HISTORISCHE SOZIALKUNDE 1/2006 1 ONLINE-MATERIAL Anregungen und Feedback [email protected] Links zum Heft http://www.carnuntum.co.at/ - Der archäologische Park Carnuntum. http://www.limes.co.at/index.php - Fantastische Animationen zur römischen Archäologie. http://science.orf.at/science/urban/ - Wiener Ur- und Frühgeschichtler zu aktuellen Themen. http://www.imperiumromanum.com/index.htm - Zahlreiche Details zum römischen Reich. http://www.ubi-erat-lupa.org/ - Webplattform zur römischen Geschichte, Archäologie und Epigraphik. Alle in der Nummer vorkommenden Inschriften mit Standort und Abbildungen können auf dieser Site gefunden werden. http://www.ruhr-uni-bochum.de/muenzsammlung/ - Zu römischen Münzen. http://www.dirtyoldcoins.com/idindex.html - Gute Site zu römischen Münzen, auf Englisch. http://www.gutenberg.org/files/15028/15028-8.txt - Mark Aurels Selbstbetrachtungen online. http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1altar/... – Diese schöne Sammlung von Büsten und Abbildungen römischer Kaiser ist über die Site der Universität Erlangen leider nicht zugänglich, über Google aber immer einer der ersten Einträge, wenn in der Bildersuche nach einem römischen Kaiser gesucht wird. Schade, dass das Service nur über diese Hintertüre erreichbar ist. www.roemerkueche.de – Wer auf den Geschmack gekommen ist: Mehr römische Rezepte. www.fh-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost04/Apicius/api_re00.html - Apicius Text. Ideenwettbewerb http://www.limes.co.at/ideen2006/ HISTORISCHE SOZIALKUNDE 1/2006 2 ONLINE-MATERIAL John Malam Sei froh, dass du kein römischer Gladiator bist 32 S. m. zahlr. farb. Illustr., Geb; Deutsch G & G Jugendbuch, 2003 ISBN: 3707401820 Andreas Bichl, Monika Griebl, Marcello La Speranza u. a. Erlebnis Archäologie Carnuntum, Vindobona, Bernsteinstraße Pichler Verlag, Wien, 2003 176 Seiten mit zahlreichen meist farbigen Abbildungen; Deutsch ISBN: 385431308X Das kleine, aber feine Buch ist aufgebaut wie ein Reiseführer und als solcher auch sehr praktisch. Ideal als Begleiter auf Radtouren, Wanderungen etc. Neben einfachen Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten, finden sich historisch und archäologisch interessante Einschübe. Neben den wissenschaftlichen Beschreibungen der verschiedenen Ortschaften, Ausgrabungsstätten und Institutionen, finden sich detaillierte Angaben zu Öffnungszeiten und Kontaktadressen. Ideal, wenn man sich ein Bild über Möglichkeiten für Tagesausflüge und Wandertage machen will. Dass man Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung auch witzig und jugendgerecht präsentieren kann zeigt dieses Buch, aus einer insgesamt empfehlenswerten Reihe. Wie die meisten Jugendbücher mit wissenschaftlichem Hintergrund stammt die Reihe ursprünglich aus Großbritannien. Dieser Band zeigt mit Humor die Lebensumstände eines Gladiators, der ursprünglich aus Gallien kommt. Welche Strategien sind wichtig um als Gladiator zu überleben? Was aßen Gladiatoren? Welche verschiedenen Gladiatoren gab es? Alle diese Fragen werden beantwortet. Bücher aus dieser Reihe: Sei froh, dass du keine ägyptische Mumie bist! von David Stewart, David Antram Sei froh, dass du kein Ritter bist! von Fiona Macdonald, David Antram Sei froh, dass du kein Wikinger bist! Von Andrew Langley, David Antram Sei froh, dass du kein griechischer Sklave bist! Von Fiona Macdonald, David Antram Sei froh, dass du kein griechischer Athlet bist! von Michael Ford, David Antram Alltagsleben damals - Altes Rom Hardcover, 44 Seiten, 24,1 x 30,8 cm, mit vielen farbigen Fotos und Illustrationen, ab 8 Jahren; ISBN 3-7886-0907-9 Alltagsleben damals - Die Kelten Hardcover, 44 Seiten, mit vielen farbigen Fotos und Illustrationen, ab 8 Jahren, ISBN 3-7886-1340-8 Die Bände bieten einen guten Überblick und umfangreiches Bildmaterial, dass zur visuellen Unterstützung des Unterrichtes verwendet werden kann. Interessant sind auch die Folienseiten. Die Abbildungen der historischen Funde sind detailgetreu und die Komposition der Bilder bietet einen Einblick in das alltägliche Leben. HISTORISCHE SOZIALKUNDE 1/2006 Tempel, Sylke Dürfen Sklaven sich verlieben? Wie die alten Römer lebten 192 S., Tb ISBN 3-499-21258-7 Kinder lieben Fragen wie: Was war "in" im alten Rom? Wie hielten sich die Römer fit? Wie eroberten und regierten sie ihr Weltreich? Gab es Buchhandlungen und Bibliotheken? War die res publica eine Demokratie? Konnten Sklaven Karriere machen? Waren die Römer ausländerfeindlich? Warum bekamen sie in der Arena keinen Sonnenstich? Gab es weibliche Gladiatoren? Was lernte ein junger Römer in der Schule? Und welches Erbe haben uns die Römer hinterlassen? Alles Fragen die in diesem Buch beantwortet werden. Unterhaltsam und Kindgerecht geschrieben. Auch für Erwachsene nett zu schmökern. Leider kaum farbige Abbildungen. 3 ONLINE-MATERIAL Terry Deary, Martin Brown (Illustrator) Cut-throat Celts (Horrible Histories S.) Sprache: Englisch Taschenbuch - 128 Seiten Scholastic Hippo ISBN: 059013972X Diese Reihe und alles darum herum ist einfach ‚very british’. Geschichte ist meistens blutrünstig und diese Reihe zeigt das mit Hilfe von Comics und einfachen englischen Texten, die man auch im Englischunterricht verwenden kann. Ein gutes Beispiel ist das obige Bild, das wunderbar das Barbarenklischee nicht nur der Moderne sondern auch schon der antiken Geschichtsschreibung illustriert: Schwerpunkt sind natürlich die Kelten Großbritanniens und bearbeitet werden alle Stereotype, die etwas mit Kelten zu tun haben. Witzig – wenn man britannischen Humor mag –und kurzweilig. Rezensionen von Kinderbüchern zu Römern und Kelten von Regina Kaufmann HISTORISCHE SOZIALKUNDE 1/2006 Ich Claudius Kaiser und Gott „Ich, Tiberius Claudius Drusus Nero Germanicus und so weiter – denn ich will nicht durch die Aufzählung meiner Titel ermüden - , der ich vor noch nicht langer Zeit bei meinen Freunden und Verwandten und Mitarbeitern bekannt war als „Claudius der Idiot“ oder „Claudius der Stotterer“ oder „Clau- Clau- Claudius“ oder bestenfalls noch als „der gute Onkel Claudius“, habe mich entschlossen, die seltsame Geschichte meines Lebens zu schreiben.“ Mit diesen Worten lässt Robert Ranke-Graves Tiberius Claudius Caesar, römischer Kaiser 41–54 n.Chr. in einer fingierten Rekonstruktion seiner Autobiographie, die nicht überliefert wurde, selbst zu Wort kommen. Sueton und Tacitus folgend, präsentiert der Autor Fakten der Lebensgeschichte des Claudius und seiner Familie unter persönlicher Auslegung und Weiterführung der Geschichte. Großmutter Livia und Großonkel Augustus, sein Bruder Germanicus und der beste Freund Herodes Agrippa nehmen eine besondere Stellung im Leben des körperlich benachteiligten, aber geistig wachen Claudius ein. Von der Mut t er als Missgeburt und „von der Natur begonnen, aber nicht vollendet,“ bezeichnet, beginnt er von der Umgebung unbeachtet, historisches Interesse zu entwickeln und seine geistigen Fähigkeiten zu schärfen. Der Gesinnung 4 nach Anhänger der Republik, wird er nach Caligulas Ermordung unfreiwillige von den Truppen zum Kaiser ausgerufen. Vom Senat zwar später bestätigt, ist das der erste Versucht des Heeres als Kaisermacher. Claudius berichtet von seinen Taten für das römische Volk wie dem Ausbau des Hafens von Ostia zur Senkung der Getreidepreise ebenso wie von der Eroberung Britanniens und seiner Neigung zu Würfelspiel, üppigem Essen und gutem Wein. In blinder Liebe und Ergebenheit wird Claudius von seiner dritten Frau Valeria Messalina als Werkzeug ihres Ehrgeizes benutzt. Durch ihre Zusammenarbeit mit seinen griechischen Freigelassenen gerät der Kaiser im fortgeschrittenen Alter immer mehr unter ihren Einfluss und fügt sich, in Kenntnis der Weissagungen der Sibylle, in sein Schicksal: Claudius adoptiert, nachdem Messalina aufgrund ihrer Sittenlosigkeit und Korruption den Tod fand, den Sohn seiner vierten und letzten Gemahlin Julia Agrippina. Lucius Domitius Ahenobarbus, besser bekannt als Nero, sollte in seiner Dekadenz der römischen Kaiserherrschaft ein Ende bereiten und den Weg bereiten zur Wiedereinführung der Republik. Mit dieser Hoffnung stirbt Tiberius Claudius Caesar an einem vergifteten Pilzgericht. Mitreißend und informativ ist dieser Klassiker eine Einstiegsdroge für Rominteressierte, und wird seit Langem ONLINE-MATERIAL als spannende Lektüre empfohlen. Neben der zweibändigen englischen Originalausgabe ist eine deutschsprachige geraffte einbändige Version erhältlich. Der Inhalt des Buches wurde von BBC in den 1970ern als Serie verfilmt, die nun auf DVD erhältlich ist. DVD Kurzbeschreibung Allein in seinem Studierzimmer, schreibt der alternde Kaiser Claudius seine Memoiren. Er beginnt mit einem Ereignis vor seiner Geburt, jenem Bankett, das Kaiser Augustus und dessen Ehefrau Livia zur Feier des 7. Jahrestags der Schlacht von Actium veranstalten – Ausgangspunkt von Intrigen, Verrat und Mord… - “Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ entstand nach dem Roman von Robert Graves, Urenkel des berühmten Historikers Leopold von Ranke. Graves verknüpfte die gesicherten Fakten aus 100 Jahren römischer Historie zu einer faszinierenden Mordgeschichte im Umfeld der Herrscherfamilie. - Packend erzählt die preisgekrönte, starbesetzte TV-Serie die bewegte Geschichte Roms zur Zeit Christi, von Augustus bis Claudius. 1. Ranke – Graves, Robert: Ich Claudius, Kaiser und Gott. Diverse Ausgaben. 2. Ranke – Graves, Robert: I, Claudius. / Claudius the god. Diverse Ausgaben. 3. DVD Ich Claudius, Kaiser und Gott. Nach der Novelle von Robert von Ranke-Graves. –Berlin: Epix Media 2004. (4 DVDs oder Limited Special Edition mit 5 DVDs). HISTORISCHE SOZIALKUNDE 1/2006 5 ONLINE-MATERIAL Leseprobe 1: Claudius beschreibt das Verhältnis zwischen Livia und Augustus Augustus herrschte über die Welt, aber Livia herrschte über Augustus. Ich muß hier auseinandersetzen, warum sie einen so bemerkenswerten Einfluß auf ihn hatte. Man hat sich immer gewundert, daß aus dieser Ehe keine Kinder hervorgegangen sind, obwohl Livia bewiesen hat, daß sie nicht unfruchtbar war, und obwohl Augustus mindestens vier außereheliche Kinder haben sollte neben seiner Tochter Julia. Die unzweifelhaft sein eigenes Kind gewesen ist. Außerdem wußte man, daß er mit großer Leidenschaft an Livia hing. Man wird die wahren Zusammenhänge nicht leicht glauben. Die Ehe zwischen Augustus und Livia ist nämlich niemals vollzogen worden. Augustus, der bei anderen Frauen große Potenz beweisen konnte, war der Livia gegenüber impotent wie ein Kind. Die einzige vernünftige Erklärung dafür mag sein, daß Augustus im Grunde seines Herzens immer ein frommer Mann war. Er wußte, daß die Ehe, die er mit Livia geschlossen hatte, den Geboten der Frömmigkeit zuwiderlief – obwohl die Priesterschaft keine Einwendungen erhoben hatte, was dem Kaiser gegenüber nicht gut möglich gewesen wäre. Dies Bewußtsein scheint sich so auf seine Nerven gelegt zu haben, daß es eine körperliche Liebe zu Livia unmöglich machte. Aber Livia, die in Augustus mehr ein Werkzeug ihres Ehrgeizes als einen Liebhaber geheiratet hatte, war über diese Impotenz mehr erfreut als betrübt. Sie erkannt darin eine Waffe, um seinen Willen dem ihren zu unterwerfen. Ihre Taktik bestand darin, ihm unausgesetzt vorzuwerfen, daß er sie von ihrem früheren Mann fortgelockt hätte, den sie aufrichtig geliebt habe. Und wie bitter sei sie enttäuscht worden! Ihr neuer, angeblich so leidenschaftlicher Liebhaber sei überhaupt kein Mann! Jeder arme Kohlenbrenner oder Sklave könne mehr Männlichkeit beweisen! Er vermöchte nichts anderes, als sie zu tätscheln und zu hätscheln und Küßchen zu geben und die Augen zu verdrehen wie ein Eunuch. Es machte ihr keinen Eindruck, daß Augustus beteuere, bei anderen Frauen sei er ein wahrer Herkules. Entweder glaubte sie es ihm nicht, oder sie benutze die Entschuldigung dazu, ihm vorzuwerfen, daß er anderen Frauen hinstreue, was er ihr vorenthalte. Aber damit über die ganze peinliche Sache kein Gerede aufkäme, erklärte sie bei passender Gelegenheit, daß sie ein Kind von ihm trüge, und kurz darauf erzählte sie, daß sie eine Fehlgeburt gehabt habe. Schamgefühl und unbefriedigende Leidenschaft banden Augustus stärker an sie, als wenn beide ihre Sehnsüchte allnächtlich hätten befriedigen können. Sie aber bekümmerte sich außerordentlich um seine Gesundheit und seine Bequemlichkeit und hielt ihm die Treue, denn sie hatte von Natur aus keine andere Begierde als den Hunger nach Macht. Für diese Treue war er ihr so dankbar, daß er sich von ihr leiten und bestimmen ließ in allen seinen öffentlichen und privaten Angelegenheiten. HISTORISCHE SOZIALKUNDE 1/2006 6 ONLINE-MATERIAL Leseprobe 2: Claudius berichtet über seine Verlobung mit Plautia Urgulanilla Von den vielen bösen Scherzen, die man sich mit mir erlaubte, war dies der böseste und der grausamste. Urgulanilla kam: ein junger weiblicher Herkules. Sie war erst fünfzehn Jahre alt und doch schon so groß und breit wie ein ausgewachsener Mann. Ihre Füße und Hände waren größer, als ich es je bei einem menschlichen Wesen wieder gesehen habe. Ihr Gesicht war regelmäßig, aber klobig, und anders als finster dreinschauen konnte sie nicht. Sie hatte eine scheußliche, nach vorn übergeneigte Haltung. Sie redete so langsam wie mein Onkel Tiberius. Sie war ungebildet, hatte weder Geist noch gute Manieren – nichts, was man hätte liebhaben können. Und es ist seltsam, mein erster Gedanke bei ihrem Anblick war: Dieses Weib ist fähig, jemanden umzubringen. Ich bin ein ganz guter Schauspieler, und obwohl die Feierlichkeit durch Grinsen, unterdrückte Witzworte und gedämpftes Kichern der meisten Anwesenden gestört wurde, hatte Urgulanilla keinen Grund, sich über mich zu beklagen. Später wurden wir beide vor Livia und Urgulania gerufen. Ich war sehr unruhig und ängstlich. Urgulanilla stand vollkommen teilnahmslos da und tat nichts, als ihre riesigen Fäuste zu öffnen und zu schließen – da war es mit dem Ernst der beiden Großmütter vorbei, und sie brachen in ein unbeherrschtes Gelächter aus. Ich hatte keine von ihnen jemals auf diese Art lachen hören, und der Erfolg war, daß ich noch ängstlicher wurde. Es war kein gesundes lautes Lachen, sondern ein höllisches Gestöhne und Gekrächze, wie wenn zwei alte betrunkene Huren einer Folterung zusehen. „Oh ihr beiden Schönheiten“, keuchte schließlich Livia und wischte sich die Augen. „ Was würde ich geben, um euch beide in eurer Hochzeitsnacht im Bett zusammen zu sehen! Schnell, gebt euch einen Kuß!“ Ich lächelte blöde, Urgulanilla runzelte die Stirn. „Ihr sollt euch küssen“, sagte Livia mit einem Ton, der unbedingt Gehorsam verlangte. So küßten wir uns, und die beiden alten Weiber verfielen wieder in ihre Lachkrämpfe. Als wir beide das Zimmer verlassen hatten, wisperte ich Urgulanilla zu: „Ich bitte um Entschuldigung, ich kann nichts dafür.“ Aber sie antwortete nichts, sondern sah mich nur noch bösartiger an als zuvor. Ich hatte noch ein Jahr vor mir, ehe wir verheiratet werden sollten, denn die Familie hatte beschlossen, daß ich erst mit fünfzehneinhalb Jahren für volljährig erklärt werden sollte. Bis dahin konnte sich viel ereignen.