Physik für Elektrotechniker und Informatiker Grundlagenvorlesung 1. & 2. Semester Inhaltsverzeichnis 0. Allgemeine Einführung in das naturwissenschaftliche Fach Physik 0.1.Stellung und Bedeutung der Physik – Was ist Physik? 0.2.Rolle des Experimentes, Messen, Maßsysteme 0.3.Physikalische Modelle, Hypothesen, Theorien, Rolle der Mathematik A Mechanik von Massepunkten und starren Körpern 1. Kinematik 1.1. Der Orstsvektor 1.2. Die geradlinige Bewegung = Translation A Mechanik von Massepunkten und starren Körpern 1. Kinematik 1.1. Der Ortsvektor Die Kinematik beschreibt die Bewegung von Körpern ohne nach den Ursachen, die die Bewegung veranlassen, zu fragen. Die Beschreibung der Bewegung von Körpern geschieht durch die Angabe des Aufenthaltsortes zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Mathematisch beschreibt der Ortsvektor r t mit seinen Komponenten x (t), y (t), z (t) diesen Anspruch. sehr oft: kartesisches KS Ursprungswahl zweckmäßig ex e y ez r t Der Ortsvektor ist vom Koordinatenursprung (0, 0, 0) zum Aufenthaltsort (x, y, z) gerichtet. r t = y t ex + y t ey + z t ez x t y t z t = (1) Einheitsvektoren in Achsenrichtung(en) r t Der Ortsvektor Richtung r t r t Der Betrag r t ändert bei der Bewegung des Körpers i. A. seinen Betrag r t r und seine . hat die Dimension einer Länge und wird gemessen in Meter r = m = Bahnkurve (Orts-Zeitfunktion, parameterfrei) Betrag von r t = Skalarprodukt: r = r r r ( xex ye y zez ) ( xex ye y zez ) a b a b c o s W in k e l r 2 r x 2 x y 2 x x cos r Der Einheitsvektor r t r t z 2 y Die Richtung des Ortsvektors Richtungskosinus. cos 2 r y ei ei 1 (a , b ) 2 z ei e j ei e ij j 0 Kroneckersymbol ij 2 = 0 für i` j, i j = 1 für i = j in Bezug auf die Koordinatenachsen erhält man durch die y cos r z z r zeigt nur die Richtung an und besitzt keine Maßeinheit. Zur Einführung der abgeleiteten Begriffe Geschwindigkeit und Beschleunigung sollen zunächst einfache Spezialfälle betrachtet werden: a) Der Körper bewegt sich auf einer Geraden Geradlinige Bewegung = Translation b) Der Körper bewegt sich auf einem Kreis. Wenn der Kreismittelpunkt Ortsvektor r t nur M x0, y0 als Koordinatenursprung gewählt wird, ändert der seine Richtung, nicht aber seinen Betrag. c) Als Beispiel für den allgemeinen Fall werden Überlagerungen translatorischer Bewegungen betrachtet. 1.2. Die geradlinige Bewegung = Translation Der Körper K legt in der gewissen Zeit t den Weg s zurück. Den Quotienten aus Weg und Zeit nennt man seine (Bahn-) Geschwindigkeit oder auch Schnelligkeit. Definition Geschwindigkeit v v = zurückgelegter Weg s verstrichene Zeit t = (2) m s Ist diese Geschwindigkeit v zeitlich Konstant v con st , spricht man von gleichförmiger Bewegung. In diesem Falle wächst der zurückgelegte Weg s linear mit der Zeit t an. Experiment 1: LKB v = const Wächst die Geschwindigkeit linear mit der Zeit t an (oder nimmt sie linear mit der Zeit t ab) liegt eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung (Bahnbeschleunigung) vor. Definition: Beschleunigung a = a Geschwindigkeitsänderung Zeitintervall t = (3) m s Experiment 2: LKB a Experiment 3: Fallrinne v 2 con st Die Geschwindigkeit ergibt sich als Fläche A unter der Der Weg s ist die Fläche unter der gleichmäßig beschleunigte Bewegung. v t a t -Kurve. -Kurve. Damit erhält man das Weg-Zeit-Gesetz für die Bei der allgemeinen geradlinigen Bewegung ist auch die Beschleunigung a t zeitlich veränderlich. Es kann Beschleunigungs- und Abbremsphasen geben, ebenso wie Phasen gleichförmiger Bewegungen oder sogar Ruhe. s t : Weg-Zeit-Verlauf einer Bewegung mit einer Beschleunigungsphase, einer Phase gleichförmiger Bewegung und einer Verzögerungsphase Definition: Mittlere Geschwindigkeit Über beliebige Eskapaden (unterwegs) sagt v z u r ü c k g e le g te r W e g s (4) Z e it in t e r v a ll t nichts aus! v Bsp.: Aufgabe: Ein Auto (Pkw) fährt die erste Hälfte einer insgesamt 90km langen Strecke mit zweite mit km v2 30 v1 9 0 km , die h . h Wie groß ist die mittlere Geschwindigkeit? t g e s t t1 t 2 t1 45km 0,5h t2 90km h 45km 1, 5 h 30km h t 2h v s t 90km 45km h 2h Es gilt also nicht: v v1 v 2 90 30 km h 2 60 2 km (wäre ein fataler Fehler!) h Man hat vielmehr ein gewichtetes Mittel zu bilden! Dabei wird berücksichtigt, wie lange der Fahrer die jeweilige Geschwindigkeit eingehalten hat. v s t s1 s 2 t1 t 2 v 1 t1 v 2 t 2 t1 t 2 v 1 t1 v 2 t 2 t v1 t1 t v2 t2 t Gewichtsfaktoren Als Montangeschwindigkeit Geschwindigkeit definiert: wird die s ds t v t li m t t 0 ds t und dt zu einem bestimmten Zeitpunkt s t erreichte (5) dt bezeichnet man als infinitesimale Größen (Zum Grenzwert hin klein werdend). Analog definiert man als mittlere Bahnbeschleunigung im Zeitintervall t : a (6) v t Entsprechend ist die Momentanbeschleunigung: a t li m t 0 v dv t t d s t 2 v t dt dt 2 s t (7) Momentangeschwindigkeit und Momentanbeschleunigung erhält man also durch zeitliche Differentiation der Weg-Zeit-Funktion. Umgekehrt ergibt sich aus der Momentanbeschleunigung durch einmalige Integration die Momentangeschwindigkeit und durch zweimalige Integration die Weg-Zeit-Funktion (unbestimmtes Integral) oder der zurückgelegte Weg (bestimmtes Integral). Zusammenfassung: v a t li m t 0 vx t v0 x0 t0 2 v t dt t ' a xdt a x ' dt a x t t0 t dx d s t dt t0 x x t t dv x dv t t ' v xdt v t0 ' 0 x a xt dt ' 2 s t