E3a

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Fakultät für Physik und Geowissenschaften
Physikalisches Grundpraktikum
E 3a „Messungen mit dem Oszilloskop“
Aufgaben
1. Charakterisieren Sie die an den Ausgängen einer Generatorbox anliegenden Spannungen bezüglich
Signalform, Frequenz (Periodendauer) und Spitzenwert Uss mithilfe des Oszilloskops. Berechnen Sie
die Effektivwerte Ueff und vergleichen Sie diese Werte mit den Messwerten eines Digitalmultimeters.
Überprüfen Sie mithilfe der Frequenz eines Funktionsgenerators (gemessen mit dem Digitalzähler)
die Zeitbasis, welche zur Bestimmung der Frequenz der sinusförmigen Spannung verwendet wird.
Ermitteln Sie ggf. einen korrigierten Wert der Zeitbasis.
2. Bestimmen Sie die Frequenz einer sinusförmigen Spannung durch die Erzeugung von LissajousFiguren aus dem Vergleich dieser mit der Sinusspannung bekannter Frequenz eines
Funktionsgenerators. Wählen Sie dazu mindestens fünf verschiedene Frequenzverhältnisse aus.
Geben Sie den Mittelwert der zu bestimmenden Frequenz an.
3. Messen Sie mit dem Oszilloskop das Ausschaltverhalten einer Widerstand-Kondensator-Schaltung
unter Verwendung von Rechteckimpulsen. Bestimmen Sie die Zeitkonstante für drei
Widerstandswerte. Vergleichen Sie experimentelle mit theoretisch berechneten Werten.
4. Für eine Reihenschaltung bestehend aus einem Kondensator mit der Kapazität C und einem
Widerstand R ist mit einem Zweikanal-Oszilloskop bei zwei verschiedenen Frequenzen der
Scheinwiderstand (Impedanz) experimentell zu ermitteln und mit dem berechneten Wert zu
vergleichen.
Literatur
Physikalisches Praktikum, 13. Auflage, Hrsg. W. Schenk, F. Kremer, Elektrizitätslehre, 3.0, 3.1
Gerthsen Physik, D. Meschede, 22. Auflage, 8.2.1, 8.2.3
H. Carter, Kleine Oszilloskoplehre
Java-Applet
http://www.phy.ntnu.edu.tw/~hwang/oscilloscope/oscilloscope.html
http://lectureonline.cl.msu.edu/~mmp/kap23/Oscilloscope/app.htm
Geräte und Zubehör
Oszilloskop, Funktionsgenerator, Digitalmultimeter, Generatorbox, Labornetzgerät, Digitalzähler,
Widerstand, Kondensator
1
Schwerpunkte zur Vorbereitung
-
Aufbau und Funktionsprinzip einer Elektronenstrahlröhre, Funktionseinheiten eines
Oszilloskops
Zeitablenkung, Triggereinheit
Bewegung geladener Teilchen unter dem Einfluss eines elektrischen bzw. magnetischen
Feldes
Spannungs-, Strom- und Periodendauermessung mit einem Oszilloskop
Effektivwerte von Strom und Spannung (Sinus-, Rechteck- und Dreieckspannung)
Frequenzmessungen unter Verwendung von Phasenbeziehungen (Lissajous-Figuren)
Widerstand-Kondensator-Schaltung (RC-Schaltung), Ladungsvorgänge am Kondensator
(Zeitkonstante, Differentialgleichung)
Kirchhoffsche Regeln
Wechselstromwiderstand (Kapazität C, Reihenschaltung aus R und C)
Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom bei einer RC-Schaltung
Bemerkungen
Oszilloskop
Machen Sie sich zu Beginn des Versuches mit einigen Grundeigenschaften des Zweikanal-Oszilloskops
vertraut: Horizontal- und Vertikal-Ablenkung, AC- und DC-Betrieb, Triggerung (Level, Flankenrichtung
+/-), Dual- und Chopper-Mode für Zweikanalbetrieb, XY-Betrieb.
Periodische Spannungen
Zur Charakterisierung von periodischen Spannungen (Abb. 1) ohne Gleichspannungsanteil wie Sinus-,
Dreieck- und Rechteckspannungen dienen die Kennwerte Periodendauer T, Frequenz f = 1/T,
Scheitelwert Û , Spitze-Spitze-Wert Uss = 2 Û und Effektivwert Ueff. Der Effektivwert entspricht der
Größe einer Gleichspannung, die an einem gegebenen Widerstand die gleiche elektrische Leistung
hervorruft wie diese Wechselspannung und kann wie folgt berechnet werden:
T
Ueff   U²  
1
U(t )²dt
T0

Dadurch ergeben sich für die in Abb. 1 dargestellten Spannungsverläufe verschiedene Effektivwerte.
Abb. 1
Sinus-Wechselspannung
Ueff  Uˆ / 2  Uss / 2 2


Dreieck-Wechselspannung
Ueff  Uˆ / 3  Uss / 2 3

2

Rechteck-Wechselspannung
Ueff  Uˆ  Uss / 2
Lissajous-Figuren
Bei der Arbeit mit dem Oszilloskop erhält man Lissajous-Figuren, indem man jeweils an den x- und yEingang eine Wechselspannung anlegt. Stehen die Frequenzen dieser Spannungen in einem
rationalen Verhältnis zueinander, so entstehen klare stehende Figuren; unterscheidet sich das
Frequenzverhältnis jedoch minimal von einer rationalen Zahl, so bewegen sich diese Figuren. Auf
diese Weise ist es möglich, minimale Frequenzunterschiede sicht- und messbar zu machen.
Unbekannte Frequenzen können bestimmt werden, indem man diese an den einen Kanal des
Oszilloskops anlegt und mit einer an dem anderen Kanal angelegten regelbaren Frequenz
(Funktionsgenerator) überlagert. Stellt man diese nun so ein, dass Lissajous-Figuren entstehen, so
kann man aus diesen, wie in Abb. 2 dargestellt, das Verhältnis aus bekannter und unbekannter
Spannung ablesen
Abb. 2
Frequenzvergleich anhand von
Lissajous-Figuren (Frequenz-verhältnis fy/fx)
a) fy/fx = 1:1
b) fy/fx = 2:1
c) fy/fx = 3:1
d) fy/fx = 1:3
e) fy/fx = 3:2
f) fy/fx = 5:2
Lade- und Entladevorgänge eines Kondensators
An eine Reihenschaltung bestehend aus einem Kondensator der Kapazität C und einem Widerstand R
wird zum Zeitpunkt t  0 eine Rechteckspannung angelegt, es fließt ein Strom I(t ) der den
Kondensator auflädt. Die Spannung UC (t ) , die am Kondensator gemessen wird, ist anfangs Null und
steigt dann bis zum Maximalwert U0 . Nach dem zweiten Kirchhoffschen Satz ist die Summe aus den
Spannungen, die am Kondensator ( Uc  Q / C ) und am Widerstand ( UR  RI ) anliegen, gleich der
Quellenspannung U0 . Für den Strom gilt I  dQ / dt , außerdem ist Q  C UC . Es folgt eine lineare
Differentialgleichung erster Ordnung:
dUC
1

(UC  U0 )
dt
RC
Diese soll durch Trennung der Variablen gelöst werden, wodurch man folgendes Gesetz für die
Spannung am Kondensator erhält.

 t 
UC (t )  U0 1  exp  


 RC  
3
Beim Entladevorgang verfährt man analog und erhält unter Beachtung der veränderten
Anfangsbedingungen (Integrationsgrenzen) folgendes Gesetz
 t 
UC (t )  U0 exp  

 RC 
Die Relaxationszeit ist die Zeit, nach der bei exponentiell verlaufenden Abklingvorgängen die
betrachtete Größe auf den e-ten Teil (ca. 37%) der Differenz zwischen Anfangs- und Endwert
abgesunken ist. Sie charakterisiert, wie schnell sich ein System „erholt“. Beim Kondensator ist diese
beim Auf- sowie beim Entladen wie folgt definiert
 RC  RC
Aus praktischen Gründen ist es einfacher, die Halbwertszeit  1/2 zu ermitteln und daraus über die
Relation  RC   1/2 /ln(2) die Relaxationszeit zu bestimmen.
Theoretisch benötigt der Kondensator zum Auf- bzw. Entladen unendlich viel Zeit. Eine gute
Genauigkeit erhält man trotzdem unter Beachtung, dass die Periodendauer der Rechtecksspannung
groß ist gegenüber der Zeitkonstante. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, dann startet die Aufladung
mit der Spannung Umin  0 und erreicht nur die Spannung Umax  U0 , das Oszilloskopbild ist also nur
ein Ausschnitt aus den Zeitfunktions-Kurven UC (t ) . Dieser Sachverhalt ist in Abb. 3 dargestellt.
Abb. 3 Spannungsverlauf eines Kondensators beim unvollständigen Auf- und Endladevorgang
Bestimmung der Zeitkonstanten mithilfe des Oszilloskops
Zur oszilloskopischen Bestimmung der Zeitkonstanten RC einer RC-Schaltung ist die erforderliche
Schaltung, wie in Abb. 4 dargestellt, aufzubauen. Am Funktionsgenerator wird eine
Rechteckspannung mit ca. 100 Hz eingestellt. Mit dem Amplitudenregler ist bei einer geeigneten YVerstärkung das Signal maximal auf dem Bildschirm darzustellen.
Um auf dem Schirm die Lade- und Entladungskurve zu beobachten, arbeitet man im
Zweikanalbetrieb (Dual und Add gedrückt).
Anschließend ermittelt man das Zeitintervall für 1/2. Zur Kontrolle ist der Wert fürRC zu berechnen.
4
Abb. 4
Messschaltung – Bestimmung der Zeitkonstanten einer RC-Schaltung
(RC-Reihenschaltung; Kondensator C = 0.47 µF; Dekadenwiderstand z. B. R = 3 k)
Da die Entladung des Kondensators nur bis Umin  0 betrachtet wird, ist auf die Bezugslinien (
U  Umax und U  0 ) zu achten. Dafür wird das Zweikanal-Oszilloskop ohne Eingangssignal
angeschlossen und kontrolliert, ob die beiden Nulllinien exakt übereinander geschrieben werden.
Außerdem ist darauf zu achten, dass beide Y-Verstärker mit Gleichspannungskopplung (DC) an die
Messschaltung angeschlossen sind.
Bestimmung von Scheinwiderständen
In einem Wechselstromkreis führen die Lade- und Entladevorgänge am Kondensator zu einem
Wechselstrom-Blindwiderstand (auch Reaktanz genannt)
ZC  1/  2π f C   1/  C 
wobei  = 2 f die Kreisfrequenz ist. Da für eine Spannung an einem Kondensator zunächst ein Strom
fließen muss, tritt das Spannungsmaximum der Kondensatorspannung später als das Strommaximum
auf, es kommt zu einer sogenannten Phasenverschiebung  = -90 o.
Abb. 5 Messschaltung – Bestimmung von Scheinwiderständen
Betrachtet man die Reihenschaltung eines Kondensators der Kapazität C mit einem Widerstand R
(Abb. 5), ergibt sich für diese Schaltung ein (Wechselstrom-) Scheinwiderstand (oder Impedanz)
5
ZRC  R2  ZC2  R2  1 /( C )2 .
Eine an die RC-Schaltung angelegte Wechselspannung U1(t) = Û 1 sin( t) erzeugt einen Strom I(t),
der mit einer Spannungsmessung U2(t) an dem Widerstand R bestimmt werden kann (Abb. 5), weil an
einem Widerstand der Zeitpunkt des Spannungsmaximums identisch mit dem des Strommaximums
ist, also keine Phasenverschiebung existiert. Aus dem Ohmschen Gesetz folgt:
I(t)  U2 (t)/ R  (Uˆ1 / ZRC )sin(t  )  Uˆ1 / R2  1/(C )2  sin(t  )


mit
tan   -1/(RC ) .
Bei dem hier aus der Reihenschaltung eines Kondensators mit einem Widerstand gebildeten
Scheinwiderstand tritt demzufolge beim Anlegen einer Wechselspannung eine Phasenverschiebung 
mit 0  -  90o zwischen Spannung und Strom auf.
Die Eigenschaften dieser Reihenschaltung werden mit der in Abb. 5 dargestellten Schaltung
ermittelt, wobei als Wechselspannungsquelle ein Funktionsgenerator (FG) und als
Spannungsmessgerät ein Zweikanal-Oszilloskop verwendet werden. Letzteres misst die
Quellenspannung des Funktionsgenerators und die Spannung an dem Widerstand R. Aus dem Bild
der gemessenen Spannungsverläufe können die Größe der Spitze-Spitze-Werte U1ss und U2ss sowie die
Zeitverschiebung t abgelesen werden. Hieraus ergibt sich der Scheinwiderstand
ZRC  Ueff / Ieff  R(U1ss / U2ss ) .
Es ist für die Frequenzen 100 Hz und 300 Hz die Impedanz der RC-Reihenschaltung (R = 3 k, C = 0.47
F) experimentell zu bestimmen und mit dem berechneten Wert der Impedanz bei bekannten
Werten für die Kapazität und für den Widerstand zu vergleichen.
Abb. 6 Verlauf zweier Sinusspannungen
6
Grundprinzipien eines Oszilloskops
Abbildung 7 zeigt das Blockdiagramm eines Oszilloskops. Die Elektronenröhre ist der zentrale
Baustein. Der von der Elektronenkanone ausgehende fokussierte Elektronenstrahl passiert zwei
Anordnungen von Ablenkplatten auf seinem Weg zum phosphoreszierenden Bildschirm. Der Schirm
sendet an den Punkten, an denen der Strahl aufschlägt, Licht aus. Die horizontalen und vertikalen
Spannungsverstärker legen Spannungen an die Ablenkplatten an, deren resultierendes elektrisches
Feld den Elektronenstrahl zu jedem Punkt des Bildschirms ablenken kann.
Auf diese Weise führt eine Sägezahnspannung (ux) zu einer horizontalen Ablenkung des
Leuchtpunkts, die sich mit konstanter Geschwindigkeit von links nach rechts über den Schirm
bewegt, so dass die horizontale Position proportional zum Zeitverlauf ist. Falls simultan ein
senkrechtes Spannungssignal, z.B. ein Sinussignal der Form uy=U0 sin(2t/T) angelegt wird, so wird
eine Sinusfunktion auf dem Bildschirm abgebildet.
Wenn jedoch die Sägezahn- und die Sinusspannung nicht synchron verlaufen, dann liegen
aufeinanderfolgende Bilder auf dem Schirm nicht übereinander. Um dieses Problem zu beheben,
wird die Sägezahnspannung durch einen Trigger ausgelöst. Wenn der Schalter zur Wahl der
Triggereinstellungen auf „internal“ steht, startet der Trigger, wie in Abbildung 8 gezeigt, bei einem
bestimmten Spannungswert und der entsprechenden Flanke. Das führt dazu, dass beide
Spannungssignale synchronisiert sind und das Bild auf dem Schirm stationär ist.
Abb. 7
a
b
c
d
e
f
g
Kathode
Wehnelt-Zylinder
Elektronenlinse
Anode
vertikale Ablenkplatten
horizontale Ablenkplatten
Leuchtschirm
Abb. 8
(a) Verlauf der Sägezahnspannung
(b) Verlauf Der Sinusspannung
Rot hervorgehoben ist der auf dem Schirm
geschriebene Teil der Sinusfunktion.
7
Die Ablenkempfindlichkeit s ist definiert als Verhältnis der Ablenkung des Elektronenstrahls b zur
angelegten Spannung Up :
Ll
b
s
 p .
Up 2 dUa
In dieser Gleichung bezeichnet L den Abstand zwischen der Mitte der Kondensatorplatten und dem
Bildschirm, lP die Länge der Kondensatorplatten, d den Abstand zwischen den Ablenkplatten und Ua
die Beschleunigungsspannung (Anodenspannung). Das Inverse der Ablenkempfindlichkeit s heißt
Ablenkkoeffizient a. Unter der Annahme, dass das elektrische Feld zwischen den Kondensatorplatten
homogen ist, d.h. Ep = Up / d , lässt sich obige Gleichung folgendermaßen herleiten:
Abb. 9 Ablenkung eines Elektrons im homogenen elektrischen Feld
z-Richtung : konstante Geschwindigkeit, z = voz t
2e
Ua
me
oz 
y-Richtung : konstante Beschleunigung, y = ay t2/2
ay 
e
Ep
me
Ortsgleichung:
y
eEp
2 me 
Ablenkwinkel (t) :
tan 
2
oz
z2 
Up
4Uad
z2
y
eEp

t
 oz me oz
Ablenkwinkel am Ende der Kondensatorplatten (t = lp/voz ): tan 
lp Up
2 d Ua
e Up lp L lp L Up
 l 

Ablenkung auf dem Bildschirm: b  yA   L  p  tan 
, mit yA = y(z = lp).
me d oz2 2 d Ua
 2
8
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