Aus dem Department Innere Medizin II, Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie und Infektiologie der Albert-Ludwigs Universität Freiburg Selektionierung sowie genetische und phänotypische Charakterisierung von Euxpumpeninhibitor - resistenten E. coli - Mutanten aus einer AcrB - Mutantenbibliothek INAUGURAL - DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert - Ludwigs - Universität Freiburg i. Brsg. vorgelegt 2013 von Anna Sakaras geboren in Berlin Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert E. Blum 1. Gutachter: Prof. Dr. Winfried Kern 2. Gutachter: Prof. Dr. Daniel Jonas Jahr der Promotion: 2014 An all die Menschen, die mich in meinem Leben positiv beeinussten und prägten, insbesondere an meine Eltern und meinen Partner. Danksagung Ich möchte all jenen danken, die während meiner Arbeit an dieser Promotion an meiner Seite standen. Zunächst danke ich meinem Doktorvater Professor Kern für die freundliche Überlassung des spannenden Themas und seine einussreichen Vorschlägen und Korrekturen. Dann gilt mein Dank Professor Jonas für die Übernahme des Zweitgutachtens. Mein besonderer Dank gilt Sabine Schuster für die tatkräftige Unterstützung in allen Phasen diser Arbeit- bei der Einführung in die Laborarbeit, während der Experimente, in den Pausen und auch noch lange Zeit danach beim Schreiben und der Fertigstellung. Ohne ihre groÿe Erfahrung und Geduld, sowie freundlichen Erklärungen und vielen Korrekturen wäre dies Arbeit nicht, was sie heute ist. Ebenfalls danke ich dem Laborteam der Infektiologie für die freundliche Zusammenarbeit, angenehme Stunden und den kleinen Tipps und Tricks. Insbesondere sind hier zu erwähnen Jürgen Bohnert bei der Zusammenarbeit an den Euxassays sowie informativer Unterstützung bei der Diskussion; Magdalena Szymaniak-Vits für das herzliche Lachen und vielen hilfreichen Kleinigkeiten; und all die anderen Des Weiteren danke ich meiner Familie, Freunden und Lehrern, die alle dazu beigetragen haben, dass ich dort hingelangt bin, wo ich stehe. Hier möchte ich insbesondere meinem Eltern danken für ihre bedingunglose Liebe und Unterstützung auf meinem Lebensweg, exemplarisch meiner Freundin Katharina Glitz fürs Korrekturlesen dieser Arbeit und meinen Schwiegereltern, die mir in Freiburg eine zweite Heimat gaben. Zuletzt gilt mein Dank meinem geliebten Benjamin für seine Motivation, seine Geduld, seine Unterstützung und Lebensfreude und die unzähligen schönen Stunden, die wir teilen. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis i 1 Einleitung 1 1.1 Antibiotikaentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Resistenzmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.3 Euxpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3.1 Eux durch RND - Transporter . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.3.2 Die AcrAB - TolC Euxpumpe . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.4 Escherichia coli und Euxpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.5 Euxpumpeninhibitoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.6 Zielsetzung 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Material und Methoden 19 2.1 Lösungen und Bakterienstämme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.2 Mikrobiologische Methoden 23 2.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Kultivierung und Lagerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.2.2 Selektionierung eines AcrB - Mutantenpools . . . . . . . . . . 23 2.2.3 Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration . . . . . . . 24 2.2.4 Akkumulationsassay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.2.5 Euxassay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Molekularbiologische Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Extraktion genomischer DNA aus 2.3.2 Polymerase - Kettenreaktion E. coli 31 . . . . . . . . . . . 31 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.3.3 Aufreinigung von PCR Produkten . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.4 Sequenz - Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.3.5 Homologe Rekombination 35 2.3.6 Rekonstitution von Mutationen mit Hilfe der Homologen Re- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 i 3 Ergebnisse 39 3.1 Selektionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Ertrag nach der Ausplattierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.3 Erste Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.4 MHK - Daten der ausgewählten Mutanten . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.5 Akkumulationsassays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.6 Euxassays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.7 Sequenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.8 Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm . . . . . . . 49 3.8.1 3AG100 - AcrB:OS1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.8.2 3AG100 - AcrB:ÜLN15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.8.3 3AG100 - AcrB:NP21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.8.4 3AG100 - AcrB:F617S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 4 Diskussion 39 57 4.1 Selektionierung und Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.2 Die Mutationen der Mutanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.3 Phänotypen mit veränderter EPI - Ezienz . . . . . . . . . . . . . . 62 4.3.1 Verminderte EPI - Wirksamkeit von PABN . . . . . . . . . . 63 4.3.2 Verminderte EPI - Wirksamkeit von NMP . . . . . . . . . . 64 4.3.3 Verbesserte Wirksamkeit der EPIs . . . . . . . . . . . . . . . 65 4.4 Phänotypen mit veränderter Substratspezität . . . . . . . . . . . . 66 4.5 Phänotypen nach der Rekonstitution der Mutationen . . . . . . . . 68 4.6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.7 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5 Zusammenfassung A Anhang 73 I Liste der verwendeten Symbole und Abkürzungen III Referenzen V 1 Einleitung Infektionskrankheiten sind neben Herz - Kreislauf - Erkrankungen weltweit immer noch die häugste Todesursache. Alte und neue Erreger von lebensbedrohlichen Erkrankungen stellen die Weltgemeinschaft dauerhaft vor die Aufgabe Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten zu nden und ihre Verbreitung zu verhindern. Antibiotikaresistente Erreger erschweren zunehmend die Behandlung, denn ihr Anteil ist ansteigend. Für das Jahr 2011 gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das internationale Thema vor: Verhütung von antimikrobiellen Resistenzen und ihrer Verbreitung . Auch in Deutschland stand der Weltgesundheitstag 2011 unter einem ähnlichen Motto [Weltgesundheitstag, 2011]. Infektionen mit resistenten Keimen verdoppeln die Krankenhausverweildauer, Mortalität und Morbidität, steigern die damit verbundenen Ausgaben im Gesundheitssystem erheblich [Holmberg et al., 1987] und bedrohen viele medizinische Errungenschaften. Resistente Pathogene verteilen sich noch dazu rasant durch eine mobile und internationale Gesellschaft. Weiterhin stellen vor allem die Mehrfachresistenzen von Bakterien ein groÿes Problem dar, die oftmals durch Multi - Drug - Resistance (MDR) Euxpumpen vermittelt werden [Lomovskaya et al., 2007]. Leider hält die Entwicklung neuer antimikrobieller Substanzen nicht mit. Im Gegenteil gibt es kaum neue Entwicklungen in Vorbereitung und mit abnehmenden Investitionen in diesem Gebiet kann diesem Problem nicht begegnet werden. Die Welt steuert auf eine post - biotische Aera zu [Chan, 2011]. 1.1 Antibiotikaentwicklung Als in den 1940er Jahren die ersten Antibiotika entwickelt wurden, galten sie als Wundermedikamente. Dies ist verständlich, da sie Millionen von inzierten jedes Jahr heilen konnten, triviale Infektionen keine Bedrohung mehr darstellten und die Lebenserwartung einen Sprung nach oben nahm [Chan, 2011]. Sir Alexander Fleming entdeckte 1928 auf einer verschimmelten Petri - Schale das Penicillin, ein Anti- 1 1 Einleitung biotikum gewonnen aus Pilzen der Gattung Penicillium. Bis zum klinischen Einsatz vergingen noch 20 Jahre, doch begann eine Epoche, in der durch Antibiotika viele Menschenleben gerettet werden sollten. Von Mitte der dreiÿiger bis Anfang der sechziger erfolgte eine rasante Entwicklung und die Entdeckung der meisten bekannten Antibiotika von Sulfonamiden (1936), B - Laktamen (1940), Tetracyclinen und Chloramphenicol (1949) bis Aminoglycoside (1950), Makrolide (1952), Glycopeptide (1958) sowie Streptogramine und Chinolone (1962). Seitdem entstanden Weiterentwicklungen und Verbesserung von bekannten Stoen. Es kamen die Fluorchinolone (1985) und Ketolide (2000) auf den Markt [Holzgrabe, 2004]. Als einzige stellten die Oxazolidinone (1999) eine Innovation dar. Besonders ihr Vertreter Linezolid wird neben Daptomycin und dem Streptogramin Kombinationspräparat Dalfopristin/Quinopristin zur Behandlung von Infektionen mit methicillinresistenten Staphylokokken (MRSA) und vancomycinresistenten Enterokokken (VRE) eingesetzt [Alekshun and Levy, 2007]. Wobei sich auch hier bereits resistente Stämme gegen Linezolid und gegen das Kombinationspräparat heraus gebildet haben [Jones et al., 1998], [Meka and Gold, 2004]. Ein besonderer Vorteil der Antibiotika besteht darin, dass sie selektiv auf eine Struktur der Bakterienzelle ab zielen, die in der menschlichen Zelle nicht existiert. Somit werden die Bakterienzellen toxisch geschädigt, doch die körpereigenen Zellen in ihrer Integrität und Funktion nicht gestört. Die einzelnen Antibiotikaklassen nutzen verschiedene Zielstrukturen des Bakteriums aus. Der Wirkmechanismus kommt durch die Störung der bakteriellen Zellwandsynthese, Proteinsynthese, Folsäuresynthese oder Störung der bakteriellen DNA - Struktur zustande. Weiterhin gibt es Stoe, die Resistenzmechanismen inhibieren, wie die Betalaktamaseinhibitoren, die das von den Bakterien gebildete und somit den B - lactamringzerstörende Enzym ausschalten B - Lactamantibiotika zur Wirkung verhelfen [Hof and Dörries, 2005]. Abbildung 1.1 veranschaulicht die Wirkmechanismen von Antibiotika. 1.2 Resistenzmechanismen Die Resistenz eines Bakteriums wird darüber deniert, dass Bakterien in Anwesenheit therapeutisch relevanter Konzentrationen eines antimikrobiellen Chemotherapeutikums ihre Vermehrung nicht einstellen und gegenüber der Wirksubstanz unempndlich bleiben [Hof and Dörries, 2005]. Seit der Einführung der Antibiotika sind 2 1.2 Resistenzmechanismen Abbildung 1.1: Darstellung der Angrispunkte von Antibiotikaklassen mit Beispielen ihrer Vertreter, modiziert nach [Hof and Dörries, 2005] Resistenzen zunehmend angestiegen [Kresken et al., 1999]. So verursachte schon in den 1940er Jahren mit der Einführung des Penicillins ein penicillinresistenter phylococcus aureus Sta- durch Penicillinasebildung Probleme in Londoner Krankenhäu- sern [Barber and Rozwadowska Dowzenko, 1948]. Seit Millionen von Jahren haben Bakterien und Pilze chemische Substanzen produziert, die dem Schutz vor anderen Mikroorganismen dienen. Manche dieser antimikrobiellen Substanzen, wie das Penicillin, wurden in der Medizin übernommen. Doch über die Jahrtausende haben Mikroben wiederum Mechanismen entwickelt diesen toxischen Eekten zu entgehen. Resistenzen sind daher ein sehr altes Phänomen und über Bakteriengenerationen vererbbar [WHO, 2011]. Ein E. coli Stamm, der 1946 gefriergetrocknet wurde, enthielt ein Plasmid mit Genen, die eine Resistenz gegen Tetracyclin und Streptomycin verliehen, obwohl diese Antibiotika erst mehrere Jahre später in der klinischen Medizin verwendet wurden [Madigan et al., 2001]. Vermutlich haben Resistenz - Plasmide schon vor dem Zeitalter der Antibiotika existiert, doch die Anwendung von Antibiotika erzeugte Selektionsvorteile für ihre Ausbreitung. Resistenzen kommen durch den falschen Einsatz von Antibiotika in der 3 1 Einleitung Medizin, der Veterinärmedizin und der Nahrungsmittelindustrie und dem dadurch immer gröÿer werdenen Selektionsdruck auf Bakterien zustande. Inzwischen sind Resistenzen nicht nur ein Problem der Krankenhäuser bei der Behandlung immunsupprimierter Patienten, sondern auch ein Problem der ambulanten Behandlung. In Nepal korrelieren Resistenzraten eines Individiums mehr mit der Antibiotikabenutzung der gesamten Gemeinde, als mit der Nutzung des Individiums selbst [Walson et al., 2001]. Antibiotika beeinussen als sogenannte gesellschaftliche Medikamente die Umwelt durch individuellen Einsatz. So führt eine Aknebehandlung zu einer MDR - Hautora des gesamten Haushalts und nicht nicht nur des Patienten [Eady et al., 1996]. Im Abwasser werden weitgehend intakte antimikrobielle Stoe mit zunehmender Inzidenz beobachtet und dies trägt dazu bei, dass sich resistente Organismen durch einen fortbestehenden Selektionsdruck weiter ausbilden [Kümmerer and Henninger, 2003]. Hingegen ist die Rückentwicklung von Resistenzen ein sehr langsamer Prozess. Der Entwurf eines sich nach der Therapie selbst zerstörenden Antibiotikums wäre ein Lösungsansatz [Levy and Marshall, 2004]. Es wird zwischen der natürlichen und der erworbenen Resistenz unterschieden. Tabelle 1.1 führt die verschiedene Gründe für eine natürliche Resistenz von Mikroorganismen auf, die unter Selektionsdruck bis zu MDR führen können [Alekshun and Levy, 2007]. Bei erworbenen Resistenzen gibt es primäre und sekundäre. Die primäre Resistenz entsteht durch Mutationen im eigenen Genom des Mikroorganismus und führt zu Selektionsvorteilen. Auf diesem Wege führt eine Mutation im Genom zu einer veränderten Aminosäure im Ribosom von E. coli, so dass Streptomycin nicht mehr binden kann. Die sekundäre Resistenz kommt schneller über die Aufnahme von Resistenzgenen anderer Bakterien durch horizontalen Gentransfer zu stande. Über Konjugation, Transformation und Transduktion können zwischen Bakterien Plasmide, Transposons, nackte DNA und Bakteriophagen - DNA ausgetauscht werden. So wird die Resistenzentwicklung durch die zwei Hauptkomponenten des genetischen Potentials und des Selektionsdruckes bestimmt [Wiedemann, 2007]. Besonders gramnegative Bakterien entwickeln Antibiotikaresistenzen aufgrund des dierenzierten Aufbaus der Zelle mit einem zwischen zwei Zellmembranen liegendem Periplasma. Viele amphiphile Substrate erreichen nicht den Wirkort im Zytoplasma, da sie bereits im Periplasma abgefangen werden [Mahamoud et al., 2007], [Piddock, 2006]. Zwar wirken 4 B - Laktame bereits an der Zellwand, werden jedoch in- 1.2 Resistenzmechanismen Tabelle 1.1: natürliche Resistenzmechanismen, modiziert nach [Madigan et al., 2001] Resistenzmechanismus Reduzierte Beispiel Penicillin G Resistenz gramnegativer Bakterien wegen Permeabilität Fehlende Zielstruktur der schlechten Durchlässigkeit der äuÿeren Membran Penicillinresistenz von Mycoplasmen aufgrund der fehlenden Mureinschicht Inaktivierung des Antibiotikums Hydrolisierung des B - Lactamringes von Penicillinen durch Penicillinasen; auch Produktion von Methylasen, Acetylasen und Phosphorylasen Veränderung der Zielstruktur B - Lactamresistenz aufgrund von Penicillin - Bindeproteinen (PBP) mit verminderter Anität; Chinolonresistenz durch Modizierung der DNA - Gyrase Entwicklung eines resistenten Sulfonamidresistenz durch Aufnahme von Folsäure aus der Umwelt statt einer eigenen Produktion Stowechselweges Aktiver Eux verschiedenste Resistenzen durch Herauspumpen des Antibiotikums aus der Zelle aktiviert durch B - Lactamasen und ebenfalls euxiert [Nikaido and Normark, 1987], [Li et al., 1994]. Auch der Inux von lipophilen Stoen wird durch die äuÿere Membran und dessen LPS - Schicht stark verlangsamt [Yu et al., 2003]. Die synergistische Kombination aus Undurchdringlichkeit der äusseren Membran, die Reduktion der Poren in der äusseren Membran und die Hochregulation von MDR Euxpumpen sowie andere Resistenzmechanismen erlaubt eine hohe intrinsische Resistenz [Nikaido, 1996]. Auch bei grampositiven Bakterien stellen MDR - Transporter ein universelles Konzept dar und ermöglichen den Eux einer breiten Variation an nichtverwandten Substanzen. Sie vereiteln die Bemühungen um neue antibiotische Stoklassen [Alekshun and Levy, 2007]. Die Ausprägung einer Euxpumpe kann zur Entwicklung von weiteren Resistenzmechanismen führen [Mahamoud et al., 2007], so dass ihre Inhibition das Level der intrinsichen Resistenz und das Voranschreiten von Resistenzentwicklung erheblich vermindern würde [Lomovskaya et al., 2001]. Einige der problematischsten MDR Organismen sind momentan ruginosa, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae Pseudomonas ae- mit extended - spectrum B- Lactamasen (ESBL), aber auch Vancomycin - resistente Enterokokken (VRE), Methicillin - resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sowie extensively drug - resistant 5 1 Einleitung (XDR) Mycobacterium tuberculosis [Alekshun and Levy, 2007]. 1.3 Euxpumpen Arzneimittelresistenzen während einer Infektion oder Tumortherapie sind häug durch Überexpression von Euxpumpen verursacht, die zu einer verminderten Konzentration der Arzneimittel in der Zelle führen [Li and Nikaido, 2004]. Bakterien können mehrere Pumpen enthalten [Lomovskaya and Watkins, 2001]. Zuerst wurde der Eux in E. coli als Resistenzmechanismus gegenüber Tetracyclin beschrie- ben [McMurry et al., 1980], [Levy, 1992]. Phylogenetisch gibt es fünf Superfamilien an bakteriellen Euxpumpen: ATP - Binding - Cassette (ABC) - Transporter, Major Facilitator Superfamily (MFS), Multidrug and Toxic Compound Extrusion (MATE) - Transporter, Small Multidrug Resistance (SMR) - Transporter, und die Resistance - Nodulation - Division (RND) - Transporter (siehe Abb. 1.2). Abbildung 1.2: Schematische Illustration der Transporterfamilien. Dargestellt sind NorA (Staphylococcus aureus, MFS), EmrE (E.coli, SMR), NorM (Vibrio parahae- molyticus, MATE), AcrAB - TolC (E. coli, RND) und LmrA (Lactococcus lactis, ABC). Alle Substrate werden unverändert und energieabhängig ausgepumpt. Bei der RND - Familie ist dies auch aus dem Periplasma möglich. Modiziert nach [Kumar and Schweizer, 2005]. Die ABC - und MFS - Transporter stellen die zwei gröÿten Familien dar. Nur die ABC Familie betreibt einen primären Transport durch ATP Hydrolyse, während sonst der Antrieb über sekundären Transport durch Ionengradienten oder trans- 6 1.3 Euxpumpen membranären Protonenüssen statt ndet. Die MFS und RND Familien sind in der Natur am häugsten vertreten. MFS Transporter sind in grampositiven und gramnegativen Bakterien zu nden, doch weisen sie ein enges Feld der Substraterkennung auf. RND Pumpen dagegen nden sich nur in gramnegativen Bakterien und weisen ein polyselektives Substratspektrum auf [Poole, 2005] ABC - Transporter Die ABC - Transporter gehören einer groÿen Superfamilie mit 52 Subfamilien an. Sie betreiben einen aktiven primären Transport durch Energiegewinnung aus ATP Hydrolyse und befördern Substrate wie Medikamente, Zucker, Aminosäuren, Metallionen, Peptide und Carboxylate [Paulsen et al., 2001]. Sie bilden Multiprotein Komplexe mit Membranproteinen, die vermutlich eine Pore bilden, und cytoplasmatischen Proteinen, die die ATPase Aktivität besitzen. In der Regel bestehen die Membranproteine aus sechs Transmembransegmenten (TMS), die sich in Paaren organisieren und an denen sich wiederum zwei cytoplasmatische Proteine anhängen. ABC - Transporter nden sich in 21 bekannten prokaryotischen Eux - Systemen und eher selten in Bakterien. Die LmrA - Pumpe von Lactococcus lactis wurde al- lerdings häug untersucht [Kumar and Schweizer, 2005]. MFS - Transporter Auch die MFS - Transporter gehören einer sehr groÿen Familie an, die 30 verschiedene Subfamilien aufweist und mehr als 1000 sequenzierte Mitglieder zählt [Kumar and Schweizer, 2005]. Zumeist bestehen diese Transporter aus nur einem transmembranem Bauteil mit entweder 12 oder 14 TMS [Li and Nikaido, 2004]. Es gibt jedoch Vertreter, die mit Membranfusionsproteinen (MFP) und Proteinen der äuÿeren Membran (OMP) interagieren und damit eine Ausnahme bilden, wie EmrAB TolC von E. coli [Lomovskaya and Lewis, 1992]. Der Transport wird sowohl durch Symport als auch Antiport von Protonen und Natriumionen angetrieben. Substrate bilden Zucker, Medikamente, Neurotransmitter, Carboxylate, Aminosäuren, Siderophagen und Nucleoside. Besonders die Subfamilien DHA12 und DHA14 sind am Eux von Medikamenten beteiligt [Paulsen et al., 2001]. Eine der am ausführlichsten charakterisierten Mitglieder der MFS Familie sind Tetracyclin - Euxpumpen. SMR - Transporter 7 1 Einleitung Die Proteine dieser Familie bestehen lediglich aus 110 Aminosäuren, die sich zu vier TMS aneinanderfügen. Die Proteine bilden Tetramere und werden durch Protonengradienten angetrieben. So ndet der Transport von Zuckern, Purinen und anderen Metaboliten statt [Paulsen et al., 2001]. Ein gut untersuchtes Beispiel stellt die EmrE - Pumpe in E. coli dar. MATE - Transporter In dieser Familie nden sich Transporter von Bakterien, Hefen und Panzen [Paulsen et al., 2001]. Sie wurden bisher zur Familie der MFS gezählt, sind jedoch inzwischen als eigene Familie anerkannt, da sich die Gensequenzen unerscheiden. Die Proteine sind in etwa 450 Aminosäuren lang und bilden 12 TMS. Ein Natriumgradient wird als Energiequelle für den Eux von kationischen Farbstoen und Fluorchinolonen genutzt [Kumar and Schweizer, 2005]. Ein gut studierter Vertreter ist das YDhE - Protein von E.coli. RND - Transporter Proteine der RND Familie sind in Bakterien, Eukaryonten und Archaea zu nden [Tseng and Saier, 1999]. Sie werden in sieben Subfamilien unterteilt. Typischerweise werden sie über chromosomale Gene kodiert, doch gibt es inzwischen auch Berichte über Plasmidkodierte RND Transporter [Hansen et al., 2004]. Alle Mitglieder ermöglichen den Transport über einen Substrat/H + Antiport und zeigen ein weites Substratspektrum. 1.3.1 Eux durch RND - Transporter Gramnegative Bakterien können Euxpumpen aus allen fünf Transporterfamilien aufweisen, doch sind die RND - Transporter am häugsten. Die klinische Relevanz dieser Euxsysteme besteht in der Vermittlung von Mehrfachresistenzen gegenüber strukturell unterschiedlichsten Substanzen. Die am besten studierten Euxpumpen sind AcrAB - Tolc von E. coli und MexAB - OprM von P. aeruginosa. Typischerwei- se zeigen RND - Pumpen einen dreiteiligen Aufbau. Die Komplexe setzen sich aus einem in der zytoplasmatischen Membran sitzenden Transporter - Protein, einem Protein der äuÿeren Membran (OMP) und einem Membranfusionsprotein (MFP) zusammen. All bisher studierten Pumpen von E. coli dem OMP TolC ein [Kumar and Schweizer, 2005]. 8 gingen einen Komplex mit 1.3 Euxpumpen Die Regulationsmechanismen der Expression von RND - Pumpen sind vielseitig und durch lokale und globale Faktoren beeinussbar. So können Mutationen im lokalen Repressor - Gen zu einer Überexpression von RND - Pumpen führen. In E. coli ist der Repressor AcrR dafür zuständig die Überexpression von AcrAB zu verhindern. Weiterhin können Mutationen in globalen Regulatorgenen, wie MarRAB oder SoxRS sowie Mutationen in Transkriptionsaktivatoren wie MarA, SoxS und Rob zu einer Überexprimierung des AcrAB - TolC Systems führen [Okusu et al., 1996]. Aber auch Mutationen in der Protomer Region von AcrB oder Insertionselemente oberhalb des AcrB Genlokus führen zu Überexpressionen [Piddock, 2006]. Ebenso induzieren Stressfaktoren und bestimmte Substrate in der Umgebung die Expression, wie erhöhte Konzentrationen von Gallensalzen oder Fettsäuren [Ma et al., 1995]. 1.3.2 Die AcrAB - TolC Euxpumpe AcrAB TolC ist das qualitativ und quantitativ vorherrschende Eux System in coli E. [Sulavik et al., 2001] und ist bis heute die am besten untersuchte RND - Pumpe. Das Spektrum der Substraterkennung reicht von Antibiotika verschiedenster Stoklassen, Farbstoen, Gallensalzen und organischen Lösungsmitteln bis zu Ionen und Chemikalien sowie Substanzen lipophiler und amphiphiler Natur, die alle direkt nach Auÿen transportiert werden [Zgurskaya and Nikaido, 1999]. Die ursprüngliche Funktion des AcrAB - TolC Eux Systems bestand vermutlich darin die Zelle vor toxischen Substanzen wie Gallensalze oder Fettsäuren im natürlichen Umfeld, dem Darm, zu schützen [Ma et al., 1995], [Thanassi et al., 1997]. Die dreiteilige Pumpe besteht aus einem Transporterprotein an der inneren Membran AcrB, zuständig für die Substraterkennung und die Energietransduktion, einem porenbildenden Protein in der äuÿeren Membran TolC und dem periplasmatischen Membranfusionsprotein AcrA. Damit überspannt sie den periplasmatischen Raum von der Cytoplasmamembran zur äuÿeren Membran (siehe Abb. 1.3). Das Trimer TolC bildet eine das Periplasma und die äuÿere Membran durchziehende Röhre. Das Ende des Tunnels ist durch gewundene Proteinschleifen verschlossen, die sich durch allosterische Proteininteraktion wie eine Iris aufdrehen und den Weg aus der Zelle freigeben können [Koronakis et al., 2000]. Diese Proteininteraktion wird vermutlich durch AcrA vermittelt, das verbindend von Auÿen auf AcrB und TolC sitzt [Mikolosko et al., 2006]. Womöglich registriert AcrA die Konforma- 9 1 Einleitung Abbildung 1.3: Übersicht von AcrAB - TolC, modiziert nach [Seeger et al., 2008]. tionsänderung des AcrB an der Cleft und leitet diese an TolC weiter, um dort den Kanal zu önen [Murakami et al., 2002], [Takatsuka and Nikaido, 2007]. Ohne AcrA ist die Funktion der gesamten Pumpe gestört [Zgurskaya and Nikaido, 1999]. AcrB besteht aus drei Monomeren, jedes 1049 Aminosäuren lang. Es besitzt eine Transmembranregion und periplasmatisch eine Porterdomäne sowie ein TolC Andockungselement, dass die Verbindung zu TolC herstellt. Die Transmembranregion besteht aus 12 α - Helices (TM1-TM12). Zwischen der ersten und zweiten und der siebten und achten Helix nden sich zwei sehr groÿe periplasmatische Schleifen, an denen die auschlaggebende Komponente für die Determinierung der Substratspezität sitzt [Elkins and Nikaido, 2002], [Mao et al., 2002]. Der funktionell wichtige Teil der Porterdomäne besteht aus drei α - Helices, die PN1 Subdomänen eines je- den Monomers (siehe Abb. 1.4). Substrate können von AcrB aus dem Periplasma wie auch aus dem Cytoplasma transportiert werden [Nikaido, 1996]. Die Vestibules (siehe Abb. 1.4) stellen drei Eingänge aus dem Periplasma dar [Husain et al., 2011]. Auch an der Cleft (siehe Abb. 1.4) wurden Substratbindungen bewiesen [Takatsuka and Nikaido, 2007]. Die Substratbindungstasche in der Porterdomäne weist viele aromatische Aminosäureseitenketten auf, die auf eine Substratbindung über hydrophobe und aromatische Wechselwirkungen hinweisen [Bohnert et al., 2008]. Die Phenylalaninseitenketten der Stellen 136, 178, 610, 615, 617 und 628 sowie die 10 1.3 Euxpumpen Aminosäuren Valin 61 und 139 neben Isoleucin 277 und 626 sind von zentraler Bedeutung. Polare Seitenketten, wie Asparagin 274, Glutamin 176 und Tyrosin 327 ermöglichen hydrophile Wasserstrobrückenbindungen [Murakami et al., 2006]. In Abbildung 1.6 sind vermutliche Substrattransportwege dargestellt. Abbildung 1.4: Proteinstrukturbilder von AcrB a) Seitenansicht mit farblicher Kennzeichnung der Subdomänen. b) Ansicht der drei Monomere von oben und Darstellung der Cleft, zwischen PC1 und PC2, der Vestibule und der drei funktionell wichtigen α - Helices (PN1). Die Bindungsstasche entsteht zwischen PC1 und PN2 [Eicher et al., 2009]. Modiziert nach [Murakami et al., 2002]. Anhand von Ko - Kristallisationsdaten [Seeger et al., 2006], [Murakami et al., 2006] sowie Studien mit DARPin Inhibitoren [Sennhauser et al., 2006] ist davon auszugehen, dass der Substrattransport in AcrB funktional dreischrittig verläuft. Die drei Monomere des Homotrimers von AcrB können drei verschieden Konformationen annehmen, die Stadien in einem rotierenden Zyklus darstellen. Vergleichbar ist dieser Ablauf mit dem Mechanismus der ATP-Synthase [Boyer, 1989]. Die einzelnen Monomere rotieren in ihrer Konformation durch die drei Zustände loose (L), tight (T) und open (O), die sich auf das Verhalten gegenüber dem Substrat beziehen. Im L Zustand haben die Substrate Zugang zur Bindungstasche. Im T - Zustand vergrössert sich die Bindungstasche, um den Substraten Platz zu geben für die Bindung. Hierbei ist der Ausgang zum Trichter noch durch die verschlossen. In der O - Konformation neigt sich diese α - Helix α - Helix des O - Protomers zur Seite und das Gate önet sich zum Trichter der TolC - Andockdomäne. Dagegen ist nun der Eingang vom Perisplasma her verschlossen. Die Bindungstasche verkleinert sich und 11 1 Einleitung quetscht dadurch das Substrat Richtung TolC hinaus, wie eine peristaltische Pumpe (siehe Abb. 1.5). Mit dem Zusammenrücken der Phenylalaninseitenketten ist eine Substratbindung nun unmöglich, doch wird dadurch das Molekül ohne Substratbindung stabilisiert [Murakami et al., 2006]. Bei hohen Substratkonzentration sind die Konformationen TTT und bei niedrigen Konzentrationen die Konformationen LLL und LLT möglich [Seeger et al., 2008]. Dieses Modell eines assymmetrischen AcrB mit einem peristaltischen Rotationsmechanismus lässt sich durch das Einbringen von Disuldbrücken in die Subdomänen bestätigen, wodurch ihre Drehbeweglichkeit arretiert wird. Es zeigt sich dadurch einen deutlich verminderten Eux [Takatsuka and Nikaido, 2007], [Seeger et al., 2008]. Bei der energieliefernden Protonentranslokation sind geladene Aminosäureseitenketten, Aspartat 407 und 408 sowie Lysin 940, an den Schleifen TM4 und TM10 ausschlaggebend und bewirken eine Konformationsänderung bei Protonierung [Thanassi et al., 1997], [Guan and Nakae, 2001]. Das Loslassen des Substrates bei der Änderung von O zu L benötigt Energie und geht einher mit dem Binden eines Protons [Seeger et al., 2006], [Eicher et al., 2009]. Abbildung 1.5: Schemazeichnung des funktionellen Rotationsmechanismus von AcrB. a) Seitansicht und b) Ansicht von oben, aus [Seeger et al., 2006] 12 1.4 Escherichia coli und Euxpumpen Abbildung 1.6: Substrattunnel in AcrB. Die drei Monomer - Konformation sind farblich gekennzeichnet; L blau, T gelb und O rot. Die Tunnel, in Kristallstrukturen entdeckt [Sennhauser et al., 2006], sind als grüne Strukturen hervor gehoben. Tunnel eins beginnt an der Groove - Struktur (in TMS acht und neun) für den Transport von Substraten aus der Membran und Tunnel zwei an der Cleft. Beide sind im O - Zustand geschlossen. In dieser Konformation (rot) ist dagegen Tunnel drei geönet, um das Substrat durch TolC nach auÿen zu lassen [Pos, 2009]. Im Kasten: die hydrophobische Bindungstasche, die im T - Zustand (gelb) am Ende von Tunnel eins und zwei entsteht. a) und b) repräsentieren eine drittel Rotation im LTO Zyklus. Modiziert nach [Seeger et al., 2008]. 1.4 Escherichia coli und Euxpumpen E. coli ist ein gramnegatives, sporenloses und bewegliches Stäbchen und gehört zur Familie der Enterobacteriaceae. Es vergärt unter Gasbildung Glukose, Laktose und Mannitol. In der Natur kommt es im Darm von Warmblütern vor und ist deshalb der klassische Fäkalindikator [Hof and Dörries, 2005]. Pathogene Stämme von E. coli stellen den häugsten Grund nosokomialer und ambulant erworbener gramnegativer Infektionen dar. Sie sind für die Mehrheit von unkomplizierten Harnwegsinfekten, neonatalen Meningitiden bei einem von 2,000 - 4,000 Säuglingen und Gastroenteritiden bei Kindern und Reisenden verantwortlich. Dabei sind ihnen verschiedene Virulenzfaktoren wie Adhesine, Invasine, Toxine und Resistenzmechanismen behilflich. Unter den Gastroenteritiden werden die Erreger in serologische Subgruppen eingeteilt und weisen spezische pathogene Merkmale auf: enterotoxische (ETEC), enteroinvasive teropathogene E. coli (EIEC), enterohämorrhagische E. coli E. coli (EHEC), en- E. coli (EPEC) und enteroaggregative E. coli (EAEC) [Todar, 2011]. 13 1 Einleitung E. coli gehört zu den weltweit am besten untersuchten Spezies und wird deshalb häug zu Forschungszwecken eingesetzt. Für E. coli sind 37 Euxpumpensysteme bekannt, die den fünf beschriebenen Transporterfamilien angehören. Das wichtigste und am besten erforschte System stellt die bereits vorgestellte AcrAB-TolC - Pumpe dar (siehe Kap. 1.3.2). Weiterhin der RND Familie angehörend wurden AcrEF, AcrD, YhiUV und MdtABC identiziert, die alle ebenfalls mit TolC interagieren [Nishino and Yamaguchi, 2001]. Jedoch scheinen AcrEF, YhiUV und MdtABC keine wesentliche Rolle bei Antibiotikaresistenzen zu spielen [Sulavik et al., 2001]. Hingegen konnte gezeigt werden, dass andere Euxpumpen, wie AcrEF, als Ersatz fungieren, wenn die Haupteuxpumpe AcrAB ausgeschalten sein sollte [Jellen-Ritter and Kern, 2001], [Pagès and Amaral, 2009]. 1.5 Euxpumpeninhibitoren Dem Problem der zunehmenden Eux - vermittelten Resistenz muss entgegnet werden. Die Möglichkeiten der Euxreduktion umfassen: I) Die Veränderung des molekularen Designs bekannter Antibiotika wie den Einbau neuer Seitenketten, um die Anität an die Bindungstasche zu reduzieren oder den Eux zu blockieren. II) Die direkte Modikation der äuÿeren Membran mit einer seifenähnlichen Substanz für eine erhöhte Permeabilität oder die Entwicklung eines Kanalblockers von TolC. Damit wäre eine verbesserte Aufnahme oder eine höhere intrazelluläre Konzentration eines Antibiotikums erreicht. III) Abwandlung der Pumpfunktion durch kompetitive oder nicht - kompetitive Inhibition innerhalb der Pumpenhöhlen. IV) Die Erzielung eines Kollaps der energieverbrauchenden Mechanismen generell oder gezielt am Antiporter [Mahamoud et al., 2007]. V) Veränderung von regulatorischen Expressionsmechanismen durch Antisense Oligonukleotide oder interferierende RNA. VI) Inhibition der funktionalen Montage von AcrB durch Blockierung des Proteinexportes [Pagès and Amaral, 2009]. In den letzten Jahren wurden insbesondere zwei Strategien verfolgt. Die Erforschung bereits bekannter Antibiotika zur Herstellung von Derivaten, die nicht dem Eux unterliegen, und die Entwicklung euxinhibierender Substanzen, die zur Wirkungsverbesserung von Antibiotika eingesetzt werden könnten [Lomovskaya and Watkins, 2001]. Zu ersterem gelang die Neuentwicklung von Tigecyclin, einem Te- 14 1.5 Euxpumpeninhibitoren tracyclinderivat [Someya, 1995], dass weitgehend gute Wirksamkeiten bewies. Auch wurde gezeigt, dass der amphiphile Charakter von Antibiotika, der ihnen erlaubt beide Membranen zu überqueren, eine Anfälligkeit für Eux erzeugt. So konnten B - Laktam Antibiotika ohne lipophile Seitenketten die AcrAB - Pumpe von nella typhimurium Salmo- umgehen [Nikaido, 1998]. Andere Versuche mit Substanzen, wie Polymixin - B, Carbonyl - Cyanide - m - Chlorophenylhydrazon (CCCP) oder Verapamil, die Membranpermeabilität zu beeinussen sind an der Toxizität in wirksamen Dosen gescheitert [Mahamoud et al., 2007]. Der Entwicklung von kleinen organischen Molekülen, den Euxpumpeninhibitoren (EPIs), zur Kombinationstherapie mit bereits bekannten Antibiotika kommt somit eine spezielle Aufmerksamkeit zu [Lomovskaya et al., 2007]. Potentielle EPIs müssen hierbei gewissen Anforderungen genügen [Lomovskaya et al., 2001]: Vermittlung einer verbesserten Wirksamkeit von gepumpten Antibiotika keine relevante Vermittlung einer verbesserten Wirksamkeit in pumpendezienten Stämmen fehlende Wirkungsverstärkung von Nicht - Substraten der Euxpumpe Vermittlung einer gesteigerten Akkumulation und verminderten Ausstoÿ des Pumpensubstrates fehlende Beeinussung des Protonengradienten Zudem muss ein putativer EPI in eektiven Dosen klinisch gut verträglich sein. Entgegen den Bemühungen in der Krebstherapie sollte dies im Fall der EPIs von RND - Pumpen aufgrund von häug fehlenden Homologien zu menschlichen Transportsystemen erreichbar sein. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die potentiellen EPIs aufgrund der Substraterkennung durch Euxpumpen im Periplasma, nur die Zellwand der Bakterienzelle überwinden müssen, um die periplasmatische Zielstruktur zu erreichen [Lomovskaya et al., 2007]. Die meisten potentiellen EPIs wurden bisher durch Prüfungen von Stobibliotheken entdeckt. In dieser Arbeit wurde vorwiegend mit zwei putativen EPIs gearbeitet, die sich häug im Einsatz in der klinischen Forschung benden: Phenylalanin - Arginyl - B Naphtylamid (PABN) sowie 1 - (1 - Naphthyl - Methyl) - Piperazin (NMP). 15 1 Einleitung Abbildung 1.7: Strukturformel der zwei EPIs a) (1 - Naphthyl - Methyl) - Piperazin (NMP) und b) Phenylalanin - Arginyl - B - Naphtylamid (PABN). In E. coli bewirkt die Zugabe von PABN eine Reduktion der minimalen Hemm- konzentration (MHK) von Linezolid, Chloramphenicol, Rifampicin und Makroliden. PABN hat jedoch einen geringen Eekt auf Fluorchinolonresistenz [Kern et al., 2006]. PABN ist selbst ein Pumpensubstrat [Lomovskaya et al., 2001] und kann so möglicherweise über kompetitive Inhibition [Yu et al., 2003] oder auch über sterische Hinderung wirken [Mahamoud et al., 2007]. Zusätzlich bewirkt es eine Inhibition des Ketolite - Euxes unabhängig vom AcrAB - TolC System [Chollet et al., 2004]. Ebenfalls wirkt PABN in höheren Konzentrationen als Permeabilisierer der äuÿeren Membran in Pumpenknockout - Stämmen [Lomovskaya et al., 2001]. NMP bewirkt in MHK - Testungen eine Zunahme der Empndlichkeit von li E. co- gegenüber vielen Substanzen, darunter Fluorchinolone, besonders Levooxacin, sowie Chloramphenicol, Ethidium - Bromid (EtBr), Clindamycin, Novobiocin, Linezolid und weniger stark Oxacillin [Bohnert and Kern, 2005]. Besonders bewies es eine EPI - Aktivität bei uorchinolonresistenten Stämmen [Kern et al., 2006]. Der Wirkmechanismus für NMP ist nicht geklärt, jedoch zeigt es die Grundvoraussetzung von einer fehlenden EPI - Wirkung in pumpendezienten Laborstämmen, um von einer selektiven Beeinussung der Euxpumpen durch die Substanz auszugehen. Dabei sind die Wechselwirkungen zwischen dem EPI und dem Antibiotikum an der Bindungsstelle oder auch davor sehr spezisch [Lomovskaya et al., 2001]. Auch in anderen Studien bewirkt NMP eine Aufhebung der MDR Aktivität durch Inhibition der AcrAB und AcrEF Euxpumpen [Bohnert and Kern, 2005]. Ein völlig unabhängiger Wirkmechanismus wird diskutiert [Mahamoud et al., 2007], [Bohnert et al., 2010]. Besonders deutlich werden die Unterschiede in der Substratpräferenz 16 1.6 Zielsetzung der beiden EPIs bei EtBr, Pyronin Y, Clarithromycin und Rifampicin. Daher ist davon aus zu gehen, dass die Angrispunkte der EPIs verschieden sind [Kern et al., 2006]. Beide EPIs sind jedoch aufgrund ihres toxischen Potentials bei relevanten Dosen nicht im klinischen Gebrauch. 1.6 Zielsetzung Ein Ziel dieser Arbeit ist die Selektion von AcrB - Mutanten, an denen die EPIs PABN und NMP ihre Wirkung einer MHK - Reduzierung von Antibiotika aufgrund der Mutationen in AcrB vermindert oder gar nicht entfalten können. Für diese Eigenschaft der Bakterien wird der Begri EPI - Resistenz verwendet. Die verwendeten E. coli Bakterien stammen aus einer Bibliothek von Mutanten, deren AcrB einer in - vitro Random Mutagenese unterworfen wurde. Der Groÿteil der verwendeten AcrB - Mutanten wurde zusätzlich einer Selektionierung mit einem EPI in Kombination mit einem Antibiotikum und somit einer dabei stattndenen in - vivo Random Mutagenese zugeführt. Damit soll gleichzeitig die geeignete Methode zur Herstellung der EPI - resistenten Phänotypen getestet und gefunden werden. Nach der Auswahl einiger Mutanten anhand ihrer MHK - Daten sollen diese phänotypisch weiter dierenziert und die Mutationen der zu untersuchenden Mutanten durch die Sequenzierung von AcrB dargestellt werden. Ein weiteres Ziel ist daraufhin die Zurückführung des Phänotyps auf die gefundenen Mutationen, indem diese in den Ausgangsstamm 3AG100 eingefügt werden. Das Fehlen von klinisch einsetzbaren EPIs macht deutlich wie wichtig weitere Forschungen auf diesem Gebiet sind. Die Analyse der Eekte von Mutationen in der AcrAB - TolC Euxpumpe tragen zukünftig zur Entwicklung von lokalisiert angreifenden Substraten und zielgerichteten Molekülen mit EPI - Charakter bei, um so einen Beitrag zur Verbesserung der Antibiotikawirksamkeit im klinischen Alltag zu leisten. 17 1 Einleitung 18 2 Material und Methoden 2.1 Lösungen und Bakterienstämme Die in dieser Arbeit verwendeten Lösungen sind in Tabelle 2.1 aufgeführt. Alle 1 Nährmedien, Lösungen und Puer wurden nach der Herstellung autoklaviert oder sterilltriert. Der Agar wurde nach der eventuellen Zugabe von Antibiotika und 2 in Petrischalen gegos- Euxpumpeninhibitoren (EPIs) unter sterilen Bedingungen sen und im Kühlschrank gelagert. Die Konzentrationen der Stammlösungen der Antibiotika, EPIs und Farbstoe und deren Lösungsmittel gibt Tabelle 2.2 wieder. In dieser Arbeit wurde durchweg mit Escherichia coli Stämmen gearbeitet. Ei- ne Übersicht der verwendeten Laborstämme ndet sich in Tabelle 2.3. Der Stamm 3AG100 stammt von dem K-12 Laborstamm AG100 ab [Okusu et al., 1996] und überexprimiert AcrAB. Er wird in dieser Arbeit als Ausgangsstamm bezeichnet, da die aus den Versuchen gewonnen Mutanten von ihm abstammen. 3AG100 ist zwar ein Laborstamm, doch das AcrB - Gen, dass er enthält entpricht dem Wildtyp - AcrB - Gen. Die Stämme mit der laborinternen Nummerierung 513 und 320 sind 3AG100 - AcrB Knockout - Stämme, die eine Rpsl - Neo Kassette in einem Teil oder an Stelle von AcrB enthalten (siehe Kap. 2.3.5). Die Mutanten, mit denen in dieser Arbeit geforscht wurde, stammten aus einer AcrB - Mutantenbibliothek, die durch die Vorarbeit der Arbeitsgruppe bestand [Biegert, 2011]. Die Bibliothek wurde in einem Gefriermedium mit 50 µg/ml Streptomycin und Glycerin (siehe Tab. 2.1) aufbewahrt. Zur Herstellung des mutagenisierten AcrB der Mutanten wurde das GeneMorph ® Die Mutazyme ® Random Mutagenesis Kit 3 verwendet. II DNA Polymerase ist eine Mischung aus zwei bei der Transkrip- tion fehlereinbauenden Enzymen, durch die Random Mutationen mit minimalem 1 FP 30/0,2 CA-S, Schleicher & Schuell, Dassel 2 Bench von Hera Safe, Kendro, Laboratory Products 3 von Stratagene® , USA 19 2 Material und Methoden Tabelle 2.1: Zusammensetzungen der verwendeten Lösungen Lösung LB - Medium (Luria/Miller) pH = 7,0 ±0,2 LB - Agar (Luria/Miller) pH = 7,0 ±0,2 PBS (1Ö) Phosphate Buered Saline pH = 7,4 PBS + 0,4% Glucose Menge/l H O Hersteller Trypton 10 g Roth Hefeextrakt 5g NaCl 10 g Trypton 10 g Hefeextrakt 5g NaCl 10 g Agar 15 g 2 4 Na2 HPO4 Ö7 H2 O 2,31 g Cambrex 13,94 g (10Ö Lsg.) NaCl 87,7 g KH PO 2 2 4 KH PO Na HPO 0,9% NaCl TBE - Puer (1Ö) pH = 8,0 L - Arabinose - Lsg (10%) 3 M Na - Acetat Lsg. (pH = 5,3) 2 Bestandteile 4 Ö7 2 H O Roth 2,31 g Cambrex 13,94 g (10Ö Lsg.) NaCl 87,7 g Glucose-Lsg (25%) 16 ml Fluka NaCl 9g Merck Tris-Base 10,8 g Sigma Borsäure 5,5 g Bio-Rad EDTA 0,93 g Roth L-Arabinose 100 g Sigma 408,24 g Merck 2 Na-Acetat x 3H O Essigsäure Merck zur pH - Einstellung TE - Puer 10 mM Tris-HCL 1,576 g Merck 0,29 g Roth 1g Roth (pH = 8) 1 mM EDTA 1,0% Agarose-Gel Gefrier - Medium 2 ad 800 ml H O ad 80 µl MgSO 4 zu je 200ml Lösung nach dem Autoklavieren 20 Roti ® garose TBE Puer 100 ml EtBr (1% Lsg 1:120) 2 Tropfen LB 20 g KH PO 2 4 2 4 Na3 C6 H5 O7 x 2 H2 0 (NH4 )2 SO4 5,02 g KH PO 1,44 g Glycerol 35,2 ml 0,4 g 0,72 g 2.1 Lösungen und Bakterienstämme Tabelle 2.2: Farbsto - und Antibiotikalösungen Sto Konzentration Lösungsmittel Hersteller der Stammlösung CCCP 20 mM 0,1 M NaOH NMP 10 mg/ml 100 mg in Sigma Chess GmbH 2 ml DMSO, 2 ml 0,25 M HCl, 6 ml 2 H O PABN 10 mg/ml H O 2 Sigma Ethidiumbromid 10 mg/ml (=1%) H O 2 Merck Pyronin Y 10 mg/ml H O 2 Sigma Chloramphenicol 50 mg/ml Ethanol Kanamycin 50 mg/ml H O Linezolid 2 mg/ml fertige 2 Roth Sigma Pzer Inc. Infusionslsg Minocyclin 1 mg/ml Ethanol Sigma Novobiocin 10 mg/ml H O 2 Sigma Streptomycin 0,1 g/ml H O 2 Sigma Tetracyclin 10 mg/ml Ethanol USB 21 2 Material und Methoden Tabelle 2.3: in diser Arbeit verwendete E. coli Laborstämme aus der Stammsammlung Labor AG Kern Name Anzucht - Beschreibung Bedingungen 3AG100 MDR Mutante, gewonnen aus dem K - 12 Laborstamm AG100 durch sequentielle Selektion mit Ooxacin, überexprimiert AcrAB [Kern et al., 2000] 3AG100 3 µg/ml mit Rpsl - Neo Tetrazyklin, in AcrB615-628 15 µg/ml = Nr 320 Kanamycin 30 3 µg/ml mit Tetrazyklin, = Nr 513 Kanamycin, 15 µg/ml 30 AcrB - Aminosäurenbereich 615-628 in 3AG100, pSc101-BAD-gbaA (Red/ET-Plasmid) vorhanden 3AG100 acrB::neo-rpsL Rpsl - Neo - Kassette in RpsL - Neo - Kassette ersetzt Gesamt - AcrB in 3AG100, pSc101-BAD-gbaA (Red/ET-Plasmid) vorhanden Mutations - Bias entstehen. Die Mutationsrate kann gesteuert werden durch eine unterschiedliche Templatemenge und der Anzahl der PCR - Cyclen, denn je geringer der DNA - Einsatz, um so mehr Verdoppelungen durchläuft eine PCR und desto mehr Fehler werden eingebaut. In dieser Arbeit wurde mit einer mittleren Mutageneserate von viereinhalb bis neun Mutationen pro 1000 Basen gearbeitet. Dafür wurden 500 ng Template eingesetzt und 30 Zyklen im Mastercycler durchlaufen [Stratagene, 2006]. Da das eingesetzte Template eine Gröÿe von 3000 Basen besaÿ, ist von einer geringeren Mutageneserate aus zu gehen. Das AcrB - Gen wurde nach dieser ausgewogenen in - vitro Random Mutagenese per Homologer Rekombination (siehe Kap. 2.3.5) erneut in den Ausgangsstamm eingefügt. Die entstandenen Mutanten waren somit bis auf ein zufällig mutiertes AcrB dem Ausgangsstamm 3AG100 gleich zu setzen. 22 2.2 Mikrobiologische Methoden 2.2 Mikrobiologische Methoden 2.2.1 Kultivierung und Lagerung Die verwendeten Bakterienstämme wurden in Luria - Bertani - Lösung (LB) oder auf LB - Agarplatten angezüchtet, gegebenenfalls mit den nötigen Antibiotika in verschiedenen Konzentrationen versetzt. Die Inkubation erfolgte als Übernachtkultur 4 im Brutschrank bei 37 oder 30 für solche Stämme, die ihr Red/ET-Plasmid nicht verlieren sollten (siehe Kap. 2.3.5 und Tab. 2.3). Handelte es sich um Flü- 5 ÿigkulturen wurden sie über Nacht im Schüttelinkubator 6 Zum Lagern der Stämme wurde das CryobankSystem bei 225 rpm kultiviert. verwendet. Bakterien kön- nen an die poröse Oberäche der Cryoperlen binden, die nach dem Abpipettieren 7 der Gefrierlösung bei - 80 eingefroren wurden . Um ein Bakterienstamm neu zu überimpfen, wurde eine Cryoperle auf eine Agarplatte gebracht, verrieben und über Nacht kultiviert. Alle Bakterienstämme wurden vor der Durchführung der Versuche mindestens ein weiteres mal überimpft. 2.2.2 Selektionierung eines AcrB - Mutantenpools Die AcrB - Mutanten aus der Mutantenbibliothek wurden eine Selektionierung und einer dabei stattndenen zusätzlichen in - vivo Random Mutagenese unterworfen. Zu dem Pool an AcrB - Mutationen aus der in - vitro Random Mutagenese konnten somit noch weitere zufällige in - vivo Mutationen hin zu kommen, die in ihrer Gesamtheit zu einer Phänotypveränderung führen könnten. Dabei meint in dieser Arbeit der Begri Selektionierung die sequentielle Anzucht von Bakterien in einem LB Gemisch mit ansteigenden Konzentrationen von Antibiotika und einer gleichbleibenden Konzentration der EPIs. Sie wurde in dieser Arbeit einschrittig durch geführt. Von Bedeutung war die Kombination eines EPIs mit einem Antibiotikum, um die Selektionierung durch diesen Selektionsdruck auf einen EPI - resistenten Phänotyp hin zu steuern. EPI - Resistenz wiederum meinte die verminderte oder nicht mehr vorhandene Wirkung einer MHK - Reduktion der zugesetzten Antibiotika durch den EPI. Der Begri Selektion dagegen bedeutet, dass EPI - resistente Eigenschaften der Mutanten selektiert wurden durch deren Ausplattierung auf einer Agarplatte, 4 Brutschrank Typ B5050E, Heraeus 5 Aerotron, Infors HAT, Schweiz 6 MAST Diagnostica GmbH, Reinfeld 7 HERA freeze, Heraeus 23 2 Material und Methoden die eine bestimmte Antibiotika - und EPI - Konzentration enthielt. Die Selektionierung wurde dabei immer vor der Selektion durchgeführt. Zur Selektionierung wurden die Bakterien entweder mit einer Öse oder einem Replikatorstempel in 25 ml LB Lösung gebracht, die mit dem erwünschten Antibiotikum und EPI versehen war (siehe Tab. 3.1). Die Konzentrationen der Antibiotika wurden dabei so gewählt, dass sie mindestens eine Stufe über der MHK des Ausgangsstammes 3AG100 mit diesem Antibiotikum und EPI lagen. Die EPIs wurden in der für eine MHK - Reduktion bei 3AG100 bekannten Dosierung von 25 µg/ml für PABN und 100 µg/ml für NMP dazu gegeben. Die Suspension wurde 18 Stunden im Schüttelinkubator bei 37 und 225 rpm herangezogen. Danach wurden sie fünf Mi- 8 nuten bei Raumtemperatur mit 4000 rpm zentrifugiert . Das Pellet wurde in 400 µl einer 0,9 % -igen NaCl - Lösung resuspendiert. Je 50 µl, 100 µl und 100 µl einer 1:10 sowie 1:100 Verdünnung wurden auf die entsprechenenden Antibiotikaplatten mit einem Trigalskispatel ausplattiert und über Nacht bebrütet. Die Auswahl der Antibiotika und EPIs korrespondierte dabei mit der aus der Anzucht. Die Konzentration wurden jedoch ein bis zwei Stufen darüber und steigend gewählt, um resistente Mutanten hervor zu heben. Waren am folgenden Tag Kolonien gewachsen, wurden diese mit einem Zahnstocher gepickt, nummeriert und für weitere Testungen aufbewahrt. Gepickt wurde dabei auf Agarplatten mit der gleichen Konzentration der Antibiotika und EPIs wie die Platte, von der der Mutant stammte. Von den 1:100 Verdünnungen konnten die meisten Mutanten gepickt werden. Weiterhin brachten die Platten mit der geringeren Konzentration den höheren Ertrag an Mutanten. 2.2.3 Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration Die Minimale Hemmkonzentration (MHK) eines Antibiotikums wird mithilfe des Reihenverdünnungstest bestimmt, um die Resistenzprole einzelner Bakterienstämme zu charakterisieren. Sie wird deniert als die niedrigste Konzentration (µg/ml) einer antibakteriellen Substanz, die unter denierten Bedingungen ( 18 h ± 2 h Be- brütung) die Vermehrung eines Bakterienstammes verhindert. Die Tests basieren auf den Richtlinien des National Committee for Clinical Laboratory Standards 9 für Mikrodilutionsverfahren . 8 Eppendorf 5810R 9 NCCLS, 2004 24 2.2 Mikrobiologische Methoden Standard - MHK Zur Reihenverdünnung, und um mehrere Antibiotika gleichzeitig testen zu können, 10 . Diese wurden industriell her- wurden Standard 96 - Well MHK - Platten verwendet gestellt 11 und waren mit gefriergetrockneten Antibiotika in steigenden Konzentra- tionen versehen, die durch die Zugabe der Bakteriensuspension rehydriert wurden. Für diese Arbeit wurden die A und B Platte verwendet. Folgend die Abkürzungen der verwendeten Antibiotika und in Tabelle 2.4 sowie 2.5 ein Schema der Verteilung der Antibiotika in den jeweiligen Konzentrationen auf die 96 - Well Platte. A - Platte: LEVO = Levooxacin TET = Tetracyclin CHA = Chloramphenicol RIF = Rifampicin OXA = Oxacillin STR = Streptomycin LIZO = Linezolid CLR = Clarithromycin GC = Wachstumskontrolle Tabelle 2.4: Schema der Standard A - Platte (Konzentration in µg/ml) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 LEVO 0,016 0,031 0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 32 TET 0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 32 64 128 CHA 0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 32 64 128 RIF 0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 32 64 128 OXA 0,5 1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 1024 STR GC 1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 1024 LIZO 0,5 1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 1024 CLR 0,5 1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 1024 B - Platte: ERY = Erythromycin AZM = Azithromycin CLI = Clindamycin NOV = Novobiocin SPT = Spectinomycin GEN = Gentamicin MNO = Minocyclin CIP = Ciprooxacin GC = Wachstumskontrolle RIF = Rifampicin STR = Streptomycin LIZO = Linezolid CLR = Clarithromycin MOX = Moxioxacin 10 Micronaut-S 11 Merlin Diagnostika GmbH, Bornheim-Hersel 25 2 Material und Methoden Tabelle 2.5: Schema der Standard B - Platte (Konzentration in A B C D E F G H 9 µg/ml) 1 2 3 4 5 6 7 8 ERY ERY AZM CLI NOV NOV GEN MNO CIP RAM STR MOX 0,125 32 2 2 0,25 64 0,25 0,063 0,016 0,016 ERY ERY AZM CLI NOV NOV GEN MNO CIP RAM LIZO MOX 0,25 64 4 4 0,5 128 0,5 0,125 0,031 ERY ERY AZM CLI NOV NOV GEN MNO CIP RAM LIZO MOX 0,5 128 8 8 1 256 1 0,25 0,063 0,125 ERY ERY AZM CLI NOV NOV GEN MNO CIP STR LIZO MOX 1 256 16 16 2 512 2 0,5 0,016 0,25 ERY ERY AZM CLI NOV SPT GEN MNO CIP STR LIZO MOX 2 512 32 32 4 4 4 1 0,031 0,5 0,25 ERY AZM AZM CLI NOV SPT GEN MNO CIP STR CLR MOX 4 0,25 64 64 8 8 8 2 0,063 0,063 0,5 ERY AZM AZM CLI NOV SPT GEN MNO CIP STR CLR MOX 8 0,5 128 128 16 16 16 4 0,125 0,125 1 ERY AZM CLI CLI NOV SPT GEN MNO GC STR CLR MOX 16 1 1 256 32 32 32 8 0,25 0,25 2 0,031 0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 10 11 0,5 0,063 12 0,031 0,063 0,125 Zur Herstellung des Inokulums für die Mikrotitrationsplatten wurden mithilfe einer Öse einige Bakterien von einer frisch überimpften Agarplatte genommen und in 5 ml NaCl (0,9%) resuspendiert bis die Trübung einen Mc-Farland von 0,5 ent- 12 . Dies entspricht einer Bakterienzahl von ca 107 Zellen/ml. Für eine Mikroti- sprach trationsplatte wurden 13 ml LB mit 13 µl des oben hergestellten Inokulums beimpft. Um die Wirkung von EPIs zu testen, wurden zusätzlich 32,5 µl PABN (Endkonzentration: 25 µg/ml) beziehungsweise 130 µl NMP (Endkonzentration: 100 µg/ml) zu dem LB mit Inokulum gegeben. Wurden vom selben Stamm die A und B Platte gleichzeitig getestet, so wurde von allen Bestandteilen das doppelte genommen. Es wurden mit einer Mehrkanalpipette 13 100 µl der LB - Inokulum - EPI Mischung in die Wells pippetiert. Die Platten wurden mit einem Deckel verschlossen und für ca 20 h bei 37 im Brutschrank inkubiert. Am nächsten Tag erfolgte die Auswertung visuell mit Hilfe eines Spiegels (siehe Abb. 2.1), wobei die Antibiotikakonzentration 12 gemessen mit ATB 1550, api BioMérieux, Nürtingen 13 Research pro, Eppendorf, Hamburg 26 2.2 Mikrobiologische Methoden Abbildung 2.1: Ablesung der Mikrotitrationsplatten von unten mit Hilfe einer Spiegelkonstruktion. des Wells, in dem kein Wachstum mehr sichtbar war, als MHK gewertet wurde. Die Ergebnisse wurden auf einem Plattenbelegungsplan protokolliert. Ein Unterschied zum Ausgangsstamm 3AG100 wurde ab zwei Titerstufen als signikant gewertet; also einer 4 - fach veränderten Antibiotikakonzentration. Abbildung 2.2 zeigt beispielhaft zwei MHK - Platten. Eigen - MHK Um andere Stoe, als die der Standard - MHK Platte, auf ihre wachstumsinhibierenden Eigenschaften zu überprüfen, wurden sogenannte Eigen - MHK - Tests mit dem jeweiligen Sto durchgeführt - in dieser Arbeit mit Ethidium - Bromid (EtBr) und PABN. Dabei wurden die Verdünnungsreihen auf Mikrotiterplatten selbst hergestellt. Auch hier wurden die Testungen ohne und mit EPIs durchgeführt. Die getesteten Verdünnungsreihen für EtBr reichten von 512 bis 0,25 µg/ml und für PABN von 400 bis 0,192 µg/ml, jeweils in halbierenden Schritten. Zur Herstellung der Verdünnungsreihe wurden in die Wells zwei bis zwölf 50 µl LB vorgelegt. In Well eins wurden 100 µl eine LB Lösung des zu testenden Stoes in doppelter Konzentration pippetiert. Anschlieÿend wurden mit einer Mehrkanalpippette 50 µl aus dem ersten Well in den zweiten Well gegeben, dreimalig gemischt und dann weitere 50 µl in den nächsten Well gegeben bis zum letzten Well. Die letzten 50 µl wurden 27 2 Material und Methoden (a) (b) Abbildung 2.2: (a) A-Platte (b) B-Platte. Die Konzentration desjenigen Wells, in dem kein milchiges/punktförmiges Wachstum mehr zu verzeichnen ist, wird als die Minimale Hemmkonzentration (MHK) gewertet. Bei der A-Platte beispielsweise würde man in Zeile A die MHK bei Spalte 7 setzen, was einer Levooxacinkonzentration von 1 µg/ml entspräche. verworfen. Dann wurden wie für den Standard - MHK - Test die Bakterien in NaCl Lösung gebracht, auf einen McFarland von 0,5 eingestellt und 2 µl zu je einem ml LB gegeben. Davon wurden jeweils 50 µl auf die Wells verteilt. Am Ende befanden sich in jedem Well 100 µl Lösung. 2.2.4 Akkumulationsassay Zur weiteren phänotypischen Testung ausgewählter Stämme, wurden Akkumulationsassays mit den Fluoreszenzfarbstoen Ethidium - Bromid, Pyronin Y und PABN durchgeführt. Alle Farbstoe sind Substrate der AcrB Pumpe. Das Wirkprinzip beruht darauf, dass EtBr und Pyronin mit Nukleinsäuren interkalieren, wobei sich ihre Fluoreszenz verändert, die auf unterschiedlichen Wellenlängen gemessen werden kann. Die Fluoreszenzintensität von EtBr verstärkt sich, durch dessen Einbau in DNA [Lambert and Le Pecq, 1984], während die von Pyronin durch dessen Einbau in RNA gequencht, d.h. vermindert wird [Crissman et al., 1985]. Auch der Einuÿvon EPIs kann durch deren Zugabe untersucht werden. Weiterhin wurde CCCP, als Entkoppler des Protonengradienten der Zellmembran gegeben, um die maximale Akkumulation im Vergleich darzustellen. Aus den Messwerten lassen sich Kurven erstellen, die im Vergleich zu 3AG100 eine veränderte Akkumulation, gemessen in RFU, aufweisen. 28 2.2 Mikrobiologische Methoden Tabelle 2.6: Tecan - Einstellungen Einstellung EtBr Betriebsart PABN Pyronin Fluorescence Top Wellenlänge der Exzitation 518nm 320nm 545nm Wellenlänge der Emission 605nm 460nm 570nm Verstärkung (Gain) 130 130 110 Anzahl der Blitze 10 8000µm Z-Position Anzahl/Dauer der Zyklen 60/60s 31/102s Schütteln vor der Messung 5s 2s 10s Schütteln zwischen den Messungen 5s 2s 60s Temperatur 37 Die zu untersuchenden Stämme wurden auf einer frischen Agar - Platte ausgestrichen und über Nacht im Brutschrank bei 37 inkubiert, um dann in 2,5 ml 0,4 % iger-Glucose - PBS Lösung (siehe Tab. 2.1) resuspendiert zu werden. Die Suspension wurde auf eine Bakteriendichte von OD (600nm) = 1,00 eingestellt. Je 200 µl der homogenisierten Lösung wurden in die Wells der 96 - Well Platte 14 gegeben. Zur Untersuchung der Wirkung von EPIs und CCCP wurden diese mit einer Endkonzentration von 200 µM hinzu pippetiert. Unmittelbar vor Beginn der Messung wurde der Fluoreszenzfarbsto dazugegeben mit einer Endkonzentration von 2,5 µM für EtBr und Pyronin Y und 200 µM für PABN. Alle Werte wurden dreifach erhoben und dann der Durchschnitt errechnet. Tabelle 2.6 listet die Einstellungen des 15 Microplatten - Readers in Abhängigkeit von dem verwendeten Farbsto auf. 2.2.5 Euxassay Der Assay stellt einen Versuchsaufbau dar, der in Echtzeit den Eux an Bakterienzellen misst [Bohnert et al., 2010]. Die Mutanten wurden mit unterschiedlichen Farbstoen beladen, wobei CCCP als Entkoppler des Protonengradienten diente, um die Zellen zu deenergetisieren und die Farbstoanreicherung zu ermöglichen. Die Zugabe von Glukose energetisierte die Zellen erneut. Dadurch wurde der Eux des Farbstoes ausgelöst und anhand seiner Fluoreszenz gemessen. 14 schwarz, acher Boden, Greiner BioOne, Frickenhausen 15 Sare, Tecan, Crailsheim 29 2 Material und Methoden Die Bakterien wurden aus dem Gefrierstock in 20 ml LB gebracht und 15 Stunden über Nacht bei 37 und bei 220 rpm angezüchtet. 10 ml dieser Flüssigkultur wurden 5 min bei 4000 rpm zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen und das 2 Pellet in 20 ml Kaliumphosphatpuer (20 mM, pH = 7,0 mit 1mM MgCl ) resuspendiert. Dann wurde die Suspension erneut 5 min bei 4000 rpm zentrifugiert. Dieses Pellet wurde wiederrum in Kaliumphosphatpuer resuspendiert bis eine OD (bei 600nm) von 0,25 erreicht wurde. Farbsto: 1,2 DNA 16 Wurde mit dem Farbsto 1,2 Dinaphthylamin (1,2 DNA) gearbeitet, so wurden nun 30 µl CCCP dazu gemischt, entsprechend einer Endkonzentration von 3 µM. Nach 5 min Wartezeit wurde 50 µl 1,2 DNA dazu gegeben, entsprechend einer Endkonzentration von 5 µM. Die Bakterien wurden zum Beladen mit dem Farbsto unter gelegentlichem Schütteln 2 Stunden bei Raumtemperatur inkubiert. Für den Versuch werden 2 ml der Suspension in eine Quarzglasküvette Spektrumuorimeter 18 17 pipettiert und dann im die Fluoreszenzintensität über die Zeit aufgezeichnet. Ein- gestellt wurde dabei eine Anregung von 370 nm, eine Emission von 810 nm und eine Schlitzweite von 10 nm. Um die Wirkung eines putativen EPIs (PABN, NMP oder Sertralin) zu testen, wurde 50 Sekunden nach dem Start des Fluorimeterlaufes die gewünschte Menge in die Küvette pippetiert. 100 Sekunden nach dem Start wurden 100 µl einer 1 M Glucose Lösung (Endkonzentration 50 mM) in die Küvette pipettiert, um die Zellen erneut zu energetisieren und den Eux zu triggern, der in Echtzeit bis zu einem Plateau nach 500s gemessen wurde. Farbsto: DASPEI Wurde der Versuch mit 2-4-Dimethylamino-Styryl-N-Ethylpyridinium-Iodid (DASPEI) als Farbsto durchgeführt, so wurde gleich verfahren wie oben, jedoch DASPEI und CCCP erst zu Beginn der Messzeit, jeweils mit einer Endkonzentration von 10 µM dazu gegeben. Dabei wurden am Fluorimeter eine Anregung von 461 nm, eine Emission von 589 nm und eine Schlitzweite von 10 nm eingestellt. Gemessen wurde bis 1300s und die Glukosezugabe erfolgte erst nach 1000s. 16 von TCI Europe, Zwijndrecht, Belgien 17 Starna, Atascadero, CA 18 LS 55, Perkin Elmer, Waltham, Massachusetts, USA 30 2.3 Molekularbiologische Methoden 2.3 Molekularbiologische Methoden 2.3.1 Extraktion genomischer DNA aus Die DNA Extraktion aus E. coli E. coli erfolgte mit dem QIAamp DNA mini Kit 19 . Dabei wurde dem Protokoll des Herstellers gefolgt. Eluiert wurde einmal mit 200 µl AE Puer, der gute Bedingungen zum Lagern bietet. 2.3.2 Polymerase - Kettenreaktion Die Polymerase - Ketten - Reaktion (PCR) wurde 1985 von Kary B. Mullis [Saiki et al., 1985] entwickelt und 1987 durch die Verwendung der thermostabilen Taq Polymerase deutlich verbessert [Saiki et al., 1988]. Bei dem Verfahren werden enzymatisch von Primern denierte DNA Sequenzen exponentiell ampliziert, um vorhandene DNA in gröÿeren Mengen her zu stellen oder, um zu überprüfen, ob Sequenzen in einem vorliegendem Genom nachweisbar sind. Alle Reaktionen wurden im Mastercycler Gradient 20 durchgeführt. Als Enzyme wurden die Taq - Polymerase 22 die Phusion - Polymerase und die Triple - Taq 23 21 , entsprechend den Herstelleranga- ben eingesetzt. Der Reaktionsansatz wurde jeweils auf 50 µl mit Wasser aufgefüllt, wobei der zum Enzym gehörige Reaktionspuer, die dNTPs, die Primer und das Template neben der Polymerase enthalten waren. Vom Template wurden in der Regel 10 - 100 ng eingesetzt. Als Template dienten isolierte DNA oder, bei der sogenannten Colony - PCR, im Reaktionsmix suspendierte Bakterienkolonien. Die PCR wurde elektrophoretisch auf einem 1,5 % - igen EtBr - Agarose-Gel überprüft. Dafür wurden 10 µl der PCR Reaktion und 3 µl Loading Dye in eine Geltasche gegeben und mit einem geeigneten Marker 24 aufgetrennt (Spannung: 70 - 75 Volt). Die Taq - Polymerase wurde in der Colony - PCR dazu verwendet, den Erfolg der Homologen Rekombination zu überprüfen. Dazu wurde der Check - GesAcrB Primer verwendet (siehe Tab. 2.7). Anhand der entstandenen Produktgröÿe, konnte AcrB an Stelle der RpsL - Neo - Kassette im Genom der Bakterien nach gewiesen werden. 19 Qiagen, USA 20 Eppendorf, Hamburg 21 Eppendorf, Hamburg 22 Finnzymes, Espoo, Finnland 23 Qiagen, USA 24 1 kb DNA Ladder, New England Biolabs, Ipswich, MA, USA; GenLadder 100 bp, Genaxxon BioScience, Biberach 31 2 Material und Methoden Tabelle 2.7: Primer zur Überprüfung auf AcrB im Genom und Oligonukleotide für die Triple Taq Reaktion vor dem Einsatz bei der Homologen Rekombination Primer/ Sequenz Annealing Oligonukleotid Temperatur Check- 5'-AGA GesAcrB-fw GTG TC-3' Check- 5'-GAT GesAcrB-rv GTT CAA-3' UpperOl - 5'- Rand - AcrB AAG CCT TGC GTC CTG 60 GAG TTG GTG 60 TGC TCA GCC TGA ACA GTC CAA GTC TTA ACT TAA 60 ACA GGA GCC GTT AAG AC-3' LowerOl Rand - AcrB GTT ATG CAT AAA AAA GGC CGC TTA CGC GGC CTT 5'- 60 AGT GAT TAC ACG TTG TA-3' Abbildung 2.3 zeigt ein Gelphoto nach dem Lauf einer Colony PCR unter Einsatz der Taq - Polymerase und den Check - GesAcrB Primern. Die Proof - Reading Enzyme wurden eingesetzt, wenn eine Erhaltung der Sequenz von Bedeutung war. Die Phusion - Polymerase wurde benutzt, um aus Mutanten extrahierte genomische DNA zu vervielfältigen, um sie dann zu sequenzieren (siehe Kap. 2.3.4). Die Triple - Taq wurde zur Amplizierung der genomischen DNA vor dem Einsatz in der Homologen Rekombination (siehe Kap. 2.3.5) eingesetzt. Dabei wurden Primer mit bereits anhaftenen Homologiearmen verwendet (siehe Tab. 2.7). Tabelle 2.8 zeigt die Einstellungen der einzelnen PCR Programme des Mastercylcers bei den verwendeten Enzymen. Die Annealing Temperaturen richteten sich nach verwendeten Primern und die Elongation nach der Produktgröÿe, doch wurden die Enzyme nach einem gleichbleibenden Schema in den Versuchen eingesetzt. 2.3.3 Aufreinigung von PCR Produkten Zur Aufreinigung der PCR Produkte wurde das QIAquick PCR Purication Kit 25 gemäÿ den Herstellerangaben verwendet. Das Produkt wurde in 50 µl H O eluiert. 2 Zur Messung des DNA Gehaltes der Proben wurde ein Teil der DNA mit sterilem Wasser 1:10 verdünnt. 80 µl wurden in eine Quarzküvette gegeben und im Photo- 25 QIAGEN, Hilden 32 2.3 Molekularbiologische Methoden Abbildung 2.3: Photo eines Agarose - Gels nach einer Taq Colony PCR von gewonnenen Mutanten. Zu sehen sind zwei unterschiedlich groÿe Produkte: AcrB im Genom der gewonnenen Mutanten und die kleinere Rpsl - Neo - Kassette im Ausgangstamm 513. meter 26 gemessen. Die Fällung eines PCR - Produktes erreichte eine erhöhte DNA - Konzentration, wie sie zum Einsatz bei der Homologen Rekombination nötig war. Dazu wurde zum PCR Produkt 10 % des PCR Volumens an Na - Acetat - Lösung (pH = 5,3) gegeben und gleichzeitig das 3 - fache Volumen von 100 % - igem Ethanol. Nach dem Mischen wurde 5 min bei -80 gefällt. Daraufhin wurde 10 min bei 4 und 13200 rpm zentrifugiert. Der Überstand wurde abgegossen und mit dem 10 - fachen Volumen an kaltem 70 % - igen Ethanol gewaschen, jedoch nicht resuspendiert. Wiederum wurde 10 min zentrifugiert und das Pellet bei 37 ca 10 min im Heizblock getrocknet. Dann wurde es in EB Puer (10 mM Tris - Cl, pH = 8,5) aufgenommen und bei Raumtemperatur rückgelöst. Der gemessene DNA Gehalt sollte mindesten bei 0,5 µg/µl liegen. 2.3.4 Sequenz - Analyse Zur Sequenzierung von AcrB wurden acht Ansätze einer PCR mit der Phusion Polymerase (siehe Tab. 2.8) und den AcrB - Sequenzier - Primern in einer Konzentration von 20 pmol/µl (siehe Tabelle 2.9) vorbereitet. Auf einem Gel wurde der PCR - Erfolg anhand der Gröÿe der Stücke überprüft. Die PCR Produkte wurden 26 Eppendorf Bio Photometer 33 2 Material und Methoden Tabelle 2.8: PCR - Programme und deren Temperaturprole PCR-Schritt Taq-Polymerase Phusion-Polymerase Triple-Taq Denaturierung 4 min bei 96 30 sec bei 98 2 min 94 30 sec bei 94 10 sec bei 98 20 sec bei 94 1 min/1kb bei 68 30 sec bei 72 3 min 30 sec bei (10 min Colony- PCR) 30 Zyklen mit: Denaturierung Annealing Elongation Abschlieÿende 30 sec bei 48-60 8 min bei 68 30 sec bei 55-60 20 sec bei 60 72 10 min bei 72 Elongation gereinigt (siehe Kap. 2.3.3) und der DNA Gehalt gemessen, um sie folgend bei der Sequenzierreaktion als Template ein zu setzen. Durch die acht Primerpaare entstanden acht Teilstücke des AcrB. Für jedes wurde bei der Sequenzierreaktion ein eigener Reaktionsansatz jeweils pro Forward und pro Reverse Primer hergestellt. Die Menge an Template der Sequenzieransätze wurde so errechnet, dass 40 ng eingesetzt wurden. Dann wurden 1 µl Primer hinzu gegeben, diesmal mit einer Konzentrati- 27 , on von 3,2 pmol/µl, und 4 µl eines Sequenzierreagens eine Mischung aus Puer, Polymerase und Fluoreszens dNTPs. Jeder Ansatz wurde auf 20 µl mit Wasser aufgefüllt. Die Sequenzierungsreaktion wurde im Mastercycler Gradient mit folgendem Temperaturprol durchgeführt: Denaturierung 1 min bei 96 25 Zyklen mit: Denaturierung 30 sec bei 96 Annealing 30 sec bei 54 Elongation 4 min bei 60 28 mit dem MegaBACE 500 Sequencer29 analysiert. 30 ausgewertet. Erhaltenen Sequenzen wurden mit dem Computerprogramm BioEdit Die Proben wurden hausintern 27 Big Dye, Version 2.0 Terminator Kit, Applied Biosystems 28 Labor Dr. Homann, Abteilung Klinische Chemie, Medizinische Klinik, Uniklinik Freiburg 29 Amersham Biosciences, Buckinghamshire 30 www.mbio.ncsu.edu/BioEdit/bioedit.html 34 2.3 Molekularbiologische Methoden Tabelle 2.9: Primer zur AcrB Sequenzierung Teilstück Primer 5'-Sequenz-3' 1. EC acrB seq 1-F ataaccagcaagccgcaag EC acrB seq 1-R tgttctgcacctgaacctg check-fw-1 gtgcagatcaccctgacctt' check-rv-1 cgttctgcgctttgatgg EC acrB seq 3-F gaaagatgccatcagccgta acrB-S1-r agacccgacgggaagaac EC acrB seq 5-F ggcaatccgtgctgaact EC acrB seq 5-R ccagtagaaccgccaaagaa EC acrB seq 6-F gtcggtatcgcgatggtact EC acrB seq 6-R ctgtgtacgttcctgcgttg acrB-S5-f ccttcttgccagatgaggac acrB-S5-r gcagtacccagttccacgat EC acrB S3-f aacgttgagtcggtgttcg EC acrB S3-r aacccaatggttgtgagcag acrB-S4-f gtcgattccgttctccgtta acrB-S4-r gagttggtggttcaattactcctt 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Produktgröÿe (bp) 400 373 476 480 438 345 997 500 2.3.5 Homologe Rekombination Die Homologe Rekombination ist eine Methode, bei der genetisches Material unabhängig von seiner Gröÿe zwischen zwei DNA Molekülen in vivo ausgetauscht werden kann; ermöglicht durch Homologiearme, die auf beiden DNA Molekülen mit fast der gleichen Sequenz zu nden sind und daher durch Basenpaarung miteinander rekombinieren können. So kann jede Position eines Zielmoleküls spezisch verändert werden [Zhang et al., 1998], [Muyrers et al., 1999]. Mit dieser Methode konnten gezielt veränderte AcrB - Gensequenzen in den Ausgangstamm 3AG100 eingebracht werden. 31 verwendet. In dieser Arbeit wurde das Counter - Selection BAC Modication Kit Es basiert auf dem tet BAD - gba ń - Phagen - Red/ET System. Das Red/ET Plasmid pSC101 - vermittelt eine Tetrazyklinresistenz und trägt das RedGBα Operon, dass für die Gene α, B und G des ń - Phagen kodiert. Redα ist eine 5' Exonucleasen - 31 Gene Bridges, Heidelberg 35 2 Material und Methoden Protein und RedB ist ein DNA Annealing - Protein. Die Phagenproteine benötigen nicht mehr als 42bp lange Homologiearme, um die Homologe Rekombination zwischen linearer DNA und zirkulärer DNA, wie einem Plasmid, einem BAC oder einem E. coli Chromosom zu vermitteln. Das Operon wiederum steht unter der Kontrol- le des L - Arabinose induzierbaren pBAD Promoters [Guzman et al., 1995], durch den mit der Zugabe von L - Arabinose und einem Temperatursprung auf 37 das Rekombinationsfenster auf die vorübergehende Expression der Phagenproteine limitiert wird. Aufgrund des temperatursensitiven Origins müssen die Zellen zum Erhalt des Plasmids bei 30 kultiviert werden (siehe Tab. 2.3). In der Stammsammlung des Labors (siehe Tab. 2.3) befanden sich E. coli Stämme, die bereits eine Rpsl - Neo - Kassette an der Stelle des AcrB enthielten, sowie das Red/ET Plasmid trugen. So konnten die zu untersuchenden Oligonukleotide oder PCR - Produkte direkt gegen die Kassette ausgetauscht werden. In dieser Arbeit wurde Linezolid als Selektionskriterium gewählt, um den erfolgreichen Austausch zu überprüfen. Linezolid stellt ein gesichertes Pumpensubstrat dar und weist somit auf eine funktionierende AcrB - Pumpe im Genom an Stelle der Kassette hin. Ein weitere Kontrolle stellte die Streptomycinresistenz des Ausgangstammes dar. Die eingeführte Rpsl - Neo Kassette führt zu einer Streptomycinsensitivität, die nach dem Austausch der Kassette mit der mutagenisierten DNA zu Gunsten der wieder erlangten Streptomycinresistenz verloren geht. Ersatz der Rpsl - Neo Kassette durch lineare DNA Frische, bei 30 auf LB - Agarplatten mit Tetrazyklin (Tet3 µg/ml) ausgestrichene Kolonien des Stammes 513 (siehe Tab. 2.3) wurden gepickt und in 100 µl warme LB - Tet3 Lösung gebracht und zwei Stunden bei 30 und 1100 rpm angezogen. Die Temperatur und das Tetrazyklin Medium sichern den Erhalt des Red/ET Plasmids. Dann wurden weitere 400 µl LB - Tet3 Lösung hinzugegeben und wiederum über Nacht bei 30 im Schüttler 32 inkubiert. Am nächsten Tag wurden 30 µl ent- nommen und in 1,4 ml frisches Tet3 - LB Medium gebracht. Die Bakterien wurden wieder ca zwei Stunden angezogen, bis sie eine Dichte (OD=600) von maximal 0,2 erreichten. Dann wurden 30 µl L - Arabinose zugesetzt und wiederum für 45 Minuten, aber bei 37 im Schüttler wachsen gelassen. Dadurch wurde induziert. 32 Eppendorf, Thermomixer comfort 36 2.3 Molekularbiologische Methoden Um elektrokompetente Zellen herzustellen wurde auf Eis gearbeitet. Die Proben aus dem Schüttler wurden bei 2 für 30 Sekunden bei 1100 rpm zentrifugiert 33 . Der Überstand wurde verworfen und die Zellen mit 1 ml eiskaltem destilierten Wasser gespühlt. Dabei wurden jeweils zwei Proben gepoolt. Dieser Waschschritt erfolgte drei Mal. Dann wurden zu 30 µl der Suspension 1 µl der linearen DNA hinzugegeben. Nach einer Minute wurde die Suspension in Elektroporationsküvetten gegeben und mit 1,8 kV elektroporiert 34 . Sofort danach wurde 1 ml frisches LB hinzugegeben und die Bakterien für 70 Minuten im Schüttler bei 37 inkubiert. Zum Schluss wurden 150 µl der Bakteriensuspension mit einem Trigalski-Spatel auf Linezolid16 (16 µg/ml) sowie Streptomycin50 (50 µg/ml) enthaltenen Agar - Platten ausgestrichen und über Nacht bei 37 bebrütet. Einzelne Mutanten konnten per PCR auf den erfolgten Austausch überprüft werden (siehe Kap. 2.3.2 und Abbildung 2.3). 2.3.6 Rekonstitution von Mutationen mit Hilfe der Homologen Rekombination Die Mutation F617S des Mutanten ChN4.5 wurde mit Hilfe eines Oligos in den Aus- 35 gangsstamm transformiert. Das Oligo war von der AcrB - Aminosäurenstelle 615 bis 628 lang und enthielt an der Stelle 617 den Code für eine Serin - Aminosäure, an Stelle einer Phenylalanin - Aminosäure. Auÿerdem enthielt es die nötigen Homologiearme, um das Oligo per Homologer Rekombination in den Ausgangsstammstamm einzufügen. Als Ausgangsstamm wurde der AcrB - Knockoutstamm von 3AG100 mit der internen Labornummer 320 gewählt (siehe Tab. 2.3), da dieser im Bereich der Aminosäuren 615 bis 628 bereits eine Rspl - Neo Kassette enthielt. Es wurde 1 µg/µl des Oligos eingesetzt und 4 ms mit 1,8 kV transformiert und 150 µl auf Linezolid 16 µg/ml haltigen Agarplatten ausplattiert. Das Oligo wurde anstatt der Aminosäuren 615 bis 628 ins AcrB eingefügt und hatte folgende Sequenz: 5'-gaacaacgttgagtcggtgttcgccgttaacggcttcggctctgcgggacgtggtcagaataccggtattg cgttcgtttccttgaaggactgggccgatcgtccgggcg-3' Zur Überprüfung des Ergebnisses wurde eine Colony PCR gemacht mit dem S5-f und S5-r Primerpaar, das an den Aminosäurenbereich des Oligos andockte und eine 33 Eppendorf Centrifuge 5415 R 34 Bio Rad E-coli Pulser 35 der Firma Thermo Fisher Scientic, Ulm 37 2 Material und Methoden Annealing - Temperatur von 52 und eine Extension - Zeit von 3 min benötigte. Auf einem Gel, war der Erfolg des Austausches anhand der Produktgröÿenunterschiede sichtbar und der gewonnene Mutant wurde sequenziert. Auch die Mutationen des Mutanten OS1 wurden überprüft, indem sein gesamtes AcrB - Gen in den Ausgangsstamm übertragen wurde. Zuerst wurde die AcrB - DNA aus dem OS1 Stamm extrahiert (siehe Kap. 2.3.1). Die Messung ergab eine DNA Menge von 19 ng/µl. Um eine höhere Ausbeute zu erhalten wurde diese DNA gefällt, so dass eine DNA Menge von 360 ng/µl erreicht wurde. Davon wurde 1 µl in einer Triple - Taq Reaktion mit Hot Start (siehe Kap. 2.3.2) eingesetzt. Die vier erhaltenen Proben wurden gepoolt und erneut gefällt (mit 16 µl Natriumacetat und 480 µl Ethanol), dann mit 1400 ml Ethanol kalt gewaschen und in 15 µl EB Puer 36 über Nacht rückgelöst. Die entgültige Konzentration des Templates aus genomischer DNA des OS1 lag bei 1,38 ng/µl. Davon wurde 1 µl bei der Homologen Rekombination mit einer Zeitkonstante von 5,4 ms eingesetzt. Von den gewachsenen Klonen wurden 17 gepickt und 11 per PCR auf ihr AcrB Genprodukt überprüft. Sie enthielten AcrB und die ersten fünf Klone wurden daraufhin MHK getestet. 36 Qiagen, USA 38 3 Ergebnisse Gegenstand der vorliegenden Arbeit war die Selektionierung von AcrB - Mutanten, an denen die EPIs NMP und PABN ihre Wirkung einer MHK - Reduzierung vermindert oder gar nicht entfalten konnten. Mittels MHK - Testungen, Akkumulations und Euxassays wurden die Mutanten phänotypisch dierenziert. Ihre Mutationen in AcrB wurden per Sequenzierung dargestellt und zum Teil durch die Wiedereinfügung in den Ausgangstamm rekonstituiert. 3.1 Selektionierung Die verwendeten AcrB - Mutanten entstammten einer Klonbibliothek aus in - vitro Random Mutagenese Mutanten (siehe Kap. 2.1). Sie wurden zur Selektionierung mit einem EPI in Kombination mit einem Antibiotikum angezogen (siehe Kap. 2.2.2). Einige Chargen wurden jedoch nicht selektioniert, sondern unterlagen einer Anzucht in nicht selektiver LB - Lösung, wie die Mutanten der OS und ÜLN Gruppen. Nach der Anzucht wiederum wurden alle Mutanten auf LB - Agarplatten mit steigenden Konzentrationen an Antibiotika und einer gleichbleibenden Konzentration der EPIs ausplattiert (siehe Kap. 2.2.2). Tabelle 3.1 listet die verschiedenen Anzuchtmedien, die Ausplattierungen und die dadurch entstandene Benennung der Gruppen auf. Für die Anzucht der Mutanten der MN - und ChN - Benennung wurden 95 Mutanten aus der Bibliothek verwendet, für die Mutanten der ÜLN - Benennung 27 und für alle anderen jeweils 570. Somit wurden etwa 600 verschiedene Mutanten in die Versuche eingebracht. Groÿe und gut erkennbare Einzelkolonien wurden gepickt, nummeriert und weiteren Testungen zugeführt. 1 mit 50 µg/ml Streptomycin, gegen welches die Ausgangsstämme resistent waren 39 3 Ergebnisse Tabelle 3.1: Klonselektionierung (Angaben in Klon Gruppe Flüssiganzucht über µg/ml) Ausplattierung auf Nacht mit MNb Minocyclin 0,5 und NMP 100 ChN OS Minocyclin 2, 4 jeweils in Kombination mit NMP 100 Chloramphenicol 2 und Chloramphenicol 8, 16 jeweils NMP 100 in Kombination mit NMP 100 nur LB 1 Novobiocin 32, 64, 128 jeweils in Kombination mit PABN 25 NP ÜLN Novobiocin 8 und Novobiocin 32, 64, 128 jeweils PABN 25 in Kombination mit PABN 25 nur LB 1 Linezolid 64, 128 jeweils in Kombination mit NMP 100 LN Linezolid 32 und NMP Linezolid 64, 128 jeweils in 100 Kombination mit NMP 100 3.2 Ertrag nach der Ausplattierung Es wurden je 50 und 100 µl der Flüssiganzucht von Minocyclin und Chloramphenicol in Kombination mit NMP ausplattiert. Danach wuchsen die Kolonien sehr dicht, so dass geschätzt über 1000 pro Platte vorhanden waren. Etwa 15 Kolonien wurden gepickt und zum Vereinzeln erneut ausgestrichen, um Mischkolonien zu trennen. Aus der Anzucht von Novobiocin in Kombination mit PABN wurden 50 µl auf Platten mit 32, 64 und 128 µg/ml Novobiocin sowie 100 µl auf 128 µg/ml Novobiocin, jeweils mit 25 µg/ml PABN, ausplattiert. Eine 1:10 Verdünnung wurde auf 32, 64 und 128 µg/ml Novobiocin mit 25 µg/ml PABN ausplattiert. Auch hier wuchsen die Klone sehr dicht und waren sehr klein, so dass wiederum über 1000 Klone pro Platte schätzbar waren. Es wurden wiederum Kolonien zum Vereinzeln ausgestrichen. So konnten die Klone NP10 und NP15 von einer unverdünnten Ausplattierung auf 64 µg/ml Novobiocin mit 25 µg/ml PABN, Klon NP18 von einer unverdünnten Ausplattierung auf 128 µg/ml Novobiocin mit 25 µg/mlPABN und die Klone NP20 und NP24 von einer verdünnten Ausplattierung auf 128 µg/ml Novobiocin mit 25 µg/ml PABN gepickt werden. Aufgrund des zu dichten Wachstums wurde noch eine 1:100 Verdünnung der Anzucht hergestellt und wiederum auf 32, 64, 128 µg/ml Novobiocin 40 3.3 Erste Auswahl jeweils in Kombination mit PABN ausplattiert. Von der 64 µg/ml Platte konnte nur der Klon NP23 gepickt werden, doch auf der Agarplatte mit 32 µg/ml Novobiocin wuchsen gut erkennbare Einzelkolonien, wovon 20 gepickt wurden - wie Mutanten NP1 bis NP9, NP11 bis NP14, NP16, NP17, NP21 und NP22. In der OS - Gruppe wurden in drei einzelnen Ansätzen je etwa 190 Mutanten in LB - Lösung über Nacht angezogen. Je 50 µl davon wurden auf Platten mit 32, 64, 128 µg/ml Novobiocin in Kombination mit 25 µg/ml PABN ausplattiert. Hier waren die Agarplatten mit etwa zehn bis 20 gut erkennbaren Einzelkolonien bewachsen. Es wurden 29 Mutanten von den Platten mit einer Konzentration von 32 µg/ml Novobiocin gepickt. Von der LN - Anzucht wurden je 50 µl der Lösung und 50 µl einer 1:10 Verdünnung auf Platten mit 64 und 128 µg/ml Linezolid in Kombination mit 100 µg/ml NMP ausplattiert. Auf der höheren Konzentration wuchsen keine Kolonien und auf der niedrigeren Konzentration wuchsen die Kolonien sehr dicht und klein. Die Ausplattierung wurde mit nur 5 und 10 µl der Lösungen wiederholt, doch es zeigte sich das gleiche Bild. Daraufhin wurden jeweils 50 und 100 µl einer 1:100 Verdünnung auf 64 µg/ml Linezolid mit 100 µg/ml NMP ausplattiert. Diesmal wuchsen gut erkennbare Einzelkolonien mit etwa 40 Stück pro Platte. Davon wurden 38 Mutanten gepickt. Später wuchsen auch auf der Linezolid 128 µg/ml Platten noch Kolonien, die gepickt wurden und die Nummern LN29 bis 47 erhielten. Ganz gleich verhielten sich die ÜLN - Mutanten auf den unterschiedlich konzentrierten Platten von Linezolid in Kombination mit NMP. Hier wurden 17 Klone von der 64 µg/ml Linezolid - Konzentration gepickt, die mit einer 1:100 Verdünnung ausplattiert wurden. 3.3 Erste Auswahl Zur ersten phänotypischen Klassizierung der gepickten Mutanten wurden diese durch die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (siehe Kap. 2.2.3) auf ihre Empndlichkeit gegenüber verschiedener Antibiotika getestet. Es wurden 81 Mutanten untersucht, darunter neun NM-, fünf ChN-, 23 NP -, acht OS -, 23 LN und 13 ÜLN - Mutanten. Danach wurden Mutanten herausgesucht, bei denen sich 41 3 Ergebnisse Veränderungen in erster Linie in Bezug auf die Wirkung der EPIs, aber auch der Antibiotika, ergaben. Durch erneute MHK - Testungen und Akkumulationsassays wurden diese Mutanten weitergehend dierenziert. Beispielsweise zeigte sich bei Mutant NP4 eine 8 - fache Reduktion der MHK von Novobiocin durch PABN, statt einer bei 3AG100 erreichten 128 - fachen Reduktion. Auch bei Mutant LN2 erzielte NMP mit Linezolid eine 4 - fache Reduktion der MHK, statt einer 32 - fachen bei 3AG100. Im EtBr Akkumulationsassay hingegen konnte diese Eigenschaft der EPI Resistenz nicht nachgewiesen werden. Beide Klone akkumulierten zusammen mit den EPIs jeweils mehr EtBr als der Ausgangsstamm. Dem gegenüber standen Klone, die im MHK eine EPI - Resistenz zeigten und auch im Akkumulationsassay diese Eigenschaft beibehielten. Durch solche und ähnliche Abwägungen el die Wahl auf fünf Klone, die bis zur Sequenzierung weiter verfolgt wurden und auf die sich im Folgenden diese Arbeit konzentriert: ChN4.5, OS1, ÜLN3, ÜLN15, NP21. 3.4 MHK - Daten der ausgewählten Mutanten In den folgenden Tabellen sind die MHK - Daten der ausgewählten Klone aufgelistet, jeweils im Vergleich zu 3AG100. Selektiert wurde der Mutant ChN4.5 auf einer Agarplatte mit 16 µg/ml Chloramphenicol in Kombination mit 100 µg/ml NMP. OS1 wurde auf einer Agarplatte mit 32 µg/ml Novobiocin in Kombination mit 25 µg/ml PABN und ÜLN3, ÜLN15 und NP21 jeweils auf einer Agarplatte mit 64 µg/ml Linezolid in Kombination mit 100 µg/ml NMP selektiert. In den Tabellen nicht dargestellt sind die Ergebnisse der Eigen - MHK Testungen. Die Eigen - MHKs der ausgewählten Mutanten mit PABN lagen wie bei 3AG100 alle bei 800 µg/ml. Im Eigen - MHK mit EtBr verhielten sich die Mutanten weitgehend wie 3AG100, mit höchstens einer Titerstufe Unterschied. Nur bei dem Mutanten ÜLN15 erzielte NMP eine 8 - fache Reduktion des MHK - Wertes von 512 µg/ml auf 64 µg/ml. 42 3.4 MHK - Daten der ausgewählten Mutanten Tabelle 3.2: Ergebnisse des Standard - MHK - Tests. Im Vergleich zu 3AG100 zeigte ChN4.5: 4 fach erhöhte Chloramphenicolresistenz und 8 - fache Novobiocinsensitivität, OS1: 4 - fach erhöhte Chloramphenicolresistenz und ÜLN15: 4 - fach erhöhte Chloramphenicol - und Rifampicin - Resistenz und 8 - fache Gentamycinsensitivität (nicht in Tabelle). (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibio- tika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 2 8 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 4 1 ChN4.5 1 32 8 256 1024 256 512 32 512 128 8 1 OS1 1 32 16 512 1024 256 1024 96 512 1024 8 1 NP21 1 16 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 8 0.5 ÜLN3 2 16 32 512 1024 512 1024 64 512 1024 4 1 ÜLN15 2 32 64 512 1024 256 1024 32 512 1024 4 1 Tabelle 3.3: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch PABN. PABN Wirksamkeit im Vergleich zu 3AG100 bei ChN4.5: 8 - fach verringert mit Novobiocin und 4 - fach erhöht mit Minocyclin sowie 6 - fach mit Chloramphenicol, OS1: 6 - fach verringert mit Novobiocin, 4 - fach mit Levooxacin und Clarithromycin und 3 - fach erhöht mit Chloramphenicol, NP21: 8 - fach verringert mit Novobiocin, ÜLN15: 6 - fach verringert mit Novobiocin, 3 - fach erhöht mit Chloramphenicol und 4 - fach erhöht mit Rifampicin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 2.7 64 4 8 32 21 16 8 128 8 1 ChN4.5 4 16 32 4 16 64 32 32 8 16 32 2 OS1 2 8 64 4 4 10.7 16 12 5.3 21.3 8 1 NP21 4 4 64 4 8 16 16 16 8 16 4 1 ÜLN3 4 4 128 4 8 64 32 21.3 8 256 3.2 1.3 ÜLN15 8 8 256 8 8 64 64 32 8 16 16 2 43 3 Ergebnisse Tabelle 3.4: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch NMP. NMP Wirksamkeit im Vergleich zu 3AG100 bei ChN4.5: 4 - fach verringert mit Linezolid, OS1: 8 - fach verringert mit Novobiocin und 4 - fach verringert mit Linezolid, Oxacillin und Clindamycin, NP21: 8 - fach verringert mit Novobiocin und 10,7 - fach mit Linezolid, ÜLN15: 4 - fach verringert mit Linezolid und Novobiocin (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 4 2 8 32 2 2 4 8 8 8 4 ChN4.5 5.3 8 1 4 8 2 1 2 4 4 16 4 OS1 4 8 1 2 8 1 1 3 2 1 4 4 NP21 4 4 2 4 10.7 1.3 1 2 4 1 4 1.3 ÜLN3 8 4 2 4 16 1 1 2 8 4 4 2 ÜLN15 8 8 4 8 8 2 2 4 8 2 4 4 3.5 Akkumulationsassays Ethidiumbromid - Akkumulation Zur weiteren Charakterisierung der Stämme wurden EtBr - Akkumulationsassays durchgeführt (siehe Kap. 2.2.4). Zur besseren Vergleichbarkeit der Akkumulationskurven wurden die durchschnittlichen Werte der 30 - igsten Minute der Akkumulation ermittelt und in Vergleich zu 3AG100 gesetzt. Tabelle 3.5 listet die Ergebnisse auf. Erstens zeigte sich, dass nur die Klone ChN4.5 und ÜLN15 eine geringere Akkumulation im Vergleich zu 3AG100 aufwiesen, also den Farbsto EtBr schneller aus der Zelle auspumpten. Dies wird deutlich durch einen Wert unter eins. Zweitens bewirkte PABN bei allen Klonen eine höhere Akkumulation, was sich durch Werte über eins verdeutlicht. Doch bei allen Klonen auÿer ÜLN15 liegen die Werte der EtBr - Akkumulation mit PABN unter dem Wert von 3AG100 mit PABN. Diese Klone zeigten demnach eine partielle PABN Resistenz. Bei Klon ÜLN15 dagegen zeigte PABN eine stärkere Wirkung als bei 3AG100, denn PABN bewirkte eine 2,6 - fache Akkumulation von EtBr bei Klon ÜLN15 statt einer 2,08 - fachen bei 3AG100. Als letztes wird deutlich, dass sich die NMP - Werte der Stämme nahe an eins bewegen, was keiner Wirkung von NMP entsprechen würde und so auch vom Ausgansstamm 3AG100 gezeigt wurde. 44 3.5 Akkumulationsassays Tabelle 3.5: Ergebnisse des EtBr Akkumulationsassays bei Minute 30. Der Ausgangsstamm 3AG100 wurde als Wert von eins gesetzt. Die x - fache Reduktion eines EPIs wurde deniert als die x - fache Akkumulation von EtBr im Vergleich zu dem EtBr Akkumulationswert des jeweiligen Klons. Ein Wert über eins bedeutet also eine EPI Wirkung und kann in Bezug gesetzt werden zu der Wirkung bei 3AG100. Stamm Akkumulation x - fache im Vergleich zu Reduktion mit x - fache Reduktion 3AG100 PABN 3AG100 1,00 2,08 1,08 ChN4.5 0,89 2,03 1,09 OS1 1,02 1,80 0,91 ÜLN3 1,32 1,80 0,89 ÜLN15 0,95 2,60 1,09 NP21 1,26 1,80 1,10 mit NMP PABN - Akkumulation Bei der Akkumulation mit PABN (siehe Tab. 3.6) zeigte ChN4.5 eine geringere Akkumulation von PABN im Vergleich zu 3AG100, also eine bessere Pumpleistung gegenüber PABN. Ebenso fand sich bei OS1 eine geringere Akkumulation als bei 3AG100 mit einem Wert unter eins. NMP zeigte im Zusammenspiel mit PABN eine Wirkung, denn die Werte zeigten eine gröÿere Variation. Insbesondere bei ÜLN15 steigerte es die Akkumulation von PABN um ein 1,69 - faches. Tabelle 3.6: PABN Akkumulationsassay bei Minute 60 Stamm Akkumulation im Vergleich zu x - fache Reduktion mit NMP 3AG100 3AG100 1,00 1,29 ChN4.5 0,69 1,24 OS1 0,95 1,00 ÜLN3 1,19 0,98 ÜLN15 1,56 1,69 NP21 1,42 0,95 45 3 Ergebnisse Pyronin - Akkumulation Tabelle 3.7: Ergebnisse des Pyronin Akkumulationsassays bei Minute 12. Bei der Bewertung der Ergebnisse muss das Phänomen des Quenching beachtet werden. Die Absorptionsenergie von Pyronin geht verloren, wenn es an RNA bindet, so dass eine geringere Fluoreszenz, ausgedrückt in RFU, messbar ist. Je höher also der Wert der RFU Messung, desto weniger wird akkumuliert, denn Pyronin wird nicht in der Zelle gebunden, sondern wieder ausgepumpt (siehe Kap. 2.2.4). Stamm RFU im Vergleich zu 3AG100 3AG100 1,00 ChN4.5 3.51 OS1 4.09 ÜLN3 3.69 ÜLN15 3.46 NP21 2.61 Die Werte aus der Tabelle 3.7 zeigen, dass alle Klone weniger Pyronin akkumulierten als 3AG100. Darunter akkumulierte der Mutant OS1 am wenigsten und der Mutant NP21 am meisten Pyronin. 3.6 Euxassays Von den Mutanten wurde der Eux in Echtzeit von zwei Farbstoen gemessen (sie- 2 he Kap. 2.2.5). In Abbildung 3.1 sind zwei Kurven dargestellt ; Stamm 3AG100 und Mutant F617S, jeweils mit dem EPI PABN. Bei Sekunde 50 wurde Glukose zum Triggern des Euxes hinzu gegeben. Der Eux führte zu einer verminderten RFU des Farbstoes und die Kurven elen ab. Die Bestimmung der Zeit bis zur Hälfte des Euxes sollte die Vergleichbarkeit der Werte ermöglichen und wurde in t - Eux50% ausgedrückt. Dafür wurde die Zeit bis zur halbierten Fluoreszenz zwischen der Energetisierung durch die Glukosezugabe bis zum Plateau der Kurve abgelesen. Daraufhin wurde der Quotient aus t - Eux50% vom Mutanten durch t - Eux50% von 3AG100 gebildet. Werte kleiner als eins bedeuten, dass der Mutant den Farbsto schneller aus der Zelle heraus 2 mit Hilfe des Programmes FL Winlab , Perkin Elmer Inc., USA 46 3.6 Euxassays 173,7 160 150 140 130 120 Int 3AG100 mit P AßN25µM 110 100 90 F617S m it PAßN25µM 80 70 55,2 1,0 50 100 150 200 250 s 300 350 400 450 501,0 Abbildung 3.1: Vergleich des Echtzeit-Euxes von 3AG100 und F617S mit dem Farbsto 1,2 DNA, jeweils unter Zugabe von PABN als EPI. Die RFU von F617S sank früher und auf ein tieferes Niveau ab, als die von 3AG100. pumpen kann als 3AG100. Den Farbsto allein konnte kein Mutant schneller als 3AG100 aus der Zelle pumpen. Zum Teil wurde jedoch mit der Zugabe eines EPIs der jeweilige Farbsto besser aus der Zelle gepumpt, als 3AG100 das mit demselben EPI konnte, so dass im Vergleich diese EPIs bei diesen Mutanten und mit diesem Farbsto schlechter wirkten. Vermehrt war PABN von diesem Eekt betroen. Diese Mutanten sind hier mit ihren Werten aufgeführt: mit 1,2 DNA als Farbsto Mutant: NP21 mit EPI: NMP 400 µM lag der Quotient bei: 0,53 mit DASPEI als Farbsto Mutant: mit EPI: lag der Quotient bei: ChN4.5 Sertralin 25 µM 0,85 OS1 PABN 50 µM 0,12 47 3 Ergebnisse 3.7 Sequenzierung Die erwähnten fünf Mutanten wurden sequenziert, um die Mutationen im AcrB Genom der Mutanten zu untersuchen. Die gefundenen Mutationen wurden durch 3 Nachsequenzierungen jeweils überprüft. Es fanden sich folgende Mutationen : ChN4.5 Position in AcrB: Mutation: Aminosäureveränderung: 1. 536 CGC zu GAG R zu E 2. 617 TTT zu TCT F zu S Position in AcrB: Mutation: Aminosäureveränderung: 1. 210 CAG zu CTG Q zu L 2. 506 GGG zu GCG G zu A 3. 522 AAG zu GAG K zu E 4. 572 TTT zu TCT F zu S 5. 647 ATT zu GTT I zu V 6. 999 GCG zu GCT A zu A (stille Mutation) Position in AcrB: Mutation: Aminosäureveränderung: 1. 369 ACC zu TCC T zu S 2. 448 GTA zu GTC V zu V (stille Mutation) 3. 510 AAA zu GAA K zu E 4. 574 ACC zu ATC T zu I 5. 576 GCT zu GTT V zu A 6. 601 AAA zu AGA K zu R 7. 722 GAA zu AAA E zu K 8. 792 CGT zu CGC R zu R (stille Mutation) 9. 850 AAA zu GAA K zu E 10. 961 ATT zu ATC I zu I OS1 NP21 3 Für eine Erläuterung des Aminosäure - Kodes siehe Anhang 48 (stille Mutation) 3.8 Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm ÜLN3 Position in AcrB: Mutation: Aminosäureveränderung: 1. 599 CTG zu CCG L zu P 2. 770 AAA zu AAG K zu K (stille Mutation) Position in AcrB: Mutation: Aminosäureveränderung: 1. 795 GAT zu AAT D zu N 2. 842 GAG zu GGG E zu G 3. 990 GTT zu GTA V zu V (stille Mutation) ÜLN15 An den unterschiedlichsten Stellen und in unterschiedlichster Anzahl sind Muta- 4 tionen in AcrB zu nden. Mit dem Programm Pymol konnten die Positionen der gefundenen Mutationen in AcrB in einer dreidimensionalen Struktur dargestellt werden. Abbildung 3.2 zeigt das substratbindene Protomer von AcrB 5 und macht die Mutationen und ihre Positionen kenntlich. Die meisten Mutationen befanden sich in der Porterdomäne des Proteins, in der Abbildung erkennbar als obere rundliche Struktur aus B - Faltblättern und α - Spiralen. Die zwei Mutationen Q210L (OS1) und D795N (ÜLN15) befanden sich am TolC - Verbindungstück. Mutationen wie K522E und G506A (beide OS1) oder K510E und T369S (beide NP21) sowie R536E (ChN4.5) fanden sich im Transmembrananteil des Proteins. 3.8 Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm Um heraus zu nden, in wie fern die gefundenen Mutationen ausschlaggebend für den Phänotyp waren, wurden einzelne oder mehrere Mutationen in das AcrB des Ausgangsstammes eingebracht. Dies wurde mit Hilfe der Homologen Rekombination ermöglicht (siehe Kap.2.3.5). Dann konnten diese neuen Stämme auf ihre phänotypischen Eigenschaften getestet und mit denen des Mutanten, von dem die Mutation stammte, verglichen werden. 4 PyMOL Evaluation Product - Copyright© 2008 DeLano Scientic LLC 5 2HRT Chain B [Seeger et al., 2006] 49 3 Ergebnisse Abbildung 3.2: AcrB - Protomer 5 als Proteinstruktur in der Binding Konformation mit Markierung der Aminosäurepositionen der einzelnen Mutationen, gefunden bei den Mutanten: ChN4.5 in blau, OS1 in rot, ÜLN3 in grau, ÜLN15 in pink und NP21 in orange. 50 3.8 Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm 3.8.1 3AG100 - AcrB:OS1 Die Mutationen des Mutanten OS1 wurden überprüft, indem sein gesamtes AcrB Gen in den Ausgangsstamm übertragen wurde (siehe Tab. 3.8, 3.9 und 3.10). Tabelle 3.8: Ergebnisse der MHK - Testung von 3AG100 - AcrB:OS1: Chloramphenicol - sowie Clarithromycin und Rifampicinresistenz, (Konzentrationsangaben in µg/ml; Sensitivität gegenüber Novobiocin. zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 2 8 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 4 1 3AG100 - 1 12 24 512 1024 384 1024 64 512 768 8 1 1 32 16 512 1024 256 96 512 1024 8 1 AcrB:OS1 OS1 1024 Tabelle 3.9: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch PABN bei 3AG100 - AcrB:OS1: verbesserte Wirkung zusammen mit Chloramphenicol und verschlechterte mit Levooxacin. Zu 3AG100 ebenfalls verbesserte Wirkung mit Clarithromycin, Erythromycin, Rifampicin und Novobiocin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 2.7 64 4 8 32 21 16 8 128 8 1 3AG100 - 4 6 96 4 7 48 32 16 7 192 16 2 2 8 64 4 4 10.7 16 12 5.3 21.3 8 1 AcrB:OS1 OS1 51 3 Ergebnisse Tabelle 3.10: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch NMP bei 3AG100 - AcrB:OS1: verringerte Wirkung mit Novobiocin, Linezolid, Oxacillin und Clindamycin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 4 2 8 32 2 2 4 8 8 8 4 3AG100 - 4 6 3 5.3 16 2 1.3 4 5.3 3 8 4 4 8 1 2 8 1 1 3 2 1 4 4 AcrB:OS1 OS1 3.8.2 3AG100 - AcrB:ÜLN15 Es gelang ebenfalls das AcrB - Gen von ÜLN15 in den Ausgangsstamm ein zu fügen. Tabellen 3.11, 3.12 und 3.13 führen die Ergebnisse auf. Tabelle 3.11: Ergebnisse der MHK - Testung von 3AG100 - AcrB:ÜLN15: erhöhte Chloramphenicol - und Rifampicinresistenz, sowie Novobiocinsensitivität. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 2 8 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 4 1 3AG100 - 2 16 32 512 1024 256 1024 64 512 512 8 1 2 32 64 512 1024 256 1024 32 512 1024 4 1 AcrB: ÜLN15 ÜLN15 3.8.3 3AG100 - AcrB:NP21 Auch das AcrB - Gen des Mutanten NP21 konnte in den Ausgangsstamm eingefügt werden. Die Ergebnisse sind in Tabellen 3.14, 3.15 und 3.16 zu sehen. Dabei konnte die 8 - fach reduzierte PABN und NMP Wirksamkeit zusammen mit Novobiocin nicht bestätigt werden. Stattdessen erreichte PABN eine 256 - fache Reduktion der MHK. Dieser Wert lag somit höher als der Wert bei 3AG100, bei dem PABN eine 128 - fache Reduktion der Novobiocin MHK erzielte. 52 3.8 Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm Tabelle 3.12: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch PABN bei 3AG100 - AcrB:ÜLN15: verbesserte Wirkung mit Novobiocin, verschlechterte zusammen mit Rifampicin und Chloramphenicol. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 2.7 64 4 8 32 21 16 8 128 8 1 3AG100 - 8 4 128 4 8 32 32 16 8 64 16 1 8 8 256 8 8 64 64 32 8 16 16 2 AcrB: ÜLN15 ÜLN15 Tabelle 3.13: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch NMP bei 3AG100 - AcrB:ÜLN15: verringerte Wirkung mit Linezolid und Novobiocin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 4 2 8 32 2 2 4 8 8 8 4 3AG100 - 8 8 4 4 16 1 2 2 4 2 8 4 8 8 4 8 8 2 2 4 8 2 4 4 AcrB: ÜLN15 ÜLN15 53 3 Ergebnisse Tabelle 3.14: Ergebnisse der MHK - Testung von 3AG100 - AcrB:NP21: Sensitivität gegenüber Oxacillin und Linezolid, Resistenz gegenüber Rifampicin und Minocyclin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 2 8 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 4 1 3AG100 - 1 8 32 256 512 512 1024 64 512 1024 8 0.5 1 16 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 8 0.5 AcrB:NP21 NP21 Tabelle 3.15: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch PABN bei 3AG100 - AcrB:NP21: verschlechterte Wirkung mit Oxacillin, verbesserte mit Rifampicin, Clarithromycin, Erythromycin, Clindamycin und Novobiocin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 2.7 64 4 8 32 21 16 8 128 8 1 3AG100 - 4 4 128 2 8 64 32 16 16 256 16 1 4 4 64 8 16 16 16 8 16 4 1 AcrB:NP21 NP21 Tabelle 3.16: Ergebnisse 4 der x - fachen MHK - Reduktion durch NMP bei 3AG100 - AcrB:NP21: verschlechterte Wirkung zusammen mit Linezolid und Ciprooxacin, verbesserte mit Rifampicin, Clarithromycin und Minocyclin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 4 2 8 32 2 2 4 8 8 8 4 3AG100 - 4 4 4 4 8 4 1 4 8 8 16 2 4 4 2 4 10.7 1.3 1 2 4 1 4 1.3 AcrB:NP21 NP21 54 3.8 Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm 3.8.4 3AG100 - AcrB:F617S Eine der zwei Mutationen von ChN4.5 war F617S. Diese Mutation wurde in 3AG100 eingefügt, wodurch der Mutant 3AG100 - AcrB:F617S entstand. In den folgenden Tabellen (3.17, 3.18 und 3.19) sind die Ergebnisse seiner MHK - Testungen aufgeführt. Ebenso wie ChN4.5 zeigte 3AG100 - AcrB:F617S eine Novobiocinsensitivität und eine verschlechterte PABN Wirkung zusammen mit Novobiocin. Tabelle 3.17: Ergebnisse der MHK - Testung von 3AG100 - AcrB:F617S. Im Vergleich zu 3AG100 zeigte er sich 10,6 - fach sensitiver gegenüber Novobiocin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 2 8 16 512 1024 256 1024 64 512 1024 4 1 3AG100 - 1 16 16 256 1024 256 1024 32 512 96 4 1 1 32 8 256 1024 256 512 32 512 128 8 1 AcrB:F617S ChN4.5 Tabelle 3.18: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion PABN durch bei 3AG100 - AcrB:F617S. Im Vergleich zu 3AG100 war die PABN Wirksamkeit 5 - fach verringert mit Novobiocin und 3 - fach erhöht mit Chloramphenicol. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 2.7 64 4 8 32 21 16 8 128 8 1 3AG100 - 4 8 64 4 10.7 32 32 32 8 24 8 1.33 4 16 32 4 16 64 32 32 8 16 32 2 AcrB:F617S ChN4.5 Tabelle 3.20 stellt die Werte der Akkumulationsassays von 3AG100 - AcrB:F617S dar. Der Mutant 3AG100 - AcrB:F617S zeigte im EtBr - Akkumulationsassay eine höhere Akkumulation als 3AG100. Auÿerdem zeigte er eine partielle Resistenz gegenüber PABN und NMP mit einer geringeren Reduktion der Akkumulation durch die EPIs im Vergleich zu 3AG100. Im PABN Akkumulationsassay pumpte 3AG100 - AcrB:F617S mit einer 0,79 - fachen Akkumulation das Substrat besser aus als 3AG100. Auch im Euxassay zeigte 3AG100 - AcrB:F617S ein besseres Euxverhalten bei der Zugabe von PABN als 3AG100. Mit einer PABN - Konzentration 55 3 Ergebnisse Tabelle 3.19: Ergebnisse der x - fachen MHK - Reduktion durch NMP bei 3AG100 - AcrB:F617S. Im Vergleich zu 3AG100 war die NMP Wirksamkeit 2,6 - fach verringert mit Novobiocin. (Konzentrationsangaben in µg/ml; zu den Abkürzungen der Antibiotika siehe Kap. 2.2.3.) Stamm Levo Cha Rif Oxa Lizo Clr Ery Azm Cli Nov Mno Cip 3AG100 8 4 2 8 32 2 2 4 8 8 8 4 3AG100 - 4 4 2 4 16 2 2 2 4 3 4 2 5.3 8 1 4 8 2 1 2 4 4 16 4 AcrB:F617S ChN4.5 von 25µM erreichte er einen t - Eux50% - Quotient von 0,67 und mit einer PABN Konzentration von 50 µM einen Quotienten von 0,91. Tabelle 3.20: Akkumulationsassays von 3AG100 - AcrB:F617S im Vergleich zu 3AG100 und ChN4.5 Stamm EtBr x - fache x - fache PABN x - fache Akkumu- Redukti- Redukti- Akkumu- Redukti- lation on mit on mit lation on mit PABN NMP Pyronin Akkumulation NMP 3AG100 1,00 2,08 1,08 1,00 1,29 1,00 3AG100 - 1,26 1,84 0,93 0,79 1,16 4.05 0,89 2,03 1,09 0,69 1,24 3.51 AcrB:F617S ChN4.5 56 4 Diskussion Ein wesentlicher Mechanismus der bakteriellen Antibiotikaresistenz ist der Eux von Antiinfektiva durch Systeme wie AcrAB - TolC, die unter physiologischen Bedingungen eine hohe Expression erreichen können, ein breites Spektrum an Substratspezität zeigen und so zu einem multi - resistenten Pathogen führen können [Nikaido, 1998]. Bereits vorhandene Antibiotika zu modizieren oder die Entwicklung neuer EPIs stellen zwei Optionen zur Lösung dieses Problemes dar. Dafür ist das Verständnis über die Struktur der Pumpe sowie den Mechanismus der Substratbindung und Ausschleusung essentiell. Doch lassen die Spezität der Substratbindung und die exakten Wirkungsmechanismen von putativen EPIs noch viele Fragen oen [Mahamoud et al., 2007]. Zum besseren Aufschluÿ über die Interaktion von AcrB und EPIs wurden in dieser Arbeit AcrB - Mutanten einer in - vitro Random Mutagenese Bibliothek mit einer EPI - Antibiotikum - Kombination selektioniert, um Mutanten mit einem EPI - resistenten Phänotyp für weiteren Testungen her zu stellen. 4.1 Selektionierung und Methodik Es stand eine AcrB - Mutantenbibliothek für diese Arbeit zur Verfügung. Die Mutanten dieser Bibliothek entstanden durch eine in - vitro Random Mutagenese, bei der zufällig Mutationen in AcrB auftraten. Mit dem Einsatz von 500 ng DNA wurde mit einer mittleren Mutationsfrequenz von viereinhalb bis neun Mutationen pro Tausend Basen gearbeitet [Stratagene, 2006] (siehe Kap. 2.1). Da jedoch ein 3 kb groÿes Template eingesetzt wurde, ist mit einer geringeren Mutageneserate von etwa drei Mutationen pro Mutant zu rechnen. Insgesamt wurden bereits 22 Mutanten der AcrB - Mutantenbibliothek sequenziert, wobei im Durchschnitt fünf Mutationen pro Mutant gefunden wurden, darunter regelmäÿig ein bis zwei stille Mutationen. Die errechneten Werte liesen sich somit empirischen bestätigen. Bisher wurden hauptsächlich Mutanten mit einem veränderten Phänotyp sequenziert, so dass die eigentliche Mutageneserate womöglich noch etwas tiefer lag. Bei etwa zwei bis drei 57 4 Diskussion Mutationen pro Mutant und einem Einsatz in dieser Arbeit von 600 Mutanten aus der Bibliothek standen somit etwa 1500 Mutationen im Mutantenpool für die Selektionierung zur Verfügung. Dieser Pool an Mutanten mit den verschiedenen Varianten von AcrB wurde in die Selektionierung eingebracht. Mittelst der Vermehrung der Bakterien stellt die Selektionierung eine in - vivo Mutagenese dar. Mit ihrem Ablauf erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine weitere Mutation ausbildete, die zusammen mit den bereits vorhandenen aus der in - vitro Random Mutagenese zu einer Phänotypveränderung des jeweiligen Mutanten führt. Die Selektionierung ist eine sequentielle Anzucht von Bakterien mit einer ansteigenden Konzentration eines Antibiotikums in Kombination mit einer gleichbleibenden Konzentration eines EPIs. Durch die Anwesenheit eines EPIs in Kombination mit einem Antibiotikum wurde ein Selektionsdruck ausgeübt. Er selektierte auf Eigenschaften, die das Überleben des Bakteriums in dem gegebenen Milieu sicherten, und selektierte somit zielgerichtet auf die Ausprägung einer EPI - Resistenz hin. EPI - Resistenz meinte die verminderte oder nicht mehr vorhandene Wirkung der MHK - Reduktion von Antibiotika durch den EPI. Die Annahme war, dass diese EPI - Resistenz aufgrund der Mutationen in AcrB zustande kam. In unveröentlichen Ergebnissen der Arbeitsgruppe zeigten sich nach der Durchführung mehrerer Selektionierungsschritte, dass sich durch einen stärkeren Selektionsdruck die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass die entstandenen Eigenschaften nicht auf AcrB zurück zu führen waren. Durch die Selektionierung erhöhte sich vielmehr das Risiko, dass Mutanten zwar den gesuchten Phänotyp aufwiesen, jedoch nicht aufgrund eines Eektes in AcrB. Daher wurde für diese Arbeit keine sequentielle Anzucht, sondern eine einschrittige Selektionierung ausgeführt, denn mit einer geringeren Anzahl an Selektionierungsschritten sinkt das Risiko einer Mutationsentstehung an anderer Stelle als in AcrB. Um jedoch die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich Mutationen in AcrB nden, wurde daher der in - vitro Random Mutagenese Schritt voran gestellt, um einen Pool an AcrB - Varianten bereit zu stellen. Doch selbst bei einem einzigen Selektionierungsschritt herrschen Selektionsdrücke, die Überlebensstrategien und Resistenzen fördern, die nicht durch eine Mutation 58 4.1 Selektionierung und Methodik in AcrB herbei geführt wurden. Denkbar wäre eine veränderte Lipopolysaccharid (LPS) Struktur, die aufgrund der verringerten Membrandurchlässigkeit einen Überlebensvorteil bietet, indem für das Bakterium schädliche Substanzen nicht ihre Zielstrukturen in der Zelle erreichen können. Somit sind permeabilisierende Eekte von EPIs als problematisch ein zu schätzen, da ihr Selektionsdruck zu LPS Veränderungen führen kann. Dies wurde bereits bei einigen kationischen antimikrobiellen Peptiden und Polymyxinen, die über permeabilisierende Eekte ihre antimikrobielle Wirkung entfalten, beobachtet [Pagès et al., 2005]. Auch für PABN konnten permeabilisierende Eekte bei Pumpenknockout - Stämmen gezeigt werden [Lomovskaya et al., 2001]. Folglich könnte PABN die Entwicklung pumpenunabhängiger Resistenzentwicklung durch eine Beeinussung der Membranintegrität fördern. Beispielweise wurde der Mutant NP21 mit PABN selektioniert. Seine Eigenschaften einer 8 - fach verringerten Wirkung von PABN und NMP zusammen mit Novobiocin konnten nach der Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm nicht mehr nachgewiesen werden. Er zeigte nach der Rekonstitution hingegen eine einschrittig verbesserte Wirkung von PABN zusammen mit Novobiocin. Es lässt sich daraufhin schlieÿen, dass sich Mutationen bei NP21 ereignet haben müssen, die nicht AcrB betreen und womöglich durch PABN begünstigt wurden. Die Mutanten mit der ÜLN und OS Benennung hingegen wurden keiner Selektionierung und somit keiner in - vivo Random Mutagenese unterworfen, stammten jedoch ebenfalls aus dem Mutantenpool. Sie wurden in einem nicht selektivem Medium angezogen und dann selektiert ausplattiert. Mit ÜLN15, OS1 und ÜLN3 ergaben sich auch daraus Mutanten mit EPI - resistenten Phänotypen, die nach der Rekonstitution der Mutationen teilweise bestätigt werden konnten (siehe Kap. 4.5). Die Mutanten der ÜLN und OS Anzucht bewiesen, dass auch ohne Selektionierung Mutanten gefunden werden können, die dem Ziel eines EPI - resistenten Phänotyps entsprechen. Die Selektionierung sollte hingegen weitere Mutationen in AcrB entstehen lassen, um die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines EPI - resistenten Phänotyps zu erhöhen. Sie war somit eine indirekte Erweiterung des Pools. Ihre Durchführung wurde jedoch aufgrund dieser Ergebnisse und der Möglichkeit von Mutationsausbildungen auÿerhalb von AcrB fragwürdig. Die Wahrscheinlichkeit Mutanten mit den gewünschten Eigenschaften zu nden steigt vielmehr mit der Vergröÿerung des Mutantenpools. 59 4 Diskussion Durch die Ausplattierung aller Mutanten auf mit EPIs und Antibiotika versetzten Agarplatten, ergab sich eine zielgerichtete Selektion auf bestimmten Eigenschaften hin, die sich aus dem Pool und der Selektionierung ergaben. Hierbei ist die Wahrscheinlichkeit der Mutationsentstehung wesentlich geringer. Bei jedem wachsenden Mutant, konnte es einen anderen Grund geben für sein gutes Wachstum, auch wenn Phänotypen Ähnlichkeiten zeigten. Es ist nicht gegeben, dass die hier gefundenen Mutanten besonders resistent gegen die EPIs ihrer Anzuchts - Agarplatte sind, sondern bei einer zunehmenden Resistenz gegen die Antibiotika könnten die EPIs in Relation geringer wirken. Auÿerdem zeigten beide EPIs zusammen mit dem Antibiotikum Novobiocin häug eine verringerte Wirksamkeit. Jedoch gestalten sich Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Wirksamkeit, da der Ausgangsstamm 3AG100 bereits bis zu einer Novobiocinkonzentration von 1024 µg/ml wächst und dies auch die höchste Konzentration auf der Standard - MHK Platte ist. Eventuell weitergehend resistente Klone wurden daher mit der Standard - Platte nicht mehr erfasst. Die x - fache MHK Reduktion des EPIs ist damit nicht feststellbar und die verminderte EPI - Wirksamkeit nicht beurteilbar. Ebenso kann nicht die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Mutanten jeweils gegen die EPIs und Antibiotika aus ihrer Anzucht resistent werden. So wurde der Mutant ChN4.5 mit NMP und Chloramphenicol selektioniert, zeigte aber neben einer Resistenz gegenüber NMP zusammen mit Linezolid auch eine Resistenz gegenüber PABN zusammen mit Novobiocin. Auch wuchs der Mutant OS1 auf einer Agarplatte mit 25 µg/ml PABN, obwohl er nicht mit PABN oder einem anderen EPI selektioniert wurde. Im Übrigen konnten bei der Auswertung der MHK Daten Veränderungen in den Tetrazyklin Werten nicht berücksichtigt werden. Eine bestehende Resistenz könnte weiterhin von einem Red/ET Plasmid vermittelt werden, das nach der Homologen Rekombination eventuell nicht verloren ging (siehe Kap. 2.3.5). Auch wurden veränderte Werte bei Gentamycin nicht beurteilt, da Aminoglykoside aus dem Cyto - und Periplasma nicht durch AcrB, sondern durch AcrD gepumpt werden [Aires and Nikaido, 2005]. Die Auswertung der Ergebnisse der EtBr - Akkumulationsassays zusammen mit NMP als EPI wurde durch die geringe Wirkung von NMP in diesen Versuchen bereits beim Ausgangsstamm 3AG100 limitiert. Hier bewirkte NMP eine 1,08 - fachen Akkumulation von 3AG100 im Vergleich zum alleinigen EtBr - Wert. So bewegten sich die NMP - Werte der Stämme durchschnittlich nicht mehr als ein Zehntel um eins herum. Dieser Umstand zeigte sich nicht in früheren Versuchen 60 4.2 Die Mutationen der Mutanten der Arbeitsgruppe. Da für diese schlechte Wirkung von NMP noch keine Erklärung gefunden wurde, konnten die EtBr - Akkumulationswerte zusammen mit NMP nicht in der Diskussion verwertet werden. 4.2 Die Mutationen der Mutanten In dieser Arbeit wurden insgesamt 23 verschiedene Mutationen im AcrB der Mutanten gefunden, darunter sechs stille Mutationen. Anhand der Abbildung 3.2 mit den Proteinstrukturdaten von [Seeger et al., 2006] und Veröentlichungen zu Substratbindungsstellen [Husain and Nikaido, 2010] konnte auf die Lokalisationen der Mutationen geschlussfolgert und sie somit funktionell eingeordnet werden. Die meisten der Mutationen lagen im periplasmatischen Anteil von AcrB. Dies war zu erwarten, da hier ein Groÿteil der Substratbindung und des Transportes statt ndet [Murakami et al., 2002], [Yu et al., 2005], [Bohnert et al., 2008]. Die Mutation F617S befand sich direkt in der Bindungstasche [Seeger et al., 2006]. Ebenfalls darin oder in ihrer unmittelbaren Nähe [Husain and Nikaido, 2010] befanden sich viele weitere Mutationen: F572S (OS1), T574I und V576A (beide NP21), L599P (ÜLN3), K601R (NP21) und I647V (OS1). Die Mutation E722K (NP21) befand sich an einer Wand der periplasmatischen Bindungstasche [Yu et al., 2005]. Zwei Mutationen befanden sich im Einschleusebereich von AcrB, in der Nähe der Cleft [Husain and Nikaido, 2010]: Mutationen K850E (NP21) und E842G (ÜLN15). Zwei weitere Mutationen befanden sich im Bereich des Gates: Q210L (OS1) und D795N (ÜLN15). Zudem fanden sich Mutationen im transmembranösen Anteils des Proteins, wie K522E und G506A (beide OS1), K510E und T369S (beide NP21) und R536E (ChN4.5). Besonders sechs der Mutationen sind hervor zu heben, da an betroener Stelle durch den Aminosäurewechsel die chemischen Bindungseigenschaften bedeutend verändert wurden: E842G (ÜLN15) an der Cleft, F617S (ChN4.5) und F572S (OS1), beides Phenylalanine aus der Bindungstasche, sowie T574I (NP21) ebenfalls aus der Bindungstasche, und Q210L (OS1) und D795N (ÜLN15) aus dem Gate Bereich. Diese genannten Bereiche sind alle entscheidend am Transport von Substraten beteiligt (siehe Kap. 1.3.2). Anhand von mit Minocyclin und Doxorubicin in Kristallisationsversuchen gewonnenen Erkenntnissen wurde gezeigt, dass Substrate multiple, sehr spezische Bindungsstellen auf weisen und sich ein breites Substratbindungsspektrum von AcrB 61 4 Diskussion erkennen lässt. Dies wird möglich durch exible Interaktion der Liganden mit verschiedensten Aminosäureseitenketten, zumeist hydrophobische Phenylalaninseitenketten, teilweise auch polare Seitenketten. So interagiert das Substrat Minocyclin mit den Aminosäuren F178, N274 sowie F615 und Doxorubicin wiederum mit Q176, F615 und F617 [Murakami et al., 2006]. Aus weiteren Ko - Kristallisationsstudien sowie Mutations - und Kristallstrukturanalysen ist bekannt, dass Mutationen in der Bindungsstasche oder der periplasmatischen Schleife das Substratbindungsverhalten von RND - Pumpen durch Modulationen der tertiären Struktur, Protein - Protein Interaktionen innerhalb der Euxpumpe sowie durch die Entstehung neuer Substratbindungsstellen beeinussen können [Bohnert et al., 2007], [Elkins and Nikaido, 2002]. Im Allgemeinen bedeutet weiterhin verminderter Transport nicht immer verminderte Bindungsanität [Vargiu et al., 2011]. Eine Mutation könnte das Bindungsverhalten von Substraten an die Pumpe verbessern, indem die Interaktionen zwischen den Bindungspartnern in AcrB verfestigt werden. Auf dem Weg der funktionalen Rotation könnten daraufhin durch dynamische Veränderungen Substrate in eine Sackgasse geführt und nicht euxiert werden, genauso wie die Verstärkung der Anität einer Bindung den Eux verbessern kann. Es ist davon aus zu gehen, dass auch die gefunden Mutationen der Mutanten ähnlich dierenzierte Interaktionen eingehen und somit spezische Veränderungen in der Substratbindung hervor rufen können. 4.3 Phänotypen mit veränderter EPI - Ezienz In erster Linie wurde nach Phänotypen gesucht, an denen die EPIs in ihrer MHK Reduktion von Antibiotika verändert wirkten im Vergleich zu 3AG100. Dabei wurden vor allem PABN und NMP als EPIs untersucht. In den Euxversuchen kamen jedoch auch andere Stoe, wie Sertralin, zum Einsatz. So zeigte ChN4.5 im Echtzeit Euxassay mit DASPEI einen schnelleren Eux als 3AG100 unter der Zugabe von Sertralin und bewies sich somit resistenter gegenüber Sertralin als 3AG100 mit einem t - Eux50% - Quotienten von 0,85. Eine Möglichkeit der Entwicklung von EPIs besteht in der Ausnutzung von antimikrobiellen Nebeneekten von bereits klinisch eingesetzten Medikamenten, deren Hauptwirkung jedoch nicht antibiotischer Natur sind. Das SSRI Sertralin beweist EPI Eigenschaften und gilt als AcrAB - TolC Substrat. Im MHK zeigte es jedoch eine limitierte MHK - reduzierende Wirkung zusammen mit Antibiotika, wahrscheinlich aufgrund einer Induktion der Euxpumpenex- 62 4.3 Phänotypen mit veränderter EPI - Ezienz pression [Bohnert et al., 2011]. Die Resistenz von ChN4.5 gegenüber Sertralin legt nahe, dass auch Sertralin mit seinen Bindungspartnern auf sehr spezische Weise interagiert und somit durch eine der Mutationen von ChN4.5 beeinusst wurde. Im Vergleich sollte 3AG100 - AcrB:F617S ebenfalls mit Sertralin untersucht werden. Dies ist von Interesse bei der weiteren Erforschung von Sertralin als EPI. 4.3.1 Verminderte EPI - Wirksamkeit von PABN Im EtBr - Akkumulationsassay zeigten alle untersuchten Mutanten bis auf ÜLN15 eine partielle PABN - Resistenz im Vergleich zu 3AG100. Somit wurde überhaupt eine Wirkung von PABN auch bei 3AG100 gezeigt. Bisher galt, dass PABN die MHK von EtBr nicht beeinusst [Lomovskaya et al., 2001]. Im EtBr - Eigen - MHK Test verhielten sich dementsprechend die Mutanten wie 3AG100 und PABN als EPI zeigte keine Wirkung, wie bisher zu erwarten war [Kern et al., 2006]. Im Eigen - MHK - Test mit PABN indessen waren alle Mutanten gleich resistent gegenüber PABN wie 3AG100. Dies zeigte, dass die PABN - Wirksamkeit in den durchgeführten Akkumulationsassays nicht an einer Sensitivität gegenüber PABN lag. Im Echtzeit - Euxassay mit dem Farbsto 1,2 DNA erwies sich der Mutant 3AG100 AcrB:F617S erneut als resistenter gegenüber PABN als 3AG100. Mit einer PABN Konzentration von 25µM erreichte er einen t - Eux50% - Quotient von 0,67. Ein Quotient unter eins bedeutete, dass der Eux schneller verlief als bei 3AG100 unter der Zugabe von PABN, so dass PABN eine geringere Wirkung zeigte als bei 3AG100. Neben der partiellen PABN - Resistenz im EtBr - Akkumulationsassay zeigte auch der Mutant OS1 besonders im Eux - Assay mit dem Farbsto DASPEI eine starke PABN - Resistenz mit einem t - Eux50% - Quotienten von 0,12. Beide, 3AG100 - AcrB:F617S sowie OS1, besaÿen als Gemeinsamkeit eine Mutation in der Bindungstasche: Die Mutation F617S von ChN4.5 und die Mutation F572S von OS1, die in direkter Nachbarschaft zu der bekanntlich in der Bindungstasche lokalisierten Aminosäure M573 lag [Husain and Nikaido, 2010]. Beide Mutationen führten zu dem Austausch einer Phenylalanin - Aminosäurenseitenkette mit Serin. Durch den Verlust einer Phenylalaninseitenkette kommt es zur Minimierung von aromatischen Wechselwirkungen, wichtig für die Substratbindung [Bohnert et al., 2008]. So könnte in Folge PABN seine vermutliche Wirkung über Substratinteraktionen in der Bindungstasche nicht mehr korrekt entfalten. Daraufhin wird es aus der Zelle befördert, ähnlich wie im reinen PABN - Akkumulationsassay, bei dem die 63 4 Diskussion Mutanten 3AG100 - AcrB:F617S, ChN4.5 und OS1 im Übrigen geringer als 3AG100 akkumulierten. Hierbei wurde PABN als Substrat ausgepumpt, denn PABN ist als aromatische Verbindung selbst ein Substrat der AcrB - Pumpe [Lomovskaya et al., 2001]. 4.3.2 Verminderte EPI - Wirksamkeit von NMP NMP zeigte eine abgeschwächte EPI - Wirkung zusammen mit Linezolid bei den Mutanten ChN4.5, NP21, ÜLN15 und OS1. Sonst zeigt es mit dieser Substanz eine gute Wirksamkeit [Bohnert and Kern, 2005] und diese Mutanten entsprechen daher den gesuchten Kriterien eines EPI - resistenten Phänotyps. Dieser Eekt konnte auch nach der Rekonstitution der Mutation nachgewiesen werden, so dass die jeweiligen Mutationen für diese Eigenschaft verantwortlich sein mussten. So bewirkte NMP bei 3AG100 - AcrB:NP21 eine 8 - fache Reduktion der MHK von Linezolid und bei den Mutanten 3AG100 - AcrB:F617S und 3AG100 - AcrB:OS1 und 3AG100 - AcrB:ÜLN15 eine 16 - fache Reduktion der MHK von Linezolid, statt einer 32 - fachen bei 3AG100. Bei den ursprünglich NMP - resistenten Mutanten ChN4.5, OS1 und ÜLN15 konnte hingegen eine 8 - fache Reduktion der MHK von Linezolid erreicht werden. Der Mutant ÜLN3 besaÿ als einzige Mutation L599P, aufgrund der Nähe zu E607 somit wie diese ebenfalls in der Bindungstasche lokalisiert [Husain and Nikaido, 2010]. Die beiden Aminosäuren Leucin und Prolin besitzen beide eine hydrophobe Seitenkette, so dass entstehende Eigenschaftsveränderungen subtil sind. So zeigten sich in den MHK - Testungen von ÜLN3 keine Besonderheiten. Im PABN Akkumulationsassay dagegen zeigte sich eine NMP - Resistenz bei dem Mutanten ÜLN3, daneben auch bei NP21, OS1 und 3AG100 - AcrB:F617S. ÜLN3 wie OS1 wurden keiner Selektionierung mit einem Antibiotikum in Kombination mit einem EPI unterworfen. ÜLN3 stammte jedoch von einer Agarplatte mit 64 µg/ml Linezolid und 100 µg/ml NMP als EPI. Die NMP - Resistenz lieÿe sich in diesem Fall auf die einzige Mutation in der Bindungstasche von ÜLN3 zurückführen. Es spräche dafür, dass die Bindungstasche im Wirkmechanismus von NMP eine Rolle spielt. Ob über kompetitive Hemmung, allosterische Anlagerung oder einen anderen Mechanismus, die mutmaÿliche Interaktion von NMP mit einem Substrat scheint sehr sensibel auf leichte Konformationsveränderungen. 64 4.3 Phänotypen mit veränderter EPI - Ezienz 4.3.3 Verbesserte Wirksamkeit der EPIs NMP besaÿ im PABN - Akkumulationsassay eine EPI - Wirkung gegenüber ÜLN15, so dass eine 1,69 - fache Akkumulation im Vergleich zu dem alleinigen EtBr - Wert erreicht wurde. Im Eigen - MHK - Test mit EtBr erzielte NMP sogar eine 8 - fache Reduktion des MHK Wertes, was dem Wissen entspricht, dass es als EPI mit EtBr zusammen gut wirkt [Bohnert and Kern, 2005]. ÜLN15 besaÿ keine Mutation in der Bindungstasche, hingegen zwei Mutationen an anderer Lokalisation, die dort zu einer Eigenschaftsveränderung der betroenen Aminosäurenseitenketten führten: D795N, am Gate, führte vom sauren Aspartat zum basischen Asparagin und E842G, an der Cleft, wechselte von der groÿen, geladenen, hydrophilen Seitenkette Glutamat zur hydrophoben, kleinen Seitenkette Glycin. Die verbesserte Wirkung von NMP als EPI im Vergleich zu 3AG100 lässt vermuten, dass die zwei Mutationen in der Cleft und am Gate auch eine Rolle bei der Wirkung von NMP spielen; eventuell durch eine Interaktion von NMP mit dem TolC Verbindungsstück. Es wurde bereits vermutet, dass NMP über eine nicht - kompetitive Hemmung der Euxpumpen wirkt und sich allosterisch am Pumpenprotein anlagert. Eine hierdurch bedingte Konformationsänderung des Proteins könnte dann für die schlechtere Bindung und Ausschleusung mancher Pumpensubstrate ursächlich sein [Wehmeier, 2007]. Dies steht im vermeintlichen Widerspruch zu den Ergebnissen, bei denen NMP - resistente Mutanten alle eine Mutation in der Bindungstasche aufwiesen. Doch könnten eventuell auch Konformationsänderungen durch Mutationen in der Bindungstasche zu einer schlechteren Bindung von NMP bei einer allosterischen Anlagerung führen und so beide Ergebnisse in Einklang bringen. Ebenso kann ein Einuss der Pumpenumgebung auf die NMP - Wirksamkeit vermutet werden. PABN zeigte als EPI zusammen mit Chloramphenicol eine 6 - fach erhöhte Wirksamkeit bei dem Mutanten ChN4.5 und eine 3 - fach verbesserte Wirksamkeit bei OS1 und ÜLN15. Es wäre denkbar, dass ein EPI die stärkste Wirkung an einem resistenten Stamm entfaltet. Dies spricht für die Ergebnisse, die in aeruginosa Pseudomonas dargestellt wurden, dass die Gröÿe des inhibierenden Eektes durch das Level der Expression der Euxpumpe bestimmt wird [Lomovskaya et al., 2001]. Da diese Klone ein 4 - fache Chloramphenicolresistenz im Standard - MHK aufwiesen, könnte der Eekt des EPIs stärker hervorgehoben werden. Umgekehrt könnte eine zunehmende Sensitivität der Klone eine verminderte Wirkung von EPIs erklären, so wie es bei PABN zusammen mit Novobiocin bei den Mutanten ChN4.5 und 65 4 Diskussion 3AG100 - AcrB:F617S der Fall war. Weiterhin wirkte PABN bei dem Mutanten ChN4.5 zusammen mit Minocyclin 4 - fach verbessert. Da 3AG100 - AcrB:F617S dies nicht zeigte, musste die zweite Mutation R536E diese Eigenschaft beeinussen, vorausgesetzt sie kam nicht durch eine nicht überprüfte zusätzliche Mutation auÿerhalb der Pumpengene zustande. R536E lag im unteren TM - Anteil von AcrB, worin ebenfalls die Protonentranslokation stattndet [Sennhauser et al., 2006] und sich die Central Cavity bendet. Bei der Substratausschleusung gegen Protonen nden auch in TM - Anteil Konformationsänderungen statt [Yu et al., 2003], die durch eine Mutation wie R536E beeinusst werden könnten. Diese Annahme wird unterstützt durch die Dierenz der beiden Mutanten im EtBr - Akkumulationsassay. Anhand des Vergleichs von 3AG100 - AcrB:F617S und ChN4.5, der die beste Pumpleistung aufwies, könnte die Mutation R536E oder wiederum eine Mutation auÿerhalb der Pumpengene an der guten Pumpleistung gegenüber EtBr beteiligt sein. EtBr ist ebenso wie Novobiocin ein aromatisches Molekül, das hydrophobische Wechselwirkungen eingehen kann. Es wurde gezeigt, dass Ethidium in der groÿen Central Cavity des TM - Anteils gebunden wird. Da die Central Cavity eine groÿe Bindungstasche darstellt, geschieht auch dies hauptsächlich über hydrophobe Wechselwirkungen [Yu et al., 2003]. Somit könnte die Mutation R536E durch eine Konformationsänderung daran beteiligt sein. 4.4 Phänotypen mit veränderter Substratspezität Es zeigten sich neben der veränderten EPI - Ezienz auch Veränderungen in der Antibiotikaspezität der Mutanten. So zeigten 60% der untersuchten Mutanten eine 4 - fach erhöhte Chloramphenicolresistenz im Vergleich zu der Chloramphenicolresistenz von 3AG100. Chloramphenicol, als eines der kleinsten Moleküle unter den Antibiotika, wird in seiner Funktion gering durch eventuell mutationsbedingte Strukturveränderungen sterisch beeinträchtigt. Studien zeigen, dass TolC eine Bedeutung hat in Stämmen mit einer Chloramphenicolresistenz [Chollet et al., 2004]. Weiterhin kann TolC auch unabhängig von AcrA und AcrB aktiv sein [Sulavik et al., 2001]. So könnte die Chloramphenicolresistenz unabhänging von den gefundenen Mutationen in AcrB durch Veränderungen von TolC bedingt sein. Diese Überlegung wird jedoch widerlegt von den Ergebnissen nach der Rekonstitution der Mutationen, in 66 4.4 Phänotypen mit veränderter Substratspezität denen die Chloramphenicolresistenz weiterhin vorhanden war, wenn auch nicht so stark ausgeprägt. Mutationen in AcrB scheinen daher schnell eine Veränderung in der Wirkung von Chloramphenicol hervor rufen zu können und das sehr häug. ÜLN15 zeigte eine 4 - fach erhöhte Rifampicinresistenz im Vergleich zu 3AG100. Das sehr groÿe Molekül Rifampicin kann schlecht durch die äuÿere Membran gramnegativer Bakterien gelangen und seine Wirkung ist daher empndlich gegenüber Membranveränderungen. Defekte der äuÿeren Membran durch veränderte Lipopolysaccharide führen demnach zu einer Empndlichkeitszunahme gegenüber Rifampicin [Nikaido, 2005]. Auch gibt es nur geringe Unterschiede in der Rifampicin - MHK zwischen pumpendezienten und pumpen - überexprimierenden Stämmen [Sulavik et al., 2001], so dass eine andere Ursache als ein verändertes AcrB für die Rifampicinresistenz von ÜLN15 vermutet werden könnte. In diesem Zusammenhang ist auch die 4 - fach verbesserte PABN Wirkung zusammen mit Rifampicin interessant. Sie könnte durch eine pumpenunabhängige, permeabilisierende Wirkung des EPIs hervorgerufen werden; wie bereits mehrfach vermutet [Kern et al., 2006]; [Lomovskaya et al., 2001]. Vermutlich fällt sie hier jedoch aufgrund der erhöhten Resistenz stärker aus als beim Ausgangsstamm 3AG100 (siehe Kap. 4.3.3). Es ist zu beachten, dass ÜLN15 keiner Selektionierung mit PABN unterworfen und auf NMP - haltigen Agarplatten ausplattiert wurde, so dass LPS - Veränderungen durch einen Selektionsdruck von PABN unwahrscheinlich sind. Auch Makrolide stellen groÿe Moleküle dar, deren Wirkung durch Membranveränderungen stark beeinusst werden. Für Makrolide ergeben sich jedoch keine MHK - Veränderungen bei ÜLN15. Deshalb ist insgesamt davon auszugehen, dass die Rifampicinresistenz von ÜLN15 nicht durch Membranveränderungen, sondern durch seine Mutationen zustande kam. Besonders da die Rifampicinresistenz nach der Rekonstitution der Mutationen weiterhin bestand, wenn auch nur 2 - fach statt 4 - fach ausgeprägt. Der Mutant ChN4.5 zeigte in MHK - Testungen eine 8 - fache Sensitivitätszunahme gegenüber Novobiocin. Anhand des Mutanten 3AG100 - AcrB:F617S, der eine 10,6 - fache Sensitivität gegenüber Novobiocin zeigte, konnte der Nachweis erbracht werden, dass die Mutation F617S für diese Eigenschaft ausschlaggebend war. Vorausgehende Ergebnisse aus unserem Labor zeigen, dass bei Mutanten mit gezielt eingebrachten Alanin - statt Phenylalanin - Aminosäuren an den Stellen F136A, F178A, F615A, F617A, F628A die MHK von Novobiocin ebenfalls deutlich re- 67 4 Diskussion duziert war [Bohnert et al., 2008]. Es lieÿen sich jedoch keine gröÿeren MHK Veränderungen mit Minocyclin oder Doxorubicin feststellen, trotz der Ergebnisse von Kokristallisationsstudien mit diesen Substraten, die wie erwähnt F178 und F617 als Bindungspartner darstellten [Murakami et al., 2006]. Mittels dieser nicht vorhandene Korrelation zwischen den Kokristallisationsversuchen und den gefundenen MHK - Daten wurde geschlussfolgert, dass eine Redundanz der Phenylalaninseitenketten besteht. Deletion oder Mutation nur einzelener Phenylalaninseitenketten führen meistens zu einer leichten Reorientierung des Substrates und zur Nutzung anderer Phenylalaninseitenketten als hydrophobische Bindungspartner, so dass eine Substratbindung trotzdem stattndet. Jedoch könnten gröÿere Substrate wie Novobiocin oder Makrolide sich in dem veränderten Umfeld der Bindungstasche weniger gut adaptieren und daher von einer einzelnen Mutation beeinusst werden [Bohnert et al., 2008]. Die Ergebnisse in dieser Arbeit zeigten damit, dass schon die Mutation F617S ausreicht, um die MHK von Novobiocin zu reduzieren. Serin ist wie Alanin eine kleine, nicht aromatische Aminosäure, die zudem eine hydrophile Seitenkette aufweist und somit ein anderes Bindungsverhalten als das hydrophobe Phenylalanin zeigt. 4.5 Phänotypen nach der Rekonstitution der Mutationen Um die erste Auswahl anhand der MHK - Ergebnisse treen zu können, wurde in dieser Arbeit eine Signikanz der Ergebnisse ab einer 4 - fachen MHK - Veränderung festgelegt. Dabei wurden die Ergebnisse mindestens dreifach wiederholt und der Median genommen. Im Vergleich der Ergebnisse nach der Rekonstitution der Mutationen fällt auf, dass diese Signikanzstufe zum Teil nicht mehr erreicht wurde, doch die rekonstituierten Mutanten auch nicht mit 3AG100 gleich zu setzen waren. Stattdessen waren kleinere Stufen in den MHK - Werten vorhanden, die somit auch einen deutlichen Unterschied zu 3AG100 bildeten und von den gefunden Mutationen her rührten. Gerade im oberen Bereich einer Verdünnungsreihe stellen diese Stufen groÿe Sprünge in den Antibiotikakonzentrationen dar. Manche Ergebnisse zeigten jedoch statt einer verminderten Resistenz eine zunehmende Sensitivität, die sich vorher nicht zeigte. Dies war besonders mit Minocylcin häug der Fall. Hier mussten also noch andere Mechanismen eine Rolle gespielt haben, die vermutlich bei der Selektionierung entstehen konnten. Für eine genaue Darstellung aller Er- 68 4.5 Phänotypen nach der Rekonstitution der Mutationen gebnisse siehe Kapitel 3.8: Bei der Rekonstitution der Mutationen von NP21 in den Ausgangsstamm konnte dessen Phänotyp einer 8 - fach verringerten Wirksamkeit von NMP und PABN zusammen mit Novobiocin nicht reproduziert werden. Vielmehr entstand ein Mutant, der sich zum Teil sensitiver als der Ausgangsstamm darstellte vor allem in Bezug auf Oxacillin und Linezolid, zum Teil aber auch resistenter in Bezug auf Rifampicin und Minocyclin beispielsweise. Auch die EPIs wirkten unterschiedlich. So erreicht PABN eine 2 - fache, statt wie bei 3AG100 und NP21 4 - fachen Reduktion der MHK von Oxacillin. NMP erreichte eine 8 - fache Reduktion der MHK von Linezolid statt einer 32 - fachen bei 3AG100 und lag somit nahe an der 10,7 - fachen Reduktion bei NP21. Anhand des Mutanten 3AG100 - AcrB:ÜLN15 konnten die Eigenschaften einer erhöhten Chloramphenicol - und Rifampicinresistenz von ÜLN15 auf die Mutationen zurück geführt werden. Doch auch hier wurde nach der Rekonstitution keine 4 fache, sondern eine 2 - fache Resistenz nachgewiesen. Auch war 3AG100 - AcrB:ÜLN15 eine Stufe sensitiver für Novobiocin. Die verbesserte Wirkung von PABN zusammen mit Novobiocin und die verschlechterte PABN - Wirkung zusammen mit Rifampicin und Chloramphenicol konnten nachgewiesen werden, wenn auch erneut nicht im vollen Ausmaÿ. Ebenso konnte die verringerte Wirkung von NMP mit Linezolid und Novobiocin nachgewiesen werden; bei letzterem im vollem Ausmaÿ. Die Mutationen von ÜLN15 sind demnach gröÿtenteils ausschlaggebend für seinen Phänotyp im MHK - Test. Nach der Rekonstitution der Mutationen konnte auch für OS1 die Chloramphenicolresistenz in geringerem Ausmaÿ nach voll zogen werden. Jedoch gestaltete 3AG100 - AcrB:OS1 sich ebenfalls sensitiver gegenüber Novobiocin und resistenter gegenüber Clarithromycin und Rifampicin im Vergleich zu OS1 sowie dem Ausgangsstamm 3AG100. Mit den MHK - Werten ohne EPI verhielt er sich sonst wie OS1. Mit PABN ergab sich erneut eine verbesserte Wirkung zusammen mit Chloramphenicol und erneut eine verschlechterte mit Levooxacin, jedoch beides im geringeren Ausmaÿ. Hingegen war die Wirkung mit Clarithromycin, Erythromycin, Rifampicin und Novobiocin jeweils verbessert, ebenfalls im Vergleich zu 3AG100. Auch die verringerte Wirkung von NMP mit Novobiocin, Linezolid, Oxacillin und Clindamycin lieÿ sich bestätigen, wenn auch nicht im vollen Ausmaÿ. Viele der Eigenschaften von OS1 lieÿen sich demnach auf die Mutationen zurück führen. 69 4 Diskussion Für die Mutante ChN4.5 wurde nur die Mutation F617S in den Ausgangsstamm eingefügt. Damit konnte die Novobiocinsensitivität belegt werden. Ebenso war in geringerer Ausprägung die Chloramphenicolresistenz nachweisbar. Die erhöhte Wirksamkeit von PABN mit Chloramphenicol konnte im geringeren Ausmaÿ ebenso festgestellt werden, wie die verringerte Wirksamkeit mit Novobiocin. Die erhöhte Wirksamkeit mit Minocyclin konnte dagegen nicht belegt werden und so eventuell von der Mutation R536E her rühren. Geringer konnte auch die verringerte Wirksamkeit von NMP zusammen mit Linezolid nachgewiesen werden. 4.6 Fazit Ein Ziel dieser Arbeit war es Mutanten zu nden die eine Phänotypveränderung aufwiesen im Vergleich zu 3AG100, besonders in Hinblick auf eine verminderte EPI Wirksamkeit in der MHK - Reduktion von Antibiotika. Dieses Ziel wurde erreicht und die Phänotypen wurden in Kap. 4.3 und 4.4 erläutert. Ein zweites Ziel war es zu zeigen, dass die Mutationen in AcrB für den Phänotyp ausschlaggebend waren, indem diese Mutationen erneut in den Ausgangsstamm eingefügt wurden. Hier zeigte sich, dass die erzielten Eekte der Phänotypveränderung partiell auf die Mutationen in AcrB zurück zu führen waren. Gröÿtenteils waren die Eigenschaften in einem geringeren Ausmaÿ nachweisbar. Einen Selektionierungsschritt durch zu führen war nicht sinnvoll. Aufgrund der Selektionierung konnten an anderer Stelle als in AcrB ebenfalls Mutationen entstehen, die ohne einen Eekt in AcrB einen EPI - resistenten Phänotyp hervorbrachten, der somit nach der Rekonstitution der Mutationen in AcrB nicht nach vollziehbar war. Anhand der ÜLN und OS Mutanten wurde ersichtlich, dass der Mutantenpool aus der in - vitro Random Mutagenese ohne Selektionierung als Grundlage ausreichte, um den gewünschten EPI - resistenten Phänotypen zu erhalten. Mit der Ausplattierung wurden auf Eigenschaften aus dem Pool selektiert. Dass sich ohne groÿen Unterschiede aus den selektionierten und nicht - selektioniertem Anzuchtverfahren EPI - resistente Phänotypen ergeben haben, kann an der geringen Gröÿe des Mutantenpools liegen. Die Wahrscheinlichkeit von EPI - resistenten Phänotypen steigt mit einem gröÿeren Pool. Statt einer Selektionierung sollte in Zukunft der Pool erweitert werden. 70 4.7 Ausblick 4.7 Ausblick Antibiotikaresistenzen aufgrund von Euxpumpen sind weiterhin zunehmend ein klinisches Problem, das deutlich macht wie wichtig die Weiterentwicklung von Antiinfektiva und EPIs sind. So stellt die Forschung zur Gewinnung von Informationen über die Struktur und Wirkweisen von Euxpumpen ein wichtiges Gebiet dar. In Bezug auf diese Arbeit sollten mehr Mutanten untersucht werden, so dass sich eine höhere Anzahl mit signikanten Veränderungen ndet. Dafür sollte die Mutantenbibliothek erweitert werden. Bei mehreren Mutanten mit einem ähnlichen Phänotyp könnten Häufungen von Mutationen in bestimmten AcrB - Bereichen Hinweise auf mögliche Bindungsstellen von EPIs liefern. Weiterhin wiesen die Mutanten meist mehrere Mutationen auf. Wurden die Mutationen zusammen als ausschlaggebend für den Phänotyp nach gewiesen, so könnten diese einzeln in das Genom des Ausgangsstammes eingebracht werden, um ihre alleinige Auswirkung zu überprüfen. Jede Mutation müsste auf ihre Funktion zurück geführt werden, wie es hier für F617S geschehen ist. Ein weiterer Ansatzpunkt wäre die Untersuchung der Mutationen auf ihre tertiären Strukturveränderungen hin für ein besseres Verständnis über die Wirkung einer einzelnen Mutation. Zum Beispiel könnte anhand von Ko Kristallisationsstudien Novobiocin in Bindung mit 3AG100 - AcrB:F617S dargestellt werden. Ein Ersatz eines Novobiocin - Euxassays zum Beispiel anhand einer radioaktiven Markierung von Novobiocin könnte mehr Aufschluss bringen. Neben der Untersuchung von höheren Anzahlen von Mutanten, sollten auch die phänotypischen Testungen vervollständigt und auf alle Mutanten erweitert werden. So sollten die Pyroninassays zusammen mit EPIs durch geführt werden. Weiterhin sollte der Eux Assay mit allen zu untersuchenden Mutanten jeweils mit den Farbstoen 1,2DNA und DASPEI durchgeführt werden. So wäre auch die Sequenzierung von LN - Mutanten, die von der niedriger konzentrierten Agarplatte mit 64 µg/ml Linezolid gepickt wurden, ein Ansatzpunkt in weiteren Versuchen. Denn diese zeigten häug eine Sensitivität in den MHK - Testungen gegenüber Makroliden, die gesicherte RND - Pumpensubstrate darstellen [Chollet et al., 2004]. An den fünf sequenzierten Mutanten dieser Arbeit ergaben sich keine Auälligkeiten in den MHK - Daten mit Makroliden und somit keine Erkentnisse dazu. 71 4 Diskussion In den vorliegenden Versuchen konzentrierten sich die Untersuchungen auf AcrB. Letztendlich sind jedoch die Angrispunkte und Wirkweisen von EPIs noch nicht hinreichend geklärt. So besitzen AcrA und TolC möglicherweise ebenfalls wichtige Angrispunkte für EPIs. Es wurde gezeigt, dass die MP - Domäne von AcrA ein Nadelöhr in der Montage der dreiteiligen Pumpe darstellt und somit als Angrispunkt für neue EPIs dienen könnte [Tikhonova et al., 2011]. So müssen in Zukunft die Untersuchungen eventuell auf TolC und AcrA oder sogar auf verschiedene LPS - Gene erweitert werden. 72 5 Zusammenfassung Erworbene oder intrinsische Antibiotikaresistenzen bilden ein zunehmendes Problem im stationären wie im ambulanten Bereich und verursachen dem Gesundheitssystem hohe Kosten. Neben der Degradierung von Antibiotika und der Veränderung ihrer Zielstrukturen ist ein Hauptmechanismus der Resistenzentwicklung eines Bakteriums die Expression von Euxpumpen. Besonders Multi - Drug - Resistance (MDR) Euxpumpen stellen ein groÿes Problem dar. Eines der am besten untersuchten Beispiele ist die AcrAB - TolC Pumpe in E. coli, die im Fokus dieser Arbeit steht. Zusammen mit der äuÿeren Membran als Permeabilitätsbarriere stellt diese konstitutiv exprimierte und das Periplasma überspannende Pumpe einen entscheidenden Resistenzmechanismus in E. coli dar. Ein Ziel dieser Arbeit ist es AcrB - Mutanten mit einem Euxpumpeninhibitor (EPI) resistenten Phänotyp zu nden. Der Begri EPI - Resistenz meint dabei die verminderte oder gar nicht vorhandene Wirkung einer MHK - Reduzierung von Antibiotika durch die EPIs PABN und NMP aufgrund der Mutationen in AcrB. Die verwendeten E. coli Bakterien stammen aus einer Bibliothek von Mutanten, deren AcrB einer in - vitro Random Mutagenese unterworfen wurden. Zusätzlich wurde der Groÿteil der Mutanten einer Selektionierung mit einem EPI in Kombination mit einem Antibiotikum und somit einer in - vivo Random Mutagenese zugeführt. Nach phänotypischen Testungen und Sequenzierung der Mutationen ist es ein zweites Ziel zu zeigen, dass die gefundenen Mutationen ausschlaggebend waren für den EPI - resistenten Phänotyp. Dafür wurden diese in den Ausgangsstamm 3AG100 eingefügt. In der Betrachtung der Ergebnisse zeigten sich phänotypisch veränderte Mutanten in Hinblick auf EPI - Resistenz und Substratspezität, womit das erste Ziel erfüllt wurde. Nach der Rekonstitution der Mutationen in den Ausgangsstamm zeigte sich, dass die erzielten Eekte der Phänotypveränderung partiell auf die Mutationen in AcrB zurück zu führen waren. Gröÿtenteils waren die Eigenschaften in einem geringeren Ausmaÿ nachweisbar, womit auch das zweite Ziel zum Teil erreicht wurde. Nebenbei zeigte sich, dass es nicht sinnvoll war einen Selektionierungsschritt mit einem EPI in Kombination mit einem Antibiotikum durch zu führen. Aufgrund der Selektionierung konnten an anderer Stelle als in AcrB ebenfalls Mutationen entstehen, die ohne einen Eekt in AcrB einen EPI resistenten Phänotyp hervorbrachten, der somit nach der Rekonstitution der Mutationen in AcrB nicht nachvollziehbar war. Es wurde ersichtlich, dass der Mutantenpool aus der in - vitro Random Mutagenese ohne Selektionierung als Grundlage ausreichte, um EPI resistente Phänotypen zu erhalten. Die Wahrscheinlichkeit von EPI - resistenten Phänotypen steigt jedoch mit einem gröÿeren Pool. Statt einer Selektionierung sollte in Zukunft der Pool erweitert werden. Bei weiterführenden Arbeiten sollten eine höhere Anzahl von Mutanten untersucht werden, denn Häufungen von Mutationen in bestimmten AcrB - Bereichen könnten Hinweise auf mögliche Bindungsstellen von EPIs liefern. Auch dafür sollte die Mutantenbibliothek erweitert werden. Weiterhin könnten Kristallisationsstudien die tertiären Strukturveränderungen durch die Mutationen der Mutanten dieser Arbeit beleuchten. Letztendlich muss auf dem Gebiet der Angrispunkte und Wirkweisen von EPIs in AcrB weitergehend geforscht werden, um klinisch einsetzbare EPIs zu erhalten. 73 5 Zusammenfassung 74 A Anhang Abbildung A.1: Der Aminosäure - Code I. Aminosäuren mit hydrophoben Seitenketten [Krüger, 2009] I Abbildung A.2: Der Aminosäure - Code II. Aminosäuren mit ungeladenen, hydrophilen Seitenketten [Krüger, 2009] Abbildung A.3: Der Aminosäure - Code III. Aminosäuren mit geladenen, hydrophilen Seitenketten: dunkelgrau hinterlegt: sauer, hellgrau hinterlegt: basisch [Krüger, 2009] Liste der verwendeten Symbole und Abkürzungen 1,2 DNA 1,2 Di - Napthyl - Amin BAC Bacterial Articial Chromosome bp Basen - Paare CCCP Carbonyl Cyanid m - Chloro Phenylhydrazon DASPEI 2-4-Dimethyl Amino Styryl-N-ethyl-Pyridinium Iodid dNTP Desoxyribo - Nukleosid - Tri - Phosphate EPI Eux -Pumpen -Inhibitor EtBr Ethidium - Bromid LB Luria - Bertani Lösung nach Miller LPS Lipo -Poly -Saccharid MDR Multi Drug Resistance MFP Membran -Fusions -Protein MHK Minimale Hemm -Konzentration NMP 1-Naphtyl - Methyl - Piperazin OMP Outer Membrane Protein PABN Phe - Arg - PBS Phosphate Buered Saline B - Naphthylamid III PCR Polymerase Chain Reaction RFU Relative Fluorescence Unit RND Resistance Nodulation Division rpm revolutions per minute; Umdrehungen pro Minute SSRI Selektiver -Serotonin -Reuptake -Inhibitor TBE Tris - Borat - EDTA-Puer TE Tris - EDTA-Puer TMS Trans -Membran -Segmente WHO World Health Organisation IV Referenzen [Aires and Nikaido, 2005] Aires, J. R. and Nikaido, H. (2005). Aminoglycosides are captured from both periplasm and cytoplasm by the acrd multidrug eux transporter of escherichia coli. J. Bacteriol., 187(6):1923 1929. 60 [Alekshun and Levy, 2007] Alekshun, M. N. and Levy, S. B. (2007). Molecular mechanisms of antibacterial multidrug resistance. Cell, 128(6):1037 1050. 2, 4, 5, 6 [Barber and Rozwadowska Dowzenko, 1948] Barber, M. and Rozwadowska Dowzenko, M. (1948). Infection by penicillin - resistant staphylococci. Lancet, 2(6530):641 644. 3 Comparison of various in vitro random mutagenesis methods for the generation of a acrb mutants library as basis for a screening of eux pump inhibitor resistance. PhD thesis, University of Freiburg, [Biegert, 2011] Biegert, C. (2011). http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/8133/. 19 [Bohnert et al., 2010] Bohnert, J. A., Karamian, B., and Nikaido, H. (2010). Optimized nile red eux assay of acrab-tolc multidrug eux system shows competition between substrates. Antimicrob. Agents Chemother., 54(9):3770 3775. 16, 29 [Bohnert and Kern, 2005] Bohnert, J. A. and Kern, W. V. (2005). Selected arylpiperazines are capable of reversing multidrug resistance in escherichia coli overexpressing rnd eux pumps. Antimicrob. Agents Chemother., 49(2):849 852. 16, 64, 65 [Bohnert et al., 2007] Bohnert, J. A., Schuster, S., Fähnrich, E., Trittler, R., and Kern, W. V. (2007). Altered spectrum of multidrug resistance associated with a single point mutation in the escherichia coli rnd-type mdr eux pump yhiv (mdtf ). Journal of Antimicrobial Chemotherapy, 59(6):1216 1222. 62 V [Bohnert et al., 2008] Bohnert, J. A., Schuster, S., Seeger, M. A., Fahnrich, E., Pos, K. M., and Kern, W. V. (2008). Site-directed mutagenesis reveals putative substrate binding residues in the escherichia coli rnd eux pump acrb. J. Bacteriol., 190(24):8225 8229. 10, 61, 63, 68 [Bohnert et al., 2011] Bohnert, J. A., Schuster, S., Szymaniak-Vits, M., and Kern, W. V. (2011). Determination of real-time eux phenotypes in escherichia coli acrb binding pocket phenylalanine mutants using a 1,2'-dinaphthylamine eux assay. PLoS ONE, 6(6):e21196. 63 [Boyer, 1989] Boyer, P. (1989). A perspective of the binding change mechanism for atp synthesis. The FASEB Journal, 3(10):2164 2178. 11 [Chan, 2011] Chan, D. M. (2011). Combat drug resistance: no action today means http://www.who.int/mediacentre/news/statements/ 2011/whd_20110407/en/index.html. (12.05.2013). 1 no cure tomorrow. [Chollet et al., 2004] Chollet, R., Chevalier, J., Bryskier, A., and Pagès, J.-M. (2004). The acrab-tolc pump is involved in macrolide resistance but not in telithromycin eux in enterobacter aerogenes and escherichia coli. Agents Chemother., 48(9):3621 3624. Antimicrob. 16, 66, 71 [Crissman et al., 1985] Crissman, H., Darzynkiewicz, Z., Tobey, R., and Steinkamp, J. (1985). Correlated measurements of dna, rna, and protein in individual cells by ow cytometry. Science, 228(4705):1321 1324. 28 [Eady et al., 1996] Eady, E. A., Lacey, R. W., Cove, J. H., Joanes, D. N., and Cunlie, W. J. (1996). Sequential antibiotic therapy for acne promotes the carriage of resistant staphylococci on the skin of contacts. motherapy, 38(5):829 837. Journal of Antimicrobial Che- 4 [Eicher et al., 2009] Eicher, T., Brandstätter, L., and Pos, K. M. (2009). Structural and functional aspects of the multidrug eux pump acrb. Biological Chemistry, 390(8):693 699. 11, 12 [Elkins and Nikaido, 2002] Elkins, C. A. and Nikaido, H. (2002). Substrate specicity of the rnd-type multidrug eux pumps acrb and acrd of escherichia coli is determined predominately by two large periplasmic loops. 184(23):6490 6498. 10, 62 VI J. Bacteriol., [Guan and Nakae, 2001] Guan, L. and Nakae, T. (2001). Identication of essential charged residues in transmembrane segments of the multidrug transporter mexb ofpseudomonas aeruginosa. Journal of Bacteriology, 183(5):1734 1739. 12 [Guzman et al., 1995] Guzman, L., Belin, D., Carson, M., and Beckwith, J. (1995). Tight regulation, modulation, and high-level expression by vectors containing the arabinose pbad promoter. J. Bacteriol., 177(14):4121 4130. 36 [Hansen et al., 2004] Hansen, L. H., Johannesen, E., Burmølle, M., Sørensen, A. H., and Sørensen, S. J. (2004). Plasmid-encoded multidrug eux pump conferring resistance to olaquindox in escherichia coli. rapy, 48(9):3332 3337. Antimicrobial Agents and Chemothe- 8 [Hof and Dörries, 2005] Hof, H. and Dörries, R. (2005). Medizinische Mikrobiologie. Duale Reihe. Thieme, 3. edition. 2, 3, 13 [Holmberg et al., 1987] Holmberg, S. D., Solomon, S. L., and Blake, P. A. (1987). Health and economic impacts of antimicrobial resistance. Diseases, 9(6):1065 1078. Review of Infectious 1 [Holzgrabe, 2004] Holzgrabe, U. (2004). Ketolide und Oxazolidinone in der Pipeline: Und die Reise geht weiter. Pharmazie in unserer Zeit, 33(1):56 57. 2 [Husain et al., 2011] Husain, F., Bikhchandani, M., and Nikaido, H. (2011). Vestibules are part of the substrate path in the multidrug eux transporter acrb of escherichia coli. J. Bacteriol., 193(20):5847 5849. 10 [Husain and Nikaido, 2010] Husain, F. and Nikaido, H. (2010). in the acrb multidrug eux pump of escherichia coli. Substrate path Molecular Microbiology, 78(2):320 330. 61, 63, 64 [Jellen-Ritter and Kern, 2001] Jellen-Ritter, A. S. and Kern, W. V. (2001). En- hanced expression of the multidrug eux pumps acrab and acref associated with insertion element transposition in escherichia coli mutants selected with a uoroquinolone. Antimicrob. Agents Chemother., 45(5):1467 1472. 14 [Jones et al., 1998] Jones, R. N., Ballow, C. H., Biedenbach, D. J., Deinhart, J. A., and Schentag, J. J. (1998). Antimicrobial activity of quinupristin-dalfopristin (rp 59500, synercid®) tested against over 28,000 recent clinical isolates from 200 VII medical centers in the united states and canada. Infectious Disease, 31(3):437 451. Diagnostic Microbiology and 2 [Kern et al., 2000] Kern, W. V., Oethinger, M., Jellen-Ritter, A. S., and Levy, S. B. (2000). Non-target gene mutations in the development of uoroquinolone resistance in escherichia coli. Antimicrob. Agents Chemother., 44(4):814 820. 22 [Kern et al., 2006] Kern, W. V., Steinke, P., Schumacher, A., Schuster, S., Baum, H. v., and Bohnert, J. A. (February 2006). Eect of 1-(1-naphthylmethyl)- piperazine, a novel putative eux pump inhibitor, on antimicrobial drug susceptibility in clinical isolates of escherichia coli. rapy, 57(2):339 343. Journal of Antimicrobial Chemothe- 16, 17, 63, 67 [Kümmerer and Henninger, 2003] Kümmerer, K. and Henninger, A. (2003). Pro- moting resistance by the emission of antibiotics from hospitals and households into euent. Clinical Microbiology and Infection, 9(12):1203 1214. 4 [Koronakis et al., 2000] Koronakis, V., Shar, A., Koronakis, E., Luisi, B., and Hughes, C. (2000). Crystal structure of the bacterial membrane protein tolc central to multidrug eux and protein export. Nature, 405(6789):914 919. 9 [Kresken et al., 1999] Kresken, M., Hafner, D., and (1999). Drug resistance among clinical isolates of frequently encountered bacterial species in central europe during 1975 - 1995. Infection, 27:S2 S8. 10.1007/BF02561661. 3 [Krüger, 2009] Krüger, M. (2009). Der Aminosäure-Code (nach IUPAC-IUB Vereinbarung von 1969). http://www.biozeugs.de. (13.05.2013). I, II [Kumar and Schweizer, 2005] Kumar, A. and Schweizer, H. P. (2005). Bacterial resistance to antibiotics: Active eux and reduced uptake. Reviews, 57(10):1486 1513. Advanced Drug Delivery 6, 7, 8 [Lambert and Le Pecq, 1984] Lambert, B. and Le Pecq, J. B. (1984). Eect of mutation, electric membrane potential, and metabolic inhibitors on the accessibility of nucleic acids to ethidium bromide in escherichia coli cells. Biochemistry, 23(1):166 176. 28 [Levy, 1992] Levy, S. B. (1992). stance. VIII Active eux mechanisms for antimicrobial resi- Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 36(4):695 703. 6 [Levy and Marshall, 2004] Levy, S. B. and Marshall, B. (2004). Antibacterial re- Nat Med, sistance worldwide: causes, challenges and responses. 10:122 129. 4 [Li et al., 1994] Li, X. Z., Ma, D., Livermore, D. M., and Nikaido, H. (1994). Role of eux pump(s) in intrinsic resistance of pseudomonas aeruginosa: active eux as a contributing factor to beta-lactam resistance. Chemotherapy, 38(8):1742 1752. Antimicrobial Agents and 5 [Li and Nikaido, 2004] Li, X.-Z. and Nikaido, H. (2004). Eux-mediated drug resistance in bacteria. Drugs, 64(2):159 204. 6, 7 [Lomovskaya and Lewis, 1992] Lomovskaya, O. and Lewis, K. (1992). escherichia coli locus for multidrug resistance. demy of Sciences, 89(19):8938 8942. Emr, an Proceedings of the National Aca- 7 [Lomovskaya et al., 2001] Lomovskaya, O., Warren, M. S., Lee, A., Galazzo, J., Fronko, R., Lee, M., Blais, J., Cho, D., Chamberland, S., Renau, T., Leger, R., Hecker, S., Watkins, W., Hoshino, K., Ishida, H., and Lee, V. J. (2001). Identication and characterization of inhibitors of multidrug resistance eux pumps in pseudomonas aeruginosa: Novel agents for combination therapy. Agents Chemother., 45(1):105 116. 5, 15, 16, 59, 63, 64, 65, 67 [Lomovskaya and Watkins, 2001] Lomovskaya, O. and Watkins, Eux pumps: Their role in antibacterial drug discovery. mistry, 8(14):1699 1711. Antimicrob. W. J. (2001). Current Medicinal Che- 6, 14 [Lomovskaya et al., 2007] Lomovskaya, O., Zgurskaya, H. I., Totrov, M., and Watkins, W. J. (2007). Waltzing transporters and 'the dance macabre' between humans and bacteria. Nat Rev Drug Discov, 6(1):56 65. 1, 15 [Ma et al., 1995] Ma, D., Cook, D. N., Alberti, M., Pon, N. G., Nikaido, H., and Hearst, J. E. (1995). Genes acra and acrb encode a stress-induced eux system of escherichia coli. Molecular Microbiology, 16(1):45 55. 9 [Madigan et al., 2001] Madigan, M., Martinko, J., and Parker, J. (2001). Brock Mikrobiologie. BC - Biologie/Chemie. Spektrum, Akademischer Verlag, 9. edition. Deutsche Ausgabe herausgegeben von W. Goebel. 3, 5 IX [Mahamoud et al., 2007] Mahamoud, A., Chevalier, J., Alibert-Franco, S., Kern, W. V., and Pagès, J.-M. (2007). Antibiotic eux pumps in gram-negative bacteria: the inhibitor response strategy. Journal of Antimicrobial Chemotherapy, 59(6):1223 1229. 4, 5, 14, 15, 16, 57 [Mao et al., 2002] Mao, W., Warren, M. S., Black, D. S., Satou, T., Murata, T., Nishino, T., Gotoh, N., and Lomovskaya, O. (2002). On the mechanism of substrate specicity by resistance nodulation division (rnd)-type multidrug resistance pumps: the large periplasmic loops of mexd from pseudomonas aeruginosa are involved in substrate recognition. Molecular Microbiology, 46(3):889 901. 10 [McMurry et al., 1980] McMurry, L., Petrucci, R. E., and Levy, S. B. (1980). Active eux of tetracycline encoded by four genetically dierent tetracycline resistance determinants in escherichia coli. Proceedings of the National Academy of Sciences, 77(7):3974 3977. 6 [Meka and Gold, 2004] Meka, V. G. and Gold, H. S. (2004). Antimicrobial resistance to linezolid. Clinical Infectious Diseases, 39(7):1010 1015. 2 [Mikolosko et al., 2006] Mikolosko, J., Bobyk, K., Zgurskaya, H. I., and Ghosh, P. (2006). Conformational exibility in the multidrug eux system protein acra. Structure, 14(3):577 587. 9 [Murakami et al., 2006] Murakami, S., Nakashima, R., Yamashita, E., Matsumoto, T., and Yamaguchi, A. (2006). Crystal structures of a multidrug transporter reveal a functionally rotating mechanism. Nature, 443(7108):173 179. 11, 12, 62, 68 [Murakami et al., 2002] Murakami, S., Nakashima, R., Yamashita, E., and Yamaguchi, A. (2002). Crystal structure of bacterial multidrug eux transporter acrb. Nature, 419(6907):587 593. [Muyrers et al., 1999] Muyrers, A. F. (1999). recombination. 10, 11, 61 J. P. P., Zhang, Y., Testa, G., and Stewart, Rapid modication of bacterial articial chromosomes by et- Nucleic Acids Research, 27(6):1555 1557. 35 [Nikaido, 1996] Nikaido, H. (1996). Multidrug eux pumps of gram-negative bacteria. X Journal of Bacteriology, 178:5853 5859. 5, 10 [Nikaido, 1998] Nikaido, H. (1998). Multiple antibiotic resistance and eux. rent Opinion in Microbiology, 1(5):516 523. Cur- 15, 57 [Nikaido, 2005] Nikaido, H. (2005). Restoring permeability barrier function to outer membrane. Chemistry & Biology, 12(5):507 509. 67 [Nikaido and Normark, 1987] Nikaido, H. and Normark, S. (1987). Sensitivity of escherichia coli to various ÿ-lactams is determined by the interplay of outer membrane permeability and degradation by periplasmic ÿ-lactamases: a quantitative predictive treatment. Molecular Microbiology, 1(3):29 36. 5 [Nishino and Yamaguchi, 2001] Nishino, K. and Yamaguchi, A. (2001). Analysis of a complete library of putative drug transporter genes in escherichia coli. of Bacteriology, 183(20):5803 5812. Journal 14 [Okusu et al., 1996] Okusu, H., Ma, D., and Nikaido, H. (1996). Acrab eux pump plays a major role in the antibiotic resistance phenotype of escherichia coli multiple-antibiotic-resistance (mar) mutants. J. Bacteriol., 178(1):306 308. 9, 19 [Pagès and Amaral, 2009] Pagès, J.-M. and Amaral, L. (2009). Mechanisms of drug eux and strategies to combat them: Challenging the eux pump of gramnegative bacteria. Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Proteins & Proteomics, 1794(5):826 833. 14 [Pagès et al., 2005] Pagès, J.-M., Masi, M., and Barbe, J. (2005). Inhibitors of eux pumps in gram - negative bacteria. Trends in Molecular Medicine, 11(8):382 389. 59 [Paulsen et al., 2001] Paulsen, I., Chen, J., Nelson, K., and Saier, M. J. (2001). Comparative genomics of microbial drug eux systems. Microbiology and Biotechnology, 3(2):145 150. Journal of Molecular 7, 8 [Piddock, 2006] Piddock, L. J. V. (April 2006). Clinically relevant chromosomally encoded multidrug resistance eux pumps in bacteria. Reviews, 19(2):382 402. Clinical Microbiology 4, 9 [Poole, 2005] Poole, K. (2005). Eux-mediated antimicrobial resistance. of Antimicrobial Chemotherapy, 56(1):20 51. Journal 7 XI [Pos, 2009] Pos, K. M. (2009). Drug transport mechanism of the acrb eux pump. Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Proteins & Proteomics, 1794(5):782 793. 13 [Saiki et al., 1988] Saiki, R., Gelfand, D., Stoel, S., Scharf, S., Higuchi, R., Horn, G., Mullis, K., and Erlich, H. (1988). Primer-directed enzymatic amplication of dna with a thermostable dna polymerase. Science, 239(4839):487 491. 31 [Saiki et al., 1985] Saiki, R., Scharf, S., Faloona, F., Mullis, K., Horn, G., Erlich, H., and Arnheim, N. (1985). Enzymatic amplication of beta-globin genomic sequences and restriction site analysis for diagnosis of sickle cell anemia. Science, 230(4732):1350 1354. 31 [Seeger et al., 2006] Seeger, M. A., Schiefner, A., Eicher, T., Verrey, F., Diederichs, K., and Pos, K. M. (2006). peristaltic pump mechanism. Structural asymmetry of acrb trimer suggests a Science, 313(5791):1295 1298. 11, 12, 49, 61 [Seeger et al., 2008] Seeger, M. A., von Ballmoos, C., Eicher, T., Brandstatter, L., Verrey, F., Diederichs, K., and Pos, K. M. (2008). Engineered disulde bonds support the functional rotation mechanism of multidrug eux pump acrb. Struct Mol Biol, 15(2):199 205. Nat 10, 12, 13 [Sennhauser et al., 2006] Sennhauser, G., Amstutz, P., Briand, C., Storchenegger, O., and Grütter, M. G. (2006). Drug export pathway of multidrug exporter acrb revealed by darpin inhibitors. PLoS Biol, 5(1):e7. 11, 13, 66 [Someya, 1995] Someya, Y. Yamaguchi, A. S. T. (1995). A novel glycylcycline, 9-(n,n-dimethylglycylamido)-6-demethyl-6-deoxytetracycline, is neither transported nor recognized by the transposon tn10-encoded metal-tetracycline/h+ antiporter. Antimicrob Agents Chemotherapy, 39((1)):247 249. [Stratagene, 2006] Stratagene (2006). Instruction Manual. 15 GeneMorph II Random Mutagenesis Kit - 22, 57 [Sulavik et al., 2001] Sulavik, M. C., Houseweart, C., Cramer, C., Jiwani, N., Murgolo, N., Greene, J., DiDomenico, B., Shaw, K. J., Miller, G. H., Hare, R., and Shimer, G. (2001). Antibiotic susceptibility proles of escherichia coli strains lacking multidrug eux pump genes. 1136. 9, 14, 66, 67 XII Antimicrob. Agents Chemother., 45(4):1126 [Takatsuka and Nikaido, 2007] Takatsuka, Y. and Nikaido, H. (2007). Site-directed disulde cross-linking shows that cleft exibility in the periplasmic domain is needed for the multidrug eux pump acrb of escherichia coli. J. Bacteriol., 189(23):8677 8684. 10, 12 [Thanassi et al., 1997] Thanassi, D. G., Cheng, L. W., and Nikaido, H. (1997). Active eux of bile salts by escherichia coli. Journal of Bacteriology, 179(8):2512 2518. 9, 12 [Tikhonova et al., 2011] Tikhonova, E., Yamada, Y., and Zgurskaya, H. (2011). Sequential mechanism of assembly of multidrug eux pump acrab-tolc. & Biology, 18(4):454 463. Chemistry 72 [Todar, 2011] Todar, K. (2011). "pathogenic e. coli". online textbook of bacteriology. http://www.textbookofbacteriology.net/e.coli.html. (13.05.2013). 13 [Tseng and Saier, 1999] Tseng, Tsai-Tien, G. K. S. K. J. P. D. N. D. H. G. A. and Saier, Jr., M. H. (1999). The rnd permease superfamily: An ancient, ubiquitous and diverse family that includes human disease and development proteins. Mol. Microbiol. Biotechnol., 1(1):107 125. J. 8 [Vargiu et al., 2011] Vargiu, A. V., Collu, F., Schulz, R., Pos, K. M., Zacharias, M., Kleinekathöfer, U., and Ruggerone, P. (2011). Eect of the f610a mutation on substrate extrusion in the acrb transporter: Explanation and rationale by molecular dynamics simulations. Journal of the American Chemical Society, 133(28):10704 10707. 62 [Walson et al., 2001] Walson, J. L., Marshall, B., Pokhrel, B. M., Kae, K. K., and Levy, S. B. (2001). Carriage of antibiotic-resistant fecal bacteria in nepal reects proximity to kathmandu. Journal of Infectious Diseases, 184(9):1163 1169. 4 MDR eux pumps in gramnegative bacteria: investigations regarding substrate specity and the eect of putative eux pump inhibitors. PhD thesis, University of Freiburg, http://www.freidok.uni- [Wehmeier, 2007] Wehmeier, C. (2007). freiburg.de/volltexte/6608/. 65 [Weltgesundheitstag, 2011] Weltgesundheitstag krankheiten (2007) und (2007/2011). Antibiotikaresistenzen weltgesundheitstag.de/index.html. (2011). Infektions- http://www. (13.05.2013). 1 XIII [WHO, 2011] WHO (2011). Programmes and projects - drug resistance. www.who.int/mediacentre/factsheets/fs194/en/index.html. http:// (13.05.2013). 3 [Wiedemann, 2007] Wiedemann, B. (2007). Antibiotikaanwendung und Resis- http://www.gesundzuhause.de/fileadmin/user_upload/ Dateien_PDF/KH_0107_Artikel_Wiedemann.pdf. (13.05.2013). 4 tenzentwicklung. [Yu et al., 2005] Yu, E. W., Aires, J. R., McDermott, G., and Nikaido, H. (2005). A periplasmic drug-binding site of the acrb multidrug eux pump: a crystallographic and site-directed mutagenesis study. J. Bacteriol., 187(19):6804 6815. 61 [Yu et al., 2003] Yu, E. W., McDermott, G., Zgurskaya, H. I., Nikaido, H., and Koshland, D. E. (2003). Structural basis of multiple drug-binding capacity of the acrb multidrug eux pump. Science, 300(5621):976 980. 5, 16, 66 [Zgurskaya and Nikaido, 1999] Zgurskaya, H. I. and Nikaido, H. (1999). Bypassing the periplasm: Reconstitution of the acrab multidrug eux pump of escherichia coli. Proceedings of the National Academy of Sciences, 96(13):7190 7195. 9, 10 [Zhang et al., 1998] Zhang, Y., Buchholz, F., Muyrers, J. P., and Stewart, A. F. (1998). A new logic for dna engineering using recombination in escherichia. Genet, 20(2):123 128. XIV 35 Nat