1/3 LF 3: Güter bearbeiten Abschnitt 4: Wirtschaftlichkeit im Lager Wie jede Abteilung in der Firma muss auch das Lager darauf achten, maximalen Nutzen bei minimalen Kosten zu haben. Dazu muss man sich klar sein, welche Kosten durch das Lager entstehen, die Lagerkosten. Dazu zählen die Personalkosten, also Löhne, Gehälter, Zulagen und Sozialversicherungen für die Lagerarbeiter, dann die Kosten für die Lagerräume, welche Miete, Instandhaltung, Heizung, Licht, Wasser, Reinigung und Versicherungen beinhalten. Auch zählt hierzu die Verzinsung des investierten Kapitals (für die Räume). Ein weiterer Kostenfaktor sind die Kosten für die gelagerte Ware. Darunter fallen das gebundene Kapital (Verzinsung der Lagerbestände = totes Kapital), Schwund, Verderb und Ausschuss, wie auch die Versicherung der Güter. Der nächste Posten umfasst die Kosten für die eingesetzten Fördermittel und sonstigen Hilfsmittel. Damit sind Abschreibungen für den Wertverlust, Wartungs- und Reparaturkosten, Betriebskosten wie Strom und Öl und auch wieder die Versicherungsprämien gemeint. Zu guter Letzt schlagen dann noch die Materialkosten für zum Beispiel Verpackungsoder Büromaterial zu Buche. Bei zu hohem Lagerbestand ist die Gefahr groß, dass einzelne Artikel verderben oder verrotten, bzw. technisch (oder modisch) überholt werden, bei zu geringem Lagerbestand ist es möglich, dass es zu Produktionsengpässen kommt oder einer zu hohen Nichtauslastung von Maschinen. Zur Ermittlung der anfallenden Kosten und auch, um deren Entwicklung bewerten zu können, dienen die Lagerkennziffern. Als erste ist hier der Mindestbestand zu nennen. Dieser wird aufgrund von Erfahrungen durch Fachpersonal oder die Geschäftsleitung festgelegt. (Beispiel: xfacher Tagesverbrauch). Mit Hilfe dieses Bestandes und unter Kenntnis der Lieferzeit des Artikels kann man über die Formel: Tagesverbrauch x Lieferzeit + Mindestbestand = Meldebestand eben diesen berechnen, also den Bestand, bei dem eine Meldung an den Einkauf ergehen muss. (Natürlich muss dieser dann auch unverzüglich reagieren!) Um zu wissen, wie viel man maximal bestellen sollte, hilft der Höchstbestand, der sich danach richtet, wie viel Platz im Lager ist und ob die Güter dann auch wirklich verbraucht werden, um somit unnötige (Mehr-) Kosten zu vermeiden. Den bestand, den man körperlich zählt nennt man Inventurbestand. Optimal ist dies der tatsächliche Bestand (Ist-Bestand). Allerdings kann durch Diebstahl oder Schwund auch ein anderes Ergebnis erzielt werden, als auf dem Papier steht. Der Bestand, der den Papieren nach da sein müsste, nennt man Buchbestand. 1/3 2/3 Um zu berechnen, wie viel Bestand denn verfügbar ist (z.B. für einen weiteren Auftrag) dient folgende Formel: tatsächlicher Lagerbestand (was ist vor Ort vorhanden) + disponierter Bestand (was ist noch an offenen Bestellungen zu erwarten) - Reservierungen für Kunden- u. Fertigungsaufträge (was ist verplant) - Rückstände (was hätte eigentlich schon rausgehen müssen für Aufträge) = verfügbarer Bestand Um zu sehen, wie hoch der durchschnittliche Lagerbestand war, gibt es drei verschiedene Methoden, jeweils bezogen auf unterschiedliche Zeiträume. • • • Ø Lagerbestand = Anfangsbestand am 01.01. + Endbestand am 31.12. geteilt durch 2 Ø Lagerbestand = Anfangsbestand am 01.01. + 4 Quartalsendbestände geteilt durch 5 (Quartalsenden: 31.03., 30.06., 30.09., 31.12.) Ø Lagerbestand = Anfangsbestand am 01.01. + 12 Monatsendbestände geteilt durch 13 Der Lagerbestand wird wertmäßig erfasst (also in €) Natürlich kann man auch durchschnittliche Quartalsbestände berechnen. Absatz ist die Menge eines verkauften Produktes, wohingegen Umsatz den Wert der verkauften Produkte zum Verkaufspreis ausdrückt. Wareneinsatz hingegen beschreibt den Wert der Ware zum Bezugspreis. Der Bezugspreis errechnet sich daraus, wie viel die Ware „im Katalog“ gekostet hätte (Listeneinkaufspreis). Haben wir einen Rabatt (z.B. Mengenrabatt) vereinbart, so wird dieser abgezogen und es entsteht der Zieleinkaufspreis. (Listeneinkaufspreis - Lieferrabatt = Zieleinkaufspreis) Vom Zieleinkaufpreis können wir unter Umständen noch bei rechtzeitiger Bezahlung Skonto abziehen. Skonto heißt, wir dürfen einen vereinbarten Prozentsatz weniger bezahlen, wenn wir das Geld zu festgelegten Fristen überweisen. Ist zum Beispiel vereinbart, dass wir 2% Skonto bekommen, wenn wir binnen 7 Tagen zahlen, dann brauchen wir für eine Ware, die eigentlich 100 € kosten würde, nur 98 € überweisen (bei Einhaltung der Frist). Das machen viele Firmen, um schneller an ihr Geld zu kommen, dass sie wiederum brauchen, um ihre Schulden zu bezahlen. (Zieleinkaufspreis - Liefererskonto = Bareinkaufspreis) Rechnet man nun noch hinzu, was es kostet, dass die Ware zu uns gebracht wird (Bezugskosten) hat man den Bezugspreis, sprich den Preis den wir letztendlich bezahlen müssen und damit den Wert, den die Lagerware hat. (Bareinkaufspreis + Bezugskosten = Bezugs- oder Einstandspreis) 2/3 3/3 Den Wareneinsatz ermitteln wir nun, indem wir mit Hilfe der Materialentnahmescheine schauen, wie viele Güter verbraucht worden sind. Ohne solche Belege führen wir eine Befundsrechnung durch. Dabei schauen wir, was am Anfang des Jahres im Lager war, prüfen durch unsere Einkaufsbelege, wie viel im Laufe des Jahres hinzu gekommen war und ziehen davon den Bestand am Ende des Jahres ab. Was so rechnerisch nicht auf Lager ist, wurde also verbraucht, unser Wareneinsatz. Anfangsbestand (01.01.) + Zugänge (01.01.-31.12.) - Endbestand (31.12.) = Wareneinsatz/Verbrauch Kennen wir nun den Wareneinsatz und den durchschnittlichen Lagerbestand, wird daraus die Umschlagshäufigkeit ermittelt. Damit sieht man, wie häufig der durchschnittliche Lagerbestand im Betrachtungszeitraum verbraucht wurde. Wareneinsatz (Verbrauch) geteilt durch durchschnittlicher Lagerbestand = Lagerumschlag Nächste zu berechnende Kennziffer ist die durchschnittliche Lagerdauer, also wie lange ein Artikel bei uns lagerte, bis sie verbraucht wurde. 360 (Tage) geteilt durch Lagerumschlag = durchschnittliche Lagerdauer (Tage) Um die Lagerzinsen berechnen zu können, müssen wir den banküblichen Zinssatz für Kredite kennen. Lagerzinsen sind nämlich Kosten, die gewertet werden, als ob wir das Geld geliehen hätten. Jetzt berechnen wir, wie lange wir wie viel im Durchschnitt im Lager hatten. Ø Lagerbestand mal Ø Lagerdauer mal Zinssatz (für Kredite) geteilt durch 36.000 (100 für Prozent mal 360 für kaufmännische Tage pro Jahr) = Lagerzinsen Dann können wir noch berechnen, wie lange unser Lagerbestand reicht bei normalem Verbrauch, wir sprechen von Lagerreichweite. Die Rechnung dazu lautet: Lagerbestand + Offene Bestellungen (wir gehen von der Annahme aus, dass fristgerecht geliefert wird) geteilt durch Verbrauch pro Tag = Lagerreichweite in Tagen 3/3