In Burundi geht Bildung durch den Magen Zum Maisbrei gibt es frisches Gemüse. Für viele Eltern ist es mittlerweile selbstverständlich, auch ihre Töchter zur Schule zu schicken. © Desmarowitz /Welthungerhilfe Der Wiederaufbau braucht noch Zeit Burundi, einer der kleinsten Staaten Afrikas, liegt in der konfliktreichen Region der Großen Seen im östlichen Teil des Kontinents. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1962 wurde die Entwicklung des Landes immer wieder durch Bürgerkriege zurückgeworfen. Auch dreizehn Jahre nach Unterzeichnung eines Friedensvertrags befindet sich Burundi noch immer in einer schwierigen Phase des Wiederaufbaus. Auf dem Welthungerindex 2012 belegt Burundi den letzten Platz. Rund ein Drittel der Bevölkerung leidet unter Mangelernährung, zwei Drittel aller Kinder unter fünf Jahren weisen Anzeichen chronischer Unterernährung auf. Die meisten der rund neun Millionen Bewohner leben von der Landwirtschaft, doch den Bauern fehlt es an modernen Mitteln und Wissen, um ihre kargen Ernten zu steigern. Eine zusätzliche Belastung stellen die extrem hohe Besiedelungsdichte sowie rasant wachsende Bevölkerungszahlen bei knappen land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Flächen dar. Satt lernt es sich viel besser Zu den Leidtragenden gehören vor allem die Kinder. Fehlund Mangelernährung verursachen Wachstumsstörungen und haben sogar direkte Auswirkungen auf die Einschulungsrate. Wenn die Kinder zu Hause nichts oder nur wenig zu essen bekommen, vermeiden sie den langen, anstrengenden Schulweg. Und je weniger die Familien selbst zur Verpflegung haben, desto mehr brauchen sie die Arbeitskraft der Kinder auf den Feldern. An Bildung ist somit kaum zu denken, schon gar nicht für Mädchen, die dazu noch im Haushalt helfen müssen. Wenn das Geld nicht reicht, haben die Töchter eher als die Söhne das Nachsehen. Mit einem Schulspeisungsprogramm wirkt die Welthungerhilfe dieser Entwicklung entgegen. Vor allem sollen auch die armen Familien ihre Kindern zur Schule schicken können. In der Provinz Kirundo wurden deshalb mit finanzieller Unterstützung des Welternährungsprogramms (WFP) an über 100 Grundschulen Kantinen für rund 100.000 Grundschülerinnen und –schüler eingerichtet. Hier erhalten sie täglich eine warme Mahlzeit © Welthungerhilfe 08/2013 aus Maisbrei und Bohnen, die nicht nur satt macht, sondern noch viel mehr bewirkt. Die Kinder sind gesünder, es erhöht sich die Einschulungsrate, vor allem bei Mädchen, und die Zahl der Schulabbrüche geht deutlich zurück. Zudem steigt die Lernfähigkeit der Kinder enorm. Versöhnung und Bildung Hand in Hand Die Eltern der Schüler werden ganz eng in das Projekt einbezogen. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag, indem sie bei der Zubereitung der Mahlzeiten ebenso wie beim Anlegen und Pflegen der Schulgärten helfen. 21 solcher Gemüsegärten sind bereits entstanden und liefern eine wertvolle Bereicherung der Mahlzeiten. 86 weitere Gärten sind geplant. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen, wie zum Beispiel Kochkursen, erfahren die Eltern mehr über Sie haben gut lachen: Das Gemüse in den Schulgärten prima und füllt die Teller ihrer Kinder mit gesungesunde Ernährung. Häufig setzen Famili- gedeiht dem Essen. © Desmarowitz /Welthungerhilfe en ihr Wissen dann im Privaten um, legen selbst einen Gemüsegarten an und ernähren sich seither ausgewogener. Für den reibungslosen Ablauf der Schulspeisung sorgt jeweils ein gewähltes Komitee, das aus Eltern, Lehrern, Schülern und Vertretern der Lokalregierung besteht. „Zuhause haben wir nicht genug zu essen. Hier in der Schule bekommen meine Kinder wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag und mein Mann und ich können währenddessen arbeiten. Das hilft uns sehr“, freut sich Jocelyne Nyabenda aus dem Dorf Vumbi. Auch Rosette Maniratunga schätzt die Fortschritte sehr: „Durch das Projekt gehen mehr Kinder in die Schule, und das ist gut für die Entwicklung der gesamten Region. Außerdem lernen wir Eltern in den Workshops vieles, was unser Leben entscheidend verbessert. Zum Beispiel über Hygiene. Seit wir vor dem Essen die Hände waschen, sind gerade unsere Kinder weniger krank. Und seit in den Kursen offen über Gleichberechtigung und häusliche Gewalt gesprochen wird, hat sich auch da vieles zum Positiven verändert.“ Für bessere Hygiene gibt es nun an vielen Schulen Latrinen, Tanks mit gesammeltem Regenwasser zum Händewaschen und auch sauberes Trinkwasser. Den Schulbesuch zu fördern bedeutet eine Investition in den Frieden des Landes. Denn es sind die Heranwachsenden, die dank der Schulspeisungen gesünder sind, besser lernen und mit ihrem erworbenen Wissen den Aufbau Burundis voranbringen können. Sie gehen bewusster mit Konflikten um und wünschen sich eine friedliche Zukunft. 10 Euro kostet das Saatgut für einen Schul- oder Küchengarten. Welthungerhilfe Friedrich-Ebert-Straße 1 53173 Bonn IBAN DE15370501980000001115 BIC COLSDE33 www.welthungerhilfe.de/schulstunde Tel.: +49 (0)228 2288-258 Fax: +49 (0)228 2288-274 [email protected] © Welthungerhilfe 08/2013