Bundesrealgymnasium Imst Chemie 2010-11 Klasse 4 Chemische Bindungen Dieses Skriptum dient der Unterstützung des Unterrichtes - es kann den Unterricht aber nicht ersetzen, da im Unterricht der Lehrstoff detaillierter aufgearbeitet wird, als dies im Skriptum der Fall ist. Ergänzungen zum Skriptum werden während des Unterrichts durchgeführt. In diesem Skriptum sind nur wenige Diagramme und Zeichnungen enthalten. Die fehlenden Diagramme werden im Unterricht erarbeitet. Inhalt 5 Chemische Bindungen.................................................................................................... 13 5.1 Einteilung der Bindungen......................................................................................... 13 5.2 Atombindung ............................................................................................................ 13 5.3 Ionenbindung ............................................................................................................ 14 5.4 Metallbindung .......................................................................................................... 14 5.5 Intermolekulare Bindungen ...................................................................................... 15 5.5.1 Wasserstoffbrückenbindungen ........................................................................... 15 5.5.2 Van-Der-Waals Bindungen ................................................................................ 15 Chemie Klasse 4 5 Chemische Bindungen Chemische Bindungen Einzelne isolierte Atome existieren unter den Bedingungen, die auf der Erde herrschen, nur bei Edelgasen. Die anderen Atome liegen in Atomverbänden vor. Den Zusammenhalt von Atomen innerhalb eines Atomverbandes nennt man chemische Bindung. 5.1 Einteilung der Bindungen Die Einteilung der Elemente in Metalle und Nichtmetalle führt zu einer einfachen Systematik der Modelle der chemischen Bindung. Je nach Art der Bindungspartner kann man drei Fälle unterscheiden: Bindungen zwischen Nichtmetall-Atomen Nichtmetall Atomen und Nichtmetall-Atomen, Nichtmeta Bindungen zwischen Nichtmetall-Atomen Nichtmetall und Metall-Atomen Atomen und Bindungen zwischen Metall-Atomen und Metall-Atomen. Atomen. 5.2 Atombindung Zwischen Nichtmetall-Atomen, Atomen, die die Tendenz besitzen, Elektronen aufzunehmen kommt es zu einer Bindung, die auf gemeinsamer gemeinsamer Nutzung von Elektronen basiert. Jeder Bindungspartner stellt Elektronen zur Verfügung, die dann im Einflussbereich beider Kerne liegen. Diese Art der Bindung ist gerichtet und es entstehen meist geschlossene Einheiten, die man als Moleküle bezeichnet. Abb. 5-1: In einer Atombindung entstehen Molekülorbitale. D. h. jeweils ein Elektron von zwei an der Bindung beteiligten Atome, bilden ein Elektronenpaar und stehen dann diesen beiden Atomen gemeinsam zur Verfügung. 5.2.1 Polare Atombindung Das Atom mit dem größeren Elektronegativitätswert (EN) zieht die bindenden Elektronen stärker zu sich heran als das Atom mit dem kleineren EN-Wert. Wert. Dadurch wird die Ladungsverteilung entlang der Atombindung asymmetrisch. Das Atom des stärker elektronegativen Elements erhält eine negative Teilladung, das Atom des schwächer elektronegativen Elements eine positive Teilladung. Abb. 5-2: Ladungsverteilung ungsverteilung einer polare Atombindung am Beispiel eines HCl-Moleküls. HCl Moleküls. 5.2.2 Unpolare Atombindung Unpolare Atombindungen kommen nur zustande, wenn sich zwei Atome absolut gleicher Elektronegativität miteinander verbinden. Dies ist nur bei Bindungen zwischen Atomen omen des gleichen chemischen Elements der Fall. Abb. 5-3: Ladungsverteilung einer unpolaren Atombindung am Beispiel Cl2. Dr. K.-H. Offenbecher Seite 13 Chemie Klasse 4 Chemische Bindungen 5.3 Ionenbindung Bei einer Verbindung zwischen Nichtmetall-Atomen Nichtmetall und Metall-Atomen Atomen kommt es zu einer Übertragung von Elektronen. Es entstehen geladene Teilchen, die Ionen, und die Bindungskraft ist eine ungerichtete, elektrostatische Anziehung zwischen den unterschiedlich geladenen Ionen. Lithium Ionen und Fluorid Ionen sind einfache Ionen. Sie entstehen durch Elektronenabgabe und –aufnahme. Jedes Atom ist bestrebt, 8 Elektronen (Edelgaskonfiguration) ( auf seiner äußersten Schale zu haben Oktettregel Abb. 5-4: Entstehung einer Ionenbindung durch den Austausch von negativen Ladungen (Elektronen) am Beispiel von Lithiumfluorid. Bei einer solchen Reaktion reagieren allerdings nicht nur zwei, sondern Millionen von Atomen miteinander. Die Ionen ziehen sich nun gegenseitig an und gruppieren sich so, dass sich die größtmögliche Anziehung und die kleinstmögliche Abstoßung ergibt. Das bedeutet, dass sich um jedes Anion möglichst viele Kationen anordnen und ungekehrt. Dabei entsteht ents eine regelmäßige Anordnung der Ionen, ein sogenanntes Ionengitter. Abb. 5-5: Im Ionengitter von Natriumchlorid ordnen sich um die Na+-Ionen Cl--Ionen an, bzw. um ein Cl--Ion Ion genauso viele Na+-Ionen. 5.4 Metallbindung Bei der Bindung zwischen Metall-Atomen Metall Atomen besteht bei den Bindungspartnern die Tendenz, Elektronen abzugeben. Die Elektronen verbleiben im Metallverband; sind aber keinem bestimmten Atom zuzuordnen. Die Valenzelektronen bilden ein Elektronengas, welchen den Zusammenhalt der positiven Atomrümpfe bewirkt. Die positiv geladenen Atomrümpfe bilden ein sogenanntes Metallgitter (Metallkristall), in dem sie – analog zu einem Ionengitter – regelmäßig angeordnet sind. Es gibt verschiedene Gittertypen: Der häufigste Gittertyp ist der kubische Gittertyp mit einer würfelförmigen Elementarzelle. Seltener treten Metalle in hexagonalen, orthorombischen, monoklinen und triklinen Gitterformen auf. Aus dem besonderen Kennzeichen der metallischen Bindung, der „Verschmierung“ hmierung“ (Delokalisierung) der Valenzelektronen über den gesamten Kristall, entsteht eine ungerichtete Bindung. Abb. 5-6: Im Metallgitter ordnen sich die positiven Atomrümpfe regelmäßig an. Die delokalisierten delokalisie (freien) Elektronen bilden dazwischen ein Elektronengas. Dr. K.-H. Offenbecher Seite 14 Chemie Klasse 4 Chemische Bindungen 5.5 Intermolekulare Bindungen Die Kräfte, die zwischen Molekülen wirken, nennt man Nebenvalenzkräfte. Diese Kräfte müssen überwunden werden, wenn Stoffe Schmelzen oder Verdampfen. Von der Stärke dieser Kräfte hängt der Aggregatszustand von Stoffen bei Raumtemperatur ab. 5.5.1 Wasserstoffbrückenbindungen Die H-Brückenbindung stellt eine Dipol-Dipol Wechselwirkung dar, bei der ein positiv polarisiertes H-Atom mit einem nicht bindenden Elektronenpaar eines negativ polarisierten Atoms wechselwirkt. Je stärker das H-Atom polarisiert ist, desto stärker bildet sich die HBrückenbindung aus. Der Dipol des Wassermoleküls kommt dadurch zustande, dass die beiden Atome ihr Bindungselektron unterschiedlich fest an sich ziehen. Der Sauerstoff besitzt eine größere Elektronegativität als das Wasserstoffmolekül. Dadurch wird das Bindungselektron des Wasserstoffs näher an das Sauerstoffatom herangezogen, so dass das Wasserstoffmolekül partiell positiv geladen ist. Der Sauerstoff erhält dagegen eine partiell negative Ladung. Diese partiell geladenen Wassermoleküle können nun untereinander Wechselwirken. Es kommt zwischen unterschiedlichen Ladungen zu einer Anziehung, während sich gleiche Ladungen abstoßen. Jedes Wassermolekül kann diese sogenannte Wasserstoffbrückenbindung mit bis zu 4 Nachbarn ausbilden. Nimmt man z.B. ein Glas Wasser, so ist theoretisch jedes Wassermolekül wenigstens über eine H-Brückenbindung mit einem weiteren Wassermolekül verbunden. Genau diese "unendlich" großen Moleküle, verleihen Wasser seinen flüssigen Zustand bei Temperaturen von 0-100 °Grad und seine außergewöhnlichen Eigenschaften. Ohne diese Wasserstoffbrücken wäre das Wasser unter Normalbedingungen (= 1 Atmosphäre Druck und 25 Grad C) ein Gas. 5.5.2 Van-Der-Waals Bindungen Bei unpolaren Molekülen kommt es aufgrund der Bewegung der Elektronen zu kurzfristigen Ladungsverschiebungen. Schwache Dipole entstehen, die bei benachbarten Teilchen ebenfalls eine Polarisierung hervorrufen. Die schwachen Wechselwirkungen zwischen spontanen und induzierten Dipolen werden als Van-Der-Waals-Kräfte bezeichnet. Die Stärke ist von der Molekülgröße und der Molekülstruktur abhängig. Elektronen in einem Atom können sich nur in bestimmten Grenzen bewegen, was zu einer ständig wechselnden Ladungsverteilung im Kleinstteilchen führt. Sobald der Schwerpunkt der positiven Ladungen vom Schwerpunkt der negativen Ladungen räumlich getrennt ist, kann man von einem Dipol sprechen, denn es gibt hier zwei elektrische Pole. Einzelne unpolare Moleküle kann man jedoch nur als temporäre Dipole bezeichnen, denn ihre Polarität ist von der Elektronenverteilung abhängig, und diese wechselt ständig. (In polaren Molekülen dagegen ist die Dipoleigenschaft auf Grund der Elektronegativitäten der Atome und der Raumstruktur dauerhaft, deshalb nennt man sie permanente Dipole oder Dipole im engeren Sinne.). Dr. K.-H. Offenbecher Seite 15