Wer war Jesus Christus? Ein Engel kündigte Maria die Geburt Jesu

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Wer war Jesus Christus?
Ein Engel kündigte Maria die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes, an. Jesus wurde in Bethlehem
(heutiges Israel) geboren. Als 12jähriger Junge erklärte er bereits den Gelehrten im Tempel
das Reich Gottes. Als junger Mann von ca. 30 Jahren unterzog er sich einer Prüfung durch den
Satan in der Wüste und bestand sie. Daraufhin ließ er sich taufen und begann als Prediger
durchs Land zu ziehen. Er berief 12 Jünger, darunter Petrus, Johannes und Jakobus. Jesus
konnte Menschen heilen und sogar von den Toten auferwecken. Aber am wichtigsten waren
seine Predigten vom Reich Gottes. Weil er Wunder wirkte und alles über Gott erklären
konnte, erkannten ihn die Menschen als den langersehnten Retter und „König der Juden“.
Das störte die mächtigen Pharisäer und sie konnten einen Jünger, Judas Iskariot, dazu
überreden Jesus zu verraten. Jesus wusste jedoch, dass er zum Tode verurteilt werden würde.
Er feierte mit seinen Jüngern ein Abendmahl vor dem Passah-Fest und kündigte selbst seinen
Verrat und seinen Tod an. Und tatsächlich verriet ihn Judas noch in dieser Nacht. Die
Pharisäer lieferten ihn den Römern aus, und diese verurteilten ihn zum Tod am Kreuz. Jesus
wurde mit Nägeln ans Kreuz geschlagen und starb innerhalb weniger Stunden. Doch nur 2
Tage später ist er von den Toten auferstanden. Er erschien seinen Jüngern und seitdem wird
von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, weitererzählt.
Mittlerweile gibt es 2,7 Milliarden Christen. Jeder vierte Mensch auf der Welt ist Christ.
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Jesus von Nazareth
Woher wissen wir etwas über ihn? - Es gibt verschiedene Quellen:
Die biblischen Quellen:
 4 Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes
 Paulusbriefe
Die außerbiblischen christlichen Quellen:
 Kirchenväter
 Thomasevangelium
Die nicht-christlichen Quellen:
 Josephus
 Tacitus
Die archäologischen Quellen:
 Inschriften
 Turiner Grabtuch (umstritten)
 Münzen aus der Zeit des Pilatus
Als historisch sicher gilt:
 Jesus hat es gegeben.
 Er lebte in Palästina.
 Er war Wunderheiler und Prediger.
 Er ist unter Pontius Pilatus hingerichtet worden.
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Kleines Lexikon:
Kirchenväter:
Als Kirchenvater wird ein christlicher Autor der ersten acht
Jahrhunderte bezeichnet, der entscheidend zur Lehre und zum
Selbstverständnis des Christentums beigetragen hat. Das
waren z.B. Hieronymus, Augustinus und Gregor der Große.
Thomas-Evangelium:
Das Thomasevangelium ist auf koptisch geschrieben, ist also in Ägypten
entstanden. Es ist eine Sammlung von Jesus von Nazaret zugeschriebenen
Worten, Dialogen und Szenen. Aber es fehlt Jesu Leiden und seine
Auferstehung. Deshalb ist es kein Evangelium. Es ist nicht im Neuen
Testaments (NT) enthalten und wird daher als apokryph bezeichnet. Es ist
ganz anders als die christlichen Texte aus Palästina.
Josephus:
Flavius Josephus (*37; † 100) war ein jüdischer Historiker. Er schrieb das
Werk Jüdische Altertümer. Darin schilderte Josephus die Geschichte des
jüdischen Volkes von der Schöpfung bis zum Jahre 66. Für die Zeit um
Jesus Christus ist er unsere wichtigste Quelle, da er sich auf andere, uns
nicht erhaltene Werke stützt.
Tacitus:
Publius Cornelius Tacitus (*58; † 120) war ein römischer Historiker und
Senator. Im seinem Werk Annalen schreibt Tacitus über den Brand Roms
im Jahre 64 n. Chr. und über den Versuch des römischen Kaiser Neros, die
Schuld dafür den Christen zu geben. Über ihren Namen berichtet Tacitus:
„Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator
Pontius Pilatus hingerichtet worden war“.
Evangelium:
Ein Evangelium erzählt vom Leben Jesu Christ. Dazu gehören
unbedingt sein Leiden, sein Tod am Kreuz und seine
Auferstehung.
apokryph:
Apokryphen sind Texte, die im Entstehungsprozess der Bibel nicht
aufgenommen wurden: aus inhaltlichen Gründen, weil sie damals nicht
allgemein bekannt waren, aus religionspolitischen Gründen oder weil sie
erst nach Abschluss der Bibel entstanden sind.
Historiker:
Ein Historiker ist ein Wissenschaftler, der sich mit der Erforschung und
Darstellung der Geschichte beschäftigt.
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Gibt es Gott wirklich?
Die Frage nach Jesus Christus ist die Frage nach Gott
Der ontologische Gottesbeweis (Anselm v. Canterbury)
Gott ist derjenige bzw. dasjenige, „worüber hinaus nichts
Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“. Mit
anderen Worten: Gott ist etwas in unserer Vorstellung, das
vollkommen ist.
Kritik: Bloß, weil man sich etwas vorstellen kann, heißt es noch
nicht, dass es das auch gibt.
Anselm von Canterbury [1033–1109]
Der kausale Gottesbeweis (Thomas von Aquin)
„Alles hat eine Ursache!“ Der kausale Gottesbeweis geht davon
aus, dass alles, was in dieser Welt existiert, auf eine Ursache
zurückzuführen sei. Die erste Ursache von allem kann allerdings
auf nichts zurückgeführt werden. Diese erste Ursache muss Gott
sein.
Thomas von Aquin [1225-1274]
Kritik: Daraus folgt nur, dass es eine erste Ursache gibt – nicht,
dass diese automatisch Gott ist. Die Annahme, dass Gott ohne
Grund existieren könne, könne ebenso gut auf das Universum
übertragen werden; das wäre mit der Urknalltheorie vereinbar.
Der kosmologische Gottesbeweis
Die antiken und mittelalterlichen Varianten des kosmologischen Beweises gehen davon aus, dass das
Universum (Kosmos) eine Ursache außerhalb seiner selbst haben müsse.
Der teleologische Gottesbeweis
Alles in der Welt ist strukturiert und folgt einer Ordnung (Biologie, Astronomie, Mathematik, Physik,
...). Außerdem kann man feststellen, dass sich die Welt immer weiter verbessert (Kultur,
Gesellschaft, Wissenschaften, Erkenntnis, ...). Diese planvolle Welt und ihre Strukturen müssen auf
einen intelligenten Schöpfer zurückgehen.
Der moralische Gottesbeweis (Immanuel Kant)
Der Mensch besitzt Vernunft und ein moralisches Bewusstsein, also
ein Gewissen. Immanuel Kant glaubt, dass Gott die höchste
Vernunft und das Maß für Moral ist, also für das richtige
menschliche Streben und Verhalten.
Immanuel Kant [1724-1804]
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Religionskritik stellt Religiosität und Religionen, ihre Glaubensaussagen (z.B.
Glaubensbekenntnis), Institutionen (z.B. Kirchen) in Frage: Religion sei entweder
unvernünftig oder sie schränke die Möglichkeiten des Menschen ein.
19. Jahrhundert: Ludwig Andreas Feuerbach
Ludwig Andreas Feuerbach will die Religion als
Wunschbild des Menschen entlarven. Er nimmt an, dass
der Mensch selbst unsterblich sein will. Also erfindet der
Mensch ein Gottesbild. Die Menschen verehren Jesus als
Sohn Gottes, weil Jesus ein Mensch war. So sind die
Menschen selbst wie Jesus und damit wie Gott. Gott ist
das Objekt der menschlichen Sehnsucht. „Denn nicht Gott
schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der
Ludwig Andreas Feuerbach
Bibel steht, sondern der Mensch schuf Gott nach seinem
(1804–1872)
Bilde.“ Feuerbach möchte die Befreiung von der Religion,
denn sie verhindere den Fortschritt der Menschheit. Der Mensch muss zuerst seine
Sterblichkeit akzeptieren. Damit wird er fähig, die Menschheit zu lieben. Wenn der
Mensch die Menschheit liebt, wird er von der Religion befreit.
20. Jahrhundert: Psychoanalyse
Sigmund Freud
Sigmund Freud gründete um 1900 die Psychoanalyse. Er
nimmt an, dass viele menschliche Handlungen unbewusst
geschehen. Der Mensch sehe Gott als Vaterfigur, die er
brauche, um die Verantwortung für ein selbstbestimmtes
Leben abzugeben. Religion sei eine Befriedigung des
kindlichen Wunsches nach Geborgenheit, Sicherheit und
Autorität. Freud glaubt allerdings nicht, dass man Religion
abschaffen könne. Er möchte jedoch, dass Menschen
lernen sich in allen Lebensbereichen frei zu entscheiden.
Hat Gott den Menschen erschaffen oder hat der Mensch sich Gott nur ausgedacht?
Viele Menschen kritisieren die Kirche, weil sie kirchliche Entscheidungen nicht
akzeptieren oder weil die Kirche im Laufe der Geschichte ihre Macht auf Menschen
missbraucht. Das ist allerdings Kirchenkritik, keine Religionskritik. Kirchenkritische
Menschen glauben meistens auf irgendeine Weise an Gott, sie können aber mit der
Kirche nichts anfangen.
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Was steht tatsächlich im biblischen Bericht?
Ein Vergleich der Weihnachtserzählungen nach Matthäus und Lukas.
Die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus 1,18-25* + 2,1-15*:
Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war,
fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist.
Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie
heimlich zu verlassen. Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn
im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu
nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen
Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von
ihren Sünden. Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn
befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn
gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen
Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland
und sind gekommen, ihn anzubeten.
Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,
und er ließ zusammenkommen alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes und
erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.
Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten:
»Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in
Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern
erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig
nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es
anbete.
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im
Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein
war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das
Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre
Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im
Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg
wieder in ihr Land.
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Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2,1-21
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle
Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da
Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder
in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur
Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,
damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und
als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und
wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in
der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des
Nachts ihre Herde.
Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie
fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich
verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der
Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum
Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott
und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines
Wohlgefallens.
Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst
uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der
Herr kundgetan hat.
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde
gesagt war.
Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria
aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und
gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Und als acht Tage um waren und man das
Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie er genannt war von dem
Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war.
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 Vergleiche die beiden biblischen Texte miteinander. Worin unterscheiden sie sich?
 Vergleiche sie nun mit dem Bild von Rogier van der Weyden. Was hat der Maler nur
interpretiert?
 Vergleiche die genauen Aussagen auch mit deinen eigenen Vorstellungen des
Geschehens in Bethlehem. Zum Beispiel: wie viele Könige sind es? War es ein Stall? Sind
da ein Ochse und ein Esel? Wer kam dazu: Hirten, Engel, Könige oder Wahrsager? Und
wenn, in welcher Reihenfolge?
Rogier van der Weyden, 1399/1400 – 1464
Dreikönigsaltar von 1455
Mitteltafel: Anbetung der Könige
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Theodizee
Epikur, ein antiker Philosoph,
Im Buch Hiob gewährt Gott dem
meinte: „Gott ist entweder nicht
Satan alle Freiheit bis auf den Tod.
allmächtig oder nicht wohlwollend,
Und der Satan stellt Hiobs Glaube
da sonst die Übel nicht in der Welt
auf die Probe. So muss Hiob
bestehen könnten.“
Gott gilt aber als gut und als allmächtig.
Wie kann es dann sein, dass es Leiden,
Böses und Katastrophen gibt? Die
Theodizee versucht Antworten zu geben
auf das Übel in der Welt. Theodizee
heißt „Rechtfertigung Gottes“.
viel Leid ertragen, trotzdem verliert
er den Glauben nicht. Doch er klagt
Gott an: „Warum?“
Wenn Gott das Übel in der Welt zwar nicht verursacht, aber zulässt, dann _____________________
_____________________ wäre ihm egal, ob wir leiden. Dann wäre er kein guter Gott_________ .
Wenn Gott das Übel in der Welt nicht bekämpfen kann, dann _______________________________
_________ wäre er nicht allmächtig, sondern ein schwacher Gott, der niemandem helfen kann __ .
Wenn Gott das Übel in der Welt zwar bekämpfen kann, es aber nicht tun will, dann _____________
________________ möchte er sogar, dass wir leiden _____________________________________ .
Wenn Gott das Übel in der Welt nicht nur zulässt, sondern sogar erschaffen hat, dann ___________
_______ wäre er zwar allmächtig, aber böse. Dann wäre er ein schrecklicher Got_______________.
... wäre er zwar allmächtig, aber böse.
Dann wäre er ein schrecklicher Gott.
... möchte er sogar, dass wir leiden.
... wäre ihm egal, ob wir leiden. Dann wäre
... wäre er nicht allmächtig, sondern ein
er kein guter Gott.
schwacher Gott, der niemandem helfen kann.
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Wenn Menschen leiden,
ist Gott fern.
Gott lässt Leid durch Gewalt zu, denn
er gibt den Menschen die Freiheit,
sich für Gutes oder Böses zu
entscheiden.
Gott sollte wegen des Leides auf der
Welt vor Gericht gestellt werden.
Wir können zu Gott sprechen,
aber er kann uns nichts sagen.
Gott ist weit, aber nah.
Gott zeigt sich in der Natur.
Gott ist nicht die Antwort
auf alle Fragen.
Man weiß nie, was Gott will.
Im Krieg ist Gott fern.
Gott ist ein leuchtendes Licht, auch
für Menschen, um die es dunkel ist.
Gott ist ohnmächtig.
Gott will, dass es den
Menschen gut geht.
Gott hat sich von dieser
Welt verabschiedet.
Wenn Menschen leiden,
leidet Gott mit ihnen.
Gott war auch bei den
jüdischen Opfern in Auschwitz.
Ohne Gott gäbe es nichts
Gutes auf der Welt.
Aber eine Frage bleibt: Warum hat Gott dann Christus in die Welt geschickt?
Und warum hat sich Jesus für uns hingegeben?
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Kleine Spielerei: Betrachte im Bild für 30 Sekunden nur die vier senkrechten Punkte in der Mitte.
Dann sieh auf eine einfarbig helle Fläche, z.B. eine Wand oder die Decke.
Wen siehst du?
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Buddhismus
Der Buddhismus hat seinen Ursprung in
Indien. Er ist hauptsächlich in Asien
verbreitet. Etwa ein Viertel aller
Buddhisten lebt in China. Da im
Buddhismus keine Gottheit verehrt
wird, halten ihn viele nicht für eine
Religion, sondern für eine Lehre. Doch
wie bei allen Religionen geht es auch im Buddhismus um die Erlösung. Mit circa
500 Millionen Gläubigen ist der Buddhismus (nach Christentum, Islam und Hinduismus) die
viertgrößte Religion der Erde.
Die Buddhisten berufen sich auf die Lehren des
Siddhartha Gautama, der im 5. Oder 4. Jahrhundert v.
Chr. in Nordindien lebte. „Buddha“ heißt „Erwachter“.
Die Silbe „OM“
Das höchste Symbol spiritueller Erkenntnis symbolisiert
das Absolute. Es gilt auch als mantrische Silbe und als
Zeichen für den Hinduismus, ist aber auch im Buddhismus
gebräuchlich.
Das Rad der Lehre
Das Dharma-Rad wird in der Regel mit acht Speichen
dargestellt, die den »Achtfachen Pfad« zur Befreiung
symbolisieren. Es ist im Buddhismus das Symbol der von
Buddha verkündeten Lehre.
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Biographie Buddhas:
Buddha hieß Siddhartha Gautama entstammte einem Adelsgeschlecht des nordindischen
Volks der Shakya. Sein Vater war König. Laut Legende ging seine Mutter spazieren und wurde
von einem weißen Elefanten in die linke Bauchseite gestoßen. Sie wurde davon schwanger.
In einer Vollmondnacht gebar sie einen Knaben aus der rechten Bauchseite. Während seiner
Geburt verkündete ein Seher, dass dieses Kind einmal ein großer heiliger Mann werden
würde. Daraufhin ließ der König seinen Sohn, den König werden sollte, weder religiös
unterweisen, noch ließ er zu, dass Siddhartha menschliches Leid sehen sollte. Schon als Kind
zeigte Siddhartha außergewöhnliche Begabungen und Klugheit. Im Alter von 16 Jahren
wurde er mit einer Prinzessin vermählt. Sie lebten in einem Palast, wo ihnen alles zur
Verfügung stand und den er kaum verließ. Dennoch war er unzufrieden. Mit 29 Jahren, bald
nach der Geburt seines einzigen Sohnes, verließ er den Palast. Er begegnete einem
verkrüppelten Greis, einem Kranken, einem Leichnam und einem Asketen. So erkannte er
Altern, Krankheit, Tod und Schmerz.
Es waren die „Vier Zeichen“: er sah, dass sie untrennbar mit dem Leben verbunden sind, und
dass alles vergänglich ist. Er beschloss, nach einem Weg aus dem allgemeinen Leid zu
suchen. Er verließ den Palast und begann das Leben eines Asketen zu führen. Er erlernte
Meditation und die Schmerz-Askese. Sechs Jahre verbrachte er so, doch er fand weder
innere Ruhe noch die ersehnten Antworten. Dem Hungertod nahe gab er die überlieferten
Methoden auf und suchte sich seinen eigenen Weg. Im Alter von 35 Jahren saß er in einer
Vollmondnacht in tiefster Versenkung unter einem Baum, unter dem er die Erleuchtung
erlangte. Hass, Begierde und Unwissenheit fielen von ihm ab. Er wurde zum „Buddha“, zum
Erwachten. Nach seinem Erwachen hielt Gautama vor fünf Asketen, seinen früheren
Gefährten, seine erste Lehrrede. Diese fünf wurden damit die ersten buddhistischen
Mönche. Buddha lehrte den „mittleren Pfad“, zwischen Luxus und Askese. Der Weg, den er
lehrte, stand allen Männern und Frauen offen. Buddha stirbt 80-jährig.
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Ziel der buddhistischen Praxis ist es kein Karma mehr zu erzeugen!
Karma heißt „Wirken“
oder „Tat“.
Gemeint ist, dass wir
uns durch unser Tun in
die Welt verstricken und
immer wieder geboren
werden.
Drei Dinge verleiten uns
zu Handlungen, die
schlechtes Karma
erzeugen:
 Gier
 Hass
 Unwissenheit
Ob eine Handlung gutes
oder schlechtes Karma
erzeugt, hängt von
unserer Absicht ab.
Denken ist nicht nur
eine Handlung, sondern
auch allen anderen
Handlungen
übergeordnet.
Sobald wir
etwas tun,
erzeugen wir
Karma.
Karma ist die
Vorstellung, dass
jede Tat –
körperlich oder
geistig – immer
eine Folge hat.
Diese Folge kann
in diesem oder im
nächsten Leben
auftreten.
Ziel der buddhistischen
Praxis ist es, kein Karma
mehr zu erzeugen und
somit diesen Kreislauf von
geboren werden und
sterben hinter sich zu
lassen.
Drei Wege führen zu
gutem Karma:
Karma
Wenn eine gute
Absicht stärker
ist als eine
schlechte
Auswirkung,
kommt es nicht
zu schlechtem
Karma.
„Absichtsloses
Handeln“ erfolgt
ohne Planung:
je weniger
Hintergedanken
einer Handlung zu
Grunde liegen,
desto weniger
Karma wird dabei
angesammelt.
Reinkarnation: Wiedergeburt; bewirkt durch Karma
Nirwana: Auflösung des Kreislaufs der Wiedergeburten
Karma: „selbstgemachtes Schicksal“
 Bescheidenheit
 Güte
 Einsicht
„Wer andre Wesen quält,
die auch nach Wohlsein
streben, so wie er selbst,
der hat kein Glück im
nächsten Leben.
Wer andre Wesen schont,
die auch nach Wohlsein
streben, so wie er selbst,
der findet Glück im
nächsten Leben.“
Dhammapada, 3.
Jahrhundert v. Chr.
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Der Achtfache Pfad
Wie gelingt es, kein Karma mehr zu erzeugen? Durch den achtfachen Pfad:
Die acht Wege / Pfade sind:
 rechte Einsicht, rechte Anschauung, rechte Erkenntnis
 rechte Gesinnung, rechte Absicht, rechtes Denken, rechter Entschluss
 rechte Rede
 rechtes Handeln, rechte Tat
 rechter Lebenserwerb, rechter Lebensunterhalt
 rechtes Streben, rechtes Üben, rechte Anstrengung
 rechte Achtsamkeit, rechte Bewusstheit
 rechte Sammlung, rechtes Sichversenken, rechte Konzentration, rechte Versenkung
Weisheit
1-Rechte Einsicht
2-Rechte Absicht
Sittlichkeit 3-Rechte Rede
4-Rechte Tat
5-Rechter
Lebensunterhalt
Vertiefung 6-Rechts Streben
7-Rechte
Achtsamkeit
8-Rechtes
Sichversenken
Erkennen
 der Vergänglichkeit
 des Leides
 der Illusion des Lebens
 das Karma-Prinzip (wir machen unser
Schicksal selbst)
Aufforderung, die Gedankenwelt ständig zu
prüfen und nur gute Gedanken zu haben
Zu vermeiden sind Lüge, Verleumdung,
Beleidigung und Geschwätz
Man darf nicht Töten, Stehlen oder sich
Ausschweifungen hingeben
Zu vermeiden sind:
 Handel mit Waffen
 Handel mit Lebewesen
 Tierzucht und Handel mit Fleisch
 Handel mit Rauschmitteln
 Handel mit Giften
Begierde, Hass, Zorn, Ablehnung kontrollieren
und zügeln
Bewusstwerdung alles Inneren: der körperlichen
Funktionen wie Atmen, Gehen, Stehen usw.;
Gefühlen und Gedanken
Meditation, wodurch der Geist von Gedanken
befreit wird und zur Ruhe kommt.
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Buddhistisches Mönchstum
Wer Mönch werden will, muss mindestens 20 Jahre alt sein. Er muss „perfekt“ sein, das heißt, der
Körper muss gesund sein. Er muss die Einwilligung seiner Eltern haben. Wenn er verheiratet ist, muss
sich auch seine Frau ausdrücklich einverstanden erklären. Er darf keine Schulden haben. Falls er
wegen krimineller Delikte von der Polizei gesucht wird, kann er auch kein Mönch werden. Wenn
keine Hinderungsgründe mehr entgegenstehen, kann er ein schriftliches Gesuch stellen, dass er ins
Kloster will. Nach einer Zeit als Novize (Mönch auf Probe) wird er als Mönch aufgenommen. Wer
jünger ist als 20 Jahre, kann auch als Novize aufgenommen werden. So ist es wahrscheinlich, dass
man in manchen Klöstern Kindermönche antrifft (gerade in Tibet). So ist es gerade kinderreichen
Familien möglich ihren Kindern eine Schulbildung zukommen zu lassen. Wenn die Kinder älter sind,
können sie sich selbst entscheiden, ob sie Mönch bleiben oder lieber das Kloster verlassen wollen.
Der Austritt aus dem Kloster kann jederzeit erfolgen und wird als freier Wille akzeptiert.
Im Buddhismus gab es von Anfang an Mönche. Anders als im Christentum ist das Mönchstum
das „normale Leben“. Die Mönche befolgen bis heute die gleichen Regeln wie vor fast 2500 Jahren.
Das sind neben den 227 Geboten 10 Sittenregeln, die folgendermaßen lauten: z.B. keine Sexualität,
nicht lügen, keine berauschenden Mittel zu sich nehmen, nach Mittag nichts essen, sich fernhalten
von Tanz, Gesang, Musik und Schaustellungen, Vermeidung von Blumenschmuck, Vermeidung von
hohen, üppigen Betten, keine Annahme von Gold und Silber. Daneben gibt es genaue Regeln, wie
sich der Mönch zu kleiden hat, bzw. wie sein Haar geschnitten sein muss.
Der Tagesablauf eines Mönches ist von vier Dingen bestimmt: Almosen sammeln, Meditation,
Gebete und Studium der buddhistischen Schriften. Die Mönche stehen in der Regel bereits gegen
vier Uhr morgens auf. Nach dem Aufstehen erfolgen die Morgentoilette. Die Mönche tragen ihre
Roben so, dass ihre rechte Schulter frei bleibt. Wenn sie jedoch das Kloster verlassen, sind die
Schultern immer bedeckt. Nun erfolgt das Studieren der Tripitaka, den heiligen Schriften des
Buddhismus und das Lesen und Erlernen der Lehrreden Buddhas. Anschließend erfolgt der Weg der
morgendlichen Almosensammlung. Auf dem Land gehen die Mönche hintereinander zu einem
bestimmten Platz, wobei der ranghöchste Mönch vorne geht und der jüngste Mönch ganz hinten. In
einer Metropole wie Bangkok ist dies kaum möglich, so dass die Mönche sich trennen und einzeln
losgehen, um Almosen einzusammeln und sich dann wieder vereinen, um gemeinsam
zurückzukehren. Mönche, die z.B. wegen Krankheit nicht mitgehen können, lassen sich meist durch
einen Tempeljungen vertreten. Die Spender dürfen, als Zeichen des Respekts, bei der Übergabe der
Spenden keine Fußbekleidung tragen. Gemäß den buddhistischen Regeln darf ein Mönch keine
Speisen oder andere Gaben nehmen, wenn sie nicht von jemandem überreicht oder angeboten
werden. Der Spender sollte auch nicht den Kopf eines Mönches überragen, sondern sich möglichst
tief verbeugen. Dies ist eine Geste der Achtung. Frauen dürfen den Mönch nicht berühren. Für einen
Mönch stellt es eine Sünde dar, während seines Zölibats willentlich oder unwillentlich den Körper
einer Frau zu berühren. Nach der morgendlichen Rückkehr zum Kloster nehmen die Mönche
gemeinsam das Essen ein. Bis zur Mittagszeit können viele Aufgaben wahrgenommen werden. Sei es
das Auswendiglernen buddhistischer Schriften oder der Empfang von Gläubigen. Die Nachmittage
dienen der Selbstfindung und einem zeitlichen Freiraum. Dabei vermeiden die Gläubigen meistens
einen Mönch ohne vorherige Absprache zu besuchen. Einige Mönche schlafen aber auch, andere
studieren weiter die buddhistischen Schriften, einige meditieren oder erledigen Aufgaben, die zum
Erhalt des Klosters notwendig sind. Gegen Mittag nehmen dann die Mönche ihre zweite Mahlzeit
ein, welche auch die letzte Mahlzeit des Tages ist. Um etwa 16.00 Uhr ist dann das letzte
Abendgebet.
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Geschichte und Verbreitung des Buddhismus
Internationale Flagge des Buddhismus
Nach Buddhas Tod (ca. 370v.Chr.) treffen sich seine Anhänger, um seine Lehre und die
Mönchsregeln festzuhalten. Aber schon ein paar Jahre später entwickeln sich viele verschiedene
Schulen dieser Lehre.
Seit 300 v.Chr. verbreitet der indische König Ashoka die buddhistische Lehre im Raum des heutigen
Indien, Pakistan und Afghanistan. Durch Ashokas Gesandte gelangte der B. auch nach Tibet, Nepal,
weiter nach Südostasien und sogar bis nach Mazedonien (Griechenland).
Ab dem 10. Jh. ging der B. in Indien zurück, Hinduismus und Islam kommen hinzu.
1885 wurde die internationale buddhistische Flagge entworfen.
1950 wird das World Fellowship of Buddhists (WFB) gegründet.
2004 gewinnen buddhistische Mönche in Sri Lanka 9 Sitze bei den Parlamentswahlen.
Heute leben weltweit ca. 450 Millionen Buddhisten, vor allem in China, Bhutan, Japan, Kambodscha,
Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tibet und Vietnam. (In Indien
beträgt der Anteil an der Bevölkerung heute weniger als ein Prozent.)
Seit dem 20. Jahrhundert ist der B. auch in Europa, den USA und Australien verbreitet und wird in
manchen Ländern als Religion anerkannt; zuerst 1983 in Österreich. In Deutschland ist der
Buddhismus (noch) nicht als Religion anerkannt, hier gilt er eigentlich als Philosophie.
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Erfahrung mit Leid
Leid ist eine Erfahrung und bezeichnet als Sammelbegriff alles, was körperlich und seelisch belastet:
Kummer, Schaden, Nichterfüllung von Bedürfnissen, Hoffnungen und Erwartungen, der Verlust von
nahestehenden Menschen, die Trennung von Gruppen, äußere Zwänge und Begrenztheiten, Alter,
Krankheit, Tod und Schmerzen.
Leid ist eine jederzeit möglich. Was tatsächlich als Leid empfunden wird, hängt von eigenen
Erfahrungen und Einstellungen ab.
Welches Leid kenne ich?
Diebstahl
Angst
Verleumdung
Liebeskummer
Blamage
Schmerzen
Trauer
Aggression
Mobbing
Lüge
Scham
Hass
Schlechte Noten ...
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Leid in der Bibel


Im Alten Testament
Leid als Strafe Gottes: Im Alten Testament ist Leid als Strafe Gottes verstanden.
Wer wirklich gottesfürchtig ist, muss auch nicht leiden.
Wer Gott nicht dient, muss leiden.
Das nennt man den Tun-Ergehens-Zusammenhang.
Leid als Gottes-Problem: Auch gottesfürchtige Menschen müssen leiden. Wieso? Man nennt dies
auch die Theodizee – Frage: Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie ein Gott des Erbarmens nichts
gegen das Leid auf der Welt unternimmt.
Im Neuen Testament

Leid als Erlösung: Jesus Christus erlöst die Menschen durch sein Leiden und Sterben von ihren
Sünden.
Leid in anderen Religionen:

Hinduismus: Leid aufgrund schlechten Lebenswandels im vergangen Dasein

Buddhismus: Leben ist Leiden

Islam: Gott prüft den Menschen durch Leid
20
Passion Christi – Jesus leidet, um uns zu erlösen
In Jesus kam Gott selbst auf die Welt. Er ließ sich von den Menschen zum Tode verurteilen ohne sich
zu wehren. Er war jedoch ohne Schuld, hatte nie gesündigt. Dadurch erlöste Gott alle Menschen von
ihrer Sünde. Denn der Mensch könnte sich niemals selbst von der Sünde befreien. Also nahm Gott
die Schuld des Menschen auf sich, ließ sich an seiner Stelle verurteilen und kreuzigen. So wurde der
Kreislauf der Schuld für immer aufgelöst. Im Abendmahl erinnert sich der Mensch daran.
Jesus leidet für unsere Sünden am Kreuz.
Er überwindet den Schmerz durch sein Liebe zu uns.
Unser Sündenberg ist der Hügel, auf dem Jesus gekreuzigt wurde
Mord
Gotteslästerung
Hass
Egoismus
Lüge
Diebstahl
Faulheit
Falschheit
Mobbing
Geiz
Gier
Gleichgültigkeit
Neid
...
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Trauer & Mitleid
Trauer ist ein trauriges Gefühl und entsteht v.a. durch den Tod eines
geliebten oder verehrten Menschen. Trauer drückt sich fast immer
in vier Phasen aus:
1. Schock: Man kann die Todesnachricht nicht fassen und ist
verzweifelt
2. Kontrolle: Man setzt sich mit der Situation auseinander und
versucht sich zu beherrschen
3. Depression: Man zieht sich zurück und überlässt sich der
Traurigkeit
4. Anpassung: Man kehrt mehr und mehr zum Alltag zurück
Diese Phasen zu durchleben ist sehr wichtig. Verdrängt man die
Trauer, kann es später zu psychischen Problemen führen.
Mitleid ist unsere Anteilnahme am Schmerz und
Leid anderer. Das können Menschen, Tiere,
Pflanzen und die Natur als solche sein. Mitleid
versetzt einen in ein trauerähnliches Gefühl der
Ohnmacht, da man die Umstände, die andere
leiden lassen meist nicht ändern kann:
 Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit, Krankheit,
Armut
 Tierquälerei, Massentierhaltung,
Tierversuche, Tiertransport, Tierfang
 Waldrodung, Verbau der Natur,
Umweltverschmutzung
Sowohl Trauer als auch Mitgefühl geben uns das Gefühl der Ohnmacht. Der Mensch möchte
instinktiv diesem Gefühl des lähmenden Entsetzens ausweichen. Selbst durch ständige Erfahrung
mit Trauer und Leid, kann man kaum lernen damit leichter umzugehen.
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Arm und Reich
Anleitung zum Dankbarsein
Wenn du heute Morgen aufgestanden bist und eher gesund als krank warst, hast
du ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen,
die die nächste Woche nicht mehr erleben werden.
Wenn du noch nie in der Gefahr einer Schlacht, in der Einsamkeit der
Gefangenschaft, im Todeskampf der Folterung oder im Schraubstock des
Hungers warst, geht es dir besser als 500 Millionen Menschen.
Wenn du zur Kirche gehen kannst, ohne Angst haben zu müssen,
bedroht, gefoltert oder getötet zu werden,
hast du mehr Glück als drei Milliarden Menschen.
Wenn du Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und
einen Platz zum Schlafen hast, bist du reicher als 75 Prozent der Menschen
dieser Erde.
Wenn du Geld auf der Bank, in deinem Portemonnaie und im Sparschwein hast,
gehörst du zu den privilegierten 8 Prozent dieser Welt.
Wenn deine Eltern noch leben und immer noch ein Paar sind,
dann bist du schon wahrlich eine Rarität.
______________________________
Wenn du diese Nachricht erhältst, bist du direkt zweifach gesegnet: zum einen, weil
jemand an dich gedacht hat, und zum anderen, weil du nicht zu den zwei Milliarden
gehörst, die nicht lesen können.
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„Reich“ kommt aus dem Mhd. Und bedeutet eigentlich „herrscherlich, mächtig“. Heute verbindet
man Reichtum v.a. mit Geld und Besitz.
„Arm“ bedeutet ursprünglich „vereinsamt, unglücklich“. Heute ist Armut v.a. das Fehlen von Geld
oder Besitz.
Ursprünglich waren „mächtig“ und „einsam“ evtl. genauso Gegenteile wie heute „reich“ und „arm“.
Warum?
Lesen: Markus 10,17-26
Die Gefahr des Reichtums (»Der reiche Jüngling«)
17 Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter
Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.
19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.
20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.
21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe
alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm
und folge mir nach!
22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.
23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich
Gottes kommen!
24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach
zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen!
25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes
komme.
26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig
werden?
24
Die drei großen Versuchungen im Leben:
 Geld
 Macht
 Sexualität
Früher oder später erliegt man sehr leicht einer davon.
Jesus lebt das Gegenteil. Mönche und Nonnen folgen ihm darin und geloben:
 Armut
 Gehorsam
 Sexuelle Enthaltsamkeit
Armut ist hier freiwilliger Verzicht.
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Armut
Definition
Armut bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, das gewissen Minimalstandards
entspricht.
Arm ist, wer monatlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes zur
Verfügung hat. (Armutsgrenze Stand BRD 2003: 938,- Euro)
Absolute Armut:
... ist das Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen kämpfen täglich
ums Überleben. In sehr armen Ländern gibt es keine Sozialhilfe.
Auch in Wohlstandsgesellschaften existiert absolute Armut, etwa bei Suchtkranken oder
Obdachlosen.
Relative Armut
Sie existiert v.a. in Wohlstandsgesellschaften benutzt und wird auf das Umfeld bezogen: Man kämpft
nicht um das Überleben, sondern hat im Durchschnitt weniger Geld zur Verfügung als der Großteil
der Gesellschaft.
Strukturelle Armut
Sie kommt v.a. in Elendsvierteln vor: durch fehlende Schulbildung, Ausbildung, keine Aufklärung und
frühe Schwangerschaften, haben die Menschen kaum Chancen aus dieser Gesellschaft auszubrechen
und werden ihr Leben lang arm sein. Man spricht von einem Teufelskreis der Armut.
Ursachen für Armut:
 Kriege, Bürgerkriege
 Politik (z.B. Diktatur)
 Wirtschaft (Korruption, Arbeitslosigkeit)
 Krankheit
 Bildungsrückstand
 Kinder
 Naturkatastrophen
 Epidemien
 zu starkes Bevölkerungswachstum
Armut weltweit
2001 hatten weltweit ca. 1,1 Mrd. Menschen (entspricht 21% der Weltbevölkerung) weniger als 1 US-Dollar
pro Tag zur Verfügung. 1985 waren es noch 1,5 Mrd. Menschen.
Zieht man die Armutsgrenze bei zwei US-Dollar pro Tag, gelten insgesamt 2,7 Milliarden Menschen und damit
fast die Hälfte der Weltbevölkerung als arm.
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Ein Hungertuch aus Haiti
Ordnet bestimmte Bibeltexte dem Bild zu:
1. Buch Mose 9,12-17:
Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch
und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der
soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich
Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich
gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch,
dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den
Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem
lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen
des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.
Markus 11,15-19
Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an auszutreiben die Verkäufer
und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er
um und ließ nicht zu, dass jemand etwas durch den Tempel trage. Und er lehrte und sprach zu ihnen:
Steht nicht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine
Räuberhöhle daraus gemacht. Und es kam vor die Hohepriester und Schriftgelehrten, und sie
trachteten danach, wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich nämlich vor ihm; denn alles Volk
verwunderte sich über seine Lehre. Und abends gingen sie hinaus vor die Stadt.
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2. Buch Mose 20,1-17
Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der
Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein
Bildnis noch irgendein Gleichnis1 machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem,
was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene
ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter
heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit
erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des
HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der
seinen Namen missbraucht. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du
arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines
Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd,
dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR
Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage.
Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. Du sollst deinen Vater und deine Mutter
ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. Du sollst
nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden
wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren
deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Apostelgeschichte 2,44-47
Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie
verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie
waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern,
hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen
beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.
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Die christliche Botschaft über Armut und Reichtum:
 Wer reich ist, ist wahrscheinlich auch gierig oder geizig. Beides Eigenschaften, die egoistisch
sind und uns von Gott trennen.
 Glückseligkeit und Frieden wird durch den Glauben und das Vertrauen auf Gott erreicht. Geld
und Güter machen keinen Menschen lange glücklich, sondern verwirren den Menschen nur.
 Die Menschen sollen mit anderen teilen, was sie haben. Auf diese Weise muss niemand arm
sein.
Die buddhistische Botschaft über Armut und Reichtum:
 Reichtum wird ähnlich wie im frühen Christentum als „Klotz am Bein“ angesehen.
 Der derzeitige Dalai Lama meint: „Genugtuung Geld auf der Bank zu haben macht vielleicht
im Moment glücklich, doch mit der Zeit hat der Besitzende immer mehr Angst, dass er alles
verlieren könnte. Der große Lehrer (Buddha) predigte deshalb Armut, da er darin eine Art von
‚Erlösung‘ sah.“
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Elsa Ortega aus Ecuador
Ein Interview
Die 17-jährige Elsa Ortega aus San Andrés geht auf eine private Oberschule in der Kreisstadt Píllaro. Dort
macht sie die Ausbildung zur Kosmetikerin. Zu Hause hilft Elsa der Mutter bei der Feldarbeit und im Haushalt.
Zweimal wöchentlich verkauft sie das ökologische Gemüse der Familie auf dem Biomarkt in Píllaro – ein
Projekt der Welthungerhilfe in Ecuador.
Welthungerhilfe: Was ist für dich Armut?
Elsa: Armut ist, wenn man fast nichts hat. Keine Sachen, kein Essen, kein Haus, nichts zum Anziehen... Reiche
haben alles: viele verschiedene Dinge! Sie essen immer genug und ziehen sich gut an.
Welthungerhilfe: Wann ist für dich ein Mensch arm?
Elsa: Ich habe alles, was ich brauche, bin weder arm noch reich.
Welthungerhilfe: Kennst du jemanden, der arm ist?
Elsa: Ich kenne nur Leute wie uns – nicht richtig Reiche oder Arme.
Welthungerhilfe: Wie wichtig ist Geld für eure Familie?
Elsa: Geld ist ziemlich wichtig. Wir brauchen Geld zum Essen. Wir reden viel über Geld und denken ständig
nach, wie wir mehr Geld verdienen können.
Welthungerhilfe: Warum gehst du auf die Schule?
Elsa: Dort lerne ich einen Beruf, mit dem ich Geld verdienen kann. Das ist gut.
Welthungerhilfe: Was gefällt dir an der Schule?
Elsa: Ich lerne dort vieles, das ich vorher nicht wusste. Lesen, schreiben und eben alles, was ich als
Kosmetikerin wissen muss. Mathe finde ich nicht so gut.
Welthungerhilfe: Was würde sich für dich ändern, wenn du ein Junge wärst?
Elsa: Jungs haben mehr Freiheiten. Sie können weggehen, wann sie wollen, arbeiten draußen, außerhalb des
Dorfes. Zum Teil fände ich das besser. Ich wäre freier, unabhängiger.
Welthungerhilfe: Sollen Mädchen und Jungen die gleichen Rechte haben?
Elsa: Ja, auf jeden Fall. Wir sind doch alle gleich! Warum sollten Männer andere Rechte haben als Frauen?
Welthungerhilfe: Hast du schon mal etwas von AIDS gehört?
Elsa: Ein bisschen. Im Fernsehen kommt das öfter mal. Ich habe gehört, dass es sehr ansteckend ist und kaum
heilbar. In der Schule wird darüber nicht gesprochen.
Welthungerhilfe: Was bedeutet für dich ein Fluss, das Meer, Wasser?
Elsa: Oh, ein Fluss wäre schön! Wasser ist für uns sehr wichtig. Ohne Wasser können wir nicht leben.
Welthungerhilfe: Was ist für dich ein schöner Platz, was gehört alles dazu?
Elsa: Irgendetwas Schönes halt. Eine Pferdefarm vielleicht. Eine Stadt am Meer mit schönen Häusern. Es muss
kein Luxus sein. Viel Natur auf jeden Fall.
Welthungerhilfe: Wie bedroht die Natur dein Leben?
Elsa: Gar nicht.
(Eine Woche nach dem Gespräch bricht der Vulkan Tungurahua aus und bedeckt weite Teile Ecuadors mit
Ascheregen.)
Welthungerhilfe: Welche Hilfe braucht dein Dorf, deine Gemeinschaft?
Elsa: Wir müssen vorankommen. Wir brauchen Projekte, mit denen wir Geld verdienen können. So was wie
den Ökomarkt.
Welthungerhilfe: Wer hilft euch, wenn ihr in Not seid?
Elsa: Wir helfen uns innerhalb der Familie. Die Regierung macht überhaupt nichts.
Welthungerhilfe: Was bedeutet Politik für dich?
Elsa: Die Politiker wollen sich selbst nur bereichern. Die wollen nichts für das Volk tun.
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