Fütterungsempfehlungen zur Unterstützung der

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Fütterungsempfehlungen zur Unterstützung der
Klauengesundheit beim Schwein
Dr. Manfred Weber, LLFG Iden und Prof. Dr. Leonhard Durst, Hochschule
Weihenstephan-Triesdorf
Werden Knochen und Klauen schon sehr früh mit
größerem Gewicht belastet, kann dies zu Fehlbildungen oder späteren Problemen führen. Es ist
anzustreben, dass Jungsauen im Alter von 220240 Tagen etwa 130-140 kg wiegen. Dann sind
sie in der Regel zur 2. oder 3. Brunst erstmals zu
belegen. Werden die in Tabelle 1 gezeigten
Empfehlungen für Zuwachs und Versorgung
eingehalten, sollte dies gelingen.
Fünf wichtige Punkte sind aus Sicht der
Klauengesundheit bei der Fütterung von
Zuchtsauen zu beachten. Neben der Fütterung
der Jungsau sind dies die Konditionsfütterung
der Altsau, die Versorgung mit schwefelhaltigen essentiellen Aminosäuren Methionin
und Cystein, die Biotin-Versorgung und zu
guter Letzt die Versorgung mit Spurenelementen. Zu diesen Punkten sind folgende
Empfehlungen zu beachten:
Jungsauen-Fütterung
Generell beginnt die Fütterung auf Klauengesundheit schon in der Jungsauenaufzucht. Hier
ist es wichtig, den wachsenden Organismus
optimal mit Nährstoffen zu versorgen und darauf
zu achten, dass es beim Wachstum nicht zu
Inbalancen kommt. Konkret heißt dies, Jungsauen
dürfen nicht beliebig schnell wachsen. Die Gründe
dafür liegen in dem etwas langsameren
Wachstum des Bewegungsapparates gegenüber
dem restlichen Körperwachstum.
Die Fütterung der Jungsau und die Konditionsfütterung
der Altsau die wichtigsten Eckpfeiler der Klauengesundheit. Foto: agrar-press
Tabelle 1 : Empfehlungen zur Versorgung mit ME und pcv Lysin in der Jungsauenaufzucht
Lebendmasse
Zuwachsrate
(kg)
(g/Tag)
Umsetzbare
Energie
pcv
1)
Lysin
MJ/ kg
Futter
Futteraufnahme
(kg/ Tag)
pcv Lysin
2)
im Futter
Lysin im
Futter
Ca im
Futter
(g/kg)
(g/kg)
(g/kg)
(g/Tag)
(MJ/Tag)
Aufzucht
30-60
650
21
12,6
13,0
1,6
7,9
9,9
7,0
60-95
700
28
13,2
13,0
2,2
6,0
7,5
6,0
Eingliederung
95-120
700
33
13,0
13,0
2,5
5,0
6,3
6,0
120-140
700
37
13,0
13,0
2,8
4,6
5,8
6,0
1)
pcv= verdauliche Aminosäuren.
Für die übrigen essentiellen Aminosäuren gilt als Relation zum Lysin: Lys. : Met+Cys : Thr : Trp = 1 : 0,55 : 0,65 : 0,18
2) Lysin = pcv Lysin/0,8
1
Quelle: DLG-Empfehlungen zur Sauen und Ferkelfütterung, 1/2008
Werden die Empfehlungen zur Fütterung der
Sauen, die in Tabelle 3 und 4 dargestellt sind,
eingehalten, kann eine altersgerechte Gewichtsentwicklung angenommen werden. Sicherlich ist
aber dennoch eine optische Kontrolle der Sauen
in Verbindung mit einer regelmäßigen Konditionsbewertung notwendig, um Fehlentwicklungen zu
vermeiden. Die erzielten Noten entscheiden dann
über Zu- oder Abschläge beim Futter.
Altsauenfütterung
Ein zweiter Grund für Klauenprobleme besteht
häufig in der zu starken Gewichtsentwicklung von
Sauen ab dem zweiten Wurf. Immer wieder ist zu
beobachten, dass dadurch besonders Schädigungen des Ballenbereiches gefördert werden.
Richtwerte für die Gewichtsentwicklung von
Sauen können der Tabelle 2 entnommen werden.
Tabelle 2: Richtwerte zur Lebendmasseentwicklungen von Sauen (DLG 2008)
Jungsauen
Sauen Trächtigkeit Nr.
2
3
4
LM- beim Belegen
kg
140
185
225
255
LM vor dem Abferkeln
kg
220
260
290
290
Tabelle 3: Versorgungsempfehlungen für tragende Sauen (DLG 2008)
MJ ME/Tag1)
Jungsauen
Sauen
pcv Lysin g/Tag
Lysin2) g/Tag
Jungsauen
Jungsauen
Sauen
Sauen
Niedertragend
(Tag 1 - 84)
31
35
11,3
11,7
14,1
14,6
Hochtragend
(Tag 85 - 115)
39
43
16,1
16,3
20,1
20,4
1)
LM-Verlust während der Laktation: 15 kg.2) Lysin = pcv Lysin / 0,8
Tabelle 4: Versorgungsempfehlungen für säugende Sauen (DLG 2008)
MJ ME/Tag1)
abgesetzte
Ferkel/Wurf
Jungsauen
Sauen
pcv Lysin
Lysin2)
8 - 10
2
66
70
38
45
11 - 12
2,5
81
85
48
57
13 -14
3
90
95
56
66
1)Durchschnittswerte
2
Wurfzuwachs
(kg/Tag)
Lysin/Tag1)
über gesamte Laktation ohne Ferkelbeifütterung 2)Lysin = pcv Lysin / 0,85
Versorgung mit Methionin und
Cystein
Die feste Hornsubstanz der Schweineklaue
besteht zu einem großen Teil aus Proteinen.
Diese Proteine nennt man Keratine. Mit ca. 25 %
stellt die Aminosäure Cystein einen Großteil der
Keratin bildenden Aminosäuren dar. Cystein kann
im Stoffwechsel des Schweines nur aus Methionin
hergestellt werden. Da die schwefelhaltige
Aminosäure Methionin aber im Körper des
Schweines nicht synthetisiert werden kann und
damit als essentiell bezeichnet wird, ist das
Schwein auf die Aufnahme über das Futter
angewiesen. Nur so kann genügend Keratin
gebildet werden und das Klauenhorn eine
ausreichende Festigkeit ausbilden.
Hohe Anteile dieser Aminosäuren sind in
Rapsprodukten zu finden. Sojaschrot enthält
mittlere Anteile und in Leguminosen wie Bohnen,
Erbsen und Lupinen sind nur geringe Gehalte zu
finden. Bei Rationsplanungen ist bei Verwendung
der letztgenannten Futtermittel auf einen
gesonderten Ausgleich von Methionin und Cystein
zu achten.
Empfohlen werden Methionin-/ CysteinGehalte von 3,6 g pro kg Futter für tragende
Sauen und 5,6 g je kg Futter für säugende
Sauen.
Biotin-Versorgung
Neben dem Keratin in den Hornzellen, das der
Klaue ihre Festigkeit verleiht, müssen dazu diese
Zellen auch miteinander verbunden werden.
Hierfür wird eine fettreiche Zwischenzellsubstanz
gebildet, die die Hornzellen fest miteinander
verbindet und u. a. das Eindringen von
Krankheitserregern verhindert. An der Bildung
dieser Zwischenzellsubstanz (Zellzement) ist das
Vitamin Biotin maßgeblich beteiligt. Es aktiviert
eine große Anzahl von Enzymen, die für die Fettund Glucoseproduktion wichtig sind. Folge eines
Biotinmangels ist daher ein ungenügender
Zusammenhalt der Hornzellen und somit eine
sehr spröde Klaue. Auf die ausreichende
Versorgung mit Biotin ist also immer zu achten.
3
Empfohlen werden hier Gehalte von 0,22 mg
Biotin / kg Futter für die normale Herde. Treten
jedoch häufig spröde Klauen auf, kann über
eine gewisse Zeit die Konzentration auf 1 mg
pro kg Futter angehoben werden.
Ähnlich wie bei der Spurenelementversorgung,
kann auch durch eine ausreichende oder höhere
Versorgung mit Biotin kein sofortiger Effekt auf die
Klauengesundheit erzielt werden. Dies hat mit
dem langsamen Wachstum des Klauenhorns zu
tun. Genauso werden Mängel im Futter auch erst
nach mehreren Wochen oder gar Monaten
sichtbar, wenn man schon gar nicht mehr an das
verursachende Futter denkt.
Spurenelementversorgung
Bei den drei hauptsächlich an der Klauenbildung
beteiligten Spurenelementen Zink, Kupfer und
Mangan spielt Zink eindeutig die Hauptrolle.
Neben der Anregung vieler Enzyme und
Hormone, die an der Hornbildung beteiligt sind, ist
Zink selbst auch Bestandteil sehr vieler Enzyme.
Eine wichtige Aufgabe ist zudem die Verhinderung
der Oxidation des Zwischenzellzementes. Bei
Zinkmangel treten daher eine geringere Hornqualität und eine gestörte Struktur der Klaue auf.
Neben einem tatsächlichen Mangel an Zink in der
Nahrung kann aber auch eine herabgesetzte
Löslichkeit des Zinks, das vorwiegend in
Verbindungen in der Nahrung vorliegt, für einen
Zinkmangel im Organismus verantwortlich sein.
Hervorgerufen werden kann dies durch den
Einsatz
von
überwiegend
schwerlöslichen
Zinkverbindungen wie Zinkoxide oder durch die
gleichzeitige Anwesenheit von chemischen
Stoffen wie Oxalaten oder Phytaten, die Zink
binden und nicht mehr frei geben. Gleiches gilt
aber auch für Kupfer und Mangan.
Erste Versuche haben gezeigt, dass in
Problembetrieben mit dem Futter zugesetzten und
sehr
leicht
löslichen,
organischen
Zinkverbindungen Verbesserungen der Klauenstabilität erzielt werden können. Hierzu ist der Zusatz
von ca. 40 mg je kg Sauenfutter nötig.
Aber auch die Wechselwirkungen zwischen den
Spurenelementen spielen häufig eine Rolle. So
kann es bei sehr hohen Eisenmengen im Tränkwasser zur Verringerung der Verdaulichkeit von
Zink und Mangan kommen, da diese mit dem
Eisen unlösliche Verbindungen eingehen. Hier hilft
dann auch keine Erhöhung von Zink und Kupfer
im Futter, sondern nur die Reduktion des Eisengehaltes im Tränkwasser bzw. die Umstellung auf
organisch gebundene Spurenelemente (Chelate)
In der Regel werden folgende Gehalte je kg Sauenfutter empfohlen (im Klammern: gesetzliche
Höchstgehalte je kg Alleinfuttermittel):
Zink:
50 mg
(150 mg)
Kupfer: 8 -10 mg
( 25 mg)
Mangan: 20 - 25 mg (150 mg)
Rationsbeispiele für die Fütterung von Sauen (je kg der Ration -88%TM)
tragende Sauen
Futtermittel
säugende Sauen
Ration 1
Ration 2
Ration 1
Ration2
Gerste
(%)
41
52
40,5
30
Weizen
(%)
21,5
25
10
15
Rapsextraktionsschrot
(%)
6
8
5
Sojaextraktionsschrot (HP) (%)
4
3
16
19
Sojaöl
(%)
0,5
0,5
1
Weizenkleie
(%)
10
5
12
Mais
(%)
20
20
Melasseschnitzel
(%)
Grünmehl
(%)
Mineral ZS
(%)
Mineral ZS +3% Lysin
(%)
3
3
15
10
2
2
Inhaltsstoffe
Umsetzbare Energie
(MJ)
11,6
12,0
13,0
13,0
Rohprotein
(g)
142
146
178
179
Lysin
(g)
6,0
6,1
9,5
9,5
Rohfaser
(g)
70
70
45
44
Ca
(g)
6,1
6,1
8,1
7,9
P
(g)
5,5
5,3
5,4
5,7
Dr. Manfred Weber, LLFG, Iden
Prof. Dr. Leonhard Durst, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Telefon (Dr. Manfred Weber, LLFG, Iden): 039390●6283
Email: [email protected]
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