Lernumgebung Schule im Nationalsozialismus

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InformationenundRegieanweisungfürBetreuungspersonender
Lernwerkstatt„SchuleimNS“vom15.Februarbis24.März2016anderPHLU
MathiasRösch/SusanneWildhirt/SabineZiegler
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1.DieLernumgebung„SchuleimNS“
a.BegrifflichkeitenundInhalte
InderLernumgebungbestehtauseinerLernwerkstatt,dieaus2Lerninselnbesteht.Diesewiederum
bestehenausje6Stationen,andeneneineAuseinandersetzungmitdenMaterialienanhandeiner
konkretenFragestellungstattfindensoll.AusserdemgehörennochzahlreicheAusstellungsschränke
zurLernumgebung.
Zusatzinfo:DerAusstellungsbereichpräsentiertinoriginalenSchulschränkenrund200,zumeistnoch
nieveröffentlichtehistorischeObjekte.DieSchränkewaren1933bis1945inNürnberger
VolksschulenundGymnasienverwendetworden.
InhaltlichzeigtdieLernwerkstattdenVersuchderumfassendenIdeologisierungderSchuleunddie
ReaktionenvonSchülernundLehrkräftendarauf(Begeisterung,Mitläufertum,Ablehnung).Dassden
Nationalsozialistenkeine100%-igeDurchdringunggelingt,wirdandenPostendurch„Brüche“
aufgezeigt.
BeispielStation„Frauenbild“:HitlerüberdieErziehungderMädchen,AuszugSchulbuch,Objekt
Mutterkreuz…
imKasten:HochschulausweisfüreineSchülerin!
FürdieNationalsozialistenwardieSchuleeinentscheidendesInstrument,ummassivenEinflussauf
dienachwachsendenGenerationenzugewinnen.DieSchuljahrezählenzudenwichtigsten
EntwicklungsjahrenimLebeneinesMenschen.
ImMittelpunktderLernumgebungstehtderSchulalltagzwischen1933und1945,dargestelltan
BeispielenausdemRaumNürnberg,Fürth,Erlangen.ZentraleFragensind:WieprägtenIdeologie
undDiktaturdiesenAlltag?WelcheWirkunghattedasnationalsozialistischeRegimebeiSchülernund
Lehrkräftenundwarum?Konnteesauchgewalt-undideologiefreienAlltaggeben?DieEntwicklung
desUnterrichtsunterdenBedingungendesKrieges–diesesThemahatteinderursprünglichim
Frühjahr2015imSchulmuseumNürnberggezeigtenVariantederAusstellungbreitenRaumerhalten
–wurdeinderfürLuzernzusammengestelltenAuswahlderLernstationmitBlickaufdie
InteressenlagederSchuleneherzurückgestellt.
SchulespiegeltaberimmerauchgesamtgesellschaftlicheEntwicklungen,dieHaltungderEltern,der
Lehrerschaft,derVerwaltungundPolitik.Nationalsozialismus,KriegundVerfolgungerfasstenauch
dieSchule.UnddochgabesNischen,Freiräume,gänzlichgegenläufigeTrendsund,wennauch
selten,Widerstand.
DieAusstellungzeigtdieNormalitätunddieAbgründeeinermenschenverachtendenDiktaturausder
PerspektivedesSchulalltags,ausdemBlickwinkelvonKindern,JugendlichenundErwachsenen.Aus
vielenAusschnitten,kurzenEinblickenergibtsicheinBilddergroßenhistorischenZusammenhänge–
aberauchdieFragenachderAktualitätderEreignisseundihrerRelevanzfürheute.
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b.ÜbersichtLernwerkstatt
LerninselI:NS-IdeologieimSchulunterricht
-Judenhass
-Führerprinzip
-Volksgemeinschaftsideologie
-ExtremerNationalismus
-Frauenbild
-Kriegserziehung
LerninselII:ReaktionenvonSchülernundLehrkräftenaufdieNS-Ideologie
-BegeisterungfürdenNationalsozialismus
-VerfolgungvonMenschenimSchulalltag
-ZwangssterilisierungvonSchülerinnenundSchülern
-WiderstandgegendenNSimSchulalltag
-EinSchülerinAuschwitz
-EinjugendlicheFlak-HelferinAuschwitz
c.FachwissenschaftlicherHintergrund(siehedazuauchKapitelausZEITREISE!)
Einführung:DieEntwicklungdernationalsozialistischenDiktatur
VorlaufimdeutschenKaiserreich1871-1918
Antisemitismus,Rassismus,Kriegsverherrlichung,extremerNationalismuswerdensalonfähig,
werdeningemäßigterFormallmählichzurGrundüberzeugungeinerbreitenMehrheitin
Deutschland.NurwenigeDeutschevertretendieseÜberzeugungeninaggressiverundradikaler
Form.ÄhnlicheEntwicklungenzeichnensichinalleneuropäischenLändernab.SolcheHaltungen
werden–ausserdemAntisemitismus–immerwiederauchinSchulbüchernundimSchulunterricht
vertreten.
DieRolledesErstenWeltkriegs1914-1918
DieBrutalitätdesKriegsstumpftvieleMenschenab.TötenundGewaltwerdenzueinem
akzeptiertenAlltag.DieKriegsniederlagelässtvieleDeutschenacheinemSündenbocksuchen,den
dieRechtsextremistenmitwachsendemErfolgpräsentieren:JudenundKommunisten.
DiekatastrophalenVerhältnisseinRusslandnachderRevolution1917(MillionenMenschensterben
bzw.verhungernwährenddesBürgerkriegsundimGefolgefalscherWirtschaftspolitik)werdenin
alleneuropäischenMedienbreitdargestelltundjedeFormvonSozialismusundKommunismusals
ursächlichmitMassenmordundMassensterbenverknüpft(Antibolschewismus).
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DieWeimarerRepublik(1919-1933)wirdzumKatalysator
Enthumanisierung:
ErmordungundMisshandlungvonKommunistenwirdgesellschaftlich
akzeptiert(KampfgegendieKommunistenaufständeinMünchen,
Hamburgusw.1919/1920).Judenwerdenimmerhäufigeraufoffener
Straßemisshandelt,angepöbeltoderauchberuflichdiskriminiertund
findenkeinenSchutz,nichteinmalvorGericht.DieIdeeeiner
„Beseitigung“(Ermordung)vonMenschenmitBehinderungfindetbreite
Zustimmung.
UrsacheRadikalisierung:
ImmermehrMenschenradikalisierensich.DieentscheidendeUrsache:
DieKriegsniederlage1918,diehohenReparationszahlungender
DeutschenundschließlichdieextremenFolgenderWeltwirtschaftskrise
1929-1933(Massenarmut,Hunger,VerlustsozialerStatususw.)fördern
denMinderwertigkeitskomplexvielerMenscheninDeutschland.Viele
tragendiebangeFrageinsich:WasbinichalsMenschundalsDeutscher
überhauptnochwert?SindwirDeutschevollwertigeMenschen?
VerlockendeIdeologien:
IndieserSituationbringendieAngebotederradikalenIdeologiengroße
Erleichterung:
-RassismusundextremerNationalismus:`DuzählstalsDeutscherzu
einerüberlegenenRasse!WirDeutschensinddurchunsere
Leistungskraft,Führungswillen,Initiativeusw.allenanderenVölkern
weitüberlegen!WennnurnochdiejenigenKinderkriegen,dierichtig
gesundundkräftigsindunddiezudiesenüberlegenenDeutschen
zählen,dannwerdenwireineSupermachtwiedieUSA!´
-AntisemitismusundAntibolschewismus:`Dukannstnichtsfürdeine
Lage!EsgibtMenschen,dieheimlichDeutschlandvernichtenwollen,die
sindanallendiesenMissständenschuld!´
-Volksgemeinschaftsideologie:`DieDeutschenmüssenendlich
zusammenhalten!Wennihraufhörtmiteinanderzustreitenund
gemeinsamaufeinZielhinarbeitet,dannhabenwirauchErfolg!Lasst
unsdiejenigenausschließen,diehierbeinichtmitmachenwollen,die
nichtzusammenhaltenwollen!´
DieseIdeologienerfassenauchLehrkräfte.InnichtwenigenSchulen
schleichensichentsprechendeIdeenindenUnterrichtein.Allerdings
gibteszugleichimmerwiederauchklarrepublikanischorientierte
LehrkräfteundSchulinitiativen.
ErfolgderNSDAP:
Antisemitismus,Rassismus,Kriegsverherrlichung,extremer
NationalismusundjetztauchderAntibolschewismusgewinnen
allmählichauchinihrerradikalenSpielartZulauf.Vielerechtsextreme
ParteienundVereineentstehen.Amerfolgreichstenistdie
NationalsozialistischeDeutscheArbeiterpartei(NSDAP)unterihrem
FührerAdolfHitler.DieNSDAPpräsentiertdenMenscheneine
schlüssigeVerbindungallerdiesergenanntenIdeologienzueiner
quasireligiösenErlösungshoffnung.UnddieParteisetztdiemodernsten
PropagandamittelderZeitein.ImSommer1932gewinntdieNSDAPein
DrittelderWähler.Seit1930bereitetsichdieParteisystematischauf
denStaatsstreichvor.
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UntergangRepublik:
Entscheidendist:DieMehrheitderDeutschenwilldieDemokratienicht,
stütztdieRepubliknicht,istenttäuschtüberdenwirtschaftlichenund
machtpolitischenNiedergang.DieWirtschaftskriseunddiemassiven
politischenAuseinandersetzungenzwischenNationalsozialistenund
Kommunisten(Straßenkämpfe,Mordusw.)veranlassendieSpitzender
konservativenpolitischenEliteninDeutschlanddazu,ab1930die
RückkehrzueinerautoritärenStaatsformzuplanen.DieNSDAPsoll
hierfür„vorübergehendverwendet“werden.ImJanuar1933wirdHitler
dieKanzlerschaftübergeben.DieVerantwortlichensindblindfürdie
Realität,unterschätzendieVorbereitungenderNSDAPfürdenUmsturz.
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Das„DrittenReich“–dieallgemeinenpolitischenEreignisse
1933
30.Januar:HitlerwirdReichskanzler
5.März:NSDAP+DNVPOüber45%derWähler;Beginn„Machtergreifung“.
DieNationalsozialistenbesetzenallewichtigenstaatlichenundgesellschaftlichenPositionen;
AbschreckungWiderstanddurchmassivenTerror(MassenentlassungenpolitischerGegner,
Massenverhaftungen,Folterungen,EinrichtungvonKZs).
VerbotallerParteienundpolitischenEinrichtungenaußerhalbderNSDAP.
OffeneHetzeundSchikanengegenJudenüberallinDeutschland.
Wirtschaft,KirchenundkonservativeKräftewerdendurchVergünstigungenund
Versöhnungsangebotegewonnenoderzum„Stillhalten“gebracht.
EndeWeltwirtschaftskrise=EndeMassenarbeitslosigkeit:wirdfälschlichHitlerangerechnet.
1934
StartmassiverAufrüstung.Ziele:DeutschlandSupermacht+LanderoberunginEuropa.
DieNSversuchenalleBereichedesgesellschaftlichenLebensinihrenDienstzunehmen.
1935
NürnbergerRassegesetze:gesetzlicheAusgrenzungundSchikanederdeutschenJuden.
1938
März:erzwungenerAnschlussÖsterreichs.MehrheitÖsterreicher+Deutschebegeistert.
September:DeutschlandzwingtdieTschechoslowakeimitinternationalerZustimmungzur
AbtretungderSudetengebiete.
ReichsbankwarntHitler:DeutschlanddurchRüstungbinnenJahresfristbankrott.
November:„Reichsprogromnacht“:überallinDeutschlandwerdenjüdischeGeschäfte
zerstört,JudenermordetundinKZsverschleppt.DieEreignissetragenentscheidendzur
späterenAkzeptanzdesMassenmordsbei:diedeutscheGesellschaftschautweg.
1939
März:DeutschlandbesetztdieTschechei,v.a.umsichStaatskassedesLandeszusichern.
1.September:DeutschlandüberfälltPolen,besetztdieHälftedesLandes;dasübrige
PolenwirdvölkerrechtswidrigvonRusslandbesetzt.DerZweiteWeltkriegbeginnt.
InPolenbeginntderHolocaust:1000deJudenwerdenerschossen.
1940
DiedeutscheWehrmachtbesiegtFrankreich,dieHälftedesLandeswirdbesetzt.
DeutscheTruppenbesetzenNorwegen,Dänemark,Holland,Belgien,Luxemburg.
DerLuftkrieggegenEnglandscheitert.
HöhepunktZustimmungzuHitler/Nationalsozialismus:diewirtschaftlichenund
militärischenErfolgestärkendasGefühlderrassischenÜberlegenheitusw.
1941
Juni:DeutscherAngriffgegendieSowjetunion
BeginndersystematischenJudenvernichtung.Bis1942werdeninderSowjetunionrund
1,5MioJudendurchSS,Polizei,WehrmachtundeinheimischeHelfergetötet.
DerdeutscheAngriffbleibtvorMoskaustecken;Sowjetuniontrotzkatastrophaler
Verluste(Soldaten,Material)überlegenesReservoiranMenschenundWirtschaft;der
Kriegist–auchwenndasnahezuniemandwahrnimmt–fürDeutschlandverloren.
1942
EinrichtungvonsechsVernichtungslagern:bis1945werdenhierrund4,5MioJudenaus
ganzEuropasystematischermordet.
1943
DiedeutschenNiederlageinStalingradsymbolisiertdieKriegswende.
1944
ZunehmendeZerstörungderdeutschenStädteimGefolgedesmassivenBombenkriegs.
1945
8.MaideutscheKapitulation:dieNS-DiktaturistzuEnde
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d.genaueinhaltlicheÜbersichtüberdieLerninselnunddiedazugehörigen
Ausstellungsschränke(=Lernumgebung)
LerninselIundSchränke
DieIdeologiedesNationalsozialismusimSchulunterricht
UnmittelbarnachderMachtergreifung1933begannendieNationalsozialistendamitdiegesamte
schulischeErziehungundLehreundauchdieLehrerbildungaufihreIdeologiehinauszurichten.
SchonbalddominiertenextremerNationalismus,Kriegsverherrlichung,Rassenkunde,Antisemitismus
unddieVolksgemeinschaftsideologie.IdeologisierungundkörperlicheLeistungsfähigkeithatten
grundsätzlichVorrangvorallenanderenLernzielenundvorjedemfachlichenAnspruch.
DieSchulewarfürdieNationalsozialistennachderHitlerjugenddiewichtigsteInstitutionzur
VermittlungihrerIdeologieandienachwachsendenGenerationen.Schulesolltedazubeitragen,die
meistimElternhausentstandenepolitischeHaltungindiegewünschteRichtungzuformen.
VerlockenderschienendielangenZeiträume,indenenKinderundJugendlichesichinderSchule
aufhieltenundderenbesondereOffenheitfürMeinungen,VorbilderundVorgaben.Schulehatden
Auftrag,nichtnurfachlicheInhalte,sondernauchgesellschaftlicheNormenundWertezulehrenund
zutrainieren.1933bis1945warendieseWertedurchdieMenschenverachtungundKriegspläneder
Nationalsozialistenbestimmt.
DieGrenzenderIdeologisierungwarenaufdenerstenBlickkaumwahrnehmbar,seienesFreiräume
inderUnterrichtsgestaltung,dieBeharrungskräftederWeimarerBildungsvorstellungenoderauch
dieEigengesetzlichkeitvonFachunterrichtundLernen.GeradeLernenfordertundfördert
eigenständigesDenken.WissenschaftfunktioniertnachanderenVoraussetzungenalsIdeologien.So
überdauerteinNischenundvereinzelteineerstaunlichepädagogischeVielfaltdieJahrederDiktatur.
DazutrugenwohlauchdieinnerenWidersprüchederNS-Schulpolitikbei.Obwohldieideologische
AusrichtungmithöchsterEnergieverfolgtwurde,gabeszukeinemZeitpunkteinübergreifendes
Schulentwicklungskonzept.NichtnurHitlermaßderHitlerjugendletztlichweithöheren
pädagogischenWertzualsderSchule.
DerNationalsozialismusinNürnberg,FürthundErlangen
DieSchulealsBildungseinrichtungwarengverknüpftmitdergesamtpolitischenund
gesellschaftlichenEntwicklungderJahre1933bis1945,seiesüberdieElternderSchüler,die
SchulverwaltungoderüberdieEinrichtungenderNationalsozialisten.
BegeisterungfürdenNationalsozialismus,aberauchTerrorundVerfolgungentwickeltensichin
Erlangen,FürthundNürnberginähnlichenAusmaßen.NürnbergbesaßjedocheineSonderstellung.
HierwarendieNationalsozialistenlangevor1933überdurchschnittlichaktivgewesen.Nach1933
entwickeltesichdieStadtzueinemMotordesAntisemitismusinDeutschland.Hierwurdedie
umfassendeEntrechtungderdeutschenJudendurchdie„NürnbergerGesetze“beschlossen.Inder
„Reichskristallnacht“am9.November1938wurdeninNürnbergweitausmehrJudenermordetalsin
anderendeutschenStädten.
Prägendwarenauchdie1929bis1938inNürnbergabgehaltenenReichsparteitage,diejährlichen
SelbstinszenierungenderNationalsozialistenundihrerParteigliederungen.Unmittelbarnachder
Machtergreifung1933hatteAdolfHitlerNürnbergdenTitel„StadtderReichsparteitage“verliehen.
Diemonumentalen,imBaubefindlichenGroßbautendesReichsparteitagsgeländesdominiertenden
gesamtenSüdostenderStadt.
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NationalsozialismusinallenUnterrichtsfächern
DieNationalsozialistenversuchtensofortnachderMachtergreifung1933alleUnterrichtsfächerin
ihremSinnezuüberformen.EntscheidendhierfürwardieMitarbeitderLehrkräfte,aberauch,ob
entsprechendeUnterrichtsmaterialienundLehrkonzeptevorhandenwaren.
Lehrkräfte,wennsienichtohnehinüberzeugteNationalsozialistenwaren,ließensichnichtzuletzt
durchFortbildungenoderdieAndrohungvonStrafensteuern.DagegenlagenLehrkonzepte
beispielsweisefürRassenkundeofterstMitteder1930erJahrevor.DiesehraufwendigeEinführung
vollständigneuerSchulbücherschlepptesichbisetwa1940hin.Alternativgriffmanaufideologisch
orientierteBeihefteoderWandschaubilderzurück.
EinwichtigesSteuerungsinstrumentzurEinführungdernationalsozialistischenIdeologieund
PropagandawarendieLehr-undStundenpläne.ÜberdieneueAusrichtungundGewichtungder
InhalteunddieErhöhungderUnterrichtsstundenerhieltdiekörperliche„Ertüchtigung“eindeutig
VorrangvordergeistigenBildungundFächernwieMathematikoderSprachen.
Schrank
Hitlerkult
IndenJahren1933bis1945wurdeAdolfHitlerinnahezuallenSchulenalsErlöser-undVaterfigur
inszeniert.
DahinterstandeinetiefeSehnsucht,dievieleDeutscheschonim19Jahrhundertbeseelthatte:Die
Vorstellung,dassnureinestarkeFührerpersönlichkeitallenzermürbendenStreitinderPolitik,
zwischenArbeiternundFabrikbesitzernoderauchzwischendenGenerationenbeendenkönne.Die
blutigenAuseinandersetzungenzwischenArbeiternundstaatlichenKräftenwährendderRevolution
inDeutschland1919verschärftendieseHoffnungen.
HitlerunddieNationalsozialistenhattendieseSehnsuchtzutiefstverinnerlichtundmachtensiesich
mitgroßerWirksamkeitzunutze.
Schrank
Judenhass
DieVerfolgungvonJudenhatinDeutschlandeinelangeGeschichte.NachdenPogromendes
HochmittelaltersgewanndasPhänomenwährenddesErstenWeltkriegserneutanBoden.Die
weitereEntwicklungdesJudenhasseszwischen1933und1945wurdemöglich,weileineMehrheit
derGesellschaftJudenablehnteunddiesichallmählichradikalisierendeVerfolgunghinnahm.
AuchimSchulalltagerreichtedieJudenhetzejenachHaltungderSchulleitungen,Lehrkräfteund
SchülerschafteinbeträchtlichesAusmaß.ObinKinderbüchernwiedem„Giftpilz“–derregelmäßig
imVolksschulunterrichtgelesenwurde–,inMathematikprüfungenoderSchulaufsätzen,allenthalben
wurdenFaktenabsichtlichverdreht,umJudenalsdurchtriebenundfürdasdeutscheVolkgefährlich
darzustellen.
HassundMenschenverachtungwurdenzumfestenBestandteildesUnterrichts.
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Schrank
Rassenkunde
RassenkundebautaufderTheseauf,dassVölkerangeblichausRassenvonunterschiedlichemWert
bestehen.GrundlegenddafürwardasÜberlegenheitsgefühlvielerWesteuropäerwährendder
kolonialenBesetzungAfrikasim19.Jahrhundert.DieselbeHaltungentstandgegenüberRussland
durchdieBürgerkriegswirrenab1917.
DieRassenkunde-TheoretikerschlossenvonderSchädelformeinesMenschenaufseineFähigkeiten
undLeistungskraft.AlsGefahrfürdieHöherentwicklungeinerRassewurdennichtzuletztMenschen
mitBehinderungangesehen.
1935wurdeRassenkundeverpflichtendindenBiologie-Unterrichtaufgenommen.DerUnterricht
sollteeinenBeitragzurEntstehungeines„rassisch“optimierten,neuenVolkesleisten.Zugleich
wolltemandenmöglichenWiderständengegendenMassenmordanMenschenmitBehinderung
undan„minderwertigen“Völkernvorbauen.
AufderGrundlagederRassentheorienermordetenundversklavtendieNationalsozialistenspäter
MillionenvonMenscheninganzEuropa.Rund170.000MenschenmitBehinderungwurdengetötet,
mehrere100.000Menschenzwangssterilisiert.
Schrank
Volksgemeinschaft
DieIdeeder„Volksgemeinschaft“zähltezudenwesentlichenElementendernationalsozialistischen
PropagandaimSchulunterricht.Siewarseitdem19.JahrhundertnichtnurinDeutschlandsehr
populär.
DieVolksgemeinschafts-Ideebehauptet,dassdieAngehörigeneinesVolkesdazuverpflichtetseien,
ohneVorbedingungenzusammenzuhalten,einanderzuhelfenundnotfallsauchdaseigeneLebenfür
die„höherenZiele“desVolkeszuopfern.
DieNationalsozialistenverknüpftendiesewirkmächtigeTheoriemitrassekundlichemGedankengut
unddemebenfallsweitverbreitetenextremenNationalismus.ExtremerNationalismusbedeutet,
dassMenschenihreigenesSelbstwertgefühlstarkvommachtpolitischenStatusihresLandes
abhängigmachen.
Zielwares,dieDeutschenaufdenKampfumdieVorherrschaftinEuropavorzubereiten.
Schrank
Rollenbilder
Ab1933schlossmanimSchulunterrichtwiederandieweiblichenRollenbilderdes19.Jahrhunderts
an:MädchensolltenaufdieRollealsEhefrauundMutterfixiertwerden–obwohldieMehrzahlder
Frauendamalsberufstätigwar.EinehöhereSchulbildungfürMädchenwurdeabgelehnt.Die
UnterordnungunterdenMannwarselbstverständlich.
DernationalsozialistischeStaatwolltedamitvorallemdenrückläufigenGeburtenzahlen
entgegenwirken.DergeplanteAufstiegDeutschlandszureuropäischenSupermachtwaraufstetigen
NachschubvonSoldatenundArbeitskräftenangewiesen.
DiesePolitikkehrtesichandenSchulenbinnenwenigerJahreinihrGegenteilum.GegenKriegsende
absolviertenweitausmehrjungeFrauenihrAbituroderHochschulstudiumalsvor1933.Ein
hochindustrialisiertesLandwieDeutschlandkonnteschlichtnichtaufberufstätigeFrauenverzichten
–aufimmerhin50ProzentderBegabungeneinerGeneration.
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InnereWidersprüche
DerNationalsozialismuswarkeineswegseineinsichgefestigteodergarwissenschaftlichfundierte
Theorie.ImSchulalltagtratdiesüberdeutlichzuTage.
SowarenbeispielsweisedieWidersprüchederRassentheoriedurchausauchfüreinzelneSchüler
erkennbar.Ab1938wurdenSchädelmessungenimUnterrichtverboten,nachdemSchülerdie
unklarenDefinitionenderRassetypenfortwährendfürUnsinnnutzten.
DieAnforderungenvonSchuleundIdeologiestandenimmerwiederimoffenenGegensatz.Eine
wirksameStoffvermittlungvertrugsichnichtmitpermanentemStundenausfallimGefolgevon
Propaganda-Veranstaltungen.Leistungsbewertungenwurdenverzerrt,wenndieHitler-Jugend
mitdiskutierendurfte.
DerdurchdenIdeologisierungskursverstärkteLeistungsabfallderVolksschülerriefdieWirtschaftauf
denPlan.AndenAnforderungendesIndustriestandortsDeutschlandscheitertenauchdie
VerdrängungderMädchenausderhöherenSchulbildungoderauchdieAbwertungder
Naturwissenschaften.
AuchderVersuchdieSchulenstrafferzulenkengelangnurbegrenzt.Zwarwurdeab1937diegroße
VielfaltderSchultypenbeidenVolksschulenunddenhöherenSchulenreduziert.DieGymnasien
konntensichjedochunverändertbehaupten.
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LerninselIIundSchränke
Schülerinnen,Schüler,LehrkräfteundderNationalsozialismus
DerNationalsozialismusfandindenSchulenbisindieKriegsjahrehineinbreiteZustimmung.Viele
ElementeseinerIdeologiewarenlangevor1933inweitenTeilenderBevölkerungKonsens.Hitlers
innenpolitische„Erfolge“undderbis1942scheinbarerfolgreicheKriegließendieZahlder
ÜberzeugtenundMitläuferauchandenSchulenrapideanwachsen.Einweiterestatdieradikale
VerfolgungderGegnerdesNationalsozialismus.
DieIdeologiedesNationalsozialismuswarjedochnichtnurGegenstanddesUnterrichts,siewurde
auchaktivumgesetzt.SchulleiterliefertenSchülermitBehinderungzurZwangssterilisierungaus.
JüdischeKinderwurdengemobbtundschließlichderSchuleverwiesen.Aufabweichendepolitische
MeinungenoderauchnurDesinteressewartetenmassiveStrafen.
UnddochgabesauchandenSchuleneine,wennauchverschwindendkleine,Oppositiongegenden
Nationalsozialismus.DieRekonstruktiondiesesWiderstandszeigterstaunlicheundoftmutige
FormenvonVerweigerungundEigenständigkeit.
Schrank
BegeisterungundHJ
IndenJahrenzwischen1935und1940wuchsdieBegeisterungfürdenNationalsozialismusauchan
denSchulenmassivan.
DieUrsachenwarenvielfältig.DienationalsozialistischeIdeologieversprachSchutzvor
vermeintlichenGefahrenundstärktedasSelbstwertgefühl.DementsprachendiemilitärischenSiege,
dieVielebegeisterten,diebisdahindesinteressiertoderskeptischgewesenwaren.Zudemwurden
mehrundmehrdiezurückhaltenderenSchulleiter,diezumeistnochvor1933eingestelltworden
waren,durchradikaleNationalsozialistenersetzt.EineMehrzahlderLehrkräftewarinden
nationalsozialistischenParteigliederungenaktiv,darunterderNationalsozialistischeLehrerbund
(NSLB).
BesondersfaszinierenkonntedieHitler-Jugend(HJ).Siesolltesicherstellen,dassder
NationalsozialismusauchvondenkünftigenGenerationenübernommenwurde.Hierlockten
abenteuerlicheUnternehmungen,FreiheitfernderElternhäuser,Kameradschaft,aberauchdie
Möglichkeit,anderekommandierenzukönnen.
DieHJgenossandenSchulenvielfältigePrivilegienundwaraufgrundihresEinflussesdurchaus
imstandeauchLehrkräfteundSchulleitungenunterDruckzusetzen.
Drill,SchikanenundderKriegsdienstführtenaberauchimmerwiederdazu,dasssicheinigeder
JugendlichenvonderHJabwandten.
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Führerprinzip
ÜberdieHitler-JugendunddieSchulewurdedasFührerprinzipeingeübt.NachdiesemPrinziphatein
FührerdasRecht,alleinverantwortlichundohneMitspracheandererzuentscheidenunddafür
absolutenGehorsameinzufordern.
DieNationalsozialistensetztennichtnurimMilitär,sondernauchinallenBereichenvonPolitik,
GesellschaftundWirtschaftaufdiesesPrinzip.DemokratischgefällteEntscheidungenwurdenals
unwirksamundschädlichabgetan.
EntsprechendwurdeimschulischenRaumdieMachtderSchulleitergestärkt.Zusätzlich
überwachtenabden1940erJahrenSchüler–meistderranghöchsteHJ-FührerineinerKlasse–als
„Klassenleiter“diepolitischeHaltungihrerMitschüler.
MitdiesemKursverbundenwarvielfachdieRückkehrzuautoritärenErziehungsstilenundzur
Prügelstrafe.
Reichsparteitage
DieNürnberger„Reichsparteitage“wurdenveranstaltet,umdieinnereBindungderMenschenan
denNationalsozialismusund„denFührer“AdolfHitlerzustärken.Deswegenundwegenihrerschier
überwältigendenPräsenzinderStadtwarensieauchfürdiehiesigenSchulenvongroßerBedeutung.
DieeinwöchigeGroßveranstaltungwar1927vonHitleralsjährliches,deutschlandweitesTreffender
NationalsozialistischenDeutschenArbeiterpartei(NSDAP)insLebengerufenworden.Von1929bis
1938fandendieParteitageinNürnbergstatt.
RegelmäßigimSeptembereinesJahresherrschteinNürnbergderAusnahmezustand.Aufdie
420.000EinwohnerderfränkischenMetropoletrafrundeineMillionBesucher.Schulenwurdenzu
Übernachtungsquartierenumfunktioniert.SchulklassennahmenandenVeranstaltungenteil.Schüler
konkurriertenumAutogrammederParteiprominenzundbemühtensichaufoftkurioseWeiseindie
NäheHitlerszugelangen.
Freiräume
ImSchulalltaggabesvieleBereiche,indenenpolitischmotivierteGewalt,dieKontrolledurchdie
ParteiaktivistenanderSchuleunddieNS-PropagandakeineRollespielten:Schülervertieftensichin
Bastelarbeiten,PrüfungsarbeitenoderengeFreundschaften.WandertageundLandschulheimAusflügeließenselbstNotenundPrüfungenvergessen.Lehrkräfteversankenimorganisatorischen
KleinkleindesAlltags.
IndiesenFreiräumenkonntemanmanchmaleinfachnurdasZusammenseinmitGleichaltrigenoder
KollegengenießenundzurRuhefinden.SolcheFreiräumebotenaberauchdieGelegenheit,kritisch
überdenNationalsozialismusnachzudenken.
DieseFreiräumeverringertensichrapide,wennLehrkräfteoderSchülerpolitischmotivierten
SchikanenimSchulalltagausgesetztwarenoderallgemeinevondernationalsozialistischen
Verfolgungbetroffenwaren.
DerKrieg,insbesonderederzunehmendeBombenkriegab1943verringertedieseFreiräumesehr
stark.
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SkepsisundWiderstand
DerMasseanMitläufernundvomNationalsozialismusBegeistertenstandlediglicheingeringer
Prozentsatzandesinteressierten,skeptischenodertatsächlichwiderständigenLehrkräftenund
Schülerngegenüber.
Aktiver,offenerWiderstandwarimSchulalltagvermutlicheherselten.KaumeinSchritteinesLehrers
oderSchülersbliebhierunbeobachtet.
EineAlternativebotdieVerweigerung.EinzelneLehrkräfteverweigertenSchikanengegenjüdische
SchüleroderbehandeltenideologischeInhaltenurflüchtig.EineandereMöglichkeitbotder
geschickteEinsatzvonUnterrichtsstoffineinerForm,dasserzumNachdenkenüberdieDiktatur
anregte.
AktiverWiderstandwurdemeistjenseitsderKlassenzimmergeübt,seiesinderillegalen
ArbeiterbewegungoderauchinCliquen,diedievomRegimeverpönteJazz-Musikhörten.ImKrieg
wuchsdiegrundsätzlicheVerweigerungunterJugendlichengegenDrillundDisziplinierung.
Zwangssterilisierung
DieimRassenkunde-UnterrichtvertretenenTheorienbliebennichtnurschlichterSchulstoff.Eine
ganzeReihevonSchülernwurdezwangsweisesterilisiert–mitZustimmung,manchmalsogarauf
InitiativevonLehrkräftenundSchulleitern.Grundlagehierfürwardas1934eingeführte"Gesetzzur
VerhinderungerbkrankenNachwuchses".
BetroffendavonwarenvorallemSchülervonsogenanntenSonder-undHilfsschulen,manchmalauch
vonVolksschulen.OpfersolcherZwangssterilisierungenwurdenmeistKinderundJugendlichemit
erheblichenLernschwächenoderkörperlichenundgeistigenBehinderungen.Immerwiederwurden
auchMädchenwegenhäufigwechselnderLiebespartnerals„sexuellverwahrlost“angezeigtundzur
Zwangssterilisierungempfohlen.
ImGroßraumNürnberg,FürthundErlangenlassensichetwa1600FällevonZwangssterilisierung
nachweisen,darunterüber100anKindernundJugendlichen.InganzDeutschlandwurdenüber
470.000Menschenzwangssterilisiert.NichtwenigevonihnenwurdenspäterimRahmender
Euthanasieaktionermordet.
Schrank
Verfolgung
Bereits1933griffenTerrorundVerfolgungauchaufdieSchulenüber.SchülerundLehrkräfte
drangsaliertenJuden,SintiundRoma,Sozialdemokraten,Kommunistenoderreligiösengagierte
Menschen.Bis1945dürfteninNürnberg,FürthundErlangenetwa30SchulleiterundLehrkräfteaus
politischenGründenentlassenwordensein.DurchdieseMaßnahmesollteimverbleibenden
KollegiumAnpassungerzwungenwerden.SämtlicheLehrerverbändewurdenpolitisch
„gleichgeschaltet“.
ImVisierderNationalsozialistenstandenauchdieKirchen.BisEndeder1930erJahrewarderenbis
dahinnichtzuunterschätzenderEinflussinnerhalbderSchulenweitgehendverdrängt.
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DieVerfolgungderJudenwurdeinzahlreichenSchulenmiterheblicherEnergiebetrieben.Bis1939
warenallejüdischenSchülervondenstädtischenoderstaatlichenSchulenderRegion
ausgeschlossenworden.1942wurdeninganzDeutschlandallejüdischenSchulenaufgelöst.Nahezu
sämtlichejüdischenSchülerundLehrkräfte,diezudiesemZeitpunktnochinderRegionverblieben
waren,wurdenzwischen1942und1945ermordet.
KriegimschulischenAlltag
KriegsverherrlichungundMilitarismusprägtendieSchuleinDeutschlandbereitsseitdem19.
Jahrhundert.Ab1933wurdedieserTrendzurVorbereitungaufdenKriegsystematisch
vorangetrieben.VondenübergeordnetenLernzielenbiszudeneinzelnenLerninhalten–inallen
FächernundBereichenwurdenKampfundKriegalsetwasPositivesvermittelt.Zugleichwurdendie
möglichenGegnerDeutschlandsverharmlostunddieeigenemilitärischeStärkeüberschätzt.
EntsprechendhochwardieBereitschaftderSchülerinnenundSchüler,dieab1939zuTausendenin
ganzDeutschlandetwaanFlugabwehrkanonenoderimLuftschutzeingesetztwurden.Doch
spätestensimGefolgedesBombenkriegstratenmehrundmehrdieAllgegenwartdesTodesinden
Vordergrund,Angst,ErschöpfungundÜberforderung.EineRuhepausewarnurdenjenigenvergönnt,
dieklassenweiseindievonBombenangriffenverschontenGebieteverlegtwurden.Spätestensab
Herbst1944warkeinUnterrichtmehrmöglich.
Schrank
KriegserziehungundRechtfertigungfürdenKrieg
SchuleerschiendenNationalsozialistenalsidealerOrt,umdiejungenGenerationunddamitauch
derenElternfürdengeplantenKriegzumobilisieren.EinKriegwarunvermeidlich,dadasRegime
DeutschlanddieVorherrschaftinEuropasichernundneueSiedlungsgebiet„imOsten“verschaffen
wollte.
Seitdem19.JahrhundertwurdenKriegundKampfimSchulunterrichtdurchwegalspositiv
vermittelt.DieschrecklichenErfahrungenderSoldatendesErstenWeltkriegshattemanzum
„Heldenkampf“verklärt.
AnsolcheDenkweisenließsich1933leichtanknüpfen.InbaldjedemSchulfachwurdegelehrt,dass
esvollkommennormalsei,gegenandereVölkerGewaltanzuwenden.KampfundKriegwurdenals
spannendeAbenteuerinszeniert,derTodeinesGegnerserschiendabeialsNebensache.Alsder
ZweiteWeltkriegbegonnenhatte,flossendiePropaganda-LügenfürdieNotwendigkeitderFeldzüge
etwagegenPolenoderdieUdSSRindenUnterrichtein.
Schrank
Rückblick1946
ImNovember1946,nureinJahrnachKriegsende,dokumentierten7.000KindervonNürnberger
SchulenihreErfahrungenausdenJahrendernationalsozialistischenDiktatur.
DieseeinzigartigeAktionhattederdamaligeOberschulratderStadtNürnberg,OttoBarthel,initiiert.
Beteiligtwarendie5.und6.JahrgangsstufenderVolksschulensowiedieSiebtklässlerdesNeuen
Gymnasiums.
BarthelhattedieSchüleraufgefordert,überprägendeErlebnisseausdemeigenenLebensowieaus
demderElternundGroßelternzuberichten.EinekleinereGruppevonSchülernwurdedarüber
hinauszuihrerMeinungüberdenNationalsozialismusunddenKriegbefragt.
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2.Drehbuch(Gesamtdauer2h)
a. Zielpublikum
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Lernende Sekundarstufe I Sek I und II
PHLU Dozierende
Studierende S1 Geschichte, S2 Geschichte, Allgemeine Didaktik und Mentorat
b. Erwartungen an die Betreuerinnen und Betreuer
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Offene Haltung gegenüber den Jugendlichen und Lehrpersonen
Hilfsbereitschaft
Gründliche Kenntnis der Angebote/Stationen
Kenntnisse über den Nationalsozialismus innerhalb und ausserhalb Deutschlands
Zurückhaltendes Begleiten der Sus ist gewünscht
Eingreifen: nur, wenn beobachtet wird, dass Sus längere Zeit nur herumstehen,
nichts tun.
Sich auf die verschiedenen Klassenstufen einstellen: Wen habe ich vor mir? 7. / 8. /9.
Klasse? Real/Sek? Integrierte Klassen mit Niveau D Schülern? Welches Vorwissen
und Voraussetzungen sind da?
Sprache anpassen! In den unteren Klassen keine Fachbegriffe verwenden
(Antisemitismus, Nationalismus, Totalitarismus,...)
Notfall-Nr. PH Luzern 041 226 25 02 auf Mobile speichern
c. Vorbereitung
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BuchungslisteàBemerkungen:InformationüberdieKlasse
15’vorEintreffenderKlasse:SteckerfürLichtleistenderSchränkeeinstecken
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Schlüssel Lernwerkstatt in der Kanzlei Weiterbildung abholen
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10’vorEintreffenderKlasse:AmHaupteinganginEmpfangnehmen(vordemUPGebäude)
d. Empfang
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Begrüssung und kurzes Vorstellen
Kurzes Absprechen mit der Lehrperson hinsichtlich gewünschte Abschlusszeit
Wünsche zur Einführung (falls vorhanden)
Evtl. Vor dem Betreten evtl. das Gebäude kurz vorstellen/erklären, evtl.:
Z.B: Hier studieren wir, weil wir gerne Lehrerinnen und Lehrer werden möchten
e. Vor der Lernwerkstatt •
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Jacken und Taschen in der Garderobe deponieren, keine Stifte mitnehmen
Wertsachen und Handys mitnehmen à Rote Wanne (neben Eingang innen)
Toilette zeigen
Malerklebeband, Dicke Filzschreiber (Wanne): Namen anschreiben
Zusammen hineingehen, auf Sitzquadern zu mehreren versammeln
Türevtl.offenlassenàRaumklima
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f.ÜberblicküberdieLernumgebung(ca.10’)
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Versammlung auf den Sitzelementen
Hinweis:BeiderZusammenstellungderLernwerkstatthabenRealschüler(!!)ihreIdeenund
Vorschlägeeingebracht.
Überblick über den Aufbau der Lernumgebung geben: LebeninderNS-Diktaturin
Deutschlandvon1933-45fürSchülerinnenundSchülerineuremAlter.
Die Sus ermuntern, zu zweit oder dritt die Lernstationen zu bearbeiten.
Wie? Objekte anschauen, Fragen lesen, allmählich eintauchen, Lesen, sich
austauschen, genauso bei den Schränken.
Achtung: Sorge tragen zu den Sachen. Es haben viele Personen an dieser
Lernumgebung gearbeitet und es kommen über tausend Besucher.
Eine Beispielstation exemplarisch genauer erläutern und den zugehörigen Schrank. Welches Material ist zu sehen? Um was geht es? Was erscheint „normal“? Was passt
nicht oder ist verstörend? Bsp. Lied der Hitlerjugend „Unsere Fahne flattert uns
voran“ bei Station „Begeisterung“
Jede Station geht von einem konkreten Beispiel aus und weist auf den grösseren
Zusammenhang hin, z.B. Station „Begeisterung“: Fliegerkappe, Jugendliche auf
Fotos sind weg von den autoritären Eltern,… aber: Einberufungsbefehl: Alles, was
man mit den Jugendlichen tut, hat eine Absicht!
Hinweis: freie Auswahl von Stationen, Fragestellung, im Sitzen ins Gespräch
kommen, zusätzliches Material in den Schränken
Zeitangabe: 60 Minuten
g.WährenddesBesuchs
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Den Jugendlichen unbedingt Zeit und Freiräume zu gestehen, nicht gleich
intervenieren, wenn sie sich nicht gleich alle an eine Station setzen.
Sollen sich einige Jugendliche nicht auf die Lernumgebung einlassen (können),
versuchen Sie, sie mit einer kleinen biografischen Erzählung an eine Station zu
locken, z.B. „ Hier wird die Geschichte eines Jungen erzählt, der was so alt wie ihr,
als er an den Ort geschickt wurde, an dem auch das Vernichtungslager Ausschwitz
war. Dort hat er…“
Im Zwischenraum sind Sitzkissen ausgelegt, dort dürfen sich die Jugendlichen auch
zwischendurch ausruhen. Auch hier nicht gleich intervenieren.
Geld von LP einsammeln. Bezahlung: SFR 4.- pro SuS
Quittieren lassen à Quittungsbüchlein in Wanne.
30’ Minuten vor Abschluss die Klasse auf den Sitzelementen versammeln.
Früh genug die SuS darauf aufmerksam machen, dass sie ihre Beobachtungen und
Gespräche abschliessen.
Zeitpunkt à Buchungsliste (unter Bemerkungen) oder nach Vereinbarung
h.Auswertung:Gespräch:ca.15Minuten/Schreibimpuls:ca.15Minuten
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Es soll kein Gespräch sein, um zu überprüfen, ob die Jugendlichen bestimmte
Lernziele erreicht haben, es geht eher um das emotionale Lernen, die
Sensibilisierung. Hier muss das Eis gebrochen werden! Deshalb leitet ihr das
Gespräch und nicht die Lehrperson!
Die begleitenden Lehrpersonen sollten ich aber auch einbringen können
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Abschluss-Gespräch:
• Wähle von diesen Fotos ein Objekt aus, das dich besonders beeindruckt hat. Wenn
ihr dasselbe Bild wählen möchtet, setzt euch zusammen auf einen Würfel.
• Erzähle, was dir durch den Kopf geht.
• Erzähle, was du aus dieser Ausstellung behalten möchtest.
Schreibimpuls:
• Stifte und Klemmmappen befinden sich in einer Wanne
• Schreibe auf, was dir durch den Kopf geht.
• Schreibe auf, was du aus dieser Ausstellung behalten möchtest.
• Du hast ca. 15 Minuten Zeit.
Ziel: Möglichst alle Klassen sollten schreiben.
• 4 Klassen werden ausgewählt, die sich nur mündlich austauschen und nicht
schreiben. Diese werden per Tonband aufgenommen à Tobias Thali.
Bei den 4 Klassen kann noch eine kleine weitere Diskussion erfolgen:
• Hat euch etwas, das ihr hier gesehen habt, an etwas erinnert, wovon ihr schon
einmal gehört habt? Hier können auch Jugendliche mit Migrationshintergrund
angesprochen werden! Evtl. weiter:
• „Sind wir Schweizer immun gegen Diktatur und Fremdenfeindlichkeit?“
• „Was ist der Boden für eine Diktatur? Wann beginnt eine Diktatur?“
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Wir finden es klasse, wenn wir die Blätter kopieren dürfen. Die Originale geben wir
euch gleich wieder zurück bzw. senden Sie euch per Post zu.
Texte einsammeln, kopieren, den Lehrpersonen die Texte mitgeben oder Adresse auf
Couvert schreiben à Wanne mit Briefmarken und Couverts.
i.VerabschiedungundAufräumen
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Für Besuch danken
SuS verabschieden
Die Stecker aus Steckdosen ziehen
(Reinigungswagen – falls nötig) und grosser Staubsauger im Zimmer „Entsorgung“
vis a vis B07 (nähe der Kanzlei WBZA)
Kontrolle des Materials
Bei Bedarf und Fragen bitte melden bei Michela Mastrolacasa
Eingesammeltes Geld und Quittung (blau, Durchschlag) bei Michela Mastrolacasa
abgeben (UP 2 A30)
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