper sind es nicht mehr
vordringlich die Bläser, die das Geschehen dominieren, sondern die Streicher, die
zudem auch jazzige Elemente aufweisen. Damit erzeugt Weill eine Ausweitung der
klanglichen Möglichkeiten. Der unbestreitbare Clou des Balletts ist die Idee, die
Familie der beiden Annas – Spießbürger, wie sie im Buche stehen – von einem
Männerquartett singen zu lassen, und zwar meistens a cappella. Immer wieder
prallen die beiden Sphären – hier Anna I und II, dort die Spießer – aufeinander,
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jedoch nicht so häufig in parodistischer Manier, wie man es sonst von Weill kennt: In
den beißenden Spott mischt sich in den Sieben Todsünden immer wieder ein Tonfall
der Verbitterung, des Verdrusses. Und auch der Moral.
Weill stellt die Geschichte des Mädchens, das sieben Jahre lang durch sieben Städte
reist, in sieben Nummern dar. Umrahmt wird die Handlung durch Prolog und Epilog.
Jeder Nummer liegt die Adaption einer einzelnen populären Musikform wie z.B.
Walzer, Furiant, Foxtrott, Shimmy, Dixieland und Tarantella zugrunde. Der Zuhörer
wird immer wieder durch radikale Stilwechsel innerhalb einer Nummer überrascht.
Sprach- und Musikrhythmus scheinen oft nicht zusammenzupassen, und Musik und
Text bilden häufig einen Gegensatz. Solisten und Orchester agieren teilweise fast
unabhängig voneinander. So entstehen z.B. in der Nummer „Stolz“ drei verschiedene
rhythmische Ebenen gleichzeitig: Orchester, Familie und Anna I.
Marie-Theres Arnbom
Inhalt
Erste Sünde:
Anna I fotografiert Anna II, wie diese im Park Männer in pikante Situationen bringt,
um für die Fotos Geld zu kassieren. Anna II ist der Sache schnell überdrüssig und
schläft auf der Parkbank ein. Gerügt wird die Müdigkeit, nicht die Nötigung.
Zweite Sünde:
Die leichtfertige Anna II tanzt in einem Kabarett in Memphis und wird von der
nörgelnden Anna I fertiggemacht, die ihre Darbietung als Kunst nicht anerkennen will
und ebenso wie das Publikum langweilig findet. Für frivole Einlagen ist Anna II jedoch
nicht zu haben, weil sie dafür zu stolz ist.
Dritte Sünde:
Anna II arbeitet als Statistin in Los Angeles beim Film und regt sich auf, weil ein
Pferd misshandelt wird. Sie begibt sich mit ihrer Aufgeregtheit in Opposition zu Anna
I, welche die Ansicht vertritt, dass man seinem Chef gehorchen sollte und ihre
Empörung unangebracht sei.
Vierte Sünde:
In Philadelphia arbeitet Anna II in einem Kabarett als Akrobatin. Eine schlanke Figur
ist erforderlich, und Anna I meint, sie muss die Essgewohnheiten von Anna II
kontrollieren und nimmt ihr die Süßigkeiten weg.
Fünfte Sünde:
Anna II hat sich in Boston einen noblen Herrn gesucht, der für gewährte Gunst
bezahlen muss. Der Sinn steht ihr aber in Wirklichkeit nach einem jungen Mann, in
den sie verliebt ist. Anna I meint, dass sie auf persönliche Gefühle verzichten soll,
denn es zähle nur das Geld, welches man mit der Liebe verdiene, selbst wenn die
Handlungsweise unmoralisch ist.
Sechste Sünde:
Anna I passt auf, dass Anna II in Baltimore nicht unnötig Geld ausgibt. Fürs
Häuschen soll alles auf den Haufen gelegt werden. Ihre Raffgier nimmt Formen an.
Siebte Sünde:
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In San Francisco beneidet Anna II die hübsch und gutaussehenden jungen
Menschen. Anna I widerspricht und urteilt, dass Schönheit vergänglich sei. Sie soll
doch einmal in den Spiegel schauen.
Nach sieben Jahren ist das Geld für das Haus in Louisiana zusammen und die
verlogene Familie ist zufrieden. Ihr ist es völlig egal, wenn die Moral der Tochter und
Schwester zeitweise auf der Strecke geblieben ist.
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Text von Bertolt Brecht
1) Prolog
ANNA 1
Meine Schwester und ich stammen aus Louisiana
Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fließen
Wie Sie aus den Liedern erfahren können.
Dorthin wollen wir zurückkehren
Lieber heute als morgen
ANNA 2
Lieber heute als morgen!
ANNA 1
Wir sind aufgebrochen vor vier Wochen
Nach den großen Städten, unser Glück zu versuchen.
In sieben Jahren haben wir’s geschafft,
Dann kehren wir zurück.
ANNA 2
Aber lieber schon in sechs!
ANNA 1
Denn auf uns warten unsre Eltern und zwei Brüder in Louisiana,
Ihnen schicken wir das Geld, das wir verdienen,
Und von dem Gelde soll gebaut werden ein kleines Haus,
Ein kleines Haus am Mississippi in Louisiana.
Nicht wahr, Anna?
ANNA 2
Ja, Anna.
ANNA 1
Meine Schwester ist schön, ich bin praktisch.
Sie ist etwas verrückt, ich bin bei Verstand.
Wir sind eigentlich nicht zwei Personen,
Sondern nur eine einzige.
Wir heißen beide Anna,
Wir haben eine Vergangenheit und eine Zukunft,
Ein Herz und ein Sparkassenbuch,
Und jede tut nur, was für die andre gut ist.
Nicht wahr, Anna?
ANNA 2
Ja, Anna.
2. 1. Faulheit
FAMILIE
Hoffentlich nimmt sich unsre Anna auch zusammen.
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
Sie war ja immer etwas eigen und bequem.
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
Und wenn man die nicht aus dem Bett herauswarf,
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
Dann stand das laule Stück nicht auf am Morgen.
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
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Anderseits ist ja unsre Anna ein sehr aufmerksames Kind.
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
Sie war immer folgsam und den Eltern treu ergeben.
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
Und so wird sie es, wir wollen hoffen,
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
Nicht am nöt’gen Fleiße fehlen lassen in der Fremde.
- Müßiggang ist aller Laster Anfang
DIE FAMILIE
Der Herr erleuchte unsre Kinder,
Daß sie den Weg erkennen, der zum Wohlstand führt.
Er gebe ihnen die Kraft und die Freudigkeit,
Daß sie nicht sündigen gegen die Gesetze,
Die da reich und glücklich machen.
3. 2. Stolz
ANNA 1
Als wir aber ausgestattet waren,
Wäsche hatten, Kleider und Hüte,
Fanden wir auch bald eine Stelle in einem Kabarett als Tänzerin,
Und zwar in Memphis, der zweiten Stadt unsrer Reise.
Ach, es war nicht leicht für Anna.
Kleider und Hüte machen ein Mädchen hoffärtig.
Wenn die Tiger trinkend
Sich im Wasser erblicken,
Werden sie oft gefährlich!
Also wollte sie eine Künstlerin sein
Und wollte Kunst machen in dem Kabarett,
In Memphis, der zweiten Stadt unsrer Reise.
Und das war nicht, was dort die Leute wollen,
Was dort die Leute wollen, war das nicht.
Denn diese Leute zahlen und wollen,
Daß man etwas herzeigt für ihr Geld.
Und wenn da eine ihre Blöße versteckt wie ‘nen faulen Fisch,
Kann sie auf keinen Beifall rechnen.
Also sagte ich meiner Schwester Anna:
„Stolz ist etwas für die reichen Leute;
Tu was man von dir verlangt und nicht
Was du willst, daß sie von dir verlangen.“
ANNA 1
Manchen Abend hatt’ ich meine Mühe,
lhr den Hochmut abzugewöhnen.
Manchmal brachte ich sie zu Bette,
Tröstete sie und sagte ihr:
„Denk an das kleine Haus in Louisiana!“
DIE FAMILIE
Der Herr erleuchte unsre Kinder,
Daß sie den Weg erkennen, der zum Wohlstand führt.
Wer über sich selber den Sieg erringt,
Der erringt auch den Lohn.
4. 3. Zorn
10
DIE FAMILIE
Das geht nicht vorwärts!
Was die da schicken,
Das sind keine Summen, mit denen man ein Haus haut.
Die verfressen alles selber.
Denen muß man mal den Kopf waschen,
Sonst geht das nicht vorwärts,
Denn was die dummen Tiere schicken,
Das sind doch wirklich keine Summen,
Mit denen man ein kleines Haus baut.
ANNA 1
Jetzt geht es vorwärts!
Wir sind schon in Los Angeles.
Und den Statisten stehen alle Türen offen.
Wenn wir uns jetzt zusammennehmen
Und jeden Fehltritt vermeiden,
Dann geht es unaufhaltsam weiter nach oben.
DIE FAMILIE
Der Herr erleuchte unsre Kinder,
Daß sie den Weg erkennen, der zum Wohlstand führt.
ANNA 1
Wer dem Unrecht in den Arm fällt,
Den will man nirgends haben,
Und wer über die Rohheit in Zorn gerät,
Der lasse sich gleich begraben.
Wer keine Gemeinheit duldet,
Wie soll der geduldet werden?
Wer da nichts verschuldet,
Der sühnt auf Erden.
Und so hab’ ich meiner Schwester den Zorn abgewöhnt
In Los Angeles, der dritten Stadt der Reise,
Und die offene Mißbilligung des Unrechts,
Die so sehr geahndet wird.
Immer sagte ich ihr: „Halte dich zurück, Anna,
Denn du weißt, wohin die Unbeherrschtheit führt.“
Und sie gab mir recht und sagte:
ANNA 2
„lch weiß es, Anna.“
5. 4. Völlerei
DIE FAMILIE
Da ist ein Brief aus Philadelphia:
Anna geht es gut.
Sie verdient jetzt endlich.
Sie hat einen Kontrakt als Solotänzerin.
Danach darf sie nicht mehr essen, was sie will und wann sie will.
Das wird schwer sein für unsre Anna,
Denn sie ist doch so sehr verfressen.
Ach, wenn sie sich da nur an den Kontrakt hält,
Denn die wollen kein Nilpferd in Philadelphia.
Sie wird jeden Tag gewogen.
Wehe, wenn sie ein Gramm zunimmt,
Denn die stehen auf dem Standpunkt:
52 Kilo haben wir erworben,
52 Kilo ist sie wert.
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Und was mehr ist, ist vom Übel.
Aber Anna ist ja sehr verständig,
Sie wird sorgen, daß Kontrakt Kontrakt ist.
Sie wird sagen: Essen kannst du schließlich in Louisiana, Anna.
Hörnchen! Schnitzel! Spargel! Hühnchen!
Und die kleinen gelben Honigkuchen!
Denk an unser Haus in Louisiana!
Sieh, es wächst schon, Stock- um Stockwerk wächst es!
Darum halte an dich: Freßsucht ist vom Übel.
Halte an dich, Anna,
Denn die Freßsucht ist vom Übel.
6. 5. Unzucht
ANNA 1
Und wir fanden einen Mann in Boston,
Der bezahlte gut, und zwar aus Liebe.
Und ich hatte meine Not mit Anna,
Denn auch sie liebte, aber einen andern,
Und den bezahlte sie, und auch aus Liebe.
Ach, ich sagte ihr oft:
„Ohne Treue bist du höchstens die Hälfte wert.
Man bezahlt doch nicht immer aufs neue,
Sondern nur für das, was man verehrt.
Das kann höchstens eine machen,
Die auf niemand angewiesen ist.
Eine andre hat nichts zu lachen,
Wenn sie einmal ihre Situation vergißt.“
Ich sagte ihr:
„Setz dich nicht zwischen zwei Stühle.“
Und dann besuchte ich ihn
Und sagte ihm:
„Solche Gefühle sind für meine Schwester Anna der Ruin.
Das kann höchstens eine machen,
Die auf niemand angewiesen ist.
Eine andre hat nichts zu lachen,
Wenn sie einmal ihre Situation vergißt.“
Leider traf ich Fernando noch öfter.
Es war gar nichts zwischen uns. – Lächerlich!
Aber Anna sah uns, und leider
Stürzte sie sich gleich auf mich.
DIE FAMILIE
Der Herr erleuchte unsre Kinder,
Daß sie den Weg erkennen,
der zum Wohlstand führt,
Daß sie nicht sündigen gegen die Gesetze,
Die da reich und glücklich machen.
ANNA 1
Und sie zeigt ihren kleinen weißen Hintern,
Mehr wert als eine kleine Fabrik,
Zeigt ihn gratis den Gaffern und Straßenkindern,
Der Welt profanen Blick.
Das gibt immer solche Sachen,
Wenn man sich ein einz’ges Mal vergißt.
Das kann höchstens mal eine machen,
Die auf keinen Menschen angewiesen ist.
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DIE FAMILIE
Wer über sich selber den Sieg erringt,
Der erringt auch den Lohn.
ANNA 1
Ach, war das schwierig, alles einzurenken,
Abschied zu nehmen von Fernando
Und sich bei Edward zu entschuldigen,
und die langen Nächte,
Wo ich meine Schwester weinen hörte und sagen:
ANNA 2
„Es ist richtig so, Anna,
aber so schwer.“
7. 6. Habsucht
DIE FAMILIE
Wie hier in der Zeitung steht,
ist Anna schon in Baltimore,
Und um sie schießen sich allerhand leute tot.
Da wird sie viel Geld verdienen,
Wenn so was in der Zeitung steht.
Das ist gut, das macht einen Namen
Und hilft einem Mädchen vorwärts.
Wenn sie da nur nicht zu gierig ist,
Sonst macht man sich nichts mehr aus ihr.
Wenn sie da nur nicht allzu gierig ist.
Sonst macht man bald einen großen Bogen um sie.
Wer seine Habsucht zeigt,
Um den wird ein Bogen gemacht.
Mit Fingern zeigt man auf ihn,
Dessen Geiz ohne Maßen ist!
Wenn die eine Hand nimmt,
Muß die andere geben;
Nehmen für geben, so muß es heißen,
Pfund für Pfund!
So heißt das Gesetz!
Darum hofften wir, daß unsere Anna auch so vernünftig ist
Und den Leuten nicht ihr letztes Hemd wegnimmt
Und ihr letztes Geld.
Nackte Habsucht gilt nicht als Empfehlung.
8. 7. Neid
ANNA 1
Und die letzte Stadt der Reise war San Francisco.
Alles ging gut, aber Anna war oft müde und beneidete jeden,
Der seine Tage zubringen durfte in Trägheit.
Nicht zu kaufen und stolz
In Zorn geratend über jede Rohheit,
Hingegeben seinen Trieben, Ein Glücklicher!
Liebend nur den Geliebten
Und Offen nehmend, was immer er braucht.
Und ich sagte meiner armen Schwester,
Als sie neidisch auf die andern sah:
„Schwester, wir alle sind frei geboren
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Und wie es uns gefällt, können wir gehen im Licht.
Also gehen aufrecht im Triumphe die Toren,
Aber wohin sie geh’n, das wissen sie nicht.
Schwester, folg mir und verzicht auf die Freuden,
Nach denen es dich wie die andern verlangt.
Ach, Überlaß sie den törichten Leuten,
Denen es nicht vor dem Ende bangt!
Iß nicht und trink nicht und sei nicht träge,
Die Strafe bedenk, die auf Liebe steht.
Bedenk, was geschieht, wenn du tätst, was dir läge,
Nütze sie nicht, nütze sie nicht,
Nütze die Jugend nicht, denn sie vergeht.
Schwester, folg mir, du wirst sehen, am Ende
Gehst im Triumph du aus allem hervor.
Sie aber stehen, o schreckliche Wende,
Zitternd im Nichts vor verschlossenem Tor.“
DIE FAMILIE
Wer über sich selber den Sieg erringt,
Der erringt auch den Lohn.
9. Epilog
ANNA 1
Darauf kehrten wir zurück nach Louisiana,
Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fließen.
Sieben Jahre waren wir in den Städten,
Unser Glück zu versuchen.
Jetzt haben wir’s geschafft.
Jetzt steht es da, unser kleines Haus in Louisiana.
Jetzt kehren wir zurück in unser kleines Haus
Am Mississippi-Fluß in Louisiana.
Nicht wahr, Anna?
ANNA 2
Ja, Anna.
Prologue
Anna 1
So my sister and i left louisiana
Where the moon on the mississippi is a-shining ever,
Like you always hear in the songs of dixie.
We look forward to our home-coming
And the sooner the better.
Anna 2
And the sooner the better!
Anna 1
It's a month already since we started
For the great big cities where you go to make money.
In seven years our fortune will be made
And then we can go back.
Anna 2
In six years would be much nicer.
14
Anna 1
Our mom and dad and both our brothers wait in old louisiana
And we'll send them all our money as we make it,
For all the money's got to go to build a little house
Down by the mississippi in louisiana.
Right, Anna ?
Anna 2
Yes, Anna.
Anna 1
She's the one with the looks, i'm realistic;
She's just a little mad, my head is on straight.
But we're really one divided being
Even though you see two of us
And both of us are Anna,
Together we've but a single past, a single future,
One heart and one savings account,
And we only do what's best for one another.
Right, Anna?
Anna 2
Yes, Anna.
Sloth
Family
Will she now? ... will our Anna pull herself together ?
(lazy bones are for the devil's stockpot)
For she was always quite a one for an armchair;
(lazy bones are for the devil's stockpot)
Unless you came and hauled her off the mattress
(lazy bones are for the devil's stockpot)
The lazy slug would lie in bed all morning.
(lazy bones are for the devil's stockpot)
Otherwise, Anna is, we must admit, a most respectful child.
(lazy bones are for the devil's stockpot)
Did what she was told and showed affection for her parents.
(lazy bones are for the devil's stockpot)
This is what we told her when she left home:
(lazy bones are for the devil's stockpot)
"think of us, and mind you keep your nose down to the grindstone."
(lazy bones are for the devil's stockpot)
O lord, look down upon our daughter,
Show her the way that leads the good to thy reward,
In all her doings preserve her and comfort her,
Incline her heart to observe all thy commandments
That her works on earth may prosper.
15
Pride
Anna 1
So we saved up, bought ourselves an outfit,
Nighties, nylons, beautiful dresses.
Soon we found a job that was going,
A job as dancer in a cabaret,
A job in memphis, the second big town we came to.
Oh how hard it was for Anna!
Beautiful clothes can make a good girl particular
When the drinking tigress meets herself in the pool,
She's apt to become a menace.
She began talking about art (of all things),
About the art (if you please) of cabaret.
In memphis, the second big town we came to,
It wasn't art that sort of people came for.
That sort of people came for something else;
And when a man has paid for his evening
He expects a good show in return.
So if you cover up your bosom and thighs like you had a rash,
Don't be surprised to see them yawning.
So i told my art-loving sister Anna:
"leave your pride to those who can well afford it.
Do what you are asked to do and not what you want,
For that isn't what is wanted."
Oh but i had trouble, i can tell you,
With her fancy pig-head notions.
Night by night i sat by her bedside,
Holding her hand and saying this:
"think of our little house in Louisiana!"
Family
O lord, look down upon our daughter,
Show her the way that leads the good to thy reward.
Who fights the good fight and all self subdues,
Wins the palm, gains the crown.
Anger
Family
We're at a stand-still! what she's been sending,
It's not any money a man can build a house with.
She's as giddy as a cyclone!
All the profits go for her pleasure!
And we're at a stand-still, for what she's been sending
Is not any money a man can build a house with.
Won't she settle down to business?
Won't she ever learn to save something?
For what the feather-brain is sending is not any kind of money
A man can build a little house with.
Anna 1
16
We're making progress.
We have come to Los Angeles
And every door is open here to welcome extras.
We only need a bit of practice
Avoiding possible faux pas
And what can stop us going straight to the top then?
Family
O lord, look down upon our daughter,
Show her the way that leads the good to thy reward.
Anna 1
If you take offense at injustice,
Mister big will show he's offended;
If a curse or a blow can enrage you so
Your usefulness here is ended.
Then mind what the good book tells us
When it says: "resist not evil."
Unforgiving anger is from the devil.
It took time to teach my sister that wrath would not do
In Los Angeles, the third big town we came to.
Where her open disapproval of injustice
Was so widely disapproved.
I forever told her: "practice self-control, Anna,
For you know how much it costs you if you don't."
And she understood and answered:
Anna 2
Yes, i know, Anna.
Gluttony
Family
We've gotten word from Philadelphia
Anna's doing well, she's making lots of money.
Her contract has been signed to do a solo turn,
It forbids her ever eating when or what she likes to eat,
She likes to eat, she likes to eat.
Those are hard terms for little Anna,
Who has always been very greedy.
Oh if she does not break her contract!
There's no market for hippos in Philadelphia!
Every single day they weigh her,
Gaining half an ounce means trouble,
They have principles to stand by:
It's a hundred-and-eighteen that were signed for
Only for the weight agreed we pay!
Gaining half an ounce means trouble,
More than that would mean disaster!
But our Anna 1s not all that stupid
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And she knows a contract is a contract
So she'll reason: after all
You still can eat like little Anna
In Louisiana crabmeat! Porkchops!
Sweet-corn! Chicken!
And those golden biscuits spread with honey!
Think of our house in Louisiana!
Look it's growing! More and more it needs you!
Therefore curb your craving! Gluttons will be punished!
Curb your craving, Anna! Gluttons never go to heaven!
Lust
Anna 1
Then we met a wealthy man in Boston
And he paid her a lot because he loved her,
But i had to keep a watch on Anna
Who was too loving, but she loved another,
And she paid him a lot because she loved him.
So I said: "cheat the man who protects you
And you've lost half your value then:
He may pay once although he suspects you,
But he won't pay time and time again.
Girls can have their fun with money
When they've no provider they must face;
But for girls like us, it's not funny
If we ever even once forget our place."
"Don't try to sit between two stools,"
I told her, then i went to see her young friend,
And said: "if you're kind, you won't hold her,
For this love will be your sweetheart's bitter end."
Girls can have their fun with money
When their money is their own to give,
But for girls like us, it's not funny
If we even once forget the way we live.
So I sent him a lone one-way ticket
Which had broke his heart to use, naturally.
And when Anna found out my trick,
He'd look like broken bones for me.
Family
Oh lord, look down upon our daughter,
Show her the way
That leads the good to thy reward,
Incline her heart to observe all thy commandments
That her works on earth may prosper.
Anna 1
Now she show off her little round white bottom
Worth twice a little Texas motel,
And for nothing the poolroom can stare at Anna
As though she had nothing to sell.
That's why most girls don't get rich
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For they go bad when they forget their place:
You're not free to buy what you itch for
When you've got a good provider you must face.
Family
Who fights the good fight and all self subdues
Wins the palm, gains the crowns.
Anna 1
It wasn't easy putting that in order
Saying good-bye to young Fernando
Then back to Edward to apologize,
Then the endless nights i heard my sister
Sobbing bitterly and repeating:
Anna 2
It's right like this, Anna, but so hard!
Covetousness
Family
Anna, so the papers say,
Is now set up in Baltimore:
Lots of folk seem to be shooting themselves for her.
She must be near to the top and raking it in,
To get in the news like that!
Well, so far, so good; to be talked about
Helps a young girl up the ladder.
Let her beware of overdoing it!
Some people might think she was mean;
Folks shy away from a girl who's said to be mean;
Folks give a wide wide berth
To those who grab all they can get,
Point unfriendly fingers at
Those whose greed goes beyond all bounds.
In the measure you give
You will surely be given,
And as you do, so will you be done by:
Fair is fair.
All must keep this law.
We sincerely hope our smart little Anna
Also has common sense
And will let them keep a shirt or two
When she lets them go for good.
Shameless boarders earn themselves a bad name.
Envy
Anna 1
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And the last big town we came to was San Francisco.
Life, there, was fine, only Anna felt so tired
And grew envious of others:
Of those who pass the time at their ease and in comfort;
Those too proud to be bought,
Of those whose wrath is kindled by injustice,
Those who act upon their impulses happily,
Lovers true to their loved ones,
And those who take what they need without shame;
Whereupon I told my poor tired sister,
When I saw how much she envied them:
"Sister, from birth we may write our own story,
And anything we choose we are permitted to do,
But the proud and insolent who strut in their glory
Little they guess, little they guess,
Little they guess the fate they're swaggering to.
Sister, be strong! You must learn to say no to
The joys of this world, for this world is a snare;
Only the fools of this world will let you go,
Who don't care a damn, don't care a damn,
Don't care a damn, will be made to care.
Don't let the flesh and its longings get you.
Remember the price that a lover must pay,
And say to yourself when temptations beset you
What is the use? What is the use?
Beauty will perish and youth pass away.
Sister, you know, when our life here is over,
Those who were good to go to bliss unalloyed,
Those who were bad are rejected forever,
Gnashing their teeth, gnashing their teeth,
Gnashing their teeth in a gibbering void."
Family
Who fights the good fight and all self subdues
Wins the palm, gains the crown.
Epilogue
Anna 1
Now we're coming back to you, in Louisiana
Where the moon on the Mississippi is a-shining ever.
Seven years we've been away in the big towns
Where you go to make money;
And now our fortune's made,
And now you're there,
Little house in old Louisiana.
We're coming back to you,
To our little house beside the Mississippi in Louisiana
Right, Anna?
Anna 2
Yes, Anna.
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Dennis Russell Davies wurde in Toledo (Ohio) geboren und studierte Klavier und
Dirigieren an der New Yorker Juilliard School. Seine Tätigkeit als Dirigent in Oper
und Konzert, als Pianist und Kammermusiker ist gekennzeichnet durch ein breit
gefächertes Repertoire, das vom Barock bis zur jüngsten Moderne reicht, durch
spannende und durchdachte Programm-Konstellationen und durch eine enge
Zusammenarbeit mit Komponisten wie Luciano Berio, William Bolcom, John Cage,
Manfred Trojahn, Philip Glass, Heinz Winbeck, Laurie Anderson, Philippe Manoury,
Aaron Copland, Hans Werner Henze, Michael Nyman und Kurt Schwertsik. Seit 2002
ist Dennis Russell Davies Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz und Opernchef
am Landestheaters Linz, wo er bisher mit großem Erfolg die West Side Story,
Cavalleria Rusticana/I Pagliacci, Carmen, Die Zauberflöte und The Voyage (Philip
Glass) einstudierte. In seinen Konzerten widmet er sich vor allem dem Schaffen
Anton Bruckners und erweitert das stilistische Repertoire des Orchesters mit Werken
von Komponisten wie etwa Heinz Karl Gruber, Philip Glass und Terje Rypdal.
Internationale Beachtung fanden seine CD-Einspielungen von Werken Philip Glass’.
BOL bitte einfügen
Marianne Faithfull ist seit mehr als vierzig Jahren eine Rock’n’Roll-Berühmtheit.
Ihren ersten Hit hatte die Tochter aus gutbürgerlichem Londoner Hause 1964 mit der
Ballade As tears go by, die ihr damaliger Freund Mick Jagger mit Keith Richards für
sie geschrieben hatte. Lange galt sie als Starlet und Sexsymbol, später machte sie
mit Drogenproblemen Schlagzeilen. Erst seit ihr mit dem Album Broken English 1979
ein Comeback gelang, wird sie auch von Kritikern ernst genommen. Die
Singleauskopplung The Ballad of Lucy Jordan erreichte in Deutschland Platz fünf der
Charts und hielt sich insgesamt für 11 Wochen in den Top Ten. Ein weiterer
Meilenstein ihrer musikalischen Karriere war 1987 Strange Weather. In den 1990er
Jahren entdeckte Faithfull, die auch als Schauspielerin arbeitet, die musikalische
Welt der Weimarer Republik für sich und veröffentlichte Hommagen an Kurt Weill und
Bert Brecht. 2007 hatte sie als Hauptdarstellerin in dem Film Irina Palm auf der
Berlinale großen Erfolg und ging wieder auf Welttournee. Im selben Jahr sang sie mit
Patrick Wolf für sein Album The Magic Position das Duett Magpie.
www.mariannefaithfull.org.uk
Das Vokalensemble Hudson Shad begeistert in Kurt Weills Die sieben Todsünden
die Kritiker und gilt weltweit als das wohl einzige Ensemble, das die
Originalarrangements der unvergessenen Comedian Harmonists präsentiert. Die vier
Sänger verbinden klassische Perfektion mit abwechslungsreicher Unterhaltung.
Wenn sie in einem Stück locker zwischen englischem und deutschem Text hin und
her wechseln ist das ebenso amüsant wie technisch eindrucksvoll. Eine ausgefeilte
Choreographie und ungewöhnliche Arrangements werden dem hohen musikalischen
Niveau der Aufführung gerecht. Dabei verlieren die Künstler nie den Spaß an der
Sache. Mit einem ordentlichen Schuss Selbstironie und viel englischem Humor
garantieren sie ihren Zuschauern einen rundherum gelungenen Abend.
www.hudsonshad.net
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