UNIVERSITÄT SIEGEN Seminar zur Fachdidaktik Sommersemester 2005 Unterrichtsentwurf Globalisierung Eine erste Einführung für eine Klasse 8 Miriam Hillemann [email protected] 1 Inhaltsverzeichnis Einleitung _________________________________________________________________ 4 Unterrichtziele_________________________________________________________________ 4 Sachanalyse _______________________________________________________________ 6 Bedingungen und Folgen der Globalisierung ________________________________________ 6 Globalisierung und Nachhaltigkeit ________________________________________________ 7 Globalisierung und multinationale Unternehmen ____________________________________ 8 Didaktisch-methodische Anmerkung ___________________________________________ 9 Warum behandeln wir das Thema „Globalisierung“ in der Schule? ____________________ 9 Anhang1 Miles and more Reisetagebuch einer Jeans _____________________________________ 18 Anhang 2 Wie funktioniert die globalisierte Wirtschaft? ___________________________________ 19 Welche Rolle spielen Global Player in der globalisierten Wirtschaft? __________________ 19 Global Player auf dem Vormarsch? ______________________________________________ 20 Haben Konzerne zu viel Macht? _________________________________________________ 20 „Was kostet ein Schuh?“ ____________________________________________________ 22 Anhang 3 Globale Außen- und Sicherheitspolitik _________________________________________ 23 Bildungspolitik vor neuen Aufgaben___________________________________________ 24 Anhang 4 Deutschland im Klimawandel ________________________________________________ 25 Globale Erwärmung von Menschen verursacht_____________________________________ 25 Folgen der Klimaerwärmung____________________________________________________ 25 Treibhauseffekt _______________________________________________________________ 26 Das Kyoto-Protokoll ________________________________________________________ 26 Bananen, O-Saft, Schokolade machen die Regenwälder zur Plantage ________________ 27 Der Regenwald verschwindet____________________________________________________ 27 Kinder schaffen für unseren Luxus_______________________________________________ 27 Wen macht die Banane krumm? _________________________________________________ 28 2 Anhang 5 Weltkultur – Multikultur – Leitkultur __________________________________________ 29 Die Multikulturalität ist eine nicht mehr rückgängig zu machende Realität. ___________ 29 Globale Küche – Toast Hawaii zur Crossover-Küche _____________________________ 30 Total global: Sind wir auf dem Weg zu einer einheitlichen Weltkultur? ______________ 31 Anhang 6 WTO – World Trade Organisation ____________________________________________ 32 Rechtliche Aspekte ____________________________________________________________ 32 Prinzipien____________________________________________________________________ 32 Regelungen und Beschränkungen des Außenhandels müssen veröffentlicht werden.____ 33 Anhang 7 Attac ____________________________________________________________________ 34 55000 Mitglieder in etwa 30 Ländern flogen dem Leitspruch: „Entwaffnet die Märkte!“ 34 Attac-Erklärung ______________________________________________________________ 34 Anhang 8 Gewinner und Verlierer der Globalisierung _____________________________________ 35 Wirtschaftliche Entwicklung durch Produktion für den Weltmarkt____________________ 35 Warum fallen die ärmsten Entwicklungsländer in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück?______________________________________________________________________ 35 Wirtschaftlicher Aufschwung durch Liberalisierung?_____________________________ 36 Warum kommt die Liberalisierung nur langsam voran? _____________________________ 36 Fairer Handel – eine Lösung ?___________________________________________________ 36 3 Einleitung Wir entwickeln eine Unterrichtsreihe zum Thema Globalisierung von 7 einzelnen Unterrichtsstunden für die 8. Klasse einer Gesamtschule. Da man jede Unterrichtsreihe speziell auf eine Klasse anpassen sollte und es dabei sehr wichtig ist sich die Klasse und ihr Leistungspotenzial zu betrachten möchte ich dem Leser bitten, diese Reihe noch mal auf seine Klasse zu spezialisieren. Unterrichtziele In den Rahmenvorgaben „Politische Bildung in der Sekundarstufe I“ kommt das Thema „Globalisierung“ im Problemfeld 3 „Chancen und Probleme der Internationalisierung und Globalisierung“ zum Ausdruck. Aus diesem Problemfeld sollen in der Sekundarstufe I Themen wie „Ursachen und Folgen von Migration sowie Möglichkeiten und Schwierigkeiten interkulturellen Zusammenlebens“, „Europäisierungsprozesse in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“, „Entwicklungsländer und Entwicklungspolitik“ und „Ökonomische, politische und kulturelle Folgen von Globalisierungsprozessen“ behandelt werden. Ziel unsrer Unterrichtsreihe ist es, den Schülern grundlegende Fachkenntnisse über das Thema der Globalisierung zu vermitteln. Hierbei werden sie zunächst langsam an den Begriff der Globalisierung herangeführt, den sie später gemeinsam genauer definieren sollen. Anschließend sollen sie die internationalen Wirtschaftszusammenhänge, anhand einer Jeanshose erkennen. Im weiteren Verlauf sollen sie Gründe für das Globalisieren eines Unternehmens erarbeiten, dabei sollen Faktoren wie die Standortbedingungen eines Unternehmens, billigere Arbeitskräfte im Ausland, billigere Ressourcen im Ausland usw. berücksichtigt werden. Darüber hinaus sind die vier Dimensionen Ökonomie, Politik, Kultur und Ökologie im Bereich der Globalisierung ein weiterer, wichtiger Bestandteil der Unterrichtsreihe. Wichtig ist, dass die Kinder hierbei anhand von Beispielen die einzelnen Dimension erschließen und verinnerlichen. Zwei weitere Punkte bilden die Organisationen WTO und Attac. Diese sollen die Kinder beschreiben können. Das heißt die Aufgaben, Interessen und Tätigkeiten dieser Organisationen sind von den Kindern anhand von Texten zu erarbeiten. Der letzte Teil der Unterrichtsreihe zielt auf die Verlierer und die Gewinner der Globalisierung, wobei die Kinder hier Pro und Contra Globalisierung kennen lernen sollen. Hierbei soll vor allen Dingen die Beurteilungsfähigkeit der Schüler trainiert werden. Das heißt, die Schüler sollen sich eine eigene Meinung bilden und anhand der Globalisierung ihre Beurteilungskompetenzen erweitern. Besonders wichtig erscheint hier die eignständig entwickelte Stellungnahme der Schüler, die möglichst ohne jegliche äußeren Einflüsse erfolgen soll. Durch die intensive Zusammenarbeit der Schüler während der Unterrichtsreihe und das gegenseitige Zuhören, Diskutieren und Erstellen von Plakaten sollen Gruppenarbeit bzw. Teamwork geschult und trainiert werden. Besonders das Diskutieren und Erstellen von Plakaten soll darüber hinaus ein weiterer Zugewinn von Handlungskompetenz sein. Die Diskussionsanregungen sollen Schülerinnen und Schüler ermuntern, verschiedene Handlungsoptionen im Gespräch zu entwickeln. Kreativität und Fantasie sollen dabei unterstützt werden. Bei der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Facetten einer nachhaltigen Entwicklung wird, wo möglich, die globale Perspektive einbezogen. Dabei ist beabsichtigt, Neugier und Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Interessenlagen anderer Länder zu wecken .Geübt werden kann darüber hinaus, die eigene Meinung zu formulieren und argumentativ zu belegen. 4 Es wird besonders darauf geachtet, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, komplexe Zusammenhänge sachgemäß zu präsentieren, mit anderen zu diskutieren und dabei sowohl den eigenen Standpunkt als auch den Standpunkt der anderen zu reflektieren. Anhand des Beispiels „Das Reisetagebuch einer Jeanshose“ werden grundlegende fachmethodische Fähigkeiten erlernt und geübt. Insbesondere die Fähigkeit der Modellbildung wird dabei explizit trainiert und geschult. 5 Sachanalyse „Seit den 80er Jahren wurde ‚Globalisierung‘ zu einem Kernbegriff der wissenschaftlichen und politischen Diskussion, der einschneidende Veränderungen in der Welt reflektiert. Globalisierung beschreibt keinen Endzustand, sondern einen Prozess, in dessen Verlauf der Umfang und die Intensität nationaler Grenzen überschreitender Verkehrs-, Kommunikationsund Austauschbeziehungen rasch zunimmt. Die trennende Bedeutung nationalstaatlicher Grenzen wird unterspült: Die Wirkungen grenzüberschreitender ökonomischer, sozialer und politischer Aktivitäten für nationale Gesellschaften verstärken sich, viele Probleme laufen quer zu den territorialen Grenzen, immer mehr Ereignisse werden weltweit gleichzeitig wahrgenommen und wirken sich mit zunehmend kürzeren Verzögerungen an unterschiedlichsten Orten der Welt aus. Damit verändern sich auch die Anforderungen an die Wirtschaft und das Verständnis von Politik….“1 Zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich mit der Globalisierung. Dabei lässt sich schnell erkennen dass im Zusammenhang mit diesem Thema große Hoffnungen aber auch große Ängste stehen. Manche profitieren davon mehr als andere und nicht für alle bringt die Globalisierung Vorteile mit sich. „Globalisierung ist heute ein viel diskutierter Begriff, mit dem große Hoffnungen, aber auch Ängste und Verunsicherungen verbunden werden. Das Thema wir in der öffentlichen Diskussion mit sehr unterschiedlichen Deutungen in Zusammenhang gebracht, wie z.B. • • • • • • • globale Umverteilung von Reichtum, Macht, Handlungsfreiheit …, weltweit vernetzte Zusammenhänge im ökonomischen, politischen, kulturellen … Bereich, weltweite ökonomische Austauschbeziehungen, weltweiter wirtschaftlicher Strukturwandel, Amerikanisierung (McDonaldisierung), sich überlappende Netzwerke der Macht und des Einflusses aus Kulturen, Religionen, Organisationen, Wirtschaft … und viele weitere Wahrnehmungen.“2 Durch Handelsabkommen wurden Barrieren zwischen Ländern abgebaut und die Märkte geöffnet. Das alles begünstigt die Internationalisierung der Produktion und fördert die Globalisierung. Doch manchmal könnte oder besser sollte man sich fragen wo das alles hin führt. Richtig gelenkt könnte Globalisierung zu mehr Arbeit, Wohlstand und Freiheit führen, wenn da nicht auch jene Prozesse wären die wir als negativ empfinden. Die Arbeitslosigkeit unter den weniger qualifizierten Arbeitern steigt, die Ungleichheit der Einkommensverteilung wird auch nicht kleiner (eher im Gegenteil) und von jedem einzelnen wird zunehmend mehr Mobilität gefordert. „Dazu steigt auch der Druck auf die nationalen Politik- und Wirtschaftsgefüge der Länder sich anzupassen“3 Bedingungen und Folgen der Globalisierung Industrialisierung gilt als Vorraussetzung für Globalisierung. Erst die wachsende Mobilität durch Entwicklung der Autos und später der Flugzeuge, sowie die schnelle Verständigung über große Stecken (durch Telefon (Fernseher) und später auch das Internet) ermöglichten das 1 (Stiftung Entwicklung und Frieden 1999, S. 50; Zitat nach Kurs 21: Schulen unternehmen Zukunft; www.kurs21.de/sites/download/index.php; entnommen am 26.07.05) 2 Kurs 21 Schulen unternehmen Zukunft, S.6 www.kurs-21.de/sites/download/index.php; entnommen am 26.07.05 3 vgl. Kurs 21, Schulen unternehmen Zukunft, S. 7 6 neue Verständnis von Raum und Zeit in dem Entfernungen immer kleiner zu werden schienen. Die Welt schrumpft sozusagen! Heute wird weltumspannend und nicht nur regional gehandelt. Die Globalisierung hat wie fast alles Vor- und Nachteile. Die Beschleunigung des Strukturwandels, die weltweite Kommunikations- und Informationsmöglichkeit und das globale Warenangebot können durchaus zu den Vorteilen gerechnet werden, denen jedoch auch Fragezeichen und Nachteile gegenüberstehen. Kritiker befürchten vor allem den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Industrieländern, die Verschärfung der sozialen Ungerechtigkeit und ökologisch unverträgliche Folgen der Globalisierung. Wie bereits erwähnt; nicht alle Menschen profitieren von der Globalisierung. Zu den Gewinnern gehören sicher die multinationalen Unternehmen oder auch „global players“ die ihre Standorte einfach dahin verlegen können wo es für sie am profitabelsten ist und wo ihnen am wenigsten Auflagen im Weg stehen. Zu den „Opfern“ gehören unter anderem weniger gut qualifizierte Arbeiter und sicher auch unsere Umwelt „Der heutigen ökonomischen Globalisierung fehlen, so ihre Gegner, ethische „Leitplanken“ und der politische Rahmen.“4 Globalisierung und Nachhaltigkeit „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“5 Durch diesen Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung erhielt der Begriff der nachhaltigen Entwicklung neuen Aufschwung. Seitdem prägt er die internationale und nationale Umwelt- und Entwicklungspolitik. „Als nachhaltig zu bezeichnen wären folgende Entwicklungen: • • • • im Bereich der Produktion – eine ökoeffiziente, auf erneuerbaren Ressourcen basierte Wirtschaft, im Bereich der Infrastrukturen (Energie, Wasser, Verkehr) – Ressourcenschonende Technologien sowie Partizipation (z. B. Auswahl der Energieträger durch Verbraucher), im Bereich Konsum – nachhaltige Lebensstile und deren Ermöglichung, im Bereich Politik – Verantwortung für Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auf allen Ebenen des politischen Handelns.“6 Globalisierung wäre also nachhaltig, wenn Handelsbeziehungen, Kapital- und Personalverkehr zu zukunftsfähigen Strukturen i allen Teilen des wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebens führen würden. Aktuell sieht es eher danach aus als ob die Globalisierung die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung eher behindert als fördert. Die Strukturen der Wirtschaft in den Industriestaaten sind nicht zukunftsfähig. Unsere Produktionsmuster auf die Entwicklungsländer zu übertragen würde zu fatalen Folgen für die Umwelt und die sozialen Gefüge führen. Das im Zeitalter der Globalisierung erreichte Wirtschaftswachstum wird von steigendem Flächenverbrauch, erhöhtem Rohstoff- und Energieverbrauch sowie ansteigenden Treibhausemissionen begleitet. Da der Standortwettbewerb in einer fast „grenzenlosen Welt“ die einzelnen Länder daran hindert, den Unternehmen Auflagen zum Schutz der Umwelt „aufzuzwingen“, führt die fortschreitende Globalisierung zu Verschärfung der Umweltprobleme. Und solange sich nicht alle Staaten zusammentun um Maßnahmen zu ergreifen wird sich an den Umweltproblemen in naher Zukunft nicht viel verändert. 4 Kurs 21 Schulen unternehmen Zukunft, S. 8 V. Hauff, 1987, S. 46 6 Kurs 21 Schulen unternehmen Zukunft, S. 9 5 7 Globalisierung und multinationale Unternehmen „Seit Beginn der 90er Jahre lässt sich ein Trend von immer größeren Zusammenschlüssen von multinationalen Unternehmen beobachten. Diese Entwicklung findet überwiegend in den Industrieländern statt, und sie erfasst inzwischen fast alle Branchen. Die multinationalen Unternehmen („Multis“, „global players“) verfügen über ein größeres wirtschaftliches Potential als manche nationalen Volkswirtschaften.[…] Im Zeitalter der Globalisierung werden die Grenzen durchlässiger für Geschäftskontakte und Kulturaktivitäten (z. B. Tourismus): Unternehmen werden internationaler und sind an verschiedenen Standorten vertreten. Die internationale Arbeitsteilung nimmt zu: Die Produkte verlieren ihre Nationalität. Statt „Made in Germany“ heißt es z. B. „Made by Mercedes“. Für einen Autohersteller, der die Aufhängung seiner Autos aus Südamerika, die Motoren aus Amerika, die Elektronik aus Japan und die Bereifung aus Polen bezieht, ist es ohne Bedeutung, wo eine neue Fabrik für den europäischen Markt entsteht. Er wird letztlich denjenigen Standort suchen, der für ihn den größten Profit verspricht. Um dieses Ziel zu erreichen, wird er die Standortbedingungen vergleichen. Diese werden dabei nicht nur durch die Lohn- und Lohnnebenkosten, die Kosten für das übrige Sozialpaket, die Arbeitsstunden pro Tag/Woche, die Urlaubstage und den Krankenstand seiner zukünftigen Arbeiter und Angestellten bestimmt, sondern auch durch die Anzahl und Höhe der verschiedenen Steuern, die vorhandene Infrastruktur, die Effizienz der Verwaltung, notwendige Genehmigungsverfahren und alles andere, was die Produktivität einer Investition beeinflusst.“7 Der Beitrag den die „Multis“ zur Beschäftigung, zum Ausgleich sozialer Differenzen, zur Verbesserung von Industrie- und Agrarstrukturen bleibt insgesamt umstritten. Die internationalen Aktivitäten der Multis sind schwer zu regeln: „Mehrere Nichtregierungsorganisationen sind davon überzeugt, dass zur Kontrolle der internationalen Aktivitäten ein nach Recht und Gesetz verbindliches Rahmenwerk notwendig ist, um den Beitrag der Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung sicherzustellen. Noch gibt es solche verbindlichen Regeln nicht. Eine weit akzeptierte Norm sind die OECD Leitsätze für multinationale Untenehmen8. Es sind Empfehlungen von Regierungen für ihre multinationalen Konzerne. Sie enthalten Grundsätze und Maßstäbe für gute Praktiken im Einklang it dem geltenden Recht. Die Beachtung der Leitsätze durch die Unternehmen beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Man kann also nur hoffen, dass die Unternehmen nicht nur den Profit, sondern auch die globale Zukunft im Auge haben. „Die Globalisierungsprozesse beeinflussen Unternehmen je nach Standort, Grad der internationalen Verflechtungen und Position des Unternehmens auf dem Markt. Während die großen „Global Player“ weltweite Allianzen eingehen, um Absatzmärkte und kostengünstige Produktionsstandorte zu gewinnen, kämpfen kleinere, eher national agierende Unternehmen um die Erhaltung ihrer Marktposition und der Arbeitsplätze.“9 7 http://oekonomie.ph-gmuend.de/globalisierung/glob_wesen.htm, entnommen am 26.07. 05 s. dazu: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; www.oecd.org 9 http://oekonomie.ph-gmuend.de/globalisierung/glob_folgen.htm 8 8 Didaktisch-methodische Anmerkung Warum behandeln wir das Thema „Globalisierung“ in der Schule? Der Begriff Globalisierung bezeichnet das stärkere Zusammenwachsten von Volkswirtschaften. Welche Konsequenzen dieser Prozess für den einzelnen Menschen hat, wird sehr unterschiedlich bewertet. Befürworter sehen in der Globalisierung als ein Instrument, um die Armut in der Welt und Umweltprobleme zu beseitigen und um die Demokratisierung autoritärer Systeme voranzutreiben. Für die Gegner ist sie ein Mittel der Bereicherung des Finanzsektors und tansnational agierender Unternehmen zu Lasten der Mehrheit der Bevölkerung. Zugleich beklagen sie die Machtlosigkeit nationalstaatlicher Politik. Andere halten den Prozess für steuerbar und fordern allenfalls einen regulatorischen Rahmen, damit die Entwicklung zur Sicherung von Wohlstand und Demokratie für alle genutzt werden kann. Unabhängig von dieser kontroversen Debatte ist jeder Einzelne bereits heute mit den Konsequenzen dieses Prozesses konfrontiert. Somit ist es auch für die Schulen sinnvoll, dieses Thema in den Lehrplan aufzunehmen und mit inhaltlichen Reduzierungen ist es auch für Schüler der achten Klasse ein interessantes Thema. In der Rahmenvorgabe für die ökonomische Bildung in der Sekundarstufe 1 (2004) ist Globalisierung im Problemfeld 8 „Soziale Marktwirtschaft – Herausforderungen durch Internationalisierung und Globalisierung“ zu finden. In unserer Unterrichtsreihe werden wir auf die folgenden Inhalts- und Problemaspekte eingehen: 1. Wirtschaftspolitische Ziele 2. Träger der nationalen Wirtschaftspolitik 3. Der Prozess der Globalisierung, Chancen und Risiken. Anhand des Beispiels „Das Reisetagebuch einer Jeanshose“ stellt ein Modell der internationalen Wirtschaftsverflechtungen dar. Die Arbeit mit Modellen ist eine zentrale Methode der Ökonomie. Die Komplexität wirtschaftlicher Prozesse wird durch die Konstruktion von Modellen reduziert um wesentliche Zusammenhänge zu erkennen. Anhand solcher Modelle lassen sich Sachkompetenzen und gleichzeitig Methoden- und Urteilskompetenz vermitteln. Methodische Kompetenzen zur Modelbildung können bei der Reflexion über die Konstruktion der Modelle, ihre Voraussetzungen, ihre Realitätsgehalt und ihre Erkenntniswert erworben werden. 9 Datum: Klasse: 8 Thema: Einführung in die Globalisierung Stundenziel: Schüler sollen den „Umfang“ von Globalisierung kennen lernen 1.Stunde Fach: Sozialwissenschaft/ Politik Phase/ Zeit Einführung 10 Minuten Schülerhandlung Die Schüler sollen alle nach vorne kommen und sich die Gegenstände, die auf dem Lehrerpult liegen anschauen. Methode Schüleraktion Medien Gegenstände aus aller Welt Schüler nennen die verschiedensten Länder, aus denen die Gegenstände stammen. Unterrichtsgespräch Tafel Schüler nennen weitere Gegenstände und ihre Herkunftsländer. Unterrichtsgespräch Tafel Problematisierung 10 Minuten Weiterführung 5 Minuten Lehrerhandlung Gegenstände aus aller Welt auf dem Lehrerpult ausbreiten (Spagetti, Colaflasche, Mc. Donald Becher, Bananen, Jeans, Chinastäbchen, Pizzaverpackung, Basketball, Ikeatüte, Nachos). Frage an die Schüler: Was fällt euch auf? Haben diese Gegenstände etwas gemeinsam? Woher stammen sie? Der Lehrer schreibt die Antworten der Schüler an die Tafel. Frage an die Schüler: Fallen euch noch weitere Gegenstände ein, die man hier in Deutschland benutzt, die aber aus anderen Ländern kommen? Der Lehrer hält diese Gegenstände und die Länder an der Tafel fest. 10 Phase/ Zeit Weiterführung 3 Minuten Festigung 5 Minuten Schülerpräsentation 5 Minuten Festigung 7 Minuten Lehrerhandlung Lehrer stellt den Schülern die Aufgabe, einen übergeordneten Begriff für das alles zu finden. (global → Globalisierung) Lehrer gibt den Schülern die Aufgabe, eine erste eigene Hypothese zum Begriff Globalisierung zu bilden. Lehrer hält die Ergebnisse in Stichworten an der Tafel fest. Lehrer bildet mit den Schülern eine gemeinsame Definition an der Tafel. Schülerhandlung Schüler nennen übergeordnete Begriffe Methode Unterrichtsgespräch Medien ------------- Schüler bilden eine erste Hypothese. Partnerarbeit Schulheft 3- 5 Schüler präsentieren ihre Hypothese. Schülervortrag Tafel Schüler nennen ihre Vorschläge. Sie schreiben die fertige Definition ab. Unterrichtsgespräch Tafel Schulheft 11 Datum: Klasse: 8 Thema: Das Reisetagebuch einer Jeans Stundenziel: Schüler sollen erkennen wie die globale Arbeitsteilung funktioniert. 2.Stunde Fach: Sozialwissenschaften Phase/ Zeit Einführung 10 Minuten Schülerhandlung Schüler lesen den Text selbstständig. Methode Einzelarbeit/ Stillarbeit Medien Arbeitsblatt Schüler setzten sich in Gruppen und bearbeiten ihre Aufgabe. Gruppenarbeit DIN A 3 Papierbögen Arbeitsblatt aus der Einführungsphase Schüler präsentieren ihre Plakate. Schülervortrag Plakat Schüler notieren sich die Hausaufgaben. Lehrervortrag Schulheft/ Hausaufgabenheft Weiterführung 20 Minuten Schülerpräsentation 12 Minuten Hausaufgabe 3 Minuten Lehrerhandlung Die Schüler bekommen vom Lehrer einen Text. „Das Reisetagebuch einer Jeans.“ (Anhang 1) Lehrer lässt, sich die Schüler in 5er Gruppen aufteilen und gibt ihnen die Aufgabe, die Reise zeichnerisch darzustellen. Der Lehrer teilt zu diesem Zweck DIN A 3 Papierbögen aus. Lehrer wählt per Zufall (mit Hilfe eines Würfels) drei Gruppen aus, die ihre Plakate vorstellen. Lehrer stellt den Schülern die Hausaufgaben. Frage an die Schüler: „Warum globalisiert das Jeansunternehmen H.I.S?“ 12 Datum: Klasse: 8 Thema: Die Dimensionen der Globalisierung Stundenziel: Schüler sollen die verschiedenen Dimensionen kennen lernen Phase/ Zeit Hausaufgabenbesprechung 10 Minuten Einführung 10 Minuten Weiterführung 5 Minuten Vertiefung 20 Minuten Lehrerhandlung Lehrer hält die wichtigsten Punkte an der Tafel fest. Lehrer legt einige Bilder zu den unterschiedlichen Dimensionen der Globalisierung auf (ökonomisch, ökologisch, kulturell, politisch). Lehrer hält die Schülerbemerkungen an der Tafel in Stichworte fest und sortiert sie dabei gleichzeitig in 4 Spalten (nach Dimensionen geordnet) ein. Lehrer stellt die Aufgabe: Schüler sollen zu den 4 verschiedenen Spalten Überschriften finden (Ökonomie, Ökologie, Kultur, Politik) Lehrer teilt die Schüler per Zufall in 4 Gruppen ein. Lehrer teilt den Gruppen Arbeitsblätter zu den Dimensionen aus. (Anhang 2-5) 3.Stunde Fach: Sozialwissenschaften/ Politik Schülerhandlung Methode Schüler tragen ihre Unterrichtsgespräch Hausaufgaben vor. Schüler sammeln ihre Unterrichtsgespräch Eindrücke und Meinungen zu den Bildern. Medien Tafel Schulheft OH- Projektor OH- Folie Tafel Schüler schlagen Begriffe Unterrichtsgespräch vor. Tafel Schüler lesen ihre Texte. Gruppenarbeit Schüler bearbeiten in ihrer Gruppe ihre zugeteilte Dimension und erstellen zu ihrer Dimension Plakate. Arbeitsblätter Tapetenrolle 13 Datum: Klasse: 8 Thema: Die Dimensionen der Globalisierung Stundenziel: Schüler sollen die verschiedenen Dimensionen kennen lernen Phase/ Zeit Weiterführung 45 Minuten 4.Stunde Fach: Sozialwissenschaften/ Politik Lehrerhandlung Schülerhandlung Methode Schüler sollen ihre Schüler arbeiten an ihrer Gruppenarbeit Gruppenarbeit Gruppenarbeit weiterführen. Lehrer leistet den einzelnen Gruppen Hilfestellung. Medien Arbeitsblätter Tapetenrolle 14 Datum: Klasse: 8 Thema: Die Dimensionen der Globalisierung Stundenziel: Schüler sollen die verschiedenen Dimensionen kennen lernen 5.Stunde Fach: Sozialwissenschaften/ Politik Phase/ Zeit Präsentation 40 Minuten Schülerhandlung Schüler tragen ihre Gruppenarbeit vor. Methode Schülervortrag Medien Tafel Schülerplakat Schüler übertragen das Tafelbild in ihr Schulheft Einzelarbeit Tafel Schulheft Festigung 5 Minuten Lehrerhandlung Schüler sollen ihre Gruppenarbeit präsentieren Lehrer hält zwischen den Präsentationen die wichtigsten Aspekte an der Tafel fest. 15 Datum: Klasse: 8 Thema: WTO und Attac Stundenziel: Schüler sollen einen Überblick über die WTO und Attac bekommen 6.Stunde Fach: Sozialwissenschaften/ Politik Phase/ Zeit Einführung 10 Minuten Schülerhandlung Schüler lesen den Text und markieren sich wichtige Textstellen und versuchen die Leitfragen zu beantworten. Methode Einzelarbeit/ Stillarbeit Medien Arbeitsblatt Schüler tragen ihre Antworten auf die Leitfragen vor. Gelenktes Unterrichtsgespräch Tafel Arbeitsblatt Schüler lesen den Text und markieren sich wichtige Textstellen und versuchen die Leitfragen zu beantworten. Schüler tragen ihre Antworten auf die Leitfragen vor. Einzelarbeit/ Stillarbeit Arbeitsblatt Gelenktes Unterrichtsgespräch Tafel Arbeitsblatt Schüler notieren sich die Hausaufgaben Lehrervortrag Arbeitsblatt Festigung 10 Minuten Weiterführung 10 Minuten 10 Festigung Hausaufgaben 5 Minuten Lehrerhandlung Lehrer teilt den Schülern einen Text über die WTO aus und gibt ihnen die Aufgabe ihn anhand der Leitfragen zu bearbeiten. (Anhang 6) Lehrer klärt eventuelle Fragen und hält die Ergebnisse der Leitfragen an der Tafel fest. Lehrer teilt den Schülern einen Text über Attac aus und gibt ihnen die Aufgabe ihn anhand der Leitfragen zu bearbeiten. (Anhang 7) Lehrer klärt eventuelle Fragen und hält die Ergebnisse der Leitfragen an der Tafel fest. Lehrer teilt einen Text zum Thema „Gewinner und Verlierer der Globalisierung“ aus. Sie sollen eine Pro- ContraListe erstellen. (Anhang 8) 16 Datum: Klasse: 8 Thema: Pro- Contra Globalisierung Stundenziel: Schüler sollen eine eigene Meinung zur Globalisierung entwickeln 7.Stunde Fach: Sozialwissenschaften/ Politik Phase/ Zeit Festigung 25 Minuten Methode Diskussion Medien ------------- Unterrichtsgespräch ------------- Fazit 20 Minuten Lehrerhandlung Lehrer teilt Schüler in 2 Gruppen auf. Schülerhandlung Diskutieren über die Vorund Nachteile der Globalisierung Diskussionsmoderator Lehrer stellt die Frage: Schüler stellen ihr „Wie kann man die Lösungsvörschläge vor. Globalisierung verbessern?“ Kann man die Globalisierung rückgängig machen?“ 17 Anhang1 Miles and more Reisetagebuch einer Jeans Man nehme aus Italien: ein bis zwei Meter Denimstoff, sechst Nieten und en Lederetikett. Aus Deutschland: 274 Meter Nähgarn, ein Stofflabel plus Edelstahlknopf. Dazu gebe man Taschenfutter aus Frankreich und einen Reißverschluss aus Belgien, nähe alles zusammen und fertig ist es, das Jeansmodell „Sunny“ der Firma H.I.S. – sollte man denken. Leider ist es nicht ganz so einfach, denn bis „Sunny“ gefaltet im Regal liegt, reist sie drei Monate lang durch die Welt und legt mehr als zweitausend Kilometer zurück. Ihre Geschichte beginnt auf einer Baumwollplantage in Amerika, Usbekistan, Griechenland oder Syrien. Von dort wird die gepflückte Baumwolle in eine italienische Weberei gebracht, zu Denimstoff verarbeitet und mit dem Farbstoff Indigo dunkelblau eingefärbt. In der H.I.S. – Zentrale im bayerischen Garching wird inzwischen der Schnitt entworfen. Gemeinsam mit Reißverschluss, Nieten und Knöpfen gehen dann Schnitt und Stoffe nach Tunesien. Zwischen 150 und 250 Näher und Näherinnen arbeiten hier an „Sunny“ für zwei Euro pro Stunde […]. Aus Nordafrika wir die fertig genähte Hose in die Wäscherei nach Italien geschickt. Um eine gebrauchte Optik zu bekommen, wird sie dort wahlweise mit Steinen gewaschen, mit Schmirgelpapier abgerieben oder mit einer dünnen weißen Farbschicht besprüht und – um wachfest zu werden im Backofen getrocknet. Anschließend fahren die fertigen „Sunny“ im Lkw zurück nach Garching, werden kontrolliert, abgepackt und an 4000 Geschäfte in ganz Europa geliefert. Die einzelnen Jeansmodelle werden genau kalkuliert, was bedeutet, dass jedes in einer anderen Näherei zusammengesetzt wird – in acht verschiedenen Ländern Nordafrikas und/ oder Osteuropas. Rund fünf Millionen H.I.S. – Jeans entstehen so im Jahr, über 80000 davon sind „Sunnys“ […]. Im Geschäft zahlt man, je nach Waschung zwischen 53 und 70 Euro. Quellenangabe: Stern 30.04.2002 18 Anhang 2 Wie funktioniert die globalisierte Wirtschaft? Welche Rolle spielen Global Player in der globalisierten Wirtschaft? Das Beispiel IKEA: Während die Möbelbranche gerade katastrophale Umsatzrückgänge verzeichnet, betreibt IDEA mal eben die Eroberung der Welt […]. Jeden Tag strahlt Kamprads Name (Gründer von IKEA) über mittlerweile 177 Geschäften in 31 Ländern, lockt jährlich 286 Millionen Besucher zum Griff ins Portemonnaie, von Australien bis Saudi- Arabien, von Island bis Taiwan. In China heißt IKEA „Yi Jia Jia Ju“, „Gemütlich zu Hause wohnen“, und gilt als hipper Shopping – Spot. […] In den nächsten fünf Jahren soll der Konzern weltweit um weitere 75 % wachsen – so wie er in den vergangenen Jahren um 100 % gewachsen ist. […] Wer wissen möchte, wie diese Möbelmaschine funktioniert, wer wissen will, wie ein Weltmöbelgeschmack geplant und der IKEA – Mensch gebastelt wird, der fährt nach Älmhult. Eine Kleinstadt an der Durchgangsstraße nach Stockholm […]. Älmhult ist Kaderschmiede und Kommandozentrale, Ideenfließband und endloses Motivationsseminar […]. Hier suchen zwei Mitarbeiterinnen nach netten Produktnamen […] In zwei gigantischen Fotostudios produziert der Amerikaner Bill Agee den Katalog in einer jährlichen Auflage von 118 Millionen Stück in 23 Sprachen – das meistgelesene „Buch“ nach der Bibel […] In elf „Buisiness Areas“ arbeiten hier rund 1900 Produktentwickler. Ihre Ideen müssen stets für die Massenproduktion verwertbar sein, dazu weltweit verkäuflich und stets so gestaltet sein, dass sie in Kosten sparenden Flachkartons passen. Gemeinsam reisen Produktentwickler und Designer in Fabriken überall auf der Welt, um die Entwürfe den örtlichen Produktionsbedingungen anzupassen […] IKEA lässt in 5 Ländern von 1800 Lieferanten produzieren. Jeder zweite Artikel stammt aus Niedriglohnländern […] Länder wie China und Vietnam gehören zu den Großlieferanten […] In der vietnamesischen Rattan – Fabrik „Rapexco“ arbeiteten vor neun Jahren 102 Menschen. Dann kam IDEA. Heute flechten 6500 Frauen an Rattanmöbeln, mindestens 300000 Stühle der Marke „Agen“ pro Jahr. Eine Arbeiterin schafft gut einen Stuhl am Tag. Sie verdient umgerechnet zwei Euro pro Tag – mehr als der gesetzliche Mindestlohn. Doch die Lieferanten sollen ihre Verkaufspreise an IKEA möglichst jedes Jahr senken. „Dafür ordert IDEA auch jeden Jahr größere Stückzahlen“, sagt Firmendirektor John Wallace. „Ja, es ist hart. Aber solange IKEA wächst, wachsen auch wir. Das System IKEA funktioniert.“ Für acht Euro wird „Agen“ an IKEA verkauft, für 26 Euro steht der Stuhl in deutschen Läden. (Nach: IKEA. Ein Mann vermöbelt die Welt, in : Stern 24. 04. 2003, S. 82ff) 19 Global Player auf dem Vormarsch? Unternehmen stehen im Zeitalter der Globalisierung in hartem Wettbewerb untereinander. Weltweit kämpfen Produzenten gegen Überkapazitäten. Nur die besten, billigsten und aggressivsten haben Chancen auf dem weltweiten Markt zu überleben. Die Folge: Unternehmen schließen sich zusammen um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben, zum Beispiel das deutschen Unternehmen Daimler mit dem amerikanischen Unternehmen Chrysler. Kleinere Firmen werden von den großen Konzernen geschluckt. Fachleute prophezeien, dass in Zukunft wenige Großkonzerne den Weltmarkt beherrschen werden, denn: • • • Wer auf dem Weltmarkt ein Händlernetz und Kundenservice aufrechterhalten will, muss riesige Gelder einsetzen. Das können nur Großkonzerne. Die Entwicklung neuer Produkte verschlingt viel Geld. So viel Geld für Forschung können nur Großkonzerne aufwenden. Alle Konzerne stehen im harten Wettbewerb. Wer nicht andere Unternehmen aufkauft, wird selbst geschluckt. Haben Konzerne zu viel Macht? Weltweit spielen über 40000 transnationale Unternehmen aller Größenordnungen ihre Beschäftigten ebenso wie die Staaten gegeneinander aus. [23 Euro] für die Facharbeiterstunde? Viel zu teuer, die Briten arbeiten für weniger als die Hälfte, die Tschechen für ein Zehntel. Nur 33 % Investitionszulage für neue Fabriken in Italien? Viel zu wenig, in Ostdeutschland legt der Staat gerne 80 % dazu. In einer globalen Zangenbewegung hebt die Internationale des Kapitals ganze Staaten und deren bisherige gesellschaftliche Ordnungen aus den Angeln. An der einen Front droht sie mal hier, mal dort mit Kapitalflucht und erzwingt so drastische Steuerabschläge sowie milliardenschwere Subventionen oder kostenlose Infrastruktur. Wo das nicht hilft Steuerplanung im großen Stil: Gewinne werden nur noch in den Ländern ausgewiesen, wo der Steuersatz auch wirklich niedrig ist. Weltweit sinkt der Anteil, den Kapitaleigner und Vermögensbesitzer zur Finanzierung staatlicher Aufgaben beitragen. Auf der anderen Seite fahren die Lenker der globalen Kapitalströme das Lohnniveau ihrer steuerzahlenden Beschäftigten kontinuierlich herunter […] egal ob soziale Gerechtigkeit hergestellt oder die Umwelt geschützt werden muss, ob Medienmacht begrenzt oder die internationale Kriminalität bekämpft werden soll: Stets ist der einzelne Nationalstaat überfordert […] Wenn aber Regierungen in allen existenziellen Zukunftsfragen nur noch auf die übermächtigen Sachzwänge der transnationalen Ökonomie verweisen, gerinnt alle Politik zu einem Schauspiel der Ohnmacht, und der demokratische Staat verliert seine Legitimation. Die Globalisierung gerät zu Falle für die Demokratie […] 20 Quellenangabe: Information zur politischen Bildung; Heft 280; bpb-Verlag 21 „Was kostet ein Schuh?“ Ngadinah fertigt Turnschuhe in Indonesien. Wollte sie hier ein Paar kaufen, müsste sie dafür einen Monatslohn hinlegen. Zunächst sieht es wie ein ganz normaler Einkaufsbummel aus. Drei Frauen, zwei Deutsche und eine Asiatin mit Kopftuch vorm Regal eines Schuhgeschäftes in der belebten Kölner Innenstadt. Ngadinah nimmt einen Turnschuh in ihre schlanken braunen Hände. Weißes Leder, drei blaue Streifen. „Das Modell kenn’ ich,“ sagt sie. Die 30-Jährige Ngadinah ist Fachfrau. Als Arbeiterin einer Fabrik nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta näht sie seit 15 Jahren Schuhe zusammen, ihre Firma ist Zulieferer von adidas. Die Deutschlandreise ist Ngadinahs erster Auslandsaufenthalt. Und sie ist nicht zum Urlaub machen hier. Sie soll von ihrer Arbeit berichten, uns, die wir als Konsumenten am anderen Ende der Produktionskette stehen. Mehr als ein Dutzend Mal wird sie Journalisten heute ihre Geschichte erzählen. Wie sie verhaftet wurde, weil sie tat, was hier, im Heimatland von adidas, normal ist: einer Gewerkschaft angehören, Versammlungen abhalten, für bessere Arbeitsbedingungen streiken. Im Frühjahr 2001, während eines Gewerkschaftskongresses, sprach die Indonesierin Ngadinah in einem Fernsehinterview über die Missstände in ihrer Fabrik. Kurz darauf wurde sie verhaftet. Die Begründung: Störung der öffentlichen Ordnung. Nach zwei Wochen wurde die Haftstrafe in Hausarrest umgewandelt. Bis August sollte es dauern, bis Ngadinah sich wieder völlig frei bewegen konnte. NGOs und schließlich auch adidas selbst hatten sich für die Aktivistin eingesetzt. Timothy Connor hat im Auftrag der NGO „oxfam“ eine Studie über Arbeitsbedingungen bei indonesischen Nike- und adidas-Zulieferern erstellt und dabei auch Ngadinahs Fabrik untersucht. Sein Fazit: Die Arbeiter leben in extremer Armut, Mütter sind oft gezwungen, ihre Kinder weit weg bei Verwandten unterzubringen, weil die staatlich festgeschriebenen Mindestlöhne zum Überleben nicht reichen. Überstunden sind deshalb der Normalfall. Connor bestätigt, dass der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen eine Gratwanderung ist, weil die Arbeiter sehr wohl wüssten, wie schnell Fabriken geschlossen würden. Billige Arbeit gibt es genug - wird der Arbeiterschutz zu teuer, ziehen Konzerne weiter. Anderson von adidas begründet die Schließung von Fabriken genau andersherum: Dies sei die letzte Sanktionsmöglichkeit, die dem Konzern bleibe, wenn er feststelle, dass die Standards bei den Zulieferern nicht eingehalten würden. Wie ernst es die Global Players mit diesen Standards aber wirklich nehmen, zeigt sich schon daran, dass die meisten Sportschuhe in China gefertigt werden, wo es überhaupt keine freien Gewerkschaften gibt. Adidas wird in drei Wochen die deutsche Fußballmannschaft mit dem WM-Schuh ausstatten, dessen Modell auch in Ngadinahs Fabrik genäht wird. Von einem Paar Schuhe, das 100 Euro kostet, werden in der Dritten Welt etwa 0,4 Euro in Arbeitslöhne investiert. Ein Drittel des Kaufpreises, also rund 30 Euro, fließt dagegen in die Werbung. Eine Kongressteilnehmerin fragt Anderson „ganz naiv“, warum man von diesem Betrag nicht ein halbes Prozentchen abknapsen könnte, da würde es so vielen Arbeitern in der Dritten Welt besser gehen. Der Manager antwortet: „Das sind zwei Welten. Die Werbung passiert hier, die Arbeit in der Dritten Welt.“ http://www.taz.de/pt/2002/05/06/a0177.nf/textdruck entnommen am 26.07.05 22 Anhang 3 Globale Außen- und Sicherheitspolitik Der Prozess der Globalisierung hat zwischen den Staaten vielfältigen Abhängigkeiten entstehen lassen. Durch die modernen Kommunikationsmittel und die engen wirtschaftlichen Verflechtungen sind geographische Entfernungen zusammengeschmolzen. Die Umweltpolitik in China, die Gesundheitssituation in Afrika, die Sicherheit nuklearer Anlagen in Russland und das Leben von Millionen von Menschen, obwohl sie weder in der genannten Region leben noch an den Entscheidungen beteiligt sind. Die grenzüberschreitenden Wirkungen globaler Entwicklungen setzen der staatlichen Eigenständigkeit zunehmend enger werdende Grenzen. Die Fähigkeit eines Staates, seinen Interessen im Alleingang gerecht zu werden, ist geringer geworden. Wenn es um den Schutz globaler Güter wie das Klima geht, sind die Staaten auf die Zusammenarbeit mit anderen angewiesen. Diese außen- und sicherheitspolitische Horizonterweiterung hat zu einem weit gesteckten Sicherheitsbegriff geführt. Er schließt neben militärischen Aspekten die wirtschaftliche, soziale, ökologische wie menschenrechtliche Dimension von Sicherheit ein. Es ist diese Breite des Aufgabenkatalogs, die Sicherheit zu einem Thema der unterschiedlichsten Institutionen gemacht hat. Insofern wurde in den neunziger Jahren der Begriff der „erweiterten Sicherheitspolitik“ geprägt. Dennoch beharren einige, die eine umfassende Sicherheitsagenda als zu vage empfinden, nach wie vor auf einer vor allem auf militärische Gefahren abgestellten Begriffsdefinition. Die Umwelt ist auf der Agenda einer global ausgerichteten Außenpolitik ein fester Programmpunkt. In dem Maße, in dem die Menschen für die Belastungen der Atmosphäre verantwortlich zu machen sind, können sie auch nur gemeinsam für ihren Schutz sorgen. Wie viele Umweltgefahren, so berühren auch Einwanderungsströme mehrere Staaten. Es ist ihre soziale Stabilität du Sicherheit, um die sie sich sorgen, wenn ihnen die Zahl der Kriegsflüchtlinge und der Asylsuchenden, die in anderen Ländern Schutz vor der Not oder den Verfolgungen bei sich zu hause suchen, zu groß erscheint. Zum Beispiel der Krieg in Bosnien-Herzegowina hat gezeigt, dass auch Staaten wie Deutschland, die an diesem Krieg werden beteiligt sind noch in unmittelbaren Nachbarschaft liegen, sich seinen Folgen nicht entziehen können. Und deutlich ist auch geworden, dass es nicht genügt, einen Krieg zu beenden. Zur Sicherheit und Stabilität in der Region gehört unverzichtbar ihr wirtschaftlicher Wiederaufbau. Nur dann bleiben die Menschen in ihrer Heimat beziehungsweise kehren in sie zurück. Das sind Beispiele dafür, dass Sicherheit längst nicht mehr nur eine militärische Angelegenheit ist. Dass sie aber das auch ist, zeigt die Sorge vor der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, die zunehmend zu einer globalen Gefahr werden. […] Die Gefahr, dass skrupellose Regierungen oder terroristische Gruppen von Massenvernichtungswaffen Gebrauch machen, ist einer der Gründe für die Inspektionen der vereinten Nationen im Irak gewesen. […] Quelle: Informationen zur politischen Bildung Nr. 263 Globalisierung 23 Bildungspolitik vor neuen Aufgaben Die Absicherung der Menschen gegen die wachsenden Risiken der Globalisierung ist die eine Herausforderung - die Qualifikation für die Anforderungen des globalen Wettbewerbs ist die andere. Der zunehmende Einsatz von Technik rationalisiert viele Arbeiten weg, die bisher von gering qualifizierten Beschäftigten geleistet wurden. Bedenkt man, dass etwa die Hälfte aller Arbeitslosen in Deutschland keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, so steht und fällt die berufliche Perspektive dieser Menschen mit der Qualifizierung für den Markt. Die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft erfordert eine hohe Arbeitsproduktivität, die von den Beschäftigten eine solide fachliche Ausbildung und viel Kreativität verlangt. Dazu müssen die Ausbildungsstätten jene Qualitäten fördern, die auf einem globalen Markt immer bedeutsamer werden: Teamfähigkeit, Flexibilität - und nicht zuletzt die Beherrschung von Fremdsprachen, vor allem des Englischen. Angesichts von Marktverhältnissen, die sich rasch und oft unvorhergesehen ändern, sind Beschäftigte besonders gefragt, die auch auf ungewohnte Problemstellungen flexibel und qualifiziert reagieren können. Deshalb fordert die Globalisierung die deutsche Bildungspolitik heraus. Der Handlungsbedarf scheint groß. Denn in international vergleichenden Untersuchungen wie der Pisa-Studie schneidet das Schulsystem der Bundesrepublik eher mittelmäßig ab - ausgenommen sind die Grundschulen und die berufliche Bildung. Aus diesen Gründen sind massive Investitionen in das Ausbildungssystem - von Kindergärten über die Grund- und Hauptschulen bis hin zu den Universitäten - erforderlich, um allen jungen Menschen Qualifikationen und Bildungsabschlüsse zu vermitteln, die ihnen auch und gerade in Zeiten der Globalisierung möglichst große Entwicklungschancen bieten. Für die politisch Verantwortlichen erwächst daraus möglicherweise ein Dilemma: In Zeiten eher rückläufiger Steuereinnahmen können sie die Ausbildung junger Menschen nur durchgreifend verbessern, wenn sie in anderen Bereichen kürzen. Hier auch gegen mächtige Interessengruppen, die ihre eigene Klientel im Auge haben, die richtigen Prioritäten zu setzen, erfordert viel Mut. Doch die Bildungsanforderungen beschränken sich nicht auf die jüngeren Lebensjahre. In einer Zeit rascher Veränderung wechseln auch die Berufsbilder schnell. Wer gestern noch „normaler“ Dachdecker war, wird vielleicht morgen schon Solarzellen und Sonnenkollektoren auf die Hausdächer montieren; wer gestern noch Farbfernseher zusammenbaute, wird sich vielleicht schon bald mit integrierten „Fernseh-Computern“ beschäftigen. Die Menschen werden im Laufe ihres Lebens mehrere Berufe ausüben - was in Deutschland einer kleinen Revolution gleichkommt. In keinem anderen Industrieland ist es so schwierig, von dem Beruf, in dem die Ausbildung erfolgte, in andere Berufe zu wechseln, während beispielsweise in Großbritannien auch ein Philosoph in einer Bank arbeiten und eine Kauffrau Lehrerin werden kann. Diese Starrheit des deutschen Beschäftigungssystems ist nicht zukunftsfähig. Staat und Unternehmen müssen diese Regeln gemeinsam flexibler gestalten. Und die Menschen müssen sich dann auf diese Flexibilität einlassen. Dies können sie nur, wenn sie sich lebenslang fortbilden und dabei auch lebenslang gefördert werden - in öffentlichen Einrichtungen wie auch in Unternehmen. Viel stärker als heute wird auch der Erfolg von Unternehmen davon abhängen, inwieweit sie nicht „nur“ in Maschinen investieren, sondern auch in das Humankapital, in die Menschen. Quellenangabe: Information zur politischen Bildung; Heft 280; bpb-Verlag 24 Anhang 4 Deutschland im Klimawandel Längst haben wir uns an das komfortable Warenangebot aus aller Herren Länder in unseren Supermärkten gewöhnt. Doch wir zahlen auch einen Preis dafür: Mit der Zunahme des weltweiten Handels und des Verkehrs gelangen immer größere Mengen des Treibhausgases CO2 in unsere Atmosphäre. Wissenschaftler befürchten langfristige Auswirkungen auf das Erdklima. Spüren wir den Klimawandel auch in Deutschland? Diese Frage wurde im Zusammenhang mit dem ungewöhnlichen heißen Sommer 2003 diskutiert: Immer mehr menschenleiden unter den extremen Temperaturen in Deutschland. Wissenschaftler diskutieren, ob der Super- Sommer 2003 nicht doch das Resultat eines drohenden Klimawandels ist. Fortschreitende Wetterkapriolen, zu denen auch die Flut im vergangenen Jahr (2002) zählte, erhärten den Verdacht, dass sich Deutschland mitten im Klimawandel befindet. Die Folgen sind unübersehbar: Auf Grund der Dürre rechnen viele Bauern mit bis zu 70 Prozent Ernteausfällen. In zahlreichen Gebieten muss die drohende Waldbrandgefahr aus der Luft kontrolliert werden. Obwohl viele Wälder bereits ganz abgesperrt sind, entfachen sich immer neue Feuer. Die positiven Folgen: An deutschen Stränden und in Freibädern herrschen allmählich Zustände wie in Rimini. Globale Erwärmung von Menschen verursacht Es gibt keinen Zweifel mehr, dass der erhöhte Ausstoß von Kohlendioxid zu einem deutlichen Anstieg der Konzentration diese Gase in der Atmosphäre und in dessen Folge zu einer globalen Erwärmung geführt hat. So ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts die CO2Konzentration von 280 ppm (zehntausendstel Prozent) auf etwas über 370 ppm gestiegen. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die globale Mitteltemperatur um etwa 0,7° C. Dieser Anstieg lässt sich nur durch die Überlagerungen von natürlichen Klimaschwankungen und dem menschlichen Einfluss durch Treibhausgasemissionen erklären, insbesondere gilt dies für den starken Anstieg von 0,3° C seit 1980[…] Folgen der Klimaerwärmung Die Folgen der Klimaerwärmung sind vielfältig und mittel- oder langfristig gravierend. Wetterextreme werden häufiger und starker ausfallen mit entsprechend erhöhten Schadensfolgen. Die Häufung der Wetterextreme der vergangenen Jahre, insbesondere die Hochwasserkatastrophen 2002, werden von vielen Wissenschaftlern als Folge der Klimaerwärmung gesehen. Klimaanomalien (z.B. El Nino) könnten sich verstärken oder verlagern. Das Klima kann sich regional erheblich verändern, sodass große Probleme bei der Wasser- und Nahrungsversorgung drohen. Außerdem werden viele Arten die Klimaerwärmung nicht überleben. Korallenriffe, die nach den Regenwäldern artenreichsten Ökosysteme, sind z. T. schon abgestorben und in weiten Bereichen bedroht. Das Abschmelzen der Polkappen und Gletscher sowie des Grönland-Eises erhöht den Meeresspiegel: Es drohen häufigere und stärkere Überschwemmungen. Weite Teile von Regionen, die höchstens 7 m über dem Meeresspiegel liegen (z.B. Bangladesch, Indien, Norddeutschland, Niederlande, Florida, Louisiana) könnten dauerhaft überschwemmt werden. Manche Inseln werden auf immer im Meer versinken. Die schon jetzt vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten Tuvalu, Kiribati und Malediven wollen deshalb juristisch gegen die Verursacher dar globalen Klimaerwärmung vorgehen. Die Gletscher speichern weltweit ca. 70% der Süßwasserreserven. Das Abschmelzen der Gletscher wird die Trinkwassernot in vielen Ländern dramatisch verstärken, besonders in jenen Ländern, die ihr Trinkwasser überwiegend aus Gletschern gewinnen, wie z.B. Ecuador, Peru und Bolivien. Auch die Himalaya-Staaten wären vom Schmelzen der Gletscher besonders stark betroffen: Flüsse, die sich dort aus Gletschern speisen, versorgen 1/3 der 25 Erdbevölkerung mit Trinkwasser. Das Süßwasser aus den geschmolzenen Polkappen und Gletschern verringert den Salzgehalt in den Meeren. Dadurch können Meeresströmungen großräumig geändert werden. Möglich wäre z.B. ein Versiegen des Golfstromes im Nordatlantik, was zu einem drastischen Absinken der Temperaturen in Nordeuropa führen würde, möglicherweise der Beginn einer neuen Eiszeit. Dieses Szenario setzt der Klimakatastrophenfilm "The Day After Tomorrow" eindrucksvoll in Szene. Um die Klimaerwärmung durch den Treibhauteffekt abzubremsen, wurde 1997 das KyotoProtokoll beschlossen mit dem Ziel, bis 2012 die Treibhausgasemissionen um 5,2 % gegenüber 1990 zu reduzieren. Treibhauseffekt Die Erdatmosphäre wirkt ähnlich wie das Glasdach eines Treibhauses: Die vergleichsweise kurzwellige Sonnenstrahlung kann von außen kommend die Atmosphäre durchdringen, wird dabei und bei Reflexion auf der Erde jedoch langwelliger, wodurch nur ein Teil der Strahlung ins Weltall zurückgelangt, der andere Teil erwärmt die Erde und die Erdatmosphäre. Dieser "natürliche Treibhauseffekt“ sorgt für eine Durchschnittstemperatur von ca. 15° C am Erdboden, ohne ihn würde eine lebensfeindliche Kälte von -20° C herrschen. Ab ca. 1900 steigt die Temperatur jedoch im Trend stark an. Viele Wissenschaftler halten inzwischen den anthropogenen (durch menschliches Handeln verstärkten) Treibhauseffekt für eine wesentliche Ursache der Erwärmung der Erdatmosphäre: Mit zunehmender Industrialisierung (ab ca. 1850) steigen die Treibhausgase (vor allem das Kohlendioxyd CO2) durch Verbrennen fossiler Energien (Kohle, Erdöl, Erdgas) an, mit Zeitverzögerung dann auch die Temperaturen durch den zunehmenden Treibhauseffekt. Quellenangabe: www.learn-line.de entnommen am 26.07.05 Das Kyoto-Protokoll Das Kyoto-Protokoll ist ein internationales Abkommen der UN- Organisationen: United Nation Framework Convention on Climate Chang (UNFCCC). Das Protokoll wurde 1997 auf der dritten internationalen Klimakonferenz in der japanischen Stadt Kyoto verhandelt und verabschiedet. Es ist eine völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung, in der sich die jeweiligen Länder zu konkreten Reduzierungen der Treibhausgasemissionen bis 2012 verpflichten. Insgesamt soll zwischen 2008 bis 2012 eine Reduzierung um mindestens fünf Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 erreicht werden. Da die Staaten unterschiedlich zu den weltweiten Kohlendioxid- Emissionen (Freisetzungen) beitragen, legt das Kyoto-Protokoll für alle beteiligten Länder unterschiedliche Reduktionszahlen fest. Deutschland muss seine Kohlendioxid- Emissionen bis zum Jahr 2010 um 21 Prozent senken. http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=1004&gclid=CN_Mo923iYICFTlmMAod7zNBzQ am 26.07.05 entnommen 26 Bananen, O-Saft, Schokolade machen die Regenwälder zur Plantage Wir sind Weltmeister im Bananenfuttern. Im Durchschnitt isst jeder von uns pro Jahr 17,5 kg. Außerdem trinkt jeder 21 Liter Orangensaft im Jahr und dazu noch Unmengen von Kakao. Wir essen fast alle unglaublich gerne Schokolade. Auch gehören wir Deutschen weltweit zu den größten Kaffeetrinkern – Kaffee ist das liebste Getränk der Erwachsenen. Diese Liste ließe sich noch erweitern. Alle diese Lebensmittel kommen aus den Tropen. Wir haben uns die Anbaugebiete für euch mal etwas näher angeschaut. Der Regenwald verschwindet Wo sich früher die unglaubliche Artenvielfalt der tropischen Regenwälder ausdehnte, finden wir heute oft ein anderes Bild vor: Plantagen, soweit das Auge reicht: Hier also wachsen sie, unsere Bananen, Orangen, Ananas, unser Kaffee und Kakao, in sogenanten Monokulturen, um immer mehr Regenwald wird abgeholzt, um diese Plantagen zu erweitern. In vielen Ländern werden für unseren Konsum unzählige Tier- und Pflanzenarten vernichtet, denn Plantagen gegen Regenwald – das ist ein schlechter Tausch. Plantagen sind biologische Wüsten Umweltexperten bezeichnen die Plantagen auch als „biologische Wüste“, was bedeutet, dass hier kein natürliches Leben mehr möglich ist. Ein hoher Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln ist nötig, um die empfindlichen, hochgezüchteten Einheitspflanzen gedeihen zu lassen und gegen Schädlichengen zu schützen. Manche Anbaugebiete sind von diesen Chemikalien regelrecht verseucht, zum Teil werden sogar Mittel benutzt, die in unserer Landwirtschaft verboten sind. Die Pestizide vergiftet Böden, Flüsse und Trinkwasserbrunnen. In der Nähe von Bananenanbaugebieten kommt es wegen des besonders hohen Einsatzes von Giften, die vom Regen in die Flüsse gespült werden, immer wieder zu großen Fischsterben. Kinder schaffen für unseren Luxus Die Menschen, die auf diesen Plantagen arbeiten müssen, leiden durch den hohen Einsatz an Pflanzenschutzmitteln an Magen-, Leber- und Augenerkrankungen. Ekzeme und Allergien sind an der Tagesordnung, viele Arbeiter sind unfruchtbar. Ihre Wohnhütten liegen oft innerhalb der Plantagen, und bei den Spritzmitteleinsätzen durch Flugzeuge wird auf diese Siedlungen keine Rücksicht genommen. Bananen, Orangensaft, Kakao und Kaffee sind nur deshalb bei uns so billig, weil die Löhne in den Anbauländern so niedrig sind. Weil die Fa milien von diesen Hungerlöhnen nicht existieren können, müssen viele Kinder unter großen Strapazen in den Plantagen mitarbeiten. Ungefähr 20 % der Arbeiter sind zwischen 10 und 14 Jahren, obwohl Kinderarbeit überwiegend verboten ist. Sie schuften meistens zwölf Stunden am Tag, schleppen z.B. genauso wie die Erwachsenen 25 Kilo schwere Bananenstauden und Kisten oder sammeln bis zu einer Tonne Zitrusfrüchte am Tag. In Lateinamerika müssen 2,5 Millionen Kinder zwischen 6 und 15 Jahren ihre Familien miternähren. Ein Vater von 6 Kindern verdient z.B. nur 16 Pfennige in der Stunde, und das reicht nicht aus, um zu überleben. 27 Wen macht die Banane krumm? Sehen wir uns die Geschichte der Banane einmal genauer an. Ecuador und Costa Rica sind die größten Bananenproduzenten der Welt, zusammen mit den Philippinen stellen sie die Hälfte der Welterzeugung. Eigentlich müsste es diesen Ländern wirtschaftlich sehr gut gehen, wo doch so viele Bananen weltweit gegessen werden. Aber weit gefehlt. Der gesamte Bananenhandel ist aufgebaut auf Naturzerstörung und Ausbeutung der Arbeiter. Die Exportländer sind oft in großem Maße von der Ausfuhr der Bananen abhängig, teilweise erwirtschaften sie damit die Hälfte der Deviseneinnahmen. Sie wären also darauf angewiesen, einen guten Preis für ihre Bananen zu bekommen. Dass dies nicht der Fall ist, liegt an deBn großen Bananen- Konzernen, wie Chiquita, Dole und Del Monte. Sie beherrschen den Weltmarkt, verkaufen zusammen über 60 % der Welternte. Sie nutzen diese Macht, um den Bananenpreis zu drücken. Das Ergebnis: bei uns sind die Bananen oft billiger als einheimische Früchte. Das Ausfuhrland bekommt gerade 10 % des Verkaufspreises. An den Bananen verdienen also in erster Linie die ausländischen Konzerne. In den letzten Jahren hat sich auf Kosten der Grundnahrungsmittelproduktion der Bananenanbau in Costa Rica z.B. mehr als verdoppelt. Reis und Bohnen muss das Land bereits einführen. Und Costa Rica zählt mit zu den Ländern, bei denen die Regenwaldzerstörung am weitesten fortgeschritten ist. Quellenangabe: www.learn-line.de entnommen am 26. 07.05 28 Anhang 5 Weltkultur – Multikultur – Leitkultur Durch die Globalisierungsprozesse von Ökonomie und Kommunikation entsteht zunehmend eine weltweite Kultur ohne nationale Schranken. Im niederbayerischen Dorf werden die gleichen daly Soaps gesehen wie in New York, Tokio, Bambay oder in den Favelas von Rio de Janeiro. Mc Donalds gibt es inzwischen nahezu überall auf der Welt wie überall Blue Jeans getragen werden, Coca Cola getrunken und Malboro geraucht wird. Sportgroßveranstaltungen und Musiksendungen werden gleichzeitig weltweit ausgestrahlt, und auch in den diktatorischen Regimes wie in China, Afghanistan oder dem Iran können die kulturellen Einflüsse über Datennetze und Satellite aus anderen Ländern nicht mehr abgewehrt werden. Universelle Bilder-, Kultur- und Konsumwelten verbinden unterschiedliche kulturelle Traditionen und lassen zunehmend eine Weltkultur entstehen mit einer Vereinheitlichung von Lebensstilen, kulturellen Symbolen und transnationalen Verhaltensweisen. Das Besondere am gegenwärtigen kulturellen Wandel ist die durch die kulturelle Globalisierung und die multikulturelle Zusammensetzung moderner Gesellschaften hervorgebrachte Geschwindigkeit und Intensität, in der aus unterschiedlichen Traditionen und Stilrichtungen neue Kulturmuster gewoben werden und neue Kulturstile entstehen. Viele der Kulturen in den Ländern des Südens zeichnen sich heute weniger durch die Betonung der eigenen Traditionen als durch die Aufnahme vielfältiger kultureller Impulse aus. Dabei gehen die wichtigsten Einflüsse von der globalen Kulturwirtschaft über Filme, Radio, Fernsehen und zunehmend auch über Internet aus. Die Multikulturalität ist eine nicht mehr rückgängig zu machende Realität. Aufgabe der Kulturpolitik ist es, zum Verständnis der kulturellen Differenzen und damit zur Tolerierung und Anerkennung des Anderen und Andersartigen beizutragen. Quellenangabe: aus Bernd Wagner 29 Globale Küche – Toast Hawaii zur Crossover-Küche Mitte der Fünfziger erfand der erste deutsche Fernsehkoch, Clemens Wilmenrod, den „Toast Hawaii“ […]. Damit darf der Herr in Weiß […] als Vater der Globalisierung der deutschen Küche betrachtet werden. Was in den Fünfzigern mit „Toast Hawaii“ und Nudeln „auf neapolitanische Art“ […] begann, setzte sich in den Sechzigern mit „Spaghetti Bolognese“ selbst gebackener Pizza und gelegentlichen Besuchen beim „Balkangrill“ fort. […] Der Siegeszug ausländischer Küchen in Deutschland war nicht mehr aufzuhalten […] Niemand trauerte den faserig- zähen Fleischlappen namens Braten nach, die unter lieblos zusammengerührten Mehlsoßen aus der Tüte begraben wurde- denn was gab es nicht alles stattdessen: Lasagne und Falafel, Frühlingsrollen und Döner, Tsatsiki und Couscous. Die Chinesen verwirrtendurch endlos lange Speisekarten und erfreuten mit günstigen Preisen […] Anfang der Siebziger blies auch die amerikanische Schutzmacht endgültig zur Attacke gegen die deutsche Küche. Ketschup und Coke waren seit dem Zweiten Weltkrieg fester Bestandteil des europäischen Speiseplans. Nun kehrten die „Rundstücke warm“, die Hamburger Auswanderer Ende des 19. Jahrhunderts in die USA eingeführt hatten, wie ein Bumerang in Form von Hamburgern zurück. Cheeseburger, Chicken McNuggets uns Pommes bestimmten und bestimmen die gastronomischen Vorlieben von Generationen […] Dies ist der schlechteste Beigeschmack der Globalisierung in der Küche: Conrenience food. Einheitsgerichte aus Dosen und Tiefkühlfach, makellose, aber leider völlig geschmacklose Tomaten, genmanipulierte Sojabohnen. Ein Kilo Bananen kostet weniger als ein Kilo Äpfel, Erdbeeren sind das ganze Jahr über im Handel, alles ist ständig verfügbar, nichts hat mehr Saison- nicht einmal Spargel […] Anderseits können wir jeden Tag auf Weltreise gehen: zum Perser, Inder oder Mexikaner an der Ecke […]. Und längst kommen auch die Spitzenköche nicht mehr ohne die Ausflüge in die asiatische, italienische oder karibische Küche aus. http://2002.wahlthemen.de/themenwahl/phasen/globaloderlokal/phase1/hintergrund/parlament3401diemutroeth er/seite1 entnommen am 26.07.05 30 Total global: Sind wir auf dem Weg zu einer einheitlichen Weltkultur? Gibt es eine globale Jugendkultur? Jugendliche auf der ganzen Welt schwärmen für dieselben Popgruppen, telefonieren stundenlang mit ihrem Handy, konsumieren mit Vorliebe Fast Food, trinken gerne Coca-Cola, schauen im Kino amerikanische Filme an, bevorzugen dieselben Musiksender. Werden sich Jugendliche weltweit immer ähnlicher? Sind dies alles Anzeichen für die Entstehung einer weltweiten einheitlichen Jugendkultur? Gehen dabei nationale Besonderheiten verloren? Globaler Sender MTV - regionale Programme Weltweit hat der zum amerikanischen Mediengiganten Viacom gehörende Musiksender 28 Ableger gegründet, von MTV Brasil bis MTV China, und erreicht damit hundertsechsundsechzig Millionen Zuschauer. In Europa stehen Studios unter anderem in Paris, Barcelona, Warschau uns Rom [...] Mitte der achtziger Jahre kam Popmusik aus England oder Amerika. [...] Doch schon ein Jahrzehnt später bröckelten die Zuschauerzahlen des einst Erfolgsverwöhnten Musiksenders. Besonders in Deutschland, wo der Konkurrenzkanal VIVA immer beliebter wurde. Die vielen verschiedenen Kulturen haben MTV verändert. Sitten und Gebräuche unterscheiden sich in einzelnen MTV Ländern mitunter erheblich. Das fängt mit Lappalien an: Skandinavier finden eine blaue Studioästhetik kalt und abstoßend, Engländer hingegen finden sie schrill und irgendwie sexy. Das deutsche Publikum steht auf HipHop, bei dem das italienische reihenweise weg-zappen würde. Dafür haben Italiener einen viel ausgeprägteren Familiensinn und schauen MTV ganz gern auch im Kreise der Lieben. Mittlerweile hat der in München residierende Sender seine Konkurrenten VIVA überflügelt. Die meisten Jugendlichen fanden Popmusik aus Amerika und England cool. Globalität sei als Lebensgefühl von MTV ziemlich wichtig. 31 Anhang 6 WTO – World Trade Organisation Die WTO (Welthandelsorganisation) hat ihren sitz in Genf und ist eine eigenständige internatonale Organisation. Zur ihren Aufgaben gehört der Regelgebundene Abbau von Handelshemmnissen sowie die Öffnung des Marktes. Ohne einer öffentlichen und kontrollierten Diskussion durch die WTO, in der die Mitgliedstaaten über gegenseitige Zugeständnisse verhandeln können, würde es kaum zu einem Abbau bestehender Einschränkungen (z.B. Zölle) des Handels kommen. Während in der wirtschaftswissenschaftlichen Debatte vor allem die durch steigende Importe (Einfuhr von Waren) verursachten positiven Effekte des Freihandels hervorgehoben werden, stehen für die meisten Politiker die Exporte (Ausfuhr von Waren) im Zentrum der Betrachtung. (Argumente für den Freihandel) Für sie bringen nicht die Importe, die zum Teil einen erheblichen Druck auf die nationale Wirtschaft verursachen, den Nutzen, sondern die gesteigerten Exporte. Exporte werden als äußerst wichtig angesehen, da sie zum einen Geld einbringen. Zum anderen wird argumentiert, dass steigende Exporte zu einem steigenden Wirtschaftswachstum führen was letztlich die Arbeitslosigkeit verringert. Daher sollen die heimischen Exporte gesteigert werden. Die staatliche Förderung der Exporte ist somit eine sehr wichtige wirtschaftspolitische Maßnahme. Die Betonung der Exporte spiegelt sich auch in der öffentlichen Debatte wider. Im Mittelpunkt dieser Debatte steht die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Es wird argumentiert, dass Länder wie große Unternehmen im Wettbewerb miteinander stehen. Handel sei ein Spiel, bei dem es klare Gewinner und Verlierer gibt. Die soziale Sicherheit der Bürger in einem Land hänge hauptsächlich von seiner Stellung im Weltmarkt ab. Länder, die international nicht wettbewerbsfähig sind, würden auch national wirtschaftliche Schwierigkeiten, wie steigende Arbeitslosigkeit, bekommen. Durch diese Debatte entsteht ein erheblicher öffentlicher Druck auf Politiker, nationale Exporte zu fördern. Somit ist eine internationale Handelsorganisation, wie die Welthandelsorganisation (WTO), sehr wichtig, um eine langanhaltende Handelsliberalisierung sicherzustellen. Rechtliche Aspekte Die WTO ist ein Instrument, um den weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen auch in bisher geschützten Bereichen voranzutreiben und vorhandene Handelshemmnisse (z.B. Zölle) abzubauen. Prinzipien Alle WTO-Mitglieder haben sich zur Einhaltung einiger Grundregeln bei der Ausgestaltung ihrer Außenhandelsbeziehungen verpflichtet: Meistbegünstigung: Handelsvorteile, die ein WTO-Mitgliedsland einem anderen Land gewährt, muss es allen anderen WTO-Mitgliedsländern auch gewähren. Inländerbehandlung (Nichtdiskriminierung): Ausländische Waren sowie deren Anbieter dürfen nicht schlechter behandelt werden als inländische; für Dienstleistungen gilt dies nur, sofern die Staaten den Markt für einen Dienstleistungssektor geöffnet haben. Die WTO stellt damit sozusagen ein großes Warenhaus zur Verfügung, in dem jeder Mitgliedsstaat seine Waren zu fairen Wettbewerbsbedingungen einkaufen oder verkaufen kann. 32 Transparenz: Regelungen und Beschränkungen des Außenhandels müssen veröffentlicht werden. Leitfragen: 1. Welche Effekte der Globalisierung werden in der wirtschaftswissenschaftlichen und politischen Betrachtungsweise hervorgehoben? 2. Nenne die Prinzipien der WTO! 33 Anhang 7 Attac Attac , das klingt wie Frontalangriff auf Weltbank, Konzerne und Spekulanten. Und so ist es auch gemeint! Attac ist eine 1998 in Frankreich als Reaktion auf einen Artikel über die Zerstörungskraft der Finanzmärkte gegründete, seit 2000 auch in Deutschland tätige Organisation von Kritikern der Globalisierung. 55000 Mitglieder in etwa 30 Ländern flogen dem Leitspruch: „Entwaffnet die Märkte!“ Wie kaum eine andere Gruppe versteht es Attac das Unbehagen vieler Menschen über die Globalisierung zu artikulieren. Attac fordert eine bessere Regulierung der Finanzmärkte. Sie kämpfen für einen Schuldenerlass für die dritte Welt, gegen Steuerparadiese, für den Klimaschutz und gegen den Umbau von Europas Sozialsystem. Sieben Mitarbeiter organisieren Treffen und Demos, schreiben Erklärungen und verschicken Transparente und Broschüren. Das Ansehen der Gruppe ist enorm. In Paris wagt es kein Parlamentarier Attac einen Termin zu verweigern. Viele sind gleich selbst Mitglied geworden. Bildungsbürgertum und aktiver Widerstand diese ganz eigene Mischung macht die Faszination der Bewegung aus. So bemüht sich Attac intensiv, seine Mitglieder mit Büchern, Diskussionsrunden und Seminaren über die komplexen Zusammenhänge der Weltwirtschaft aufzuklären. Dazu bietet Attac auch gezielte Protestaktionen, wobei Gewaltlosigkeit die oberste Regel ist. Doch sind sich die Attac Strategen darüber im klaren, dass ein simples NEIN zur Globalisierung wenig bringt. Stattdessen geht es darum, neue Regeln zu schaffen, die dem Einzelnen wieder mehr Spielraum jenseits der großen Profitmaschine zu geben. „Der Kapitalismus lässt sich nicht einfach abschalten“ räumt Olaf Moldenhauer, Gründungsmitglied der Attac-Gruppe Deutschland ein. Attac-Erklärung Die Globalisierung wird bisher einseitig von mächtigen Wirtschaftsinteressen dominiert. Nach ihrer Ansicht lassen sich die gesellschaftlichen Probleme am besten lösen, wenn man sie dem Markt und den Privatunternehmen überlässt. Das Versprechen, die Globalisierung bringe Wohlstand für alle, hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegenteil: Während die Reichen immer reicher werden, wächst die Armut in der Dritten Welt. Durch Finanz- und Wirtschaftskrisen werden über Nacht ganze Volkswirtschaften ruiniert und verlieren Hunderttausende ihren Arbeitsplatz. Die sozialen Sicherungssysteme werden abgebaut und sind von Privatisierung bedroht. Renten, Gesundheit, Bildung sollen zur Ware werden. Demokratie wird untergraben, weil Global Players mit der Drohung, den "Standort" zu wechseln, zunehmend die Politik diktieren. Die Lösung der Umweltprobleme wird verschleppt. Die natürlichen Lebensgrundlagen werden durch die Unterwerfung unter die Marktlogik zerstört. Die Globalisierung hat sehr viele Verlierer und nur wenige Gewinner hervorgebracht. Leitfragen: 1. Wofür / Wogegen kämpft Attac? 2. Was genau macht Attac? Nach: Information zur politischen Bildung; Heft 280; bpb-Verlag 34 Anhang 8 Gewinner und Verlierer der Globalisierung Wirtschaftsexperten sagten zu beginn der Globalisierung voraus, dass sich durch die wachsende Verflechtung der Weltwirtschaft neue Lebens- und Entwicklungschancen für Menschen in Entwicklungsländern bieten werden. Tatsächlich haben viele dieser Länder in den letzten Jahren große wirtschaftliche Fortschritte gemacht, dort haben sich die Lebensbedingungen für die Menschen deutlich verbessert. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Länder, die heute ärmer sind als je zuvor. Warum gibt es so große Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung einzelner Staaten? Wirtschaftliche Entwicklung durch Produktion für den Weltmarkt Zu den Gewinnern der Globalisierung gehören vor allem die Staaten, die ihre Grenzen für ausländische Firmen öffneten, Zölle abbauten und in den Fabriken vor allem für den Weltmarkt produzierten. Das sind viele Staaten in Lateinamerika und Asien: zum Beispiel Brasilien, Mexiko, Südkorea, Thailand und China. Diese Staaten profitierten von den Vorteilen internationaler Arbeitsteilung. Sie folgt dem Grundsatz, dass dort produziert wird, wo es am billigsten ist. Neben billigen Rohstoffen bieten Entwicklungsländer vor allem auch billige Arbeitskräfte. Das Nutzen internationale Konzerne und verlegen Teile ihrer Produktion nach Lateinamerika oder Asien. Auf diese Weise entstanden dort viele neue Arbeitsplätze, die Wirtschaft wuchs und die Einkommen stiegen. Aus einigen Entwicklungsländern sind inzwischen Industriestaaten geworden, die High-Tech-Produkte auf den Weltmarkt anbieten und mit den „alten“ Industriestaaten konkurrieren. Allerdings wurde der wirtschaftliche Erfolg mit zunächst sehr niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten und geringer sozialer Sicherung der Beschäftigten erkauft. Warum fallen die ärmsten Entwicklungsländer in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück? Verlierer der Globalisierung sind besonders die ärmstem Entwicklungsländer. Gerade sie vielen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück, so das in den letzten Jahren die Unterschiede zwischen reichen und armen im Staate noch größer wurden. Die meisten dieser Staaten liegen in Afrika. Warum Afrika von der Globalisierung bislang nicht profitierte, hat verschiedene Gründe: In vielen afrikanischen Staaten kommt es immer wieder zu politischen Unruhen oder sogar Bürgerkriegen in einigen Staaten sind die Regierungen Korrupt oder wirtschaften auf Kosten der Bevölkerung in die eigenen Taschen. Diese politischen Verhältnisse schrecken ausländische Investoren ab. Auf dem Weltmarkt bieten afrikanische Staaten besonders Rohstoffe an. Die Preise sinken dafür schon seit Jahren. Dadurch gehen auch die Erlöse durch Exporte zurück. Diese Staaten haben also geringere Einnahmen. Die Folge: Sie müssen im Bildungsbereich, bei der Gesundheitsversorgung und auch beim Straßenbau sparen. Solche Maßnahmen sind aber notwendig um das Land für ausländische Investoren attraktiv zu machen. Industriestaaten erheben für viele Waren aus Entwicklungsländern hohe Zölle. Damit verteuert sich der Preis solcher Produkte, so dass diese auf den Märkten der Industrieländer nicht mehr konkurrenzfähig sind. […] 35 Wirtschaftlicher Aufschwung durch Liberalisierung? Viele Entwicklungsländer fordern seit langem von den Industrieländern, den Welthandel von einschränkenden Vorschriften zu befreien und ihre Märkte vollständig für Waren und Dienstleistungen aus allen Staaten zu öffnen. Das bezeichnet man als Liberalisierung. Über die weitere Liberalisierung des Welthandels wird zurzeit in der Welthandelsorganisation (WTO) verhandelt. Sie ist eine internationale Organisation, in der 146 Staaten Mitglied sind. Ihre Hauptaufgabe ist, den weltweiten Abbau von Zöllen und Handelshemmnissen mit dem Ziel voranzutreiben, einen völlig freien Welthandel von Gütern und Dienstleistungen zu schaffen. Warum kommt die Liberalisierung nur langsam voran? Viele Entwicklungsländer werfen Industrieländern vor, in der WTO die Liberalisierung des Handels aus eigennützigern Motiven zu verzögern, um die Konkurrenzfähigkeit ihrer Wirtschaft zu schützen. In den Industrieländern sind die Auswirkungen von Liberalisierung umstritten: Viele Wirtschaftsexperten erwarten von der Liberalisierung einen ‚Wachstumsschub gerade in den ärmsten Ländern. Diese Meinung wird auch von den Meisten Politikern vertreten. Kritiker der Liberalisierung befürchten allerdings unter anderem, dass Freihandel vor allem den großen Konzernen nütze, die dann ihre Macht weltweit noch besser ausbauen können – auf Kosten der Armen. Menschenrechtsorganisationen, Kirchen, aber auch Gewerkschaften weisen immer wieder auf die entwürdigenden Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern hin. Im Mittelpunkt ihrer Kritik stehen Kinderarbeit, gesundheitsschädigende Arbeitsplätze und die Ausbeutung der Arbeiter in den Fabriken. Sie fordern ein Verbot der Kinderarbeit und die Einhaltung von sozialen Mindeststandards (z.B. Kündigungsschutz, Urlaub, Krankenversicherung). Die Entwicklungsländer stehen solchen Forderungen eher skeptisch gegenüber, da sie befürchten, dadurch die Standortvorteile als Niedriglohnländer zu verlieren. Fairer Handel – eine Lösung ? Einen anderen Weg zu einer gerechteren Gestaltung des Welthandels beschreitet TransFair, ein Zusammenschluss aus 40 kirchlichen und entwicklungspolitischen Organisationen. TransFair unterstützt Produzentinnen und Produzenten in den Entwicklungsländern mit dem Ziel ihnen eine Menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Dazu vergibt sie ein Gütesiegel, dass alle Waren bekommen, die Fair gehandelt werden. Vorraussetzung ist dafür, dass die Produzenten in den Entwicklungsländern „fair“ bezahlt werden, also einen Preis bekommen, der deutlich über den ‚Weltmarktpreisen liegt. Bei Kaffee beträgt dieser das 2 – 3 fache des „normalen“ Kaffeepreises. Fair gehandelte Produkte kann man inzwischen in fast allen größeren Supermärkten kaufen. Die Preise für solche Produkte sind deutliche höher als herkömmlich gehandelte Produkte. 36