Kleine Notenlehre für den Klavierschüler von Viktor Keil Diese kurze Notenlehre soll den Klavierschüler von Anfang an begleiten. Obwohl speziell für den Klavierunterricht entworfen, ist dieses kleine theoretische Werk auch für jeden anderen Musikschüler von großem Nutzen, da alle grundlegenden Themen behandelt werden. Die Notenschlüssel G-Schlüssel (Violin-Schlüssel) DoppelLiniensystem mit F-Schlüssel (Bass-Schlüssel) diese Note heißt g diese Note heißt f Dies sind die für Klavier und auch für die meisten anderen Musikinstrumente gebräuchlichen Notenschlüssel. Ein Notenschlüssel bestimmt die Namen der Noten in dem Liniensystem, in dem er steht. Ein Liniensystem besteht aus 5 Linien, die von unten nach oben nummeriert werden. Die unterste Linie hat die Nummer 1, die oberste Linie hat die Nummer 5. Ein Doppelliniensystem besteht aus zwei einfachen Liniensystemen, die bei Klavierpartituren durch eine geschweifte Klammer miteinander verbunden sind. Klaviermusik ist fast immer in Doppelliniensystemen notiert, d.h. in Noten aufgeschrieben. Im Doppelliniensystem hierüber steht die Note g im oberen Liniensystem auf der zweiten Linie und das f im unteren Liniensystem auf der vierten Linie. In dem nun folgenden einfachen Liniensystem stehen zwei Noten. Beide stehen auf der zweiten Linie, und doch haben sie verschiedene Namen, weil sie nach (man sagt auch in) verschiedenen Notenschlüsseln stehen. einfaches Liniensystem g h Die Stammtöne Es gibt sieben Stammtöne: c , d , e , f , g , a und h . Alle weiteren Notennamen werden von diesen Stammtönen abgeleitet. Die sieben Stammtöne sollte jeder Musiker auswendig kennen. 2 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Die Tonleiter Die Tonleiter ist eine sich regelmäßig wiederholende aufsteigende (oder absteigende) Reihenfolge von Tönen aus einem bestimmten Tonbereich. Aufsteigend bedeutet, dass jeder Ton der Tonleiter höher klingt als der vorherige Ton. Absteigend bedeutet, dass jeder Ton der Tonleiter tiefer klingt als der vorherige Ton. Mit Tonbereich meine ich den Abstand zwischen dem tiefsten und dem höchsten Ton der Tonleiter. Der Tonbereich der Tonleitern in der sogenannten "klassischen Musik" Europas beträgt eine Oktav. Eine Oktav ist in diesem Fall der Abstand zwischen einem Ton und dem nächsten höher (oder tiefer) gelegenen Ton mit gleichem Notennamen. Im folgenden Doppelliniensystem ist die C-Dur Tonleiter über zwei Oktaven notiert. Die letzte Note im F-Schlüssel und die erste Note im G-Schlüssel sind identisch, d.h. sie haben dieselbe absolute (eindeutig festgelegte) Tonhöhe und denselben Notennamen: c' (das eingestrichene c). c d e f g a h c' d' e' f' g' a' h' c'' In dem nachfolgenden Doppelliniensystem ist die C-Dur Tonleiter über 4 Oktaven notiert. Genau wie in dem vorherigen Doppelliniensystem erkennt man, dass die Notennamen in einer ganz bestimmten Weise geschrieben sind. So finden sich insgesamt fünf verschiedene Noten mit dem Stammtonnamen "c" , jedoch ist der Buchstabe, der den jeweiligen Ton bezeichnet, mal groß, mal klein, mal mit oder mal ohne Hochkomma geschrieben. Auf diese Weise wird die absolute Tonhöhe eines Tones beschrieben. Die absolute Tonhöhe eines Tones wird also beschrieben durch seine Notation (die Schreibweise seines Notennamens). Das mittlere c auf dem Klavier (das sogenannte Schlüssel-C) heißt "eingestrichenes c" und seine richtige Schreibweise ist: c'. Die Oktaven zwischen den verschiedenen 'c' erhalten ihre Namen auf die gleiche Art und Weise. Jeweils der Name des 'c', das die "untere Grenze" einer Oktav darstellt, gibt dieser Oktav ihren Namen. Die vier Oktaven im folgenden Doppelliniensystem heißen entsprechend (von unten nach oben): große Oktav, kleine Oktav, eingestrichene Oktav und zweigestrichene Oktav. Das letzte (oberste) c ( c''' ) ist die erste Note der dreigestrichenen Oktav. C D E F G A H c d e f g a h c' d' e' f ' g' a' h' c'' d'' e'' f '' g'' a'' h'' c''' va Die Bezeichnungen 8va (oder 8 ) beziehungsweise 8vb (oder 8bassa) zeigen an, dass entsprechend markierte Noten eine Oktav höher bzw. tiefer zu spielen sind als notiert. 8va ist zu spielen: 8vb ist zu spielen: Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 3 Die Eigenschaften von Tönen Es gibt viele verschiedene Töne und daher auch viele verschiedene Noten. Töne, die hoch klingen, werden hoch im (Doppel-)Liniensystem notiert. Tief klingende Töne werden tief im (Doppel-)Liniensystem notiert. das g'' klingt also höher als das d', das H klingt tiefer als das f, und das a'' klingt höher als das E. Manche Töne klingen hoch, andere klingen tief. Diese am besten zu hörende Eigenschaft von Tönen nennt man Tonhöhe. Aus dem Zusammenspiel von Tönen verschiedener Tonhöhe ergibt sich die Melodie. Manche Töne klingen kurz, andere klingen lang. Diese Eigenschaft von Tönen nennt man Notenwert. Aus dem Zusammenspiel von Tönen mit verschiedenen Notenwerten ergibt sich der Rhythmus. Der Rhythmus bedingt oft auch die Geschwindigkeit, mit der ein Musikstück gespielt wird, z.B. bei Tänzen. Manche Töne klingen laut, andere klingen leise. Diese Eigenschaft von Tönen nennt man Lautstärke. Aus dem Zusammenspiel von Tönen verschiedener Lautstärke ergibt sich die Dynamik. Die einfachen Taktarten Töne können verschieden lang klingen. Um festzustellen, wie lange ein Ton klingt, klatsche ich regelmäßig in die Hände und zähle die Schläge. Ein Ton, der vier Schläge lang klingt, wird so notiert: Ein Ton, der einen Schlag lang klingt, wird so notiert: Ein Ton, der zwei Schläge lang klingt, wird so notiert: Die Note hat als Notenwert 4 Schläge und heißt "GanzeNote". hat als Notenwert 2 Schläge und heißt "HalbeNote". Die Note hat als Notenwert 1 Schlag und heißt "ViertelNote". Die Note Stehen viele Noten mit verschiedenen oder auch gleichen Notenwerten hintereinander, bemerke ich, dass einige stärker betont (hervorgehoben) werden als andere. Dies ist sehr gut bei Kinderliedern festzustellen. Hieraus ergibt sich der Rhythmus. Man kann die Noten mit Silben aus Wörtern vergleichen. Ein Beispiel: "Heute morgen bin ich auf der Autobahn gefahren." In diesem Satz ist jede zweite Silbe betont. Über jede betonte Silbe schreibe ich das Zeichen Alle Silben klingen gleich lang. Unter alle Silben setze ich Noten mit demselben Notenwert. . 4 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Daraus ergibt sich das folgende Notenbild: Heu- te mor- gen bin ich auf der Au- to- bahn ge- fah- ren. Weil jede zweite Note betont ist, mache ich Kästchen von je zwei Noten. Diese Kästchen nenne ich Takte. Jeder Takt sieht gleich aus. In jedem Takt befinden sich zwei (Viertel Noten). 2 Hieraus ergibt sich eine Taktart: der Zwei-Viertel-Takt. Man notiert den Zwei-Viertel-Takt so: 4 Die Taktartbezeichnung steht meist nur am Anfang eines Musikstücks. Manchmal kommt es vor, dass im Verlauf eines Musikstücks die Taktart wechselt; dann steht die neue Taktartbezeichnung an der entsprechenden Stelle in der Partitur (notiertes Musikstück). Ein Zwei-Viertel-Takt muss, wenn man alle Notenwerte in diesem Takt zusammenzählt, immer einen Gesamtnotenwert von 2 enthalten. In einem Zwei-Viertel-Takt müssen nicht immer 2 stehen, sondern kann auch eine stehen, 2 also: 4 Es gibt noch mehr Taktarten. Die gebräuchlichsten sind: 4 der Vier-Viertel-Takt 4 3 und der Drei-Viertel-Takt 4 Eine Also: hat als Notenwert 4 Schläge, eine nur 2 Schläge. Zwei haben zusammen 4 Schläge. += (2 + 2 = 4) Eine hat als Notenwert 2 Schläge, eine nur 1 Schlag. Zwei haben zusammen 2 Schläge. Also: += Eine halbe (1 + 1 = 2) ergibt eine , eine halbe ergibt eine . Übungen: 1. Wieviel Viertel-Noten dauern so lange wie eine ganze Note? 2. Zeichne die Taktstriche: 4 4 3 4 3. Vervollständige die Takte: 4 4 3 4 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 5 Die Taktstriche Bisher haben wir nur den einfachen Taktstrich zwischen zwei gewöhnlichen Takten. kennengelernt. Der einfache Taktstrich steht immer Es gibt aber noch andere Taktstriche. Der doppelte Taktstrich zeigt an, dass ein neuer musikalischer Abschnitt beginnt. Der einfache Taktstrich gefolgt von einem dicken Taktstrich steht am Ende eines Musikstücks. Takte oder Taktteile zwischen den Wiederholungszeichen : und : werden einmal wiederholt. Die Notenwerte Es gibt Noten, die weniger lang klingen als einen Schlag, die also kürzer sind als eine Viertel-Note. Eine davon ist die Achtel-Note . Sie wird so notiert: Eine Achtel-Note dauert einen halben Schlag lang. Der Notenwert einer Zwei dauern zusammen einen ganzen Schlag, also: Vier ergeben zusammen 2 Schläge, also: + + + + 1 ist 2 Schlag. = = + = Bemerkung: Stehen mehrere hintereinander, so verbindet man sie meist mit einem Balken und malt keine Fähnchen mehr an den Notenhals . Beispiel: Das nachfolgende Bild gibt einen Überblick über alle bisher besprochenen Notenwerte. Der Baum der Notenwerte: 6 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Die Pausenwerte Wenn man spricht, muss man auch Luft holen, atmen. Wenn man atmet, entsteht eine Sprechpause. Wenn ein Redner ein Gedicht vorträgt, macht er immer wieder ganz bewusst Sprechpausen, um bestimmte Dinge in seinem Vortrag besser zum Ausdruck bringen zu können oder um bestimmte Effekte zu erzielen. Aus genau denselben Gründen werden in der Musik Pausen verwendet. Die Pausenwerte entsprechen den Notenwerten. Ganzton und Halbton Einen Ton können wir hören und als Note aufschreiben. Es gibt viele Töne. Zwischen zwei Tönen ist ein Abstand, den man Intervall nennt. Intervall Intervall Intervall Da es viele verschiedene Töne gibt, gibt es auch viele verschiedene Intervalle, die verschieden groß sind. Eines der Intervalle ist einen Ton groß, d.h dass zwischen zwei bestimmten Tönen ein Abstand von einem Ton liegt. Ein " Ton " ist in diesem Fall nicht eine gehörte Note, sondern so heißt dieser ganz bestimmte Abstand zwischen diesen beiden Tönen. Auf einer Klaviertastatur sind die Abstände zwischen Tönen leicht zu erkennen. c d e f g a h c d e f g a h c Zwischen c-d, d-e, f-g, g-a und a-h liegt jeweils eine schwarze Taste. Den Abstand zwischen zwei Tönen auf weißen Tasten, zwischen denen eine schwarze liegt, nennt man Ganzton. Den Abstand zwischen e-f und h-c, zwischen denen keine schwarze Taste liegt, nennt man Halbton. Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 7 Die Dur-Tonleiter In einer Dur-Tonleiter, z.B. C-Dur, kommen von einem Ton zum nächsten nur zwei verschiedene Abstände vor, und dies in einer ganz bestimmten Reihenfolge. Diese beiden Abstände sind der Ganzton und der Halbton. Im Liniensystem sieht das so aus: 1 Ton II I ½ Ton 1 Ton 1 Ton V IV III ½ Ton 1 Ton 1 Ton VII VI VIII Nur wenn die Abstände zwischen den einzelnen Stufen der Tonleiter genau in dieser Reihenfolge vorkommen, entsteht eine Dur-Tonleiter. Die römischen Zahlen unterhalb der Noten bezeichnen die Stufen der Tonleiter. Die Stufen der Tonleiter Unter den Noten der Dur-Tonleiter hierüber stehen römische Zahlen, die die einzelnen Stufen einer Tonleiter bezeichnen. Die Stufen einer Tonleiter haben Namen: I II III IV V VI VII VIII Tonika (der Tonname der Tonika gibt der Tonleiter ihren Namen) Obertonika Mediante Unterdominante Dominante Oberdominante Leitton (wenn sie einen diatonischen Halbton tiefer liegt als die Oktav) Oktav (erste Wiederholung der Tonika) Die Versetzungszeichen Außer der C-Dur Tonleiter gibt es noch andere Dur-Tonleitern, wo die ganzen und halben Töne in der gleichen Reihenfolge vorkommen, wie es für eine Dur-Tonleiter erforderlich ist. Die G-Dur-Tonleiter: 1 Ton g ½ Ton 1 Ton a h c d 1 Ton ½ Ton 1 Ton 1 Ton e f g So stimmt in der Reihenfolge der ganzen und halben Töne etwas nicht, denn die Reihenfolge von Ganztönen und Halbtönen ergibt keine Dur-Tonleiter. Zwischen e-f muss, wenn ich diese Tonleiter mit der C-Dur-Tonleiter vergleiche, ein Ganzton liegen und zwischen f-g ein Halbton. Zwischen e-f fehlt ½ Ton, zwischen f-g ist ½ Ton zuviel. 8 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Um diese Unterschiede zu berichtigen und eine Dur-Tonleiter zu erhalten, mache ich folgendes: g ½ Ton 1 Ton 1 Ton a 1 Ton d c h 1 Ton 1 Ton e ½ Ton g fis Das Zeichen vor dem f heißt Kreuzchen und versetzt den Ton f um einen halben Ton nach oben. Aus dem f wird ein fis. Ein Kreuzchen ( ) erhöht einen Ton (eine Note) um einen Halbton. Die F-Dur-Tonleiter: 1 Ton 1 Ton g f ½ Ton 1 Ton h a ½ Ton 1 Ton 1 Ton e d c f Auch hier stimmt in der Reihenfolge der ganzen und halben Töne etwas nicht, wenn ich eine Dur-Tonleiter erhalten möchte. Zwischen a-h soll ein Halbton und zwischen h-c ein Ganzton liegen. Um diese Unterschiede zu berichtigen, mache ich folgendes: f ½ Ton 1 Ton 1 Ton g a c b ½ Ton 1 Ton 1 Ton 1 Ton d f e Das Zeichen vor dem h heißt Be-chen und versetzt den Ton h um einen halben Ton nach unten. Aus dem h wird ein b. Ein Be-chen ( ) vermindert einen Ton (eine Note) um einen Halbton. Kreuzchen und Be-chen versetzen Töne um einen Halbton. und heißen Versetzungszeichen. oder ein Vor jeden Stammton kann ich ein cis dis eis fis gis ais setzen. Dadurch verändert sich jedoch sein Name. his ces des es Jetzt kennen wir alle Tonnamen. c cis ces d dis des e eis es f fis fes fes ges as b g gis ges a ais as h his b Wenn wir all diese Töne miteinander vergleichen und auf dem Klavier spielen, stellen wir fest, dass einige gleich klingen, obwohl sie verschiedene Namen haben. Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 9 Auf der Klaviertastatur erkennen wir das sofort: his cis/des dis/es c fes d eis e fis/ges gis/as f g ais/b ces a h Es gibt auf dem Klavier in Wirklichkeit also nur 12 verschieden klingende Töne, die jedoch in hohen und in tiefen Lagen vorkommen können. Neben Das und ein gibt es noch ein weiteres Versetzungszeichen: das Auflösungszeichen . oder ein auf, es kann also einen Ton um einen Halbton erhöhen oder vermindern. löst ein gis g b h Allgemeine Anwendungsregel für Versetzungszeichen: oder ) im Laufe eines Musikstücks direkt vor einer Note, so gilt Steht ein Versetzungszeichen ( , es ab der Stelle, wo es steht, jedoch nur für den Takt, worin es sich befindet, und nur für diesen Ton in dieser Lage. 4 4 b b h Die Reihenfolge der Die und die h fis und b fis f b b fis f f f b b h erscheinen immer in einer bestimmten Reihenfolge. Reihenfolge der Kreuzchen: fis cis gis dis ais eis his Reihenfolge der Be-chen: b es as des ges ces fes b h b 10 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Die Vorzeichnung Versetzungszeichen zu Beginn eines Liniensystems (unmittelbar nach dem Notenschlüssel) oder nach einem Doppelstrich nennt man Vorzeichnung. Die Vorzeichnung gilt ab dort, wo sie steht, für das Liniensystem, in dem sie steht, und für alle hohen und tiefen Lagen. 44 es b as b as b as es b 4 4 fis cis fis cis b as cis es es es es fis cis gis gis cis Die Halbtöne Ein diatonischer Halbton ist ein Intervall von einem halben Ton zwischen zwei Tönen mit verschiedenen Stammtonnamen. Ein chromatischer Halbton ist ein Intervall von einem halben Ton zwischen zwei Tönen mit gleichem Stammtonnamen. Diatonische Halbtöne: Chromatische Halbtöne: Die Enharmonie Enharmonie bedeutet Gleichklang von zwei Tönen mit verschiedenen Stammtonnamen. Haben zwei Töne mit verschiedenen Stammtonnamen dieselbe (absolute) Tonhöhe, so sind sie enharmonisch. Man spricht von Enharmonie oder enharmonischer Verwechslung. Enharmonien: Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Die Dur-Tonarten Mit Hilfe der Versetzungszeichen ( 11 und ) können wir alle bestehenden Tonarten notieren. C-Dur, G-Dur und F-Dur sind die drei Tonarten, die wir bisher kennengelernt haben. Es gibt noch mehr Dur-Tonarten. Diese werden in diesem Abschnitt vorgestellt. Jede Tonart wird durch eine entsprechende Tonleiter bestimmt. Der Name der Tonart wird durch die Tonika (erste Stufe) der entsprechenden Tonleiter gegeben. Alle Dur-Tonleitern sind gleich aufgebaut. Die Reihenfolge der Ganztöne und der Halbtöne ist bei allen gleich. In den nachfolgenden Notenbeispielen stehen weiße Noten für weiße Tasten auf dem Klavier und schwarze Noten für schwarze Tasten. D-Dur Des-Dur Es-Dur H-Dur Fis-Dur Ges-Dur Fis-Dur und Ges-Dur Cis-Dur und Des-Dur H-Dur und Ces-Dur A-Dur E-Dur G-Dur C-Dur F-Dur B-Dur As-Dur Cis-Dur Ces-Dur klingen jeweils gleich. Es gibt also nur 12 verschieden klingende Dur-Tonleitern. Wie finde ich die Vorzeichnung einer Dur-Tonleiter? 1. C-Dur und F-Dur muss ich auswendig kennen. 2. Ist im Namen der Tonleiter ein enthalten, besteht die Vorzeichung aus und die Tonika der Tonleiter entspricht dem vorletzten . 3. Ansonsten besteht die Vorzeichung aus . Der Leitton der Tonleiter (ein diatonischer Halbton tiefer als die Tonika) entspricht dem letzten . 12 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Die Moll-Tonarten Alle Dur-Tonleitern sind gleich aufgebaut. Im Gegensatz dazu gibt es verschiedene Arten von Moll-Tonleitern, die jeweils durch verschiedene Intervallfolgen gekennzeichnet sind. Die antike Moll-Tonleiter am Bsp. a-Moll: ½ Ton 1 Ton ½ Ton 1 Ton 1 Ton 1 Ton 1 Ton 1½ Ton ½ Ton Die harmonische Moll-Tonleiter am Bsp. c-Moll: ½ Ton 1 Ton ½ Ton 1 Ton 1 Ton Die melodische Moll-Tonleiter am Bsp. d-Moll: (aufwärts und abwärts unterschiedliche Intervallfolgen) 1 Ton ½ Ton 1 Ton 1 Ton 1 Ton 1 Ton ½ Ton 1 Ton 1 Ton ½ Ton 1 Ton 1 Ton ½ Ton 1 Ton Die ungarische Moll-Tonleiter (Zigeuner-Tonleiter) am Bsp. e-Moll: 1 Ton ½ Ton 1½ Ton ½ Ton ½ Ton 1½ Ton ½ Ton Die wohl bekannteste und in der klassischen Musik am häufigsten verwendete Moll-Tonleiter ist die harmonische Moll-Tonleiter. Die harmonische und die ungarische Moll-Tonleiter haben als siebte Stufe einen Leitton, d.h. der Abstand zwischen siebter und achter Stufe ist ein diatonischer Halbton. Genau wie die Dur-Tonleitern haben auch die Moll-Tonleitern eine Vorzeichnung (nur C-Dur und a-Moll haben keine Vorzeichnung). Eine Moll-Tonleiter hat dieselbe Vorzeichnung wie eine bestimmte Dur-Tonleiter. Haben eine Moll-Tonleiter und eine Dur-Tonleiter dieselbe Vorzeichnung, nennt man sie Paralleltonarten. Die Tonika einer Moll-Tonart liegt einen Ganzton und einen diatonischen Halbton tiefer als die Tonika ihrer parallelen Dur-Tonart. Die Mediante (3. Stufe) einer Moll-Tonleiter ist gleich der Tonika ihrer parallelen Dur-Tonleiter. Ein Beispiel: nenne die parallele Tonart zu F-Dur. Die Tonika von F-Dur ist f. Einen Ganzton und einen diatonischen Halbton tiefer als f liegt d, somit ist d die Tonika von d-Moll. Die parallele Tonart von F-Dur ist also d-Moll. F-Dur und d-Moll haben dieselbe Vorzeichnung (1 ). f ist die Mediante von d-Moll und die Tonika von F-dur. Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 13 Die Doppelvorzeichen Neben , und gibt es noch das Doppelkreuz und das Doppel-Be erhöht einen Ton um 2 chromatische Halbtöne. Ein vermindert einen Ton um zwei chromatische Halbtöne. . Ein Sie werden aufgelöst durch ein einfaches Auflösungszeichen. Für und gelten dieselben Regeln wie für , und , d.h. sie gelten ab der Stelle, an der sie stehen, jedoch nur für den Takt, in dem sie sich befinden, und nur für diesen Ton in dieser Lage. Das Tongeschlecht Die Bezeichnungen Dur und Moll kennzeichnen das Tongeschlecht einer Tonart. Das Tongeschlecht nennt man auch Modus. Das Intervall zwischen Tonika (erster Stufe) und Mediante (dritter Stufe) einer Tonleiter bestimmt das Tongeschlecht deren Tonart. Beträgt dieses Intervall zwei Ganztöne, so ist das Tongeschlecht der Tonart Dur. Beträgt dieses Intervall einen Ganzton und einen diatonischen Halbton, so ist das Tongeschlecht der Tonart Moll. Tonalnoten und Modalnoten Die Bezeichnung einer Tonart setzt sich zusammen aus dem Tonnamen und dem Tongeschlecht. So ist z.B. bei C-Dur 'C' der Tonname und 'Dur' das Tongeschlecht. Ton und Modus einer Tonart werden bestimmt durch die Intervalle zwischen den einzelnen Stufen deren Tonleiter. Der Ton einer Tonart wird bestimmt durch die Stufen I, IV und V, der Modus durch die Stufen III, VI und VII. Die Stufen I, IV und V nennt man Tonalnoten, die Stufen III, VI und VII Modalnoten. Nur die IV der ungarischen Moll-Tonleiter bildet eine Ausnahme: sie gilt als Modalnote. Die wichtigste Modalnote einer Tonart ist die dritte Stufe deren Tonleiter, denn das Intervall zwischen Tonika und Mediante einer Tonleiter bestimmt das Tongeschlecht deren Tonart (siehe hierüber unter 'Das Tongeschlecht'). Die Klangfarbe Beim Klavier werden Saiten durch Hämmer in Schwingung versetzt. Diese Schwingungen lassen einen Ton entstehen. Um den Ton zu verstärken, werden die Schwingungen der Saiten auf einen Resonanzkörper aus Holz übertragen. Dicke lange Saiten erzeugen tiefe Töne, dünne kurze Saiten hohe Töne. In der gleichen Art entstehen die Töne einer Geige oder Gitarre. Beim Xylophon und beim Vibraphon schwingen Platten aus Metall oder Holz, die selbst als Resonanzkörper dienen, wobei manche Vibraphone zusätzliche Resonanzröhren besitzen. Bei den Blasinstrumenten schwingt eine Luftsäule durch das Vibrieren der Lippen oder eines Rohrblatts, und als Resonanzkörper dient das Schallrohr. Bei Trommeln schwingt ein über den Resonanzkörper gespanntes Fell. Die Art der Entstehung eines Tons sowie die Beschaffenheit des Resonanzkörpers sind verantwortlich für die Klangfarbe eines Instruments. 14 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Die punktierte Note In vielen Musikstücken findet man Noten, hinter denen ein Punkt steht, z.B. Der Punkt hinter einer Note verlängert diese um die Hälfte ihres Notenwertes. Beispiele: = = = + + + Eine dauert im Vier-Viertel-Takt 2 Schläge. Eine dauert im Vier-Viertel-Takt 3 Schläge. Eine dauert im Drei-Achtel-Takt 2 Schläge. Eine dauert im Drei-Achtel-Takt 3 Schläge. Auch hinter einer Pause kann ein Punkt stehen. Für punktierte Pausen gilt dasselbe wie für punktierte Noten. Die Taktarten 2 Jede Taktart wird durch zwei übereinander stehende Zahlen notiert, z.B. 4 . Die obere Zahl benennt die Anzahl der Schläge (Zeiten), die untere die Schlageinheit (Zeiteinheit). zwei Zeiten (Schläge) 2 4 eine Viertel-Note je Schlag. Die ist die Zeiteinheit (Schlageinheit). Nimmt man die Anzahl der Zeiten mit der Zeiteinheit mal, ergibt sich die Takteinheit. 2 x = = Takteinheit des Zwei-Viertel-Takts. In jeder Taktart ist die erste Zeit betont. In den Taktarten mit 4 Zeiten ist zusätzlich die dritte Zeit betont. Diese zweite Betonung ist etwas schwächer als die Betonung auf der ersten Zeit. Einfache Taktarten: 2 4 2 8 2 2 3 4 3 8 4 4 4 8 3 2 4 2 Zusammengesetzte Taktarten: (Anzahl der Zeiten = obere Zahl geteilt durch drei) 6 8 6 4 9 8 9 4 4 Der 4 -Takt wird häufig durch 12 4 12 4 dargestellt, der 22 -Takt durch . Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 15 Die asymetrischen Taktarten Dies sind Taktarten, die sich nicht in zwei oder drei gleiche rhythmische Teile unterteilen lassen. Auch die Betonungen innerhalb der Takte einer asymetrischen Taktart sind nicht festgelegt. Daher kennzeichnet diese Taktarten ein meist unruhiger, unregelmäßig wirkender Rhythmus. Es ist auch oft schwierig, bei Stücken in einer asymetrischen Taktart die richtige Taktart zu bestimmen. Man hat oft den Eindruck, die Taktart würde fortwährend verändert, oder es gebe gar keine regelmäßige Taktaufteilung, was bei manchen modernen Stücken tatsächlich vorkommt. Beispiele: 45 87 Weitere Beispiele: 11 4 15 8 3½ 4 7 2 10 4 5½ 4 Der Haltebogen Verbindet ein Bogen zwei Noten gleicher Tonhöhe, so nennt man ihn Haltebogen. Die erste Note wird um den Wert der zweiten angebundenen Note verlängert. Beispiele: Die Synkope Man spricht von einer Synkope, wenn eine Note auf einem unbetonten Teil eines Taktes oder Schlages beginnt und bis in den nächsten betonten Teil eines Taktes oder Schlages verlängert wird. Beispiele: (Die Pfeile kennzeichnen die verschiedenen Synkopen) 16 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Triolen, Duolen und andere Dies sind rhythmische Veränderungen von Notenwerten bei gleichbleibender Notenschreibweise. 4 Eine hat im 4 -Takt den Wert eines ganzen Schlages. Steht die jedoch in einer Viertel-Triole, so wird sie um ein Drittel verkürzt. 6 Steht die in einer Achtel-Duole z.B. im 8 -Takt, so wird sie um die Hälfte ihres Wertes verlängert. Eine Triole besteht aus drei gleichen Noten- oder Pausenwerten, deren Gesamtdauer der von zwei Notenwerten derselben Schreibweise entspricht. Eine Duole besteht aus zwei gleichen Noten- oder Pausenwerten, deren Gesamtdauer der von drei Notenwerten derselben Schreibweise entspricht. Notation: bei der Triole schreibt man eine '3', bei der Duole eine '2' über oder unter die rhythmische Gruppe, die die Triole bzw. Duole bildet. Häufig wird die entsprechende rhythmische Gruppe durch eine eckige Klammer über oder unter der rhythmischen Gruppe gekennzeichnet. Beispiele: 6 8 6 8 3 3 3 3 2 2 2 2 Triolen und Duolen sind die am häufigsten verwendeten rhythmischen Veränderungen von Notenwerten. Es gibt jedoch beliebig viele solche Veränderungen. Die Triole stellt Notenwerte im Verhältnis 3:2 (drei zu zwei) dar, die Duole im Verhältnis 2:3. Möchte man andere Verhältnisse darstellen, schreibt man entweder nur die erste Zahl, die das Verhältnis ausdrückt, oder beide Zahlen durch einen Doppelpunkt getrennt über oder unter die rhythmische Gruppe. Falls die zweite Zahl fehlt, gibt in der Regel die Verbindung der Noten durch Balken oder Bindebogen eindeutig das gewünschte Verhältnis an. 18:16 6 5 11 7 Fehlt jegliche Angabe über das korrekte Verhältnis der Notenwerte innerhalb des Taktes, so darf völlig frei rhythmisch interpretiert werden. Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 17 Die Intervalle Ein Intervall ist ein Abstand zwischen zwei Tönen. Es gibt viele verschiedene Intervalle, wovon jedes einen bestimmten Namen hat. Hier eine Aufstellung der Intervalle innerhalb einer Oktav am Beispiel C-Dur. vermindert Prime Sekunde Terz Quarte Quinte Sexte Septime Oktav klein groß unisono übermäßig chromatischer Halbton Enharmonie 2/2 d. T. 1 T. + 2/2 d. 2 T. + 2/2 d. diatonischer Halbton 1 T. + ½ d. Ganzton 4 T. + 2/2 d. 4 T. + 3/2 d. 2 T. + ½ chr. 3 T. + ½ d. 3 T. + 2/2 d. 3 T. + 3/2 d. 2 T. + ½ d. 1 T. + ½ chr. 2 T. 2 T. + 3/2 d. rein 3 T. (Tritonus) 4 T. 4 T. + ½ d. 5 T. 5 T. + ½ d. 6 T. 5 T. + 2/2 d. 6 T. + ½ d. Merksatz: In einer Dur-Tonart sind alle Intervalle zwischen Tonika und leitereigenen Tönen groß oder rein. 18 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Umkehrung der Intervalle Ein Intervall umkehren heißt, die tonhöhere Note um eine Oktav nach unten oder die tontiefere Note um eine Oktav nach oben zu versetzen. Das so entstandene Intervall nennt man Umkehrung. Umkehrungen Original Die Umkehrung der Intervalle geschieht nach folgendem Schema: Prime Oktav groß klein Sekunde Septime rein rein Terz Sexte übermäßig vermindert Quarte Quinte Tempobezeichnungen Die wichtigsten Tempobezeichungen sind: langsam mittelschnell schnell largo = breit, sehr langsam andante = gehend allegro = schnell, froh und leicht grave = schwer, träge moderato = mäßig schnell vivace = lebhaft lento = langsam allegretto = leicht fröhlich schnell presto = eilend, sehr schnell adagio = ruhig langsamer werdend ritardando = verzögernd rallentando = verlangsamend schneller werdend accelerando = beschleunigend stringendo = treibend Dynamik Unter Dynamik versteht man die Verhältnisse der in einem Musikstück angewandten Lautstärken zueinander. Die wichtigsten Bezeichnungen sind: pp = pianissimo, sehr leise p = piano, leise mp = mezzopiano, halbleise mf = mezzoforte, halblaut f = forte, laut ff = fortissimo, sehr laut = leiser werden diminuendo, (dim.) crescendo, (cresc.) = lauter werden accentuato (accent.) = betont sforzando (sfz.) = mit Kraft, stark betont Agogik Abweichungen vom Zeitmaß fasst man zusammen unter dem Begriff Agogik. Sie ist oft reine Interpretationssache und nicht vom Komponisten angegeben. Hierzu gehören das Verlangsamen oder Beschleunigen an bestimmten Stellen (rubato) und das Dehnen (tenuto) oder Verkürzen (stretto) einzelner Noten (Kleinagogik). Kleine Notenlehre für den Klavierschüler 19 Artikulation Mit Artikulation meint man in der Musik die Art und Weise, wie Töne gespielt werden. Die Töne können voneinander getrennt sein, aneinander gebunden sein oder gar verschmelzen. Werden Töne aneinander gebunden, nennt man die Spielweise legato, werden Töne deutlich getrennt und kurz gespielt, nennt man dies staccato. Was genau legato oder staccato für den einzelnen Musiker bedeutet, hängt stark von dessen Instrument ab. Ein staccato auf einer Trompete wird sich im Allgemeinen härter abgestoßen anhören als ein staccato auf einer Orgel. Die Begriffe legato und staccato geben lediglich zwei Hauptarten von Spielweisen an. Außerdem gibt es zwischen beiden eine Vielfalt von Zwischenstufen, die man unter dem Begriff portamento (oder portato) zusammenfasst. Die Notation dieser verschiedenen Spielweisen: legato: ein Bogen über oder unter einer Gruppe von Noten portamento: kurzer Strich über oder unter einer Note staccato: ein Punkt über oder unter einer Note non legato: ein Bogen in Verbindung mit Strichen oder Punkten legato portamento staccato non legato Phrasierung Phrasieren heißt, den musikalischen Ausdruck so gestalten, dass die Struktur des Musikstücks vom Zuhörer nachempfunden werden kann. Ein Komponist setzt sein Werk aus kleinen Tonstücken zusammen, die - wie Worte in einem Satz - in Gruppen (Phrasen) gefasst sind. Mehrere Phrasen werden - wie Sätze in Abschnitte - in größere Gruppen gefasst, und so weiter. Dies ergibt die musikalische Gliederung einer Komposition. Mit Hilfe von Dynamik, Artikulation und Agogik versucht der Interpret, die Musik so wiederzugeben, wie der Komponist sie empfunden hat. Leider streiten sich genau an dieser Stelle viele Musiker und Kritiker, sowohl miteinander als auch gegeneinander. Denn Komponisten geben in ihren Werken zwar oft Hinweise zu Dynamik, Artikulation und Agogik, jedoch eher selten zur Phrasierung. Welche Gliederung die ursprüngliche, vom Komponisten gemeinte ist, kann leider oft nicht eindeutig festgelegt werden und ist entsprechend oft Geschmackssache. Sehr oft werden vom Herausgeber einer Partitur Bindebögen als Phrasierungshilfe in den Notentext eingearbeitet. Dies ist zwar gut gemeint und manchmal auch angebracht, wie z.B. als Hilfe für den Anfänger, führt aber nicht selten zu musikalischen Missverständnissen. Für den einen Interpreten sind sie Artikulationszeichen, für den anderen Phrasierungshilfen. In der sogenannten klassischen Musik ist das Phrasieren meist einfach, da sehr oft eine Aufteilung in 2er-, 3er-, 4er-, 8er- oder 16er-Gruppen vorliegt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts aber brechen viele Komponisten mit dieser Regelmäßigkeit, was sich unter anderem im Entstehen der asymetrischen Taktarten widerspiegelt. 20 Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Verzierungen Als Verzierungen bezeichnet man Noten, die eine andere Note umschreiben, oder mit denen eine andere Note umspielt wird. Diese verzierenden Noten werden zum Teil nicht als Noten geschrieben sondern als besondere Zeichen vor, über oder zwischen den zu umspielenden Noten. In Werken des Barock und der Klassik stehen zwar oft Verzierungszeichen, diese stammen aber bei weitem nicht immer vom Komponisten sondern sehr oft vom Herausgeber der Partitur. Meist überließ der Komponist dieser Epochen dem Interpreten die Anwendung von Verzierungen, der Musiker entschied also selbst darüber, wann er welche Verzierungen gebrauchte. Im Laufe der Zeit wurden bestimmte Zeichen zum festen Bestandteil der Notation. Wie diese jedoch zu spielen sind, ist noch heute oft strittig. Uneinigkeit besteht vor allem darin, ob bestimmte Verzierungen auf dem Schlag oder vor dem Schlag zu spielen sind. Daher sind die nachfolgenden Beispiele nur als richtungsweisend zu bewerten. langer Vorschlag kurzer Vorschlag Doppelvorschlag " Doppelschlag Doppelschlag Schleifer Pralltriller lang Pralltriller kurz " ! # Mordent lang Vorhalt Arpeggio Triller ohne Nachschlag Triller mit Nachschlag Mordent kurz 3 $$ $$ $ Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Musikalische Bezeichnungen Bezeichnung a tempo accelerando accentuato adagio affetuoso agitato al al Coda al Fine alla marcia allargando allegretto allegro amabile amoroso andante adantino animato appassionato arpeggiato assai attacca basso bene, ben brioso calando caloroso cantabile canto capriccioso Coda come come prima comodo con con brio con fuoco con moto crescendo Da Capo Dal Segno decrescendo destra, mano destra diminuendo dolce doloroso e energico espressivo Fermata Fine forte fortissimo furioso giocoso giusto glissando grave grazioso il impetuoso innocente in tempo primo Abkürzung oder Zeichen accel., acc. >, accent. affet. allarg. appass. capricc. cresc., D.C. D.S., decresc., d., m.d. dim., espress. f ff Bedeutung (für Klavier) in derselben Geschwindigkeit wie vorher (z.B. nach rit. oder rall.) beschleunigend, schneller werdend betont, kräftig angeschlagen, akzentuiert ruhig, gemächlich zärtlich, liebevoll, mit Gefühl bewegt, unruhig, lebhaft drängend bis bis zum Coda-Zeichen bis zum Wort Fine, bis zum Ende marschmäßig, als Marsch, im Marschtempo breiter werden, leicht verlangsamend locker fröhlich, langsamer als allegro lustig, heiter, schnell liebenswürdig, liebevoll liebevoll gehend, gemächlich leicht gehend, etwas schneller als andante belebt, beseelt, bewegt, lebhaft, erheiternd leidenschaftlich, begeisternd als gebrochener Akkord gespielt ausreichend, genug, ziemlich schlage an, beginne Bassstimme gut brilliant, feurig (= con brio) schwächer, leiser, ruhiger werdend mit Wärme singbar, liedartig, wie gesungen Gesang, Lied, Melodiestimme launisch, verspielt Schlussteil, Coda-Zeichen, vom 1. zum 2. springen (nach ) wie wie zuerst, wie zuvor bequem mit brilliant, feurig feurig bewegt (= mosso) lauter werdend vom Anfang an neu beginnen vom 2. zurück zum 1. (meist bis ) leiser werdend (= diminuendo) rechte Hand, mit der rechten Hand zu spielen leiser werdend weich, sanft, lieblich, süß mit Schmerzen, schmerzvoll und kraftvoll, energisch ausdrucksvoll Haltepunkt, die Note oder Pause darf beliebig lang gespielt werden Ende laut und kräftig sehr laut und kräftig rasend, wütend, aufgebracht mit Freude genau richtig, weder zu langsam noch zu schnell gleitend von einem (Halb-)Ton zum nächsten würdevoll, schwer, träge anmutig, graziös der, den heftig, stürmisch unschuldig = a tempo (in der Anfangsgeschwindigkeit) 21 22 Bezeichnung lacrimoso lamentabile, lamentoso largo, largamente legato leggero, leggiero lento Linke Hand lo stesso tempo lusingando ma maestoso malinconico mano marcato martellato melodia meno mesto mezzoforte mezzopiano misterioso moderato molto morendo mormorendo mosso moto non patetico perdendosi pesante piano pianissimo più pizzicato poco poco a poco portamento, portato presto primo quasi rallentando Rechte Hand risoluto ritardando ritenuto rubato scherzando scherzoso secco secondo seguente sempre senza sforzando sforzato simile smorzando sinistra, mano sinistra slentando sonoro sordina sostenuto sotto voce spiritoso Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Abkürzung oder Zeichen L.H. marc. mf mp p pp pizz. rall. rallent. R.H. rit., ritard. riten. scherz. sf sf z sim. smorz. s., m.s. Bedeutung (für Klavier) weinend, voll Tränen klagevoll breit, mit schwerem Tritt, sehr langsam gebunden leicht, perlend, leger, zwanglos langsam, sehr gemächlich mit der linken Hand zu spielen in derselben Geschwindigkeit schmeichelnd, verführerisch aber, jedoch majestätisch, pompös und würdevoll melancholisch, schwermütig Hand hervorgehoben, markant gehämmert, mit hartem Anschlag Melodie weniger traurig halblaut, mittellaut halbleise, mittelleise geheimnisvoll mäßig schnell sehr, viel sterbend, ganz verklingend, verhallend murmelnd bewegt Bewegung nicht pathetisch, erhaben, feierlich abklingend, sich verlierend schwerfällig leise sehr leise mehr gezupft, kurzes Staccato etwas nach und nach getragen, weder gebunden noch abgestoßen eilig, sehr schnell erste(r), erste Stimme, zuerst, anfangs beinahe, fast, ähnlich wie verlangsamend mit der rechten Hand zu spielen entschlossen verzögernd zurückhaltend, verhalten Tempo (wesentlich) verändernd scherzhaft, spielerisch witzig, lustig, spaßig trocken, mit knappem Anschlag zweite(r), zweite Stimme, als Zweites folgend, il seguente: das Folgende immer, von hier an durchgehend ohne kräftig betont mit kräftigstem Anschlag in gleicher Weise verklingend, verhallend, ersterbend linke Hand, mit der linken Hand zu spielen schlendernd klangvoll, stimmhaft Dämpfer getragen, den Ton stützend, gedehntes portamento kaum hörbar, geflüstert, stimmlos witzig, geistvoll Kleine Notenlehre für den Klavierschüler Bezeichnung staccato stretto stringendo subito tanto tempo tempo giusto tempo primo teneramente tenuto tranquillo troppo veloce virtuoso vivace vivo Abkürzung oder Zeichen abgestoßen, deutlich getrennt, sehr kurz angeschlagen kurz, knapp, gedrängt, verkürzend drängend, treibend plötzlich so viel, so sehr, so lange Geschwindigkeit, Zeitmaß, Takt im richtigen Tempo, weder zu langsam noch zu schnell Anfangsgeschwindigkeit zart, gefühlvoll, gehalten gehalten, getragen, gedehnt ruhig zu viel, zu sehr, übermäßig schnell spieltechnisch hervorragend und glänzend lebhaft, sehr schnell lebhaft, frisch ten. Inhaltsverzeichnis Die Notenschlüssel Die Stammtöne Die Tonleiter Die Eigenschaften von Tönen Die einfachen Taktarten Die Taktstriche Die Notenwerte Die Pausenwerte Ganzton und Halbton Die Dur-Tonleiter Die Stufen der Tonleiter Die Versetzungszeichen Die Reihenfolge der und Die Vorzeichnung Die Halbtöne Die Enharmonie Die Dur-Tonarten Die Moll-Tonarten Die Doppelvorzeichen Das Tongeschlecht Tonalnoten und Modalnoten Die Klangfarbe Die punktierte Note Die Taktarten Die asymetrischen Taktarten Der Haltebogen Die Synkope Triolen, Duolen und andere Die Intervalle Umkehrung der Intervalle Tempobezeichnungen Dynamik Agogik Artikulation Phrasierung Verzierungen Musikalische Bezeichnungen Inhaltsverzeichnis Bedeutung (für Klavier) 1 1 2 3 3 5 5 6 6 7 7 7 9 10 10 10 11 12 13 13 13 13 14 14 15 15 15 16 17 18 18 18 18 19 19 20 21 23 23