© Rosenthal/Welthungerhilfe LETZTE AUSFAHRT PARIS Klimaschutz verbindlich machen! Der jüngste Bericht der Weltbank bringt es auf den Punkt: Das zukünftige Ausmaß der Auswirkungen des Klimawandels auf die armen Länder und auf uns hängt von den Entscheidungen ab, die die Menschheit heute trifft. Klimaschutz ist das Gebot der Stunde. Die im Dezember 2015 stattfindenden 21. Klimaverhandlungen in Paris kommen da gerade zum richtigen Zeitpunkt und die Chancen für einen internationalen Klimaschutzvertrag stehen gar nicht schlecht. Positive Zeichen erkennbar 164 von 195 Ländern haben ihre Selbstverpflichtungen zur Verminderung von Treibhausgasen (INDC) bereits eingereicht, anders als in Kopenhagen 2009 liegt heute ein Verhandlungstext bereits vor und auch anders als in Kopenhagen treffen sich die Staats- und Regierungschefs bereits zu Beginn der Konferenz und nicht am Ende. So sollen offene Punkte zu Beginn entschieden werden und nicht erst in letzter Minute. Auch global gesehen gibt es Entwicklungen, die positiv stimmen: Seit 2012 flacht der Anstieg der globalen Emissionen ab, in 2014 stagnierte er sogar. Erneuerbare Energien werden mehr und mehr im direkten Vergleich mit Kohlestrom wettbewerbsfähig, China und die USA haben sich auf Klimaschutzmaßnahmen verständigt und Indien fährt Investitionen in die Kohleverstromung zurück. Das sind zwar Anzeichen und keine stabilen Trends, aber sie zeigen in die richtige Richtung. Klimawandel beeinflusst Ernährungssicherheit Weniger gut ist, dass trotz dieser Entwicklungen die bisher angekündigten INDCs bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erderwärmung von bis zu 3,5 Grad hinauslaufen. Bis heute haben wir bereits eine durchschnittliche Erwärmung von einem Grad erreicht und wir können zuschauen, wie in weiten Teilen der Welt die Gletscher gnadenlos abschmelzen. Millionen Menschen vor allem in den armen Ländern sind von dieser Entwicklung bereits heute betroffen. Eine Studie des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Auftrag der Welthungerhilfe kommt zu dem nicht überraschenden Ergebnis, dass sich verändernde Wetterparameter als Folge des Klimawandels direkte und indirekte Einflüsse auf die Ernährungssicherheit insbesondere in den südlich gelegenen Ländern haben. Sie betreffen die Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Erträge, beeinflussen die Qualität der Erzeugnisse durch Wasser- und Temperaturstress, verändern die Preise für Nahrungsmittel und führen zu Konflikten um Ressourcen, was sich wiederum auf die Einhaltung der Menschenrechte, Gleichberechtigung, Migration und andere soziopolitische Aspekte auswirkt. An Kenia, Peru und Pakistan werden diese Einflüsse nachgezeichnet. Es kommt daher in Paris darauf an, dass man sich auf ein Verfahren einigt, in dem die Reduktionsziele aller Staaten alle fünf Jahre nachgebessert und an den neuesten Stand wissenschaftlicher Berechnung angepasst werden. Nur so können die Auswirkungen des Klimawandels in der Zukunft gelindert werden. Dabei ist es wichtig, dass die Angaben der Länder auch vergleichbar sind, es geht also auch um Transparenz und verbindliche Rechenschaftspflichten. Ohnehin tritt der Vertrag erst 2020 in Kraft, für die Zeit dahin ist ambitionierter Klimaschutz unumgänglich. auf EU-Ebene auf 30% bis 2020 und 55% bis 2030 (im Vergleich zum Jahr 1990). 3. Sich für einen Mechanismus einzusetzen, der alle fünf Jahre die nationalen Ziele der INDC‘s überprüft und an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse anpasst. Standortgerechte und klimafreundliche Landwirtschaft durch Anpassung unterstützen 4. sich dafür stark zu machen, dass das Pariser Abkommen die vielfältigen Funktionen einer nachhaltigen und standortgerechten Landwirtschaft einbezieht. Vielschichtige Problemlage 5. sich dafür einzusetzen, dass Industrie- und Schwellenländer ihre Emissionen aus der Landwirtschaft umfasOhne eine ausreichende Klimafinanzierung wird es kein send offenlegen und Maßnahmen zu ihrer Verminderung ambitioniertes Abkommen geben. Die Industrieländer einleiten. müssen ihre Zusagen zur Finanzierung der diversen Klimafonds einhalten. Die Mittel für Anpassung and die 6. sich dafür einzusetzen, dass besonders arme Länder Folgen und für Klimaschutz müssen aufgebracht wer- in der Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawanden, sonst wird es nicht gelingen, den notwendigen Um- del unterstützt werden, um Ziele zur Hunger- und Arschwung in Richtung erneuerbare Energien und Energie- mutsbekämpfung zu erreichen. Hierbei bedarf es der ausdrücklichen Unterstützung der Industrieländer. effizienz einzuleiten. Die globale Erwärmung ist kein Problem an sich, sondern ein Symptom in einem Bündel gleichgerichteter Probleme wie Artensterben, Verlust fruchtbarer Böden, Überfischung und Übersäuerung der Meere. Die Ursachen sind leicht zu benennen: zu viel Verbrauch von zu viel Material für zu viel Konsum, der zu viel Müll und zu viel Emissionen erzeugt. Hier wird deutlich, dass Umweltschutz und Armutsbekämpfung zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Der Klimavertag in Paris kann nicht alle diese Aspekte gleichwertig aufgreifen, aber er kann und muss für Politik und Investoren die zukünftige Richtung zu nachhaltig wirtschaftenden Gesellschaften vorgeben. Zum Klimagipfel fordert die Welthungerhilfe von der Bundesregierung: „Loss and damage“-Mechanismus unterstützen 7. sich dafür stark zu machen, dass die Bewältigung von bereits eingetretenen und nicht mehr vermeidbaren Schäden und Verlusten (loss and damage) konzeptionell und institutionell in das Abkommen von Paris mit aufgenommen wird. Finanzierung sicherstellen 8. Eine verursacherbasierte Finanzierung zur Bewältigung von Klimaschäden. 9. gemeinsam mit den übrigen Industrieländern einen Plan aufzustellen, wie bis 2020 die versprochenen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimafinanzierung sichergestellt werden. Dabei müssen die Gelder zusätzlich zur öffentlichen Entwicklungsfinanzierung gezahlt werden. 10. dafür Sorge zu tragen, dass die übrigen Klimafonds Langfristige Ziele unterstützen nicht vernachlässigt werden, wenn der Grüne Klimafond sich zum wichtigsten Fonds entwickelt. Das gilt sowohl 1. Die Unterstützung, den Ausstieg aus der Kohle und für den Anpassungsfond als auch für den Fonds für die den Einstieg in die Erneuerbaren als globales Langfristam wenigsten entwickelten Länder (LDCs). ziel im Pariser Vertrag zu verankern. 2. Die Erhöhung des Reduktionszieles für Treibhausgase Quellen: Bericht der Weltbank https://openknowledge.worldbank.org/handle/10986/22787 PIK-Studie http://www.welthungerhilfe.de/fileadmin/user_upload/Themen/Klima/Klimakonferenz/StudieAuswirkungen-Klimawandel-Ernaehrungssicherung-PIK-Welthungerhilfe-2015.pdf November 2015 Welthungerhilfe, Sparkasse KölnBonn, IBAN DE15 3705 0198 0000 0011 15, BIC COLSDE33 Deutsche Welthungerhilfe e. V., Friedrich-Ebert-Straße 1, 53173 Bonn, Tel. +49 (0)228 2288-0, Fax +49 (0)228 2288-333, www.welthungerhilfe.de