Das überzeugende Unternehmenskonzept

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Das überzeugende Unternehmenskonzept
- Ein Leitfaden für Gründungsinteressierte -
0 Titelblatt und Präsentation
2
ALLGEMEINE HINWEISE ............................................................................5
TITELBLATT UND PRÄSENTATION................................................................................................5
DATEN UND FAKTEN .....................................................................................6
1. EINLEITUNG ..........................................................................................................................6
2.
DAS UNTERNEHMEN ............................................................................................................7
2.1 UNTERNEHMENSGRÜNDER UND GRÜNDUNGSIDEE ..............................................................7
2.1 ZIELSETZUNG ....................................................................................................................8
2.3 RECHTSFORM UND BESITZVERHÄLTNISSE...........................................................................9
2.4 STANDORT ......................................................................................................................11
3.
TECHNOLOGIE UND PRODUKTE/DIENSTLEISTUNGEN...........................................................15
3.1 STAND DER TECHNIK .......................................................................................................15
3.2 INNOVATION ....................................................................................................................17
3.3 PRODUKTE/DIENSTLEISTUNGEN .......................................................................................18
4.
DER MARKT ......................................................................................................................20
4.1 ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DES GESAMTMARKTES .....................................................20
4.1.1 Situationsanalyse ........................................................................................................20
4.1.2 Marktpotential..............................................................................................................22
4.2 DIE NACHFRAGER ............................................................................................................23
4.2.1 Marktsegmente ...........................................................................................................24
4.2.2 Das geeignete Marktsegment .....................................................................................26
4.3 MITBEWERBER ................................................................................................................28
4.3.1 Identifizierung..............................................................................................................28
4.3.2 Strategien und Ziele ....................................................................................................29
4.3.3 Reaktionsprofil ............................................................................................................30
4.4 EIGENE STÄRKEN/SCHWÄCHEN........................................................................................31
4.5 DIFFERENZIERUNG ..........................................................................................................31
MAßNAHMEN .........................................................................................................33
5.
MARKETING ......................................................................................................................33
5.1 MARKETING-STRATEGIE...................................................................................................34
5.2. MARKETINGZIELE .............................................................................................................37
5. 2.1 Umsatzplanung ...........................................................................................................37
0 Titelblatt und Präsentation
3
5.2.2 Marktanteile.................................................................................................................39
5.2.3 Bekanntheit/Image ......................................................................................................39
5.3 MARKETINGMAßNAHMEN ..................................................................................................40
5.3.2 Produkte/Sortiment/Service ........................................................................................41
5.3.3 Preis ............................................................................................................................43
5.3.4 Distribution ..................................................................................................................45
5.3.5 Kommunikation ...........................................................................................................48
6.
BESCHAFFUNG ..................................................................................................................54
6.1 MATERIALEINSATZ ...........................................................................................................54
6.2 LIEFERANTEN ..................................................................................................................55
6.3 TRANSPORT UND LAGERHALTUNG ....................................................................................55
7.
PRODUKTION.....................................................................................................................57
7.1 PRODUKTIONSORT UND -RÄUME .......................................................................................57
7.2 AUFBAU UND ABLAUF DER PRODUKTION ...........................................................................57
7.3 PROGRAMMPLANUNG UND KAPAZITÄTEN ..........................................................................59
8.
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG .......................................................................................61
8.1 ZIELE ..............................................................................................................................61
8.2 RESSOURCEN ..................................................................................................................62
ORGANISATION..................................................................................................64
9.
PERSONALENTWICKLUNG UND ORGANISATION ...................................................................64
9.1 AUFGABENANALYSE .........................................................................................................64
9.2 PERSONALENTWICKLUNG .................................................................................................65
9.3 ORGANIGRAMM UND STELLENBESCHREIBUNG...................................................................68
INVESTITIONEN ..................................................................................................70
10. FINANZIERUNG ................................................................................................................70
10.1 FINANZBEDARFSPLAN.....................................................................................................70
10.1.1 Investitionen ..............................................................................................................72
10.1.2 Betriebsmittel.............................................................................................................74
10.2 FINANZIERUNGSPLANUNG ..............................................................................................74
10.2.1 Eigenkapital...............................................................................................................78
10.2.2 Fremdkapital..............................................................................................................79
10.2.3 Sicherheiten ..............................................................................................................81
10.3 LIQUIDITÄTSPLANUNG ....................................................................................................83
0 Titelblatt und Präsentation
4
11. GRÜNDUNGSBILANZ UND JAHRESABSCHLÜSSE ................................................................86
11.1 GRÜNDUNGSBILANZ .........................................................................................................86
11.2 JAHRESABSCHLUß DES ERSTEN JAHRES .........................................................................87
11.2.1 Plan-GuV...................................................................................................................87
11.2.2 Plan-Bilanz ................................................................................................................88
11.2.3 Break-even-Analyse: .................................................................................................89
11.2.4 Kennzahlen zur Beurteilung des Jahres-
abschlusses...........................................90
11.3 ABSCHLUß DES ZWEITEN UND DRITTEN JAHRES...............................................................91
WICHTIGE INFORMATIONEN...............................................................92
12.
VERSICHERUNGEN ..........................................................................................................92
12.1 ANALYSE DER UNTERNEHMENSRISIKEN ..........................................................................93
12.2 VERSICHERUNGEN .........................................................................................................95
13. ALLES ÜBER STEUERN ....................................................................................................96
13.1 ÜBERSICHT: STEUERN IM UNTERNEHMEN .......................................................................96
13.2 GEWINNABHÄNGIGE STEUERN IM UNTERNEHMEN ...........................................................97
13.2.1 Einkommensteuer .....................................................................................................97
13.2.2 Körperschaftsteuer ....................................................................................................98
13.2.3 Gewerbeertrag- und Gewerbekapitalsteuer ............................................................100
13.3 VERMÖGENSABHÄNGIGE STEUERN ...............................................................................101
13.3.1 Vermögensteuer......................................................................................................101
13.3.2 Grundsteuer ............................................................................................................102
13.3.3 Umsatzsteuer ..........................................................................................................102
14. ALLES ÜBER DIE RECHTSFORMEN ..................................................................................104
14.1
DAS EINZELUNTERNEHMEN .........................................................................................104
14.2 GESELLSCHAFTSUNTERNEHMEN...................................................................................105
14.2.1 Personengesellschaften ..........................................................................................105
14.2.2 Kapitalgesellschaften ..............................................................................................109
14.3 EINZEL- ODER GESELLSCHAFTSUNTERNEHMEN.............................................................113
15. ANMELDEFORMALITÄTEN ...............................................................................................116
16. ANHANG ........................................................................................................................119
0 Titelblatt und Präsentation
Allgemeine Hinweise
Titelblatt und Präsentation
Die Präsentation der gesamten, vom BIC KL betreuten Unternehmenskonzepte
sollte einheitlich sein, um einen hohen Wiedererkennungswert bei den
Adressaten zu erzeugen (Corporate identity).
Wir empfehlen das Unternehmenskonzept zu binden und in einer Klarsichtfolie
abzugeben.
Das Titelblatt, das möglichst auf dem Briefpapier des neuen Unternehmens
gedruckt werden sollte, soll eine einheitliche Gliederung mit folgenden Punkten
aufweisen:
Beispiele einer Titelseite einfügen
• In der Mitte den Titel des Unternehmenskonzeptes
• Den Firmennamen mit Adresse, Telefon und Telefax
• Gegenstand des Unternehmens: z. B. Entwicklung und Vertrieb von
elektronischen Systemen der Meß-, Steuer,-und Regelungstechnik
• Den Bearbeiter mit Titel, Adresse, Telefon und Telefax
• Den Stand der Unternehmensplanungen: “Datum“
5
1 Einleitung
DATEN und FAKTEN
1. Einleitung
In der Einleitung zu Ihrem Unternehmenskonzept müssen Sie zunächst dessen
Struktur erläutern, wobei Ihre Planungen für die ersten 3 Jahre der
Geschäftstätigkeit wiederzugeben sind. Ein Gedankenflußplan ist hierzu hilfreich
und dient dem Leser zur Orientierung.
Die Planungen umfassen einerseits die externen (Kapitel 2 bis 4), andererseits die
internen (Kapitel 5 bis 11) Planungen für das zu gründende Unternehmen.
Zu den externen Planungen gehören:
• Kurzdarstellung des Unternehmens (Kapitel 2)
• Erläuterungen zu Technologie und Produkten des Unternehmens
(Kapitel 3)
• Beschreibung des Marktes (Kapitel 4)
Die internen Planungen umfassen:
• Marketing (Kapitel 5)
• Beschaffung (Kapitel 6)
• Produktion (Kapitel 7)
• Forschung und Entwicklung (Kapitel 8)
• Personalentwicklung und Organisation (Kapitel 9)
• Finanzierung (Kapitel 10)
• Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse der ersten drei Geschäftsjahre
(Kapitel 11)
6
2 Das Unternehmen
2.
7
Das Unternehmen
In diesem Abschnitt ist Ihr zukünftiges Unternehmen so zu beschreiben, wie es sich
nach außen darstellen wird. Die Rechtsform des Unternehmens, der Standort und
der unternehmerische Grundauftrag sind von Ihnen zu benennen und zu
begründen.
2.1 UNTERNEHMENSGRÜNDER UND GRÜNDUNGSIDEE
Ihnen als Unternehmensgründer kommt bei der Beurteilung eines
Unternehmenskonzepts durch Kapitalgeber eine besondere Bedeutung zu. Aus
diesem Grund müssen Sie zu Beginn des Unternehmenskonzeptes Ihre Person und
Ihre Gründungsidee vorstellen.
Qualifikationsmängel im Bereich kaufmännischer und unternehmerischer
Kenntnisse zählen nach einer Untersuchung der Deutschen Ausgleichsbank zu den
sieben entscheidenden Konkursursachen (vgl. BMWi 1994, S. 9 f.). In 48% der
Unternehmenskonkurse waren Qualifikationsmängel als Konkursursache mitbeteiligt.
Die Person des Unternehmensgründers ist deshalb wesentliches Kriterium bei er
Beurteilung von Finanzierungsentscheidungen durch die Kapitalgeber.
Besonders hervorgehoben werden muß die persönliche und fachliche Eignung
wie Lehre, Berufserfahrung, Assistententätigkeit, Leitung von Projekten,
gründungsspezifische Hobbies oder ein 15-monatiges Existenzgründer-Training.
Darüber hinaus sind die unternehmerischen Qualitäten darzulegen wie:
Führungseigenschaften, Durchsetzungsvermögen, Kontaktfähigkeit, Freude am
Beruf, Begeisterungsfähigkeit, Verkaufstalent, Fähigkeit zur Mitarbeiterführung im
Sinne von delegieren, motivieren und kontrollieren.
Die Motivation zur Gründung kann sehr unterschiedlich veranlagt sein und kann
Punkte beinhalten wie der Wunsch nach Unabhängigkeit, beruflichem Aufstieg,
größerer Verantwortung, höherem Einkommen.
Aus den vorangegangenen Punkten soll sich eine klare Linie ergeben wie die
Gründungsidee zustande kam. Das Prinzip der Gründungsidee und die
Besonderheit der Idee muß hier deutlich zum Ausdruck kommen.
2 Das Unternehmen
8
Aufgabe 2.1: Unternehmensgründer und Gründungsidee
Stellen Sie Ihre Person und Gründungsidee ausführlich vor.
Ihren tabellarischer Lebenslauf plazieren Sie bitte im Anhang.
2.1 ZIELSETZUNG
Der Leser ihres Unternehmenskonzepts soll von Anfang an eine klare Vorstellung
von der zukünftigen Entwicklung des Unternehmens bekommen. Aus diesem
Grund empfehlen wir Ihnen in diesem Unterabschnitt, die Zielsetzung des
Gründungsunternehmens klar zu formulieren. Infolge dieser Zielformulierung lassen
sich für den Leser die Maßnahmen besser nachvollziehen, mit denen diese Ziele
erreicht werden sollen.
Dabei sind die folgenden zwei Aspekte zu berücksichtigen.
Beschreibung des Unternehmensziels:
Jedes Unternehmen will etwas Bestimmtes leisten. Dieses "etwas Bestimmte" sind
Maßstäbe, an denen zukünftiges Handeln gemessen werden kann. Daraus lassen
sich verschiedene Unternehmensphilosophien (Unternehmensziele) ableiten, die
heißen können:
• Großunternehmen werden
• gekauft werden
• Spezialist sein
• Lizenzgeber werden
• andere Unternehmen kaufen
• mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten
• Publikumsgesellschaft werden
Das strategische Unternehmenskonzept zur Erreichung dieses Ziels:
Zusätzlich zur klaren Formulierung eines Unternehmensziels ist das strategische
Unternehmenskonzept zur Erreichung dieses Ziels kurz zu beschrieben.
Hierzu gehört:
• die eindeutige Definition des (Kern-) Geschäftszwecks
• die Bestimmung und Abgrenzung des strategischen Umfelds, wie
beispielsweise:
• lokal, national, international
• Produktions-, Handels- oder Dienstleistungsgeschäft
• Art des Geschäfts: Anlagen, Systeme, Produkte, Komponenten
2 Das Unternehmen
9
• die Bestimmung des Zielmarktes, der Zielregion und der Kundengruppe
• die angestrebte Wettbewerbsrolle (Kostenführerschaft, Technologieführerschaft, Qualitätsführerschaft)
Aufgabe 2.2: Zielsetzung
Erläutern Sie Ihr Unternehmenskonzept und –strategie.
2.3 RECHTSFORM UND BESITZVERHÄLTNISSE
Die Wahl der Rechtsform ist keine reine Formsache. Sie ist eine unternehmerische
Entscheidung, die sich langfristig auch auf die wirtschaftliche, die rechtliche und die
steuerliche Behandlung Ihres Unternehmens auswirkt. Die Wahl der Rechtsform
beeinflußt auf Grund der Haftung auch die Entscheidung der Kapitalgeber über die
Gewährung von Krediten. Daher muß die Wahl der Rechtsform ausführlich
begründet werden.
Die in diesem Abschnitt zu nennenden Aspekte, soweit sie zum Gründungszeitpunkt
schon bekannt sind, lauten:
• Name des Unternehmens
• Rechtsform
• Sitz des Unternehmens
• Gesellschaftskapital/Stammkapital
• Gesellschafter mit jeweiligen Anteilen am Gesellschaftskapital
• Zeichnungsberechtigte Personen
• Zeitpunkt der geplanten Unternehmensgründung
• Geschäftsjahr (evtl. Rumpfgeschäftsjahr)
• Gegenstand des zu gründenden Unternehmens
• Eintragung in das Handelsregister
• Firmenlogo.
Ist das Gründungsunternehmen schon in das Handelsregister eingetragen, so fügen
Sie den Handelsregisterauszug im Anhang bei.
Ist bereits ein Gesellschaftsvertrag abgeschlossen (z.B. bei einer GmbH oder bei
Unternehmungsgründungen mit Partnern), dann diesen ebenfalls im Anhang
beifügen.
Bei Entscheidungen über die zweckmäßige Rechtsform der Unternehmung steht das
gesamte Formenspektrum nicht immer zur Verfügung, da potentielle Alternativen
2 Das Unternehmen
10
durch Rechtsformenzwang und Zweckbeschränkung der Rechtsform ausscheiden
können.
Die Wahl der Rechtsform ist zu begründen. Sie hat gravierende Auswirkungen auf
grundlegende Merkmale des Gründungsunternehmens. Bei der Begründung sind die
folgenden Kriterien zu berücksichtigen:
• Haftungsverhältnisse (Haftungsumfang)
• Leitungsbefugnisse (Geschäftsführungsrecht)
• Kapitalbasis (Eigenkapitalausstattung)
• Finanzierungsmöglichkeiten
• Erfolgsbeteiligung (Gewinn- und Verlustbeteiligung)
• Rechnungslegung und Publizitätszwang
• Aufwendungen für die Rechtsform (z.B. Gründungskosten,
Gründungsaufwand)
• Steuerbelastung
Die Frage der Auswahl der zweckmäßigen Rechtsform stellt sich sowohl bei der
Unternehmensgründung als auch in den Entwicklungsphasen des Unternehmens.
So ist im Zusammenhang mit dem Unternehmenswachstum zu prüfen, ob die einmal
getroffene konstitutive Entscheidung nicht aufgrund der erreichten
Unternehmensgröße revisionsbedürftig ist.
Die Rechtsformwahl sollten Sie keinesfalls ohne vorherige Konsultierung eines
rechtlichen und/oder steuerlichen Beraters lösen. Es kann ansonsten zu erheblichen
steuerlichen und damit finanziellen Nachteilen kommen, die meist im nachhinein
nicht mehr zu heilen sind. Deshalb besprechen Sie die Wahl Ihrer Rechtsform
unbedingt mit Ihrem Steuerberater und nach Möglichkeit mit Ihrem Rechtsanwalt.
Die ideale Rechtsform gibt es nicht. Zu welcher Rechtsform man sich auch
durchringt, es wird ein Kompromiß sein. Als Start für einen Existenzgründer scheint
das Einzelunternehmen am günstigsten, der Übergang in eine andere Rechtsform
kann auch noch später erfolgen.
2 Das Unternehmen
11
Eine zusammenfassende Übersicht über möglichen Unternehmensformen ist
nachfolgender Tabelle zu entnehmen:
Unternehmensformen
Personalunternehmen
Kapitalgesellschaften
Einzelunternehmen
PersonenGesellschaften
Nichtkaufmann
Kaufmann
BGB-Gesellschaft (GbR)
Offene
Handelsgesellschaft (OHG)
Kommanditgesellschaft (KG)
stille Gesellschaft
GmbH
Aktiengesellschaft
Mischformen
GmbH & Co.
Betriebsaufspaltung
Abb.: Unternehmensformen
Aufgabe 2.3: Rechtsform und Besitzverhältnisse
Wählen Sie die Rechtsform für Ihr Gründungsunternehmen aus und begründen Sie
Ihre Wahl ausführlich.
2.4 STANDORT
Die Standortwahl ist für Sie eine Grundsatzentscheidung, die den zukünftigen
Erfolg bzw. Mißerfolg Ihres Unternehmens nachhaltig mitbestimmt. Die Wahl des
Unternehmensstandortes ist deshalb zu begründen.
Es ist zunächst die Wirtschaftsregion zu beurteilen. Die zentralen Fragen
lauten:
"Warum sollte das Unternehmen sich ausgerechnet in dieser Region
niederlassen? Was macht die Region für das Unternehmen besonders
interessant?"
2 Das Unternehmen
Auf die folgenden vier Hauptstandortfaktoren kann bei der Beurteilung einer
Wirtschaftsregion eingegangen werden:
1. Umsatzbestimmende (marktbezogene) Standortfaktoren
• Entfernung zu den Hauptabnehmern
• Materialbeschaffung (Rohstoffe, Lieferanten)
• Mitbewerbersituation
• Arbeitsmarkt (Qualifikation, Alter der Mitarbeiter)
2. Betriebswirtschaftliche Standortfaktoren (Standortkosten)
• Miete, Grundstückspreise, Gebäudepreise
• Bezugs- und Anschlußkosten für Gas, Strom, Wasser
• standortspezifische Fördermöglichkeiten (Steuervergünstigungen,
regionales Fördergebiet, Zuschüsse, Darlehen)
• Steuerbelastung durch Gemeindesteuern
3. Infrastrukturelle Standortfaktoren
• Verkehrsanbindungen für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter
• Transportmöglichkeiten (Bahn, Post, Straße, Flughafen)
• Serviceeinrichtungen (Banken, Rechtsanwälte, Kurierdienste, etc.)
• Forschungsinfrastruktur (z.B. Nähe zu Technologiezentren, Universitäten
Fachhochschulen, etc.)
• kulturelles Angebot (Gastronomie, Ärzte, Freizeiteinrichtungen)
4. Rechtliche Standortfaktoren
• Gestaltung von Mietverträgen (Dauer, Mietanpassung, Verlängerung)
• Umweltschutzauflagen (Lärmschutz, Luftreinhaltung, Entsorgung)
• Vorgaben durch Flächennutzungs- und Bebauungspläne
• Auswirkungen von Planungen der Kommune
Sodann ist der Unternehmensstandort (Sitz des Unternehmens) darzustellen. Er
soll benannt und beschrieben werden. Die Wahl ist zu begründen. Standen bei der
Wahl des Standortes verschiedene Alternativen zur Auswahl so können diese
erwähnt werden. Zur Bewertung und zur Auswahl eignet sich ein
Bewertungsschema, wie es beispielhaft nachfolgend dargestellt ist:
12
2 Das Unternehmen
13
Standort A
Standortfaktoren
Gewich-
Bewer- Punkte
Standort B
Standort C
Bewer-
Punkte Bewer- Punkte
tung
tung
tung
tung
Kundennähe
3
5
15
2
6
4
12
Fachkräfte
4
3
12
1
4
5
20
Verkehrslage
2
2
4
4
8
4
8
Mietpreise
1
1
1
4
4
3
3
Fördermöglichkeiten
4
3
12
2
8
3
12
Materialversorgung
2
3
6
2
4
4
8
Steuerbelastung
0
2
0
5
0
4
0
Umweltschutzauflagen
2
3
6
2
4
3
6
Erweiterungsmöglichkeit
4
2
8
3
12
3
12
Summe der Punkte
64
50
81
Rangordnung
2
3
1
In diesem Bewertungsschema werden die oben erwähnten Standortfaktoren
eingetragen, die für die jeweilige Unternehmensgründung in Frage kommen und für
jeden Standort getrennt bewertet. Zunächst ist es erforderlich, die einzelnen Faktoren
nach ihrer Bedeutung zu gewichten:
4 = unverzichtbar
3 = sehr wichtig
2 = wichtig
1 = nicht zu berücksichtigen
0 = unwichtig
In einem nächsten Schritt werden die verschiedenen Alternativen bezüglich der
Standortfaktoren mit Punkten, z.B. zwischen 5 und 1, bewertet:
5 = sehr gut
4 = gut
3 = mittel
2 = schlecht
1 = sehr schlecht
2 Das Unternehmen
14
Schließlich werden die Gewichtungsfaktoren mit den jeweiligen Punkten multipliziert
und das Ergebnis für jeden Standort summiert. Der Standort mit der höchsten
Summe entspricht danach am besten den von Ihnen gestellten Anforderungen.
Aufgabe 2.4: Standort
Wählen Sie Ihren Unternehmensstandort aus und beurteilen und begründen Sie
Ihre Wahl
3 Technologie und Produkte/ Dienstleistungen..
3.
15
Technologie und Produkte/Dienstleistungen
In diesem Abschnitt des Unternehmenskonzeptes sind von Ihnen die
Produkte/Dienstleistungen die Sie entwickelnd bzw. auf den Markt bringen wollen,
umfassend zu beschreiben. Es sind neben den allgemeinen Ausführungen zum
Stand der Technik (Abschnitt 3.1) und der Beschreibung der Innovation (Abschnitt
3.2) eine gegliederte Auflistung aller bereits entwickelten oder geplanten
Produkte/Dienstleistungen des Gründungsunternehmens (Abschnitt 3.3.)
wiederzugeben. Handelt es sich bei Ihren Produkten um eine Dienstleistung oder
beabsichtigen Sie Produkte zu lancieren, die keine technische Innovation im engeren
Sinne darstellen (z. Bsp. Consumer-Produkte), da der Nutzen für den Kunden in
anderen Bereichen liegt (z. Bsp. Convienience), dann kann dieser Abschnitt
entfallen. Die Darstellung Ihres Angebots kann sich dann auf Abschnitt 3.3.
beschränken.
Sie schreiben Ihr Unternehmenskonzept in erster Linie für potentielle Kapitalgeber,
also für „technische Laien“. Aus diesem Grund ist es ratsam, diesen Abschnitt in
einer auch für den Nicht-Fachmann leicht verständlichen Sprache zu verfassen.
Beschränken Sie das spezielle technische Vokabular auf das zum Verständnis
notwendige Maß.
Gehen Sie bei den Ausführungen nicht zu sehr auf die technischen Details ein.
Zum einen ist der potentielle Kapitalgeber in der Regel kein Fachmann auf dem
speziellen technischen Gebiet. Zum anderen interessiert er sich mehr für ein
Gründungsunternehmen, das sich am Markt orientiert, als für ein
Gründungsunternehmen, das sich am Produkt orientiert.
3.1 STAND DER TECHNIK
Stellen Sie jetzt den Stand der Technik, in dem Segment in dem Sie mit Ihrem
Unternehmen tätig werden wollen, kurz dar. Folgende Aspekte sollten dabei erwähnt
werden:
• der technische Stand der Produkte anderer Unternehmen, die im gleichen
Bereich tätig sind
• eine Abschätzung der Zukunftspotentiale, die in dieser Technologie liegen
• einen Überblick über die vorhandenen gewerblichen Schutzrechte, die für
diese Technologie existieren
3 Technologie und Produkte/ Dienstleistungen..
16
Die gewerblichen Schutzrechte für den Technologiebereich sind Patente,
Gebrauchsmuster, Geschmacksmuster, Urheberrechte, Warenzeichen und
Dienstleistungsmarken.
Schutzrechte
Patent
Inhalt
Schutzrecht auf
technische Erfindung,
das Dritten die
gewerbliche
Verwertung verbietet
Schützbar
Technische Gegenstände und
Verfahren, z.B. Maschinen,
Vorrichtungen, Geräte und deren
Teile, chemische und
pharmazeutische Erzeugnisse,
elektrische Schaltungen,
Produktions-, Arbeits- und
Anwendungsverfahren
Laufzeit
max. 20
Jahre
Anmeldung
Deutsches
Patentamt,
München
Europäisches
Patentamt,
München
prinzipiell in allen
Ländern
Gebrauchsmuster
Marken
„Kleines Patent“,
ebenfalls Schutzrecht
auf technische
Erfindung, soweit es
einen beweglichen
Gegenstand betrifft
Geräte, Maschinen,
Vorrichtungen und deren Teile.
Schutzmöglichkeit von
Schaltungen in Kombination mit
Maschinen ist gesetzlich geplant
max.6 Jahre,
soll auf 8
Jahre
ausgeweitet
werden
Deutsches
Patentamt
München
Kennzeichnungsmittel
zum Unterscheiden
von Waren und
Dienstleistungen von
Wettbewerbern
Alle Zeichen, wenn sie geeignet
sind, die Waren oder
Dienstleistungen eines
Unternehmens von denjenigen
anderer Unternehmen zu
unterscheiden.
zunächst 10
Jahre,
beliebig oft
um weitere
10 Jahre
verlängerbar
Deutsches
Patentamt, Berlin
max. 15
Jahre
für den Anmelder
zuständige
Registrierbehörd
e
Nicht schützbar: Zeichen, die
ausschließlich aus einer Form
bestehen, die durch die Art der
Ware selbst bedingt ist, die zur
Erreichung einer technischen
Wirkung erforderlich ist oder die
der Ware einen wesentlichen
Wert verleiht.
Geschmacks- Design einer Ware
muster
z.B. Möbel, Lampen,
Textilmuster, Kfz-Karossen,
Verpackungen etc.
Zur Abschätzung der Zukunftspotentiale ist es hilfreich, wenn Sie ein kurzes
Szenario für die nächsten fünf bis zehn Jahre erstellen. In diesem Szenario zeigen
Sie die Entwicklungspotentiale auf, die in dieser Technologie liegen.
3 Technologie und Produkte/ Dienstleistungen..
17
Aufgabe 3.1: Stand der Technik
Beschreiben Sie detailliert und umfassend den Stand der Technik innerhalb
des Segments, in dem Sie mit Ihrem Unternehmen tätig werden wollen.
3.2 INNOVATION
Hier sollten Sie das eigentliche Neue Ihres Produktes vorstellen, wobei wir 2 Arten
von Innovation unterscheiden:
Absolute Innovation:
Weltweite Einführung des neuen Produktes,
Verfahrens oder der neuen Dienstleistung.
Relative Innovation:
Regionale Einführung des neuen Produktes,
Verfahrens oder der neuen Dienstleistung.
Die hier relevante Art ist die relative Innovation, die auch entscheidend ist für die
Belebung der Unternehmerschaft einer Region durch die Gründung neuer Betriebe,
sowie die Modernisierung und Diversifizierung der bestehenden Betriebe.
Ein Bewertungsraster für die Einschätzung des Innovationsgrades ist in
nachstehender Übersicht wiedergegeben. Danach hat ein Produkt einen hohen
Innovationsgrad, wenn es auf Grund einer technischen Neuheit neuartige
Anwendungsmöglichkeiten erschließt. Ein Produkt, das lediglich auf dem Stand der
Technik schon bekannte Anwendungen ermöglicht, ist folglich mit keiner Innovation
verbunden.
Technik
Anwendungsbereich
Neuartige Anwendungsmöglichkeit/en
Bekannte Anwendungsmöglichkeit/en
Technische
Weiterent-
Stand der
Neuheit
wicklung
Technik
hoher
mittleres
niedriger
Innovationsgrad
Innovationsniveau
Innovationsgrad
mittleres
mittleres
keine
Innovationsniveau
Innovationsniveau
Innovation
Innovationen eröffnen dem Existenzgründer neue Möglichkeiten am Markt. Sie sind
kein Selbstzweck, sondern bringen den Gründer durch zukunftsweisende und
3 Technologie und Produkte/ Dienstleistungen..
18
„zugkräftige“ Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen gegenüber dem Wettbewerb
auf die Überholspur.
Aufgabe 3.2: Innovation:
Stellen sie jetzt das neue, außergewöhnliche an Ihrem Produkt dar.
3.3 PRODUKTE/DIENSTLEISTUNGEN
Dieser Unterabschnitt ist dem Produkt bzw. den Produkten oder Dienstleistungen
Ihres Gründungsunternehmens gewidmet. Handeln Sie dabei jedes Produkt einzeln
ab. Es bietet sich eine Einteilung nach dem Schema Produkt 1, Produkt 2, Produkt 3
etc. an.
Übersichtlicher ist es dabei die Darstellung des Produktes/der Dienstleistung mit
Eigenschaften, Vor- und Nachteilen und Einsatzgebiet in Tabellenform zu zeigen.
..Produkt 1..
Eigenschaften
Einsatzgebiete
Vor-/Nachteile
•
•
•
•
•
•
.
Tab.: Wesentliche Daten ..des Produktes 1..
Berücksichtigen Sie dabei bitte folgende Aspekte:
• gegenwärtige Entwicklungsstand
• technische Durchführbarkeitsanalyse
• Wirtschaftlichkeitsanalyse
• das Einsatzgebiet und die besondere Leistung Ihres Produktes bzw. Ihrer
Dienstleistung
Der Nutzen und die Vorteile müssen klar herausgearbeitet werden, wobei die
Kosten, die Qualität, der Energieverbrauch, die Convienience und die Leistung
mögliche Kriterien der Vorteilhaftigkeit sein können.
3 Technologie und Produkte/ Dienstleistungen..
19
Umfangreiche oder detaillierte technische Unterlagen, Beschreibungen oder
Diagramme (evtl. auch die gewerblichen Schutzrechte) sollten im Anhang beigefügt
werden.
Unter Umständen ist es aber ratsam, derartige technische Details erst zu einem
späteren Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen. Dieses Vorgehen bietet sich
insbesondere dann an, wenn es sich um schützenswerte handelt.
Aufgabe 3.3: Produkte/Dienstleistungen:
Beschreiben Sie detailliert Ihr/e Produkt/Diensleistung, arbeiten Sie objektive Nutzen
und Vorteile heraus und stellen Sie diese dar.
5 Marketing
4.
20
Der Markt
Potentielle Kapitalgeber werden diesem Abschnitt über den Markt größte Bedeutung
beimessen. Zum einen wollen sie sehen, ob für Ihr Angebot überhaupt ein Markt
existiert und wie groß dieser ist. Zum anderen wollen sie wissen, ob aus dem Bedarf
auch eine Nachfrage nach dem beabsichtigten Produkt/Dienstleistung erwächst.
Bekanntermaßen konzentrieren sich Existenzgründer häufig primär darauf, aus ihren
Ideen tragfähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Dabei werden oft
technische Probleme und Fragestellungen der Finanzierung in den Vordergrund
gestellt, Fragen des Marketing miest vernachlässigt. Marketing wird oft als reine
betriebliche Funktion verstanden, nicht als Denkhaltung des gesamten
Unternehmens. Daraus resultiert, dass sie sich als Unternehmensgründer neben
technischen und finanziellen Gesichtspunkten intensiv mit allen marketingrelevanten
Fragen beschäftigten müssen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Für
den langfristigen Erfolg ihres Unternehmens ist die konsequente Ausrichtung an den
Markt- und Kundenbedürfnissen notwendig.
Der Markt für das neue Unternehmen muß deshalb intensiv untersucht und detailliert
beschrieben werden. Dokumentieren Sie hier Ihre Kenntnisse über die allgemeine
Marktentwicklung, die Kunden und ihre Bedürfnisse, sowie die Situation der
Mitbewerber. Darüber hinaus ist darzustellen, wie das neue Unternehmen sich von
seinen Mitbewerbern und deren Leistungen differenzieren möchte.
Die zentrale Frage des Kapitels 4 lautet:
"Ist die Gründungsidee bzw. der unternehmerische Grundauftrag des zu
gründenden Unternehmens marktfähig?"
4.1 ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DES GESAMTMARKTES
4.1.1 SITUATIONSANALYSE
Damit Sie Aussagen über den Markt machen können, ist zunächst die Durchführung
einer Marktanalyse (Situationsanalyse) unbedingt erforderlich. Dabei ist zu
unterscheiden zwischen neuen Produkten und solchen, die eine Abwandlung bereits
bestehender Produkte darstellen.
5 Marketing
21
Neue Produkte/Dienstleistungen:
Ist Ihr Produkt etwas grundsätzlich Neues, so wird die Marktanalyse erschwert.
Es sind weder die genauen Einsatzbereiche und somit die Anforderungen an das
Produkt bekannt noch die Kundenstruktur. Eine Kundenkartei ist nicht vorhanden
und Marktdaten sind nicht verfügbar. Aus diesem Grund ist es ratsam eine Marktuntersuchung durchzuführen, um Angaben über den anfänglichen und den
zukünftigen Absatz zu erhalten.
In diesem Abschnitt sollten Sie unbedingt auf die Ergebnisse einer solchen
Marktuntersuchung eingehen. Sofern eine Marktuntersuchung noch nicht
durchgeführt ist bzw. die Ergebnisse noch nicht vorliegen, stellen Sie hier in groben
Umrissen die Pläne bzw. erste Trends dieser Untersuchung vor.
Häufig sind aus Kostengründen nur Tendenzmessungen möglich. Diese sind aber
in den meisten Fällen ausreichend, um den benötigten Grad an Sicherheit zu
erlangen. In diesem Fall schlagen wir Einzelbefragungen vor; d.h. vertiefende
Gespräche mit potentiellen Abnehmern und Experten.
Ihr Ziel muß es dabei sein, diesem Personenkreis das Produkt so nahe zu bringen,
wie dies für die Beurteilung der reellen Einsatzchancen und des echten Bedarfs
erforderlich ist.
Gegen eine eventuelle Breitenerhebung spricht neben den Kosten auch die hohe
Erklärungsbedürftigkeit und der damit verbundene Erklärungsaufwand gegenüber
den Teilnehmern sowie die Gefahr der umfangreichen Preisgabe speziellen Knowhows.
Abwandlung bereits bestehender Produkte:
Stellt Ihr Produkt eine Verbesserung bereits bestehender Produkte dar, so sind die
zur Beschreibung der Entwicklung und der Struktur des Absatzmarktes erforderlichen
Rahmendaten unter Umständen bereits vorhanden. In diesem Fall sollten Sie zur
Marktbeschreibung die vorhandenen Marktdaten heranziehen. Bei der
Marktprognose sollten Sie sich auf die Prognosen von Fachleuten und
Fachinstitutionen stützen.
Aus einer großen Vielfalt möglicher Quellen für Sekundärdaten werden
nachstehend einige wesentliche und für die Marktforschung relevanten Quellen
aufgeführt. Als Sekundärdaten bezeichnet man bereits vorhandene, die mehr oder
weniger verdichtet werden müssen. Im Gegensatz dazu werden Daten, die man erst
erheben muß, als Primärdaten bezeichnet.
5 Marketing
22
1. Veröffentlichungen der Statistischen Bundes- und Landesämter
2. Veröffentlichungen von amtlichen und halbamtlichen Instituten (z.B.
Ministerien, Bundesbank, Landeszentralbanken, Handwerkskammern,
Industrie- und Handelskammern)
3. Veröffentlichungen von internationalen Organisationen (z.B. EU, Weltbank)
4. Veröffentlichungen von Instituten, Universitäten u.ä. (z.B. DIW, IFO Institut
für Wirtschaftsforschung, HWWA)
5. Veröffentlichungen von Kreditinstituten
6. Veröffentlichungen von Fachverlagen (Bücher, Zeitschriften)
7. Veröffentlichungen firmenspezifischer Art (z.B. Geschäftsberichte, Kataloge,
Firmenzeitschriften)
8. Datenbanken
Aufgabe 4.1.2 : Entwicklung und Struktur des Gesamtmarktes
Führen Sie eine Marktanalyse durch, beschreiben Sie die Situation auf dem
Markt und zeigen Sie auf welche Entwicklung Sie vom Markt in den nächsten
Jahren erwarten(Marktpotential).
4.1.2 MARKTPOTENTIAL
Es ist unerläßlich für Sie und auch für Ihre potentiellen Kapitalgeber, eine Vorstellung
darüber zu haben, wie sich der Markt in Zukunft entwickeln wird. Versuchen Sie
deshalb eine langfristigen Prognosen für die (Gesamt-) Marktentwicklung
aufzustellen und schätzen Sie das für Sie relevante Marktpotential ab.
Ein Unternehmen steht mit zahlreichen anderen Kräften in Kontakt, die am
Marktgeschehen beteiligt sind. Mit einigen hat das Unternehmen direkten Kontakt,
wie Nachfrager, Mitbewerber und Absatzhelfer. Andere üben einen indirekten
Einfluß aus. Dazu gehören Entwicklungen und Trends, wie:
• Zuwachsraten des Gesamtmarktes
Sie sollten die Zuwachsraten des Gesamtmarktes nennen, die in den
letzten fünf Jahren erreicht wurden und jene, mit denen während der
nächsten fünf Jahre zu rechnen ist. Eine Darstellung dieser Zahlen in
5 Marketing
23
tabellarischer Form oder anhand von Diagrammen erleichtert dem Leser
das Verständnis.
• Demographische Aspekte: Alter der Bevölkerung, Bildungsniveau,...
• Volkswirtschaftliche Aspekte: Wachstum des Realeinkommens,
Veränderungen in der Verbraucherstruktur, Höhe von Sparquote und
Nettoeinkommen,...
• Ökologische Aspekte: Umweltrisiken, Verknappung von Rohstoffen,
Veränderung der Energiepreise, Auflagen des Staates,...
• Technologische Aspekte: hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben,
Reglementierung des technologischen Fortschritts (Gentechnik),...
• Politisch-rechtliche Aspekte: Einfluß des EU-Rechts, Umweltschutzrecht,
Qualitätsanforderungen,...
• Sozio-kulturelle Aspekte: Verhältnis Mensch-Natur, Mensch-Gesellschaft,
Mensch-Mensch,...
Diese Gestaltungskräfte und Entwicklungstrends können Chancen und
Bedrohungen für das Unternehmen bedeuten. Sie sind nicht vom Unternehmen
steuerbar, aber es muß diese rechtzeitig erkennen und auf sie eingehen.
Aufgabe 4.1.2 : Entwicklung und Struktur des Gesamtmarktes
Führen Sie eine Marktanalyse durch, beschreiben Sie die Situation auf dem
Markt und zeigen Sie auf, welche Entwicklung Sie vom Markt in den nächsten
Jahren erwarten(Marktpotential).
4.2 DIE NACHFRAGER
Will ein Unternehmen auf dem Markt bestehen, dann muß es die Wünsche,
Bedürfnisse und Erwartungen der Nachfrager erfüllen. Ein Unternehmen kann aber
unmöglich alle Nachfrager gleichermaßen bedienen. Es muß sich auf einige
konzentrieren und deren Wünsche so gut wie möglich erfüllen.
Die zentralen Fragen dieses Abschnittes lauten:
"Wer sind die potentiellen Kunden des zu gründenden Unternehmens? Welche
Bedürfnisse haben die Kunden?"
5 Marketing
24
Um diese Fragen beantworten zu können, müssen Sie den (Gesamt-)Markt
segmentieren (Abschnitt 4.2.1) und das für das zu gründende Unternehmen
geeignete Marktsegment auswählen (Abschnitt 4.2.2).
4.2.1 MARKTSEGMENTE
Bevor Sie den eigentlichen Zielmarkt für Ihr Produkt festlegen, müssen Sie den oben
beschriebenen Gesamtmarkt in Marktsegmente unterteilen und den für sie
relevanten Markt abgrenzen.
Diese Segmente sollten in sich möglichst ähnlich in Bezug auf das Verhalten der
Nachfrager und im Vergleich zu anderen möglichst unähnlich sein. Ziel der
Marktsegmentierung ist es, eine differenzierte Marktbearbeitung zu ermöglichen.
Zunächst müssen Sie die Segmentierungsvariablen ermitteln. Im folgenden sind
die wichtigsten Segmentierungsvariablen für industrielle Märkte aufgeführt , da
es sich bei technologieorientierten Unternehmensgründungen in der Regel um
industrielle Güter und nicht um Konsumgüter handelt:
1. Demographische Variablen
• Branchen: Auf welche Branchen, die unser Produkt benötigen sollten wir uns
konzentrieren?
• Unternehmensgröße: Auf Unternehmen welcher Größe sollten wir uns
konzentrieren?
• Standort: Auf welche geographischen Gebiete sollten wir uns konzentrieren?
2. OPERATIVE VARIABLEN
• Technologie: Auf welche Kundentechnologien sollten wir uns konzentrieren?
• Anwenderstatus: Sollten wir uns auf starke, mittlere oder schwache Verwender
oder Nichtverwender konzentrieren?
• Kundenkompetenz: Sollten wir uns auf Kunden konzentrieren, die viele
Dienstleistungen benötigen, oder auf solche, die wenige benötigen?
3. Beschaffungskonzepte der Kunden
• Organisationsform der Beschaffungsfunktion: Sollten wir uns auf
Unternehmen mit einer stark zentralisierten oder einer dezentralisierten
Beschaffungsfunktion konzentrieren?
5 Marketing
25
• Machtstruktur: Sollten wir uns auf Unternehmen konzentrieren, bei denen die
Technikabteilung dominiert, oder auf solche, wo die Finanzabteilung dominiert
etc.?
• Bestehende Beziehungen: Sollten wir uns auf Unternehmen konzentrieren, mit
denen wir bereits intensive Geschäftsbeziehungen unterhalten, oder einfach die
attraktivsten Kunden ansprechen?
• Kaufkriterien: Sollten wir uns auf Kunden konzentrieren, die in erster Linie Wert
auf Qualität legen? Oder auf Kundendienst? Oder auf niedrige Preise?
4. Situationsbedingte Faktoren
• Dringlichkeit: Sollten wir uns auf Unternehmen konzentrieren, die auf schnelle
und kurzfristige Lieferungen bzw. Kundendienstleistungen angewiesen sind?
• Spezifische Produktanwendungen: Sollten wir uns auf bestimmte Anwendungen
unseres Produktes konzentrieren, statt auf alle?
• Auftragsumfang: Sollten wir uns auf große oder auf kleine Aufträge
konzentrieren?
5. Personengebundene Eigenschaften
• Ähnlichkeit zwischen Käufer und Verkäufer: Sollten wir uns auf Unternehmen
konzentrieren, deren Mitarbeiter und Wertvorstellungen Ähnlichkeit mit unseren
eigenen aufweisen?
• Risikobereitschaft: Sollten wir uns auf risikofreudige oder auf vorsichtige Kunden
konzentrieren?
• Lieferantentreue: Sollten wir uns Unternehmen konzentrieren, die ihren
Lieferanten gegenüber besonders treu sind?
Danach ist der Markt anhand der ausgewählten Segmentierungsvariablen zu
segmentieren.
Vorhandene Marktsegmente können z.B. über folgende Kriterien untersucht werden:
•
Funktionsbereiche
•
Unternehmensgrößen
•
Standorte der Nachfrager
Weitere Kundenkriterien
•
Bestehende Beziehungen
5 Marketing
26
Aufgabe 4.2.1: Marktsegmente
Segmentieren Sie den Markt anhand der von Ihnen erarbeiteten Kriterien.
4.2.2 DAS GEEIGNETE MARKTSEGMENT
Die im vorherigen Abschnitt identifizierten Marktsegmente sind jetzt zu analysieren.
Sie müssen die Attraktivität eines jeden Segments für Ihr zukünftiges Unternehmen
bewerten und schließlich das geeignete Marktsegment auswählen.
Die potentiellen Kapitalgeber werden diesem Unterabschnitt ihre besondere
Aufmerksamkeit widmen, da von der Definition des Zielmarktes der Erfolg
Ihres Gründungsunternehmens maßgeblich beeinflußt wird.
Es sind dabei drei Aspekte zu behandeln.
Analyse der Marktsegmente:
Listen Sie die jeweiligen Anforderungen auf, die die verschiedenen Marktsegmente
an ein Produkt stellen.
Auswahl des geeigneten Marktsegments:
Den soeben erwähnten Anforderungen der einzelnen Marktsegmente stellen Sie nun
die Erfüllungsgrade durch Ihr Produkt gegenüber. Es entstehen sogenannte StärkenSchwächen-Profile. Anhand dieser Profile treffen Sie sodann die Wahl für Ihren
Zielmarkt. Durch diese Zielmarktbestimmung sind Sie in der Lage, die Kundengruppe
zu identifizieren, an die Sie sich wenden wollen.
Kritische Eigenschaften für ein Stärken-Schwächen-Profil sind beispielsweise:
• Lieferzeit,
• modularer Aufbau,
• Produktverfügbarkeit,
• Zuverlässigkeit,
• Leistung,
• Haltbarkeit,
• technische Unterstützung (Service-Kundendienst) und
• Kompatibilität.
Beschreibung des Zielmarktes:
Nachdem Sie ein Marktsegment, unter Umständen auch mehrere Marktsegmente,
5 Marketing
27
als Ihren Zielmarkt festgelegt haben, beschreiben Sie diesen Zielmarkt ausführlich.
Auf folgende Aspekte sollten Sie dabei eingehen:
1. Art der Abnehmer:
• industrielle Kunden
• private Haushalte
• Wiederverkäufer
• Öffentliche Hand
• internationale Kunden
2. Geographische Lokalisierung des Zielmarktes:
• regionaler Markt
• Inlandsmarkt
• EU-Markt
• internationaler Markt
3. Verkaufsstrukturen innerhalb des Zielmarktes:
• Agenturen
• Händler oder Vertreter
• Direktkontakt
• gemischter Vertrieb
4. Ebenen der Kaufentscheidungen:
• oberste Geschäftsleitung
• Unternehmensleitung
• technische/ kaufmännische Leitung
• Einkäufer oder Einzelverbraucher
5. Art des Kaufvorganges:
• Ausschreibung
• längerfristige Verträge (z.B. Jahresvertrag)
• Einzelverkauf
6. Besonderheiten auf dem Markt:
• Markteintrittsbarrieren (z.B. vorgegebene Qualitätsstandards)
• saisonale Schwankungen
• periodische Einflüsse
5 Marketing
28
Aufgabe 4.2.2: Das geeignete Marktsegment
Analysieren Sie die Marktsegmente, wählen Sie Ihren Zielmarkt aus und beschreiben
Sie Ihn detailliert. Gehen Sie wie bereits in Abschnitt 4.1.1 und 4.1.2 für den
Gesamtmarkt geschehen, auch auf die zukünftige Entwicklung dieses
Marktsegments ein.
4.3 MITBEWERBER
In Analogie zu Abschnitt 4.2 lautet die zentrale Frage dieses Abschnitts:
"Wer sind die Mitbewerber des zu gründenden Unternehmens?"
Um diese Frage beantworten zu können, müssen Sie zunächst die Mitbewerber
identifizieren. Sodann sind deren Strategien und Ziele, die Stärken und
Schwächen sowie die möglichen Reaktionsprofile darzustellen.
Wir schlagen vor, dass Sie die folgenden Unterabschnitte für jeweils einen
Mitbewerber zusammen bearbeiten.
4.3.1 IDENTIFIZIERUNG
In diesem Unterabschnitt müssen Sie die potentiellen Mitbewerber identifizieren und
bewerten.
Zunächst sind die vorhandenen Mitbewerber zu benennen (direkt erkennbare
Mitbewerber). Darüber hinaus ist zu erarbeiten, welche (technologische) Entwicklung
das angebotene Produkt des neuen Unternehmens in Zukunft substituieren kann. Es
handelt sich hierbei um die potentiellen Mitbewerber (mögliche neue Mitbewerber).
Bei dieser Analyse dürfen Sie die potentiellen Mitbewerber auf keinen Fall außer
Acht lassen. Besonders auf den dynamischen Technologiemärkten, die noch nicht
voll erschlossen sind, ist die Wahrscheinlichkeit starker neuer Mitbewerber sehr groß.
Als Daternquellen über Mitbewerber stehen Ihnen vielfältige Möglichkeiten offen. Zu
nennen sind beispielsweise:
• Firmenbroschüren,
• Firmenkataloge,
• Branchenverzeichnisse,
5 Marketing
29
• Fachzeitschriften,
• Messekataloge und
• Datenbanken.
Aufgabe 4.3.1: Identifizierung
Identifizieren und bewerten Sie Ihre Mitbewerber bzw. potentiellen Mitbewerber im
Zielmarkt.
4.3.2 STRATEGIEN UND ZIELE
Für jeden der identifizierten Mitbewerber müssen die Strategien und Ziele erarbeitet
werden, die diese auf Grund des Markteintritts des Gründungsunternehmens
verfolgen könnten. Wichtige Kriterien sind hierbei beispielsweise:
• Hohe Qualität vs. niedrige Qualität,
• breites Sortiment vs. schmales Sortiment,
• Hochpreisniveau vs. Niedrigpreisniveau,
• vertikale Integration vs. nur Endmontage,
• Serviceleistungen vs. kein Service sowie
• Forschung und Entwicklung vs. Imitation.
Hierzu bedarf es detaillierter Informationen über die Produktqualität, die
Produkteigenschaften, den Produktmix, den Kundendienst, die Preispolitik, das
Distributionsnetz, die Verkaufsorganisation sowie die Werbe- und
Verkaufsförderungsprogramme der Mitbewerber. Nicht immer wird es Ihnen
gelingen all diese Informationen über Ihre Mitbewerber zu erhalten. Das ist auch für
große und alteingesessene Firmen oft nicht in diesem Ausmaß machbar. Versuchen
Sie trotzdem möglichst viele Daten zu erhalten und im Zweifelsfall eigene
Einschätzungen vorzunehmen. Immer noch besser als gar keine Vorstellung zu
haben. Auch Ihre potentiellen Kapitalgeber wissen, dass diese
Mitbewerberbeurteilung oft ein schwieriges Unterfangen ist.
Stärken und Schwächen
Versuchen Sie separat für jeden Mitbewerber, die Stärken und Schwächen
5 Marketing
30
darzustellen. Es ist zu überprüfen, ob die Mitbewerber voraussichtlich in der Lage
sein werden, ihre Strategien und Ziele umsetzen zu können. Hierbei sollten Sie die
Kriterien anwenden, die Sie bereits weiter oben zur Erstellung des StärkenSchwächen-Profils Ihres eigenen Unternehmens herangezogen haben.
Aufgabe 4.3.2: Strategie und Ziele
Beschreiben Sie soweit als möglich Strategie und Ziele der identifizierten
Mitbewerber.
4.3.3 REAKTIONSPROFIL
Für einen potentiellen Kapitalgeber ist es von großem Interesse zu erfahren, welche
Reaktionen der Unternehmensgründer von seinen Mitbewerber durch sein
Eindringen auf den Markt vermutet.
Anhand der oben beschriebenen Strategien, Ziele, Stärken und Schwächen der
Mitbewerber sollten Sie versuchen, das zu erwartende Verhalten der Mitbewerber im
Markt und die Reaktionen auf den Markteintritt Ihres Unternehmens vorherzusagen.
Um das Verhalten von Mitbewerber zu beschreiben, lassen sich vier
Basisstrategien typologisieren:
• den Mitbewerbern ausweichen
• sich anpassen
• den Konflikt suchen
• eine Kooperation mit den Mitbewerber eingehen
Diese vier Basisstrategien lassen sich gleichfalls auf das Verhalten Ihres neuen
Unternehmens übertragen. Auch Sie müssen sich darüber klar werden, welche
Strategie Sie gegenüber Ihren Mitberwerbern verfolgen wollen. Diese
Entscheidungen sind im Kapitel 5 Marketing näher zu erläutern.
Aufgabe 4.3.3: Reaktionsprofil
Versuchen Sie grob, das Verhalten und die Reaktion Ihrer potentiellen Mitarbeiter auf
Ihren Markteintritt abzuschätzen und zu beschreiben.
5 Marketing
31
4.4 EIGENE STÄRKEN/SCHWÄCHEN
In folgender Tabelle sind eigene Stärken/Schwächen sowie zukünftige Chancen/
Risiken zusammenzufassen:
Stärken
Schwächen
•
•
•
•
•
•
Chancen
Risiken
•
•
•
•
•
•
Tab.: Stärken/Schwächen sowie Chancen/Risiken
Aufgabe 4.4: Eigene Stärken und Schwächen
Erarbeiten Sie entsprechend o.g. Schema Ihr Stärken und Schwächeprofil und
schätzen Sie die zukünftigen Chancen und Risiken ein.
4.5 DIFFERENZIERUNG
Zum Abschluß der Marktbetrachtung, der Analyse der Mitbewerber und der
Nachfrager ist es wichtig die besonderen Fähigkeiten und Leistungen des neuen
Unternehmens darstellen. Sie müssen aufzuzeigen, worin sich das neue
Unternehmen und seine Produkte tatsächlich von den Mitbewerber unterscheidet
bzw wo Sie sich unterscheiden wollen.
5 Marketing
32
Die zentralen Fragen lauten:
"Was kann mein neues Unternehmen objektiv den Kunden Besseres bieten als
die Mitbewerber und durch welche Merkmale unterscheidet es sich von den
Mitbewerber?
Ihr Gründungsunternehmen kann sich selbst oder sein Angebot auf vier Ebenen von
den Mitbewerber differenzieren:
• durch Produkt
Produktausstattungsmerkmale, Produktleistung, Konformität, Haltbarkeit,
Zuverlässigkeit, Instandsetzbarkeit, Styling und Produktdesign.
• durch Serviceleistungen
Kundenschulungen und -beratungen, Instandsetzung und Instandhaltung,
Zustellung und Installation.
• durch Mitarbeiter
Fachkompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit, Kommunikation.
• durch Unternehmen- oder Markenimage
Symbol/Firmenlogo, Printmedien, Gestaltung der Geschäftsräume,
Sponsoring.
Gehen Sie hier noch nicht darauf ein, wie Sie Ihr Unternehmen oder Ihre
Produkte/Dienstleistungen am Markt positionieren wollen. Diese Betrachtung ist
dem Kapitel 5 Marketing vorbehalten, da sie die konzeptionelle Basis bildet, wie ich
mit Hilfe der Marketing-Maßnahmen mein Produkt innerhalb der Zielgruppe plazieren
will.
Aufgabe 4.5: Differenzierung
Beschreiben Sie, wie und wodurch Sie sich von Ihren Mitbewerbern differenzieren
wollen und was Sie Ihren Kunden besseres oder anderes bieten wollen, als diese es
bisher getan haben
5 Marketing
33
Maßnahmen
Die nachfolgenden Kapitel II, III, und IV sind nur dann von Ihnen zu bearbeiten, wenn
die zentrale Frage des I. Kapitels
("Ist die Gründungsidee bzw. der unternehmerische Grundauftrag des zu
gründenden Unternehmens marktfähig?")
positiv beantwortet werden konnte. Sollte die Antwort negativ ausgefallen sein,
müssen wir Ihnen von Ihrem Gründungsvorhaben dringend abraten.
Auf der Grundlage der in den Abschnitt 1-4 dargestellten Fakten ist es nun Ihre
Aufgabe alle Maßnahmen zu planen, die für einen erfolgreichen Start und ein
dauerhaftes Bestehen Ihres neuen Unternehmens notwendig sind.
5.
Marketing
Für viele Unternehmensgründer aber auch schon etablierte Unternehmen, ist
Marketing gleich Werbung. Ein paar Prospekte drucken, hier und da eine Anzeige
und das Marketingkonzept ist fertig. Meistens wird die Bedeutung des Marketings für
den Unternehmenserfolg erst dann deutlich wenn die Entwicklung des Unternehmens
hinter der Planung zurückbleibt. Damit es dazu nicht kommt, sollten sie der Planung
des Marketings ihres neuen Unternehmens, große Aufmerksamkeit schenken.
Nachdem Sie bisher alles getan haben, um ein Produktidee zum Produkt werden zu
lassen und abzuschätzen, ob es Sinn macht dieses auf den Markt zu bringen, geht
es nun im nächsten Schritt darum zu entscheiden, wie Sie die Vermarktung Ihres
Produktes vornehmen wollen. Es ist deshalb zunächst die Positionierung des
5 Marketing
34
Unternehmens, der Produkte und Dienstleistungen zu definieren und darauf
basierend die Marketing-Strategie und die Marketing-Ziele zu formulieren. Im
nächsten Schritt müssen Sie dann aufzeigen, welches Marketing-Mix =
Kombination aller Marketingmaßnahmen sie planen, um die definierten Ziele zu
erreichen.
5.1 MARKETING-STRATEGIE
Strategische Entscheidungen sind Grundsatzentscheidungen über die Marktauswahl
und die Art der Marktbearbeitung. Diese Entscheidungen haben mittel- und
langfristige Ausrichtung. Sie sind die Richtschnur an der sich ihre Maßnahmen
orientieren. Sie geben ihnen auch Maßstäbe für die Beurteilung der eingesetzen
Maßnahmen hinsichtlich der Erreichung ihrer strategischen Ziele. Für eine
regelmäßige Kontrolle des Erreichten, des Standortes sollten sie sich deshalb
frühzeitig mit der Entwicklung von Marketingstrategien auseinandersetzen.
Folgende Aspekte sollten sie bei der Entwicklung von Marketingstrategien
berücksichtigen:
•
Legen sie Strategien langfristig fest
•
Betrachten sie die Strategien global. Sie geben die Richtung vor nicht die
einzelnen Maßnahmen mit denen diese strategischen Ziele erreicht werden
sollen.
•
Legen sie die Strategien verbindlich fest. Sie sind die Grundpolitik ihres
Unternehmens.
•
Überprüfen sie die Strategien regelmäßig und korrigieren sie wenn neue
Informationen es notwendig machen.
•
Wichige strategische Marketingentscheidungen für sie als Existenzgründer
sind die zum Beispiel Fragen wie:
•
Welchen Markt will ich bearbeiten?
•
Welchen Kundennutzen erfüllen meine Produkte?
•
Für welche Kundengruppen ist dieser Nutzen relevant?
5 Marketing
•
35
Mit welcher Strategie will ich mittel- bis langfristig am Markt mit meinen
Leistungen auftreten:
Mit Preis
Mit Qualität
Mit Systemführerschaft
Mit Service
•
Welche Voraussetzungen muß ich erfüllen, um die ausgewählte Strategie
umsetzen zu können?
Je nach Typ ihrer Existenzgründung sind die Marketingstrategien und die Bedeutung
der daraus abgeleiteten Maßnahmen unterschiedlich zu gewichten.
bestehend
Neu
Imitator
Markterschließer
Produktinnovator
Marktinnovator
Markt
Produkt
Bestehend
Neu
Stellen sie zunächst fest welche Art von Unternehmensgründer sie sind, da sich
daraus in der Anfangsphase ihres Unternehmens die Schwerpunkte innerhalb der
Marketingaufgaben ergeben.
Mögliche Marketingstrategien:
Wachstumsstrategien
z Marktdurchdringung
z Markterweiterung
z Produktentwicklung
z Diversifikation
5 Marketing
36
Wettbewerbsstrategien
z Differenzierung auf Gesamtmarkt
z Differenzierung in der Nische
z Kostenvorsprung Gesamtmarkt
z Kostenvorsprung in der Nische
Marktfeldstrategien
z Produkt-/Marktspezielisierung
z Produktspezialisierung
z Marktspezialisierung
z Selektive Marktspezialisierung
z Vollständige Marktabdeckung
Marktsegmentierungsstrategie
z Markterfassungsseite
z Marktbearbeitungsseite
Positionierungsstrategie
z Markterfassungsseite
z Marktbearbeitungsseite
•
Abhebung
•
Imitation
•
Mehr-Produkt
Aufgabe 5.2: Marketing-Strategie
Überlegen Sie, ausgehend von der Art ihrer Unternehmensgründung, mit welcher
der möglichen Strategien Sie den Markt bearbeiten wollen und erläutern Sie Ihre
Vorgehensweise
5 Marketing
37
5.2. MARKETINGZIELE
Marketingziele sind die Ziele des Unternehmens betreffend den Absatz/ Umsatz die
Marktanteile und die Bekanntheit/das Image der Produkte/ Dienstleistungen,
innerhalb der Zielgruppen. Unter Absatz verstehen wir dabei die Menge der
verkauften Produkte, im Gegensatz zum Umsatz welcher den Wert der verkauften
Produkte darstellt. Die Marketingziele sind, gleichsam allen Planungen des
Unternehmenskonzeptes, für die ersten drei Jahre der Geschäftstätigkeit zu
formulieren. Sie sollten, wenn sinnvoll, für alle von Ihnen angebotenen Produkte
und/oder Dienstleistungen angegeben werden.
5. 2.1 UMSATZPLANUNG
Die Umsatzplanung ist eine der wichtigsten Planungen in Ihrem Unternehmen
überhaupt, da Sie mit allen anderen betrieblichen Planungen in irgend einer Weise
verbunden ist (Investitions-, Produktions-, Einkaufs-, Finanz-, Personal-, Kosten-,
Gewinn-, Ertragsplanung). Legen Sie deshalb besonderes Augenmerk darauf, hier
möglichst realistisch zu planen und keine Luftschlösser zu bauen. Lieber vorsichtiger
planen als übers Ziel hinauszuschießen. Aufgabe der Umsatzplanung ist es u.a.
Entscheidungen darüber zu fällen, wieviel Ihr Unternehmen mengen- und
wertmäßig in Zukunft am Markt absetzen will. Man unterscheidet dabei die
langfristige Planung die maßgeblich für Investitionsentscheidungen ist und die
kurzfristige Planung die Einfluß auf die Produktionsplanung und die kurzfristige
Finanzplanung hat.
Wir empfehlen zunächst eine quantitative Planung durchzuführen, da dadurch
überzogene Umsatzplanungen eher vermieden werden und die Mengen dann im
Anschluß zu bewerten. Diese Zahlen sollen dem potentiellen Kapitalgeber einen
Überblick über die beabsichtigte Markterschließung durch Ihr Unternehmen
ermöglichen.
Um die Umsatzplanung in einer übersichtlichen Weise zu präsentieren, ist es
günstig die Planzahlen (in Stück oder Stunden) in tabellarischer Form darzustellen.
Zur Veranschaulichung empfehlen sich erfahrungsgemäß Diagramme, aus denen
die Entwicklung im Zeitverlauf ersichtlich wird.
5 Marketing
38
Zeitraum
1. Jahr
2. Jahr
3. Jahr
Produkt
..Produkt 1..
..Produkt 2..
...
Tab.: Jährliche Absatzplanung (kann auch monatlich erstellt werden)
Haben Sie durch Kundenkontakte bereits potentielle Kunden bzw. Referenzkunden
für ein Produkt gewinnen können, so ist es sehr ratsam, diese zu benennen.
Eventuelle Kaufabsichten sollten Sie quantifizieren und in der Planung
berücksichtigen.
Beachten Sie bei Ihren Überlegungen besonders folgende Einflußfaktoren:
• eventuelle saisonale Schwankungen
• die Entwicklung des Zielmarktes (der Branche)
• die Anzahl der Mitbewerber
• die Reaktionen der Mitbewerber auf den Markteintritt Ihres Unternehmens
• die Anzahl der potentiellen Kunden.
• die möglichen Anlaufprobleme
In einigen Fällen macht es Sinn, die monatlichen Absatzzahlen für ein Quartal zu
kumulieren und nur diese hier zu zeigen. Die detaillierte monatlichen
Absatzplanungen sollten Sie dann im Anhang beifügen.
Es bietet sich an, die Planung in drei Alternativen zu variieren:
• den „worst case“
• den „best case“
• den wahrscheinlichsten Fall
Wenn dies nicht möglich ist, so muß doch zumindest immer der wahrscheinlichste
Fall der Entwicklung dargestellt werden.
Aufgabe 5.2.1: Umsatzplanung
Planen Sie, aufgesplittet auf alle Produkte bzw. Produktvarianten, Ihre
5 Marketing
39
monatlichen Umsatzerwartungen innerhalb der nächsten 3 Jahre. Zunächst
mengen- und dann wertmäßig. Halten sie alle Annahmen die dieser Planung zu
Grunde liegen schriftlich fest und begründen sie diese.
5.2.2 MARKTANTEILE
Die Marktanteile (in Prozent),.ergeben sich aus dem eigenen zu erwartenden
Umsatz und der zu erwartenden Entwicklung des Gesamtumsatzes, Abschätzung
weltweit oder für eine bestimmte Region.
MarktanteilJahr x = (geschätzter eigener UmsatzJahr x) / (geschätzter GesamtumsatzJahr X)
Je nach Größe des Marktes ist es oft wenig sinnvoll hier einen Marktanteil
anzugeben, da die Werte bei einem großen Markt in den ersten Jahren sehr gering
sein können und keine positive Aussagekraft haben, im Gegenteil. Bei
Nichtfachleuten, was potentielle Geldgeber meist sind, können solche marginalen
Zahlen leicht Irritationen hervorrufen.
Merke: Marktanteil nur dann aufzeigen , wenn dadurch Positives ausgedrückt wird!
Aufgabe 5.2.2: Marktanteile
Schätzen Sie, soweit sinnvoll und aussagefähig Ihren voraussichtlichen
Marktanteil für o.g. Periode.
5.2.3 BEKANNTHEIT/IMAGE
Wichtige für Ihre Maßnahmenentscheidung ist auch festzuhalten, welche
Bekanntheitsgrad Ihr Unternehmen und/oder Ihre Produkte im Zielmarkt erreichen
sollen. Versuchen Sie Vorgaben zu definieren wieviel Prozent Ihrer Zielgruppe Sie
innerhalb welchen Zeitraums kennen sollen. Diese Zahlen sind notwendig, um u.a.
5 Marketing
40
die entsprechenden Reichweiten für Werbemaßnahmen festzulegen und den Erfolg
von Werbemaßnahmen zu kontrollieren.
Aus den gleichen Überlegungen heraus müssen Sie sich überlegen welches Image
Sie in Ihrer Zielgruppe aufbauen wollen und wann eine bestimmte Ausprägung
erreicht sein soll.
Aufgabe 5.2.3: Bekanntheit/Image
Beschreiben Sie, welchen Bekanntheitsgrad und welches Image Sie innerhalb
Ihrer Zielgruppe erreichen wollen.
5.3 MARKETINGMAßNAHMEN
Im wesentlichen kann man die Aufgaben des Marketing in 6 Gruppen einteilen:
•
Produktbezogene Aufgaben
•
Marktbezogene Aufgaben
•
Kundenbezogene Aufgaben
•
Handelsbezogenen Aufgaben
•
Konkurrenzbezogene Aufgaben
•
Unternehmensbezogene Aufgaben
Je nach Gründungtyp (s.o.) müssen in sie in der ersten Phase die Schwerpunkte in
ihrer Arbeit festlegen.
Der Imitator muß sich eher auf die konkurrenzbezogenen Aufgaben konzentriern,
Der Markterschließer dagegen wird eher markt- und kundenbezogene Aufgaben in
den Vordergrund stellen.
Für den Marktinnovator spielen dagegen die produkt- kunden - und
handelsbezogenen Faktoren eine größere Rolle.
Die Gesamtheit der zur Verfügung stehenden Instrumentarien wollen wir in vier
Gruppen zusammenfassen: Produkt-, Preis-, Distributions- und
Kommunikationspolitik.
Es ist notwendig, dass Sie für jedes dieser Instrumente den vorgesehenen
Maßnahmenkatalog festlegen und auch die Budgets festlegen, die Sie planen.
5 Marketing
41
Wichtig dabei ist: Keine Maßnahmen ohne Ziel und keine Maßnahme ohne
kritische Prüfung inwieweit sie tatsächlich zur Erreichung dieses Ziels beiträgt!
Die Beachtung dieses Grundsatzes spart oft sehr viel Zeit und Geld!!
Berücksichtigen sie bei der Planung und beim Einsatz der Marketinginstrumente, daß
nicht alle Instrumente in der ersten Phase der Existenzgründung sinnvoll und
gleichzeitig einsetzbar sind (schon aus Budgetgründen nicht). Die Schwerpunkte sind
auch abhängig von der zuvor entwickelten Strategie und der Art ihres Unternehmens.
Treffen sie mit dem Hintergrund ihrer Marktdefinition und Marktselektion sowie mit
Hilfe ihrer Ziele eine Auswahl der Marketinginstrumente die sie einsetzen wollen.
5.3.2 PRODUKTE/SORTIMENT/SERVICE
Ein wichtiges Element Ihres Marketingmix ist die Produkt- und Sortimentsgestaltung,
da
• das Produkt/Dienstleistung die Grundlage Ihres Unternehmen darstellt und
• auf Dauer einer der wichtigste Baustein ist, von dem Erfolg oder Mißerfolg
Ihres Unternehmen abhängen.
5.3.2.1 PRODUKT
Wichtigste Überlegung ist zunächst: Wie will ich mein Produkt gestalten, damit es
den Anforderungen des Marktes gerecht wird? Gestalten heißt dabei nicht nur
optisch sondern welche grundsätzlichen Eigenschaften soll mein Produkt haben.
1. Welche funktionalen/technischen/physikalischen Eigenschaften soll es
haben?
(ein Gesichtspunkt der bei technologischen Innovationen oder überhaupt
technischen Produkten meist vorgegeben ist). Es sei denn Sie entwickeln ein Produkt
speziell für einen bestimmten Markt oder Kundenkreis(Was im Consumer-Bereich
meist der Fall ist).
5 Marketing
42
2. Welche emotionalen Eigenschaften soll das Produkt haben?
(Geruch; Geschmack; Styling, Farbe; Design etc.)
3. Welche Packungs-/Gebindegröße will ich anbieten?
4. Wie soll die Verpackung aussehen?
Funktion, Gestaltung, Eigenschaften der Verpackung
All das sind wichtige Überlegungen die Sie an dieser Stelle anstellen und darstellen
müssen.
Aufgabe 5.3.2.1: Produkt
Zeigen Sie auf, wie Sie Ihr Produkt in allen relevanten Ausprägungen gestalten
wollen
5.3.2.2 SORTIMENT
Jetzt müssen Sie sich auch Gedanken machen wie Sie Sortimentsbreite und –tiefe
gestalten wollen.
Wie breit heißt, wieviele Produkte will ich auf den Markt bringen?
Wie tief heißt, wieviele unterschiedliche Varianten eines Produktes will ich anbieten?
Diese Fragen beeinflussen wesentlich die nachfolgenden Punkte Preisgestaltung,
Beschaffung, Produktion und Finanzierung.
Aufgabe 5.3.2.2: Sortiment
Beschreiben Sie, das vorgesehene Produkt-Sortiment
5.3.2.3 SERVICE
Diesem Bereich kommt in den letzten Jahren eine immer stärkere Bedeutung zu.
Gerade in den Zeiten wo Produkte sehr vergleichbar sind oder sich nur marginal
5 Marketing
43
unterscheiden, ist das Serviceangebot oft der ausschlaggebende Faktor für den
Kauf. Insbesondere spielt dies bei technisch hochwertigen Gütern, deren Wartung
und Pflege von den eigenen Mitarbeitern des Käufers nicht oder kaum bewältigt
werden kann, eine große Rolle.
Darüber hinaus hat dieses Angebot einen erheblichen Einfluß auf Ihren Finanz- und
Personalbedarf.
Nachfolgend eine Aufstellung von Serviceleistungen die Sie in Ihre Betrachtung mit
einbeziehen sollten:
•
Service vor dem Kauf
Beratung//Auswahlsendung/Probevorführung/Probekauf
•
Service nach dem Kauf
Schulung/Einweisung/Montage/Überwachung
Gebrauchsanleitung/Transporthilfen/ Wartung/Ersatzteilservice
Inspektion/Notdienst/Reparaturservice
Umtauschrecht/Garantie/Werbehilfen/Merchandising
Sie müssen entscheiden welche dieser Serviceleistungen Sie für unabdingbar
oder für nicht notwendig halten. Welche dieser Leistungen Sie kostenlos, welche
Sie kostenpflichtig zur Verfügung stellen wollen.
Aufgabe 5.3.2.3: Service
Stellen Sie detailliert dar, wie Sie sich die Servicepolitik Ihres Unternehmens
vorstellen
5.3.3 PREIS
Beginnen wir in diesem Abschnitt mit einer erfreulichen Feststellung: Der Preis ist
das einzige Element im Marketingmix, das Einnahmen bewirkt, während alle anderen
Komponenten Kosten verursachen. Trotz ihrer Bedeutung handhaben viele
5 Marketing
44
Unternehmen die Preispolitik unzweckmäßig. Das liegt einerseits an den
zahlreichen komplizierten unternehmensinternen und -externen
Bestimmungsfaktoren; andererseits an einer zu einseitigen Betrachtungsweise des
Marktgeschehens zwischen Angebot und Nachfrage. Zu den häufigsten Fehlern
zählen:
• Die Preissetzung orientiert sich zu stark an den Kosten.
• Der Preis wird nicht häufig genug an veränderte Marktbedingungen
angepaßt.
• Die Preispolitik berücksichtigt nicht die anderen Instrumente des
Marketingmix.
• Die Preise sind für unterschiedliche Produktausführungen und
Marktsegmente nicht genügend differenziert.
Neben dem Listenpreis müssen auch etwaige Rabatte, Nachlässe,
Zahlungsfristen oder Finanzierungskonditionen festgelegt werden, wobei eine
erstmalige Preisfestsetzung bei Gründung des Unternehmens erfolgt.
Trotz vieler Einflußgrößen am Markt müssen Sie sich bei allen Preisüberlegungen
grundsätzlich zwei Fragen stellen:
Welchen Preis kann ich am Markt durchsetzen und welchen Preis muß ich
mindestens erzielen, damit ein wirtschaftliches arbeiten überhaupt möglich
ist?
Empfohlenens Vorgehen:
• Bestimmung der preispolitischen Ziele
• Ermittlung der Nachfrage
• Abschätzung der eigenen Kosten
• Analyse der Mitbewerberpreise und -angebote
• Preisentscheidung
Zeigen Sie auf, welche allgemeine Preisstrategie Sie für Ihr Produkt verfolgen und
welche Preise Sie für die Produkte oder Produkvarianten endgültig vorgesehen
haben. Die verschiedenen Möglichkeiten für eine allgemeine Preisstrategie sind in
nachfolgender Abbildung dargestellt. Wählen Sie die für Ihr Produkt am besten
geeignete Preis-Qualität-Kombination aus.
5 Marketing
45
Preis
Hoch
Mittel
Niedrig
1.
2.
3.
Qualität
Hoch
Premiumstrategie
4.
Mittel
Vorteilsstrategie
5.
6.
Mittelfeldstrategie
7.
Niedrig
Übervorteilungsstrategie
8.
9.
Billigwarenstrategie
Abb.: Strategien der Preis-Qualität-Kombination
Bei der Festlegung der definitiven Preise berücksichtigen Sie bitte unbedingt
nachstehende Aspekte:
• Listenpreis (Preisniveau)
• Rabatte
• Nachlässe
• Zahlungsfristen
• Finanzierungskonditionen
• erweiterte Haftung
• Eventuelle Aufpreise für Serviceleistungen wie Garantie/Kundendienst
Aufgabe 5.3.3: Preis
Erarbeiten Sie für alle Produkte und Varianten die entsprechenden Preise und
beschreiben Sie auch die Zahlungsbedingungen und Konditionen.
5.3.4 DISTRIBUTION
Diesen Abschnitt kennzeichnet ein wichtiger Problemkreis, die Wahl der
Absatzwege = physiche Distribution, die zu der grundlegenden Fragestellung der
Unternehmerstrategie gehört:
„Auf welche Weise gelangt die Ware vom Hersteller zum Endabnehmer?“
Die Wahl des Absatzweges sollte frühzeitig erfolgen, da davon im erheblichen
Umfang der Einsatz und der Schwerpunkt der übrigen Elemente ihres Marketingmix
abhängt.
5 Marketing
46
Im folgenden werden vier Aspekte genannt, die Sie bei der Beschreibung Ihres
vorgesehenen Distributionsweges beachten sollte.
1. Vertriebskanäle:
Zu den Vertriebskanälen zählen alle möglichen Wege auf denen ein Produkt zum
Endverbraucher gelangen kann. Bei der Wahl eines geeigneten Vertriebskanals
haben Sie zwei grundsätzliche Alternativen:
Direkter Vertrieb = zwischen Hersteller und Endverbraucher gibt es eine direkte
Verbindung (Bsp.: Haustürverkauf, Industrievertreter, Versandhandel,
Verkaufsniederlassungen) oder
Indirekter Vertrieb = zwischen Hersteller und Verbraucher gibt es noch s.g. rechtl.
selbständige Absatzmittler wie Großhändler oder Einzelhändler (Bsp.: Kaufhaus,
Verbrauchermarkt, Fachgeschäft, Handelsvertreter)
Direktvertrieb: wichtig im Spezial- und Großkundengeschäft
Vorteile
Typisches Produktprofil
Einfluß auf die technologische
Kompetenz des Vertriebs
hohe Erklärungsbedürftigkeit der
Produkte
Kundenbearbeitung nach strategischen
Notwendigkeiten differenzierbar
starke Kundenkonzentration (z.B. in der
Automobilzulieferindustrie)
Stärkung der Beziehung „KundeUnternehmen“, Aufbau und Erhaltung
von Loyalitäten
anwendungsorientierte Beratung wichtig
Unmittelbare Präsenz bei ungelösten
Kundenproblemen.
Adaption auf spezifische
Anwendungsfelder notwendig
bekannte Märkte, neue Produkte
indirekter Vertrieb: schnelle und flächendeckende Marktbearbeitung
5 Marketing
47
Vorteile
Typisches Produktprofil
Schneller Markteintritt möglich
selbsterklärende Produkte
Hohe Distributionsdichte
standardisierbare Produkte
Geringe Fixkosten
fest etablierte Handelsstrukturen
Schnelle Bedienung stark fragmentierter
Märkte
2. Marktabdeckungsgrad und geographische Lage des Marktes:
Der Unternehmensgründer sollte hier festlegen, in welchen geographischen
Regionen sein Markt liegt und mit welcher Intensität er ihn bedienen will.
Legt der Unternehmensgründer z.B. den Schwerpunkt auf eine schnelle regionale
Verbreitung seines Produkts, so empfiehlt es sich, mit einem leistungsstarken
regionalen Partner zusammenzuarbeiten.
3. Kundenbetreuung:
Die Kundenbetreuung kann für bestimmte Branchen von großer Bedeutung sein,
weil sie einen großen Einfluß auf die Zufriedenheit eines Kunden hat.
Für einen Kunden kann es beispielsweise wichtig sein, „alles aus einer Hand“ zu
kaufen. In diesem Fall sollte der Unternehmensgründer mit einem fachlich
kompetenten Vertriebspartner zusammenarbeiten.
4. Warenbestände und Warenlogistik:
Kunden legen Wert darauf, ihre Produkte sowohl rechtzeitig als auch am
gewünschten Ort zu erhalten. Diesen Wünschen sollte Sie durch Ihre Planung
entsprechen. Um dies zu gewährleisten, sind die folgenden Aspekte berücksichtigen:
• Auftragsabwicklung
• Lagereinrichtung
• Lagerbestandshaltung
• Transportmittel
Aufgabe 5.3.4: Distribution
Stellen Sie dar, welche Vertriebswege und Vertriebskanäle Sie ausgewählt
5 Marketing
48
haben, um die Produkte zu Ihren Kunden zu bringen und begründen Sie Ihre
Entscheidung.
5.3.5 KOMMUNIKATION
Unter Kommunikation subsummieren wir alle Maßnahmen die zwischen
Unternehmen und außerhalb stehenden Personen oder Institutionen stattfinden. Im
einzelnen sind dies die Werbung, der persönlichen Verkauf, die
Verkaufsförderung, sowie die Öffentlichkeitsarbeit oder PR.
Werbung ist, vereinfacht gesagt, jede Maßnahme die darauf abzielt Kunden oder
Konsumenten zum Kaufen zu bewegen. Sie wirkt auf der Ebene des
Käufers/Konsumenten. Sie schafft Image, Bekanntheit, weckt Bedürfnisse. Da man
selbst als kompetenter Jungunternehmer nicht unbedingt auch ein kreatives
Werbegenie ist und anfangs wahrscheinlich noch keine eigene Werbeabteilung hat,
sollte man diese Aufgabe Fachleuten übertragen.
Die Verkaufsförderung -Sales Promotion- dagegen wirkt auf der Ebene der
Verkaufsorganisationen. Sie soll anregen zum Verkaufen. Verkaufsförderung richtet
sich an alle Ebenen innerhalb des Verkaufsprozesses. Sie ist je nach Ausrichtung
handels-, verbraucher- oder verkäuferorientiert.
Die Öffentlichkeitsarbeit -Public Relations- dient in erster Linie dazu, die
Beziehungen zu den Kunden zu stärken und das Bewußtsein über die
Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu fördern. PR ist also eher image- als
verkaufsorientiert. Ein Zeitungsbericht über die Unternehmensgründung oder eine
besondere Maßnahme des Hauses in der Folgezeit wirkt häufig wirklichkeitsnäher,
glaubwürdiger und nachhaltiger als ein Inserat. Je mehr das Unternehmen im Markt
und im (über-) regionalen Umfeld bekannt wird, desto stärker wächst auch das
Zugehörigkeitgefühl der Mitarbeiter zum Unternehmen. Somit schafft man ein „WIR“Gefühl und damit die Grundlage für das Corporate Identity, die Stimmigkeit der
Unternehmenswirkung nach außen. Die Mitarbeiter identifizieren sich mit „Ihrem“
Unternehmen und seinen Zielen.
Ein immer stärkeres Gewicht innerhalb der Kommunikation kommt den Direct
Marketingmaßnahmen zu, worunter wir die Maßnahmen verstehen mit denen man
sich direkt und individuell an einen Kunden wendet. Diese können alle o.g.
Kommunikationsinstrumente betreffen. Neben dem persönlichen/direkten Verkauf
durch die Verkaufsorganisation einer Firma, ist von besonderer Bedeutung die
5 Marketing
49
Direktwerbung als schriftliche oder auch mündliche Werbeaktion, die man
unmittelbar an sorgfältig ausgewählte Empfänger adressiert.
Die Vorteile sind:
• Man schaltet im Augenblick der Kundenansprache den Mitbewerber aus
• Man kann den Kunden zu einer Reaktion bewegen
• Der Erfolg der Maßnahme ist meß- und kontrollierbar
Wichtigste Fragen die in diesem Kapitel beantwortet werden müssen:
Wie wollen Sie Ihre Firma und Ihre Produkte am Markt positionieren?
Welche Kommunikationsinstrumente wollen Sie einsetzen?
Aus welchem Grund werden einzelne Instrumente bevorzugt (Effektivität)?
Welche Instrumente setzt die Mitbewerber ein (Erfahrungswerte)?
5.3.5.1 POSITIONIERUNG
Für alle weiteren Kommunikationsmaßnahmen ist es notwendig, die Position am
Markt festzulegen, die Sie auszufüllen gedenken.
Die Positionierung wird insbesondere durch das Kundenbedürfnis, die Mitbewerber
sowie eigene Stärken/-Schwächen bestimmt . Für die Planung der Kommunikationsmaßnahmen ist es äußerst wichtig, eine klare Positionierung für Ihre Produkte zu
finden, um sich deutlich gegenüber den Mitbewerbern abgrenzen zu können.
Beachten Sie dabei, daß Positionierung nicht heißt, welche objektiv andere Position
ich am Markt einnehme oder einnehmen will, sondern was ich subjektiv als meine
Position kommunizieren will.
Aufgabe 5.3.5.1: Positionierung
Erarbeiten Sie die Positionierung für Ihr Produkt und für Ihr Unternehmen und
beschreiben Sie ausführlich welche Position Sie im Markt besetzten wollen und
warum.
5 Marketing
50
5.3.5.2 USP
Insbesondere in Bereichen wo sich erfahrungsgemäß die Produkte objektiv meist
wenig unterscheiden (Bsp. Consumerbereich, Dienstleistungsbereich), aber
durchaus auch in technologisch/ innovativen Bereichen empfiehlt es sich über einen
USP = unique selling proposition (einzigartiger Produktvorteil) nachzudenken.
Versuchen Sie für Ihre Produkte einen Wettbewerbsvorteil zu finden, mit dem Sie
sich deutlich von Ihren Mitbewerbern abgrenzen können und den Sie in der
Zielgruppe massiv penetrieren können. Ideal ist es, wenn tatsächlich einen Vorteil
haben, den kein anderer zu bieten hat. Das wird aber selten der Fall sein.
Da es in bestimmten Produktsortimenten meist wenig tatsächliche Produktvorteile
gibt, werden dort zumeist „künstliche Vorteile“ im emotionalen Bereich geschaffen.
Beispiel sind die klassischen Konsumartikel wie Waschmittel, Autos, Zigaretten, wo
die Differenzierung meist nur im emotionalen Bereich zu finden sind (Abenteur,
Image, Gewissen der Hausfrau, Sicherheit etc.).
Aufgabe 5.3.5.2: USP
Versuchen Sie wenn möglich einen USP zu finden bzw. zu kreieren und erläutern
Sie diesen.
Merke: „Beim Kauf eines Produktes, gleich welcher Art, ist nur relevant welchen
Vorteil der Kunde subjektiv empfindet bzw. als wichtig erachtet, nicht welchen Vorteil
das Produkt objektiv gesehen hat. Kaufen ist primär eine emotionale und weniger
eine rationale Entscheidung. Behalten Sie dies stets im Hinterkopf.“
5.3.5.3 KOMMUNIKATIONSMAßNAHMEN
Nachfolgende Tabelle zeigt Ihnen die Kommunikationsinstrumente und eine
beispielhafte Aufzählung möglicher Maßnahmen:
Werbung
Verkaufsförderung
Public-Relations
Persönlicher
5 Marketing
51
Verkauf
Anzeigen in den
Printmedien sowie in
Funk und Fernsehen
Preisausschreiben
Gewinnspiele
Verlosungen und
Lotterien
Pressemappen
Reden und Vorträge
Veröffentlichungen
Seminare
Verkaufspräsentationen
Verkaufskonferenzen
Telefonverkauf
Außenverpackung
Packungsbeilagen
Postwurfsendungen
Lobbyismus
Zugaben und
Werbegeschenke
Muster und
Kostproben
Verkaufssonderprogramme
Geschäftsberichte
Spenden für wohltätige Zwecke
Auftritt als Sponsor
Bemusterung
Fachmessen undveranstaltungen
Kataloge
Kinowerbung
Firmenzeitschriften
Broschüren und
Prospekte
Plakate
Handzettel
Adreßbücher
Anzeigennachdrucke
Großplakate
Reklameschilder
POP-Display-Material
Audiovisuelle
Werbung
Zeichen, Symbole und
Logos
Fachmessen und Pflege der
veranstaltungen
Beziehungen zur
Ausstellungen
Öffentlichkeit
Vorführungen
Gutscheine bzw.
Kupons
Rabatte
Günstige
Finanzierungsangebot
e
Unterhaltungs- und
Bewirtungsangebote
Inzahlungnahme
gebrachter Ware
Rabatt- und
Sammelmarken
Verbundangebote
Wichtig!!
Zeigen Sie insbesondere in allen Kommunikations-Maßnahmen auf, welchen
Nutzenvorteil, Ihr Produkt dem Kunden verschafft. Da bei technologieorientierten
Unternehmensgründungen High-Tech-Märkte erschlossen werden, ist es dringend
notwendig, die technischen Vorteile, die Ihr Produkt aufweist, in
Marketingargumente(Vorteile/Nutzen) umsetzen. Nicht jeder technische Vorteil eines
Produkts bringt auch einen Nutzen für den Kunden. Vergessen Sie bei diesen
Überlegungen nicht die von Ihnen beabsichtigte Positionierung Ihrer
Produkte/Dienstleistungen. Sie muß sich in der Argumentation wiederspiegeln.
Klopfen Sie deshalb die entsprechenden Maßnahmen danach ab, ob Sie diesem
Anspruch auch gerecht werden.
5 Marketing
52
Die folgenden Auflistung von Aspekten, zeigt Ihnen mögliche Vorteile die ein HighTech-Produkten für einen potentiellen Kunden haben kann.
• Qualität
• Ausstattungselemente
• Extras
• Design
• Styling
• Markenname
• Verpackung
• Packungsgrößen
• Kundendienst
• Garantieleistungen
• Ersatzteilversorgung
• Lieferleistung
• Normen- und Standarderfüllung
• Wartungsfreundlichkeit
• Nachrüstbarkeit
• Erweiterbarkeit
• Kompatibilität
• Betriebsanleitung
• Dokumentation
• Schutzrechte
• Referenzen
• Rücknahmegarantie
• Besonderheit gegenüber den Produkten der Wettbewerber
• Patente
Die zeitliche Planung der Maßnahmen kann Form einer Tabelle aufgeführt werden:
Jahr
Aktion
Monat
Vorbereitende
Aktionen
Mailingliste
Firmenlogo
1
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
5 Marketing
53
Endgültige Adresse
Visitenkarten
Operative Aktionen
Seminare
Kundenbesuche
Firmenbroschüre
Referenzliste
Produktbeschreibung
Messenbesuche
Tab. terminliche Planung der diversen Marketingaktionen des Unternehmens; Aktionsbeginn ist durch
einen Kringel am Pfeilende impliziert
Aufgabe 5.3.5.3: Kommunikationsmaßnahmen
Planen und beschreiben Sie nun unter Beachtung der vorangegangenen Ausführungen
Ihr Kommunikationsmaßnnahmen, mit denen Sie glauben, den größtmöglichen Erfolg am
Markt zu erzielen. Überlegen Sie dabei auch, wie Sie den Erfolg einzelner Maßnahmen
messen wollen. Unterscheiden Sie dabei zwischen Werbung, Verkaufsförderung und PR.
Stellen Sie auch dar, welches Ziel Sie mit den einzelnen Maßnahmen erreichen wollen
und wieviel Budget Sie im Detail vorgesehen haben.
6 Beschaffung
6.
54
Beschaffung
Grundlage diese Planung sind die in Abschnitt 4 dargestellte Marktsituation, die in
Abschnitt 5 geplanten Marketing- und Absatzziele sowie die in Abschnitt 7
notwendigen Produktionsbedingungen.
Für die Beschaffung des neuen Unternehmens müssen Sie zunächst den
Materialeinsatz bestimmen(Abschnitt 6.1). Dann sind die wichtigsten Lieferanten
aufzulisten(Abschnitt 6.2) und die Vorstellungen von Transport und der
Lagerhaltung des neuen Unternehmens darzulegen(Abschnitt 6.3).
6.1 MATERIALEINSATZ
Ausgangsbasis für die Planung des Materialeinsatzes sind die im fünften Abschnitt
getroffenen Aussagen zur Umsatz-/Absatzplanung. Um den Materialbedarf für das
Gründungsunternehmen festzulegen sind zwei Fragen zu beantworten.
Welches Material wird benötigt?
Zunächst sollten Sie den qualitativen Materialeinsatz festlegen. Es empfiehlt sich
dabei folgende Arten von Material zu unterscheiden:
• Einzelteile,
• Baugruppen,
• Fertigprodukte sowie
• Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (RHB).
In welcher Menge wird das Material benötigt?
Nachdem die Frage nach der Art des benötigten Materials geklärt ist, muß von Ihnen
nun der quantitative Materialeinsatz festgelegt werden.
Wichtig: Diese Zahlen sind eine Basis für die Berechnung Ihres Finanzbedarfs.
Planen Sie dementsprechend exakt!
Aufgabe 6.1: Materialeinsatz
Beschreiben Sie, welche Art von Material Sie in welcher Menge einsetzen wollen.
6 Beschaffung
55
6.2 LIEFERANTEN
Nach den Ausführungen zum Materialeinsatz Ihres Unternehmens ist es wichtig,
auch auf die Lieferanten einzugehen. Nachfolgende Aspekte sind dabei interessant:
• Nennung der Lieferanten,
• Konditionen der jeweiligen Lieferanten (z.B. Preise, Rabatte, Nachlässe,
Zahlungsziel),
• Lieferbedingungen (z.B. Lieferfristen, Liefertermine),
• Langfristige Sicherheit der Lieferanten und
• mögliche Ersatzlieferanten.
Wichtig!
Machen Sie sich wenn möglich nicht nur von einem Lieferanten abhängig, da der
fehlende Wettbewerb zu Ihrem Nachteil ausgenutzt werden kann.
Aufgabe 6.2: Lieferanten
Stellen Sie kurz anhand o.g. Aspekte die Hauptlieferanten vor, mit denen Sie
Zusammenarbeiten wollen.
6.3 TRANSPORT UND LAGERHALTUNG
Der Transport und die Lagerhaltung sollten auch in einem Gründungsunternehmen
gut durchorganisiert werden, damit das benötigte Material zum richtigen Zeitpunkt
und in der erforderlichen Menge verfügbar ist.
Sie haben verschiedene Bereitstellungs- und Beschaffungsarten zur Auswahl.
Folgende Alternativen bieten sich grundsätzlich an:
• Einzelbeschaffung im Bedarfsfall,
• einsatzsynchrone Anlieferung (just-in-time),
• Kauf auf Abruf sowie
• Bereitstellung aus vorhandenen Vorräten.
Nachdem Sie sich entsprechend Ihrer Gegebenheiten für eine der oben genannten
Bereitstellungs- und Beschaffungsarten entschieden haben, planen Sie Ihre
Transport und Lagerhaltung. Bei der Disposition von Transport und Lagerhaltung
berücksichtigen Sie bitte nachgenannten Aspekte:
6 Beschaffung
• Lagerhaltungskosten,
• Alterungsrisiken des Materials,
• Preisentwicklung des Materials,
• Transportkosten,
• Kapitalbindung über die gesamte Lagerdauer und
• günstigere Preise bei größeren Bestellmengen.
Aufgabe 6.3: Transport und Lagerhaltung
Beschreiben Sie Ihre Planungen zur Transport und Lagerhaltung.
56
7 Produktion
7.
57
Produktion
Die Basis der Produktionsplanung stellen die in Abschnitt 4 dargestellte
Marktsituation und die in Abschnitt 5 geplanten Marketing- und Absatzziele dar.
Stellen Sie im ersten Schritt für Ihr Unternehmen den Produktionsort und seine
Räumlichkeiten vor (Abschnitt 7.1), skizzieren Sie danach den Aufbau und der
Ablauf der Produktion in groben Zügen (Abschnitt 7.2), und legen Sie zum Schluß
die Verfahren und Kapazitäten (Abschnitt 7.3) und die Programmplanung
(Abschnitt 7.4) fest.
7.1 PRODUKTIONSORT UND -RÄUME
u.U. Lageplan und Grundriß
Benötigte Räume
Quadratmeter
..Büros..
..Werkstatt..
Tab.: Aufstellung der für den Geschäftsbetrieb des Unternehmens benötigten Räume
Aufgabe 7.1: Produktionsort und -räume
Skizzieren mit Hilfe eines Lageplans, wie Sie sich Produktionsort und
Räumlichkeiten vorstellen.
7.2 AUFBAU UND ABLAUF DER PRODUKTION
Legen Sie jetzt Ihre Vorstellungen über den Aufbau und den Ablauf der Produktion
dar. Die Fragen, die beantwortet werden müssen, lauten:
Wie soll produziert werden? Welche Fertigungsverfahren werden gewählt? Wie
sollen die Anlagen (auf dem in Abschnitt 2.2 dargestellten Standort) angeordnet
werden? Bei der Beantwortung der Frage nach dem Aufbau und dem Ablauf der
Produktion raten wir Ihnen auf die folgenden Aspekte eingehen:
• Anzahl und Art der benötigten Anlagen
Auf Grundlage der im fünften Abschnitt vollzogenen Absatzplanung müssen
7 Produktion
58
sowohl die Anzahl als auch die Art der benötigten Anlagen bestimmt werden,
damit die Produktion der prognostizierten Absatzmenge gewährleistet werden
kann.
• Zeitpunkt und Umfang der geplanten Anschaffung
Nachdem Sie die Anzahl und Art der benötigten Anlagen festgelegt haben, legen
Sie dar, wann Sie welche Anlagen bereitstellen wollen. Hier ist eine
chronologische Darstellung zu empfehlen. In diesem Zusammenhang sollten Sie
auch die beabsichtigte Art der Beschaffung nennen. Zur Auswahl stehen Ihnen :
• Kauf, Leasing, Miete
• Produktionsschritte
• Subunternehmer
Gerade bei Unternehmensgründungen kann es ratsam sein, nicht alle benötigten
Anlagen zu Beginn der Unternehmenstätigkeit zu kaufen, da dieses Vorgehen mit
hohen Anfangsinvestitionen verbunden ist. Hier bietet sich ein Anlagen-Leasing an.
• Produktionsschritte
Besteht der Produktionsablauf aus mehreren Schritten, so ist es günstig die
einzelnen Schritte des Produktionsablaufs zu identifizieren und zu benennen.
Sodann kann der Transport von Schritt zu Schritt dargestellt werden.
• Lageplan der Produktionsanordnung
Weiterhin müssen Sie die Frage klären, wie die einzelnen Anlagen angeordnet
werden sollen. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich ein Layout-Plan für das
Gründungsunternehmen, aus dem auch der Materialfluß ersichtlich wird.
•
Subunternehmer
Beabsichtigten Sie einzelne Produktionsschritte im Rahmen der Fremdfertigung
an Subunternehmen zu vergeben, so sollten Sie dies dies vermerken.
Aufgabe 7.2: Aufbau und Ablauf der Produktion
Beschreiben Sie, detailliert wie sich sich die Produktinsabläufe vorstellen, welche
Anlagen Sie wie einsetzen. Berücksichtigen Sie dabei o.g. Gesichtspunkte
7 Produktion
59
7.3 PROGRAMMPLANUNG UND KAPAZITÄTEN
Im Rahmen der Produktionsprogrammplanung werden Abstimmungen darüber
getroffen, welche Produkte in welchen Mengen in vorgegebenen Zeiträumen
hergestellt werden sollen.
Für den potentiellen Kapitalgeber ist die langfristige
Produktionsprogrammplanung von besonderem Interesse. Grundlage der
Planung sind die fünften Abschnitt prognostizierter Absatzzahlen. Die Planung des
langfristigen Produktionsprogramms müssen Sie für die ersten drei Jahre der
Geschäftstätigkeit vornehmen und in monatlichen Schritten durchführen. Das
Produktionsprogramm kann in tabellarischer Form für jedes Produkt einzeln
dargestellt werden.
Außerdem sollten Sie auch auf die Verfahren und die Kapazitäten eingehen, die
Sie für die Produktion planen.
Bei den Ausführungen zu den Verfahren und Kapazitäten gilt es die nachstehenden
Aspekte zu berücksichtigen:
1. Produktionstechnologie
Beschreiben Sie die angewandte Produktionstechnologie. Da bei High-TechProdukten in der Regel neue Produktionstechnologien eingesetzt werden, sollte
Sie skizzieren, welche Vorteile diese Produktionstechnologie für den
Produktionsprozeß hat. Ebenso sollten Sie die eventuellen Schwachstellen
aufzeigen.
Handelt es sich bei der Produktionstechnologie um eine Schlüsseltechnologie,
so muß auf die Situation bezüglich der Schutzrechte eingegangen werden.
2. Kapazitätsauslastung und Engpässe:
Skizzieren Sie zum Abschluß dieses Kapitels, wie die Anlagekapazitäten für die
Produktion ausgenutzt werden sollen. Dazu ist der Auslastungsgrad zu nennen.
Danach sind etwaige Engpaßbereiche zu identifizieren und mit der oben
skizzierten Anschaffungspolitik abzustimmen. Dabei sind die beabsichtigten
Erweiterungen der Produktionskapazität zu berücksichtigen. Für mögliche
Engpaßbereiche ist es ratsam darzulegen, wie Sie beabsichtigen sie abzubauen.
Aufgabe 7.3: Programmplanung und Kapazität
7 Produktion
Stellen Sie kurz Ihre Programmplanung dar und gehen Sie dabei auch auf
Auslastungsgrad, Verfahren und Kapazitäten ein.
60
8 Forschung und Entwicklung
8.
61
Forschung und Entwicklung
Die Abhängigkeit eines Unternehmens von nur einem Produkt birgt oft sehr hohe
Risiken und führt nicht selten zum Konkurs. Deshalb muß ein Unternehmen bestrebt
sein, ständig neue Produktideen und neue marktfähige Produkte zu entwickeln bzw.
bestehende Produkte an veränderte Bedingungen anzupassen und zu verbessern.
Sie müssen konkrete Vorstellungen über die Forschung und Entwicklung (FuE) in
Ihrem Unternehmen haben. Sie sollten sowohl die Forschungs- und
Entwicklungsziele, als auch die hierzu notwendigen Ressourcen abschätzen.
8.1
ZIELE
Um den Erfolg der Produkte des Gründungsunternehmens auf Dauer zu
gewährleisten, müssen Sie sich bei der Festlegung der Forschungs- und
Entwicklungsziele an den Bedürfnissen Ihrer Kunden orientieren. Besonders bei
einer technologieorientierten Unternehmensgründung wird ein potentieller
Kapitalgeber seine besondere Aufmerksamkeit auf eine ausreichende Marktnähe der
Forschung und Entwicklung (FuE) richten.
Bei den Ausführungen zu diesem Unterabschnitt sollten Sie die drei nachgenannten
Aspekte berücksichtigen.
1. Phasen der FuE
Zunächst zeigen Sie auf, welche Phasen der FuE für das Gründungsunternehmen
geplant sind. Zur Auswahl stehen:
• Angewandte Forschung mit dem Ziel der Erfindung (z.B. Patente)
• Neuentwicklung
• Weiterentwicklung
2. Das Entwicklungsstadium der Produkte zum gegenwärtigen Zeitpunkt
Danach gehen Sie darauf ein in welchem Entwicklungsstadium sich die Produkte
Ihres Unternehmens zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden. Man kann hierbei vier
Stufen der Produktentwicklung unterscheiden:
Stufe 1: Eine überzeugende Produktidee ist vorhanden. Sie hat aber noch
nicht das Stadium des Prototyps erreicht.
Stufe 2: Ein Prototyp ist hergestellt. Es sind jedoch noch weitere Tests und
Entwicklungsarbeiten notwendig.
Stufe 3: Ein fertiges Produkt existiert. Eine Anwendung durch den Kunden hat
allerdings noch nicht stattgefunden.
8 Forschung und Entwicklung
62
Stufe 4: Ein fertiges Produkt existiert. Es gibt bereits die ersten zufriedenen
Anwender.
3. Art der FuE
Schließlich sollte Sie darstellen, wie Sie Ihre FuE durchführen wollen. Hierbei haben
Sie drei Möglichkeiten zur Auswahl:
• Eigenforschung
• Auftragsforschung
• Gemeinschaftsforschung
Aufgabe 8.1: Ziele
Beschreiben und begründen Sie kurz Welche Ziele Sie in Ihrer FuE verfolgen
wollen und welchen Weg Sie gehen wollen.
8.2
RESSOURCEN
Nachdem Sie Ihre FuE-Ziele festgelegt haben, ist es nun Ihre Aufgabe, die zur
Zielerreichung notwendigen Ressourcen zu bestimmen.
Auf die beiden folgenden Aspekte sollten Sie dabei eingehen:
1. Die vorhandenen Ressourcen für die FuE
Zuerst müssen Sie analysieren, welche Ressourcen zur Erreichung der Forschungsund Entwicklungsziele vorhanden sind. Dazu sollten Sie das vorhandene Know-how
(z.B. eigene Patente) und die Anlagen bzw. Einrichtungen beschreiben, die Ihnen zur
Verfügung stehen.
2. Die benötigten Ressourcen für die FuE
Anschließend legen Sie fest, welche Ressourcen zur Erreichung der Forschungsund Entwicklungsziele noch fehlen. Zeigen Sie auf, wann und wie die benötigten
Anlagen bzw. Einrichtungen (z.B. CAD-System) und das notwendige Know-how
bereitgestellt werden können.
Zum Know-how zählen insbesondere die zu erwerbenden Schutzrechte und das
Personal für die FuE.
Zu berücksichtigen sind die Möglichkeiten, die sich Ihrem Unternehmen durch die
Kooperation mit Technologiezentren, Universitäten, Fachhochschulen und ähnlichen
Einrichtungen ergeben.
8 Forschung und Entwicklung
Aufgabe 8.2: Ressourcen
Bestimmen Sie die Ressourcen auf die Sie innerhalb Ihrer FuE zurückgreifen
wollen und erläutern Sie Ihre Entscheidung.
63
9 Personalentwicklung und Organisation
64
Organisation
9.
Personalentwicklung und Organisation
In den vorangegangenen Abschnitten haben Sie Ihre Planungen für die betrieblichen
Teilfunktionen Marketing, Beschaffung, Produktion sowie Forschung und Entwicklung
dargestellt. Um diese Planungen zu realisieren sind eine Vielzahl von Aufgaben zu
verrichten.
Darüber hinaus haben Sie als Leiter eines Gründungsunternehmens, noch weitere
Aufgaben zu übernehmen. Sie sind für die Führung, Organisation, Planung,
Planrealisation und Kontrolle im Unternehmen verantwortlich. Dazu bedarf es der
Unterstützung durch ein geeignetes Informationssystem. Dieses schließt das
gesamte Rechnungswesen (Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung etc.) und die
Datenverarbeitung ein.
Sie müssen sämtliche anfallenden Aufgaben aufführen und hinsichtlich ihres
Umfanges und ihrer Qualität analysieren(Abschnitt 9.1). Sie müssen den
erforderlichen Personalbedarf planen und die neu entstehenden Stellen im
Unternehmen beschreiben.
Der Unternehmensbereich Organisation wird an dieser Stelle am besten durch ein
Organigramm und eine Stellenbeschreibung für alle Stellen des Unternehmens
(Abschnitt 9.2) für die nächsten drei Jahre dokumentiert. Die geplante
Personalentwicklung des Unternehmens wird in Abschnitt 9.3 erläutert.
9.1 AUFGABENANALYSE
Welche Aufgaben sind zu bewältigen, um den zuvor beschriebenen Soll-Zustand des
Unternehmens in den nächsten drei Jahren zu erreichen?
Welche Aufgaben fallen im Marketing, in der Beschaffung, in der Produktion, in
der Forschung und Entwicklung, bei der Finanzierung an?
9 Personalentwicklung und Organisation
65
Welche Aufgaben hat die Unternehmensleitung incl. Rechnungswesen,
Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung, Datenverarbeitung?
Aufgabe 9.1: Aufgabenanalyse
Definieren und analysieren Sie sämtliche Aufgaben die in Ihrem Unternehmen
anfallen werden und beschreiben Sie diese ausführlich.
9.2 PERSONALENTWICKLUNG
In der Regel werden Sie feststellen, dass Sie nicht oder schon bald nicht mehr in der
Lage sein werden, alle Aufgaben selbst wahrzunehmen. Sie benötigen auf Grund der
Entwicklung Ihres Unternehmens weiteres Personal.
Bei der anstehenden Personalbedarfsplanung sollte Sie mit Hilfe der
vorangegangenen Analysen, die folgenden fünf Fragen beantworten.
Welche Aufgaben sind zu verrichten?
Legen Sie zunächst die zu verrichtenden Aufgaben fest. Zum einen sind dies die
Aufgaben in den betrieblichen Funktionsbereichen Marketing, Beschaffung,
Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Qualitätswesen. Zum anderen sind es
die Aufgaben der Unternehmensleitung. Zu diesen Aufgaben der
Unternehmensleitung gehören Unternehmensführung, Organisation, Planung,
Planrealisation und Kontrolle. Zur Unterstützung der Unternehmensleitung bedarf es
eines geeigneten Informationssystems.
Wieviele Stellen sind zu besetzen?
Sie müssen überlegen, welche Aufgaben Sie selber bewältigen können und wollen
und welche Sie delegieren müssen. Daraus läßt sich dann die Anzahl der zu
besetzenden Stellen ermitteln.
Außerdem sollte Sie die Qualifikationsanforderungen festlegen, die für die
jeweiligen Stellen erforderlich sind. Dies umfaßt sowohl die geistigen als auch die
körperlichen Anforderungen.
Wieviel Personal wird benötigt?
Nachdem Sie die zu besetzenden Stellen ermittelt haben, müssen Sie den
quantitativen und den qualitativen Personalbedarf festlegen. Weiterhin müssen Sie
9 Personalentwicklung und Organisation
66
entscheiden, wie der ermittelte Personalbedarf abgedeckt werden soll. Es stehen
zwei
Möglichkeiten zur Auswahl:
• Einstellung von Mitarbeitern oder
• Beschäftigung von Aushilfskräften.
Bei Aushilfskräften entfallen unter Umständen die hohen Personalnebenkosten, was
in der Gründungsphase zu einer wesentlichen Kostenentlastung beitragen kann. Die
Einstellung von Mitarbeitern birgt eine zusätzliche Belastung im
Personalfixkostenbereich.
Was kostet das Personal?
Im Anschluß an die Festlegung des Personalbedarfs schätzen Sie bitte die Kosten
für das benötigte Personal ab. Neben den direkten Lohnkosten sind insbesondere die
Lohnnebenkosten zu berücksichtigen:
• Arbeitgeberanteil Sozialversicherung ca. 21%
Vorsicht!
Versicherungsrechtliche und lohnsteuerrechtliche Vorschriften sind nicht
identisch. Die Grenzen für sozialversicherungsfreie Beschäftigungen ändern
sich jedes Jahr. Beachten Sie diese Grenzen genau. Sie als Arbeitgeber haften
für die richtige Berechnung der Beiträge
Wo soll das Personal rekrutiert werden?
Schließlich müssen Sie sich als Unternehmensgründer Gedanken machen, wo das
benötigte Personal rekrutiert werden kann. Für die Personalbeschaffung von
technologieorientierten Unternehmen ist fachliches Arbeitskräftepotential an
Universitäten oder Fachhochschulen vorhanden.
Die Personalbedarfsplanung sollten Sie mindestens für die ersten drei Jahre der
Geschäftstätigkeit durchführen und am günstigsten gleich monatlich oder
zumindestens quartalsweise. Die Personalbedarfsplanung wird an späterer Stelle für
die Planung der Finanzierung benötigt (Abschnitt 10). Die Personalkosten für die
einzelnen Stellen sind samt Personalnebenkosten den GuV-Rechnungen in Kapitel
11 zu entnehmen.
Wichtig!
Gleichgültig, wen oder wieviel Beschäftigte man einstellt, lassen Sie sich immer
folgende Unterlagen vorlegen:
9 Personalentwicklung und Organisation
67
• Lohnsteuerkarte,
• Versicherungsnachweisheft/Sozialversicherungsausweis,
• Nachweis über Krankenversicherung,
• Urlaubsbescheinigung des letzten Arbeitgebers,
• polizeiliches Führungszeugnis,
• Arbeitszeugnis der letzten Arbeitgeber,
• Arbeitserlaubnis (wenn der neue Beschäftigte nicht aus einem Land der
Europäischen Union kommt).
Die folgende Abbildung dient als Beispiel für geplante Stellen und die
Einstellungsdaten für die ersten 5 Jahre eines Unternehmens:
Einstelldatum.
1. Jahr
2. Jahr
3. Jahr
Art der Stelle
Geschäftsführer
Technischer Leiter
1. Ingenieur
1. Techniker
Verwaltungskraft
2. Techniker
2. Ingenieur
3. Ingenieur
Kaufmann
Abb.: geplante Einstellungsdaten der Mitarbeiter für die einzelnen Stellen
Aufgabe 9.2: Personalentwicklung
4.Jahr
5. Jahr
9 Personalentwicklung und Organisation
68
Zeigen Sie Ihre Personalbedarfsplanung für die nächsten Jahre auf. Orientieren
Sie sich an den in diesem Abschnitt gestellten Fragen und versuchen Sie diese
soweit als möglich zu beantworten.
9.3 ORGANIGRAMM UND STELLENBESCHREIBUNG
Die in Kapitel 9.1 analysierten Aufgaben, die für die ersten drei Jahre der
Geschäftstätigkeit geplant werden, müssen in der Folge genauer beschrieben
werden. Hierbei werden Funktion, Inhalt und Anforderungsprofil aller Stellen
erläutert. Die vorgesetzten Stellen gehen aus dem dargestellten Organigramm
hervor. Die Stellenbeschreibungen fassen Sie bitte tabellarisch zusammen:
Funktion
Geschäftsführer
.. 1. Ingenieur..
.. 2. Ingenieur..
Inhalt und
Anforderungs-
Befugnisse
profil
besetzt durch
•
...
•
...
•
...
•
...
•
...
•
...
Name, Adresse
•
...
•
...
•
...
Name, Adresse
•
...
Name, Adresse
Tab.: Inhalt, Befugnisse und Anforderungsprofil an die einzelnen Stellen des Unternehmens.
Folgendes Beispiel eines Organigramms (Abb.) soll die Weisungsbefugnisse
verdeutlichen:
9 Personalentwicklung und Organisation
69
G e s c h ä fts fü h re r
T e c h n is c h e r L e ite r
1 . In g e n ie u r
1 . T e c h n ik e r
V e rw a ltu n g s k ra ft
1 . fre ie r M ita rb e ite r
2 . In g e n ie u r
2 . T e c h n ik e r
R e in ig u n g s k ra ft
2 . fre ie r M ita rb e ite r
3 . In g e n ie u r
3 . T e c h n ik e r
(A n a ly t ik in g e n ie u r)
K a u fm a n n
4 . T e c h n ik e r
5 . T e c h n ik e r
Abb.: Organisatorischer Aufbau des Unternehmens, dargestellt anhand eines Organigramms
Aufgabe 9.3: Organigramm und Stellenbeschreibung
Stellen Sie ein Organigramm auf und verfassen Sie für jede Stelle eine kurze
Stellenbeschreibung.
10 Finanzierung
70
Investitionen
10. Finanzierung
In den bisherigen Kapiteln haben Sie erläutert was Sie vorhaben, wie Ihr Produkt,
das Marketing und die Produktion und Beschaffung aussieht und mit welcher
Organisation Sie diese Aufgabe bewältigen wollen. Abschließend ist einer der
wichtigsten Teilbereiche Ihres Unternehmens, gerade für die potentiellen
Kapitalgeber, zu planen und zu dokumentieren. Es ist überlebnswichtig für Ihr
Unternehmen hier sorgfältig die Planzahlen abzuwägen und mögliche Risiken schon
in der Planung zu lokalisieren und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
Die zentrale Fragen dieses Abschnitts sind:
"Welchen Finanzbedarf hat das Unternehmen? Wie soll dieser Finanzbedarf
gedeckt werden? Ist das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt der
Geschäftstätigkeit zahlungsfähig?"
Die Planungen zur Finanzierung müssen aus den Ausführungen der
vorangegangenen Abschnitte hervorgehen. Die einzelnen Positionen der
Finanzplanungen sollten, soweit erforderlich, kommentiert und begründet werden.
Wichtig!
Denken Sie daran. Dies ist ein Gebiet auf dem sich Ihre Kapitalgeber normalerweise
gut auskennen. Fehler oder Ungereimtheiten in diesen Planungen wiegen deshalb
um so schwerer und können leicht zum scheitern des ganzen Vorhabens führen
Im einzelnen ist es erforderlich, dass Sie im 1. Schritt eine Finanzbedarfsplanung
durchführen (Abschnitt 10.1). Im Anschluß daran legen Sie die Mittelherkunft dar
(Abschnitt 10.2) und stellen Ihren Liquiditätsplan auf (Abschnitt 10.3).
10.1 FINANZBEDARFSPLAN
Der Finanzbereich der Unternehmung steht im Mittelpunkt eines Netzes von
Zahlungsbeziehungen. Hieraus ergibt sich die der Finanzwirtschaft der
Unternehmung zuzuordnende Aufgabe. Es muß dafür gesorgt werden, daß die
einzelnen Zahlungen sich in jedem Zeitpunkt aus Zahlungsmittelbeständen und
10 Finanzierung
71
gleichzeitig eingehenden Zahlungen decken. Zugleich ist aber zu verhindern, daß der
Unternehmung wegen zu hoher Bestände an Zahlungsmitteln Zinserträge entgehen,
die bei Investition dieser Mittel erzielt werden könnten. Zur Bewältigung der so
definierten finanzwirtschaftlichen Aufgabe bedarf es langfristig vorausschauender
Dispositionen, weil zwischen Zahlungen zu verschiedenen Zeitpunkten enge
Zusammenhänge und Abhängigkeiten bestehen. Einzahlungen aus der Aufnahme
von Krediten führen zu Auszahlungsverpflichtungen in späteren Zeitpunkten; bei
Einzahlungen aus der Aufnahme von Beteiligungskapital gibt es zwar keine
rechtlichen Verpflichtungen dieser Art, wohl aber eine wirtschaftliche Notwendigkeit,
in Zukunft Zahlungen für Gewinnausschüttungen vorzusehen, um den Erwartungen
der Gesellschafter zu entsprechen.
Die größte Schwierigkeit dieser umfassenden Planungsaufgabe ergibt sich daraus,
daß die Abstimmung zukünftiger Ein- und Auszahlungen angesichts einer
ungewissen Zukunft erfolgt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, stets so zu
disponieren, daß bei einem als planmäßigen vorgesehenen Ablauf der Dinge der
erforderliche Ausgleich von Ein- und Auszahlungen erreicht wird.
Um diesen Forderungen gerecht zu werden, bedarf es einer Finanzplanung, die alle
Aspekte ihres Vorhabens umfassend berücksichtigt.
Bei der Finanzbedarfsplanung werden der Finanzbedarf für langfristige
Investitionen, kurzfristige Investitionen, die Betriebsmittel und die
Gründungskosten unterschieden. Diese Einteilung ist insbesondere für die
Beantragung öffentlicher Fördermittel erforderlich.
Gründungskosten
Im Rahmen der Finanzbedarfsplanung sollten Sie den Finanzbedarf für die
Gründungskosten auflisten. Zu den Gründungskosten zählen alle Kosten, die in
unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gründungsvorgang stehen.
Da die Gründungskosten erst im Laufe der Unternehmenstätigkeit gedeckt werden
können, ist eine getrennte Auflistung notwendig. Zu den Gründungskosten zählen die
nachfolgend aufgeführten Kosten:
Beratungskosten: Hierzu zählen beispielsweise Aufwendungen für:
• Gründungsberater,
• Rechtsanwalt,
• Steuerberater,
• IHK-Beratung oder
• technische Beratung.
10 Finanzierung
72
Kosten für die Weiterbildung: Aufwendungen des Unternehmensgründers
für die Weiterbildung im Rahmen der Unternehmensgründung entstehen z.B.
durch Kurse, Seminare oder sonstige Veranstaltungen zur Vermittlung
wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Kenntnisse.
Gebühren: Als mögliche Gebühren, die mit der Unternehmensgründung
anfallen, sind zu nennen:
• Eintragung ins Handelsregister,
• Notar,
• Behörden,
• Genehmigungen oder
• Sicherheitsprüfungen.
Kautionen oder Bürgschaften: Hierzu zählt beispielsweise eine eventuell
anfallende Mietkaution.
Sonstige Ausgaben der Gründungsvorbereitung: Zu den sonstigen
Ausgaben der Gründungsvorbereitung zählen z.B. die Ausgaben für die
Erstellung von:
• Firmenlogo,
• Unternehmenskonzept sowie
• Präsentationsmappen.
Markteinführungskosten: Bei den Markteinführungskosten sind
beispielsweise die erstmaligen Kosten für die Werbung zu nennen.
10.1.1
INVESTITIONEN
Häufig ist es das Anlagevermögen, das die meisten Gelder verschlingt. Maschinen
und Anlagen, Fahrzeuge und Transportmittel, Ladeneinrichtung, Möbel und
Büromaschinen, vielleicht auch Grundstücke und Gebäude. Umreißen Sie diesen
Punkt deshalb präzise. Nennen Sie die konkreten Investitionen, die Sie für
unabdingbar halten. Geben Sie Preise und Bezieher an sowie den Zeitpunkt, zu dem
Sie das Wirtschaftsgut anzuschaffen gedenken. Beachten Sie dabei die üblichen
Lieferfristen.
Zu berücksichtigen ist auch, daß Art und Umfang dieser Investitionen die Höhe des
benötigten Fremdkapitals und damit die langfristige Kapitaldienstbelastung
beeinflussen. Man muß verantwortungsbewußt entscheiden, ob die geplanten
10 Finanzierung
73
Ausgaben wirklich in dieser Größenordnung und zu dem vorgesehenen Zeitpunkt
notwendig sind. Manchmal entlastet schon das Verschieben um wenige Monate die
Liquidität und spart Zinsen. Auch durch die Wahl des Lieferanten lassen sich
Preisvorteile erzielen. Der Wirkungsgrad der anzuschaffenden Maschinen muß
richtig eingeschätzt werden, um nicht mit „teuren Kanonen auf Spatzen zu schießen“.
Andererseits kann man auch nicht mit überholtem Gerät gegenüber Mitbewerbern
bestehen. Zu berücksichtigen ist hierbei die Produktqualität, Leistungsfähigkeit und
die zu erwartenden Reparaturaufwendungen. Die aktuelle Einsparung führt vielleicht
über kurz oder lang zu weit höheren Kosten. Hier sollten Sie sich auf Ihre fachliche
Kompetenz und Ihre Branchenerfahrung verlassen.
Wichtig ist auch, daß man in der Gründungsphase, in Bezug auf teure
Anschaffungen (z.B. Auto), auf dem Teppich bleibt, um einen guten Eindruck auf den
Fremdkapitalgeber zu hinterlassen.
Die Bezeichnungen der nachstehenden Investitionen sind allgemein gehalten um
eine branchenunabhängige Darstellung zu erreichen. Ersetzen Sie diese Positionen
durch Ihre konkreten Angaben.
Als Aufwendungen für Anschaffungen fallen an:
• Grundstücke und Gebäude - Anschaffungskosten, Aufwendungen für Ausund Umbau, Renovierung, Kostenvoranschläge, Projekterstellung.
• Lagerausstattung - Alle Anschaffungen, die zum Lager gehören,
einschließlich der Behälter und Regale.
• Maschinen und Transportmittel - Arbeitsmaschinen sowie
innerbetriebliche Transportmittel, wie Stapler und Fördereinrichtungen.
• Fahrzeuge - Nutzfahrzeuge für Transporte außerhalb des Betriebes; Lkw
und Pkw.
• Patente und Lizenzen - Immaterielle Wirtschaftsgüter, wie auch
Konzessionen, die für Ihre Gründung unabdingbar und von Fremden zu
erwerben sind. Berücksichtigen Sie die Zahlungsweise. Nur der einmalige
Aufwand gilt als Investition. Wiederkehrende Zahlungen sind Kosten und
damit nicht durch Fördermittel abdeckbar.
• Sonstiges - Damit Sie durch Preisveränderungen oder vergessene
Positionen nicht in Schwierigkeiten kommen, planen Sie zu Ihrer Sicherheit
fünf bis zehn Prozent der Summe als Reserve.
10 Finanzierung
10.1.2
74
BETRIEBSMITTEL
Der Finanzbedarf für die Betriebsmittel setzt sich aus den Personalkosten, den
Büro- und Verwaltungskosten, der Miete oder Pacht, den Zinsen und den
Forderungen gegenüber Dritten zusammen.
Ist Ihr Gründungsunternehmen eine Kapitalgesellschaft (z.B. eine GmbH), so sollten
Sie bei den Personalkosten auch das Geschäftsführergehalt berücksichtigen.
Hat Ihr Gründungsunternehmen die Rechtsform einer Einzelunternehmung oder
einer Personengesellschaft, sollten Sie auf jeden Fall eine eigenständige Rubrik
„Privatentnahmen“ vorsehen. Hier ist dann Ihre „kalkulatorischer Unternehmerlohn“
anzusetzen.
Aufgabe 10.1: Finanzbedarfsplan
Zeigen Sie Ihren gesamten Finanzbedarf auf. Unterscheiden Sie dabei deutlich
zwischen Investitionen(10.1.1) und Betriebsmitteln (10.1.2). Beschreiben sie
soweit möglich ihre Investitionsvorhaben im Detail. Halten sie bei der Planung
auch fest von welchen Voraussetzungen sie ausgegangen sind, welche
Annahmen sie getroffen haben und begründen sie diese.
10.2 FINANZIERUNGSPLANUNG
Im Leistungsbereich der Unternehmung werden Investitionen vorgenommen, das
heißt, es erfolgen Auszahlungen, die nicht sofort durch Einzahlungen kompensiert
werden; man erwartet vielmehr erst in der Zukunft Einzahlungen, die die anfangs
erforderlichen Auszahlungen mindestens decken. Im Zeitpunkt der Investition sind
zur Deckung der Anfangsauszahlungen Mittel bereitzustellen. Unter Finanzierung
versteht man die Bereitstellung von Kapital, das heißt Geld für
Investitionszwecke. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, Geld für Investitionen
bereitzustellen:
1. Man kann der Unternehmung von außen Kapital zuführen, entweder durch
Aufnahme zusätzlicher Kredite oder durch zusätzliches Eigenkapital, das
heißt also entweder durch zusätzliche Kapitaleinlagen der bisherigen
Eigentümer oder Gesellschafter oder durch Aufnahme neuer Teilhaber. Der
durch Investitionsauszahlungen negativ werdende Leistungssaldo wird also
10 Finanzierung
75
durch Zahlungen von Eigentümern, Gesellschaftern oder Kreditgebern
ausgeglichen. In diesem Fall spricht man von externer Finanzierung oder
Außenfinanzierung.
2. Man kann die im Leistungsbereich vor Bestreitung der
Investitionsauszahlungen erzielten Zahlungsüberschüsse zumindest
teilweise zur Finanzierung von Investitionen verwenden; das gleiche gilt für
Zahlungsüberschüsse des Finanzinvestitionsbereichs. In diesem Fall erfolgt
keine Kapitalzuführung von außen; vielmehr stammen die Mittel aus
Zahlungsüberschüssen des Leistungs- oder Finanzinvestitionsbereichs.
Man spricht von interner Finanzierung oder Innenfinanzierung.
Die externe Finanzierung kann in Eigen- und Fremdfinanzierung eingeteilt
werden, je nachdem, ob die Mittel von Eigentümern bzw. Gesellschaftern oder von
Kreditgebern zugeführt werden. Die Unterscheidung verschiedener Formen der
internen Finanzierung bedarf etwas eingehender Begründung. Man geht hierbei
häufig vereinfachend davon aus, daß der im Leistungsbereich erzielte Gewinn
(Leistungsgewinn) ermittelt werden kann, indem man von den laufenden
Einzahlungen die laufenden Auszahlungen (ohne Investitionen) sowie bestimmte
Aufwendungen abzieht, die nicht mit Auszahlungen verbunden sind; dies sind
Abschreibungen und Zuführungen zu Rückstellungen. Diese Gewinnberechnung
ist nur dann ganz richtig, wenn die laufenden Einzahlungen mit den Erträgen und die
laufenden Auszahlungen mit den Aufwendungen übereinstimmen; andernfalls bedarf
sie noch einer Korrektur.
Geht man von der vereinfachten Form der Gewinnberechnung aus, so gilt:
Leistungsgewinn
= lfd. Einzahlungen
- lfd. Auszahlungen
- Abschreibungen
- Zuführung zu Rückstellungen
Die Differenz zwischen laufenden Einzahlungen und laufenden Auszahlungen
wird als Cash Flow bezeichnet: Cash-flow =lfd. Einzahlungen
- lfd. Auszahlungen
= Leistungsgewinn
+ Abschreibungen
+ Zuführung zu Rückstellungen
10 Finanzierung
76
Quelle der internen Finanzierung ist also der Überschuß der laufenden
Einzahlungen über die laufenden Auszahlungen, der aber rechnerisch mit der
Summe aus Gewinn, Abschreibungen und Zuführung zu Rückstellungen
übereinstimmt; man kann deswegen die interne Finanzierung in drei Komponenten
einteilen:
1. Finanzierung aus Gewinn (auch als Selbstfinanzierung bezeichnet)
2. Finanzierung aus Abschreibungen
3. Finanzierung aus Rückstellungen
Die Einteilung von Finanzierungsarten:
Externe Finanzierung:
1. Einlagen- oder Beteiligungsfinanzierung (externe Eigenfinanzierung)
2. Kreditfinanzierung (externe Fremdfinanzierung)
Interne Finanzierung:
1. Einbehaltene Gewinne (Selbstfinanzierung, interne Eigenfinanzierung)
2. Abschreibungen und Kapitalfreisetzung durch Veräußerung von
Vermögensgegenständen (Vermögensumschichtung)
3. Rückstellungen (Interne Fremdfinanzierung)
Um vor Beginn einer ausführlichen Gründungsplanung den Kapitalbedarf grob
abschätzen zu können gibt Ihnen folgende Checkliste eine schnelle Übersicht:
10 Finanzierung
Checkliste: Schätzung des Kapitalbedarfs
1. Langfristig gebundenes Kapital (Investitionen)
Grundstück, Gebäude
Umbau- bzw. Einbaukosten
Renovierungskosten
Maschinen und Geräte
Fahrzeuge
Einrichtungsgegenstände
einmalige Patent-, Lizenz- und Franchisegebühr
Ablösebetrag für Geschäftsübernahme
Sonstige Kosten
2. Kurzfristig gebundenes Kapital (Betriebsmittel)
Warenerstausstattung
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
Material
Übernahmekosten für vorhandene Waren (Lager)
3. Gründungskosten
Gewerbeanmeldung, Notarkosten. Amtsgericht
Beratungskosten (Anwalt, Steuerberater)
Fahrtkosten, Aufwendungen für Besichtigungen
Porto, Telefon
Kosten für Aus- und Fortbildung
Markteinführung
Mietkautionen, Maklercourtage
4. Liquiditätsreserve Betriebskosten (monatlich)
Miete incl. Nebenkosten
Strom, Gas, Wasser
Personalkosten
Werbung
Wartung, Pflege, Reparatur
betriebliche Versicherungen
Beiträge (Berufsgenossenschaft, Kammer, Verband)
Beratungskosten (Steuerberater, Rechtsanwalt)
Verwaltungskosten (Telefon, Porto, Büromaterial)
Zinsen, Abschreibungen
5. Liquiditätsreserve für Ihren Lebensunterhalt
Miete incl. Nebenkosten
Telefon
Versicherungen
Lebensmittel
Bekleidung
Kinderbetreuungskosten
Friseur
Unterhalt an Familienangehörige
Zeitungen, Zeitschriften, TV
Mitgliedsbeiträge
Autokosten
Einkommenssteuer
sonstige Lebenshaltungskosten
Gesamtkapitalbedarf
77
10 Finanzierung
78
Nachdem nun der Gesamtkapitalbedarf geschätzt ist, taucht die Frage nach den
vorhandenen oder geplanten Mitteln auf. Die folgende Aufstellung gibt einen kurzen
Überblick, welche Finanzierungsquellen existieren:
Finanzierungsquellen
Langfristige Mittel
Eigenkapital
kurzfristige Mittel
Barmittel
Sacheinlagen
Eigenleistung
Fremdkapital Bankdarlehen
Fördermittel
Verwandtendarlehen
Gesellschafterdarlehen
Lieferantenkredit
Beteiligungen
Kontokorrentkredit
Avalkredit
Verwandtendarlehen
Gesellschafterdarlehen
Lieferantenkredit
Wechseldiskontkredit
Vorauszahlungskredit
Zwischenfinanzierung
Factoring
Das Eigenkapital zählt stets als langfristig, denn man verfügt darüber
uneingeschränkt und ohne zeitliche Begrenzung durch eine Rückzahlungsfrist.
Fremdkapital ist dann langfristig, wenn die Laufzeit über vier Jahre geht.
10.2.1
EIGENKAPITAL
Bevor man teure Kredite aufnimmt, ist es sinnvoller möglichst viel eigenes Geld
einzusetzen. Ein Kassensturz zeigt, welche Barmittel man besitzt und wann man
darüber verfügen kann (z.B. Termingelder, festverzinsliche Wertpapiere, Sparbriefe,
Aktien, Investmentfonds). Über Eigenkapital zu verfügen bedeutet eine größere
finanzielle Unabhängigkeit.
Nicht immer ist es jedoch sinnvoll, langfristige Geldanlagen zu kündigen oder
aufzulösen, vor allem dann nicht, wenn das mit Verlusten verbunden ist. In einem
solchen Fall ist es sinnvoll, die Geldanlage an eine Bank als Besicherung eines kurzoder mittelfristigen Darlehens abzutreten. Nach der Rückzahlung dieses
Darlehens verfügt man über gewachsenes Kapital.
10 Finanzierung
79
Nachdem man weiß, welches Eigenkapital zur Verfügung steht, ist zu regeln, wie
dieses Geld in das Unternehmen fließen soll. Die Errichtung eines Firmenkontos ist
zu empfehlen, da das eingebrachte Eigenkapital von nun an für alle Verbindlichkeiten
des Unternehmens haftet, unter Berücksichtigung der einzelnen Rechtsformen (siehe
Kapitel 2.4).
Ein eigenes Geschäftskonto ist in jedem Fall notwendig, auch wenn man keine
Kapitalgesellschaft gründet. Die Schuldzinsen darauf sind Betriebsausgaben, also
steuerlich wirksam. Wichtig ist eine saubere Trennung der privaten Ausgaben von
den geschäftlichen, da das Finanzamt vielleicht nicht den betrieblichen Zweck der
Fremdkapitalkosten anerkennt. Lieber den Kreditrahmen beim Betriebskonto nutzen
(Kontokorrent).
Reichen die Eigenmittel nicht aus und liegen diese unter 40 Prozent der
Gesamtinvestitionssumme, dann greift vielleicht das Eigenkapitalhilfeprogramm
der Bundesregierung (siehe Kapitel 10.2.2).
Ein Teil der Eigenmittel auch in Form von Sacheinlagen erbracht werden. Damit
wird der Einsatz von Barmitteln reduziert und eine größere Liquidität erreicht.
Geeignet sind Grundstücke und Gebäude, Fahrzeuge, Maschinen und Geräte sowie
Teile der Büroeinrichtung. Zwei Kriterien sind Bedingung:
Die Sache hat betriebsnotwendig und werthaltig zu sein.
Die Betriebsnotwendigkeit ergibt sich aus dem konkreten Gründungsvorhaben. Für
die eindeutige und objektiv finanzielle Einschätzung der Werthaltigkeit ist ein
Sachgründungsbericht erforderlich. Alle Objekte und Gegenstände sowie deren
Anschaffungsdaten und -preise müssen aufgeführt werden. Die zeitmäßige
Bewertung hat ein unabhängiger Sachverständiger vorzunehmen.
10.2.2
FREMDKAPITAL
Zur Finanzierung der Existenzgründung ist sicherlich Fremdkapital als Ergänzung zu
den Eigenmitteln notwendig. Die in Frage kommenden Finanzierungsquellen
wurden bereits in der Tabelle „Finanzierungsquellen“ aufgeführt und sind genau zu
überprüfen. Die Aufteilung in lang- und kurzfristige Gelder wurden gewählt, um den
Bezug zur Verweildauer des finanzierten Gegenstandes zu verdeutlichen. Einige
Mittel sind sowohl kurz- als auch langfristig zu erhalten.
10 Finanzierung
80
Die Tabelle mit den wichtigsten Förderprogrammen für Existenzgründer ist den
Unterlagen zu entnehmen, die Ihnen mit der Diskette übergeben wurden.
Von den vielen Möglichkeiten, die der Unternehmensgründer bei der Beschaffung
von Fremdkapital insbesondere für eine Unternehmensgründung hat, werden hier die
wesentlichen aufgezeigt.
Zuschüsse:
Zu nennen sind hier die Zuschüsse durch die Öffentliche Hand. Hierzu gehören:
• Europäische Union (z.B. Europäische Strukturfonds)
• Bund (z.B. technologieorientierte Förderprogramme des
Bundesministeriums für Forschung und Technologie)
• Land (z.B. Existenzgründerzuschüsse des Landes)
• Regionalförderung (als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Land)
Zinsgünstige Darlehen der Öffentlichen Hand:
Zinsgünstige Darlehen werden ebenfalls durch die Öffentliche Hand bereitgestellt. Zu
nennen sind hier:
• Europäische Union
• Bund (z.B. Existenzgründerprogramme der Deutschen Ausgleichsbank)
Länder (z.B. Mittelstandsförderprogramm des Landes Rheinland-Pfalz).
Darlehen:
Zur Beschaffung von Fremdkapital durch eine Darlehensaufnahme, die nicht von der
Öffentlichen Hand gefördert wird, kann der Unternehmensgründer auf folgende
Möglichkeiten zurückgreifen:
• Kreditinstitute
• Privatpersonen
Darlehen von Privatpersonen sind in der Regel günstiger und unkomplizierter zu
erhalten als Darlehen von Kreditinstituten. Dies sollte der Unternehmensgründer bei
der Darlehensaufnahme berücksichtigen.
Beteiligungs- oder Wagniskapital:
Beteiligungskapital stellt z.B. die Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft der
Deutschen Ausgleichsbank (DtA) im Rahmen des Modellversuchs
„Beteiligungskapital für junge Technologie-Unternehmen (JTU)“ des
Bundesministeriums für Forschung und Technologie zur Verfügung.
Zum Abschluß soll die Kapitaldeckungsrechnung in einem Beispiel verdeutlicht
werden:
10 Finanzierung
81
Vorhaben: Neuerrichtung eines gewerblichen Industriebetriebes in
Kaiserslautern (B-Schwerpunktort) ohne FuE-Projekt.
Kapitalbedarf für Investitionen: 100.000 DM
• Eigenkapital:
15.000DM
• EKH-Darlehen: 25.000DM
• GA-Zuschuß:
18.000DM
• ERP-Darlehen: 24.000DM
• DtA-Darlehen:
8.000DM
• Kreditinstitut:
10.000DM
Kapitalbedarf für Betriebsmittel: 50.000 DM
• Kreditinstitut, Risikokapital der MBW, WFT
Besicherung
• Bürgschaften der ISB:
Investitionen bis zu 80%, Betriebsmittel bis zu 60%,
Sicherungsübereignungen
10.2.3
SICHERHEITEN
Oft wird man bei Gesprächen mit Banken zur Finanzierung des Gründungsvorhabens
als erstes mit der Frage nach Sicherheiten konfrontiert. Neben der eigenen
Persönlichkeit, dem bisherigen Werdegang und dem Unternehmenskonzept ist der
Nachweis von Sicherheiten eines der wichtigsten Kriterien für eine positive
Entscheidung über die persönlichen Kreditvorstellungen.
Für Banken gilt bei der Vergabe von Krediten die Regelung:
Soviel Sicherheit wie möglich.
Für den Unternehmer muß die Faustregel gelten:
So viel Sicherheit wie nötig!
Formen möglicher Sicherheiten:
• Sicherungsübereignung
Je nach Kreditart sind unterschiedliche Sicherheiten erforderlich. Bei Gütern des
Anlagevermögens ist die Besicherung relativ einfach. Sie erfolgt durch Abtreten der
Besitzansprüche. Das heißt, die erworbene Büroeinrichtung stellt bis zur restlosen
Tilgung der Schuld ein Pfand dar. Sie wird als Sicherheit übereignet.
• Verpfändung
10 Finanzierung
82
Gegenstände und Wertpapiere, die in eigenem Besitz sind, dürfen der Bank
ebenfalls als Sicherheit verpfändet werden. So zum Beispiel Gold, Wertpapiere,
Geldforderungen, Sparbücher oder Geschäftsanteile.
• Grundschuld und Hypothek
Die höchste Sicherheitsgarantie für Banken stellen die Grundschulden und
Hypotheken dar. Es sind dingliche Sicherheiten. Das liegt daran, daß ein
Grundstück kaum an Wert verliert, eine Veräußerung also stets einen Mindesterlös
erwarten läßt.
Der Unterschied zwischen Hypothek und Grundschuld besteht darin, daß die
Hypothek für die Finanzierung bzw. Bebauung eines Grundstückes eingetragen und
nach restloser Tilgung gelöscht wird. Die Grundschuld, wenn sie einmal eingetragen
ist, wird nach Ablauf des Besicherungszeitraumes wieder frei. Grundschuld und
Hypothek werden ins Grundbuch eingetragen und somit öffentlich gemacht, da jeder
Einsicht in die Grundbücher hat. Die Höhe der Eintragung richtet sich nach der Höhe
des Kredites. Zusätzlich werden die Zinsen eingetragen. Die Bank erwirbt mit der
Eintragung das Recht, den offenen Kreditvertrag notfalls aus dem Grundstück zu
bezahlen.
• Bürgschaften
Eine sehr verbreitete Möglichkeit, Kredite abzusichern, ist die Abgabe einer
Bürgschaftserklärung. Man bezeichnet sie als Personensicherheit, weil die
Erklärung von einer Person gestellt wird.
Mit einer Bürgschaft erklärt der Bürge gegenüber der Bank, daß er im Falle der
Zahlungsunfähigkeit die Tilgung der Verbindlichkeiten übernimmt. Die Bürgschaft ist
selbstschuldnerisch, unbefristet und meistens auch unbegrenzt. Man muß darauf
achten, daß die erteilte Bürgschaft nur für den gewährten Kredit gilt.
Bürgschaften können von folgenden Institutionen erteilt werden:
Bund, Land (Industrie- und Strukturbank), Privatpersonen.
Aufgabe 10.2: Finanzierungplan
Beschreiben Sie nun, auf welche Art und Weise Sie den von Ihnen festgestellten
Finanzbedarf decken wollen.
10 Finanzierung
83
10.3 LIQUIDITÄTSPLANUNG
Von entscheidender Bedeutung für die Überlebensfähigkeit einer
Unternehmensgründung ist die ständige Liquidität. Unter Liquidität ist dabei die
Fähigkeit eines Unternehmens zu verstehen, „alle Zahlungsverbindlichkeiten
fristgerecht und in vollem Umfang erfüllen zu können“. Schafft es der
Unternehmensgründer nicht, zu jedem Zeitpunkt zahlungsfähig zu sein, so ist er
illiquide und sein Unternehmen gerät in der Folge meistens in Konkurs. Aus diesem
Grund will der potentielle Kapitalgeber eine detaillierte Liquiditätsplanung für das
Gründungsunternehmen sehen.
Den exakten Zahlungsmittelbedarf für die einzelnen Perioden kennt man noch
nicht. Dabei hilft der Liquiditätsplan. Er stellt dar, welche Mittel zu welchem
Zeitpunkt erforderlich sind, um damit kontinuierlich die Zahlungsfähigkeit zu
sichern.
Durch Aufstellung eines monatlichen Liquiditätsplanes sollte der
Unternehmensgründer aufzeigen, ob sich die Einzahlungen und die Auszahlungen
eines jeden Monats ausgleichen, oder ob es Überschüsse bzw. Unterdeckungen gibt.
Liquide bleibt das Unternehmen nur dann, wenn für jeden Zeitraum die Summe der
Einzahlungen größer ist als die Summe der Auszahlungen. Für Zeiträume, in denen
dies laut Planung nicht zutrifft muß Kapital zugeführt werden. Die Summe aller
zuzuführenden Beträge ergibt den Kapitalbedarf für den jeweiligen
Planungszeitraum. Die Liquiditätsplanung sollte zusätzlich eine Sicherheitsreserve
für zeitlich verzögerte oder ausgefallene Einzahlungen - etwa von Kunden, die
Rechnungen nicht pünktlich begleichen - enthalten.
Wichtig:
• Kennen Sie die Zahlungsmoral Ihrer zukünftigen Kunden?
• Vergleichen Sie Ihre Einschätzung mit der „Debitorenlaufzeit“ in entsprechenden
Branchenberichten.
• Was passiert, wenn einer Ihrer Kunden nicht zahlt?
• Denken Sie darüber nach, Ihre Forderungen gegen Ausfälle zu versichern.
• Schätzen Sie die Anlaufzeit, in der keine Einnahmen fließen nicht zu kurz ein.
• Denken Sie beim Aufbau Ihres Unternehmens an eine funktionierende
Buchhaltung, die Ihnen über Verbindlichkeiten und Außenstände jederzeit
Auskunft gibt.
• Schreiben Sie zügig Rechnungen und - wenn es sein muß - auch Mahnungen.
10 Finanzierung
84
Ein Liquiditätsplan muß für jedes Jahr über einen Zeitraum der ersten drei Jahre der
Unternehmenstätigkeit erstellt werden.Zur Aufstellung eines Liquiditätsplans und der
damit verbundenen Bestimmung der monatlichen Einzahlungen und Auszahlungen
sollten Sie die folgenden Planungen berücksichtigen:
Monat/Jahr
I.
Einnahmen
Umsatz/Kundenanforderungen, brutto
Einlagen
Beteiligungen
Darlehensaufnahme Banken (langfr.)
Sonstiges (Zuschüsse)
Summe Einnahmen
II.
Ausgaben
Investitionen, brutto
Material u. sonst. Sachaufwand, brutto
Personalaufwand
Leasing, brutto
Umsatzsteuer (Zahllast)
Steuern
Zinsausgaben
Kreditrückzahlung Banken (kurzfr.)
Darlehensrückzahlung Banken (langfr.)
Mieten
Entnahmen
Sonstiges
Summe Ausgaben
III.
Über-/Unterdeckung
Banksaldo (Monatsanfang)
Banksaldo (Monatsende)
Kreditlinien eingeräumt
01./19
bis
12/19.
Gesamt
10 Finanzierung
85
= (Über-)/Unterdeckung
Bestand an liquiden Mitteln, Einzahlungen, Auszahlungen, Mittelbedarf
Aufgabe 10.3: Liquiditätsplan
Führen Sie mit o.g. Schema Ihre Liquiditätsplanung für die ersten 3 Jahre durch.
Achten Sie dabei unbedingt darauf, dass Sie zu jedem Zeitpunkt Ihren
Zahlungsverpflichtungen nachkommen können.
11 Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
86
11. Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
Nach der Finanzierung des Gründungsunternehmen, folgt nun die Erfolgsplanung.
Zunächst ist die Gründungsbilanz zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung zu
erstellen (Abschnitt 11.1). Sodann muß für die ersten drei Jahre der
Unternehmenstätigkeit der jeweilige Plan-Jahresabschluß ausgearbeitet (Abschnitte
11.2 bis 11.4)
11.1 GRÜNDUNGSBILANZ
Die Gründungsbilanz gibt den Stand des Vermögens und des Kapitals des
Gründungsunternehmens zum Zeitpunkt der Gründung an. Sie ist zugleich die
Eröffungsbilanz für das erste Geschäftsjahr und somit Voraussetzung für die
Erstellung des ersten Plan-Jahresabschlusses.
Beispiel:
Gründungsbilanz
Aktiva
Passiva
DM
Gebäude
CAD-Analage
Fahrzeug
Geschäftsausstattung
Anlagevermögen
90.000
50.000
20.000
10.000
170.000
Material
Bauteile
Handelsware
8.000
12.000
10.000
Umlaufvermögen
30.000
%
DM
%
48.000
24%
90.000
50.000
45%
25%
188.000
94%
2.000
6.000
4.000
1%
3%
2%
12.000
6%
200.000
100%
45% Eigenkapital
25%
10% Darlehen 1
5% Darlehen 2
85% Langfristiges Kapital
4% Kontokorrentkredit
6% Verbindlichkeiten
5% Erhaltene Anzahlungen
15% Kurzfristiges
Fremdkapital
Bilanzsumme Aktiva
200.000
100% Bilanzsumme Passiva
Auf der rechten Seite der Gründungsbilanz - Passiva - ist aufgeführt, woher das
Gründungsunternehmen das Kapital hat. Sie gibt demnach die Mittelherkunft an.
Auf der linken Seite der Gründungsbilanz - Aktiva - stehen jene Posten, für die das
Gründungsunternehmen das Kapital verwendet hat. Sie zeigt somit die
Mittelverwendung auf.
11 Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
87
Aktiva und Passiva sind jeweils nach den Fristen der Kapitalbindung gegliedert. Auf
der Aktivseite wird in Anlagevermögen und Umlaufvermögen unterschieden und
auf der Passivseite in langfristiges Kapital (Eigenkapital bzw. langfristiges
Fremdkapital) und kurzfristiges Fremdkapital.
Aufgabe 11.1: Gründungsbilanz
Stellen Sie Ihre Gründungsbilanz auf. Benutzen Sie das beschriebene Schema.
11.2 JAHRESABSCHLUß DES ERSTEN JAHRES
Nach der Erstellung der Gründungsbilanz arbeiten Sie in diesem Unterabschnitt
der Plan-Jahresabschluß für das erste Geschäftsjahr aus.
Er besteht aus der Plan-Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und aus der PlanBilanz. Darüber hinaus sollten Sie den Plan-Jahresabschluß des ersten Jahres um
eine Break-even-Analyse ergänzen. Empfehlenswert ist es auch einige Kennzahlen
zur Beurteilung des Plan-Jahresabschlusses zu ermitteln.
11.2.1
PLAN-GUV
Die Plan-GuV gibt Auskunft über die Entstehung des Erfolges des ersten
Geschäftsjahres. Der Erfolg des Gründungsunternehmens kann sich entweder in
einem Gewinn oder einem Verlust widerspiegeln. Die Plan-GuV enthält die
Aufwendungen und die Erträge des ersten Geschäftsjahres. Prinzipieller Aufbau
einer GuV :
Plan-Gewinn- und Verlustrechnung für das erste Geschäftsjahr:
Nettoumsatz
DM
150.000
%
100%
+/- Bestandsänderung
45.000
30%
- Wareneinsatz
15.000
10%
90.000
60%
30.000
20%
- Mieten
6.000
4%
- Gründungskosten
4.500
3%
- Abschreibungen
6.000
4%
- Zinsen
3.000
2%
40.500
27%
18.000
12%
= Rohertrag
- Personalkosten
= Gesamtergebnis vor Steuern
- Ertragssteuern
11 Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
= Gesamtergebnis nach Steuern
88
22.500
15%
Der prinzipielle Aufbau einer Gewinn- und Verlustrechnung beinhaltet die folgenden
Positionen:
• Rohertrag
Der Rohertrag gibt die Wertschöpfung an, d.h. den Ertrag, der übrigbleibt,
wenn man vom Nettoumsatz sowohl den Wareneinsatz abzieht als auch die
Bestandsveränderung berücksichtigt.
• Gesamtergebnis vor Steuern
Sodann werden vom Rohertrag sämtliche Aufwendungen abgezogen, die
durch die Unternehmenstätigkeit entstehen. So erhält man das
Gesamtergebnis vor Steuern. Zu diesen Aufwendungen zählen
insbesondere die Abschreibungen, die sich auf Grund der langfristigen
Investitionen ergeben. Sie müssen in einen Abschreibungsplan ermittelt
werden.
• Gesamtergebnis nach Steuern
Schließlich ergibt sich das Gesamtergebnis nach Steuern aus der
Berücksichtigung der Steuern auf den Ertrag. Zu den Ertragssteuern
gehören je nach Rechtsform des Gründungsunternehmens die
Einkommens- bzw. die Körperschaftssteuer. Das Gesamtergebnis nach
Steuern spiegelt zugleich auch den Jahresüberschuß bzw. den
Jahresfehlbetrag wieder.
Aufgabe 11.2.1: Plan-GuV 1. Jahr
Planen Sie die Aufwendungen und Erträge für Ihr erstes Geschäftsjahr und
stellen Sie diese in einer GuV gegenüber.
11.2.2
PLAN-BILANZ
Der Aufbau der Plan-Bilanz für das erste Geschäftsjahr entspricht dem Aufbau der
Gründungsbilanz (vgl. Bild). Die Plan-Bilanz ist für potentielle Kapitalgeber besonders
bei technologieorientierten Unternehmensgründungen von besonderer Bedeutung,
da aus den Bilanzrelationen zu einem früheren Zeitpunkt abgelesen werden kann, ob
sich durch Anlaufverluste im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsausgaben
eine Überschuldung des Gründungsunternehmens abzeichnet.
11 Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
89
Aufgabe 11.2.2: Plan-Bilanz 1. Jahr
Stellen Sie entsprechend dem Schema Ihrer Gründungsbilanz, eine Plan-Bilanz
nach Abschluß des 1. Geschäftsjahres auf.
11.2.3
BREAK-EVEN-ANALYSE:
Zur Verdeutlichung der Erfolgsplanung sollten Sie zusätzlich zur Plan-GuV und zur
Plan-Bilanz eine Break-even-Analyse durchführen.
Eine Break-even-Analyse ist erforderlich, da vor der Unternehmensgründung und zu
Beginn der Unternehmenstätigkeit Ausgaben von beträchtlicher Höhe entstehen, die
zwangsläufig zu Verlusten in der Anlaufphase führen. Sie sollten daher ermitteln,
wann das Gründungsunternehmen den Break-even-Punkt, also die Gewinnschwelle
erreicht. Hierzu ist der Umsatz und die Ausgaben für jeden Monat zu ermitteln und
sodann die jeweilige Differenz über die Monate zu kumulieren. Auf dem folgenden
Bild ist eine beispielhafte Break-even-Analyse für einen Zeitraum von einem Jahr
dargestellt.
Break-even-Analyse
Monat
Stück
Preis
Umsatz
Auszahlungen
Differenz kum. Differenz
Jan.
5
1.300,00
6.500,00
40.000,00
-33.500,00
-33.500,00
Feb.
5
1.300,00
6.500,00
11.000,00
-4.500,00
-38.000,00
März
6
1.300,00
7.800,00
5.000,00
2.800,00
-35.200,00
April
7
1.300,00
9.100,00
5.000,00
4.100,00
-31.100,00
Mai
7
1.300,00
9.100,00
6.000,00
3.100,00
-28.000,00
Juni
10
1.300,00
13.00,00
8.000,00
5.000,00
-23.000,00
Juli
8
1.300,00
10.400,00
6.000,00
4.400,00
-18.600,00
Aug.
10
1.300,00
13.000,00
7.000,00
6.000,00
-12.600,00
Sept.
10
1.300,00
13.000,00
9.000,00
4.000,00
-8.600,00
Okt.
12
1.300,00
15.600,00
8.000,00
7.600,00
-1.000,00
Nov.
12
1.300,00
15.600,00
8.000,00
7.600,00
6.600,00
Dez.
12
1.300,00
15.600,00
7.000,00
8.600,00
15.200,00
Die Break-even-Analyse ist unter Umständen nicht nur auf das erste Jahr der
Unternehmenstätigkeit zu beschränken, sondern kann auch die Einbeziehung der
folgenden Periode(n) erfordern. Sie sollte auf jeden Fall den Zeitraum umfassen,
den das Gründungsunternehmen benötigt, um die Gewinnschwelle zu überschreiten.
11 Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
90
Aufgabe 11.2.3: Break-even-Analyse
Zeigen Sie auf, wann nach Ihren Planungen der Break-even erreicht sein wird.
11.2.4
KENNZAHLEN ZUR BEURTEILUNG DES JAHRESABSCHLUSSES
Im Rahmen einer Beurteilung von Plan-Jahresabschlüssen werden von den
Kreditinstituten verschiedene Kennzahlen ermittelt. Diese Kennzahlen können von
Kreditinstitut zu Kreditinstitut unterschiedlich sein. Nachfolgend die wichtigsten
Kennzahlen.
•
Eigenkapitalanteil:
Eigenkapital
Gesamtkapital
•
Fremdkapitalanteil:
Fremdkapital
Gesamtkapital
•
Eigenkapitalrentabilität:
Gesamtergebnis vor Steuern
Eigenkapital
•
Gesamtkapitalrentabilität: Gesamtergebnis vor Steuern + Fremdkapitalzinsen
Gesamtkapital
•
Liquidität ersten Grades:
Zahlungsmittel
kurzfristiges Fremdkapital
•
Liquidität zweiten Grades:
Zahlungsmittel + kurzfristige Forderungen
kurzfristiges Fremdkapital
•
Cash Flow: Jahresüberschuß+ alle nicht auszahlungswirksamen Aufwendungen
- alle nicht einzahlungswirksamen Erträge
•
Return on Investment (ROI):
Unternehmensgewinn
Gesamtleistung
Gesamtleistung
Gesamtkapital
Aufgabe 11.2.4: Kennzahlen 1. Jahr
Entwickeln Sie aus den von Ihnen erarbeiteten Planzahlen für das 1. Jahr, die
o.g. Kennzahlen für Ihr Unternehmen und stellen Sie sie tabellarisch dar.
11 Gründungsbilanz und Jahresabschlüsse
91
11.3 ABSCHLUß DES ZWEITEN UND DRITTEN JAHRES
In diesem Unterabschnitt sollten Sie für Ihr Unternehmen den Plan-Jahresabschluß
für die weiteren Geschäftsjahr skizzieren. Wie bereits beim Plan-Jahresabschluß für
das erste Geschäftsjahr, besteht der Plan-Jahresabschluß für das zweite und dritte
Geschäftsjahr ebenfalls aus:
• Plan-Gewinn- und Verlustrechnung für das zweite Geschäftsjahr,
• Plan-Bilanz für das zweite Geschäftsjahr sowie
• Kennzahlen zur Beurteilung des Plan-Jahresabschlusses für das zweite
Geschäftsjahr.
•
Aufgabe 11.3: Abschluß 2. Jahr und 3. Jahr
Erstellen Sie nun, entsprechend dem Vorgehen im 1. Jahr, die getrennten
Planabschlüsse für das 2. Jahr und 3. Jahr.
12 Versicherungen
92
Wichtige Informationen
12.
Versicherungen
Das unternehmerische Risiko nimmt keine Versicherungsgesellschaft ab. Der
Markt für Produkte und Dienstleistungen muß vom Unternehmensgründer selbst
gefunden werden. Eine Versicherung kann nur für den finanziellen Ausgleich
zwischen Glück und Unglück sorgen.
Versicherbar sind nur zufällige, im Einzelfall ungewisse Ereignisse. Also nicht der
durch natürlichen Verschleiß entstehende Ausfall einer Maschine, sondern z.B. der
Verlust, der durch Feuer, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl, Vandalismus oder die
Fahrlässigkeit eines Mitarbeiters entsteht. Versicherbar sind aber auch Irrtümer und
Fehler, die Ärzte, Anwälte und Architekten begehen. Und sogar der Konkurs eines
Kunden.
Erstes Gebot:
Selbst für Sicherheit sorgen
Ehe man sich zum Abschluß einer Versicherung entscheidet, sollte man prüfen, was
man selbst tun kann, um einen Schaden zu vermeiden. In jedem Fall ist für die
Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften durch die zuständige gesetzliche
Berufsgenossenschaft zu sorgen. Für Versäumnisse, die man auf diesem Gebiet
begeht, kommt keine private Versicherung auf. Für den Existenzgründer heißt das:
Der Betrieb (auch der eines Freiberuflers, der Angestellte beschäftigt) muß zuerst
mal bei der Berufsgenossenschaft angemeldet werden.
In einem Betrieb oder Büro kann man darüber hinaus eine Menge tun, um Schäden
zu vermeiden. Zum Beispiel durch Einbruch- oder Datensicherung, durch sinnvolle
Änderungen des Produktionsablaufs, Einbau einer Sprinkleranlage oder Verwendung
von feuerbeständigen Materialien. Versicherungsgesellschaften honorieren solche
Anstrengungen oft durch Beitragsnachlässe.
Zweites Gebot:
Rangordnung aufstellen
Für die Risiken, die dann noch übrig bleiben, sollten Sie eine Rangordnung
aufstellen:
• Was muß versichert werden?
12 Versicherungen
93
• Was soll versichert werden?
• Was kann versichert werden?
Auf ein Unternehmen können durch unvorhersehbare Schadensereignisse erhebliche
finanzielle Belastungen zukommen. Aus diesem Grund müssen Sie in diesem
Abschnitt des Unternehmenskonzepts auf die Risiken eingehen, die mit Ihrer
Unternehmenstätigkeit verbunden sind. Sodann gilt es aufzuzeigen, für welche
Unternehmensrisiken Sie sich versichern wollen.
Zu diesem Abschnitt über die Unternehmensrisiken und Versicherungen sind einige
wenige Ausführungen ausreichend. Der Umfang sollte daher eine Seite nicht
überschreiten
12.1 ANALYSE DER UNTERNEHMENSRISIKEN
Zunächst sollten Sie die Risiken kennen, die mit der Unternehmenstätigkeit
verbunden sind. Die verschiedenen Unternehmensrisiken können den folgenden drei
Gefahrenbereichen zugeordnet werden
• Gefahren für den Betrieb,
• Gefahren durch den Betrieb und
• Gefahren für die Unternehmensleitung und die Mitarbeiter.
Für jeden dieser drei Gefahrenbereiche lassen sich die Risiken und die Ursachen
analysieren. Eine Zusammenfassung über die Gefahren und Risiken der
Unternehmenstätigkeit ist nachfolgend in der Tabelle wiedergegeben.
Haben Sie die relevanten Unternehmensrisiken festgelegt, so sollten Sie sodann den
Gefährdungsgrad des Gründungsunternehmens durch die jeweiligen Risiken
einschätzen. Zur Einschätzung des Gefährdungsgrades bieten sich nachfolgende
drei Stufen an:
• selber tragen,
• existenzgefährdend und
• existenzzerstörend.
12 Versicherungen
94
Gefahren
Risiken
Ursachen
Feuer, Explosion
übergreifendes Feuer
Sachrisiken
Sturm, Hagel
Unterbrechungsrisiken
Leitungswasser
Fuhrparkrisiken
Einbruchdiebstahl
Rechtsrisiken
Maschinenbruch
Transportrisiken
Sabotage
für den
Kreditrisiken
Forderungsausfall
Betrieb
Sicherheitsrisiken
Geheimnisverrat
Regreßrisiken
Verseuchung
Personenrisiken
Energieausfall
Auslandsrisiken
Ausfall von EDV
Usw.
Fehlverhalten
Gefahren
Transportschäden
Computer-Mißbrauch
Gefahren
Betriebsstättenrisiken
Gefährdungshaftung
durch den
Produktrisiken
Mitarbeiterfehlverhalten
Betrieb
Umweltrisiken
Organisationsfehler
Unfälle
Gefahren für den
Versorgungslücken
Krankheit
Unternehmens-
Vermögensrisiken
Berufsunfähigkeit
leiter und die
Gefährliche Werkstoffe
Unfall
Mitarbeiter
Gefährliche Verfahren
Altersversorgung
Nichtbeachtung von UVV
Tab.: Gefahren und Risiken der Unternehmenstätigkeit
Aufgabe 12.1: Analyse der Unternehmensrisiken
Analysieren Sie die Gefahren und Risiken die durch Ihre Geschäftstätigkeit
auftauchen und bewerten Sie diese nach Ihrem Gefährdungsgrad.
12 Versicherungen
95
12.2 VERSICHERUNGEN
Nachdem Sie soeben die Unternehmensrisiken nach dem Gefährdungsgrad
bewertet haben, sollten Sie jetzt aufzeigen, für welche Unternehmensrisiken Sie
Versicherungen abschließen wollen.
Für die einzelnen Versicherungen empfiehlt es sich die Versicherungssummen und
die damit einhergehenden Kosten zu nennen. Die Versicherungskosten benötigen
Sie zur Planung der Finanzierung (Abschnitt 10).
Bei den Ausführungen können Sie sich an folgenden, möglichen Versicherungen
orientieren:
• Feuerversicherung,
• Einbruchdiebstahlversicherung,
• Leitungswasserversicherung,
• Sturmversicherung,
• Betriebsunterbrechungsversicherung,
• Transportversicherung,
• Betriebs- und Produkthaftpflichtversicherung,
• Rechtsschutzversicherung,
• Krankenversicherung,
• Unfallversicherung,
• Lebensversicherung,
• Berufsunfähigkeitsversicherung und
• Rentenversicherung.
Aufgabe 12.2: Versicherungen
Erläutern Sie, welche Risiken Sie in welcher Höhe über eine Versicherung
abdecken wollen und wie Sie nicht abgedeckte Risiken minimieren wollen.
13 Alles über Steuern
96
13. Alles über Steuern
Vor diesem Thema können Sie sich leider nicht drücken - zumindest das
Basiswissen sollten Sie erarbeiten. Kenntnisse ersparen aber nicht den
Steuerberater, erhellen jedoch den Dschungel Ihrer Verpflichtungen als
Unternehmer. Mit einem Grundwissen im Steuerrecht sind Sie viel besser in der
Lage, gemeinsam mit Ihrem Steuerberater Wege zu finden, die Ihr Geld sparen.
Steuerberatung und Steuerplanung sind schwierig, da das Entstehen der
Steuergesetze von dem abhängt, dem das Steueraufkommen zufließt, also dem
Staat. Sein Geldbedarf ist flexibel, wobei der Gesetzgeber beim „Kreieren“ neuer
Steuern äußerst phantasievoll ist. Darüber hinaus trifft die finanzgerichtliche
Rechtsprechung zum Teil innerhalb weniger Monate auch noch gegensätzliche
Entscheidungen.
13.1 ÜBERSICHT: STEUERN IM UNTERNEHMEN
Im Unternehmen ist zwischen zwei Arten von Steuern zu unterscheiden. Es fallen
zum einen gewinnabhängige Steuern und zum anderen vermögensabhängige
Steuern an.
Aus Ihrer Buchführung und Ergebnisrechnung ergibt sich der Gewinn für die
Berechnung der gewinnabhängigen Steuern.
• Einkommensteuer
• Körperschaftsteuer
• Gewerbe(ertrag)steuer
Anhand Ihrer Vermögensaufstellung (Inventar) ermittelt das Finanzamt die
betrieblichen Einheitswerte für die Berechnung der vermögensabhängigen
Steuern.
• Vermögensteuer
• Gewerbe(kapital)steuer
• Grundsteuer
Als weitere Steuerart soll nachfolgend noch die Umsatzsteuer behandelt werden, die
keiner der beiden genannten Gruppen direkt zuzuordnen ist.
13 Alles über Steuern
97
13.2 GEWINNABHÄNGIGE STEUERN IM UNTERNEHMEN
13.2.1
EINKOMMENSTEUER
Als Inhaber eines gewerbliche Unternehmens oder als Gesellschafter einer
Personengesellschaft sind Sie mit Ihren Einkünften (Gewinnen), die aus dem
gewerblichen Unternehmen, Ihrer selbständigen Tätigkeit oder aus anderen
Einkunftsarten beziehen, einkommensteuerpflichtig. Ihr zu versteuerndes
Einkommen ergibt sich aus der Summe dieser Einkünfte, die um pauschale oder
tatsächlich entstandene (und somit nachzuweisende) Sonderausgaben sowie um
individuelle oder pauschale Freibeträge gekürzt werden.
Sie bezahlen als Selbständige maximal 45% Einkommensteuer
Von Ihren Einkünften können Sie Ausgaben absetzen, um die Steuerschuld zu
verringern. Dazu gehören Bausparverträge (zur Hälfte abziehbar) und folgende Ihrer
eigenen Zukunftsvorsorge dienenden Versicherungsbeträge:
• Krankenversicherung
• Unfallversicherung
• Haftpflichtversicherung
• Private Risikolebensversicherung
• Rentenversicherung ohne Kapitalwahlrecht
• Rentenversicherung mit Kapitalwahlrecht
• Kapitallebensversicherungen mit mindestens zwölf Jahren Versicherungsdauer
Abziehbare Sonderausgaben sind:
• Gezahlte Kirchensteuer
• Steuerberatungskosten
• Verluste aus anderen Kalenderjahren
• Spenden
• Mitgliedsbeiträge
Im Laufe eines Jahres sind vierteljährliche Vorauszahlungen auf die zu erwartende
Steuerschuld fällig.
Die Einkommenssteuer ist eine Personen- und Jahressteuer.
13 Alles über Steuern
13.2.2
98
KÖRPERSCHAFTSTEUER
Die Körperschaftsteuer ist die Einkommensteuer der Körperschaften, hierzu
zählen Vereine, die Aktiengesellschaften und die Gesellschaften mit beschränkter
Haftung.
Führen Sie Ihr Unternehmen als Kapitalgesellschaft (z.B. als GmbH), ist es als
juristische Person mit seinem Gewinn eigenständig körperschaftsteuerpflichtig.
Einbehaltene Gewinne („Gewinnrücklagen“), die der Selbstfinanzierung der
Gesellschaft dienen, unterliegen derzeit einer 45prozentigen Körperschaftsteuer.
Die an die Anteilseigner der Gesellschaft zur Ausschüttung vorgesehenen Gewinne
(„Bruttodividende“) sind mit einem Steuersatz von 30% belastet und zusätzlich einer
Kapitalertragsteuer von 25% unterworfen. Die Steuern führt die Gesellschaft direkt
an das Finanzamt ab.
Die Bruttodividende unterliegt in vollem Umfang der persönlichen
Einkommensteuerpflicht der Gesellschafter. Die bereits abgeführte
Körperschaftsteuer und Kapitalertragsteuer wird dabei, wie eine Vorauszahlung, auf
die individuelle Einkommensteuerschuld angerechnet, um eine steuerliche
Doppelbelastung der Bruttodividende zu vermeiden.
An einem Beispiel zeigt die nächste Aufstellung das Anrechnungsverfahren bei
vollständiger Ausschüttung des Unternehmensgewinns. Es illustriert, wi dei
steuerliche Doppelbelastung der Bruttodividende vermieden wird.
13 Alles über Steuern
99
Existenzgründer-Beispiel:
Anrechnungsverfahren der Bruttodividende
um eine steuerliche Doppelbelastung zu vermeiden, bei vollständiger Ausschüttung des
Unternehmensgewinns
I.
Besteuerung der Kapitalgesellschaft
Ausgeschütteter Gewinn vor Abzug der KSt.
(=Bruttodividende)
./.
Körperschaftsteuer 45%
./.
=
100,00
45,00
55,00
+
=
./.
15,00
70,00
17,50
=
52,20
=
+
+
=
=
52,20
30,00
17,50
100,00
40,00
=
47,50
= Steuererstattung
=
7,50
Besteuerung des inländischen Anteilseigners,
Vorläufige Nettodividende
+
Steuererstattung
Nettodividende
+
=
52,50
7,50
60,00
Da der Gewinn ausgeschüttet wird, mindert sich die
KSt. Von 45% auf 30%, d.h. um 15%
=
Bardividende
./.
Kapitalertragsteuer (25% der Bardividende)
=
vorläufige Nettodividende, die dem
Anteilseigner direkt vom Unternehmen zugeht
II.
II.
=
Besteuerung des inländischen Anteilseigners,
der mit seinem Einkommen beispielsweise einem
individuellen Steuersatz von 40% unterliegt:
Vorläufige Nettodividende
+
vom Unternehmen geleistete Körperschaftsteuer
+
vom Unternehmen einbehaltene Kapitalertragsteuer
= steuerpflichtiger Ertrag
Angenommen Einkommensteuerschuld des Eigners (40%)
Vom Unternehmen geleistete und somit anrechenbare
Körperschaftsteuer
30,00
Anzurechnende Kapitalertragsteuer
+
17,50
13 Alles über Steuern
13.2.3
100
GEWERBEERTRAG- UND GEWERBEKAPITALSTEUER
Der Gewerbesteuer unterliegen ausschließlich Gewerbebetriebe. Unternehmen, die
Kapitalvermögen verwalten, Grundstücke, Gebäude und andere Wirtschaftsgüter
vermieten oder verpachten, sind in aller Regel keine Gewerbebetriebe, sondern
vermögensverwaltende Gesellschaften, die als solche nicht der Gewerbesteuer
unterliegen. Besteuert werden zum einen der Gewerbeertrag (gewinnabhängig) und
zum anderen das Gewerbekapital (abhängig von der Höhe des Betriebsvermögens).
Gewerbeertragsteuer
+
./.
Gewinn aus Gewerbebetrieb
Hinzurechnungen (z.B. Entgelte für langfristiges Fremdkapital)
Kürzungen (1,2% des Einheitswertes aller Grundstücke)
=
Gewerbeertrag
./.
*
Freibetrag: 48.000 DM (gilt für Einzelunternehmen und Personengesellschaften)
Steuermeßzahl (grundsätzlich: 1-5%, je 24.000 DM über Freibetrag)
=
Steuermeßbetrag für Gewerbeertragsteuer
Gewerbekapitalsteuer
+
./.
Betrieblicher Einheitswert
Hinzurechnungen (z.B. Darlehensverbindlichkeiten)
Kürzungen (Einheitswertes der Betriebsgrundstücke)
=
Gewerbekapital
./.
*
Freibetrag: 120.000 DM (gilt für alle Rechtsformen)
Steuermeßzahl (2 Promille)
=
Steuermeßbetrag für Gewerbekapitalsteuer
Gewerbesteuer gesamt
+
Steuermeßbetrag für Gewerbeertragsteuer
Steuermeßbetrag für Gewerbekapitalsteuer
=
Einheitlicher Steuermeßbetrag
*
Hebesatz der Gemeinde
=
zu zahlende Gewerbesteuer
13 Alles über Steuern
101
Es sei außerdem noch erwähnt, daß bei der endgültigen Berechnung der
Gewerbesteuerschuld dieser Steuerbetrag als abzugsfähigen Betriebsausgabe
behandelt wird und den ursprünglich ermittelten Gewinn somit mindert.
Bei den Personengesellschaften ist im übrigen zu beachten, daß der
personenbezogene Freibetrag in Höhe von 48.000 DM bei der Berechnung des
Steuermeßbetrages nach dem Gewerbeertrag unabhängig von der Anzahl der
Gesellschafter nur einmal gewährt wird. Bei den Kapitalgesellschaften (hier
insbesondere bei den GmbHs) unterliegt der gesamte Gewerbeertrag ohne
Berücksichtigung eines persönlichen Freibetrages der Steuerberechnung, wobei
grundsätzlich ein Steuermeßbetrag von 5% gilt.
13.3 VERMÖGENSABHÄNGIGE STEUERN
13.3.1
VERMÖGENSTEUER
Die Vermögensteuer unterliegt der „betriebliche Einheitswert“, der sich aus der
Summe der Vermögenswerte, vermindert um die Betriebsschulden, errechnet. Das
ermittelte Betriebsvermögen bleibt zu 500.000 DM von der Vermögensteuer befreit.
Der übersteigende Betrag ist mit 75% anzusetzen.
Beispiel:
./.
=
750.000 DM
500.000 DM
250.000 DM
Betrieblicher Einheitswert
Freibetrag auf Betriebsvermögen
⇒
187.500 DM
(=75% von 250.000 DM)
=
187.000 DM
(Abrundung auf 1.000 DM)
Bemessungsbasis für Kapitalgesellschaften
Der Vermögensteuersatz beträgt für juristische Personen 0,6% der
Bemessungsbasis und für natürliche Personen grundsätzlich 1%. Für land- und
forstwirtschaftliches Vermögen, Betriebsvermögen, Aktien, Geschäftsanteile und
Gesellschaftseinlagen 0,5%. Bei Kapitalgesellschaften unterliegt das
Betriebsvermögen einer doppelten vermögensteuerlichen Belastung. Zum einen ist
es von der Gesellschaft zu versteuern (187.000 DM) und zum anderen von den
Anteilseignern, die mit ihrem Beteiligungsanteil nochmals vermögensteuerpflichtig
sind. Der Wert dieses Beteiligungsanteils wird nach dem „Stuttgarter Verfahren“
ermittelt, das außer dem Vermögen auch die Ertragssituation des Unternehmens
berücksichtigt.
13 Alles über Steuern
13.3.2
102
GRUNDSTEUER
Die Grundsteuer erhebt die Gemeinde, in deren Gebiet sich der Grundbesitz
befindet.
Der Wert des Grundstücks bemißt sich nach dem für das Grundvermögen ermittelten
Einheitswert und wird vom Finanzamt festgelegt. Anhand des Einheitswertes ergibt
sich ein Steuermeßbetrag (i.d.R. 3,5 Promille des Einheitswertes), der von der
jeweiligen Gemeinde mit dem Hebesatz für Grundvermögen multipliziert wird.
13.3.3
UMSATZSTEUER
Besteuert werden durch die Umsatzsteuer Lieferungen und sonstige Leistungen, der
Eigenverbrauch sowie die Einfuhr von Gegenständen.
Die Umsatzsteuer ist eine „Verkehrsteuer“, die im Preis der umgesetzten Güter und
Leistungen enthalten ist. Bei Rechnungen bis einschließlich 200 DM genügt die
Angabe des enthaltenen Steuersatzes, bei Rechnungen über 200 DM ist die
enthaltene Umsatzsteuer als Betrag auszuweisen. Der Steuersatz beträgt 16%.
Einige Leistungen sind steuerfrei oder unterliegen einem geringeren
Umsatzsteuersatz, z.B. Lebensmittel, Bücher (7%).
Die Umsatzsteuerschuld gegenüber dem Finanzamt ermitteln Sie in der Weise, daß
Sie die in Ihren Rechnungen enthaltene Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) um die in
den Lieferantenrechnungen gesondert ausgewiesenen Umsatzsteuerbeträge
(Vorsteuer) kürzen. Der Besteuerung unterliegt also nur der in Ihrem Unternehmen
geschaffene „Mehrwert“.
• Umsatzsteuer ist zum 10. Des Folgemonats zu zahlen. Sie ist vierteljährlich zu
entrichten, wenn die Steuerschuld weniger als 6.000 DM beträgt(Es besteht die
Möglichkeit durch eine einmalige Umsatzsteuervorauszahlung diesen Zeitraum auf
6 Wochen zu verlängern).
Hinweis!
Um die Umsatzsteuerzahlungen an das Finanzamt zu verschieben, empfiehlt es sich
bei einen Antrag auf „Ist-Versteuerung“ oder einer „Besteuerung nach vereinahmten
Entgelten“ zu stellen. Dadurch werden Umsatzsteuerzahlungen erst fällig, wenn die
13 Alles über Steuern
103
Einnahmen tatsächlich auf Ihrem Konto eingegangen sind und nicht bereits, wenn
die Forderung entstanden ist, also schon bei Rechnungstellung.
15 Anmeldeformalitäten
104
14. Alles über die Rechtsformen
14.1 DAS EINZELUNTERNEHMEN
Einzelunternehmen ist auch heute noch die am weitesten verbreitete Rechtsform.
Rund 80% aller Handwerksbetriebe werden als Einzelunternehmen geführt. Ihr
wesentlicher Vorzug liegt in der Unabhängigkeit und somit einem Höchstmaß an
Selbständigkeit. Der Inhaber handelt im Innen- und Außenverhältnis ausschließlich
eigenverantwortlich.
Wichtig:
Dem Einzelunternehmer steht der Ertrag zu. Er allein trägt das Risiko und alle
finanziellen Lasten und haftet mit seinem Privatvermögen.
Betrachtet man die Seite der Formalitäten in der Gründungsphase eines
Unternehmens, dann ist die Einzelunternehmung sicherlich die einfachste und
überschaubarste Rechtsform. Es bedarf keinerlei vertraglicher Vereinbarungen. Die
Gründungsmodalitäten beschränken sich auf die Gewerbeanmeldung und ggf. die
Handwerksrolleneintragung.
Aus steuerlicher Sicht unterliegt der Unternehmer mit seinem Gewinn der
Einkommensteuer.
Vorteile
Große Entscheidungsfreiheit
Kein Kapital/keine Einlage nötig
Einfache Gründung und sonstige Handhabung
Geringe Kosten
Nachteile
Unbeschränkte Haftung
In der Regel hohe Arbeitsbelastung
15 Anmeldeformalitäten
105
14.2 GESELLSCHAFTSUNTERNEHMEN
14.2.1 PERSONENGESELLSCHAFTEN
14.2.1.1 DIE GESELLSCHAFT BÜRGERLICHEN RECHTS (GBR)
Die GbR ist unter allen Gesellschaften die einfachste und am besten überschaubare
Gesellschaftsform. Sie wird auch BGB-Gesellschaft genannt.
Die GbR ist eine auf Vertrag beruhende Personenvereinigung ohne Rechtsfähigkeit
zur Förderung eines von den Gesellschaftern gemeinsam verfolgten Zwecks. Sie
wird formlos begründet. Diese Rechtsform wird z.B. im Zusammenhang mit der
einmaligen oder der sich wiederholenden, fallweisen Durchführung von
Großaufträgen durch eine Mehrzahl von Unternehmen gewählt:
Vorteile
• Viele vertragliche Gestaltungsmöglichkeiten
• Keine Formvorschriften
• Vielseitige Verwendbarkeit auch für freie Berufe und Nichtkaufleute
• Geringe Kosten
Nachteile
• Grundsätzlich keine Haftungsbeschränkung
• Großes gegenseitiges Vertrauen und gutes Einvernehmen erforderlich
• Keine eigene Rechtspersönlichkeit
Die GbR ist auch steuerlich keine selbständige Rechtsperson. Jeder Gesellschafter
wird steuerlich so behandelt, als hätte er einen eigenen selbständigen
Gewerbebetrieb.
Die Gesellschaftsgründung bedarf keiner besonderen Form und kann unter
Umständen auch mündlich geschlossen werden. Trotzdem empfehlen wir die
Formulierung und Fixierung eines Gesellschaftsvertrages, so daß eine saubere
rechtliche Grundlage vorliegt und die Gesellschafter über ihre Rechte und Pflichten
informiert sind. Sollte ein Grundstück in die GbR eingebracht werden, so muß der
Gesellschaftsvertrag notariell beglaubigt werden.
15 Anmeldeformalitäten
106
Was sollte in einem Gesellschaftsvertrag (GV) einer GbR stehen?
• Zwischen welchen Partnern wird ein GV geschlossen?
• Name und Sitz der Gesellschaft?
• Welches ist der Zweck der Gesellschaft?
• Auf welche Dauer ist die Gesellschaft ausgelegt? (Unbegrenzt oder auf x-Jahre)
• Wie wird das Geschäftsjahr definiert? (Vom 1.1. bis 31.12.)
• Welche Einlagen tätigen die Gesellschafter?
• Wie wird die Geschäftsführung und Vertretung der Gesellschaft geregelt?
• Welche Befugnisse haben die Gesellschafter, und wozu sind Zustimmungen
notwendig? (Gebäudekauf, Investitionen und Ausgaben bis zu bestimmten
Beträgen, Personaleinstellung, Kreditaufnahme, neue Gesellschafter usw.)
• Wie werden Gewinn und Verlust verteilt?
• Welche Konsequenzen hat die Kündigung eines Gesellschafters und was passiert
beim Ableben eines Gesellschafters?
• Welche Pflichten haben die Gesellschafter?
• Wie ist die Eisicht in die Bücher geregelt?
• Wie kann der GV verändert werden?
• Die „Salvatorische Klausel“ nicht vergessen (Diese verhindert die Nichtigkeit von
Verträgen bei ungültigen, rechtswidrigen oder anfechtbaren Formulierungen).
14.2.1.2 DIE OFFENE HANDELSGESELLSCHAFT (OHG)
Auch die OHG ist - wie die GbR - eine Personengesellschaft ohne eigene
Rechtspersönlichkeit. Sie ist eine Verbindung von mindestens zwei Personen (die
Vollkaufleute sind) zum Betrieb einer Handelsgesellschaft, bei der sämtliche
Gesellschafter unbeschränkt haften.
Vorteile
• Hohes Ansehen bei Geschäftspartnern
• Hohe Kreditwürdigkeit
• Sehr variable und anpassungsfähige Vertragsgestaltung
Nachteile
• Volle persönliche und gesamtschuldnerische Haftung
• Gegenseitiges Vertrauen und gutes Einvernehmen erforderlich
15 Anmeldeformalitäten
107
Die offene Handelsgesellschaft ist eine Sonderform der Gesellschaft des
bürgerlichen Rechts. Sie kommt im Regelfall durch Gesellschaftsvertrag von
mindestens zwei Personen zustande oder entwickelt sich aus einer Gesellschaft des
bürgerlichen Rechts dadurch, daß deren Gesellschafter die Kaufmannseigenschaft
erlangen.
Grundsätzlich ist jeder Gesellschafter - ohne anderweitige Regelungen - einzeln zur
Geschäftsführung und Vertretung befugt. Beschränkungen müssen im
Handelsregister eingetragen werden, damit sie gegenüber Dritten wirksam werden.
Nichtgesellschafter können Vollmachten (Prokura, Handlungsvollmacht,
Generalvollmacht usw.) erhalten. Die Besteuerung erfolgt wie bei der GbR
14.2.1.3 DIE KOMMANDITGESELLSCHAFT (KG)
Auch bei der KG schließen sich mehrere Gesellschafter zum Betrieb eines
vollkaufmännischen Handelsgewerbes zusammen. Im Gegensatz zur OHG ist die
Geschäftsführung und die Haftung zwischen den Gesellschaftern ungleich verteilt.
Man unterscheidet den Komplementär, der persönlich unbeschränkt wie ein OHGGesellschafter haftet und der auch die Geschäfte führt, vom Kommanditisten, der
sich nur finanziell an der Gesellschaft beteiligt. Letzterer ist in der Regel von der
Geschäftsführung ausgeschlossen (soweit nicht der Gesellschaftsvertrag eine
andere Regelung trifft). Er haftet nur bis zur Höhe seiner Einlagen.
Vorteile
• Hohe Kapitalbasis möglich
• Haftungsbeschränkung für Kommanditisten
Nachteile
• Unbeschränkte Haftung des Komplementärs
• z.T. schwerfällig in der Praxis
Die KG ist bei Neugründungen mittelständischer Betriebe deshalb besonders beliebt,
weil sie Gesellschafter zuläßt, die nicht nur von der Geschäftsführung ausgeschlossen sind, sonder auch von der vollen Haftung. Das ist gegenüber der OHG von
besonderen Vorteil, denn derjenige, der nicht vollverantwortlich mitarbeitet, will auch
nicht sein gesamtes Vermögen riskieren. Beliebt ist die Gesellschaft bei der
Gründung von Familienunternehmen. Im Kreise der mittelständischen Wirtschaft
kommt es ja besonders häufig vor, daß Ehepartner oder Verwandte des eigentlichen
15 Anmeldeformalitäten
108
Gründers eigenes Vermögen in das Unternehmen einbringen wollen und zwecks
Erhöhung der Kreditfähigkeit dies nicht durch Darlehen, sondern durch Eigenkapital
bewirken möchten, wobei der Haftung Grenzen gesetzt werden sollen.
Die Besteuerung erfolgt grundsätzlich wie bei der OHG, d.h., die Gesellschafter
(Komplementäre und Kommanditisten) sind Mitunternehmer und beziehen Einkünfte
aus Gewerbebetrieb. Ausnahme ist der Kommanditist, der keine Kontrollrechte, keine
Beteiligung an den sog. stillen Reserven und kein Entnahmerecht hat. Er wird wie ein
Darlehensgeber behandelt und bezieht Einkünfte aus Kapitalvermögen.
14.2.1.4 DIE PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT
Die Partnerschaftsgesellschaft (kurz: Partnerschaft) ist eine neue
Gesellschaftsrechtsform. Sie ist speziell auf die Bedürfnisse der freien Berufe
zugeschnitten. In ihr soll vor allem die Zusammenarbeit von verschiedenen Freien
Berufen ermöglicht werden. Dies war bis dato nicht bzw. nur erschwert möglich, da
für die Freien Berufe bis zum Inkrafttreten des Partnerschaftsgesellschaftsgesetzes
(PartGG) am 1. Juli 1995 eine gesellschaftsrechtliche Lücke bestand. Die Lücke liegt
nicht im Bereich dr Kapitalgesellschaften, da GmbH und AG vielen Freien Berufen
bereits offensteht. Am anderen Ende des gesellschaftsrechtlichen Spektrums steht
die bei den klassischen Freien Berufen immer noch vorherrschende Gesellschaft des
bürgerlichen Rechts (GbR). Sie ist mangels voller Rechtsfähigkeit als
Unternehmensträger eigentlich nicht geeignet.
Die gesellschaftsrechtliche Lücke liegt für die Freien Berufe also da, wo der
Kaufmann mit der Personengesellschaft eine verfestigte Personengesellschaft hat.
Was für den Kaufmann die offene Handelsgesellschaft ist, ist deshalb für den
Freiberufler die Partnerschaft. Die Partnerschaft ist die „freiberufliche Schwester der
OHG“.
Partnerschaftsfähig sind alle anerkannten Freien Berufe, gleichviel ob sie
verkammert oder nicht verkammert sind, ob sie ein eigenes Berufsrecht haben oder
nicht. Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte können somit in einer
Partnerschaft zusammenarbeiten.
Die Beteiligung einer juristischen Person an einer Partnerschaft ist nicht möglich.
Wirtschaftsunternehmen können sich demnach nicht in Partnerschaften einkaufen.
15 Anmeldeformalitäten
109
Umgekehrt ist die Beteiligung einer Partnerschaft an anderen Unternehmen gleich
welcher Rechtsform möglich.
Die Partnerschaft ist Träger von Rechten und Pflichten. Sie kann in das Grundbuch
eingetragen werden. Sie kann Partei in einem Rechtsstreit sein. Auch Prozesse
zwischen ihr und ihren Gesellschaftern ist möglich.
Die Partnerschaft ist Trägerin des Gesellschaftsvermögens, in das mit einem gegen
sie gerichteten Titel vollstreckt werden kann, sie kann Besitzerin und Erbin sein.
Dieser kurze Überblick über diese an sich recht neue und nur auf Freie Berufe
anwendbare Rechtsform mag hier genügen. Festzuhalten bleibt, daß das PartGG
vielfach auf das HGB und vor allem auf das Recht der OHG verweist.
14.2.2 KAPITALGESELLSCHAFTEN
14.2.2.1 GESELLSCHAFT MIT BESCHRÄNKTER HAFTUNG (GMBH)
Die GmbH ist die einfachste Form der Kapitalgesellschaft und eine eigene
Rechtspersönlichkeit. Durch die Trennung von Gesellschaftern (als Kapitalgeber) und
Geschäftsführern (als Unternehmensleiter) ist z.B. bei fehlender Qualifikation oder
Konzession der Geldgeber/Gesellschafter die Einsetzung fremder qualifizierter
Geschäftsführer möglich.
Vorteile
• Beschränkte Haftung für Schulden der Gesellschaft
• Straffe Unternehmensleitung
• Universell einsetzbar
• Eigene Rechtsperson
• „Gewinnthesaurierung“
Nachteile
• Komplizierter Gründungsaufwand
• Schwierige Handhabung
• Viele Formvorschriften
• Großer Buchführungs- und Bilanzierungsaufwand
15 Anmeldeformalitäten
110
• Besondere Kenntnisse der Geschäftsführer in betriebswirtschaftlicher und
steuerlicher Hinsicht erforderlich
• Geringe Kreditwürdigkeit
Die GmbH ist die am weitesten verbreitete Rechtsform unseres Landes. Ihr
wesentlicher Vorteil liegt in der Beschränkung der Haftung auf die Höhe ihres
Stammkapitals. Bei der Aufnahme von Krediten fordern die Kreditgeber jedoch in der
Regel eine zusätzliche Absicherung. In diesem Fall wird von den Gesellschaftern
meist die persönliche Haftung für die der GmbH gewährten Kredite verlangt.
Nachteilig ist für eine GmbH aus steuerlicher Sicht, daß die GmbH als eigene
Rechtspersönlichkeit körperschafts- und gewerbesteuerpflichtig ist. Im Bereich der
Vermögenssteuer kommt es zu einer Doppelbesteuerung. Gegenüber
Einzelunternehmen sind somit gewisse steuerliche Nachteile gegeben. Bei sinnvoller
Vertragsgestaltung (Arbeitsverträge, Miet- und Pachtverträge) können sich
steuerliche Vorteile im Bereich der Gewerbesteuer ergeben.
Resümee
• Das Mindestkapital einer GmbH beträgt 50.000 DM. Die Mindeststammeinlage
beträgt 5.000 DM. Es sind Geld- und Sacheinlagen möglich. Auf jede
Stammeinlage in Geld muß ein Viertel, insgesamt aber mindestens 25.000 DM vor
Eintragung eingezahlt werden.
• Die GmbH entsteht durch Eintragung ins Handelsregister.
• Notwendige Organe der GmbH sind die Gesellschafterversammlung und der oder
die Geschäftsführer.
• Bei GmbHs mit mehr als 500 Arbeitnehmern kommt noch ein Aufsichtsrat hinzu,
der zu einem Drittel aus Arbeitnehmervertretern besteht. Bei mehr als 2.000
Arbeitnehmern besteht der Aufsichtsrat zur Hälfte aus Arbeitnehmervertretern.
Die GmbH zahlt Körperschaftssteuer (KSt). Schüttet sie die Gewinne des Jahres
nicht aus, zahlt sie 45% KSt, schüttet sie aus, zahlt sie 30% KSt. Die von der GmbH
auf den ausgeschütteten Gewinn gezahlte KSt. wird auf die persönliche
Einkommenssteuer (Est) der Gesellschafter angerechnet. Außerdem muß die GmbH
die sog. Kapitalertragssteuer (25%), die auch auf die Est. der Gesellschafter
angerechnet wird, einbehalten und an das Finanzamt abführen.
Im Rahmen der Gewinnermittlung der GmbH besteht die Möglichkeit,
Geschäftsführergehälter und sonstige Bezüge (Zinsen, Pacht etc.) vom Gewinn
abzuziehen.
15 Anmeldeformalitäten
111
Die Geschäftsführer erzielen - wie jeder andere Arbeitnehmer - Einkünfte aus
nichtselbständiger Arbeit. Sie sind grundsätzlich sozialversicherungsfrei.
Steuerfallen bei der GmbH-Gründung
Am Standort Deutschland darf man ohne Steuerberater eigentlich gar nichts
unternehmen. Beispiel:
Eine vergessene „steuerrichtige“ Formulierung in einem Gesellschaftsvertrag
löst gleich zusätzliche Steuern aus- auch wenn die neue Firma (GmbH) noch gar
nicht so richtig tätig wurde.
Die Gründung einer GmbH kostet Geld. Notarkosten, die Gebühren für die
Eintragung im Handelsregister und die Bekanntmachung im Bundesanzeiger. Sollen
diese Kosten als Betriebsausgaben bei der GmbH abgesetzt werden, muß das im
Gesellschaftsvertrag („Satzung“ genannt) der Höhe nach festgehalten werden, da
ein Mehraufwand als verdeckte Gewinnausschüttung behandelt wird.
Das heißt: Noch bevor die Satzung der GmbH beurkundet wird, muß der Notar nach
den Kosten gefragt werden. Ebenso sind die Gebühren des Handelsregisters, die
Anzeigenpreise des Bundesanzeigers sowie der örtlichen Tageszeitung und
schließlich die Gebühr des Steuerberaters zu erfragen. Nun könnte man auf die
Lösung kommen und folgendes im Vertrag festhalten: „Die Gesellschaft trägt
sämtliche Gründungskosten.“ Aber so geht es leider nicht. Werden die
Gründungskosten „nicht beziffert“, dürfen sie von der Gesellschaft überhaupt nicht
getragen werden. Zahlt sie doch, handelt es sich um eine verdeckte
Gewinnausschüttung.
Fazit: Bei der GmbH-Gründung können die entsprechenden Kosten nur dann als
Betriebsausgaben geltend gemacht werden, wenn im Gesellschaftsvertrag etwa
steht:
„Die Gesellschaft trägt die Gründungskosten, insbesondere die Kosten für
rechtliche und steuerliche Beratung, die Gebühren für die Beurkundung der
Gründung sowie die Kosten für die Anmeldung beim Handelsregister und die
Veröffentlichungskosten bis zu einem Betrag von soundsoviel DM“ (im voraus
zu ermitteln).
15 Anmeldeformalitäten
112
14.2.2.2 DIE GMBH & CO.KG
In der Praxis begegnet uns die KG sehr oft als GmbH & Co.KG. Hierbei übernimmt
die GmbH die Rolle des persönlich haftenden Komplementärs. Diese Kombination
von Personen- und Kapitalgesellschaft bietet die Möglichkeit, die Vorteile der
Kapitalgesellschaft (Haftungsbegrenzung) und der Personengesellschaft
(Freibeträge, steuerliche Vorteile) zu kombinieren. Sie eignet sich auch für sog.
Publikumsgesellschaften mit vielen Gesellschaftern. Allgemein wird die GmbH & Co
KG rechtlich und steuerlich nicht anders behandelt als die normale KG..
14.2.2.3 DIE AKTIENGESELLSCHAFT (AG)
Für eine Existenzgründung eine klassische Aktiengesellschaft in Betracht zu ziehen
ist selten und aus Sicht der Autoren auch nicht zu empfehlen. Neuerdings hört man
jedoch von einer zunehmenden Anzahl von Existenzgründungen in Form der
sogenannten „kleinen AG“. Sie ist insbesondere bei Angehörigen der Freien Berufe,
z.B. Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften immer häufiger in
Erwägung gezogen. Sicherlich spielt hierbei der Imagegewinn, das Führen eines
Firmennamens mit Zusatz AG, z.B. in der Form: Allgemeine Treuhand
Wirtschaftsprüfungs AG, eine entscheidende Rolle für die Wahl dieser Rechtsform.
Seit der Novellierung des Aktiengesetzes zum 10. August 1994 existiert mit dem
Gesetz für „Kleine Aktiengesellschaften“ eine auch für Existenzgründer interessante
Rechtsform. Dabei ist die „kleine AG“ nicht etwa eine neue Rechtsform. Zweck des
Gesetzes ist es lediglich, mit einem Bündel von Maßnahmen die Aktiengesellschaft
als alternative Rechtsform für Gesellschaften mit einem überschaubaren
Gesellschafterkreis attraktiv zu machen. Eine wesentliche Neuerung gegenüber der
klassischen Aktiengesellschaft ist z.B., daß die Summe der Kapitalgeber von fünf auf
eins reduziert wurde.
Gegenüber der GmbH besitzt die Aktiengesellschaft den Vorteil, sich über die Börse
Eigenkapital verschaffen zu können und nicht auf Fremdkapital oder Finanzmittel der
Gesellschafter angewiesen zu sein.
Darüber hinaus kann mit der Rechtsform der AG die Unabhängigkeit eines
Unternehmens längerfristig gesichert werden. Während bei einer GmbH, z.B. zum
Zahlen von Erbschaftssteuern oder zur Entrichtung von Ausgleichszahlungen, häufig
Teile des Unternehmens verkauft werden müssen, existiert bei einer AG dagegen die
15 Anmeldeformalitäten
113
Möglichkeit des „teilweisen Rückzuges“, indem einzelne Gesellschafter/Aktionäre
sukzessive ihre Aktien veräußern oder an Kapitalerhöhungen nicht teilnehmen.
Für Fremdmanager ist im Rahmen einer Nachfolgeregelung aufgrund der
Differenzierung zwischen Hauptversammlung, Aufsichtsrat und Vorstand, die die
Handlungsfähigkeit der Gesellschaft gewährleisten, die Struktur einer AG besonders
attraktiv, da sie Anteile übernehmen und die Eignerfamilie z.B. über Aktien am
Gewinn partizipieren und über den Aufsichtsrat kontrollieren kann. Des weiteren
spielt sie unternehmerische Qualifikation einzelner Aktionäre keine
geschäftsbeeinflussende Rolle.
14.3 EINZEL- ODER GESELLSCHAFTSUNTERNEHMEN
Ob man einen Teilhaber braucht oder nicht, können Sie mit den beiden folgenden
Tabellen beurteilen:
Vor- und Nachteile des Einzelunternehmers
Vorteile der Einzelunternehmung
Nachteile der Einzelunternehmung
• Volle Selbständigkeit des Unternehmers
• Volle Verantwortung des Unternehmers
• Einheitliche Geschäftsführung
• Unbeschränkte Haftung mit Betriebs- und
Privatvermögen
• Billige und schlagkräftige Verwaltung
• Bindung an die Grenzen einer Person
hinsichtlich physischen
Leistungsvermögen, Finanzkraft und
Lebensdauer
• Ungeteilter Gewinn
• Geringe Entnahmen zwecks
Selbstfinanzierung
• Einfache Gründung und geringe
Gründungskosten
Vor- und Nachteile von Gesellschaften
Vorteile von Gesellschaften
Nachteile von Gesellschaften
• Teilung von Verantwortung
• Einschränkung der Selbständigkeit
• Teilung des Risikos
• Gefahr von Streitigkeiten
• Erhöhung der Arbeitskraft
• Teilung des Gewinns
15 Anmeldeformalitäten
114
• Beweglichkeit in der Geschäftsführung
• Vergrößerung der Entnahmen und damit
geringere Möglichkeit zur Selbstfinanzierung
• Erhöhung des Eigenkapitals
• Bei bestimmten Gesellschaftsformen
unbeschränkte Haftung, auch für
Verschulden von Mitgesellschaftern
• Erhöhung der Lebensdauer des
Unternehmens
• Erweiterung der Kreditbasis
Rechtsformen und ihre wichtigsten Merkmale
Einzelunter-
OHG
KG
GmbH
AG
nehmung
Haftung
Unbeschränkte
Haftung des Inhabers
mit dem gesamten
Privatvermögen
Komplementäre
unbeschränkt;
Kommanditisten in
Höhe ihrer Einlagen
Für Verbindlichkeiten
haftet nur das
Gesellschaftsvermöge
n
Für Verbindlichkeiten
haftet nur das
Gesellschaftsvermöge
n
Inhaber
Unbeschränkte
Haftung aller
Gesellschafter mit dem
gesamten
Privatvermögen
Gesellschafter
Leitung
Komplementäre
Geschäftsführer
Vorstand
Kapitalbasis
Eigenkapitaleinlage
des Inhabers in
beliebiger Höhe
Eigenkapitaleinlage
der Gesellschafter in
beliebiger Höhe
Komplementäre: wie
Einzelunternehmer,
Kommanditisten:
vertraglich vereinbarte
Einlage
Mindestnennbetrag
des Grundkapitals:
100.000,-DM, je Aktie
mindestens 50,- DM
Finanzierung
Einzahlungen und
Gewinne
Einzahlungen,
Gewinne und neue
Gesellschafter
Gewinne bzw.
Verluste
Der gesamte Gewinn
bzw. Verlust entfällt
auf den Inhaber
Stammkapital:50.000,-DM,
Einzahlung
mindestens 25.000,DM. Je Gesellschafter
mind. 500,-DM
Bildung von
Rücklagen, neue
Gesellschafter,
Gewinne
Gesellschafter im
Verhältnis der
Geschäftsanteile
Gesellschafts-
Entfällt
Einzahlungen der
Komplementäre,
Gewinne und neue
Kommanditisten
Gewinn: 4% auf
Gewinn: 4% auf
Eigenkapitalanteile,
Eigenkapitalanteile,
Verlust: nach Köpfen
Rest in
angemessenem
Verhältnis, Verlust: in
angemessenem
Verhältnis
Große
Große
Eingeschränkte
Gestaltungsspielräume Gestaltungsspielräume Gestaltungsspielräume
Gesetzliche und freie
Rücklagen, Ausgabe
junger Aktien
Wenig strenge
Rechnungslegungsvorschriften, keine
Prüfungs- und
Publizitätspflicht
Wenig strenge
Rechnungslegungsvorschriften, keine
Prüfungs- und
Publizitätspflicht
Wenig strenge
Rechnungslegungsvorschriften, keine
Prüfungs- und
Publizitätspflicht
Wenig strenge
Rechnungslegungsvorschriften, keine
Prüfungs- und
Publizitätspflicht
Strenge Rechnungslegungsvorschriften,
Prüfungs- und
Publizitätspflicht
Aufwendungen
Für Anmeldung bei
Behörden
Für Anmeldung bei
Behörden und bei
Vertragsabschlüssen
Für Anmeldung bei
Behörden und bei
Vertragsabschlüssen
Steuerbelastung
Progressive Est
(0-53%) und VSt des
Inhabers
Progressive Est
(0-53%) und VSt im
Verhältnis der
Kapitalanteile
Progressive Est
(0-53%) und VSt im
Verhältnis der
Kapitalanteile
Für Anmeldung bei
Behörden und bei
Vertragsabschlüssen,
für Organe, Prüfung
und Publizität
KSt für Gewinne,
Tarifbelastung 45%,
Ausschüttungsbelastung 30% (bei der ESt
der Gesellschafter
anrechenbar), VSt
Gründung,
Vertragsabschlüsse,
Prüfungen,
Emissionen, Organe,
Prüfung und Publizität
KSt für Gewinne,
Tarifbelastung 45%,
Ausschüttungsbelastung 30% (bei der ESt
der Gesellschafter
anrechenbar), VSt
Aktionäre: Nach dem
Verhältnis der
Aktiennennbeträge
Geringe
Gestaltungsspielräume
vertrag
Rechnungslegung, Prüfung
und Publizität
Machen Sie sich anhand der o.g. Kriterien bezüglich Vor- und Nachteilen der
einzelnen Gesellschaftsformen zunächst grundsätzlich klar, welche
Gesellschaftsform auf Grund Ihrer Gegebenheiten und Notwendigkeiten (sind Sie
alleine oder gründen Sie zusammen mit einem oder mehreren Partner eine Firma;
15 Anmeldeformalitäten
115
ist es bedingt durch die Art Ihres Unternehmens notwendig die persönliche Haftung
zu beschränken etc.) nach Ihrer Meinung in Frage kommt.
Besprechen Sie diese Entscheidung dann detailliert mit Ihrem Steuerberater.
Legen Sie erst danach fest, welche Form Sie endgültig wählen wollen.
Entscheidungsmatrix für die Wahl der Rechtsform:
Risiko und Kapitalbedarf
Partner/Mitarbeiter
gering
Mittel
groß
keiner
Einzelfirma
Einzelfirma
Kapitalgesellschaft
GmbH
Kapitalgesellschaft
stille Gesellschafter
wenige
Einzelfirma
Personengesellschaft
(OHG, KG)
Personen- oder
Kapitalgesellschaft
(KG, GmbH)
Kapitalgesellschaft
(GmbH,
GmbH&CoKG)
mehrere/viele
Personen- oder
Kapitalgesellschaft
(GmbH)
Kapitalgesellschaft
(GmbH, AG,
GmbH&CoKG)
Kapitalgesellschaft
(AG, GmbH)
15 Anmeldeformalitäten
116
15. Anmeldeformalitäten
Freie Berufe versus Gewerbebetrieb
Freiberufliche Tätigkeit =
selbständig ausgeübte
ˆ
wissenschaftliche
ˆ
künstlerische
ˆ
schriftstellerische
ˆ
unterrichtende
ˆ
erzieherische
immer bei “Katalogberufen”
( im EStG abschließend aufgeführt,
z.B. Ärzte, Rechtsanwälte,
Architekten, Steuerberater,
Krankengymnasten, beratende
Volks- und Betriebswirte ...)
den Katalogberufen vergleichbar:
Tätigkeiten
ˆ
persönliche Arbeitsleistung des
Berufsträgers
ˆ
leitend, eigenverantwortlich
sonst
sonst...
Gewerbebetrieb !
15 Anmeldeformalitäten
117
Gewerbebetrieb: Anmeldung beim ...
... 1.
Gewerbeamt
Finanzamt
Gewerbeaufsichtsamt
Gewerbefreiheit
Berufsgenossenschaft
---
IHK
Handwerkskammer
Erlaubnispflichtige Gewerbe
Gewerbefreiheit versus Erlaubnispflicht
Frei:
ˆ
Industrie
Genehmigung:
ˆ Handwerk
(Meisterprüfungszeugnis,
Handwerksrolle)
ˆ
Handel
ˆ
Dienstleistungen
ˆ Verkehrsgewerbe (gewerbliche
ˆ
Handwerksähnliches
Gewerbe
ˆ Gaststättengewerbe (Schank-
Personenbeförderung,
Güterkraftverkehr)
Speisewirtschaft, Beherbergung)
ˆ Reisegewerbe
(Umherziehen=außerhalb der
gewerblichen Niederlassung)
ˆ best. Tätigkeiten (Geldgewerbe,
Arbeitnehmerüberlassung)
15 Anmeldeformalitäten
118
Gewerbebetrieb: Anmeldung beim ...
... 2. Amtsgericht:
HRA
ˆ KG
HRB
ˆ GmbH
ˆ OHG
Einzelkaufmann und
Personengesellschaft
nur, wenn ...
ˆ AG
16 Anhang
119
16. Anhang
Nachdem Sie in den vorangegangenen Abschnitten Ihr Unternehmenskonzept
erarbeitet haben, sollte Sie noch einen Anhang erstellen, der alle für die
Unternehmensgründung relevanten Unterlagen enthält, die zur Ergänzung der
Bedürfnisse der potentiellen Kapitalgeber dienen.
Bei einem Verweis in den vorangegangenen Abschnitten auf den Anhang müssen
diese Unterlagen auch tatsächlich im Anhang zu finden sein.
Der Umfang des Anhangs läßt sich nicht genau festlegen, wobei es bei einem sehr
umfangreichen Anhang empfehlenswert ist, diesen in einem zweiten Band
zusammenzufassen.
Im folgenden sind mögliche Unterlagen aufgezeigt, die der Unternehmensgründer
bei der Zusammenstellung des Anhangs berücksichtigen sollte:
• Lebenslauf (in tabellarischer Form),
• Gesellschaftsvertrag,
• Handelsregisterauszug,
• Verträge (z.B. Mietverträge, Kaufverträge),
• Konzessionen, Zulassungen und Genehmigungen,
• Name und Anschrift von Beratern, die in Anspruch genommen wurden (z.B.
Steuerberater, Unternehmensberater),
• Mitgliedschaften in Verbänden,
• Zeitplan für den Ablauf der Unternehmensgründung,
• Detaillierte Planungen zu den Ausführungen in den vorangegangenen
Abschnitten (z.B. vollständiger Finanzierungsplan, Marktdaten),
• Technische Unterlagen (z.B. Zeichnungen, technische Daten),
• Gutachten.
Die einzelnen Unterlagen, die im Anhang zusammengefaßt sind, sollten ihrerseits
auch einen Verweis tragen, mit dem auf den entsprechenden Abschnitt im
Unternehmenskonzept hingewiesen wird, auf den sich diese Unterlagen beziehen.
Eine derartige Zuordnung aller Unterlagen des Anhangs erleichtert dem Leser des
Unternehmenskonzepts den Überblick.
16 Anhang
120
Aufgabe 16: Anhang
Im Anhang stellen Sie bitte alle Unterlagen zusammen, auf die Sie während Ihrer
Darstellung verwiesen haben und die für eine Plazierung innerhalb Ihrer
Ausführungen zu umfangreich sind. Beachten Sie bitte die Hinweise im obigen
Abschnitt über die Kennzeichnung der Unterlagen.
16 Anhang
121
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