Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 19 Kulturbericht 2014 Seite 19 Die Kultureinrichtungen Die Kultureinrichtungen Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 20 Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 21 Kulturbericht 2014 Seite 21 Kulturamt Kulturdezernat und Kulturamt haben ihren Sitz in der Richartzstraße 2­4. Fotos: RBA Kulturamt Leiterin:­ Barbara Foerster seit 24. Februar 2014 Dr. Konrad Schmidt-Werthern bis 30. November 2012 Stellvertreterin:­N.N. Förderetat 2012 2013 Personal 2012/13­ 5.534.947 € 5.476.646 € jeweils 19 Planstellen durch das Kulturamt der Stadt Köln. Die Stadt Köln unterstützt die aktive Beteiligung an Kunst und Kultur. Zu diesem Zweck fördert das Kulturamt Künste und professionelle Kunstschaffende aller Sparten finanziell und beratend bei ihren Projekten. Das Kulturamt versteht sich als Impulsgeber, Dienstleister und Partner der freien Kunst- und Kulturszene in Köln. Insgesamt vier Fachreferate bieten professionellen Künstlern, Kunstinitiativen und -vereinen ihre Beratung an: • ­ Bildende Kunst, Neue Medien, Literatur sowie Einund Ausbau und Vermittlung von Atelierräumen • ­ Musik (ausgenommen Rock- und Popmusik) • ­ Popkultur und Filmkultur • ­ Theater und Tanz Institutionelle Struktur So vielfältig und innovativ die Kölner Kunstszene ist, so mannigfaltig sind die Möglichkeiten einer Förderung Das Kulturamt fördert im Bereich der Freien Kunstszene zahlreiche Einzelprojekte und die Jahresprogramme unterschiedlicher Kunstinitiativen. Daneben erhalten ver- Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 22 Kulturbericht 2014 Seite 22 Kulturamt schiedene Einrichtungen Zuschüsse zu den Betriebskosten. Jede Kunstsparte besitzt ein eigenes Förderkonzept, das zusammen mit Vertretern der Szenen entwikkelt und vom Rat der Stadt Köln verabschiedet wurde. Die Förderkonzepte legen Ziele, Schwerpunkte, Förderinstrumente und Maßnahmen sowie das Vergabeverfahren der jeweiligen Förderung fest. Als besondere Querschnittsaufgabe betreut das Kulturamt seit 1999 auch interkulturelle Kunstprojekte - früher in der Zuständigkeit eines gesonderten Referates, heute im Sinne einer vollzogenen Integration als eine alle Fachreferate überspannende Querschnittsaufgabe. Gefördert wird der kulturelle Austausch im Rahmen von Kunstprojekten. In Köln lebende Künstler mit verschiedenen kulturellen Hintergründen werden jährlich bei der Realisierung von ca. 40 Projekten in allen Kunstsparten unterstützt (siehe Querschnittsaufgabe: Interkulturelle Kunstprojekte). Das Kulturamt begreift sich als Kommunikationsort zwischen den Ebenen Stadtverwaltung, Künstlerinnen und Künstler und politische Vertreter der Kölner Bürger. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten den Austausch über die berechtigten Interessen aller Ebenen sicherstellen. Deshalb gehört zu den Aufgaben des Kulturamtes nicht nur die Förderung der freien Kunstszene, sondern auch besonders ihre Beratung bei der Projektdurchführung, bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie bei Genehmigungen durch andere Dienststellen der Stadtverwaltung. besondere Projekte und Strukturen realisiert werden konnten und zwar für alle kulturellen Spar ten und Bereiche. Diese wurden unter den Stichwor ten Kulturförderung, Festivalförderung und Schwerpunktmittel durch Rat und Ver waltung der Stadt Köln vergeben. Mindestens so wichtig wie diese bemerkenswer te finanzielle Aufstockung waren die mentalen Impulse, die von dieser Maßnahme ausgingen. Rat und Verwaltung der Stadt Köln dokumentierten mit der Aufstockung, dass ihnen die Bedeutung von Kunst und Kultur für diese Stadt bewusst ist und ihnen eine entsprechende Förderung am Herzen liegt. Von der Kulturszene wurde diese Intention erkannt und lebhaft begrüßt. Die Aufstockung war daher ein markantes und ermutigendes Zeichen. Neben der Förderung von besonderen Projekten und zentralen Strukturen in jedem Referat, wurde 2012 besonderes Gewicht auf die Investition in den Erhalt der vom Kulturamt ver walteten oder fest bezuschussten Liegenschaften gelegt, etwa durch die Erstellung eines Gutachtens für die Bauunterhaltung der städtischen Ateliers sowie die Sanierung der Spielstätte Stadtgarten. Der langjährige Amtsleiter Dr. Konrad Schmidt-Werthern verließ Ende 2012 nach sechs Jahren erfolgreicher Arbeit für die Freie Kultur sein Amt in Richtung Berlin. Die Stelle wurde 2013 wieder ausgeschrieben. Seine Nachfolge übernahm im Februar 2014 Barbara Foerster, die ehemalige Referentin für Bildende Kunst, Literatur und Neue Medien. Seit 2012 unterrichten Vertreter der einzelnen Fördersparten den Ausschuss Kunst und Kultur regelmäßig über das Geschehen, die aktuelle Situation und die Perspektiven ihrer Arbeit mit der freien Szene und den institutionellen Kulturschaffenden. Die aktuellsten Berichte können auf der Homepage des Kulturamtes unter „Kulturförderung in Köln“ nachgelesen werden: www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/kultur/kulturfoerderung/ Querschnittsaufgabe: Interkulturelle Kunstprojekte Schwerpunktsetzungen Kommunalpolitik steht damit vor der großen Aufgabe, eine sich in viele Teile untergliedernde Stadtgesellschaft anzusprechen und zu berücksichtigen. Die unterschiedlichen Erfahrungshintergründe, Wer tvorstellungen, kulturellen Traditionen und kulturell-künstlerischen Präferenzen sowie verschiedenen Religionen gilt es zunächst einmal zu achten und zu respektieren. Das Kulturamt hat 2012 ein Gesamtbudget von 5,5 Mio € und 2013 von 5,4 Mio € Transferaufwendungen ver waltet. Die Jahre 2012 und 2013 waren gekennzeichnet dadurch, dass durch die Einführung der Kulturförderabgabe in Köln Budgetzusetzungen in Höhe von 320.000 € (2012) und 150.000 € (2013) für Die gesellschaftliche und kulturelle Wirklichkeit der Städte in der Bundesrepublik ist heute vor allem durch multiethnische, multireligiöse und multikulturelle Vielfalt gekennzeichnet. So leben in Köln Menschen mit mehr als 120 Nationalitäten mit ihren spezifischen Kulturen. 321.960 Bürgerinnen und Bürger Kölns hatten 2006 einen sogenannten „Migrationshintergrund“. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 23 Kulturbericht 2014 Seite 23 Kulturamt Sprachkenntnisse und Anerkennung der Wer te und Normen der Aufnahmegesellschaft im Sinne des Grundgesetzes auf der einen, staatsbürgerliche Gleichstellung, gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Gleichbehandlung in der Arbeitswelt auf der anderen Seite sind entscheidende, wenngleich nicht hinreichende Voraussetzungen für erfolgreiche Integration. Hinzu kommen müssen Begegnungen, bei denen Zuwanderer und Deutsche mit Migrationshintergrund erfahren, dass sie willkommen sind und ihre Lebensformen und kulturellen Vorstellungen nicht aufgeben müssen; bei denen andererseits aber die übrige Gesellschaft merkt, dass es für die Weltläufigkeit einer Stadt spricht, wenn die Bevölkerung die Welt im Kleinen abbildet. Die gesellschaftliche Zusammensetzung Kölns ist damit hinsichtlich der Kultur Auftrag und Chance zugleich: Kultur muss alle Menschen erreichen; andererseits soll die gesamte Stadt auch von den verschiedenen Kulturen profitieren. Das wichtigste Ziel des Kulturamtes ist es daher, Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund in gleicher Weise die Beteiligung am Kulturleben der Stadt zu ermöglichen und zu erleichtern wie allen anderen Bürgerinnen und Bürgern - sei es aktiv als Mit-Entscheider und auch Mit-Produzenten, sei es als Rezipienten. Mit der Förderung muss deutlich werden, dass sie ein selbstverständlicher Teil dieser Stadt sind. Der kulturell vielfältigen Kunststadt Köln, die für die Bewohner der Stadt attraktiv ist, weil das Angebot breit, finanziell erschwinglich und inhaltlich nachvollziehbar ist; einer Stadt, die auch für Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland anziehend wirkt. Die künstlerische Qualität der Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern mit Migrationshintergrund unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der ihrer deutschen Kolleginnen und Kollegen: Es gibt in Köln international bekannte Künstler in allen Sparten, die auf höchstem Niveau arbeiten, und solche, die dem nicht entsprechen. Eine Besonderheit sind Unterschiede in der Auffassung, was als Kunst verstanden wird (Beispiel: „Haarkunst“ aus Afrika) und was unter professionelle Ausbildung fallen soll. (Auszüge aus dem „Förderkonzept interkulturelle Kunstprojekte Köln“) Bis in das Jahr 2011 besaß das Kulturamt einen Referenten für Interkultur. Der überaus engagier te Johannes Bunk, der diesen Bereich Jahrzehnte lang mit viel Herzblut betreut hatte, ließ sich 2011 von der Stadt beurlauben, um in Brandenburg einen Lebenstraum zu ver wirklichen: eine eigene Galerie. Angesichts dieser personellen Umstrukturierung beschloss das Kulturamt, das im „Förderkonzept Interkultur“ bereits empfohlene Verfahren umzusetzen, die Interkulturprojekte gleichwertig mit allen Projekten der freien Szene nach dem Kriterium der Innovation zu fördern, indem jedes Projekt durch das jeweilige Spar tenreferat betreut und votiert wird. Die Kultur ver waltung fördert Kunst aller Sparten. Kunst ist hierbei per se „zweckfrei“. Diese Aussage wird mit Blick auf die Förderung interkultureller Kunstprojekte hinsichtlich ihrer integrativen Wirkung in Maßen relativiert. Wenngleich der Effekt ein integrativer sein kann und soll, muss der Kern des Projektes indes künstlerischer und darüber hinaus auch innovativer Natur sein. Für die Förderung interkultureller Projekte setzte eine breite Ratsmehrheit in den Doppelhaushalt 2013/14 zusätzlich zu den 98.000 Euro Projektmitteln weitere 40.000 €, die für herausragende Projekte durch den Ausschuss Kunst und Kultur vergeben wurden. (Die ausgewählten Projekte werden in den folgenden Seiten in Die Musikerin Mariana Sadovska beim Newroz­Festival. Foto: Sonja Grupe Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 24 Kulturbericht 2014 Seite 24 Kulturamt den entsprechenden Sparten aufgeführt). Ein übergeordnetes Projekt, das in Form eines jährlichen Festivals Veranstaltungen aller Spar ten anbietet ist z.B. Sommerblut, das 2012 und 2013 aus dem Bereich Interkultur gefördert wurde. Beispielhaft sei außerdem eine Initiative genannt, die ebenfalls regelmäßig aus diesem Budget gefördert wird: das Kulturforum Türkei-Deutschland e. V. Einen festen Betriebskostenzuschuss erhält zudem die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Aufgrund der Kürzungsvorgaben im Haushaltsjahr 2013 hat das Kulturamt leider seinen Zuschuss für die Bühne der Kulturen streichen müssen. mann vergeben worden. Andrea Karimé und Gerrit Wustmann lebten und arbeiteten für jeweils drei Monate im "Atelier Galata". Jana Debus erforschte in einer mehrwöchigen Reise den Weg von Köln nach Istanbul. 2013 zog das Atelier Galata in eine neue Immobilie, ebenfalls im Stadtteil Beyoğlu. Die Künstlerstipendien für die zweite Jahreshälfte 2013 sind an die Kölner Autorin Mona Yahia und den Autor Stan Lafleur vergeben worden. Beide teilten sich das Stipendium: Yahia ging für vier Monate nach Istanbul, Lafleur für einen Monat. Internationaler Austausch Förderstipendien und Heinrich Böll­Preis Im Dezember 2008 lud die Kunststiftung NordrheinWestfalen das Kulturamt ein, zusammen mit der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig ein Atelierhaus in Istanbul zu beziehen und je ein eigengetragenes Artist-in-Residence-Programm aufzulegen. Die Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten in der Regel für sechs Monate gemeinsam in einem Haus im Stadtteil Beyoğlu. Die erste Kölner Stipendiatin reiste im Juli 2009 in unsere Partnerstadt. Offiziell eröffnet wurde das "Atelier Galata" schließlich bei einem Einweihungsfest am 9. September 2009 zu Beginn der 11. Istanbul Biennale im Beisein internationaler Gäste, Journalistinnen und Journalisten. Die Stadt Köln zeichnet seit 1980 herausragende deutschsprachige Literatinnen und Literaten mit ihrem überregional ausstrahlenden Literaturpreis aus. Im Gedenken an einen ihrer größten Söhne, den Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, benannte die Stadt Köln 1985 den Preis in Heinrich-Böll-Preis um. Er ist mit 20.000 € dotiert und ehrt jeweils ein literarisches Lebenswerk. Bis 1992 wurde der Preis jährlich vergeben, Der von der Stadt Köln geförderte Aufenthalt umfasst die kostenlose Nutzung des Wohnateliers, eine monatliche Unterstützung von 1.000 € sowie einmalig bis zu 600 € für An- und Abreise. Ziel des Kölner Arbeitsstipendiums ist es, einen internationalen Künstleraustausch in Köln zu etablieren. Die Stipendiatin oder der Stipendiat soll die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennenlernen, internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren, Projekte mit anderen Künstlerinnen und Künstlern austauschen und nach Abschluss neue Impulse in die Kölner Kunstszene einbringen und das in Istanbul entwickelte Projekt beziehungsweise die dort realisierten Arbeiten in Köln vorstellen. Im Anschluss an das Stipendium unterstützt das Kulturamt eine Veranstaltung, um die Arbeitsergebnisse vorzustellen. Die Künstlerstipendien der Stadt Köln in Istanbul 2012 sind an Andrea Karimé, Jana Debus und Gerrit Wust- Böll­Preisträgerin Eva Menasse zusammen mit Oberbürgermeister Jürgen Roters bei der Preisverleihung im Rathaus der Stadt Köln, 2013. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln / Britta Schlier / Anja Wegner Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 25 Kulturbericht 2014 Seite 25 Kulturamt danach nur noch alle zwei Jahre. Das Kulturamt organisiert die Verleihung des städtischen Literaturpreises in Zusammenarbeit mit dem Amt des Oberbürgermeisters. Die Lesung der Preisträger wird von der Stadtbibliothek und dem Literaturhaus Köln ausgerichtet. Der Jury gehören neben Oberbürgermeister Jürgen Roters, der Kulturdezernentin und Vertretern aus Rat und Ver waltung als Fachjuroren Marcel Beyer, Professor Dr. Günter Blamberger, Liane Dirks und Dr. Hajo Steinert an. (Böll-Preis 2013 siehe Sparte Literatur) Bereits seit Anfang der 70er Jahre hat es sich die Stadt Köln außerdem zur Aufgabe gemacht, junge Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Bildende Kunst (Friedrich-Vordemberge-Stipendium), Medienkunst (Chargesheimer-Stipendium), Musik (Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium) und Literatur (Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium) zu unterstützen. Zwei Bedingungen müssen die Kandidaten erfüllen, um sich für diese Nachwuchsförderung bewerben zu können: Der Bewerber/die Bewerberin sollte nicht älter als 35 Jahre sein und muss in Nordrhein-Westfalen wohnen oder arbeiten. Zusätzlich wird das von der Horst und Gretl Will-Stiftung privat finanzierte Horst und Gretl Will-Stipendium für Jazz/Improvisierte Musik vergeben. artothek – Raum für junge Kunst Die artothek – Raum für junge Kunst bietet neben der Ausleihe zeitgenössischer Kunst einen Ort für Ausstellungen Kölner Künstler sowie internationaler Gäste. Ziel ist die Förderung und Vermittlung junger Kunst. Die artothek ist seit Mai 2008 dem Kulturamt der Stadt Köln angegliedert und befindet sich im Haus Saaleck, einem spätgotischen Bürgerhaus aus dem 15. Jahrhundert, südlich des Doms, nahe den großen Museen Kölns. Die artothek bietet seit 1973 die Möglichkeit, Werke aktueller Kunst auszuleihen. Anders als bei einer flüchtigen Begegnung in einer Ausstellung können sich Qualität und Aussage einer Arbeit über eine gewisse Zeit in der eigenen Umgebung oder am Arbeitsplatz in besonderer Weise entfalten. Die Sammlung der artothek umfasst Kunstwerke internationaler und Kölner Künstler verschiedener Stilrichtungen und Techniken. Fachgerecht gerahmt und verpackt kann jedes Bild für zehn Wochen mit nach Hause genommen werden. Haus Saaleck, Sitz der artothek. Foto: Alistair Overbeck Die artothek zeigt neben den Kölner Museen, Galerien und freien Initiativen ein Ausstellungsprogramm junger Kunst mit Raum zum Experimentieren. Das Spektrum reicht von Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografie bis zu Videoinstallationen, raumbezogenen Arbeiten und Performances Kölner Künstler und internationaler Gäste. Für Kontinuität und Qualität bürgt eine wechselnde Fachjury, der unter anderem Kuratoren von KOLUMBA, Museum Ludwig und Kölnischem Kunstverein angehören. Die Jury trifft sich in der Regel jährlich, um über das kommende Programm zu entscheiden. 2012 residierte die artothek zwischenzeitlich mit ihrer Ausleihe im Kulturamt in der Richartzstraße. Das Haus Saaleck hatte 2011 einen neuen Pächter bekommen, der das denkmalgeschützte Gebäude mit viel Liebe und Sorgfalt renovierte. In dieser Zeit ruhte das Ausstellungsprogramm der artothek. Ursprünglich geplant nur wenige Monate doch am Ende, nicht zuletzt durch Verzögerungen auf Grund archäologischer Funde, war die artothek annähernd eineinhalb Jahre ausgegliedert. In dieser Zeit ergab sich die Gelegenheit, eine der geplanten Ausstellungen an einem anderen Ausstellungsplatz in Köln stattfinden zu lassen. Vier Absolventen der Kunsthochschule für Medien Köln hatten die Möglichkeit, ein ge- Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 26 Kulturbericht 2014 Seite 26 Kulturamt gramms, zu dessen Angebot neben den Ausstellungen auch das Sammeln, Archivieren und Verleihen junger Kunst gehören, ebenso wie Beratung und weiterführende Information zu den jeweiligen Arbeiten. Dazu war in einer Hälfte des Ausstellungsraums ein beträchtlicher Teil der Sammlung in Holzgestellen platziert. Nach und nach wurden die Werke an einer Wand im gegenüberliegenden Teil des Raumes präsentiert, wo sich die Gelegenheit bot, sie auf einem Sofa in Ruhe zu erleben, beinahe wie zu Hause, bevor sie, als ein weiterer Arbeitsschritt ihres Rücktransports in die artothek, ins Lager zurück getragen oder entliehen wurden. Begleitet wurde das Ganze von einem Blog, der die Werke mit Fotos und Texten im Internet vorstellte und dem Projekt, betreut von Miriam Bargheer, Micaella Cer vinscaia und Julia Kun, drei jungen Wissenschaftlerinnen am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn, eine bezaubernde Lebendigkeit verlieh. Installation „Unveildes Presence“ von Natalie Bewernitz und Marek Goldowski in der artothek, 2013. Foto: Alistair Overbeck meinsames Projekt in der Temporary Galler y zu realisieren, und für sie hätte der Ort nicht besser gewählt sein können, bot er doch auf einer Ebene den adäquaten Raum für die Ausstellung ‚Einige Parallelen’ von Philipp Hamann, Jan Hoeft, Jens Pecho und Nicolas Pelzer. Zur Wiedereröffnung der artothek in den angestammten Räumen des Hauses Saaleck hatte der Künstler Andreas Kaiser ein Konzept entwickelt, das genau diesen Umstand thematisierte: die Fortsetzung ihres Pro- 2013 gab es dann gleich zwei besondere Höhepunkte im alljährlichen Ausstellungsprogramm: Mit der Ausstellung von Christian Hellmich feierte die artothek – der Raum für junge Kunst der Stadt Köln – ihr 40-jähriges Jubiläum. Dazu bot „Herzangst with Closter of Gran Horno“ eine spektakuläre musikalische Performance. Die Bandmitglieder Catherine Laurant, Tom Früchtl und John von Bergen sind selbst bildende Künstler und einem größeren Kunstpublikum schon bekannt, ebenso wie Christian Hellmich. In seiner Ausstellung ‚nitty-gritty’ zeigte er eine bestechende Auswahl seiner aktuellen Arbeit, Malerei in Öl. Die Transformation alltäglicher Geräusche in eine akustisch wie visuell beeindruckende Installation präsentierten Natalie Bewernitz und Marek Goldowski. In New York hatten die beiden Künstler dem Klang für die Stadt charakteristischer Wasserspeicher nachgespürt. Daraus entstand eine fragile Raum- und LichtKomposition. Die Ausstellung erhielt den 2013 neu ins Leben gerufenen Preis der überaus engagierten Freunde der artothek Köln ‚Horizont – Raum‘, der raumbezogene Arbeiten in der außergewöhnlichen Architektur der artothek auszeichnen soll. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 27 Kulturbericht 2014 Seite 27 Kulturamt Allgemein Kulturamt Gesamtbudget/Subventionen Transferaufwendungen Mietsubventionierungen 2012 2013 5.534.947 € 5.476.646 € 434.153 € 357.591 € Zuschüsse spartenübergreifend Förderung 2012 Förderung 2013 Bei den angegebenen Zahlen handelt es sich um die Planwerte. Mittel werden ergänzt durch einzelne investive Maßnahmen, siehe in Darstellungen der Sparten. Bemerkungen Zuschuss Unterhaltung Grundstücke 50.000 € 50.000 € Wiederherrichtung Proberäume, Erfüllung brandschutzrechtlicher Auflagen Zuschuss Italienisches Kulturinstitut 10.200 € 10.200 € Liquiditätshilfe 42.000 € 42.000 € Beseitigung von Liquiditätsengpässen Förderstipendien der Stadt Köln 40.000 € 40.000 € Vier Stipendien in Höhe von je 10.000 €o Technikpool 30.000 € 30.000 € Ankaufsmittel für technische Ausstattung, investive Mittel Deutzer Zentralwerk der schönen Künste 30.000 € 30.000 € Anschubfinanzierung für Infrastrukturkosten 2013/2014. In 2012: Anteil Kulturförderung Projektförderung spartenübergreifend Förderung 2012 Förderung 2013 Bemerkungen Festivalförderung 75.000 € 50.000 € siehe in Darstellung der Sparten Schwerpunktmittel 145.000 € 100.000 € siehe in Darstellung der Sparten Kulturförderung 100.000 € 0€ siehe in Darstellung der Sparten Sondermittel Restaurierung Kulturbauten: Sanierung Stadtgarten und Gutachten Ateliers 520.000 € 0€ Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 28 Kulturbericht 2014 Seite 28 Kulturamt Interkulturelle Kunstprojekte Budget 2012 Budget 2013 Projektzuschüsse 147.563 € 138.008 € Bühne der Kulturen 125.000 € 0€ Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 18.161 € 19.754 € Zuschuss Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 900 € 900 € 8.210 € 8.210 € BV für NS-Verfolgte Als städtische Institution ist die artothek dem Kulturamt angegliedert artothek Budget 2012 Budget 2013 Ausstellungsprogramm 6.000 € 6.000 € Ankauf Bilder 6.000 € 6.000 € Pflege der Sammlung 6.000 € 6.000 € Kölnischer Kunstverein in der „Brücke“ 2014. Foto: Simon Vogel Bemerkungen Kürzung aufgrund zu erbringender Konsolidierungsvorgabe Wegfall aufgrund zu erbringender Konsolidierungsvorgabe Mietzahlung Mietzahlung Bemerkungen Investive Maßnahme Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 29 Kulturbericht 2014 Seite 29 Kulturamt Bildende Kunst und Neue Medien Referentin: Förderetat 2012 2013 Barbara Foerster bis 23. Februar 2014, zurzeit NN 597.602 € 521.394 € Institutionelle Struktur Köln ist eine Kunststadt. Sie war es mehr denn je in den 60er bis 90er Jahren, und sie ist es auch heute. Als größte Stadt des Kunstrheinlandes hat sie das Potenzial, in direkter Nachbarschaft zu den Benelux-Staaten zu dem Kunstzentrum in Westeuropa zu werden. Die Stärke Kölns liegt neben der Tradition als Kunstmarkt- und Museumsstadt, ebenso in einer breit angelegten OffKunstszene, die auf lang entwickelte Strukturen gebaut ist und durch studentischen ehrenamtlichen Nachwuchs immer wieder neu belebt wird. Diese unermüdliche Arbeit von freien Ausstellungsräumen und privaten Initiativen, die mit experimentellen und qualitätvollen Ausstellungen den Diskurs zwischen Künstlern, Experten und Publikum weit über Köln hinaus lebendig erhalten, belebt sich immer wieder neu und steht in engem Austausch mit der jungen Galerienszene. Das Kulturamt unterstützt diese freien Projekträume und singulären Ausstellungsvorhaben durch Projektkostenzuschüsse. Außerdem unterstützt es die Zuschussempfänger bei der Einwerbung zusätzlicher Drittmittel durch Vermittlung, Beratung und Vernetzung. Durch die Bereitstellung eines Gastateliers im Neuen Kunstforum wird die Ausstellungstätigkeit der freien Projekträume zusätzlich unterstützt. Unter den Ausstellungsräumen nimmt die artothek als einzige dem Kulturamt angegliederte Institution eine besondere Stellung ein. Mit ihrer stetig durch Ankäufe er weiterten Sammlung und ihren Ausstellungen, in einem der interessantesten Ausstellungsräume für aktuelle Kunst inmitten der Stadt, ist sie Anlaufpunkt vieler Kölner Künstler und überregionaler Besucher. Die Bedeutung der artothek als Raum aktueller Kunst soll durch stärkere Vermittlungsarbeit und Öffnung für die gesamte Szene weiter gestärkt werden. Eine besondere Aufgabe besitzt ebenfalls der Kölnische Kunstverein als traditionsreiche Institution der Kölner Bürgerschaft in einer städtischen, mietfrei überlassenen Immobilie. Auch in den vergangenen Jahren wurde sein Ausstellungsprogramm mit internationalen Preisen ausgezeichnet, und er festigte seine Position als Magnetpunkt der Kunstszene – auch durch Kooperation mit zahlreichen freien Kölner Projekten aus anderen Sparten, und überregionalen Kunstpartnern. Der Kölnische Kunstverein (KKV) im restaurierten Riphahn-Bau „Die Brücke“ ist im Kölner Kulturleben eine angesehene Kunstinstitution, deren kuratorisches Programm mit außergewöhnlichen Räumlichkeiten für Ateliers, Theater, Kino und Ausstellungsraum entwickelt wurde. Der KKV bietet internationalen Künstlerinnen und Künstlern häufig Erstausstellungen und ermöglicht damit Entdeckungen künstlerischer Positionen auf internationalem Niveau. Dem Atelierprogramm des KKV kommt große Bedeutung für Köln zu, ist es doch ein wesentlicher Anreiz für den Zuzug internationaler Künstlerinnen und Künstler in die Stadt. Durch den Wechsel in der künstlerischen Leitung des Kunstvereins mit Moritz Wesseler wurde darauf bereits 2013 wieder ein besonderer Fokus gelegt. Der Kölnische Kunstverein wird vom Kulturamt durch einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 168.000 € gefördert, außerdem überlässt ihm die Stadt die städtische Liegenschaft „Die Brücke“ mietfrei und bezuschusst zusätzlich die Nebenkosten mit 25.920 €. Köln ist eine Stadt des Kunstmarktes. Neben der Art Cologne und den zahlreichen Galerien steht dafür das Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels (ZADIK) mit Sitz in Köln, dessen wichtige Arbeit für den Kunststandort Deutschland von der Stadt durch einen jährlichen Zuschuss von 20.000 € gefördert wird. 1992 gegründet und gefördert vom Bundesverband Deutscher Galerien BVDG sammelt und bewahrt ZADIK die Archive bedeutender Galerien und Kunsthändler, insbesondere ihre Geschäfts- und Künstlerkorrespondenz, sowie sämtliche Materialien, die Aufschluss geben über den Galeriebetrieb, seine Ausstellungs- und Öffentlichkeitsarbeit und seine Arbeit mit den Künstlern. 2013 wechselte hier der 1. Vorstandvorsitzende; der Kölner Galerist Heinz Holtmann wurde nach jahrzehntelanger erfolgreicher Arbeit für den Erhalt des Zentralarchivs abgelöst durch den Stuttgarter Galeristen Klaus Gerrit Friese. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 30 Kulturbericht 2014 Seite 30 Kulturamt Förderinstrumente Köln war und ist eine Stadt der Künstler. Hier leben einige der wichtigsten deutschen und international tätigen Künstlerinnen und Künstler wie Gerhard Richter, Rosemarie Trockel, Christopher Williams, Marcel Odenbach, Cosima von Bonin oder Frances Scholz. Jedoch hat es hier wie in der Galerienszene eine Abwanderung bzw. Stagnation gegeben. Sind die statistischen Zahlen in den Jahren 1996 und 2008 mit 1018 und 1013 Künstlern auch vergleichbar hoch, lässt sich eine leicht stagnierende Entwicklung bei international ausstellenden Künstlern beobachten. Köln besitzt eine sehr angesehene Kunsthochschule für Medien, und die Kunstakademie Düsseldorf, deren Studenten zu einem nicht geringen Anteil in Köln wohnen, gehört zu den wichtigsten Akademien in Europa. Dem sehr jungen Nachwuchs bietet Köln mit seinen freien Ausstellungsräumen zahlreiche Plattformen und Präsentationsmöglichkeiten, deren Ausstellungsprogramme vom Kulturamt deshalb auch jährlich mit Betriebskostenzuschüssen in Höhe von gut 24.000 € und Projektzuschüssen insgesamt in Höhe von rund 98.000 € gefördert werden. Die sich dauerhaft international etablierenden Künstlerinnen und Künstler machen die Lebendigkeit einer aktiven und international ausgerichteten Kunstszene aus. Für diese ist neben einer lebendigen, international ausgerichteten Galerien- und Sammlerszene und einem Ausstellungsangebot an aktueller Kunst das Angebot an preiswerten Ateliers und heraushebenden Atelierstipendien entscheidend. Den zurzeit in Köln lebenden und arbeitenden ca. 1.000 Künstlern stehen gut 130 städtische Arbeitsräume und 110 geförderte Ateliers gegenüber. Zusätzlich wurden durch die Gewährung von Ausbauzuschüssen in den letzten Jahren weitere 150 Arbeitsräume geschaffen. Gleichwohl ist die Ateliersituation nach wie vor für einen beachtlichen Teil der Künstler schwierig, da es auch nach dem Bau des „Quartier am Hafen“ noch an preisgünstigen kleinen Ateliereinheiten mangelt. Hier stärkt das Kulturamt durch Umbauzuschüsse die Eigeninitiative derjenigen Künstlerinnen und Künstler, die selbstständig eigene Arbeitsräume anmieten und zu Atelierräumen umgestalten. Seit 2010 existiert zudem das Förderinstrument Mietzuschüsse, durch das erstmals 2010 die Ateliergemeinschaft Opekta bei der Schaffung von neuem Atelierraum für fünf Jahre gefördert werden konnte. Für 2015 wurden die Mietzuschüsse wieder neu ausgeschrieben. Aktuelle Projekte 2012/2013 Neben einer jährlichen Förderung der freien Ausstellungsräume liegt ein Schwerpunkt des Kulturamtes stets in der Förderung von herausragenden Ausstellungen und Vernetzungsprojekten: 2012 konnte wieder „new talents - biennale cologne“ der Fuhrwerkswaage gefördert werden. Diese einmalige Plattform für Nachwuchskünstler und Kreative der Kunst-Hochschulen in NRW richtet einen wichtigen Scheinwerfer auf den in Köln sehr starken künstlerischen Nachwuchs. Durch ihren Fokus auf mehrere Kunstsparten gleichzeitig wird interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert. Ein weiteres durch Schwerpunktmittel in Höhe von 25.000 € (2012) gefördertes Vernetzungsprojekt, das die Arbeit der freien Ausstellungsszene und ihrer Kuratoren und Protagonisten im Fokus hat, ist das neu gegründete Festival „Die beste aller Welten“. 2012 ist auch das Geburtsjahr der Kunstproduzenten, die als Projekt der SK-Stiftung Kultur – auch durch städtische Förderung – mit einem Programm zur Realisierung von Medienkunstproduktionen beginnen konnten. 2013 war auch ein Jahr des Verlustes und des Neuanfangs. Der Mietvertrag für das Stapelhaus, das die Stadt Köln seit 1988 von der Kreishandwerkerschaft für die Bespielung durch das Kulturwerk des BBK angemietet hatte, konnte nicht verlängert werden. Der BBK mit seinem Kultur werk musste sich eine neue Bleibe suchen und sich mit dem Auslaufen seines Betriebskostenzuschusses neu aufstellen. Das Kulturamt unterstützte diesen Neuanfang mit einem verbindlichen Projektkosten- und einem Umbauzuschuss für die neuen Räume in der Matthiasstraße. Der Bundesverband Bildender Künstler Köln mit seinem Kulturwerk Köln gibt die von ihm initiierte Künstlerkarte zum freien Eintritt in die Kölner Museen für alle Kölner Künstlerinnen und Künstler aus, organisiert und betreut die jährlich stattfindende Veranstaltung „Offene Ateliers“, pflegt Austauschprojekte und kooperiert mit anderen Künstlerorganisationen. Das Team des BBK Köln ist Ansprechpartner für Fragestellungen zum künstlerischen Berufsalltag. 2013 konnte außerdem durch eine einmalige Schwerpunktsetzung in Höhe von 25.000 € ein besonderer Fokus auf die kontinuierlich herausragende Arbeit einzel- Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 31 Kulturbericht 2014 Seite 31 Kulturamt Ideenwettbewerb um ein Zentrum für zeitgenössische Kunst Am Ebertplatz haben sich vier Ausstellungsräume angesiedelt, die den Platz ganzjährig mit junger Kunst beleben. Foto: Boutique Das Kulturamt schrieb 2013 nach dem Wegfall des Stapelhauses einen Ideenwettbewerb für ein „Zentrum für zeitgenössische Kunst“ aus. Ziel dieses Wettbewerbs war die neue Etablierung eines Zentrums für zeitgenössische Kunst in Köln, das ab 2014 als Identifikationsort für Kölner Künstler und Künstlerinnen, Kuratoren und Kuratorinnen, Kritiker und Kritikerinnen, Kunstprojekte, junge Galerien, Verlage, Hochschulen sowie Vermittler und Vermittlerinnen fungiert. Etabliert werden sollen sowohl ein Kooperationsort sowie eine Vernetzungsplattform für bestehende Kölner Kunstinitiativen und Kölner Kunstschaffende mit einem Programm aus Ausstellungen, Projekten sowie Vorträgen und Workshops. Das Vorhaben greift eine Idee des Förderkonzepts Bildende Kunst zur Stärkung des Kunststandorts Köln auf. Ab 2014 sollte erstmals eine institutionelle Förderung für 5 Jahre vergeben werden. Die Ausschreibung eines Betriebskostenzuschusses in Höhe von 80.000 € „gewann“ die Temporary Galler y mit ihrem internationalen Programm. Den Fachbeirat und schließlich den Ausschuss Kunst und Kultur überzeugte das Konzept, in dem die Temporar y Gallery verspricht, „nicht nur auf der Basis ihrer bisherigen Aktivitäten eine ausgezeichnete Vernetzungsarbeit zu leisten. Sie baut diese auch auf einem Veranstaltungsund Ausstellungsprogramm von äußerst hoher Qualität auf, das eine deutliche Positionierung und sinnvolle inhaltliche Schwerpunktsetzung erwarten lässt“(Auszug aus der Beiratsbegründung). ner „kleinerer“ Ausstellungsräume gelegt werden. Die Simultanhalle wurde für ihre 27-jährige qualitätsvolle Ausstellungstätigkeit durch eine zusätzliche Förderung unterstützt, ebenso das Kunsthaus Rhenania bei seiner Neuausrichtung des Veranstaltungsprogramms. Und ein so wertvolles Zwischennutzungsprojekt wie die Boutique am Ebertplatz mit ihrem Ausstellungsprogramm konnte für ein Jahr abgesichert werden. Im Bereich Neue Medien rückte 2013 ein Projekt in die Leerstelle, die die Next Level Conference des NRW Kultursekretariats, die 2013 nach Dortmund zog, hinterlassen hatte: „PLAY!CGN – computer games and cultural contingencies“ zeigte in der Temporary Gallery mit der Ausstellung „PAUSE – computer games and cultural contingencies“ Computerspiel als künstlerische Strategie von Studierenden der KHM. Installation "Roll over. Reflections on Documentary, after Richard Leacock", 2013 in der Temporary Gallery. Foto: Simon Vogel, Köln Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 32 Kulturbericht 2014 Seite 32 Kulturamt Neue Beirut­Residenz 2012 startete ein neues Residenzprogramms mit der Stadt Beirut. „Kunst und Dokument“ geht auf eine Initiative des Kölner Autors Stanislaw Strasburger zurück, in dessen Händen auch die Projektleitung liegt. Inhalt ist die Beschäftigung mit der turbulenten Kriegs- und Nachkriegsgeschichte beider Städte. Ziel ist es, den interkulturellen Austausch zu fördern, indem sich die Künstlerinnen und Künstler mit der Vergangenheit und der Aktualität der Partnerstadt durch (Kunst-)Dokumente und persönliche Erfahrungen vertraut machen und die gefundenen historischen und gesellschaftlichen Probleme künstlerisch aufarbeiten. Neben dem städtischen Kulturamt war an Planung und Realisation dieses Stipendiums eine bunte Mischung lokaler und international tätiger Einrichtungen befasst: das Kulturdezernat Beirut, die Heinrich-Böll-Stiftung Middle East, UMAM Documentation & Research Beirut, das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, der Bundesverband Bildender Künstler Köln e. V. und nicht zuletzt auch die RheinEnergieStiftung Kultur. Die Deutsche Botschaft Beirut übernahm dankenswerter weise die Schirmherrschaft. Die ersten Stipendiaten gingen 2012 auf Reisen: Drei Monate lebte die Beiruter Künstlerin Reem Akl von September bis Dezember im Gastatelier des Kulturamtes und arbeitete vor allem im Kölner NS-Dokumentationszentrum. Ebenfalls drei Monate hielt sich der in Köln geborene Schriftsteller Rainer Merkel in Beirut auf. Sie machten sich mit Vergangenheit und Gegenwart der Partnerstadt anhand von Kunstdokumenten vertraut. Daraus entstand jeweils ein Projekt, das auf die Dokumentations- und Archivpraktiken in zeitgenössischer Kunst und Literatur eingeht. Entstanden sind eine Ausstellung und eine szenische Lesung, die Anfang 2014 erstmals in Köln gezeigt wurden. Ausblick Trotz der zahlreichen Förderinstrumente des Kulturamts reicht das Projektbudget für die Off-Szene nicht aus, um die freien Initiativen neben ihrer jährlichen Programmarbeit auch bei der Realisierung von überregional ausstrahlenden Großprojekten zu unterstützen. Hier wäre eine Aufstockung des Projektbudgets wünschenswert. Es fehlt zudem seit dem Abriss der Josef Haubrich Kunsthalle eine städtische Kunsthalle für Wechselausstellungen, die internationale Projekte aktueller Kunst anzieht und mit internationalen Partnern kooperieren kann. Diese Aufgabe kann nicht durch ein Museum oder einen freien Ausstellungsraum ersetzt werden: sie ist elementar für eine lebendige, internationale und glanzvolle Kunstmetropole, um für einen internationalen Kuratoren- und Kritikernachwuchs sowie eine international arbeitende Künstlerschaft Herausforderungen, Freiräume und Potenziale zum Arbeiten und Leben zu bieten. Dieser Großprojekte bedarf es jedoch, um neben der von Köln zu Recht gepriesenen „Vielfalt des Angebots“ außergewöhnliche Glanzpunkte im Kunstangebot der Stadt zu ermöglichen. Eine zentrale Stellung für den Kunststandort Köln besitzt die Art Cologne. Durch ihr Wiedererstarken zur wichtigsten Kunstmesse Europas sowie durch die Gründung der Vernetzungsprojekte DC Open und Cologne Contemporaries konnte das Kunstmarktzentrum Köln nach einer starken Galerienfluktuation in den letzten 10 Jahren wiederbelebt werden. Diese Wiederbelebung durch die Gründung junger Galerien und die Schaffung von ausstrahlenden Netzwerkprojekten ist jedoch fragil und müsste von der Stadt gestärkt werden, da sie mit der Entwicklung weltwirtschaftlicher Unsicherheit zusammenfällt. Begrüßenswert wäre deshalb ein die Förderinstrumente des Kulturamtes flankierendes städtisches Zwischennutzungskonzept, das Künstlern Nischen und Brachen im Stadtraum zugänglich macht. Dies würde nicht nur temporären Atelierraum schaffen, sondern auch freien Initiativen und jungen Galerien die Möglichkeit geben, für innovative und experimentelle Ausstellungskonzepte und Projekte Räume zu erschließen. Ein Budget „Mietzuschüsse für Off-Räume“ würde Zwischennutzung für die freie Szene ebenso ideal flankieren. Förderstipendien Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes übergab am 8. November 2013 im Filmforum NRW im Museum Ludwig den diesjährigen Förderpreis für Medienkunst der Stadt Köln, das Chargesheimer-Stipendium, an Aino Korvensyrjä. In einem anschließenden Multimediavortrag führte die finnische Künstlerin in ihr Werk ein und wies zugleich bereits auf ihr Seminar „Über das Energetische“ am 30. November hin. Das Seminar war ein Kooperationsprojekt zwischen dem Kulturamt, der artothek und dem Museum Ludwig, in dem die Chargesheimer-Stipendiatin ihr künstlerisches Werk exemplarisch vorstellte. Die beiden Förderpreise der Stadt Köln für Kunst – das Friedrich-Vordember- Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 33 Kulturbericht 2014 Seite 33 Kulturamt Aino Korvensyrjä zusammen mit Elfi Scho­Antwerpes bei der Verleihung des Christine Moldrickx bei der Verleihung des Vordemberge­Stipendiums 2013. Chargesheimer­Stipendiums 2013. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/Anja Wegner Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/Britta Schlier ge-Stipendium sowie das Chargesheimer-Stipendium – werden ab 2014 in der artothek – Raum für junge Kunst – im Haus Saaleck präsentiert. Im Vorgriff darauf war die artothek 2013 mit dem Werk von Aino Kor vensyrjä im Museum Ludwig und mit der Ausstellung „Wände aus Papier“ der Friedrich-Vordemberge-Stipendiatin Christine Moldrickx im Galerienhaus ADS1A zu Gast. Christine Moldrickx zeigte vom 29. November bis 18. Dezember 2013 Skulpturen und Aluminiumreliefs sowie Zeichnungen auf Papier aus den Jahren 2007 bis 2012. BILDENDE KUNST Betriebskostenzuschüsse Geförderte Einrichtung Kulturwerk des BBK e.V. Moltkerei Fuhr werkswaage Kölnischer Kunstverein Z Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels Förderung 2012 Förderung 2013 65.000 € 65.000 € 9.000 € 9.000 € 15.000 € 15.000 € 168.500 € 168.500 € 20.000 € 20.000 € Bemerkungen Nach Auslaufen des BKZ zum Ende des 3. Quartals 2013 wurden 59.850 € gezahlt: BKZ für 1.-3. Quartal= 48.750 € + PKZ für 4. Quartal = 11.100 € Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 34 Kulturbericht 2014 Seite 34 Kulturamt Projektförderung Förderung 2012 Förderung 2013 289.102 € 215.894 € 25.000 € 28.000 € 6.000 € 0€ Atelierförderung Förderung 2012 Förderung 2013 Quartier am Hafen 147.060 € 76.260 € Lotharstraße 30.990 € 31.520 € Gastatelier 1 5.600 € 6.100 € Gastatelier 2 0€ 4.913 € Wachsfabrik 4.475 € 0€ Kunsthaus Rhenania 20.680 € 22.594 € Ein- und Ausbau Atelierräume 35.000 € 35.000 € Budget 2012 Budget 2013 20.000 € 20.000 € Förderung 2012 Förderung 2013 Kölnischer Kunstverein 25.920 € 25.920 € Kulturwerk des BBK 48.878 € 55.560 € Projektkostenzuschüsse Anteil Schwerpunktmittel Anteil Festivalmittel Ankäufe Ankauf Werke junger oder notleidender Kölner Künstler (Stadtkölnischer Kunstbesitz) Miete Ausstellungsräume Bemerkungen 2012 erfolgte aus der Kulturförderabgabe eine einmalige Aufstockung um 105.700 €; zwar erhöhten sich 2013 die Einnahmen aus Atelier vermietung, konnten aber den Wegfall der Aufstockung nicht kompensieren Bemerkungen Mieteinnahmen haben sich verbessert. Das Atelier wurde in 2012 eingerichtet. Abmietung durch die Stadt Investitionszuwendungen an privaten Bereich Investive Maßnahme Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 35 Kulturbericht 2014 Seite 35 Kulturamt Literatur Referentin: Förderetat 2012 2013 Barbara Foerster bis 23. Februar 2014, zurzeit NN 175.000 € 190.000 € wichtiger Kölner Schriftsteller bilden die Basis des Gedächtnisses. Diese Bestände nicht nur zu pflegen, sondern immer neu zu sichten, auszustellen und in den Gegenwartsdiskurs einzubringen, ist zwingender Bestandteil einer Literaturförderung, die nicht als gedächtnislos gelten will. Schwerpunktsetzungen Institutionelle Struktur Köln ist eine Stadt der Literatur und der Verlage, der Buchhandlungen, der Bibliotheken und Archive. Das jährliche Festival lit.COLOGNE, das Literaturhaus Köln, in dem internationale Autorinnen, Autoren, junge Nachwuchsliteratinnen und Nachwuchsliteraten von Weltrang zu Gast sind, sowie eine Vielzahl weiterer täglicher Literaturveranstaltungen engagierter Buchhandlungen und Initiativen prägen das Literaturleben Kölns. Köln ist somit die national bzw. international ausstrahlende Literaturstadt in NRW, die neben Vielfalt, herausragende literarische Qualität auf internationalem Niveau und Innovation in der literarischen Form bietet. Köln hat ein starkes literarisches Fundament und besitzt ein reiches literarisches Erbe. Förderinstrumente Der erste Förderschwerpunkt ist die langfristige Autoren- und Leseförderung. Autorenförderung erfolgt zentral durch Leseförderung, denn Lesungen bieten den Autoren nicht nur die Möglichkeit, ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen, sondern sind zugleich eine nicht unwesentliche Verdienstquelle. Lesungen sind als Einzellesungen, Literaturreihen und Literaturfestivals ein wichtiger Bestandteil der literarischen Er wachsenenbzw. Kinder- und Jugendbildung – einem weiteren Schwerpunkt der Förderung. Außerdem besteht ein zentrales Ziel der Förderung in der Stärkung und Unterstützung von Vernetzungsstrukturen und -organen, um Synergien innerhalb der Literaturszene zu schaffen und so der Literaturstadt Köln ein prägnanteres Auftreten nach innen (innerhalb von Köln) und nach außen (in Deutschland und über seine Grenzen hinaus) zu geben. Ein vierter Schwerpunkt ist unverändert die Pflege des literarischen Gedächtnisses der Stadt, wobei das Literaturreferat städtischen Institutionen hierbei nur assistierend zur Seite stehen kann. Die Nachlässe Seit Beginn der 80er Jahre intensivierten das Kulturamt und die Stadtbibliothek ihre Leseförderung durch zahlreiche Einzellesungen, Schullesungen und größere thematische Literaturreihen. Die Gründung des Literaturhauses Köln im Jahre 1996 leistete der Leseförderung und der Vermittlung von Literatur einen großen Schub. Als zentrales Haus der Literatur und der Autoren wird das Literaturhaus mit einem Betriebskostenzuschuss in Höhe von 75.000 € gefördert. Seit 2007 ist das Literaturhaus Köln um das Junge Literaturhaus mit eigenständigem Programm erweitert, das der Lese- und Schreibförderung junger Menschen dient und somit wesentlicher Bestandteil des Angebots an kultureller Bildung dieser Stadt ist. Dafür erhält es eine feste Projektförderung von jährlich 20.000 €. Außerdem beteiligte sich das Literaturreferat auch 2012 und 2013 wieder an der Finanzierung zahlreicher Schullesungen. 2012 plante das Literaturhaus Köln, die Kölner Südstadt zu verlassen und als Untermieter in die städtische Liegenschaft „Die Brücke“, Sitz des Kölnischen Kunstvereins sowie des Filmclub 813, zu ziehen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen konnte das Literaturhaus 2013 eine eigene Immobilie am Großen Griechenmarkt anmieten; das denkmalgeschützte Haus Bachem wurde im Sommer 2014 mit einem großen Sommerfest eröffnet. Ein weiterer Impulsgeber für den literarischen Aufschwung in der Stadt in den letzten Jahren ist die lit.COLOGNE, die 2013 zum 13. Male stattfand. Mit dem Sog, den ein gut konzipiertes und organisiertes Festival auszulösen vermag, lockt sie ein großes Publikum an und trägt Literatur für einige Zeit mit Vehemenz in die Stadt. Unterstützt wird die lit.COLOGNE durch Freitermine in der Philharmonie, städtische Werbekampagnen sowie weitere geldwerte Leistungen aus dem Amt für Wirtschaftsförderung. Es gibt noch viele weitere Partner, die zu der großen Lebendigkeit der Literaturszene Kölns beitragen und die als Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 36 Kulturbericht 2014 Seite 36 Kulturamt 2013 luden die Kinder­ und Jugendbuchwochen brasilianische Autoren in Kölner Schulen ein (Katalogmotiv). Foto: SK­Stiftung Kultur / Getty Images tung Kultur wurde 1995 der Arbeitskreis Leseförderung gegründet. Höhepunkt sind die jährlich stattfindenden „Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen“. 2012 waren hier sehr erfolgreich irische Kinder- und Jugendbuchautoren zu Gast, 2013 folgte das Schwerpunktland Brasilien. Literaturhaus Köln ab August 2014 am Großen Griechenmarkt im Haus Bachem. Foto: Literaturhaus Köln gemeinnützige Vereine in ihren Veranstaltungen vom Kulturamt auch 2012 und 2013 gefördert wurden: Institutionen wie z.B. die Literarische Gesellschaft, weitere Gesellschaften und Vereine (Achim-von-ArnimGesellschaft, Bibliographische Gesellschaft, GoetheGesellschaft, Marcel-Proust-Gesellschaft, Varnhagen Gesellschaft u.v.a), der VS (Verband deutscher Schriftsteller, Sektion Köln), weitere Autorenvereinigungen und Lesebühnen, die ausländischen Kulturinstitute sowie zahlreiche engagierte Kölner Buchhandlungen. Auch verschiedene Universitätsinstitute aus dem Bereich der Philosophischen Fakultät nehmen am literarischen Geschehen in der Stadt teil, werden jedoch nicht finanziell von der Stadt gefördert. Bemerkenswert und erfreulich ist das große Interesse, auf das die Aktivitäten im Kinder- und Jugendbereich jedes Jahr stoßen. Auf Initiative des Kulturamts und der SK Stif- Aktuelle Projekte 2012/2013 und Ausblick Worin die Stärken und Möglichkeiten der Literaturstadt Köln liegen, hat 2012 beispielhaft ein ganz besonderes Projekt des vom Kulturamt institutionell geförderten Literaturhaus Köln vorgeführt. Vom 31. Mai bis zum 4. Juni 2012 fand im Literaturhaus Köln das Projekt „Wider die Müdigkeit!“ statt. Eine Kooperation des Literaturhaus Köln e.V., der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin und des Literaturbüros Freiburg. Als Anfang 2011 der Arabische Frühling erwachte, tauchte die Frage auf: Was können wir von den Bewegungen im arabischen Raum lernen? Unter dem Titel „Wachmacher“ wurden arabische Gäste zu Lesungen, Diskussionen und Konzerten eingeladen. Sie sollten aus ihren Ländern berichten und Fragen nicht nur beantworten, sondern auch stellen können. Der Programmteil „Schleudertrauma“ widmete sich erfolgreich der paradoxen Gleichzeitigkeit von Fortschrittsdruck und sozialen bzw. politischen Lähmungserscheinungen in Deutschland und den mittel- und osteuropäischen Ländern. Das Großprojekt ist ohne zusätzliche Projektförderung durch die Stadt Köln veranstaltet worden, mit Förderung der Kulturstif- Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 37 Kulturbericht 2014 Seite 37 Kulturamt Aminatta Forna und Patrice Nganang zu Besuch bei „Stimmen Afrikas“ im Allerweltshaus. Foto: Herby Sachs tung des Bundes und des Ministeriums Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Auch in dieser Art der Förderung war das Projekt symptomatisch für die Literaturszene in Köln: große überregional ausstrahlende Projekte und Festivals für die Literatur müssen zumeist ohne Projektförderung der Stadt realisiert werden. Mit dem kleinsten Förderbudget in Höhe von 98.000 € sichert das Kulturamt in der Literatur prägende Initiativen und Veranstaltungen wie das Literaturatelier, die Literarische Gesellschaft oder RheinWörtlich in der Stadt nur strukturell ab. Gleiches gilt für Lesungen in den zahlreichen engagierten Kölner Buchhandlungen, die dank der Förderung durch das Kulturamt z. B. so überregional bekannte Lesemarathons wie 2012 die Uwe Johnson Lesungen der Lengfeld’schen Buchhandlung anbieten konnten. 2012 konnte das Kulturamt durch vom Rat zugesetzte Schwerpunktmittel den Literaturkalender des Literaturhaus Köln mit aus der Taufe heben. Dies war ein Desiderat des Förderkonzeptes und wird mit hunderten von eingetragenen Veranstaltungen und Hintergrundinformationen über Kölner Autoren sehr frequentiert. Eine dauerhafte Förderung kann leider zur Zeit nicht geleistet werden, wäre aber wünschenswert. Im Frühjahr 2009 wurde die monatliche Literaturreihe „Stimmen Afrikas“ im Allerweltshaus Köln ins Leben gerufen. Seitdem konnten die Veranstalter viele interessante Autorinnen und Autoren einladen und ein stetig wachsendes Publikum begrüßen. Seit 2012 fördert das Kulturamt diese erfolgreiche Reihe unter dem Themenschwerpunkt „Interkultur“ mit Projektgeldern. 2015 wird eine große Literaturveranstaltung die Kölner Tradition fortsetzen: nach mehrjähriger Planung konnte Prof. Günther Blamberger, Institutsleiter des Internationalen Kollegs Morphomata der Universität Köln, im Jahr 2013 die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt für ein „Literatoren-Colloqium“ als Partner und als Förderer das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Kulturstiftung des Bundes gewinnen. Die erste „Poetica“ wird Anfang 2015 stattfinden. Als Kurator wurde Michael Krüger gewonnen. Eingeladen werden sollen 8 bis 10 internationale Autoren, die sich für mindestens so viele Tage in Köln über ein zeitgeschichtliches Thema austauschen Stilles Refugium für Autorinnen und Autoren: 2012 und 2013 stellte das Kulturamt in Kooperation mit der AntoniterCityKirche zwei Arbeitsräume für Literatinnen und Literaten zur Verfügung. Als erste Autorinnen bezogen im August 2012 die Lyrikerin und Romanautorin Sabine Schiffner und die Kinderbuchautorin Christina Bacher das „Scriptorium“ in einer ehemaligen Kindertagesstätte. Voraussetzung für dieses Arbeitsstipendium war neben deren Professionalität die Bereitschaft der Bewerberinnen und Bewerber, halbjährlich an Aktivitäten der CityKirche teilzunehmen oder diese zu gestalten. Das können beispielsweise Lesungen oder gegebenenfalls Stadtführungen sein. Die Religions- beziehungsweise Konfessionszugehörigkeit spielte bei einer Bewerbung ausdrücklich keine Rolle. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 38 Kulturbericht 2014 Seite 38 Kulturamt Ausgezeichnet Die Jury des Heinrich-Böll-Preises hat sich in der Sitzung am 25.06.2013 unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Jürgen Roters für die in Wien geborene Schriftstellerin Eva Menasse als Trägerin des Heinrich-Böll-Preises der Stadt Köln 2013 entschieden. Der mit 20.000 € dotierte Preis wurde ihr am Freitag, 22. November 2013, im Historischen Rathaus der Stadt Köln von Oberbürgermeister Jürgen Roters verliehen. Die Berliner Literaturkritikerin Dr. Carolin Emcke hielt eine engagierte Laudatio auf Eva Menasse. Im Anschluss bedankte sich Eva Menasse mit einer denkwürdigen ergreifenden Rede zum Politischen in der heutigen Literatur und zu dem Umgang der im November 2013 besonders brisanten Snowden-Enthüllungen, aus der in den deutschen Feuilletons zahlreich zitiert wurde: „Das ist … die Saat von Heinrich Böll, die über wintert hat und wieder aufgehen wird. Was immer Sie tun, denken Sie an Bölls Worte: „Herr Oberst, wir gefährden die Demokratie nicht, wir machen Gebrauch von ihr“. Das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium erhielten die junge Autorin Julia Trompeter (2012) und der Lyriker Christoph Wenzel (2013). 2014 erscheint Trompeters erster Roman bei Schöffling & Co. Christoph Wenzel ist Aachener Lyriker und Literaturwissenschaftler mit westfälischen Wurzeln. Die Jury begeisterte seine „Heimatlyrik, die sich - natürlich bar jeglicher Tümelei - in buchstäblich bodenständiger Weise mit dem westfälischen Erinnerungsraum, dem Wenzel entstammt, befasst“. Julia Trompeter bei der Verleihung des Brinkmann­Stipendiums 2012. Christoph Wenzel bei der Verleihung des Brinkmann­Stipendiums 2013. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/Peter Kunz Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln LITERATUR Betriebskostenzuschüsse Geförderte Einrichtung Förderung 2012 Förderung 2013 75.000 € 75.000 € Förderung 2012 Förderung 2013 100.000 € 80.000 € 2012 Aufstockung um 20.000 €, da kein Böll-Preis Anteil Schwerpunktmittel 0€ 15.000 € Aufstockung Mittel Literaturhaus wegen Vorbereitungskosten des geplanten Umzugs Anteil Festivalmittel 0€ 0€ Preisgeld Böll-Preis 0€ 20.000 € Literaturhaus e. V. Projektförderung Projektkostenzuschüsse Bemerkungen Bemerkungen Vergabe alle zwei Jahre Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 39 Kulturbericht 2014 Seite 39 Kulturamt Musik Referent: Dr. Hermann-Christoph Müller Förderetat: 2012 2013 860.463 € 1.294.463 € Institutionelle Struktur Die Kölner Freien Szenen der Alten Musik, der Neuen Musik, der Elektronik sowie des Jazz und der Improvisierten Musik stellten ihren nationalen und internationalen Rang in vielfältiger Weise unter Beweis. Jede dieser Szenen hat ihre eigenen Stars, Strukturen, Netzwerke, Entwicklungspotentiale, Dynamiken und spezifischen Probleme, die sich teils überschneiden, teils aber auch unabhängig voneinander zu betrachten sind. Die vielen herausragenden, freiberuflich arbeitenden Kölner Einzelmusiker, Komponisten, Klangkünstler, Dirigenten, Solisten und Ensembles gastieren auf internationalen Konzertpodien und Musikfestivals, lehren an bedeutenden Hochschulen des In- und Auslands und produzieren weltweit beachtete CDs. Damit tragen sie den Namen Kölns in alle Welt und sind doch teilweise vor Ort mit ihren Arbeiten kaum präsent. Der Großteil der freien Musikszene Kölns ist in dem 1999 gegründeten Interessenverband IFM – Initiativkreis Freie Musik – organisiert. Als ein kulturpolitischer Zusammenschluss von Interpreten, Komponisten, Ensembles, Vereinen, Initiativen, Veranstaltern und Spielstätten mit fast 400 Mitgliedern dient der IFM – Initiativkreis freie Musik – als kulturpolitische Vertretung und Ansprechpartner der Kulturverwaltung. Darüber hinaus führt der IFM Gespräche mit dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Westdeutschen Rundfunk, der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie weiteren Einrichtungen, die den Rahmen des Kölner Kultur- und Musiklebens mitbestimmen. Seit 2005 veranstaltet der IFM Projekte e.V. die Kölner Musiknacht mit 100 Konzerten an 25 Spielstätten des Innenstadtbereichs, um einmal im Jahr die Qualität und Vielfalt der Kölner freien Musikszene in konzentrierter Form der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Musikreferat fördert die freiberuflich, professionell tätigen Musikerinnen, Musiker, Ensembles, Gruppen, Vereine und Initiativen auf der Grundlage des im Dialog mit dem IFM entwickelten und im Jahr 2008 vom Ausschuss für Kunst und Kultur beschlossenen Musikförderkonzeptes, den darin festgelegten Förderrichtlinien, Zielen, Schwerpunkten und Instrumenten sowie unter Berücksichtigung der Anregungen und Vorschläge des zweimal jährlich tagenden Musikbeirats. Mit nur fünf institutionell geförderten Einrichtungen scheint die Musikszene auf einer schmaleren institutionellen Basis zu stehen als andere Kunstsparten, allerdings handelt es sich bei den geförderten Spielstätten, Vereinen und Netzwerken um international bekannte Veranstaltungsorte wie den Stadtgarten und das Loft, um überregional ausstrahlende Einrichtungen wie das Produktions- und Probenzentrum ZAMUS sowie um breit aufgestellte Zusammenschlüsse wie das Netzwerk ON - Neue Musik Köln. Die Förderung dieser Einrichtungen kommt einer großen Zahl von Akteuren zu Gute. Durch ein angemessenes Verhältnis zwischen flexibler Projektförderung und langfristiger institutioneller Förderung und durch die Schaffung neuer Strukturen konnten die Arbeitsbedingungen und Auftrittsmöglichkeiten der Akteure nachhaltig verbessert werden. Im Februar 2012 wurde nach anderthalbjähriger Vorbereitungszeit das Zentrum für Alte Musik Köln (ZAMUS) auf dem Helios-Gelände in Köln-Ehrenfeld neu öffnet. Durch diese bundesweit einzigartige Einrichtung hat Köln eine breite öffentliche Wahrnehmung erfahren und seinen Ruf als Hauptstadt der Alten Musik gefestigt. Der Impuls zur Gründung, Vernetzung und Kooperation ging von den Akteuren der Alten Musik Szene aus. Dieser Impuls wurde vom Kulturamt und dem Land NordrheinWestfalen aufgegriffen und weiterentwickelt, um eine tragfähige Struktur für alle Akteure zu schaffen. Auf insgesamt 1000 Quadratmetern stehen den Interpreten, Ensembles und Orchestern zwei Probensäle, ein Instrumentenraum, ein Notenarchiv, acht Büroräume sowie zwei Aufenthaltsräume zur Verfügung. Damit konnten die Arbeits- und Produktionsbedingungen der Alten Musik Szene nachhaltig verbessert werden. Das Zentrum befindet sich in Trägerschaft der zeitgleich neu gegründeten Kölner Gesellschaft für Alte Musik, die auch das Kölner Fest für Alte Musik ausrichtet. Das Zentrum wird vom Land und der Stadt zu gleichen Teilen gefördert, um die Gegenfinanzierung sicherzustellen, mussten in 2013 Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 40 Kulturbericht 2014 Seite 40 Kulturamt Philharmonie und dem Festival Acht Brücken – Musik für Köln weiter fortgesetzt werden. ZAMUS – Zentrum für Alte Musik Köln. Foto: Stefan Flach / Filter Design Köln Projektmittel umgewidmet werden. Das Zentrum kann als ein Modell für die Schaffung von tragfähigen Strukturen und die nachhaltige Förderung auch in anderen Musikbereichen wie der Neuen Musik und der Jazzmusik betrachtet werden. Nach dem Auslaufen der Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes konnte das Netzwerk ON – Neue Musik Köln seine Arbeit in 2012/13 in den drei Hauptfeldern künstlerische Produktion, Musikvermittlung und Schlüsselwerkreihe sowie der Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich fortsetzen und ist damit eines der wenigen bundesweiten Projekte, das über den vierjährigen Förderzeitraum der Kulturstiftung des Bundes hinaus weiter besteht. Mit seinen über 30 Partnern – von großen Institutionen wie der Kölner Philharmonie oder der Hochschule für Musik und Tanz Köln, bis zu Ensembles und Einzelkünstlern – verfolgt ON das Ziel der Vernetzung der Akteure aus der freien Szene und den großen Kulturinstitutionen zur Durchführung von gemeinsamen, breit wirkenden Projekten zur Vermittlung zeitgenössischer Musik weiter. In 2012/13 fanden über 130 Veranstaltungen statt, von Konzertproduktionen über Vermittlungsprojekte bis zu Veranstaltungen mit spartenübergreifendem, kooperativem Charakter. Die gebündelte Präsentation aller Netzwerkpartner unter dem Dach ON-Temporary und die Hommage á Radulescu waren besonders herausragende Veranstaltungen. Durch die Herausgabe des ON-Magazins und die Erweiterung der Website wurde die Öffentlichkeitsarbeit für Projekte mit zeitgenössischer Musik weiter intensiviert. Zudem konnte mit ON@Acht Brükken die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Kölner Der Stadtgarten ist ein erstrangiger, international anerkannter Veranstaltungsort für Jazz und improvisierte Musik, der nach seiner Eröffnung 1986 bundesweit zum Vorbild für viele vergleichbare Musikinitiativen wurde. In 2012/13 wurde der Ort mit Zusatzmitteln aus dem Renovierungsprogramm Museen und Kulturbauten instand gesetzt. Mit über 400 Veranstaltungen im Jahr deckt das Programm des Stadtgartens im Konzertsaal und im Studio 672 eine große musikalische Bandbreite ab. Im Mittelpunkt steht die Aktuelle Musik in all ihren Erscheinungsformen. Nach wie vor hat der Jazz in seinen unterschiedlichen Facetten und Konzepten jenseits des musikalischen Mainstreams hier seinen angestammten Platz. Ein programmatischer Schwerpunkt liegt auf der Präsentation improvisierter Musik aus Europa. Ergänzt wird das Musikprogramm durch Veranstaltungen zur zeitgenössischen Literatur und durch Diskussionsrunden. Das Loft, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiern kann, ist ein national wie international renommierter Konzertort für experimentelle, improvisierte und Jazzmusik. Wegen seiner technisch hochwertigen Ausstattung mit zwei Konzertflügeln und der Möglichkeit, Konzerte in Studioqualität mitzuschneiden, genießt der Ort unter Musikerinnen, Musikern und Bands hohes Ansehen. In den über 160 Konzerten ist die lokale Musikszene ebenso vertreten wie Gastmusiker aus aller Welt. Partner wie die KGNM – Kölner Gesellschaft für Neue Musik, die Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie die Rheinische Musikschule nutzen den Raum für ihre Veranstaltungen. Loft. Foto: Hans­Martin Müller Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 41 Kulturbericht 2014 Seite 41 Kulturamt Die KGNM – Kölner Gesellschaft für Neue Musik ist ein Traditionsverein, der bereits 1921 als einer der ersten regionalen Gesellschaften zur Förderung der neuen Musik gegründet wurde und seitdem mit Unterbrechungen zwischen 1933 bis1948 sowie zwischen 1964 bis1982 existiert. Die Kölner Gesellschaft für Neue Musik veranstaltet Konzerte, Musikfeste, Komponisten-Werkstätten und Diskussionen und gibt eine zweimonatige Terminund Informationsschrift zur Neuen Musik in Köln heraus. Schwerpunktsetzungen/aktuelle Projekte Aufgrund der Ausbildungssituation an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und den guten Arbeitsmöglichkeiten sind in Köln wieder vermehrt junge Interpreten, Komponisten und neu gegründete Ensembles tätig. Dieser Tatsache trägt die Schwerpunktsetzung im Bereich des Komponisten- und Interpretennachwuchses Rechnung. In 2012/13 konnten mit zusätzlichen Mitteln für Schwerpunktsetzungen 25 Kompositionsaufträge vergeben werden, deren Uraufführungen im Rahmen von renommierten Festivals wie der new talents – biennale cologne und dem Forum Neue Musik des Deutschlandfunks stattfanden. Ebenfalls konnten junge Ensembles wie das Asasello Quartett im Bereich der neuen Musik und das Coelner Barockorchester aus dem Bereich der historischen Aufführungspraxis gezielt gefördert werden. Neben der Nachwuchsförderung lag ein zweiter Schwerpunkt auf der Förderung spartenübergreifender Projekte. Durch die Digitalisierung gewinnen neue Medien wie Video, Szenographie, Visualisierung und Internet sowie Klanginstallationen für das Musikschaffen zunehmend an Bedeutung. In 2012/13 konnten mit zusätzlichen Mitteln für Schwerpunktsetzungen und Festivalförderung spartenübergreifende und intermediale Produktionen wie das Frischzelle-Festival gefördert werden. Zudem bietet die vom Kulturamt initiierte und geförderte reiheM Musikformen im Spannungsfeld zwischen neuer Musik, Elektronik und digitalen Medien eine Plattform. Ein dritter Schwerpunkt lag im Bereich des Jazz und der improvisierten Musik, deren Akteure äußerst produktiv und erfolgreich agieren. In 2013 wurden gleich vier Jazzmusiker – der Bassist Sebastian Gramss, die Pianisten Hans Lüdemann, Sebastian Sternal und Florian Weber – mit dem renommierten Echo-Jazz-Preis ausgezeichnet. Mit zusätzlichen Mitteln zur Festivalförderung und aus Projektmitteln des Musikreferats sowie durch die Zurver- fügungstellung von Stadtinformationskampagnen wurden in 2012/13 gezielt Festivals und Reihen gefördert, darunter Winterjazz, die Festivals Klaeng und SummerKlaeng, sowie die Konzertreihen Metropolitan Sound, Broken Sound, Reconstructing Song im Stadtgarten und das Plush-Music-Festival im Loft. Im Bereich der Projekt- und Reihenförderung konnten bestehende Reihen und Festivals wie beispielsweise das Forum Alte Musik, der Romanische Sommer und die Kölner Musiknacht, das Kölner Fest für Alte Musik, die Brükkenmusik sowie die wieder aufgenommene Konzertreihe der Cäcilienkonzerte im Museum Schnütgen durch eine kontinuierliche Förderung erhalten und teilweise ausgebaut werden. Dabei hat sich gezeigt, dass die Bündelung von Einzelprojekten in Konzertreihen und die Konzentration der Fördermittel auf herausragende Projekte, Reihen und Festivals eine Qualitätssteigerung ebenso wie eine Verbesserung der öffentlichen Aufmerksamkeit zur Folge haben. Förderinstrumente Zur Förderung stehen dem Musikreferat neben den Instrumenten der allgemeinen Musikförderung (Dokumentationen, CD-, DVD- und Buchpublikationen, Gastspielförderung, Kompositionsaufträge) vorrangig zwei Förderinstrumente zur Verfügung: Projektförderung und institutionelle Förderung. Im Jahr 2012 standen dem Musikreferat Mittel in Höhe von 699.263 €, in 2013 613.263 € zur Verfügung. In 2012/13 sind zusätzlich anteilig Mittel aus den Schwerpunkt- und Festivalmitteln in Höhe von 74.000 € hinzugekommen. Die in den vergangenen zwei Jahren verfolgte Förderstrategie des Musikreferats hatte das Ziel, ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen Einzelprojekten, Reihen, Festivals sowie institutionell geförderten Spielstätten und Netzwerken herzustellen und damit die Arbeitsbedingungen und Aufführungsmöglichkeiten der vor Ort tätigen Akteure nachhaltig zu verbessern. Im Bereich der allgemeinen Musikförderung wurden Buch- und CD-Dokumentationen unterstützt, welche die Qualität, Vielfalt und Bedeutung der Musiksparten Jazz und improvisierte Musik, Neue und Elektroakustische Musik belegen. In 2012 und 2013 wurden neben Promotion-CDs einzelner Musiker und Gruppen sowie Konzertdokumentationen auf DVD auch die Kompilation-CD Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 42 Kulturbericht 2014 Seite 42 Kulturamt „Noise of Cologne 2“ mit zwölf Komponisten aus dem Bereich der elektronischen Musik gefördert. Zudem konnten Einzelkünstler und Ensembles durch Gastspielförderungen Auftritte bei renommierten Festivals im Ausland ermöglicht werden. Ausblick Mit relativ geringen finanziellen Mitteln wurden in den vergangenen Jahren in der Kölner Musikszene Potentiale freigesetzt, welche Köln als Musikstadt international ausstrahlen und für junge Musikerinnen und Musiker von außerhalb wieder attraktiv werden ließ. Die Musikszene ist gegenwärtig so kreativ und produktiv wie lange nicht. Dennoch fehlt es vor allem im Bereich des Jazz, der improvisierten Musik und der Neuen Musik an Probenräumen. Nötig wäre ein zentraler Proben- und Produktionsort für die Ensembles der Neue Musik, des Jazz und der improvisierten Musik mit einer vergleichbaren Infrastruktur, wie sie für die Alte Musik mit dem Zentrum für Alte Musik besteht. Nach der Renovierung des Stadtgartens ist es nötig, dessen Programm weiter zu profilieren und dazu einen entsprechenden Programmetat bereitzustellen. Zudem sollte der Projektmitteletat des Musikreferats wieder um den zur Gegenfinanzierung der Landesmittel für das ZAMUS ver wendeten Mittel aufgestockt werden. Insgesamt wäre es also wünschenswert die im Haushalt für die Musikszene vorgesehenen Mittel aufzustocken. Das mit 10.000 € dotierte Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium für Komposition wurde erstmals 1971 vergeben. Seit 1976 wird es ohne Unterbrechung jedes Jahr ausgelobt und an eine junge Komponistin beziehungsweise Komponisten vergeben. Die Altersgrenze für Bewerber liegt bei 35 Jahren. Die Liste der ehemaligen Preisträger ist imposant und es finden sich darunter Namen von heute international renommierten Komponisten wie York Höller, Manos Tsangaris und Brigitta Muntendorf. Preisträger des Jahres 2012 war der Komponist und Cellist Niklas Seidl, Preisträger des Jahres 2013 der Komponist, Improvisator und Instrumentenbauer Simon Rummel. Stefan Karl Schmid bei der Verleihung des Will­Stipendiums 2013. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln / Peter Kunz / Kim Pottkämper Horst und Gretl Will­Stipendium und Bernd Alois Zimmermann­Stipendium Das aus privaten Mitteln der Horst und Gretl Will-Stiftung finanzierte Horst und Gretl Will-Stipendium für Jazz und Improvisierte Musik wird seit 1998 jedes Jahr ausgelobt und an eine junge Nachwuchsmusikerin beziehungsweise Nachwuchsmusiker vergeben. Das Stipendium ist mit 10.000 € dotiert. Die Altersgrenze der Bewerber liegt bei 30 Jahren. Aufgrund der hohen musikalischen Qualität konnten sich in der Vergangenheit viele der ehemaligen Stipendiaten künstlerisch durchsetzen und sind heute international erfolgreich agierende Musikerinnen und Musiker. Preisträger des Jahres 2012 war der Pianist Pablo Held, der in diesem Jahr mit seinem Trio und John Scofield als Gastmusiker vor ausverkauftem Haus in der Kölner Philharmonie auftrat. Preisträger des Jahres 2013 war der Saxophonist Stefan Karl Schmid. Simon Rummel, Zimmermann­Stipendiat 2013. Foto: In­Jung Jun Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 43 Kulturbericht 2014 Seite 43 Kulturamt MUSIK Betriebskostenzuschüsse Förderung 2012 Förderung 2013 2nd Floor e. V. 20.000 € 25.000 € Initiative Kölner Jazz Haus e.V. (Stadtgarten) 80.000 € 80.000 € Kölner Gesellschaft für Neue Musik e.V. 19.700 € 19.700 € Stadtmusikverband e.V. ON - Netzwerk Neue Musik e.V. Kölner Gesellschaft für Alte Musik e.V. (ZAMUS, Zentrum für Alte Musik Köln) Verein Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums Projektförderung Projektkostenzuschuss Musik Anteil Schwerpunktmittel Anteil Festivalmittel Sonstige: Acht Brücken Festival Joseph-Haydn-Institut 6.700 € 6.700 € 150.000 € 150.000 € 80.000 € 80.000 € 7.700 € 7.700 € Förderung 2012 Förderung 2013 335.163 € 244.163 € 0€ 37.000 € 22.000 € 15.000 € 2012 2013 139.200 € 629.200 € 24.400 € 24.400 € Bemerkungen Laienmusikförderung in 2012 aus "Aufstockung aus Kulturförderabgabe“, in 2013 aus Projektmitteln Bemerkungen Bemerkungen Entscheidung über Höhe und Vergabe des Zuschusses liegt bei der Kämmerei Mietzahlung Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 44 Kulturbericht 2014 Seite 44 Kulturamt Darstellende Kunst Referentin: Gisela Deckart Förderetat: 2012 2013 2.521.281 € 2.458.998 € Theater /Tanz Institutionelle Struktur Das Referat für Theater und Tanz des Kulturamtes der Stadt Köln fördert die vielfältige, professionell arbeitende freie Szene der darstellenden Künstlerinnen und Künstler in Köln. Die Szene präsentiert sich nicht nur in einem großen Spektrum unterschiedlicher ästhetischer Ausformungen, sondern auch in diversen Organisationsformen, z.B. als gemeinnützige Vereine, Initiativen, Labels, GbRs, Spielstätten GmbHs oder als Einzelkünstlerinnen und -künstler. Mit einer Quantität von 60 bis 80 freien Gruppen aus den Bereichen Theater, Kinder- und Jugendtheater und Tanz, sowie mehr als 30 geförderten und nicht-geförderten Spielstätten in Köln ist die Kölner Tanz- und Theaterszene mit Abstand die größte des Landes NRW. Die Förderung der freien darstellenden Künstlerinnen und -künstler erfolgt auf der Basis der im Jahr 2001 und 2011 vom Rat der Stadt Köln verabschiedeten Förderkonzepte für Theater und Tanz. Im Sinne dieser Konzepte werden professionelle Künstlerinnen und Künstler und Initiativen gefördert, die sich um die künstlerische Weiterentwicklung der zeitgenössischen Ausdrucksweisen der freien darstellenden Kunst bemühen. Über deren künstlerische Qualität und Förder würdigkeit beraten gewählte Fachbeiräte gemeinsam mit der Ver waltung. Künstlerische Vorhaben von Laien und solche, die potentiell auch wirtschaftlich tragfähig sind, wie Comedy, Kabarett und Kleinkunstformate, werden durch das Kulturamt nicht gefördert. Zur Förderung der Tanz- und Theaterszene standen im Jahr 2012/13 ca. 2.4 Mio. € jährlich zur Verfügung, die in Form von befristeten Konzeptionsförderungen oder als Projektförderungen mit Unterstützung von Beiräten vergeben wurden. Vierjährige Konzeptionsförderungen in Höhe von 1.292.300 € erhielten 2012/13 insgesamt elf Orangerie innen. Bild: Marko Berger Theaterspielstätten und freie -gruppen. Zwei Tanzensembles wurden mit einer dreijährigen Konzeptionsförderung von insgesamt 60.000 € ausgestattet. Für Projektförderungen des Theaters standen im gleichen Zeitraum 585.050 €, bzw. 534.050 € zur Verfügung, für Tanzproduktionen waren es 223.828 €, bzw. und 216.248 €. Die Struktur der Kölner Tanz- und Theaterlandschaft zeichnet sich insbesondere durch ihre Kleinteiligkeit aus, – was als Stärke und Schwäche gleichermaßen wahrgenommen werden kann. Während die intime Atmosphäre und die Nähe zu den Darstellern von vielen Besuchern geschätzt werden, erschweren die zu kleinen Bühnenformate und die begrenzte Zuschauerzahl häufig ein zeitgemäßes und wirtschaftliches Bespielen der Häuser. Für freie Tanzproduktionen er weist sich die Mehrzahl der Spielorte aufgrund ihrer geringen Größe als ungeeignet, so dass im Tanz auf multifunktionale Veranstaltungsräume, z. B. in den Bürgerzentren, zurückgegriffen werden muss. Drei Theaterspielorte befinden sich in städtischem Eigentum, davon wurden zwei (das Kinderkulturhaus Comedia und das Freie Werkstatttheater) im Rahmen von Städtebauförderungsmaßnahmen mit Landesmitteln ausgebaut und verfügen über angemessene Räumlichkeiten. Die Orangerie im Volksgarten, die ebenfalls in städtischem Besitz ist und für kleinere Theater- und Tanzformate genutzt werden kann, ist hingegen stark sanierungsbedürftig und nicht ganzjährig bespielbar. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 45 Kulturbericht 2014 Seite 45 Kulturamt Freies Werkstatt Theater Köln. Foto: Meyer Originals Schwerpunktsetzungen/aktuelle Projekte Die Förderung der freien Tanz- und Theaterinitiativen zielt auf den Erhalt einer konzeptionell und ästhetisch vielfältigen Szene, deren professionelle Angebote sich untereinander und auch mit den anderen Szenen ergänzen sollen. Neue künstlerische Entwicklungen und aktuelle inhaltliche Schwerpunkte sollen auch dem Kölner Publikum zugänglich gemacht werden. Tanz – Dressing the City. Foto: Angie Hiesl Produktion Durch zusätzliche Mittel für gezielte Schwerpunktsetzungen und zur Unterstützung von Festivals der freien Szene konnten in den Jahren 2012/13 auch im Bereich der darstellenden Kunst Akzente gesetzt werden. Die Festivals tanz.tausch und fünfzehnminuten, die mit insgesamt 25.000 € gefördert wurden, zielten dabei konkret auf die Förderung des künstlerischen Nachwuchses. Mit 15.000 € Vorbereitungskosten wurde außerdem das länderübergreifende EU Projekt Taburopa aus den zugesetzten Mitteln unterstützt. Ebenfalls mit Vorbereitungskosten in Höhe von 25.000 € konnte das Festival Impulse als wichtigstes Theaterfestival der freien Szene im deutschsprachigen Raum bereits in 2012 unterstützt werden. Zur Durchführung im Jahr 2013 erhielt das Festival weitere 20.000 €. Ohne zeitliche Befristung wurde außerdem das Budget für Tanzproduktionen um 22.500 € aufgestockt. Zum Erhalt der Kölner Theaterinfrastruktur, insbesondere der Theater, die keine Konzeptionsförderung bekommen, stellte der Rat der Stadt in 2013 befristet auf zwei Jahre zusätzlich 200.000 € im sogenannten Feuerwehrtopf zur Verfügung. Mit Hilfe dieser Mittel, die zur Überbrückung bis zur nächsten Vergaberunde der Konzepti- onsförderung dienen sollten, wurden drei Theaterspielstätten und eine freie Theatergruppe zusätzlich gefördert, darunter auch das Theater der Keller. Inhaltliche Akzente wurden durch das Referat für Theater und Tanz auch in der regulären Projektförderung gesetzt, so z. B. durch die Unterstützung der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit, die das Theater Im Bauturm durch Einladungen und Koproduktionen mit afrikanischen Gruppen initiiert hat, ebenso wie durch die verstärkte Förderung von auswärtigen Gastspielen innovativer Theater- und Performancekünstler von Seiten der Studiobühne der Universität. Unter strukturellen Gesichtspunkten und mit dem Ziel, die Aufführungsbedingungen speziell für den Tanz zu stärken, wurde in 2012 in Kooperation mit der Alten Feuer wache erstmalig die auf mehrere Jahre angelegte Veranstaltungsreihe tanzpunkt.köln aufgelegt, welche Kölner- und nordrhein-westfälischen Ensembles Freitermine im Theatersaal der Feuerwache zur Verfügung stellt. Zur Unterstützung der Reihe wurde außerdem aus Referats- Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 46 Kulturbericht 2014 Seite 46 Kulturamt mitteln in die Verbesserung der Bühnentechnik im Veranstaltungssaal der Feuerwache investiert. Förderinstrumente Durch die verabschiedeten Förderkonzepte steht für Theater und Tanz ein differenziertes Förderinstrumentarium zur Verfügung, das darauf abzielt, die Balance zwischen der Herstellung notwendiger Planungssicherheit und der kurzfristigen Realisierung von Projektideen und der Berücksichtigung wechselnder Produzentinnen und Produzenten herzustellen. Für die mehrjährige Förderung von Spielstätten und freien Gruppen mit ganzjährigem Spielbetrieb steht die drei-, bzw. vierjährige Konzeptionsförderung für Tanz und Theater zur Verfügung. Zur gezielten Förderung von Einzelprojekten stehen in diesem Bereich einjährige – und im Tanz auch mehrjährige – Produktionskostenzuschüsse sowie Abspielförderungen für bereits geförderter Produktionen in Köln, außerdem Gastspielförderungen für auswärtige Auftritte von Kölner Gruppen oder Einladungen auswärtiger Gruppen nach Köln zur Verfügung. Deutsches Tanzarchiv Köln Die Gründung des Deutschen Tanzarchivs Köln erfolgte 1948 als Privatsammlung des Tänzers und Pädagogen Kurt Peters. Nach dem Erwerb durch die SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn wurde es 1986 in gemeinsamer Trägerschaft mit der Stadt Köln einer breiten Öffentlichkeit als Informations-, Dokumentations- und Forschungszentrum für Tanz zugänglich gemacht. Archiv, Bibliothek und Videothek mit ihren reichhaltigen Beständen ermöglichen Besuchern und Nutzern aus aller Welt einen umfassenden Blick in Geschichte und Gegenwart des Tanzes. Die kontinuierliche Aufarbeitung und Verzeichnung der Bestände sowie die Übernahme aktueller Tanzdokumente und Sammlungen erweitern die Möglichkeiten und Perspektiven der wissenschaftlichen Erforschung der Kunstform Tanz. Im angeschlossenen Tanzmuseum wird die Geschichte und Gegenwart der Tanzkunst erlebbar. Jährlich wechselnde Ausstellungen und begleitende Veranstaltungen wie Führungen, Vorträge, Filmpräsentationen, künstlerische Performances sowie Spiel- und Lernaktionen für Kinder machen das Tanzmuseum zu einem Ort der Begegnung mit einer faszinierenden Kunstform. Die Angebote ermöglichen den Besuchern immer wieder neue Zugänge zum Thema und bringen einem breiten Publikum den Tanz in seiner kulturübergreifenden Vielfalt und Geschichte nahe. Die Jahresausstellung 2012/13 „Lichtspiele. Wie Film und Fotografie Tanz sehen“ thematisierte die Beziehung zwischen Fotografie, Film und Tanz, die so alt ist wie Fotografie und Film selbst. Die Präsentation belegte, wie der Tanz in seiner Vielfalt und Experimentierfreude Fotografen und Filmemacher zu allen Zeiten zur künstlerischen Auseinandersetzung angeregt hat und wie dies fotografische und filmische Bilderwelten und Sehgewohnheiten durcheinander gewirbelt hat. Die Ausstellung speiste sich aus den reichhaltigen Beständen des Archivs, zu denen u. a. über 160.000 Fotos, über 117.000 Originalnegative sowie eine Sammlung mit über 3.500 Filmen gehören. Auf der wissenschaftlichen Ebene ist das Deutsche Tanzarchiv Köln als „An-Institut" der Kölner Hochschule für Musik und Tanz angegliedert. Im Rahmen eines vom Leiter des Deutschen Tanzarchivs, Prof. Dr. Frank-Manuel Peter, abgehaltenen Seminars erarbeiteten Studierende des tanzwissenschaftlichen Studiengangs kürzlich ein vorläufiges Werkverzeichnis der deutschen Tänzerin Valeska Gert (1892 – 1978) und veröffentlichten dieses auf der Homepage des Deutschen Tanzarchivs Köln. Die Aktivitäten von Archiv und Museum werden von einem Freundes- und Förderverein, den Freunden der Tanzkunst am Deutschen Tanzarchiv Köln e.V., unterstützt. (Text Ralf Convents, Deutsches Tanzarchiv) Blick in die Ausstellung „Lichtspiele. Wie Film und Fotografie Tanz sehen“ des Deutschen Tanzarchivs. Foto: Susanne Fern Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 47 Kulturbericht 2014 Seite 47 Kulturamt Ausblick Die Kölner Tanz- und Theaterszene wird getragen von vielen langjährig agierenden Akteurinnen und Akteuren. Dies gilt sowohl für den Betrieb von Spielstätten als auch für freie Produzenten ohne eigenes Haus. Zusätzlich gibt es jedoch auch immer mehr Künstlerformationen mit häufig wechselnder, z. T. spartenübergreifender Zusammensetzung, sowie Künstlerinnen und Künstler, die nur temporär in der Stadt arbeiten oder auch Einzelkünstlerinnen und -künstler, die sich städteübergreifend zusammenfinden, um Koproduktionen und Kooperationen auf den Weg zu bringen. Für alle im zeitgenössischen Theater- und Tanzschaffen üblichen Produktionsmodelle be- nötigt die Szene jedoch dringend die entsprechenden materiellen, personellen und infrastrukturellen Grundlagen in der Stadt. Ohne diese Grundlagen ist weder die künstlerische Qualität der Gruppen und Häuser, noch der quantitative Bestand der Kölner Szene aufrechtzuerhalten. Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Produktionsbedingungen für die freie Szene in Köln könnte die Schaffung eines Produktions- und Aufführungszentrums für die darstellende Kunst sein, aber auch Investitionen in die bestehende Infrastruktur (z.B. die Sanierung der Orangerie) sowie die Aufstockung der Produktionsmittel ganz allgemein wären wünschenswert zum Erhalt der in NRW einzigartigen Kölner Tanz- und Theaterszene. TANZ Förderung 2012 Förderung 2013 Kompanie Silke Z. 30.000 € 30.000 € Kompagnie Mouvoir 30.000 € 30.000 € Deutsches Tanzarchiv 95.000 € 95.000 € Landesbüro Tanz 16.400 € 16.400 € Projektförderung Förderung 2012 Förderung 2013 Tanzproduktionen 176.328 € 216.248 € darin enthalten sind jeweils drei dreijährige Projektförderungen à 15.000 € (Gesamtvolumen 45.000 € pro Jahr) Strukturförderung 30.922 € 58.665 € anteilig für Tanz, im Haushalt als Gesamtbetrag für darstellende Kunst in Höhe von 155.450 € (2012) und 149.450 € (2013) eingestellt Qualifizierung bestehender Strukturen 22.500 € 0€ Anteil Schwerpunktmittel 22.500 € 0€ Betriebskostenzuschüsse Bemerkungen Konzeptionsförderung: Sonstige: Bemerkungen anteilig für Tanz, im Haushalt als Gesamtbetrag für darstellende Kunst in Höhe von 50.000 € eingestellt Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 48 Kulturbericht 2014 Seite 48 Kulturamt TANZ Projektförderung Anteil Festivalmittel Anteil Kulturförderung Mieten Wachsfabrik (Tanz) Sonstiges Residenzstudios im cologne dance center THEATER Betriebskostenzuschüsse Förderung 2012 Förderung 2013 0€ 10.000 € 25.000 € 0€ Förderung 2012 Förderung 2013 41.807 € 24.388 € Förderung 2012 Förderung 2013 57.972 € 57.972 € Förderung 2012 Förderung 2013 Konzeptionsförderung: Comedia 376.100 € 376.100 € Angie Hiesl Produktion 75.000 € 75.000 € c.t.201 44.400 € 44.400 € Drama Köln 35.000 € 35.000 € Freihandelszone 83.000 € 83.000 € 190.000 € 190.000 € 75.000 € 75.000 € monteure 5.900 € 35.900 € Orangerie 75.000 € 75.000 € Studiobühne 90.000 € 90.000 € 190.000 € 190.000 € Freies Werkstatt Theater Kölner Künstler Theater Theater im Bauturm Bemerkungen tanzWeb Bemerkungen Mietübernahme Bemerkungen Nutzungsentgelt für anteilig genutzte Studios, die Kölner Tanzkompanien kostenlos zur Verfügung gestellt werden Bemerkungen Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 49 Kulturbericht 2014 Seite 49 Kulturamt Feuerwehrtopf: Förderung 2012 Theater der Keller Förderung 2013 Bemerkungen 100.042 € 90.000 € 28.000 € 0€ 6.300 € 0€ 15.752 € 40.000 € Theater am Sachsenring 9.068 € 0€ Theater Tiefrot 3.570 € 34.000 € a.tonal.theater 11.472 € 0€ Deutsch-griech. Theater 12.056 € 26.000 € Futur 3 8.361 € 0€ TKO 4.083 € 0€ 0€ 10.000 € 22.900 € 22.900 € Förderung 2012 Förderung 2013 Theaterproduktionen 178.900 € 178.900 € Kinder- und Jugendtheater 124.100 € 124.100 € 81.600 € 81.600 € 124.528 € 90.785 € anteilig für Theater, im Haushalt als Gesamtbetrag für darstellende Kunst in Höhe von 155.450 € (2012) und 149.450 € (2013) eingestellt 27.500 € 0€ anteilig für Theater, im Haushalt als Gesamtbetrag für darstellende Kunst in Höhe von 50.000 € eingestellt ARTheater Cassiopeia Theater Horizont-Theater Freihandelzone Sämtliche Zuschüsse: In einer Summe von 200.000 € als Etat "Feuerwehrtopf Förderkonzepte“ in den Haushalt eingestellt" Freihandelszone: Aufstockung der Konzeptionsförderung aus „Feuerwehrtopf Förderkonzepte“ Sonstige: Junge Theatergemeinde Projektförderung Gastspiel/Abspiel Strukturförderung Qualifizierung bestehender Strukturen Anteil an Schwerpunktmitteln Anteil an Festivalmitteln 45.000 € 20.000 € 0€ 15.000 € Bemerkungen Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 50 Kulturbericht 2014 Seite 50 Kulturamt Popkultur Referent: Till Kniola ab 1. 1. 2014 Manfred Post bis 31. 12. 2012 Förderetat: 2012 2013 537.496 € 331.063 € Institutionelle Struktur Köln verfügt als Metropole im Herzen Europas über gute Bedingungen für die Akteure der Popkultur. Das Referat für Popkultur und Filmkultur unterstützt professionelle Musikerinnen und Musiker, Veranstalter, Club-Betreiber, Labels, u.a. bei der Durchführung ihrer Projekte. Ziel der Förderung ist es, die weitere Professionalisierung der Szene voranzutreiben, den Pop-Standort Köln im nationalen wie internationalen Vergleich zu stärken, den Vernetzungsgedanken zu befeuern und einen möglichst breiten Zugang zur Popkultur für alle zu ermöglichen. In diesen Förderbemühungen streift die Popkulturförderung auch Themenfelder der Kultur- und Kreativwirtschaft und der Jugendarbeit. Gentleman live bei der Eröffnung der c/o pop 2013, Foto: Frank Schoepgens Die vitale Clubszene mit ihren zahlreichen Auftrittsmöglichkeiten und Europas größte Musikhochschule ist oftmals der Ausgangspunkt für die weit über 1000 Bands und Projekte, die es zurzeit in Köln gibt. Trotz der starken Veränderungen im Musikmarkt und der Abwanderung von Plattenfirmen nach Berlin gibt es auch nach wie vor in Köln interessante Plattformen und Labels für Künstler zur Veröffentlichung ihrer Musik. Unter dem Begriff „Sound of Cologne“ konnte Musik aus Köln sogar zu einer eigenen Marke werden, womit meistens die verschiedenen Spielarten der elektronischen Musik gemeint waren. Dem Referat für Popkultur stehen pro Jahr ca. 75.000 € zur Projektförderung und 68.000 € zur Förderung von Proberäumen und für weitere strukturelle Maßnahmen zur Verfügung. Schwerpunktsetzungen und Förderinstrumente Um möglichst nachhaltige Fördereffekte im Bereich der Popkultur zu erzielen, liegt ein Schwerpunkt der Förderung auf der Unterstützung von Festivals und Reihen. Festivals sind wichtige Plattformen für den Austausch künstlerischer Positionen und die Profilierung eines Genres. Festivals sind vor allem dann förderungswürdig, wenn sie die internationale Ausrichtung mit dem Blick auf das aktuelle Geschehen vor Ort verbinden. Reihen Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 51 Kulturbericht 2014 Seite 51 Kulturamt können ebenfalls zur Verankerung eines Themas in der Stadt beitragen oder bestimmte Aspekte, wie z. B. die Förderung des Nachwuchses, unterstreichen. Über diese Schwerpunktsetzung hinaus ist die Förderung von herausragenden Einzelveranstaltungen ebenfalls möglich. Der Förderbereich Cologne Music Export unterstützt die Repräsentanz von Köln im Ausland und bezieht sich sowohl auf die Förderung von Gastspielen Kölner Musiker im Ausland als auch auf die Vertretung des Standortes Köln durch Experten aus der Szene bei internationalen Festivals, Meetings und Branchentreffs. Maßnahmen zur Sichtbarkeit und Professionalisierung der Szene werden ebenfalls gefördert, wie z. B. gemeinsame Marketingaktivitäten, Workshops und Seminare oder Produkte, die der Präsentation der Szene vor Ort dienen (z. B. CDCompilations). All diese Bereiche werden in Form von Projektkostenzuschüssen gefördert. Aktuelle Projekte Der Verein Popkultur Köln e.V., der zahlreiche Proberaumzentren unterhält und eine zentrale Informationsund Beratungsstelle für junge Musiker in Köln ist, und das Festival c/o pop, welches den Standort Köln als wichtigen Festivalort zwischen Trendforschung und Popshowcase im Spiel gehalten hat, erhalten eine institutionelle Förderung durch die Stadt Köln. Ausblick WEEK­END Festival 2013: Robert Foster live, Foto: Christian Faustus Neben einigen regelmäßig geförderten Nachwuchs- und Sparten-Konzertreihen wurden folgende herausragende Veranstaltungen in den Jahren 2012/2013 gefördert: Das WEEK-END Festival, das Freedom Sounds Festival, die vom Verband der Kölner Clubs und Veranstalter durchgeführte Klubnacht, das Ambientfestival Zivilisation der Liebe, die DVD-Produktion 20 Jahre KOMPAKT, die Cologne Music Week und als neues Event zum Jahresende der Cologne Club Award, bei dem in verschiedenen Kategorien die Kölner Clubs für ihre Programmarbeit ausgezeichnet wurden. In der zweiten Jahreshälfte 2013 wurde mit dem Ausbau des ersten städtisch geförderten rechtsrheinischen Proberaumzentrums begonnen, das nach Fertigstellung seit April 2014 insgesamt 13 neue Proberäume für Bands bietet. Wünschenswert wäre eine stärkere Wahrnehmung und Darstellungsmöglichkeit der Bedeutung der Pop kultur für das Stadtbild Kölns. Dies sowohl in touristischer Hinsicht, als beliebter Ausgeh- und Feierort, als auch in stadtgestalterischer Weise, nämlich als Motor Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 52 Kulturbericht 2014 Seite 52 Kulturamt für zukunftsweisende Zwischennutzungen im städtischen Raum und Entstehungsimpuls für neue urbane Lebensmodelle. Hier wären Förderinstrumente, die auf die Unterstützung längerfristiger Entwicklungen setzen, erstrebenswert. Ein großer Pop-Preis für die Stadt Köln, der herausragende Leistungen der Szene würdigt, könnte die Sparte nachhaltig aufwerten und stärker im Bewusstsein der Stadtgesellschaft verankern. In der Praxis fehlt ein Instrument zur Förderung der Labels vor Ort in Form einer unbürokratischen Produktionsförderung. Letztlich wäre wünschenswert, in Köln ein großes international ausgerichtetes Avantgarde-Festival zu haben, bei dem die Popkultur einen wichtigen inhaltlichen Beitrag leistet (vgl. Club Transmediale, Berlin; ATP Festivals, UK, Unsound, Polen). Popkultur Förderung 2012 Förderung 2013 200.000 € 150.000 € 40.000 € 40.000 € Förderung 2012 Förderung 2013 PKZ Popkultur 79.063 € 73.063 € Anteil Kulturfördermittel 25.000 € 0€ Anteil Schwerpunktmittel 30.000 € 0€ Anteil Festivalmittel 21.000 € 0€ Förderung 2012 Förderung 2013 68.000 € 68.000 € Förderung 2012 Förderung 2013 74.433 € 0€ Betriebskostenzuschüsse c/o Pop GmbH Popkultur Köln e. V. Projektförderung Förderung von Musikproberäumen Strukturkosten von Produktionsräumen Sonstiges Kulturbunker Mülheim Bemerkungen Bemerkungen Bemerkungen Herrichtung und Ausbau von Proberäumen Bemerkungen Übergang der Förderung Kulturbunker Mülheim an Bürgerhäuser/-zentren Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 53 Kulturbericht 2014 Seite 53 Kulturamt Filmkultur Schwerpunkte Referent: Till Kniola ab 1. 1. 2014 Barbara Foerster bis 31. 12. 2013 Förderetat: 2012 2013 340.500 € 304.500 € Institutionelle Struktur Köln ist als Medienstandort der Ort der Filmkultur in NRW. Die Szene vor Ort ist extrem heterogen, sowohl inhaltlich als auch in organisatorischer Hinsicht. Die Organisationsformen der Träger der Filmkultur reichen von eingetragenen Vereinen über UGs und GbRs bis hin zu GmbHs. Die Programmvielfalt und Ausrichtung der Veranstaltungen ist extrem breit gefächert, was oft als Stärke, manchmal aber auch als Schwäche empfunden wird (Stichwort: Fragmentierung). Ein Großteil der Akteure hat sich im Verein KINOAktiv e.V. organisiert. Köln verfügt über zwei Ausbildungsstätten für den Film mit internationalem Renommee: die KHM – Kunsthochschule für Medien Köln und die ifs – Internationale Filmschule Köln. Aus beiden Einrichtungen kommen regelmäßig Filme von Absolventen in die Kinos und auf internationale Festivals. Das Filmhaus Köln bietet Kurse zum Thema Film auf dem freien Markt an und verleiht Technik an freie Filmprojekte. Das Filmbüro NW betreibt Kulturund Förderpolitik für den Film in NRW und bietet Beratungen für Filmanfänger an. Köln zählt im Bundesvergleich zu den wichtigsten Produktionszentren, hier haben zahlreiche bedeutende Film- und Fernsehproduktionsfirmen ihren Sitz. Viele dieser Firmen drehen oft in Köln, die Kontakte zwischen den Produktionsfirmen und Dienststellen der Stadt Köln werden von der Medienstabsstelle Köln moderiert. Die Medienstabsstelle ist auch für die Förderung von Branchenveranstaltungen im Bereich Film wie die Cologne Conference oder FilmPlus zuständig. Die Förderung durch das Referat für Filmkultur der Stadt Köln konzentriert sich auf die Abspielförderung filmkultureller Initiativen. Es werden vor allem Festivals, thematische Reihen und Jahresprogramme unterstützt, Produktionen werden grundsätzlich nicht gefördert. Bedacht werden filmkulturelle Angebote mit Alleinstellungsmerkmal oder herausragendem inhaltlichen Profil, sowie solche Projekte, die einen hohen Vermittlungsaspekt besitzen und das Thema Filmbildung nach vorne bringen. Durch die Anwendung neu geschaffener Förderinstrumente (s.u.) konnten ab 2012 erstmalig zwei Strukturförderungen und eine dreijährige Projektförderung im Bereich Film vergeben werden. Eine Strukturförderung in Höhe von 50.000 € jährlich erhielt FilmInitiativ Köln e.V. zur Weiterentwicklung des Afrika-Filmfestivals „Jenseits von Europa“. Den Filmbeirat überzeugte das über lange Jahre entwickelte künstlerisch hochwertige Filmprogramm des Afrika-Filmfestivals, seine internationale Vernetzung sowie seine zeitnahe Reaktion auf gesellschaftliche Ereignisse wie Anfang des Jahres 2013 auf die politischen Umbrüche in Nordafrika. Eine zweite Strukturförderung von 25.000 € jährlich erhielt das Filmmusikfestival SoundTrack_Cologne (Televisor Troika GmbH), das sich in den letzten Jahren zu dem Treffpunkt von Filmkomponisten und Regisseuren in Deutschland entwickelt hat und das jedes Jahr mehr film- und musikinteressiertes Publikum nach Köln zieht. Besonders qualitätsvoll sind dabei die vielen Workshops und Vorträge sowie das Festival für Musikdokumentation „See The Sound“, die einem Laienpublikum die Bedeutung des Zusammenspiels von visueller und auditiver Sprache im Film vermitteln. Die Strukturförderung wurde vom Rat der Stadt Köln am 28.06.2012 für die Jahre 2012-2014 beschlossen. Ebenfalls für den gleichen Zeitraum wurde dem JFC Medienzentrum für die Ausrichtung des Kinderfilmfests CINEPÄNZ eine dreijährige Projektförderung gewährt (25.000 €). Unter dem Label CineCologne werden die Herbstfestivals in einer gemeinsamen Marketingkampagne und Außendarstellung vereint. Das Internationale Frauenfilmfestival Köln | Dortmund erhält eine institutionelle Förderung. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 54 Kulturbericht 2014 Seite 54 Kulturamt IFFF Dortmund | Köln 2014: Pelin Esmer (Türkei, Regisseurin/Jury), Julia Hummer (D, Schauspielerin/Jury), Christina Essenberger (Geschäftsführerin IFFF), Silke Johanna Räbiger (Festivalleiterin IFFF), Angela Spizig (Bürgermeisterin a.D. Stadt Köln), Kim Yutani (USA, Kuratorin Sundance Film Festival/Jury), Rüdiger Schmidt­Sodingen (choices, Preissponsor). Foto: Guido Schiefer Filmfestivals in Köln Zwei Schwerpunkte bestimmen den Jahreskalender der Filmfestivalszene in Köln. Immer im April findet im biennalen Rhythmus das Internationale Frauenfilmfestival IFFF Köln | Dortmund am Standort Köln statt. Die Kölner Ausgabe zeichnet sich durch einen besonderen Länderschwerpunkt sowie durch ein umfangreiches Angebot der Filmbildung aus. Das IFFF erhält von der Stadt Köln eine institutionelle Förderung von jährlich 89.000 €. Der zweite Schwerpunkt liegt im Herbst des Jahres, wenn unter dem Label CineCologne sechs Einzelfestivals in zeitlich dichter Folge eröffnen. Mit dem Label CineCologne verständigen sich die verschiedenen Festivals mit ihren jeweils eigenen Profilen auf eine Terminabsprache und das Auftreten unter einem gemeinsamen Dach mit einer abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit. Zu CineCologne zählen aktuell: exposed (Festival für Debütfilme aller Genres), CINEPÄNZ (Kölner Kinderfilmfestival), SoundTrack_Cologne (Festival für Filmmusik und Branchentreff), unlimited Kurzfilm Festival Köln (Festival für Kurzfilme), See the Sound (MusikFilmFestival im Rahmen von SoundTrack Cologne), Videonale Scope (ausgewählte Retrospektiven der Videonale Bonn) und ein Symposium des Filmbüro NW. Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 55 Kulturbericht 2014 Seite 55 Kulturamt Förderinstrumente Die Förderung der Filmkultur wird von der Verwaltung auf der Basis des vom Ausschuss für Kunst und Kultur im Dezember 2010 beschlossenen Filmkulturförderkonzepts umgesetzt. Hierin stehen neben der jährlichen Projektförderung (Volumen ca. 100.000 €) als Instrumente der Schwerpunktsetzung die dreijährige Projektförderung (max. 30.000 € pro Jahr) und die Strukturförderung (max. 75.000 € pro Jahr, ebenfalls vergeben für drei Jahre) zur Verfügung. In der Strukturförderung werden ausgewählte Initiativen auf der Grundlage eines eingereichten Konzepts in ihrer weiteren Entwicklung für die Dauer von drei Jahren gefördert. Die dreijährige Projektförderung gilt vor allem der Herstellung von Planungssicherheit für die bedachten Gruppen, in dem die Projektarbeit über einen längeren Zeitraum konzipiert werden kann. Diese Instrumente kamen erstmals für den Zeitraum 2012 bis 2014 zum Einsatz. Über die Vergabe dieser Förderungen beriet und entschied ein vierköpfiger Beirat aus externen und Kölner Experten unter dem Vorsitz des Kulturdezernenten / der Kulturdezernentin. Aktuelle Projekte In den Jahren 2012/2013 konnten folgende wichtige Reihen und Festivals gefördert werden: Das NRW-weite Dokumentarfilmfestival Stranger Than Fiction, die russische Filmwoche, das wöchentlich stattfindende Allerweltskino, die filmhistorischen und thematischen Reihen des Filmclub 813, die sommerlichen Open-Air-Screenings der Kölner Kino Nächte und weitere mehr. Zur Verbesserung der Außendarstellung wurde die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit der Herbstfestivals unter der Dachmarke CineCologne unterstützt. Ausblick Als problematisch für die Szene vor Ort erweist sich das Fehlen eines kommunalen Kinos, eines dezidierten Ortes der Filmkultur, der auch bei Festivals zentrale Anlaufstelle sein könnte. Für die Festivals erweist sich auch die nicht ausreichende Anzahl an Leinwänden in der Stadt als schwierig; immer wieder muss auf provisorische oder ungeeignete Räumlichkeiten ausgewichen werden. Eine der dringendsten Aufgaben ist es, das Kölner Filmhaus als einen Ort der Filmkultur in Köln zu erhalten. Das Kölner Filmhaus beherbergt ein Kino, einen Technikverleih, Räume für Seminare und Kurse, Büroräume und eine Gastronomie. Mit der Insolvenz des Trägervereins im Juli 2012 setzte eine Phase der Zwischennutzung des Gebäudes ein. Durch die Erklärung eines sogenannten „Heimfalls“ im April 2013 wurde die Rückführung der Immobilie Filmhaus in den Besitz der Stadt Köln eingeleitet. Dieser Prozess ist mittler weile abgeschlossen (Stand April 2014). Der Rat der Stadt Köln hat im Juli 2013 beschlossen, dass es zum zukünftigen Betrieb des Kölner Filmhauses als Ort der Filmkunst und -kultur eine Ausschreibung geben wird. Diese Ausschreibung hat als Maßgabe die Nutzung in den Bereichen Kinobetrieb, Technikverleih, Begegnungs- und Beratungsstelle der freien Filmkulturszene und Filmbildung, sowie die Einhaltung der Vorgaben aus der Städtebauförderung des Landes NRW. Eröffnung des Dokumentarfilmfestivals „Stranger Than Fiction“ 2013 im Filmforum NRW des Museum Ludwig. Foto: Kinogesellschaft Köln Kulturbericht 2014 KULTURAMT_Layout 4 27.11.14 19:29 Seite 56 Kulturbericht 2014 Seite 56 Kulturamt FILM Betriebskostenzuschüsse Förderung 2012 Förderung 2013 IFFF/Feminale 89.000 € 89.000 € Kölner Filmhaus 10.000 € 10.000 € Förderung 2012 Förderung 2013 Televisor/SoundTrack_Cologne 25.000 € 25.000 € Filminitiativ Köln e.V./ Afrika Filmfestival 50.000 € 50.000 € Förderung 2012 Förderung 2013 6.000 € 6.000 € Projektkostenzuschüsse 98.000 € 120.500 € Aufstockung aus Zusatzmitteln zur Schwerpunktsetzung; 2013 bereits im Hpl. berücksichtigt Anteil Schwerpunktmittel 22.500 € 0€ Aufstockung aus Zusatzmitteln zur Schwerpunktsetzung; 2013 bereits im Hpl. berücksichtigt Anteil Aufstockung Kulturförderung 20.000 € 0€ Anteil Festivalmittel 26.000 € 10.000 € Strukturförderung Film Projektförderung Ausstattung Filmhaus Bemerkungen Nach Insolvenz des Kölner Filmhaus e. V. wurde 2012 50 % des BKZ ausgezahlt, die restlichen 5.000 € wurden den Projektmitteln zugeschlagen. 2013 wurden die Projektmittel um den kompletten Betrag von 10.000 € aufgestockt. Bemerkungen Bemerkungen Investitionszuwendungen an privaten Bereich Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 57 Kulturbericht 2014 Seite 57 Hânneschen Theater Hânneschen Theater Intendantin: Frauke Kemmerling Stellv. Intendant: Udo Müller Besucherzahlen 2012/13 69.074 2013/14 71.312 Zuschuss laufender Betrieb 2012 1.485.633 € 2013 779.048 € Personal 2012/2013 26 Planstellen Selbstverstândnis Das Hänneschen Theater – so alt und doch so jung. 1802 von dem Bonner Schneider Johann Christoph Winters gegründet, hat es seinen festen Sitz von Beginn an in Köln. Nach einigen Umzügen begrüßt es jetzt seit 1938 seine Gäste am Eisenmarkt. Nach massiven Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg konnte es in den 40er und 50er Jahren langsam seinen Spielbetrieb wieder normalisieren. Sechs neue Produktionen werden jedes Jahr im Theater aufgeführt und begeistern Groß und Klein. Im Klartext: Das Hänneschen-Theater ist 212 Jahre alt und beliebt wie eh und je. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass das Stammpublikum des Hänneschens schon einige Tage vor dem Start des Kartenvorverkaufs für die Puppensitzung vor dem Theater, auf dem idyllischen Eisenmarkt, zeltet. Nach Karl Funck (1948 – 1980), Bernhard Klinkenberg (1980 – 1983) und Dr. Gérard Schmidt (1983 – 1988) war Heribert Malchers bis 2012 Intendant des Hänneschen Theaters. Er schaffte es, den Stellenwert und die Bedeutung des Theaters in der Kölner Gesellschaft zu stärken und zu fördern. Malchers besondere Leistung lag unter anderem darin, persönliche Kontakte zu Politik, Wirtschaft und Kultur zu pflegen und eine volksnahe Öffentlichkeitsarbeit wie die Weiterführung der beliebten Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 58 Kulturbericht 2014 Seite 58 Hânneschen Theater Hänneschen-Kirmes zu betreiben. Nicht zuletzt verbesserte er ganz entscheidend die Rahmenbedingungen für Spieler und Stockpuppen. Der Ausbau der Puppenabteilung, ein aufwendiger Umbau der Requisite sowie die Erneuerung des Foyers mit Mitteln der Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln und des Fördervereins haben die Arbeit am Eisenmarkt professionalisiert und modernisiert. durch die Pflege kölscher Sprache und Tradition mit frischer Inszenierung und heutigen Inhalten. Zur Qualitätssicherung und um auch den PuppenspielerNachwuchs zu fördern, wird wieder regelmäßig in der Puppenführung unterrichtet und geübt. Kènstlerisches Personal und Mitarbeiter Nach der Pensionierung von Heribert Malchers ist Frauke Kemmerling seit Dezember 2012 die erste Intendantin des Hänneschen Theaters. Die gebürtige Westfälin zog es für das Studium (Magister in Germanistik, Philosophie und Sprachwissenschaften) nach Köln, der Stadt, der sie auch treu geblieben ist. 1993 begann sie ihr Volontariat im Hänneschen Theater, und auch während ihrer Zeit als Kulturamtsleiterin in Hürth blieb Frauke Kemmerling dem Hänneschen immer treu und wirkte in vielen Projekten mit. Sie beschäftigte sich eingehend mit der Geschichte des Hauses und seinen Besonderheiten, veröffentlichte gemeinsam mit anderen Autoren eine Publikation, betreute das Manuskriptarchiv und gab als Redaktionsleiterin mehr als 40 Ausgaben des Fördervereinsjournal „Hinger der Britz“ heraus. Kènstlerische Inhalte Die neue Intendantin des Hänneschen Theaters möchte den Besuchern gerne viel Abwechslung in den Stücken bieten und dabei der Tradition des kölschen Milieus treu bleiben. Neue Autorinnen und Autoren sowohl innerhalb als auch außerhalb des Theaters sorgen für eine neue Mischung zeitbezogener Themen und zu einem frischen und überraschenden Spielplan. Neue Genre sollen auf der Hänneschen Bühne ausprobiert werden. Nach ersten Kontakten zur Kölner Theater-, Literaturund Musikszene blickt das Theater auf eine erfolgreiche erste Teilnahme an der Kölner Theaternacht zurück sowie einen Auftritt in der Kölner Philharmonie zur Jubiläumsfeier von „30 Jahre Akademie för uns kölsch Sproch“, einem Koch-Event für Sack e.V. und vielen weiteren Auftritten. Über die Stadtgrenzen hinaus gab es Gespräche mit dem Salzburger Marionetten-Theater und weiteren Häusern über ein Puppenspiel-Festival. Das Ensemble erlebt einen sichtbaren Wandel, der auch noch einige Jahre anhalten wird. Das altersbedingte Ausscheiden von Spielerinnen und Spielern mit wichtigen Rollen wie etwa Schäl und Zänkmanns Kätt konnte durch die Aufnahme von jungen Kolleginnen und Kollegen erfolgreich kompensiert werden. Es bleiben natürlich Erfahrungslücken und der Verlust der besonderen Spielerpersönlichkeiten – dafür bilden sich neue künstlerische und persönliche Schwerpunkte heraus und bereichern das Miteinander. Seit 2013 ist das Hänneschen Theater als Ausbildungsstätte für Veranstaltungskaufleute bei der IHK eingetragen. Dadurch konnte eine Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau übernommen, fertig ausgebildet und fest übernommen werden. Eine Langzeit-Praktikantin befasst sich vor allem mit dem Manuskript Archiv des Theaters. Wirtschaftlichkeit Das Hänneschen Theater hatte schon in der Vergagen- heit mit einer bis zu 88%igen Auslastung große Erfolge zu verbuchen, die nur durch zukunftsträchtige Investi- tionen zu sichern sind. Eine Reorganisation des Dienstplans seit der Spielzeit 2013/2014, die Umwandlung der Kinder- in Abendvor- stellungen, Sondervorstellungen um 11.00 Uhr und 15.00 Uhr und Kindervorstellungen für Schulen haben bereits Mehreinnahmen erwirtschaftet. Dazu beitragen sollen auch Gastspiele verschiedener Künstler und Gruppen im Theater und die Vermietung des Foyers auch für private Anlässe oder Firmenveranstaltungen sowie attraktive Angebote im Merchandising. Die aktuelle Auslastung 2013/2014 konnte auf 94% gesteigert werden Image und Marketing Das Hänneschen als Theater definiert sich stark über das musikalische Niveau und die Einbeziehung von aktuellen Einflüssen aus Gesellschaft, Theater, Literatur und Kunst. Es gilt die Tradition des Hauses aufrecht zu erhalten Um der allgemeinen Meinung „Do kress de jo kein Kaate“ entgegen zu wirken, wirbt das Hänneschen Theater seit einiger Zeit mit Plakaten in den KVB-Bussen und - Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 59 Kulturbericht 2014 Seite 59 Hânneschen Theater Bahnen für Restkarten mit dem Slogan „Opjepaas – Et jitt noch Kaate!“. Zur Erleichterung des Ticketkaufs wurde zusammen mit Köln-Ticket eine Lösung entwickelt, die ab der neuen Spielzeit das Verfahren „Print at Home“ ermöglicht. Die Internetseite verfügt nun über einen eigenen Onlineshop zur Kartenbestellung. Hinzu kommt eine Überarbeitung des Angebotes an MerchandisingArtikeln. Das Hänneschen Theater sucht Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen in der Stadt, um sich als einen festen Teil des städtischen Kulturlebens präsentieren. Es geht um Kontaktpflege und darum, mögliche Querverbindungen in der Stadt zu entdecken und zu nutzen. Es geht um die Schärfung des Theaterprofils und die Steigerung des Bekanntheitsgrades auch über die Grenzen des Rheinlandes hinaus. Mit theaterpädagogischen Projekten soll an der Zukunft des Theaters gearbeitet werden. Eine Zusammenarbeit mit der Kölner Theaternacht, dem Weltkindertag und einzelnen Museen wurde bereits umgesetzt. Das allgemeine Erscheinungsbild der Programmhefte, Plakate, und Spielpläne wurde überarbeitet, die Schaufenster neu gestaltet, die Internetseite einem Relaunch unterzogen und eine eigene FacebookSeite eingerichtet – das Hänneschen stellt sich den Anforderungen an ein modernes Management. Spielplan 2012/2013 Familienstècke „Hännesche un der Nibelungenschatz“ – von Udo Müller Zur Belohnung, dass Hänneschen und Bärbelchen den Dachboden entrümpelt haben, laden Bestemo und Besteva ihre Enkel auf die Pension „Nibelung“ ein. Schäl erfährt davon und hört in einem Gespräch mit, dass ganz in der Nähe auch der Nibelungenschatz versteckt sein soll und beschließt diesen zu stehlen. Hänneschen und Bärbelchen versuchen das natürlich zu verhindern und begeben sich in ein spannendes unter Wasser Abenteuer. „Kölsche Engelcher“ – Weihnachtsmärchen von Heribert Malchers Kurz vor Weihnachten ist es in Knollendorf gar nicht har- monisch. Alle sind sich am Streiten und niemand sieht seine Fehler ein. Hänneschen und Bärbelchen, durch die vielen Streitereien ganz traurig, wünschen sich Engel zu sein, um wieder Frieden in Knollendorf einkehren zu las- sen. Da begegnen sie dem Weihnachtsmann, der ihnen den Wunsch erfüllt und Hänneschen und Bärbelchen starten in eine himmlische Mission. „Kinderpuppensitzung“ – Udo Müller Schäl möchte gerne mit seiner Tochter Röschen und den anderen Pänz eine Schifffahrt mit seinem Schiff „Diva Colonia“ nach Brasilien machen. Natürlich darf dabei auch nicht die Schule zu kurz kommen. Deswegen ent- schließt sich Schäl aus der Fahrt eine Kulturreise zu ma- chen und engagiert Marry Popkins als Lehrerin. Als plötz- lich der Motor kaputt geht und rund herum nur Wasser zu sehen ist, wird die wird aus der Kulturreise eine Aben- teuerreise. „Osterjlocke“ – Ostermärchen von Udo Müller Kunsthändler Balduin Schäl ist besessen davon, das „Silberne Osterglöckchen“, eine einzigartige Münze zu verkaufen. Zu Fuß macht er sich auf den verschneiten Weg die Münze zu verkaufen, doch er kommt nie an s einem Ziel an. Als Schäl nach über einer Woche immer noch nicht zurück ist, machen sich Hänneschen und Bärbelchen auf die Suche nach ihm und erleben ein märchenhaftes Osterabenteuer. Erwachsenenstècke „Em Spidol“ – Abendstück von Peter Ulrich Im Krankenhaus in Knollendorf geht so einiges nicht mit rechten Dingen zu. Dr. Meyer führt mit Schäl eine dubio- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 60 Kulturbericht 2014 Seite 60 Hânneschen Theater se Geschäftsbeziehung – Schäl fertigt in seinem Bestattungsunternehmen billige Implantate für den Arzt an. Die Differenz zu den teuren Implantaten teilen sich die beiden. Doch dies ist nicht Dr. Meyers einziges illegales Geschäft. Als Schäl dem auf die Schliche kommt erpresst er ihn. Doch das all dies nicht gut gehen kann sieht man „em Spidol“. „Heidewitzka: Opera Ahoi“ Puppensitzung 2013 – Ensembleproduktion nach einer Idee von Frauke Kemmerling Aufgrund der Sanierungsarbeiten in der Oper sucht diese nun eine neue Spielstätte. Da wittert Schäl natürlich direkt seine Chance auf ein gutes Geschäft und will sein Schiff „Diva Colonia“ zur neuen Spielstätte machen. Wer da so alles auftaucht, davon hätte Schäl nicht einmal zu träumen gewagt… Spielplan 2013/2014 Familienstècke „Die Böcherjeister“ – von Udo Müller Hänneschen und Bärbelchen begeben sich in die Märchenwelt der Brüder Grimm, in der nichts mehr so ist wie es einmal war. Alle sprechen nur noch kölsch und die Brüder können sich mit den eigenen Figuren nicht mehr verständigen. Und das, wo doch alle Märchen durchein- ander gekommen sind. Zum Glück helfen Hänneschen und Bärbelchen alles wieder zurechtzurücken. „Kreppche em Zoo“ – Weihnachtsmärchen von Hans A. Birkhäuser, Bearbeitung von Frauke und Charly Kemmer- ling Drei Königspinguine sind aus dem Zoo ausgebrochen, um das Christkind zu suchen. Zoodirektor Schäl und Tier- pfleger Tünnes machen sich mit den Eisbär Knuddel auf die Suche nach den Dreien – Hänneschen und Bärbel- chen helfen da bei der Suche natürlich gerne! „Puppensitzung für Kinder“ – von Udo Müller „Nä, wat is dat kalt he!“ denken sich die Kinder in der kaputten Schulaula wo Ihre Karnevalssitzung stattfinden soll. Wie schön wäre es, wenn Karneval im Sommer stattfinden würde! Da erscheint Ihnen ein Engel, der ihnen den Karnval der Vergangenheit zeigt – kalt wie immer. Doch dann erscheint der Engel der Zukunft und zeigt den Pänz wie es in der Zukunft sein könnte. Bei 41°C und 83% Luftfeuchtigkeit. Doch das ist irgendwie auch nicht das wahre… Kreppche em Zoo Lück wie ich un do Puppensitzung 2014, Steueroase Düx alleAbbildungen © Puppenspiele Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 61 Kulturbericht 2014 Seite 61 Hânneschen Theater „Has op Jöck“ – Ostermärchen von Silke Essert Der Osterhase hat Burnout und beschließt das Osterfest dieses Jahr ausfallen zu lassen und sich stattdessen am Strand zu entspannen. Das finden die Kinder aber gar nicht in Ordnung und suchen den Osterhasen, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Erwachsenenstècke „Lück wie ich un do“* – Abendstück von Udo Müller E Stöck üvver Klüngel, Knaatsch un Korruption met vill Musik vun de Bläck Fööss. – Schäl will sein altes Haus abreißen, in welchem er Wohnungen an die Knollendorfer vermietet hat und darauf ein Luxushochhaus bauen. Doch Hänneschen und die anderen Bewohner sehen gar nicht ein aus ihren Wohnungen auszuziehen und so wird die Kaffeebud im Erdgeschoss des Hauses zu einem geheimen Treffpunkt der Revolution gegen Schäl. Die Abendstücke im Hänneschen Theater sind immer beliebt und begehrt. Doch das Stück „Lück wie ich un do“ sprengte jeden Rahmen. Nachdem die Premiere des Stücks im August 2013 gelaufen ist und die Medien berichteten lief der Mailserver für Kartenanfragen heiß. Auch die Rückmeldungen des Publikums überschlugen sich vor Lob – ebenso die Presse und die „Bläck Fööss“ selbst. Eine echte Erfolgssymbiose von neuer Intendanz, Autor und Regisseur Udo Müller und musikalischer Leitung Wolfgang Schmitt. Wiederaufnahme? – Nicht ausgeschlossen! „Steueroase Düx“ – Puppensitzung 2014 Ensembleproduktion nach einer Idee von Walter Oepen Schäl sieht nicht ein, dass alle Reichen ihr Geld ins Ausland auf sogenannte Steueroasen schaffen und er dabei leer ausgeht. So wandelt er den Strandclub in Deutz in eine Steueroase um und gründet dabei noch die Stiftung „Frohsinn“, in der die Reichen ihr Geld einzahlen können. Das für ihn eine heftige Provision rausspringen soll ist klar, aber ob das auch alles gut geht ist eine andere Frage… Schon wieder Wasser im Theater Das Hänneschen Theater und das Wasser von Kölle. Davon kann man viele Geschichten erzählen. Nicht nur ein Hochwasser flutete schon die Räume des Theaters, auch durch gebrochene Rohre verwandelte sich der Keller des Theaters schon unfreiwillig zum Schwimmbad. Zuletzt war es im Sommer 2013 wieder soweit. Knack Bäng – Rohr kaputt – Wasser marsch! Zum Glück wurde der Rohrbruch schnell bemerkt, so dass alle Theatermitarbeiter schnell zu Hilfe eilen konnten, um die Requisiten und Tiere aus dem Keller zu räumen. Es folgte ein Umzug der im Keller gelagerten Gegenstände in ein Depot auf der Piccoloministraße in Holweide. In den Theaterferien wurde der Keller saniert und pünktlich zur neuen Spielzeit konnten alle Requisiten wieder in den Keller des Hänneschen Theaters eingeräumt werden. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 62 Kulturbericht 2014 Seite 62 Hânneschen Theater Hânneschen Kirmes Jedes Jahr im Mai öffnet das Hänneschen Theater mit der Hänneschen Kirmes seine Türen, lässt seine Besucher einen Blick „hinger die Britz“ werfen und in die Welt der Puppenspiele eintauchen. Wie funktioniert eigentlich das Puppenspiel? Wie entstehen die Puppen und Kostümchen? Und wie viel Speichel verliert eigentlich der Speimanes in einem Stück? Vor dem Hänneschen auf dem Eisenmarkt läuft ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm, bei dem sowohl Puppenspieler als auch bekannte kölsche Künstler das Publikum zu Schunkeln animieren. Natürlich jitt et och jet ze müffele un ze süffele. Zahlen Vorstellungen*: Abendstèck Puppensitzung Familienstèck Kinderpuppensitzung Ostermârchen Weihnachtsmârchen Neue Produktionen Besucher Auslastung Eintrittspreise Spielzeit 2012/2013 Spielzeit 2013/2014 86 34 74 9 29 51 6 69.074 86% 8,50 – 26 € 90 53 46 14 24 41 6 71.312 94% 8,50 – 26 € * Anzahl der Vorstellungen ist immer abhängig von der Länge der Spielzeit (abhängig von Schulferien) Finanzen/Stellen Stellen Ertrâge Personalaufwendungen Sonstige Aufwendungen Zuschussbedarf 2012 26 1.217.351 1.705.745 997.239 1.485.633 2013 26 1.298.838 1.476.129 601.757 779.048 Fçrderverein der Freunde des Kçlner Hânneschen Theaters e.V. ­ Seit 1986 unterstützt der Förderverein der Freunde des Kölner Hänneschen Theaters e.V. das Hänneschen in vielen Bereichen: Er ermöglicht Schulklassen kostenlose Besuche, finanziert die Live-Musik in den Aufführungen, bezahlt Investitionen in die Technik des Theaters und vieles mehr. Der Vorstand setzt sich zusammen aus Dr. Hans-Joachim Möhle (Vorsitzender), Josef Hastrich, Reinold Louis, Cor- nelia Lübbe-Roggen und Frauke Kemmerling. Im Beirat unter dem Vorsitz von Engelbert Greis sind un- ter anderem wichtige Kölner Persönlichkeiten wie Ober- bürgermeister Jürgen Roters, Bernhard Conin, Dr. Dieter Steinkamp und Margarita Gräfin von Westphalen-Gra- nitzka vertreten. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 63 Kulturbericht 2014 Seite 63 Stadtbibliothek Kçln Zentralbibliothek, © Stadtbibliothek Köln Stadtbibliothek Kçln ­ Leiterin: Stellvertreter: Dr. Hannelore Vogt Uwe Becker und Gabriele Overbeck Besucherzahlen 2012 2.053.624 2013 2.181.109 Mit dem Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln wurde ein Strategiekonzept entwickelt, das fünf Handlungsfelder für die Stadtbibliothek definiert, welche die demografischen, infrastrukturellen und kulturellen Gegebenheiten in Köln berücksichtigen. Handlungsfelder der Stadtbibliothek Kçln Zuschuss laufender Betrieb 2012 11.933.133,19 € 2013 12.075.243,38 € Personal 2012/13 jeweils 155 Planstellen Das Stadtbibliothekssystem in Köln besteht aus Zentralbibliothek mit Kinderbibliothek, Musikbibliothek, Heinrich-Böll-Archiv, Literatur-in-Köln-Archiv (LiK), Blindenhörbibliothek, Germania Judaica e.V., 11 Stadtteilbibliotheken, einem Bücherbus mit 20 Haltestellen, 2 minibibs – „Bücherbüdchen“ im Stadtgarten und im Wasserturm (Köln Arcaden). Kundenorientierung – intern und extern Freizeit Kommunikation Begegnung Kultur Veranstaltungen Öffentlichkeitsarbeit Stadt Bibliothek Kçln Bildung Leseförderung / Lebenslanges Lernen Information Elektronische Services Integration Interkulturelle Bibliotheksarbeit Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 64 Kulturbericht 2014 Seite 64 Stadtbibliothek Kçln Selbstverstândnis in einer sich wandelnden Medienwelt Die Stadtbibliothek versteht sich als eine zutiefst demokratische Einrichtung. Sie ist ein Ort der Information, der Integration und der Inspiration für jedermann. Mit etwa 2,2 Millionen Besuchern jährlich ist sie die am meisten genutzte Kultur- und Bildungseinrichtung in Köln. Bemerkenswert ist hierbei, dass sehr viele junge Menschen die Angebote der Bibliothek nutzen, denn 70 % der Nutzer sind unter 40 Jahre. Doch nicht nur diese rein quantitativen Aspekte belegen ihre unverzichtbare Rolle als Basiskultureinrichtung. Menschen, die bereits in jungen Jahren die Bibliotheken mit ihren Informationsangeboten nutzen, werden in der Regel auch die Angebote der Hochkultur schätzen. Die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Sprache sind dabei der Schlüssel zu Wissen und kultureller Bildung, aber auch der Umgang mit moderner Informationstechnologie gehört dazu. Die Stadtbibliothek bietet ein professionelles modulares Lese- und Frühförderungsprogramm, das vor allem auf interkulturellen Austausch setzt. Sie betreibt Lern– und Alphabetisierungsstudios in Kooperation mit Partnern wie der VHS. Programme wie die „Digitale Werkstatt“ sprechen vor allem ältere Menschen an und vermitteln grundlegende Kenntnisse zur Medienkompetenz in der vernetzten Welt. Hochkarätige Veranstaltungen und Ausstellungen gehören zur kulturellen Identität der Stadtbibliothek. Kooperationen auf allen Ebenen haben höchste Priorität. Damit deckt die Stadtbibliothek Köln ein breites Spektrum für unterschiedlichste Alters- und Interessengruppen ab und ist als nicht-kommerzieller und für jedermann zugänglicher Treffpunkt ein unverzichtbarer Ort in unserer Stadtgesellschaft. In den letzten Jahren hat sich ein drastischer Wandel in der Medienwelt vollzogen. Menschen wollen nicht nur Rezipienten von Informationen sein, sondern „selber machen“, kreativ sein und ausprobieren. So entwickelte die Stadtbibliothek Köln als erste deutsche Bibliothek einen „Makerspace“. Mit dem Makerspace-Gedanken trägt sie einem global zu beobachtenden Phänomen Rechnung. In Zeiten uneingeschränkter digitaler Kommunikation und Vernetzung braucht es wieder Orte des aktiven Tuns und der unmittelbaren Kommunikation von Mensch zu Mensch. Die Bibliothek stellt dabei vor allem die Infrastruktur zur Verfügung und vernetzt die Interessenten. Hier entstehen Kursprogramme im kreativ-technischen Umfeld, die von Menschen leben, die ihre eigenen Ideen und Projekte einbringen. Bibliotheken sind dafür prädestiniert, denn sie stehen für offene Wissensvermittlung, freien Zugang und qualitätvolle Information aller Art. Die Stadtbibliothek bietet bereits heute – und wird dies in der Zukunft verstärkt tun – Know-how außerhalb des regulären Bildungssystems. Sie ist aber auch als ein Ort der Muße und der Entspannung, des ungeplanten Suchens und Entdeckens gefragt. Ein Cafébereich, W-LAN, Loungemöbel und moderne technische Ausstattung gehören zur Grundausstattung. In der Kölner Stadtbibliothek lässt sich beobachten, dass sich die öffentliche Bibliothek zunehmend zum „dritten Lebensraum“ neben der Arbeitsstelle und der privaten Umgebung wandelt und ihre Bedeutung als attraktiver Treffpunkt mit Wohlfühlambiente stetig steigt. Die Stadtbibliothek hält Schritt mit den technischen und informationellen Neuerungen, die unmittelbaren Einfluss auf das Leben der Menschen, auf ihre Kultur und Bildung haben. Nicht nur mit dem Bereitstellen von physischen und digitalen Medien, sondern auch mit Tipps zur Nutzung der digitalen Möglichkeiten übernimmt sie heute Verantwortung in der digitalen Welt. Sie ist auch selbst aktiv auf allen Social Media Kanälen – genauso wie ihre Benutzer. Die Stadtbibliothek Köln ist international und ihre Expertise in der ganzen Welt gefragt. 2012/13 wurde sie von Fachkollegen aus 35 Ländern besucht – von Usbekistan, China bis USA. Gleichzeitig reisten die Mitarbeiter der Bibliothek in über 20 Länder, um in Vorträgen und Workshops über die Arbeit in Köln zu berichten. Zahlen & Fakten - Besucher- und Nutzungszuwachs in allen Einrichtungen Etwa 2,2 Millionen Menschen kamen 2013 in die Stadtbibliothek, damit ist sie die am meisten besuchte Kulturund Bildungseinrichtung in Köln. Täglich besuchen etwa 8.500 Menschen die Bibliothek. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 65 Kulturbericht 2014 Seite 65 Stadtbibliothek Kçln Besucher Virtuelle Besucher Nutzungen Besuche pro Einwohner Nutzungen pro Einwohner Medien pro Einwohner 2012 2013 Zunahme 2013 2.053.624 1.538.450 7.118.318 2,00 6,91 0,83 2.181.109 1.897.739 7.660.179 2,13 7,40 0,80 6,2 % 23,3 % 7,7 % 24 Stunden geçffnet: Die virtuelle Stadtbibliothek 2013 wurden 70% mehr eMedien als im Vorjahr bei der Stadtbibliothek heruntergeladen. Insgesamt wurden 173.584 Bücher, Audiobücher, Zeitungen, Filme und Musikalben elektronisch entliehen. Die Tendenz ist weiterhin steigend. Junges Publikum 86.002 Haushalte bzw. Einzelpersonen verfügen über einen Ausweis der Stadtbibliothek. Die tatsächliche Nutzerzahl liegt noch deutlich höher, da häufig mehrere Personen pro Haushalt die Medien nutzen. Die Stadtbibliothek hat ein junges Publikum – 70 % der Nutzer sind unter 40 Jahre. Interessante Zahlen und Fakten • Medienbestand (inkl. Magazin): 861.271; e-Medien 20.003 • Fragen über Fragen – und 408.720 Antworten – so viele Recherchen und Anfragen erledigte das Bibliotheksteam 2013 für seine Besucher Finanzen Erträge / Einnahmen Personal­ u. Versorgungsaufwendungen Aufwendungen sonstige Aufwendungen Ergebnis • Etwa 1.300 Veranstaltungen mit über 24.000 Besuchern • Jährlich nehmen etwa 10.000 Kinder und Jugendliche an Bibliotheksführungen teil. • Und dennoch: die Stadtbibliothek ist mit 1,65 € Zuschuss pro Nutzung die kostengünstigste städtische Kultureinrichtung. • Die Stadtbibliothek arbeitet extrem wirtschaftlich. 2013 schloss sie mit einem ausgeglichenen Haushalt ab. Facebook, Twitter & Co ê fester Bestandteil einer „jungenë Einrichtung Die Social Media-Kanäle Facebook, Twitter und Blog sind ein fester Bestandteil der Kommunikation mit Nutzern und Nichtnutzern des Hauses. Informationen zu Bibliotheksservices, medialen und technischen Entwicklungen sowie zu Medientipps und Veranstaltungshinweisen erlangen damit eine große Reichweite. Der ständig wachsende Kundenzuspruch spricht für sich – 2013 waren es 36 % mehr „Follower“ auf Facebook, der Blog hat mit rund 45.000 Besuchen etwa 6.000 mehr als im Vorjahr und wurde aus 93 Ländern aufgerufen. 2012 2013 1.782.129,36 € 7.384.727,91 € 5.974.887,26 € 355.647,38 € 1.809.101,61 € 7.638,502,65 € 5.869.105,21 € 376.737,13 € -11.933.133,19 € -12.075.243,38 € Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 66 Kulturbericht 2014 Seite 66 Stadtbibliothek Kçln Personal und Ausbildung Die Stadtbibliothek hat mit Stand März 2014 198 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 155 Stellen. 25 Personen sind studentische Mitarbeiter, durch deren variablen Einsatz die Öffnung der Stadtteilbibliotheken an den Samstagen möglich wird. Die dreijährige duale Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste begleitet die Stadtbibliothek mit einem besonders effektiven und praxisorientierten Konzept. Im zweiten Lehrjahr werden die Azubis in der Juniorbibliothek in Bocklemünd eingesetzt, um dort Leitungsqualifikationen und gestalterische Fähigkeiten einzuüben. Die meisten können als hoch qualifizierte Spezialisten übernommen werden. 110 Ehrenamtliche verstärken das Team und ermöglichen Vorlesestunden, Hausaufgabenbetreuung und den Betrieb der Bücherbüdchen (minibibs). Bibliothekinnovationen oder Der mediale Wandel schafft sich neuen Raum ”Musikbibliothek 2.0 – Musik, Medien, Makerspace” Die ehemalige Musikbibliothek wurde im Frühjahr 2013 neu eröffnet. iPad-Arbeitsplätze mit Musik-Apps, VinylBar zum Digitalisieren von Schallplatten, DINA3-Fotoscanner, Launchpad und Mischpult, E-Gitarre, Keyboard und Flügel zum Musikmachen und -aufnehmen, Kompositions-, Aufnahme- und Gehörbildungssoftware und eine Displaywand mit aktuellen Infos (via Internet) gehören zur Ausstattung. Der neue 3D-Drucker mit 3D-Scanner hat ein noch nie dagewesenes Medienecho (50 Artikel, Rundfunk- und Fernsehbeiträge, auch in ARD und ZDF) hervorgerufen. Die Stadtbibliothek Köln bietet einen öffentlichen Makerspace an, in dem Menschen zusammenkommen, um Wissen zu teilen und selbst kreativ zu werden. Die Benutzer erhalten Zugang zu neuen technischen Entwicklungen und deren Nutzung. Rezipienten werden zu Produzenten und geben ihr Wissen gleich an andere interessierte Bibliotheksbenutzer weiter. So wie die Schüler der Kölner Kaiserin-Augusta-Schule: Ihr Workshop „Komponieren oder Songwriting mit iPads“, von ihnen konzipiert und durchgeführt, ist eines der vielen aktuellen Programme in der neuen Kölner Musikbibliothek. Die überwältigende Resonanz auf die neuen Angebote zeigt, dass sich die radikale Umgestaltung der „4“ gelohnt hat. Bereits nach wenigen Tagen war erkennbar, dass sich hier Die neue Vinyl­Bar in der Musikbibliothek, © Stadtbibliothek Köln eine „Community“ zusammenfindet, um neue Entwicklungen zu diskutieren und zu erarbeiten. Angesprochen fühlen sich Interessenten aller Altersgruppen. Das neue Makerspace-Programm für Selbermacher umfasst beispielsweise Programme wie Filmen mit iMovie, Malen mit dem iPad oder Self Publishing von eBooks. Krimi to go ­ Bibliothek geht zu den Menschen Der erste Krimiautomat der Stadt wurde in der stark frequentierten Neumarkt-Passage an der U-Bahn-Station eingerichtet – mit Ausleihe und Rückgabe rund um die Uhr. Passend zum Standort bietet die Stadtbibliothek dort das beliebte Genre „Krimi“ an. Die Stadtbibliothek konnte die ungewöhnliche Initiative als Sponsoringprojekt mit heimischen Wirtschaftsunternehmen realisieren. Mit dabei: die Troisdorfer Firma mk Sorting Systems für den Krimiautomaten, die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) für den prominenten Standort und der Netzprovider Netcologne für die Einbindung in das Corporate Network der Stadtbibliothek. Der Krimiautomat ist ein ähnlicher Sympathieträger wie der Bücherbus und die minibibs, die Bücherbüdchen im Stadtgarten und (seit März 2014) im denkmalgeschützten Wasserturm der Köln Arcaden. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 67 Kulturbericht 2014 Seite 67 Stadtbibliothek Kçln werk und die Stadtbibliothek die Aktion „Ab ins Schaufenster – eine Nacht in der Stadtbibliothek“ ausgedacht. Unter diesem Motto verbrachten einige Studierende eine Nacht im Schaufenster der Zentralbibliothek – in einer Art „gläsernem Studentenzimmer“. Altersspezifische Angebote zur Fçrderung der Medienkompetenz Zimmer frei: Eine Nacht in der Stadtbibliothek – Aktion für mehr Zimmer für Studierende, © Stadtbibliothek Köln games4kalk Im Rahmen eines vom Land NRW geförderten Modellprojekts „Spielerisches Lernen mit Computergames“ entstand in der Stadtteilbibliothek im Kölner Osten games4kalk – ein ergonomisch gestalteter Bereich mit hoher Aufenthaltsqualität zum Lesen, Lernen und gemeinsamen Spielen. Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte sind eingeladen, sich über die neusten Computertrends zu informieren. Regelmäßig werden hier medienpädagogisch betreute Programme und Spiel-Wettbewerbe durchgeführt. Aber auch in allen anderen Einrichtungen sind Serious Games und Lernspiele zum Ausleihen sowie eine Wii-Konsole vorhanden. One Book, Two Cities – Vernetzung durch Skype und Social Media Im November 2013 startete ein gemeinsames Lese-Projekt, initiiert von der Stadtbibliothek Köln und der Public Library der Kölner Städtepartnerstadt Indianapolis. Im Fokus stand das Buch „Vienna“ der Autorin Eva Menasse, die gerade mit dem Heinrich-Böll-Preis ausgezeichnet wurde. Quer über den Atlantik tauschte man sich über Eindrücke, Interpretationen und Ideen zum Buch aus – vernetzt über Skype und Social Media. Mit dieser neuen, direkten Art, international über Bücher zu kommunizieren, macht Köln als Literaturstadt einen Schritt in die Zukunft. Zimmer frei: Eine Nacht in der Stadtbibliothek – Aktion für mehr Zimmer für Studierende Um die Kölner Bürger zur Zimmer- und Wohnungsvermietung zu animieren, haben sich das Kölner Studenten- Die Stadtbibliothek ist mit ihrem umfassenden Medienbestand, den pädagogischen Programmen, den vielfältigen Kooperationen und mit ihren durch eine hohe Aufenthaltsqualität gekennzeichneten Örtlichkeiten ein wichtiger Partner für Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Die Zentralbibliothek und alle Stadtteilbibliotheken arbeiten schon seit langem mit vielen Kölner Schulen, Kindertagesstätten und freien Trägern zusammen – oft auf der Basis langfristig getroffener Kooperationsvereinbarungen. So wurden im Jahr 2013 über 10.000 Kinder und Jugendliche mit didaktischen Angeboten erreicht. Hier eine Auswahl: Bücherbabys ­ Die „literarische“ Krabbelgruppe bis 3 Jahre Die „Bücherbabys“ ist ein offenes Angebot für Kinder von 9 bis 36 Monaten. In 45 Minuten werden Lieder, Singspiele, Kniereiter und Fingerspiele im Rhythmus der Kinder eingeübt. Im Zentrum steht das Betrachten von Bilderbüchern gemeinsam mit den Begleitpersonen der Kinder. Am Ende der Veranstaltung werden ausgewählte Elternratgeber vorgestellt. Die Durchführung geschieht mit Fachpersonal und ehrenamtlicher Unterstützung. Bücherbabys ­ Die „literarische“ Krabbelgruppe, © Stadtbibliothek Köln Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 68 Kulturbericht 2014 Seite 68 Stadtbibliothek Kçln Lesestart – Leseförderung von 3 bis 4 Jahren Lesestart – „Drei Meilensteine für das Lesen“ ist ein Programm zur Sprach- und Leseförderung, das sich schon an die Jüngsten richtet. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und von der Stiftung Lesen durchgeführt. Die Stadtbibliothek Köln ist aktiver Lesestart-Partner und bietet den Kindergartengruppen mit ihren Erzieherinnen und Erziehern ein eigens entwickeltes Programm. Jedes Kind erhält außerdem ein Lesestart-Set mit einem altersgerechten Bilderbuch und mehrsprachigen Alltagstipps rund ums Vorlesen für die Eltern. Papalapap – Frühkindliche Leseförderung von 3 bis 6 Jahren Die Kinder erhalten von der Bibliothek ein individuelles Malbuch, in dem sie ihre Lese- und Vorleseerfahrungen malend umsetzen. Kreativität und Vorstellungskraft werden gestärkt und zusätzlich in speziellen Workshops für die Zielgruppe der Kölner Kindergärten verstetigt. Lesewelten für Kinder von 3 bis 8 Jahren Eine langfristige Kooperation besteht auch zur Kölner Freiwilligenagentur mit dem Vorlese-Netzwerk „LeseWelten“. In allen Einrichtungen der Stadtbibliothek lesen ehrenamtliche Vorleser und Vorleserinnen regelmäßig vor – den Kindern wird ein verlässliches Angebot gemacht. Ran ans Lesen – ein Angebot zur nachhaltigen Leseförderung für Grundschulen „Ran ans Lesen“ ist ein spezielles Angebot der Stadtbibliothek für Grund- und Förderschulen; gegenwärtig besteht eine Kooperation mit 30 Schulen. Die Schulen bilden eine Lese-AG mit Kindern im Alter von ca. 7 bis 11 Jahren. Diese besucht einmal monatlich eine benachbarte Stadtteilbibliothek oder die Zentralbibliothek. Dort werden ihnen von einem ehrenamtlichen Vorleser, der während des gesamten Schuljahres fest mit der Gruppe zusammenarbeitet, drei Bücher anschaulich vorgestellt. Jedes Kind leiht mindestens ein Buch aus, liest es und schreibt eine Buchbesprechung in sein persönliches Lesetagebuch. Bis zum nächsten Besuch werden die Kinder in der Schule bei dieser Aufgabe einmal wöchentlich pädagogisch begleitet. Die Rheinenergie unterstützt das Projekt. Lesestart – Bilderbuchkino für Kinder, © Stadtbibliothek Köln Der Leseclub für Kinder und Jugendliche von 6 bis 15 Jahren Der Leseclub ist eine langfristige Initiative mit aktuell über 5000 Mitgliedern; die Altersgruppe der 9 bis 12jährigen ist am stärksten vertreten. Er erreicht auch Heranwachsende, die sonst nicht oder nur wenig lesen würden. Eltern und Lehrer bestätigen, dass ein Engagement im Leseclub Wortschatz und Ausdrucksvermögen deutlich verbessert. Jedes neue Leseclub-Mitglied erhält einen Ausweis und ein Lesetagebuch in Form eines flexiblen Hefters. Dort müssen Fragen zu beliebigen Büchern beantwortet werden, die das Kind selbst ausgewählt und gelesen hat. Die Buchbesprechungen werden nach einem Punkte- und Preissystem bewertet. Neben dem Basisinstrument „Lesetagebuch“ bietet der Leseclub auch einen festen Veranstaltungskanon. Seit der Gründung im Jahr 2003 haben weit über 15 000 junge Mitglieder den Leseclub durchlaufen. Internationale Kinder­ und Jugendbuchwochen für Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren Die Stadtbibliothek ist aktiver Kooperationspartner bei den jährlichen Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen der SK-Stiftung Kultur, die in den Bibliotheken und Schulen Kölns veranstaltet werden. Lernwelt und Hausaufgabenbetreuung Die Lernwelt ist ein modernes Schülerzentrum in der Zentralbibliothek mit Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen, mit Internet- und Datenbankterminals sowie umfangreichen Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 69 Kulturbericht 2014 Seite 69 Stadtbibliothek Kçln schülerrelevanten Beständen. Ein vernetzter Schulungsraum, ein semi-öffentlicher Forumsbereich und ein separater Klassenraum bieten außerdem optimale Möglichkeiten für die Arbeit mit Schülergruppen. Die Stadtbibliothek bietet den informativen und medialen Background für die erfolgreiche Erledigung von Hausaufgaben und Facharbeiten. Schülerinnen und Schüler suchen zunehmend die Zentralbibliothek und die Stadtteilbibliotheken – häufig in ganzen Gruppen – auf. Unterstützend bieten ehrenamtlich engagierte Bürger- innen und Bürger spezifische Hausaufgabenbetreuung an. Recherchekompetenz effektiv vermitteln – der Schulservice der Stadtbibliothek Köln Zur Stärkung der Recherchekompetenz hat die Stadtbi- bliothek Köln für alle Altersstufen und Schularten lehr- plangerechte pädagogische Programme entwickelt, die von den Kölner Schulen rege genutzt werden. Die Schüle- rinnen und Schüler lernen die Bibliothek dabei als unver- zichtbare Wissensquelle, hilfreichen Partner und attrakti- ves Ziel für Schule und Freizeit kennen. Selbst leseferne Kinder und Jugendliche lassen sich mit einer Bibliotheks- rallye zu Themen aus ihrem Alltag für die Bibliothek inter- essieren. Die Bewegungs- und Wissensspiele für Grund- schulklassen sind besonders beliebt. Für die Facharbeitsrecherche im Rahmen der Sekundar- stufe 2 wird ein qualifiziertes Methodentraining mit den Schwerpunkten Datenbanken und Quellenbewertung angeboten. Die Stadtbibliothek ist selbstverständlich auch im Kölner Schulwiki vertreten und informiert dort über ihre Angebote. Was Google nicht findet ist der Rechercheklassiker zum Thema Datenbanken und alternative Informationsrecherche und erfreut sich seit Jahren bei Jugendlichen und Erwachsenen großer Beliebtheit. Bildungspartner nrw Schule & Bibliothek Es bestehen 38 eingetragene Bildungspartnerschaften im Rahmen der Landesinitiative „Bildungspartner NRW – Schule und Bibliothek“. Berücksichtigt sind alle Schulformen und die Leseförderkooperationen im Rahmen von „Ran-ans-Lesen“. In Kooperationsverträgen wird fixiert, welche Klassenbesuche in den Bibliotheken in jedem Schuljahr stattfinden und welche Angebote mit welchen didaktischen Methoden dabei gemacht werden. EU­Projekt: Digitale Werkstatt Im Rahmen des EU-Projekts "Digital Literacy 2.0" wurde zusammen mit der Stiftung Digitale Chancen sowie sechs anderen Bibliotheken und Weiterbildungseinrichtungen aus ganz Europa ein praxisorientiertes niedrigschwelliges Curriculum entwickelt und erprobt. Die Reihe bietet viele interessante Schnupperworkshops für Menschen, die zwar PC und Internet regelmäßig nutzen, aber neuere Entwicklungen bisher noch nicht so intensiv verfolgt haben. Dazu gehören insbesondere Werkzeuge zur Kommunikation und dem gegenseitigen Austausch von Wissen wie Blogging, Wikis, Podcasts, Twitter, Websitegestaltung, Fotobearbeitung, Dropbox oder Mindmapping. Alphabetisierung und Grundbildung In 4 Stadtteilbibliotheken bestehen Alpha-Lernstudios. Als Partnerin im Kölner Bündnis für Alphabetisierung und Grundbildung unterstützt die Bibliothek zusammen mit der Volkshochschule und anderen Kursträgern Erwachsene, die ihre Lese- und Schreibkenntnisse verbessern wollen. Lernende können im Rahmen eines Alphabetisierungskurses die Stadtteilbibliotheken Chorweiler, Mülheim, Kalk und Nippes besuchen. Sie erfahren dort auch außerhalb der Kurszeiten, unterstützt durch ehrenamtliche Patinnen und Paten, Hilfe beim Lesen und Schreiben. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer erhalten eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Führung durch die Bibliothek. Dort kann auch außerhalb der Kurszeiten in ruhiger Atmosphäre die digitale Lernplattform "Ich will lernen" genutzt werden. Altersspezifische Angebote zur Fçrderung der interkulturellen Kompetenz Mehrsprachige Leseförderung, Integration und Alphabetisierung Die interkulturelle Projektarbeit ist aus öffentlichen Bibliotheken nicht mehr wegzudenken. Gerade in Köln ist sie von existenzieller Bedeutung. Die Stadtbibliothek Köln arbeitet auf diesem Feld mit eigenen Konzeptionen, aber auch im Rahmen eines Zusammenwirkens mit kompetenten Partnern. Kinder in aller Welt Das mehrsprachige und überaus erfolgreiche Projekt „Kinder in aller Welt“ besteht aus mehreren Modulen. Grundlage war und ist die Ausweitung des Bestandes an mehr- und fremdsprachiger Kinderliteratur in allen Bibliotheken. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:08 Seite 70 Kulturbericht 2014 Seite 70 Stadtbibliothek Kçln BI­IN ­ Integrationsangebote der Stadtbibliothek, © Stadtbibliothek Köln Elternseminare und mehrsprachige Veranstaltungen Vorlesen ist vielen Eltern aus anderen Kulturen fremd. In Elternseminaren vermittelt die Bibliothek diesen unverzichtbaren Beitrag zur Leseförderung – in der Zentralbibliothek und ihren Stadtteilbibliotheken – besonders im Rechtsrheinischen. Die Nachfrage nach diesen Seminaren – oft mit bis zu 60 Teilnehmern – wird immer größer. besonders bei Multiplikatoren wie Lehrern, Erziehern oder Mitarbeitern von Migrantenorganisationen. „Wir sprechen viele Sprachen“ ist das regelmäßig stattfindende Aktionsforum der Initiative „Kinder in aller Welt“. Dabei lesen Kinder aus vielen Nationen in ihren jeweiligen Herkunftssprachen einem öffentlichen Publikum vor. Die Veranstaltungen erfahren eine große Presseresonanz - auch in der türkischen Presse. Interkulturelle Medienkoffer Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 stehen allen Kölner Grundschulen mehrsprachige Medienkoffer für interkulturelle Unterrichtsprojekte zur Verfügung. Die Zahl der Medienkoffer konnte 2012 weiter erhöht werden – besonders auch durch die Unterstützung der Aktion „wir helfen“ des Kölner Stadtanzeigers. BI­IN ­ Bibliothek und Integration In Köln sind zur Zeit 14 Bildungseinrichtungen mit der Stadtbibliothek eine Interkulturelle Bildungspartnerschaft eingegangen. 2007 als Projekt begonnen, gehört „BI-IN“ heute zum Standardangebot der Stadtbibliothek Köln. „BI-IN“ besteht aus mehreren Modulen und variiert je nach Kursniveau von der Vermittlung der Grundfunktio- nen einer Bibliothek bis zum Bearbeiten einzelner Re- cherchethemen – von „Train the trainer" bis zu Unter- richtsmappen für die Teilnehmenden. Auch neue Ver- mittlungsformen wie iPad-Rallye und Ting-Stifte kom- men hier zum Einsatz. Über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen da- bei jährlich die Angebote der Bibliothek kennen: Speziel- le praxisorientierte Workshops vermitteln Gesprächs- möglichkeiten mit Experten und Multiplikatoren zu den Themen Gesundheit, Ernährung, Erziehung, Schule und Bildung. Regen Zuspruch erfährt das regelmäßige Aktionsmodul „Wer liest gewinnt“ – der Vorlesewettbewerb für Inte- grationskurse. Kulturprogramme der Stadtbibliothek ê starke Partner und weltweite Kooperationen Gesellschaftliche Strömungen, politische Ereignisse und aktuelle Wissenschaftsthemen geben der Reihe „Wissenswert – Themen am Puls der Zeit“ den kreativen Spielraum für außergewöhnliche und informative Gespräche. Die Reihe wurde 2008 mit dem renommier- ten Wissenschaftsjournalisten Gert Scobel als Impuls- geber gegründet. Seither sind hier regelmäßig namhafte Autoren und Moderatoren zu Gast. Das aktuelle Kultur- programm erscheint jeweils im Frühjahr und Herbst. Das Rote Quadrat ist ein neues Format des Heinrich-Böll- Archiv und des Literatur-in-Köln-Archiv (LiK). Hier finden Vorträge und Werkstattgespräche über die Kölner Lite- ratur statt. Die Literaturarchive der Stadtbibliothek dokumentieren seit vielen Jahren das facettenreiche literarische Leben und bewahren das ‚literarische Gedächtnis’ der Stadt Köln – auch in eigens konzipierten Ausstellungen und in Gemeinschaftsprojekten mit den weltweiten Städtepart- nerschaften Kölns. Hans Bender in Köln – neue Schriftenreihe der Literatur- archive der Stadtbibliothek Eine neue Schriftenreihe gewährt Einblick in die Schätze der beiden Archive. Der erste Band ehrt einen der bedeu- tendsten Kölner Autoren und Herausgeber, Hans Bender. „In der Stadt, wo du lebst – Hans Bender in Köln“, her- ausgegeben von der Stadtbibliothek Köln. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 71 Kulturbericht 2014 Seite 71 Stadtbibliothek Kçln geeks@cologne – Veranstaltungsreihe für Technikbegeisterte, © Stadtbibliothek Köln Die exponierte Reihe geeks@cologne ist ein Erfolgskonzept bei der technikbegeisterten Zielgruppe und zeigt die Bedeutung eines realen Treffpunkts in einer zunehmend digitalen Welt. Sie experimentiert mit Kölner Formaten und eigenen Events. Von der netzpolitischen Diskussion bis zum Networking-Event stehen Kommunikation und Diskurs im Vordergrund. Gadget-Abend, Girl Geek Diner und Science Slam verzeichneten Besucherrekorde. Das digitale Kulturschaufenster informiert über Ausstellungen in der Region und im benachbarten Kulturquartier. Die Veranstaltungsprogramme der Stadtteilbibliotheken bereichern das kulturelle Leben in den Kölner Stadtteilen. Information und Technik - Immer einen Schritt voraus durch proaktives Handeln Der neue Makerspace der Stadtbibliothek trifft den Nerv der Zeit. Menschen aller Altersgruppen möchten heute Neuland betreten und selbst aktiv werden. Der Makerspace versteht sich als ein offener Raum für neue Ideen und Do-It-Yourself-Projekte. Nach einer kurzen Einführung lassen sich die unterschiedlichsten Techniken selbst ausprobieren. Experten, aber auch Mitarbeiter unterstützen dabei. Das neue Makerspace-Programm für Selbermacher umfasst beispielsweise Programme wie Filmen mit iMovie, Malen mit dem iPad oder Self Publishing von eBooks. Wissensmanagement: Mit Wikis und Blogs wurden neue Plattformen für einen internen Informationsaustausch geschaffen – sehr hilfreich in unserem Bibliotheksnetz mit 13 verschiedenen Standorten im Kölner Stadtgebiet. Die „Bibliothek in der Jackentasche“ – Online-Katalog für das Handy. In der Webversion können die Kunden außerdem Buchempfehlungen und Kundenrezensionen – ähnlich wie bei Amazon – im Bibliothekskatalog lesen und selbst verfassen. Die neue Bibliothekstechnik RFID wurde in allen Häusern eingeführt und erlaubt eine schnelle Ausleihe und Verbuchung. Die Organisationsstruktur hat sich durch die Einführung völlig verändert. Die Fähigkeiten der Mitarbeiter können qualifizierter genutzt werden, die Kommunikation mit den Kunden wurde durch die neuen Serviceplätze aufgewertet. Die Publikums-PCs wichen mobilen Arbeitsplätzen mit Laptops und Tablets. Perspektiven und Planungen ê dringende Maénahmen Wünschenswert wäre eine Ausweitung der Öffnungszei- ten an Samstagen um drei Stunden von 10 bis 18 Uhr sowie die Öffnung der Zentralbibliothek am Montag. Der Samstag hat sich zunehmend als Familientag entwickelt. Gerade Familien haben samstags Zeit, das umfangreiche Dienstleistungsangebot zu nutzen. In den Stadtteilbibliotheken sind einheitliche Öffnungs- zeiten möglichst an jedem Werktag anzustreben. Durch die gestiegene Mediennutzung musste ein eBook- Bestand völlig neu aufgebaut werden, um die Lücke zwi- schen Angebot und Nachfrage zu schließen. Hierzu ist eine Aufstockung des Medienetats erforderlich. Laut ak- tuell vorliegender Deutscher Bibliotheksstatistik hat Köln 1,23 € Erwerbungsausgaben pro Einwohner, Stuttgart 2,41 €, Düsseldorf 2,09 €, München 1,97 € und Duisburg ebenfalls 1,97 €. Das gesamte Gebäude der Zentralbibliothek hat Sanie- rungsbedarf. Die bereits geplante Generalsanierung um- fasst nicht nur die Modernisierung des Brandschutzes und eine barrierefreie Nutzung des Gebäudes, sondern ebenfalls ein zeitgemäßes und kundenorientiertes Leit- system. In fast allen Stadtteilbibliotheken ist nach langer Nut- zungsdauer der Austausch der Teppichböden wün- schenswert. Der bisherige Bücherbus hat permanente und sich häu- fende Ausfallzeiten und Reparaturkosten. Die Beschaf- fung eines Neufahrzeuges muss eingeplant und mittel- fristig in die Wege geleitet werden. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 72 Kulturbericht 2014 Seite 72 Historisches Archiv der Stadt Kçln Aussenperspektive des Neubaus, © waechter + waechter Architekten Historisches Archiv der Stadt Kçln ­ Leiterin: Stellvertreter: Dr. Bettina Schmidt-Czaia Dr. Ulrich Fischer Besucherzahlen 2012 16501 2013 30210 Zuschuss laufender Betrieb 2012 16.770.440 € 2013 5.177.751 € Personal 2012 2013 179 Planstellen 189 Planstellen Benutzung: 2012 2013 1625 Anfragen 2080 Anfragen Selbstverstândnis und Schwerpunkte Das Historische Archiv der Stadt Köln ist als Bürgerarchiv eine Serviceeinrichtung für die Stadtverwaltung, die Bürgerschaft und Stadtgesellschaft, die Forschung und ein außerschulischer Lernort. Es ist eines der größten Kommunalarchive Deutschlands und verwahrt Originaldokumente aus über tausend Jahren Kölner und rheinischer Geschichte. Durch den Einsturz des Archivgebäudes am 3. März 2009 sind die Bestände des Archivs zu großen Teilen beschädigt und verunordnet, teilweise auch gänzlich zerstört. Bis August 2011 wurden 95 Prozent des Archivguts geborgen. Die Archivalien wurden nach dem Einsturz erstversorgt, grob erfasst und in 20 Asylarchive zwischen Schleswig und Freiburg eingelagert. In KölnPorz richtete das Archiv ein Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum ein (RDZ) ein. Die geborgenen Archivalien können zurzeit nur im geringen Umfang analog genutzt werden. Sie sind in größerer und wachsender Zahl Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 73 Kulturbericht 2014 Seite 73 Historisches Archiv der Stadt Kçln online einsehbar unter www.historischesarchivkoeln.de. Unter den Beständen befinden sich Urkunden und Testa- mente, Ratsprotokolle und Stadtrechnungen sowie die Akten der Stadtverwaltung der alten Reichsstadt Köln (bis 1794/97), das Verwaltungsschriftgut aus der Zeit der französischen Herrschaft (bis 1814), aus preußischer Zeit (bis 1945), aus der Nachkriegszeit und der Zeit der Bundesrepublik. Dazu kommt eine Vielzahl an Nachläs- sen und Unterlagen bedeutender Persönlichkeiten und Institutionen des Kölner Raumes aus Politik, Kultur, Ar- chitektur und Wissenschaft; Archive von Vereinen, Ver- bänden, Parteien, Verlagen. Die schriftliche Überliefe- rung wird ergänzt durch Pläne, Fotos, Plakate, Zeitun- gen, Sammlungen zur Zeitgeschichte, Filme und Ton- bänder. Aneinandergereiht füllen diese Informationsträ- ger über 30 Regalkilometer. Neben den klassischen Archivaufgaben der Bewertung und Übernahme von Schriftgut der Stadtverwaltung, von Nachlassgebern, Depositaren, Vereinen und Verbän- den und der Erschließung und Bereitstellung dieses Schriftgutes bilden vor allem der Wiederaufbau des Ar- chivs, seiner Bestände und seines Gebäudes die zentra- len Schwerpunkte der Tätigkeit. Das oberste Ziel aller Arbeiten ist dabei die Benutzung. Aufgabenerledigung im Zeichen des Einsturzes • die Verringerung der Zahl der Asylarchive und die Konzentration des Archivgutes auf Magazinflächen im Rheinland bis zum Bezug eines Neubaus in Köln Von zentraler Bedeutung für das Hauptziel Benutzung ist die Rekonstruktion der Bestände. Denn diese sind durch den Einsturz in völlige Unordnung geraten. So war es beispielsweise möglich, dass die Einsatzkräfte an einer einzigen Stelle im Schutt Manuskripte aus dem Nachlass eines Literaten, ein mittelalterliches Ratsprotokoll, Bibliotheksgut und Akten des Veterinäramts gemeinsam bargen. Darüber hinaus ist die Zuordnung der geborgenen Archivalien zu ihren entsprechenden Verzeichnungseinheiten oft schwierig: Häufig sind Aktenordner aufgesprungen, Aktendeckel fehlen und Bindungen haben sich gelöst. Hinzu kommen die Beschädigungen, insbesondere Risse, Verschmutzung oder starke Deformierung, die die Identifizierung zunächst behindern. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die sogenannte Bergungserfassung, also die in den Asylarchiven stattfindende elektronische Erfassung der geborgenen Archivalien. Sofern möglich, wird das Archivgut bereits hier wieder seinem Bestand oder vermuteten Bestand zugeordnet. Das Historische Archiv der Stadt Köln blickt fünf Jahre nach seinem Einsturz auf den dramatischsten Einschnitt im Laufe seiner mehr als sechshundertjährigen Geschichte zurück. Gleichzeitig kann es aber auch mit einiger Zuversicht nach vorn schauen. Im Hinblick auf das große Ziel, möglichst schnell möglichst viel Archivgut wieder benutzbar zu machen, ist seit 2009 viel erreicht worden. Auch 2013/2014 wurden große Fortschritte beim Wiederaufbau der Bestände gemacht. Die wesentlichen Punkte dabei sind: • die Rekonstruktion der durch den Einsturz aus dem Herkunftszusammenhang gerissenen Bestände • Fortschritte bei der Restaurierung, u. a. der planmäßige Abschluss der Vakuumgefriertrocknung • eine verstärkte Nutzung der Archivalien und Digitalisate • die zunehmende Internetpräsenz und • weitere Schritte auf dem Weg hin zu einem Bürgerarchiv durch Ausbau der Serviceleistungen und Vermittlung archivischer Stadtgeschichte in Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen Wappenbuch, © Historisches Archiv der Stadt Köln Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 74 Kulturbericht 2014 Seite 74 Historisches Archiv der Stadt Kçln Insgesamt sind bisher knapp zwei Drittel aller geborgenen Archivalien in der Bergungserfassung der Phase I erfasst. Ende Januar 2014 waren das 64,6 Prozent oder 110.000 Kartons (19,4 Kölner Kilometer). Seit 2009 sind auf diese Weise in den Asylarchiven insgesamt 752.500 Bergungseinheiten angelegt, mit einem Barcode versehen, die Schäden beschrieben und archivgutgerecht verpackt worden. Im Jahr 2013 wurde an 1.557 Personentagen durch Fachkräfte und an 1.470 Personentagen durch Hilfskräfte an der Bergungserfassung gearbeitet. Auch 2013 hat das Archiv dabei unentgeltliche Unterstützung von Fachkollegen bekommen. Insgesamt fast 400 Personentage wurden allein in 2013 durch externe Helfer und Fachkräfte geleistet. (LVR, Archivschule Marburg u.a.) Erfasste Bergungseinheiten seit 2009 800000 740066 700000 667788 600000 573329 488946 500000 412634 400000 309496 300000 253220 208065 200000 100000 40235 0 2.Halbjahr 2009 1.Halbjahr 2010 2.Halbjahr 2010 1.Halbjahr 2011 2.Halbjahr 2011 1.Halbjahr 2012 2.Halbjahr 2012 1.Halbjahr 2013 2.Halbjahr 2013 Identifikationsquote Verknüpft mit Bestand und Einheit Verknüpft nur mit Bestand nicht identifiziert Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 75 Kulturbericht 2014 Seite 75 Historisches Archiv der Stadt Kçln Juristische Sammelhandschrift, 12. Jahrhundert, Zustand nach der Bergung Restaurierungsarbeiten ­ Trockenreinigung, © Uwe Weiser © HAStK In der sog. Phase II der Identifizierung werden dann im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum Köln PorzLind (RDZ) die bereits in den Asylarchiven bergungserfassten Bestände noch einmal geprüft und nach Möglichkeit ihren Herkunftsbeständen zugeordnet. Auf diese Weise konnten bis Mitte Februar etwa 6.500 Bergungseinheiten bearbeitet werden. Außer bei der Bestandszusammenführung hat das Historische Archiv auch bei der Restaurierung große Fortschritte gemacht. Durch den Einsturz vor fünf Jahren weist das Archivgut die unterschiedlichsten Schadensbilder auf, vor allem aber Verschmutzung und mechanische Schäden. Zentraler Ort zur Bewältigung dieser Mammutaufgabe ist das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum in Köln Porz-Lind. Das ganze Ausmaß des Schadens lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig abschätzen. Im Rahmen der Erstversorgung wurde hochgerechnet, dass das geborgene Archivgut zu rund 15% leicht, zu rund 50% mittelschwer und zu rund 35% schwer beschädigt ist, was bedeutet, dass es zumindest teilweise Informationsverlust gibt, beispielsweise Seiten fragmentiert oder Schriftbilder verwischt sind. Diese Angaben werden im Zuge der weiteren Bearbeitung des Archivguts zu prüfen und zu aktualisieren sein. Alkalischer Betonstaub und Erdreich haben das gesamte Archivgut verunreinigt, eine Benutzung ohne vorhergehende Reinigung und Restaurierung ist daher in keinem Fall möglich. Auf jedem Dokument befindet sich Staub und Schmutz, der mittel- und langfristig irreparable Schwer beschädigte Handschrift, © Rheinisches Bildarchiv Personalakten der 1940er Jahre, © HAStK Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 76 Kulturbericht 2014 Seite 76 Historisches Archiv der Stadt Kçln Trockenreinigung einer beschädigten Archivalie, © HAStK Trockenreinigung an der Reinen Werkbank, © Stiftung Stadtgedächtnis, barracuda Schäden verursachen wird. Jedes Objekt muss aus diesem Grund vor der Benutzung zumindest trockengereinigt, also mit speziellen Schwämmen, Bürsten, Pinseln und Druckluft von Staub und Schmutz befreit werden. Insbesondere das nass oder feucht gewordene Archivgut kann häufig durch mikrobiellen Befall beeinträchtigt sein, was eine Bearbeitung unter speziellen Sicherheitswerkbänken erforderlich macht. Geborgen bedeutet also noch lange nicht gerettet. Das erste Ziel aller Maßnahmen ist die Vermeidung weiterer Schäden am geborgenen Archivgut. Die Verunreinigungen durch Staub und Schimmelbefall an jedem geborgenen Stück müssen daher vordringlich entfernt werden, da sie auf lange Sicht sogenannte fortschreitende Schäden verursachen. Noch größerer Zeitdruck bestand im Bereich der eingefrorenen Archivalien: Nach zwei bis drei Jahren im Kühlhaus ist hier mit sekundären Schäden durch die Veränderung der Eiskristalle zu rechnen. Daher musste die Gefriertrocknung aller eingefrorenen Archivalien bis Anfang 2014 abgeschlossen sein, was durch den Betrieb von insgesamt sieben Anlagen deutschlandweit möglich war. sche Meilenstein, die Vakuum-Gefriertrocknung von über 3 lfd. Kilometern Archivgut beendet werden. Darüber hinaus wurden seit 2009 10.137 Kartons mit Archivgut sowie fast 20.000 Urkunden trocken gereinigt (ein Drittel aller Urkunden). Allein 4.782 Kartons Archivgut wurden allein im vergangenen Jahr bearbeitet. Knapp 2.000 Urkunden wurden neu montiert und weit über 1.000 Einzelobjekte restauriert. Anschließend können diese Bergungseinheiten nun die Phase II der Bestandserfassung durchlaufen. Die Arbeiten im Sachgebiet Bestandserhaltung konzentrieren sich zunächst vorwiegend auf die konservatorische Mengenbehandlung des Archivguts, d.h. auf die Trockenreinigung und die Behandlung fortschreitender Schäden mit dem Ziel, eine langfristige Lagerung und Digitalisierung zu ermöglichen. So konnte seit Beginn des Betriebs im RDZ im September 2011 in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern und unserer Außenstelle im Restaurierungszentrum des Sächsischen Staatsarchivs in Wermsdorf der erste restauratori- Kçlner Schadensbilder Die Kräfte, die durch den Einsturz auf das Archivgut gewirkt haben, führten zu Beschädigungen in einem in der Fachwelt bislang nicht gekanntem Ausmaß. Die sogenannten „Kölner Schadensbilder“ machen die Mengenbehandlung besonders komplex und anspruchsvoll: Bedingt durch die massive Erschütterung kam es zu vor allem zu vielfältigen mechanischen Schädigungen des Archivguts. Es handelt sich hierbei um Knicke, Stauchungen, Risse und Fehlstellen bis hin zur völligen Fragmentierung und Deformierung. Je nach Objektart und vorliegender Materialität ist die Restaurierung unterschiedlich aufwendig. Sie muss individuell für die verschiedenen Objektgruppen angegangen werden. Die teils starke Verschmutzung durch Baustaub und Erdreich macht in jedem Falle eine Trockenreinigung erforderlich, die eine langfristige Zersetzung des Papiers und einen mechanischen Abrieb seiner Oberfläche verhindert. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 77 Kulturbericht 2014 Seite 77 Historisches Archiv der Stadt Kçln Verschmutzung, © HAStK Deformierung, © HAStK Insbesondere die wassergeschädigten, aber auch die stark verunreinigten Archivalien können in unterschiedlichem Maße von Mikrobenbefall betroffen sein. Um eine weitere Ausbreitung der Mikroben zu verhindern, musste das betroffene Archivgut schnellstmöglich schockgefroren werden. Anschließend wurde es sukzessive gefriergetrocknet und trockengereinigt. Weil Schimmelsporen gesundheitliche Probleme verursachen können, ist die Benutzung ohne eine sorgfältige Trockenreinigung nicht möglich. Mikrobenbefall, © HAStK Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 78 Kulturbericht 2014 Seite 78 Historisches Archiv der Stadt Kçln Zur Mengenbehandlung kommt die individuelle Einzelrestaurierung bei besonders komplexen Objektarten und Schadensbildern sowie bei Objekten, die im Rahmen des Projekts der Restaurierungspatenschaften behandelt werden. Hierfür stehen den Restauratorinnen und Restauratoren ein Labor sowie spezielle Werkstätten für Foto-, Holz- oder Metallarbeiten zur Verfügung. Hochrechnungen haben ergeben, dass eine einzelne Fachkraft ca. 6.300 Jahre für die gesamten Restaurierungsarbeiten benötigen würde. Insgesamt 200 Restauratoren und Restaurierungshelfer werden für die Bewältigung dieser Aufgabe daher mindestens 30 Jahre benötigen. Dies ist nicht alleine vom Historischen Archiv zu erreichen. Die Zahl von etwa 200 Personen wird daher durch eine Drei-Säulen-Strategie erreicht: Die erste Säule wird von etwa 90 Restauratoren und Hilfskräften in den eigenen Werkstätten gebildet. Die zweite Säule bilden Kooperationen mit anderen Institutionen und Hochschulen, die über eigene große Restaurierungswerkstätten verfügen. Die Vergabe von Restaurierungsaufträgen an öffentliche wie private Dienstleister bildet die dritte Säule im Rahmen des Gesamtkonzepts in der Mengenbewältigung. Insgesamt ist es auf diese Weise realistisch, über die Jahre hinweg die notwendigen Restaurierungskapazitäten zu erhalten. Briefbuch 1574 vor der Restaurierung, © HAStK Vorher-Nachher Restaurierung als Kunsthandwerk Die Restauratorinnen und Restauratoren des Historischen Archivs arbeiten Tag für Tag daran, die Archivalien zu restaurieren, damit sie zeitnah wieder im Original benutzbar sind. Mit Geschick und Geduld ist das selbst bei Objekten möglich, die für den Laien völlig zerstört scheinen. Dabei werden die Objekte nicht rekonstruiert, sondern die Originalität und somit die „Spuren" der Geschichte, zu der auch nun der Einsturz gehört, bleiben erhalten. Folgende Objekte zeigen eindrucksvoll die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Restauratorinnen und Restauratoren: Ein Briefbuch von 1574 vor und nach der Restaurierung: Der Transfixbrief, der 1513 den Verbundbrief, die erste Kölner Verfassung, ergänzte, vor und nach der Restaurierung: Ein kleiner Auszug des Friedensvertrags zwischen Konrad von Hochstaden und Bischof Simon von Paderborn (1256) vor und nach der Restaurierung: Eine Handschrift mit Auszügen aus den Statuten von 1437 aus der Mitte des 15. Jahrhunderts im Vorzustand und nach dem Glättvorgang: Briefbuch 1574 nach der Restaurierung, © HAStK Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 79 Kulturbericht 2014 Seite 79 Historisches Archiv der Stadt Kçln Transfixbrief vor der Restaurierung, © HAStK Transfixbrief nach der Restaurierung, © HAStK Friedensvertrag vor der Restaurierung, © HAStK Friedensvertrag nach der Restaurierung, © HAStK Handschrift zu den Statuten von 1437 vor der Restaurierung, © HAStK Handschrift zu den Statuten von 1437 nach der Restaurierung, © HAStK Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 80 Kultur ulturbe berricht 2014 Seite 80 Sei Archiv hiv der Stadt Kçl Kçln Historisches Arc Weiterhin besteht eine enorme Hilfsbereitschaft der Fachkollegen in den Archiven des Bundes, der Länder und der Landschaftsverbände in NRW. Im Rahmen von Kooperationen bearbeiteten und bearbeiten teilweise noch immer das Bundesarchiv an den Standorten Berlin und Koblenz, das Landesarchiv NRW in Münster-Coerde und der Landschaftsverband Rheinland unentgeltlich Kölner Archivgut. Das Bundesarchiv und das Landesmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland in Bonn un- terstützten in großem Maße das Kölner Archiv bei der Gefriertrocknung grundwassergeschädigter Archivalien. Während das Landesarchiv in seinem Technischen Zentrum in Münster-Coerde Karten, Pläne und Plakate konserviert und digitalisiert, bearbeitet das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland Kölner Fragmente als Vorbereitung für eine digitale Zusammenführung bzw. Rekonstruktion. Kennzahlen der Vakuumgefriertrocknung (VGT) Koop LWL Jahr 2009/10 109 0 2011 0 2012 0 2013 0 2014 Gesamt 109 Koop LVR Koop Berlin 8 3 0 3 0 14 13 6 0 3 0 22 RDZ Koop Koblenz 0 2 6 2 0 10 0 4 19 8 4 31 Wermsdorf Dienstleister ZfB 20 34 48 49 6 151 Dienstleister LWL Kumuliert 263 53 206 115 10 637 40 0 0 0 0 40 73 4 133 50 0 260 Tabelle: Anzahl der getrockneten Gitterboxen Vakuumgefriertrocknung 700 600 Gitterboxen 500 400 300 6 200 130 133 100 0 38 2009/2010 2011 Kooperationspartner Anzahl der gefriergetrockneten Gitterboxen 50 11 113 20 8 67 2012 Dienstleister 51 10 2013 2014 44 Gesamt Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 81 ulturbe Kultur berricht 2014 Seite 81 Sei Archiv hiv der Stadt Kçl Kçln Historisches Arc Trockenreinigung (Konservierung I) Kennzahlen der Konservierung I Kooperation LWL Jahr 0 249 2307 2741 5297 681 0 0 0 681 174 0 0 0 174 2009/10 2011 2012 2013 Gesamt RDZ Kooperation LVR Wermsdorf Dienstleister 0 0 15 479 494 337 662 930 1562 3491 kumuliert 1192 911 3252 4782 10137 Anzahl der Kartons mit gereinigtem Archivgut Konservierung I von kartoniertem Archivgut 12000 10137 10000 Kartons 8000 5355 6000 479 4000 15 2103 2000 1192 855 0 337 2009/2010 3237 4303 2012 2013 911 2011 Kooperationspartner Dienstleister 44 Gesamt Anzahl der Kartons der Konservierung I Seit 2009 sind zweckgebundene Spendengelder in Höhe von weit über 800.000 € für die Restaurierung der vom Einsturz betroffenen Archivalien eingenommen worden. Die Einnahmen gehen auf das Konto der Freunde des Historischen Archivs und werden dort gemeinsam mit einer Verwaltungskraft des Historischen Archivs verwaltet. Mit diesen Mitteln konnten im auch im vergangenen Jahr Restauratorinnen und Archivare das eine oder andere Stück für die Benutzung wiederherstellen. Diese Arbeiten führen dazu, dass das Historische Archiv der Stadt Köln seinem obersten Ziel beim Wiederaufbau, der Benutzung, ein weiteres Stück näher gekommen ist. Die Archivalien, die deutschlandweit verteilt, ungeordnet und beschädigt sind, werden zum überwiegenden Teil über Jahre im Original nicht benutzbar sein. Als Reak- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 82 Kulturbericht 2014 Seite 82 Historisches Archiv der Stadt Kçln tion darauf wurde die Idee eines „Digitalen Archivs“, der Möglichkeit einer umfassenden Archivbenutzung im Internet, entwickelt. Seit den 1990er Jahren digitalisieren Archive vermehrt einzelne prominente Stücke aus ihren Beständen und veröffentlichen diese im Internet. Dabei bleibt die Umgebung, in der das Einzelstück steht, unberücksichtigt, eine Abbildung des Bestandszusammenhangs findet nicht statt. Dagegen zielt das Historische Archiv nicht auf die Digitalisierung einzelner Schmuckstücke, sondern auf die weitgehend vollständige virtuelle Rekonstruktion und Präsentation sämtlicher Bestände. Eine ursprünglich noch abstrakte Idee ist einsturzbedingte reale Notwendigkeit geworden. Die breit angelegte Digitalisierung ist zugleich ein wichtiger Schritt in Richtung eines Bürgerarchivs, das sowohl der weltweiten wissenschaftlichen Forschung einen bequemen Weg zu seinen Beständen bieten, als auch über das Medium Internet bislang archivfernen anderen Benutzergruppen einen einfachen Zugang bietet. Digitalisierung von Großformaten im RDZ, © Raimond Spekking ­ CC­BY­SA­3.0 Die Präsentation erfolgt über den Internetauftritt „Digitales Historisches Archiv Köln“ (http://www.historischesarchivkoeln.de). Trotz dieser digitalen Nutzungsstrategie ist es erklärtes Ziel des Archivs, möglichst bald wieder so viele Originale wie möglich zugänglich zu machen. Um dies zu beschleunigen, fand eine konzeptionelle Loslösung von dem Gedanken statt, die Wiederherstellung des Archivguts an der Beständestruktur zu orientieren. Die Schadensbilder sind quer durch alle Bestände so verteilt, dass einzelne Archivalien bereits nach der Reinigung wieder zur Verfügung gestellt werden können, andere aber erst nach einer langwierigen Vollrestaurierung. Damit nicht auf diese gewartet werden muss, werden Einzelstücke aus allen Beständen zugänglich gemacht, sobald dies technisch möglich ist. Dazu werden die Archivalien in drei Kategorien eingeteilt: • Kategorie A: Das Original ist wieder voll benutzbar. • Kategorie B: Das Original kann zwar noch nicht im Lesesaal vorgelegt werden, lässt sich aber digitalisieren. Eine virtuelle Benutzung über das Internet ist daher möglich. • Kategorie C: Vor einer Digitalisierung ist erst eine Vollrestaurierung durchzuführen. Archivalien der Kategorien A und B, die zusammen den überwiegenden Teil des Archivguts ausmachen, können auf diese Weise sukzessive wieder genutzt werden, wenn auch zum Teil nur virtuell. Gerade diese Nutzungsform via Digitalisat führt aber zu einer deutlichen Beschleunigung des gesamten Vorgangs, denn wollte man alle Archivalien der Kategorie B erst voll im Original benutzbar machen, würden erheblich weniger Stücke im gleichen Zeitraum fertig gestellt werden können. Erstmals seit dem Einsturz stehen im Lesesaal des RDZ seit Ende 2011 nach vorheriger Anmeldung wieder OriginalArchivalien für die Benutzung zur Verfügung. Es handelt sich zunächst um Teile der Bibliothek, der Fotosammlungen, Neuerwerbungen seit dem Einsturz und erste restaurierte mittelalterliche Urkunden und Handschriften. Dieses Angebot wird regelmäßig mit dem Fortschritt der Identifizierung und Restaurierung erweitert. Die Liste der im Original wieder benutzbaren Archivalien füllt mittlerweile 278 Druckseiten (Original ca. 4.800 Stücke, Digitalisate ca. 2.500 Stücke). Das Interesse an den Beständen des Archivs ist ungebro- chen und nimmt weiterhin zu. Monatlich erreichen wieder mehr als 200 Anfragen das Archiv, und immer wird zur Be- antwortung der Recherchen auch wieder auf analog ver- fügbares oder digitalisiertes Originalmaterial zurückgegrif- fen. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 83 Kulturbericht 2014 Seite 83 Historisches Archiv der Stadt Kçln Projekte und Herausforderungen Digitalisat einer Fotografie aus dem Nachlass Peter Fischer, © HAStK Für die zunehmende Internet-Benutzung unserer Bestände werden im Durchschnitt monatlich ca. 3.000 identifizierte IP-Adressen verzeichnet - der Spitzenwert liegt bei über 5.000. Die Zugriffe erfolgen aus der ganzen Welt, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Deutschland, Europa und Nordamerika. Online gestellt sind derzeit etwa 2,5 Mio zumeist aus Mikrofilmen hergestellte Digitalisate. Hinzu kommen ca. 1,2 Mio Digitalisate, die im RDZ vom Original hergestellt wurden. Viele Nutzerwünsche können daher komfortabel digital über eine Bereitstellung auf Austauschservern bedient werden. Im laufenden Geschäftsbetrieb sind regelmäßige Aktenübernahmen aus den städtischen Dienststellen, den Eigenbetrieben und eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen ebenso gang und gäbe wie die Ergänzung bereits vorhandener Nachlässe, Deposita und Sammlung und die Übernahme neuer Abgaben. In zahlreichen Führungen im RDZ und im Ausstellungsraum am Heumarkt wurden 2012 knapp 1.600 und 2013 1.100 Personen die Aufgabe, Funktion und Bedeutung des Archivs vermittelt. Der Wiederaufbau der Bestände Ein zentrales Projekt, das das Archiv noch über das Jahr 2014 hinaus beschäftigen wird, ist die Verringerung der Zahl der Asylarchive und die Konzentration des Archivgutes auf wenige Magazinflächen im Rheinland bis zum Bezug eines Neubaus in Köln. Der am Eifelwall geplante Neubau kann frühestens Anfang 2019 an das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv übergeben werden, so dass erst danach der Rückzug des Archivgutes aus den letzten Asylarchiven nach Köln erfolgen kann. Bis dahin allerdings muss das Archivgut unter archivfachlichen Bedingungen gelagert werden. Die Archivalien wurden nach ihrer Bergung zunächst auf 20 Asylarchive in ganz Deutschland verteilt. In vergangenem Jahr wurde die Erfassung in den Asylarchiven Gelsenkirchen, Gummersbach, Münster-Coerde und im Archiv der Sozialen Demokratie in Bonn abgeschlossen. Die dort dringend benötigten Magazinflächen, die seit dem Einsturz dem Archiv kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, konnten so geräumt werden. Die verbliebenen zwölf Standorte, darunter Schleswig im Norden, Freiburg im Süden sowie Münster und Detmold in Westfalen, benötigen nunmehr nach und nach die überlassenen Magazinflächen wieder für den eigenen Bedarf. Aus diesem Grund müssen die Archivalien aus den vereinbarungsgemäß zu räumenden Asylarchiven in die freiwerdenden Magazinräume des Landesarchivs NRW in Düsseldorf, Mauerstraße verbracht werden. Bereits im Oktober hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) als Eigentümer des Archivgebäudes des Landesarchivs in Düsseldorf ein verbindliches Mietangebot über die von der Verwaltung gewünschten Flächen unterbreitet. Es beinhaltet drei Magazinetagen für rund 20 lfd. Kilometer Archivgut, vier Doppelbüros für Erfassungsarbeiten, zwei Lagerräume für das erforderliche Verpackungsmaterial und zwei Kfz-Stellplätze für Transportfahrzeuge. Mit dem BLB NRW wird derzeit über eine sukzessive Anmietung der Magazinflächen entsprechend der Freistellung der Magazine im Rahmen des Umzugs des Landesarchivs und über den Mietpreis verhandelt. Bei erfolgreicher Verhandlung wird in Abstimmung mit dem BLB eine erste Magazinetage voraussichtlich noch 2014 übernommen werden. Die restlichen Mietflächen müssen spätestens ab Anfang 2015 nach Wartung der technischen Anlagen durch den BLB NRW angemietet werden. Fünf Jahre nach dem Ein- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 84 Kulturbericht 2014 Seite 84 Historisches Archiv der Stadt Kçln sturz ist das Kölner Stadtarchiv also immer noch „Asylbewerber“. Die Planungen für den Neubau schreiten allerdings weiter voran und nähren die Hoffnung, dass wie geplant ab 2019 alles Archivgut wieder in Köln zusammengeführt werden kann. Erst dann wird das Historische Archiv wieder eine Heimat im Herzen der Stadt erhalten und ohne Einschränkungen für alle Benutzer aus Köln und weit darüber hinaus zur Verfügung stehen, ohne den es seinen Aufgaben auf Jahrzehnte hin nicht nachkommen kann. Elektronische Langzeitarchivierung Innerhalb der Stadtverwaltung stellen die elektronische Langzeitarchivierung und die Einführung der e-Akte digitale Herausforderungen dar. Das Historische Archiv der Stadt Köln hat den Auftrag, die Überlieferung der Stadtverwaltung Köln zu archivieren. Traditionell wurde diese Aufgabe durch die Übernahme der Papierakten in das Historische Archiv wahrgenommen. Wenn nun diese papiergeführten Registraturen auf eine digitale Aktenführung umgestellt werden, müssen auch die Daten als Überlieferung der entsprechenden Dienststelle durch das Historische Archiv übernommen und archiviert werden. Bei der Archivierung elektronischer Dokumente denken die Archive in längerfristigen Zeiträumen. So versteht man unter elektronischer Archivierung nicht das kurzfristige Speichern ober Ablegen von Dateien, sondern möchte die Daten auf ewig für spätere Generationen sichern. Die digitalen Dokumente sollen auch nach hunderten von Jahren, so wie heute die Pergamenturkunden des Mittelalters, noch lesbar und benutzbar sein. In der IT-Welt, in der in rascher Folge neue Hard- und Softwareprodukte entwickelt und vermarktet werden, stößt man mit diesem Ansatz jedoch auf Schwierigkeiten. Die Dateien, die vor 10 Jahren erstellt worden sind, können heute eventuell schon gar nicht mehr geöffnet bzw. gelesen werden. Für die damaligen Datenträger finden sich an heutigen PCs die entsprechenden Laufwerke beispielsweise gar nicht mehr. Die Weiterentwicklung im Hard- und Softwarebereich stellt somit das größte Problem der digitalen Archivierung dar, die Unabhängigkeit von Hard- und Software. Dabei darf man sich nicht von bestimmten Herstellern abhängig machen, die eventuell in 10 Jahren nicht mehr existieren. Das Historische Archiv der Stadt Köln hat daher in Zusammenarbeit mit dem Amt für Informationsverarbeitung und den Dienstleistern HP und SER, die bereits ähn- liche Lösungen für das Bundesarchiv, das Landesarchiv NRW, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe und das Stadtarchiv Stuttgart konzipiert haben, das erste Modul eines elektronischen Langzeitarchivs aufgebaut. Dieses Modul nennt sich Ingest und dient der Übernahme digitalen Schriftgutes in ein elektronisches Magazin. Die Übernahme der ersten digitalen Dokumente kann nach Abschluss der Testphase noch im ersten Halbjahr 2014 erfolgen. Das Historische Archiv der Stadt Köln kooperiert beim Aufbau des elektronischen Langzeitarchivs mit dem Archivamt für Westfalen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, der ein ganz ähnliches System zur digitalen Langzeitarchivierung betreibt. Ziel ist es, diese Lösung zur elektronischen Langzeitarchivierung über den KDN, einem Verbund kommunaler IT-Dienstleister, auch anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen zur Nachnutzung anzubieten. Im Projekt Digitales Archiv NRW des Landes Nordrhein-Westfalen firmiert dabei die Lösung der Stadt Köln und des LWL als Spartenlösung für Archive namens DIPS (Digital Perservation Solution) neben anderen Lösungen für Bibliotheken und Museen. Gerade die Archivierung von Daten aus den Fachbereichen, wie etwa dem Einwohnermeldebereich oder dem Personenstandsbereich, spielt für die kommunalen Archive eine große Rolle. Daher werden für das elektronische Langzeitarchiv der Stadt Köln entsprechende Lösungen zur Archivierung der dort eingesetzten Fachverfahren entwickelt. Die Einwohnermeldedaten können bei der Stadt Köln über eine spezielle Software namens Archivo für die Nachwelt archiviert werden. Für die Daten des Standesamtes und des Ratsinformationssystems werden Schnittstellen entwickelt, um die Daten in das digitale Langzeitarchiv überführen zu können. Weitere Module, wie etwa die Archivierung von Datenbanken, ein Modul zur digitalen Bestandserhaltung (preservation management) und ein Benutzungsmodul werden konzeptionell vorbereitet und danach implementiert. Parallel dazu baut das Historische Archiv der Stadt Köln zusammen mit dem Amt für Informationsverarbeitung und dem Personal- und Organisationsamt einen Prototyp für eine elektronische Akte auf. Diese elektronische Akte soll nach Abschluss der bereits laufenden Testphase zunächst im Historischen Archiv der Stadt Köln pilotiert werden, kann dann aber auch als Vorlage für elektronische Akten in anderen Dienststellen dienen. Technische Grundlage ist das Dokumentenmanagementsystem, das bei der Stadt Köln bereits seit einigen Jahren erfolgreich im Einsatz ist. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 85 Kulturbericht 2014 Seite 85 Historisches Archiv der Stadt Kçln Leitidee des Neubaus, © waechter + waechter Architekten Neubau Neben den aktuellen Aufgaben und dem Wiederaufbau der Bestände steht der physische Wiederaufbau des Historischen Archivs im Vordergrund. Mit dem Neubau am Eifelwall wird dort bis 2019 der Gedächtnisort Stadtarchiv endlich wieder an einer zentralen Stelle für die Bürgerschaft und die Wissenschaft sicht- und nutzbar. Der Neubau soll den Bestrebungen und Zielen zu einem modernen und dienstleistungsorientierten Bürgerarchiv Rechnung tragen und architektonisch unterstützen. Deshalb waren und sind wichtige Anforderungen an das neue Gebäude einerseits Offenheit, Transparenz und sehr gute Zugänglichkeit; andererseits die Gewährleistung von Sicherheit und hervorragenden Erhaltungsbedingungen für das Archivgut. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sind insbesondere hinsichtlich der Klimatisierung sowie der Arbeitsbedingungen (kurze Wege) zu gewährleisten. Modellansicht Foyer des Neubaus, © waechter + waechter Architekten Insgesamt werden rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab 2019 in dem neuen Gebäude arbeiten. Im Mittelpunkt des neuen Gebäudes befindet sich das Magazingebäude – das sog. Schatzhaus. Dort wird auf sechs Obergeschossen und einem Untergeschoss Platz zur sicheren Aufbewahrung von 45 laufenden Kilometern Akten, und Urkunden zur Verfügung stehen. Die mehreren Hunderttausend Karten, Pläne und Plakate werden in DIN A 0 großen Schubladenschränken aufbewahrt; sensible Medien wie Fotos und andere audiovisuelle Medien lagern in besonders gekühlten und klimatisierten Räumen. Der Magazinbau, in dem die Schätze der Kölner Stadtgeschichte eingelagert werden, erfüllt die Anforderungen an ein besonders stabiles Klima, wie es alte Papiere und Pergament erfordern. Dabei wurde besonderer Wert auf wirtschaftliche und innovative Bautechniken gelegt, um so den Primärenergiebedarf des Gebäudes zu minimieren. MIn dem zur Luxemburger Straße hin gelegen sogenannten Kopfbau befindet sich einladend und transparent der für Besucher und Benutzer öffentlich zugängliche Bereich. Neben einem Ausstellungs- und einem Vortragsraum befinden sich im Erdgeschoss ein Foyer, die Garderoben und Sanitäranlagen. In den Obergeschossen des Kopfbaues liegen der Lesesaal, die Dienstbibliothek, Besprechungs- und Arbeitszimmer des Archivs. Am genau entgegengesetzten Ende des langgezogenen Baukörpers im Eifelfall befindet sich ein überdachte Anlieferungszone, in der die Archivalien sicher aus den Lastwagen geladen und auf kurzen Wegen in die Magazinräume transportiert werden können. Durch den Verzicht auf die Kunst- und Museumsbibliothek im Neubau werden die Pläne der Sieger des Architekturwettbewerbs von 2011 (Architekturbüro waechter + waechter aus Darmstadt) derzeit modifiziert. Die un- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 86 Kulturbericht 2014 Seite 86 Historisches Archiv der Stadt Kçln Neben der Aufbauarbeit werden die regulären Aufgaben des Archivs und seine Bedeutung anhand der Inhalte der Archivalien erläutert werden. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und durch die Entwicklung an den schulischen Lehrplänen orientierter Angebote. Innenraumperspektive Lesesaal des Neubaus, © waechter + waechter Architekten mittelbare Nähe zu Universität und die gemeinsame Unterbringung mit dem Rheinischen Bildarchiv ermöglichen neue Perspektiven der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Sein funktionaler, von kurzen Wegen geprägter Aufbau bietet perfekte Bedingungen für eine optimale Nutzerbetreuung und die Arbeiten des Wiederaufbaus, die selbstverständlich auch im Neubau vorangetrieben werden müssen. Programme fèr besondere Zielgruppen Die Historische Bildungsarbeit hat ganz allgemein die Aufgabe, die Bedeutung von öffentlichen Archiven für einen identitätsstiftenden Umgang mit Geschichte in einer demokratischen Gesellschaft zu vermitteln. Das Historische Archiv der Stadt Köln muss trotz der eingegrenzten „normalen“ archivpädagogischen Arbeitsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Nutzerkreise attraktiv bleiben. Wichtige Ziele der Historischen Bildungsarbeit sind: • Konstruktionscharakter von Geschichte verdeutlichen • Eigene Arbeit mit historischen Quellen ermöglichen und fördern • Fähigkeiten im kritischen Umgang mit Quellen fördern • Dadurch wird die Bedeutung öffentlicher Archive und des freien Zugangs zu den Quellen in einer demokratischen Gesellschaft deutlich. Zielgruppen der Historischen Bildungsarbeit sind • alle Interessenten, insbesondere alle Kölner Bürgerinnen und Bürger • Menschen aller Altersgruppen mit unterschiedlichen Anliegen, Fragen, Erwartungen • Insbesondere Schülerinnen und Schüler. Schon in den vergangenen Jahren ist das Archiv mittels Nutzerkonferenzen und Podiumsdiskussionen aktiv auf interessierte Bürger zugegangen. Kooperationen mit der Westdeutschen Gesellschaft für Familienforschung oder dem Kölner Verein KultCrossing usw. verstärken diese Intention auch zukünftig. Mit dem inzwischen bereits zum achten Mal durch den Förderverein der Freunde des Historischen Archivs finanzierten Kölner Kalendarium soll eine interessierte und breite Öffentlichkeit auf die Bestände des Historischen Archivs aufmerksam gemacht werden. Besonders das diesjährige Thema, eine Auswahl von Veranstaltungsplakaten der Kölner Sporthalle, hat große Resonanz in der Bürgerschaft erfahren. Flankiert wird die Arbeit durch ein Vortragsprogramm mit halbjährlich wechselnden inhaltlichen Schwerpunkten. In 2014 stehen im ersten Halbjahr die Plakate im Mittelpunkt, im zweiten Halbjahr widmet sich das Archiv im Rahmen einer Ausstellung („Dreikönigsstadt Köln?“) der Translatio der Gebeine der Hl. Drei Könige vor 850 Jahren von Mailand nach Köln. Wir werden der Frage nachgehen, welche Spuren die Heiligen Drei Könige in der städtischen Überlieferung und Repräsentation hinterlassen haben. Für die große Gruppe der Genealogen ist ein Crowdsourcing-Projekt des Historischen Archivs der Stadt Köln, der Westdeutschen Gesellschaft für Familienforschung und des Vereins für Computergenealogie von großer Bedeutung. Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden aus vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten wieder les- und vor allem durchsuchbar zu machen – das ist das Ziel dieses ehrgeizigen Vorhabens. Unter www.historischesarchivkoeln.de/lav/index.php hat das Stadtarchiv die Kölner Standesamtsüberlieferung ab 1833 online gestellt. Über dieses Portal kann sich in der Theorie jeder Kölner von zu Hause aus auf die Suche nach seinen Kölner Vorfahren machen. Derzeit gestaltet sich diese Suche jedoch in der Praxis oft noch schwierig und wenig anfängerfreundlich – alte, teils unleserliche Schriftbilder, eine fehlende Volltext-Suchfunktion und die Vielzahl an Einträgen (über 1,5 Millionen) stellen vor allem Hobby-Forscher vor große Probleme. Das Projekt wirkt dem entgegen: In mühevoller Kleinarbeit werden die Namensverzeichnisse abgeschrieben und Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 87 Kulturbericht 2014 Seite 87 Historisches Archiv der Stadt Kçln als Datenbank erschlossen. Nach Abschluss des Projektes sollen alle Verzeichnisse übersetzt sein. Damit können mittels einer Volltext-Suche über das Digitale Historische Archiv die Namensverzeichnisse nach Vorfahren durchsucht werden und dem Nutzer ist es möglich, mit wenigen Klicks auf die entsprechende Urkunde zurückzugreifen. Das Besondere ist, dass jede/r mithelfen kann! Über den Link http://wiki-de.genealogy.net/Köln/Standesamt gelangt man zur Projekt-Homepage. Hier gibt es nach Anmeldung die Möglichkeit, an der Transkription der Na- mensverzeichnisse mitzuwirken und damit aktiv zur Erforschung der Kölner Stadt- und der eigenen Geschichte beizutragen. Neben näheren Informationen zum Projekt steht hier auch eine Bedienungsanleitung bereit. In einem ersten Pilotprojekt stehen über 2.000 Seiten der Namensverzeichnisse zu den Sterberegistern des Kölner Standesamtes von 1977 und 1978 zum Abschreiben bereit. Schon über 120.000 Namenseinträge (Stand: 1. März 2014) konnten mittlerweile in die Datenbank übertragen werden. Personal Für die genannten vielfältigen Aufgaben und Projekte wird auch ausreichend fachlich qualifiziertes Personal benötigt. Am 1. Januar 2012 standen dem Historischen Archiv der Stadt Köln dazu 179 Stellen inklusive der Teilzeitstellenanteile zur Verfügung, zum 31.12.2013 189. Stichtag Anzahl Beschreibung 01.01.2012 179 137 15 1 1 41 Stellen inkl. der Teilzeitstellenanteile Mitarbeitende davon in Wermsdorf beschäftigt davon in Münster beschäftigt davon in Detmold beschäftigt vakante Stellen (Hilfskräfte/Verwaltung/Fachkräfte) 31.12.2013 189 162 15 4 2 27 Stellen inkl. der Teilzeitstellenanteile Mitarbeitende davon in Wermsdorf beschäftigt davon in Münster beschäftigt davon in Detmold beschäftigt vakante Stellen (Hilfskräfte/Verwaltung/Fachkräfte) Im Bereich Restaurierung herrscht nach wie vor ein Fachkräftemangel. Die Personalsituation im Bereich der Helfer hat sich entspannt. Durch eine weitere Finanzierungszusage der Freunde des Historischen Archivs konnten die zwei Stellen der Restauratorinnen im Bereich der Patenschaften um zwei weitere Jahre verlängert werden. Kooperationspartner im Bereich der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft sind die zwei Hochschulen für Restaurierung und Konservierung von Schriftgut in Deutschland. Gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim bietet das Historische Archiv der Stadt Köln zwei Studentinnen die Möglichkeit, berufsbegleitend den Studiengang BA Prä- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 88 Kulturbericht 2014 Seite 88 Historisches Archiv der Stadt Kçln ventive Konservierung in der Studienrichtung Schriftgut, Buch und Graphik an. Zusätzlich besteht eine Kooperation mit der Fachhochschule Köln, Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, im Masterstudiengang. StudentenInnen werden hierbei in ihrer Masterarbeit begleitet, die den unterschiedlichen Fragestellungen und Problemen in der Restaurierung seit dem Einsturz nachgehen. Fort- und Ausbildung Neben einem internen Schulungsprogramm, in dem das Archiv und seine unterschiedlichen Aufgaben, Verfahren und Schwerpunkte den Mitarbeitenden vorgestellt wird, ist das Historische Archiv seit August 2012 erneut Ausbildungsstätte für die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Ar- Um die zusätzlichen Aufgaben bei der Identifikation und Zuordnung von Archivgut nach dem Einsturz erfüllen zu können, wurden 2011 beim Historischen Archiv der Stadt Köln insgesamt vier Stellen des gehobenen Archivdienstes geschaffen. Da aufgrund des Fachkräftemangels eine Besetzung mit geeigneten Diplom-Archivaren (oder Archivaren M.A.) unmöglich war, hat das Historische Archiv der Stadt Köln gemeinsam mit dem Institut für Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam ein gemeinsames Ausbildungsverfahren entwickelt. Sonderveranstaltungen und -projekte Ziel war es, insgesamt vier Absolventen eines geisteswissenschaftlichen Studiums (Geschichte oder verwandte Disziplinen) im berufsbegleitenden Fernstudium den Abschluss eines Master of Arts im Archivwesen zu ermöglichen. Im Rahmen einer schon bestehenden Kooperationsvereinbarung mit der Fachhochschule Potsdam werden die Teilnehmer in Vollzeit beim Historischen Archiv, bei der Bewältigung der Einsturzfolgen wie auch im laufenden Archivbetrieb eingesetzt. Zudem absolvieren sie insgesamt drei zusätzliche Praktika in Archiven anderer Sparten (staatliche Archive, Kirchenarchive etc.), um sich auf die Anforderungen des Archivwesens auch „jenseits von Köln“ vorzubereiten. Berufsbegleitend nehmen sie schließlich am Fernstudium an der FH Potsdam teil und erwerben so die für die archivische Arbeit unerlässlichen theoretischen und archivwissenschftlichen Kenntnisse. Im September 2011 begannen zwei Kandidatinnen und zwei Kandidaten das insgesamt dreijährige Programm, das drei von ihnen im September 2014 abschließen werden. Die Stelle eines ausgeschiedenen Kollegen ist inzwischen wieder mit einer neuen Kandidatin besetzt worden, die 2016 ihr Studium in Potsdam abschließen wird. Durch die Finanzierung der Stiftung Stadtgedächtnis konnte eine zusätzliche Stelle Dipl. Archivar/in geschaffen werden. Jedoch ist aufgrund der weiterhin angespannten Situation (Fachkräftemangel im Bereich Archivwesen) und den konkurrierenden Ausschreibungen anderer Archive die Personalgewinnung schwierig. chiv. Ein Archiv im Fokus: Der Tag der offenen Tèr am 3. Mârz 2012 ­ Anlässlich des Tages der Archive öffnete am 3. März 2012 das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum erstmals seine Pforten für die breite Öffentlichkeit. Der Tag der offenen Tür im RDZ war eine gemeinsame Veranstaltung mit dem vom Arbeitskreis Kölner Archivare veranstalteten Tag der Archive, der unter dem Motto “Kölner Archive – Mitten im Leben” stattfand. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierten sich rund 20 Institutionen aus der Kölner Archivlandschaft im Lesesaal des RDZs und im angrenzenden Möbelhaus porta. Die Häuser zeigten den Besucherinnen und Besuchern „Alltägliches“ aus ihren Beständen und demonstrierten ihre besondere Vielseitigkeit. Das Historische Archiv der Stadt Köln gab den 1.200 Besucherinnen und Besucher Einblicke in die Arbeiten des Wiederaufbaus. An unterschiedlichen Stationen erklärten die Fachkräfte ihre Arbeit, führten sie an Originalen vor und beantworteten geduldig die Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Tag der Archive, Blick in die Werkstatt, © Stiftung Stadtgedächtnis, baracuda Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 89 Kulturbericht 2014 Seite 89 Historisches Archiv der Stadt Kçln Tag der Archive, Die Gefriertocknungsanlage wird erklärt, © Stiftung Stadtgedächtnis, baracuda Ausstellungen, Vortrâge, Fèhrungen und sonstige Veranstaltungen Besucher Ausstellungen 2012: 12.790 2013: 28.500 Besucher Vorträge (Durchschnitt 25) 2012: 525 2013: 510 Besucher Führungen 2012: 1566 2013: 1100 Besucher sonstige Veranstaltungen 2012: 1620 2013: 1090 Ein Großteil dieser Veranstaltungen stand in Zusammenhang mit Einsturz, Bergung und Wiederaufbau, mit dem Ziel eines Bürgerarchivs, Familienforschung und Fachtagungen des Archiv- und Restaurierungswesens. Auf dem Weg zum Bèrgerarchiv Ziel aller Maßnahmen des Historischen Archivs ist die Wiederherstellung der Benutzungsfähigkeit so vieler Archivalien wie möglich in möglichst kurzer Zeit. Dem dient die Digitalisierung ebenso wie die schnelle Verfügbarmachung jedes Stückes im Original, dessen Zustand das zulässt. Diese Beschleunigung ist nicht nur selbstverständliche Pflicht des Historischen Archivs, sondern auch ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zu Bürgerarchiv, das allen Interessierten einen möglichst einfachen und verlässlichen Weg zu seinen Beständen ebnet. Gerade die virtuelle Benutzung via Internet schafft ganz neue Nutzungsformen. Sie wird ergänzt durch Schulungen, Präsentationen und Lehrmodule, die im Rahmen der archivpädagogischen Arbeit für Schulen und weitere interessierte Gruppen erarbeitet werden. Die Angebote des Bürgerarchivs werden bis zum Bezug des geplanten Neubaus mit den Einschränkungen versehen sein, die sich durch die derzeitige provisorische Unterbringung des Archivs ergeben. Es ist daher wichtig festzuhalten, dass der Einsturz den schon vor 2009 eingeschlagenen Weg zum Bürgerarchiv zwar beeinträchtigt und verzögert hat. Zugleich wird der Weg aber weiterhin fortgesetzt, indem Nutzung und Zugang zu den Archivalien als höchstes strategisches Ziel des offenen Bürgerarchivs definiert wurden und alle Arbeiten diesem Ziel dienen. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 90 Kulturbericht 2014 Seite 90 Bèhnen Kçln Bèhnen Kçln Geschäftsführender Direktor: Stellvertreter: Patrick Wasserbauer Klaus Kröhne Personal 2012/13 2013/14 705 Mitarbeiter 714 Mitarbeiter Zuschuss Spielbetrieb Bühnen 2012/13 2013/14 51.148.000 € 51.902.400 € Oper Kçln Intendantin: Vertreter: Dr. Birgit Meyer Georg Kehren 2012/2013 Gesamtbesucher Auslastung 160.444 82,8 % 2013/2014 Gesamtbesucher Auslastung 142.251 82,3% Zuschuss Oper 2012/2013 31.970.700 € inkl. anteiligem Bühnenservice 2013/2014 32.624.100 € inkl. anteiligem Bühnenservice Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 91 Kulturbericht 2014 Seite 91 Bèhnen Kçln Gaetano Donizetti: »Anna Bolena« Anna Bolena (Olesya Golovneva), Chor, Foto: Lefebvre Spielzeit 2012/2013 Premieren Diese Spielzeit der Oper Köln war bestimmt durch zwei einschneidende Veränderungen: Aufgrund der Sanierung des Opernhauses am Offenbachplatz stand dieses erstmals nicht mehr als Spielstätte zur Verfügung. Als Ausweichspielstätte wurde das ehemalige Musicalzelt neben dem Hauptbahnhof als „Oper am Dom“ in Betrieb genommen. Darüber hinaus gab es einen Wechsel in der Leitung der Oper: Nach dem kurzfristigen Ausscheiden von Uwe Eric Laufenberg übernahm Operndirektorin Dr. Birgit Meyer als Intendantin die Leitung. Giuseppe Verdi I La forza del destino Regie: Olivier Py I Musikalische Leitung: Will Humburg Premiere 16. September 2012 in der Oper am Dom „Der außergewöhnliche Abend rehabilitiert nicht nur schla­ gend ein oft abqualifiziertes Repertoirewerk, sondern ist auch der denkbar beste Auftakt für Birgit Meyer“ (Theater:pur) Mehr als 170.000 Zuschauer besuchten die insgesamt 215 Vorstellungen in den fünf Spielstätten Oper am Dom, Palladium, Altes Pfandhaus, Trinitatiskirche und Oberlandesgericht. Diese verteilten sich auf acht Neuinszenierungen, zwei konzertante Premieren, drei Wiederaufnahmen, fünf Tanzgastspiele, das „Divertissementchen“ der Cäcilia Wolkenburg sowie verschiedene Sonderveranstaltungen. In ihrer alljährlichen Kritikerumfrage wählte die "Welt am Sonntag" die Oper Köln in dieser Saison zum besten Opernhaus in Nordrhein-Westfalen. Wolfgang Amadeus Mozart I Le nozze di Figaro Regie: Benjamin Schad Musikalische Leitung: Konrad Junghänel Premiere 12. Oktober 2012 im Palladium "Das Publikum belohnte die Darbietung mit Szenenapplaus und Bravo­Rufen" (Express) Alan J. Lerner I Frederick Loewe I My fair Lady Regie: Dietrich Hilsdorf Musikalische Leitung: Andreas Schüller Premiere 27. Oktober 2012 in der Oper am Dom „Hilsdorf lässt das Musical aus sich selbst heraus leben, er folgt seinen Impulsen, verstärkt sie in Spiel, Bewegung, Tanz, Revue, attraktiven Farben, Kulissen und Kostümen – und stellt so zweieinhalb Stunden saftiges Theater hin. […] So muss das sein!“ (Kölner Stadtanzeiger) Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 92 Kulturbericht 2014 Seite 92 Bèhnen Kçln Giacomo Puccini: »Il Trittico« (»Suor Angelica«) Schwester Angelica (Jacquelyn Wagner), Äbtissin (Romina Boscolo). Foto: Uhlig Ludwig van Beethoven I Fidelio Musikalische Leitung: Markus Poschner Konzertante Premiere 18. November 2012 in der Oper am Dom „Insgesamt ein runder Abend im gut besuchten Opern­Dom, der darauf hinweist, das selbst ein oft gespieltes Werk wie "Fidelio", eine konzertante Produktion verträgt…“ (Der Opernfreund) Richard Wagner I Parsifal Regie: La Fura dels Baus Musikalische Leitung: Markus Stenz Premiere 29. März 2013 in der Oper am Dom „Die katalanische Theatertruppe La Fura dels Baus beweist, wie sich Oper heute packend umsetzen lässt" (Tagesthemen) „Regisseur Carlus Padrissa (53) gelingt eine der spektakulär­ sten Wagner­Inszenierungen Deutschlands“ (BILD) Wolfgang Amadeus Mozart I Cosi fan tutte Regie: Tatjana Gürbaca Musikalische Leitung: Konrad Junghänel Premiere 24. November 2012 im Palladium „Eine inspirierte, glänzend gelaunte Ensembleleistung" (Kölner Stadtanzeiger) "Wer erfahren will, was Glück bedeuten kann, muss sich diese Aufführung ansehen.“ (koeln.de) Franz Schreker I Die Gezeichneten Regie: Patrick Kinmonth Musikalische Leitung: Markus Stenz Premiere 20. April 2013 im Palladium „Mit „Die Gezeichneten“ ist dem Haus ein Opernabend ge­ lungen, der die Qualität eines immer noch unterschätzten Werks zum Leuchten bringt.“ (Deutschlandradio Kultur) Gaetano Donizetti I Anna Bolena Regie: Imogen Kogge & Tobias Hoheisel Musikalische Leitung: Alessandro de Marchi Premiere 17. Februar 2013 im Palladium „…Die musikalische Seite dieser „Anna Bolena“ ist weithin überragend, sie lohnt die Fahrt ins Palladium…“ (Kölner Stadtanzeiger) Giacomo Puccini I Il Trittico Regie: Sabine Hartmannshenn, Eva-Maria Höckmayr, Gabriele Rech I Musikalische Leitung: Will Humburg Premiere 9. Mai 2013 in der Oper am Dom „Drei Top­Regisseurinnen machen diesen Puccini zu einem grandiosen Abend voller Emotionen.“ (BILD) Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 93 Kulturbericht 2014 Seite 93 Bèhnen Kçln åRichard Wagner: »Parsifal« Statisterie, Kundry (Dalia Schaechter), Klingsor (Boaz Daniel), Foto: Forster Giuseppe Verdi I Atilla Musikalische Leitung: Claude Schnitzler Konzertante Premiere 21. Juni 2013 im Palladium „Eine sehr spannende Aufführung voller hoher vokaler Lei­ stungen, das Premierenpublikum zeigte sich zu recht sehr enthusiasmiert und feierte die Künstler außerordentlich“ (Der Opernfreund) Kinderoper Wiederaufnahmen Elisabeth Naske I Das kleine Ich-bin-Ich Regie: Elena Tsavara Premiere 22. Januar 2013 im Alten Pfandhaus „Diese mobile Produktion für Kindergärten schenkt den Mi­ nis seelenvolle bis ausgelassen heitere Musik, bunte Luftbal­ lons und Seifenblasen – Kinderträume werden wahr.“ (KR) Wolfgang Amadeus Mozart I La clemenza di Tito Regie: Uwe Eric Laufenberg Musikalische Leitung: Konrad Junghänel Wiederaufnahme 15. Dezember 2012 im Oberlandesgericht Benjamin Britten I The turn of the screw Regie: Benjamin Schad Musikalische Leitung: Raimund Laufen Wiederaufnahme 17. März 2013 in der Trinitatiskirche Wolfgang Amadeus Mozart I Die Entfèhrung aus dem Serail Regie: Uwe Eric Laufenberg Musikalische Leitung: Konrad Junghänel Wiederaufnahme 9. Juni 2013 im Palladium Andreas N. Tarkmann I Râuber Hotzenplotz Regie: Eike Ecker I Musikalische Leitung: Raimund Laufen Premiere 27. Oktober 2012 im Alten Pfandhaus „Musikalisch und szenisch sehr gelungener Opernspaß – auch für „erwachsene Kinder“ (Online Musik Magazin) Ermanno Wolf-Ferrari I Aschenputtel Regie: Brigitta Gillessen I Musikalische Leitung: Raimund Laufen Wiederaufnahme 8. März 2013 im Alten Pfandhaus Simone Fontanelli I Pinocchio Regie: Thalia Schuster Wiederaufnahme 18. März 2013 im Alten Pfandhaus Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 94 Kulturbericht 2014 Seite 94 Bèhnen Kçln Thomas Witzmann I Die Zauberkèche Regie: Rüdiger Pape Premiere 2. Mai 2013 im Alten Pfandhaus "So konzentriert aufs Wesentliche, so rhythmisch präzise di­ rigiert wie (…) von Alejo Perez, dringt Rihms Musik (…) vor bis in die tiefsten Abgründe der Seele“ (FAZ) „Dieser Theatervormittag (…) ist eine spielerische und in­ struktive Fantasie über Ton und Melodie, Geräusch und Klang“ (Die deutsche Bühne) Carl Maria von Weber I Der Freischètz Regie: Viesturs Kairiss Musikalische Leitung: Markus Stenz Premiere 12. April 2014 in der Oper am Dom "Schmerzlich vermissen wird man Markus Stenz… Das Gür­ zenich­Orchester ... legt unter seinem Dirigat eine faszinie­ rende Deutung hin." (Opernnetz) Jacques Offenbach I Orpheus in der Unterwelt Regie: Elena Tsavara I Musikalische Leitung: Rainer Mühlbach Premiere 13. Juni 2013 im Alten Pfandhaus „Kinderoperette wird hier zum Kinderrevue­Cocktail, bei dem die Kinder (und natürlich auch die Erwachsenen) schmunzeln, mit Situationskomik, Kostümfantasie und Be­ wegungsfreude“ (WDR3) Spielzeit 2013/2014 Premieren Pjotr Iljitsch Tschaikowskij I Eugen Onegin Regie: Dietrich Hilsdorf Musikalische Leitung: Marc Piollet Premiere 20. Oktober 2013 in der Oper am Dom „…Ein großer Abend.“ (Opernwelt); „… Eine exemplarische Produktion…“ (FAZ) Giuseppe Verdi I Otello Regie: Eike Ecker (basierend auf einer Inszenierung von Johannes Schaaf) I Musikalische Leitung: Will Humburg Premiere18. Mai 2014 in der Oper am Dom "Wer es schafft, sollte sich diesen Kölner "Otello" nicht entge­ hen lassen" (Der neue Merker) „Die Inszenierung hielt auch dank der prominenten Premie­ renbesetzung, die nicht zu Unrecht als "Fest der schönen Stimmen" fungierte, über die gesamte Länge kurzweilige Spannung; das Kölner Publikum feierte das Gesamtkunst­ werk“ (General Anzeiger Bonn) Michael Langemann I Musik Regie: Helene Hegemann Musikalische Leitung: Walter Kobera Uraufführung 7. Dezember 2013 im Palladium „Starke Sänger, Schauspielerin und Tänzer stützen eine sehr mutige Regie, die neue junge Leute in die Oper locken kann“ (BILD) Johann Strauss I Die Fledermaus Musikalische Leitung: Gerrit Prießnitz Konzertante Premiere 29. Dezember in der Oper am Dom „Die wirklich erstklassige musikalische Aufbereitung dieses Operettenhits entsprach einer Gala­Aufführung…“ (KR) Wolfgang Rihm I Jakob Lenz Regie: Beatrice Lachaussée Musikalische Leitung: Alejo Perez Premiere 22. März 2014 in der Trinitatiskirche Giuseppe Verdi: »Otello«, Otello (Josè Cura), Desdemona (Anne Schwanewilms), Foto: Leclaire Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 95 Kulturbericht 2014 Seite 95 Bèhnen Kçln Gaetano Donizetti I L’elisir d‘amore Regie: Bernd Mottl Musikalische Leitung: Andreas Schüller Premiere 22. Juni 2014 in der Oper am Dom „Es ist schlicht ein rundum gelungener Opernabend gewor­ den. Alle fünf Sterne für "Der Liebestrank" in der Kölner Oper" (WDR Lokalzeit) Wiederaufnahmen Giacomo Puccini I Tosca Regie: Thilo Reinhardt Musikalische Leitung: Markus Stenz Wiederaufnahme 15. September 2013 in der Oper am Dom Alban Berg I Wozzeck Regie: Ingo Kerkhof I Musikalische Leitung: Markus Stenz Wiederaufnahme 29. September 2013 im Palladium Georg Friedrich I Hândel Alcina Regie: Ingo Kerkhof Musikalische Leitung: Konrad Junghänel Wiederaufnahme 26. Oktober 2013 im Palladium Giuseppe Verdi I Rigoletto Regie: Katharina Thalbach Musikalische Leitung: Gerrit Prießnitz Wiederaufnahme 22. November 2013 in der Oper am Dom Engelbert Humperdinck I Hânsel und Gretel Regie: Jürgen Rose I Musikalische Leitung: Markus Stenz Wiederaufnahme 15. Dezember 2013 in der Oper am Dom Giuseppe Verdi I La forza del destino Regie: Olivier Py I Musikalische Leitung: Will Humburg Wiederaufnahme 18. Januar 2014 in der Oper am Dom Camille Saint-Saæns I Samson et Dalila Regie: Tilman Knabe Musikalische Leitung: Antonino Fogliani Wiederaufnahme 16. März 2014 in der Oper am Dom Die Kinderoper Andreas N. Tarkmann I Râuber Hotzenplotz Regie: Eike Ecker I Musikalische Leitung: Rainer Mühlbach Wiederaufnahme 14. September 2013 im Alten Pfandhaus Elisabeth Naske I Das kleine Ich-bin-Ich Regie: Elena Tsavara Wiederaufnahme 2. Dezember 2013 im Alten Pfandhaus Jacques Offenbach I Orpheus in der Unterwelt Regie: Elena Tsavara Musikalische Leitung: Rainer Mühlbach Wiederaufnahme 17. Januar 2014 im Alten Pfandhaus Marius Felix Lange I Schneewittchen Regie: Elena Tsavara Musikalische Leitung: Rainer Mühlbach Wiederaufnahme 13. März 2014 im Alten Pfandhaus Xavier Montsalvatge I Der gestiefelte Kater Regie: Pia Maria Gehle Musikalische Leitung: Rainer Mühlbach Premiere 26. April 2014 im Alten Pfandhaus „Pia Maria Gehle erzählt (…) die Kater­Geschichte mit viel Spielwitz, tempobeweglich und publikumsoffensiv…Alle jun­ gen Sänger setzen sich mit Haut und Haaren für ihre Aufga­ ben ein…“ (theaterpur) Philip Glass I Les enfants terribles Regie: Anna Horn Musikalische Leitung: Rainer Mühlbach Premiere 25. Juni 2014 in der studiobühneköln „In Köln konzentriert man sich auf die Charaktere, bringt ein intensives Kammerspiel auf die Bühne, das die surreale, auch der hypnotischen Musik Philip Glass’ innewohnende Spannung der Oper auf bemerkenswerte Weise aufrecht erhält“ (Kölnische Rundschau) Zahlreiche weitere Veranstaltungen wie Liederabende mit Florian Boesch, Johannes Martin Kränzle und Gloria Rehm, konzertante Aufführungen der Barockopern „Artaserse“ und „Tamerlano“, die Stummfilmversion „Der Rosenkavalier“, live begleitet vom Gürzenich-Orchester, „Lieder und Lidele“ mit Dalia Schaechter und Freunden, und natürlich das alljährliche „Divertissementchen“ der Cäcilia Wolkenburg „Dä Schinhillige“ rundeten das Programm dieser Spielzeit in der Oper Köln ab. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 96 Kulturbericht 2014 Seite 96 Bèhnen Kçln Schauspiel Kçln Spielzeit 2012/2013 Intendantin Stellvertreterin: Karin Beier Rita Thiele Gesamtbesucher Auslastung 69.320 88 % Zuschuss Schauspiel 18.477.300 € inkl. anteiligem Bühnenservice In der Spielzeit 2012/13 stand das Schauspiel Köln vor einer großen Herausforderung, da es seine gewohnte Spielstätte, das Schauspielhaus am Offenbachplatz, verlassen musste und sein Interimsquartier in der EXPO XXI bezog. Trotz des Ortswechsels gab es keine Verluste bei den Abonnenten und auch die Produktionen waren weiterhin sehr gut besucht. Das Schauspiel Köln war wieder eingeladen zum Berliner Theatertreffen: Zwei Produktionen wurden ausgewählt, »Die Ratten«, Regie: Karin Henkel und »Reise durch die Nacht«, Regie: Katie Mitchell, dem Ruf nach Berlin zu folgen. Gerhart Hauptmann I Die Ratten Eine Tragikomödie Regie: Karin Henkel Premiere 20. Oktober 2012 in der EXPO 1 „Karin Henkel gelingt es, mit einer überraschenden Leichtigkeit Sozialdrama und ästhetische Selbstreflexion zu verzahnen.“ (Die Welt) Franz Wittenbrink I Mânner Ein Fußballliederabend Premiere 25. Oktober 2012 in der EXPO 1 „Franz Wittenbrinks Musik­Dribbling durch die Welt des Mannes wurde vom bestens eingestellten Ensemble effektiv umgesetzt.“ (KR) Clemens Sienknecht und Barbara Bèrk I Werner Schlaffhorst ê ein Leben zu wahr, um schçn zu sein Musikalische Gedenkveranstaltung Regie: Clemens Sienknecht I Premiere 16. November 2012 in der EXPO 1 „Clemens Sienknecht fügt diesem Subgenre eine ganz eigene, versponnen­verrückte Note hinzu, getragen von zärtlichem Witz und absoluter schauspielerischer Präzision.“ (AKT: Theater­ zeitung) Tennesse Williams I Die Glasmenagerie Regie: Sebastian Kreyer Premiere 12. Dezember 2012 in der EXPO 2 „Er versteht es, sein Ensemble zu führen. Anja Laïs und Carlo Ljubek sind in Bestform, Orlando Klaus und Marie Rosa Tietjen hat man in Köln nie besser gesehen. (KStA) Die Premieren Friederike Mayrçcker I Reise durch die Nacht Regie: Katie Mitchell Uraufführung 13. Oktober 2012 in der Halle Kalk „Katie Mitchell hat aus Friederike Mayröckers avantgardisti­ scher Prosa einen Psychothriller geschält und ein grandioses Gesamtkunstwerk gemacht, in dem alles stimmt, Spiel und Sprache, Musik und Bild […].“ (FAZ) Suse Wâchter, Stefan Schwarz u. a. I Der Abend aller Tage Suse Wächter lässt die Welt untergehen Regie und Puppen: Suse Wächter Uraufführung 14. Oktober 2012 in der EXPO 2 „Suse Wächter leiht Gott ihre technisch verfremdete Stimme und bewegt die Puppe gemeinsam mit Silvia Petrova in einer Harmonie, die jedem Tanzpaar gut zu Gesicht steht.“ (KR) Markus John I Foxi, Jussuf, Edeltraud Regie: Markus John Premiere 12. Dezember 2012 in der EXPO 2 „Die Art und Weise, wie John diese drei Menschen zu Wort kom­ men lässt, ist überaus sehenswert und trägt problemlos mehr als zwei Stunden lang. (Kultura­Extra) Rheinische Rebellen I Die zehn Gebote Regie: Anna Horn Premiere 5. Januar 2013 in der Kirche St. Gertrud „Eine wuchtige Collage aus Monologen, Gesprächen, Gesang und Tanz, voll jungem Sturm und Drang, rau und intensiv, pro­ vokant und ungeschützt, aber auch berührend, anklagend und mitunter voller grimmigem Witz.“ (Blog Theosalon) Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 97 Kulturbericht 2014 Seite 97 Bèhnen Kçln Beier ein kräftiges Ausrufezeichen hinter ihre Kölner Zeit. Sie fordert die Zuschauer, konfrontiert sie mit komplexen Zu­ sammenhängen und schwerem Stoff und lädt diesen sym­ bolisch wie thematisch maximal auf.“ (FR) Sasha Rau I Oh it’s like home Regie: Christoph Marthaler Uraufführung 19. Januar 2013 in der Halle Kalk „Marthaler nähert sich diesen schattengleichen Figuren mit der feinfühligen Zärtlichkeit, die ihn fast immer auszeich­ net.“ (Die Welt) Die Ratten, Regie: Karin Henkel (Foto: Klaus Lefebvre) Peter Licht I Das Sausen der Welt Eine Raumeroberung Konzept und Regie: SEE! Uraufführung 14. Februar 2013 in der EXPO 2 „Faszinierend schöne Melodien, die sich wiederholen, zu steigern scheinen, um doch im Nichts zu enden.“ (KR) Die Glasmenagerie, Regie: Sebastian Kreyer (Fotograf: Sandra Then) Hândl Klaus I Gabe / Gift Stück für Musik Regie, Bühne und Kostüme: Anna Viebrock Uraufführung 7. März 2013 in der Halle Kalk „Die Sprechdisziplin der zehn Schauspielerinnen und Schau­ spieler ist neben dem düsteren Bühnenbild (Anna Viebrock, die auch Regie führt) das Beeindruckendste an diesem Thea­ terabend.“ (Theater:pur) Karl Otto Mèhl I Rheinpromenade Regie: Nora Bussenius Premiere 5. April 2013 in der EXPO 2 „Martin Reinke ist großartig als alter Mann, Birgit Walter nicht weniger gut als seine jammernde Tochter. Starker Bei­ fall, auch für den 90­jährigen Autor.“ (KStA) Die Troerinnen, Regie: Karin Beier (Fotograf: Klaus Lefebvre) Rheinische Rebellen I Ich bin der Herr dein Gott Regie: Anna Horn Premiere 6. April 2013 in der Kirche St. Gertrud „Kreativ, beeindruckend (selbst­)kritisch und sehr intensiv prüfen die jungen Schauspieler alle Gott gegeben Anweisun­ gen auf ihre Alltagstauglichkeit.“ (StadtRevue) Euripides I Die Troerinnen übersetzt von Jean-Paul Satre Spielfassung: Karin Beier, Ursula Rühle Regie: Karin Beier Premiere 11. Januar 2013 in der EXPO 1 „Mit diesen starken, wenn auch besiegten Frauen setzt Karin Wim Vandekeybus I Booty Looting Produktion: Ultima Vez Kölner Premiere 12. April 2013 in der EXPO 1 „Wim Vandekeybus mag nicht mehr der junge Wilde sein, der er mal war. Seine Performances aber polarisieren nach wie vor, sind beeindruckend und klug.“ (Die Deutsche Büh­ ne) Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 98 Kulturbericht 2014 Seite 98 Bèhnen Kçln Spielzeit 2013/2014 Intendant Stellvertreter: Stefan Bachmann Jens Groß Gesamtbesucher Auslastung 84.950 67,2% Zuschuss Schauspiel 18.878.300 € inkl. anteiligem Bühnenservice. Zur Spielzeit 2013/14 wurde Stefan Bachmann Intendant des Schauspiel Köln. Mit der Spielstätte „Depot“ wählte er eine ehemalige Industriehalle in Köln-Mülheim als neuen Spielort. Entgegen aller Erwartungen im Hinblick auf die Wahl dieser Ausweichspielstätte auf der „falschen“ Rheinseite, zeichnet sich eine Steigerung der Besucherzahlen und eine Steigerung der Einnahmen ab. Auch die Abonnementsverkäufe wurden um 16 % gesteigert und erreichen den Höchststand der letzten acht Jahre. Bis zum Ende der Spielzeit wurden 330 Vorstellungen im Depot 1 + 2 in Mülheim und der Halle Kalk angeboten. Im Umfeld um die Produktion „Die Lücke“ wurde vom Schauspiel Köln das „Birlikte - Kunst- und Kulturfest“ mitinitiiert und -organisiert. Mehr als 70.000 Besucher kamen am Pfingstsonntag 2014 ins Carlswerk und in die Keupstraße. „Stadt­Theater im besten Sinn. Bilanz der ersten Saison von Stefan Bachmann am Schauspiel Köln. …Mit der letzten Sai­ son­Premiere „Die Lücke“ sowie dem immensem Beitrag zum „Birlikte“­Fest zeigte das neue Team endgültig, wie ernst es ihm mit maßgeschneidertem Stadt­Theater ist… Und wenn die neue Saison Hoffnung auf (noch) mehr macht, liegt das vor allem am handverlesenen Ensemble, das sich als ein Trumpf erweist.“ (KR 12.6.14) Die Premieren Michael Frayn I Der nackte Wahnsinn Komödie I Regie: Rafael Sanchez Premiere 27. September 2013 in Depot 1 „Erfolgreiche Paukenschlag­Premiere“ (Theater:pur) „Diese vielversprechende Truppe hatte einen einhelligen Bei­ fall vollauf verdient“ (KR) Bertolt Brecht I Der gute Mensch von Sezuan mit Musik von Paul Dessau I Regie: Moritz Sostmann Premiere 28. September 2013 in Depot 2 „Bildstarke, sinnliche Aufführung... traumhafte Momente“ (KR), „Mit sechs Schauspielern, die wunderbar spielfreudig, ver­ wandlungsreich die Rollen wechseln“ (FAZ), „Die Aufführung ist ungemein lebendig und entfaltet einen geradezu verblüffenden Witz“ (SZ) „Das Publikum war am Ende des Abends begeistert“ (Focus) Die Aufführung wurde auf das NRW Theatertreffen 2014 eingeladen. Dort wurde der Darsteller Stefko Hanushevsky als bester Darsteller des Festivals prämiiert. Angela Richter I Kippenberger! Ein Exzess des Moments Regie: Angela Richter Uraufführung 11. Oktober 2013 in Depot 2 „Ein Kunst­Genuss“ (SZ), „Eine Legendenfortbildung der schillernden Art“ (FAZ), „Die vorzüglichen Schauspieler lassen Momentaufnahmen aufblitzen“ (KR) Ayn Rand I Der Streik Regie: Stefan Bachmann Premiere 12. Oktober 2013 in Depot 1 „Bildstarke Saga aus dem wilden Westen des freien Marktes“ (SZ), „Bachmann, der Experte für unmögliche Stoffe und große Bilder“ (Die Welt), „Sozialistischer Realismus trifft Hollywood“ (FAZ), „Diese Inszenierung feiert ein visuelles Fest“ (KR) Hit me Baby one more time Die größten Hits der letzten 400 Jahre mit Christopher Brandt und Stefko Hanushevsky Premiere 23.Oktober 2013 in Depot 2 „Stefko Hanushevskys quirlig­präzisen Auftritte sorgten für Begeisterungsstürme. Und mit seinem Musikprogramm "Hit me baby one more time" dürfte er im Depot 2 gleicherma­ ßen Herzen und Lachmuskeln erobert haben.“ (KR) Genesis I Die Bibel, Teil 1 Übernahme Schauspielhaus Zürich Regie: Stefan Bachmann I Kölner Premiere 1. November 2013 in Depot 1 "Volle Pracht und biblische Länge…Das Publikum jubelt Ver­ Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 99 Kulturbericht 2014 Seite 99 Bèhnen Kçln Friedrich Schiller I Kabale und Liebe Bürgerliches Trauerspiel I Regie: Simon Solberg Premiere 10. Januar 2014 in Depot 1 „Die entscheidende Frage, ob Klassiker heute noch zu uns sprechen, beantwortet diese ebenso übertourte wie energie­ strotzende Inszenierung mit einem kräftigen Ja.“ (KR), „Stürmischer Applaus, viele Bravos. Kabale und Liebe 2014 ­ kultverdächtig.“ (Express) Genesis Die Bibel, Teil 1 Übernahme Schauspielhaus Zürich Regie: Stefan Bachmann, Fotos: Thomas Aurin traut, bizarr, zwingend – und unerwartet kurzweilig" (KStA) "Erlebnisreiche und letztlich lohnende Reise" (KR) Werner Schwab I Die Prâsidentinnen Fäkaliendrama I Übernahme Thalia Theater Hamburg Regie: Jan Bosse Kölner Premiere7. November 2013 in Depot 2 „Jan Bosse ist es beeindruckend gelungen Lebensträume Ent­ täuschungen und pseudoreligiöse Schwärmereien tragiko­ misch und dämonisch in Szene zu setzen. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken“ (Express), „Traurig ist das, ergreifend und hochnotkomisch. Ein Klassiker“ (KStA) Jens Albinus I Helenes Fahrt in den Himmel Regie: Jens Albinus Uraufführung 17. Januar 2014 in der Halle Kalk „Gerettet wurde Europa an diesem Abend nicht – aber ein Regisseur entdeckt“ (FAZ) „Die Top Schauspieler sind höllisch gut“ (BILD) Mario Salazar I Die Welt mein Herz Regie: Rafael Sanchez Uraufführung 31. Januar 2014 in Depot 2 „Traurig schöne und amüsante Momente“ (Spiegel) „Hier zünden Salazars aberwitzige Dialoge“ (SZ) „Bewundernswert präzise umgesetzt“ (KR) William Shakespeare I Der Kaufmann von Venedig Regie: Stefan Bachmann Premiere 21. Februar 2014 in Depot 1 „Bachmann ist ein sehenswerter, mitreißender „Kaufmann“ gelungen.“ (KStA) „Bühnenmagie und große Gefühle ­ so funktioniert ein kluger Theaterabend.“ (KR) Friedrich Hebbel I Judith Tragödie I Regie: Christina Paulhofer Premiere 22. November 2013 in Depot 1 „Das ebenso archaische wie raffinierte Duell zwischen dem heidnischen Feldherrn Holofernes und der gläubigen Jüdin Judith“ (KStA) Franz Kafka I Amerika nach dem Romanfragment I Regie: Moritz Sostmann Premiere 6. Dezember 2013 in Depot 2 „Traumhaftes Puppentheater“ (KStA) „Ein markanter Trumpf des neuen Kölner Schauspiels“ (KR) „Ein Schauspieler-Ereignis“ (Nachtkritik) Herman Melville I Bartleby der Schreiber Nach der Erzählung I Regie: Matthias Köhler Premiere 13. Dezember 2013 in der Grotte „Eine außerordentlich gelungene Inszenierung“ (KStA), „Hinreißend und auf den Punkt“ (StadtRevue) William Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig, Regie: Stefan Bachmann, Foto: Thomas Aurin Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 100 Kulturbericht 2014 Seite 100 Bèhnen Kçln Die fènfte Jahreszeit Ein Abend von und mit Rainald Grebe und vielen Jecken Regie: Rainald Grebe Uraufführung 21. März 2014 in Depot 1 "Ein ideenreich konzipierter, mit Slapstick gespickter und ein­ hellig beklatschter Theaterabend" (KR) "Umjubelte Uraufführung, absolut sehenswert" (report­k) "Eine schräge Liebeserklärung an den Karneval" (WDR 4) "Ein persönlicher Theaterabend, zersplittert und spontan, bissig und warmherzig" (Die Welt) Andrej Tarkowskij I Andrej Rubljow Regie: Robert Borgmann Premiere 4. April 2014 in Depot 2 „Bravorufe fürs Ensemble, kräftiger Applaus auch für Borg­ mann“ (KStA) „Ein eindrücklicher, schöner Abend“, (Die Deutsche Bühne) Brain and Beauty Eine Suche nach dem Gesicht der Zukunft Regie: Angela Richter Uraufführung 16. April 2014 in der Halle Kalk „Faszinierend, beklemmend und komisch zugleich“ (Express) „Stets doppelbödig über der Authentizitätsfalle tänzelnd“ (Nachtkritik) Carls Werk - Erster Teil Eine filmisch-theatrale Recherche von Jan Neumann und Dirk Kummer Uraufführung 17. April 2014 in Depot 2 „So unterhaltsam wie informativ“ (KR) „Äußerst unterhaltsam und ästhetisch topp“ (KStA) „Geschichten über das Carlswerk begeisterten Premierenpu­ blikum“ (Express) Marquis de Sade I Die Philosophie im Boudoir Regie: Andrea Imler I Premiere 3. Mai 2014 in der Grotte „Perfekt die Distanz zwischen Erotik und ironischer Distanz“ (Theater:pur) „Der Marquis wäre stolz auf sie“ (KStA) Ibrahim Amir I Habe die Ehre Parallelgesellschaftskomödie I Regie: Stefan Bachmann Deutsche Erstaufführung 9. Mai 2014 in Depot 2 „Nach dieser kurzweilig­komischen Schocktherapie ließ das Publikum sowohl Autor wie Regieteam und Schauspieler im Jubel baden." (KR) „der Beifall wird von begeistertem Fußgetrappel unterstützt, Ensemble, Regisseur und Autor gleichermaßen bejubelt. Habe die Ehre, Parallelgesellschaftskomödie von Ibrahim Amir Regie: Stefan Bachmann, Foto: Thomas Aurin Ibrahim Amirs kurzweilige Parallelgesellschaftskomödie ist das richtige Stück am richtigen Ort“ (KStA) Fritz Kater Die roten Schuhe / Eine Liebe. Zwei Menschen Regie: Charlotte Sprenger I Premiere 26. Mai2014 in der Grotte „Eine mitreißende Performance auf dem schmalen Sperrholz­ steg der Grotte, temperamentvoll, präzise und mit großem Charme.“ (KR) „Ein gelungener Einstand für Charlotte Sprenger, ein Ge­ schenk für ihre beiden vom Premierenpublikum ausgiebig be­ jubelten Hauptdarsteller.“ (KStA) Die Lècke Ein Stück Keupstrasse I Regie: Nuran David Calis Uraufführung 7. Juni 2014 in Depot 2 „Wuchtiger, beklemmender Abend. Stimmen, die man nicht vergessen wird“ (KStA), „Ovationen für Nuran David Calis’ Uraufführung“ (KR) Gregor Schneider I Neuerburgstrasse 21 ab 19. Juni 2014 im Gebäude Neuerburgstraße 21, KölnKalk "Gregor Schneider hat für das Schauspiel Köln eine Halle zum alle Sinne fordernden Gesamtkunstwerk umgebaut." (WDR 2) "Gregor Schneiders Neuerburgstraße 21 bringt die ultimative Schärfung der Sinne mit sich." (KStA) "Es ist eine Extremform von Theater und sprengt Kategorien" (WDR 5) Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 101 Kulturbericht 2014 Seite 101 Bèhnen Kçln Rosas / Ictus: Drumming, Foto: Herman Sorgeloos TANZ ­ Tanzkuratorin: 2012/13 Gesamtbesucher Auslastung Hanna Koller Die Gastspiele 13.625 80 % Palladium Beijing Dance I LDTX Kompanie 8./9. September 2012 im Palladium Gastspiel innerhalb des Kölner China-Jahres. 2013/14 Gesamtbesucher Auslastung 8.888 95 % Zuschuss Tanz 2012/13 2013/14 700.000 € 400.000 € Spielzeit 2012/13 Der Tanz war an den Bühnen Köln in der Spielzeit 2012/13 auf allen Bühnen mit insgesamt 24 Vorstellungen vertreten. Anna Halprin I Parades & Changes 8./9. November 2012 in der Halle Kalk Das Re-Enactment von »Parades & Changes« aus dem Jahre 1965 war ein besonderes Juwel. AusverkaufteVorstellungen. „… bot sich jetzt die Gelegenheit, eine der bedeutendsten Choreografien der Tanzgeschichte zu betrachten.“ (KR) Anne Teresa De Keersmaeker Rosas I Ictus I Drumming 5./6. Dezember 2012 in der Expo XXI Zwei ausverkaufte Vorstellungen für die großartige Live- performance, die den Klassiker „Drumming“ der belgi- schen Choreografin zeigten. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 102 Kulturbericht 2014 Seite 102 Bèhnen Kçln Mathilde Monnier & Dominique Figarella I Soapåra 24. / 25. Mai 2013 Halle Kalk Ein Crossover zwischen Tanz und Choreografie: Vier Tän- zer bewegten sich in und mit einem gewaltigen Schaum- berg, und die amorphe Skulptur vermischte sich mit der Choreografie zu einem »painting-in-progress«. – ausver- kauftes Haus! Wim Vandekeybus: Booty Looting, Foto: Danny Willems Aterballetto I Canto per Orfeo 1./2. März 2013 in der Oper am Dom Das italienische Ensemble, eine der „Lieblingskompanien des Kölner Tanzpublikums“ (KSTA), war zum dritten Mal in Köln zu Gast. Diesmal mit einer Deutschlandpremiere über den Mythos von Orpheus zu Live-Musik aus der italienischen Tradition. Gob Squad I Dancing About 21./ 22./23. März 2013 in der Halle Kalk Drei ausverkaufte Vorstellungen einer Koproduktion mit den Bühnen Köln, der Volksbühne Berlin und dem Künstlerkollektiv Gob Squad, die sich diesmal mit dem Thema Tanz beschäftigt haben. Wim Vandekeybus I Booty Looting 12. bis 14. April und 13. bis 15. Juni 2013 in der Expo XXI Eine Ko- und Crossover-Produktion mit dem Schauspiel Köln, die auf der Biennale in Venedig Premiere hatte. Das Stück« war zwei Wochen in Paris zu sehen und bereits auf fast allen internationalen Tanzbühnen und Festivals zu Gast. Sidi Larbi Cherkaoui Eastman I A Filetta I Fadia El-Hage I Puz/zle 18. April 2013 in der Oper am Dom »Puz/zle« war das vierte Gastspiel in Köln des mit Preisen überhäuften Flämisch-marokkanischen Choreografen. Die Uraufführung fand im Steinbruch Carriere de Boul- bon bei Avignon im Rahmen des Festival D’Avignon statt. Der Ort inspirierte Cherakoui die »Bausteine« unse- rer Existenz zu erforschen. Das Kölner Publikum dankte den Tänzern und Musikern mit stehenden Ovationen – ausverkauftes Haus! Angelin Preljocaj I Les Nuits 6./7. Juni 2013 in der Oper am Dom Eine Auftragsarbeit für die Kulturhauptstadt Marseille- Provence 2013, koproduziert von den Bühnen Köln. Prel- jocaj beschäftigte sich hier mit den Erzählungen aus Tau- sendundeiner Nacht. Die Kostüme kreierte der bedeu- tende Modeschöpfer Azzedine Alaïa. Nederlands Dans Theater 1 11./12. Juli 2013 in der Oper am Dom Den krönenden Abschluss einer facettenreichen Tanz- gastspielreihe bildete das NDT 1 vor zweimal ausverkauf- tem Haus mit drei sehr unterschiedlichen Choreografien, die den Zeitgeist dieser seit Jahren exzellenten Tanzkom- panie widerspiegelte. „So fantastisch getanzt und in drei so eigenwilligen Stilisti­ ken war es ein Genuss.“ (KStA) Spielzeit 2013/2014 Für den Tanz an den Bühnen Köln standen in der Spielzeit 2013/14 lediglich 400.000 € zweckgebundener Betriebskostenzuschussanteil zur Verfügung. Auf allen Bühnen konnten entsprechend nur noch 16 Vorstellungen stattfinden. Die Gastspiele Robyn Orlin I Moving Into Dance Mophatong 15./16. Oktober 2013 in Depot 2 Beauty Remained For Just A Moment Then Returned Gently To Her Starting Position Als Auftakt ein Tanzgastspiel aus Südafrika. Robin Orlyn, die in ihrer Heimat den Spitzname »a permanent irritati- on« hat, ist es gelungen, poetische Bilder, Witz und Tra- gik zu sinnvollen Aussagen über unsere Welt zu verbin- den. Die Produktion wurde in Lyon zum besten Stück der »15. Biennale de la danse 2012« gewählt. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 103 Kulturbericht 2014 Seite 103 Bèhnen Kçln Nederlands Dans Theater 1 Solo Echo I Crystal Pite Foto: Joris­Jan Bos Christian Spuck I Ballett Zèrich I Leonce und Lena 7. November 2013 in der Oper am Dom Das immer wieder in Köln gern gesehene Ballett Zürich ga­ stierte das erste Mal unter der Leitung von Christian Spuck mit seinem hinreißenden Handlungsballett. »Freestyle trotz exakter Form ­ ein wunderbar widersprüchliches Büchner­ Ballett.« (KStA) Akram Khan I Akram Khan Company I iTMOi 4./5. Dezember 2013 in Depot 1 Anlässlich des hundertsten Jahrestags der Uraufführung von Strawinskys Ballett »Le sacre du printemps« wurde Akram Khan eingeladen, ein Tanzstück für das Sadler’s Wells Theater, London, zu kreieren. Für »iTMOi« gab es bei zwei ausverkauften Vorstellungen stehende Ovationen. »Seine Attacken­Choreografien und Gewalt­Eruptionen, ge­ tanzt von zehn fantastischen Darstellern, sind ein Ereignis, eine brillant choreografierte düstere Ekstase. « (KStA) Erna Ómarsdottir I We saw monsters 7./8./9. März 2014 in der Halle Kalk Zum ersten Mal gastierte die aus Island stammende Choreografin mit ihrer Kompanie mit drei ausverkauften Vorstellungen in Köln. Ihr wilder Mix aus Horrorshow, Heavy-Metal-Konzert und Tanzperformance hat ganz be- sonders das jüngere Tanzpublikum begeistert. Wim Vandekeybus I Ultima Vez I Ictus Ensemble I What the body does not remember 4./5. April 2014 in Depot 1 Mit einem Klassiker aus dem Jahre 1987 ist Wim Vandekeybus mit seiner Kompanie und dem großartigen Ictus Ensemble zurückgekehrt. Flankiert wurden die beiden ausverkauften Vorstellungen von einem Workshop für Tanzstudenten und Tänzer der Freien Szene in der Hoch- schule für Musik und Tanz in Kooperation mit Tanz an den Bühnen Köln. William Forsythe I The Forsythe Company I Study # 3 14./15. Mai 2014 in Depot 2 Mit einer wunderbaren Eigen-Hommage verabschiedete sich William Forsythe von seiner Fangemeinde in Köln. «„Das „Study # 3“ wirkt noch einmal beeindruckend in seiner geschlossenen Perfektion und bleibt zugleich einem Blick ver­ haftet, der auf die Vergangenheit gerichtet ist.« (KR) Israel Galván I Compaňia Israel Galván I Lo Real 17./18. Juni 2014 in Depot 1 Zur Eröffnung des Flow Dance Festivals präsentierte sich die mit dem dreifachen MAX ausgezeichnete Produktion: Bestes Tanzstück des Jahres - Beste Choreographie - Be- ster Tänzer. Israel Galváns hochpolitisches Tanzstück ist inspiriert von Leni Riefenstahls Film „Tiefland“. »Das Kölner Publikum zeigte sich von dieser spröden Kost be­ geistert und bedankte sich mit einer Standing Ovation.« (KR) São Paulo Comphania de Danäa I Marco Goecke Nacho Duato I William Forsythe 10./11. Juli 2014 in der Oper am Dom Den Abschluss der Tanzreihe dieser Spielzeit bildete das Gastspiel der sehr jungen Kompanie aus Brasilien, die oft in einem Atemzug mit dem Nederlands Dans Theater genannt wird. In Köln präsentierten sie sich vor einem euphorischen Publikum mit einer neuen Arbeit von Marco Goecke, einem Ballett des neuen Ballettintendanten des Berliner Staatsballetts Nacho Duato und einem Klassiker von William Forsythe. »Ein Meisterwerk des zeitgenössischen Balletts und ein techni­ scher Belastungstest für jede Kompanie.« (KStA) Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:09 Seite 104 Kulturbericht 2014 Seite 104 Bèhnen Kçln © ARGE SBK (Sanierung Bühnen Köln) Die Sanierung des Opernquartiers Nach vorhergegangener umfassender öffentlicher Diskussion hat der Rat der Stadt Köln am 24. November 2011 die Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz beschlossen und die Gesamtkosten auf 253 Mio € festgeschrieben. Der fertiggestellte Bau soll im Juni 2015 wieder den Bühnen Köln zur Nutzung übergeben werden. Die Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz beinhaltet im Wesentlichen die Sanierung des Opern- und Schauspielhauses, den Umbau der Opernterrassen zu einem Nur aus der Luft erkennt man die Dimension… © SBK/Hexacopter­Video … der Baustelle am Offenbachplatz © SBK/Hexacopter­Video Auch das Schauspielhaus wird saniert. © SBK/Hexacopter­Video Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:10 Seite 105 Kulturbericht 2014 Seite 105 Bèhnen Kçln Statische Sicherungen sind nötig… © SBK/Rakoczy …um ein neues Hinterbühnenhaus zu bauen © SBK/Rakoczy Kleinen Haus für das Schauspielhaus sowie die Unterbauung des kleinen Offenbachplatzes mit einer Kinderoper und mit Lagerflächen. Notwendige Erweiterungsflächen werden in einer Überbauung des heutigen Betriebshofs an der Krebsgasse und zwischen den Bühnentürmen des Opernhauses ergänzt. Die Sanierung erfolgt unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und des Urheberrechts. Ziel der Baumaßnahmen ist eine Behebung bauphysikalischer, akustischer und konstruktiver Schwachpunkte in der vorhandenen Substanz, die Beseitigung infrastruktureller und sicherheitstechnischer Defizite sowie eine Optimierung der betrieblichen und künstlerischen Abläufe. Zudem ist die Wiederherstellung des Großen und Kleinen Offenbachplatzes Teil der Bauaufgabe. Bis dahin sind Oper und Schauspiel an Interimsspielstätten zu erleben: die Oper und der Tanz vor allem in der „Oper am Dom“ (Breslauer Platz), das Schauspiel hauptsächlich im Depot im Carlswerk (Köln-Mülheim). Das Kartenbüro der Bühnen befindet sich allerdings in unmittelbarer Nähe des eigentlichen Standorts: In den Opernpassagen zwischen Breite Straße und Glockengasse. Fundamente der Unterbühne werden verstärkt. © SBK/Rakoczy Energetische Ertüchtigung der Sockelbauten © SBK/Projektbüro Mit einer Bruttogeschossfläche von 66.148 m² und einem Bruttorauminhalt von 232.804 m³ ist die Sanierung und Erweiterung der Bühnen der Stadt Köln am Offenbachplatz die größte Baumaßnahme im Bereich Kulturbauten. Verbaut werden annähernd 20.000 m3 Beton und 3.000 t Bewehrungsstahl. Oberbürgermeister Jürgen Roters feierte am 17. Juni 2014 das Richtfest mit 800 Bauarbeitern, Bühnenangehörigen und Gästen. Aufbau einer Druckstation: Erstmals kommt Bewegung in die Unterbühnen © SBK/Projektbüro Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN_Layout 4 27.11.14 19:10 Seite 106 Kulturbericht 2014 Seite 106 Bèhnen Kçln Türen werden aufgesägt und der Schallschutz verstärkt © SBK/Rakoczy Das Rund der Kinderoper im Rohbau © SBK/Rakoczy Lampen werden bei Glasbläsern nach Originalvorbild neugeschaffen © SBK/HPP Im Inneren der Kinderoper: Blick von der Bühne © SBK/Rakoczy Das kleine Haus des Schauspiels nimmt Formen an © SBK/HPP Sogar einen Rang bekommt die Opernbonbonniere © SBK/Rakoczy Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 107 Kulturbericht 2014 Seite 107 Gürzenich-Or z chester r st r Köln Eröffnungskonzert des Hong Kong Arts Festival 2014 Gürzenich-Or z chester r st r Köln Generalmusikdirektor und Gürzenich-Kapellmeister: bis 31. 8. 2014 Markus Stenz ab 1. 9. 2015 François-Xavier Roth Geschäftsführender Direktor: Patrick Schmeing Besucherzahlen 2012/2013 2013/2014 105.171 110.617 Zuschuss laufender Betrieb 2012/2013 2013/2014 6.891.000 € 7.436.000 € Personal 2012/2013 2013/2014 142,5 Planstellen 142,5 Planstellen Selbstverständnis Das Gürzenich-Orchester Köln ist eines der großen traditionsreichen Sinfonieorchester Deutschlands. Seine Wurzeln reichen zurück bis zu den mittelalterlichen Ratsmu- siken und den ersten festen Ensembles des Kölner Doms. Seinen Namen verdankt das Orchester dem in der Renaissancezeit errichteten Festsaal „Gürzenich“, wo ab 1857 die Konzerte stattfanden. Stammsitz ist heute die 1986 eröffnete Kölner Philharmonie. Hier spielt das Orchester über 50 Konzerte pro Jahr. Die durchschnittliche Gesamtauslastung lag in den vergangenen Jahren bei über 92 %. Der zweite Schwerpunkt des Orchesters ist die Oper Köln, wo es bei rund 130 Vorstellungen jährlich im Orchestergraben spielt. Das Gürzenich-Orchester Köln gehört mit rund 110.000 Konzertbesuchern pro Jahr zu den erfolgreichsten deutschen Sinfonieorchestern und ist durch CD-Einspielungen und Gastspiele von Amsterdam über London bis Peking weltweit bekannt. So fest es in der Tradition verwurzelt ist, so erfolgreich richtet es seinen Blick in die Zukunft und bietet seinem Publikum beständig Neues. Überaus wichtig ist dem Gürzenich-Orchester sein renommierte Kinder- und Jugendprogramm ohrenauf!. Es wird seit 16 Jahren beständig erweitert und erreichte in der letzten Spielzeit 2013/2014 über 10.000 Kinder und Jugendliche. Persönlichkeiten wie Ferdinand Hiller, Günter Wand oder James Conlon haben in der Vergangenheit als Chefdirigenten das Orchester geformt. Bis Sommer 2014 leitete Markus Stenz als Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister das Orchester. Sein Nachfolger Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 108 Kulturbericht 2014 Seite 108 Gürzenich-Or z chester r st r Köln François-Xavier Roth wird zur Saison 2015/2016 sein Amt antreten. Ein enger Kontakt verbindet das Orchester mit zwei weiteren Dirigenten: Dmitrij Kitajenko, mit dem das Orchester preisgekrönte Gesamteinspielungen von Schostakowitsch, Prokofiew und Tschaikowsky produziert hat, ist seit 2009 Ehrendirigent. Mit dem jungen USAmerikaner James Gaffigan, Chef des Luzerner Sinfonieorchesters, besetzte das Orchester 2012 erstmals die Position eines Ersten Gastdirigenten. Die Abonnement-Konzerte t z rt Der Schwerpunkt des Gürzenich-Orchesters liegt traditionell auf den zwölf Sinfoniekonzerten, die in jeder Saison in der Kölner Philharmonie im Abonnement angeboten werden. Über 5.500 Abonnenten nutzen das Angebot des Gürzenich-Orchesters, rund 60 % aller Karten werden über Abonnements verkauft. Aufgrund der großen Nachfrage wird jedes Programm dreimal gespielt. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt einerseits auf den großen Werken des klassisch-romantischen Repertoires, andererseits auf der Moderne und neuem oder wenig gespielten Repertoire. So hat Markus Stenz beispielsweise in den vergangenen Spielzeiten mit dem Gürzenich-Orchester alle Sinfonien Gustav Mahlers aufgeführt und exemplarische Aufführungen der Sinfonien Joseph Haydns dirigiert. Neben dem Gürzenich-Kapellmeister waren in den vergangenen Spielzeiten bedeutende Dirigenten wie Dmitrij Kitajenko, James Gaffigan, Andrés-Orozco Estrada, Simone Young, Betrand de Billy oder Vladimir Jurowsky zu Gast. Zu den international renommierten Solisten zählen der Schlagzeuger Martin Grubinger, die lettische Organistin Iveta Apkalna, der Geiger Thomas Zehetmaier, der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann, der Cellist Truls Mørk, der Flötist Emmanuel Pahud und die Pianisten Lars Vogt und Nelson Freire. Sonderkonzerte Neben den Abonnementkonzerten und Opernaufführungen prägen vor allem die Sonderkonzerte das Orchesterprofil. Zu den Saisoneröffnungskonzerten 2012 und 2013 gastierten die Pianistin Hélène Grimaud und die Sopranistin Vesselina Kasarova. Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz dirigierte 2012 die traditionellen Karfreitags-Aufführungen mit der Matthäus-Passion von J. S. Bach. Das jährliche Konzert im Kölner Dom gemeinsam mit den Chören der Dommusik stand 2012 unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich mit Ehrendirigent Dmitrij Kitajenko Werken von Charles Gounod und Benjamin Britten. 2013 dirigierte Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz im Dom Psalm-Vertonungen von Leonard Bernstein, Igor Strawinsky und „Sturmwind, der sein Wort vollzieht“ von David Plate, eine Auftragskomposition zum Jubiläum 150 Jahre Kölner Domchor. Das Chorförderkonzert, das alle zwei Jahre einem der Kölner Laienchöre die Möglichkeit einer großen Orchesteraufführung bietet, gestaltete 2012 der Chor des Bach-Vereins Köln unter der Leitung von Thomas Neuhoff. Zum Silvesterkonzert 2013 dirigierte Markus Stenz die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Ein ganz neues Konzertformat etablierten Markus Stenz und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar 2012 mit dem „Experiment Klassik“. Die erste Ausgabe, die Igor Stravinskys „Le sacre du printemps“ gewidmet war, wurde ein großer Erfolg. Das Konzept erfuhr im Mai 2014 seine dritte Auflage. Im Juni 2013 spielte das Gürzenich-Orchester ein Benefizkonzert zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung, im Juli 2013 wurde kurzfristig gemeinsam mit KölnMusik ein Konzert zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe angesetzt. Dirigent war François-Xavier Roth, Solistin war Tabea Zimmermann. Zum Abschied von Markus Stenz als Gürzenich-Kapellmeister wurden im Juni 2014 Arnold Schönbergs monumentale „Gurre-Lieder“ aufgeführt und vom WDR aufgezeichnet. Das Orchester r st r der r Oper r Köln Seit Mitte des 19. Jahrhunderts spielt das Gürzenich-Orchester bei den Aufführungen der Oper Köln und schafft damit die Voraussetzungen für Musiktheater auf höchstem Niveau. In den durchschnittlich 140 Vorstellungen pro Spielzeit deckt das Orchester stets eine große stilisti- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 109 Kulturbericht 2014 Seite 109 Gürzenich-Or z chester r st r Köln sche Bandbreite ab. Sie reicht von historischen informierten Spielweisen wie für den Monteverdi-Zyklus der vergangenen Spielzeiten mit „Il ritorno d’Ulisse in patria“ und „L’incoronazione di Poppea“ über die groß besetzten Werke wie Mozarts „La clemenza di Tito“, Richard Strauss „Ariadne auf Naxos“ oder Richard Wagners „Parsifal“ bis hin zu „Krieg und Frieden“ von Sergej Prokofiew und Werken der Moderne wie „Wozzeck“ von Alban Berg. Operetten wie „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán oder „My fair Lady“ gehören ebenso dazu wie Zeitgenössisches wie „Jakob Lenz“ von Wolfgang Rihm, das mit großem Erfolg in der Trinitatiskirche inszeniert wurde, oder die Uraufführung „Musik“ von Michael Langemann und Helene Hegemann im Palladium. In der Kinderoper kamen u. a. „Schweewittchen“, „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Orpheus“ zur Aufführung. ster Jürgen Roters, nutzte das Ereignis, um die Städtepartnerschaft mit Peking zu pflegen und die wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken. Die gemeinsame künstlerische Erfahrung, die Begegnung mit neuem Publikum und die Herausforderung der akustischen Verhältnisse der fremden Konzertsäle spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Orchesters. Zudem erfüllt das Orchester damit eine wichtige Funktion als Kulturbotschafter seiner Heimatstadt. Markus Stenz dirigiert zum Abschied Arnold Schönbergs „Gurre­Lieder“ Markus Stenz überreicht die 25.000 GO Live­CD Medienproduktionen Das Gürzenich-Orchester ist in vielfältiger Weise medial präsent. Ein wichtiger Baustein ist das Projekt »GO live!«: Nahezu alle Konzerte des Gürzenich-Orchesters in der Kölner Philharmonie werden seit 2005 live in Studioqua- Gastspiele tsp und Tourneen Mit regelmäßigen Gastspielen und Tourneen zeigt das Gürzenich-Orchester Köln Präsenz in den wichtigen Konzerthäusern und bei den bedeutenden Musikfestivals weltweit. So gastierte das Orchester 2012 im Amsterdamer Concertgebouw gemeinsam mit Hélène Grimaud unter der Leitung von Markus Stenz und eröffnete 2013 den Rheingau Sommer im Kurhaus Wiesbaden. Im Februar 2014 absolvierte das Gürzenich-Orchester eine erfolgreiche Asien-Tournee. Nach dem Auftakt in Seoul eröffnete es das 42. Hong Kong International Arts Festival und spielte zwei Konzerte in Shanghai. Das Abschlusskonzert fand in Chinas bedeutendstem Konzertsaal im National Center of the Performing Arts in Peking statt. Die Kölner Stadtspitze, angeführt von Oberbürgermei- lität aufgezeichnet. Unmittelbar nach dem Schlussapplaus können die Konzertbesucher diesen Mitschnitt auf CD, komplett mit Booklet und Hülle und auf Wunsch signiert von den Künstlern, oder auf ihrem MP3-Player mit nach Hause nehmen. Das Angebot wird rege genutzt, und so konnte Markus Stenz am 8. Januar 2013 die 25.000 GO live!-CD an die Konzertbesucherin Barbara Kessler aus Remagen überreichen. Die positiven Erfahrungen mit dem Live-Stream des Silvesterkonzertes 2013 sollen ausgebaut werden. Daneben stehen reguläre CD-Produktionen. Mit Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz ist zuletzt unter Mitwirkung zahlreicher Kölner Chöre und namhafter Solisten für das Label OehmsClassics ein Zyklus aller Sinfonien Gustav Mahlers entstan- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 110 Kulturbericht 2014 Seite 110 Gürzenich-Or z chester r st r Köln den, der international viel Wertschätzung erfährt. Zum 150. Geburtstag von Richard Strauss spielte Markus Stenz kürzlich für das Label Hyperion die Strauss-Werke ein, die das Orchester uraufgeführt hatte: „Don Quixote“ und „Till Eulenspiegels lustige Streiche“. Mit Dmitrij Kitajenko, mit dem das Orchester preisgekrönte Gesamteinspielungen von Schostakowitsch, Prokofiew und Tschaikowsky produziert hat, entsteht aktuell ein Zyklus der Werke Rachmaninows. r und Jugendprogramm u p r u “ Das Kinder„ohrenauf! Was vor 16 Jahren mit einigen Schulbesuchen durch Orchestermusiker begann, ist heute unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit des Gürzenich-Orchesters Köln. Das Programm erreichte in der Saison 2013/2014 über 10.000 Teilnehmer und strahlt weit über Köln hinaus. Standards sind inzwischen das jährliche KooperationsKonzert mit dem Jugendsinfonieorchester der Rheinischen Musikschule; das Schulprojekt „Singen mit Klasse!“ (gemeinsam mit der Kölner Philharmonie); die Familienkarte zu den Sonntagssinfoniekonzerten; Generalprobenbesuche für Kinder; ein Improvisationsworkshop; neu hinzu kamen in den vergangene Spielzeiten beispielsweise die Workshops für junge Instrumentalisten mit den Konzertsolisten des Gürzenich-Orchesters. So unterrichteten bereits die Weltstars Tine Thing Helseth (Trompete) und Emmanuel Pahud (Flöte) den Nachwuchs. Das musikalische Hörbuch „Das Orchester zieht sich an“ erlebte 2012 seine erfolgreiche Uraufführungen in der Live-Fassung, 2013 gefolgt von dem Konzert „Das fliegende Klassenzimmer“ mit Musik von Philipp Matthias Kaufmann. Auch die Kleinsten führt das Gürzenich-Orchester an die Musik heran. Alle Kindergär- „Ohrenauf!“ im Kindergarten Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 111 Kulturbericht 2014 Seite 111 Gürzenich-Or z chester r st r Köln Vorstellung der Kindergarten­CD „Große Musik für kleine Ohren“ mit Oberbürgermeister Jürgen Roters ten und Kindertagesstätten der Stadt, nahezu 600 inrichtungen, erhielten 2013 kostenfrei eine Doppel-CD mit Werken vom Barock bis zur Moderne, die auf die musikalische Arbeit mit den Kindern abgestimmt ist. Parallel dazu bietet das Orchester als Wochenendseminare Qualifizierung für Erzieherinnen und Erzieher an. Kammerkonzerte r z rt In Zusammenarbeit mit KölnMusik und der ConcertGesellschaft Köln veranstaltet das Gürzenich-Orchester Köln in jeder Saison sechs Kammerkonzerte in der Kölner Philharmonie. Für das Publikum ist dieses Angebot eine willkommene Bereicherung, bietet doch die Kammermusik ein reichhaltiges Repertoire für vielfältigste Besetzungen. Für die Musiker fördert es in besonderer Weise die individuelle Fähigkeit zum Zusammenspiel, von der das Orchester insgesamt bei seinen Aufführungen in Oper und Konzert profitiert. So waren zuletzt beispielsweise selten zu hörende Walzerbearbeitungen von Johann Strauß und Arnold Schönberg zu hören, Kammermusikwerke zeitgenössischer Komponisten Chinas oder aparte Besetzungen mit Harfe und Gitarre. Ab der Saison 2014/2015 ist das Orchester mit zwei Kammerkonzerten pro Saison auch in der wiedereröffneten Kölner Flora zu Gast. Ur-r und Erstaufführungen t u Die Er weiterung des Repertoires durch Ur- und Erstaufführungen ist für die Förderung neuer Musik ebenso wie für die Entwicklung des künstlerischen Profils des Gürze- nich-Orchesters von jeher grundlegend. Große Komponisten wie Richard Strauss und Gustav Mahler vertrauten dem Gürzenich-Orchester ihre Werke zur Uraufführung an. Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner, Giuseppe Verdi und Peter Tschaikowsky, Igor Stravinsky und Hans Werner Henze dirigierten das GürzenichOrchester mit eigenen Werken. Die Erarbeitung neuer Kompositionen bedeutet für das Orchester die besondere Herausforderung seiner Kreativität, Flexibilität und Leistungsfähigkeit. Kompositionsaufträge haben so neben ihrer programmatischen Bedeutung erhebliche Wirkung auf das Orchesterprofil. Darüber hinaus stärkt das Orchester im Rahmen von Kompositionsaufträgen in Kooperation mit anderen Orchestern und Konzerthäusern seine internationale Reichweite und Bekanntheit. In den vergangenen Spielzeiten konnten so beispielsweise das Cellokonzert von Unsuk Chin, das zweite Trompetenkonzert von Britta Byström und „Voyage“ von York Höller als Deutsche Erstaufführung vorgestellt werden. „Frenesia“ von Detlev Glanert, das im Juni 2014 als Deutsche Erstaufführung vorgestellt wurde, hatte das Gürzenich-Orchester gemeinsam mit anderen renommierten Orchestern wie dem Amsterdamer Concertgebou-Orkest beauftragt. Im Januar 2012 veranstaltete das Gürzenich-Orchester in Zusammenarbeit mit dem Landesmusikrat NRW und der Hochschule für Musik und Tanz Köln einen Komponistenworkshop. Die drei Werke »Reversi« von Yasutaki Inamori, »Focus Fission« von Ying Wang und »∩« von Francisco Cocha Goldschmidt, ausgewählt mittels eines Wettbewerbs, wurden im Rahmen eines öffentlichen Workshops unter der Leitung von Markus Stenz erarbeitet und geprobt. Die Nachwuchskomponistinnen und Komponisten hatten dabei die Gelegenheit, ihre Werke von einem Orchester gespielt zu hören und die Realisierungsmöglichkeiten ihrer Arbeit zu erfahren. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 112 Kulturbericht 2014 Seite 112 Gürzenich-Or z chester r st r Köln Förde ör rung junger Musiker r us im r Irak r Ziele und Perspektiven In Zusammenarbeit mit dem deutschen „Förderverein Nationales Irakisches Jugendorchester“ engagiert sich das Gürzenich-Orchester für die musikalische Basisarbeit im Irak. Das „Nationale Irakische Jugendorchester“ vereint Jugendliche aus allen Teilen und religiösen Gruppen des Landes. Sie sind hochmotiviert, obgleich fehlt es vielfach an Basiswissen und qualifiziertem Unterricht, um erfolgreich im Orchester mitspielen zu können. 2013 reisten erstmals Musiker des Gürzenich-Orchesters in die kurdischen Städte Erbil und Suleymania, um dort junge Instrumentalisten fortzubilden. Sobald die politische Situation es erlaubt, soll die Kooperation fortgesetzt und ausgebaut werden. Das wichtigste Ziel des Gürzenich-Orchesters, auch mit Blick auf den kommenden Generalmusikdirektor und Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth, ist die künstlerische Weiterentwicklung und Festigung seiner Stellung unter den bedeutenden deutschen Sinfonieorchestern. Seine Kernaufgabe wird weiterhin sein, dem Kölner Publikum Künstler und Programme von höchstem Niveau zu präsentieren und das Publikum mit Neuem bekannt zu machen. Darüber hinaus wird es noch stärker in die Stadt hineinwirken und als das Orchester aller Bürgerinnen und Bürger neue Angebote für diejenigen entwickeln, die von traditionellen Konzertformaten bisher nicht erreicht werden. Die Präsenz des Orchesters soll über Köln hinaus gesteigert werden, durch innovative Medienproduktionen, Gastspiele und Tourneen. Der hohe Stellenwert, den das Orchester beim Kölner Publikum genießt und der sich in der hohen Auslastung von 92 % manifestiert, soll weiter ausgebaut werden. Dazu benötigt das Orchester langfristige Planungssicherheit und eine auskömmliche Finanzierung. Wichtige Grundlage dabei ist die Übernahme künftiger Tarifkostensteigerungen durch die Stadt Köln. Voraussetzung dafür ist weiterhin die Unterstützung durch die Kölnerinnen und Kölner, die durch ihre Vertreter im Rat der Stadt über die Spielräume und Perspektiven des Orchesters entscheiden. Konzert für Demenzkranke Gemeinsam mit dem Verein dementia + art bot das Gürzenich-Orchester erstmals 2013 unter dem Motto „Lieben Sie Brahms?“ ein Konzert im Marie Juchacz-Zentrum in Köln-Chorweiler für Menschen mit Demenz an. Das moderierte Kammermusikkonzert war Werken von Johannes Brahms gewidmet, zum Abschluss boten die Musiker des Gürzenich-Orchesters die Möglichkeit zum gemeinsamen Singen an. Publikum und Förderer Der Erfolg des Gürzenich-Orchesters beim Publikum ist maßgeblich für sein Selbstverständnis als Orchester der Stadt Köln, welches in erster Linie für die Bürgerinnen und Bürger da ist. Ein langfristiges strategisches Konzept ist dafür die Voraussetzung. Die über 5.500 Abonnenten als Stammpublikum und die junge Generation stehen dabei im Mittelpunkt. So konnte die Gesamtauslastung seit 2010 auf über 92% mit entsprechenden Einnahmenverbesserungen gesteigert werden. Der Zuwachs an Abonnenten von 16% im selben Zeitraum trug entscheidend dazu bei. Genauso wichtig ist der strategische Sponsoringansatz, dem z.B. die Lufthansa AG seit 2010 als „First Global Partner“ folgt. Eine weitere Säule ist die Concert-Gesellschaft Köln e.V., die mit ihrem Engagement beispielsweise Instrumentenankäufe, CD-Produktionen und Praktikantenstellen ermöglicht. Spielzeit 2012/2013 2013/2014 Anzahl der Konzerte 53 56 Opernvorstellungen 130 127 Abonnenten 5.039 5.560 Gesamtauslastung 92% 92% Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 113 Kulturbericht 2014 Seite 113 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Offenbachplatz mit Oper (Aufnahme von ca. 1960) Stadtkonservator/in Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege Amtsleiter: Dr. phil. Dipl.-Ing. Thomas Werner Stellvertreterin: Dr. phil. Marion Grams-Thieme Zuschuss laufender Betrieb 2012 2.344.535,95 € 2013 3.349.261,47 € Personal 2012 2013 23 Planstellen 22 Planstellen Selbstverständnis und Schwerpunkte Das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege der Stadt Köln wurde 1912/13 ins Leben gerufen. Der erste Stadtkonservator war der Architekt und ehemalige Leiter des Kölner Hochbauamtes Friedrich Carl Heimann. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Wiederaufbau Kölns anstand, machte sich die damalige Stadtkonservatorin Hannah Adenauer, eine Nichte Konrad Adenauers, in be- sonderer Weise um das historische Erbe Kölns verdient. In einer Zeit, die auf Modernisierung ausgerichtet war, kämpfte sie für den Erhalt der Kölner Denkmäler. Prof. Dr. Hiltrud Kier war Kölner Stadtkonservatorin, als 1980 das nordrhein-westfälische Denkmalschutzgesetz, an dem sie selbst mitgewirkt hatte, in Kraft trat. Sie hatte die große Aufgabe zu bewältigen, die Kölner Denkmäler zu inventarisieren und die Denkmalliste, die heute noch den Grundstock der Arbeit des Amtes bildet, zu erstellen. Die vergangenen 2000 Jahre haben in Köln – im Stadtkern wie in den Vororten und auch den am Stadtrand liegenden, ehemaligen selbständigen Dörfern – ein reiches bauliches Erbe hinterlassen, das erhalten und gepflegt werden muss. Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die sich in verantwortungsvoller Weise für den Denkmalschutz einsetzen, ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit des Stadtkonservators und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit deren Arbeit bedeutende Objekte für das Stadtbild erhalten werden. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 114 Kulturbericht 2014 Seite 114 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p St. Kunibert Die städtische Denkmalpflege ist Teil der Stadtver waltung. Sie teilt sich in die beiden selbständigen Bereiche einerseits für Bau- und andererseits für Bodendenkmalpflege; beide sind seit 1950 dem Kulturdezernat zugeordnet. Das Amt des Stadtkonservators / der Stadtkonservatorin ver waltet gegenwärtig ein Verzeichnis von ca. 10.000 Denkmalen aus allen Epochen der 2000-jährigen Geschichte Kölns, von denen zum Jahresende 2013 über 8700 rechtskräftig gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen eingetragen sind. Im Bereich der Bodendenkmalpflege, deren Aufgaben vom RömischGermanischen Museum wahrgenommen werden, sind rund 700 Denkmale gesetzlich registriert. Sie stammen zumeist aus der Zeit der Spätantike sowie aus dem Mittelalter. Die Aufgaben von Baudenkmalschutz und Baudenkmalpflege werden durch den Stadtkonservator in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland wahrgenommen. Glockenturm von St. Ursula St. Maria im Kapitol (romanische Portal­ flügel, um 1065) Öffentlichkeitsarbeit In der Erkenntnis, dass mit gesetzlichen Auflagen allein kein sinnvoller Denkmalschutz und keine befriedigende Denkmalpflege betrieben werden kann, sondern dass die Eigentümer, zumeist sind es Privatpersonen oder juristische Personen, nur mit Überzeugungsarbeit, mit Aufklärung und mit Sympathiewerbung für die Ziele gewonnen werden können, haben die Kölner Denkmalpfleger seit vielen Jahren eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut. In Führungen, etwa am „Tag des offenen Denkmals“, und mit umfangreichen Publikationen wissenschaftlicher Art über Aspekte der Kölner Stadtgeschichte oder Einzeldenkmale – genannt sei hier die mittlerweile renommierte Reihe der „Stadtspuren: Denkmäler in Köln“ – werden die reiche Denkmallandschaft Kölns vorgestellt und für ihren Erhalt und ihre Pflege geworben. Auf populäre Art führt die Heftreihe der „Kulturpfade“ mit zahlreichen Spaziergängen durch das Kölner Stadtgebiet an das Thema Denkmalpflege heran. Zudem stehen zahlreiche Fördervereine als Bürgerinitiativen im Dienst dieser Aufgaben. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 115 Kulturbericht 2014 Seite 115 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Karmelitinnen­Klosterkirche St. Maria vom Frieden, Köln­Altstadt Die Presse und die elektronischen Medien der Kölner Region unterstützen seit vielen Jahren die Ziele von Denkmalschutz und Denkmalpflege. Das zeitgemäße Instrument zur Vermittlung von Inhalten der Denkmalpflege ist das Internet. Daher hat das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege unter http://www.stadt-koeln.de eine umfangreiche Seite mit vielen Informationen rund um den Denkmalschutz erstellt. Diese enthält eine Liste mit Literaturtipps für Interessierte, eine Linkliste zu weiteren Institutionen, die sich in der Denkmalpflege engagieren, sowie die Denkmalliste der Stadt Köln, die bequem mit einer Suchmaske durchforscht werden kann. Außerdem stehen natürlich alle wichtigen Formulare für Denkmaleigentümer zum Download bereit. Diese Seite wird ständig gepflegt und weiterentwickelt. Finanzie z rung vvon Denkmalschutz s und Denkmalpflege p Da sich die über wiegende Zahl der Denkmale in privater Hand befindet, ist zunächst einmal der jeweilige Eigentümer für den Erhalt des Bauwerks oder der Anlage „an Dach und Fach“ verantwortlich. Für Leistungen und Auf- sog. „Zuckerhut­Bunker“ auf dem ehem. Glanzstoff­ Gelände, Köln­Niehl wendungen an diesen denkmalgeschützten Objekten in Privatbesitz, die sich spezifisch auf die charakteristischen, denkmalkonstituierenden Bauteile beziehen, können je nach Haushaltslage Beihilfen der Öffentlichen Hand (Stadt Köln und Land Nordrhein-Westfalen) gewährt werden. Außerdem können im Rahmen der Einkommensteuer Herstellungs- und Anschaffungskosten bei Baudenkmalen erhöht abgesetzt werden. Daneben gibt es die Einzelförderung, natürlich ebenfalls als Beihilfe durch das Land, in geringem Umfang. In geringem Umfang fördert auch der Landschaftsverband Rheinland, bei Bauwerken mit besonderem Aufwand sowie bei solchen, die sich in öffentlichem Besitz oder im Eigentum der großen Religionsgemeinschaften (in Köln z. B. die historischen Kirchenbauten) befinden. Letztere werden hinsichtlich ihrer denkmalpflegerisch notwendigen Erhaltungsarbeiten allerdings wesentlich aus Mitteln der Kirchensteuer finanziert. p rts ts ör Denkmalpflege als sWirtschaftsförderung Der jährliche finanzielle Aufwand aller genannten Geldgeber für den Erhalt unserer Baudenkmale, des bauli- Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 116 Kulturbericht 2014 Seite 116 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Siedlung Höhenberg (Germania­Siedlung: Ecksituation am Kösener Weg) Treppenhaus des Oberlandesgerichtes St. Gertrud, Köln­Neustadt am Reichenspergerplatz chen Erbes unserer Stadt und unserer Region, ist nicht nur ein Element der Kulturpolitik, er stellt auch einen entscheidenden Faktor der Wirtschaftsförderung, hier besonders für die mittelständische Wirtschaft, dar. Nach Berechnungen des Deutschen Städtetages löst jeder einzelne Euro an direkter oder indirekter Subvention der Öffentlichen Hand im Denkmalschutz Investitionen von privater Seite in Höhe von etwa drei bis vier Euro aus. Das Volumen der Wirtschaftsförderung kann somit anhand der jährlichen Berichte über den Einsatz von Denkmalpflegemitteln jederzeit annähernd realistisch eingeschätzt werden. Denkmaltypen Große und kleine Denkmale Garten-, Friedhofs- und Parkanlagen sowie andere von Menschen gestaltete Landschaftsteile Die größten zusammenhängenden Denkmäler dieser Art in Köln sind der Äußere und der Innere Grüngürtel. Auch viele kleine Parks, wie der Klettenbergpark und Friedhöfe wie Melaten fallen in diese Kategorie. Ein Gang durch die Kölner Geschichte und eine Wanderung durch die Kölner Denkmallandschaft können einerseits die besonderen Qualitäten der Rheinmetropole deutlich erleb- und erfahrbar machen, andererseits können sie dem Eigentümer eines Denkmals die Erkenntnis nahe bringen, dass sein Denkmal mit seiner konkreten Geschichte und seinem ganz besonderen Aussehen ebenfalls Teil dieses Geschichts- und Gestaltzusammenhangs ist, der allen Einwohnern, Besuchern und Liebhabern dessen, was Köln ausmacht und bedeutet, bewusst oder unbewusst vor Augen steht. Die großen, die berühmten Denkmale, ja auch das Weltkulturerbe Kölner Dom benötigen das Umfeld, den Humus aller kleinen, aller normalen Denkmale einer in über 2000 Jahren gewachsenen Stadt wie Köln. Das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen definiert verschiedene Arten von Denkmälern anhand ihrer unterschiedlichen äußeren Eigenschaften. Davon sind in Köln vorhanden: Baudenkmäler Zu dieser Art von Denkmälern gehören die bekannten Gebäude der Stadt, wie der Dom und das Historische Rathaus, aber auch viele Wohn- und Geschäftshäuser im Stadtgebiet. Historische Ausstattungsstücke, sofern sie mit dem Baudenkmal eine Einheit von Denkmalwert bilden Bekannt ist Köln vor allem für seine Kirchen, die eine Vielzahl historischer Ausstattungstücke bergen. Bewegliche Denkmäler Diese Denkmäler sind selten, aber auch sie gibt es in Köln, zum Beispiel den Doppeltriebwagen ET 57 oder das Motorschiff „Düsseldorf“. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 117 Kulturbericht 2014 Seite 117 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Mittelalterliche Stadtmauer am Sachsenring Naumann­Siedlung, Köln­Riehl (Eckbereich Naumannstr./ Riehler Tal) Bodendenkmäler Durch seine zweitausendjährige Vergangenheit ist Köln reich an archäologischen Funden und von Bauten z. B. aus der Römerzeit. Diese werden in Köln durch das Römisch-Germanische-Museum gepflegt, das für die Bodendenkmalpflege zuständig ist. Tag dess offenen Denkmals Seit 1993 findet der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ statt. Ziel dieses Tages ist es, die Bürgerinnen und Bürger für die Bedeutung ihres kulturellen Erbes zu sensibilisieren und gleichzeitig das Interesse am Denkmalschutz zu wecken. Die Stadt Köln beteiligt sich durch das Amt des Stadtkonservators seit 1999 mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an dieser internationalen Veranstaltung, die traditionell am zweiten Sonntag im September stattfindet. Unterstützung bekommt der Stadtkonservator dabei von vielen anderen Mitwirkenden, die Führungen anbieten oder auch ihre Objekte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die finanzielle Unterstützung zahlreicher Sponsoren ermöglicht es erst, eine Vielzahl von Objekten inhaltlich zu präsentieren. Jedes Jahr nutzen zigtausende Besucherinnen und Besucher das umfangreiche Programm in Köln. In den vergangenen Jahren waren es etwa 30.000 Interessierte, die in die Baudenkmäler Einblick nehmen konnten oder in Führungen mehr über die Bedeutung und Hintergründe einzelner Objekte erfuhren, die normalerweise nicht oder nur teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Im Jahr 2012 wurden mehr als 300 Programmpunkte geboten und im Jahr 2013 sogar 350 Veranstaltungen an 130 Orten im ganzen Stadtgebiet. Die stetig steigende Zahl von gezeigten Objekten ließ es deshalb im vergangenen Jahr angebracht erscheinen, in Köln erstmalig nicht nur sonntags, sondern auch schon am vorhergehenden Samstag Veranstaltungen anzubieten. Das bundesweite, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vorgegebene Motto war im vergangenen Jahr das Thema „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“, mit dem die immer wieder diskutierte Frage nach dem Denkmalwert einzelner Objekte im Fokus stand. Denn das Thema ist durchaus weiter zu fassen: So ist es auch unbequem, wenn Bauwerke uns durch die Umstände ihrer Entstehung zum Nachdenken zwingen – so wie beispielsweise Festungsbauwerke, Bunker oder Architektur der 1930er Jahre. Manchmal erkennen wir erst Jahrzehnte später den eigentlichen Wert eines Gebäudes oder Objektes. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 118 Kulturbericht 2014 Seite 118 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Personal s Kennzzahlen/Leistu st ngsd s atetn Erg r ebniss2012 Plan 2013 581 780 Anzahl der Stellungnahmen Bauvoranfragen/Bauanträge Erledigungsquote bestandschützende Maßnahmen in % 98 97,8 Erledigungsquote Prüfung Bescheinigungen Steuervergünstigungen in % 86,5 90,5 Anzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen 23 22 Finanzen Finanze z n/Stetllen Erg r ebniss2012 Plan 2013 341.331,84 € 307.000,00 € 1.635.944,55 € 1.722.004,78 € Zuschüsse (z. B. laufender Bauunterhalt, Dom, etc.) 280.448,00 € 930.000,00 € sonstige Aufwendungen 769.475,24 € 1.004.256,65 € 2.344.535,95 € 3.349.261,47 € ordentliche Erträge Personal- und Versorgungsaufwendungen Zusus chussbedar uss f Wichtige t Projekte r t 2012 / 2013 Sanierung des Opern-Ensembles Die Sanierung der Kölner Bühnen, gebildet aus Oper, Schauspielhaus und dem ehem. Opernrestaurant, gehört zu den aktuell wichtigsten und anspruchsvollsten Denkmalprojekten. Die 1954-1962 nach Plänen des Architekten Wilhelm Riphahn errichteten wertvollen Zeugnisse der Kölner Nachkriegsarchitektur stehen seit dem 19.05.1989 unter Denkmalschutz. Die Arbeiten erfolgen daher in enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege. Ziel ist es, den Charakter und die Identität dieser Baudenkmäler, von denen insbesondere das Opernhaus über eine weitgehend erhaltene Innenausstattung mit zahlreichen Kunstwerken verfügt, sowohl hinsichtlich der Außengestaltung als auch in Bezug auf das Innere - trotz nutzungsbedingter Veränderungen - so weit wie möglich zu bewahren bzw. dem Original entsprechend wieder herzustellen. Revitalisierung Gerling Areal Die verschiedenen Gebäude des ehemaligen Gerling Konzern Areals bilden zusammen ein Ensemble, das mit seinen markanten Bauten aus der Zeit der 30er, 50er und Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 119 Kulturbericht 2014 Seite 119 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Blick auf das Gerling­Quartier 60er Jahren, zu den besterhaltenen innerstädtischen Verwaltungsarealen in Deutschland zählt. Vor allem die streng rationalen Gebäude der 50er Jahre im Kern des Areals gruppiert um eine weitläufige Platzanlage - sind eines der wichtigsten Zeugnisse für die Architektursprache der Bürobauten der damaligen „Wirtschaftswunderjahre“. Dementsprechend steht heute das gesamte Areal unter Denkmalschutz. Nach dem Auszug des Gerling Konzerns im Jahre 2008 begann – basierend auf dem Ergebnis eines Städtebauwettbewerbs – die Revitalisierung des Areals zu einem urbanen Stadtquartier. Eine angestrebte Mischnutzung aus Hotel, Wohnen, Büro und Gastronomie gilt es nun, denkmalpflegerisch auf die einzelnen Gebäude abzustimmen und planerisch zu begleiten, so dass der Charakter des Areals nicht nur erhalten, sondern auch erlebbar bleibt. Umnutzung ehemaliger Industrieanlagen In Zukunft wird auch die Umnutzung ehemaliger Industrieareale ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Amtes für Denkmalschutz und Denkmalpflege sein. Wichtige Projekte, die das Amt bereits denkmalpflegerisch begleitet, sind die Helios-Werke in Ehrenfeld, die Clouth-Werke in Nippes und das Gelände des Mülheimer Hafens. Kulturbericht 2014 KULTUREINRICHTUNGEN Teil 2_Layout 4 27.11.14 19:05 Seite 120 Kulturbericht 2014 Seite 120 Sttadtkonservator/in, rv t r Amttfür ür Denkmalschutz s utz und Denkmalpflege p Historische Kräne im Rheinauhafen © alle Abbildungen Stadtkonservator Ausus blick Auf Grund neuer und geänderter Anforderungen muss sich die Denkmalpflege als Institution – so auch der Stadtkonservator in Köln – neu ausrichten und inhaltlich positionieren. Diese Anforderungen, die in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rolle spielten, bestimmen nun seit einigen Jahren mehr und mehr die fachliche Arbeit der praktischen Denkmalpflege und werden diese in den kommenden Jahrzehnten entscheidend beeinflussen. Das betrifft vor allem die Themen „Energetische Ertüchtigung“ und „Revitalisierung bzw. Umnutzung“ von Denkmälern. Während die energetische Ertüchtigung auf die fachspezifische Gesetzgebung des Staates und auf das gewandelte ökologische Bewusstsein zu recht reagiert, sind es für das Thema der Umnutzung die sich verändernden soziologischen Para- meter – als Stichwort seien hier der Leerstand von Kirchen oder die nicht mehr benötigten großen innerstädtischen Industrieanlagen der Jahrhundertwende bzw. der Nachkriegszeit genannt (siehe hierzu die oben genannten Projekte). Neben diesen Aufgabengebieten wird für den Stadtkonservator auch die Inventarisierung bzw. punktuelle Unterschutzstellung der 60er und 70er Jahre Architektur anstehen. Zum einen sind nun genügend Jahrzehnte vergangen, um diese Gebäude historisch zu analysieren und wissenschaftlich bewerten zu können, zum anderen droht durch umfangreiche Sanierungen bis hin zum Abriss der Verlust dieser „noch ungeliebten und missverstandenen Gebäude“. Es gilt nun die prägnantesten Exemplare zu sichern und für die kommenden Generationen zu erhalten.