SKYLLIS ist auch als gedruckte Zeitschrift erschienen

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SKYLLIS erscheint halbjährlich.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft
zur Förderung der Unterwasserarchäologie e.V. Erlangen (DEGUWA )
Redaktion: Prof. Dr. Christoph Börker,
Dr. Olaf Höckmann, Dr. Hanz Günter
Martin, Dr. Timm Weski, Peter Winterstein M.A.
Wissenschaftlicher Beirat: Carl Olof
Cederlund (Stockholm), Piero A. Gianfrotta (Viterbo), Gerhard Kapitän (Syrakus), Anthony J. Parker (Bristol), Cemal Pulak (College Station, Texas),
Avner Raban (Haifa), Josef Riederer
(Berlin), Helmut Schlichtherle (Gaienhofen-Hemmenhofen)
Satz und Layout: Dipl.-Ing. Markus
Haist
Vertrieb: Deutsche Gesellschaft zur
Förderung der Unterwasserarchäologie e.V., Hetzelsdorf 33, 91362 Pretzfeld, E-Mail: [email protected]
Verkaufspreis: Einzelheft 12,00 DM,
Jahrgang (2 Hefte) 20,00 DM, versandkostenfrei bis einschließlich 2. Jahrgang.
ISSN 1436-3372
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Als Zitatnachweis für diesen Artikel verwenden Sie bitte:
K. Hornig, Großtiertransporte zu Wasser im antiken Vorderasien und Nordafrika, Skyllis 2.1,
1999, 16 - 26.
Großtiertransporte zu Wasser
im antiken Vorderasien
und Nordafrika
Meinem Lehrer Prof. Dr. M. A. Brandes zu seinem 70. Geburtstag
Karin Hornig
Der vorliegende Beitrag stellt einen
Ausschnitt aus dem Themenkomplex
Tierwelt und Schiffahrt dar. Hierzu
gehören Bereiche wie die Auswirkung der Schiffahrt auf die Ökologie,
das Fanggewerbe, die Nutzung von
Tieren an Bord1 sowie der Transfer
von Tieren. Letzterem Bereich sind
die folgenden Ausführungen2 gewidmet, denen bereits ein KongressBeitrag3 zu den Großtiertransporten
nach und innerhalb Europas vorangegangen ist. Die dort nur am Rande
berücksichtigten Kulturkreise, Vorderasien und Nordafrika, d.h. besonders Ägypten, sollen hier im Mittelpunkt stehen. Beides sind Großräume, deren bekannte und viel
beschriebene Vorreiterrolle bei der
Kulturentwicklung sich insbesondere durch die früh erfolgte Verschriftlichung von Wissen erschließen läßt.
Von diesen Verhältnissen profitiert
auch der hiesige Beitrag. Kulturgeschichtlich bzw. chronologisch gesehen kann er als der erste, das oben
zitierte Kongressreferat als der zweite Teil einer Studie zu diesem Thema betrachtet werden. Jedoch enthält das Referat als publikatorischer
Vorläufer bereits grundsätzliche Bemerkungen zu den für diesen Themenkomplex relevanten methodischen Problemen und den Aussagemöglichkeiten des Quellenmaterials.
Diese werden darum hier nicht noch
einmal eigens erörtert, sondern lediglich ergänzt.
Der chronologisch und geographisch
weitgesteckte Rahmen des vorliegenden Beitrages stellt ein Wagnis dar,
da er eine überblickshafte Darstellung der Materie erfordert, die sich
ihrerseits in hohem Maße auf bereits vorgelegte Zusammenfassungen von Forschungsergebnissen bzw.
die hinreichende Aufarbeitung von
Quellengattungen stützen muß.
Doch bestehen insbesondere bezüglich der schriftlichen Überlieferung
aus Ägypten und Vorderasien sowohl
hinsichtlich der Tierwelt als auch
des Schiffahrtswesens noch erhebliche Forschungsdefizite, so daß gegenwärtig nur ein unvollständiges Bild
prä sentiert werden kann und die Ergebnisse vorläufigen Charakter haben. Der Versuch einer Darstellung
wird dennoch unternommen, um einen Einblick in einen Aktivitätsbereich des antiken Menschen zu bieten, der für die Kulturgeschichte
des Mittelmeerraums einen — mit
Ausnahme von Exoten- oder Massentransporten — zwar wenig spektakulären, aber wichtigen Beitrag
geliefert hat.
Equiden
Von den Equiden, d.h. Esel (Equus
asinus), Pferd (Equus caballus), Zebra (Untergattungen Dolichohippos
und Hippotigris), Halbesel (Equus
hemionus) und ihren Kreuzungen,
wurden in der Antike gleichermaßen
domestizierte wie wildlebende Arten
genutzt. Hinsichtlich der Funde zu
Equiden ist zu bemerken, daß vorhandene Skelettreste bezüglich der
Artzuweisung bzw. des Domestikationsgrades nicht immer eindeutig zu
bestimmen sind. Antike Schrift- und
Bildzeugnisse sind zwar zahlreich,
lassen jedoch hinsichtlich der Artzuweisung häufig zu wünschen übrig.
Was die Nutzung betrifft, so wurden Wildequiden vereinzelt als Exoten in Wildparks gehalten, wobei sie
nicht nur als Schauobjekte, sondern
auch als Opfer für die Vergnügungsjagden der Besitzer dienen konnten.
Aufgrund von Quellen vorauszusetzen ist der Überseetransport von
Vertretern dieser Arten insbesondere für die Circusspiele im Imperium Romanum (s. unten). Hauspferd
und Hausesel sowie ihre Kreuzungen wurden, sofern sie nicht für die
Schlachtung oder ausschließlich für
die Milchversorgung vorgesehen waren, für Arbeitsleistungen im Zivilund Militärbereich herangezogen.
Da kaum eine größere kriegerische
Unternehmung ohne Reit-, Zug- und
Lasttiere stattfand, bestand entsprechend oft die Notwendigkeit des
Transportes von Hausequiden zu
Wasser, sofern die Tiere Gewässer
nicht schwimmend durchqueren
konnten.
SKYLLIS – Zeitschrift
Großtiertransporte
zu Wasser
für Unterwasserarchäologie
im antiken Vorderasien· und
2. Jahrgang
Nordafrika1999 · Heft 1
Direkte Nachweise für Transporte zu
Wasser sind insgesamt gesehen eher
selten. Abgesehen von den Sachfunden und dem osteologischen Material von Unterwasser- und Landfundstellen sowie den Bild- und Schriftquellen lassen sich Anhaltspunkte
für solche Transporte auch durch
die Existenz ehemaliger oder rezenter Inselpopulationen gewinnen.
Herkunft und Alter einer solchen Population sind jedoch nur selten zu
ermitteln. Zwei Beispiele aus diesem
Quellensektor seien hier angeführt:
Für eine nicht sicher zu identifizierende Inselgruppe im Roten Meer
wird durch Cassius Dio (ca. 150 - 235
n. Chr.)4 das Vorkommen von Zebras5 überliefert. Die Tiere waren einer dort verehrten Gottheit geweiht;
ob sie sich deswegen auch in Menschenobhut befunden haben, muß offenbleiben. Zumindest einige Exemplare des Bestandes wurden zu Beginn des 3. Jhs. n. Chr. für Schauzwecke nach Rom gebracht. Es handelt sich um den bislang einzigen
aus der Antike bekannten Fall eines
Überseetransports von Zebras. Bezüglich der Historizität dieser Angaben ist anzumerken, daß Cassius
Dio, der im Jahre 229 n. Chr. in
Rom Konsul wurde, die importierten
Tiere aller Wahrscheinlichkeit nach
selbst gesehen hat, als sie der Öffentlichkeit, vermutlich in den Jahren
202 und 212 n. Chr., vorgeführt wurden. Er stellt den Import der Tiere
als unmoralische Tat des damals in
Rom amtierenden Prätorianer-Praefekten C. Fulvius Plautianus dar.
Informationen über die Herkunft der
Tiere hätte er somit mehr oder weniger aus erster Hand erhalten können.
Das zweite Beispiel betrifft einen rezenten Bestand, nämlich die im vorigen Jahrhundert auf der Insel Sokotra vor dem Golf von Aden beobachtete Wildeselpopulation. Von ihr
wird vermutet, daß sie auf in der
Antike dort eingeführte und später
verwilderte Tiere zurückgeht.6
Es sei an dieser Stelle hinzugefügt,
daß dem Entstehen solcher Inselpopulationen nicht unbedingt ein
zielgerichteter Akt des Menschen zugrundeliegen muß. Theoretisch kann
sich ein solcher Bestand auch aus
Exemplaren entwikelt haben, die bei
Zwischenstops von Bord entwichen
waren, oder die man mangels Trinkwasser ausgesetzt bzw. über Bord
geworfen hatte. Auch bei starkem
Seegang oder Havarie konnte es geschehen, daß Tiere von Bord gerieten und lebend die nächste Küste erreichten.
Konkretere Nachrichten zu Equidentransporten stammen aus dem
Bereich der Flußschiffahrt in Mesopotamien. Hier bestand neben der
wesentlich aufwendigeren Methode,
auf dem Rückweg die Fahrzeuge
zu treideln, auch die Möglichkeit,
Esel bei der Talfahrt mitzuführen,
um mit ihnen auf dem Landweg an
den Ausgangsort zurückzukehren.
Die benutzten Fahrzeuge verblieben
entweder in komplettem Zustand am
Zielort oder wurden zerlegt, wobei
die schwerer zu ersetzenden Konstruktionsteile auf den Lasttieren
wieder zurücktransportiert werden
konnten. Schriftquellen und Darstellungen zufolge waren auf Euphrat
und Tigris mehrere charakteristische, noch heute existente Fahrzeugformen in Verwendung. Neben dem
einfachen Schilfbündelfloß sind es
die Quffa7, ein Rundboot aus Weidengeflecht, und das Kelek8, ein mit
luftgefüllten Ziegenschläuchen unterfüttertes Floß. Für beide Formen
liegen bildliche Darstellungen erst
aus dem frühen 1. Jahrtausend v.
Chr. vor, die Quffa jedoch war bereits das Vorbild für das frühsumerische GUR 8-Zeichen etwa aus der
Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr.9
Bildliche Darstellungen, die Esel auf
den leicht gebauten Flußfahrzeugen
zeigen, fehlen bislang. Als Quelle für
den Eseltransport auf Quffas liegt
eine Textstelle aus den Historien (I,
194) des griechischen Geschichtsschreibers Herodot (um 485 - 425
v. Chr.)10 vor. Sie enthält eine für
die Antike ungewöhnlich detaillierte Beschreibung einer lokalen Bootsart und sei deswegen hier im Wortlaut wiedergegeben:
»Die allergrößte Merkwürdigkeit, die
das Land noch außer der Hauptstadt
zeigt, will ich jetzt beschreiben. Ich
meine seine Schiffe, auf denen man
17
nach Babylon fährt. Sie sind alle
kreisrund und aus Leder. In Armenien oberhalb von Assyrien schneiden
sie nämlich Weiden, machen Schiffsrippen daraus und spannen Tierhäute außen darüber wie einen Fußboden, ohne ein Heck abzuteilen oder einen spitzen Bug zu bilden. Sie richten
sie kreisrund her wie einen Schild.
Dann stopfen sie das Gebilde innen
mit Stroh aus, beladen es und lassen
es flußabwärts treiben. Die Ladung
besteht meist aus Fässern mit Palmwein. Gesteuert wird das Fahrzeug
an zwei Ruderstangen, die zwei Männer aufrecht stehend handhaben. Der
eine zieht das Ruder an sich, während der andere es wegstößt. Man
baut diese Fahrzeuge in verschiedenen Größen; die größten von ihnen
tragen eine Ladung von 2000 Talenten Gewicht. Auf jedem Fahrzeug
fährt ein lebender Esel mit, auf den
größeren sogar mehrere. Wenn sie
nach ihrer Fahrt in Babylon angekommen sind und die Fracht gelöscht
haben, versteigern sie die Schiffsrippen und alles Stroh; die Tierhäute
aber laden sie den Eseln auf und ziehen heimwärts nach Armenien. Es ist
nämlich wegen der starken Strömung
ganz unmöglich, stromaufwärts zu
fahren. Deswegen baut man die Fahrzeuge auch nicht aus Holz, sondern
aus Tierhäuten. Wenn sie nämlich
mit ihren Eseln wieder nach Armenien kommen, bauen sie neue Fahrzeuge auf die gleiche Art. Soviel über den
Bau ihrer Schiffe«.11
Den Keleks hat u.a. Mitte des vorigen Jahrhundert der britische Ausgräber Austen Henry Layard eine
längere Beschreibung gewidmet. Sie
schließt mit der Bemerkung: »... sobald die Flöße abgeladen sind, werden sie auseinandergenommen und
die Balken, das Holz und die Zweige
mit beträchtlichem Vorteil verkauft,
weil sie zwischen Mossul und Bagdad
einen Haupthandelszweig bilden. Die
Felle werden gewaschen und dann
mit einem Brei von gestoßenen Granatäpfelschalen eingerieben, um zu
verhindern, daß sie Sprünge bekommen oder faulen. Sie werden hernach
entweder auf den Schultern der Floßschiffer oder auf Eseln nach Mossul
oder Tekrit, wo die Tigrisflößer meist
wohnen, zurückgebracht...«.12
18
SKYLLIS – Zeitschrift für Unterwasserarchäologie · 2. Jahrgang 1999 · Heft 1
Abb. 1: In Boxen an Bord untergebrachte Pferde (Theben-West, Grab des Vizekönigs von Kush, spätes 14. Jh. v. Chr.)
Pferde gehörten weder in Mesopotamien noch in Ägypten zum ursprünglichen Faunenbestand, sondern sind dort erst seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. präsent.13 In Ägypten waren Pferde, wie auch in anderen Kulturkreisen, seit dem Neuen Reich (1539/0 - 1076/70 v. Chr.)
kostbares Gut von Angehörigen der
Oberschicht und wurden daher häufiger in entsprechenden Bildkontexten dargestellt. Doch findet sich kein
Beispiel für das Motiv einer schwimmenden bzw. durchs Wasser watenden und von Hirten auf Papyrusflößen begleiteten Herde, wie es für
Rinder vor allem im Alten Reich
(2740 - 2168/2198 v. Chr.) bezeugt
ist (s. unten). Sicher wollte man vermeiden, daß die wertvollen Tiere
von Krokodilen angefallen wurden,
doch kann auch die im Neuen Reich
(1539/0 - 1076/70 v. Chr.) vorherrschende Motivauswahl die Ursache
für das Fehlen solcher Darstellungen sein. Bildliche Belege für verladene Pferde liegen aus dem Neuen
Reich hingegen vor. Angehörige der
Oberschicht führten, um am Zielort
standesgemäß auftreten zu können,
auf ihren Nilreisen ihre Gespanne
und die leichten, einachsigen Wagen
zu Schiff mit sich, wie beispielsweise Staatsbeamte, die zu ihren Verwaltungsbezirken unterwegs waren.
Für die beruflichen oder privaten
Reisen von Angehörigen der Oberschicht lassen sich einige Darstellungen aus dem Neuen Reich anführen, darunter eine Szene aus dem
Grab des Paheri in El-Kab.14 Dort
tragen zwei Segelfahrzeuge jeweils
einen einachsigen Wagen auf dem
Kajütendach, während die Gespannpferde im Vorschiff stehen. Im Grab
des Vizekönigs von Kusch in Theben15 (Abb. 1) sind in zwei Registern
jeweils zwei hintereinander gestaffelte, große, mastlose und verankerte
Fahrzeuge dargestellt. Die Pferde
sind hier in eigenen, überdachten
Boxen untergebracht. In einem weiteren, erst kürzlich entdeckten Grab
eines thebanischen Beamten ist ent-
gegen dem üblichen Bildprogramm
die Heimkehr des Beamten von einer Schiffsreise zu sehen.16 Mehrere
Fahrzeuge der reichbeladenen Flotte tragen Pferdeboxen, die ebenfalls
mit Baldachinen versehen sind.
Es verwundert angesichts dieser Verhältnisse nicht, daß sich im Neuen
Reich auch die Sitte einbürgerte,
beim Tode des Besitzers das Gespann in der Grabanlage beizusetzen, was durch Knochenfunde belegt ist17. Für ein Begräbnis wurden ebenfalls Wasserfahrzeuge gebraucht, da der Trauerzug in der Regel eine Überfahrt zu den am Westufer des Nils gelegenen Nekropolen zu
absolvieren hatte. Einige Wandmalereien aus thebanischen Gräbern
zeigen die bei einem solchen Trauerzug mitgeführten Wagen mit den
dazugehörigen Gespannpferden, die
das Eigentum des Grabinhabers darstellen dürften und daher wohl als
Beigaben vorgesehen sind. Eine Szene findet sich im Grab des Chaem-
SKYLLIS – Zeitschrift
Großtiertransporte
zu Wasser
für Unterwasserarchäologie
im antiken Vorderasien· und
2. Jahrgang
Nordafrika1999 · Heft 1
19
Abb. 2: Assyrischer Pferdetransport (Ninive/Kuyunjik, Südwest-Palast, frühes 7. Jh. v. Chr.)
het18. Zu sehen ist dort ein mastloses
Schiff auf der Reise zum Westufer.
Der Wagen ist wiederum auf dem
Kajütendach abgestellt, das Pferdepaar steht im Vorschiff. Auf einer
Darstellung im Grab Nr. 16219 werden die Pferde im Vorschiff eines
großen Seglers offenbar gefüttert.
Im Ägyptischen scheint keine Bezeichnung für eine speziell zum
Pferdetransport vorgesehene Fahrzeugart entwickelt worden zu sein,
während solche für Rinder transportierende Fahrzeuge durchaus geläufig sind (s. unten). Dies läßt sich entweder damit erklären, daß die Pferde, abgesehen von Streitwagen- oder
Tributkontingenten, vergleichsweise
seltener in größerer Stückzahl verschifft worden sind und die einzelnen
Gespanne der Reisenden auf den größeren Nilfahrzeugen ohne Schwierigkeiten unterzubringen waren. Möglicherweise kann dies aber auch damit zusammenhängen, daß Rinderfähren selbstverständlich auch für
die Verschiffung von Pferden genutzt
werden konnten.
Aus dem Zweistromland liegen erst
seit dem frühen 1. Jahrtausend
bildliche Darstellungen zu Pferdetransporten vor. In Assyrien zeigen
Reliefplatten aus dem Nordwest-Palast Assurnasirpals II. (ca. 883 - 859
v. Chr.) in Nimrud/Kalchu eine Flußüberquerung des assyrischen Militärs20, wobei einmal eine Quffa oder
in zwei anderen Fällen längliche
Ruderfahrzeuge mit den Streitwagen beladen sind, während die Gespannpferde schwimmen und vom
Schwimmschlauch oder Ruderfahrzeug aus geführt werden. Ein assyrisches Wandrelief aus dem Südwest-Palast Sanheribs (705 - 681 v.
Chr.) in Ninive/ Kuyunjik (Abb. 2)
scheint auf Fahrzeuge verladene Militärpferde wiederzugeben.21 Auf der
Wasserfl äche vor einer Küstenlandschaft sind u.a. zwei große, mastlose, von jeweils einem Steuermann
dirigierte Fahrzeuge zu sehen. Auf
dem einen sind zwei, auf dem anderen drei ungezäumte Pferde gestaffelt angeordnet, zwischen denen
ein Betreuer steht. Leider war diese
Wandpartie bei der Auffindung nicht
vollständig erhalten, so daß die Antriebsweise der Fahrzeuge nicht festzustellen ist. Bei einem der Transporter ist zwar im Bugbereich ein
Ruder in Betrieb, doch dürfen vielleicht trotzdem Schleppfahrzeuge ergänzt werden.
Im Sumerischen und Akkadischen
ist wie im Ägyptischen ein Terminus für Pferde-Transporter offenbar nicht belegt, wohl aber einer
für Rinder-Transporter (s. unten).
Daher hat man auch hier die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß
Rinderfähren auch für Pferde oder
Esel benutzt wurden.
Im persischen Großreich dagegen
scheint man zumindest konkrete
Vorstellungen von Pferdetransportern gehabt zu haben. Darauf deu-
20
SKYLLIS – Zeitschrift für Unterwasserarchäologie · 2. Jahrgang 1999 · Heft 1
tet der erstmalig in den bereits erwähnten Historien (VI, 48 und VII,
97) Herodots überlieferte griechische
Begriff hippagogos oder hippegos22
hin, der später ins Lateinische übernommen wurde. Hier wird berichtet,
daß die den Persern tributpflichtigen
griechischen Küstenstädte von dem
persischen Großkönig Dareios I. im
Jahre 493 v. Chr. den Befehl erhielten, hippagoga ploia zu bauen,
welche an anderer Stelle (VI, 95)
auch als hippagogoi nees bezeichnet
werden. Weitere Beispiele der Verwendung dieses Begriffs finden sich
dann auch bei Thukydides (um 460 400 v. Chr.): Während des Peloponnesischen Krieges segelte der athenische Staatsmann Perikles im Jahre
430 v. Chr. von Athen mit einer Flotte ab, der auch 300 Reiter in Pferdetransportern (en nausin hippagogois) angehörten (Thukydides II, 56).
Diese waren aus alten Fahrzeugen
(ek ton palaion neon) umgebaut worden, wie ausdrücklich vermerkt wird.
Fünf Jahre später überfielen die
Athener Korinth, wobei diesmal 200
Reiter en hippagogois nausi beteiligt
waren (Thukydides IV, 42).
Aus der Perikles-Stelle geht deutlich hervor, daß der Begriff dort eine
zu diesem Zweck requirierte, nicht
weiter spezifizierte Transporterart
meint. Doch muß dies keinesfalls
auch für die anderen Belege gelten.
Der Erwähnung bei Herodot zufolge
scheint die Entwicklung eines hochseetüchtigen
Spezialtransporters
schon vor den Perserkriegen eingesetzt zu haben.23 Dafür spricht nicht
nur der explizite Bauauftrag von
höchster Stelle, womit sicher die Fertigung von Neubauten und nicht die
weniger anspruchsvolle, provisorische Umfunktionierung bereits vorhandener Lastfahrzeugkontingente
gemeint sein dürfte. Die Angabe impliziert überdies eine Serienproduktion, die nicht nur die erforderlichen
Kenntnisse, sondern auch die entsprechenden Werftkapazitäten sowie eine ausreichende handwerkliche Routine voraussetzt. Bezeichnenderweise ist bei Plinius d. Ä. (23 79 n. Chr.) in seiner Naturgeschichte (VII, 209) überliefert, daß die Erfindung des hippegus entweder den
Samiern, die im 6. Jahrhundert v.
Chr. für ihren Schiffbau24 berühmt
waren und damals an der Peripherie
des persischen Großreiches wohnten,
oder dem athenischen Staatsmann
Perikles aus der zweiten Hälfte des
5. Jahrhunderts v. Chr. zugeschrieben wurde.
Neben Bild- und Schriftquellen existieren auch Funde aus Wracks, die
auf die Mitnahme von Pferde hindeuten. Dabei ist bei den ohnehin nicht
sehr häufigen Skelettresten nicht
immer sicher zu entscheiden, ob sich
lebende Tiere und/oder Schlachtgut
an Bord befanden. Bei Zaumzeugbestandteilen und Hufeisen kann von
dem Vorhandensein einer Lebendfracht ausgegangen werden. Die bislang bekannt gewordenen Befunde
aus dem Mittelmeeraum sind jedoch
alle vergleichsweise spät und seien
daher nur kurz erwähnt: Während
aus dem Wrack von Marsala an der
Westspitze Siziliens (ca. 250 - 175 v.
Chr.) 25 nur einige Knochen vorliegen, die dem Bordproviant zuzuordnen sind, wurde im Wrack von Marritza an der Nordwestküste Sardiniens (75 - 125 n. Chr.) 26, das sonst keine nennenswerte Ladung enthalten
zu haben scheint, eine ungewöhnlich große Anzahl Knochen beobachtet, weshalb hier ein Pferdetransport vermutet wird. Doch ist vorläufig kein definitives Urteil über zivile
oder militärische Nutzung des Fahrzeugs bzw. seiner Fracht möglich.
Bezüglich des flachbodigen Schiffs
von Serce Limani an der türkischen
Südwestküste bei Rhodos (ca. 1025
n. Chr.) 27 wurde geäußert, daß es
für Pferdetransporte geeignet28 sei.
Auch das Wrack »C« von Camarina
an der sizilischen Südküste (12. Jh.
n. Chr.) 29, in dem Hufeisen und
Knochen gefunden worden sind, war
möglicherweise ein Pferdetransporter.
Rinder
Für Rinder gilt im Prinzip ebenfalls,
was eingangs zu den Equiden bezüglich Artzuweisung und Domestikationsgrad bemerkt wurde. Ungezähmte Tiere oder echte Wildrinder, d.h.
Auerochsen (Bos primigenius) und
Wisente (Bison bonasus), eventuell
auch Büffelarten (Bubalus), wurden
in der römischen Kaiserzeit für Cir-
cusveranstaltungen importiert. Der
Transport von Hausrindern konnte
aus Gründen der Transhumanz, zu
Arbeits- oder zu Handelszwecken erfolgen.
Aus Ägypten liegen, wie oben bereits
erwähnt, Bildzeugnisse für Rinder
bei der Durchquerung von Gewässern vor (Abb. 3).30 Dies war eine
saisonale Angelegenheit, da von Oktober bis Juli die Herden in das
trockenliegende Delta geführt, dort
geweidet und beim Ansteigen der
Nilflut wieder zu ihren Heimatorten zurückgebracht wurden.31 Bei
den Bildzeugnissen handelt es sich
zumeist um bemalte Reliefs aus
Gräbern des Alten Reiches (2740 2168/2198 v. Chr.) 32, im Mittleren
Reich (1938 - 1759 v. Chr.) werden
die Beispiele seltener. Die Szenen
zeigen die Geleitung schwimmender
oder watender Rinder durch Besatzungen auf den geläufigen Papyrusflößen.33 Ein Mann der Besatzung
ist in der Regel mit einem Beschwörungsritual gegen Krokodile befaßt.
Er vollführt zu diesem Zweck eine
Geste, bei der ein Arm ausgestreckt
und Daumen sowie Zeigefinger nach
vorne gerichtet werden. Zur Sicherheit der Tiere wird auch ein Lockkalb mitgeführt. Interessanterweise zeichnen sich diese Zeugnisse wie
auch andere bildliche Milieuschilderungen des Alten Reiches durch
Beischriften aus, die sozusagen eine
imaginäre akustische Folie zu den
Szenen liefern. Wiedergegeben werden vornehmlich die für die jeweilige Tätigkeit typischen Ausrufe, gelegentlich angereichert mit dem derben Vokabular der Unterschicht. Für
die Rindertrieb-Szenen ist u.a. überliefert:
»Gib acht auf die Herde, bevor sie ins
Wasser steigen!«, »Oh Rinderhirt, deinen Arm über das Wasser!« (Aufforderung zum Krokodilzauber), »Mach‘
nicht so viel Geschrei!«, »Du Scheißkerl, sei wachsam gegen das Krokodil!«, »Rudere schnell, Kamerad!«34;
aus dem Mittleren Reich stammen:
»Zurück, ihr Esel!« (zu den von einem
Krokodil erschreckten und darum
unfolgsamen Rindern) und »Schau,
hei, schau wie rein (sauber) die Rinder sind!«35 (nach dem Furtgang).
SKYLLIS – Zeitschrift
Großtiertransporte
zu Wasser
für Unterwasserarchäologie
im antiken Vorderasien· und
2. Jahrgang
Nordafrika1999 · Heft 1
21
Abb. 3: Rindertrieb durch das Wasser (Sakkara, Mastaba des Mereruka, letztes Drittel des 3. Jts. v. Chr.)
Für den mithilfe von Wasserfahrzeugen durchgeführten Rindertrieb
durch Gewässer lassen sich auch rezente Beispiele finden. So wird im
Okavango-Delta in Südafrika dies
noch heute mit Einbäumen praktiziert.36
Der Transport von Hornvieh auf
Wasserfahrzeugen, darunter auch
Seglern, ist bereits auf prähistorischen Felszeichnungen Nubiens dargestellt.37 Das ägyptische Bildrépertoire bietet zwar öfter das Motiv des
Rindes auf einem Wasserfahrzeug,
doch ist damit nicht immer ein Faunavertreter gemeint. Vielmehr kann
es sich auch um die in Kuhgestalt
auftretende Göttin Hathor handeln,
die in dieser Verkörperung gelegentlich auch auf Wasserfahrzeugen erscheint. Was die Alltags-Darstellungen betrifft, so wurden die Rinder
auf den Fahrzeugen entweder liegend oder stehend und zumeist angeleint untergebracht.38 Gelegentlich
handelt es sich um Lastschiffe, die
auch Kleinvieh und Waren mitführen, doch verweisen mehrere überlieferte Termini39 auch auf Fahrzeuge,
die zumindest überwiegend für Rindertransporte verwendet wurden.
Für den mesopotamischen Raum ist
ein má-gu4, ein »mit Rindern beladenes Wasserfahrzeug« in sumerischen
Texten genannt.40 Bildzeugnisse für
den Rindertransport scheinen jedoch
zu fehlen. Bei Siegeldarstellungen
vom Ende des 4. Jahrtausends. v.
Chr., die auf Wasserfahrzeugen stehende Rinder mit hohen Podestaufbauten auf dem Rücken zeigen, sind
wohl keine lebenden Tiere, sondern
eher statuenartige Trägerfiguren gemeint.41
Für die Verschiffung von Rindern
über See lassen sich in den Kulturkreisen des Mittelmeerraums
kaum Quellen finden. Die bislang in
Wracks aufgefundenen Rinderknochen stellen kein Indiz für Lebendtransporte dar, da sie eher dem Bordproviant zuzuordnen sind. Dazu gehören auch die neben anderen Rinderknochen in Wrack »A« von Coltellazzo an der Südküste Sardiniens (7.
- 6. Jahrhundert v. Chr.) aufgefundenen Zebuknochen.42 Rinderknochen
fanden sich auch in Wrack »IV« von
Culip an der nordostspanischen Küste (70 - 80 n. Chr.).43
Hirsche
Die verschiedenen Hirscharten wa-
ren in der Antike in erster Linie
Fleischlieferanten. Zu diesem Zweck
wurden sie nicht nur gejagt, sondern
offenbar auch als Gatterwild bzw.
im Falle des Rentiers halbfrei gehalten. Verwendet wurden Hirsche
daneben vereinzelt auch als Lockwild und Zugtiere sowie als exotische Parktiere bzw. Schautiere für
den römischen Circus. In Vorderasien verbreitet war der Mesopotamische Damhirsch (Dama mesopotamica bzw. Cervus mesopotamicus), an
dessen Vorkommen auch in Ägypten bis vor kurzem noch Zweifel bestanden.44 Knochen des Mesopotamischen Damhirsches finden sich besonders häufig in neolithischen Kontexten in Zypern. Es wird diskutiert,
ob die Tierart dort bewußt als Nutztier eingeführt und gehalten worden
ist.45
Für die Verschiffung über See aus
späterer Zeit gibt es bislang keine
Nachweise aus Wracks, da die aus
dem bereits erwähnten punischen
Wrack von Marsala (ca. 250 - 175
v. Chr.) stammenden Damhirschknochen dem Proviant zuzuordnen
sind.46 Bildliche Darstellungen zu
dem Thema fehlen. In Schriftquellen finden sich zwar gelegentlich Hinweise auf importierte Ex-
22
SKYLLIS – Zeitschrift für Unterwasserarchäologie · 2. Jahrgang 1999 · Heft 1
emplare, explizite Äußerungen zum
Transport selbst liegen aber offenbar nicht vor.
hen 2. Jahrtausend findet sich in den
sumerischen Sprichwörtersammlungen53:
Elefanten
»Du gehst (benimmst dich) wie ein
Elefant, der aus einem tiefgehenden
(oder sinkenden) Schiff heraussteigt«
Das Verbreitungsgebiet der Elefanten umfaßte im Altertum, im Gegensatz zu heute, wo sie nur noch
in Südasien und im mittleren und
südlichen Afrika anzutreffen sind47,
auch Syrien und den nordmesopotamischen Raum48, außerdem Äthiopien und Nordafrika. Die im Mittelmeergebiet existierenden Populationen, besonders in der Habur- und
Orontesregion sowie im Atlasgebiet,
waren offensichtlich vor allem Jagdwild. Ihr Vorhandensein führte nicht
wie in Südasien dazu, regelmäßig
Exemplare zu fangen, zu zähmen
und für Arbeitszwecke zu verwenden. Erst relativ spät, im Hellenismus, begann im Mittelmeeraum die
Nutzung von Elefanten vor allem für
Kriegszwecke. Von daher liegen auch
erst aus dieser Zeit Quellen für die
Verschiffung halbzahmer Wildfänge
und ausgebildeter Tiere vor.49 Neben
den für den Kriegseinsatz bestimmten Elefanten wurden auch Tiere für
königliche Wildgehege angefordert
bzw. solche, die für öffentliche Auftritte von Herrschern, als Staatsgeschenke oder Tributlieferung vorgesehen waren. In der römischen Kaiserzeit ist außerdem die Verwendung
der Tiere für Tierhetzen und Dressurdarbietungen nachgewiesen.
In Mesopotamien lassen sich Elefanten bereits für das 2. Jahrtausend v. Chr. nachweisen. Aus Babylon stammt ein Schenkelknochen,
der wohl am ehesten der altbabylonischen Zeit (erste Hälfte des 2. Jahrtausends. v. Chr.) zuzurechnen ist.50
Anzuführen ist auch ein Terrakotta-Relief einheimischer Produktion
aus Ur um 2000 v. Chr., das einen
berittenen Elefanten zeigt.51 Da für
jene Zeit der Einsatz von Kriegselefanten in Mesopotamien nicht belegt
ist, ist am ehesten an den Transport der Tiere für königliche Stallungen bzw. Wildgehege52, die Vorläufer der späteren Paradeisa assyrischer und persischer Herrscher, zu
denken. Ein Indiz für den Transport von Elefanten bereits im frü-
Die hinter dieser offensichtlich
scherzhaft gemeinten Redewendung
stehende Assoziation ist ohne realen Hintergrund kaum denkbar.
Der Ausspruch zielt wohl auf das unbeholfene Auftreten des Adressaten,
vielleicht auch auf dessen furchtsames Verhalten. So überliefern Autoren der klassischen Welt für das
Übersetzen bzw. das Ein- und Ausladen von Elefanten besondere Maßnahmen, um der Scheuheit der Tiere vorzubeugen. Verladerampen oder
die benutzten Flöße werden beispielsweise mit Laubwerk getarnt (Ailian,
de natura animalium X, 17; Polybios
III, 46; Livius, Römische Geschichte XXI, 28, 6f.). In Indien, d.h. dem
Ursprungsland bezüglich der Zähmung und Nutzung von Elefanten,
findet sich diese Praxis noch heute.54
Von dort stammt ein vergleichweise
spätes Bildbeispiel für den Überseetransport von Elefanten. Es handelt sich um eine Illustration zu
der auch in Ostasien bekannten, in
Text- und Bildzeugnissen überlieferten Geschichte vom seefahrenden
Kaufmann Simhala.55 Es wird erzählt, wie Simhala, der nach vielen
märchenhaft anmutenden Abenteuern den Rang eines Königs erhalten
hatte, mit einer Armee, der auch eine Elefanten- und Pferdeeinheit angehörte, nach Ceylon übersetzte.56
In der etwa im 5. Jahrhundert n.
Chr. mit Wandmalereien ausgestalteten Höhle Nr. 17 des buddhistischen Höhlenklosters von Ajanta in
Nordwest-Indien ist in vereinfachender und abbreviativer Weise die
Überfahrt dargestellt.57 In zwei
parallel angeordneten, offenen und
mastlosen Fahrzeugen steht jeweils
ein Kriegselefant, der einen Bogenschützen und weiteres Personal trägt
(Abb. 4). Ein drittes Fahrzeug befördert eine Gruppe von vier Reitern. Die Darstellung ist in Bezug
auf den Größenmaßstab von Fahrzeugen und Insassen nicht wörtlich
zu nehmen. Zugunsten der besseren Sichtbarkeit der Insassen und
der leichteren Erfaßbarkeit der Szene wurde offensichtlich auch auf
die Wiedergabe der bei solchen
Transporten anzunehmenden Besegelung bzw. möglicher Schleppfahrzeuge verzichtet.
Kamele
Für die beiden in der Alten Welt vorkommenden Kamelarten, das zweihöckrige Trampeltier (Camelus bactrianus) und das einhöckrige Dromedar (Camelus dromedarius), ist
die Nutzung für zivile und militärische Zwecke überliefert. Auch hier
bestehen noch Fragen hinsichtlich
der Verbreitung und Domestikation.
Das Knochenmaterial erlaubt nicht
immer eine sichere Zuordnung zu einer der beiden Arten. Für den Überseetransport bereits in der Bronzezeit sind vereinzelte Knochenfunde
auf Zypern anzuführen.58 Auch bei
der Überquerung von Binnengewässern wurden Kamele nach Möglichkeit auf Fahrzeugen transportiert.
Aus Tunesien stammt ein in das
4. Jahrhundert n. Chr. gehörendes
epigraphisches Zeugnis59, eine Liste
mit Fährtarifen für Menschen und
Tiere, darunter auch beladene und
unbeladene Kamele. Mußten Binnengewässer durchschwommen werden, gab es die für das neuzeitliche
Nubien überlieferte Möglichkeit, die
Tiere mit Schwimmhilfen in Form
luftgefüllter, um den Hals gebundener Lederschläuche zu versehen
und angeleint von Fahrzeugen aus
zu führen.60 In Mesopotamien dürften, ebenfalls rezenten Berichten61
nach zu schließen, auf größeren Quffas auch Kamele mitgefahren sein.
Andere Großtiere
Weitere Arten aus dem vorderasiatischen und ägyptischen Kulturkreis,
für die sich z.T. nur sehr vereinzelte
Angaben finden lassen, seien hier
kurz erwähnt. Üblicherweise sicherlich auf dem Seeweg nach Ägypten
transportiert wurde der Syrische
Bär (Ursus arctos syriacus).62 Relieffragmente aus dem Totentempel
Sahures (ca. 2490 - 2475 v. Chr.) 63
SKYLLIS – Zeitschrift
Großtiertransporte
zu Wasser
für Unterwasserarchäologie
im antiken Vorderasien· und
2. Jahrgang
Nordafrika1999 · Heft 1
23
Abb. 4: Überfahrt von Simhalas Truppen (Ajanta, Höhlenkloster, ca. 5. Jh. n. Chr.)
in Abusir zeigen Exemplare solcher
Tiere, die von einer Expedition in den
syro-palästinensischen Raum mitgebracht worden sind. Im Grab des Beamten Rechmire in Theben (15. Jh.
v. Chr.) befindet sich die vielzitierte
Wandmalereipartie64, die die Vorführung eines Syrischen Bären und
eines auffallend klein dargestellten
Elefanten durch syrische Gesandte
wiedergibt.
Sicherlich über See transportiert
wurde auch das nur einmal bezeugte große Huftier65, welches auf dem
achämenidischen Reliefzyklus der
tributbringenden Völkerschaften am
Apadana-Aufgang in Persepolis (Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr.) zu
sehen ist. Es wird von einer Delegation Äthiopier mitgeführt und ist
als Giraffe (Giraffa camelopardalis),
Okapi (Okapi johnstoni) oder auch
als die in Indien beheimatete NilgauAntilope (Boselaphus tragocamelus)
identifiziert worden.
Im Falle weiterer bildlich und
schriftlich überlieferter Importtiere
läßt sich nicht feststellen, inwieweit
Wasserfahrzeuge zum Einsatz gekommen sind. Nach Ägypten wurde
im Neuen Reich beispielsweise auch
die Giraffe66 als ehemals heimisches,
dann im Zuge des Artenrückgangs
verschwundenes Tier wieder eingeführt. In der Ramessiden-Hauptstadt Piramesse/Qantir im Delta, wo
sich offenbar auch ein Wildpark befunden hat, ist ein Elefant osteologisch nachgewiesen.67 Mehrere assyrische und babylonische Herrscher
erhielten aus Ägypten exotische Tiere, darunter einen Elefanten, ein Nilpferd, Krokodile und Affen.68 Auf
dem sogenannten Schwarzen Obelisken69 Salmanassers III. aus dem
Jahre 827 v. Chr. in Nimrud werden
ein Elefant sowie mehrere Trampeltiere und große Affen als Tribute
vorgeführt.
Tiertransportierende Schiffe werden
im Alten Testament (I. Kön. 10, 22)
erwähnt. Die dort genannten Tarschisch-Schiffe70 beförderten jedoch
offensichtlich nur kleinere Tierarten, wie Affen und Pfauen.
Schlußbetrachtung
Wie eingangs bereits angedeutet, liefert der hiesige Beitrag Ergänzungen bezüglich methodischer Probleme und der Aussagemöglichkeit von
Quellenmaterial. Zu nennen sind einige Spezifika der beiden untersuchten Kulturräume, die sich vor allem
in den Bildquellen widerspiegeln. So
kann es sich in Ägypten bei zoomorphen Wesen auf Wasserfahrzeugen
auch um Gottheiten handeln. Neben
der bereits genannten Hathorkuh erscheinen in diesem Zusammenhang
häufig auch der Reiher (Atum, Ra,
Osiris) und der Pavian (Thot). Sie
sind als göttliche Wesen zumeist
an ihrem vereinzelten Auftreten,
entsprechenden Attributen und an
dem szenischen Umfeld erkennbar.
Auch tiergestaltige Embleme bzw.
Schriftzeichen können in dieser Kultur in Zusammenhang mit Wasserfahrzeugen erscheinen.71 In beiden
Kulturkreisen ist angesichts des Vorkommens von anthropomorphen oder
auch zoomorphen Statuen in bildlichen Szenen überdies die Möglichkeit
zu berücksichtigen, daß auf Schiffen
24
SKYLLIS – Zeitschrift für Unterwasserarchäologie · 2. Jahrgang 1999 · Heft 1
befindliche Tiere auch Wiedergaben
von Statuen sein können, wie etwa
die erwähnten Rinder auf den vorderasiatischen Siegeln.
Bezüglich der Transporte kann
zusammenfassend festgestellt werden, daß das Spektrum der eingesetzten Beförderungsmittel von eigens konstruierten oder nachträglich umgerüsteten Fahrzeugen bis
zu Schwimmhilfen reicht. Im Falle
der überlieferten Fahrzeug-Termini
ist bei dem derzeitigen Forschungsstand oft nicht zu klären, ob damit
entweder ein lediglich so genutztes
oder ein mit einer speziellen Ausstattung versehenes oder primär für
den entsprechenden Zweck entworfenes Fahrzeug gemeint ist.
Abschließend ist zu bemerken, daß
das Quellenmaterial, das hier nur
in knapper und selektiver Form vorgestellt werden konnte, von einer
beträchtlichen kulturellen Bandbreite ist. Tiertransporte fanden zu den
verschiedensten Anlässen statt, so
bei Militäraktionen, in der Landwirtschaft, bei Bestattungen, im
Kult, für öffentliche Schauveranstaltungen und private Vergnügungen,
im Rahmen von Tributlieferungen,
zu Handelszwecken u.a. mehr. Von
daher können Beiträge zu diesem
Thema auch in anderen Bereichen
der Altertumsforschung und nicht
zuletzt in der Wrackforschung zu einem neuen Kenntnisstand verhelfen.
Zusammenfassung
Der Beitrag behandelt die mithilfe
von Wasserfahrzeugen durchgeführten Transporte von Großtieren im
antiken Vorderasien und Nordafrika. Für die Verschiffung von Pferden, Rindern, Hirschen, Kamelen
und Elefanten liegen z.T. bereits
aus dem 3. und 2. Jt. v. Chr. Nachweise vor. Neben den archäologischen
und philologischen Zeugnissen umfaßt das Quellenmaterial auch Knochenfunde aus Wracks und Landgrabungen. Außerdem wurden neuzeitliche Reiseberichte und völkerkundliche Studien ausgewertet.
Thielmann, Streifzüge im Kaukasus,
in Persien und in der asiatischen Türkei (Leipzig 1875) 357f.; H. Ritter, Arabische Flußfahrzeuge auf Euphrat und
Tigris (Mesopotamische Studien I) in:
Der Islam. Zeitschrift für Geschichte
und Kultur des islamischen Orients IX
(1919) 139f. mit Abb. 23 - 27; W. König, Neun Jahre Irak (Brünn/München/
Wien 1940) 87; T. Ashkenazi, Native
River Boats in Iraq in: Ethnos XXII
(1957) 51 Abb. 1, 54f.; de Graeve, op.
cit. 85 - 87 u. Abb. 111f.; G. Koch, Boote aus aller Welt (Berlin 1984) 107 109; B. Spranz (Hrsg.), Boote. Technik und Symbolik. Die Schiffahrt in
außereuropäischen Kulturen (Ausstellungs-Katalog Freiburg i. Br. 1984) 7,
10, 25.
Summary
The paper deals with waterborne
transport of big animals in the Near
East and North Africa. The shipment of horses, cattle, deer, camels
and elephants is attested already in
the 3rd and 2nd millennium. Besides
archaeological and written sources
bones found in wrecks and land excavations bear evidence. Furthermore
the author evaluates reports of modern travellers and ethnological studies.
8
de Graeve, op. cit. 47f. Nr. 49 mit Abb.,
48 Nr. 50 mit Abb., 50 Nr. 54 mit Abb.,
82 - 85; Trebitsch, op. cit. 171 - 175;
moderne Fahrzeuge bei: A. H. Layard,
Auf der Suche nach Ninive, hrsg. von
B. Hrouda (München 1975) 286f.; von
Thielmann, op. cit. 345ff.; Ritter, op.
cit. 141 - 143 Abb. 36; König, op. cit.
89; Ashkenazi, op. cit. 56; de Graeve,
op. cit. Abb. 109; Koch, op. cit. 109;
Spranz, op. cit. 6, 9, 25.
9
Die runde Bootsform ist bei der älteren, noch nicht so stark abstrahierten
Variante des Zeichens besser zu erkennen; Y. Rosengarten, Répertoire commenté des signes présargoniques sumériens de Lagaš (Paris 1967) 59 Nr.
330.
Anmerkungen
1
2
3
Zum Fanggewerbe und der Nutzung
von Tieren an Bord befindet sich eine
Studie der Autorin in Arbeit; erschienen ist bereits ein Abschnitt zur
Wanderimkerei mit Booten, s. K. Hornig, Nutzungsweisen von Wasserfahrzeugen im antiken Wirtschaftswesen
in: Rundbrief. Deutsche Gesellschaft
zur Förderung der Unterwasserarchäologie e. V. Nr. 12, 7. Jahrgang (1997)
25.
Es sei an dieser Stelle meinem Lehrer
Prof. Dr. M. A. Brandes (Freiburg)
herzlich gedankt, der mir den mesopotamischen Kulturkreis nahebrachte
und für Korrekturen und Auskünfte
zur Verfügung stand; Frau K. Schmidt
(Freiburg) half freundlicherweise bei
sumerologischen Fachfragen.
Der Beitrag erscheint unter dem Titel
»Großtiertransporte nach und innerhalb Europas in der Antike — methodische Probleme, Fallbeispiele und
kulturelle Rezeption« in: Veränderungen europäischer Lebenskultur durch
innereuropäischen Fluß- und Seehandel, Internationaler Kongreß für Unterwasserarchäologie (IKUWA) in Sassnitz 1999.
4
Cassius Dio, Römische Geschichte
LXXV, 14, 3 und LXXVII, 6, 2
(Kapitelzählung bei E. Cary, Dio’s Roman History (London 1961) LXXVI, 14,
3 und LXXVIII, 6, 2).
5
K. Hornig, Das Zebra in den prähistorischen und antiken Kulturen des Mittelmeerraums in: D. Büchner (Hrsg.),
Studien in memoriam Wilhelm Schüle
(Freiburg i. Br. 2000) (im Druck). Dort
ausführlicher unter Abschnitt »E« zu
dieser Quelle.
6
J. Clabby, Naturgeschichte des Pferdes
(Heidenheim a. d. B. 1978) 53; J. Clutton-Brock, Horse Power (Cambridge,
Mass. 1992) 29 Abb. 2, 18. 34. 40.
7
M.-C. de Graeve, The Ships of the Ancient Near East (Leuven 1981) 39 Nr.
36 mit Abb., 43 Nr. 40 mit Abb., 48 Nr.
50 mit Abb., 50 Nr. 55 mit Abb., 85 89 u. Abb. 110; R. Trebitsch, Fellboote
und Schwimmsäcke in: Archiv für Anthropologie, Neue Folge XI (1912) 171
- 174; moderne Fahrzeuge bei: M. von
10 Das Rundboot ist in seiner heute gebräuchlichen Form nicht mit Leder bespannt, sondern mit Bitumen abgedichtet. Es wurde bereits festgestellt,
daß bei Herodot möglicherweise eine
Verwechslung mit dem Kelek vorliegt,
de Graeve, op. cit. 87.
11 Übersetzung zitiert nach der zweisprachigen Ausgabe von J. Feix, Herodot
Historien I (München, 3. Auflage 1980)
179, 181.
12 Zitiert nach Layard, op. cit. 287.
13 K. Watrin, Funde bei Abydos: Neues
vom altägyptischen Leben auf dem
Lande in: Antike Welt (1990) 191; J.
Boessneck - A. von den Driesch, Tell elDab’a VII (Wien 1992) 24f. 45; Benecke, op. cit. 296ff.
14 El-Kab, Grab des Paheri: U. Hofmann,
Fuhrwesen und Pferdehaltung im Alten Ägypten (Bonn 1989) 183 Abb. 16,
288, 370f., 459 Taf. 68; Farb-Abb. der
Wandpartie bei L. Casson, Reisen in
der Alten Welt (München 1976) 104f.
Taf. 2.
15 Theben-West, Kurnet Murai, Grab Nr.
40: Hofmann, op. cit. 371f., 462 Taf. 71;
B. Landström, Die Schiffe der Pharaonen (Gütersloh 1974) 106 Abb. 329f.
16 F. Kampp - K. J. Seyfried, Eine Rückkehr nach Theben. Das Grab des Paren-nefer, Hoherpriester zur Zeit Tutanchamuns in: Antike Welt (1995)
339f. Abb. 29.
17 Hofmann, op. cit. 142 - 147.
18 Theben-West, Schech Abd el-Kurna,
Grab Nr. 57: Hofmann, op. cit. 371, 461
SKYLLIS – Zeitschrift
Großtiertransporte
zu Wasser
für Unterwasserarchäologie
im antiken Vorderasien· und
2. Jahrgang
Nordafrika1999 · Heft 1
Taf. 70.
19 Theben-West, El-Chocha, Grab Nr.
162: Hofmann, op. cit. 371, 460 Taf.
69.
20 London, British Museum, Inv.-Nr.
124541, 124543, 124545: de Graeve,
op. cit. 39f. Nr. 36 - 38 mit Abb.
21 Als Zeichnung vorhanden: de Graeve
op. cit. 49f. Nr. 53 mit Abb.
22 Weitere Belege bei H. G. Liddell - R.
Scott, A Greek-English Dictionary (Oxford, revidierte Auflage 1996) 833 s.v.
hippagogos und hippegos; F. Montanari, Vocabolario della lingua greca (Turin 1997) 949 s.v. hippagogos, 950 s.v.
hippegos.
23 Entgegen H. D. L. Viereck, Die römische Flotte. Classis Romana (Herford
1975) 85, der die Erfindung den Römern zuschreibt.
24 H. T. Wallinga, Polycrates and Egypt:
The Testimony of the SAMAINA in:
H. Sancisi-Weerdenburg - A. Kuhrt
(Hrsg.), Asia Minor and Egypt: Old
Cultures in a New Empire, Achaemenid History VI (Leiden 1991) 179 197.
25 A. J. Parker, Ancient Shipwrecks of
the Mediterranean & the Roman Provinces (Oxford 1992) 263f. Nr. 661.
26 Die Knochen wurden bei einer späteren Untersuchung nicht wiedergefunden, Parker, op. cit. 262 Nr. 659; die
einwandfreie Bestimmmung aller Reste als Equus caballus ist daher nicht
möglich.
27 Parker, op. cit. 398f. Nr. 1070; G. F.
Bass, Shipwrecks in the Bodrum Museum of Underwater Archaeology (Ankara 1996) 39 - 53.
28 Parker, op. cit. 399.
29 Parker, op. cit. 95 Nr. 165.
30 W. Guglielmi, Rede, Rufe und Lieder
auf altägyptischen Darstellungen der
Landwirtschaft, Viehzucht, des Fischund Vogelfangs vom Mittleren Reich
bis zur Spätzeit (Bonn 1973) 4 Anm.
1f. (Forschungsbeiträge zu den Belegen aus dem Alten Reich) 100ff. (zum
Viehtrieb).
31 Boessneck, op. cit. 68f.
32 Stellvertretend für zahlreiche, z.T.
noch in situ vorhandene Bildzeugnisse seien einige Einzelstücke bemalter
Kalksteinreliefs aufgeführt, die sich
heute in Museen befinden:
1.) Relief aus der Mastaba des Kaemrehu in Memphis, Mitte des 3. Jts.
v. Chr. in Kopenhagen, Ny Carlsberg
Glyptotek, Inv.-Nr. nicht angegeben:
O. Koefoed-Petersen, Egyptian Sculpture in the Ny Carlsberg Glyptotek
(Kopenhagen 1962) 13f. Taf. 11 —
2.) Relief aus einem Beamtengrab in
Gisa, 5. Dynastie (2500 - 2350 v. Chr.)
in Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung, Inv.-Nr.
Aeg. 751: Ägyptische Altertümer der
Skulpturensammlung, (AusstellungsKatalog Dresden 1993) 14 mit Abb. —
3.) Relief vielleicht aus Sakkara, 6. Dynastie (2318/2348 - 2168/2198 v. Chr.),
in Amsterdam, Allard-Pierson-Museum, Inv.-Nr. B 12976: F. W. von Bissing, Reliefs des Alten und Mittleren
Reichs aus Sammlung von Bissing im
Museum Scheurleer I in: Bulletin antieke beschaving. Annual Papers of
Classical Archaeology IX (1934) 1 - 3
mit Abb. 1 — 4.) Relief aus einem Grab
in Sakkara, 5. Dynastie (2500 - 2350
v. Chr.) in Kairo, Ägyptisches Museum, Inv.-Nr. 1555: 5000 Jahre Ägyptische Kunst (Ausstellungs-Katalog Essen 1961) 88 Nr. 47 mit Abb.
33 N. Dürring, Materialien zum Schiffbau im Alten Ägypten (Berlin 1995) 30
(Typ P 3), 39 Abb. 24 a.
34 Guglielmi, op. cit. 102.
35 Guglielmi, op. cit. 103f. Nr. 1, 113f. Nr.
17, vgl. auch 107f. Nr. 8.
36 Spranz, op. cit. 195.
37 So u.a. R. Engelmayer, Die Felsgravierungen im Distrikt Sayala-Nubien I,
Die Schiffsdarstellungen, Österreichische Akademie der Wissenschaften,
Philosophisch-historische Klasse Bd.
XC (Wien 1965) 18 Nr. 13d Taf. VI/7,
29 Nr. 58d Taf. XVI/5 u. XLVI/2, 56
Nr. 6a Taf. XLII/2; zur Chronologie
der Schiffstypen auf Felsbildern vgl.
P. Cervicek, Felsbilder des Nord-Etbai, Oberägyptens und Unternubiens
(Wiesbaden 1974) 98 - 138.
38 So z. B. bei Landström, op. cit. 56 Abb.
164 (Altes Reich), 134 Abb. 390 (Neues
Reich).
39 D. Jones, A Glossary of Ancient Egyptian Nautical Titles and Terms (London/New York 1988) 139 Nr. 37 (mrw)
»type of boat for conveying cattle«, 143
Nr. 57 (hn-ih) »cattle ferry, kind of vessel for carrying cattle«; Dürring, op. cit.
140 (mrw; hn-jh; sk.tj-jhw) 142 (hn-jh);
R. Hannig - P. Vomberg, Wortschatz
der Pharaonen in Sachgruppen (Mainz
1999) 729 (mrw) »Rinderfähre«, 730
(hn-jh) »Rinderfähre«; Rinder wurden
auch auf anderen Fahrzeugarten mitgeführt vgl. Jones op. cit. 144 Nr. 62
(smh) »large boat for transporting cattle, canoe, divine bark«; Hannig - Vomberg 730 (smh) »Papyrusboot, Papyrusnachen, e. Schiff (a. für Viehtransport;
Götterboot)«.
40 A. Salonen, Die Wasserfahrzeuge in
Babylonien (Helsingfors 1939) 34; W.
H. Ph. Römer, Beiträge zum Lexikon
des Sumerischen (4). Termini für Schiffe und Schiffahrt, Schiffsteile und
Schiffszubehör - vor allem in sumerischen ‘literarischen’ Texten in: M. Dietrich - O. Loretz, Mesopotamica - Ugaritica - Biblica. Festschrift K. Bergerhof
(Neukirchen-Vluyn 1993) 365.
41 Urukzeitliches Siegel in Berlin, Vorderasiatisches Museum, Inv.-Nr. VA
11040: A. Moortgat, Vorderasiatische
Rollsiegel (Berlin 1940) 87 Nr. 30 Taf.
6,30; ein sehr ähnliches Stück aus
dem Kunsthandel: Christie, Manson
& Woods, Catalogue of Primitive Art
and Ethnographica, London Tuesday,
3rd April (1973) 54 Nr. 222; die hiesige Deutung u.a. entgegen Benecke, op.
cit. 268 Abb. 150.
42 Parker, op. cit. 151f. Nr. 329.
25
43 Parker, op. cit. 157f. Nr. 347.
44 Vgl. die Neufunde bei Boessneck - von
den Driesch, op. cit. 34.
45 P. Ducos, Le Daim à Chypre aux
époques préhistoriques in: Report of
the Department of Antiquities, Cyprus
1965, 1 - 8 Taf. 1; P. Halstead, A
Preliminary Report on the Faunal Remains from Late Bronze Age Kouklia,
Paphos in: Report of the Department
of Antiquities, Cyprus 1977, 267.
46 Parker, op. cit. 263 Nr. 661.
47 K. Gröning, Der Elefant in Natur und
Kulturgeschichte (Köln 1998) 462 465.
48 Funde von Elefantenknochen sind aus
dem nordmesopotamischen bzw. syrischen Raum und der Susa-Ebene bekannt: R. D. Barnett, Ancient Ivories
in the Middle East, Qedem XIV (Jerusalem 1982) 6 (dort mit Literatur
aufgeführt die Fundorte Nuzi, Alalach/
Atchana, Chagar Bazar, Haft Tepe,
Ras Shamra, Zincirli); S. Bökönyi, Kamid el-Loz XII. Tierhaltung und Jagd.
Tierknochenfunde der Ausgrabungen
1964 bis 1981 (Bonn 1990) 71f. (dort
mit Literatur aufgeführt die Fundorte
Arslantepe, Minet el-Beidha, Alalach/
Atchana, Zincirli, Tell Munbaqa, elQitar, Amuq); A. von den Driesch,
Faunenhistorische Untersuchungen
am prähistorischen Tierknochenmaterial vom Sirkeli Höyük, Adana/
Türkei in: Istanbuler Mitteilungen XLVI (1996) 34f.
49 Hierzu ausführlicher in dem hier unter
Anm. 3 zitierten Kongress-Beitrag.
50 Der Fund ist allerdings nicht stratifiziert: O. Reuther, Die Innenstadt
von Babylon (Merkes), Ausgrabungen
der Deutschen Orient-Gesellschaft III
(Berlin 1926, Nachdruck 1968) 10 mit
Abb. 4; R. Koldewey, Das wieder erstehende Babylon (München 1990) 262;
bei Gröning, op. cit. 112 nicht erwähnt.
51 Barnett, op. cit. 6; B. Brentjes, Der Elefant im Alten Orient in: Klio XXXIX
(1961) 19 Abb. 2 (Photo auf dem Kopf
stehend, vgl. die Umzeichnung bei B.
Brentjes, Die Haustierwerdung im Orient, Wittenberg 1965, 59 Abb. 57).
52 Wildgehege existierten seit dem 3. Jt.
v. Chr.: B. Landsberger, Die Fauna des
alten Mesopotamien nach der 14. Tafel der Serie HAR-RA = Hubullu (Leipzig 1934) 91.
53 am-si-gin7 má-su-a e11-dè-dè im-dudè-en, E. I. Gordon, Sumerian Animal
Proverbs and Fables: »Collection Five«
in: Journal of Cuneiform Studies XII
(1958) 5. 11 Nr. 5, 2; W. Heimpel, Tierbilder in der sumerischen Literatur in:
Studia Pohl II (Rom 1968) 73f.; S. N.
Kramer, Sumerian Similes in: Journal of the American Oriental Society
LXXXIX (1969) 6; die oben angeführte
Lesung der Zeichen nach Römer, op.
cit. 370; die Bedeutung von am-si (Elefant) ist nicht gänzlich gesichert, wird
jedoch weitgehend akzeptiert: Akkadisches Handwörterbuch II (1972) 807
s.v. piru; A. Salonen, Jagd und Jagdtiere im alten Mesopotamien (Helsin-
26
SKYLLIS – Zeitschrift für Unterwasserarchäologie · 2. Jahrgang 1999 · Heft 1
ki 1976) 175 s.v. am-si; zu má-su-a
(sinkendes oder tiefgehendes Wasserfahrzeug) vgl. auch A. Salonen, Die
Wasserfahrzeuge in Babylonien (Helsingfors 1939) 48 - 50.
54 H. H. Scullard, The Elefant in the
Greek and Roman World (London 1974)
Taf. 3 a.
55 S. Lienhard, Die Abenteuer des Kaufmanns Simhala. Eine nepalesische Bilderrolle aus der Sammlung des Museums für Indische Kunst Berlin (Berlin 1985) 15ff. (zur Verbreitung und zu
den Versionen der Geschichte).
56 Lienhard, op. cit. 4, 217f.
57 D. Schlingloff, Indische Seefahrt in römischer Zeit in: H. Müller-Karpe, Zur
geschichtlichen Bedeutung der frühen
Seefahrt (München 1982) 59 Abb. 6.
58 Hierzu ausführlicher in dem hier unter
Anm. 3 zitierten Kongress-Beitrag.
59 Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, Supplement 4 (1916) Nr. 24512;
Übersetzung bei J. Garbsch, Mann und
Roß und Wagen (Ausstellungs-Katalog
München 1986) 84.
60 J. L. Burckhardt, Entdeckungen in Nubien 1813 - 1814, hrsg. von H. Arndt
(Tübingen 1981) 102. 131.
61 Ashkenazi, op. cit. 55.
62 L. Keimer, Altägyptische, griechischrömische und byzantinisch-koptische
Darstellungen des syrischen Bären in:
Archiv für Orientforschung XVII (1954
- 1956) 336 - 346; Lexikon der Ägyptologie I (1975) 600f. s.v. Bär (Helck);
Boessneck, op. cit. 53.
63 Berlin, Ägyptisches Museum, Inv.-Nr.
21831: K.-H. Priese, Ägyptisches Museum. Staatliche Museen zu Berlin.
Stiftung Preussischer Kulturbesitz
(Mainz 1991) 38f. Nr. 24 mit Farb-Abb.;
P. F. Houlihan, The Animal World of
the Pharaos (London 1996) 196 Abb.
133; vgl. auch eine Schminkpalette
aus Stein in Form eines Bären, als
Leihgabe aus Privatbesitz in Basel,
Antikenmuseum: A. Wiese, Ägyptische
Kunst im Antikenmuseum Basel und
Sammlung Ludwig (Basel 1998) 22 Nr.
21.
64 Theben-West, Schech Abd el-Kurna,
Grab Nr. 100: Farb-Abb. der Szene bei
Bass, Taucher 34 Abb. 28; S. HodelHoenes, Leben und Tod im Alten Ägypten (Darmstadt 1991) 132 Abb. 57 (zum
Grab des Rechmire 123ff.); Houlihan,
op. cit. 100 Taf. 15.
65 G. Walser, Die Völkerschaften auf den
Reliefs von Persepolis (Berlin 1966)
101f.; R. Valdez - H. G. Tuck jr., On the
Identification of the Animals Accompanying the »Ethiopian« Delegation in
the Bas-Reliefs of the Apadana at Persepolis in: Iran XVIII (1980) 156f. 170
Taf. 1; Farb-Abb. des Reliefs bei W.
Hinz, Darius und die Perser I (BadenBaden 1976) 84; zu möglichen weiteren Okapi-Darstellungen vgl. in dem
hier unter Anmerkung Nr. 5 zitierten
Beitrag die Anm. 10.
66 Lexikon der Ägyptologie V (1977) 600
s. v. Giraffe (Brunnner-Traut).
67 J. Boessneck - A. von den Driesch, Studien an subfossilen Tierknochen aus
Ägypten (Berlin 1982) 138f.
68 Lexikon der Ägyptologie II (1977) s.v.
Zoologischer Garten (Pitsch) 1421f.
69 London, British Museum, Inv.-Nr.
118885: J. Börker-Klähn, Altvorderasiatische Bildstelen und vergleichbare Felsreliefs, Baghdader Forschungen
IV (Mainz 1982) 190f Nr. 152 mit Abb.
70 M. Koch, Tarschisch und Hispanien,
Madrider Forschungen Bd. XIV (Berlin 1984); zur Identifizierung von Tarschisch als eines Ortes im westlichen
Mittelmeer zuletzt H.-J. Fabry - H.
Ringgren (Hrsg.), Theologisches Wör-
terbuch zum Alten Testament VIII
(Stuttgart/Berlin/Köln 1995) 778f.
71 Vgl. u. a. ein Felsbild aus dem SayalaDistrikt in Nubien, das einen unverhältnismäßig großen Widder in einem
Ruderfahrzeug zeigt. Dieser ist auf einer eigenen Standleiste plaziert und
damit als Emblem des Gottes Chnum
erkennbar: Engelmayer, op. cit. 37 Nr.
1.I.c, 72, Taf. XXV/1b u. LXII/2.
Abbildungsnachweis
Abb. 1: U. Hofmann, Fuhrwesen
und Pferdehaltung im Alten Ägypten (Bonn 1989) Taf. 71.
Abb. 2: M.-C. de Graeve, The Ships
of the Ancient Near East (Leuven
1981) Taf. XXI.
Abb. 3: H. Müller-Karpe, Handbuch der Vorgeschichte III,3 (München 1974) Taf. 67, 7.
Abb. 4: D. Schlingloff, Indische Seefahrt in römischer Zeit in: H. Müller-Karpe, Zur geschichtlichen Bedeutung der frühen Seefahrt (München 1982) 59 Abb. 6.
Anschrift der Verfasserin
Karin Hornig
Wasserstraße 4
D - 79098 Freiburg
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