V 23 Lichtmikroskop, Köhlersches Beleuch

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V 23
A)
Lichtmikroskop, Köhlersches Beleuchtungsprinzip
Stichworte zur Vorbereitung
Geometrische Optik, Mikroskop, Fernrohr, Lupe, Vergrößerungsdefinition bei
Mikroskop und Fernrohr, Auflösungsgrenze des Mikroskops.
B)
Literatur
Trautwein, Kreibig, Oberhausen: Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten
Harten: Physik für Mediziner
Ludwig Bergmann, Clemens Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik. Bd. 3:
Heinz Niedrig (Hrsg.): Optik. Berlin: de Gruyter, 9. Aufl. 1993.
Kurt Michel: Die Mikrophotographie. Wien: Springer, 1967. (UB: Allg. Lesesaal)
Kurt Michel: Die Grundzüge der Theorie des Mikroskops in elementarer Darstellung.
Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Aufl. 1981. (UB: Lehrbuchsammlung, Allg. Lesesaal)
C)
Motivation
Der vorliegende Versuch behandelt die geometrisch-optische Funktionsweise des Mikroskops und die durch die Welleneigenschaften des Lichts bedingte Auflösungsgrenze dieses Geräts. Der Versuch soll demonstrieren, welche Bedingungen zu erfüllen
sind, um mit einem Mikroskop Bilder mit hoher Auflösung und gutem Kontrast zu
erzielen.
D)
1.
Grundlagen
Prinzipieller Aufbau des Mikroskops
Abb. 1 zeigt eine Schemazeichnung des im Praktikum verwendeten Mikroskops,
Abb. 3 den dazugehörigen Strahlengang. Aus der Abbildung ist ersichtlich, daß das
Mikroskop im wesentlichen aus 2 Baugruppen zusammengesetzt ist:
1. Beleuchtungseinrichtung bestehend aus Lichtquelle, Kollektor, Leuchtfeldblende (LfB), Aperturblende (ApB) und Kondensor. Zwischen LfB und ApB befindet sich ein Umlenkspiegel.
2. Abbildungssäule bestehend aus Objektiv und Okular. Den Abstand t zwischen
den Brennpunkten von Okular und Objektiv nennt man Tubuslänge.
In Abb. 3 sind speziell herausgegriffene Strahlen eingezeichnet, mit Hilfe derer zu
ersehen ist, wohin die Lichtquelle (❀ Beleuchtungsstrahlengang) und das Objekt
(❀ Abbbildungsstrahlengang) abgebildet werden.
96
Abb. 1: Schematischer Aufbau des im Praktikum verwendeten
Mikroskops
2.
Abbildungsstrahlengang
Abb. 2: Abbildender Strahlengang im Lichtmikroskop
97
Bild des Objekts auf der Netzhaut
= Brennebene des Linsensystems
des entspannten Auges
Auge
Iris
Linsensystem des Auges (schematisch)
Okular
Zwischenbild in Okular-Brennebene
hintere Objektiv-Brennebene: Bild der Lichtquelle,
Beugungsbild des Objekts
Objektiv
αObj
Objekt in Objektebene := Bildebene der LfB
αKond
Kondensor
Aperturblende (ApB) in Kondensor-Brennebene
= Bildebene der Lichtquelle
Leuchtfeldblende (LfB) in Kollektor-Brennebene
Kollektor
Lichtquelle
Abb. 3: Abbildungs- (durchgezogene Linien) und
Beleuchtungsstrahlengang (gestrichelt) im Lichtmikroskop bei
Köhlerscher Beleuchtung mit αObj = αKond
98
Abb. 2 sowie die durchgezogenen Linien in Abb. 3 zeigen den Abbildungsstrahlengang im Mikroskop. Der Gegenstand befindet sich zwischen der einfachen und doppelten Brennweite des Mikroskopobjektivs. Dieses entwirft in der Zwischenbildebene
ein reelles vergrößertes Zwischenbild. Das Zwischenbild liegt in der Brennebene des
Okulars, so daß es durch das als Lupe arbeitende Okular vergrößert ins Unendliche
abgebildet wird. Durch das Linsensystem des auf Unendlich eingestellten (d.h. völlig
entspannten) Auges wird dieses vom Okular erzeugte virtuelle Bild auf die Netzhaut
reell abgebildet.
Die Gesamtvergrößerung VMikroskop des Mikroskops ist das Produkt aus dem Abbildungsmaßstab βObjektiv des Objektivs und der Vergrößerung VOkular des Okulars:
VMikroskop = βObjektiv · VOkular .
(1)
Der Abbildungsmaßstab des Objektivs ist gegeben durch
βObjektiv =
t
fObjektiv
,
(2)
wobei t die Tubuslänge, also der Abstand der Brennpunkte von Okular und Objektiv, und fObjektiv die Brennweite des Objektivs ist.
Das im Praktikum verwendete Mikroskop besitzt 3 verschiedene Objektive und 2
auswechselbare Okulare. Durch Kombination verschiedener Objektive und Okulare können Vergrößerungen zwischen ca. 50fach und 1500fach realisiert werden. Die
Objektive unterscheiden sich in ihrer Brennweite und ihrer numerischen Apertur
(siehe unten). Die Objektive, die die beiden kleinen Vergrößerungen liefern, sind
sog. Trockensysteme, während das Objektiv, das die höchste Vergrößerung liefert,
ein sog. Immersionsobjektiv ist. Bei der Verwendung dieses Objektivs sollte der
Raum zwischen dem Objektiv und dem zu beobachtenden Präparat mit Immersionsöl angefüllt sein.
3.
Die Auflösungsgrenze des Lichtmikroskops
Definition: Unter der Auflösungsgrenze eines optischen Geräts, hier des Lichtmikroskops, versteht man den Abstand zweier Gegenstandspunkte, die gerade noch
getrennt wahrgenommen werden können. Das Auflösungsvermögen ist der Kehrwert der Auflösungsgrenze.
Die geometrische Optik kann keine Aussagen über die Auflösungsgrenze machen, da
diese Grenze durch die Welleneigenschaft des Lichts bedingt ist.
Wie in Versuch 22 gezeigt wurde, können gemäß der Abbeschen Theorie Objektstrukturen mit einem Abstand d nur dann abgebildet werden, wenn neben dem
Maximum 0. Ordnung mindestens das Maximum 1. Ordnung, das bei der Beugung
an diesen Stukturen entsteht, durch das optische Gerät durchgelassen wird.
Das Zusammenwirken des gebeugten und des ungebeugten Lichts (0. Ordnung M0 )
ist in Abb. 4a nochmals dargestellt:
99
M−1
M0
M+1
M0
αObj
M+1
2 αObj
a)
b)
Abb. 4: Zur Ableitung der Formel für die Auflösungsgrenze
a) bei achsenparalleler und
b) bei schräger Beleuchtung des Objekts
3.1
Achsenparallele Beleuchtung
Das Objekt wird parallel zur optischen Achse beleuchtet (Abb. 4a). Die unter dem
Winkel αObj an den Objektstrukturen der Größe g gebeugten Strahlen fallen gerade
noch in das Mikroskopobjektiv. In der hinteren Brennebene des Objektivs werden
parallele Strahlen in den Beugungsbildern M−1 , M0 und M+1 vereinigt. Das reelle
Zwischenbild entsteht durch Interferenz der von diesen Beugungsbildern ausgehenden Lichtwellen.
Nach der Abbeschen Theorie muß mindestens das Beugungsmaximum 1. Ordnung
(M+1 bzw. M−1 ) durch das Objektiv durchgelassen werden. Der Objektiv-Aperturwinkel αObj , das ist der halbe Öffnungswinkel des Objektivs, muß also größer oder
gleich demjenigen Winkel sein, unter dem das Beugungsmaximum 1. Ordnung entsteht, also größer oder gleich arcsin λg . Daher ist die Auflösungsgrenze g des Mikroskops bei achsenparalleler Beleuchtung des Objekts gegeben durch
g=
λ
.
sin αObj
(3)
Der hierbei im Nenner auftretende Ausdruck sin αObj , also der Sinus des Aperturwinkels, wird Apertur genannt.
Befindet sich zwischen Objekt und Objektiv nicht Luft mit dem Brechungsindex
n = 1, sondern Immersionsflüssigkeit mit einem anderen Brechungsindex n (z.B.
Immersionsöl mit typischerweise n = 1,5), so ist die Auflösungsgrenze auf
g=
λ
λ
=
n · sin αObj
AObj
100
(4)
verbessert. Den Ausdruck AObj := n · sin αObj nennt man numerische Apertur.
Die Verbesserung der Auflösungsgrenze durch Einbringen von Immersionsflüssigkeit
zwischen Objekt und Objektiv beruht darauf, daß vom Objekt ausgehende Strahlen, die in die Immersionsflüssigkeit mit einem Brechungsindex größer 1 eindringen,
zum Einfallslot hin gebrochen werden. Der Öffnungswinkel derjenigen vom Objekt
ausgehenden Strahlen, die in das Objektiv fallen, ist also bei Verwendung von Immersionsflüssigkeit größer. Für den Fall der Beleuchtung mit einem Lichtkegel ist
dies in Abb. 6 dargestellt.
3.2
Schräge Beleuchtung
In Versuch 22 wurde gezeigt, daß es zur Bilderzeugung ausreicht, wenn nur 2 Beugungsordnungen, beispielsweise M0 und M+1 , durch Ausblenden zugelassen werden.
Es kann also darauf verzichtet werden, daß auch das Beugungsmaximum -1. Ordnung, M−1 , durch das Objektiv durchgelassen wird.
Wenn man nun die Einfallsrichtung des parallelen Lichtbündels aus 3.1 verändert,
so daß es nicht mehr achsenparallel ist, dann fällt das Beugungsmaximum 0. Ordnung nicht mehr auf der optischen Achse in das Objektiv ein, sondern näher am
Rand des Objektivs. Daher wandern auch die Strahlen, die von den Maxima +1.
und -1. Ordnung kommen, zur Seite, und zwar trifft das eine nun nicht mehr auf
die Linse, während das andere vom Rand der Linse in Richtung auf ihre Mitte hin
wandert. Der Winkel zwischen den zu einer Objektstruktur gehörigen Strahlen 0.
und 1. Ordnung darf nun also größer sein, damit diese Strahlen noch durch die Linse
gehen und die Struktur somit noch aufgelöst wird. Wir erreichen mit der schrägen
Beleuchtung also eine Verbesserung der Auflösung gegenüber der achsenparallelen
Beleuchtung.
Aus Abb. 4b kann man ersehen, daß man bei extrem schräger Beleuchtung des
Objekts den Aperturwinkel zwischen dem einfallenden Licht 0. Ordnung und dem
abgebeugten Licht 1. Ordnung, verglichen mit der Beleuchtung parallel zur optischen
Achse (Abb. 4a), verdoppeln kann. Dies bewirkt, wie wir gleich nachrechnen werden,
daß man im Grenzfall extrem schräger Beleuchtung für die Auflösungsgrenze
g=
λ
λ
=
2 · n · sin αObj
2 · AObj
(5)
erhält, also ein doppelt so hohes Auflösungsvermögen wie bei achsenparalleler Beleuchtung.
Wenn wir den Einfallswinkel des beleuchtenden Lichtbündels noch stärker vergrößern,
geht der Strahl 0. Ordnung nicht mehr durch die Linse, nur noch der Strahl 1. Ordnung. Dies ist, wie wir in Versuch 22 gesehen haben, nach der Abbeschen Theorie
genauso wenig ausreichend, um eine Objektstruktur abzubilden, wie wenn nur das
Maximum 0. Ordnung durch die Linse geht.
101
für Interessierte: Herleitung der Auflösungsgrenze bei schräger Beleuchtung:19
Objektebene
einfallende
zum Maximum
Strahlen
1. Ordnung
d
αEinfall
αObj
δ1
δ2
αEinfall
zum Maximum
0. Ordnung
Abb. 5: Auflösungsgrenze g bei schräger Beleuchtung
Wir wollen aufgrund des soeben Gesagten nun annehmen, daß der Einfallswinkel
αEinfall des Lichts gegen die optische Achse kleiner oder gleich dem Aperturwinkel
des Objektivs ist. Der Winkel, unter dem das Maximum 1. Ordnung eines Gitters
mit der Gitterkonstante d erscheint, ist dadurch definiert, daß hierfür die von zwei
im Abstand d befindlichen Punkten ausgehenden Strahlen einen Gangunterschied
von λ aufweisen. Bei schräger Beleuchtung ergibt sich dieser Gangunterschied aber
nicht allein aus der Weglängendifferenz δ2 nach dem Gitter, sondern die beiden
Strahlen haben schon, wenn sie am Gitter ankommen, einen Gangunterschied δ1
(siehe Abb. 5). Die beiden Gangunterschiede δ1 = d · sin αEinfall und δ2 addieren sich
auf. Der maximal erlaubte Winkel, unter dem die Strahlen 1. Ordnung das Gitter
verlassen dürfen, um noch in die Objektivlinse zu gelangen, ist αObj ; in diesem Fall
ist δ2 = d · sin αObj . Wir erhalten somit aus der Beziehung λ = δ1 + δ2 für die gerade
noch auflösbare Gitterkonstante d, welche wir als Auflösungsgrenze g bezeichnen:
g=
λ
.
sin αObj + sin αEinfall
(6)
Diese Formel gilt, solange αEinfall ≤ αObj ist.
Wir wenden uns nun dem Fall zu, daß Immersionsflüssigkeit verwendet wird. Der
Brechungsindex des zwischen Objekt und Objektiv gebrachten Immersionsöls sei
n. Um auch den – sehr ungebräuchlichen – Fall der Verwendung von Immersionsflüssigkeit zwischen Kondensor und Objekt mit einzubeziehen, bezeichnen wir den
Brechungsindex dort mit n′ (üblicherweise eben n′ = 1). Nun berechnet sich der
Gangunterschied nicht mehr einfach aus den geometrischen Weglängendifferenzen,
sondern man muß die sogenannte optische Weglänge verwenden, welche das Produkt
aus Brechungsindex und Weg ist.20
19
Diesen Abschnitt können Sie auch überspringen und direkt in 3.3 weiterlesen!
Dies liegt daran, daß die Wellenlänge in einem Medium mit Brechungsindex n gleich nλ ist,
wobei λ die Wellenlänge in Vakuum bzw. Luft bezeichnet.
20
102
Wir haben dann im Grenzfall, daß d gleich der Auflösungsgrenze g ist, die Gangunterschiede δ1 = n′ · g · sin αEinfall und δ2 = n · g · sin αObj , woraus sich die Auflösungsgrenze zu
λ
λ
=
(7)
g=
n · sin αObj + n′ · sin αEinfall
AObj + AEinfall
ergibt. Hierbei wurde die einer numerischen Apertur gleichende Abkürzung AEinfall :=
n′ ·sin αEinfall mit dem Brechungsindex n′ des Mediums zwischen Kondensor und Objekt und dem Einfallswinkel αEinfall eingeführt. Gleichung (7) gilt, solange auch noch
der Strahl 0. Ordnung durch das Objektiv hindurchtritt. Dies ist aufgrund des SnelαEinfall
liusschen Brechungsgesetzes gewährleistet, solange sin
≤ nn′ , d.h. also solange
sin αObj
AEinfall ≤ AObj ist.
Hieraus ergibt sich, daß die bei maximal schräger Beleuchtung erreichbare Auflösungsgrenze gleich
λ
λ
g=
=
(8)
2 · n · sin αObj
2 · AObj
ist, wie oben behauptet.21
3.3
Beleuchtung mit einem Lichtkegel
Die Überlegungen in 3.2 für den Fall der schrägen Beleuchtung helfen uns, schnell die
Auflösungsgrenze für den Fall der Beleuchtung mit einem Lichtkegel, dessen Achse
mit der optischen Achse zusammenfällt, herzuleiten.
In einem Beleuchtungskegel haben wir Strahlen aller Einfallswinkel αEinfall von 0 bis
zu einem maximalen Einfallswinkel, dem sog. Beleuchtungs-Aperturwinkel oder
Kondensor-Aperturwinkel αKond . Dieser bestimmt direkt die Auflösungsgrenze,
welche wir einfach aus 3.2 übernehmen können. Wir erhalten also nach Gleichung (7)
g=
λ
λ
=
,
′
n · sin αObj + n · sin αKond
AObj + AKond
(9)
wobei die numerische Apertur der Kondensors, AKond := n′ · sin αKond mit dem
Brechungsindex n′ des zwischen Kondensor und Objekt befindlichen Mediums (üblicherweise Luft mit n′ = 1) eingeführt wurde. Auch diese Gleichung gilt nur, solange
AKond ≤ AObj ist.22
21
Die Formeln (7) und (8) gelten unabhängig davon, ob das Objekt auf einem Objektträger
aus Glas, welches ja auch einen von 1 verschiedenen Brechungsindex hat, liegt bzw. sich unter
einem Deckglas befindet. Denn beidesmal haben die von verschiedenen Gitterpunkten ausgehenden
Strahlen, welche in den Beugungsmaxima konstruktiv interferieren, die gleichen optischen Wege
durch das Glas, so daß sich hierdurch kein zusätzlicher Gangunterschied ergibt.
22
Zwar gelangen nun aufgrund der anderen im Strahlenkegel enthaltenen Strahlen (z.B. dem
auf der optischen Achse verlaufenden Zentralstrahl) auf jeden Fall Strahlen 0. Ordnung in das
Objektiv, doch sind diese nicht kohärent zu dem durchgelassenen Strahl 1. Ordnung. Damit zwei
Strahlen miteinander interferieren können, müssen diese zueinander kohärent sein, d.h. es muß eine
feste (d.h. zeitlich konstante) Phasenbeziehung zwischen ihnen bestehen. Dies ist aber hier nicht
der Fall, da schon die aus unterschiedlichen Richtungen am Objekt ankommenden Strahlen nicht
zueinander kohärent sind, weil sie von unterschiedlichen Punkten auf der Lichtquelle ausgehen,
d.h. die zugehörigen Wellenzüge wurden von unterschiedlichen Atomen unabhängig voneinander
emittiert.
103
Die optimale Auflösung erhält man nach Gleichung (9) also, wenn AObj = AKond ist:
g=
λ
λ
.
=
2 · n · sin αObj
2 · AObj
(10)
Dies ist natürlich die gleiche optimale Auflösungsgrenze wie in Gleichung (5).
Allerdings werden mit wachsender Beleuchtungsapertur der Kontrast und die Tiefenschärfe ( Abbildungstiefe“) geringer, weshalb man in der Praxis häufig auf die
”
maximal erreichbare Auflösung verzichtet und eine Kondensorapertur wählt, die
kleiner als die Objektivapertur ist.
Abb. 6 veranschaulicht die Wirkungsweise des Immersionsöls bei der Verbesserung
der Auflösungsgrenze des Mikroskops.
Objektiv
ohne Immersionsöl
mit Immersionsöl
Deckglas
Objektebene
Objektträger
Abb. 6: Strahlengang mit/ohne Immersionsöl
3.4
Förderliche und leere Vergrößerung
Als förderliche Vergrößerung bei einem Lichtmikroskop bezeichnet man diejenige Gesamtvergrößerung (also Produkt aus Abbildungsmaßstab des Objektivs und
Okularvergrößerung), bei der die vom Objektiv gerade noch aufgelösten Strukturen
(also Strukturen von der Größe der Auflösungsgrenze) so vergrößert werden, daß sie
vom Auge gerade noch als getrennte Punkte wahrgenommen werden können. Eine
darüber hinausgehende Vergrößerung (leere Vergrößerung) hat keinen Nutzen,
durch sie kann keine zusätzliche Information über das Objekt gewonnen werden.
Die förderliche Vergrößerung liegt bei guten Mikroskopen bei etwa 1500fach.
4.
Die Beleuchtungseinrichtung im Lichtmikroskop – das
Köhlersche Beleuchtungsprinzip
Aus den Überlegungen des vorangehenden Abschnitts geht hervor, daß man die beste mit dem Mikroskop erreichbare Auflösungsgrenze g dann erreicht, wenn man die
Apertur AKondensor des beleuchtenden Lichtkegels, die sogenannte Beleuchtungsapertur, der Apertur des Objektivs anpaßt, d.h. wenn gilt:
AKondensor = AObjektiv .
104
(11)
Für die Auflösungsgrenze gilt dann
g=
4.1
λ
λ
=
.
AObjektiv + AKondensor
2 · AObjektiv
(12)
Anforderungen an das Mikroskop
An das Mikroskop werden folgende Anforderungen gestellt:
Hohe Apertur: Hochauflösende mikroskopische Objektive haben numerische Aperturen bis 1,4 (mit Ölimmersion). Derartig große Aperturen können nicht mit
einem einfachen Spiegel oder Hohlspiegel ausgeleuchtet werden.23 Es ist auch
nicht möglich, mit der Lichtquelle sehr nahe an das mikroskopische Objekt
heranzugehen und dadurch eine große Beleuchtungsapertur zu erreichen. Ein
zu kleiner Abstand der Lichtquelle würde das Objekt durch Hitzeeinwirkung
zerstören. Man benutzt deshalb bei guten Mikroskopen besondere optische
Vorrichtungen, die eine starke Vergrößerung der Lichtquelle bewirken und eine entsprechend große Beleuchtungsapertur zur Folge haben.
Teilobjektausleuchtung: Nur der Bereich des Objekts soll ausgeleuchtet werden,
der durch das Objektiv vergrößert abgebildet wird. Würde man einen größeren
Bereich beleuchten, so fällt unnötiges Streulicht in das Mikroskopobjektiv und
setzt den Bildkontrast herab. Außerdem ist das Objekt größerer Hitzeeinwirkung ausgesetzt als unbedingt notwendig.
Gleichmäßige Objektausleuchtung: Der beobachtete Kontrast soll ausschließlich vom Objekt herkommen und nicht von der unzulänglichen Ausleuchtung.
4.2
Köhlersches Beleuchtungsprinzip
Eine Beleuchtungseinrichtung, die alle diese Gesichtspunkte berücksichtigt, wurde
bereits 1893 von A. Köhler angegeben. Sie ist unter der Bezeichnung Köhlersches
”
Beleuchtungsverfahren“ bekannt und wird heute in der Mikroskopie allgemein angewendet.
Das Schema einer Beleuchtungsanordnung nach dem Köhlerschen Prinzip ist in
Abb. 3 sowie in der folgenden Abbildung 7 dargestellt:
23
Beleuchtungsaperturen größer als 1 sind ohnehin sehr schwer zu realisieren, eine Möglichkeit
ist in K. Michel, Die Mikrophotographie, Kapitel XIII. C. 3. a) beschrieben.
105
Abb. 7: Schema einer Beleuchtungsanordnung nach dem Köhlerschen
Prinzip: 1 Lichtquelle, 2 Kollektorlinse, 3 Leuchtfeldblende, 4 Bild der
Glühwendel in der Aperturblende, 5 Kondensor, 6 Bild der
Leuchtfeldblende im Objekt
Die Lichtquelle (1) wird durch den Kollektor (2) in die Aperturblendenebene (4)
abgebildet. Da die Aperturblende in der Brennebene des Kondensors liegt, wird
der Objektbereich gleichmäßig ausgeleuchtet, denn so kommt von jedem Punkt der
Lichtquelle an jedem Punkt des Objekts ein Strahl an. Der Abbildungsmaßstab des
Kollektors ist hierbei so zu wählen, daß die zum Erreichen der größten benötigten
Beleuchtungsapertur erforderliche Aperturblendenöffnung, die sich nach dem Objektiv mit der höchsten Apertur richtet, vollständig von dem Lichtquellenbild ausgefüllt
ist. Eine Verkleinerung der Beleuchtungsapertur kann dann jederzeit durch entsprechendes Schließen der Kondensoraperturblende erzielt werden. Der Kondensor (5)
ist so eingestellt, daß er von der hinter dem Kollektor (2) stehenden – möglichst
in der Kollektorbrennebene befindlichen – Leuchtfeldblende (3) (durch einen Pfeil
angedeutet) ein scharfes Bild (durch Pfeil angedeutet) in der Ebene des Präparats
(6) entwirft.
Das Köhlersche Beleuchtungsprinzip ist damit durch die folgenden Vorteile gekennzeichnet:
• geringe Erwärmung des Objekts bei gleichzeitig genügend hoher Helligkeit und
großer erzielbarer Beleuchtungsapertur; wird erreicht durch großen Abstand
der Lichtquelle vom Objekt und Vergrößerung der Lichtquelle mit Hilfe des
Kollektors
• gleichmäßige, strukturlose Ausleuchtung des Objekts; wird dadurch erreicht,
daß sich das Bild der Lichtquelle in der Brennebene des Kondensors befindet
• variable Leuchtfeldgröße, dadurch kann die Größe des ausgeleuchteten Flecks
gleich der des abgebildeten Objektausschnitts gewählt werden, so daß Streulicht und auch eine unnötige Objekterwärmung vermieden werden; wird erreicht durch die Leuchtfeldblende
• variable Beleuchtungsapertur, dadurch kann die Beleuchtungsapertur gleich
der Objektivapertur gewählt werden, was eine maximale Auflösung ermöglicht;
wird erreicht durch die Kondensoraperturblende
106
• Leuchtfeldgröße und Beleuchtungsapertur können unabhängig voneinander gewählt und verändert werden, so daß sich beide Bedingungen (Leuchtfeldgröße
= Objektausschnitt und AKondensor = AObjektiv ) erfüllen lassen und ein Ändern
der einen Größe kein Nachjustieren der anderen Blende erfordert; wird dadurch
erreicht, daß sich die Leuchtfeldblende in der Kollektorbrennebene und die
Kondensoraperturblende in der Kondensorbrennebene befindet
Hier noch zusammenfassend, was sich mit den einzelnen Elementen verändern läßt:
• Leuchtfeldblende: Leuchtfeldgröße, Beleuchtungsleistung24
• Kondensoraperturblende: Beleuchtungsapertur → Auflösung, Kontrast, Tiefenschärfe, Beleuchtungsintensität25 , Beleuchtungsleistung25
• Lichtquelle: Beleuchtungsintensität26 , Beleuchtungsleistung26
24
über die Größe des maximalen Emissionswinkels (auf der Lichtquelle) der verwendeten Strahlen
über die Größe des verwendeten Teils der Lichtquelle
26
über die Lichtstärke der Lichtquelle
25
107
E)
Versuchsdurchführung und -auswertung
Achtung: Der Tubus des Mikroskops darf auf keinen Fall gesenkt werden ohne
gleichzeitige seitliche Beobachtung des Abstandes von Objektiv zu Objekt. Wenn
Sie in das Okular blicken, darf der Tubus nur nach oben bewegt werden.
1.
Einstellen des Köhlerschen Beleuchtungsstrahlenganges
Zunächst:
• Beleuchtung einschalten
• Alle Blenden öffnen
• Kondensor an den oberen Anschlag stellen
• Diatomeenpräparat einlegen
• mit Objektiv I (kleinste Vergrößerung) und Okular 7 x“ scharfstellen
”
• Objektiv II einschwenken und erneut scharfstellen
Abbildungsstrahlengang einstellen:
• Leuchtfeldblende (LfB) ganz zuziehen
• Rand der LfB durch Senken des Kondensors scharfstellen. Möglicherweise
müssen Sie den Spiegel verkippen, um die LfB auf die Bildmitte zu zentrieren. Lassen Sie gegebenenfalls Ihren Assistenten überprüfen, ob die
LfB korrekt scharfgestellt wurde.
• LfB gerade so weit öffnen, daß sie das Bild nicht mehr begrenzt
Beleuchtungsstrahlengang einstellen:
• Okular durch Hilfsfernrohr ersetzen (ist mit CT“ markiert)
”
• Kondensoraperturblende (ApB) schließen und mit dem Hilfsfernrohr den
Blendenrand scharfstellen (damit ist das Hilfsfernrohr auf die hintere
Brennebene des Objektivs eingestellt). Zum Scharfstellen halten Sie die
Okularhalterung fest und drehen Sie das Fernrohr heraus, bis Sie die
ApB scharf sehen. Am Mikroskop selbst nichts verändern. Lassen Sie
gegebenenfalls Ihren Assistenten überprüfen, ob Sie richtig scharfgestellt
haben.
• Lichtquelle verschieben, so daß die Leuchtwendel zusammen mit der ApB
im Hilfsfernrohr scharf erscheint; evtl. ApB leicht öffnen, damit die Leuchtwendel besser sichtbar wird.
• ApB wieder öffnen und Hilfsfernrohr durch das Okular ersetzen.
Damit ist der Köhlersche Beleuchtungsstrahlengang für Objektiv II exakt eingestellt.
Diese Einstellung kann auch bei Verwendung von Objektiv III belassen werden.
108
2.
Allgemeine Übungen zur Mikroskopie
2.1 Bestimmung des Abbildungsmaßstabs der Objektive II und III: Legen Sie das Kupfernetzchen (seine Gitterkonstante ist auf dem Objektträger angegeben) auf den Objekttisch, und beobachten Sie das Bild zunächst mit dem Okular.
Dann wird das Okular durch eine Mattscheibe in der Zwischenbildebene ersetzt. Die
Mattscheibe wird mit einer Lupe betrachtet. Auf der Mattscheibe erscheint das reelle, vergrößerte Zwischenbild. Durch Vergleich der Gitterabstände im Zwischenbild
mit der Millimeterteilung der Mattscheibe ist der Abbildungsmaßstab des Objektivs
zu bestimmen.
2.2 Kalibrierung des Okularmikrometers: Kupfernetzchen und Okularmikrometer ( 15 x“) werden hierzu parallel und einander überdeckend eingestellt. Beide
”
werden untereinander über einen möglichst großen Bereich verglichen. Führen Sie
den Vergleich bei Objektiv II und III durch.
Sollten Sie hier bei Objektiv III Scharfstellschwierigkeiten haben, so können Sie diese durch Anwendung von Ölimmersion beheben.
a) Geben Sie bei der Auswertung an, welcher Länge auf dem Objekt bei Verwendung
von Objektiv II bzw. III ein Teilstrichabstand des Okularmikrometers entspricht.
b) Bestimmen Sie außerdem den tatsächlichen Abstand der Teilstriche auf der in
der Zwischenbildebene befindlichen Skala des Okularmikrometers; bilden Sie den
Mittelwert der beiden Ergebnisse für Objektiv II und III.
2.3 Ausmessen eines Präparats: Beobachten Sie das Diatomeenpräparat mit
Objektiv II. Zeichnen Sie eine Diatomee, und tragen Sie in diese Zeichnung ihre
Längs– und Querausdehnung ein.
3.
Einfluß der Beleuchtungsapertur und des Immersionsöls
auf die erreichbare Auflösungsgrenze im Mikroskop
3.1 Variation der Beleuchtungsapertur: Arbeiten Sie mit dem Trockensystem (Objektiv II) und mit dem Diatomeenpräparat sowie dem Okular 15 x“.
”
Schließen Sie die Leuchtfeldblende so weit, daß sie gerade das Bildfeld nicht mehr
begrenzt. Bringen Sie mit Hilfe des Kreuztisches eine Diatomee in die Mitte des
Bildfeldes und stellen Sie mit dem Feintrieb scharf, bis die feinen punktförmigen
Strukturen sichtbar werden. Schließen Sie jetzt die Kondensoraperturblende, d.h.
verringern Sie die Beleuchtungsapertur. Sie werden feststellen, daß das Punktmuster ab einer sehr gut definierten Blendenstellung nicht mehr aufgelöst wird.
3.2 Einfluß des Immersionsöls (Objektiv III): Ersetzen Sie bei voll geöffneter Kondensoraperturblende das Objektiv II durch das Immersionsobjektiv III (nur
Objektiv III ist für Ölimmersion ausgelegt, nicht dagegen Objektiv II). Bringen Sie
einen Tropfen Immersionsöl (n = 1,5) zwischen Objekt und Objektiv und stellen
Sie mit dem Feintrieb wieder scharf. Die punktförmigen Strukturen der Diatomee
werden jetzt besser aufgelöst als bei Verwendung von Objektiv II.
109
Aufgabe: Geben Sie die Abstände der beobachteten feinen Punkte an (in μm).
Achtung: Nach dem Arbeiten mit Ölimmersion das Immersionsobjektiv mit einem mit Alkohol befeuchteten Papiertuch abwischen. Objektträgergläschen durch
vorsichtiges Abtupfen mit einem, ebenfalls mit Alkohol befeuchteten, Papiertuch
reinigen.
4.
Beugungserscheinungen bei der Abbildung feiner Lichtpunkte
Dieser Versuch wird unter Verwendung von Objektiv II und dem Okular mit 15facher Vergrößerung durchgeführt. Als Präparat findet eine Metallaufdampfschicht mit
Löchern von einem Durchmesser bis unter 1 μm Verwendung. Das Mikroskop bildet
diese scharf begrenzten Löcher nicht als exakt begrenzte Strukturen ab, sondern
man beobachtet – auch wenn auf die Oberfläche der Aufdampfschicht scharfgestellt
ist – kreisrunde Beugungsscheibchen, d.h. ein zentrales Intensitätsmaximum, das
von Beugungsringen umgeben ist.
4.1 Frage: In welcher Weise ändert sich die Abbildung, wenn die Kondensorapertur verkleinert wird?
4.2 Aufgabe: Zeichnen Sie qualitativ den in radialer Richtung des Beugungsscheibchens beobachteten Intensitätsverlauf (also Intensität in Abhängigkeit vom
Abstand zum Lochmittelpunkt) bei großer und kleiner Kondensorapertur auf.
4.3 Frage: Wie würde dieser Intensitätsverlauf aussehen, wenn eine ideale Abbildung ohne Beugung des Lichts vorliegen würde?
5.
Berechnung der Brennweiten der Objektive II und III
Berechnen Sie die Brennweiten von Objektiv II und III aus der Beziehung
f=
b
βObjektiv + 1
.
(13)
βObjektiv ist der von Ihnen bestimmte Abbildungsmaßstab des Objektivs und b =
170 mm die Bildweite.
110
F)
Fragen
23.1 Konstruieren Sie den Strahlengang im Mikroskop mit Gegenstandsweite
g = 1,5 · fObjektiv .
23.2 Leiten Sie Gleichung (2) aus der Definition des Abbildungsmaßstabs, der
Linsengleichung sowie der geometrischen Beziehung zwischen Bildweite
und Tubuslänge her.
23.3 Leiten Sie Gleichung (13) aus der Definition des Abbildungsmaßstabs und
der geometrischen Beziehung zwischen Bildweite und Tubuslänge her.
23.4 In welcher Weise wird die Auflösungsgrenze des Mikroskops beeinflußt
durch:
–
–
–
–
–
die
die
die
die
die
Wellenlänge des Mikroskopierlichtes
numerische Apertur des Mikroskopobjektivs
Vergrößerung des Okulars
Beleuchtungsapertur
Ölimmersion
23.5 Was sind die Vorteile bei der Verwendung von Immersionsöl? Erklären
Sie dazu den Strahlenverlauf zwischen Objekt und Objektiv mit und ohne
Immersionsöl.
23.6 Was versteht man unter Tiefenschärfe?
23.7 Entwirft das Mikroskop-Okular ein relles oder ein virtuelles Bild? Begründung!
23.8 Wann benutzt man das Zernike-Phasenkontrastverfahren?
23.9 Vergleichen Sie den Aufbau eines Licht- und Elektronenmikroskops.
23.10 Erläutern Sie deren Vor- und Nachteile im Hinblick auf Untersuchungen
biologischer Präparate.
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