1 Das Turiner Grabtuch ließ einen Maler dieses Gesicht Jesu entwerfen. Besorge dir Informationen über das Turiner Grabtuch im Internet. Wer war Jesus Christus? Ein Engel kündigte Maria die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes, an. Jesus wurde in Bethlehem (heutiges Israel) geboren. Als 12jähriger Junge erklärte er bereits den Gelehrten im Tempel das Reich Gottes. Als junger Mann von ca. 30 Jahren unterzog er sich einer Prüfung durch den Satan in der Wüste und bestand sie. Daraufhin ließ er sich taufen und begann als Prediger durchs Land zu ziehen. Er berief 12 Jünger, darunter Petrus, Johannes und Jakobus. Jesus konnte Menschen heilen und sogar von den Toten auferwecken. Aber am wichtigsten waren seine Predigten vom Reich Gottes. Weil er Wunder wirkte und alles über Gott erklären konnte, erkannten ihn die Menschen als den langersehnten Retter und „König der Juden“. Das störte die mächtigen Pharisäer und sie konnten einen Jünger, Judas Iskariot, dazu überreden Jesus zu verraten. Jesus wusste jedoch, dass er zum Tode verurteilt werden würde. Er feierte mit seinen Jüngern ein Abendmahl vor dem Passah-Fest und kündigte selbst seinen Verrat und seinen Tod an. Und tatsächlich verriet ihn Judas noch in dieser Nacht. Die Pharisäer lieferten ihn den Römern aus, und diese verurteilten ihn zum Tod am Kreuz. Jesus wurde mit Nägeln ans Kreuz geschlagen und starb innerhalb weniger Stunden. Doch nur 2 Tage später ist er von den Toten auferstanden. Er erschien seinen Jüngern und seitdem wird von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, weitererzählt. Mittlerweile gibt es 2,7 Milliarden Christen. Jeder vierte Mensch auf der Welt ist Christ. 2 Jesus von Nazareth Woher wissen wir etwas über ihn? - Es gibt verschiedene Quellen: Die biblischen Quellen: 4 Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes Paulusbriefe Die außerbiblischen christlichen Quellen: Kirchenväter Thomasevangelium Die nicht-christlichen Quellen: Josephus Tacitus Die archäologischen Quellen: Inschriften Turiner Grabtuch (umstritten) Münzen aus der Zeit des Pilatus Als historisch sicher gilt: Jesus hat es gegeben. Er lebte in Palästina. Er war Wunderheiler und Prediger. Er ist unter Pontius Pilatus hingerichtet worden. 3 Kleines Lexikon: Kirchenväter: Als Kirchenvater wird ein christlicher Autor der ersten acht Jahrhunderte bezeichnet, der entscheidend zur Lehre und zum Selbstverständnis des Christentums beigetragen hat. Das waren z.B. Hieronymus, Augustinus und Gregor der Große. Thomas-Evangelium: Das Thomasevangelium ist auf koptisch geschrieben, ist also in Ägypten entstanden. Es ist eine Sammlung von Jesus von Nazaret zugeschriebenen Worten, Dialogen und Szenen. Aber es fehlt Jesu Leiden und seine Auferstehung. Deshalb ist es kein Evangelium. Es ist nicht im Neuen Testaments (NT) enthalten und wird daher als apokryph bezeichnet. Es ist ganz anders als die christlichen Texte aus Palästina. Josephus: Flavius Josephus (*37; † 100) war ein jüdischer Historiker. Er schrieb das Werk Jüdische Altertümer. Darin schilderte Josephus die Geschichte des jüdischen Volkes von der Schöpfung bis zum Jahre 66. Für die Zeit um Jesus Christus ist er unsere wichtigste Quelle, da er sich auf andere, uns nicht erhaltene Werke stützt. Tacitus: Publius Cornelius Tacitus (*58; † 120) war ein römischer Historiker und Senator. Im seinem Werk Annalen schreibt Tacitus über den Brand Roms im Jahre 64 n. Chr. und über den Versuch des römischen Kaiser Neros, die Schuld dafür den Christen zu geben. Über ihren Namen berichtet Tacitus: „Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war“. Evangelium: Ein Evangelium erzählt vom Leben Jesu Christ. Dazu gehören unbedingt sein Leiden, sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung. apokryph: Apokryphen sind Texte, die im Entstehungsprozess der Bibel nicht aufgenommen wurden: aus inhaltlichen Gründen, weil sie damals nicht allgemein bekannt waren, aus religionspolitischen Gründen oder weil sie erst nach Abschluss der Bibel entstanden sind. Historiker: Ein Historiker ist ein Wissenschaftler, der sich mit der Erforschung und Darstellung der Geschichte beschäftigt. 4 Gibt es Gott wirklich? Die Frage nach Jesus Christus ist die Frage nach Gott Der ontologische Gottesbeweis (Anselm v. Canterbury) Gott ist derjenige bzw. dasjenige, „worüber hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“. Mit anderen Worten: Gott ist etwas in unserer Vorstellung, das vollkommen ist. Kritik: Bloß, weil man sich etwas vorstellen kann, heißt es noch nicht, dass es das auch gibt. Anselm von Canterbury [1033–1109] Der kausale Gottesbeweis (Thomas von Aquin) „Alles hat eine Ursache!“ Der kausale Gottesbeweis geht davon aus, dass alles, was in dieser Welt existiert, auf eine Ursache zurückzuführen sei. Die erste Ursache von allem kann allerdings auf nichts zurückgeführt werden. Diese erste Ursache muss Gott sein. Thomas von Aquin [1225-1274] Kritik: Daraus folgt nur, dass es eine erste Ursache gibt – nicht, dass diese automatisch Gott ist. Die Annahme, dass Gott ohne Grund existieren könne, könne ebenso gut auf das Universum übertragen werden; das wäre mit der Urknalltheorie vereinbar. Der kosmologische Gottesbeweis Die antiken und mittelalterlichen Varianten des kosmologischen Beweises gehen davon aus, dass das Universum (Kosmos) eine Ursache außerhalb seiner selbst haben müsse. Der teleologische Gottesbeweis Alles in der Welt ist strukturiert und folgt einer Ordnung (Biologie, Astronomie, Mathematik, Physik, ...). Außerdem kann man feststellen, dass sich die Welt immer weiter verbessert (Kultur, Gesellschaft, Wissenschaften, Erkenntnis, ...). Diese planvolle Welt und ihre Strukturen müssen auf einen intelligenten Schöpfer zurückgehen. Der moralische Gottesbeweis (Immanuel Kant) Der Mensch besitzt Vernunft und ein moralisches Bewusstsein, also ein Gewissen. Immanuel Kant glaubt, dass Gott die höchste Vernunft und das Maß für Moral ist, also für das richtige menschliche Streben und Verhalten. Immanuel Kant [1724-1804] 5 Religionskritik stellt Religiosität und Religionen, ihre Glaubensaussagen (z.B. Glaubensbekenntnis), Institutionen (z.B. Kirchen) in Frage: Religion sei entweder unvernünftig oder sie schränke die Möglichkeiten des Menschen ein. 19. Jahrhundert: Ludwig Andreas Feuerbach Ludwig Andreas Feuerbach will die Religion als Wunschbild des Menschen entlarven. Er nimmt an, dass der Mensch selbst unsterblich sein will. Also erfindet der Mensch ein Gottesbild. Die Menschen verehren Jesus als Sohn Gottes, weil Jesus ein Mensch war. So sind die Menschen selbst wie Jesus und damit wie Gott. Gott ist das Objekt der menschlichen Sehnsucht. „Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Ludwig Andreas Feuerbach Bibel steht, sondern der Mensch schuf Gott nach seinem (1804–1872) Bilde.“ Feuerbach möchte die Befreiung von der Religion, denn sie verhindere den Fortschritt der Menschheit. Der Mensch muss zuerst seine Sterblichkeit akzeptieren. Damit wird er fähig, die Menschheit zu lieben. Wenn der Mensch die Menschheit liebt, wird er von der Religion befreit. 20. Jahrhundert: Psychoanalyse Sigmund Freud Sigmund Freud gründete um 1900 die Psychoanalyse. Er nimmt an, dass viele menschliche Handlungen unbewusst geschehen. Der Mensch sehe Gott als Vaterfigur, die er brauche, um die Verantwortung für ein selbstbestimmtes Leben abzugeben. Religion sei eine Befriedigung des kindlichen Wunsches nach Geborgenheit, Sicherheit und Autorität. Freud glaubt allerdings nicht, dass man Religion abschaffen könne. Er möchte jedoch, dass Menschen lernen sich in allen Lebensbereichen frei zu entscheiden. Hat Gott den Menschen erschaffen oder hat der Mensch sich Gott nur ausgedacht? Viele Menschen kritisieren die Kirche, weil sie kirchliche Entscheidungen nicht akzeptieren oder weil die Kirche im Laufe der Geschichte ihre Macht auf Menschen missbraucht. Das ist allerdings Kirchenkritik, keine Religionskritik. Kirchenkritische Menschen glauben meistens auf irgendeine Weise an Gott, sie können aber mit der Kirche nichts anfangen. 6 Was steht tatsächlich im biblischen Bericht? Ein Vergleich der Weihnachtserzählungen nach Matthäus und Lukas. Die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus 1,18-25* + 2,1-15*: Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen. Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus. Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land. 7 Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2,1-21 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie er genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war. 8 Vergleiche die beiden biblischen Texte miteinander. Worin unterscheiden sie sich? Vergleiche sie nun mit dem Bild von Rogier van der Weyden. Was hat der Maler nur interpretiert? Vergleiche die genauen Aussagen auch mit deinen eigenen Vorstellungen des Geschehens in Bethlehem. Zum Beispiel: wie viele Könige sind es? War es ein Stall? Sind da ein Ochse und ein Esel? Wer kam dazu: Hirten, Engel, Könige oder Wahrsager? Und wenn, in welcher Reihenfolge? Rogier van der Weyden, 1399/1400 – 1464 Dreikönigsaltar von 1455 Mitteltafel: Anbetung der Könige 9 Theodizee Epikur, ein antiker Philosoph, Im Buch Hiob gewährt Gott dem meinte: „Gott ist entweder nicht Satan alle Freiheit bis auf den Tod. allmächtig oder nicht wohlwollend, Und der Satan stellt Hiobs Glaube da sonst die Übel nicht in der Welt auf die Probe. So muss Hiob bestehen könnten.“ Gott gilt aber als gut und als allmächtig. Wie kann es dann sein, dass es Leiden, Böses und Katastrophen gibt? Die Theodizee versucht Antworten zu geben auf das Übel in der Welt. Theodizee heißt „Rechtfertigung Gottes“. viel Leid ertragen, trotzdem verliert er den Glauben nicht. Doch er klagt Gott an: „Warum?“ Wenn Gott das Übel in der Welt zwar nicht verursacht, aber zulässt, dann _____________________ _____________________ wäre ihm egal, ob wir leiden. Dann wäre er kein guter Gott_________ . Wenn Gott das Übel in der Welt nicht bekämpfen kann, dann _______________________________ _________ wäre er nicht allmächtig, sondern ein schwacher Gott, der niemandem helfen kann __ . Wenn Gott das Übel in der Welt zwar bekämpfen kann, es aber nicht tun will, dann _____________ ________________ möchte er sogar, dass wir leiden _____________________________________ . Wenn Gott das Übel in der Welt nicht nur zulässt, sondern sogar erschaffen hat, dann ___________ _______ wäre er zwar allmächtig, aber böse. Dann wäre er ein schrecklicher Got_______________. ... wäre er zwar allmächtig, aber böse. Dann wäre er ein schrecklicher Gott. ... möchte er sogar, dass wir leiden. ... wäre ihm egal, ob wir leiden. Dann wäre ... wäre er nicht allmächtig, sondern ein er kein guter Gott. schwacher Gott, der niemandem helfen kann. 10 Wenn Menschen leiden, ist Gott fern. Gott lässt Leid durch Gewalt zu, denn er gibt den Menschen die Freiheit, sich für Gutes oder Böses zu entscheiden. Gott sollte wegen des Leides auf der Welt vor Gericht gestellt werden. Wir können zu Gott sprechen, aber er kann uns nichts sagen. Gott ist weit, aber nah. Gott zeigt sich in der Natur. Gott ist nicht die Antwort auf alle Fragen. Man weiß nie, was Gott will. Im Krieg ist Gott fern. Gott ist ein leuchtendes Licht, auch für Menschen, um die es dunkel ist. Gott ist ohnmächtig. Gott will, dass es den Menschen gut geht. Gott hat sich von dieser Welt verabschiedet. Wenn Menschen leiden, leidet Gott mit ihnen. Gott war auch bei den jüdischen Opfern in Auschwitz. Ohne Gott gäbe es nichts Gutes auf der Welt. Aber eine Frage bleibt: Warum hat Gott dann Christus in die Welt geschickt? Und warum hat sich Jesus für uns hingegeben? 11 Kleine Spielerei: Betrachte im Bild für 30 Sekunden nur die vier senkrechten Punkte in der Mitte. Dann sieh auf eine einfarbig helle Fläche, z.B. eine Wand oder die Decke. Wen siehst du? 12 Buddhismus Der Buddhismus hat seinen Ursprung in Indien. Er ist hauptsächlich in Asien verbreitet. Etwa ein Viertel aller Buddhisten lebt in China. Da im Buddhismus keine Gottheit verehrt wird, halten ihn viele nicht für eine Religion, sondern für eine Lehre. Doch wie bei allen Religionen geht es auch im Buddhismus um die Erlösung. Mit circa 500 Millionen Gläubigen ist der Buddhismus (nach Christentum, Islam und Hinduismus) die viertgrößte Religion der Erde. Die Buddhisten berufen sich auf die Lehren des Siddhartha Gautama, der im 5. Oder 4. Jahrhundert v. Chr. in Nordindien lebte. „Buddha“ heißt „Erwachter“. Die Silbe „OM“ Das höchste Symbol spiritueller Erkenntnis symbolisiert das Absolute. Es gilt auch als mantrische Silbe und als Zeichen für den Hinduismus, ist aber auch im Buddhismus gebräuchlich. Das Rad der Lehre Das Dharma-Rad wird in der Regel mit acht Speichen dargestellt, die den »Achtfachen Pfad« zur Befreiung symbolisieren. Es ist im Buddhismus das Symbol der von Buddha verkündeten Lehre. 13 Biographie Buddhas: Buddha hieß Siddhartha Gautama entstammte einem Adelsgeschlecht des nordindischen Volks der Shakya. Sein Vater war König. Laut Legende ging seine Mutter spazieren und wurde von einem weißen Elefanten in die linke Bauchseite gestoßen. Sie wurde davon schwanger. In einer Vollmondnacht gebar sie einen Knaben aus der rechten Bauchseite. Während seiner Geburt verkündete ein Seher, dass dieses Kind einmal ein großer heiliger Mann werden würde. Daraufhin ließ der König seinen Sohn, den König werden sollte, weder religiös unterweisen, noch ließ er zu, dass Siddhartha menschliches Leid sehen sollte. Schon als Kind zeigte Siddhartha außergewöhnliche Begabungen und Klugheit. Im Alter von 16 Jahren wurde er mit einer Prinzessin vermählt. Sie lebten in einem Palast, wo ihnen alles zur Verfügung stand und den er kaum verließ. Dennoch war er unzufrieden. Mit 29 Jahren, bald nach der Geburt seines einzigen Sohnes, verließ er den Palast. Er begegnete einem verkrüppelten Greis, einem Kranken, einem Leichnam und einem Asketen. So erkannte er Altern, Krankheit, Tod und Schmerz. Es waren die „Vier Zeichen“: er sah, dass sie untrennbar mit dem Leben verbunden sind, und dass alles vergänglich ist. Er beschloss, nach einem Weg aus dem allgemeinen Leid zu suchen. Er verließ den Palast und begann das Leben eines Asketen zu führen. Er erlernte Meditation und die Schmerz-Askese. Sechs Jahre verbrachte er so, doch er fand weder innere Ruhe noch die ersehnten Antworten. Dem Hungertod nahe gab er die überlieferten Methoden auf und suchte sich seinen eigenen Weg. Im Alter von 35 Jahren saß er in einer Vollmondnacht in tiefster Versenkung unter einem Baum, unter dem er die Erleuchtung erlangte. Hass, Begierde und Unwissenheit fielen von ihm ab. Er wurde zum „Buddha“, zum Erwachten. Nach seinem Erwachen hielt Gautama vor fünf Asketen, seinen früheren Gefährten, seine erste Lehrrede. Diese fünf wurden damit die ersten buddhistischen Mönche. Buddha lehrte den „mittleren Pfad“, zwischen Luxus und Askese. Der Weg, den er lehrte, stand allen Männern und Frauen offen. Buddha stirbt 80-jährig. 14 Ziel der buddhistischen Praxis ist es kein Karma mehr zu erzeugen! Karma heißt „Wirken“ oder „Tat“. Gemeint ist, dass wir uns durch unser Tun in die Welt verstricken und immer wieder geboren werden. Drei Dinge verleiten uns zu Handlungen, die schlechtes Karma erzeugen: Gier Hass Unwissenheit Ob eine Handlung gutes oder schlechtes Karma erzeugt, hängt von unserer Absicht ab. Denken ist nicht nur eine Handlung, sondern auch allen anderen Handlungen übergeordnet. Sobald wir etwas tun, erzeugen wir Karma. Karma ist die Vorstellung, dass jede Tat – körperlich oder geistig – immer eine Folge hat. Diese Folge kann in diesem oder im nächsten Leben auftreten. Ziel der buddhistischen Praxis ist es, kein Karma mehr zu erzeugen und somit diesen Kreislauf von geboren werden und sterben hinter sich zu lassen. Drei Wege führen zu gutem Karma: Karma Wenn eine gute Absicht stärker ist als eine schlechte Auswirkung, kommt es nicht zu schlechtem Karma. „Absichtsloses Handeln“ erfolgt ohne Planung: je weniger Hintergedanken einer Handlung zu Grunde liegen, desto weniger Karma wird dabei angesammelt. Reinkarnation: Wiedergeburt; bewirkt durch Karma Nirwana: Auflösung des Kreislaufs der Wiedergeburten Karma: „selbstgemachtes Schicksal“ Bescheidenheit Güte Einsicht „Wer andre Wesen quält, die auch nach Wohlsein streben, so wie er selbst, der hat kein Glück im nächsten Leben. Wer andre Wesen schont, die auch nach Wohlsein streben, so wie er selbst, der findet Glück im nächsten Leben.“ Dhammapada, 3. Jahrhundert v. Chr. 15 Der Achtfache Pfad Wie gelingt es, kein Karma mehr zu erzeugen? Durch den achtfachen Pfad: Die acht Wege / Pfade sind: rechte Einsicht, rechte Anschauung, rechte Erkenntnis rechte Gesinnung, rechte Absicht, rechtes Denken, rechter Entschluss rechte Rede rechtes Handeln, rechte Tat rechter Lebenserwerb, rechter Lebensunterhalt rechtes Streben, rechtes Üben, rechte Anstrengung rechte Achtsamkeit, rechte Bewusstheit rechte Sammlung, rechtes Sichversenken, rechte Konzentration, rechte Versenkung Weisheit 1-Rechte Einsicht 2-Rechte Absicht Sittlichkeit 3-Rechte Rede 4-Rechte Tat 5-Rechter Lebensunterhalt Vertiefung 6-Rechts Streben 7-Rechte Achtsamkeit 8-Rechtes Sichversenken Erkennen der Vergänglichkeit des Leides der Illusion des Lebens das Karma-Prinzip (wir machen unser Schicksal selbst) Aufforderung, die Gedankenwelt ständig zu prüfen und nur gute Gedanken zu haben Zu vermeiden sind Lüge, Verleumdung, Beleidigung und Geschwätz Man darf nicht Töten, Stehlen oder sich Ausschweifungen hingeben Zu vermeiden sind: Handel mit Waffen Handel mit Lebewesen Tierzucht und Handel mit Fleisch Handel mit Rauschmitteln Handel mit Giften Begierde, Hass, Zorn, Ablehnung kontrollieren und zügeln Bewusstwerdung alles Inneren: der körperlichen Funktionen wie Atmen, Gehen, Stehen usw.; Gefühlen und Gedanken Meditation, wodurch der Geist von Gedanken befreit wird und zur Ruhe kommt. 16 Buddhistisches Mönchstum Wer Mönch werden will, muss mindestens 20 Jahre alt sein. Er muss „perfekt“ sein, das heißt, der Körper muss gesund sein. Er muss die Einwilligung seiner Eltern haben. Wenn er verheiratet ist, muss sich auch seine Frau ausdrücklich einverstanden erklären. Er darf keine Schulden haben. Falls er wegen krimineller Delikte von der Polizei gesucht wird, kann er auch kein Mönch werden. Wenn keine Hinderungsgründe mehr entgegenstehen, kann er ein schriftliches Gesuch stellen, dass er ins Kloster will. Nach einer Zeit als Novize (Mönch auf Probe) wird er als Mönch aufgenommen. Wer jünger ist als 20 Jahre, kann auch als Novize aufgenommen werden. So ist es wahrscheinlich, dass man in manchen Klöstern Kindermönche antrifft (gerade in Tibet). So ist es gerade kinderreichen Familien möglich ihren Kindern eine Schulbildung zukommen zu lassen. Wenn die Kinder älter sind, können sie sich selbst entscheiden, ob sie Mönch bleiben oder lieber das Kloster verlassen wollen. Der Austritt aus dem Kloster kann jederzeit erfolgen und wird als freier Wille akzeptiert. Im Buddhismus gab es von Anfang an Mönche. Anders als im Christentum ist das Mönchstum das „normale Leben“. Die Mönche befolgen bis heute die gleichen Regeln wie vor fast 2500 Jahren. Das sind neben den 227 Geboten 10 Sittenregeln, die folgendermaßen lauten: z.B. keine Sexualität, nicht lügen, keine berauschenden Mittel zu sich nehmen, nach Mittag nichts essen, sich fernhalten von Tanz, Gesang, Musik und Schaustellungen, Vermeidung von Blumenschmuck, Vermeidung von hohen, üppigen Betten, keine Annahme von Gold und Silber. Daneben gibt es genaue Regeln, wie sich der Mönch zu kleiden hat, bzw. wie sein Haar geschnitten sein muss. Der Tagesablauf eines Mönches ist von vier Dingen bestimmt: Almosen sammeln, Meditation, Gebete und Studium der buddhistischen Schriften. Die Mönche stehen in der Regel bereits gegen vier Uhr morgens auf. Nach dem Aufstehen erfolgen die Morgentoilette. Die Mönche tragen ihre Roben so, dass ihre rechte Schulter frei bleibt. Wenn sie jedoch das Kloster verlassen, sind die Schultern immer bedeckt. Nun erfolgt das Studieren der Tripitaka, den heiligen Schriften des Buddhismus und das Lesen und Erlernen der Lehrreden Buddhas. Anschließend erfolgt der Weg der morgendlichen Almosensammlung. Auf dem Land gehen die Mönche hintereinander zu einem bestimmten Platz, wobei der ranghöchste Mönch vorne geht und der jüngste Mönch ganz hinten. In einer Metropole wie Bangkok ist dies kaum möglich, so dass die Mönche sich trennen und einzeln losgehen, um Almosen einzusammeln und sich dann wieder vereinen, um gemeinsam zurückzukehren. Mönche, die z.B. wegen Krankheit nicht mitgehen können, lassen sich meist durch einen Tempeljungen vertreten. Die Spender dürfen, als Zeichen des Respekts, bei der Übergabe der Spenden keine Fußbekleidung tragen. Gemäß den buddhistischen Regeln darf ein Mönch keine Speisen oder andere Gaben nehmen, wenn sie nicht von jemandem überreicht oder angeboten werden. Der Spender sollte auch nicht den Kopf eines Mönches überragen, sondern sich möglichst tief verbeugen. Dies ist eine Geste der Achtung. Frauen dürfen den Mönch nicht berühren. Für einen Mönch stellt es eine Sünde dar, während seines Zölibats willentlich oder unwillentlich den Körper einer Frau zu berühren. Nach der morgendlichen Rückkehr zum Kloster nehmen die Mönche gemeinsam das Essen ein. Bis zur Mittagszeit können viele Aufgaben wahrgenommen werden. Sei es das Auswendiglernen buddhistischer Schriften oder der Empfang von Gläubigen. Die Nachmittage dienen der Selbstfindung und einem zeitlichen Freiraum. Dabei vermeiden die Gläubigen meistens einen Mönch ohne vorherige Absprache zu besuchen. Einige Mönche schlafen aber auch, andere studieren weiter die buddhistischen Schriften, einige meditieren oder erledigen Aufgaben, die zum Erhalt des Klosters notwendig sind. Gegen Mittag nehmen dann die Mönche ihre zweite Mahlzeit ein, welche auch die letzte Mahlzeit des Tages ist. Um etwa 16.00 Uhr ist dann das letzte Abendgebet. 17 Geschichte und Verbreitung des Buddhismus Internationale Flagge des Buddhismus Nach Buddhas Tod (ca. 370v.Chr.) treffen sich seine Anhänger, um seine Lehre und die Mönchsregeln festzuhalten. Aber schon ein paar Jahre später entwickeln sich viele verschiedene Schulen dieser Lehre. Seit 300 v.Chr. verbreitet der indische König Ashoka die buddhistische Lehre im Raum des heutigen Indien, Pakistan und Afghanistan. Durch Ashokas Gesandte gelangte der B. auch nach Tibet, Nepal, weiter nach Südostasien und sogar bis nach Mazedonien (Griechenland). Ab dem 10. Jh. ging der B. in Indien zurück, Hinduismus und Islam kommen hinzu. 1885 wurde die internationale buddhistische Flagge entworfen. 1950 wird das World Fellowship of Buddhists (WFB) gegründet. 2004 gewinnen buddhistische Mönche in Sri Lanka 9 Sitze bei den Parlamentswahlen. Heute leben weltweit ca. 450 Millionen Buddhisten, vor allem in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tibet und Vietnam. (In Indien beträgt der Anteil an der Bevölkerung heute weniger als ein Prozent.) Seit dem 20. Jahrhundert ist der B. auch in Europa, den USA und Australien verbreitet und wird in manchen Ländern als Religion anerkannt; zuerst 1983 in Österreich. In Deutschland ist der Buddhismus (noch) nicht als Religion anerkannt, hier gilt er eigentlich als Philosophie. 18 Erfahrung mit Leid Leid ist eine Erfahrung und bezeichnet als Sammelbegriff alles, was körperlich und seelisch belastet: Kummer, Schaden, Nichterfüllung von Bedürfnissen, Hoffnungen und Erwartungen, der Verlust von nahestehenden Menschen, die Trennung von Gruppen, äußere Zwänge und Begrenztheiten, Alter, Krankheit, Tod und Schmerzen. Leid ist eine jederzeit möglich. Was tatsächlich als Leid empfunden wird, hängt von eigenen Erfahrungen und Einstellungen ab. Welches Leid kenne ich? Diebstahl Angst Verleumdung Liebeskummer Blamage Schmerzen Trauer Aggression Mobbing Lüge Scham Hass Schlechte Noten ... 19 Leid in der Bibel Im Alten Testament Leid als Strafe Gottes: Im Alten Testament ist Leid als Strafe Gottes verstanden. Wer wirklich gottesfürchtig ist, muss auch nicht leiden. Wer Gott nicht dient, muss leiden. Das nennt man den Tun-Ergehens-Zusammenhang. Leid als Gottes-Problem: Auch gottesfürchtige Menschen müssen leiden. Wieso? Man nennt dies auch die Theodizee – Frage: Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie ein Gott des Erbarmens nichts gegen das Leid auf der Welt unternimmt. Im Neuen Testament Leid als Erlösung: Jesus Christus erlöst die Menschen durch sein Leiden und Sterben von ihren Sünden. Leid in anderen Religionen: Hinduismus: Leid aufgrund schlechten Lebenswandels im vergangen Dasein Buddhismus: Leben ist Leiden Islam: Gott prüft den Menschen durch Leid 20 Passion Christi – Jesus leidet, um uns zu erlösen In Jesus kam Gott selbst auf die Welt. Er ließ sich von den Menschen zum Tode verurteilen ohne sich zu wehren. Er war jedoch ohne Schuld, hatte nie gesündigt. Dadurch erlöste Gott alle Menschen von ihrer Sünde. Denn der Mensch könnte sich niemals selbst von der Sünde befreien. Also nahm Gott die Schuld des Menschen auf sich, ließ sich an seiner Stelle verurteilen und kreuzigen. So wurde der Kreislauf der Schuld für immer aufgelöst. Im Abendmahl erinnert sich der Mensch daran. Jesus leidet für unsere Sünden am Kreuz. Er überwindet den Schmerz durch sein Liebe zu uns. Unser Sündenberg ist der Hügel, auf dem Jesus gekreuzigt wurde Mord Gotteslästerung Hass Egoismus Lüge Diebstahl Faulheit Falschheit Mobbing Geiz Gier Gleichgültigkeit Neid ... 21 Trauer & Mitleid Trauer ist ein trauriges Gefühl und entsteht v.a. durch den Tod eines geliebten oder verehrten Menschen. Trauer drückt sich fast immer in vier Phasen aus: 1. Schock: Man kann die Todesnachricht nicht fassen und ist verzweifelt 2. Kontrolle: Man setzt sich mit der Situation auseinander und versucht sich zu beherrschen 3. Depression: Man zieht sich zurück und überlässt sich der Traurigkeit 4. Anpassung: Man kehrt mehr und mehr zum Alltag zurück Diese Phasen zu durchleben ist sehr wichtig. Verdrängt man die Trauer, kann es später zu psychischen Problemen führen. Mitleid ist unsere Anteilnahme am Schmerz und Leid anderer. Das können Menschen, Tiere, Pflanzen und die Natur als solche sein. Mitleid versetzt einen in ein trauerähnliches Gefühl der Ohnmacht, da man die Umstände, die andere leiden lassen meist nicht ändern kann: Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit, Krankheit, Armut Tierquälerei, Massentierhaltung, Tierversuche, Tiertransport, Tierfang Waldrodung, Verbau der Natur, Umweltverschmutzung Sowohl Trauer als auch Mitgefühl geben uns das Gefühl der Ohnmacht. Der Mensch möchte instinktiv diesem Gefühl des lähmenden Entsetzens ausweichen. Selbst durch ständige Erfahrung mit Trauer und Leid, kann man kaum lernen damit leichter umzugehen. 22 Arm und Reich Anleitung zum Dankbarsein Wenn du heute Morgen aufgestanden bist und eher gesund als krank warst, hast du ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen, die die nächste Woche nicht mehr erleben werden. Wenn du noch nie in der Gefahr einer Schlacht, in der Einsamkeit der Gefangenschaft, im Todeskampf der Folterung oder im Schraubstock des Hungers warst, geht es dir besser als 500 Millionen Menschen. Wenn du zur Kirche gehen kannst, ohne Angst haben zu müssen, bedroht, gefoltert oder getötet zu werden, hast du mehr Glück als drei Milliarden Menschen. Wenn du Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen hast, bist du reicher als 75 Prozent der Menschen dieser Erde. Wenn du Geld auf der Bank, in deinem Portemonnaie und im Sparschwein hast, gehörst du zu den privilegierten 8 Prozent dieser Welt. Wenn deine Eltern noch leben und immer noch ein Paar sind, dann bist du schon wahrlich eine Rarität. ______________________________ Wenn du diese Nachricht erhältst, bist du direkt zweifach gesegnet: zum einen, weil jemand an dich gedacht hat, und zum anderen, weil du nicht zu den zwei Milliarden gehörst, die nicht lesen können. 23 „Reich“ kommt aus dem Mhd. Und bedeutet eigentlich „herrscherlich, mächtig“. Heute verbindet man Reichtum v.a. mit Geld und Besitz. „Arm“ bedeutet ursprünglich „vereinsamt, unglücklich“. Heute ist Armut v.a. das Fehlen von Geld oder Besitz. Ursprünglich waren „mächtig“ und „einsam“ evtl. genauso Gegenteile wie heute „reich“ und „arm“. Warum? Lesen: Markus 10,17-26 Die Gefahr des Reichtums (»Der reiche Jüngling«) 17 Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter. 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 24 Die drei großen Versuchungen im Leben: Geld Macht Sexualität Früher oder später erliegt man sehr leicht einer davon. Jesus lebt das Gegenteil. Mönche und Nonnen folgen ihm darin und geloben: Armut Gehorsam Sexuelle Enthaltsamkeit Armut ist hier freiwilliger Verzicht. 25 Armut Definition Armut bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, das gewissen Minimalstandards entspricht. Arm ist, wer monatlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes zur Verfügung hat. (Armutsgrenze Stand BRD 2003: 938,- Euro) Absolute Armut: ... ist das Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen kämpfen täglich ums Überleben. In sehr armen Ländern gibt es keine Sozialhilfe. Auch in Wohlstandsgesellschaften existiert absolute Armut, etwa bei Suchtkranken oder Obdachlosen. Relative Armut Sie existiert v.a. in Wohlstandsgesellschaften benutzt und wird auf das Umfeld bezogen: Man kämpft nicht um das Überleben, sondern hat im Durchschnitt weniger Geld zur Verfügung als der Großteil der Gesellschaft. Strukturelle Armut Sie kommt v.a. in Elendsvierteln vor: durch fehlende Schulbildung, Ausbildung, keine Aufklärung und frühe Schwangerschaften, haben die Menschen kaum Chancen aus dieser Gesellschaft auszubrechen und werden ihr Leben lang arm sein. Man spricht von einem Teufelskreis der Armut. Ursachen für Armut: Kriege, Bürgerkriege Politik (z.B. Diktatur) Wirtschaft (Korruption, Arbeitslosigkeit) Krankheit Bildungsrückstand Kinder Naturkatastrophen Epidemien zu starkes Bevölkerungswachstum Armut weltweit 2001 hatten weltweit ca. 1,1 Mrd. Menschen (entspricht 21% der Weltbevölkerung) weniger als 1 US-Dollar pro Tag zur Verfügung. 1985 waren es noch 1,5 Mrd. Menschen. Zieht man die Armutsgrenze bei zwei US-Dollar pro Tag, gelten insgesamt 2,7 Milliarden Menschen und damit fast die Hälfte der Weltbevölkerung als arm. 26 Ein Hungertuch aus Haiti Ordnet bestimmte Bibeltexte dem Bild zu: 1. Buch Mose 9,12-17: Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden. Markus 11,15-19 Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er um und ließ nicht zu, dass jemand etwas durch den Tempel trage. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht. Und es kam vor die Hohepriester und Schriftgelehrten, und sie trachteten danach, wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich nämlich vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre. Und abends gingen sie hinaus vor die Stadt. 27 2. Buch Mose 20,1-17 Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis1 machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat. Apostelgeschichte 2,44-47 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. 28 Die christliche Botschaft über Armut und Reichtum: Wer reich ist, ist wahrscheinlich auch gierig oder geizig. Beides Eigenschaften, die egoistisch sind und uns von Gott trennen. Glückseligkeit und Frieden wird durch den Glauben und das Vertrauen auf Gott erreicht. Geld und Güter machen keinen Menschen lange glücklich, sondern verwirren den Menschen nur. Die Menschen sollen mit anderen teilen, was sie haben. Auf diese Weise muss niemand arm sein. Die buddhistische Botschaft über Armut und Reichtum: Reichtum wird ähnlich wie im frühen Christentum als „Klotz am Bein“ angesehen. Der derzeitige Dalai Lama meint: „Genugtuung Geld auf der Bank zu haben macht vielleicht im Moment glücklich, doch mit der Zeit hat der Besitzende immer mehr Angst, dass er alles verlieren könnte. Der große Lehrer (Buddha) predigte deshalb Armut, da er darin eine Art von ‚Erlösung‘ sah.“ 29 Elsa Ortega aus Ecuador Ein Interview Die 17-jährige Elsa Ortega aus San Andrés geht auf eine private Oberschule in der Kreisstadt Píllaro. Dort macht sie die Ausbildung zur Kosmetikerin. Zu Hause hilft Elsa der Mutter bei der Feldarbeit und im Haushalt. Zweimal wöchentlich verkauft sie das ökologische Gemüse der Familie auf dem Biomarkt in Píllaro – ein Projekt der Welthungerhilfe in Ecuador. Welthungerhilfe: Was ist für dich Armut? Elsa: Armut ist, wenn man fast nichts hat. Keine Sachen, kein Essen, kein Haus, nichts zum Anziehen... Reiche haben alles: viele verschiedene Dinge! Sie essen immer genug und ziehen sich gut an. Welthungerhilfe: Wann ist für dich ein Mensch arm? Elsa: Ich habe alles, was ich brauche, bin weder arm noch reich. Welthungerhilfe: Kennst du jemanden, der arm ist? Elsa: Ich kenne nur Leute wie uns – nicht richtig Reiche oder Arme. Welthungerhilfe: Wie wichtig ist Geld für eure Familie? Elsa: Geld ist ziemlich wichtig. Wir brauchen Geld zum Essen. Wir reden viel über Geld und denken ständig nach, wie wir mehr Geld verdienen können. Welthungerhilfe: Warum gehst du auf die Schule? Elsa: Dort lerne ich einen Beruf, mit dem ich Geld verdienen kann. Das ist gut. Welthungerhilfe: Was gefällt dir an der Schule? Elsa: Ich lerne dort vieles, das ich vorher nicht wusste. Lesen, schreiben und eben alles, was ich als Kosmetikerin wissen muss. Mathe finde ich nicht so gut. Welthungerhilfe: Was würde sich für dich ändern, wenn du ein Junge wärst? Elsa: Jungs haben mehr Freiheiten. Sie können weggehen, wann sie wollen, arbeiten draußen, außerhalb des Dorfes. Zum Teil fände ich das besser. Ich wäre freier, unabhängiger. Welthungerhilfe: Sollen Mädchen und Jungen die gleichen Rechte haben? Elsa: Ja, auf jeden Fall. Wir sind doch alle gleich! Warum sollten Männer andere Rechte haben als Frauen? Welthungerhilfe: Hast du schon mal etwas von AIDS gehört? Elsa: Ein bisschen. Im Fernsehen kommt das öfter mal. Ich habe gehört, dass es sehr ansteckend ist und kaum heilbar. In der Schule wird darüber nicht gesprochen. Welthungerhilfe: Was bedeutet für dich ein Fluss, das Meer, Wasser? Elsa: Oh, ein Fluss wäre schön! Wasser ist für uns sehr wichtig. Ohne Wasser können wir nicht leben. Welthungerhilfe: Was ist für dich ein schöner Platz, was gehört alles dazu? Elsa: Irgendetwas Schönes halt. Eine Pferdefarm vielleicht. Eine Stadt am Meer mit schönen Häusern. Es muss kein Luxus sein. Viel Natur auf jeden Fall. Welthungerhilfe: Wie bedroht die Natur dein Leben? Elsa: Gar nicht. (Eine Woche nach dem Gespräch bricht der Vulkan Tungurahua aus und bedeckt weite Teile Ecuadors mit Ascheregen.) Welthungerhilfe: Welche Hilfe braucht dein Dorf, deine Gemeinschaft? Elsa: Wir müssen vorankommen. Wir brauchen Projekte, mit denen wir Geld verdienen können. So was wie den Ökomarkt. Welthungerhilfe: Wer hilft euch, wenn ihr in Not seid? Elsa: Wir helfen uns innerhalb der Familie. Die Regierung macht überhaupt nichts. Welthungerhilfe: Was bedeutet Politik für dich? Elsa: Die Politiker wollen sich selbst nur bereichern. Die wollen nichts für das Volk tun.