Friedrich – Fröbel – Schule Förderschule mit den Schwerpunkten Lernen und Sprache Freude am Lernen Frieden im Miteinander Stärken fürs Leben Förderkonzept Wiedervorlage, Aktualisierung und Beschluss bei der Gesamtkonferenz am 23.01.2012 Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. 4. Ziele und Inhalte des Förderkonzeptes Zielgruppe Grundgedanken der Förderung Der individuelle Förderplan 5. Unterricht ist Förderung – Schule ist Förderort 5.1 Wahrnehmung 5.2. Motorik 5.3. Sprache 5.4. Emotional-soziales Erleben und Verhalten 6. Zusätzliche Fördermaßnahmen 6.1. Sprachförderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund 6.2. Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Mutismus 6.3. Förderung bei Autismus 7. 8. 9. 10. Fördermaterialien Räumliche und personelle Ressourcen Kontakte zu außerschulischen Einrichtungen Evaluation Anhang: Förderplan, Lernbesonderheiten Autismus 2 1. Ziele und Inhalte des Förderkonzepts Das Förderkonzept beinhaltet die unterrichtsimmanente Förderung in allen Fachbereichen und die zusätzlichen Fördermaßnahmen für nichtdeutsche Schülerinnen und Schüler und für Kinder und Jugendliche mit Mutismus oder Autismus. Für den Bereich Deutsch ist in ein eigenes Leseförderkonzept erstellt worden. Im Fach Mathematik gibt es eine zusätzliche Förderung durch die Lehrkräfte des Trainingsraumes, diese Förderung wird in Absprache mit den Klassen- bzw. Fachlehrkräften im Trainingsraum durchgeführt. 2. Zielgruppe Unsere Schule wird von Schülerinnen und Schülern besucht, bei denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf im Bereich Lernen oder Sprache festgestellt wurde. Ergeben sich bei Beginn der Schulpflicht oder beim Besuch der Regelschule Hinweise, dass ein Kind eine sonderpädagogische Förderung benötigt, wird von der Schule, die es besucht, das Verfahren auf Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs eingeleitet. Im Rahmen der Einschulung ist dies nur mit Einwilligung der Eltern möglich. Ein Bericht der Regelschule und ein Beratungsgutachten der Förderschullehrkraft bilden die Grundlage der Entscheidung über die Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs sowie des Förderortes, die von der Landesschulbehörde getroffen wird. Im diagnostischen Verfahren der Förderschullehrkraft wird das Schulleistungsprofil des Kindes detailliert ermittelt, vor allem sind aber die den Lernprozess tragenden Fähigkeiten wie Abstraktionsund Transferfähigkeit, Merkfähigkeit, Problemlösendes Denken, Ausdauer, Konzentration, Motivation zu überprüfen. Bei allen Kindern, bei denen eine sprachliche Auffälligkeit, in der Regel eine Sprachentwicklungsverzögerung, im Vordergrund zu stehen scheint, wird eine spezielle Diagnotik des Sprachstands durchgeführt. Auch die emotional-sozialen, motorischen und perzeptiven Fähigkeiten werden betrachtet. Dazu gehören u.a. Erscheinungsformen wie: Mutismus, AD(H)S und Autismus. Für die Diagnostik werden schwerpunktmäßig Beobachtungen und informelle Verfahren durchgeführt. Standardisierte Testverfahren werden eher untergeordnet eingesetzt. Im Beratungsgutachten wird schließlich vor dem Hintergrund einer KindUmfeld-Analyse der individuelle Entwicklungsstand des Kindes genau beschrieben und bewertet, die sich ergebenden notwendigen Förderschwerpunkte ermittelt und die hieraus abgeleiteten Fördermaßnahmen dargestellt. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler deutlich erhöht, die neben der sonderpädagogischen Förderung im Lernen oder Sprache auch einer besonderen Förderung in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung bedürfen. Bei einigen Schülerinnen und Schülern liegt zusätzlich ein festgestellter sonder-pädagogischer Förderbedarf in diesem Bereich vor. 3 3. Grundgedanken der Förderung Im Mittelpunkt unserer Förderung des einzelnen Kindes steht immer die Entwicklung seiner Gesamtpersönlichkeit. Kernzielbereiche aller Förderschwerpunkte sind die Entwicklung von Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz. Da jede Förderung aus unserer Sicht nur in einem entspannten Lernklima stattfinden kann, versuchen wir in unserer Schule eine die Schülerinnen und Schülern annehmende und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Jedes Kind ist einzigartig und lernt auf seine ihm eigene Art und Weise. Diese pädagogische Erkenntnis ist Grundlage unseres Förderkonzeptes, in dem wir uns bemühen, jedem Kind die ihm individuell angemessene Förderung zukommen zu lassen. Lerninhalte und Lerntempo werden deshalb hinsichtlich der individuellen Bedürfnisse, auch unter Berücksichtigung möglicher entwicklungshemmender Gegebenheiten und den jeweiligen Lernvoraussetzungen (Stärken und Schwächen) des Einzelnen abgestimmt. Versagenserlebnisse sollen dabei möglichst vermieden werden. Damit wollen wir unserem Leitbild mit ,,Freude am Lernen’’ und ,,Stärken fürs Leben’’ gerecht werden. Im Unterricht werden je nach Leistungs- und Entwicklungsstand differenzierte Aufgaben und handlungsorientierte Aufgabenstellungen bearbeitet. Unterschiedliche Anschauungsmittel, die mehrere Sinne ansprechen, sollen den Lernprozess dabei unterstützen. Besonders bei freien Arbeitsformen sind individuelle Hilfestellungen durch die Lehrkraft möglich. Das Mitschüler-HelferPrinzip bindet leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler sinnvoll ein, leistungsschwächere profitieren davon. Insbesondere in den ersten Schuljahrgängen bemühen wir uns, kleine Klassen einzurichten oder bei größeren Lerngruppen die Klassen teilweise doppelt zu besetzen, um den Kindern eine möglichst intensive individuelle Förderung zukommen zu lassen. Es ist unser Ziel, die Schülerinnen und Schüler mit guten Grundlagenkenntnissen in den Kernlernbereichen in die Mittelstufe zu führen. Schülerinnen und Schüler, die noch keine ausreichenden Fähigkeiten in den Bereichen Lesen/Schreiben/Rechnen erworben haben, erhalten zusätzliche Förderung. 4. Der individuelle Förderplan Der individuelle Förderplan ist Grundlage und Evaluationsinstrument des Förderkonzepts. Er wird in den Monaten Mai und November erarbeitet. In regelmäßig stattfindenden Zeitabständen setzen sich die KlassenJahrgangsteams nach individueller Absprache zusammen, um die Lernentwicklung zu erörtern und den individuellen Förderplan fortzuschreiben. In diesem Förderplan werden individuelle Lernziele festgelegt, die durchzuführenden Fördermaßnahmen und das Erreichen der Förderziele beschrieben. Die dokumentierten Aussagen bilden ebenso die Grundlage für die Unterrichtung und Beratung der Erziehungsberechtigten über die schulische Entwicklung ihrer 4 Kinder. Für die Gespräche mit den Erziehungsberechtigten werden der Elternsprechtag im November und die regelmäßig individuell vereinbarten Gesprächstermine und Hausbesuche genutzt. Zudem sollen die Schülerinnen und Schüler selbst zunehmend ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass und wie sich Lernfortschritte entwickeln. Gespräche zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern dienen dazu, die Reflexion über das eigene Lernen anzuregen und die Mitverantwortung für den eigenen Lernweg zu übernehmen. Die individuellen Förderpläne stehen im Schrank des Besprechungszimmers im Verwaltungstrakt. Im Anhang finden sich die Formulare für die Pläne. 5. Unterricht ist Förderung, Schule ist Förderort In der Planung des täglichen Unterrichts sind die folgenden Schwerpunkte grundsätzlich enthalten. 5.1 Wahrnehmung Gut ausgebildete Wahrnehmungsfähigkeiten sind Basisfähigkeiten für das schulische Lernen. Viele unserer Schülerinnen und Schüler weisen jedoch erhebliche Wahrnehmungsdefizite auf, die das Erlernen der Kulturtechniken sehr erschweren. Vor allem in den Unterstufenklassen ist deshalb die Förderung aller Wahrnehmungsbereiche (auditiv, visuell, sensorisch, vestibulär) schwerpunktmäßiger Bestandteil des Anfangsunterrichts. 5.2 Motorik Die Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung eines gesunden Haltungs- und Bewegungsapparates ist hinlänglich bekannt. Wissenschaftlich erwiesen ist deren Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung, für den Aufbau eines gesunden Selbstkonzeptes und auch für die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt es im Alltag an ausreichender Bewegung. Unser Ziel ist es, sie Freude an der Bewegung erleben zu lassen und ihre Bewegungs- und Körpererfahrungen zu erweitern. Der natürliche Bewegungsdrang soll nicht nur im Sportunterricht genutzt werden, sondern auch in anderen Unterrichtsstunden Berücksichtigung finden. So lockern Bewegungsspiele vor allem in der Unterstufe den Schulvormittag auf, Schleichdiktate ermöglichen Bewegungszeiten. Auch im regulären Unterricht werden die Flure als Unterrichtsraum einbezogen. In den Pausen bieten wir den Schülerinnen und Schülern durch unsere Schulhofgestaltung vielfältige Bewegungsanreize (Fußballfeld, Beachvolleyballfeld, Basketballkorb, Kletterwand, Klettergerüste, Schaukeln, Rutsche). Darüber hinaus werden auch kleine Handgeräte wie Seile, 5 Bälle, Reifen zur Verfügung gestellt. Lauf- oder Ballspiele werden durch die Aufsicht führende Lehrkraft beaufsichtigt. In der Unter- und Mittelstufe erhalten alle Klassen entweder zwei wöchentliche Sportstunden oder zwei Wochenstunden Schwimmen. In der Oberstufe erhalten alle Klassen zwei Wochenstunden Sport. Auch einige Arbeitsgemeinschaften bieten eine bewegungsorientierte Förderung, wie z.B. Fußball, Schwimmen, Klettern, Yoga und Hip-Hop. 5.3 Sprache Sprachschwierigkeiten bedeuten in der Regel eine massive Beeinträchtigung erfolgreichen Lernens. Unsere Schülerinnen und Schüler haben häufig einen hohen Förderbedarf in ihrer Sprachkompetenz. Die Schwierigkeiten liegen oftmals auf der morphologisch-syntaktischen, der semantisch-lexikalischen und der kommunikativen Ebene. Auch phonologische Schwächen, Redeflussstörungen, eine näselnde Aussprache oder Sprechangst treten bei einigen unserer Schülerinnen und Schüler auf. Bei besonders starken Beeinträchtigungen empfehlen wir den Eltern die Aufnahme einer ambulanten Therapie. Eine Berücksichtigung der Sprachschwierigkeiten und eine entsprechende Förderung erfolgen in unserer Schule unterrichtsimmanent, finden Berücksichtigung bei der Auswahl des Arbeitsmaterials, bei der Erstellung von Arbeitsblättern und in der Lehrersprache. In der Förderschule mit dem Schwerpunkt Sprache erhalten die Kinder aufgrund der zugeteilten Stundentafel zusätzlich eine additive Förderung. Allein, in Klein- oder Partnergruppen werden Spiele und Übungen durch Sprachheillehrkräfte zu allen förderungswürdigen Bereichen angeboten. 5.4. Emotional-soziales Verhalten und Erleben Immer mehr Schülerinnen und Schüler sind emotional-sozial nicht gefestigt, haben wenig Vertrauen zu sich selbst und anderen und Schwierigkeiten im alltäglichen Umgang miteinander. Ein wichtiger Arbeitsbereich ist für uns Förderschullehrkräfte daher der Aufbau und die Stärkung emotional-sozialer Kompetenzen. Im erzieherischen Bereich sind ein vertrauensvolles Verhältnis und ein intensiver Bezug zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften notwendig. Aus diesem Grund bevorzugen wir das Klassenlehrerprinzip, was bedeutet, dass die Klassenlehrkraft so viele Stunden wie möglich in ihrer eigenen Klasse unterrichtet und so eher die Möglichkeit hat, das starre Stundenkonzept zu durchbrechen und bei Bedarf den inhaltlichen Schwerpunkt auch in den erzieherischen Bereich zu verlagern. Der Aufbau und die Stärkung von Selbstvertrauen werden unterstützt durch die Vermittlung von Erfolgserlebnissen und die Vermeidung von Überforderung. Es geht darum, Schülerinnen und Schülern ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten bewusst zu 6 machen und sie gleichzeitig zu stärken, sich auch mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen. So kann eine angemessene Entwicklung der Eigen- und Fremdwahrnehmung unterstützt werden. Spezielle Unterrichts- und Handlungsformen, die die sozialen Fähigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler stärken können, sind Bestandteil des Schulalltages. Dazu gehören u.a. gezielt eingesetzte Partner- und Gruppenarbeitsphasen, Tages- oder Wochenplanarbeit, klassenübergreifender projektorientierter Unterricht, das Aufsuchen außerschulischer Lernorte. Feste Regeln und Rituale wie Morgen- oder Wochenabschlusskreis, Klassendienste, Konzentrationsübungen etc. gehören zum Unterrichtsprinzip der jüngeren Schuljahrgänge. Mehrtägige Klassenfahrten, Tagesfahrten und gemeinsame Schulausflüge fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und beeinflussen nachhaltig positiv die Schulgemeinschaft. Unsere Schule bietet ihren Schülerinnen und Schülern ein transparentes und konsequent angewendetes Regelwerk in Form von beschlossenen Schulregeln und deren Konsequenzen, sowie die Möglichkeit den Trainingsraum oder eine Beratungssituation durch die Beratungslehrkräfte aufzusuchen. 6. Zusätzliche Fördermaßnahmen 6.1 Sprachförderung von Migrationshintergrund Schülerinnen und Schülern mit Allgemeines: Kinder mit Migrationshintergrund gehören zum Alltag unserer Schule. Von daher ist die Integration und Förderung dieser Schülerinnen und Schüler Aufgabe der Schule. Diese Kinder sind häufig auf eine spezielle Deutschförderung angewiesen, um gesellschaftliche Teilhabe erfahren zu können. Die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe, Lebensbedingungen und Wertvorstellungen der Kinder und ihrer Familien stellen die Schule deshalb vor eine besondere Herausforderung. Die Schülergruppe ist sehr heterogen, sie unterscheidet sich nach dem Aufenthaltsstatus und der Aufenthaltsdauer, dem Vorwissen, den schulischen und außerschulischen Lernerfahrungen und dem Stand der Entwicklung der Sprache der Eltern. Des Weiteren bringen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Voraussetzungen bzgl. des Kenntnisstandes der deutschen Sprache mit, so gibt es Schülerinnen und Schüler: ohne Deutschkenntnisse mit geringen bis sehr weit gehenden Deutschkenntnissen mit sehr eingeschränktem mündlichen Wortschatz in Deutsch ohne Deutschkenntnisse, die in der Erstsprache nicht alphabetisiert sind die in anderen Schriftzeichen alphabetisiert sind 7 - - mit mündlichen Deutschkenntnissen, aber erheblichen Problemen im schriftlichen Sprachgebrauch mit einem gut beherrschten deutschen Minimalwortschatz mit geringen Grammatikkenntnissen und großen Verständnisschwierigkeiten bei komplexen Fachtexten mit sehr unterschiedlich entwickelten Lese- und Schreibkenntnissen in Deutsch Die Sprachfördermaßnahmen leiten sich dementsprechend aus der individuellen Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler ab und müssen in den individuellen Förderplänen Berücksichtigung finden. Ziele: Ziel der Förderung ist die Befähigung zu Sprachhandlungsfähigkeit im mündlichen und schriftlichen Bereich, um so den Schülerinnen und Schülern einen ihren Fähigkeiten angemessenen Bildungsgang zu ermöglichen. Sprachliche und kulturelle Vielfalt wird als bereichernd für Schule und Bildung anerkannt. Sprachvermischungen sind Ausdruck von Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Daher sollten die Sprachen der Kinder innerhalb des Schulalltages Wertschätzung erfahren und einbezogen werden. Rahmenbedingungen: Die Friedrich-Fröbel-Schule besuchen etwa 35 Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. In vielen Fällen handelt es sich um bereits in Deutschland geborene Kinder, die zu Hause die Herkunftssprache der Eltern sprechen. Die Kinder stammen zumeist aus bildungsfernen Familien und es sind dadurch häufig umfassende Lernschwierigkeiten entstanden. Die personellen Ressourcen an unserer Schule bieten zum einen die Fachlehrkräfte aus dem Bereich Deutsch und die Sprachheilpädagogen mit ihren spezifischen Arbeitsschwerpunkten. Die neu gestaltete Schülerbücherei mit Leseecke und Arbeitsplatz, das Beratungszimmer mit Arbeitsplätzen und die Therapieräume des Sprachheilbereiches stehen für die Förderung zur Verfügung. Schwerpunkte der Förderung: o Erweiterung des Wortschatzes o Hören als Basiskompetenz (Das Entwickeln, Bewusstmachen und Trainieren von Hörstrategien ist wichtig. Dabei erfahren die Schüler, dass sie nicht jedes Wort verstehen müssen, um den Inhalt zu erfassen. Intonation, Mimik und 8 Gestik, Bilder, Geräusche und das eigene Weltwissen dienen dem Sprachverständnis.) o Aussprache (Phonetische Übungen, Sprachmelodie, Sprechpausen) o Schreiben (Schülerinnen und Schüler aus anderen Kulturkreisen müssen die Grapheme und Phoneme des deutschen Alphabets lernen.) o Sprachliche Regeln als Reflexionshilfe (Grammatik sollte so angeboten werden, dass sie für die Lernenden Hilfe bietet. Die Reflexion sprachlicher Formen und Normen soll den individuellen sprachlichen Ausdruck optimieren.) Organisationsrahmen: Neben der unterrichtsimmanenten Förderung findet die Förderung der nichtdeutschen Schülerinnen und Schüler im Rahmen unserer Leseförderung Berücksichtigung (siehe Stunden des Leseförderkonzepts). Beurteilung: Nach dem Erlass zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen besteht für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit im Rahmen der Beurteilung einen Nachteilsausgleich zu erhalten, der in den zuständigen Klassenkonferenzen beschlossen wird. 6.2 Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Mutismus Unterschieden wird zwischen dem totalen Mutismus und dem elektiven Mutismus. Beim totalen Mutismus besteht eine völlige Verweigerung der Lautsprache bei erhaltenem Hörvermögen, die jedoch häufig als sekundäres Symptom, von psychotischen Erkrankungen und schweren depressiven Störungen auftritt. Jegliches Sprechen gegenüber allen Personen wird vermieden. Beim elektiven Mutismus handelt es sich um eine emotional bedingte Störung der sprachlichen Kommunikation. Sie ist durch eine andauernde Unfähigkeit gekennzeichnet, in bestimmten Situationen zu sprechen, wobei in anderen Situationen das Sprechen möglich ist. Diese Störung beruht nicht auf fehlenden Sprachfertigkeiten. Artikulation, rezeptive und expressive Sprache der Betroffenen liegen in der Regel im Durchschnittsbereich. Eine direkte, singuläre Ursache für den Mutismus ist zurzeit nicht bekannt. Bei dem Auftreten von Mutismus in der Schule können unterschiedliche Beweggründe dazu geführt haben: Mutismus als Ausdruck einer massiven oder anhaltenden Überforderung in der Schule Das Kind ist in der Schule neuen kommunikativen, kognitiven und sozialen Anforderungen ausgesetzt, es kann dadurch zu Überforderungssituationen 9 kommen. Das Schweigen befreit es davon, die geforderten Leistungen erbringen zu müssen. Mutismus als Ausdruck einer massiven oder anhaltenden Überforderung außerhalb der Schule In diesem Fall wird das Schweigen als Hilferuf des Schülers verstanden, z. B. bei sozialer Vernachlässigung. Mutismus als Ausdruck einer allgemeinen Ablehnung der Schule Es tritt z. B. in Verbindung mit Verlustängsten (enge Mutter-/Kindbeziehung) auf. Eventuell wurde den Kindern Angst vor der Schule oder Lehrkräften gemacht. Mutismus als Mittel, um kommunikative Unzulänglichkeiten zu verbergen, z. B. Sprach-, Sprech-, oder Stimmstörungen Mutismus als Mittel, um Erinnerungen zu verdrängen Dieser Bewegungsgrund wird vor allem bei Kindern mit traumatischen Erlebnissen vermutet. Meistens schweigen sie bei bestimmten Themen. Folgende Anzeichen deuten auf einen vorliegenden Mutismus hin: 1. Andauernde Unfähigkeit, in bestimmten Situationen zu sprechen, wobei in anderen Situationen Sprechfähigkeit besteht. 2. Die Störung behindert die schulischen oder beruflichen Leistungen oder die soziale Kommunikation. 3. Die Störung dauert einen längeren Zeitraum an (mindestens einen Monat). 4. Die Störung kann nicht mit einer Kommunikationsstörung (z.B. Stottern) erklärt werden und tritt nicht im ausschließlichen Zusammenhang mit einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung auf. Eine pädagogische Diagnostik sucht nach Förderhinweisen für die emotionale Entwicklung der Schülerin, des Schülers. Der Aufbau einer angstfreien und ermutigenden Situation für das Kind und Abbau der Außenseiterrolle setzt oft eine Einzel- und Kleingruppenförderung voraus. Die Förderung setzt eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Lehrkräften und ggf. mit den Schulbegleitungen voraus, die das jeweilige Kind unterrichten bzw. begleiten. Innerhalb der Förderplanbesprechungen werden Ziele und Maßnahmen gemeinsam festgelegt. Eine enge Kooperation mit Eltern und Therapeuten ist notwendig, da das Erscheinungsbild Mutismus eine umfassende Entwicklungsstörung ist und eine systemische Betrachtungsweise erfordert. 10 6.3 Förderung bei Autismus - Spektrum – Störungen Allgemeines In der Literatur wird zwischen folgenden Formen von Autismus unterschieden: Frühkindlicher Autismus (Kanner - Autismus) ist eine tief greifende Entwicklungsstörung, die sich bereits vor dem dritten Lebensjahr manifestiert und sich vor allem durch eine Störung in der Wahrnehmungsverarbeitung und einer verzögerten Sprachentwicklung zeigt. Beim Atypischen Autismus treten jeweils nicht alle Merkmale des frühkindlichen Autismus auf oder sind weniger ausgeprägt. Das Asperger-Syndrom umfasst Teilaspekte des frühkindlichen Autismus, jedoch fehlt die schwerwiegende Verzögerung der Sprache und/oder der kognitiven Entwicklung. Unser Ziel orientiert sich an den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 2000: „Sonderpädagogische Förderung hilft Kindern und Jugendlichen mit autistischem Verhalten bei ihrer Bewältigung von Schul- und Alltagssituationen und strebt als Bestandteil von umfassenden Eingliederungsmaßnahmen an, dass sie Zurückgezogenheit überwinden und Bildungsangebote annehmen können.“ Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit der Diagnose Autismus umfasst unterschiedliche Aufgabenfelder und Organisationsformen. Übergeordnetes Ziel ist eine erfolgreiche Teilnahme der Kinder und Jugendlichen am Schulalltag. Organisationsformen der Förderung: Integrierte Förderung im regulären Klassenunterricht - Gestaltung der Lernumgebung - Strukturierung der Handlungsabläufe - 1:1-Betreuung über begrenzte Zeiträume Spezielle Einzelförderung - Gezieltes Training und Erweiterung verschiedener Kompetenzen Förderung in klassenübergreifenden Kleingruppen - Training und Erweiterung verschiedener Kompetenzbereiche zuzüglich sozialer Kompetenzen Konkrete Formen der Förderung: Fokussierung auf den jeweiligen Unterrichtsgegenstand Unterstützung in allen Phasen der 11 Handlungsfähigkeit (Handlungsorientierung, -planung, -durchführung, -kontrolle) verbale Ermutigung zur aktiven Beteiligung und kontinuierlichen Mitarbeit zusätzliche Motivation bei Nachlassen von Ausdauer und Konzentration ruhige Ansprache bei aggressiven Verhalten Begleitung bei „Auszeiten“ in Überforderungssituationen Unterstützung beim Einrichten des Arbeitsplatzes Sicherung der Arbeitsergebnisse Begleitung und Hilfe bei der aktiven Einbindung ins Unterrichtsgeschehen Inhalte der Förderung: Im Anhang werden Lernbesonderheiten und Möglichkeiten in der Unterrichtsgestaltung sowie didaktische Konsequenzen dargestellt. Diese können individuell eingesetzt werden und müssen abhängig von der jeweiligen Schülerin oder dem jeweiligen Schüler betrachtet werden. Ihr Einsatz wird im individuellen Förderplan festgelegt und damit auf die Schülerin/den Schüler abgestimmt. Der Anhang wurde in einer Arbeitsgruppe aller Förderschulen des Landkreises Nienburg im Januar 2010 in Loccum erarbeitet. Fortbildung: Lehrkräfte, die in ihren Klassen mit Kindern mit Autismus arbeiten, nutzen die Möglichkeit der Fortbildung in diesem Bereich (Autistenzentrum, Netzwerk Autismus Niedersachen, Universität Dortmund) und arbeiten eng mit den Schulbegleitungen zusammen, die zum Teil Zusatzausbildungen erlangt haben. 7. Fördermaterialien In unserer Schule wird Fördermaterial eingesetzt, das den aktuellen Anforderungen nach Anschaulichkeit, Handlungsorientierung, Zugang über verschiedene Sinne, Motivationsförderung und Differenzierungsmöglichkeiten entspricht. Für alle Fachbereiche stehen unterschiedliche, adäquate Fördermaterialien zur Verfügung. Auf eine Auflistung aller Materialien wird an dieser Stelle verzichtet. In Fachkonferenzen, schulstufenbezogenen Besprechungen und fächerübergreifenden Dienstbesprechungen wird neues Material gesichtet und über die Anschaffung entschieden. Begrenzte finanzielle Mittel machen immer wieder eine Prioritätensetzung notwendig. 8. Räumliche und personelle Ressourcen Räumliche Gegebenheiten: PC-Raum, Therapie- und Förderräume, Beratungsraum, Ruheraum, Schülerbücherei mit gemütlicher Leseecke, Textil-, Kunst- und Musikraum, Sporthalle, Bauwagen 12 Personelle Ressourcen: Förderschullehrkräfte (Schwerpunkte Lernen, Sprache, emotional-soziale Entwicklung) mit Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen, Schulbegleitungen verschiedener Träger und Vertreterinnen und Vertreter aller außerschulischen Einrichtungen, mit denen wir zusammenarbeiten (Therapeuten, Jugendamt……..) 9. Evaluation Wie bereits unter 4 beschrieben, bilden die Förderpläne die Grundlage für die Planung der individuellen Förderung. Sie beschreiben den Förderprozess, benennen Ziele und machen das Erreichen bzw. Nichterreichen von Zielen deutlich. Anhang Förderpläne, Lernbesonderheiten Autismus 13