Mikroskopie: Theoretische Grundlagen Ein Mikroskop ist ein Präzisionsinstrument, der richtige Umgang damit erfordert zuerst theoretisches Grundwissen, damit es richtig bedient werden kann. Für jeden Einstellknopf und jede Linse gibt es Namen, die gelernt werden müssen, um sich über diese Dinge verständigen zu können. Dadurch werden Fehler vermieden, die dazu führen können, dass man gar nichts erkennen kann, wenn man durch das Mikroskop schaut. Ein Mikroskop enthält 2 Linsensysteme: Okular und Objektiv. Jedes dieser Linsensysteme trägt zur Vergrößerung bei. Die Vergrößerungsfaktoren eingraviert, und zwar Okular _________ Objektive: ___________ , ___________ , _____________ Die Vergrößerung errechnet sich durch Multiplikation der Okular- und der Objektivvergrößerung. Je näher man einen Gegenstand an das Auge führt, desto mehr Einzelheiten erkennt man, wobei man aber sehr schnell feststellt, dass es eine Grenze gibt, bei deren Unterschreiten das Auge den Gegenstand nicht mehr scharf abbilden kann, weil der Krümmungsradius der Augenlinse nur in bestimmten Grenzen verändert werden kann. Beim menschlichen Auge liegt diese Grenze( Bezugssehweite ) genannt, bei 250 mm. Das Auge sieht den Gegenstand unter dem Sehwinkel G. Beim Betrachten eines Gegenstandes interessiert uns, wie genau wir Einzelheiten erkennen können, ob es uns gelingt, zwei benachbarte Punkte noch getrennt wahrnehmen zu können. Das Maß für die Unterscheidbarkeit zweier Punkte bezeichnet man als das Auflösungsvermögen. Zum Betrachten kleiner Objekte, wie z.B. der Zellen, reicht das Auflösungsvermögen des Auges nicht aus. Wir brauchen deshalb optische Hilfsmittel. Das einfachste ist ein Vergrößerungsglas, eine Lupe, deren Vergrößerung berechnet man nach der Formel V = 250 [mm] / f [mm] Hierbei sind die 250 mm die Bezugsweite des menschlichen Auges und f die Brennweite der Linse. Kennt man die Vergrößerung einer Lupe, und möchte die Brennweite errechnen, so schreibt man die Formel um f [mm] = 250 [mm] / V Einfache Lupen, die nur eine Linse bzw. ein Linsensystem enthalten, vergrößern bis zu ca. 20 oder 25fach. Möchte man Objekte stärker vergrößern, bedient man sich zweier Linsensysteme, und damit sprechen wir von einem Mikroskop. Strahlengang durch ein Lichtmikroskop Das von der Lichtquelle (Lampe oder Sonnenlicht mit Spiegel) ausgehende Licht wird durch eine Linse gebündelt. Durch eine Mattscheibe (rau geschliffene Scheibe) unter dem Objekt, kann das Licht auf das Objekt gleichmäßig verteilt werden. Das Objektiv liefert vom Gegenstand ein vergrößertes, reelles Zwischenbild. Das bereits vom Objektiv vergrößerte Zwischenbild wird noch einmal durch das Okular vergrößert. Das Endbild ist virtuell. Die Gesamtvergrößerung ist das Produkt aus der Vergrößerung des Objektivs und der Vergrößerung des Okulars: Vges = VObjektiv x VOkular Das Lichtmikroskop vergrößert bis 2000fach. Die meisten Mikroskope besitzen mehrere Objektive, die abwechselnd durch eine Drehvorrichtung (Revolver) in den Strahlengang gebracht werden, um den Abbildungsmaßstab verändern zu können. Auflösung: Für die Auflösung ist vor allem das Objektiv verantwortlich. Eine schlecht aufgelöste Struktur ist auch durch noch so starke Nachvergrößerung nicht besser zu erkennen. Zur Beschreibung eines Objektivs genügt nicht nur der Vergrößerungsfaktor, sondern wir brauchen als weitere Größe die sogenannte numerische Apertur [A]. Darunter versteht man die Größe A = n sin alpha n ist der Berechnungsindex des Mediums (in der Regel Luft, Brechungsindex=1) zwischen Objekt (bzw. dem Deckglas) und der Frontlinse des Objektivs. alpha ist der Öffnungswinkel, unter dem ein Strahl vom Objektiv gerade noch aufgenommen werden kann. alpha kann niemals größer als 90° sein, somit kann die numerische Apertur niemals Werte über 1 annehmen. In der Praxis ist der Wert 0,95 die oberste Grenze; Einen höheren Aperturwert erhält man, wenn man die Luft zwischen Objektiv und Deckglasoberfläche durch ein stärker brechendes Medium ersetzt ( Immersionsöl, spezielle Objektive) Phasenkontrast: Bei der normalen Lichtmikroskopie mit einfarbigem Licht wird das Licht beim Durchgang durch das Objekt (abhängig von dessen Struktur) verändert. Es wird mehr oder weniger stark abgeschwächt. Viele biologische Objekte erscheinen oft strukturlos. Zelle und Zellkern z. B. haben im sichtbaren Spektralbereich die gleiche Durchlässigkeit, so dass Helligkeits- und Farbunterschiede nicht wahrgenommen werden können. Unterschiede zwischen z.B. Zellkern und Plasma lassen sich durch spezifische Färbungen darstellen, weil sie molekular unterschiedlich zusammengesetzt sind. Die Färbung ist eine chemische Umsetzung, bei der gewisse Strukturen zerstört werden können. Man ist sich daher nie ganz sicher, ob das, was man sieht, reell ist. Beim Phasenkontrastverfahren arbeitet man bei indirektem Licht. Durch eine Blende unterhalb des Kondensors wird das direkte Licht abgefangen. Nur ein Lichtring erreicht somit das Objekt. Durch diese Blende im Strahlengang tritt nur indirektes, am Objektiv gebeugtes, Licht ins Mikroskop. Durch Veränderung der Blendenöffnung erkennt man eine Verstärkung von Helligkeitsunterschieden und somit eine Kontrastierung der Strukturen. Zellplasma und Zellkern z. B. sind auf diese Weise sehr leicht voneinander zu unterscheiden. Bedienung des Mikroskops Jedes Okular kann mit Hilfe des Revolvers in den Lichtweg gebracht werden. Am Objekttisch findet man verschiedene Systeme, mit denen der Objektträger fixiert werden kann. Grundsätzlich sind folgende Regeln zu beachten Präparat erst bei schwacher, dann erst bei starker Vergrößerung betrachten. Die Längen der Objektive sind so aufeinander abgestimmt, dass die Bildschärfe beim Objektivwechsel nicht verloren geht. Präparat zunächst mit dem Grobtrieb (großes Rad seitlich am Mikroskop) + / - scharf einstellen. Dabei wird er Objekttisch so nahe wie möglich an das Objektiv herangeführt. Verfolgen Sie diesen Vorgang durch Beobachtung von der Seite. Ein Zusammenstoß zwischen Objektiv und Objekt ist zu vermeiden. Beim Beobachten des Präparats nur den Feintrieb (kleines Rad) verwenden, oder den Grobtrieb verwenden, um den Abstand zwischen Objektiv und Präparat zu vergrößern. Kondensor (Linsensystem unterhalb des Objekttisches) so weit nach oben drehen wie möglich. Die "Frontlinse" (die dem Objekt am nächsten liegt), bei kleinen Vergrößerungen (3,2 x, 10 x) aus dem Lichtweg herausklappen. Sie nur bei stärkeren Vergrößerungen verwenden. Beleuchtungsstärke darf nicht zu hoch sein. Leuchtfeldblende (Blende an der Lichtquelle) offen lassen. Aperturblende (Blende am Kondensor) nur so weit schließen, bis Sie optimalen Kontrast erhalten. Arbeiten mit Phasenkontrast: Phasenkontrastblende in den Lichtweg bringen. Aperturblende + / - ganz öffnen, Leuchtstärke der Lampe erhöhen. Phasenkontrast erhalten Sie nur mit den dafür geeigneten Objektiven. Das Präparat: Präparat stets mit einem Deckglas abdecken. Auf der Oberseite des Deckglases darf nie Wasser stehen. Sollte das trotzdem einmal der Fall sein, so muss es mit einem Stück Filterpapier entfernt werden, bevor Sie das Präparat auf den Objekttisch legen. Sollte, was noch schlimmer ist, ein Objektiv befeuchtet worden sein, so ist es umgehend mit einem weichen Tuch [Kleenex] wieder zu reinigen. Das Präparat muss stets in Flüssigkeit eingebettet sein. Achten Sie darauf, dass keine Luftblasen unter das Deckglas geraten, wenn Sie Ihr Präparat damit bedecken. Stark lichtbrechende, meist runde Strukturen, die fast jeder Anfänger am ersten Praktikumstag im Mikroskop erkennt, sind Luftblasen, die bei sorgfältigem Arbeiten eigentlich nicht auftreten sollten. Die Unterseite des Objektträgers soll genau so trocken sein wie die Oberseite des Deckglases. Feuchtigkeitsspuren auf dem Objekttisch sind umgehend zu entfernen. Protokollführung Über alle durchgeführten mikroskopischen Beobachtungen ist ein ausführliches Protokoll zu führen. Es soll korrekt, vollständig und übersichtlich sein Versuche ohne eine gewissenhafte Protokollführung bedeuten Zeitverschwendung. Richtlinien für ein Protokoll: 1. Überschrift (Titel), Bezeichnung des Präparates/Versuches. Name des Experimentators, Datum. 2. Einleitung: Kurze Darlegung der Fragestellung (Stichworte sind oft ausreichend); gegebenenfalls Nennung verwendeter Literaturstellen. 3. Material und Methoden: Herkunft des Versuchsmaterials, Mikroskopie: Angabe der Vergrößerung . Die Daten sind übersichtlich anzuordnen (Details nicht vergessen), damit sich der Verlauf des Experiments bis in die Einzelheiten verfolgen lässt. Nur so können bei Misserfolgen die Fehler gefunden werden. Auch fehlgeschlagene Experimente sind in der gleichen Weise aufzuführen. Es ist selbstverständlich überflüssig, Dinge abzuschreiben, die in einer vorliegenden Versuchsanleitung beschrieben sind. Nur dann, wenn Sie von der Vorschrift abweichen, muss die experimentelle Durchführung genau beschrieben werden. 4. Ergebnisse Messwerte sind in Form von Tabellen, Diagrammen u.s.w. übersichtlich zusammenzustellen. 5. Zeichungen • Beobachtete Strukturen - makroskopisch oder mikroskopisch - sind zeichnerisch darzustellen. • Gezeichnet wird grundsätzlich nur mit einem Bleistift auf weißem, glattem Papier. Linien werden glatt durchgezogen (dünn vorzeichnen, dann verstärken). • Stricheln,,,schummern", wischen u.s.w. ist zu vermeiden. Radieren ist erlaubt (und meist unumgänglich - deshalb nur mit Bleistift zeichnen). • Die Zeichnungen sollen möglichst groß sein, damit sie genügend Details einzeichnen können. Sie sollten etwa 2/3 bis 3/4 des zur Verfügung stehenden Raumes einnehmen, so dass oben und unten noch Platz für die Beschriftung bleibt. • Bei Strukturen, die aus vielen gleichartigen Elementen aufgebaut sind (etwa ein Stängelquerschnitt, der viele ähnlich gebaute Zellen enthält), sind nur Ausschnitte zu zeichnen. • In einer Übersichtszeichnung soll angedeutet werden, wo welche Elemente liegen. • Vor allem auf die Proportionen achten! 6. Diskussion Ein Protokoll schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse, mit einer Diskussion" der Ergebnisse, einer Erklärung, sowie gegebenenfalls einer Deutung, warum der eine oder der andere Versuch fehlschlug. Welche Zusatzversuche wären denkbar, um weitere Fragen zu beantworten. Auch Kritik am Versuchsaufbau und der Wahl des Versuchsobjekts ist angebracht. Welche Schlüsse können aus den Ergebnissen gezogen werden? Wurden die eingangs gestellten Fragen befriedigend beantwortet, oder sind die Ergebnisse nicht schlüssig?