Liturgiekatechese „Gloria und Halleluja in der Fastenzeit“ 1. FaSo 2013 (17.2.2013), Guter Hirte Lilienthal, Sebastian Meyer Vorbemerkung „Liturgiekatechese“ Heute starten wir in unserer Gemeinde ein Experiment. „Liturgiekatechese“ heißt das Experiment. Was heißt das eigentlich, und warum machen wir das? Das Wort Liturgie kommt aus dem griechischen und bedeutet etwa „öffentlicher Dienst“. Es geht um unseren Dienst an Gott und Gottes Dienst an uns, und den begehen wir als Christen ganz offen, nicht hinter verschlossenen Türen, sondern jede und jeder darf kommen. Die Liturgie umfasst das gesamte gottesdienstliche Geschehen: Gebet, Lesung und Verkündigung, den Gesang, die Gestik, Bewegung und Gewänder, die liturgische Geräte und die vielen Symbole und Symbolhandlungen. Die Feier der Liturgie dient der Verehrung Gottes und zur Vertiefung unseres gemeinsamen, gemeindlichen Glaubens. Das Wort „Katechese“ kommt auch aus dem griechischen und bedeutet einfach „Unterricht“ oder „Unterweisung“. Wir unterrichten uns also über die Liturgie, über das was wir tun, wenn wir hier her kommen. Denn – es ist immer gut, wenn man weiß, was man tut und warum man es tut. Und auch die Kirche wünscht sich, dass wir alle, das Volk Gottes, wissen, was wir tun. So heißt es in einer Schrift des Konzils, der KONSTITUTION ÜBER DIE HEILIGE LITURGIE, mit ihrem lateinischen Namen „SACROSANCTUM CONCILIUM“ im Abschnitt 14 (SC.14): Die Mutter Kirche wünscht sehr, alle Gläubigen möchten zu der vollen, bewussten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, wie sie das Wesen der Liturgie selbst verlangt und zu der das christliche Volk [...] kraft der Taufe berechtigt und verpflichtet ist. Diesem Auftrag wollen wir ab heute an den Sonntagen der Fastenzeit und der Osterzeit in besonderer Weise nachkommen, immer vor dem Gottesdienst, immer um 11. Gloria und Halleluja – nichts für die Fastenzeit? Wenn ich hier stehe und etwas zum Thema Liturgie sagen darf, dann wundert es sicher niemanden, dass ich etwas zur Musik sage. Für die Musik in einem Gottesdienst gibt es viele Regeln. Welches Lied singt man an welcher Stelle in der Messe, in einer Wort-Gottes-Feier oder einem Stundengebet. Es gibt viele Möglichkeiten, in einer hl. Messe zu singen: Eingang, Kyrie, Gloria, Zwischengesang, Halleluja, Glaubensbekenntnis, Gabenbereitung, Sanctus, Agnus Dei, Kommunion, Danksagung und zum Auszug. Ein Teil dieser Regeln bezieht sich auch nur auf bestimmte Zeiten, die „geprägten Zeiten“ (Advent, Weihnachtszeit, Fastenzeit, Osterzeit). Da sind nämlich manche Dinge anders. Eine der geprägten Zeiten hat genau in der vergangenen Woche begonnen - am Aschermittwoch fing die österliche Bußzeit an, die Fastenzeit. Und in der Fastenzeit macht man manche Dinge anders. Aber warum? Schauen wir uns die Lieder doch mal an und fangen wir damit vorne an, mit dem Eingangslied. (z.B. GL 474: Nun jauchzt dem Herren alles Welt) • Die Gemeinde kommt zusammen, um Gott zu preisen, gemeinsam zu beten, einander zu stärken und, wenn wir eine heilige Messe feiern können, die Eucharistie zu feiern und die Kommunion zu empfangen. Das ist in der Fastenzeit genauso, wie in allen anderen Zeiten. (Ausnahme: Karfreitag) Dann kommt das Kyrie, auf deutsch „Herr, erbarme dich“. (z.B. GL 475) • Wir rufen Christus an, grüßen ihn als unseren Herrn. Auch das ist immer gültig. Direkt nach dem Kyrie kommt in der Messe das Gloria. (z.B. GL 476) Wisst Ihr was das heißt, „Gloria“? Das ist ein Zitat aus dem Evangelium, eine Stelle, die jeder kennt aus der Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums. Die Hirten werden geweckt von einem Engel und sind sehr erschrocken. Aber der Engel sagt „Fürchtet euch nicht“ und erzählt den Hirten, was da Wunderbares passiert ist. Und dann kommen plötzlich ganz viele Engel. In der Schrift heißt es: Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. auf Latein: Gloria in excelsis deo! Und so, wie dieser Ruf der Engel, dieser himmlische Jubelruf im Evangelium gemeint ist, so voller Freude, so sind auch die Glorialieder, voller Freude und häufig sehr prachtvoll. Der Organist zieht dann immer alle Register, es klingt sehr, sehr feierlich und man hat, noch mehr als sonst, Lust, aus vollem Herzen mitzusingen. Und in Messvertonungen der großen Komponisten, wie in der h-mollMesse von Bach oder der Missa Solemnis von Beethoven und vielen anderen, da geht es an dieser Stelle zum ersten Mal so richtig ab. Da zeigen die Komponisten, was sie können, da lassen sie Gottes Herrlichkeit auf Erden hörbar werden, und den Zuhörern läuft ein Schauer über den Rücken... Im Gloria singen wir davon, wie sich Himmel und Erde berühren. Die Menschen wenden sich Gott zu: Wir loben Dich, wir preisen Dich, wir beten Dich an, wir rühmen Dich und danken Dir, und Gott wendet sich den Menschen zu: Du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme Dich unser. Passt das in die Fastenzeit? Passt das in eine Zeit, in der wir mit Jesus 40 Tage in die Wüste gehen? Passt das zur Vorbereitung auf den Karfreitag, an dem wir Jesus Tod feiern? Nein, das passt nicht. In dieser Zeit nehmen wir uns zurück, verzichten auf Manches vertraute, wenden uns dem Wesentlichen zu... Und so wird das Gloria, das erste große Loblied in der heiligen Messe und der feierliche Höhepunkt einer Wort-Gottes-Feier, in der Fastenzeit nicht gesungen. Fällt einfach aus. Nach dem Kyrie, dem „Herr, erbarme dich“, kommt in der Messe sofort das Tagesgebet. Kein feierlicher erster Höhepunkt, sondern sofort die Kurve zum Wesentlichen, zu den Schriftlesungen, in denen ja auch Gott zu uns kommt. Fünf Schriftlesungen sind es, wenn man genau zählt, in einer Messe oder Wort-Gottes-Feier: • 1. Lesung - aus dem alten Testament • Zwischengesang - aus den Psalmen, in vielen Gemeinden als Gemeindegesang, bei uns meistens vom Kantor oder der Schola im Wechsel mit der Gemeinde. • 2. Lesung - aus dem neuen Testament • Ruf vor dem Evangelium – mit einer ganz kurzen Zeile aus der Schrift, gesungen vom Kantor oder dem Priester • Evangelium, eine Geschichte von Jesus. Und dieser Ruf vor dem Evangelium beginnt im dem großen Halleluja-Ruf. Was bedeutet das nun wieder? Halleluja, diesmal ein Hebräisches Wort, zusammengesetzt aus Hallel und Jah: • „Hallel“ bedeutet „lobt! preist! ruft aus!“ • Und „Jah“ ist die Kurzform des Gottesnamens „Jahwe“ • Halleluja: „Lobt Gott, preist seinen Namen und ruft ihn aus!“ Damit verehrt die ganze Gemeinde den im Evangelium gegenwärtigen Christus. Um unseren Respekt vor dem gegenwärtigen Jesus Christus zu zeigen, steht die Gemeinde hier auf. Eigentlich doch auch eine gute Sache, Gott zu loben, oder? Und doch machen wir es in der Fastenzeit anders. Ganz bewusst konzentrieren wir uns in dieser Zeit auf Jesus Christus, auf den Mensch gewordenen Gott... Und so rufen wir in dieser Zeit: • • • • • Lob sei dir, Christus Lob dir Christus, König und Erlöser Christus König, Christus Sieger, Christus Herr in Ewigkeit. Lob sei dir Herr, König der ewigen Herrlichkeit Jesus Christus ist der Herr , zur Ehre Gottes des Vaters Und zu diesen Versen gehören auch einfachere Melodien, nicht so prachtvolle, wie die HallelujaMelodien es oft sind. So konzentrieren uns an dieser Stelle im Gottesdienst in der Fastenzeit noch mehr als sonst auf den einen Jesus Christus, der das große Erlösungswerk für uns getan hat, der für uns den Tod besiegt hat und uns die Tür zum ewigen Leben ganz weit aufgestoßen hat. Und das tun wir in der Fastenzeit mit weniger Pracht als sonst, in Einfachheit und Schlichtheit, konzentrieren uns auf das Wichtige – und dürfen uns auch schon auf das Halleluja der Osternacht freuen, dass ganz gewiss kommt – denn sonst wären wir ja gar nicht hier. Überleitung zum Gottesdienst Nun freue ich mich, mit Euch zusammen diesen Gottesdienst zu feiern zu dürfen. Wir können es mit einer besonderen Aufmerksamkeit tun, diesmal für das Gloria und das Halleluja, die nicht gesungen werden – aber jetzt wissen wir alle, warum nicht...